Geschmackvoll eingerichteter Salon

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  • aus dem Unterforum: Marius' eindrucksvolles Anwesen in der Ägäis
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    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 09.02.2007, 22:56

    Geschmackvoll eingerichteter Salon
    Ich betrat einen hellerleuchteten Salon im Stil des achtzehnten Jahrhunderts. Die Wände waren mit feinstem Rosenholz verkleidet, gerahmte Spiegel erhoben sich bis zur Decke.
    Wie in den anderen Gemächern waren auch hier verzierte Truhen, Polstersessel, üppige Pflangen, Porzellanuhren.
    Eine kleine Büchersammlung stand hinter den Glastüren der Regale, eine Zeitung jüngeren Datums lag auf dem kleinen Tisch neben einem brokatbezogenen Ohrensessel.
    Hohe, schmale Türen führten auf eine Terrasse, wo Lilien- und Rosenbeete ihren schweren Duft verströmten.
    Der Lüster sowie ein gutes Dutzend Kandelaber und Wandleuchter spendeten reichlich Licht.

    [Anne Rice "Fürst der Finsternis"]



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 09.02.2007, 23:34


    pp: Felsenküste vor dem Anwesen

    Marius betrat den Raum, in dem sich ebenfalls sofort sämtliche Lichter entzündeten und in ein warmes, angenehmes Licht, dass den Raum sehr viel freundlicher wirken ließ.
    An den Wänden hingen Gemälde - einige von ihnen hatte Marius selbst gemalt, andere hatte er für Geld erstanden, aber alle waren sie einzigartig.
    "Nun, Worte haben immer schon Gehör gefunden bei mir." Erwiderte er, nahm einen Kessel zur Hand, der über dem Kaminhing, und füllte diesen mit klarem Wasser, welches er in einer Karaffe auf dem kleinen Tisch stand.
    Er hängte den Kessel über die Flammen, schritt zu einer Kommode, und zog einen Beutel daraus hervor.
    Aus diesem Beute holte er einige Blätter, die sich als Kräuter entpuppten, und er sparte sich die Frage, ob der Tod Vorlieben hatte.
    Es war wohl eher weniger anzunehmen.
    Schweigend warf er die Blätter in das Wasser und drehte sich dann um.
    Er sah, dass der Tod noch immer in der Mitte des Raumes stand und deutete einladend auf die Ohrensessel, um ihm zu bedeuten, dass er sich dort niederlassen durfte.

    "Ich muss dich erneut um Verzeihung bitten." Sagte er dann, und seine blauen Augen richteten sich auf die des Todes.
    Kälte durchfuhr ihn, als sich ihre Blicke trafen, aber Marius vermochte es, dieser Kälte zu begegnen, ihr Standzuhalten, und sie aus seinem Körper zu vertreiben.
    "Aber... es gibt Fragen, die ich gerne stellen würde, wenn ich darf."



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 09.02.2007, 23:45


    Langsam drehte sich der Tod einmal um seine eigene Achse und betrachtete die Gemälde an den Wänden und das Interieur des Raumes. Schließlich bot der Vampir ihm einen Platz an und er sah in die Richtung, in welcher der Mann deutete. Langsam schritt er auf den Sessel zu und ließ sich darin nieder.

    "Ich gewähre keine Verzeihung, Marius," sagte der Tod sanft und seine Augen glommen in Milde und Güte, dennoch waren seine Worte die Wahrheit. "Um mir Fragen zu stellen jedoch, brauchst du auch nicht um sie zu bitten. Sollte ich nicht gewähren wollen, was du erwünschst, werde ich dir das sagen." Die Lider senkten sich ein wenig. "Und dann auch nicht um Vergebung bitten. Also frage, was du fragen möchtest, doch erniedrige dich dabei nicht, indem du um Vergebung bittest." Der Mantel glitt von seinen Beinen herab und verwandelte sich in einen Fluß aus schillerndem Samt, während er sie übereinander schlug und der Tod Marius mit dem ihm zu eigenen Verständnis und gleichzeitiger Erbarmungslosigkeit ansah.
    "Diese Zeit widme ich dir."



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 10.02.2007, 00:23


    "Mhm." Machte Marius nachdenklich, als der Tod das Wort ergriff, und für den Bruchteil einer Sekunde kam er sich tatsächlich unwissend und naiv vor.
    Ein Gefühl, welches er zuletzt gehabt hatte an dem Tag, als er von Mael zu der alten Eiche geführt worden war, und seinem Schöpfer gegenübergetreten war.
    Damals hatten ihn Furcht, Neugier aber auch die Erkenntnis, dass er in all seinem Wissen tatsächlich unwissend und dumm war übermannt.
    Heute war er zwar überrascht, eine derartige Empfindung noch einmal hegen zu dürfen, aber er konnte auch damit umgehen.
    Sich damit auseinandersetzen und dieser Gefühle Herr zu werden, und sie mit anderen Gefühlen zu ersetzen.
    "Natürlich." Murmelte er dann, entschuldigte sich dieses Mal aber nicht.
    Niemand konnte von ihm erwarten, dass er die Umgangsformen kannte, die man dem Tod gegenüber an den Tag legen sollte, weil niemand die Umgangsformen kannten.
    Aber Marius war ein gelehriger Schüler.
    Und er lernte schnell.

    "Du beobachtest die Sterblichen und die Unsterblichen, wie ich annehme, von Anfang an, und du wirst es noch tun, wenn die die Ewigkeit längst vorüber ist." Versuchte er in Worte zu fassen was ihn beschäftigte, aber er ahnte bereits, dass sein Wortschatz nicht ausreichen würde, auszudrücken was er sagen wollte.
    Er glaubte den Tod nicken zu sehen, und vor dann fort, während er langsam durch den Raum schritt.
    Seine Schritte verhallten kaum dass er sie gemacht hatte, und doch begleiteten sie jede seiner Bewegungen, ebenso wie das Rascheln seiner Gewänder.
    "Und du empfindest kein Mitleid mit ihnen... keine Trauer, aber auch keinen Groll gegen sie? Oder gegen uns."
    Er machte eine kurze Pause, in welcher er in seinem Gehen innehielt.
    "Du... lebst nicht, und wirst niemals sterben, weil nur sterben kann, wer sterblich ist."
    Das hatte Marius bereits früh in seinem Leben gelernt.
    "Ich begreife die Existenz deines Daseins, aber nicht deine Essenz." Er runzelte die Stirn, was ihm wieder ein wenig mehr Menschlichkeit verlieh, und die seltsame Glätte von seinen Zügen nahm.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 10.02.2007, 01:28


    "Und deine Frage ist?" sagte der Tod und seine Augen lächelten. "Was meine Essenz ist?"
    Er erhob sich langsam und trat an Marius vorbei, schien seinen Mantel zu streifen und doch bewegte sich das Kleidungsstück nicht. Der Tod schritt auf einen kleinen, filigran gebauten Tisch zu und blickte zu der einzelnen Orchidee, die in einer hohen, kristallenen Vase stand und ihm freundlich zuzunicken schien, als der laue Abendwind sie berührte.

    Er streckte die Hand nach ihr aus und als seine Fingerspitzen sie berührten, ergab sich die ohnehin verlorene Blume ihrem Schicksal, verwelkte, trocknete aus, wurde schließlich zu Staub und löste sich dann vollkommen auf, so dass nichts mehr von ihr zurückblieb.
    Der Tod sah auf die nun leere Vase hinab und in seinen Augen schimmerte es, während er das filigrane Kunstwerk mit einer Sanftheit berührte, die vermuten ließ, dass es kein Gegenstand war, dem er seine Aufmerksamkeit schenkte, sondern nicht weniger als ein Lebewesen, was aber nicht der Fall war.

    Er hob den Blick und sah Marius an.
    "Das ist meine Essenz... sozusagen der Kern meines Seins, wenn man bei mir von einem Sein sprechen kann. Eigentlich bin ich nur ein Ergebnis. Nicht mehr."
    Der Wind schien leise aufzuseufzen, während er das Haus umschmiegte, doch es mochte auch eine Täuschung sein.
    "Aber weshalb ich bin, Marius, das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß es so wenig, wie ich weiß, warum es das Leben gibt... das, was die Menschen Zeit nennen oder das Schicksal."

    Wieder blickte er auf die Vase, die nun verwaist war, senkte kurz die Lider und streckte die schlanken Finger aus, in denen sich mit einem Mal eine weitere Blume befand, die wohl an einem anderen Platz zuvor gewesen sein mochte, doch jetzt vom Tod, der hier und überall zugleich war, gepflückt worden war.
    Vorsichtig stellte er sie in die Vase und rückte diese ein wenig nach links, so dass das Licht des Mondes, welches durch die hohe, halbgeöffnete Tür fiel, die Vase umspülen konnte. Dann erst wandte er sich ab und schritt zu dem Sessel zurück, während hinter ihm ein Stilleben von Silber, Kristall und einer Ahnung von Leben zurückblieb, das bald schon keines mehr sein würde.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 10.02.2007, 02:15


    Marius lächelte, und es war ein freies, amüsiertes Lächeln.
    Er hatte das kleine Zauberkunststück, das keines war, beobachtet, und beobachtete auch jetzt noch, während ihm jede noch so kleine Geste, und alles, was ihm gezeigt wurde, ihm half zu verstehen.

    "Nein, eigentlich hatte ich eine andere Frage." Erwiderte er, schwieg dann aber, und trat erneut zum Kessel und zum Feuer.
    Er füllte zwei Tassen mit der heißen Flüssigkeit, obwohl er wusste, dass sie nicht lang bleiben würde, und dass Tee nicht diesselbe, wohltuende Wirkung für ihn hatte, wie es früher der Fall gewesen war, doch es war ein Umstand an den sich der Vampir gewöhnt hatte, und der ihm nichts mehr ausmachte.
    Eine der beiden Tassen reichte er an den Tod weiter, bevor er seine eigene in beide Hände nahm, sie darum schloss, und ein wenig von der Wärme auf seine Fingerspitzen übergingen ließ, wohlwissend, dass der Zauber der Hitze nicht lange anhalten würde.
    "Eigentlich wollte wissen, ob du lächeln kannst." Erklärte Marius, nachdem er sich Damian gegenüber gesetzt und die Beine übereinandergeschlagen hatte, um sich entspannt in die Polster zu lehnen.
    "Aber wahrscheinlich ist auch das wieder unglücklich ausgedrückt." Er zuckte kurz mit der Schulter.
    "Ich frage dich nicht nach Gott, dem Teufel oder dem Sinn deines oder unseren Seins, weil ich glaube, dass es darauf keine vernünftigen und schon gar keine befriedigenden Antworten gibt. Aber es ist nun einmal eine Tatsache, dass es dich gibt, und dass du eine Aufgabe zu erfüllen hast, auf dieser Welt. Aber was ich mich frage ist, ob dir das alles gleichgültig ist. Du gehst willkürlich durch die Welt, nimmst diesen und jenen, ohne dich nach ihren Schicksalen zu richten. Wie du bereits sagtest. Du kennst keine Vergebung, und auch keine Gnade. Aber ich frage mich, empfindest du überhaupt etwas? Kennst du das? Weißt du was das ist? Denn wenn du es nicht weiß, dann verstehst du das Leben nicht." Marius schüttelte leicht den Kopf.
    Was redete er da nur?
    Unterstellte er gerade dem Tod, dass er keine Ahnung vom Leben hatte?
    Es musste wie Spott klingen in seinen Ohren.
    Oder wie eine Beleidigung.
    Und doch waren es nur die Gedanken, die ihn gerade beschäftigten, in diesem Moment.
    Und er war aufrichtig genug, sie auszusprechen.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 10.02.2007, 02:28


    Die Augen des Todes nahmen wieder jenen Ausdruck an, der einem Lächeln entsprach.
    "Ob ich das Leben kenne? Ob ich lächeln kann? Ob ich weiß, was Gnade ist?" fragte er sanft und nahm dem Vampire die Worte ab, an welchen er offensichtlich so schwer trug.

    Seine Finger schlossen sich um die Teetasse und seine Lider senkten sich ein wenig. "Ich weiß nicht, was Hitze ist, was Kälte ist, was Berührung ist, was Trauer ist, was Liebe ist, was Leben ist. Oder sagen wir ich weiß es und weiß es nicht, weil alles, was ich begreife nur einen Moment begriffen wird, bevor es sich zur Gleichgültigkeit wandelt und schließlich im Nichts verschwindet."

    Der Tod erhob sich wieder.
    "Der Tod bringt für manche süßes Vergessen, für andere sanften Schlaf, für wieder andere Furcht und Schrecken, Schmerz und Verlust. Wieso, glaubst du, ist das so?" Seine Finger strichen über die Lehne eines Sessels. "Ich weiß für einen Augenblick... weniger als das, was das Leben ist... nur um ihm dann nachzusehen, wenn es sich in mir zum Tod wandelt."

    Wieder glitt sein Blick zu dem kleinen Tisch und er sagte mehr als tausend Worte. Niemand, der nicht empfinden konnte, oder zumindest einmal gewusst hatte, was Schönheit war, hätte sie selbst auf diese Weise schaffen können.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 10.02.2007, 02:53


    "Aber was du empfindest gehört nicht dir, stammt nicht von dir. Du hast das Leben in seinem Sein niemals gefühlt, wie es Sterbliche tun. Und du hast das, was du bist, niemals erfahren. Du bist nie gestorben." Sinierte Marius, was er glaubte, aus der Erklärung seines Besuchers heraushören zu können.
    Er senkte die Augen auf die dunkle Flüssigkeit in seiner Tasse, die noch immer um so viele Nuancen heller war als, das, was er für gewöhnlich zu sich nahm.
    Die Oberfläche war still, viel stiller als das Meer draußen, und Marius stellte sich vor, dass so die Ewigkeit sein musste, wenn man nichts hatte, was sie aufstören konnte.
    Schweigen legte sich über sie, während Marius weiteren Gedanken nachhing, und der Tod ihn beobachtete.
    Zumindest glaubte er das, denn die blauen Augen ruhten auf ihm.
    Marius nahm einen Schluck von dem Tee, und sah dann wieder auf, um den Tod erneut zu mustern.
    War er wohl jemals unter den Sterblichen gewandelt? Als einer von ihnen?
    Marius vermochte es sich kaum vorzustellen.
    Was genau also war der Tod, der keine Gestalt hatte, als ein übermenschliches Bewusstsein, welches Verderben brachte, aber niemals fleischlich werden und fühlen konnte?
    Marius kannte die alten Legenden der Vampire, er hatte sie studiert, aber in all den alten Geschichten war er niemals über den Beginn der Welt gestolpert. Oder über Mächte, die in irgendeinster Art und Weise höher waren, oder erhabener.
    Selbst damals, als er im Augenblick seines Todes diese blasse, schlanke aber durch und durch schöne Gestalt erblickt hatte, hatte sein Verstand verleumded, dass der Tod mehr war, als nur das Wirken einer überirdischen Macht.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 10.02.2007, 03:05


    "Ich bin gestorben, weil ich das Sterben bin. Ich war der erste, der gestorben ist und werde der letzte sein, der dies jemals tun wird. Zuerst war das Sein. Dann war das Nicht-Sein. Und das Nicht-Sein ist gleichsam das Sein, denn ein Nicht-Sein kann nicht sein, ohne zu wissen, was das Sein ist." sagte der Tod leise und er wusste, dass Marius ihn nicht verstehen würde.
    Seine Züge drückten einen Moment lang Trauer aus, bevor er auf den Vampir zutrat und ihm intensiv in die Augen sah, ihn dort sein Gesicht sehen ließ wie es ausgesehen hatte, als es entstanden war, einen Augenblick lang von reinster Freude erfüllt gewesen war mit einem Lächeln geschmückt, wie es schöner nicht sein konnte, um in dem selben Moment, in welchem er ins Leben kam zum Tod zu werden.

    "Ich kann lächeln," sagte er, während er einmal mehr an dem Unsterblichen vorbeitrat. "Doch ich tue es nur selten, denn es ist eines der kostbarsten Dinge, die die Sterblichen und Unsterblichen besitzen. Es ist ein Symbol dafür, was ich einst erfahren durfe und nie wieder sein werde."

    Er wandte sich wieder zu Marius um und legte in einer allzumenschlichen Geste den Kopf ein wenig auf die Seite. "Zudem hat es bislang für niemanden eine Rolle gespielt, Schattenfürst. Genauso wenig wie mir jemals jemand einen Tee angeboten hat."
    Die Teetasse entstand in seinen Händen, ohne dass er sie geholt hätte und er nippte an dem Getränk, das für ihn keinen Geschmack, wohl aber Bedeutung hatte.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 10.02.2007, 03:38


    Marius nickte leicht.
    Das Sein und das Nicht Sein also.
    Das eine bedingte und brauchte das andere, ähnlich wie die Lehre von Yin und Yang, oder dem Schatten und dem Licht.
    Das Gute brauchte das Böse, um zu existieren, und das Leben brauchte den Tod.
    Meistens jedenfalls.
    Wieder lächelte Marius sanft.
    Nur bei wenigen Ausnahmen war es anders.
    Die, jene die Zeit überdauerten.
    Aber von ihnen gab es weniger als eine Hand voll.
    Und Marius kannte sie alle.

    Der Tod trat auf ihn zu, blieb vor ihm stehen, und sah ihn stumm an, und als Marius in seine Augen blickte, da sah er die Unendlichkeit.
    Den Anfang, und das Ende, die unzähligen Drilliarden von Sternen in einem Meer der Dunkelheit und das Licht, welches jeder einzelne von ihnen aussandte.
    Und er begriff schlagartig, was er eigentlich nicht zu begreifen vermochte.
    Der Tod richtete sich wieder auf, trat an ihm vorbei und entschwand seinem Sichtfeld, während Marius nachdenklich blieb, wo er war, und wie er war.
    Der Tee hatte es nicht geschafft, mehr als die Spitzen seiner Finger zu erwärmen, doch selbst die waren inzwischen wieder kalt geworden, ebenso wie der Tee in seiner Tasse.

    "Ich würde dich gerne lächeln sehen." Erwiderte er schließlich, aber es war weder Forderung, noch Bitte. Lediglich eine Feststellung, auf die er nun nicht näher eingehen würde.
    "Und ich hatte schon lange keinen Gast mehr zum Tee." Der Finger seiner rechten Hand fuhr den oberen Rand seiner Tasse nach.
    Es war ein kleines bisschen Normalität in einer Welt, die die alles andere als Normal war.
    Marius hing an diesen kleinen Dingen.
    An den Gewohnheiten der Sterblichen, und er pflegte manch eine von ihnen, wie eine kostbare Erinnerung.
    So auch diese, auch wenn sein Gast nicht im Geringsten an den Gewöhnlichkeitscharakter eines Mitternachtstees anknüpfte.
    Der Vampir genoss es dennoch.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 10.02.2007, 03:56


    Der Tod betrachtete den Vampir schweigend und empfand das Gefühl von Wärme, die aus Fingerspitzen wich und nichts zurückließ außer Kälte, bevor alles wieder eins und unbedeutend wurde.

    Er blickte in die dunkle Flüssigkeit und sah sein Spiegelbild darin, bevor er die Tasse erneut auf dem Tisch abstellte und seine Wanderung durch den Raum wieder aufnahm.
    Er selbst konnte es nicht empfinden, doch eine ferne Erinnerung von ihm ließ ihn den Salon mit der Ruhe des Lauschens einer wunderschönen Melodie erfüllen. Es war keine Eile in seinem Gang, nicht in einer einzigen Geste, während er Anfang und Ende eines jeden Details in dem Raum in sich aufnahm.

    Damian bedeutete nicht nur das Nichtsein, sondern auch die Erlösung sich von allem verabschieden zu können, die Dunkelheit zu umarmen und sein Trost war allumfassender als der jedes Engels hätte sein können, denn Engel wussten nichts vom Tod.

    Marius brauchte diesen Trost nicht und doch gehörte er zu der Wanderung des Todes in dem Salon dazu, denn was auch immer geschehen würde, der Vampir wusste nun, was am Ende aller Dinge stand- und es war nicht unbedingt etwas, vor dem man sich fürchten musste.

    "Welches von den Gemälden berührt dich am meisten?" fragte er schließlich und wandte sich erneut zu Marius um, während sich sein feines Haar sacht wieder auf seinen Schultern drapierte.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 10.02.2007, 04:10


    Marius lauschte den Schritten, die da waren, und gleichzeitig nicht warten, und langsam, nachdenklich, stellte er die Tasse zur Seite, um die Hände ineinander legen zu können.

    Er hob den Kopf erst wieder, als der Tod seine Stimme erhob, und wandte Damian seinen Blick zu.
    Er sah, wie das silbrigblonde Haar auf die Schulter seines Gastes legte und er glaubte, feinen, schwarzen Nebel ausmachen zu können, der den dunklen Mantel des Mannes umgab.
    Langsam, aber geschmeidig erhob sich Marius aus dem Sessel, in welchem er Platz genommen hatte, um nun selbst langsam durch den Raum zu schreiten.
    Er passierte verschiedene Bilder, betrachtete sie, studierte sie, und blieb schließlich vor einem kleinen unscheinbaren Gemälde stehen, welches eine Frau zeigte, die in ihren Armen ein neugeborenes Kind hielt.
    Zu ihrer linken erhellten die hellen Strahlen der aufgehenden Sonne die Szene, während rechts von ihr noch Dunkelheit war, und der Mond der Sonne nur widerwillig weichen wollte.
    "Dieses hier." Entgegnete er leise, und wandte abermals den Kopf, um Damian anzusehen.
    "Warum fragst du?"



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 10.02.2007, 13:33


    Der Tod stellte sich neben Marius und betrachtete eingehend, was dieser als das Bild, welches ihn am meisten berührte, bezeichnete.
    Es war schön. Es war sehr schön und Damian glaubte verstehen zu können, wieso es nicht schlagende Herzen- vielleicht auch schlagende- zu berühren vermochte.

    "Es lag mir etwas daran, zu erfahren, was dir gefällt... in diesem winzigen, vielleicht unbedeutenden im Anbetracht der weiten Fläche an Erfahrungen, die du bereits gemacht hast, Bereich..."

    Der Tod blickte nachdenklich auf das Bild und wandte sich dann erneut ab. Er wollte nicht länger bei dem verweilen, was Marius als kostbar ansah- für ihn war es ähnlich wie der Lächeln. Es hatte etwas mit der Schaffung einer Grenze zu tun, die nicht mehr war als Illusion. Doch was den Vampir bewegte, das sollte nicht allzu häufig vom Tod heimgesucht werden.
    Und wenn es nur ein Bild war.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 10.02.2007, 13:52


    Marius verweilte noch einen kurzen Moment vor diesem Bild, und begann sich zu fragen, warum es ihn gefiel.
    Es stimmte ihn traurig, es zu betrachten, brachte ihm aber gleichzeitig auch Frieden, und er glaubte zu wissen, woran es lag.
    Das Gemälde zeigte die Unschuld und Reine, die er in seinem Leben niemals finden würde, weil er mit jedem Atemzug, den er tat - oder auch nicht tat - Schuld auf sich lud.
    Marius war sich dessen bewusst, hatte aber kein schlechtes Gewissen.
    Warum auch?
    Er war, was er war, und hatte das akzeptiert - und er wünschte sich sein sterbliches Leben nicht zurück.
    Das hatte er nie getan.
    Was er auf dem Bild aber noch sah, war das, was er nicht haben konnte.
    Es war das Wunder des Lebens, in den Armen der jungen Mutter, und es führte Marius jedes Mal wieder vor Augen, dass er niemals Kinder haben würde.
    Es war - wenn überhaupt - das einzige was er bedauerte.

    Schließlich wandte er sich von dem Bild ab, und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
    Er entdeckte den Tod, der auf der anderen Seite des Raumes stand und ging langsam auf ihn zu.
    Er hatte das Glück bereits gekannt. Er hatte es gekostet.
    Und er hatte einst geglaubt, es würde ewig andauern.
    "Damian." Sagte er dann, und seine Stimme war leise und ruhig.
    "Du spürst alle Wesen dieser Welt, in ihrer Existens, habe ich recht?" Vermutete er denn er selbst war in der Lage alle Vampire überall auf der Welt in seinem Bewusstsein zu spüren.
    Alle bis auf eines.
    "Du spürst sie, wenn sie diese Welt betraten, spürst sie, wenn sie leben, und du spürst sie, wenn sie sterben." Kobaltblaue Augen fixierten die Gestalt vor sich, und auf Marius Züge trat eine eigentümliche Traurigkeit, aber auch so etwas wie lange vergrabene Hoffnung.
    "Es gibt jemand, den ich vermisse. Jemand, den ich nicht fühlen kann. Sie ist verschwunden." Begann er langsam, auch wenn er wusste, dass dem Tod diese Tatsache vermutlich bekannt war.
    "Weißt du, wo sie ist...?"



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 10.02.2007, 15:11


    Der Tod sah Marius an und eine Ahnung der Gefühle des anderen streifte ihn. Er verharrte ohne sich zu bewegen, nahm in sich auf, was der Unsterbliche ihm geben konnte, schloss die Augen und öffnete sie wieder. Sie waren nicht länger blau, sondern glichen nun tatsächlich einem sternenübersähten Nachthimmel, während der Tod in die Ewigkeit hinausblickte und sich auf die Suche machte.

    Wieder war jenes Geräusch eines Hauchs zu hören, der entstand, wenn jemand zitternd aus- oder einatmete. Die Ewigkeit berührte ihren Sohn, berührte die Welt der Sterblichen, die Wände des Hauses wurden durchlässig, verschwanden, ein Strom von glänzenden Lichtpunkten umspülte den Tod und Marius, die Erde entstand um sie herum und verging im selben Augenblick wieder, während die Unendlichkeit das einzige war, das blieb.

    Schließlich formte sich ein Strudel um den Körper des Todes herum, umschlang ihn, hüllte ihn ein und die Unendlichkeit verschwand in ihm, so dass die beiden Männer wieder in dem schönen Haus standen.
    "Sie ist." sagte der Tod leise. "Sie ist nicht vergangen, aber ihr Sein ist anders. Sie ist nicht die, die du hast gehen sehen. Der Fluss ihres Lebens hat sich gewandelt. Jemand... oder etwas nimmt Einfluss auf sie und der Einfluss ist so stark, als dass ihn abzuschütteln ihr nicht möglich ist."



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Azrael - 10.02.2007, 15:16


    pp: Hölle

    Ein Rauschen von Schwingen war zu hören, gleich im Anschluss das Geräusch von klatschenden Händen.
    "Ich bin beeindruckt," sagte eine Stimme aus dem Schatten heraus und Sekunden später schälte sich eine hochgewachsene Gestalt daraus hervor. Der Mann hatte feine, helle Gesichtszüge, aber ihnen fehlte die flüchtige Milde, welche der Tod innehaltte, sie waren hart und grausam. Die dunklen Augen trugen keinerlei Gefühlsregungen in sich. Das dunkle Haar mit den tiefroten Strähnen glänzte und umgab das asketische Gesicht mit einer Aura der Finsternis, während es auf Schultern und Rücken fiel.

    Der Fremde stieß sich von der Wand ab und seine schwarzen Schwingen raschelten leise, während er auf den Tod zutrat.
    "Ich mag deine kryptischen Aussagen, Tod. Ich mag sie wirklich." sagte er und ignorierte Marius vollkommen, während er damit begann den blonden Mann zu umkreisen. "Sie sind genau wie du. Eine Menge Worte für einen Inhalt, der gleich Null ist. Du weißt wohl, dich selbst jede Sekunde in Frage zu stellen."
    Der Engel, denn offensichtlich war es einer, packte den Tod an den Schultern und zog ihn an sich, damit seine blassen Lippen nahezu das Ohr des Todes berühren konnten.
    "Ich finde dich höchst amüsant. Wirklich."

    Damian ergriff die Hände, die auf seinen Schultern lagen, wandte sich unter ihnen hindurch und trat nun seinerseits hinter Azrael.
    "Meine Worte tragen Inhalt für jene, die zuhören können. Genauso wie ich bedeutend bin für die, die verstehen können."
    Seine Hand legte sich an die Wange des erbarmungslosen Gesichts und schien sie einen Moment lang zu streicheln, bevor sie an die Kehle des Engels fuhr und augenblicklich zudrückte.
    "Verhöhne mich nicht, Azrael! Das könnte dich teuer zu stehen kommen!" Er schleuderte den Engel zu Boden und achtete dabei darauf kein Stück der Einrichtung zu beschädigen- er war schließlich ein wohlerzogener Tod.
    "Am Ende bin ich es, mit dem du tanzen wirst! Mit dem ihr alle tanzen werdet! Aber du hast das Privileg dir aussuchen zu dürfen, wie dieser Tanz sein wird."
    Ohne mit der Wimper zu zucken setzte der Tod dem Engel den Fuß auf die Kehle und blickte ebenso unbarmherzig auf ihn herab, wie dieser zu ihm hinauf. Hass funkelte in den dunklen Augen. Er war gedemütigt.
    "Und jetzt tu mir den Gefallen und bestätige meinen Verdacht, dass das Sein, was ich suche dort ist, wo du gerade hergekommen bist."
    "Ist es."
    Der Tod nickte langsam und sagte dann: "Du... darfst... jetzt gehen."
    Nun war der Hass nicht mehr zu verleugnen, der von dem schwarzgeflügelten Engel ausging, als er sich erhob.
    "Wir haben uns nicht zum letzen Mal gesehen!" fauchte er, aber wen er damit meinte, sagte er nicht.
    "Natürlich haben wir das nicht." wisperte der Tod, als sich das Rauschen von Schwingen erhob und der Engel verschwand. "Wir haben noch nicht miteinander getanzt."

    Langsam wandte er sich erneut zu Marius um.
    "Sie entzieht sich dir, weil sie in der Hölle ist, Schattenfürst." sagte er ohne auch nur einen winzigsten Hinweis auf das zu geben, was gerade passiert war. Tatsächlich schloss er in der Tat an seine vorherige Äußerung in Bezug auf Marius' Frage an.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 10.02.2007, 16:30


    Marius tat nicht mehr und nicht weniger, als eine Augenbraue zu heben, als sich plötzlich eine weitere Gestalt in seinem Haus materialisierte und sich bemerkbar machte.
    Der Mann - oder das Wesen - war deutlich düsterer als der Tod, wirkte gefährlicher und besaß die Boshaftigkeit, die der Tod in all seiner Gefährlichkeit nicht ausstrahlte.
    Schwarze Schwingen ragten aus seinem Rücken, und obwohl sie eher dämonisch als heilig wirkten, wusste Marius dass es sich bei ihm um einen Engel handeln musste, denn etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen.
    Sein Instinkt bestätigte die Richtigkeit seiner Annahme und Marius wusste, dass es an der Zeit war, sich aus dem Gespräch zurückzuziehen und zu beobachten.
    Die zwei Wesen vor ihm fielen nicht in seinen Machtbereich, standen über ihm, wenn man es so wollte, hatten wiederum aber keine Macht über ihn, was ihm die Sicherheit gab, das alles in Ruhe ansehen zu können.
    Ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
    Was für eine Nacht, in der sich nicht nur Tod, sondern auch Engel in sein Haus begaben!
    Der Anblick erschütterte sein Weltbild, je mehr er darüber nachdachte, denn Marius war davon überzeugt, dass es keinen Gott gab, der für das Böse stand, und keinen Teufel, der das Böse schuf.
    Er hing der Meinung an, dass sich ein jedes Wesen seine Hölle selbst schuf, und dass es den Teufel dazu nicht brauchte.
    Nun aber sah er dieses Wesen, das nicht anders als göttlich zu nennen war, und er sah, dass es gefallen war.
    Dennoch sagte der Vampir nichts, mischte sich nicht ein, und verzog auch keine Miene, als das Vorgeplänkel dieser beiden Mächte in eine handfeste Auseinandersetzung auszuarten begann.
    Anstatt etwas zu sagen oder zu tun legte er lediglich die Hände aneinander, und blieb stehen wo er war, während der Tod seinen ungebetenen Gast wieder dorthin sandte, wo dieser hergekommen war, während Marius versuchte aus den Informationen, die er hatte, schlau zu werden.
    Er hatte in seinem langen Leben vieles gelesen, hatte Götter kommen und gehen sehen, und er hatte sich mit jeder möglichen Götter und Schöpfungstheorie beschäftigt.
    Und obwohl er dem christlichen Glauben nicht anhing, war es ihm möglich, dem Mann auf seinem Fußboden eine ungefähre Bezeichnung zuzuordnen.
    Wie konnte ein Geschöpf, geschaffen von einem wahren Gott voller Liebe, denn so beschrieb ihn das Heilige Buch der Christen, so grausam werden wie jenes, welches nun aus hasserfüllten Augen in die Welt sah, und dabei wilde Drohungen aussprach?
    Marius kobaltblaue Augen gewannen an Schärfe und als sich der Todesengel endlich wieder dorthin zurückgezogen hatte, woher er gekommen war, begann er sich unwillkürlich zu fragen, in welches Spiel der Mächte er hereingeraten war.
    Erst verschwand Pandora, die Frau, die er liebte.
    Einige hundert Jahre später machte ihm der Tod persönlich seine Aufwartung, und in der selben Nacht glaubte ein gefallener Engel ebenfalls in seine Behausung eindringen zu müssen.
    Und als wäre das nicht genug, erfuhr er nun auch noch, dass die einzige Unsterbliche, die er jemals wahrhaft begehrt hatte, in der Hölle befand, die seiner Ansicht nach gar nicht existierte?

    "In der Hölle." Wiederholte er, und obwohl er es nicht anzweifeln wollte, konnte er nicht verbergen, dass ihn diese Tatsache befremdete.
    "Und dein Freund da eben, war vermutlich der Todesengel..." Fügte er hinzu und begann erneut damit, langsam in dem Raum auf und ab zugehen um sich über einige Dinge klarzuwerden.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 10.02.2007, 16:42


    "Man nannte ihn einst so, ja. Er selbst gab sich den Namen Azrael und er ist kein Freund von mir. Ist es nie gewesen. Wird es nie sein. Er hasst mich und liebt mich zugleich, denn ich bin ihm ähnlich und doch versteht er mich nicht." sagte der Tod ungerührt wie er musste, denn obwohl die Worte Inhalt hatten, waren sie für ihn bereits vergangen.

    "Die Hölle... der Einflußbereich von Lucifer... für jeden erscheint sie anders und doch ist sie da. Die, die du suchst, befindet sich dort." nahm er sein Sprechen wieder auf. "Ich brachte sie nicht dorthin... und doch ist sie nicht freiwillig dort. Und wird nicht gehen können, bis Er sie lässt."

    Schweigend verharrte der Tod, einer Statue gleich, wo er war, regte sich nicht, atmete nicht, wurde von Nichts berührt.
    Er verharrte und wartete.
    Für ihn, der alles kannte, gab es keine Fragen.
    Vielleicht aber gab es sie für den Unsterblichen.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 10.02.2007, 17:13


    "Großartig." Kommentierte Marius trocken.
    Er schwieg, während er weiter seine Kreise durch den Raum zog, und schließlich am Fenster stehen blieb, und hinaus sah, in die Nacht, und auf die Wellen, die gegen die Brandung schlugen und er dachte nach.
    So vieles ging ihm durch den Kopf, so viele Fragen formten sich, doch keine wollte sich von ihm in Worte fassen lassen.

    'Ich glaube an die Dinge, die ich sehe, und auch wieder nicht. Ich weiß, dass vieles, was ich sehe nicht so ist, wie es zuerst scheint. Aber was du mich heute Nacht hast erblicken lassen, wirkt auch auf den Zweiten Blick nicht anders.' Sagte er nun leise, ohne seine Stimme zu benutzen, so wie er es bislang getan hatte.

    Seine Hände öffneten das Fenster und ließen die Nachtluft in den Raum strömen.
    Der Wind spielte mit seinen Haaren, strich über seine Wange konnte ihn allerdings nicht berühren, so wie es sonst der Fall war.
    "Gibt es eine Möglichkeit dorthin zu gelangen?" Fragte Marius schließlich, aber in seiner Stimme lag Kälte.
    "In die Hölle?"



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 10.02.2007, 17:46


    "Nein." sagte die Stimme des Todes und sie klang wie das Rauschen von Wind in den Blättern uralter Bäume. "Es gibt keinen Weg von dir selbst aus dorthin zu kommen."

    Er bewegte sich weiterhin nicht, hatte wohl die Kälte vernommen, die in Marius' Stimme lag, doch wie immer, so konnte ihn auch jetzt nichts rühren.
    Alles, was Marius ihn hatte wissen lassen, hatte ihn gestreift, er hatte es verstanden und ziehen lassen. Nichts vermochte es ihn zu erreichen.
    Und das würde sich nie ändern.
    Aber das war es, was viele der Unsterblichen an ihm liebten und nachdem sie verlangten. Er war nicht zu ändern und bedeutete Beständigkeit, Ruhe und Erlösung.
    Manchmal.

    "Du hast gesehen, was zu sehen du bestimmt warst." fuhr er leise fort. "Ich kam nicht mit der Absicht hierher dich zu stören... in keiner Weise. Aber wie so oft... verkehrt sich dieser eine Wunsch, den ich hege ins Gegenteil."

    Wieder war das Rauschen von Schwingen zu hören.
    Der Tod hatte beschlossen, Marius nicht noch einmal wegen seines Wunsches zu behelligen. Wie immer hatte er nur Unglück über jene gebracht, bei denen er Beständigkeit ersehnt hatte.

    "Ich werde mich in der Hölle umsehen. Es ist nicht Recht, dass jemand dort landet ohne vorher von mir dazu eingeladen worden zu sein. Vielleicht vermag ich es, dir zu helfen." fuhr er fort, während die Schatten sanft nach ihm zu rufen begannen.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 10.02.2007, 21:21


    Marius schwieg, als er die Antwort des Todes hinnahm, und es überraschte ihn nicht, hatte er ein "Nein" doch beinahe erwartet.

    Er starrte also weiter in die Nacht hinaus, und hatte das Gefühl, als würde sie noch um eine Nuance finsterer zu werden.
    Es war kalt draußen, und der Wind war nun gänzlich verstummt.
    Marius Hände ruhten auf dem steinernen Fenstersims und sein Blick schweifte in eine unbestimmte Ferne.
    Die blauen Augen glitzerten, während er in die Welt blickte und lauschte, ohne zu wissen, worauf er lauschte.
    Das Geräusch von Schwingen, die durch die Luft glitten, drang an seine Ohren und Marius ahnte, dass der Tod ihn verlassen würde.
    Bald.

    Er stützte sich auf dem Fenstersims, und beugte sich nach vorne.
    Wolken hatten sich über der Insel zusammengezogen, und die Sterne waren nicht zu sehen.
    Marius fühlte einen weiteren Luftzug, und sah wie die ersten, weißen Flocken aus dem Himmel fielen.
    Es schneite.
    Marius lebte bereits Jahrhunderte hier, aber in all der Zeit war die Insel niemals weiß gewesen.
    Es war seltsam.
    Alles war seltsam in dieser Nacht.

    Ein Seufzen entrang sich der Kehle des alten Vampirs als er hinaus sah.
    Er hatte vermutet, dass er nichts würde tun können, aber das machte ihn nicht zufriedener.
    Er fühlte sich für Pandora verantwortlich und zu hören, dass sie an einem Ort war, der für einen jeden Sterblichen das höchste Grauen bedeutete machte ihn ärgerlich.
    Die Tatsache, dass er nichts tun konnte um das zu ändern schürte diesen Ärger noch weiter, und Marius war versucht, Dinge zu sagen, die er bereuen würde und biss sich auf die Zunge.
    Der Tod war nicht schuld an dem, was hier geschah, aber Marius wusste auch, dass ihm dieses nicht kümmerte, was mit Pandora geschah.
    Dass er, wenn er ihm half, er ihm nicht aus Zuneigung oder Mitgefühl half, sondern allein weil er eine Rechnung mit dem Höllenfürsten offen hatte.
    Weil er nicht gefragt worden war.
    Weil man ihn übergangen hatte.
    Und Marius war drauf und dran, seine Hilfe auszuschlagen, hätte er sich nicht eines besseren entsonnen.

    "Vielleicht." Bestätigte er, und nickte leicht.
    Die Kälte ging von dem kalten Steinsims auf seine Finger über, kroch in seine Glieder und wie er so da stand und aus dem Fenster sah, wurden seine Züge hart.
    Er wirkte wie eine Statue, und Akasha und Enkil ähnlicher denn je, wären da nicht auch die glänzenden, eindrucksvollen blauen Augen gewesen, die sich der Stagnation nicht hingaben, die nicht zur Ruhe kamen, und den Lebensfunken des Vampires in sich trugen.

    Es musste einen Grund dafür geben, dass Lucifer oder sonstwer Interesse an dieser Frau war, und Marius versuchte sich diesen Grund zu erschließen, fand allerdings keinen.
    Warum sollte sie jemand festhalten wollen? Noch dazu über Jahrhunderte hinweg!

    "Vielleicht wirst du sie finden." Wiederholte er dann. "Aber helfen wirst du mir damit nicht. Und du wirst es auch nicht um meinetwillen versuchen, denn ich bin dir so gleichgültig wie sie es ist, und wie der Rest der Welt es ist und doch wieder nicht." Der Vampir ließ zu, dass die Schneeflocken auf seine Hand fielen, und zwischen der Blässe seiner Haut und der Farbe des Schnees gab es kaum einen Unterschied aus zu machen.
    Marius bemerkte derlei Dinge schon lange nicht mehr.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 11.02.2007, 16:14


    Damians Lider senkten sich ein wenig über die eindrucksvollen, blauen Augen, was ihm jenen milden Ausdruck verlieh, den er heute Abend schon ein paar Mal getragen hatte und doch war er anders, als alle zuvor.
    In dem Gesicht fand sich eine Trauer, die dann entstand, wenn man seit langem wusste, dass etwas nicht sein konnte und doch immer wieder den Schmerz darüber erfuhr, dass es so war.

    Es war der Klang des süßesten Akkordes, der bis in das Innerste einer Seele vorzudringen vermochte und dort etwas berührte, das nicht in Worte zu fassen war. Es war der Umstand zu begreifen, dass all die hohen Ideale der sterblichen Welt, von Liebe, Glaube und Hoffnung, dennoch nichts verändern konnten.
    Nicht für ihn.

    Marius hatte es ausgesprochen- er hatte es angenommen. Er erlebte den Augenblick davor, den Augenblick, in dem es passierte und den Augenblick, der sich den Worten des Vampirs anschloss und wie alle anderen, so blieben auch sie ein stetes Echo in dem Saal seines Bewusstseins und würden niemals aufhören sich bemerkbar zu machen, ihn flüchtig zu streifen, zu vergehen und doch niemals vergessen zu werden.

    Damian richtete keine Antwort an Marius. Wie hätte er ihm erklären können, dass er jedes Schicksal, das auf dieser Welt geschehen war und noch geschehen würde in einem einzigen Moment seiner Entstehung erfahren hatte, jeden Geschmack kannte, jede Berührung gespürt hatte, jede Liebe gelebt, jeden Tod erfahren?

    Auch der Ärger des Unsterblichen erschien ihm wie ein alter Bekannter, den er lange nicht mehr gesehen hatte und selbstverständlich kannte er seine Antwort darauf.

    Ich kann nichts für mich tun. Ich habe keine Motivation etwas für mich zu tun. Ich bin Nichts und Alles.
    Ich tue es nicht für dich. Ich tue es nicht für mich. Ich tue es nicht wegen dir. Und auch nicht wegen mir.
    Ich tue es für sie, denn ihr allein ist Unrecht widerfahren. Ich mag keine Gnade gewähren... doch sie hat keinen Fehler begangen, der es verlangen würde, Vergebung zu geben.
    Sie hat nichts getan.
    Daher ist es Unrecht, das nicht mit Gnade vergolten werden kann.
    So dass ich zu handeln vermag.
    Aber wie soll ich dir das jemals verständlich machen?
    Ich bin der Tod.
    Mich zu verstehen, würde dir nur Trauer bringen.

    "Leb wohl, Marius." war alles, was die schattenhafte Stimme dem Vampir noch schenken konnte, denn es verlangte ihr nicht danach noch mehr Ärger oder Schmerz zu schüren.

    Wie immer, wenn der Tod die Lebenden oder Unsterblichen berührt hatte, hatte er ihnen nichts als Zerstörung bringen können und Damian erinnerte sich wieder daran, weshalb er keine Wünsche zu haben hatte.

    Die Lider senkten sich vollends, als die Schatten in dem Haus ein Eigenleben zu bekommen schienen und ihn zärtlich in ihre Arme schlossen, um ihn von der Welt fortzubringen, für die er immer und ewig nur eins bedeuten würde.

    Den Tod.

    tbc: Höllenreich



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 12.02.2007, 00:15


    Marius blieb ruhig stehen, wo er war, wandte dem Tod seinen Blick nicht zu, als dieser ihm zum Abschied einen Gruß sandte.
    Der Vampir brach sein Schweigen nicht, doch tief in seinem Inneren erwiderte er die Geste, und er wusste, dass er sie nicht nach außen dringen lassen musste, um vom Tod wahrgenommen zu werden.
    Stille blieb zurück, nachdem das Geräusch der Schwingen verklungen, und Damian verschwunden war.
    Die Schatten an den Wänden lösten sich auf, wanderten weiter, und ließen Marius allein.
    Was er gesagt hatte, war nicht nett gewesen, aber wahr.
    Er hatte Dinge verstanden, die zu verstehen die meisten anderen Wesen nicht fähig waren, aber die Bitterkeit, die mit dieser Erkenntnis kam, hatte er nicht verbergen können.
    Der Tod war ein seltsames Wesen und Marius wusste wohl, dass er ihn in nächster Zeit beschäftigen würde.
    Dass seine Gedanken alleine um diese mächtige Macht und ihr Sein kreisen würden, bis er an einen Punkt gelangte, an dem er verstehen konnte, ohne werten zu müssen.
    An dem er begreifen konnte, vertrauen konnte, ohne durch Worte oder Schweigen gekränkt zu werden, aber dennoch nicht kalt sein musste.

    Sehr sehr langsam erwachte Marius aus seiner Starre, bewegte seine steifen Glieder, ließ das Fenster aber geöffnet, als er sich davon abwandte.
    Er schritt zu dem Malergestell neben der Kommode und stellte es vor das Fenster, während er einer Leinwand und der zugehörigen Malpalette samt Pinsel befahl, zu ihm zu kommen.
    Als er alles arrangiert hatte, hielt er noch einmal inne.
    Er wusste nicht, ob er das Recht hatte zu tun, was er zu tun beabsichtigte, und er wusste nicht, ob er mögen würde, was am Ende dabei rauskam.
    Aber im Augenblick sah er darin auch die einzige Möglichkeit, seine Gedanken schweifen zu lassen, und sich über die Dinge klarzuwerden, über die er sich klarwerden musste - ansonsten würde er keine Ruhe finden.
    Der Vampir tauchte den Pinsel in dunkle Farbe, und binnen Sekunden entstand auf der zuvor weißen Leinwand das Abbild der verschneiten Nachtlandschaft vor dem Fenster, überschattet von den Umrissen eines Gesichtes, welches Marius nicht mehr losließ.
    Und er malte.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 12.02.2007, 14:59


    Marius hielt inne, als er zu einem Ende gekommen war, und senkte die Hand mit dem Pinsel.
    Das Gemälde zeigte ihm nun die winterliche Landschaft vor seinem Fenster, und alles überlagernd das blasse, helle Gesicht des Todes, dessen blondes Haar mit den Wellen des Meeres verschmolz.
    Sein Gesicht trug jenen unfassbaren Ausdruck, den kein Sterblicher und auch die wenigsten Unsterblichen jemals ergründen konnten, und alles in allem konnte man von einem gelungenen Werk sprechen.

    Marius teilte diese Meinung nicht.
    Er starrte das Bild an, minutenlang, bis er endlich wusste, was ihm missfiel.
    Es waren die Augen.
    Sie spiegelten nicht wieder, was in den Augen des Todes zu finden war, und obwohl das Blau treffend genau dasselbe war, zeigte es doch nicht die Essenz dessen, was der Tod war.
    Das Licht der Sterne in diesen unbeschreiblichen Augen ließ sich nicht einfangen.
    Es ließ sich nicht einfangen, nicht auf Leinwand bannen.
    "Ich kann dich nicht malen..." Flüsterte Marius leise und seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut.
    Im nächsten Moment brach sie auch schon hervor, und Marius riss das Bild von seinem Stativ, ließ zu, dass es zu Boden fiel und dort zerbrach.
    Schon früher war er immerwieder in diese Unzufriedenheit verfallen, wenn er gemalt hatte.
    Er verstand nicht, warum es Dinge gab, die selbst für ihn unmöglich waren, und er akzeptierte es nicht, weshalb ihn seine eigene Unfähigkeit immer wieder zu derlei Anfällen trieb.
    Es dauerte nur kurz, nur wenige Sekunden, bis er sich wieder fasste, eine neue Leinwand aufstellte, und sich entschloss, ein neues Bild zu malen.
    Und wieder begannen sich wie von Zauberhand Strukturen auf die Leinwand zu zaubern, setzte jeder Pinselstrich ein wenig mehr Perfektion auf das blasse Weiß.
    Eine neue Landschaft entstand, und wieder war sie weiß, aber es war nicht diese Insel sondern ein Ort weit weg, an den Marius sich erinnerte.
    Und wieder wurde diese Landschaft von einem Gesicht überlagert, so schön und so makellos, wie es nur die Gestalt des Todes sein konnte.
    Dieses Mal war der Vampir schlauer.
    Er malte den Tod, und ließ dessen Augenlider dieses Mal gesenkt sein, so dass er nur einen kleinen Funken von dessen einmaligen Augen malen musste.
    Und als er fertig war betrachtete er es abermals.
    Und es war perfekt.
    Bis auf einen einzigen Makel.
    Der Ausdruck, der sich auf den feinen Zügen fand, war melancholisch und in dieser Melancholie atemberaubend schön..
    Aber noch während Marius es betrachtete, wurde ihm bewusst, dass es nicht authenthisch war.
    Niemals würde er auf den Zügen Damians Melancholie entdecken. Niemals würde der Tod sie empfinden.
    Es war eine Täuschung, lediglich eine Vorstellung, und diese Vorstellung war Marius'.
    Wäre der Tod im Stande, Trauer zu fühlen, so würde ihn diese Trauer wohl so aussehen lassen, wie auf diesem Bild.
    Doch der Tod fühlte nicht so, wie Marius fühlte oder wie Menschen fühlten, und daher war die Vorstellung davon lediglich eine Illusion.

    Die Züge des Vampirs wurden hart, als er seinen Irrtum erkannte, aber diese Mal wurde er nicht wütend.
    Nachdenklich nahm er auch das zweite Bild von dem Gestell um es zur Seite zu legen.
    Und eine weitere, weiße Leinwand vor sich zu stellen, mit dem festen Entschluss, etwas anderes zu malen.
    Und als er den ersten Pinselstrich tat, war er überzeugt, dass etwas neues entstehen würde.
    Tatsächlich waren da bald Pyramiden, umgeben von Sand, der selbst im kalten Mondschein noch golden glänzte.
    Strich folgte auf Strich, und niemals war Marius die Malerei so leicht von der Hand gegangen.
    Bis er zu seiner eigenen Überraschung feststellte, dass aus dem den Pyramiden und dem Sand erneut ein Gesicht entstand.
    Und auch wenn er es gerade erst angefangen hatte, wusste er bereits, wessen Züge es trug und er wollte aufhören, doch er konnte den Pinsel nicht aus der Hand legen, konnte sich nicht umwenden, und das Bild Bild sein lassen.
    Nein.
    Er malte weiter.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 12.02.2007, 16:46


    Zeit verstrich, die keinerlei Bedeutung hatte, für Marius, als Zug um Zug, Strich um Strich ein neues Werk entstand, und dennoch diesselben Züge trug, wie seine bisherigen Werke.
    Aber Marius konnte sich dem nicht entziehen, konnte es nicht sein lassen, perfektionierte es mit jedem Farbtupfer weiter, bis schließlich ein neues Bild vor seinen Augen Form angenommen hatte.
    Was er gemalt hatte, begriff er selbst nicht ganz.
    Er hatte die Lande, welche nun die Leinwand zierten noch niemals gesehen, und doch, als er sie nun betrachtete, ergriff ihn unsagbares Grauen.
    Er sah Brücken, gemacht aus den Gebeinen Toter, die nicht tot waren.
    Er sah ein finsteres Etwas sich erheben, sah Dämonen um die schwarze Burg kreisen, und alles wurde verschlungen von einem Meer von Flammen.
    Ein schwarzer See zog sich durch das finstere Reich, und einen Himmel gab es nicht.
    Licht gab es nicht.
    Und auch keine Hoffnung.
    Marius erschauderte.

    Über alldem lag das Gesicht des Todes, unwirklich und schön zugleich, schenkte Trost und Trostlosigkeit, denn keine Regung war auf dem makellosen Gesicht zu entdecken.
    Die Augen waren auf das Land gerichtet, halb geschlossen, halb geöffnet, und ein Funken blau ragte aus ihnen hervor, umrahmt von bitterer Schwärze.
    Die Szene war perfekt in jeglicher Hinsicht.
    Und es war diese Perfektion, die Marius dieses Mal unruhig werden ließ.
    Schweigend wandte er den Blick von dem Gemälde ab, ließ es sein, wo es war, und schritt zu einem der hohen Lehnsessel in diesem Raum, ohne ein Geräusch zu verursachen.
    Er ließ sich in die weichen Polster sinken, stützte den Ellenbogen auf die Lehne, und legte den Finger auf die kalten Lippen, während er stumm zu seinem Werk hinübersah und darüber nachdachte.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 12.02.2007, 16:56


    pp: Hölle

    Das Klagen der Welt unter seinen Füßen konnte Damian deutlich fühlen. Sie ächzte und stöhnte unter seiner Berührung und erzitterte ob der Kälte, die sein Schatten ihr brachte und doch schritt er sicher und ohne innezuhalten durch das Reich der Schatten, ohne jemals den Kontakt zu Pandora zu verlieren, bis er spürte wie sich Marius' Heim um ihn herum zu bilden begann.
    Damian atmete zitternd aus, während er wieder stofflicher wurde. Es war jenes Geräusch, das leise wie ein Windhauch und doch kälter als der Winter selbst die Welt der Sterblichen berührte und gleichsam ein Geräusch der Furcht wie kühler Leidenschaft sein konnte, für den Tod aber nichts bedeutete.

    Für einen Moment lang nahm er alle Wärme und Licht aus dem Raum, bevor das Feuer sich aus seinem Griff wandte und wieder zu brennen begann. In dem Halbschatten, der entstand, blieb Damian still zurück, das schöne Gesicht verborgen, Pandora vor sich stehend.
    Das, was er zu tun beabsichtigt hatte, war nun vollbracht.

    Die Schatten umschmiegten ihn noch immer zärtlich, während er die Vampirdame aus seinem Griff entließ und selbst zurückblieb, während sie einige Schritte von ihm fortmachte.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 12.02.2007, 18:02


    Marius spürte, wie sich plötzlich Kälte in sein Haus schlich, und das Feuer im Kamin auszugehen drohte.
    Er zwang sich, den Blick von dem Gemälde zu wenden, aber kaum dass er es getan hatte, flackerten die Flammen auch schon wieder auf, ohne der Kälte etwas entgegensetzen zu können.
    In einer der düsteren Ecken entstand eine wahre Ansammlung von Schatten, die nicht dorthin gehörten, doch Marius fürchtete sich nicht.
    Er spürte die Präsenz, noch bevor sie sich materialisierte, und es überraschte ihn nicht, die prägnante Gestalt des Mannes zu erblicken, von dem er die letzten Stunden nahezu besessen gewesen war.
    Was ihn aber durchaus überraschte war die hübsche, junge Frau, die ihn begleitete.
    Wenn auch Jahrhunderte, vielleicht sogar Jahrtausende vergangen sein mochten, seit er dieses liebliche Gesicht zum letzten Mal gesehen hatte, so erkannte er sie dennoch wieder, sah sie für ihn genauso hübsch aus wie damals, als er sie verlassen hatte.
    Und er begann sich daran zu erinnern, wie sehr er sich immer wieder nach ihr gesehnt hatte, und wie sehr er sie sich zurückgewünscht hatte.
    Nun allerdings, da sie vor ihm stand zweifelte er, ob dieser Wunsch tatsächlich noch immer bestand, oder ob auch das nur wieder eine der vielen Täuschungen war, die er sich selbst auferlegt hatte.

    Braune Augen sahen ihn an, und er konnte nur vermuten, dass Pandora ähnliche Gedanken hegte, denn ihre Miene, so schön und ebenmäßig sie auch war, blieb ihm verschlossen und Marius war viel zu höflich, als dass er versuchte, gegen ihren Willen ihre Gedanken erschließen zu wollen.
    In einer schnellen, geschmeidigen Bewegung erhob er sich aus dem Sessel, strich ohne es zu merken den roten Samtmantel schwarz, und sah beiden entgegen.
    Er wollte Damian danken, und wollte es auch wieder nicht, und Pandoras Gegenwart verhinderte, dass er es tat, und nahm ihm diese Entscheidung ab.
    "Pandora." Formten seine Lippen leise, und der alte Vampir bemühte sich, seine Worte zuneigungsvoll klingen zu lassen.
    "Wie ich sehe, entsinnst du dich meines Namens noch, Marius." Erwiderte sie zurückhaltend, aber doch mit einem Vorwurf in ihrer Stimme.
    "Wie könnte ich ihn jemals vergessen?" Fragte er leise und ruhig, während er auf sie zutrat.
    "All die langen Jahrhunderte schien es mir nicht so, als hättest du dich an mich erinnert." Sagte Pandora und hob den Kopf ein wenig höher.
    "Das habe ich."
    "Und dennoch bist du nie zurückgekommen? Hast du mich nicht gesucht? Du wusstest ich würde dich nicht finden können."
    Marius sah sie an, und die kobaltblauen Augen schimmerten sacht.
    Sie hatte Recht. Wie schon damals, so hatte sie auch heute recht.
    Er hatte erst begonnen, nach ihr zu suchen, als er sie nicht mehr gespürt hatte. Als er begriffen hatte, dass es nicht mehr in seiner Macht lag, sie zu suchen.
    Und er hatte immer gewusst, dass sie ihn nicht finden konnte, wenn er es nicht zuließ.
    "Du hast recht." Sagte er schließlich schlicht, und nun erst löste sich die zeitlose Schönheit von dem Weggefährten, der sie hierher gebracht hatte.
    Mit anmutigen Bewegungen entfernte sie sich vom Tod, schritt durch den Raum, und betrachtete ihn, bis sie erneut innehielt und ihr Gesicht nahm einen enttäuschten Ausdruck an.
    "Und sie ist immernoch hier." Stellte sie fest während sie Marius mit eindringlichen Blicken musterte.
    "Ja."
    Pandora schüttelte den langsam den Kopf.
    Sie hatte sich lange Zeit gemeinsam mit Marius um das heilige Paar gekümmert, aber nie war sie ihnen so ergeben - so verfallen gewesen, wie Marius.
    Er hatte Akasha seine Leidenschaft und sein Leben geschenkt, und, wie sich Pandora erst später klar geworden war, auch seine Liebe, während ihre Liebe immer nur ihm gehört hatte.
    Und es noch immer tat.
    "Du wirst nicht aufhören über sie zu wachen?"
    Ihre Finger berührten den Sims des Kamines, während sie den Kopf abermals zur Seite wandte, um den Vampir zu betrachten.
    "Nein." Seine Antworten waren einsilbig und entschieden, weil er nicht beabsichtigte, eine Diskussion mit Pandora zu beginnen, die er womöglich verlieren konnte.
    Pandora nickte.
    Das hatte sie erwartet.
    "Aber..." Fuhr Marius fort, und der Klang seiner Stimme war aufrichtig, "Ich würde mir wünschen, es nicht mehr alleine tun zu müssen."
    Sie sah ihn daraufhin lange stumm an, und keiner von ihnen beiden beachtete Damian, der schweigend in seiner Ecke stand, und beobachtete, und nichts tat.
    Und dann trat sie auf den Vampir zu, nicht zögerlich, sondern entschlossen, hielt erst vor ihm ein, und auf ihren Zügen lag ein fragender Ausdruck, während sie die Hand hob, und sie vorsichtig über sein Gesicht gleiten ließ.
    Seine Haut war kalt, und weiß und dennoch erfüllte es sie mit Wärme, ihn berühren zu können.
    Die blauen Augen blickten sie an, und sie sah das Schimmern in ihnen, welches sie immer so geliebt hatte, und welches in ein wildes Funkeln umschlagen konnte, wenn der Vampir dabei war, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

    Sie hob den Kopf ein weiteres Mal und ihre Lippen berührten seine Lippen, erst vorsichtig, so als wollte sie nur kosten, als hätte sie Angst, sich zu verbrennen, doch als sie zurückweichen wollte, war er es, der sie behutsam an sich zog.
    Beide versanken sie in einen innigen Kuss, und Pandora hielt ihre Augen geschlossen, genoß seine Umarmung, seine Berührung und alles an ihm, was sie so lange hatte missen müssen.
    Dann allerdings, als sie ihre Augen wieder öffnete, fiel ihr Blick auf ein Bild das an der Wand lehnte.
    Und ein weiteres, welches auf dem Boden lag.
    Und eines, welches jetzt noch in einem Gestell hing.
    Und was sie sah, ließ sie erschaudern, und etwas begreifen.
    Sie stieß ihn energisch von sich, und in ihren Augen blitzte es.
    "Eine Frage, Marius." Sagte sie scharf. "Eine einzige."
    Der Audruck in Marius' Gesicht änderte sich, verschloss sich, zeigte aber auch einen eigentümlichen Schmerz.
    "Stell sie nicht, bitte." Bat er leise, aber Pandora ignorierte ihn.
    "Liebst du mich?" Es war eine eigentümliche Frage, denn im Grunde fragte sie nicht, ob er sie liebte, sondern ob er die anderen liebte... sie, die ihn beschäftigten, und seine Leidenschaft entfesselten.
    Marius Lippen blieben verschlossen, und auch seine Gedanken blieben hinter der aristokratischen, hohen Stirn verborgen.
    Und Pandora verstand die Bedeutung seines Schweigens.
    Wieder blitzten ihre Augen und sie holte binnen weniger Sekunden aus.
    Ein lautes Schallen erklang, als ihre Hand die Wange traf, die sie noch kurz zuvor zärtlich liebkost hatte und Pandoras Augen verengten sich, während sie versuchte den Schmerz, den Marius Schweigen ausgelöst hatte, zu verbannen.
    "Immer noch der stolze, unfehlbare Marius." Sagte sie leise, und es klang verbittert.

    Schmerz schlich sich nun auch auf sein Gesicht, aber es war eine andere Art von Schmerz, als der, den sie durchlitt.
    Er hatte gehofft, dass die Zeit alle Wunden heilen würde.
    Dass die Zeit ihre Differenzen ausgemerzt hatte.
    Umso mehr tat es nun weh, zu sehen, dass es nicht so war.
    Und dass er sie nicht würde halten können.
    "Ich war nie unfehlbar..." Entgegnete er, doch Pandora hob die Hand, um ihm zu bedeuten, dass er nicht weitersprechen sollte.
    "Sag nichts, Marius." Sagte sie kopfschüttelnd. "Schweig einfach, den jedes einzelne Wort aus deinem Mund verspottet mich, so wie du mich immer verspottet hast, wenn du Angst hattest, zu verlieren." Als sie es in seinen Augen ebenfalls blitzen sah, nahm ihr Gesicht für einen kurzen Moment einen mitleidigen, sehnsüchtigen Ausdruck an.
    "Ja, Marius, ich kenne dich besser, als jeder andere. Besser, als du dich selbst kennst." Sagte sie leise, bevor sie den Kopf von ihm abwandte, den Tod mit einem traurigen Blick streifte, und sich dann von dem Vampir entfernte und auf die Türe zutrat.
    Sie würde nicht diskutieren.
    Nicht mit Marius und jetzt schon gar nicht.
    Schweigend verließ sie den Raum durch die Türe um in die Korridore des Hauses zu entschwinden.
    Marius fühlte sich hin und hergerissen zwischen dem Drang ihr zu folgen, und einfach hier zu bleiben, und wieder war es sein Stolz, der ihn die Entscheidung fällen ließ.
    Verloren hatte er diese Frau vor langer Zeit.
    Und auch wenn sie jetzt hier war, in seiner Nähe, so war sie doch nicht sein.
    Doch den Grund warum es so war, begriff er nicht.
    Das konnte er nicht.
    Denn dazu hätte er sich selbst begreifen müssen.
    Seine Finger fuhren an seine Lippen, die noch immer den zarten Hauch Pandoras an sich haften hatten, bevor er sich ganz, ganz langsam umdrehte und Damian ansah, wie er stumm und teilnahmslos da stand, aber dennoch mit regem Interesse verfolgte, was hier geschah.
    Ein wehmütiges Lächeln legte sich auf die Lippen des alten Vampirs, als er sich unwillkürlich fragte, wie eine Szene wie diese auf jemanden wie den Tod wohl wirken musste.
    Und es gab nur eine Antwort darauf:
    Menschlich.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 12.02.2007, 18:30


    Damian erwiderte Marius' Blick still und senkte schließlich die Lider. Es gab vieles, das er hätte sagen können- so unendlich oft hatte er Worte des Trostes bereits gehört und selbst verschenkt, doch er wünschte nicht, den Vampir zu verspotten und so schwieg er.
    Langsam löste er sich aus den Schatten und legte dem Vampir einen flüchtigen Augenblick lang die Hand auf die Schulter, während sich ihm gegenüber bereits wieder die Schatten verdichteten und darauf warteten, ihn aufnehmen zu können.

    Liebe kann vieles, doch manchmal ist Liebe nicht genug
    Glaube ist stark, doch manchmal ist Glaube Selbstbetrug
    Ihr wolltet Wunder doch sie sind nicht geschehen
    Wird es Zeit, dass ihr euch endlich eingesteht...

    "Ich hätte dich nicht fragen dürfen zu bleiben... Ich werde es nicht wieder tun." sagte der Tod leise, während die Schatten ihre Arme nach ihm ausstreckten.
    Die Berührung des Todes konnte nichts Gutes verheißen für jene, die noch oder einfach nicht tot waren.

    Damians Züge waren gleichsam unbeweglich wie mit einem seltsamen Schmerz erfüllt, als ob er sich an etwas erinnern würde, das zu fassen ihm schwerfiel.
    Er hob den Blick und sah in eine unbestimmte Ferne, während er auf die Schatten starrte. Er durchlebte all die traurigen Momente, die er bereits kennen gelernt hatte und erspürte auch jene, die noch vor ihm lagen. Sie bedeuteten ihm nichts, doch das Glitzern in seinen Augen würde Marius etwas bedeuten.

    "Dann will ich dich nicht länger... stören." sagte er leise. "Auch wenn meine Einmischung offensichtlich nahchhaltiger Natur ist..."
    Ein Seufzen war zu hören und die Schatten schienen sich schneller zu bewegen, als ob sie es kaum noch erwarten konnten, ihn endlich wieder dorthin zurückzubringen, wo er ihrer Ansicht nach hingehörte.

    Die Zeit, das wusste er, würde seine Züge verwischen, sein Handeln verschleiern und vielleicht konnte Marius irgendwann vergessen, dass der Tod zur Hölle geritten war, um offensichtlich nur Leid daraus hervorzubringen.
    Und wenn nicht, dann würde er Bitterkeit für ihn bereithalten, wenn das Ende allen Seins kam.
    Den Tod wunderte es nicht, dass all diese Erkenntnisse ihn dennoch nicht bewegten und so trat er an dem Unsterblichen vorbei auf die Schatten zu.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 12.02.2007, 18:55


    Marius sah das Glitzern in den Augen des Todes, und auf eine Art schenkte es ihm Frieden.
    'Würdest du es wieder tun, Damian, so würde meine Antwort diesselbe bleiben.' Entgegnete er auf die stummen Worte seines Besuchers hin, denn auch wenn in den letzten Stunden viel Leid geschehen sein mochte, so hatte Marius auch Dinge erkannt, denen er sich zuvor verschlossen hatte.
    Das Pandora wütend war, oder verletzt, war allein seine Schuld, und hatte nichts mit Himmel, Hölle oder gar dem Tod zu tun, sondern mit ihm, Marius, und seiner Unfähigkeit, manche Dinge so zu sehen, wie andere es wünschten.
    Es lag ihm fern, Pandora wehzutun, und dennoch geschah es immer wieder, ohne dass er es beabsichtigte.

    Ein leises Geräusch entstand, als der Tod sich umwandte, und Marius glaubte das leise Rauschen von Schwingen zu hören, die den Raum erfüllten - und den Tod wegtragen würden, fort von diesem Ort, und fort von ihm.
    "Damian." Sagte er, benutzte dieses Mal wieder Worte, anstatt allein die Stimme seine Geistes zu nutzen, und er wandte sich dem anderen Unsterblichen langsam zu.
    "Warst du schon einmal im Theater?" Die klaren, hellen Augen des Vampirs musterten den Tod, und er hatte keinerlei Ahnung, ob dieser seine Bitte erkennen, oder sein Angebot annehmen würde - aber er hatte auch seinen Tee angenommen, warum sollte er dieses mal also ablehnen?
    Und selbst wenn er es tat, so hatte Marius nichts verloren.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 12.02.2007, 19:03


    Damian hielt inne, als er Marius' Stimme vernahm und wandte sich erneut zu dem Vampir um.
    Er lauschte den Worten, gab ihren Silben Klang und Sinn und legte schließlich den Kopf ein wenig auf die Seite.

    "In einem Theater?" fragte er nach und wusste, dass Marius meinte, ob er in dieser Form schon einmal in meinem Theater gewesen war- als Zuschauer, nicht als Berufstätiger.
    "Nein. Zumindest nicht so." fuhr er langsam fort und erkannte nicht nur die einfache Frage, sondern auch das Angebot, welches dahinter stand und der Tod war fasziniert von der Tatsache, dass dieser Mann offensichtlich noch immer versuchen wollte ihn wie jemanden zu behandeln, der fühlen und empfinden konnte.
    Es rief eine Erinnerung an Freude in ihm hervor.

    "Aber... ich könnte mir vorstellen eines zu besuchen... vielleicht kannst du mir da weiterhelfen?" fuhr er fort und beantwortete Marius' unausgesprochene Frage.
    Ein sanftes, wenn auch flüchtiges, so dennoch da gewesenes Lächeln glitt über seine Züge und der Tod konnte sehen, wie sich die unsterblichen Augen des Vampirs kurz weiteten.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 12.02.2007, 19:19


    Marius gewahrte überrascht, dass da tatsächlich eben etwas über das Gesicht seines Gastes gehuscht war, dass ausgesehen hatte, wie ein Lächeln, wenn auch nur ganz flüchtig.
    Die Augen des Vampirs blitzten, und er fühlte sich in seinem Vorhaben bestärkt.
    Er beabsichtigte nicht, in einem Wesen, in dem es keine Gefühle gab – geben konnte, zumindest nicht so, wie er sie sich vorstellte – ebenjene zu wecken.
    Aber warum sollte es falsch sein, so fortzufahren, wie er es bislang getan hatte?
    Es war eine Lüge, zu behaupten, dass der Tod ihn nicht faszinierte, denn das tat er durchaus – auf rein untote Weise natürlich.
    Er kannte ihn nicht, würde ihn nie kennen, und niemals begreifen können, aber das schürte die Neugier des Vampirfürsten nur erst recht.
    Er hatte schon immer die Angewohnheit gehabt, Leidenschaften für das zu entdecken, was außerhalb seiner Macht oder seines Verständnisses lag, und so war es nun auch wieder.
    „Hast du da eben gelächelt?“ Fragte er und in seiner Stimme schwang stille Faszination mit.
    „Das solltest du öfter tun.“ Fügte er dann hinzu. „Denn es gefällt mir.“
    Es mochte keine Rolle spielen, was Marius davon hielt, oder was ihm zusagte oder nicht;
    Genaugenommen war es sogar eine Anmaßung zu fordern, dass der Tod lächelte, nur weil es Marius gefiel.
    Aber wie immer in solchen Situationen, ignorierte er es absichtlich, ließ er ein Lächeln seine Gedanken verschleiern.

    Damian nahm an.
    Und das gefiel dem uralten Vampir.
    „Zufällig kenne ich da ein Theater ja..“ Entgegnete er, obwohl er wusste, dass der Tod auch davon bereits wusste.
    „Wenn du mich dorthin begleiten möchtest?“ Fragte er, die blauen Augen auf Damian gerichtet, der ihn ebenso zu mustern schien.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 12.02.2007, 19:39


    Der Tod nahm ein letztes Mal seine stille Wanderung in unmittelbarer Nähe des Vampirs auf, bevor er schließlich sagte: "Ich werde dich begleiten." Er konnte nicht sagen, dass er es gerne tun würde. Sich freuen würde. Und doch versuchte er eine winzige Spur dessen, was andere bei einer solchen Einladung empfinden würden, ebenfalls in seine Stimme zu legen. Er tat es nicht, weil es ihm etwas bedeutete, sondern weil es den Gefährten, die er hin und wieder hatte, den Umgang mit ihm erleichterte.

    Seine Finger strichen sanft an der Wand entlang, ohne sie zu spüren. Sein Blick war nach vorne gerichtet, ohne etwas Bestimmtes bewusst wahrzunehmen. Er nahm die Vergänglichkeit von allem in sich auf und breitete einen winzigen Hauch seiner eigenen Präsenz über alles aus, das er berührte. Es war nichts Unangenehmes, sondern eher eine Ahnung des Unerklärbaren und Mystischen. Dass alles in diesem Heim vergänglich war, musste er schließlich nicht unterstreichen.

    Er drehte den Kopf ein wenig und blickte stumm zu der Blume, die er in die Vase gestellt hatte- kurz bevor sie eines ihrer Blätter fallen ließ, das still auf den Tisch fiel ohne ein Geräusch zu verursachen.

    "Wohin soll es gehen?" fragte er, ohne den Blick von der schönen Blüte zu nehmen, die längst sein war.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Marius - 12.02.2007, 19:50


    Marius sah zu, wie Damian erneut durch diesen Raum schritt, wie er Dinge berührte und doch nicht berührte, und sich einmal mehr mit der Einrichtung beschäftigte, die so viel, und doch so wenig bedeutete.

    Dieser Salon war nichts im Vergleich zu dem Schrein, den er Akasha und Enkil zu Ehren um sie herum errichtet hatte, und doch entsprach der Salon nicht nur der Zeit, in welcher Marius ihn errichtet hatte, sondern auch dem Sein und den Vorlieben des Vampirs selbst.

    Er nahm hin, dass Damians Gesicht wieder jene Ausdruckslosigkeit annahm, die er kannte, und auch, dass seine Worte die Emotionen missen ließen, die man erwartete.
    Dinge wie diese konnte Marius ignorieren, er konnte sie hinnehmen, ohne dadurch verunsichert zu sein.
    Und er tat es, weil er neugierig war.
    "Nach Paris." Antwortete Marius, und wieder stahl sich ein Lächeln auf die kalten, weißen Züge des Vampirs.
    "In die Stadt der Liebe..." Fügte er hinzu, und das Lächeln um seine Mundwinkel wurde süffisant.
    Er war lange nicht mehr dortgewesen...
    Aber er spürte, wie die Erregung, diesen Ort erneut aufzusuchen, Besitz von ihm ergriff, wie es in seinen Fingerspitzen kribbelte, und die Vorfreude sich einstellte.
    Dort, und nirgends sonst würden sie das "Théàtre des Vampires" finden.

    Er wandte den Blick erneut Damian zu.
    "Wollen wir?" Fragte er, besser gelaunt, als man es nach einem Streit mit Pandora eigentlich erwarten konnte, aber er schien diesen Gedanken gänzlich beiseite geschoben zu haben.



    Re: Geschmackvoll eingerichteter Salon

    Der Tod - 12.02.2007, 20:10


    Der Tod nickte sachte und trat auf Marius zu, blieb stehen, spürte wie die Schatten sich ihm öffneten. Er ließ dem Vampir einen Wimpernschlag lang Zeit, der sich in eine trügerische Ewigkeit verwandelte, bevor er sagte: "Dann werde wir dort jetzt hingehen."

    Der Tod war hier und dort, wo sie hinwollten und an jedem anderen Ort gleichzeitig. Daher war es kein Problem für ihn die Örtlichkeiten zu wechseln ohne dabei Zeit zu verlieren. Marius aber war sicherlich noch nicht auf seinen Schwingen gereist, so ließ er ihm noch einen Moment Zeit, bevor er schließlich ganz auf ihn zutrat.

    Damian stellte sich neben ihm, ließ seine Hand sich einem zierlichen Vogel gleich, auf die Schulter legen und öffnete das Reich der Schatten, um mit Marius gemeinsam darin abzutauchen.
    Es dauerte nur wenige Augenblicke, die jedoch keine Bedeutung hatten. Damians Griff verstärkte sich, als er merkte, wie die Neugier des Vampirs seinen Geist dazu brachte zu schweifen und leise flüsterte er: "Nicht... Das Reich der Schatten ist nichts, das aufzusuchen sich lohnen würde."

    Er entfernte sich wieder ein wenig von Marius und nickte, als der Vampir sich zu fokussieren versuchte.
    Im nächsten Moment schon hatten sie Frankreich und damit Paris erreicht.

    tbc: Theatre....*?*



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