Artikel aus der Hundezeitung

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    Re: Artikel aus der Hundezeitung

    usch3000 - 17.01.2007, 00:28

    Artikel aus der Hundezeitung
    Quelle: Hundezeitung

    Epilepsie?

    Fürchterliche Vorurteile begleiten diese meist erbliche Krankheit. Früher schob man Epileptiker einfach in die unwissende Schublade des Irren. Auch heute geistert im Falle eines Falles ein Fluch durch die Zuchtvereine. Hat er oder hat er nicht? Wenn er sie hat, müsste er sofort aus der Zucht ausgeschlossen werden. Eine Studie der Universität von Missouri hat ergeben, dass die Zahl der an Epilepsie befallenen Hunde sich auf vier Prozent beläuft. Aber manche Zuchtlinien sind gar zu 14 Prozent befallen.

    Welcher Züchter gibt das schon gerne zu, dass in seinem „Stall" ein Epileptiker drin ist, wo das befallene Tier doch vielleicht für Championate oder als Decktier auserkoren war. Es bleibt unter dem Teppich. Daher grassiert die erbliche Form der Epilepsie weiter. Kein Züchter will es wahrhaben, sie versuchen sich auf allerlei unwahrscheinliche Ausflüchte. Auch die kann es geben. Nicht jeder Krampfanfall ist auf Epilepsie zu diagnostizieren, vor allem nicht der erste, oder wenn es ein einziger bleibt (kann aber eine Form von durch extremem Stress ausgelöstem Muskelkrampf sein). Dabei muss Epilepsie gar nicht zwangsläufig vererblich sein. Sie ist nicht ansteckend.

    Es sieht schrecklich aus, wie ein Todeskampf. Der Hund ist danach natürlich traumatisiert - wie der hilflose Zuschauer auch. Doch es ist was geschehen: eine Fehlfunktion im Gehirn. Während dieser Anfälle ist es eben sehr nützlich und vorsichtig, dass jemand beim Hund ist. In einem Hunderudel kann es vorkommen, dass der Schwäche zeigende Hund vom Rudel eliminiert, als dem Rudel nicht nützlich getötet wird. Naturgesetz einer Überlebensgemeinschaft. So ein Krampfanfall (er kann zwei oder 30 Minuten dauern, einmal im Jahr oder mehrmals am Tage) sieht jedesmal fürchterlich endgültig aus, aber es gab zum Beispiel einen epileptischen Hund, der erst mit 16 Jahren gestorben ist - eines natürlichen Todes.

    Es ist ein Geduldspiel mit der Medikation - wenn der Hund Glück hat. Mit der wirksamen Medikament und der richtigen Dosierung kann ein epileptischer Hund lang und glücklich leben, nicht gerade bei grosser Stressbelastung als einzige Einschränkung. Früher wurde ein epileptischer Hund ruck-zuck eingeschläfert oder erschossen. Basta. Falls man diese Krankheit überhaupt bemerkt hat. Ein Hund, der ständig draussen ist, kann epileptische Anfälle haben, und keiner weiss es. So sind sicherlich auch befallene Hunde ohne Arglist in die Zucht einschleusst worden und haben diese Erkrankung weitervererbt.

    Die Tiermedizin noch sehr wenig über die verschiedenen Formen und Ursachen der Epilepsie. Was weiss die Veterinärwissenschaft? Noch nicht viel. Sie profitiert schon mal in erster Linie aus der fortgeschritteneren Diagnostik und pharmazeutischen Forschung im Humanbereich; viele Medikamente stammen aus der Humanmedizin, benötigen beim Hund jedoch längere Wirkungszeit. Durch die Kenntnis des symptomatischen Verlaufs der verschiedenen Formen, vor allem der häufigen vererblichen Epilepsie bei jungen Tieren, kann man inzwischen schon relativ sicher diagnostizieren. Man muss aber weiterhin stark auf das Ausschluss-Prinzip anderer ähnlicher Krankheitsverläufe bauen. Krämpfe durch Vergiftungen verlaufen zunächst ähnlich, in der Folge aber erholt sich der Hund bei Vergiftungen, wenn sie nicht gleich tödlich wirken, viel langsamer als bei einer tonisch-klonischen (Muskelklappern) Epilepsie. Denn die Hirnstromstörung bewirkt nach dem Krampf nur ein Trauma, das mehr oder weniger schnell vom Hund verarbeitet wird. Etwa schon eine Viertelstunde „danach" wirkt er, als ob nichts passiert wäre. Das ist der grosse Unterschied zur Möglichkeit einer Vergiftung.

    Jeder behandelnde Tierarzt ist aber angewiesen auf genaue Schilderungen des Halters, wo sich der Hund aufhält, was er wo eventuell aufgenommen haben kann, wie der Krampfanfall ablief. Hinterher, nach dem Krampf und dem anschliessenden Trauma, muss sich der Hund aufgrund der unvorstellbaren Muskelkontraktionen sofort entleeren. Wenn er es nicht schon während des Krampfes tun musste. Nach dem Krampf-Trauma ist er für einige Minuten orientierungslos. Er irrt umher. Bis er wieder voll „da" ist, vergeht aber keine Stunde, er kann schon nach 15 Minuten wieder so sein, als wäre nichts geschehen. Eine leichte Schreckhaftigkeit bleibt bei epileptischen Patienten auf jeden Fall. Das „Genesen" kann nach jedem Anfall verblüffend schnell gehen. Es kann aber auch Serien von zwei bis unaufhörlichen Anfällen gaben. Und alles kann letzten Endes täuschen.

    Es gibt so viele ähnliche Verläufe, das man nur nach dem Ausschlussprinzip vorgehen kann, bei möglichst exakten Beschreibungen der Anfälle. Manchmal hilft aber ein zweiter Hund beim Ausschluss-Verfahren, weil er überall (beim befallenen Tier) dabei war. Im Falle einer Epilepsie aber nicht befallen ist. Bei einer Vergiftung hätte der zweite Hund mit Sicherheit ähnliche Symptome.

    Meine wunderbare Hündin schien auf dem Weg dazu, mit der Epilepsie-Medikation Erfolg zu haben. Nur noch ein Hinsetzen, dann nur noch ein Zittern? Wunderbar, wir kriegen es in den Griff. Wie tückisch diese Krankheit ist, bewies sie mir auf brutalste Weise. In einer Nacht überfielen Sabah mindestens 20 Krampfanfälle. Trotz Beruhungsinjektionen kam sie von Desorientierung nicht mehr runter. Sie musste an den Tropf gehängt werden, sonst wäre sie schon an Erschöpfung gestorben. Dabei wurde die Maximaldosis Valium, ohne die sie schliesslich nicht mehr krampflos war, etwas abgesenkt, um zu testen, ob ihr Körper drauf anschlägt. Ja, er reagierte: sofort setzten wieder extreme Krämpfe ein. Die Tierärztin informierte sich über Klinikchefs über Alternativen. Doch Sabah hatte keine Überlebenschance. Sie musste eingeschläfert werden. Sie durfte nicht mal 17 Monate alt werden. Es fing bei ihr jung an, mit etwa sechs Monaten bekam sie ihr erstes heftiges, kurzes Zucken in einem Lauf. Es waren vermutlich Ankündigungen. Bei idiopathischer (keine Ursache festzustellen) Epilepsie ist man nicht mal hinterher schlauer. Was mir bei den nun wirklich normalen Traum-Reaktionen (die bekannten Muskelzuckungen) bei meinem Rüden durch den Kopf geht, kann sich jeder vorstellen. Mein Trauma wird noch lange andauern.

    Anderes Extrem: Eine Züchterin von Alaska Malamute-Schlittenhunden schrieb mir: „Ich weiss von einer sechsjährigen Malamute-Hündin, die in der Tier-Uni Giessen wegen Epilepsie vorgestellt wurde und eingeschläfert werden musste, weil sie nach dem Anfall (es war nur einer, aber extrem heftig) offensichtlich blind geworden war und völlig durchgedreht ist." Der Professor für Genetik an der Tufts Universität für Veterinärmedizin in Connecticut (USA), Dr. Jerold Bell, beschrieb in kurzer Form diese immer häufiger auftretende, oft erbliche Krankheit: Der Charakter einer genetischen Erkrankung wird durch ihre Schwere, das typische Alter des Ausbruchs, die Art und Weise der Vererbung und die Ausbreitung in der Rassepopulation bestimmt. Da genetische Mängel in einem Tierbestand weit verbreitet sein können, meist nur auf einen einzigen Vorfahren zurückzuführen sind, sollte sich jeder Züchter von dieser Problematik angesprochen fühlen. Wirklich verantwortungsvoll handelt als betroffener Züchter, wer sämtliche Tiere der „betroffenen" Ahnentafel fortan aus der Zucht ausschliesst. Nur so lässt sich die vererbliche Form der Epilepsie in Grenzen halten.

    Idiopathische Epilepsie

    Bei der idiopathischen (unabhängig von anderen Krankheiten oder ohne erkennbare Ursache auftretend) Epilepsie kommt es zu wiederholten Anfällen, die nicht auf metabolische (stoffwechsel-bedingte Veränderung wie zum Beispiel Blutzucker, Blutammoniak) oder strukturelle Ursachen (wie Gehirntumor) zurückzuführen sind. Das typische Alter des Ausbruchs liegt zwischen sechs Monaten und drei Jahren. Auch hier handelt es sich um eine polygenetisch vereerbte Erkrankung.

    Es gibt bis heute keine Testverfahren, die die Überträger oder sogar betroffene Hunde identifizieren könnten. Die Diagnose basiert auf der Analyse des klinischen Krankheitsverlaufs, dem Muster der wiederkehrenden Anfälle und dem Ausschluss anderer Ursachen. Es gibt spezielle Forschungsprogramme, die daran arbeiten, die Erscheinungsformen der Anfälle zu klassifizieren und entsprechende Gentests zu entwickeln. Die Untersuchungen an Menschen haben gezeigt, dass das Auftreten von Epilepsie in verschiedenen Familien ebenso verschiedene genetische Ursachen haben kann. Daraus lässt sich schliessen, dass dies bei den unterschiedlichen Hunderassen und innerhalb dieser bei den unterschiedlichen Blutlinien genauso der Fall ist. Hunde, deren Epilepsie aus den gleichen genetischen Ursachen resultiert, werden aller Voraussicht nach ein ähnlich klassisches Alter bei Ausbruch, einen ähnlichen Verlauf und ein ähnliches Fortschreiten der Krankheit ausweisen. Gegenwärtige Forschungen umfassen die Definition des Anfall-Erscheinungsbildes und den Versuch der Isolierung der auslösenden Gene, die bei der Identifizierung der Krankheit und ihrer Träger hilfreich sein können. Bis hier durchschlagende Erfolge erzielt worden sind, sollten für die Selektion die gleichen Auswahlkriterien gelten, wie für andere polygenetische Störungen. Zum Beispiel das genaue Studium der Ahnentafeln.

    Eine Ursachenforschung bleibt schwierig, sie kann aber etwas mehr Sicherheit vermitteln, wenn das Gehirn eines verstorbenen Tieres obduziert wird. Falls dabei eine Ursache gefunden wird. Doch an der Konsequenz der Tödlichkeit ändert auch eine pathologische Untersuchung nichts. Es bleibt die ohnmächtige Erkenntnis, dass es auch auf dem fortschrittlichen Gebiet der Veterinärmedizin nichts gibt, was es nicht gibt.

    Weitere Fragen und die Antworten von Veterinärmedizinern:

    Eine sich betroffen fühlende Hundehalterin, die züchten wollte, meinte, es seien Fälle bekannt, in denen Anti-Zecken-Mittel wie ExSpot" oder „Frontline" oder Wurmkuren Epilepsie ausgelöst haben sollen. Ich fragte einige Spezialisten um einen möglichen Zusammenhang.

    Die Antworten:
    Prof. Dr. Wolfgang Schmahl, Pathologisches Institut der Veterinärmedizinischen Universität München: „Ich bin überrascht, welche Spekulationen sich um eine nicht pathologisch abgesicherte Diagnose ranken können. Beide von Ihnen genannten Mittel (Anm.: ExSpot und Drontal plus) sind mir nicht als Auslöser einer Epilepsie bekannt."

    Tierklinik Drs. Gudbrod u. a. in Nürnberg: „Leider ist die Diagnose „idiopathische Epilepsie" nur durch Ausschluss zu stellen. Über eine Autopsie könnte noch genauer die Ursache für eine Epilepsie gefunden werden. Es gibt aber kein Diagnostikum, das uns sagt, es würde eine angeborene Epilepsie vorliegen. Wenn nichts gefunden wird, bleibt immer die idiopathische Epilepsie."

    Tierärztliche Hochschule an der Universität Hannover: Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Giessen, Prof. Dr. F. Lutz: „Von Zusammenhängen zwischen der Applikation oben genannter Arzneimittel und der Entwicklung einer Epilepsie ist mit nichts bekannt. Ich habe deshalb 1. Bei den Pharmazeutischen Unternehmen die Frage vorgebracht. Der Verdacht konnte nicht erhärtet werden. 2. In der Medline-Datenbank Recherchen nach Nebenwirkungen, antagonistischen Effekten und Wechselwirkungen der Wirkstoffe gefahren und neuere Literatur nachgelesen. Bezüglich der Anfrage konnte ich in der verfügbaren Literatur keine Hinweise finden."

    Aufruf: Nur viele Informationen können helfen. Wir möchten daher auf unserer Homepage ein ähnliches Epilepsie-Netzwerk aufbauen wie das bereits erwähnte Canine Epilepsy Network der Universität Missouri (http://www.cvm.missouri.edu/cen/). Interessenten besonders unter betroffenen Hundebesitzern, Tierärzten und Tiermedizinischen Instituten bitte unter dem Stichwort „Hunde-Epilepsie-Netzwerk (HEN)" beim Chefredakteur melden. Wir wollen auch mit dem US-Netzwerk zusammenarbeiten.



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