Kapitel 2

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    Re: Kapitel 2

    NJils - 16.01.2007, 19:07

    Kapitel 2
    Hier das zweite Kapitel. Ich entschuldige mcih schon mal im voraus für die wahrscheinlich wieder grottige Rechtschreibe.


    - 2 -




    Es war ein höllischer Spaß in halsbrecherischer Geschwindigkeit über die holprige Schotterpiste zu jagen, die einmal eine Straße oder etwas Ähnliches gewesen war. Marek war schon ein paar Mal auf einer Harley gefahren, jedoch immer nur bis der Tank leer war, dann hatte er die Maschine in den Dreck geworfen und war wie sonst zu Fuß weitergelaufen. Wenn er dann mal wieder eine neue Maschine fand, begann der Spaß von vorn. Nicht, dass es nicht möglich gewesen wäre, den Tank nachzufüllen, doch Marek empfand es als zu umständlich und zu teuer. Benzin konnte man nur noch aus Rapsöl gewinnen, weswegen Mexiko-Stadt und Sahagún Raps in großem Maßstab anbauten. Durch Schmuggel gelangte ein Teil des Öls meist nach Otumba, wo es zu horrenden Preisen verkauft wurde. Den gesamten Gewinn, den die Banden durch ihre Plünderzüge machten, mussten sie wieder in Benzin investieren. Das war einer der Gründe, warum die Banditen nie ausreichend stark bewaffnet waren, um Marek gefährlich zu werden. Marek, der das Geld entweder für Munition und Nahrung ausgab oder versoff und in den Bordellen ließ, konnte es sich überhaupt nicht leisten, regelmäßig Benzin zu kaufen.
    Obwohl er nicht wusste, wie viel Benzin noch im Tank der Harley war, ging Marek davon aus, dass es bis nach Otumba reichen müsste. Und wenn nicht, war ihm das auch egal. Mit dem Motorrad konnte er La Otumba Roja noch vor Morgengrauen erreichen, was ihm einen weiteren Tag im heißen Wüstensand ersparte. Laufen konnte man nur nachts, vor allem wenn man zu jeder Tages- und Nachtzeit einen pechschwarzen Mantel trug. Tagsüber war es viel zu heiß. Darum hatte Marek seine Aktivitäten in die Nacht verlegt und schlief tagsüber. Siesta nannten es die Menschen, die schon immer in dieser Gegend gewohnt hatten. In Otumba und der Wüste war Nachtaktivität die gängige Praxis.
    Er erreichte La Otumba Roja ungefähr eine Stunde vor Morgengrauen und hatte noch Sprit, allerdings nur bis in die Mitte der Stadt wo die besseren Bars, Händler und Bordelle lagen. Nachdem der Motor nicht mehr arbeitete, sprang Marek von der Maschine und besah sich die Reifen. Er war während der Fahrt teilweise nicht ganz unabsichtlich über allerlei Viehzeug gefahren und konnte nun tierisches Gewebe jeder Art an den Reifen kleben sehen. Ein widerlicher Anblick, aber ihn störte es nicht allzu besonders. Er hatte eh nicht vor, die Harley zu behalten.
    Ein kleiner junge sah ihm erstaunt zu, als er sein Gefährt mitten auf der Straße stehen ließ und zielstrebig einen der besseren Waffenläden ansteuerte.
    „Willst du das Ding haben“, fragte er den Jungen ohne eine Antwort zu erhalten. Der Junge sah jetzt nicht nur erstaunt, sondern auch ängstlich aus. Nicht ohne Grund, wenn fast alle Typen, die in diese Stadt kamen Banditen oder Söldner waren. Solche Leute konnten sehr schnell ungemütlich werden und sei es nur, um sich die Zeit zu vertreiben.
    „He, Kleiner“, fuhr Marek in einem freundlicheren Tonfall fort, „es gehört dir.“
    Er ließ den Jungen stehen und betrat den Laden, dessen Schild zu verwittert war, um es noch lesen zu können. Vor Jahren soll dort mal Curlys Waffenschuppen gestanden haben, daran konnte sich bis auf den Inhaber des Ladens, der alte Curly selbst, niemand mehr erinnern. Marek war Stammkunde in Curlys Laden und wurde von dem alten Mann, der kaum noch Haare und Zähne hatte immer freundlich begrüßt. Auch Jack war da, aber der war immer da. Jack war fast ebenso alt wie Curly, hatte aber seine Haare und Zähne noch und darüber hinaus einen Vollbart, weswegen ihn Curly gern Sankt Nikolaus nannte. Marek hatte keine Ahnung, warum Curly das tat oder wer dieser Sankt Nikolaus überhaupt war. Jack nahm es Curly nicht übel, wenn er Nikolaus genannt wurde. Zumindest glaubte Marek das, weil Jack nie etwas dagegen sagte. Das wurde allerdings wieder dadurch relativiert, dass Jack so gut wie nie was sagte. Jack hing immer nur schweigsam an der Theke rum und trank aus einer Metallflasche übel riechenden Tequila.
    „Marek, du geiler Bock“, begrüßte ihn Curly auf die übliche Weise mit einer Stimme, die von Jahr zu Jahr mehr dem Krächzen einer Krähe ähnelte. „Hast du deine Sprühdosen mal wieder leer geballert?“
    Sprühdose war neben Pustefixe Curlys üblich Bezeichnung für eine Pistole. Curly sagte diesen Satz immer mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, da Marek seine Munition größtenteils von Curly bezog, der dadurch fette Gewinne einstrich, auch wenn Marek öfter anschreiben ließ als alle anderen Kunden zusammen.
    „Du kennst mich doch“, antwortete Marek, während er aus dem Fenster sah. Er beobachtete, wie der kleine Junge von zwei anderen Jungen, die zwei drei Jahre älter waren als er, durch Schläge und Tritte davon überzeugt wurde, ihnen das Motorrad zu überlassen. Marek musste unwillkürlich lachen, als er das sah.
    „Und ich dachte schon, du hättest einmal in deinem Leben etwas Gutes getan“, sagte Curly, als sich Marek wieder umgedreht hatte.
    „Ich und etwas Gutes? Hast du getrunken“, fragte Marek mit gespielter Entrüstung.
    „Getrunken habe ich schon, aber zu wenig.“
    Mit diesen Worten holte Curly einen Flachmann aus der Hosentasche und nahm einen tiefen Zug.
    „Wenn ich sehen wollte, wie sich ein Fossil besäuft, könnte ich auch Jack heiraten“, unterbrach ihn Marek. „Wie viel Schuss hast du noch vorrätig.“
    „Hast du überhaupt Geld dabei, Marek?“
    „Ich dachte du kennst mich, Curly.“
    „Weißt du noch, wie ich dir gesagt habe, ich müsste deinen Anschreibzettel zu Ramon schicken, um zu wissen wie viel du bisher angeschrieben hast?“
    „Das weiß ich noch und wir haben alle herzlich darüber gelacht.“
    Curly hatte diesen Scherz vor ein paar Monaten gebracht. Ramon besaß, wenn man den Gerüchten glauben konnte, einen Laptop oder Computer, was ihn in die Lage versetzte auch komplexeste Rechnungen durchzuführen. Der Computer sollte der Grund sein, warum Ramon der erfolgreichste Benzinschmuggler in Otumba war.
    „Tja“, sagte Curly und holte einen Zettel, der nach einem Ausdruck aussah hinter der Theke hervor, „heute hat mir Ramon das Ergebnis geschickt. Du schuldest mir 27 000 Dollar.“
    Jack spuckte den Schluck Tequila aus, den er gerade genommen hatte, und hätte vor Schreck beinahe etwas gesagt. Marek konnte ein Japsen nicht unterdrücken
    „Moment, hab mich verlesen“, beruhigte sie Curly. „Das ist der Gewinn von Ramons letztem Geschäft. Du schuldest mir nämlich 32 000 Dollar.“
    „Übertreib es mal nicht Curly“, beschwichtigte Marek den alten Mann, der beim Vorlesen einen roten Kopf bekommen hatte. Blöderweise war der Effekt andersherum.
    „Ich soll es nicht übertreiben? Willst du was hinter die Ohren, Bürschchen“, schrie Curly. „Du bezahlst erstmal, bevor du mir wieder den Laden leer räumst.“
    „Ist ja gut“, sagte Marek. In diesem Zustand sollte man Curly nicht allzu sehr reizen, sonst machte sein Herz nicht mehr mit. Also verließ Marek den Laden wieder und ging über die Straße zu der schäbigen Spelunke gegenüber. Auf der Straße nahm er sofort die Sonnenbrille ab. In den schummrig beleuchteten Straßen war es schon schwer genug etwas zu sehen. Mit einer getönten Brille auf der Nase lief Marek Gefahr einen Räuber oder streitsüchtigen Betrunkenen zu übersehen. Normalerweise wagte sich aber niemand an heran. Mit seinem breitkrempigen schwarzen Hut und seinen langen schwarzen Mantel war er schon von weitem als Marek Solowjow zu erkennen. Er war bekannt wie ein bunter Hund in Otumba, spätestens seit er neun Mitglieder einer Straßenbande auf offener Straße erschossen hatte. Das hatte einen Bandenkrieg provoziert, weil die übrigen Mitglieder Marek für einen Söldner gehalten hatten, der von einer rivalisierenden Gruppe angeheuert worden sei. Dabei hatte Marek sich einfach nur selbst verteidigt als die neun ihm ans Geld wollten. Seit dem Vorfall kannte ihn Jeder und Jeder schaute ihn mit einer Mischung aus Furcht und Respekt an.
    Marek wurde unter den Bandenanführern, den Bordellbesitzern und den großen Schmugglern geschätzt wie gefürchtet, denn sie alle verfügten über genug Kapital, um ihn als Söldner und Auftragskiller anzuheuern, sie alle konnten aber auch sein nächstes Opfer werden, wenn er von einem Konkurrenten angeheuert wurde.
    Die schäbige Spelunke hieß Musica De Las Ranas. Marek wusste nicht, was den Wirt dazu bewogen hatte, seinen Schuppen so zu nennen, er wollte es ehrlich gesagt aber auch gar nicht wissen. Im Musica konnte man immer einen lukrativen Auftrag ergattern, man musste nur wissen wer gerade Hilfe brauchte und diese auch bezahlen konnte.
    Er war kaum eingetreten, da sprach ihn auch schon Rosa, die Besitzerin des größten Freudenhauses der Stadt an: „Marek, ich brauche einen Mann.“
    „Wozu gibt es in dieser Stadt eigentlich Bordelle, Rosa?“
    Rosa kannte Marek schon lange und hatte ihn immer gut bezahlt. Sie nahm es inzwischen hin, dass er seine Auftraggeber immer zu verspotten und zu beleidigen pflegte. Sie selbst wurde von ihm bei jeder Gelegenheit auf ihre voluminösen Hüften hingewiesen.
    „Das meinte ich nicht, du Kindskopf! Ich habe einen Job für dich. Ich bezahle auch gut.“
    „Na gut ich mach es. Aber nur mit Gummi! Ich will mir doch nichts einfangen.“
    „Du sollst mich nicht flachlegen, sondern jemanden für mich umlegen!“
    Marek atmete absichtlich hörbar auf.
    „Da bin ich aber beruhigt, Rosa. Und ich dachte schon, ich verliere heute noch meinen letzten Rest Menschenwürde. Spuck aus, was du von mir willst, du Plunze.“
    „José kennst du doch, oder?“
    „Nein, ich bin zum ersten Mal in der Stadt“, antwortete Marek mit einer von Sarkasmus triefenden Stimme. José war der Anführer der Straßenbande, die den Bandenkrieg damals gewonnen hatte. Große Teile der Stadt wurden jetzt von ihm kontrolliert.
    „Den sollst du umnieten“, sagte Rosa.
    „Ach, so“, entgegnete Marek mit künstlich erstaunter Stimme. „Ich dachte, ich sollte ihn…“
    „Hör bloß auf“, unterbrach ihn Rosa. „Deine Sprüche sind so witzig wie eine Beerdigung! Ich lege noch Geld drauf, wenn du jetzt die Schnauze hältst. Das wären dann…“
    „Interessiert mich nicht. Gib die Kohle Curly. Wenn er sagt, es reicht, reicht es, wenn nicht, leg noch etwas drauf.“
    Immer wenn seine Schulden bei Curly zu hoch wurden, ließ Marek das Geld direkt ihm geben. Da Marek eigentlich immer zu hohe Schulden bei Curly hatte, war dieser schon fast Mareks Finanzverwalter.
    „Na gut, aber wenn alte Lustmolch zu viel fordert…“
    „Dann hast du zu wenig Geld“, beendete Marek den Satz. „Warum willst du José eigentlich tot sehen? Hat er deine Mädchen nicht bezahlt? Na ja, das würde ich auch nicht tun. Ich würde mich nicht mal bei dir blicken lassen, wenn ich dafür Geld bekäme.“
    „Er hat versucht, meine Tochter zu vergewaltigen, wenn du es genau wissen willst“, sagte Rosa und ihre Stimme klang verbittert. Kein Grund für Marek, nicht noch einen draufzusetzen.
    „Meine Güte! Du hast Kinder?“
    Mareks gespielte Entrüstung fiel noch dramatischer aus als bei Curly. Trotzdem wusste Marek, dass er jetzt besser ging. Rosa besaß großen Einfluss in La Otumba Roja. Wenn er es sich zu sehr mit ihr verscherzte, konnte es sein, dass er in kein Bordell dieser Stadt mehr eingelassen wurde.
    Marek verließ das Musica wieder und ging zurück zu Curly, der ein Zimmer für ihn eingerichtet hatte, wo er in Ruhe schlafen konnte. Er wollte den Auftrag noch nicht jetzt erledigen, weil José um diese Zeit immer voll getrunken im Bett irgendeiner Dirne lag und Marek Wert darauf legte, dass seine Opfer zumindest die Chance hatten, sich selbst zu verteidigen. Darum ging er sofort die Treppe in Curlys Laden hoch und öffnete seine Zimmertür. Er ging nicht hinein, sondern drehte sich noch einmal zu Curly um und sagte vom Absatz der Treppe: „Curly, morgen wird Rosa dir einen Haufen Geld anbieten. Wie viel es auch ist, fordere noch zehntausend mehr.“
    Dann legte er sich schlafen.



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