Kapitle 3

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    Re: Kapitle 3

    NJils - 01.02.2007, 19:44

    Kapitle 3
    - 3 -



    Bei Sonnenuntergang war Marek wieder auf der Straße. Er ging auf dieser, welche von dem Müll der Stadtbewohner beinahe unpassierbar geworden war, ganz bewusst nach Osten, da er nun die Sonne im Rücken hatte, die mögliche entgegenkommende Trottel, die ihn angreifen wollen könnten, blendete. Aber Marek hatte den Meisten dieser selbstmordgefährdeten Spinner bereits gezeigt, was mit denen passierte, die meinen ihm auf die Nerven gehen zu dürfen. Keiner von denen würde ihn noch einmal belästigen, genau genommen würden sie niemals mehr irgendjemanden belästigen.
    Es war noch hell genug, dass niemand die Straßenlaternen in La Otumba Roja einschaltete. Diese bestanden zwar nur aus Fackeln, die ein Dach besaßen und dazu vier rot getönte Glaswände, um somit die Straßen in ein rotes Licht zu tauchen, das der Stadt ihren Namen eingebracht hatte. Das Licht nutzte kaum etwas, wenn man viel sehen wollte, und war deshalb die ideale Deckung für Diebe und Meuchelmörder.
    Auf halbem Weg zu der Bruchbude die José als den Unterschlupf seiner so genannten Bande bezeichnete, kam ihm selbige samt Anführer entgegen. Josés Bande bestand aus ihm, Vargas, dem einäugigen Psychotiker, Josés Bruder Esteban und einem Hohlkopf, dessen Namen sich Marek nie gemerkt hatte, und der mehr auf seine Muskeln, als auf sein Hirn setzte. Dies war die Bande oder besser der harte Kern der Bande. Zu José gesellten sich immer mal wieder ein paar schiesswütige Knallchargen, die aber auch nach längerer oder kürzerer Zeit wieder abhauten.
    Was ihr Auftritt zu bedeuten hatte war Marek sofort klar. José hatte Wind von Rosas Auftrag bekommen und wollte sich ihm stellen. Er hatte anscheinend nur seine drei dauerhaften Mitglieder mitgenommen, weil er meinte diesen vertrauen zu können. Es war Marek absolut unbegreiflich, wie so ein hirnloser Volldepp wie José die Kontrolle über die Hälfte der Stadt erringen konnte, allerdings war es ihm auch egal. Wenn er José und die drei Menschen, die als sein Nachfolger in Frage kämen, tötete, wäre Josés Bande damit Geschichte und würde ein Machtvakuum hinterlassen, das einen weiteren Bandenkrieg hinter sich ziehen würde, aber das kümmerte ihn kein Bisschen. Logisch betrachtet war ein Bandenkrieg das Beste, was Otumba de Gomez Farias passieren konnte. Die Taschendiebe und Räuber, die sonst einen Gang durch die Stadt zum Spießrutenlauf machten, waren viel zu sehr damit beschäftigt sich gegenseitig über den Haufen zu ballern, um irgendwelche Passanten zu belästigen, und Waffenhändler wie Curly machten guten Gewinn damit, Waffen an sie zu verkaufen. Wenn ein Bandekrieg herrschte wollte jeder halbstarke Möchtegerndesperado sofort eine Kanone, egal wie mies sie auch war. Curly hatte Marek einmal erzählt, dass er bei dem letzten Bandenkrieg seinem gesamten Bestand an Feuerwaffen losgeworden ist. Selbst die Pistolen, von denen Curly selbst gesagt hatte, dass sie nur Schrott seien und wahrscheinlich beim ersten Schuss eine Ladehemmung hätten, hatte er verkaufen können.
    Marek lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Straßenlaterne und verschränkte die Arme vor der Brust. Für einen Beobachter sah das aus, als würde Marek in einer unagilen Position stehen und als würde seine Waffen nicht schnell ziehen können, doch er befand sich vielmehr in einem Zustand höchster Anspannung und konnte seine Stellung blitzschnell verändern. Seine Desert Eagles lagen so in den Schulterhalftern, dass Marek sie mit verschränkten Armen greifen und deswegen auch schnell ziehen konnte. Die meisten seiner Kämpfe waren nach wenigen Sekunden schon vorbei, weil er seine Gegner durch diesen kleinen Trick überraschte.
    „Wir wissen, dass du mit Rosa gesprochen hast, Marek“, sagte José in bedrohlichem Tonfall. Marek unterdrückte ein Gähnen. Das übliche Gequassel vor einem Schusswechsel. Eine Art Ritual bei den Straßenbanden in La Otumba Roja. Während José sprach, suchte Marek aus den Augenwinkeln die Dächer der Straße nach Heckenschützen ab. Er rechnete aber nicht ernsthaft damit, welche zu entdecken. Der einzige in Josés Bande, der annähernd intelligent genug gewesen wäre, sich einen Hinterhalt oder ähnliches zu überlegen, war Vargas, und der hätte diesen selbst durchgeführt.
    „Ich gebe dir die Chance, dich zurückzuziehen und deinen Auftrag aufzugeben“, fuhr José fort. Diesmal gähnte Marek wirklich. Das sagte José immer, wenn jemand ihn zum Kampf herausforderte, und wenn dieser jemand auf sein Angebot einging, hatte er eine Kugel im Rücken, sobald er sich umdrehte.
    „Warum zögerst du? Keine Tricks, du kannst einfach gehen.“
    José hörte sich sehr nervös an und sah auch so aus. Obwohl es zu dieser Zeit schon recht kühl geworden war, schwitzte er. Auch seine Kameraden zeigten solche Anzeichen. Vor allem Vargas, dessen linker Arm zu zucken begann. Esteban zog seinen Revolver aus dem Hosenbund, sein Bruder tat es ihm gleich. Auch das hirnlose Muskelpaket machte sich zum Kampf bereit. Es hatte eine Machete in der fleischigen Rechten, während es die Linke zur Faust ballte. Von denen war nur Vargas etwas Ähnliches wie eine Bedrohung. Auch wenn er nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, konnte er dennoch ganz passabel mit seinem Gewehr umgehen. Das unterschied ihn von den Brüdern, die nur Revolver besaßen und nicht einmal damit annähernd treffsicher waren.
    „Ich warne dich, Marek, tu lieber was ich sage.“
    „Keine Lust, ich tue lieber, was mir Spaß macht“, antwortete Marek und fing an breit zu grinsen. Jeder in La Otumba Roja, der dieses Grinsen sah, wusste, dass Marek gleich wieder ein kleines Blutbad anrichten würde. Vargas bemerkte das Grinsen als erster, dann die Brüder. Der Holzkopf merkte so wie so nie irgendetwas.
    „Du passt besser auf, ich… “, stammelte José. Er schwitzte jetzt wie ein Springbrunnen. Vargas zuckte heftiger und sein manischer Blick richtete sich abwechselnd auf Mareks Gesicht, seine Arme und die Straße.
    Irgendwie tat es Marek Leid um Vargas. Er fand es eigentlich immer ganz amüsant, dass Vargas nie blinzelte und ohne Grund zu zucken begann, wenn sich ihm jemand näherte. Wenn Vargas mit dem Kopf zuckte, wie er das gerade im Moment tat, war er kurz davor jemanden zu erschießen. Marek verglich das Zucken ganz gern mit seinem eigenen Grinsen. Eine Art von Seelenverwandtschaft schien zwischen den beiden zu bestehen, auch wenn sie eigentlich nie miteinander gesprochen hatten.
    „Das reicht jetzt! Kommt raus! Schnell“, schrie José auf einmal. Dem Ruf folgten zwei finster dreinschauende Männer in weißen Gewändern und ein Hüne in einer Metallrüstung, die Marek noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Die weißen Gewänder erkannte er aber. Das waren Anhänger eines seltsamen Kults, der irgendwo in der Wüste, im verstrahlten Gebiet, das in Otumba nur „Zone“ genannt wurde. Marek hatte keine Ahnung warum, aber dieses Gebiet war hochgradig radioaktiv. Curly hatte ihm einmal irgendetwas von einer Bombe oder ähnlichem erzählt, aber Marek hatte ihm wie immer nicht zugehört.
    „Du hättest verschwinden sollen, Marek“, sagte José und hörte sich wieder gefasster an. „Ich habe nämlich starke Freunde.“
    „Dass ich nicht lache, José“, antworte Marek. „Du sollst Freunde haben? Als nächstes erzählst du mir, Rosa sei Magersüchtig.“
    Während er José verspottete, sah sich Marek die drei Neuankömmlinge genauer an. Die beiden in Weiß hatten ein wenig Müll in der Hand, der wohl ein Gewehr Marke Eigenbau sein sollte. Sie waren keine Bedrohung. Diese Gewehre funktionierten selten, und wenn, dann trafen sie nicht. Auch bezweifelte Marek, dass die Beiden körperlich ganz auf der Höhe waren, denn sie hatten keine Haare und sahen wirklich nicht gesund aus. Kein Wunder, dachte er, diese Idioten leben ja auch im radioaktiven Niemandsland. Der Heini in der Rüstung war schon etwas anderes. Sie bestand aus Metallplatten, die sich gegenseitig überlappend den Körper umhüllten. Die Schultern waren überbetont, damit der Besitzer der Rüstung bedrohlicher wirkte, und mit Stacheln verziert. Die Metallplatten bedeckten seinen gesamten Körper, selbst sein Gesicht war geschützt. Wenn Marek ganz großes Pech hatte, war die Rüstung kugelsicher. Auch die Waffe schien gefährlich zu sein. Sie war zwar ebenfalls selbst gebaut, doch sah sie nicht nach Schrott aus. Mehrere Läufe und eine Munitionskette, die aus der Seite hing; wer auch immer diese Waffe gebaut hatte, er hatte Ahnung von Waffen gehabt. Marek rechnete mit einer hohen Schussrate, wie bei den Maschinengewehren, die so selten waren.
    Beim Anblick der Anhänger kam Marek ein Aphorismus aus seinem Buch wieder in den Kopf: Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. Wer die beiden Spinner auch waren, sie waren religiös und das verhieß nie etwas Gutes. Religiöse Menschen waren zwar sehr berechenbar, da sie sich eigentlich immer so verhielten, wie es ihre Religion vorschrieb, dafür hatten sie aber auch kaum Angst vor dem Tod. Die meisten Religionen versprachen ein besseres Schicksal nach dem Tod. Unter gewissen Umständen zumindest. Was die Sekte betraf, wusste Marek, dass ihren Anhängern ein Aufenthalt in einem Jenseits, das alle nur erdenklichen Wünsche erfüllt, versprochen wird, sofern sie sich immer richtig verhielten. Dieses Versprechen war es, das die Anhänger mit absoluter Todesverachtung kämpfen ließ.
    Marek hatte keine Ahnung was die drei Typen in La Otumba Roja wollten, ging aber davon aus, dass sie José keine Tipps in Sachen Taktik geben wollten, da sie sich neben die vier Hohlköpfe stellten, und nun die ganze Gruppe ein einziges großes Ziel bildete, das unmöglich zu verfehlen war. Todesverachtung hatte auch einen großen Nachteil: Man vergaß auf den eigenen Hals zu achten.
    Marek liebte es, wenn seine Gegner so dicht aneinanderrückten. Er musste dann nichts weiter tun, als in die Menge zu halten und abzudrücken, denn Zielen war unter diesen Umständen nicht mehr notwendig. Ohne Vorwarnung riss er seine beiden Waffen hervor und feuerte los. Die beiden Verstrahlten, José, Esteban, und das Muskelpaket machte er sofort nieder, doch die Rüstung war so gut, wie Marek befürchtet hatte, und schützte den Träger ausgezeichnet.
    Auch Vargas wollte nicht sterben. Er war einfach einen Schritt zur Seite getreten und stand nun hinter dem Metallfetischisten. Das waren zwei Überlebende zuviel und Marek wusste, dass er jetzt besser in Deckung ging.
    Das tat er keine Sekunde zu früh, denn der Blechmann stellte seine Waffe auf ein Zweibein und drehte an einer Kurbel an der Seite. Das Ding feuerte tatsächlich wie ein Maschinengewehr und verwandelte die Kiste, hinter der Marek in Deckung gegangen war, in Holzsplitter.
    Marek machte sich hinter eine Häuserecke davon, die nach einigen Sekunden Dauerfeuer nicht mehr existierte.
    Oh, Scheiße, dachte er sich. Das konnte heiter werden. Marek ging ein paar Schritte zurück und hoffte, dass der Metallkerl nicht durch das ganze Haus schießen konnte.
    Anscheinend konnte er das nicht, denn er stürmte mit einem Wutschrei um die eben zerschossenen Ecke und fing sich ein paar Kugeln von Marek ein, die jedoch alle an seiner Rüstung abprallten.
    Du Idiot!, ging es da Marek durch den Kopf. Schieß doch auf den Kopf, der ist ungeschützt.
    Gedacht, getan. Marek legte auf den Kopf an und drückte ab. Einen winzigen Augenblick, bevor sein gegenüber gefeuert hätte. Der Hüne war sofort tot und fiel mit lautem Klirren um. Der Rüpel hatte bei seinem Ableben wohl noch die halbe Straße aufgeweckt.
    Mareks Adrenalinpegel stand auf dem Höchstmaß und sein Herz klopfte wie wild. Das unglaublich erhebende Gefühl, das ihn immer überkam, wenn er merkte, dass er wieder einmal nur um Haaresbreite dem Tod von der Schippe gesprungen war, ließ ihn auch heute wieder vor Freude fast jubeln. Lachend lehnte sich Marek an die kaputte Häuserwand und dachte an den sehr intelligenten Menschen und sein Buch. Heute würde er keinen Alkohol brauchen. Er hätte jetzt gern noch ein wenig darin gelesen, auch wenn er es schon mehrmals bis auf das letzte Wort geradezu verschlungen hatte, aber er hatte es bei Curly vergessen. Das dämpfte seine Freude und ihm ging auf, dass Vargas immer noch lebte. Sofort stand Marek auf und ging zurück zur Straße. Er wollte nicht unhöflich sein und Vargas ganz alleine lassen, obwohl doch die ganze Bande gekommen war, um sich von ihm ins Jenseits befördern zu lassen.
    Dort angekommen traf er den Irren, der sich seit seinem Ausweichmanöver anscheinend nicht mehr bewegt hatte. Als er Marek sah, kam mal wieder etwas Leben in Vargas Körper. Allerdings nicht allzu viel. Vargas betrachtete die Leichen seiner Kameraden und der Sektenspinner mit hochgezogener Augenbraue, zuckte dann mit den Achseln und drehte sich um. Ohne Marek noch eines Blickes zu würdigen.
    Sich nicht auf den Kampf einzulassen, war wohl das Klügste, was Vargas machen konnte. Entweder hatte er eingesehen, dass er gegen Marek nicht gewinnen konnte, oder er hatte ebenso die Schnauze voll von José wie Marek das gehabt hatte und hatte ihm nie helfen wollen.
    Beides waren Geistesleistungen gewesen, die Marek ehrlich beeindruckten. Er kannte nämlich nur den Weg der direkten Gewalt. Vargas war ohne Zweifel einer der besten Schützen der Stadt und konnte den nun folgenden Bandenkrieg sicher für sich entscheiden. Eigentlich hatte er aus Josés Tod nur profitiert. Marek merkte sich, dass er Vargas an diese Sache erinnern sollte, wenn er mal einen Gefallen von ihm brauchte. Er überlegte sich, wie es wohl La Otumba ergehen mochte, wenn sie von einem Geisteskranken kontrolliert wurde, während er Vargas nachsah.



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