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Chandler, Raymond - Der große Schlaf




Chandler, Raymond - Der große Schlaf

Beitragvon Pippilotta » 15.01.2007, 08:20

Privatdetektiv Philip Marlowe wird von General Guy Sternwood, einem sehr wohlhabenden Greis, der allerdings auf den Rollstuhl angewiesen ist, beauftragt. Eine der beiden (verwöhnten) Töchter hat hohe Spielschulden und wird damit erpresst, der Ehemann der zweiten Tochter – es ist der 3. Mann – ist spurlos verschwunden. Es folgen Verwicklungen in Erpressung, Pornografie, Raub und Mord.

Aufgrund der vielen Schauplätze, der vielen Charaktere und Handlungsstränge fand ich die Lektüre des Buches sehr mühsam. Auch am Ende blieben für mich einige Fragen offen, die wohl nur ein Re-Read klären würde.

Sehr gut gefallen hat mir der Charakter des Privatdetektivs und „Schnüfflers“ Philip Marlowe. Er hat wohl schon viel erlebt und wurde so zu einem abgebrühten Menschen, stets ein Glas Whisky in der Hand, versehen mit schwarzem Humor und es kann ihn eigentlich nichts aus der Ruhe bringen. Heute würde man wohl „cool“ dazu sagen. Beruflich steht er selber fast mit einem Bein im Gefängnis, d.h. er nimmt die Gesetze nicht ganz so genau und verheimlicht auch mal wieder Indizien.
Moralisch aber ist Marlowe unbestechlich, er hat seine Prinzipien und diesen ist er treu.

Verfilmt wurde das Buch mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall in den Hauptrollen unter dem Titel "Tote schlafen fest" . Schon während des Lesens habe ich natürlich immer wieder Bogart vor Augen und ich denke, diese Rolle ist ihm auf den Leib geschrieben!

Das Buch stammt aus dem Jahr 1939 und wirkte für mich auch etwas „angestaubt“. Es ist wohl ein Klassiker der Kriminalliteratur, hat Chandler doch einen ganz besonderen Charakter des „Schnüfflers“ erfunden.

Über Raymond Chandler (Quelle: Das Buch der 1000 Bücher)

*23.7.1888 Chicago (Illinois) †26.3.1959 San Diego (Kalifornien)
Raymond Chandler gilt heute - neben Dashiell R Hammett - als Vater der "hard-boiled"- oder "tough-guy"-Detektivgeschichte. Chandler wurde in England, Frankreich und Deutschland erzogen; für den kulturellen Unterschied zwischen Amerika und Europa hat er sich immer interessiert. Nach Tätigkeiten im Journalismus, Bankwesen und Ölgeschäft kam Chandler erst im Alter von fast 50 Jahren zum Schreiben. Er begann mit lyrischen Versuchen und veröffentliche Erzählungen in Kriminalmagazinen wie Black Mask, aus denen er die Handlung seiner sieben Romane um den Privatdetektiv Philip Marlowe entwickelte. Chandler wollte - am europäischen Vorbild geschulte - Gesellschaftsromane schreiben und hat sich stets gegen die Bewertung, seine Texte seinen Krimis, gewehrt. 1939 gelang ihm mit „Der große Schlaf“ der Durchbruch. Auch seine weiteren Kriminalromane wurden, z.T. bedingt durch ihre Verfilmungen, große Erfolge.

:stern: :stern: :stern:

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Pippilotta


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Beitragvon Voltaire » 15.01.2007, 08:38

Herzlichen Dank für diese sehr schöne Rezi. Chandler gehört zu jenen Autoren, die einen kaum mal mehr loslassen.

Sein Philip Marlowe, der Prototyp des Private Eye, oft kopiert doch nie erreicht. Ob Mickey Spillane (Mike Hammer), Dashiel Hammett (Sam Spade), Leo Malet (Nestor Burma), John Lutz (A.Nutger), Ross McDonald (Lew Archer) - niemand hat in meinen Augen die Meisterschaft von Raymond Chandler erreicht.

Und in neuerer Zeit hat Philip Marlowe sogar weibliche Nachfolger gefunden. Man lese da vielleicht einfach mal die Bücher von Sara Paretsky, Linda Barnes oder Sue Grafton. Sie haben Marlowe als Vorbild genommen, aber nur um einen eigenen, einen weiblichen "Private-Eye-Typ" zu schaffen.

Die Bücher von Raymond Chandler haben eine "krimiuntypische" Eigenschaft. Man kann sie auch ein zweites Mal lesen.
Voltaire
 



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