Nokama - Der Astianer vom Clan der Kletterer (Sun'Yat)

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    Re: Nokama - Der Astianer vom Clan der Kletterer (Sun'Yat)

    Jade - 07.01.2007, 11:17

    Nokama - Der Astianer vom Clan der Kletterer (Sun'Yat)
    Nokama – Der Astianer vom Clan der Kletterer

    „Vater? Was bedeutet Krieg?“, wollte Nokama wissen. Seit er gestern mit seinen Eltern bei der großen Clanversammlung der Kletterer einem der vielen Stämme der Astianer war, beschäftigte es ihn.
    „Nokama, dafür bist du noch zu jung. Es braucht dich nicht zu interessieren. Das sind Probleme der Erwachsenen!“, bekam Nokama zur Antwort.
    Enttäuscht sah er zu seinem Vater hoch. Er galt also noch immer als Kind, obwohl er mit seinen acht Jahren schon als junger Heranwachsender gelten sollte auch in den Augen seiner Eltern. So wollte es auch das Gesetz.
    „Geh hinaus und spiele mit deinem Freund Gali!“, ergriff erneut sein Vater das Wort. Widerwillig blickte Nokama seinen Vater an und hob dann doch seine rechte Faust, legte sie auf die linke Schulter und verneigte sich zustimmend.
    „Ja Vater. Ich gehorche.“, meinte der Junge, bevor er den Wohnbereich verließ und hinaus ging. Auch wenn er seinem Vater dieses Mal nur zu gerne widersprochen hätte, hatte er es nicht getan.
    Von klein auf wurde jedem Jüngling beigebracht das zu tun, was einem gesagt wurde ohne es in frage zu stellen. Ansonsten hätte das schwere und schmerzhafte Konsequenzen.

    „Takanuva.“, lautlos war seine Frau hinter ihn getreten und hatte ihre Hände auf die Schultern ihres Mannes gelegt.
    „Nokama wird langsam zum Jüngling. Du kannst nicht mehr alles von ihm fern halten. Wir sollten es ihm erklären, damit er es verstehen kann.“, redete sie ihrem Mann ins Gewissen.

    „Du hast ja Recht Hali und dennoch wünschte ich, es wäre nicht so. Was nützt ihm schon das Wissen, dass die Terraner uns vernichten wollen? Unsere eigenen Vorfahren zwar, doch wir haben uns in den Jahrhunderten, nachdem wir Terra verlassen haben zu sehr verändert. Wir sehen nicht mehr im Entferntesten wie Terraner aus.. Wir haben uns dem Leben auf dem Planeten angepasst, haben uns so über Generationen verwandelt, um hier Leben zu können. Sag mir Hali, wie soll ein Kind von acht Jahren das verstehen?“, während er sprach, hatte er sich in seinem Sessel so weit umgewandt, dass er seiner Frau in die Augen sehen konnte.
    „Ein Jüngling Takanuva. Ein Jüngling.“, verbesserte Hali ihn liebevoll.
    „Er wird es verstehen wie alle Jünglinge vor ihm. Nicht sofort. Aber er wird verstehen!“, erklärte sie und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

    Takanuva begann zu lächeln. „Du hast recht. Sobald er zum Essen wiederkommt, werde ich mit ihm darüber reden. Ich hoffe nur, dass er danach keine Dummheiten macht!“, brummte er und gab sich somit geschlagen.

    Seine königsblaue Haut wurde um noch einen Ton dunkler, als die Sorgen um seinen Sohn größer wurden.
    „Warum denn nicht gleich so? Deine Eigensinnigkeit hast du von deinem Vater, Takanuva. Ich mache mir auch Sorgen um Nokama. Wie könnte ich nicht, als seine Mutter. Doch er wird erwachsen, hat seinen eigenen Kopf und das sollte man nicht unterbinden, sondern unterstützen. Auch wenn es bedeutet, dass er das gleiche macht wie du als Jüngling und sich freiwillig als Soldat im Kampf gegen die Terraner meldet!“, sprach Hali mit sanfter Stimme.

    Takanuva ballte seine Hand zur Faust und schlug auf die Armlehne des Sessels. Vor Wut verfärbte sich seine Haut fast schwarz.
    „Nein Hali! Das lasse ich nicht zu. Das war der größte Fehler meines Lebens. Ich lasse ihn nicht gehen. Er wird kein Soldat. Der Schrecken des Krieges verfolgt einen ein Leben lang. Nokama soll nicht das selbe durchmachen wie ich in meinem Leben.“, er kämpfte um seine Beherrschung wieder zu erlangen.
    „Beruhige dich. Wer hat denn gesagt, dass er das selbe tut wie du in seinem Alter. Aber selbst wenn er sich dazu entscheidet, das Leben eines Soldaten zu führen, sollten wir ihn nicht dann unterstützen anstatt ihn dafür zu verurteilen?“, gab sie zu bedenken.
    „Vielleicht. Doch ich weiß nicht, ob ich das kann.“, knurrte Takanuva wobei er sich langsam beruhigte und seine Haut wieder das normale Königblau annahm.

    „Oh du! Warum nur sind die Männer deiner Familie alle so stur?“, rief Hali aus. Dabei funkelte sie ihren Mann böse an und ließ ihn einfach sitzen. Sie kehrte in die Küche zurück, um das Essen weiter zuzubereiten.
    Sie verstand ihren Mann einfach nicht. Es tat weh sein einziges Kind los zu lassen, damit es seinen eigenen Weg gehen konnten. Und dennoch war es notwendig, damit sie später im Alter von dreizehn Zyklen als Erwachsene gelten konnten. So war es immer gewesen und so würde es auch immer sein. Selbst Takanuva konnte dagegen nichts tun.

    Nokama hatte seinem Vater gehorcht, doch er konnte Gali nirgends finden. Er hatte überall gesucht, war an all ihren Lieblingsplätzen gewesen. Schließlich wurde ihm bewusst, dass er nicht im Baumdorf des Clans war.
    Aber nur Jünglingen und Erwachsenen war es erlaubt das schützende Dorf zu verlassen und hinunter auf den Boden zu gehen.
    Die Vorstellung tat weh, dass Galis Eltern ihren Sohn schon zum Jüngling ernannt hatten, obwohl er noch zwei volle Wochen vor sich hatte, bis er acht Jahre alt war. Nokama war schon ein halbes Jahr darüber und wurde noch immer als Kind angesehen.
    Wütend riss er einige Blätter von niedrig hängenden Ästen ab und zerlegte sie in ihre Einzelteile. Selbst seine Haut schien sich gegen ihn verschworen zu haben, denn noch immer war sie strahlend weiß, wie die der Babys und der Kinder. Noch nichts war von dem hellen Blau der Jünglinge zu sehen, bevor es zu einem Königsblau der Erwachsenen wurde.

    Diese Tatsache machte ihn noch wütender. So beschloss er zum verbotenen Abgrund zu gehen. Nokama hatte es schon immer lächerlich gefunden, dass man nicht dorthin durfte. Es ging vom Abgrund keinerlei Gefahr aus, man hatte ihn nur nicht gesichert und abgesperrt. Wer nicht vorsichtig genug war, konnte viele Meter fallen, bevor er auf dem Boden aufschlug. Was immer tödlich endete, selbst für die Erwachsenen.

    Er setzte sich und ließ dann seine Beine über dem Abgrund baumeln. Spielerisch ließ er seine zusätzlichen Krallen, mit denen das Klettern erleichtert wurde, aus und einfahren. Wenigstens diese waren vollständig ausgebildet, ebenso seine Zähne, die nun spitz wurden und auch als Waffen benutzt werden konnten.
    Seine zugespitzten Ohren begannen zu zucken, als er ein fast lautloses Geräusch hörte. Auch das war ein weiteres Anzeichen, dass er es verdiente hatte ein Jüngling zu sein. Sein Gehör war besser, als das einiger Erwachsener.
    Als er erneut das verräterische Rascheln von Blättern hörte, fuhr er fauchend herum. Fuhr seine Krallen aus, entblößte seine spitzen Zähne und ging auf allen vieren in Lauer- und Kampfstellung.

    Er hob den Kopf und hielt die Nase schnuppernd in die Höhe um eine Witterung auf zu nehmen, doch er roch nichts. Diese Tatsache verwirrte ihn, denn der Gegner stand in Windrichtung.
    Nokamas Knurren wurde gleichermaßen lauter und bedrohlicher als das Geräusch unaufhaltsam näher und näher kam.
    Plötzlich ertönte ein ebenso bedrohliches Knurren.
    Verwirrt begannen erneut seine Ohren zu zucken, denn es kam ihm so vertraut vor. Doch er konnte nicht sagen, woher. Durch seine Überlegungen abgelenkt, reagierte er zu langsam, als etwas aus der Deckung von Blättern und Zweigen auf ihn zusprang und ihn mit Leichtigkeit mit dem Rücken auf den Boden nagelte.

    Nokama jaulte auf, wollte sich befreien, doch der Gegner hatte ihn fest im Griff.
    „Hör auf dich zu wehren, sonst tu ich dir wirklich noch weh. Ich will dir nichts tun. Erkennst du mich denn nicht?“
    Als er diese helle Stimme hörte, die so vergnügt klang, hielt er mit einem Mal still.
    „Gali!“, schnappte er dann.
    „Du kennst mich also doch noch. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es schaffen würde, dich einmal zu überrumpeln.“
    Gali begann zu kichern als er Nokamas grimmigen Blick sah.

    „Hör auf zu kichern und lass mich endlich los!“, knurrte Nokama noch immer wütend.
    Er wusste nur nicht ob er wütend auf sich war, weil Gali es geschafft hatte, ihn zu Boden zu schicken oder ob es die Tatsache war, das Gali schon die Ehre hatte ein Jüngling zu sein. Denn wäre es ein echter Gegner gewesen, so wäre er jetzt sicherlich nicht mehr am Leben.
    „He ist ja schon gut. Komm mal wieder runter. Das sollte doch nur ein Scherz sein.“, murmelte Gali, unterdrückte das Kichern und ließ Nokama los.
    „Ein ziemlich dämlicher Scherz. Tu das nie wieder!“, zischte Nokama.

    Dann rappelte er sich auf und begab sich wieder hinab auf alle Viere und musterte Gali ganz genau.
    „Was hast du?“, Gali blieb ruhig und versuchte seinen Freund nicht noch mehr zu reizen.
    „Du bist jetzt also ein Jüngling!“, kam Nokama gleich zum Punkt.
    „Ja. Aber du doch auch!“, antwortete Gali und war sichtlich verwirrt. Was hatte das denn mit seiner schlechten Laune zu tun? Gespannt wartete er auf eine Erklärung.
    „Du hast noch zwei Wochen bis du ein Jüngling hättest sein dürfen. Wohingegen mir diese Ehre seit einem halben Jahr von meinen Eltern verwehrt wird!“ Nokama musste sich sehr zusammen reißen, um nicht zu schreien. Dann sprang er auf und rannte davon.

    Gali sah seinem Freund entsetzt nach. Was musste vorgefallen sein, dass man einem Kind von über acht Jahren das Recht nahm, die Ehre verweigerte zum Jüngling auf zu steigen? Soweit er wusste, was das noch niemals in der langen Geschichte des Clans geschehen.
    Nur zu gerne wäre er Nokama nach gerannt. Doch er wusste, dass dies im Augenblick gefährlich sein konnte, da Nokama sehr wütend war. Zum anderen kannte Gali seinen Freund gut genug, um zu erahnen, dass er das Mitleid anderer nicht wollte. So blieb er am Abgrund zurück und starrte in die aufkommende Dämmerung hinaus.

    Nokama rannte so schnell, wie noch nie in seinem Leben. Als er schließlich stehen blieb, fand er sich völlig erstaunt am anderen Ende des Dorfes wieder.
    Sein Zorn war noch immer nicht verraucht und so schrie er ihn hinaus in die Nacht. Erst als er schon heiser war und ihm die Stimme fast versagte, verstummte er.
    Er störte sich nicht daran, dass er hinter sich Schritte hörte, die schnell näher kamen. Sicherlich war das nur Gali, der sich Sorgen machte.
    Plötzlich wurde er grob in den Rücken gestoßen. Mit geballten Fäusten wirbelte er herum und wollte nun seinerseits zurück stoßen, als er erschrocken den Wächter erkannte und einige Schritte zurück wich.
    Sofort führte er den Gruß aus. Wie bei seinem Vater vor einigen Stunden hob er seine rechte Faust an die linke Schulter und neigte leicht den Kopf.

    „Wenigstens scheinst du zu wissen, wie man einem Ranghöheren die Ehre erweist. Sag, was fällt dir ein, hier herum zu schreien? Willst du Zadechsen anlocken? Wie ist eigentlich dein Name?“, der Wächter zischte gefährlich und funkelte Nokama wütend an.
    Zadechsen waren schwarz gepanzerte Raubechsen.
    „Ja, Wächter Toratu, ich kenne dich. Ich bin Nokama, Sohn des Takanuva!“, antwortete er gehorsam.

    Toratu sah sein Gegenüber sehr erstaunt an. „Du bist Takanuvas Sohn? Du bist noch immer ein Kind, was hast du also hier zu suchen? Du weißt genau, dass Babys und Kinder noch vor der Dämmerung zu Hause sein sollten. Nur den Jünglingen und Erwachsenen ist es erlaubt bis zur Dunkelheit und zum Aufgang des Keronmondes draußen zu bleiben.“
    „Das ist mir egal!“, knurrte Nokama zurück.
    Ohne Vorwarnung hob Toratu seine Hand und schlug zu. „Hat man dir nicht beigebracht, wie man sich Ranghöheren gegenüber zu verhalten hat? Geh, geh nach Hause und mach keine Schwierigkeiten mehr. Oder ich melde dich dem Rat der Ältesten!“, drohte Toratu wütend und deutete mit einem Finger in Richtung Dorfmitte, wo der Wohnbereich Takanuvas war.

    Gehorsam grüßte Nokama noch einmal und beeilte sich dann ohne ein weiteres Wort zu verschwinden. Seine Wange brannte wie Feuer, doch er hatte es verdient. Er war sogar noch glimpflich davon gekommen. Eigentlich hätte ihn eine Tracht Prügel erwartet, die er nicht so schnell vergessen würde.
    Und dennoch, irgendetwas ging in ihm vor. Es war ihm egal, stellte er fest, was für Strafen er aufgebürdet bekommen würde. War er doch sowieso schon als Unwürdiger abgestempelt worden, dem man nichts zutrauen konnte.

    Takanuva tigerte unruhig hin und her. Wo blieb Nokama bloß? Er hätte schon vor Stunden zu Hause sein müssen. Wie alle anderen Babys und Kinder. Doch jetzt war es schon stockdunkel.
    „Wo bleibt er nur! Er kam noch nie so spät nach Hause.“, knurrte er. Langsam wandelte sich seine Sorge in Wut, was man auch an der Färbung seiner Haut sehen konnte.
    „Er wird kommen. Es ist ihm nichts passiert!“
    Hali sprach erneut mit sanfter Stimme, versuchte so ihren Mann etwas zu beruhigen. Sie saß an der kleinen Feuerstelle und sah in die Flammen.
    „Woher willst du das wissen?“, schnappte Takanuva wütend zurück.
    „Weil ich seine Mutter bin. Mütter wissen so etwas!“, erklärte sie ihm bereitwillig.
    Beide rissen ihren Kopf herum, als die Tür aufging und Nokama herein kam.

    Takanuva war mit zwei großen Schritten bei seinem Sohn, griff ihn bei den Schultern und hielt ihn ihm eisernen und schmerzhaften Griff.
    „Wo warst du?“, die Stimme seines Vaters war drohend leise.
    Nokama versuchte sich den Schmerz nicht anmerken zu lassen, den ihm sein Vater zufügte und sah ihm offen ins Gesicht.
    „Draußen war ich. Wie es mein Recht ist!“, knurrte er zurück.

    Im ersten Moment, zuckte Takanuva leicht zusammen, als er die Feindseligkeit in der Stimme seines Sohne hörte. Doch dann besann er sich wieder darauf, wer er war und verpasste Nokama eine Ohrfeige, für sein respektloses Verhalten.
    „Du hättest schon vor Stunden zu Hause sein sollen. Kinder haben ab der Dämmerung nichts mehr draußen zu suchen. Es ist viel zu gefährlich für sie die Zadechsen....!“, begann er wurde jedoch von Nokama unterbrochen.
    „Die Zadechsen.. die Zadechsen... wenn ich das schon höre. Die Zadechsen reißen nur Babys und Kinder. Ich bin kein Kind mehr, ich bin ein Jüngling. Du verwehrst mir diese Ehre schon seit einem halben Jahr. Warum? Warum setzt du mich dieser Schande aus? Selbst Gali ist schon ein Jüngling, obwohl er noch keine volle acht Jahre alt ist!“, schrie er.
    Takanuva war im ersten Moment so erstaunt über den Ausbruch seines Sohnes, dass er nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte.

    Sie hatten nicht bemerkt, wie Hali aufgestanden war und sich den beiden genähert hatte. Nun stand sie zwischen ihnen und versuchte zu schlichten.
    „Dein Vater will dich nur schützen!“
    Hali legte ihrem Sohn eine Hand auf die Schulter und sah ihn eindringlich an.

    „Das muss er aber nicht. Ich bin alt genug. Ich bin kein Kind mehr. Ich kann selbst entscheiden was gut und was schlecht für mich ist!“, knurrte Nokama schon nicht mehr ganz so aufgebracht.
    „Du bist ein Ki...!“, mischte sich nun auch wieder Takanuva ein, wurde aber mit einem scharfen Blick seiner Frau unterbrochen.
    „Er ist kein Kind mehr. Versteh das endlich. Er ist ein Jüngling. Oder müssen wir das Gespräch von heute Mittag noch einmal wiederholen?“
    Hali konnte es einfach nicht glauben, was war nur mit ihrem Mann los.
    „Gut, er ist kein Kind mehr und was jetzt? Er wird in den Krieg ziehen und wir dürfen ihn dann beerdigen, damit er seine ewige Ruhe findet!“, erwiderte Takanuva.
    „Das weißt du doch gar nicht. Erkläre es ihm und zögere es nicht noch länger hinaus!“, forderte Hali.

    „Was soll er mir erklären?“, Nokama sah seine Mutter fragend an. Sein Zorn und seine Wut waren verschwunden, jetzt da er hatte, was er wollte, verstand er nicht, was der Streit zwischen seinen Eltern noch sollte.
    „Sei still und setz dich!“, befahl Hali ihrem Sohn.

    Nokama kam diesem Befehl augenblicklich nach. Denn so gereizt hatte er seine Mutter noch nie erlebt.
    „Gut und du setzt dich auch!“, wandte sie sich nun an ihren Mann.
    Dieser sperrte schon den Mund auf um zu protestieren doch sie brachte ihn mit einer Handbewegung dazu zu schweigen.
    „Setz dich hab ich gesagt!“, wiederholte Hali noch einmal.
    Nun folgte Takanuva ihrem Befehl auch wenn er finster vor sich hin sah.

    „So und jetzt fang an zu erzählen Takanuva!“, forderte Hali ihn auf.
    Takanuva knurrte eine Zustimmung und dachte erst einmal eine Weile nach. Wie sollte er beginnen und vor allem wo?
    Nokama begann vor Aufregung hin und her zu rutschen, wartete gebannt auf das, was sein Vater ihm erzählen würde. Hali wandte ihre Aufmerksamkeit ihrem Sohn zu, bemerkte seine Aufregung.
    „Sitz still. Wenn du schon ein Jüngling sein willst, dann benimm dich auch so!“, schnappte sie und erkannte zufrieden, dass er sofort gehorchte.

    „Terraner!“, Takanuva spie dieses Wort vor Verachtung aus und sofort war Nokamas ganze Aufmerksamkeit seinem Vater zugewandt.
    „Es sind die Terraner!“, wiederholte Takanuva und versuchte seine Emotionen zu unterdrücken. Er wollte, dass sein Sohn sich seine eigene Meinung über diese Wesen bildete und dass diese nicht von seiner eigenen Abneigung beeinflusst wurde.
    „Was ist mit ihnen Vater?“
    Zögernd sprach Nokama diese Frage aus, denn er wusste nicht, was das ganze zu bedeuten hatte.
    „Schweig törichter Jüngling. Geduld musst du dir noch aneignen. Dein Vater wird alles erklären, also hör ihm zu!“, knurrte nun auch Hali. Denn sie wusste, wie schwer es ihrem Mann fiel, seinem Sohn alles zu erklären und dass er keine ständigen Unterbrechungen dulden würde. Nokama zuckte erschrocken zurück, sagte jedoch nichts mehr.

    „Vor vielen hundert Jahren waren wir wie sie. Lebten auf Terra und nannten uns selbst Terraner. Doch dann kolonisierten die Terraner andere Planeten und brachen zu den Sternen auf. Auch wir verließen Terra, um ein neues Leben zu beginnen. Wir ließen die Vergangenheit hinter uns und sahen nur noch in die Zukunft. Nach vielen Jahren erreichten wir diesen Planeten Astius. Die Umweltbedingungen waren hart und viele der Siedler ließen ihr Leben. Doch die wenigen, die überlebten, veränderten sich. Nicht sofort, sondern über viele Generationen hinweg. Bis wir das Aussehen erreichten, das wir heute haben!“, Takanuva hielt in seiner Erzählung inne, musterte seinen Sohn gespannt. Doch dieser kauerte noch immer auf dem Boden und hörte gebannt zu. Also ergriff er erneut das Wort.
    „Doch nicht alle Astianer sehen so aus wie wir. Es gibt viele verschiedene Völker der Astianer. Wir die Kletterer haben zusätzliche Krallen, um so besser auf den Bäumen leben zu können. Doch es gibt auch Clans der Schwimmer oder der Flieger und alle haben ihre ganz eigenen Merkmale. Die Terraner sahen unsere Veränderungen mit gemischten Gefühlen und da sich im Laufe der Zeit auch unsere Sprache veränderte, verstanden sie uns nicht mehr. Sie hielten uns für Wilde, die ohne Regeln leben. Und nach vielen Jahren kamen sie zu dem Entschluss, dass wir nicht mehr das Recht hatten zu leben.“, Takanuvas Knurren wurde während der Erzählung stetig lauter und bevor er erneut seine Beherrschung verlor, machte er eine weitere Pause.

    Nokama hatte viele Fragen, auch wenn er wusste, dass sein Vater noch am Anfang der Erzählung war. Zu gerne hätte er seine Fragen gestellt doch ein kurzer Blick zu seiner Mutter genügte um ihn sein Vorhaben ganz schnell vergessen zu lassen. Und so wartete er ungeduldig darauf, dass sein Vater fortfuhr.
    Er seufzte fast schon erleichtert auf, als sein Vater sich schließlich räusperte und danach weiter sprach.
    „Seit diesem Tag machen sie gnadenlos Jagd auf uns. Wo immer sie uns finden, versuchen sie uns zu fangen, um uns in ihre Zoos zu sperren wie Tiere. Als Belustigung für die Besucher. Dieser Konflikt dauert jetzt schon Generationen. Doch jetzt hat sich etwas verändert. Sie begnügen sich nicht mehr damit, uns nur zu demütigen, sie töten uns, wo immer sie uns sehen. Die Regierung der Terraner stellt sogar Prämien aus für Abschüsse von Astianern. Als ich noch ein Jüngling war, gab es schon einmal Krieg, er endete in einem sinnlosen Blutbad, keine Seite war wirklich der Sieger. Seit dem brodelte es immer wieder und nun... nun ist es erneut soweit. Einige von uns wollen es sich nicht mehr gefallen lassen, wie Vieh behandelt zu werden und sie haben recht. Wir sind fühlende, intelligente Wesen die ein Recht darauf haben zu leben. Auch wenn wir keine Terraner mehr sind. Es wird zum Krieg kommen mein Sohn und doch werden es unsere Kinder sein, die man als erste in die Schlacht schickt, die ihr Leben lassen werden, um unserer Rasse die Freiheit zu sichern. Deswegen habe ich mich geweigert dich zum Jüngling zu machen. Ich wollte nicht, das du das selbe durchmachst wie ich in meiner Jünglingszeit.“, Takanuvas Stimme war fast nur noch ein Flüstern.

    Nokama hatte seinen Kopf leicht zur Seite gelegt und dachte darüber nach. Er mochte die Terraner schon jetzt nicht. Es schienen grausame Wesen zu sein, wenn sie seine Rasse so behandelten, nur weil sie nicht so wie die der Terraner war.
    „Nokama? Hast du verstanden was dein Vater versucht hat dir zu erklären?“, fragte Hali sanft nach. Langsam trat sie an ihren Sohn heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    Nokama sah hinauf in das Gesicht seiner Mutter und dachte einen Moment über ihre Frage nach.
    „Ich... ich denke schon Mutter. Doch Vater warum willst du mich schützen? Bin ich nicht mein eigener Herr über mein Leben? Darf ich nicht eigene Entscheidungen treffen? Wenn ich kämpfen will um mein Volk zu verteidigen, warum darf ich das dann nicht?“, antwortete er erst auf die Frage seiner Mutter und wandte sich dann an seinen Vater.

    „Takanuva, bevor du darauf antwortest überlege erst. In gewisser Weise hat er Recht und du weißt es, tief in dir drin. Du wirst ihn nicht ewig beschützen können!“, murmelte Hali, da sie befürchtete ihr Mann könnte wieder anfangen einen Streit vom Zaun zu brechen. Es tat ihr genauso weh, ihr einziges Kind los zu lassen, doch sie konnte ihm nicht ewig vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hatte. Was wäre sie denn dann für eine Mutter? Keine sonderlich Gute, beantwortete sie sich die in Gedanken gestellte Frage.

    Takanuva musste sich eingestehen, dass seine Frau recht hatte. Vielleicht war es ja doch Zeit, seinen Sohn ziehen zu lassen und dennoch tat es weh. Er wollte seinen einzigen Sohn nicht an die Terraner verlieren, die kein Mitleid kannten.
    „Das sind viele Fragen auf einmal. Doch ich werde versuchen sie dir alle wahrheitsgemäß zu beantworten.“, murmelte er schließlich.
    Nokama nickte nur, zum Zeichen dass er verstanden hatte.
    „Warum ich dich schützen will? Nokama, weißt du das nicht selbst? Ich liebe dich, du bist mein einziger Sohn, mein einziges Ki... mein einziger Jüngling. Ich will dich nicht verlieren. Und ja, du darfst über dein Leben selbst entscheiden, doch du bist noch jung, weißt noch nichts vom Leben außerhalb des Wohnbereiches oder des Dorfes. Du warst noch nie unten auf dem Erdboden. Wie willst du dich dann schützen, wenn du nichts von den Gefahren weißt, die auch dort auf dich lauern. Die Zadechsen sind nicht die gefährlichsten Raubtiere, die es auf Astius gibt. Auch wenn du jetzt ein Jüngling bist, hast du noch viel zu lernen. Ein Jüngling hat jetzt nicht nur Rechte, nein er muss sehr viel lernen und hat ebenso viele Pflichten zu erfüllen. Du wirst deine eigenen Entscheidungen treffen können, wenn du gelernt hast und erst dann wirst du kämpfen dürfen. Auch wenn es mir nicht gefällt, du scheinst wirklich nicht mehr mein kleines Kind zu sein. Deine Mutter hatte recht, du bist ein Jüngling. Wie konnte ich das nur übersehen!“, brummte Takanuva versöhnlich.

    Nokama konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Sein Vater gestand ihm, er wäre wirklich ein Jüngling. So etwas wie Stolz stieg in ihm auf. Doch dass er nicht kämpfen durfte, passte ihm nicht. Ja, er hatte noch viel zu lernen und doch wollte er seinem Volk dienen.
    „Vater, kann ich nicht doch kämpfen?“, versuchte er es noch einmal.
    Hali seufzte laut auf und schüttelte etwas traurig den Kopf. Ihr Sohn schien sich entschieden zu haben und sollte er so stur sein wie sein Vater, so würde ihn nichts mehr davon abbringen. Es war also doch bald Zeit sich zu verabschieden.
    „Nein. Du wirst erst kämpfen wenn du gelernt hast und jetzt geh ins Bett!“, schnappte Takanuva er wusste, dass er in diesem Moment ungerecht zu seinem Sohn war und doch konnte er nichts dagegen tun.

    Nokama wollte etwas erwidern, aber seine Mutter hielt ihn davon ab.
    „Nein, lass gut sein. Morgen ist auch noch ein Tag, geh und schlaf!“, sie tätschelte ihm noch einmal den Kopf bevor Nokama sich erhob und mit trotzigem Blick in seinen Schlafbereich ging. Jedoch konnte er es sich nicht verkneifen, die Tür laut hinter sich zu zuschlagen.
    „Er ist böse auf mich!“, stellte Takanuva leise fest.
    „Ja, das ist er. Wenigstens das hast du bemerkt. Takanuva, lass ihn gehen, wenn er es will. Wenn die Terraner wirklich bald hier sind, wird es nirgendwo mehr sicher sein. Nicht einmal hier. Er wird schon alleine auf sich aufpassen können!“, flüsterte Hali und verschwand in ihrem Schlafbereich.
    Takanuva seufzte noch einmal zustimmend, wohlwissend, dass Hali es nicht mehr gehört hatte und folgte ihr dann.

    So sehr sich Nokama auch anstrengte, er konnte einfach nicht einschlafen. Immer wieder ging ihm das, was sein Vater ihm endlich erzählt hatte, durch den Kopf. Er hatte ja keine Ahnung, was sein Volk schon alles erdulden musste und alles nur deshalb, weil es nicht mehr den Normen der Terraner entsprach.
    Hatte ein Volk das Recht über ein anderes zu richten, wenn es nichts von ihm wusste? Nein, das durfte es nicht, das war unrecht, wenn Nokama auch nicht viel wusste, das wusste er genau.
    Wut stieg in ihm auf und im Schein des Kerons stellte er eine Veränderung seiner Haut fest, eine ganz leichte und doch bemerkte er sie sofort. Seine sonst so strahlend weiße Haut zeigte nun sehr helle blaue Flecken. Nokama riss die Augen vor Staunen auf, es hatte also begonnen, selbst seine Haut wurde zu der eines Jünglings.
    Ob das wohl ein Zeichen war? Ein Zeichen zum Handeln? Was sollte es anderes sein.
    Nokama erhob sich, legte seinen Lendenschurz um und suchte sich seine alte Tasche, die er schon seit Jahren nicht mehr benutzt hatte.
    Schnell hatte er alles, was er für wichtig befand, hinein gestopft und sie gut verschnürt. Er würde kämpfen, auch wenn sein Vater dagegen war, er würde nicht warten.
    Noch einmal sah er sich in seinem Zimmer um, das ihm auf einmal so fremd vorkam und ging dann hinaus. Kurz dachte er daran, seinen Eltern eine Nachricht zu hinterlassen, ließ es dann jedoch sein. Sie würden schon wissen, was sein Verschwinden zu bedeuten hatte.
    Er kehrte zum Abgrund zurück, an dem er schon am Abend gesessen hatte und fuhr seine Krallen aus, geschickt begann er hinunter in Richtung Boden zu klettern. Ab und an hielt er inne, wenn er verräterische Geräusche hörte, die er nicht einordnen konnte, doch als sie sich jedes mal wieder entfernten, kletterte er weiter.
    Nach einer fast endlosen Zeit wie es ihm schien, berührten seine Füße das erste Mal in seinem Leben festen Boden. Es fühlte sich seltsam an, stellte er fest und doch huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht. Er würde noch viele Dinge sehen, die ihm unbekannt waren, also war das wohl nichts besonderes.

    Nokama sah noch einmal nach oben hinauf zum Dorf, das so viele Jahre seine Heimat gewesen war, dann drehte er sich um und marschierte mit festem Schritt los. Er hatte sich vorgenommen nicht zurück zu sehen und doch, als der Morgen graute und er dumpfes Getöse hinter sich hörte, drehte er sich um, riss entsetzt die Augen weit auf, ließ sogar seine Tasche fallen. Es brannte, sein Dorf brannte. Der Himmel spie feurige Blitze hinab und zerstörte es.
    Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten und jaulte auf vor Schmerz. Er gestand sich eine Weile der Trauer zu, in der Tränen seine Wange hinab rannen, dann wandte er sich ab, mit vor Hass blitzenden Augen. „Terraner!“, knurrte er.
    Er wusste, dass es niemand anderes gewesen sein konnte. Doch mit dieser Tat hatten sie sich einen erbitterten Feind gemacht.



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