Depression, Verstimmung

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    Re: Depression, Verstimmung

    musika - 19.01.2007, 11:14

    Depression, Verstimmung
    Hallo,

    dieses Thema scheint im Moment aktuell zu sein in einem anderen Forum. Verstimmung und Depressionen sind zwei Paar Schuhe. Wie geht ihr damit um , könnt ihr in diesem Zustand singen oder gar zum Unterricht gehen?

    Liebe Grüsse



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 19.01.2007, 11:55


    Vom GU habe ich mich bislang durch keinen Gemütszustand abhalten lassen. Wenn ich mal schlecht drauf war (was bei mir selten vorkommt), kam ich immer besser gelaunt aus dem GU wieder raus.

    Depressionen hatte ich wohl noch keine...

    Meine Schwester, die an Panikattacken leidet, konnte selbst in der Therapie noch singen und hat das auch sehr genossen - möglicherweise, weil sie dabei immer ein positives Feedback bekam.

    Wenn ich allerdings wüsste, dass ich meinen GL nur "vollheulen" würde, würde ich wohl auch nicht zum Unterricht gehen.

    LG
    mezzo



    Re: Depression, Verstimmung

    Octaviane - 19.01.2007, 12:43


    Hallo ihr

    Ich schrieb ja zu dem Thema vor einigen Wochen etwas in einem anderen Thread. Ich habe dann auch wegen Verdacht auf eine beginnende Depression eine Therapie begonnen.


    Mittlerweile geht es mir wieder besser und habe auch eine Entscheidun getroffen, die zwar nicht einfach war, aber ich wollte mich auch nicht ständig weiter selbst quälen. Jetzt muss ich sie nur noch durchhalten :roll:

    Aber zum Glück habe ich ja gerade so viel vor, dass ich kaum Zeit zum Grübeln finde. (Wobei mir manchmal etwas mehr Ruhe auch nicht schlecht täte - manchmal ist das schon ein vertrackter Kreislauf)

    Ich merke aber, dass mich der Gesang (und auch Gesangsstunden - vorausgesetzt der GL benimmt sich einigermaßen einfühlsam) mich doch fast immer auf einem Tief holen. Oder anders gesagt - schaffe ich es durch Gesang nicht, mich aufzumuntern, weiß ich, dass es mir wirklich schlecht geht.

    Auch in der Therapie kommt der Gesang zur Sprache und manchmal überlegen wir, was ich daraus auf andere Lebensbereiche übertragen kann. Ein sehr interessanter Aspekt

    Liebe Grüße

    Octaviane



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 19.01.2007, 13:19


    Ich glaube, dass man da sehr sorgsam unterscheiden muss und das auch besonders als Lehrer, der es mit depressiven Schülern zu tun hat.
    Aus rein medizinischer Sciht gibt es sogenannte "exogene Depressionen," das sind die,die durch besondere Situationen und Lebensumstände(Stress, Verlust, Trauer etc) hervorgerufen werden und bei denen Psycho-Therapien vielversprechend sind.
    Daneben gibt es endogene Depressione, deren Ursachen noch nicht ganz genau erforscht sind und wo immer noch überwiegend mit starken Medikamenten eingegriffen wird oder werden muss, um die Leute vor dem Schlimmsten zu bewahren, also völlige Lähmung und Selbstmord. Die Grenzen sind sehr fliessend, man kann das nicht in jedem Fall genau sagen und in den Therapien sind sich die Fachleute auch keineswegs einig.
    Mein Mann hat damit sehr viel Beruflich zu tun und wir sprechen oft über dieses Thema.
    Wer wirklich depressiv krank ist, ist oft wie gelähmt und zu nichts motivierbar. Dann zum Gesangsuntericht zu gehen, ist schon eine Leistung an sich.
    Musik und Gesang sind aber in jedem Fall gute Therapien auch in den schlimmsten Fällen, doch ich hoffe, dass wir von denen hier nur am Rande reden, denn das sind wirklich furchtbar schlimme Situationen für die Betroffnenen und deren Familien.

    Depressive Verstimmungen oder Depressionen nach und in schweren Lebensphasen kenne ich aber auch persönlcih gut.
    Mir hilft Singen da eher raus, auch wenn es erstmal zum Weinen animiert.
    Ich schäme mich aber nciht vor meinen(festen) Lehrern zu weinen und zu sagen, dass es mir schlecht geht.(vor anderen Personen vermeide ich das natürlich!)
    Sie kennen mich gut genug, das Vertrauen ist gross und es ist ja kein Vollheulen und pubertäres Weltschmerz-Gejammere sondern hat dann schon ernsthafte Gründe.
    Mir fällt es allerdings am Schwersten zu singen, wenn ich wegen des Singens selbst Kummer habe. Also wenn etwas mich konret im Hinblick auf Gesang depressiv gemacht hat. dann ist eher die Fluchtgefahr gross.
    Aber gerade dann weiss ich rational, dass wer vom Pferd fällt, sofort wieder draufsteigen und weiterreiten muss. Und das versuche ich auch, so schwer es mir fällt.
    Das letzte Mal als so ein Fall vor etlichen Wochen da war, bin ich widerwillig zum Untericht gegangen, habe aber in den übungen schon nur zittrig gesungen und dann ganz versagt.
    Ich habe schliesslich NICHT mehr singen können, aber dann mit meiner Lehrerin die ganze Stunde gesprochen und das war auch sehr gut und hilfreich und hat wieder einen anderen, neutralen Blcikwinkel gezeigt.

    Meine Lehrerin ist gottseidank charakterlich ein ganz anderer Typ als ich und viel distanzierter und kann mich daher wunderbar auf den Boden holen, auch wenn ich das im ersten Moment nciht immer so nachempfinden kann, was sie sagt.
    Ich bin auch ganz sicher, dass sie sich in den wenigen Fällen, wo sowas bei mir passiert, nicht belastet oder gar belästigt fühlt- im Gegenteil. Sie sagte, als ich mcih mal entschuldigen wollte für einen Ausbrcuh, dass mein Vertrauen sie ehrt und sie umgekehrt dann auch von einer so emotionalen Person profitiert.
    Es kommt eben immer auf das Verhältnis an, das man zum Lehrer hat, ob man in echtem Kummer trotzdem zum Untericht geht oder nciht.
    Wenn man ein völlg distanzloses Verhämtnis zum Lehrer hat, geht es meiner Ansicht nach auch nicht.
    Es muss eine sehr vertrauensvolle, aber doch gesund distanzierte Basis da sein. Finde ich.
    :hearts: Canti



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 19.01.2007, 14:42


    Das ist ein ganz heikles Thema und ich finde es gut, dass hier offen darueber gesprochen wird (ist ja immer noch ein grosses Tabu, alles Mentale hat ja immer so den Nimbus "geisteskrank" oder "Oh, das spreche ich mal lieber gar nicht an...").

    Ich kenne Depressionen von beiden Seiten (selbst betroffen und innerhalb der Familie). Da es in der Familie gehaeuft vorkommt, liegt auch bei uns der Verdacht nahe, dass es irgendwie genetisch/hormonell bedingt ist - cantilene sagte es ja schon, man stochert da auch medizinisch teilweise noch im Nebel.
    Selbst, wenn die endogene Veranlagung da ist, wird sie doch oft durch exogene Faktoren ausgeloest, und die Grenzen sind da sehr fliessend.

    Wenn ich jetzt die Faelle schwerster Depression in meiner Familie mit mehreren Selbstmordversuchen usw. betrachte, muss ich ganz ehrlich sagen: Da hilft auch kein Gesang mehr, denn diese Menschen sind vollkommen handlungsunfaehig und muessen erstmal damit fertig werden, noch IRGENDWIE mit dem taeglichen Leben und den einfachsten Dingen klarzukommen und nicht bei naehster Gelegenheit wieder eine Packung Schlaftabletten zu fressen.
    Das gehoert dringend in aerztliche Behandlung (oft auch stationaer, in D z.B. ist es so, dass, wer nach einem Selbstmordversuch ins Krankenhaus kommt, erstmal 6 Wochen "zwangseingewiesen" wird).

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ich hatte in meinem Leben schon mehrere depressive Phasen, mit und ohne aerztliche Behandlung, und ich kann dann NICHT singen oder muss mich sehr quaelen, dass noch irgendwas geht. Meist schaffe ich es allein, mich aus diesem Loch wieder rauszuholen - wenn es allerdings so weit kommt, dass das nicht mehr geht, brauche ich aerztliche Hilfe, das war bis jetzt einmal der Fall. Es ist eine ziemliche Abwaertsspirale: Wenn ich versuche, zu singen, merke ich, dass ich nicht leistungsfaehig bin und die Stimme sozusagen versagt. Das macht mich dann noch depressiver. Versagensaengste sind ja ein ganz wesentlicher Faktor einer Depression.

    Ich bin allerdings auch der Auffassung, dass man sich, solange man noch die eigene Kraft hat, aufraffen MUSS, denn wenn man untaetig wird, wird alles noch schlimmer. Ich hatte z.B. ueber Weihnachten eine ganz schlimme Phase, Heimweh usw. und war an dem Punkt, wo relativ wenig ging, an Singen war kaum zu denken. In einem "lichten" Moment habe ich mich dann allerdings aufgerafft, meinen Hintern wieder hochzukriegen, und es war ja sehr erfolgreich. Diese Erfolgserlebnisse braucht man gerade als Depressiver oder depressiv Verstimmter (das ist auch noch mal ein Unterschied, wobei ich es da halte wie mit den Alkoholikern - ich wuerde mich selbst ganz klar als depressiv bezeichnen und mir ist das auch nicht peinlich).

    Wenn man allerdings merkt, dass man die Kraft einfach nicht mehr hat, MUSS man sich um professionelle Hilfe bemuehen (wenn Selbstmordgedanken auftreten, ist es schon SEHR spaet!).

    Hm, mehr faellt mir dazu jetzt auch nicht ein, aber ich glaube, das reicht ....



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 19.01.2007, 15:16


    :n97:



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 19.01.2007, 15:44


    Liebe Epo, Du sprichst sehr persönlcih offen und vor allem auch von ziemlich schweren Fällen. :kuss:
    Daher kann ich DEINE Reaktion, lieber Mutzel, irgendwie nciht so nachvollziehen. :roll:
    Wenn Du selbst psychisch gesund und munter bist, ist das wunderbar,aber leider trifft es auf ienen grossen Teil der Bevölkerung nciht zu und auch nicht auf Alle, die sich dafür halten.
    Du weisst, wie gross meine Sympathie für Dich ist :hearts: , aber das hier fand ich nicht eben sehr einfühlsam..... :kaffee
    Wenn Deine Freunde echte Beziehungsprobleme haben und Hilfe brauchen, ist das kein Grund ,sich darüber zu amüsieren. Wenn Du wüsstest, wieviele Paare in der Praxis meines Mannes mit ganz erheblichen, auch besonders sexuellen Problemen auftauchen und davon ernsthaft krank uA. auch depressiv werden, würdest du Dir die äuglein reiben!
    Als 25 jähriger Hüpfer und Don Giovanni-Kandidat kann man da fröhlich krähen und depressionsfrei durchs Leben hopsen aber so geht es eben nur Wenigen!
    Beziehungsprobleme machen auch körperlich krank und es ist ein toller Schritt, wenn diese Leute(wie auchbei Depressionen) den Mut haben, sich wenn sie nicht mehr weiter kommen, Hilfe zu holen. Besser,als im Alkohol zu versinken, sich anzuschweigen oder mit Gewalt in der Familie zu reagieren. Jeden Montag nach dem Wochenende haben wir mindestens eine geschlagene, mit Messerstichen usw verletzte Person aus Familientragödien in der Praxis!
    Dazu führt das alles, wenn man keine rechtzeitige Hilfe sucht.
    Also bitte mal Äugelchen reiben und in die Mokkassins anderer Leute schlüpfen und darin laufen!
    ! Sexverbot kann eine wirksame Therapie gegen totale Abstumpfung und sogar Potenzprobleme sein. Man geht dann ganz langsam in kleinen Schritten wieder aufeinander zu und das hat schon etlichen Paaren geholfen.
    Also sei bitte mal ein bisschen offen für das "Psychodingens" auch wenn Du es gottseidank ja selbst nciht brauchst! Sei dankbar und hab Mitgefühl mit den Anderen.
    Du weisst ja, von wem das kommt, daher nicht schmollen oder grollen :kuss:

    Liebe Epo, solange man noch irgendwie kann, ist das sich aufraffen lebenswichtig. Gerade Leute mit manisch-depressiver Grundstruktur(wie ich auch, wenn auch nicht wirklich krank... hoffe ich....) MÜSSEN das unbedingt.
    Aber wenn auch das nciht mehr geht, hast Du Recht: da hilft singen auch nicht mehr, sondern nur noch ärztliche Hilfe.
    Singen und Musiktherapie sind aber immer gute Unterstützung, das wird derzeit auch sehr effektiv anhand von Musiktherapie erforscht.
    :hearts: Canti



    Re: Depression, Verstimmung

    Uralt - 19.01.2007, 16:24


    DasMutzel hat folgendes geschrieben:
    Tjo, ein wenig kommt wohl meine schlechte STimmung auch vom reduzierten Rauchen, aber das ich da auch einmal im Hals sonstwas bekomme, ne hät ich nie mit gerechnet. Sonst is eig alles in Butter, wüsste nich was mir Stress bereiten sollte und oder was psychologisch da im argen liegen sollte.


    Mutzel, das hört sich doch sehr nach Suchtdruck an. Den bekommt man auch, wenn man Rauchen stark reduziert oder damit aufhört. Du machst ja quasi einen Entzug - die körperlichen Auswirkungen sind bei den verschiedenen Menschen verschieden und der Körper verlangt nach dem Suchtmittel.

    Viele Süchtige erkennen das nicht, erfinden Erklärungen für ihr Konsumbedürfnis oder nehmen die körperlichen Anzeichen des Entzugs zum Anlass, dem Suchtdruck nachzugeben.
    Dazu kann das Ableben des geliebten Kanarienvogels genauso gehören, wie die Knolle beim Falschparken und für jede Lebenssituation legt sich der Süchtige Rechtfertigungen zurecht, durch die er sich selbst die Erlaubnis erteilt, seiner Suchtkrankheit hemmungslos zu fröhnen.
    Das kann auch der "Kloß im Hals" sein oder die nicht gut gelaufenen Stunde oder die Ungeduld mit sich selbst.

    Ich habe vor 20 Jahren aufgehört zu rauchen und in bestimmten Situationen habe ich immr noch Suchtdruck. Das wird nie ganz weg sein.

    Soviel und liebe Grüße
    Uralt



    Re: Depression, Verstimmung

    Octaviane - 19.01.2007, 16:29


    Danke, liebe cantilene, Du sprichst mir aus dem Herzen! :kuss:

    Übrigens finde auch ich es gut, dass hier offen über das Thema gesprochen wird.
    Bei mir ist die Depression oder besser depressive Verstimmung ja nun durch äußere Faktoren ausgelöst worden, vor allem durch emotionalen Stress und Überforderung auf der Arbeit. Und Depressionen traten in meiner Familie auch auf. Aber zum Glück (!!!) kann ich mich dann meistens doch noch aufraffen, wobei auch ich Phasen hatte, wo auch das Singen nicht mehr ging.

    @Mutzel - Natürlich gibt es überall schwarze Schafe, aber die Mehrheit der Betroffenen hat mit Sicherheit ernste Probleme und sind nicht nur zu feige, etwas zu tun oder zu lassen, wie du es darstellst. Depressionen sind eine ernst zu nehmende Krankheit und es ist ja gerade das große Problem, dass man immer noch von vielen belächelt wird und dann eben aus Scham nicht zur Therapie gehen .. .bis es irgendwann zu spät ist..... denn bei einer echten Depression braucht man definitiv Hilfe.

    Liebe Grüße

    Octaviane



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 19.01.2007, 16:37


    Lieber Mutzel, ich wuensche Dir, dass Du auch weiter so sorglos durch's Leben gehen kannst und v.a., dass NIE einer Deiner engsten Lieben (Familie, Freundin usw.) mit psychischen Problemen zu kaempfen haben wird. Ich kenne Leute, die waren mit Anfang/Mitte 20 auch noch "okay" und mit Ende 30 totale Psychowracks.
    Ich hoffe auch, dass, wenn es Dir mal schlecht gehen sollte, Du Leute um Dich hast, die NICHT der selben Auffassung sind wie Du und alles mit "Ist ja nur 'ne bloede Entschuldigung fuer irgendwas" abtun. Denn falls Du Dich nur mit solchen Leuten umgibst, hast Du dann ein echtes Problem.

    Ich habe auch jemanden mit einer Grundeinstellung wie Du in der Familie, es ist ueberfluessig zu sagen, dass diese Einstellung der depressionsbetroffenen Person nicht gerade eine grosse Hilfe war. In Zeiten, wo dringend Unterstuetzung noetig gewesen waere, ist diese Person eigentlich immer weggelaufen. Da frage ich mich, ob der "Vermeidungsstratege" vielleicht auch ein mentales, wenn vielleicht auch nicht auf den ersten Blick so ersichtliches, Problem hat ...

    Wie gesagt: Hoffentlich geht in Deinem Leben alles weiterhin glatt, ich wuensche es Dir wirklich.

    Ich muss uebrigens Octaviane zustimmen: Gerade Deine Einstellung, Mutzel, die leider immer noch haeufig anzufinden ist, fuehrt dazu, dass mentale und psychische Krankheiten immer noch totgeschwiegen werden, denn wer wird schon gerne belaechelt oder als faul, feige oder sonstwas abgetan? Wenn einer Krebs hat, sagst Du dann auch: "Der schiebt das ja nur als Entschudligung fuer irgendwas vor sich her?" :roll:
    Ich weiss, Du hast nichts persoenlich gemeint, aber als persoenlich Betroffener kann man sowas leider nur persoenlich nehmen, tut mir Leid. Uebelnehmen kann man es Dir trotzdem nicht, Dir wie gesagt nur wuenschen, dass Du von solchen Dingen verschont bleibst



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 19.01.2007, 17:37


    Hätte nicht gedacht, dass das solche Auswirkungen haben würde. Nun ja, wie ich das geschrieben habe, konnte ich auch nur missverstanden werden, ich habe das mal gelöscht, damit sich kein anderer weiter daran stört.

    Ich amüsiere mich nicht in der Art über meine Freunde, nur nervt es, dass jede Unzulänglichkeit mit sowas entschuldigt wird, und sie nicht in der Lage sind selbst einmal zu reflektieren. Würden sie das tun, würden sich so viele Dinge von selbst einstellen. Und ich habe mich sehr intensiv damit beschäftigt, weil man immer unmittelbar damit konfrontiert wird.
    Ah, wie soll man das erklären? Sry ich kanns nicht ohne ins Detail zu gehen, und das gehört nicht ins Forum.

    Mal ganz allgemein: Ich bin einfach kein Freund davon, jedes Problem und sei es noch so klein, durch sich selbst oder durch Familie und Freunde lösbar, zu einem Mediziner zu tragen und sich dann dort therapieren zu lassen. Wie oft werden heute wirklich unnötige Darstellungen nach außen transport und teils öffentlich breit getreten, und vor allem, wie stark werden wirklich ernste "Erkrankungen" wie Depressionen, schizoide Zwangsneurosen oder Paranoia dadurch verschönert?
    Damit sind nicht die Dinge gemeint, die hier öffentlich diskutiert werden, sondern schlicht die Dinge, die scheinbar einfach einem Lernprozess unterliegen. Jemand kann zB nicht mit Geld umgehen, ist allerdings erst 12 und wird dann zu einem Psychotherapeuten geschickt. Oder die ersten Psychopharmaka werden verschrieben, weil die erste Liebe mit 16 beendet wurde. Nun mir ist klar, dass dies echt ein dummes Bsp ist, aber ebenso trivial ist oftmals diese Triebfeder die solch Unmengen an Vorkommnissen hervorbringt.
    Ebenso erachte ich es als falsch, jede "Besonderheit" eines Menschen, zu therapieren, und einer Norm und Form anzupassen, nur weil "bestimmte" Menschen damit nicht einverstanden sind. Das Individuelle darf niemals verloren gehen, sonst gibt es nur noch Konsumjunkies und abgerundete Menschen, die dem Leben nicht lebensfähig gegenüberstehen.
    Ich spreche auch nicht von den sogenannten schwarzen Schafen, sondern von dem in die Mode gekommene gesellschaftliche Drama.

    Ich bin mir durchaus darüber bewusst, dass es Erkrankungen gibt, die "ernst" und nicht alleine durchzustehen sind und die fachlicher kompetenter Hilfe bedürfen, und jene würde ich niemals unterschätzen oder gar belächeln.

    Gerade bei den Menschen die Kunst ausüben, die Musik erschaffen und die Gesang den Menschen schenken, ist es wichtig eine ausgeglichene gesunde Seele und Körper zu haben, und wie vielen darunter werden psychische Erkrankungen nachgesagt? Wie gesagt, ich habe gerade auch eine komische Entwicklung in mir, die ich so "noch" nicht interpretieren kann. Aber egal, das wird schon, und dies ist kein Grund für mich einen Fachmann aufzusuchen, und wieviele würden das einfach eben tun, ohne sich selber kennenzulernen und aus diesem Prozess zu lernen. Das hat aber wiederum nichts mit den von euch angesprochenen Thematik der Depression zu tun, und so wollte ich auch nicht verstanden werden.

    Mir wurde mal von fachlicher Seite nachgesagt ein sogenannter "nicht therapierbarer multipler (schizoider) Psychopath" zu sein, ( LoL??) und ich nur in Lage sei aus dem Anecken zu lernen, aber niemals begreifen werde wie andere Menschen denken und fühlen, da mein "Alter Ego" über allem steht.
    DIes war das Resultat daraus, dass ich in der Schule allzugern auch mal "Nein" gesagt habe und nicht von der gewünschten Norm zum "Sklaven" habe machen lassen. Nun ich habe danach mein eigenes Leben mit den eigenen Vorstellungen begonnen und sehr viel daraus gelernt. Ich übertrage das gewiss aber auch nicht auf andere Menschen und es steht mir auch nicht in den Sinn anderen Menschen zu sagen, was sie zu tun oder was zu lassen haben. Ebenso hab ich auch die Erfahrung gemacht ausgebrannt gewesen zu sein, 270 Stunden Arbeitszeit im Monat, nebenbei Abendschule bis 2300 Uhr in Bonn und dann noch schön Stress mit der damaligen Freundin. War beim Arzt, hab geschildert was vor sich geht, und mir wurden Tabletten verschrieben. Das wird schon etcetc... . Darüber musste ich lachen, ein vollgedröhnter RettSan mit Blaulicht unterwegs soll Verantwortung über Notfallpatienten übernehmen.
    Ich hab die Drogen abgelehnt, haben 2 Wochen krank gefeiert, anschliessend gekündigt, und ein neues Leben angefangen.

    Stehe ich einem wirklich "Erkrankten" gegenüber, so kann dieser Mensch sich meiner Unterstützung bewusst sein, zumindest in dem Maße, wie ich Unterstützung leisten kann, und wie es sinnvoll ist.

    So nun ziehe ich die Notbremse und hebe mir die Seelenstrips für die Wiener Staatsoper oder sonstige auf.

    Ich danke Euch für die guten Wünsche, und ich hoffe euch gehts gut und euren Lieben auch. Ebenso hoffe ich, meine Sichtweise ist ein wenig näher gekommen sowie verständlicher geworden.


    Versöhnlichste Grüsse

    Sascha



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 19.01.2007, 18:09


    Ich denke auch, dass das Thema "psychische Erkrankungen" noch viel zu wenig besprochen wird.

    Im Falle meiner Schwester - deren Panikattacken mit 14 anfingen (gepaart mit einem Reizdarm) - haben die Ärzte von "Wachstumsschüben" bis zu "die will sich nur wichtig machen" alles diagnostiziert.

    Sie hat sich dann erst wieder helfen lassen, als sie sich mit Anfang 20 nicht mehr vor die Tür traute und ich ihr von einer Bekannten erzählen konnte, die ebenfalls unter Panikattacken leidet, sehr offen damit umgeht und ansonsten ein Leben wie jeder andere führt.
    Meine Schwester hat mir dann erzählt, sie hat sich nicht getraut etwas über ihre Probleme zu erzählen, weil sie nicht als "verrückt" gelten wollte. In unserer Familie werden psychische Probleme nämlich sofort in diese Ecke gepackt! Deswegen war meine Schwester auch sehr gut darin, ihre Umwelt zu täuschen, was natürlich eine zusätzliche Belastung darstellte.

    Ihre psychosomatische Kur wurde von meinen Eltern der Verwandtschaft als Maßnahme gegen chronische Rückenschmerzen verkauft - muss man sich mal vorstellen.

    Meinem Vater hat meine Schwester erst bei der zweiten Therapie "gestanden", was eigentlich mit ihr los ist.

    Ich denke nicht, dass sich die Leute "leichtfertig" in Therapie begeben. Und wenn jemand das Gefühl hat, dass er alleine nicht mit seinen Problemen fertig wird, dann muss er sich helfen lassen - egal wie andere die Schwere des Problems einschätzen.

    Ich wünsche übrigens auch niemanden, dass er in der Familie oder Bekanntschaft jemals auf eine psychische Erkrankung trifft. Man steht dem nämlich erstmal verdammt hilflos gegenüber!

    LG
    mezzo



    Re: Depression, Verstimmung

    Sista Valsen - 19.01.2007, 18:42


    mezzo hat folgendes geschrieben: Ich denke auch, dass das Thema "psychische Erkrankungen" noch viel zu wenig besprochen wird.

    Im Falle meiner Schwester - deren Panikattacken mit 14 anfingen (gepaart mit einem Reizdarm) - haben die Ärzte von "Wachstumsschüben" bis zu "die will sich nur wichtig machen" alles diagnostiziert.


    Das ist es eben...... diese sogenannten "Ärzte" - diese Typen, die halt damals nach der Schule jetzt rein zufällig einen Studienplatz für Medizin erwischt haben - haben doch oft selbst keine Ahnung!!!! Oder sie sind schlicht und einfach zu blöd und zu faul, sich mal mit einem Thema zu beschäftigen, das sie damals an der Uni nicht gelernt haben und das nicht in ihrer Abschlußprüfung drankam. Oder so arrogant, daß sie beleidigt sind, wenn tatsächlich mal ein dummer kleiner Patient (= jemand, der jetzt eben nicht Medizin studiert hat) etwas weiß, das sie nicht wissen......

    Deswegen sollte man auf keinen Fall sagen, okay, ich habe Probleme, ich will mir helfen lassen, und deswegen gehe ich zum erstbesten Psychiater. DAS KANN GANZ BÖSE DANEBENGEHEN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Und NIEMALS mit dem Gefühl hingehen, "Oh, mir geht es so schlecht, aber jetzt bekomme ich endlich Hilfe."
    Eher mit dem Gefühl: "Okay, das ist mein erster Versuch, aber falls das ein Idiot ist, habe ich noch zehn andere Adressen."
    Und wenn es ein Idiot ist: aufstehen, rausgehen und NIEMALS WIEDERKOMMEN!!!! Das kann sehr gefährlich sein!!!!!!!!!!

    Lieber dreimal hingucken und im Zweifelsfall gar keine Therapie machen, als an den Falschen zu geraten. Denn was das für Folgen haben kann...... :n27:


    Ärzte und Therapeuten, die wirklich wissen, was sie tun, zu finden, ist reine Glückssache.

    Vor viereinhalb Jahren hatte ich unvorstellbares Glück. Aber ich hatte auch schon mal Pech..... teilweise, weil ich nicht aufgepaßt habe; teilweise, weil mir noch nicht wirklich klar war, wie gefährlich das Gesundheitswesen eigentlich ist; teilweise, weil ich zu krank war, um mich zu wehren (auch, als ich schon gemerkt hatte, was los war).
    Wenn ich danach aus irgendeinem Grund nicht wieder zu meinen "alten" Therapeuten zurückgekonnt hätte..... ich will mir lieber nicht vorstellen, was dann geworden wäre. Entweder wäre ich jetzt tot, oder ich würde mit Medikamenten vollgestopft in irgendeiner Einrichtung sitzen.....

    Und wer glaubt, ich übertreibe hier - geht mal in eine Klinik und redet mit Patienten! Fragt die, was die schon alles erlebt haben. Oder geht in ein Forum für Betroffene einer Krankheit und lest mal, was da über Ärzte, Kliniken und Therapeuten geschrieben wird.

    Und jedes Mal, wenn mir jemand erzählt, daß er vorhat, in Therapie zu gehen, kriege ich Angst..... und hoffe, daß dieser jemand entweder gleich an einen guten Therapeuten gerät oder es schafft, nach einem neuen zu suchen, wenn der erste nichts taugt.....

    Reine Glückssache. Sonst nichts. D.h. wenn man wirklich nur ein klitzekleines Problemchen hat, das genauso in jedem "Psychiatrie für Anfänger"-Buch beschrieben wird..... aber sobald es etwas vom Standard abweicht, muß man schon sehr genau aufpassen, um Leute zu finden, die bereit sind, sich darauf einzulassen und die mehr können, als nur irgendwelche blöden Sprüche runterzurasseln, die sie in ihrer Ausbildung auswendig gelernt haben.....



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 19.01.2007, 19:40


    Liebe Sista,
    Du hast sicher sehr leidvolle Erfahrungen hinter dir, wenn Du hier so pauschal über Ärzte und Therapeuten herfallen musst, um Deinem Frust Luft zu machen. Das tut mir sehr leid und ich hoffe, Du wirst sowas nie wieder erleben!
    Ich kann das in gewisser Weise nachvollziehen, denn ich habe selbst drei Monate auf einer GRESCHLOSSENEN psychiatrischen Frauenabteilung gearbeitet und weiss, wie teilweise abgestumpft, ja menschenverachtend dort mit Patientinnen umgangen wurde. Ich habe trotz guter Bezahlung und super Arbeitszeiten die Flucht ergriffen, um nicht genauso zu werden wie 70 % meiner Kollegen dort.
    Aber: bitte bedenke, womit das Personal dort und anderswo täglich konfrontiert wird und fertig werden muss. Dauernd nur tiefstes menschliches Leid, Katastrophen, aufgeschnittene Pulsadern. Jeder, der in Dir den Retter erwartet und wohlmôglcih hast Du selbst Probleme?
    Weisst Du, wie der Alltag von Arzten aussieht?
    In Krankenhäusern geradzu sklavenmässig! 24 Stunden Dienst, nachts dauernd geweckt und immer nur Elend, Leid, Krankheit, die man heilen soll, aushalten soll, mittragen soll;
    Ja, das ist der Beruf und man wählt ihn selbst, ich weiss . Aber jemand muss es ja machen, nciht wahr?
    Und genauso wie es schlechte Sänger, Frisöre und Gesangslehrer gibt, gibt es auch schlechte Ärzte und Therapeuten. Es gibt aber auch gute Sänger und auch gute ÄRzte.
    Und Viele, die sich alle Mühe geben es zu sein und dabei selbst oft zu kurz kommen, weil keine Kraft mehr bleibt.

    Diese Seite solltest du bitte auch mal sehen!
    Mein Mann ist zwar kein Psychiater, aber hier in Frankreich muss jeder erstmal zum Hausarzt und egal ob Alkohol-Drogenkranker, Depressiver, vom Ehemann Geschlagene,Schizophrener, Schwangere, Säugling , Krebskranker oder Nur Grippe:sie alle erwarten, dass er ihnen hilft. 10-14 Stunden, 5 Tage die Woche.
    Er ist nun gottseidank selbständig, hat den Samstag endlcih als freien Tag eingeführt und kann mittags immer zum Essen und Verschnaufen nach Hause kommen, hat auch alle Nachtdienste inzwischen an Jüngere abgegeben, also schon recht gute Bedingungen im Vergleich mit Anderen. Aber er ist trotzdem manchmal am Ende eines Tages so ko von all den Geschichten und all dem Elend, dass er kaum mehr mit mir reden kann, sondern nur noch eine Ration Mozart auf dem Sofa plus Massage hilft, um wieder ien Mensch zu werden Und er liebt weiter seinen Beruf und möchte das nciht missen! Also noch kein "Burn out "wie bei so vielen Kollegen. Aber ohne Kraftquellen geht das absolut nciht!
    Wenn diese Deine Ärzte aber dann auch noch private Probleme haben , Stress mit der Familie oder sonstwas, wie sollen sie dann bitte noch offen und aufmerksam für Deine Nôte bleiben, wenn Du die 30igste an ienem Tag bist?
    Ich will hier nichts verschönern oder entschuldigen, was Du erlebt hast, aber ich bitte dich einfach, das Ganze auch mal von der anderen Seite zu sehen! :schlaumeier:
    Wenn du in Deinem späteren oder derzeitigen Beruf immer voll auf der Höhe bist, wunderbar, dann kann man Dir nur gratulieren. :bravo:
    Ich selbst hatte und habe sehr viele schlechte und auch gute Tage, je nachdem eben.Und ärzte sind nunmal keine Götter in weiss, oder Retter allen Leides sondern Menschen wie du auch.
    So ,nun hat mich das hier wunderbar vom Lampenfieber abgelenkt und ich werde mcih aufmachen zum Konzert, das um 20 Uhr anfängt :pfeif:
    Canti :hearts:



    Re: Depression, Verstimmung

    dola - 19.01.2007, 21:17


    hallo,

    ich habe mich schon nachmittags immer stückweise in diese hochinteressanten Beiträge eingelesen zu einem Thema, das uns in unterschiedlicher Nuance wohl alle trifft.

    Ich denke, diesem vielfältigen Feld der, ich nenne es mal "Leidenserfahrungen" und wie finden wir einen Weg, damit umzugehen und zu überleben, kann man keinesfalls mit Beurteilungen, ob jemand ernst zu nehmen ist oder nicht, beikommen. Ernstzunehmen sind alle, denen es schlecht geht.

    Wenn ihr von euren Verwandten sprecht und ihre Probleme als ernste Erkrankungen erlebt habt, dann stünde es mir niemals zu, das in Zweifel zu ziehen.

    Obwohl ich auch ein bisschen was durch habe, meine ich, ein geborgenes Grundgefühl in der Seele zu haben. Allerdings, ob das so bleibt, könnte ich nie voraussagen, das wäre vermessen. Es ergeben sich aber immer wieder Situationen, die es mir erlauben, hautnah in andere Befindlichkeitswelten von Freunden und Mitmenschen einzutreten und, wenn es irgendwie geht, helfend zu verfolgen, wie es ihnen dabei geht, schon auch, um herauszufinden, wie am besten zu helfen ist (Ohne völligen Distanzverlust z. B.). Ob es magersüchtige Schulfreundinnen, Alkoholkranke, traumatisierte AsylbewerberInnen (Menschen, die fast Übermenschliches aufbieten müssen, um trotz der Wunden, die ihre Erlebnisse im Heimatland geschlagen haben, auch noch die Folgen der Asylpolitik aushalten müssen, eine Arbeit, die mich mit am meisten Kraft gekostet hat): zu erleben, was hier vorgeht, wie die äußeren und inneren bedingungen sind und was zu tun (und leider oft nicht getan werden kann), macht reich an Erfahrungen.

    Die Frage ist allerdings wirklich, was man als Vertrauensperson jemandem wie rät und welchen Weg man unterstützt. Damit musste ich mich in 16 Jahren Sozialhilfesachbearbeitung auseinandersetzen und könnte nie ein fertiges Ergebnis für alle Eventualitäten liefern. Und auch sonst hört diese Auseinandersetzung nie auf.

    Und das schon gar nicht, wenn es einem selber an den Kragen geht. Ich bin in der Arbeit mehrmals so gemobbt worden, dass die seelische Substanz sehenden Auges regelrecht erodiert ist. Auch das hatte damit zu tun, dass ich nicht zu allem Ja und Amen sage. Einmal bin ich davongelaufen, einmal habe ich in einem Knall auf den Tisch geschlagen (herrlich) und mich befreit. Mobbing ist ein exogener Faktor, der perfiderweise lange nicht als solcher erkannt wird und hat schon hoch Selbstbewuste zum Wrack gemacht haben.

    Ich bin auf dem Hintergrund dessen, was ich hier ausgeführt habe, schon der Meinung, dass krankhaft Depressive ärztliche Hilfe, auch Medikamente brauchen, weil es ja oft Hormone/Stoffe sind, die fehlen, aber es ist wahr, dass Therapeuten oft genug zu sorglos oder unter eigener Überlastung unzureichend mit diesen und anderen psychisch kranken PatientInnen umgehen und es gibt neben vielen pflichtbewusten PsychotherapeutInnen scharze Schafe, die gerade wegen der besonderen Labilität der PatientInnen aus unlauteren Motiven (Von Geldgier bis ideologischer Verblendung und eigenen Seelendefiziten) immensen Schaden anrichten. Psychologie greift tief in den Menschen ein und kann eine gefährliche Waffe sein.

    Abschließend noch zu Singen: Auch wenn es in einer schlechten Stimmung schwerfällt, zum Unterricht zu gehen: Ich kam bisher immer besser drauf wieder heraus. Ich halte es für einen der ergiebigsten Therapieansätze überhaupt, den es hilft, den aufrechten Gang in jeder Hinsicht zu bekommen, und der ist immer gesund, auch wenn man von der Umwelt zuweilen eine drauf kriegt.

    Liebe Grüße und entschuldigt den langen Sermon,

    dola



    Re: Depression, Verstimmung

    rugero - 19.01.2007, 22:22


    Hallo,
    letzte Woche wurde im Radio berichtet, dass es mehr Suizid-Fälle in Deutschland gibt als Verkehrstote. Diese Aussage hat mich erschüttert.

    Ich selber habe mal jemanden gekannt, der depressiv reagiert hat.
    Unkontrolliert plötzlich eigene Stimmungen und Situationen veränderte auch sich selbst dabei schon mal verletzte. Die Person suchte aber immer nach Ausflüchten und Möglichkeiten sich Positives zu gönnen, um nicht ins Depressive zu fallen. Die Ursachen sind aber so natürlich nicht bekämpft worden.

    Zum Thema: Verstimmt und dann in den Unterricht gehen.

    Ich selber ziehe es dann vor, nicht in den Unterricht zu gehen.
    Ich versuche dann lieber durch andere Betätigungen( z.B. Buch lesen) mich abzulenken und in mich zu gehen, um die Ursachen der Verstimmung herauszufinden.
    Die Gefahr, durch Fehler im Unterricht und beim Gesang in ein wohlmöglich weiteres Tief zu fallen wäre mir zu gross. Dazu kommt aber, dass ich in meinem Fall nicht so eine innige Bindung an den jetzigen GL habe, um mich ihm in einer derartigen Verfassungen zeigen zu wollen.

    Ich bin aber auch der Typ, der oftmals sagt, was er denkt, der laut wird, der sich gerne schnell mal Luft macht oder auf den Tisch haut auch wenn die Umgebung es nicht immer zulassen würde. Die Verstimmung sollte dann "schlagartig" abnehmen. Ich lasse mich in diesem Fall nicht emotional einsperren, auch ein Niesen explodiert - ich halte es auch nicht zurück.

    Liebe Grüße rugero



    Re: Depression, Verstimmung

    chero - 20.01.2007, 01:45


    Hallo,

    ich habe nun hin und her überlegt ob ich hier das von mir vor ein paar Wochen erlebte hier schreibe oder nicht. Zum einen weil es mir einfach schwer fällt so offen zu sein und weil es wie es hier ja schon öfters geschrieben wurde auch von div. Leuten abgetan wird, vielleicht sogar belächelt wird. Habe mich dazu entschlossen aber doch zu schreiben, weil ihr mit diesem "Tabuthema" auch offen umgeht. Na und zum anderen sind es meine momentanen Erfahrungen in Verbindung mit dem Gesang.

    Vor ein paar Wochen habe ich kurz vor meinem G.unterricht eine Mitteilung erhalten, die mir persönlich "den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Ich wollte zuerst absagen, weil ich merkte, daß ich weder konzentriert war und die Kehle schon im normalen Alltag wie zugeschnürt war. Auch wußte ich, daß ein G.unterricht in dieser Situation keinen Wert hatte, jedoch gab es für mich div. Gründe doch hinzugehen. Aufgrund der Frage wie es mir gehen würde habe ich die Situation kurz geschildert und auch gesagt, daß ich mich in mir gefangen fühle aber das würde schon gehen........

    Hmm das Ergebnis war bzw. ist teilweise für mich heute noch fatal...... Ich merkte recht schnell, daß ich total neben mir stand, konnte aber nicht reagieren. Mir war zum heulen aber ich war hmm sagen wir mal so in der eigenen Selbstkontrolle (evt. Panzer o.ä.) daß ich das nicht zugelassen hatte. Der eigentliche G.unterricht verlief wie ein normal, jedoch meine Gedanken und meine Sorgen waren wo anders. Die ganz normalen Übungen wollten einfach nicht klappen, neue Übungen konnte ich mir nicht merken bzw wie normalerweise umsetzen, klar kamen dann Korrekturen zu Recht, hörte es ja selbst, jedoch konnte ich es nicht ändern nicht umsetzen. Vielmehr verzweifelte ich innerlich an mir selbst, selbst die normalsten Dinge wie die sängerische Atmung oder Körpergefühl waren nicht möglich. Die Kehle war zugeschnürt und ich sag mal einfach "in den Körper" bin ich nicht gekommen. Der Unterricht war die Hölle und bereits auf dem Heimweg bzw. besser gesagt als ich bereits im Auto saß da löste es sich und ich heulte....... Es stellte sich jedoch keine "Erleichterung" ein sondern es war wie Epo es eben schrieb, eine Abwärtsspirale war es. Die Gedanken und Sorgen über die Mitteilung und dann noch die Erfahrungen aus dem G.unterricht ....... Für mich war es schlimm und ich wünsche es niemanden........ Die Stimme ist sowas von eng an der Seele angebunden, daß ich es erst durch diese Situation wirklich erlernt habe.

    Für mich steht auf jedenfall fest, daß ich in solch einer Situation MIR eine G.stunde nicht mehr zumuten werde. SIngen konnte ich und wirklich Müll kann es nciht gewesen sein, denn sonst hätte wäre ich öfters unterbrochen worden oder der G.unterricht abgebrochen worden, aber was es im Inneren bei mir vorging bzw. teilweise zerstört wurde wiegt nicht auf den G.unterricht wahrgenommen zu haben und pflichtbewußt gewesen zu sein......

    Es hat über eine Woche gedauert bis ich wieder den ersten Ton gesungen hatte und das nur im Beisein von Musika, weil ich Angst vor meiner eigenen Stimme hatte. Vielleicht lächelt nun der ein oder andere bzw. kann mich nicht verstehen. Habe selbst erklärt bekommen, daß G.unterricht in einer solchen Situation nichts bringt, jedoch ich mußte es am eigenen Leib selbst erfahren um es zu verstehen.

    Bin ich nur schlecht gelaunt oder k.o. durch den Job, klar sag ich da nicht den G.unterricht ab und in diesen Situationen lenkt das auch ab und man fühlt sich wohler oder ist besser gelaunt durch Erfolgserlebnisse im G.unterricht. Fühle ich mich aber jemals wieder so wie oben beschrieben, dann werde ich niemals mehr in den G.unterricht gehen,!!! Euch kann es ja anders ergehen, aber für mich steht fest, daß ich gelernt habe, daß Sorgen und Nöte mir wahrlich den Hals zuschnürt und ich mich innerlich nicht öffnen kann. Von außen muß man mir nicht mal was ansehen (nur ganz wenige merken mir das an) nicht mal an der Sprechstimme aber beim Gesang...............

    Sorry für den langen Beitrag :oops: nur war es mir wichtig euch meine Erfahrungen näher zu bringen. Na ja und kurz fassen ist nicht unbedingt meine Stärke..................

    Liebe Grüsse an alle die bis hierher mitgelesen haben :lol:
    Chero



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 20.01.2007, 11:19


    Warum entschuldigst du dich, alle haben so lange Texte geschrieben, und wenn man was zu sagen hat ist find ich das toll. Danke für die Offenheit, und sei dir gewiss, ich zumindest Stelle dich nicht in eine Ecke, auch wenn mein erster Beitrag so hätte verstanden werden können.

    Alles Gute

    Sascha



    Re: Depression, Verstimmung

    Uralt - 20.01.2007, 13:56


    Liebe sista,
    hm, ganz schön starker Tobak, aber du hast anscheinend wirklich ganz schlechte Erfahrungen gemacht und bist an die falschen Menschen geraten.

    Ich muß dir uneingeschränkt zustimmen, dass es wirklich nicht einfach ist, den oder die Richtige zu finden. Aber - glaub mir - es gibt mehr zuverläßige, gut ausgebildete und den PatientInnen zugewandte KollegInnen, als es dein post vermuten läßt. Ich habe in meiner frühreren beruflichen Tätigkeit ( und als Voraussetzung dafür einer Therapie ) viele ganz verschiedene Menschen kennengelernt. Und ich habe KollegInnen kennengelernt, bei denen ich NIE eine Therapie machen würde. Das hatte nicht nur mit der Qualifikation oder dem "Können" zu tun, sondern auch mit meiner Persönlichkeit und der Persönlichkeit der TherapeutIn. Das hat einfach nicht gepaßt.
    Und dann gibt es noch so viele Richtungen in der Therapie, dass man da auch erstmal die für sich richtige finden muß.

    Und trotzdem kann ich nur jedem und jeder, der/die ernsthafte Probleme hat raten, sich Hilfe zu holen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Dinge als großer Berg vor einem stehen ( und damit meine ich nicht lebensbedrohliche Situationen ). Und dass mit wenigen Gesprächen Wege gefunden werden können, aus der Krise rauszufinden.

    Ob singen oder GU dabei helfen kann, muß jede und jeder für sich selbst ausprobieren und entscheiden. Ich persönlich kenne beide Situationen : eine Lebenskrise, bei der mich allein das Singen aufrecht erhalten hat und eine Situation, bei der es mir "den Hals zugeschnürt hat".

    Bei lebensbedrohlichen Krisen MUSS ärztliche und therapeutische Hilfe sein und ich persönlich für mich denke, dass Singen dann wahrscheinlich nicht mehr das wichtigste im Leben ist.

    Liebe und nachdenkliche Grüße
    Uralt



    Re: Depression, Verstimmung

    Ina Diva - 21.01.2007, 18:31


    Also, erstmal finde ich es toll, dass ihr hier so offen über das Thema Depressionen sprecht!

    Ich leide seit Jahren unter Depressionen und dissoziativen Störungen.
    In meiner Kindheit gab es viele Probleme und unschöne Ereignisse, die wohl ziemlich fest in mir hängen geblieben sind.
    Seit einem Jahr nehme ich Antidepressiva (ich bin inzwischen bei meinem sechsten!) und seit Mai 2006 bin ich auch in Therapie (Psychotherapie), welche mir ganz gut hilft.
    In letzter Zeit waren meine depressiven Phasen ganz extrem und ich wurde von meinem Therapeuten sogar als sehr schwer depressiv eingestuft.... :(

    Mit dem Singen kann ich mir manchmal zwar meinen Kummer ein wenig von der Seele singen (oder schreien mit Powerballaden!^^), allerdings habe ich oft gar nicht die Lust oder Kraft dazu, mich um Singen aufzuraffen, wenn es mir so schlecht geht.
    Vor ein paar Tagen hab ich dann gesungen, obwohl es mir richtig schlecht ging und sofort musste ich total heulen und konnte gar nicht weiter singen...

    Zum Gesangsunterricht gehe ich meistens auch wenn es mir schlecht geht.
    Ich kann meinem Lehrer ruhig offen sagen, dass ich nicht geübt hab und dass es mir schlecht geht, dann reden wir und er versucht mich ein wenig aufzuheitern, was ihm oft auch gelingt :)

    Ich denke, wenn man wirklich schlimme Depressionen hat, sollte man sich erstmal darum kümmern, dass es einem besser geht - und sich dann ernsthaft ums (professionelle) Singen kümmern! Wenn einem das Singen bei Depressionen allerdings richtig gut tut, sollte man es auf keinen Fall unterlassen!

    So, das war meine Meinung zum Thema ;)

    Liebe Grüße
    Ina Diva



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 30.01.2007, 13:51


    als pianist kann man "depressive" stücke besser ausdrücken, wo man grade dann diese stimmung am besten fühlen kann. ist es nicht so ähnlich mit dem singen, dass man dann einfach supergut traurige oder melancholische lieder/arien singen kann??



    Re: Depression, Verstimmung

    musika - 30.01.2007, 14:00


    Hallo Gregor,

    ich denke, es ist egal ob Pianist oder Sänger. Meine Mutter, auch Sängerin, hat im Leben sehr viel mitmachen müssen. Wenn sie mal sehr down war, setzte sie sich ans Klavier und sang. Es half ihr, sie sang sich alles von der Seele.
    Jeder Mensch ist anders. Ich bin ein sehr gefühlsbetonter Mensch und es fällt mir schwer im depressiven Zustand zu singen. Anders ist es, wenn ich traurig bin, wenn Gefühle mein Innerstes aufwühlen, dann singe ich wirklich traurige Lieder die mich dann aber auch zum Weinen bringen, aber letztendlich meine Traurigkeit löst.
    Man sagte mir immer nach, dass ich sehr gefühlvoll singe, besonders im geistlichen Bereich. Ich glaube, wenn ein Mensch ein warmes Herz hat, kann er das nach außen im Lied zeigen. Es gibt "kalte" Menschen, sie können noch so schöne Stimmen haben, ihre Interpretation bleibt kalt.

    Liebe Grüsse



    Re: Depression, Verstimmung

    Anonymous - 30.01.2007, 19:25


    Ich denke, dass man da vielleicht etwas mehr differenzieren sollte.

    In einer depressiven Phase könnte ich kaum singen, da geht es mir so wie Musika. Depression sollte man besser schnell überwinden - durch Ablenkung jedweder Art, da sie uns nicht klar denken, handeln und schon gar nicht einwandfrei singen läßt.

    Dagegen versuche ich, wo es paßt, mich einer melancholischen Stimmung hinzugeben, z. B. bei den Arien "E la solita storia", "Pouqoui me reveiller" oder anderen melancholischen Stücken, mich also quasi der Welt entrückt in die Situation des jeweiligen Menschen zu versetzen.


    Ciao :n168: Principe



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