Die Goldenen Werte und der Schatz der Piraten - Die 1. Insel

Die vorläufig "Goldenen Elefaffen"
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    Re: Die Goldenen Werte und der Schatz der Piraten - Die 1. Insel

    Vihea Laho - 10.02.2007, 18:21

    Die Goldenen Werte und der Schatz der Piraten - Die 1. Insel
    Die goldenen Werte und der Schatz der Piraten
    -
    Die erste Insel


    Curaicu Tribal und Zahrat Almasi befanden sich im Palast des Fürsten von Umbar. Man hielt sie nun für reiselustige Abenteurer und so kam es, dass der Fürst ihnen eine Legende erzählte, die sich im Laufe vieler Jahre entlang der Küste verbreitet hatte.
    Er zeigte ihnen eine Karte der Küstengewässer, auf denen mehrere Inseln verzeichnet waren und erzählte daraufhin folgende Geschichte:

    Einst gab es in diesen Gewässern einen hoch angesehenen, gleichzeitig jedoch gefürchteten Piratenclan. Ihre Flotte wuchs und wuchs, ebenso wie ihr Einfluss in den Städten dieser Küstenlinie. Ihre Heimat war die See, doch ihre eigentlichen Anlaufhäfen befanden sich nicht auf dem Festland, sondern es waren jene drei Inseln, die über die Jahre hin von den Piraten ausgekundschaftet worden waren, die sie zu ihren Ankerplätzen erklärten und die sie kannten wie niemand sonst. Auf Lyrium soll sich ihr Hauptsitz befunden haben, womöglich war es sogar die heutige Stadt Leuchtmark.
    Heute ist jener Piratenclan längst verschwunden; niemand weiß, wie es dazu kam, man spricht von einem großen Unglück in seinen innersten Kreisen, dass die Piraten plötzlich jeglichen Mutes und Einflusses beraubte. Doch ihre Legende überdauerte ihre eigene Existenz, denn es ist die Rede von drei Hinweisen, welche auf den Inseln vor dieser Küste liegen. – Drei Hinweise auf ihr Leben, ihren Untergang, vielleicht auch ihren heutigen Verbleib.

    Der Fürst erklärte auch, dass es eine weitere Geschichte gab, die von drei goldenen Werten der Piraten sprach: Treue, Ehre und Reichtum. Und ebenso keimte bei vielen, die den Legenden nachgingen, die Vermutung auf, jene Hinweise, die sich auf den Inseln befinden sollten, könnten mit eben diesen drei goldenen Werten zu tun haben.

    Zahrat und Curaicu beschlossen also, da keinerlei andere Pläne sie momentan davon abhielten, die Inseln und die Piratenlegende ein wenig genauer zu untersuchen. Mit einem Schiff von zur Zeit fairen Handel treibenden Piraten, dass am nächsten Morgen ablegen sollte um verschiedene Handelsfahrten entlang der Küste zu unternehmen, verließen sie Umbar und steuerten Sanlia, die nächstgelegene der drei Inseln an. Das Schiff war unterwegs nach Leuchtmark, um dort Waren zu verkaufen, musste vorher jedoch noch einen anderen kleinen Hafen anlaufen, um besagte Ware dort abzuholen. Auf dem Weg dorthin würden sie an Sanlia vorbeikommen und der Kapitän hatte sich freundlicher Weise bereit erklärt, die beiden Reisenden unterwegs dort abzusetzen und gegebenenfalls noch eine Weile zu warten. Sollten sie ihr Vorhaben nicht so schnell erledigen können, würde er sie bei der Rückfahrt von seinem kleinen Piratenhafen nach Leuchtmark wieder abholen.
    Bei einem Gespräch mit dem Kapitän, das sie kurz nach ihrem Ablegen führten, gab dieser ihnen zu verstehen, dass die Piraten Sanlia schon damals als verfluchtes Eiland mieden und dass heutige Seefahrer dieser Einschätzung folgten. Doch das Ziel stand für die beiden Abenteurer nun fest. Dann würden sie eben noch ein wenig vorsichtiger an die Sache herangehen müssen.
    Nach gut zwei Stunden auf See erreichten sie die seichten Gewässer, die die Insel umgaben. In einem Beiboot verließen Zahrat und Curaicu das Schiff und ruderten zum Strand.
    Dichter Urwald reichte auf dieser Seite der Insel an den hellen Sandstrand heran. Offenbar gab es keine Möglichkeit, ohne einen einigermaßen befestigten Weg in den Dschungel vorzuringen. Alles war vollkommen zugewuchert. Doch als sie sich nach rechts wandten, sahen sie die Steilklippen, die sich ein Stück weit entfernt am Ufer erhoben, als würden sie aus dem Urwald empor wachsen, und es schien, als könne man dort weiter entlang gehen. Also marschierten sie in diese Richtung.
    Und tatsächlich schlängelte sich ein schmaler Felspfad zwischen den senkrecht abfallenden, zum Teil schon überhängenden Klippen und dem mit der Flut langsam steigenden Wasser. In Anbetracht der Tatsache, dass das Wasser schon jetzt nur etwa eine halbe Armlänge unterhalb des Weges an die Felsen schlug, mussten sie davon ausgehen, dass beim höchsten Stand der Flut dieser Pfad schon unter Wasser liegen würde. Einige Algen- und Seetangreste bestätigten diese Vermutung.
    Die beiden Abenteurer kraxelten eine Weile recht geschickt am Rande der Klippen entlag, bis sie um eine Biegung kamen und urplötzlich vor einer weiten, zum Meer hin offenen Höhle standen. Der Pfad führte auf dieser Seite an der Wand entlang in die Höhle hinein, kam jedoch auf der anderen Seite nicht wieder heraus. Dort war nur die gerade, vom Wasser geschliffene und polierte Felswand, an der auch jetzt das Wasser entlang schwappte und etwa die Hälfte der Höhle überflutete. Der Boden musste zu der Seite hin sehr stark abfallen.
    Der Anblick, der einem an dieser Stelle jedoch den Atem raubte, was das große Wrack eines alten Segelschiffes, dass dort – noch halb in der Höhle, halb davor – im Wasser trieb. Es schaukelte hin und her, wobei das morsche Holz immer wieder leise knarrte und and den Felsen schabte. Der Wind ließ die verblichenen Stofffetzen, die einmal die Segel gewesen sein mussten, flattern, bevor er weiter durch die Höhle zog um gelegentlich ein leises Heulen von sich zu geben.
    Curaicu und Zahrat beschlossen, weiter in die Höhle hinein zu gehen, was sich jedoch als nicht allzu einfach erwies, da der Boden hier gefährlich nass und rutschig war. Offenbar stand er auch bei Flut des Öfteren unter Wasser und bekam in dieser schattigen und zugigen Ecke nicht viel Gelegenheit zum Trocknen. Als sie sich in der Höhle etwas genauer umsahen, entdeckten sie mit leichtem Erschrecken einen Knochenhaufen, der an der Wand zu ihrer Linken aufgeschichtet worden war. Davon abgesehen zog jedoch ein kleiner Tunnel ihre Aufmerksamkeit auf sich, der hinter ins Gestein hinein führte.
    Also entzündeten sie eine ihrer Fackeln um diesen düsteren Gang weiter auszukundschaften. Schon nach wenigen Schritten begann eine Treppe bergauf zu führen. An den Wänden waren metallene Halterungen angebracht, in denen großteils auch noch Fackeln steckten. Bei einer näheren Untersuchung, ob sie in jüngerer Vergangenheit noch verwendet worden waren, zerfielen sie jedoch schon bei der Berührung zu Staub. Damit konnte man die Idee, sie anstelle des eigenen Vorrats an Fackeln zu verwenden, auch gleich vergessen.
    Nach einer Weile erreichten sie vorerst das Ende der Treppe, das nur aus einer kleinen Plattform vor blankem Gestein bestand. Rechts schien die Treppe weiter zu gehen, doch schon nach drei Stufen war der Tunnel hier offenbar von Geröll verschüttet. Jegliches Drücken und Zerren an den herabgestürzten Felsen war erfolglos, es ließ sich nicht auch nur das kleinste Guckloch schaffen. Doch plötzlich bemerkten sie etwas eigenartiges an den drei Stufen, die zu der Geröllwand hinauf führten: Sie wirkten vollkommen unbenutzt! Mussten sie doch während ihres ganzen Aufstiegs über die Treppe bei jeder Stufe vorsichtig sein, da sie extrem abgenutzt und rutschig waren, so waren diese letzten drei Stufen nahezu unberührt – abgesehen von der dicken Schicht aus Gesteinsstaub, die sich in all den Jahren darauf gebildet hatte.
    Langsam keimte in den beiden der Verdacht auf, dass es von diesem Punkt an noch einen anderen Weg geben musste, als rechts die Treppe weiter hinauf. Einen geheimen Durchgang, den es nun zu öffnen galt. Die angesetzte Treppe diente vermutlich nur zur Ablenkung, um den Anschein zu erwecken, der Tunnel sei verschüttet und unbrauchbar, und so Fremde glauben zu lassen es gäbe hier nichts weiter zu finden. Also begannen sie alles um sich herum zu untersuchen. Zwei Fackelhalter brachen aus der Wand bei Curaicus Versuch, daran zu ziehen oder sie zu drehen. Schließlich aber entdeckte Zahrat eine eigenartige Erhöhung in der Wand. Sie beschlossen, es zu riskieren und darauf zu drücken.
    Es begann zu knirschen und sie hörten das Geräusch von aneinander reibendem Stein. Schnell drückten sie sich in die Nische vor dem Geröll, nachdem sie gemerkt hatten, dass sich dort nichts bewegte. Nur Augenblicke später brach neben ihnen ein riesiger Felsblock aus der Wand und stürzte mit ohrenbetäubendem Krachen an ihnen vorbei die Treppe hinunter, bis er sich zwischen den schmalen Wänden verkantete und stecken blieb.
    Nun war also der Rückweg versperrt. Blieb nur die Flucht nach vorn.
    Der Felsen hatte eine dunkle Öffnung in der Wand freigegeben, durch welche die Treppe nun weiter nach oben führte. Beim Hindurchtreten sahen sie halte, halb herausgebrochene Metallhalterungen in der Wand. Anscheinend hätte der Felsblock wie eine Tür zur Seite schwingen sollen, doch weil die Befestigung schon viel zu alt war, war er herausgebrochen.
    So stiegen sie nun die Treppe weiter nach oben, doch es dauerte nicht lange, da endete sie an einer Falltür in der Decke. Glücklicherweise ließ diese sich leicht öffnen und sie kletterten hinaus in einen ebenso dunklen Raum wie der, aus dem sie kamen. Offenbar ein unterirdischer Lagerraum: Fässer standen hier gestapelt, mit verrottetem Fisch und verdächtig riechenden Flüssigkeiten, der Alkohol nach all der Zeit vermutlich so hochprozentig, dass man schon von zu viel Geruch ein leicht angetrunken werden konnte. In der Nähe einer Wand befand sich in der Decke eine weitere Falltür. Um sie zu öffnen schleppten Curaicu und Zahrat eines der Fässer heran. Curaicu kletterte hinauf, doch gerade als er die Falltür öffnen wollte, zerbrach das Holz unter ihm und er stürzte zu Boden. Noch zwei weitere Fässer mussten herhalten, bis sie es schafften, die Klappe nach oben zu stemmen. Helles Tageslicht blendete sie. Curaicu, oben auf dem Fass, fand sich in Augenhöhe mit dem sandigen Boden einer halb zerfallenen Holzhütte.
    Es kostete sie einige Mühen und so manche Prellungen, bis Zahrat es schließlich schaffte, über Curaicus Räuberleiter hinaus zuklettern und ihn dann hinauf zog. Der Anblick, der sich ihnen nun bot war reichlich frustrierend: Unweit hinter der Falltür, auf eben der Seite zu der sie eigenartiger Weise vergessen hatte zu schauen, stand eine stattliche, robust aussehende Palme, um die sie ohne große Probleme ein Seil hätten werfen und sich daran aus dem Keller herausziehen können.
    Mit einem Seufzer schlugen sich die beiden den Sand von den Kleidern und betrachteten ihre Lage. Von dem was früher einmal ein Haus gewesen sein musste, standen nur noch ein paar Wandfragmente bis zur Tür, die recht schief in den Angeln hing. Dahinter, einige Meter entfernt, begann der Wald und hier gab es tatsächlich einen Pfad, der hineinführte. Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass es in der zerfallenen Hütte nichts weiter Interessantes gab, machten sie sich auf den Weg in den Wald.
    Der Pfad war an manchen Stellen schon recht überwuchert, doch war es nicht zu schwer ihm zu folgen. So dauerte es nicht lange, bis sie auf einen Stein trafen, der in der Mitte einer kleinen, runden und Sandigen Lichtung stand. Etwas war in den Stein eingeritzt und sie traten näher um es zu entziffern.


    Abenteurer,
    die Ihr Euch bis hierher gewagt,
    lebet wohl,
    Ihr werdet nun sterben.


    Zahrat und Curaicu sahen sich irritiert an. Doch es blieb ihnen kaum Zeit für Verwirrung, denn schon merkten sie, dass sie langsam aber sicher begannen, im Boden zu versinken. Treibsand!
    Von Panik ergriffen schrieen sie laut auf und versuchten sich durch Ziehen und Zerren irgendwie zu befreien, was jedoch nur dazu führte, dass sie noch schneller in die Tiefe gezogen wurden.
    Bevor sie vollends den Kopf verloren, fiel ihnen glücklicherweise ein, dass sie ihre Rucksäcke bei sich trugen, und dass sie darin Seile befanden. Dieses Mal übersahen sie nicht die Bäume, die die Treibsandgrube umgaben. Nachdem Zahrat mit fliegenden Fingern ein Seilende um eine ihrer Fackeln gebunden hatte, warf Curaicu die Fackel um eine nahstehende Palme, verknüpfte die beiden Seilenden mit einem provisorischen Knoten, um keines davon wieder zu verlieren und dann begannen sie, sich aus dem Treibsand zu ziehen. Es kostete sie einiges an Kraft und Nerven, doch letztendlich hatten sie wieder festen Boden unter den Füßen.
    Mit noch etwas zittrigen Knien säuberten sie ihre Kleidung so gut es gerade ging. Reste dieser Sandmassen würden sie vermutlich noch in ein paar Monaten in ihren Taschen und Rucksäcken finden. Das Seil und die Fackel verstauten sie wieder in ihren Rucksäcken und nach einer kurzen Verschnaufpause machten sie nun einen großen Bogen um die sandige Fläche. Als sie die andere Seite erreichten, sahen sie eine zweite Inschrift, die auf der Rückseite des Steinblocks eingraviert war:


    Gratulation Abenteurer!
    Ihr habt Talent
    den Schatz zu finden!


    Ein ziemlich schlechter Scherz, fanden die beiden und gingen schließlich kopfschüttelnd weiter.
    Auf dem Pfad, dem sie nun folgten, standen in regelmäßigen Abständen Wegsteine am Rand. Bei genauerer Betrachtung konnte man in jedem der Steine eine Vertiefung erkennen, mehr oder weniger rund, die aussah, als wäre gewaltsam etwas herausgebrochen worden.
    Wenig später kamen sie an eine Weggabelung. In deren Mitte stand ein großer Baum, dessen Stamm sich etwa auf Hüfthöhe teilte und nach zwei Metern wieder zusammenwuchs. An den beiden Stämmen hing jeweils eine Kette. Die rechts trug einen weißen Stein, der wie ein Brillant geschliffen war, links hing ein roter, runder Stein daran.
    Curaicu und Zahrat verfielen in panische Verzweiflung. Dies konnte nur eine weitere Falle sein, die das Talent möglicher Abenteurer testen sollte. Würden sie die falsche Seite wählen würden sie vielleicht noch von einem magischen Stein verflucht werden! Dieses Mal beschlossen sie äußerste Vorsicht walten zu lassen.
    Curaicu machte sich bereit zum Zaubern, um seine Motte heraufzubeschwören. Nach einem Moment der Konzentration tauchte dann wie aus dem Nichts das zwar eher kleine, aber durchaus flugfähige Resultat seines Zaubers vor ihnen in der Luft auf. Zufrieden rieb er sich die Hände und schickte die Motte los, den rechten Weg entlang an dem Stamm mit dem weißen Stein vorbei. Nichts geschah. Er rief seine Motte zurück und schickte sie auf der anderen Seite vorbei. Auch hier nicht die kleinste Reaktion.
    Skeptisch sahen die beiden Abenteurer sich an und entschieden dann, auch noch die Mitte zu testen. Also flog die Motte in der Mitte zwischen den beiden Stämmen hindurch. Wieder nichts.
    Ziemlich ratlos standen sie nun an der Weggabelung, abwechselnd in heftiger Diskussion und tiefen Grübeln versunken. Nach reichlichem Hin-und-herüberlegen kam ihnen schließlich der Gedanke, dass die Ketten womöglich einfach nur als Wegweiser dienten. Ihre Erinnerung schrie geradezu danach, dass sie der Form jenes weißen Brillanten erst vor kurzem begegnet waren – und das sogar mehrmals...
    Die Wegsteine! Die Steine am Wegrand, aus denen etwas herausgebrochen worden war und deren Vertiefungen durchaus als brillantförmig bezeichnet werden konnten. Das war vermutlich die Lösung ihres ganzen Problems: Sie brauchten nur den Brillanten zu folgen, also am weißen Stein vorbei!
    Sie atmeten noch einmal tief durch und schritten dann den rechten Pfad entlang. Nichts passierte.

    Nach einem weiteren kurzen Waldspaziergang standen sie plötzlich wieder im Freien unter einem strahlend blauen Himmel. Vor ihnen breitete sich weiter Streifen freie Sandebene aus, der sich wie ein langer gerader Schnitt durch den Wald zog. Gegenüber begann wieder der Urwald, doch in der Mitte der Ebene war eine breite, tiefe Schlucht. Sie lief nach rechts und links in unerkennbare Ferne über die Insel.
    Direkt vor ihnen begann eine Hängebrücke, die über die Schlucht führte, doch allzu vertrauenserweckend sah sie nicht aus, da einige Bretter schon herausgebrochen waren. Und in der Mitte der Brücke, auf dem Seil, das al Geländer dienen sollte, saß ein kleiner, weißer Affe...
    Eigentlich war es wirklich nur ein sehr kleiner, weißer Affe, doch Zahrat und Curaicu waren sehr skeptisch geworden, was die Tücken dieser Insel betraf.
    Curaicus Motte entwickelte sich langsam zu einem bewährten Mittel um Gefahren auszutesten, so beschwor er sie noch einmal herauf, dieses Mal allerdings noch um einiges kleiner, und schickte sie über die Brücke am Affen vorbei. Das Tier reagierte darauf nur, indem es den Kopf drehte um ihr hinterher zu sehen. Die Motte kam wieder zurück und der Affe drehte den Kopf wieder zurück. Als die Motte zu einem kleinen, noch uninteressanteren Punkt zusammenschrumpfte, wandte sich sein starrender Blick erneut auf die beiden Abenteurer.
    Sollten sie glauben, dass dieses Äffchen harmlos war? Blieb noch die Tatsache, dass die Brücke sehr einsturzgefährdet wirkte.
    Zahrat fasste sich schließlich ein Herz, legte ihren Rucksack ab und band sich ein Seil um den Bauch, dessen anderes Ende sie Curaicu in die Hand drückte. Er band es sich ebenfalls um, während Zahrat sich auf die Brücke zu bewegte. Sie betrat die ersten Bretter, die leise knarrten, doch sie schienen noch recht robust zu sein. Ganz langsam ging sie weiter, einen Fuß vor den anderen setzend. Als es erneut knarrte, diese Mal wesentlich lauter, duckte sie sich vor Schreck und griff nach dem Geländer. Die Brücke schwankte leicht, doch es brach nichts. Nun schon einmal auf den Knien ließ Zahrad sich gleich auf alle viere nieder und krabbelte weiter über die Holzplanken.
    Der Affe hatte all dies beobachtet ohne sich zu rühren. Als Zahrat nun auf seiner Höhe war und an ihm vorbei kriechen wollte, sprang er plötzlich von seinem Seil auf ihre Schulter und begann, an ihren Haaren zu ziehen. Zahrat, in dem Glauben, er wolle sie erwürgen – was dem Kleinen natürlich niemals in den Sinn gekommen wäre – wehrte sich und schlug wild um sich. Die Brücke knackte bedenklich.
    Curaicu, noch auf sicherem Boden, war kurz davor, auf die Brücke zu stürzen um seiner Gefährtin zur Hilfe zu eilen, doch er besann sich eines besseren. Er beschwor stattdessen erneut eine Motte herauf, brachte in der Not sogar ein ziemlich großes Exemplar zustande, und schickte sie zu den beiden Kämpfenden auf der Brücke. Die Motte besaß eine sehr wirksame Angriffswaffe: Schlafsporen, die Curaicu sie nun auf den Affen sprühen ließ. Bei der stattlichen Größe der Motte verfehlten die Sporen ihre Wirkung nicht, allerdings war ihr das Zielen etwas schwer gefallen, was zur Folge hatte, dass der Affe recht benebelt hinunter auf die Brücke plumpste, Zahrat jedoch augenblicklich in Tiefschlaf versank.
    Nun blieb Curaicu nichts anderes übrig, als sich selbst auf die Hängebrücke zu begeben. Er ließ vorsichtshalber seinen Rucksack zurück, um die morschen Bretter mit so wenig Gewicht wie möglich zu strapazieren. Als er das Äffchen dort liegen sah, ging ihm kurzzeitig der Gedanke durch denk Kopf, ob er es in die Schlucht hinunter schubsen oder doch lieber mitnehmen und zu einem Haustier erziehen sollte. Doch als die Seile wieder einmal bedrohlich knarrten, vergaß er den Affen ganz schnell und griff Zahrat unter die Arme, um sie auf die andere Seite in Sicherheit zu bringen. Er wagte sich nur langsam vorwärts, so dauerte es eine Weile, bis er das Ende der Brücke erreichte und Zahrat vorsichtig auf den Boden legen konnte, in der Hoffnung, sie würde bald wieder aufwachen. Nach kurzem Überlegen beschloss er, noch einmal zurück zu gehen und das Gepäck zu holen.
    Als er die Brücke erneut überquerte, bemerkte er, dass der weiße Affe verschwunden war. Damit hatte sich dann auch jede weitere Frage, was mit ihm geschehen sollte, von selbst erledigt. Curaicu setzte sich seinen Rucksack auf, nahm den von Zahrat und ihren Kampfstab in die Hand und machte sich auf den Rückweg. Er war gerade die letzten Schritte vom Ende der Hängebrücke entfernt, als diese erneut laut knarrte und die Seile an den Seite sich gefährlich spannten. Mit zwei letzten Sprüngen erreicht Curaicu sicheren Boden, dann gaben die Seile auch schon den Geist auf, rissen kurz vor den Pfosten, um die sie gespannt waren, in Fetzen und mit lautem Krachen stürzte die Brücke in die Schlucht und prallte an die gegenüberliegende Wand. Die meisten Bretter brachen dabei heraus und fielen in die Tiefe.
    Curaicu ließ sich neben Zahrat, die von dem Lärm endlich wach geworden war, zu Boden fallen. Nach einer kurzen Berichterstattung beschlossen die beiden, weiterzugehen. Ein Rückweg kam ja nun ohnehin nicht mehr in Frage.
    Sie schauten sich um und bemerkten eine kleine Lichtung an der Waldgrenze. Irgendetwas stand dort, was sie aus dieser Entfernung nicht erkennen konnten. Als sie näher traten, sahen sie, dass es ein massiver, vierkantiger Steinblock war, der ihnen fast bis zur Brust reichte. Oben war eine blankgeschliffene Steinplatte aufgelegt, in der sich auf jeder Seite eine runde Mulde befand, neben jeder Mulde ein Symbol eingeritzt. Das interessanteste waren jedoch die vier runden, roten Steine, von denen auf jeder Seite einer an einer goldenen Kette hing.
    Offenbar ging es darum die Steine in die Mulden zu legen. Da dies jedoch viel zu einfach gewesen wäre, musste es noch einen Trick geben, von dem sie vermuteten, dass er darin bestand, die Steine in der richtigen Reihenfolge hinein zu legen. Die Symbole waren eine Blüte, ein Kreuz, ein Kreis und eine Welle.
    Als sie gerade daran dachten, einfach eine Kombination auszuprobieren, viel Curaicu ein, dass er bei alten Runen schon öfter die Symbole Kreis und Kreuz für Geburt und Tod gesehen hatte. Das musste bedeuten, dass Kreis hier der Anfang war und Kreuz das Ende, was auch zu der Anordnung der Symbole passte. Sie beschlossen also, beim Kreis den ersten Stein in die Mulde zu legen und dann in einer Runde die anderen, bis zum Kreuz. Das ergab die Reihenfolge Kreis, Welle, Blüte, Kreuz. Nacheinander platzierten sie die Steine, der letzte fiel mit einem leisen Klackern in die Mulde unter dem Kreuz.
    Zahrat, die den letzten Stein platzierte, noch immer leicht benebelt von der Schlafattacke der Motte, reagierte mehr aus Instinkt als mit klarem Bewusstsein, was ihr vermutlich das Leben rettete, den kein Gedanke hätte sie schnell genug dazu gebracht, zu Seite zu springen, als plötzlich vier lange Speere aus dem Stein herausgeschossen kamen, einer auf jeder Seite. Einen Augenblick später waren sie auch schon wieder in dem Felsblock verschwunden. Die Steine waren aus den Mulden zurückgerissen worden und baumelten nun wieder an ihren Ketten.
    Geschockte starrten Curaicu und Zahrat auf den Stein. Offenbar ging es hier doch nicht nur um bloßes Ausprobieren. Keiner von beiden wagte sich wieder an das Podest heran. Sie versanken in Grübeln über die Symbole und ihre möglichen Anordnungen, und auch darüber, ob es noch andere tödliche Fallen gab, die hier versteckt waren. Eine ganze Weile schwiegen sie und die Zeit verstrich, ohne dass sie sich rührten. Dann, ganz plötzlich, murmelten sie beide wie aus einem Mund “Kreis-Blüte-Welle-Kreuz!“ Irritiert starrten sie einander an. Irgendetwas eigenartiges hatte sie dazu veranlasst, im selben Augenblick das selbe zu denken und es dann auch noch gleichzeitig auszusprechen.
    Von diesem Ereignis überwältigt beschlossen sie, es noch einmal zu wagen. Dieses Mal wollte Curaicu die Stein platzieren, jedoch mit einigen Sicherheitsvorkehrungen. Er band sich ein Seil um den Bauch, an dem Zahrat ihn augenblicklich von dem Steinblock wegziehen sollte, sobald der letzte Stein in seine Mulde fiel. Außerdem wollte er versuchen, sich dabei an eine der Ecken zu stellen aus der keine Speere herausgeschossen waren. Also machte er sich vorsichtig an die Arbeit. Kreis – Blüte – Welle – Kreuz...
    Er spürte einen heftigen Ruck an dem Seil um seinen Bauch und fiel rückwärts zu Boden. Doch nichts geschah. Einen Moment später hörten sie ein knirschen und plötzlich bewegte sich die obere Steinplatte. Sie hob sich leicht an und rutschte dann zur Seite. Curaicu stand auf und langsam traten die beiden auf den Felsblock zu. Ein rechteckiges, sauber in den Stein gemeißeltes Loch war sichtbar geworden und darin lag ein funkelndes, goldenes Amulett. Nicht ein Körnchen Staub hatte sich darauf angesetzt – scheinbar war dieses Versteck absolut luftdicht versiegelt gewesen.
    Das Schmuckstück war ebenso sorgfältig gearbeitet wie sein Aufbewahrungsort. Feine Linien zierten die Vorderseite der achteckigen, goldenen Platte. Als sie es herausnahmen und vorsichtig umdrehten, sahen sie auf der Rückseite ein kunstvolles T eingraviert.
    Es blieb ihnen jedoch nicht viel Zeit, ihren Schatz zu bestaunen, denn mit einem Mal hörten sie ein tiefes Grollen und Rumpeln, das immer näher kam und die Erde unter ihren Füßen begann zu zittern. Panisch schauten sie sich um, auf der Suche nach dem neuen Unheil, das sie heraufbeschworen haben mochten. Am einen Ende der Schlucht sahen sie eine riesige Staubwolke aufsteigen, die langsam näher kam.
    So schnell sie konnten überquerten sie die Lichtung und liefen in den Wald, weg von der Schlucht. Doch schon nach kurzer Zeit hörte das Poltern plötzlich auf und es wurde still.
    Zahrat und Curaicu waren stehen geblieben. Als sie wirklich keinen weiteren Laut vernahmen und auch die Vögel schließlich wieder anfingen zu zwitschern, gingen sie zurück zur Lichtung und darüber hinaus auf die Schlucht zu. – Ehemalige Schlucht. – Dort wo einst der tiefe Abgrund gewesen war, war nun alles von Geröll verschüttet. Vom Meer aus bis zu der Stelle an der sie nun standen, war die Schlucht eingestürzt und es hatte sich ein langer Hang gebildet, bis zur Küste. Das also war ihre Chance auf einen Rückweg!
    Schnell machten sie sich daran, den neu entstandenen Weg hinunter zu klettern. Oft schlitterten sie mehr, als dass sie liefen und es dauerte eine ganze Weile, bis sie den Grund erreichten. Sie waren auf ihrem kleinen Ausflug doch sehr weit in Innere der Insel vorgedrungen. Als sie schließlich zum Strand kamen und um eine Klipper herum schauten, sahen sie dort in der Bucht das Schiff der Handelspiraten vor Anker liegen.

    Ein Beiboot holte Curaicu und Zahrat vom Strand ab und brachte sie zurück auf das Schiff. Noch während sie an einem Seil an Bord kletterten hörten sie oben die aufgebrachte Stimme des Kapitäns. Wie es schien hatte er einen leichten Wutanfall und war gerade dabei, jemanden auszuschimpfen.
    Als sie sich über die Reling an Deck hievten, sahen sie eine junge Frau, die dem Kapitän gegenüber stand und sich geduldig seine Schimpfkanonade anhörte. Hin und wieder versuchte sie, dazwischen zu kommen und etwas zu erwidern, doch es war sinnlos, also ließ sie es einfach über sich ergehen.
    Der Kapitän kam allerdings schnell zu einem Ende, als er sah, dass seine beiden Fahrgäste zurückgekehrt waren. Auf ihre neugierigen Fragen hin erklärte er ihnen, dass die junge Dame gerade als blinder Passagier in einem der Frachträume gefunden worden war. Es handele sich dabei um Vihea Laho, die Nichte des Fürsten von Umbar, und es sei nicht das erste Mal, dass sie sich heimlich an Bord eines Schiffes geschlichen habe um eine kleine, unerlaubte Reise zu unternehmen.
    Der Tag neigte sich schon dem Ende zu und der Kapitän entschied, nicht mehr weiter zu fahren – außer ein Stück weiter von der verfluchten Insel weg – da er nicht bei Dunkelheit in den Piratenhafen einlaufen wollte. Dafür sei die Bucht dort viel tückisch.
    So kam es an diesem Abend zu einem gemütlichen Abendessen, bei dem Zahrat und Curaicu natürlich von ihrem Abenteuer erzählen mussten und sich nebenbei noch ein paar offen gebliebene Frage klärten. So erzählte der Kapitän ihnen von der Bedeutung der vier Symbole auf dem Steinblock. Sie beschrieben das Leben eines Piraten. Kreis stand hierbei tatsächlich für die Geburt und Kreuz für den Tod. Die Blume hingegen symbolisierte das Land und die Welle selbstverständlich das Wasser. In der Reihenfolge, die sich als richtig erwiesen hatte, bedeutete dies: Kreis – der Pirat wird geboren, Blume – er wächst an Land auf, Welle – er zieht hinaus auf Meer, und Kreuz – er stirbt, wenn er ein echter Pirat ist, natürlich auch auf dem Meer.
    Als Zahrat dann von der seltsamen Eingebung erzählte, die sie beide gehabt hatten, ließ Vihea nebenbei die Bemerkung fallen, dass – wäre nicht in dem Moment irgend so ein dummer Pirat in den Frachtraum gekommen – ihre seherischen Kräfte womöglich auch ausgereicht hätten, ihnen zu erklären, warum diese Reihenfolge die richtige war.
    Daraufhin donnerte der Kapitän wütend mit der Faust auf den Tisch und warnte sie., sie solle bloß nicht wieder so übertreiben, außerdem sei er mit seiner Standpauke auch noch nicht fertig gewesen.
    So begann er nun wieder zu schimpfen. Nachdem sie entdeckt worden war, war Vihea dem nur entgangen, weil plötzlich die gesamte Insel zu beben begonnen und Staubwolken aufgestiegen waren, sodass die Mannschaft kurzerhand beschloss sich in jene Richtung aufzumachen um herauszufinden, was dort vor sich ging. Das zweite Mal war der Kapitän von Curaicus und Zahrats Rückkehr unterbrochen worden. Jetzt ließ er sich auch von der Tatsache, dass sie gerade zu Abend aßen nicht abhalten und brachte seine Moralpredigt in voller Lautstärke zu Ende.

    Am nächsten Morgen fuhr das Schiff in einen kleinen, zwielichtigen Hafen ein, um Waren aufzuladen, die schließlich in Leuchtmark weiterverkauft werden sollten. Vihea hatte kurzerhand erklärt, sie würde Zahrat und Curaicu auf ihrer weiteren Reise auf den Spuren der Piratenlegende begleiten und die drei nutzten nun die Gelegenheit, im Hafen an Land zu gehen und sich neue Ausrüstung für ihr weiteres Abenteuer zu besorgen.
    Ein paar Stunden später legte das Schiff wieder ab. Kurs: Die Stadt Leuchtmark auf der Insel Lyrium – der Legende nach womöglich ehemaliger Hauptsitz des Piratenclans.



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