Der Traum

Klingen der Geister
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    Re: Der Traum

    Vinya - 03.01.2007, 16:11

    Der Traum
    Es war ein schöner Tag. Sie freute sich schon auf zu Hause. Die Priesterschaft benötigte ihre Dienste heute nicht mehr. "Geht ruhigen Gewissens, Schwester", hatte der Oberste gesagt "genießt den restlichen Tag und verbringt ihn in Muße." Als ob das nicht genug wäre nach all den Tagen der Arbeit und des Studiums, so hatte ihr Mann ihr die Nachricht zukommen lassen, dass auch er heute früher vom Dienst nach Hause kommen würde. Auch er hatte endlich eine würdige Vertretung gefunden, die von nun an kurzfristig für ihn einspringen konnte.
    Sie seufzte und ging mit einem Lächeln im Gesicht die breite Straße hinunter. Hin und wieder begegneten ihr bekannte Gesichter, denen sie kurz zunickte oder bei denen sie - in dem fall, dass sie sie besser kannte -auf einen kurzen Plausch anhielt.
    Auf diese Weise zog sich der Weg nach Hause immer so...Ihr Anwesen lag in einem ruhigen Teil der großen Stadt.
    Schließlich kam sie zu der Stelle wo sie die Hauptstraße verlassen musste.
    Die großen alten Häuser beugten sich sehr weit über die Gasse, die sie nun durchschreiten musste. Sie mochte diese Passage nicht. Vor allem Nachts hielt sich hier so einiges Gesindel auf. Sie seufzte: den langen Weg zu gehen hatte sie keine Lust. Sie wollte nun endlich nach Hause kommen um alles für seine Ankunft vorzubereiten. Sie hob ihr langes Gewand etwas an damit es nicht im Schmutz der Rinnsale und anderem Unrat schmutzig wurde...dass man sich in großen Städten immer nur um das Aussehen der großen Prachtstraßen Gedanken machte! Die Vielzahl der Gerüche die Sie nun umgab beschleunigte nur ihre Schritte: Pferdegeruch, Abfall und die Ausdünstungen ungewaschener Leute. Unangenehm, aber nicht unvertraut in der dunklen Passage: die Hintergasse...den Namen trug die Straße nicht zu unrecht, wie sie dachte...
    Plötzlich war da aber noch ein anderer Geruch, den sie nicht von hier kannte. Sie ertappte sich dabei, wie sie, trotz des Ekels den sie dabei empfand, stehen blieb. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, aber sie konnte genau ausmachen woher der Gestank kam. Am Rande des Bordsteins hatte sich das Abwasserrinnsal zu eine Pfütze gestaut. Ein widerlich süßlicher Gestank von Verwesung ging von der öligen Flüssigkeit aus. Es raubte ihr schier den Atem als sie davorstand. Sie sah sich um...die übrigen Passanten schienen keine Notiz davon zu nehmen. Sie schüttelte den Kopf...sie würde den Ordnungsdienst darüber in Kenntnis setzen...es musste sauberer an diesem Ort werden. Sie wollte sich von der Pfütze abwenden, als sich ein Lichtstrahl - wohl der Sonne - auf ihrer Oberfläche brach. Kaltes Eis stach ihr in die Augen...sie blinzelte und rieb sich die Schläfen. Ein stechender Kopfschmerz durchzuckte sie. Verstört wandte sie sich ab und lief weiter...sie ertappte sich dabei, dass sie beinahe rannte... Der stechende Kopfschmerz blieb, ebbte aber langsam zu einem dumpfen Pochen ab...was war blos mit ihr los? Sie musste nach Hause. Vielleicht würde sie ja noch etwas in ihrer Hausapotheke finden um den Schmerz zu lindern. Sie rannte weiter. Ihre Gedanken schienen sie völlig absorbiert zu haben, denn plötzlich kam sie abrupt und schmerzhaft zum halt. Den Mann, der vor ihr aufgetaucht war hatte sie völlig übersehen. Sie rannte ihn beinahe über den Haufen, strauchelte und fiel. Hinter sich konnte sie noch den wütenden Ausruf: "Heda, habt ihr keine Augen im Kopf, Schwester?", hören. Das war alles was sie noch mitbekam...sie wandte sich ihm noch nicht mal mehr zu. Ihr Blick war wie gebannt auf das harte Pflaster vor ihr gerichtet. Das dumpfe Pochen in ihrem Kopf schwoll an..der Schmerz wallte auf bis sie glaubte ihr Schädel würde explodieren. Dort wo sie hinsah hatte sich ebenfalls eine stinkende Pfütze gebildet. Es nahm ihr fast den Atem. Da war er wieder dieser süßliche Geruch verwesenden Fleisches. Ein Nebel legte sich auf ihre Augen alles um sie herum schien zu verschwimmen. Der angerempelte Mann war längst vergessen, kalter Schweiß trat auf ihre Stirn. Dann, auf einmal, schien sich etwas in der öligen Flüssigkeit der Pfütze zu bewegen....sie wurde größer bis sie die gesamte ihr verbliebene Sicht ausfüllte. Der Stachel aus kaltem, vergifteten Eis bohrte sich tiefer in ihren Kopf. Ihr Geist wollte schreien, aber nur stumme Tränen kamen über ihr Gesicht..."Beim Licht, was geschieht hier nur?!", war ihr verzweifelter Gedanke... Tausende und abertausende Maden schienen sich nun in dem dunklen Pfuhl vor ihr zu bewegen und auf sie zuzukriechen. Sie wollte aufstehen und wegrennen aber sie konnte nicht. Wie gelähmt sah sie den zuckenden, schleimigen Albtraum glitschig kalter Körper auf sich zukriechen. Sie schlängelten sich um ihre Finger und ihre Arme hinauf. Mit Panik sah sie, wie sich die Maden in ihr Fleisch einfraßen, zuckten und sich unter ihrer Haut weiterbewegten. In Agonie schrieh sie auf...aber kein Laut kam über ihre Lippen. Jeder bewußte Gedanke verschwandt, da war nur noch der Gestank von Verwesung und Tod....und die zuckenden Bewegungen unter ihrer Haut. Der Geschmack von Blut stieg ihr in den Mund als alles um sie herum dunkel wurde; fort war das Licht, die Schöne Stadt, ihr Mann...ihr Leben....

    Xanaira kam zu sich. Ihre von blut triefenden Hände schaufelten immer weiter Aas und Blut in ihren Mund. Als sie endlich die Kontrolle über ihre Bewegungen zurückbekam, warf sie das tote Fleisch fort. Sie sah an sich herab.
    Sie saß gebeugt über dem Kadaver eines Mannes?! Zumindest musste es einst ein Mensch gewesen sein, aber die Seuche hatte den schon lange toten zu einem bizarren Konstrukt werden lassen..gefangen im seelenlosen Untod.
    Angewidert versuchte sie ihre knochigen Hände in dem feuchten Gras, in dem sie saß abzuwischen. Der Geschmack in ihrem Mund ließ sie würgen, aber übergeben konnte sie sich nicht. In all dem Ekel musste sie feststellen, dass ihr der Geschmack auf perverse Art und Weise gefiel. Noch angewiderter von diesem Gedanken brach sie in Tränen aus. Würde dieser Albtraum denn nicht enden? Wo war ihr Mann, ihr geliebter Keylorn? Wo war die schöne Stadt von einst und ihr gemütliches Heim? Stratholme würde nie wieder den Lebenden gehören, so wie sie nie wieder das wahre Leben finden würde...Es war..ein nie enden wollender Albtraum gewesen seitdem die Stadt gefallen war und sie verfluchte den Tag an dem ihr verwirrter Geist den Weg zurück in diesen verdorrten Körper gefunden hatte und sie sich bewußt werden lies was sie war und was sie tat.
    Sie war ein Monster geworden, den Lebenden verhaßt, vom Tod verschmäht.
    Ihr Schluchzen wurde zu einem Heulen...ein langes, dünn gurgelndes Wehklagen, das in dem verfluchten Wald verklang....ungehört....



    Re: Der Traum

    Endarguul - 10.01.2007, 18:01


    ...ungehört...? nicht ganz...

    In der Nähe saß ein Mann an einen Baum gelehnt, von weitem mochte er noch wirken wie ein Mensch in einer von vielen Kämpfen gezeichneten Rüstung, doch aus der Nähe sah man seine glühenden Augen und die von toter Haut überspannten Knochen.
    Ein Wappenrock hing in Fetzen über der Rüstung, er zeigte ein Symbol vergangener Tage... besserer Tage...das der Kirche des heiligen Lichtes...den heiligen Hammer des Ordens von Uther. Er schien in Gedanken versunken zu sein...

    Erinnerungen flogen wie Fetzen der Vergangenheit an seinem inneren Auge vorbei. Eine Stadt, groß und schön, mit weißen Türmen und hohen Mauern, eine Kathedrale in der Menschen ein und aus gingen, dann ein kleines Haus im Kathedralenviertel, weiß getüncht mit einem blau gedeckten Dach, aus dem inneren hörte er das weinen eines Kindes und die Stimme einer Frau... seiner Frau. Doch an diesem Tag war etwas anders, es lag etwas in ihrer Stimme, dass er noch nie zuvor vernommen hatte...Er nahm den Helm ab... sein Kopf schmerzte nun schon seit Stunden und es wurde nicht besser, zum Glück hatte er die kommenden Tage frei bekommen, ein Freund würde die Patrouillen an der nördlichen Grenze an seiner statt führen. Er wollte Zeit mit seiner schönen Frau und dem jungen Kind verbringen das sie ihm vor kurzem geschenkt hatte.
    Verwirrt blickte er in den verregneten Himmel und wischte sich über das Gesicht... Der Regen... er war seltsam... er blickte auf seine Hand und erschrak... Blut! 'woher?' schoss es ihm durch den Kopf. Er spürte Schwäche in sich aufsteigen und das ziehen in seinem Kopf nahm überhand. Er sackte vor der Tür in die Knie... seine Hand griff nach der Tür und sie schwang auf...
    Er erblickte seine Frau und er wusste in diesem Moment was der Unterton in ihrer Stimme gewesen war... Panik!
    Seine Gedanken rasten 'Etwas finsteres geschieht hier... muss die anderen warnen... wir hätten es wissen sollen... HEILIGES LICHT STEH MIR BEI...' dann vernahm er erst wie aus der Ferne und dann immer deutlicher ein Heulen... die Stimme seiner Frau...verändert...finsterer...aber doch vertraut... Er kämpfte sich in die Realität zurück und nahm seine Waffen auf. Er wollte verdammt sein, sollte ihr noch einmal etwas zustoßen... Er rief sein Pferd und stieg auf... Auch sein ehemals strahlend weißes Pferd war zu einem grausamen Abbild seiner selbst geworden...die Seuche hatte sie alle vernichtet... alles woran er je geglaubt hatte mit einem Mal in den Staub der Geschichte getreten... Er ritt los dem heulen entgegen, bis er sie durch die Bäume erblickte... unnatürlich heulend über einem kleinen toten Körper. Er stieg ab und kniete neben ihr nieder, seine knochigen Finger legten sich so sanft es ihm möglich war auf ihre Schulter. Keylorn wollte etwas sagen...aber er konnte nicht...was sollte er auch sagen...er war ein Monster, früher hätte er so etwas ohne mit der Wimper zu zucken erschlagen, nicht tot und doch nicht lebendig, wie konnte das sein? Er hasste sich selber seine ganze Existenz alles was er verkörperte, sogar das Licht hatte sich von ihm abgewandt... Er lebte in Dunkelheit...ihn erfüllte nichts außer einer großen Leere, dem Hass auf sich selber und der Liebe zu seiner Frau...



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