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Re: Kaufrausch bei Werder Bremen
Claus - 15.01.2007, 21:37Kaufrausch bei Werder Bremen
Kaufrausch bei Werder, Bremer Stürmerlotto
Werder Bremen hat den besten Angriff der Liga, trotzdem sollen John Carew und auch Milan Baros kommen. Die Verhandlungen haben bereits begonnen.
Die Business Class auf dem sonntäglichen Nachmittagsflug von München nach Bremen war prominent besetzt. Valérien Ismaël, verletzter Abwehrspieler des FC Bayern, gehörte zu den Passagieren, die nach einem wackeligen Anflug auf dem Neuenlander Feld landeten. Allerdings, versichert Klaus Allofs, Sportdirektor von Werder Bremen: ,,Valerién kommt sicher nicht zu uns.‘‘ Die Identifikationsfigur aus dem Meisterjahr 2004 des Bundesligisten führt allein die Liebe ab und zu an die Weser zurück. Er baut mit der Freundin hier ein Haus.
Die Namen, aus denen die sportliche Leitung von Werder Bremen ihre neue Mannschaft bauen will, haben aber auch ohne den Franzosen einen guten Klang. Mit Olympique Lyon verhandelt Allofs über einen sofortigen Transfer des Norwegers John Carew, 27. ,,Wir stehen in Kontakt‘‘, sagt Allofs und verweist auf günstige Umstände. Manchmal denke man an einen bestimmten Spieler, habe aber schon genügend Spezialisten im Kader, die Ablösesumme sei zu hoch oder der andere Klub wolle gar nicht verkaufen - ,,und manchmal passt es eben‘‘.
Soll heißen: Stürmer-Kante Carew, 195 Zentimeter groß, Sohn eines Gambiers und einer Norwegerin, will Lyon verlassen, wo er oft Ersatz ist, Lyon will ihn verkaufen und Werder hat Bedarf. ,,In einer Notsituation sind wir aber nicht‘‘, sagt Allofs.
Tatsächlich waren die Bremer mit fünf Stürmern in die Hinrunde gestartet, aber sie sind nur mit zweien wieder rausgekommen. Ivan Klasnic, vergangene Saison noch Partner von Miroslav Klose in der Torschussabteilung, hat in der Vorrunde Form, Stammplatz und Gesundheit verloren. Der Kroate präsentierte sich in derart miserabler Verfassung, dass nun Spekulationen ins Kraut schießen. Nachdem bekannt wurde, dass Klasnic erkrankt sei und bis auf weiteres ausfalle, verhängte der Spieler selbst eine Informationssperre. Auch Allofs fleht, ,,bitte nichts aus mir herauslocken‘‘ zu wollen. Klasnic wird nach der Hin- wohl auch die Rückrunde als Fehlzeit verbuchen. Danach läuft der Vertrag aus.
Stürmer Nummer zwei, der unterwegs schlapp machte, war Vereinszögling Aaron Hunt. Der 20 Jahre alte Junioren-Nationalspieler zeigte nach seinem Sprung in die erste Elf alsbald Verschleißerscheinungen, nun soll eine harmlose Fettablagerung im Knie als Ursache für Gelenkprobleme ausgemacht sein. ,,Er ist auf einem guten Weg‘‘, sagt Allofs; Hunt kam in Belek/Türkei, wo Werder den Winter verbrachte, gegen den SV Mattersburg (1:1) kurz zum Einsatz.
Bliebe Mohammed Zidan, bei dem ,,wir immer hin und her schwanken zwischen seinen großen Möglichkeiten und dem, was er bei uns abliefert‘‘, sagt Allofs. Demnächst werden sie nicht mehr schwanken, sondern umfallen: Zidan dürfte nach Mainz abwandern, wo er schon einmal glücklich war, sobald Carew unterschrieben hat. Der Portugiese Hugo Almeida indes, ausgeliehen vom FC Porto und zum Ende der Hinrunde plötzlich Stammspieler, hat gute Chancen, in Bremen bleiben zu dürfen. ,,Er entwickelt sich gut, gerade hier im Trainingslager hat man das wieder gesehen‘‘, findet Allofs.
Im Bremer Stürmerlotto eins aus fünf ist also die Gewinnzahl immer die elf - Miroslav Klose. Der Nationalspieler, bester Schütze der abgelaufenen Saison, schon wieder Nummer eins in der aktuellen Spielzeit, WM-Torschützenkönig und Spieler des Jahres, ist die große Konstante im Bremer Angriff, sozusagen das Zentrum dieses Wirbelsturms. Nur wie lange noch? Obwohl Werder immer wieder darauf hinweist, Kloses Vertrag laufe bis 2008, könne erfüllt oder womöglich sogar verlängert werden, scheint das Utopie zu sein.
,,Zeitnah‘‘ wolle er seine Zukunft regeln, versprach Klose im Trainingslager wieder; eine Entscheidung schon bis zum Rückrundenstart sei allerdings ,,zu zeitnah‘‘. Fünf Vereine könne er sich als künftigen Arbeitgeber vorstellen; dass er Werder dazu rechnet, gebietet die Höflichkeit. Dass Bayern München nicht auf dieser Casting-Liste steht, diktiert die Logik. Obwohl weit weg, ist auch Bayern nicht Ausland; nur dorthin würde der 28-Jährige wechseln.
Obwohl außer den Bremern selbst noch nie eine Elf mehr Tore in einer Bundesliga-Hinrunde schoss als Werder in der vergangenen (49), ist der Angriff Großbaustelle. Und da Allofs der Meinung ist, ,,dass Spieler wie Almeida in Zukunft zu Europas Topklasse zählen‘‘, müsse man sich ebenda nach Zugängen umschauen, um Konkurrenz herzustellen. Neben Carew wirbt Werder um den Tschechen Milan Baros, 25, EM-Torschützenkönig 2004 und derzeit bei Aston Villa. ,,Der könnte kommen‘‘, sagt Allofs: ,,Wir haben schließlich Ansprüche. Wir müssen Platz eins verteidigen und wollen im Uefa-Cup gegen Ajax Amsterdam bestehen.‘‘Baros und Carew klängen überdies wie eine Kampfansage an den FC Bayern, der Werder den Aachener Jan Schlaudraff ausgespannt hat.
Nur für Valérien Ismaël ist keine Verwendung. Defensiv verstärkt sich Bremen lieber sofort mit dem früheren Junioren-Nationalspieler Peter Niemeyer, 23, derzeit Enschede. Da, sagt Allofs, seien nur Details zu klären. Für Ismaëls Heimflüge bleibt die Liebe einziges Motiv - ist auch romantischer.
Quelle: SZ
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