Auffangstation

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    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 13:30

    Auffangstation
    Bei der Auffangstation handelt es sich um die "Ambulanz für Arme und Bedürftige".



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 13:44


    pp: Flure

    Als Andrew die Türen aufstieß, sah er das, was er eigentlich sofort erwartet hätte.
    Chaos.
    Verletzte.
    Schreie.
    Tote.

    Der Arzt schluckte und schritt zu Bartholomäus herüber, einem fähigen, aber alten Arzt, dessen Hände bereits zu zittern begonnen hatten und der demgemäß denkbar schlecht für die Aufgabe geeignet war, die er erfüllen sollte.
    "Bartholomäus," sagte Andrew leise und der Mann drehte sich zu ihm um. Seine Augen waren wässrig vor Tränen.
    "Andrew, Gott sei Dank, dass du hier bist! Es ist furchtbar."
    Der junge Mediziner nickte kurz und schluckte.
    "Pass auf, mein Freund... tu mir den Gefallen und sortiere die Verletzten nach Schwere ihrer Verwundung. Die am schwersten Verletzten bringst du in den hinteren Teil und trennst ihn mit dem Vorhang ab. Es muss ja nicht jeder, der zufällig einen Blick hier rein wirft, gleich in Richtung Hölle schauen.
    Besorge mir außerdem eine fähige Schwester, die Blut und Knochen sehen kann und ein sauber desinfiziertes Besteck. Wo finde ich Julio?"
    "Dort hinten, mein Sohn." erklärte der Arzt und deutete auf eine Gestalt in Weiß, die ebenso überfordert aussah wie Bartholomäus sich fühlen musste.
    "Danke." sagte Andrew und schritt zu dem jungen Mann.
    "Doktor Simmons!" rief dieser und sah auf. "Ich weiß nicht, was ich tun soll... diese Blutung hört nicht auf und und und..."
    Andrew nahm ihn beiseite und besah sich das Chaos von Mensch, das ihm präsentiert wurde. Er wusste sofort, dass dort nichts mehr zu retten war. In diesem Moment versiegte die Blutung langsam und der Arzt nickte.
    "Zu spät, Julio. Vermutlich war eine Arterie verletzt."
    Wenn man sich die Masse des Blutes ansah, das über das Laken verteilt war, konnte man nur zu dem Schluss kommen.
    "Knochenbrüche, Verrenkungen, tiefe Schuss- oder Schnittverletzung, all so etwas leitest du an mich weiter. Oberflächliche Schürfwunden und ähnliches desinfizierst und verbindest du."
    "Aber... dafür ist keine Zeit!"
    "Julio, diese Leute leben in schmutzigen Verhältnissen... wofür sie nichts können... aber wenn wir uns nicht jeder noch so oberflächlichen offenen Wunde widmen, könnte sie das umbringen. Du weißt das... oder hast du das Hygieneseminar bei Professor Pector schon wieder vergessen?" Andrew lächelte kurz liebevoll, denn vergessen konnte man diesen unangenehmen Zeitgenossen mit Sicherheit nicht und so beeilte sich Julio zu nicken und kam seinen Anweisungen nach.
    Andrew seufzte.
    Hier ging die richtige Arbeit los.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 14:41


    Andrew lief in Richtung des nun vorgezogenen Vorhangs und warf einen Blick dahinter. Das hielt sich ja noch in Grenzen, aber wenn wenigstens ein Arzt mehr da wäre, könnte er sich sicher sein, dass es alle schaffen würden.

    "Bartholomäus...?" Sofort war der Mann wieder zur Stelle. "Ich werde hier beschäftigt sein... aber alle Patienten, die Julio nicht verarzten kann, können von dir der Schwere ihrer Verletzung nach kategorisiert werden und sich..." Er deutete zum anderen Ende des Raums. "Dort einfinden. Und... schaffst du es irgendwie Tee zu organisieren?"
    "Das sollte ich hinbekommen, ja, Andrew."
    "Gut." der Arzt schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah auf, als eine junge Frau sich zu ihm gesellte.
    "Sir, ich bin Helena und kann Sie unterstützen. Ich habe in solchen Sachen Erfahrung."
    Andrew musterte sie kurz und nickte dann. "Hallo Helena, ich bin Doktor Simmons. Wenn es schnell gehen muss, dürfen Sie mich auch mit Andrew anschreien... dann kommen Sie, bitte."
    Verblüfft folgte die Schwester ihm und Andrew begann damit langsam, Lager für Lager abzugehen und zu entscheiden, wer als erster drankommen sollte.
    Schließlich hatte er eine Reihenfolge festgelegt, ließ sich einen Wagen geben, auf dem er das Besteck ausbreitete und fing damit an, sich um den ersten Patienten zu kümmern, der mehrere tiefe Schnittwunden aufwies, die behandelt werden wollten.
    "Helena, haben wir Chloroform, Ether... irgendetwas, womit man den Mann betäuben kann?"
    "Sir... in der Auffangstation wird so etwas nicht ausgegeben..."
    "Das ist nicht Ihr Ernst!" Andrew starrte sie an und verlegen erwiderte Helena. "Doch, ist es, Sir..."
    "Julio!" schrie Andrew durch den gesamten Raum und kramte unter seinem Kittel in den Taschen seines Jacketts. "Wenn du fertig bist, gehst du für mich zu Mr. Jancord und besorgst mir genügend Ether, um alle Anwesenden hier plus die Belegschaft und das Gremium des Krankenhauses betäuben zu können, klar?!"
    "Was?"
    "Hast du mich akustisch oder inhaltlich nicht verstanden? Bei zweiterem spare ich mir die Mühe mich zu wiederholen...!"
    "Ich bin schon weg, Doktor Simmons!"
    "Nimm das Geld mit, Junge!" Er hielt ihm den Inhalt seiner Brieftasche hin.
    Andrew seufzte und ließ von den schweren Fällen ab. Ohne ein Betäubungsmittel konnte er da nicht dran gehen.
    Er kniff die Augen zusammen und blickte zu der Ecke, wo sich die anderen Patienten langsam einfanden und von Bartholomäus mit Decken und Tee versorgt wurden.
    Andrew nickte und wandte sich an Helena. "Machen Sie hier die Erstversorgung. Wir müssen mit allem anderen warten, bis Julio wieder da ist."
    Mit diesen Worten schritt er von dem Vorhang weg, stellte behelfsmäßig zwei mit Stoff bezogene Wände auf und richtete dort die Minipraxis ein, die gleich von den weniger Lädierten heimgesucht werden durfte.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 15:03


    NSC-Andrew

    Während Doktor Simmons die Inneneinrichtung der Auffangstation neu konzipierte, ging Bartholomäus von Patient zu Patient und verteilte Decken und Tee, so weit er hatte.
    Schließlich gelangte er auch zu der jungen Frau, die mit einem Kind auf dem Schoß geduldig wartete und die Kleine zu beruhigen versuchte.
    Mutter und Tocher?
    Möglich.

    "Miss?" sagte er und reichte der blonden Schönheit eine Decke. "Darf ich mir das kurz ansehen?"
    Kaum hatte er sich jedoch dem Kind genähert, fing dieses an zu schreien und krallte ihre Finger in die Haut der jungen Dame, um dessen Hals es gefallen war.
    Bartholomäus seufzte. Einer jener Fälle.
    "Ich sehe nach, ob ich eine Schwester auftreiben kann," murmelte er und warf den beiden einen langen Blick zu.
    "Kann ich Ihnen dennoch ein wenig Tee anbieten, Miss?"



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 15:23


    Lara sah auf, als sie angesprochen wurde.
    Sie blickte in das ein wenig runzelige, aber dennoch kompetent und vorallem freundlich wirkende Gesicht.
    Sie versuchte, das Mädchen von sich zu lösen, aber als der Arzt, denn um einen solchen schien es sich zu handeln, versuchte Hand an sie zu legen, begann sie zu schreien und sich noch enger an Lara zu drücken.
    Die kleinen Hände krallten sich in ihre Kleidung und ihre Haut, aber Lara verzog keine Miene.

    Sofort zog der Doktor sich zurück und Lara legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter.
    "Nein danke." Antworte sie schließlich.
    "Ich glaube, es gibt hier Menschen, die das nötiger haben als ich." Sagte sie leise aber mit wohlklingender Stimme.
    Er war nett, höflich, und im Gegensatz zu den meisten anderen studierten Ärzten und Akademikern behandelte er sie alle hier so, als ob es keinen Unterschied gab zwischen ihnen, und der Oberschicht.
    In seinen Augen waren sie Menschen, und offensichtlich empfand er Mitgefühl, auch wenn seine Art und sein Alter suggerierten, dass er schon zuviel gesehen hatte, um noch über irgendetwas zu erschrecken.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 15:43


    NSC-Andrew

    Bartholomäus nickte langsam. "Heute ist kein guter Tag. Es hat in den Morgenstunden einen Aufstand gegeben... daher geht hier leider auch alles drunter und drüber. Wir haben nur einen behandelnden Arzt hier... daher dauert alles etwas länger. Es tut mir leid."
    Er richtete sich wieder auf und musterte die beiden zuneigungsvoll.
    "Also gut... ich bin gleich wieder da."

    Mit diesen Worten wandte er sich ab und verschwand im Getümmel der Menschen. Es dauerte eine Weile, doch schließlich kehrte er zurück- im Schlepptau eine ältere Dame gekleidet in die Tracht einer Nonne. Es gab nicht viele von ihnen, die sich der unbezahlten Wohlfahrt verschrieben hatten, doch Schwester Eugenia gehörte dazu. Sie beide waren seit Jahrzehnten befreundet und wenn es nach ihnen ging, würden sie auch gemeinsam getrennt alt werden. Sie in ihrem Orden. Er hier. Und doch nicht alleine.

    Es dauerte eine Weile, doch das gutmütige Gesicht und die Ordenstracht der Nonne schienen das Mädchen schließlich zu überzeugen und mit der kleinen Hand in derjenigen der Ordensschwester schritt sie schließlich von dannen, nicht ohne Lara jedoch noch einen Blick zuzuwerfen.
    In den Augen fand sich Dankbarkeit, aber auch eine beängstigende Leere. Bartholomäus, der Armenarzt gewesen war, hatte diesen Ausdruck selbst schon oft gesehen.
    Er biss sich kurz auf die Lippe und sah dann wieder zu der jungen Dame vor sich.
    "Kommen Sie mit hier herüber. Doktor Simmons wird sich dann Ihrer annehmen, sobald er kann."

    Bartholomäus warf einen Blick zu dem jungen Arzt, der alle Hände voll zu tun hatte, aber dabei voller Enthusiasmus war und schüttelte den Kopf. Bei Simmons senior hätte es so etwas nicht gegeben- aber Bartholomäus war froh darüber, dass sich mit den Kindern offensichtlich auch manchmal die Zustände änderten.



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 15:58


    Lara schaute dem kleinen Mädchen hinterher bis es mit der Nonne verschwand.
    Sie seufzte leicht, riss sich dann aber zusammen, als der Doktor sich ihr wieder zuwandte.
    Er bat sie ihm zu folgen, und Lara erhob sich tatsächlich und ging ihm hinterher.
    Er geleitete sie zu einem Stuhl, und Lara ließ sich darauf nieder.
    Sie nickte.
    "Das ist kein Problem." Erwiderte sie, als er sie darauf hinwies, dass es noch eine Weile dauern könnte, bis sich ein richtiger Arzt um sie kümmerte, und sie versuchte ein wenig zu lächeln, was ihr allerdings nicht ganz gelang, denn kaum verzog sie die Lippen, da spürte sie auch schon, wie sie ernaut aufsprangen.
    "Was wird aus der Kleinen?" Fragte Lara, als er sich gerade schon wieder abwenden wollte.
    Es ging sie nichts an und das wusste sie, aber dennoch konnte sie ihre Neugierde nicht unterdrücken, zumal sie mit einer gewissen Besorgnis, vorallem aber mit Mitleid einherging.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 16:15


    NSC-Andrew

    Bartholomäus wandte sich erneut zu der jungen Frau um.
    "Sie wird in ein Waisenhaus kommen, das nicht in Whitechapel liegt und von Nonnen geführt und beaufsichtigt wird. Einige der Kinder werden ebenfalls Nonnen oder Mönche... alle erhalten eine Grundausbildung, mit der sie später einen nicht allzu komplizierten Beruf ausüben können. Manchmal kommt es vor, dass sich Meister ihre Gesellen dort aussuchen."
    Der Arzt schwieg wieder.
    "Es ist das einzige, was wir tun können." Der Satz hing noch eine Weile unangenehm in der Luft und man konnte die Trauer auf Bartholomäus' Gesicht sehen, als plötzlich ein junger Mann- ein Jugendlicher- an ihm vorbeisauste.
    "Julio! Warte, gib mir das und kümmere du dich weiter um die Leichtverletzten. Ich denke, Doktor Simmons würde im Moment wohl seine rechte Hand für einen vernünftigen Zuarbeiter geben..." sagte er und ließ sich das versiegelte, kleine Fässchen übergeben. Erst einmal musste der Ether irgendwie in einen Zerstäuber transferiert werden, bevor er sich in Wohlgefallen auflöste und alle hier vergiftete.

    "Gute Besserung, Miss." sagte Bartholomäus freundlich und ließ Julio mit ihr alleine.

    Der junge Mann mit den dunklen Haaren und den blauen Augen sah Lara neugierig an und sagte schließlich: "Guten Tag, Julio Boyds, Arzt in Ausbildung. Darf ich mir das einmal ansehen, damit ich weiß, wer und wie schnell Sie behandelt werden müssen?"



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 16:50


    Lara nickte kurz.
    Ein Waisenhaus weitab von Whitechapel klang gut.
    Und Nonnen, Mönche, und alles was damit zu tun hatte ebenso.
    Selbst wenn das Mädchen später einmal einmal ihren Lebensunterhalt damit verbringen würde, Gemüse anzupflanzen, dann war das immer noch besser, als den Rest ihres jungen Lebens in Whitechapel zu fristen.
    "Das ist gut." Antwortete sie und es klang ehrlich erleichtert.
    Die Kleine hatte eine Zukunft.
    Eine Zukunft, die Mädchen in Whitechapel nicht hatten.
    Eine Zukunft, die sie selbst nicht hatte.

    Der alte Arzt wandte sich ab, und an seine Stelle trat ein andere, jüngerer Mann, der sich alsbald als Arzt in Ausbildung vorstellte.
    "Lara Collins." Antwortete sie, und vorsichtig löste sie den Schal von Kopf und Hals.
    Das blonde, lockige Haar fiel in langen Strähnen über ihre Schulter, einzig durch das inzwischen geronnene Blut an ihrer Schläfe verunstaltet.
    Ihre Lippe pulsierte immerzu, aber sie war tapfer.
    "Es ist nichts schlimmes." Sagte sie.
    "Ich kann warten, Dr. Boyds."



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 17:09


    NSC-Andrew

    "Schon gut, Miss Collins." sagte er freundlich und besah sich dann das Desaster, was die junge Frau als nicht so schlimm einstufte. Er biss sich auf die Lippe und ergriff Tücher und Wasser, um das verklebte Haar aus der Wunde zu entfernen.
    "Das wird ein wenig wehtun... und ja, diesen Satz werden Sie heute vermutlich öfter hören." Er begann vorsichtig damit die Wunde zu reinigen, um sich ein Bild über die Tiefe und Schwere zu machen und wandte sich dann der Lippe zu, die ähnlich übel zugerichtet war. Julio wollte sich gar nicht vorstellen wie genau es dazu gekommen war.

    Er trat einige Schritte zurück und betrachtete die junge, schöne Frau. Zwar war das Blut einigermaßen beseitigt, doch enthüllte diese Tatsache mehr, als dass sie verschleierte.
    Miss Collins sah übel aus- und das vermutlich nicht zum ersten Mal.
    "Ich desinfiziere das. Danach wird Simm... äh Doktor Simmons dort drüben Sie genauer ansehen."
    Julio lächelte freundlich und tränkte ein Tuch mit Alkohol, bevor er sich vorsichtig daran machte, Miss Collins zu versorgen.



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 17:34


    Lara lächelte erneut kurz.
    "Kommt mir vage bekannt vor." Erwiderte sie, und ließ zu dass Julio ihren Kopf drehte, um ihre Wunde abzutupfen.
    Es stimmte tatsächlich.
    Sie hatte diese Worte schon fast so häufig gehört, wie das Gegenteil davon. Das "es tut auch gar nicht weh".
    Sie ließ zu dass er sich alles genauer ansah, und seine kalten Finger auf ihrer Haut fühlten sich unerwartet gut an.
    Gewissenhaft entfernte er alles getrocknete oder halbwegs getrocknete Blut, aber Lara entging es nicht, dass der junge Mann ein wenig rot wurde - um genau zu sein waren es seine Ohren, die rot waren.

    Sie betrachtete ihn kurz. Wie alt mochte er wohl sein? Achtzehn? Neunzehn? Vielleicht auch jünger?
    Es war schwer einzuschätzen, sah er doch noch sehr jungenhaft und naiv aus, besaß aber gleichzeitig dieses ungemeine Engagement, und den Enthuisasmus, trotz all dem, was ihm hier täglich vor Augen geführt wurde, weiterzumachen.
    Das bewunderte Lara.

    "Ich weiß... das klingt.. vermutlich vermessen..." Begann Lara schließlich.
    "Aber... wie... wie lange wird das wohl... dauern bis... bis ich wieder... hübsch bin?" Fragte sie, und biss sich dann auf die Lippe, bevor ihr auffiel, dass es besser war, das nicht zu tun, wenn sie nicht wollte, dass sie noch mehr aufsprang.
    Sie wusste, dass es hier ernsthaftere Probleme gab, als ihre, aber für sie war es ebenso überlebenswichtig, ihren Beruf ausüben zu können.
    Und ein Mädchen mit blaugrünem Gesicht und zersprungenen Lippen nahm nun einmal niemand mit ins Bett.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 17:44


    NSC-Andrew

    "Aber Sie sind doch schön!" platzte es aus Julio hervor und nun wurde er ganz rot. "Äh... Entschuldigung... das äh... war keine Antwort... öhm... was ich meine ist... also... es wird schon ein paar Tage dauern, Miss Collins... eine Woche? Vielleicht mehr, vielleicht weniger... ähm..."
    Verlegen stand der Mann vor ihr und schämte sich in Grund und Boden.
    "Ich äh... schaue mal, wie weit Doktor Simmons ist..." murmelte er und glitt mit eingezogenem Kopf davon.
    Nach nicht einer Minute war er zurück.
    Er räusperte sich.
    "F-folgen Sie mir doch bitte... Miss Collins." Verlegen sah er sie an.



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 18:01


    Lara sah ihn zuerst überrascht, dann mit großen Augen an.
    Er fand sie hübsch?
    Er war süß!
    Und nervös!Schade eigentlich, dass es solche Typen nie in ihr Viertel verschlug!
    Aber sie wusste gut, dass jemand wie Dr. Boyds vermutlich aus gutem Hause stammte, und wenn er nicht hier war, an der Universität studierte...
    Dann allerdings verging ihr das Lächeln.
    Eine Woche?
    Das war lange!
    Das war untragbar lange!
    Soviel Zeit hatte sie nicht!
    Konnte man da denn nichts machen? Das beschleunigen vielleicht?

    Sie wollte noch etwas sagen, aber Julio entschuldigte sich mit einigen wenigen unsicheren Worte, und ließ sie alleine zurück, nur um nach einer knappen Minute zurückzukommen, und sie zu bitten, ihm zufolgen.
    Wortlos tat sie, was er wünschte während sie überlegt, was sie tun konnte, um ihm das Gefühl zu nehmen, er hätte etwas falsches gesagt.
    Schließlich überwand sie sich, und tippte ihn an der Schulter an.
    "Das war sehr nett von Ihnen, Doktor." Sagte sie aufrichtig.
    "Normalerweise sagt man mir das nicht." Fügte sie hinzu, und ihre blauen Augen funkelten zuneigungsvoll.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 18:16


    Semi-NSC-Andrew

    Julio wandte sich zu Lara Collins um und lächelte ein wenig. "Das ist schade... zumal es die Wahrheit ist, Miss."
    Er lächelte ein wenig mehr und das Rot seines Gesichtes klang ab. "Wollen Sie vielleicht... jetzt ein wenig Tee?" fragte er, während er darauf wartete, dass Simmons sie rein rief, wobei rein übertrieben war, da sie lediglich eine dünne Stoffwand voneinander trennte.

    "So, der nächste, bitte." erklang die helle Stimme des Arztes auch schon und Julio seufzte leise.
    "Oder vielleicht nicht jetzt... aber danach?" Er machte eine Handbewegung in die ungefähre Richtung der Minipraxis und deutete damit an, dass er nach der Untersuchung meinte.



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 18:23


    Laras Augen funkelten überrascht.
    Er wollte mir ihr einen Kaffee trinken?
    Mir ihr?
    Völlig unverfänglich?
    Das war ihr ja noch nie passiert!

    Sie setzte gerade zu einer Antwort an, als eine Stimme von hinter dem Vorhang sie aufforderte, hereinzukommen.
    Sie lächelte Boyds zu, so gut sie konnte und ein Strahlen legte sich über ihr etwas in Mitleidenschaft gezogenes Gesicht.
    "Sehr gerne, Doktor Boyds." Erwiderte sie.
    "Wenn Sie Zeit für mich finden." Sie schenkte ihm ein erneutes Lächeln, und schob dann den Vorhang beseite, um hindurch zu treten.
    Im Inneren erwartete sie ein weitere Mann, ebenfalls noch jung, aber deutlich älter als Boyds.
    Sie räusperte sich leise, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und wartete dann darauf, dass er sich zu ihr umwandte.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 18:42


    Andrew fuhr sich kurz über das Gesicht. Prellungen, Schürfwunden, tiefere, aber noch nicht gefährliche Wunden, Zerrungen, alles war dabei gewesen.
    Ein Tee wäre jetzt gut! Ganz hervorragend sogar... aber das musste erst einmal warten.
    Er vernahm ein dezentes Räuspern und wandte sich um.
    Vor ihm stand eine schlanke, attraktive junge Frau mit blonden Haaren und beeindruckend glitzernden Augen. Ihr grünes Kleid umschmeichelte ihre schönen Kurven und der rote Schal war adrett um ihre Schultern drappiert, doch als Andrew ihr in das Gesicht blickte, zog er den richtigen Schluss, dass er vormals für etwas anderes verwendet worden war.
    Er erhob sich und reichte ihr die Hand.
    "Andrew Simmons. Guten Tag, Miss." Ihr Händedruck war angenehm fest und der Blick der blauen Augen beständig und nicht flackernd.
    "Setzen Sie sich." forderte Andrew sie sanft auf und wandte sich um, um seine Hände zu desinfizieren und seine Gedanken zu sammeln.
    Er spürte, dass seine Konzentration ein wenig nachließ und verfluchte Brack einmal mehr dafür, dass hier nicht genügend Arbeitskräfte abgestellt worden waren.
    "Dann lassen Sie mich mal sehen." fuhr er erneut lächelnd fort und wusste, dass dieses Lächeln seine Augen funkeln und die Züge glätten würde.
    Vorsichtig berührte er die Haare der Fremden, schob sie zur Seite, blickte auf die Platzwunde und fragte sich einen Moment lang, woher genau sie wohl stammen mochte.
    Als er ein Tuch präparierte, um es auf die Wunde zu legen, fiel sein Blick auf die Schulter der Fremden und was zuvor vom Schal verdeckt worden war, trat nun recht deutlich zu Tage.
    Verrenkt.
    Ausgerenkt?
    Auf jeden Fall nicht in Ordnung.
    "Halten Sie das bitte auf die Wunde gepresst." forderte er sie leise auf. "Darf ich... darf ich mir auch das mal genauer ansehen?"
    Er deutete auf die Schulter, wollte die junge Dame aber nicht ohne deren Erlaubnis ohne weiteres berühren. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie dieses Schicksal ohnehin zu oft erlitt.



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 19:07


    "Lara Collins." Sagte sie schnell und nahm dann dort Platz, wo Dr. Simmons sie hindirigierte.
    Der Arzt der sie einen Moment lang nachdenklich und dann prüfend ansah, schien ein wenig müde oder erschöpft zu sein, und das obwohl es noch morgen war, aber Anbetracht der Ansammlung kranker Menschen hier wunderte es sie Lara nicht wirklich.
    Es musste ihn ziemlich anstrengen, ständig jemanden zu untersuchen.
    Außerdem trug er keinen Mundschutz, was bedeutete, dass wenn hier jemand ernsthaft krank war - und damit meinte sie durchaus an einer Krankheit erkrankt - dann würde es sicher nicht lange dauern, bis sich bei dem Arzt ähnliche Symptome zeigten.

    Sie nahm das weiße Tuch an sich, und drückte es wie angeordnet auf ihre Kopfwunde.
    Sie spürte einen stechenden Schmerz, wusste, dass es von Alkohol kam, in den das Stück Tuch getränkt worden war, und bemühte sich keine Miene zu verziehen, aber ganz gelang es nicht.
    Sie lächelte gequält, während sie mit der anderen Hand den Schal völlig von ihrem Hals nahm und in ihren Schoß legte.
    Als sie wieder aufsah, bemerkte sie, wie Andrew auf ihre Schulter blickte, und der Blick des Arztes drückte Besorgnis aus.
    Sie war überrascht als der Doktor tatsächlich zuerst um ihre Erlaubnis fragte, bevor er sich ihrer Schulter annahm, und es ließ sie wieder lächeln.
    Die Menschen hier waren alle so freundlich, so höflich und... menschlich!
    Und sie wünschte sich, auch etwas tun zu können, um zu helfen, aber sie wusste, dass es nicht in ihrer Macht lag.
    Sie nickte.
    "Bitte." Erwiderte sie. "Nur zu." Sie lächelte einen Moment lang nervös.
    Es hatten sie schon völlig andere Männer angefasst, ohne sie vorher zu fragen.
    "Und..." Fügte sie hinzu, "... danke dass Sie gefragt haben..."



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 19:25


    "Keine Ursache, Miss Collins." sagte Andrew gedankenversunken, während er das filigrane Geschöpf vor sich betrachtete, sich einen Hocker heranzog und hinter ihr niederließ.
    Er hob seine Hände und legte sie vorsichtig auf die Schulter, spürte durch den dünnen Stoff hindurch die Hitze der Haut, die Spannung protestierender Muskeln und Sehnen und schließlich knochige Erhebungen, wo keine sein sollten.
    Andrew senkte kurz die Lider, hob die Hände von der jungen Frau, bis nur noch die Spitzen sie berührten und versuchte die Richtung zu definieren, in welche er wieder einrenken würde müssen.
    Im Gegensatz zu ihrer Haut waren seine Finger kühl und Andrew bemühte sich jede Regung von ihr richtig zu interpretieren, um ihr nicht noch mehr Schmerz zuzufügen, als sie ohnehin schon hatte. Eine ihrer blonden Haarsträhnen ringelte sich aus dem Wust, den er zur Seite geschoben hatte und legte sich neckisch auf seine beiden Hände, als wolle sie Aufmerksamkeit.
    Andrew löste seine Hände und ließ das weiche Haar protestlos über seine Finger gleiten, während er die Strähne dorthin zurückbeförderte, wo sie hergekommen war.
    "Ihnen wurde die Schulter ausgerenkt, Miss Collins." sagte er auf seine ruhige, besonnene und in solchen Fällen leicht bekümmerte Art. "Und das rückgängig zu machen wird nicht lange dauern, aber sehr weh tun."

    Look at you and tell you who you are
    Why you are
    What you are
    Will you survive- I would give a damn
    Even if no one knows who you are
    Nobody knows
    Not even me?
    No one knows who you are



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 19:37


    "Ich... Verstehe." Sagte Lara langsam, während sie sich bereits darauf einstellte.
    "Aber Sie können das tun, oder?" Fragte sie weiter während sie den Kopf zu ihm umdrehte und er seine Finger langsam zurückzog.
    Ihre blauen Augen musterten ihn, fragend, unsicher aber auch gefüllt von Stärke.
    Sie hatte gelernt das Leben zu nehmen wie es kam.
    Und wenn das jetzt bedeutete, auf die Zähne zu beißen, wenn der Arzt Hand an sie legte, dann würde sie auch das tun.

    Sie lächelte kurz.
    "Fangen Sie an." Forderte sie ihn entschlossen auf.
    Es hinauszuzögern würde ihnen beiden keinen Gefallen tun, und Lara wusste, dass da draußen noch mehr Leute auf die Hilfe des Arztes warteten.
    "Ich werde mich auch bemühen, nicht zu schreien." Fügte sie hinzu, und tatsächlich stahl sich kurz ein neckisches Lächeln auf ihr Gesicht.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 20:22


    Andrew nickte und lächelte ebenfalls kurz.
    "Ja, ich kann so etwas." beantwortete er ihre Frage und beugte sich erneut nach vorne. Seine Hände legten sich fest auf die Stellen, von denen er wusste, dass er sie fixieren musste und Andrew schätzte den Kraftaufwand ein, den er benötigen würde- eigentlich ging es ja sowieso wie immer um die Technik.
    "Achtung," warnte er sie leise vor und ließ dann in einer einzigen, blitzschnellen Bewegung das Kugelgelenk wieder in die Pfanne schnappen. Es gab ein grässlich hölzernes Geräusch, was zwar normal war, ihm aber dennoch einen Schauder über den Rücken jagte. Er hielt die junge Frau weiter fest, die zwar nicht geschrien hatte, aber infolge der plötzlichen Entspannung und des großen Schmerzimpulses nach vorne gesunken war.
    "Das war es schon, Miss Collins." teilte er ihr leise mit und zog, als er sicher war, dass sie sich alleine aufrecht halten würde, den Schal wieder über ihre Schultern.
    Er umrundete sie und blieb vor ihr stehen, um sie mit nicht wenig Wärme im Blick zu mustern.
    "Sie legen eine beeindruckende Stärke an den Tag, Miss." Er lächelte kurz flüchtig. "Ich habe gestandene Männer bei dieser Prozedur weinen sehen wie kleine Kinder..." Andrew biss sich kurz auf die Lippe. "Äh... nein, das ist mir natürlich nieeeee passiert. Ähem..."
    Wenn diese gestandenen und hoch angesehenen Männer ihn jetzt würden hören können! Mann, Andy, pass auf was du zu wem sagst!

    Er ging vor ihr in die Hocke und betrachtete eingehend die blutige Lippe und das sich langsam verfärbende Gesicht. Langsam nickte Andrew.
    "Also Miss Collins... ich kann Ihnen... das dort," Er deutete in eine unbestimmte Richtung, wo ein kleiner Wagen mit Fläschchen stand. "Anbieten, was dem Bindegewebe helfen wird, sich zu regenerieren und die blauen Flecken... schneller verschwinden lässt oder..." Er drehte vorsichtig ihren Kopf zur Seite, um sich das Malheur genauer anzusehen.
    "Sie lassen sich von mir für ein paar Tage hier festhalten mit Verdacht auf schwerwiegendere Kopfverletzungen, deren Folgen bislang nicht abzusehen sind und beobachtet werden müssen. Selbstverständlich kostenfrei samt Entschädigung Ihres Arbeitgebers."

    Andrew hatte wie jeder andere Arzt der Belegschaft auf einen kleinen Privatbereich, in den er Patienten aus der "öffentlichen" Behandlung übernehmen konnte. Für gewöhnlich war das Konzept so gedacht, dass besonders vielversprechende oder wichtige Patienten möglichst schnell in private Hände wanderten, sollten sie das noch nicht sein.

    "Ich werde Sie selbstverständlich zu nichts zwingen." Er erhob sich wieder. "In jedem Fall können Sie Gebrauch von unserem Ruhebereich machen und dort..." Er zwinkerte freundlich. "Noch einen Tee trinken oder sich hinlegen."

    Andrew hustete kurz, runzelte die Stirn und wandte sich ab. "Entschuldigung." sagte er, während er erneut seine Hände desinfizierte und Richtung Mundschutz sah, den er an sich nahm.
    "Was also darf ich für Sie tun, Miss Collins?"

    Das Lächeln des jungen Mannes war zurückgekehrt und verstärkte den Eindruck von jugendlichen Zügen, betonte die hohen Wangenknochen, aber das verhältnismäßig runde Gesicht, ließ die blaugrauen Augen glitzern und schien sich mit der frechen Haarsträhne abgesprochen zu haben, die sich in diesem Moment in seine Stirn und über die Augen fallen ließ.



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 20:45


    "Danke." Sagte Lara, und meinte damit sowohl das Einrenken, als auch die Anerkennung, die der Arzt ihr ausgesprochen hatte.
    Sie lächelte als er ihr von seinen Erfahrungen in diesem Bereich erzählte und mit jedem Wort, das er sprach, wurde er ihr noch sympathischer.
    Der Doktor schien ein herzensguter und sehr lustiger Mensch zu sein, und sie mochte das.
    Man musste das Leben zwar nehmen, wie es war, doch das war noch lange kein Grund, das Lachen zu verlernen!
    Und Lara war eine Person, die ausgesprochen gerne lachte, auch wenn sich ihr eher selten Gelegenheit dazu bot.
    Sie schlang den Schal wieder um ihren Hals, ließ zu, dass Simmons Hand sich auf ihre Wange legte und er sich auch ihre Lippe genauer ansah, nachdem er vor ihr Platz genommen hatte, und wartete dann seine Diagnose - oder seine Empfehlungen ab, normalerweise Ratschläge von wegen man solle sich von Treppen fernhalten und das Gesicht jede Stunde mit warmem Wasser reinigen, bevor man es mit Salbe einrieb.
    Das kannte Lara bereits.
    Es war die schnellste Methode, Patienten loszuwerden, sie dabei ruhig zu halten, und ihnen billig Besserung zu versprechen, durch Dinge, die tatsächlich keinerlei Wirkung hatten.

    Umso mehr überraschte sie es nun als Andrew weitersprach.
    Lara sah ihn verwirrt an.
    Träumte sie?
    Oder hatte sie sich verhört?
    Hörte sie ihn etwa etwas anderes sagen als das, was er tatsächlich sagte?
    Sie runzelte irritiert die Stirn, während er munter weitersprach, dabei erneut an ihrem Gesicht herumdoktorte, bevor er offensichtlich zu seinem Ende kam, und sie erneut lächelnd anblickte.
    Er hustete kurz, fing sich wieder, und sah dann wieder in ihre Richtung.
    "Ich..." Begann sie ein wenig verdattert.
    "Das... wäre sehr schön..." Erwiderte sie unsicher.
    "Aber ich möchte hier niemandem zur Last fallen. Ich mache Ihnen sicher nur Umstände..." Sagte sie leise, aber durchaus dankbar.
    "Es wäre doch nicht richtig..." Sie sah Andrew weiterhin selbstbewusst an.
    Nein, es wäre nicht richtig, die Güte des Doktors anzunehmen, ohne dass sie ihn dafür entlohnen konnte.
    Es fühlte sich falsch an. Aber es gab auch nichts, was sie geben konnte.
    "Hier sind so viele Menschen, die das nötig haben und die es sich auch redlich verdient hätten... Verschwenden Sie Ihre Güte nicht an mich, Doktor... " Sie lächelte wieder, offen und ehrlich, machte dann aber Anstalten, sich zu erheben.
    Immerhin blockierte sie den Doktor mit ihrer Anwesenheit.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 21:18


    Andrew lächelte erneut, während er sich allerdings doch hinter dem Mundschutz verbarg, was der Mimik seines Gesichtes großen Abbruch tat, die funkelnden Augen jedoch deutlich betonte.
    "Oh, bitte Miss Collins, es steht Ihnen frei zu tun, was Sie wünschen, aber... tun Sie es nicht mir zuliebe oder weil Sie glauben, mir durch Ihre Entscheidung im Weg zu stehen. Ich habe das Angebot nicht aus Scheinheiligkeit heraus getätigt."

    Er ließ sich auf der Kante des Tisches nieder, faltete die schlanken Hände und sah sie abwartend an.
    "Ähhh Julio?" fragte er in diesem Moment, als der junge Arzt an der schmalen Öffnung vorbeihuschte. "Gibt es noch Teeeeee?"
    "Äh... ja, bestimmt, Sir, aberaberaber... ich habe gerade alle Hände voll zu tun..."
    "Dann lassen Sie es gut sein." schmunzelte Andrew, der sich in dem konfusen Hin und Her des jungen Mannes selbst wieder erkannte.
    Sein Blick wanderte erneut zu der jungen Frau vor sich und er bewunderte ihre Bescheidenheit. Es gab nicht viele, die an ihrer Stelle so gehandelt hätten wie sie- unabhängig davon welchen Stand sie hatten. Londons Gesellschaft war dafür bekannt, dass ihre individualistischen Bestandteile für gewöhnlich zuerst an sich selbst und dann an andere dachten.
    Andrew legte den Kopf ein wenig auf die Seite und wartete weiterhin schweigend ab, was dieses nicht nur attraktive, sondern offensichtlich auch charakterstarke Mysterium vor ihm als nächstes tun würde, um für eine Überraschung zu sorgen.



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 21:38


    Lara betrachtete den Mann, der sich hinter dem Mundschutz verbarg eingehend.
    Nein, er sah wirklich nicht als, als hätte er nicht auch gemeint, was er gesagt hatte.
    Und Lara dachte tatsächlich über ihn und sein Angebot nach.
    Als Dr. Boyds schließlich vorbeieilte, und ihr der Stress, dem sie alle ausgesetzt waren, gewahr wurde, kam ihr eine Idee.
    "Nun.... vielleicht, Doktor Simmons..." Begann sie und ihre Augen glitzerten.
    "Vielleicht könnte ich mich dafür revanchieren?" Fragte sie.
    "Ihnen zur Hand gehen... Tee kochen und verteilen..." Schlug sie vor.
    Sie hatte keine Angst vor dem Elend, welches sie hier erwartete, und auch nicht vor etwaigen Krankheiten, mit denen sie sich infizieren konnte.
    "Dann... würde ich kein schlechtes Gewissen haben müssen, dass ich Ihre Gutmütigkeit ausnutzen könnte..." Erklärte sie, ohne daran zu denken, dass er sie vermutlich dennoch für das was sie war, verurteilen konnte, und vielleicht einfach nicht wollte, dass sie ihnen half.
    "Ich würde Ihnen jedenfalls sehr gerne helfen..."
    -Denn Sie helfen mir ja auch!

    Es war schwer zu erraten, was Simmons hinter seinem Mundschutz so dachte, da sein halbes Gesicht verdeckt war, aber Lara war sich fast sicher, dass der Blick, mit welchem er sie bedachte mehr von Anerkennung als von Verachtung sprach.
    "Wenn Sie mich helfen lassen.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 21:49


    Auf Andrews jugendliches Gesicht malte sich ein Lächeln, das Lara nicht sehen konnte, aber der Glanz in seinen Augen wurde eine Spur wärmer und erinnerte an das Licht, welches durch die grünen Blätter des Frühlings fiel, wenn man damit beginnen konnte, die ersten lauen Abende in einer Gartenlaube zu verbringen. ( :shock: )

    "Das würde uns sehr helfen, Miss Collins." sagte er und meinte es ehrlich. "Dann können wir uns darauf einigen, dass ich Sie nicht ausbeute und Sie mich nicht ausnutzen?"
    Er lächelte erneut kurz und erhob sich.
    "Wenn Sie von hier aus geradeaus gehen und dann nach rechts sehen, können Sie einen schmalen Durchgang erkennen, der in ein kleines Zimmer führt. Dort kochen wir unser Wasser und ich verwette meine linke Hand darauf, dass Bartholomäus dort seine Feldküche eingerichtet hat."
    Andrew zwinkerte ihr zu.



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 22:30


    Lara sah den Doktor an, und lächelte erneut.
    "Wir sind uns einig." Antwortete sie und nickte energisch.
    Sie erhob sich und strich ihr Kleid glatt, während sie zuhörte was Andrew ihr beschrieb.
    "Schön." Sagte sie enthusiastisch.
    "Dann werde ich mich gleich mal nützlich machen und einen frischen Tee aufsetzen." Sie wirbelte herum, um hinter dem Vorhang vorzutreten, überlegte es sich dann allerdings doch nocheinmal anders.
    Sie drehte sich nocheinmal zu Andrew um.
    "Darf ich Ihnen ebenfalls einen Tee bringen, Doktor?" Fragte sie, bevor er jedoch überhaupt eine Antwort geben konnte, überbrückte sie die Distanz zwischen ihm und ihr, und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange.
    "Sie sind ein Engel, Doktor." Sagte sie und ihre Augen leuchteten.
    Sie strich im kurz über den Teil seiner Wange, der unverhüllt war, und wandte sich dann endgültig um, um zu gehen.

    Sie trat nach draußen, und stieß dort um ein Haar mit Julio zusammen.
    "Oh... Verzeihung." Sagte sie, lachte dann aber und ließ sich nicht beirren. "Dr. Boyds, würden Sie mich wohl zu ihrer Teeküche führen?" Fragte sie ihn höflich und hoffte dass er nicht zu gestresst sein würde.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 27.01.2007, 23:35


    Semi-NSC-Andy

    Andrew lächelte. "Über einen Tee würde ich mich sehr freuen." gab er offen zu und wollte sich wieder seiner Aufgabe widmen, als Miss Collins es sich anders zu überlegen schien, auf ihn zumarschierte, ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange hauchte und als Himmelsbote bezeichnete.
    Andrew lächelte ein wenig mehr und nickte kaum merklich.
    Sie brauchte sich nicht zu bedanken und dass er ein Engel war, würde er wohl weder Sir LeCarrie noch jemand anderem klar machen können. Er wusste, dass Lisa verstehen würde, was er getan hatte und ihm wie immer wohl den Rücken freihielt, aber lange würde er sich mit der Marotten-Ausrede nicht mehr aus allem herauswinden können.
    Egal.
    Es waren seine Betten.
    Ende von Geschichte.

    Andrew unterdrückte ein neuerliches Husten und kniff kurz die Augen zusammen, bevor er den nächsten Patienten hereinbat. Er würde auch darüber mit Lisa reden müssen... aber er wollte es nicht. Andrew glaubte, dass erst wenn man das Übel zuließ, es tatsächlich Macht bekam. Das zumindest hatte sein Vater ihm so erklärt... und da die meisten Menschen nicht wussten, dass Krankheiten ein zu beeinflussendes Übel waren- dass sie überhaupt als Übel personifiziert werden konnten, wurden sie krank.
    Andrews Gesicht verlor einen Moment an Maskenhaftigkeit, als er an seine Frau dachte. Ein seltsames Sehnen erfüllte ihn und er wunderte sich über die Stärke der Empfindung... es gab im Moment nichts, das er sich sehnlicher wünschte, als sie in seiner Nähe zu wissen. Vielleicht lag es daran, dass sie sich im Streit getrennt hatten. Vielleicht lag es einfach daran, dass er müde war.
    In Gedanken fuhr er die feinen Linien ihres Gesichtes nach und sah die intensiven grünen Augen vor sich aufblitzen. Er spürte, wie sie ihn am Arm berührte und gab sich einen Moment lang der Illusion hin, dass sie ihn tatsächlich nach Hause holte, als der nächste Patient eintrat und Andrew sich erneut lächelnd zu ihm umwandte. Keine Spur seiner Gedanken war auf seinem Gesicht zu erkennen.

    "Wie bitte?" fragte Julio und erkannte dann Miss Collins neben sich. "Oh! Ja, gerne. Folgen Sie mir!" Er lotste sie durch das Gewusel an Menschen um sie herum und steuerte direkt auf einen schmalen Durchgang zu, der kaum die Bezeichnung Tür verdiente.
    "Hier ist es, Miss Collins." Neugierig sah er sie an. "Ähh, was... wollen Sie eigentlich dort?"



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 27.01.2007, 23:56


    Lara folgte dem jungen Assistenzarzt problemlos durch das Menschengewulst ohne ihn zu verlieren, und hatte keinerlei Probleme mit ihm mitzuhalten, obwohl ihr Kleid sie in gewisser Weise beim schnellen gehen durch enge Gassen behinderte, zumal dann wenn diese Gassen aus Menschen bestanden.
    "Was ich dort will?" Wiederholte sie, als Boyds in der Türe stehen blieb.
    Sie lächelte da der junge Mann in der Türe stand, und ihm scheinbar nicht in den Sinn kam, dass sie dort hinein wollte, trat sie voran, legte ihm ihre Hände auf die Brust, und drückte sich dann an ihm vorbei, die Tatsache, dass ihre Körper sich berührten völlig ignorierend.
    "Tee kochen natürlich, was sonst?" Erwiderte sie kokett, und grüßte dann den älteren Doktor mit einem Nicken.
    "Zum Einen wollten Sie nämlich einen Tee mit mir trinken, und zum anderen glaube ich, dass auch Dr. Simmons einen Tee gebrauchen könnte."
    Sie schnappte sich einen Kessel, fühlte ihn mit Wasser und stellte ihn auf den Herd.
    "Ich kann auch ganz gut Kaffee machen..." Fügte sie hinzu, während sie sich die Hände an ihren Röcken abwischte.
    "Und ich kann sehr gut zuhören." Sie lächelte Julio an.
    "Dr. Simmons..." Begann sie, schüttelte dann aber den Kopf und ließ zu, dass sich einige blonde Strähnen neckisch um ihren Hals legten und versuchte es erneut.
    "Dr. Simmons wollte mich gerne... zur Beobachtung hierbehalten." Weihte sie die beiden ein.
    "Und wenn ich hier bin, kann ich mich doch auch gleich nützlich machen, oder?" Sie blickte die beiden Herren herausfordernd an.
    "Ich habe keine Probleme damit, mit anzufassen. Wenn sie mich also zu irgendetwas brauchen..." Lara korrigierte sich, als sie bemerkte, wie es klang. "Wenn es also etwas zu tun gibt, dass für das Sie beide keine Zeit haben, dann scheuen Sie sich nicht, es mir zu sagen."
    Das Wasser auf dem Kessel begann zu pfeifen.
    Lara trat darauf zu und nahm ihn herunter, sah dann Barti an und wie auf einen stimmen Konsens hin reichte er ihr eine kleine Schachtel mit Teeblättern, die sich gleich darauf ins Wasser warf.
    Sie wartete einen kurzen Moment, goß ihn dann ab und wendete sich grinsend zu den beiden Herren um.
    "Tee?"



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 28.01.2007, 12:09


    NSC-Andrew

    Julio bekam große Augen als Lara ihm ihre Hände auf die Brust legte und in die kleine Wasserabkochküche bugsierte.
    "Was... äh...?"

    Tee kochen! Ja, natürlich! Was sollte sie auch sonst hier wollen? Ähem...

    "Er..." Julio versuchte sich wieder zu fangen und suchte nach weiteren Bechern. "Behält Sie hier?"
    Bartholomäus schmunzelte von einem Ohr zum anderen und reichte Lara den Tee. "Der alte Fuchs... das wird seinem Schwiegervater nicht gefallen... und alles, was ihm nicht gefällt, gefällt Herrn Andrew umso besser..."
    "Vergessen Sie den Vater nicht." grinste Julio. "Der alte Griesgram. Womöglich kippt er bei der bloßen Vorstellung, dass sein Herr Sohn seine Patienten zu freundlichen Hilfskräften machen kann- oder möchte, mit Herzversagen aus dem Ohrensessel."
    Bartholomäus brummte in seinen Bart. "Nicht, dass ich ihm das wünschen würde, aber George Simmons ist keine Ausgeburt an Höflichkeit..."
    "Der war gut, Barti!" sagte Julio sarkastisch. "Der Mann ist ein Monster... solange er sich nicht auf dem gesellschaftlichen Parkett befindet..."

    Er wurde rot und sah zu Lara.
    "Äh... entschuldigen Sie, wir... sind normalerweise nicht so... wirklich nicht... also... so gar nicht..." Er räusperte sich und fügte kleinlaut hinzu: "Und über einen Tee würde ich mich sehr freuen, Miss Collins." Er zog den Kopf ein wenig ein und sah sie aus strahlenden, blauen Augen an.



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 28.01.2007, 13:08


    Lara schaut amüsiert zwischen den beiden Männern hin und her, während sie sich abwechselnd den Wortball zuwarfen, wie Sportler beim Ping Pong.
    Sie hielt sich mit Worten zurück, lächelte aber während sie den durchaus amüsanten Bemerkungen der beiden Ärzte lauschte, den Tee in Tassen goß und diese dann an die Ärzte weiterreichte.

    "Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.." Entgegnete sie. "Ich finde das äußerst spannend... und Sie brauchen sich nicht sorgen, ich werde gewiss nicht wiederholen, was ich hier höre." Sie schenkte den beiden erneut ein strahlendes Lächeln und schob ihr Haar zur Seite.
    Es war doch interessant, was die beiden zu erzählen wussten auch wenn die Namen Lara nur entfernt etwas sagten, konnte sie sich gut vorstellen wie die beiden Herren sein mussten, die sie beschrieben.
    Doktor Simmons liebte es also, seinen Vater und seinen Schwiegervater vor den Kopf zu stoßen?
    Bei einer so liebenswerten Person wie dem Doktor schwer vorzustellen.

    "Bitte, sagen Sie doch Lara." Sagte sie schließlich, während sie sich bemühte, Tassen auf einem Tablett zu verteilen, welches sie beabsichtigte, mit in den Behandlungsraum zu nehmen.
    "Wir werden uns immerhin in den nächsten Tagen häufiger über den Weg laufen... und ich beiße nicht."



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 28.01.2007, 13:31


    NSC-Andrew

    "Vielen Dank, Lara." sagte Julio und bot ihr ebenfalls den Vornamen an, auch wenn sich das nicht gehörte. Das aber war ihm egal. Ganz offensichtlich war er hier nicht der einzige, der sich nicht an die Regeln hielt, auch wenn ihn das teurer zu stehen kommen konnte, als Simmons. Dass er noch nicht freundlich darauf hingewiesen worden war, dass zu gehen besser für ihn wäre, lag nur daran, dass er einen einflussreichen Vater, Schwiegervater und eine bezaubernde Ehefrau hatte, die die Kohlen aus dem Feuer holten- ach ja und der Tatsache, dass Simmons der verflucht beste Mediziner war, den sie bislang gehabt hatten.
    Julio aber hatte gelernt, dass sich Vorbilder zu nehmen nichts Verwerfliches war, also tat er es und grinste dabei innerlich vor sich hin.

    Er nahm den Tee von Lara entgegen und lächelte ein wenig. Es war aufregend, diese junge Frau um sich herum zu haben und er war neugierig. Natürlich ahnte er, was sie war, beziehungsweise welchen Beruf sie ausübte, aber irgendwie hatte er sich diese Mädchen anders vorgestellt. Nicht so... aufgeweckt und freundlich, sondern immer bitter und auf den eigenen Vorteil bedacht.
    Er hatte sich wohl geirrt.

    "Nun ja, wir zweifeln nicht an Ihrer Integrität," sagte Bartholomäus in diesem Moment zu Lara. "Es geht eher darum, dass es einfach nicht... nett ist, mag es auch noch so sehr der Wahrheit entsprechen. Simmons senior ist ein menschliches Ekel, aber hat unzähligen Menschen das Leben gerettet." Er zuckte mit den Schultern. "Behalten wir den alten Kauz also lieber als fähigen Arzt im Gedächtnis... auch wenn er nicht mehr praktiziert."

    Bartholomäus sah zu einem Zerstäuber und seufzte leise. "Es ist gut, dass wir hier zwei tüchtige Hände mehr haben... hier geht es ohnehin schon immer drunter und drüber und heute noch dieser Aufstand... ich kann ja verstehen, dass es die einzige Möglichkeit ist, auf sich aufmerksam zu machen, aber... Abgeordnete tätlich anzugreifen, kann nicht gut enden... auch wenn es vielleicht einen idellen Wert gehabt hat."

    Julio schwieg und erinnerte sich an den Mann, der ihm heute unter den Händen weggestorben war. Nichts mehr tun können hatte Simmons gesagt. War es wirklich so einfach?
    "Ich möchte nicht wissen, wie es oben aussieht." murmelte er, obwohl er eine ungefähre Vorstellung davon hatte, wenn Simmons so wutentbrannt wie er gewesen war, hier hereinstürmte und überschüssige Energie zum Wohle der Allgemeinheit abbaute.



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 28.01.2007, 23:50


    Lara verzog nachdenklich das Gesicht.
    "Ich weiß, dass Sie alle denken, dass Gewalt keine Lösung ist, und zu nichts anderem als Gewalt führt... und zu Unterdrückung und zu noch mehr Strenge..." Begann sie vorsichtig.
    "Aber von der anderen Seite aus gesehen, nämlich von denen, die sich unterdrückt fühlen ist es oft ein letztes verzweifeltes Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen." Sagte sie sanft.
    "Unter uns gibt es keine Politiker, die etwas verändern könnten." Versuchte sie zu erklären, wie sie alles sah und verstand.
    "Ich möchte nicht gutheißen, was geschehen ist. Und ganz sicher halte ich nicht viel von Gewalt. Aber manchmal ist sie das letzte bischen was uns bleibt, um uns zu schützen. Und um den Menschen dort oben zu zeigen, dass es uns noch gibt. Und dass für uns noch lange nichts gut ist."
    Sie machte eine kurze Pause und sah die beiden Herren ein, lächelte dann allerdings verlegen.
    "Entschuldigen Sie. Politik ist nicht wirklich meine Stärke." Erklärte sie.
    "Und... es war vermutlich falsch, sich auf diese Art einzumischen." Sie griff nach dem Tablett.
    "Ich... verteile dann mal besser Tee." Sie nickte Barti zu und sah dann zu Julio.
    "Und wir müssen noch unseren Tee zusammen trinken." Sie zwinkerte ihm zu, sah das Glänzen in seinen Augen und wendete sich dann zufrieden um, um Tee an Patienten und Doktoren zu verteilen.
    Geschickte bewegte sie sich zwischen den Verletzten und Kranken hindurch, stellte das Tablett ab, nahm eine Tasse samt Untertasse und schlüpfte dann in das etwas andere "Separe".
    Dort saß Simmons, der scheinbar gerade wieder jemanden weggeschickt hatte.
    Er barg den Kopf in den Händen und sah müde aus - erschöpft und das obwohl er kaum drei Stunden hier sein konnte.
    Lara legte den Kopf ein wenig schief.
    Er leistete hier hervorragende Arbeit, und gab sich die größte Mühe, aber sie konnte sehen, dass es einfach nicht genug war.
    Ein Mann war zu wenig, um all die Menschen zu behandeln, auch wenn er sein Bestes tat.
    "Dr. Simmons." Sagte sie leise, aber er hörte sie nicht.
    Seine Augenlider schienen schwer und Lara konnte sich dem Drang nicht entziehen, näher zu treten, und ihm vorsichtig die Hand auf die Schulter zu legen.
    "Der Tee, Dr. Simmons." Sagte sie dabei, hielt ihm mit der anderen Hand den Tee hin und lächelte aufmunternd.
    "Ich hoffe, Sie mögen Pfefferminztee, anderen gibt es nämlich nicht..."



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 29.01.2007, 00:39


    Andrew brauchte länger, als er hätte sollen, bis er Lara bemerkte und hob schließlich den Kopf.
    "Oh, Verzeihung." entschuldigte er sein offensichtliches Versäumnis. "Pfefferminz ist ausgezeichnet, Miss Collins. Vielen Dank."
    Er schenkte ihr ein sanftes Lächeln und erinnerte sich dann daran, dass sie das hinter dem Mundschutz nicht sehen konnte.
    Vorsichtig ergriff er die Tasse, stellte sie ab und löste seinen provisorischen Schutz vor Krankheitskeimen, damit er Laras Bemühungen auch die gebührende Aufmerksamkeit widmen konnte.

    Hatte er sich vor ein paar Sekunden noch zerschlagen und erschöpft gefühlt, wanderten diese Empfindungen nun in den Hintergrund. Die junge Frau vor ihm strahlte über das ganze Gesicht, auch wenn es verunstaltet war und schien zu bewundern, was er tat, obwohl er dabei nichts Heldenhaftes finden konnte. Es war einfach zu wenig.
    Dennoch erhellte Lara Collins Anwesenheit seine kleine Minipraxis mit einem Hauch Frische und Enthusiasmus und das war es, was er im Moment am Nötigsten brauchte.

    Andrew nippte an dem Tee und ein Lächeln breitete sich über seine Züge aus und ließ sie wieder jung wirken. Er hatte zwar keine Ahnung wie er aussah, wusste aber, dass dieses Lächeln dazu beitragen würde, über mögliche Unansehnlichkeiten hinwegzutäuschen.
    "Hervorragend." schmunzelte er und meinte damit den Tee. "Ah und Miss Collins? Sie müssen mir noch verraten, wo Sie arbeiten, damit ich die Formalitäten erledigen kann."



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 30.01.2007, 11:09


    Lara erwiderte Andrews scheues, aber dennoch so unendlich reiches Lächeln, und unwillkürlich fragte sie sich, was er gerade dachte.
    Was man wohl empfinden mochte, wenn man in der Lage war, so vielen Menschen zu helfen.
    Für sie war Andrew ein guter Mensch, denn er tat nach Kräften alles, um denen zu helfen, die keine Hilfe zu erwarten hatten, und sie bezweifelte stark, dass er dafür Geld erhielt.
    Was sein Handeln in ihren Augen nur noch nobler machte.
    Es erleichterte sie, dass der Tee offenbar gut schmeckte und bestätigte sie darin, dass sie eben auch noch andere Dinge gut konnte.

    Sie freute sich über jedes Lob aus seinem Munde und war eigentlich schon wieder im Gehen begriffen, als er sie erneut ansprach.
    Sie wandte sich zu ihm um, und ein Schatten huschte kurz über ihr Gesicht, obwohl sie sich trotzdem um ein Lächeln bemühte.
    Es war nicht so, dass Lara nicht zu dem stand, was sie Tat.
    Im Gegenteil, sie wusste wer sie war, was sie war, und wo sie hingehörte.
    Und sie schämte sich nicht im Geringsten dafür, denn sie ging einer ehrlichen Arbeit nach - der einzigen ehrlichen Arbeit, der man als Frau nachgehen konnte, wenn sonst niemand für einen sorgte.
    Aber innerhalb der letzten Stunde war sie behandelt worden, wie jeder andere Mensch auch, und sie hatte beinahe vergessen, dass es eigentlich anders war.
    Und fürchtete nun darum, dass die anderen sich daran erinnern würden.
    Das man ihr nun vielleicht anders gegenübertreten würde.
    Dass Doktor Simmons sie wohl anders sehen würde, wenn er seine Vermutungen und Eindrücke bestätigt sehen würde, immerhin kannte Lara den Mann kaum.
    "Oh ja, natürlich." Entgegnete sie gefasst, und zunächst ein wenig unglücklich. Dann allerdings lächelte sie wieder.
    "Im Jadepalast, Sir." Fügte sie leise hinzu, bevor sie sich ein zweites Mal umwandte, um den Blick von Dr. Simmons nicht sehen zu müssen, mit welchem er sie wohl bedenken würde.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 30.01.2007, 12:24


    Andrew sah wie sich ihr Gesicht mit einem Schatten überzog, bevor sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, was sie befürchtete, wenn sie weitersprach. Der junge Mediziner lehnte sich an den Tisch und behielt die Tasse in beiden Händen, während Lara sich zum Gehen wandte.

    "Danke, ich werde einen Brief aufsetzen und alles in die Wege leiten." entgegnete er freundlich und zog auf seine für ihn typische leicht verwunderte Art die Augenbrauen hoch.
    "Und denken Sie von mir nicht das Schlechteste, auch wenn ich nicht einmal ansatzweise nachvollziehen kann, wie Ihr Leben wohl aussehen muss. Das weiß ich bei keinem der Patienten hier unten." Andrew legte den Kopf ein wenig auf die Seite. "Aber würde ich sie alle hier verachten, könnte ich sie nicht behandeln."
    Jetzt wurde der Glanz in seinen Augen schelmisch. "Oder was glauben Sie, weshalb ich nicht dort oben bin? Bei dem Gerede bekommt man Ausschlag. Dann lieber Ehrlichkeit. Auch wenn sie nicht ganz so gut gekleidet ist."



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 30.01.2007, 20:37


    Lara hielt in ihrer Bewegung inne.
    Sie dachte darüber nach, was Dr. Simmons eben gesagt hatte und nickte schließlich leicht.
    Was er sagte, war nicht einfach nur nett oder höflich - Lara hatte das Gefühl, dass er es auch so meinte. Dass er es ehrlich meinte.
    "Die Arbeit die Sie hier tun, Doktor, ist bewundernswert." Erwiderte sie schließlich sanft.
    "Ebenso bewundernswert wie das Verständnis und das Mitgefühl, welches Sie Ihren Patienten entgegenbringen." Ihre Stimme war zwar leise, aber dennoch ausdrucksstark und hell.
    "Und Sie sollten wissen, dass ein jeder hier Sie dafür schätzt." Sie nickte ihm zu.
    "Und es..." Sie überlegte kurz. "Es tut gut, zu hören, dass Sie sich kein Urteil bilden." Fügte sie hinzu, bevor sie ihm ein weiteres, scheues Lächeln schenkte, und dann wieder durch den Vorhang nach draußen schlüpfte, um weiter Tee zu verteilen - dieses Mal an die Patienten.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 30.01.2007, 21:07


    "Danke." entgegnete Andrew aufrichtig, als er Laras Worte hörte und lächelte ihr noch einmal strahlend zu, bevor sie sich abwandte, um sich um die Patienten zu kümmern. Er setzte seinen Mundschutz wieder auf und desinfizierte zum wiederholten Male seine Hände. Er spürte bereits wie sie unter dem scharfen Alkohol litten und hoffte, dass sie noch eine Weile durchhalten würden.

    Erbittert dachte er daran, dass Brack und viele andere abschätzig auf diese Art des Hände schmutzig machen herabblickten und lieber dafür sorgten, dass ihre Haut stets angenehm sanft und weich blieb- man wollte ja die Kundschaft nicht vertreiben! Als wenn man Streicheleinheiten wollte, wenn man zum Arzt ging...! Obwohl... wahrscheinlich gab es welche, die das tatsächlich wollten. Andrew schüttelte sich und bat dann den nächsten Patienten herein.



    Re: Auffangstation

    Lara Resnick - 31.01.2007, 22:59


    Lara nahm das Tablett wieder in ihre Hände, und schritt auf die Patienten zu, die für sie am ehesten danach aussahen, als könnten sie einen heißen Tee vertragen.
    "Eine Tasse heißen Tee, Sir?" Fragte sie einen dünnen älteren Mann, der zusammengekauert und in löchrige Stoffe gekleideten Mann mit dem heruntergekommenen Hut.
    Er sah auf, und sie blickte in leere, braune Augen - ein Ausdruck, den sie sehr wohl kannte, der sie aber dennoch erschreckte, jedes Mal, wenn sie ihm begegnete.
    "Danke Miss." Erwiderte er abgehackt nickend, und Lara reichte ihm freundlich lächelnd eine Tasse.
    "Darf ich Ihnen ebenfalls eine Tasse Tee anbieten, Miss?" Ging sie lächelnd zu der Frau, die unmittelbar in der Nähe saß.
    "Wird der Doktor uns behandeln?" Hörte sie plötzlich eine zaghafte Stimme, als sie den Tee gerade verteilt hatte, und überrascht wandte Lara sich um, und entdeckte ein Geschwisterpaar, an der Wand sitzend, das aussah, als würden sie dort schon ewig warten.
    Sie sah den Jungen und das etwas jüngere Mädchen zunächst ein wenig verwirrt an.
    "Ja, das wird er." Versprach sie dann, bevor ihr noch etwas anderes einfiel.
    "Wie lange wartet ihr denn schon?" Fragte sie weiter und der Junge zuckte mit der Schulter.
    "Ich weiß es nicht." Sagte er leise. "Alle Leute die vor uns da waren, sind schon gegangen..."
    In Laras Augen blitzte es auf.
    Gegangen?
    Das hieß, dass sich scheinbar immer andere fanden, die vor den beiden drankamen!
    Das war doch nicht fair.
    Die junge Frau lächelte ihnen aufmunternd zu.
    "Ich werde..." Sie biss sich auf die Lippe, sah zu dem kleinen, abgetrennten Bereich und sagte schließlich: "Wenn ihr dort jemanden herauskommen seht, dann geht ihr beide hinein, in Ordnung?"
    Der Junge sah sie ein wenig unsicher an.
    "Aber wird dann nicht jemand versuchen, uns zu verjagen...?" Fragte er zögerlich, und nun schüttelte Lara energisch den Kopf.
    "Sollte das jemand versuchen, werde ich ihm persönlich die Leviten lesen." Erwiderte sie überzeugend, und reichte dann beiden Kindern eine Teetasse. "Hier, trinkt das. Das wird euch sicher gut tun."
    Sie schenkte ihnen ein weiteres aufmunterndes Lächeln, und machte dann weiter ihre Runde, während sie damit begann, leere Tasse, die vorher schon ausgeteilt worden waren, wieder einzusammeln, und es denn Patienten so angenehm wie möglich zu machen.



    Re: Auffangstation

    Andrew Simmons - 03.02.2007, 20:59


    Andrew vergaß die Zeit. Er arbeitete und arbeitete, lächelte, tröstete und versuchte Unsicherheit und Trauer aus "seinen vier Wänden" zu vertreiben. Der Strom von Patienten schien nicht abzureißen und so brauchte er einen Moment, um zu realisieren, dass das Gesicht, welches ihn ansah, nicht zu einem Patienten gehörte.

    "Andrew! Du hast mir den Hals gerettet!" sagte Harry Crombs, der "offizielle" Armenarzt des St. Mary's. "Gott segne dich, mein Junge!"
    Der Mann hatte die Dreißig lange hinter sich gelassen, sah aber wesentlich älter aus. Nach dem, was Andrew heute erlebt hatte, konnte er sich gut vorstellen, was dafür verantwortlich war.
    "Harry..." sagte Andrew und lächelte warm. "Schön, dass du da bist. Dort hinten liegen die schweren Fälle. Um die solltest du dich zuerst kümmern. Ether ist auch da... oder soll ich das machen?"

    "Nein, Junge. Du bist kalkweiß... nimm dir eine halbe Stunde Pause... und sollten die oben dich lassen, dann komm wieder runter. Irgendwie habe ich aber nicht das Gefühl, dass das der Fall sein wird..."
    Andrews Gesicht verfinsterte sich. "Was die oben sagen, ist mir egal. Ich kann wenigstens von mir behaupten, dass ich heute etwas Sinnvolles getan habe! Für die gilt das nicht!"
    Crombs legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter und lächelte. "Ich kann nachempfinden wie du dich fühlst. Deswegen bin ich, was ich bin."
    Andrew nickte nur stumm, legte den Mundschutz ab und schlüpfte aus seiner Minipraxis heraus. Er winkte Miss Collins, Bartholomäus und Julio und machte sich dann daran sein Büro aufzusuchen, um die verordnete und sinnvolle Pause zu nehmen.

    tbc: Korridore



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