Der erste Anfall .... was nun ?

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    Re: Der erste Anfall .... was nun ?

    wuschelnora - 23.01.2007, 13:19

    Der erste Anfall .... was nun ?
    Ein einschneidendes Erlebnis
    Der erste epileptische Anfall ist für Betroffene und Augenzeugen oft ein prägendes Ereignis. Dies gilt insbesondere für große epileptische Anfälle.

    Eine typische Schilderung eines Augenzeugen wäre:

    „Herr Mustermann hat plötzlich einen starren Blick bekommen, die Augen nach oben verdreht, alle Muskeln des Körpers durchgestreckt und ist umgefallen. Am Boden liegend hat er dann an Armen und Beinen rhythmisch gekrampft, heftig geatmet und Schaum vor den Mund bekommen. Die Krämpfe haben etwa 2 Minuten gedauert. Auf Ansprache oder Rütteln zeigte Herr Mustermann danach keine Reaktionen. Nach 5-10 Minuten kam er wieder zu sich, reagierte aber nicht der Situation entsprechend. Allmählich kam er wieder zur Orientierung. Er war sehr müde und abgeschlagen. Am Folgetag hatte er Muskelkater und ein seitlicher Zungenbiss tat weh. Auch Prellmarken und Hautabschürfungen traten auf.“

    Bei der Schilderung handelt es sich um einen generalisierten tonisch-klonischen Anfall, einen sog. Grand-mal-Anfall. Dieses ist der eindruckvollste Anfallstyp. Längst nicht alle epileptischen Anfälle verlaufen aber so.

    Eine andere Schilderung wäre: “Mein Kind befindet sich im 2. Schuljahr. Mehrmals am Tag schaut es starr in die Luft und bewegt die Augenlider. In dieser Zeit ist es nicht ansprechbar. Nach wenigen Sekunden ist alles wieder normal und es setzt die angefangenen Tätigkeiten fort.“

    Bei dieser Schilderung handelt es sich um Absencen. Absencen sind ebenfalls generalisierte Anfälle im Gehirn. Außer Lid- und Augenwinkelzuckungen oder gelegentlich kleineren Zuckungen in den Fingerspitzen ist äußerlich jedoch nichts zu beobachten. Die Anfälle werden von den Kindern meistens nicht registriert und von ihren Eltern häufig zunächst als Konzentrationsstörungen abgetan.

    Eine dritte Schilderung eines Anfallsereignisses lautete so: “Meine Frau stand neben mir, als sie plötzlich sagte, dass ihr schwarz vor den Augen werde. Sie sackte in sich zusammen und lag 5 Sekunden ohnmächtig am Boden ohne sich zu bewegen. Auf Ansprache reagierte sie plötzlich sofort, wusste sofort wo sie war, stand auf und alles war wieder wie vorher.“

    Bei dieser Schilderung eines Anfallsereignisses handelt es sich am ehesten um eine Ohnmacht oder Synkope. Diese ist kreislaufbedingt und keine Erkrankung des Gehirns.

    Die obigen drei Schilderungen von Anfallsereignissen zeigen, dass es schwierig sein kann, ein Anfallsereignis auch tatsächlich als epileptischen Anfall einzuordnen. Die erforderlichen Untersuchungen und die Behandlung sind jedoch sehr unterschiedlich. Es ist von daher dringend erforderlich, einen Facharzt, einen Neurologen aufzusuchen. Da Betroffene häufig bewusstseinsgestört sind und nichts über den Verlauf ihres Anfalles sagen können, ist es notwendig, einen Augenzeugen zur Untersuchung mitzubringen, falls es diesen gibt. Es wird dann zunächst die Frage geklärt, ob ein epileptischer Anfall aufgetreten ist und ob eine Epilepsie vorliegt.

    Habe ich Epilepsie?
    Die Entscheidung darüber, ob eine Epilepsie vorliegt oder nicht, stützt sich ganz überwiegend auf die Beschreibung des Anfallsereignisses. Zusätzlich sind apparative Untersuchungen notwendig wie z. B. ein EEG oder eine Kernspintomographie (MRT) des Kopfes. Diese Untersuchungen können die Diagnose Epilepsie unterstützen, eine Epilepsie aber nicht beweisen. Die Beschreibung des Anfalls durch den Patienten und einen Augenzeugen sollte also möglichst genau sein. Am besten ist es, den Anfall vom Beginn bis zu seinem Ende gedanklich, aus der Erinnerung heraus, zu rekonstruieren. Dabei sind aber auch die Zeiträume vor dem Anfall und danach wichtig.

    Im Einzelnen kann wie folgt vorgegangen werden:

    Anfallsvorgefühle (Prodromi) – hierbei sind Gefühle gemeint, die der Patient vor dem Anfall erlebt hat, wie z. B. Spannungszustände oder eine Depressivität
    Aura – die Aura entspricht dem Beginn des Anfalls im Gehirn. Der Patient merkt dabei verschiedene Dinge wie z. B. Blitze oder Bilder sehen, Worte oder Töne hören, einen komischen Geruch oder Geschmack wahrnehmen, ein Kribbelgefühl am Körper, das sich ausbreitet auf andere Körperregionen, einen gewissen Gedanken fassen müssen, ein Glücksgefühl oder ein depressives Gefühl, eine plötzliche Angst ohne erkennbaren Anlass, das Gefühl, alles schon einmal gesehen oder gehört zu haben (deja vu oder deja entendu Aura), eine aufsteigende Übelkeit vom Magen her.
    Bewusstseinsverlust – das Bewusstsein ist häufig eingeschränkt oder ganz ausgeschaltet. Als Außenstehender kann man dies überprüfen, indem man den Patienten anspricht und auffordert, gewisse Dinge zu tun.
    Automatismen - es handelt sich um wiederholte Bewegungen im Gesicht oder an Armen oder Beinen. Diese können durchaus bekannt sein wie z. B. Lippenlecken, Kauen, Zupfen an der Kleidung, Radfahren mit den Füßen, sind der Situation jedoch nicht angemessen.
    Verkrampfungen – es können starre Verkrampfungen (tonische Anfälle) von zuckenden Verkrampfungen (klonische Anfälle) unterschieden werden, zum Teil geht eine tonische in eine klonische Phase des Anfalls über. Betroffen sein können einzelne Körperregionen oder der ganze Körper.
    Nach dem Anfall - sind Patienten oft umdämmert, d. h. nicht vollständig orientiert und erinnerungsschwach sowie müde. Es können vorübergehende Lähmungen einseitig oder beidseitig auftreten. Erst allmählich wird das Bewusstsein wieder klar.
    Auch Sprachstörungen kommen nach dem Anfall vor.
    Ein seitlicher Zungenbiss tritt bei einem generalisierten tonisch-klonischen Anfall häufig auf. Liegt er vor, spricht dies mit sehr großer Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein epileptischer Anfall abgelaufen ist. Einnässen und Einkoten können vorkommen, da bei allgemeiner Muskelanspannung auch die Bauchpresse (wie beim Stuhlgang) auftritt und die Blasen- und Mastdarmkontrolle nicht gegeben ist.
    Verletzungen betreffen nicht nur Platz- und Schürfwunden am ganzen Körper. Es kann auch zu Knochenbrüchen kommen, Gelenke können auskugeln. Dies geschieht durch Sturz zu Beginn eines Anfalls, durch die schlagenden Bewegungen meistens auf dem Boden. aber auch durch Dinge, die der Patient während der Phase der Umdämmerung tut wie z. B. auf die Straße laufen ohne den Verkehr wahrzunehmen oder sich an einer heißen Herdplatte zu verbrennen.
    Die Dauer des Anfalls ist wichtig. Man rechnet vom Beginn der Aura bis zum Ende der motorischen (Bewegungs)-störungen.
    Auslöser – bei bestimmten Anfallstypen können Auslöser erkannt werden. Es gibt eine Photoempfindlichkeit auf Blitzlichte und in seltenen Fällen auch sog. Reflexepilepsien wie z. B. eine Lese-Epilepsie beim Lesen. Wenn Anfälle immer in den gleichen Situationen auftreten und sich regelmäßig provozieren lassen, spricht man von einer Reflex-Epilepsie.
    Die obigen Schilderungen sind sehr wichtig und werden als Anfallsanamnese bezeichnet. Einzelheiten eines Anfalls lassen sich beim ersten Anfall nicht immer klären, da der Beobachter nicht geschult ist, auf die einzelnen Phänomene zu achten. Je häufiger Anfälle auftreten, um so eher ist jedoch eine genaue Beschreibung des Anfallstyps möglich.

    Unabhängig von der Anfallsbeschreibung ist die übrige Krankheitsvorgeschichte wichtig.

    Am bedeutsamsten sind hierunter:

    Wie waren die Schwangerschaft und Geburt?
    Gab es Entwicklungsstörungen in der frühen Kindheit, gab es Kopf- oder Gehirnverletzungen oder Erkrankungen, die das Gehirn betreffen?
    Gab es in der Kindheit kleinere oder andere Anfallstypen wie z. B. Fieberkrämpfe?
    Lagen in der unmittelbaren Vorgeschichte andere Erkrankungen vor wie z. B. eine Infektion oder ein Tumor in einer anderen Körperregion?
    Werden Medikamente oder Alkohol regelmäßig konsumiert?
    Sind in der Familie weitere Patienten mit Epilepsie bekannt?
    Handelt es sich wirklich um den ersten Anfall oder gab es schon zuvor Anfälle?
    Welche Untersuchungen sind jetzt notwendig?
    Nach der Erhebung der Vorgeschichte ist eine körperliche neurologische Untersuchung notwendig. Hierbei werden die Hirnnerven, die Körperkraft, die Körperempfindungen, die Reflexe an Armen und Beinen, die Koordination und intellektuelle Leistungen wie z. B. die Sprache oder das Gedächtnis überprüft. Es ist auch notwendig, auf mögliche psychiatrische Störungen wie z. B. Depressionen, Wahnvorstellungen oder Halluzinationen einzugehen.

    Die wichtigsten Untersuchungen, die dann durchgeführt werden sollten, sind das EEG und eine Kernspintomographie oder Computertomographie des Kopfes.

    Das EEG misst die hirnelektrische Aktivität. Bei Epilepsie-Patienten können in der Ableitung epilepsietypische Potentiale gefunden werden. Es handelt sich dabei um steile und spitze Potentiale, die evtl. von einer langsamen Welle gefolgt sind (Spitze-Wellekomplex oder Spike-wave-Komplex). Sie sind auf eine Epilepsie hinweisend, beweisen aber nicht, dass der Patient auch wirklich an einer Epilepsie leidet. So können z. B. epilepsietypische Potentiale auch in EEGs von Geschwisterkindern von Anfallspatienten nachgewiesen werden, ohne dass diese jemals einen epileptischen Anfall erlitten haben. Mit dem EEG können auch allgemeine Veränderungen der elektrischen Gehirnaktivität wie Verlangsamungen oder herdförmige Störungen erkannt werden. In aller Regel wird zunächst ein Oberflächen-EEG über 20-30 Minuten mit Hyperventilation (verstärktes Atmen) durchgeführt. Erst wenn hierbei keine schlüssige Aussage zu treffen ist, kann ein 24-Stunden-EEG oder Schlafentzugs-EEG durchgeführt werden.

    Die Kernspintomographie des Kopfes (MRT oder MRI) ist eine Schichtaufnahme des Kopfes und des Gehirns mit Hilfe magnetischer Wellen. Sie ist ungefährlich und nicht belastend. Sie kann von daher beliebig wiederholt werden. Mit ihr erkennt man Veränderungen der Gehirnstruktur, wie z. B. Vernarbungen, Missbildungen, Entzündungen, Tumore. Diese Veränderungen, auch Läsionen genannt, können im Zusammenhang mit der Epilepsie stehen, müssen dies aber nicht. Selbst wenn das Kernspintomogramm vollständig normal ist, kann eine Epilepsie vorliegen. Falls eine Kernspintomographie des Kopfes nicht möglich ist, sollte zumindest eine Computertomographie durchgeführt werden. Auch hierbei handelt es sich um Schichtaufnahmen des Gehirns, die Veränderungen der Gehirnstruktur aufzeigen. Sie ist, was die Epilepsie angeht, jedoch nicht so genau wie die Kernspintomographie. Außerdem werden Röntgenstrahlen angewendet, so dass eine Strahlenbelastung entsteht.

    Insbesondere wenn es sich um den ersten Anfall handelt, sollten Laboruntersuchungen des Blutes und in einzelnen Fällen auch des Nervenwassers durchgeführt werden. Hierbei wird vor allem nach Entzündungszeichen gesucht.

    Weitere Untersuchungen wie z. B. Untersuchungen des Hirnstoffwechsels mit dem SPECT oder PET sind beim ersten Anfall nur in sehr seltenen Fällen notwendig. Auch eine neuropsychologische Testung muss nicht erfolgen.

    Hatte ich einen Gelegenheitsanfall?
    Der Begriff Gelegenheitsanfall wird auch unter Epileptologen nicht einheitlich verwendet. Die meisten Ärzte verstehen hierunter das Auftreten eines einmaligen Anfalles oder ganz weniger Anfälle unter gewissen Provokationsbedingungen wie z. B. deutlichem Schlafentzug. Beim Gelegenheitsanfall sind sowohl die körperliche Untersuchung als auch das EEG und auch die Kernspintomographie des Kopfes normal. Der Vorteil insbesondere von wiederholten Gelegenheitsanfällen ist, dass die Diagnose Epilepsie nicht gestellt wird. Werden die Provokationsmechanismen wie z. B. der Schlafentzug abgestellt, z. B. durch ausreichenden Nachtschlaf, so besteht lediglich ein Fahrverbot von 3-6 Monaten. Da manche Kranken- oder Lebensversicherungen hohe Aufschläge verlangen, wenn die Diagnose Epilepsie gestellt wurde, ist es besser, wenn der Begriff Gelegenheitsanfall verwendet wird, wenn dies möglich ist.

    Welche anfallsartigen Störungen werden mit Epilepsie verwechselt?
    Am häufigsten wird eine Ohnmacht (Synkope) mit Epilepsie verwechselt. Hierbei handelt es sich um eine momentane Minderdurchblutung des Gehirns, die zu einem Bewusstseinsverlust und zu einem Zusammensacken führt. Der Patient selber erlebt hierbei meist ein mulmiges Gefühl, ein schwarz werden vor den Augen und erwacht meist nach wenigen Sekunden wieder. Nach dem Erwachen ist er rasch wieder vollständig orientiert. Im Rahmen dieser Ohnmachten können vereinzelte Zuckungen auf beiden Seiten auftreten. Man spricht dann von konvulsiver Synkope. Die konvulsive Synkope ist kein epileptischer Anfall. Die Minderdurchblutung des Gehirns wird durch einen Blutdruckabfall verursacht. Häufig handelt es sich um momentane Fehlfunktionen des Herzens wie z. B. Herzrhythmusstörungen. Insofern sollte hier unbedingt eine Abklärung durch einen Herzspezialisten erfolgen.

    Der Schlaganfall kann insbesondere dann, wenn er nur sehr kurz läuft und sich vollständig zurückbildet, zur Verwechslung mit einem epileptischen Anfall führen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Schlaganfall auch eine der häufigsten Epilepsieursachen ist. Nach einem Schlaganfall treten bei etwa jedem 6. Patienten vereinzelt oder dauerhaft epileptische Anfälle auf. Auch hier ist eine genaue Beschreibung des Ereignisses wichtig, um die richtige Diagnose stellen zu können.

    Auch bei der Migräne kommt es zu Auren. Diese können bestehen aus Flimmern vor den Augen oder dunklen Flecken. Mitunter führt die Migräneaura auch zu Sprachstörungen oder Halbseitenlähmungen für die Dauer weniger Minuten. Auf die Migräneaura folgen jedoch häufig schwere Kopfschmerzen. Komplizierend kommt hinzu, dass manchen Patienten sowohl unter Migräne als auch unter Epilepsie leiden.

    Bei manchen Schlafstörungen kommt es zusätzlich zu plötzlichen Anfällen mit Verlust der Körperspannung und Hinfallen, sog. kataplektischen Anfällen. Beim kataplektischen Anfall wird jedoch niemals das Bewusstsein verloren. Auch ist an der Schlafstörung mit häufigem Einschlafen auch tagsüber und zerrüttetem Nachtschlaf erkennbar, dass es sich nicht um eine Epilepsie, sondern um eine Schlafstörung (Narkolepsie-/Katapleksie-Syndrom ) handelt.

    Wie hoch ist die Wiederholungsgefahr?
    Unabhängig von der Ursache der Anfälle kann gesagt werden, dass wer einen Anfall hatte, eine Wahrscheinlichkeit von 30% hat, innerhalb der nächsten 2 Jahre einen weiteren Anfall zu erleiden. Innerhalb der nächsten 10 Jahre sind es 40-50% der Patienten, die einen weiteren Anfall erleiden. Sind bereits 2 Anfälle aufgetreten, so ist die Wahrscheinlichkeit einen dritten Anfall zu erleiden, deutlich höher. Sie liegt bei etwa 50% innerhalb der nächsten 2 Jahre und ca. 70% innerhalb der nächsten 10 Jahre.

    Welche Möglichkeiten der Epilepsie-Behandlung gibt es?
    Prinzipiell gibt es die Möglichkeit, durch eine veränderte Lebensführung Anfälle zu vermeiden. Es ist ratsam, für ausreichend Nachtschlaf (zumindest 7 Stunden) zu sorgen und auf Alkoholkonsum zu verzichten. Auch gewisse Medikamente können die Entstehung von Anfällen begünstigen und sollten evtl. durch andere ersetzt werden, insofern dies möglich ist. Bei den sog. Reflex-Epilepsien ist ein gewisser Auslöser bekannt, z. B. gewisse Muster, Lichtreize oder andere Reize. Hier sollten die anfallsauslösenden Situationen vermieden werden.

    In den meisten Fällen wird eine Veränderung der Lebensführung aber nicht ausreichen, um eine Epilepsie ausreichend zu behandeln. Hier stehen 17 zugelassene Antiepilepsiemittel zur Behandlung zur Verfügung.



    Medikamentöse Behandlung
    Wann sollte mit der Behandlung begonnen werden?
    Nach einem ersten Anfall muss nicht unbedingt mit Antiepilepsie-Mitteln behandelt werden. Wie oben ausgeführt, wird mehr als die Hälfte der Patienten nie in ihrem Leben einen zweiten Anfall erleiden. In den folgenden Situationen sollte jedoch schon der erste Anfall zur Einstellung auf ein Antiepilepsie-Mittel führen:

    Die Untersuchungen haben erbracht, dass es sich um ein Epilepsie-Syndrom handelt oder neurologischer Untersuchungsbefund, Kernspintomographie des Kopfes oder EEG haben Auffälligkeiten erbracht, die darauf schließen lassen, dass das Auftreten weiterer Anfälle wahrscheinlich ist.
    Der Patient besitzt ein hohes Schutzbedürfnis. Dies kann z. B. bei Personen sein, die beruflich in gefährlichen Situationen arbeiten, wie z. B. auf Gerüsten, an laufenden Maschinen oder die auf den Führerschein angewiesen sind.
    Es ist Wunsch des Patienten, unbedingt weitere Anfälle zu vermeiden. Dies kann z. B. bei Personen, die in der Öffentlichkeit arbeiten (Richter, Lehrer, Bankangestellte, Krankenschwestern und viele andere mehr), der Fall sein.
    Ein Lebensalter von 60 Jahren ist erreicht. Hier wird die Einstellung schon nach dem ersten Anfall empfohlen, da die Wiederholungswahrscheinlichkeit groß ist und die Körpersysteme anfälliger sind. So kommt es bei großen Anfällen leichter zu Knochenbrüchen oder zu einer Belastung des Herzens. Auch Leber und Niere arbeiten nicht mehr wie beim Jugendlichen.
    Wie sollte die antiepileptische Erst-Behandlung aussehen?
    Zunächst wird auf ein einziges Mittel in einer mittleren Dosierung eingestellt. Für diese sog. Monotherapie sind die folgenden Substanzen zugelassen:

    Carbamazepin, Gabapentin, Lamotrigin, Oxcarbazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Topiramat, Valproinsäure.

    Welches Mittel verwendet wird, ist Sache des behandelnden Arztes. Neben der Wirksamkeit der Substanz ist vor allem das mögliche Nebenwirkungsspektrum zu berücksichtigen. Gemeinsam ist jedoch allen Mitteln, dass sie in einer niedrigen bis mittleren Dosierung meistens gut vertragen werden. Etwa 2/3 der Patienten bleiben mit dieser ersten Monotherapie auf Dauer anfallsfrei. Erst für den Fall, dass unter der gut vertragenen Ersteinstellung weitere Anfälle auftreten, ist eine Kombinationstherapie bestehend aus mehreren Medikamenten oder die Umstellung auf ein anderes Medikament notwendig.

    Wie lange soll behandelt werden?
    Auch dies ist abhängig von den Untersuchungsergebnissen und der Einordnung des Epilepsie-Syndroms. Sind alle Untersuchungen nach einem ersten Anfall unauffällig, so sollte für 3-6 Monate auf ein Epilepsiemittel der ersten Wahl eingestellt werden, wenn dies erforderlich erscheint. Danach soll langsam abgesetzt werden. Ist eine einfach behandelbare Ursache der Epilepsie erkannt und kann diese ausheilen, so sollte für die Dauer von zumindest 12 Monaten behandelt werden. Haben die Untersuchungen erbracht, dass ein genetisch bedingtes Epilepsie-Syndrom vorliegt, so ist es meist notwendig, dass zumindest für 3-5 Jahre medikamentös behandelt wird.

    Welche Auswirkungen hat die Epilepsie auf das tägliche Leben?
    Insbesondere dann, wenn schon mehrere Anfälle aufgetreten sind und dann wenn medikamentös behandelt wird, sind einige Einschränkungen der täglichen Lebensführung zu berücksichtigen. Ob zu Hause oder in der Schule oder am Arbeitsplatz gilt es in jeder Situation zu bedenken, ob es beim plötzlichen Auftreten eines Anfalles zu einer Gefährdung kommen könnte. Die Regel:

    „nicht ungesichert in große Höhen (über 1 Meter), nicht zu schnell (z. B. beim Sport oder Radfahren) und nicht ungesichert ins Wasser“

    sollte beachtet werden. Andererseits ist es nicht ratsam, übervorsichtig zu sein. Am Schulsport z. B. kann und soll ein Kind teilnehmen, es sollen nur gewisse Dinge wie Klettern am Seil oder an der Leiter in große Höhen nicht durchgeführt werden. Gewisse Sportarten wie Bergsteigen, Fallschirmspringen oder Gleitschirmfliegen oder Skifahren auf ungesicherter Piste sollen nicht mehr ausgeübt werden. Beim Schwimmen ist zu beachten, dass plötzliche auftretende Anfälle zu einem Ausatmen der in der Lunge vorhandenen Luft führen können. Der Anfallspatient sinkt dann auf den Grund des Schwimmbades oder Sees ab und kann kaum noch gefunden oder gerettet werden.

    Ein gravierender Einschnitt ist für viele Erwachsene der meist vorübergehende Verlust der Fahrtauglichkeit. Was genau zu beachten ist, ist im Ratgeber Kapitel Führerschein aufgeführt.

    Welche Risiken gibt es bei der Epilepsie?
    Neben dem Risiko weiterer Anfälle gibt es weitere Risiken. Bei manchen Patienten kann es zum Auftreten eines Status epilepticus kommen. Hierbei handelt es sich um eine Serie von großen Anfällen, bei denen der Patient zwischendurch das Bewusstsein nicht wieder erreicht. Diese Situation ist lebensgefährlich und sollte zum unmittelbaren Rufen des Notarztes und Einweisen in ein Krankenhaus führen. Auch kleinere Anfälle können statusartig auftreten. Dann ist die Gefahr aber nicht so groß.

    Insbesondere bei schwer betroffenen männlichen Patienten mit einer hohen medikamentösen Einstellung wird das Phänomen des plötzlichen unerwarteten Todes beobachtet. Die Patienten sterben unerwartet, ohne dass ein Anfall aufgetreten ist oder andere zum Tode führende Krankheiten bekannt sind. Die Ursache hierfür ist noch unklar. Glücklicherweise treten die plötzlichen Todesfälle nur selten auf.

    (Quelle:http://www.de-nrw.de/der_erste_anfall_was_nun.html von Prof. Dr. A. Hufnagel )



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