Leben - Jetzt erst recht!

Haus Siebenstein
Verfügbare Informationen zu "Leben - Jetzt erst recht!"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: sorcha
  • Forum: Haus Siebenstein
  • Forenbeschreibung: Die virtuelle Rehaklinik für gestresste und verunfallte Romanfiguren von Hobby-Schreiberlingen.
  • aus dem Unterforum: Romane
  • Antworten: 31
  • Forum gestartet am: Donnerstag 07.12.2006
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Leben - Jetzt erst recht!
  • Letzte Antwort: vor 17 Jahren, 3 Monaten, 23 Tagen, 19 Stunden, 52 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Leben - Jetzt erst recht!"

    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 18:59

    Leben - Jetzt erst recht!
    Ich habe Vanessa wirklich geliebt. Ich tu es immer noch.“
    „Ich weiß, daran habe ich nie gezweifelt. Und ich weiß nicht ob dir das weiter hilft, aber sie hat dich genauso geliebt.“
    „Weißt du schon was aus dem LKW – Fahrer wird“
    Anne schnaufte. „Ein Jahr hat der gekriegt. Mehr nicht: Dieser Verdammte Mistkerl hätte mindestens Zehn Jahre verdient oder Lebenslänglich. Aber ein Jahr? Was ist denn das? Am besten noch auf Bewehrung.“
    Lange Zeit schwiegen beide. Dann sah Charly, Anne schüchtern von der Seite an.
    „Und was machst du jetzt?“
    „Ich habe eine Ausbildungsstelle in München bekommen.“
    „In München? Weiß das Toni schon?“
    „Nein.“
    „Nein? Wann wirst du es ihm sagen?“
    „Gar nicht:“
    „Ach glaubst du es fällt ihm nicht auf wenn du dich nicht mehr täglich bei ihm blicken lässt.“
    „Ich werde mich nie wieder bei ihm blicken lassen.“ Schrie Anne.
    „Du… du kannst ihn doch jetzt nicht im Stich lassen. Er... er braucht dich doch.“
    „Klar! Deswegen hat er ja auch Schluss gemacht. Er lässt mich grad im Stich. Ich will hier einfach nur weg. Ich Hasse Berlin!“
    Charly nahm Anne in die Arme, die sich heftig wehrte. Doch er ließ nicht locker.
    „Pst. Beruhige dich. Beruhige Dich.“ Flüsterte er ihr mit erstickter Stimme ins Ohr. „Ich Hasse Berlin genauso, ich wünschte wir wehren nie hier her gekommen.“
    „Dann hättest du Vanessa nie kennen gelernt.“
    „Dann würde sie jetzt noch leben.“
    Eine ganze weile standen die beiden noch so da. Bevor sie sich lösten und jeder in eine andere Richtung ging. Nach ein paar Metern drehte sich Charly noch einmal um.
    „Schreibst du mir mal, wies dir in München geht?“
    Anne nickte.
    „Pass auf dich auf kleines.“
    „Versprochen.“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:01


    Vier Jahre war das ganze her. Und jedes Mal kamen Anne noch die Tränen wenn sie an diese wenigen Minuten an Vanessas Grab dachte. Anne versuchte sich wieder auf ihren Hefter zu konzentrieren. Es waren nur noch wenige Wochen bis zu der Prüfung. Da klingelte das Telefon.
    „Seifert?“
    „Sie ist da!“ Jubelte Charly.
    „Wer? Das Baby? Wie groß ist es? Wie heißt es? Wie geht es Sementa?
    „Ja, wer sonst? 53 cm. Auch wenn du nicht gefragt hast 3100 g.“
    „Also ein Kerngesundes baby.“ Unterbrach Anne.
    „Ja und ähm ich hoffe das ist ok für dich. Wir haben sie Vanessa genannt.“
    „Das ist schön.“
    „Ehrlich? Dir macht das nichts aus?“
    „Nein. Ich finde das super. Und wie geht es Michel und dir?“
    „Angelo! Angelo und mir? Naja, es geht so. Das kochen krieg ich ja noch auf die reihe aber … oh man. Sementa schlachtet mich.“
    „Du ich muss gerade den Resturlaub vom Letzten Jahr nehmen. Soll ich ne Woche runter kommen. Ich schmeiß den Laden schon.“
    „Nein, nein das soll du nicht. Nicht schon wieder.“
    „Ach quatsch. Etwas Sonne schadet mir bestimmt nicht. Ich frier mir hier den Arsch ab. Das lernen kann ich auch im warmen weiter machen. Ich bin in ca. Ja in 6 bis 8 Stunden müsste ich es, nein seien wir realistisch in ca. 10 Stunden müsste ich am Gardasee sein. Da nehme ich mir ein Zimmer m vielleicht übernachte ich auch schon in Königsdorf bei Freunden…“
    „Ähm Anne ich rufe vom Handy aus an.“
    „Ich bin zwischen Morgen Abend und Übermorgen Früh da.“
    „Danke du bist ein Schatz.“
    Innerhalb einer Stunde hatte sie ihre Mitbewohner für ihren Kater rekrutiert und ihre Sachen zusammen gepackt und war in Richtung Österreich abgedüst. Entgegen ihrer Vermutung ereichte sie die Grenze schon acht Stunden später. Das einzige Problem war über den Pass zu kommen. Na wenn das mal gut ging. Sie hatte zwar Schneeketten, aber auch wenn sie sonst eine selbstbewusste emanzipierte Frau war, verfiel sie beim Thema Auto gern in die rolle der klischeehaften Hilflosigkeit des kleinen Frauchens und bezierste die Männer von denen sie sonst nichts wissen wollte. Seit Tony Schluss gemacht hatte ließ sie keinen mehr an sich ran.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:02


    „Dich schickt der Himmel. Ich dreh hier durch.
    „Das sehe ich.“ Langsam ging Anne durch das gemütliche kleine Haus und sah sich fassungslos um.
    „Nein Sementa wird dich nicht schlachten. Sie wird dich genussvoll, langsam und qualvoll erwürgen. Wie habt ihr zwei es innerhalb von zwei tagen geschafft ein so entsetzliches Chaos anzurichten?“
    „Drei“ erwiderte Charly kleinlaut. “Meinst du wir schaffen das bis Übermorgen?“
    „Bis wann? Mai das wird ein hartes Stück arbeit. Wo ist eigentlich Michel – Angelo? Schon im Bett?“
    „Quello lo ho scodata! (Scheiße den hab ich ganz vergessen)“
    Wie von der Tarantel gestochen sprintete Charly nach oben.
    Anne folgte ihm langsam, nachdem sie ihre Tasche in der Mitte des Wohnzimmers hatte fallen lassen und kopfschüttelnd die Tür geschlossen hatte. Innerlich schimpfte sie über Charlys Gedankenlosigkeit den jungen oben allein zu lassen, doch als sie in das Zimmer schaute fing sie an zu lachen. Charly war bestraft genug. Der anderthalb jährige saß vor seinem Wickeltisch, - wenigstens war Charly noch so geistesgegenwärtig gewesen ihn auf den Fußboden zu setzen bevor er ihr die Tür öffnete, vor ihm eine Offene fast lehre Cremdose und er von oben bis unten mit creme eingeschmiert, einschließlich der Sachen. Daneben saß sein Vater kläglich in sich zusammengekauert und starte seinen Sohn an.
    „Questo lo aperto poco fa.“ (Die Dose hab ich grade aufgemacht.) winselte er kläglich
    „Das kann ich mir vorstellen, so wie Michel aussieht.“
    „Io non ho piu fona per dire a te che il mio Babinosi chiama Angelo.“ (Ich habe jetzt keine Kraft, dich darauf hinzuweisen das mein Sohn Angelo heißt.)“ In dem Moment blitzte es. Charly war bestraft genug? Nun nicht ganz fand Anne und hatte ihren Fotoapparat aus der Tasche geholt um das Chaos zu Fotografieren.
    „Das Foto kriegt Sementa zum Geburtstag, in Postergröße und Eingerahmt.“ Lachte sie bevor sie den Jungen schnappte, erstmal grob von der Creme befreite und ihn dann badete und ins Bett brachte. Kurze Zeit später ging auch sie mit den Worten „Das Chaos beseitigen wir morgen“ ins Bett. Nur schlief sie nicht sonderlich gut. Ständig hatte sie denselben Alptraum. Der LKW der auf sie zu kam und das ganze blut und Toni wie er sie ängstlich rief und sich sorgen um sie machte obwohl er viel schwerer verletzt war. Schreiend wachte sie auf. Einen Moment lang lauschte sie. Ein Glück die beiden schliefen fest. Weinend rollte sie sich zusammen. Wann würde es endlich aufhören weh zu tun. Wann würden endlich diese Alpträume wieder aufhören.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:02


    Am Morgen standen Charly und Anne bereits um sieben auf. Nach einstündigem Frühstück das Anne nutzte um den Schlachtplan zu entwickeln legten sie Los. Anne beschränkte sich hauptsächlich auf Wohnzimmer und Küche wo sie sich fluchend über den stehen gelassenen Abwasch machte. Charly räumte die beiden Kinderzimmer und das Schlafzimmer auf, und versuchte zwischenzeitlich Angelo an zu viel Blödsinn zu hindern. Gemeinsam putzten sie dann den Flur, die beiden Bäder und die Traumhaft große Terrasse. Erschöpft ließen sich die beiden dann am Abend auf das Sofa fallen. Angelo lag bereits im Bett. Endlich konnten die zwei sich unterhalten.
    „Und wie lange bleibst du?“ fragte Charly nach längerem schweigen.
    „Nur eine Woche, mmm vielleicht auch zwei. Ich will noch ein paar Kollegen überfallen.
    „Und dann?“
    „Dann? Dann habe ich wieder einen Brutal vollen Dienstplan, der mir kaum zeit lässt für die Prüfung zu lernen.“
    „Ich versteh dich nicht. München war doch so schön. Wie konntest du freiwillig zurück nach Berlin?“
    “Das war die einzige Rettassschule die mich genommen hat.“
    „Hallo! Du bist Krankenschwester. Du machst ein Studium für Germanistik und Latein. Wozu um alles in der Welt brauchst du noch den Rettungsassistenten?“
    „Las mich doch. Der Job als Nachtschwester im heim, hat mich nicht ausgefüllt. Du weißt dass ich sofort alles stehen und liegen lassen würde um hier wieder zu arbeiten, aber ich werde Romeo nicht heiraten. Für mich kommt nur eine Heirat aus liebe in frage. Und die scheiß Ausländerbehörde lässt mich nicht. Mir fehlt die Action einfach. Ich habe die Notaufnahme geliebt. Dass Studium hat Zeit, das mache ich bloß als Hobby. Und außerdem das ist mein leben.“
    „Wann warst du eigentlich das letzte mal in Berlin. Ich meine vor deiner Ausbildung?“
    „Überhaupt nicht. Wenn dann nur in Bernau. Selbst jetzt wohne ich außerhalb und fahre nur zum Dienst in die City ich war nicht einmal wieder bei Vanessa.“
    Charly sah sie liebevoll an. „Ich auch nicht“
    Doch dann wechselte er schnell das Thema.
    „Wo wohnst du eigentlich. Wieder bei deiner Mutter?“
    „Bloß nicht die Frau erdrückt mich mit ihrer Führsorge und erwartet blinden gehorsam. Dafür liebe ich meine Freiheit zu sehr. Wir sehen uns aber trotzdem häufiger. Meistens bei Oma zum Kaffe. Nein ich habe noch zwei Freunde die ich nicht völlig vergrault habe. Einer ist Polizist und der Andere bei der Feuerwehr. Bei den beiden wohne ich in der WG. Naja WG. Jeder hat sein eigenes Reich nur die Küche teilen wir uns. Die zwei passen jetzt auch auf Senior Cato auf.“
    „Und bahnt sich da was an?“ grinste Charly.
    „Mit Sicherheit nicht“ fauchte Anne zurück.“
    Charly schüttelte den Kopf.
    „Man Anne lass los. Oder meinet wegen versuch noch mal dein Glück, aber hör endlich auf dich zu quälen. Aber ehrlich ich glaube nicht das sich da noch was reparieren lässt. Wo wir gerade von Toni reden. Hast du dich mal bei meinen Eltern blicken lassen. Sie haben schon so oft nach dir gefragt.“
    „Noch nicht, ich habe Angst Toni über den Weg zu laufen. Aber ich hab es vor. Hab schon seit Ewigkeiten, keine anständige Pizza mehr zwischen die Kiemen gekriegt.“
    „Das Problem kann gelöst werden, ich mach uns schnell eine.“
    „Ich sprach von einer anständigen.“ Grinste Anne, was ihr einen Hagel von Sofakissen einbrachte. Nach dem sie sie wieder ordentlich aufs Sofa gereiht hatte folgte sie Charly in die Küche.
    Eine weile stand sie unschlüssig rum. Dann nahm sie ihren Mut zusammen.
    „Hat, hat eigentlich Toni mal nach mir gefragt?“
    „Er fragt noch nicht mal nach mir.“ War die wütende Antwort “Oder hast du ihn zur Hochzeite oder Angelos Taufe gesehen.“
    „Sorry“ flüsterte Anne kaum hörbar.
    Charly fühlte sich augenblicklich furchtbar.
    „Oh Anne es tut mir Leid. Es ist nur…Ach scheiße komm her kleine.“ Er umarmte sie und hinterließ jede Menge Mehl auf ihr. „Weißt du ich glaube er hat noch nicht mal eine Ahnung davon dass wir in so engem Kontakt stehen und wenn doch interessiert es ihn herzlich wenig.“ Charly vervollständigte seine Kreation als er ihr mit seinem bemehlten Finger auf die Nase stupste. Dann machte er sich wieder an die Arbeit. Wenn Charly etwas wirklich gut in Punkto kochen beherrschte so war das den Pizzateig so lange in der Luft zu drehen bis er Hauchdünn war. Insgeheim musste Anne zu geben das sie Charlys Pizzen sogar mehr liebte wie die die Toni ihr oft gemacht hatte. Charly war einfach experimentier freudiger und man konnte nie wissen was man bekam, es gab auch keine einzige Pizza doppelt, aber jede war unvergleichlich lecker.
    „Um noch mal auf die Taufe zurück zu kommen. Du bist zwar schon Trauzeugin und hast alle Hände voll mit uns beiden zu tun, aber ja du hältst nicht viel von Kindstaufe. Würdest du Trotzdem Taufpatin für Vanessa werden?“
    Annes Augen strahlten augenblicklich wieder.
    „Liebend gern.“ Lächelte sie „Lieben gern.“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:03


    Die anderthalb Wochen die Anne sich zu bleiben entschlossen hatte, vergingen wie im Flug. Zum lernen kam sie natürlich nicht. Aber dazu hatte sie zu Hause immer noch Zeit. Sementa war überglücklich das Anne da war. Anne verliebte sich auf den ersten Blick in Vanessa, genau wie vor anderthalb Jahren in Angelo. Damals hatte sie gerade ihre Ausbildung beendet und war eigentlich nur gekommen um den Haushalt wie auch diesmal wieder zu schmeißen. Doch dann sah sie das Stellenangebot für ein Krankenhaus und da sie dank Toni fließend italienisch sprach bewarb sie sich und wurde sofort eingestellt. Nur leider genehmigte die Ausländerbehörde nur ein Jahr Sie hatte zwar mehr als einmal einen Heiratsantrag vom zugegebener maßen nicht unattraktiven jungen Assistentsarzt bekommen doch sie liebte ihn nicht. Sie hatte ihn gern aber mehr halt nicht und sie wollte nicht seine Gefühle verletzen da sie ihm nie das zurückgeben konnte was er für sie empfand. Also musste sie schweren Herzens wieder zurück nach Deutschland wo sie nur in einem Altenheim einen Job als Dauernachtschicht fand. Auch wenn Sementa anfänglich sehr eifersüchtig auf Anne war, hatte sich, nachdem sie feststellte dass Anne gar keine Gefahr für sie darstellte und, im Gegenteil oft zu ihr hielt, eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Anne war immer ein gern gesehener Gast. Zumal sie ihr auch wann immer sie konnte im Haushalt half oder ihr den kleinen Abnahm. Auch um mal abends mit Charly ausgehen zu können. Sie bedauerte sehr dass Anne die Hochzeit mit dem Freund ihres Bruders abgelehnt hatte. Umso mehr freute sie sich aber das Anne auch diesmal wieder zur Unterstützung kam.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:03


    „Pizzeria Luka, was kann ich für sie tun?“
    „Hey Lukas hier ist Anne.“
    „Anne? Anne! Wie geht es dir? Wo bist du? Bei deiner Mama? Was darf es sein? Einmal Pizza speziale?“
    „No, no. Ich wollte nur fragen ob ihr zur Taufe von Vanessa fahrt?“
    „Certo. (Natürlich)“
    „Und ob wir gemeinsam fahren?“
    „Sollen wir dich abholen? In München?“
    „Mit Ramazzoti? Na bloß nicht. Übrigens bin ich nicht mehr in München, sondern in Berlin.“
    „Seit wann?“
    „Wenn ich das sage kriege ich schimpfe weil ich mich erst jetzt melde.“
    „Seit eineinhalb Jahren?“
    „No! Seit 7 Monaten.“
    „Dass ich dir werde noch einmal verzeihen, wenn du jetzt kommst und essen eine Pizza.“
    „Pasta und Kaffe, dann komme ich vor dem Dienst noch schnell vorbeigerauscht.“
    „Welche Pasta darf es sein?“
    „Cabonara.“
    „In äh Zehn Minuten?“
    „Ist gebongt. Bis gleich.“

    „Una colta Spaghetti Carbonara con un Latte Macchiato.“ (Einmal Spaghetti Carbonara und einen Latte Macchiato). Darf es noch was sein.“
    „No Gracias.“
    Anne saß in der Küche an einer Arbeitsplatte und ließ es sich schmecken.
    „So dann jetzt wir können reden.“
    „Ja alles was ich fragen wollte, war ob wir gemeinsam zur Taufe fahren, mit meinem Auto.“ Antwortete Anne Lukas.
    „Warum nicht mit Ramazzoti?“
    „Weil die Kiste nur noch der Rost zusammen hält.“
    „Du beleidigen meine Auto.“
    „Mein kleiner ist drei Jahre alt und deiner? Mindestens Zehn.“
    „Neuneinhalb.“
    „Was für ein Unterschied. Komm schon Lukas. Carmen was denkst du?"
    „Ich nicht fahren. Das machen ihr aus.“
    „Davon mal abgesehen dass ich Schaltung nicht mehr gewöhnt bin.“ Versuchte es Anne jetzt von einer anderen Seite.
    „Wie soll ich das verstehen?“
    „Ich habe Halbautomatik.“
    „Automatik? Warum? Du bist doch gesund!“
    „Was hat das damit zu tun? Schau mal ich fahre den ganzen Tag Automatik und soll dann wieder auf Schaltung? Das ist total bescheiden. Ich vergesse ständig die Kupplung zu treten. Also habe ich mir ein Auto mit Halbautomatik gekauft.“
    „Mmm. Automatik. Dann können Toni und du Fahren und wie alten uns nach hinten setzen.“
    „Toni kommt mit?“ fragte Anne entsetzt.
    „Aber er ist Charlys Bruder!“
    „Er war weder zur Hochzeit noch zur letzten Taufe.“
    „Deswegen ich ihm sagen er muss mit.“
    „Irgendwann ihr euch doch begegnet. Wie lange du das noch willst rausziehen.“ Lenkte Carmen ein.
    „Hast ja Recht. Ok dann fahren Toni und ich. Das bringt ihr ihm aber bei.“
    „Certo. So jetzt ich muss wieder die Laden öffnen.“ Antwortete Lukas.
    „Und ich zum Dienst. Ciao fina dopo.“ (Tschüß bis bald.)
    „Ciao belissima.“
    „Anne aspeta.(Anne warte.)“ Du das nehmen mit. Ich nicht will das du verhungerst.“
    „Carmen das ist doch nicht nötig.“
    „Doch, doch. Du das nehmen mit.“
    „Gracias Ti coglio bene. (Ich hab dich lieb). Io ho bene a voi (Ich habe euch lieb.)“
    „Wenn du uns haben lieb, dann du kommen öfter vorbei. Und jetzt du, wie ihr sagen, hau ab.“
    „Si e gracias.“
    Anne umarmte die beiden zärtlich und ging durch das Lokal nach draußen. An einem der Tische strich sie im vorbeigehen zärtlich über die Tischplatte, bevor sie lächelnd den Kopf schüttelte und zu ihrem Auto ging.
    „Lei lo amo ancchora. (Sie liebt ihn immer noch.)“ Hörte sie noch Carmen zu Lukas sagen.“ Liebte sie Toni noch? Das wusste sie selbst nicht so genau. Nur das sie seit vier Jahren völlig Beziehungsunfähig war.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:03


    Sie saßen an demselben Tisch an dem Toni und sie sich gegenseitig ihre Sprachen beibrachten. An dem selben Tisch an dem sie sich näher kamen, an dem sie sich das erste mal küssten, an dem selben Tisch an dem sie vor wenigen Tagen mit ihrem Fingern drüber strich und für kurze Zeit wieder 16 war. Heute saßen sie da wie zwei Fremde. Nichts verband sie mehr außer dieser grausamen Erinnerung und dem daraus resultierenden Schmerz.
    „Maria, Maria! Seniorita Seifert!“
    „Hä?“
    „Du mir überhaupt nicht hast zugehört.“
    „Tut mir leid, als du den winzigen Umweg von ca. 500 km über Prag machen wolltest muss ich wohl abgeschaltet haben. Hallo! Ich wollte irgendwann ankommen. Wenns di net presiert, mi scho.“
    „Come? (Wie bitte)“
    „Se tu non lo hai presto, io si. (Wenn du es nicht eilig hast, ich schon.) antwortete Anne betont langsam mit eisiger Stimme.
    In dem Moment kam Lukas mit einer Familienpizza rein und setzte sich dazu. Heute war Ruhetag so hatten sie eine Menge Zeit.
    „Mama gleich kommen zu uns. Ihr euch schon für eine Rotta entschieden?“
    „No.“ Fauchte Anne „Wir diskutieren immer noch darüber ob wir einen 500 km Umweg nehmen oder doch lieber den direkten Weg. Aber mai du hast Recht. Jemand der die Strecke im halben Jahr mindestens dreimal fährt hat natürlich sehr viel weniger Ahnung als jemand der die strecke im leben noch nicht selbst gefahren ist. Ich meine wozu die strecke in zwei bis drei Tagen fahren wenn man auch über vier Tage brauchen kann. Wollen wir nicht gleich noch über Sibirien?“
    „Warum du dann nichts sagen.“ Fuhr sie jetzt Toni an.
    „Weil du mich überhaupt nicht zu Wort kommen lest. Wer hat sich denn sofort über die Karte geschmissen.“
    „Colmate vie! Colmate vie.(Beruhigt euch) Wie ist es mit einem Glas Wein und Pizza essen und ihr dann in ruhe noch einmal über alles reden.“
    „Ähm und wie soll ich nach hause kommen?“
    „Du schläfst natürlich bei uns.“
    „Was für Wein?“
    „Eine rote?“
    „Überredet. Kann ich meinen kleen auf dem Hof Parken. Ist mir sicherer.“
    „Certo.“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:04


    Um einiges ruhiger kam Anne zurück, knallte Toni ihren Autoatlas vor die Nase und begann zu erklären.
    „Wir fahren auf die A 10 und dann über die A 9 nach München. Dort auf die B 11 da kommen wir durch Königsdorf. Cirka 4 km weiter wohnen Freunde von mir, da können wir bestimmt übernachten. Wir sind ca 7 bis 8 Stunden unterwegs, vorausgesetzt wir kommen gut durch. Dann fahren wir weiter nach Innsbruck, von da aus auf die E 45 bis Verona, dort machen wir einen winzigen Umweg von 20, 30 km und übernachten direkt am Gardasee. Ich kenne da eine Kostenlose gemütliche Übernachtungsmöglichkeit unter freiem Himmel. Warm genug ist es eigentlich schon denke ich. Ein Hotel gibt es aber auch in der Nähe. Und ein ziemlich gutes, natürlich nicht mit euch zu verglichenes Restaurant „ grinste Anne Lukas an, bevor sie fortfuhr „ recht preiswert. Wenn wir auch da gut durchkommen sind wir in ca 5 bis 6 stunden da. Das heißt wir können wenigstens bis 8 in der Wolfsgrube schlafen.“
    „Wo?“
    „Bei meinen Freunden. Das härteste Stück wird vom Gardasee nach Vieste. Da fahren wir wieder auf die E 45 dann bei Riccione, kurz hinter Rimini, auf die E 55 und dort fahren wir bei Sant Giovanni Rotondo ab und steuern geradewegs auf Vieste zu. Und das Dorf ist 10 km von Vieste entfernt.“
    „Vieste, das ist da wo du hast gearbeitet?“ mischte sich Lukas ein.
    „Si.“ Antwortete Anne.
    „Du? Wo?“ fragte Toni
    „In der Notaufnahme?“
    „Notaufnahme? Du bist Krankenschwester?“
    „Porcamadonna, der Kerl ist ja überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden. Ja als Schwester als was Sonst? Für Ärztin reichte mein Numerus Clausus nicht aus.“
    „So jetzt wird nicht mehr gestritten, jetzt wird gegessen und zwar oben.“ Schimpfte Carmen und stapfte hoch.
    „Uno Momento der wein.“ Rief Lukas den dreien hinterher und verschwand noch einmal kurz in den Weinkeller.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:04


    Es wurde noch ein gemütlicher Abend. Nach dem Anne obwohl Wein sie immer recht müde macht, noch lange wach lag.
    Sie dachte zurück, wie sie Toni kennen lernte. Als seine Eltern die Pizzeria eröffnet hatten, wohnten Anne und ihre Mutter noch zwei Strassen weiter. Ein Jahr später kam Charly in ihre Klasse. Damals war sie sehr schüchtern gewesen und kriegte ihren Mund kaum auf. Charly war schon damals sehr selbstbewusst und dadurch das er erst Deutsch lernen musste war er älter und was bei Italienern nur selten vorkommt, groß gewachsen. Er war der Mädchenschwarm und durch Größe und stärke beeindruckte er auch die Jungs, und jeder wollte sein Freund sein. Es gab wohl ein oder zwei Ausländerfeindliche Kinder in ihrer Klasse doch die hatten nie eine reelle Chance gegen Charly, zumal die Klasse hinter ihm stand. Charly und sie hatten eigentlich nie etwas miteinander zu tun. Es gab überhaupt nur eine mit der Anne sich verstand. Und das war Vanessa. Dann wurde sie 16. Da ihre Mutter als Altenpflegerin nicht viel verdiente, wollte sie sich ihr Taschengeld selbst verdienen. Damals hatte sie gerade „Werden sie denn nie erwachsen?“ von Evelyn Sanders gelesen, und wollte unbedingt auch auf einem Luxusliner Bedienen. Also bewarb sie sich bei Lukas. . Sie hatte keine Ahnung dass Charly von den hunderten von Italienern in Berlin ausgerechnet der Sohn von Lukas war. Als sie es mitbekam arbeitete sie bereits seit einer Woche dort. Vanessa kam sie häufiger abholen. Charly wollte ihr imponieren und kommandierte Anne herum wenn sein Vater nicht in der Nähe war. Anne hasste ihn dafür Doch auch wenn Vanessa ihn Lachend als wichtigtuerischen Macho abtat, hatte er doch Wirkung auf sie. Und irgendwann verliebte sie sich. Anne tat alles um ihr Charly auszureden. Woher sollte sie auch wissen das Charly sie tatsächlich liebte. In den Sommerferien hatte Anne bei Lukas angefangen. Im September waren Vanessa und Charly ein Paar. Vanessa war bemüht ihre Freundschaft aufrecht zu erhalten und sie wollte sie mit einbeziehen. Doch Anne mochte Charly nicht und umgedreht genauso. Wenn sie zu dritt waren gab es immer wieder streit zwischen Charly und Vanessa und das wollte Anne nicht. Also zog sie sich immer mehr zurück. Wie sehr wünschte sie sich, Vanessa wüsste dass Charly und sie jetzt so enge Freunde, Vertraute waren. Aber damals? Ende September waren Carmen und Lukas nicht da. Charly hatte Anne schon den ganzen Nachmittag genervt. Als Vanessa dazu kam gab es zwischen den beiden einen morst streit der damit endete das Vanessa wütend abgedampft war. Nun war Charly sauer und ließ seine ganze Wut an ihr aus. Sie war mit den Nerven am ende und spielte mit dem Gedanken zu kündigen. Aber sie wollte nicht aufgeben. Sie wollte Charly nicht den Triumph gönnen Zumal sie dann auch noch sein hämisches grinsen in der Schule hätte ertragen müssen. Also kämpfte sie weiter. Sie fegte gerade das Lokal aus und kam mit dem Besenstiel zu nahm an ein Glas das Charly am Rand des Tresens hatte stehen lassen. Seit Drei Monaten das zweite Glas. Doch Charly machte einen Aufstand als wehre es ein Staatsverbrechen. Man würde sie ihm heute die Meinung geigen. Aber damals hockte sie sich nur hin um die Scherben aufzukehren und in dem Moment begannen die mühsam zurück gehaltenen Tränen zu laufen. Doch bevor Charly noch irgendetwas sagen konnte kam auf einmal ein großer Junger Mann auf sie zu, den Anne noch nie hier gesehen hatte. Wütend kam er immer näher und Anne machte sich darauf gefasst den nächsten Anschiss zu kriegen. Anne beeilte sich die Scherben aufzukehren doch rutschte sie dabei ab und schnitt sich in die Hand. Ungefähr zur gleichen zeit begann der Junge Italiener auf Charly einzureden, der immer kleinlauter wurde. Dann hockte er sich hin und nahm Annes Hände um ihr aufzuhelfen. Und da schaute sie zum ersten Mal in diese wunderschönen dunkelbraunen Augen in denen sie versinken konnte. Er schob die Schaufel mit dem fuß grob zu Charly der vor Wut kochte, sich aber nicht mehr traute irgendwas zu sagen und ging dann mit ihr in die Küche. Dort verband er ihre Hand. Die ganze Zeit quatschte er auf Italienisch auf sie ein. Als er merkte dass sie ihn nicht verstand, schaute er ihr hilflos in die Augen.
    „Isch heiße Antonio.- Toni.“ Stellte er sich mühsam vor.
    „Anna – Maria“ flüsterte Anne.
    „Maria.“ lächelte Toni und von da an nannte er sie immer so.
    Lukas bat Anne darum, Toni Nachhilfe in Deutsch zu geben. Wenn sie Zeit hatte. Somit saßen sie dann oft an Nachmittag, wenn das Lokal für zwei Stunden geschlossen hatte, oder auch wenn nicht so viel betrieb war, zusammen an diesem Tisch. Anne machte ihre Hausaufgaben und gab gleichzeitig Toni Nachhilfe. Doch Anne lernte schnell sprachen und da sie nur von Italienern umgeben war, konnte sie sich schon bald einigermaßen auf Italienisch verständigen. Das war besonders am Abend recht praktisch, wenn beide zusammen kellnerten. Anne war fasziniert von der Sprache und von dem Land, das Toni beschrieb, so das sie langsam zu begreifen begann, warum Toni nicht nach Deutschland wollte, bzw. erst zwei Jahre später kam. Er wollte wenigstens noch seine Schule da unten fertig machen.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:05


    Toni war das ganze Gegenteil von Charly. Ruhig und Schüchtern. Aber trotzdem hatte Charly sehr viel Respekt vor seinem großen Bruder. Toni war immer Charlys großes Vorbild. Was er sagte wurde gemacht. Somit hatte Anne im Lokal meistens ruhe vor Charly. Alles in allem hatten die beiden Brüder ein sehr gutes, liebevolles Verhältnis zueinander. Fast freundschaftlich.
    Die Abende an denen Anne und Toni gemeinsam lernten wurden immer länger und oft alberten sie lieber rum an statt sich zu konzentrieren. Doch an diesem Abend musste Anne für eine schwere Chemiearbeit lernen und zahlen und chemische Formeln waren absolut nicht ihr Ding. Nervös wedelte sie ihren Stift zwischen den Fingern hin und her wehrend sie angestrengt versuchte das eben gelernte im Kopf zu behalten und irgendetwas brauchbares und logisches daran zu finden, das ihr das lernen leichter machte. Bis plötzlich der Stift quer durch das ganze Lokal flog. Nach dem ersten Schock fing sie an zu lachen. Gemeinsam begaben sie sich auf die Suche nach dem Stift und entdeckten ihn gleichzeitig. Als sie ihn aufheben wollten, berührten sich ihre Hände. Zuerst zuckte Anne zurück. Doch Toni sah sie schüchtern an.
    „Wenn ich dich jetzt küsse, du schlägst mich dann?“
    „Nein“ flüsterte Anne.
    Und Toni küsste sie, ganz zärtlich, ganz sanft. Es war nicht Annes erster Kuss. Doch das erste mal lief ein warmes kribbeln durch ihren Körper und sie wusste endlich was mit den „Tausend Schmetterlingen im Bauch“ gemeint war.
    Verlegen gingen die beiden wieder zum Tisch und wollten wieder anfangen zu lernen, doch merkten sie schnell das das keinen Sinn mehr hat.
    „ Riesci ancora a concentrarti? (Kannst du dich noch Konzentrieren?) fragte sie leise.
    „No, nein ich dich bringen jetzt nach Hause, du heute hast genug gelernt.“
    Anne nickte. Es war eine klare, kalte und trotzdem sehr angenehme Novembernacht. Der Himmel bot ein riesiges Sternenpanorama. Es war gerade Neumond. Anne liebte den November. Die Nebel die ihr das Gefühl gaben in eine andere Welt einzutauchen. Oder diese klare frische Luft, wie heute Abend. Wohlig kuschelte sie sich in ihre dicke Lammfelljacke und ihr Gesicht war durch den mehrmals um den Hals geschlungenen Schal kaum noch zu sehen. Doch Toni tat ihr leid. Er fror erbärmlich, da er diese Temperaturen ja nicht gewohnt war. Also nahm sie ihren Schal und wickelte ihn um Tonis Hals. Toni wollte nicht.
    „Nein du dann wirst krank.“
    Anne schüttelt den Kopf. „So schnell nicht. Mir ist warm. Ehrlich fast zu warm.“
    Auf dem Weg nach Hause griff Toni vorsichtig nach Annes Hand und glücklich kuschelte sie sich an ihn. Vor der Tür gab er ihr noch einen Gute Nacht Kuss. Schon sehr viel sicherer wie vor einer halben Stunde. Toni war schon im gehen als er sich wieder umdrehte.
    „Deine Schal.“
    Anne überlegte einen Moment.
    „Behalt ihn.“
    „Aber du dann …“ Protestierte Toni.
    „Ich hab noch vier und unzählige Tücher.“
    Toni lächelte.
    „Isch lieben dich.“
    „Ich dich auch.“ Flüsterte Anne und gab ihm noch einen für diese Nacht letzten Kuss. Sie winkte ihm noch nach und sah wie er tief den Geruch von ihrem Schal einzog der nach ihrem Lieblingsparfüm duftete dann ging sie rauf und saß noch lange auf ihrem Fensterbrett um in den Sternenhimmel zu schauen.

    Von da an machte ihr das arbeiten richtig spaß. Charly konnte sie jetzt zwar erst recht nicht leiden, doch hütete er sich noch irgendetwas zu sagen. Vanessa war glücklich. Endlich bekam sie beide unter einen Hut. Tonis Deutsch wurde immer besser, genauso wie Annes Selbstbewusstsein. Es gab da jemanden der sie liebte und wieder aufbaute, wenn sie deprimiert war. Lächelnd dachte sie an ihr erstes Mal. Sie waren erst ein halbes Jahr zusammen. Toni war so lieb und sanft. Sie sah ihm noch heute wie er sie zärtlich streichelte und Küsste. Fast konnte sie das Prickeln auf ihrer haut spüren. Und wie er sie ansah. Und die Nasenspritze küsste.
    „Willst du?“
    „Ja“ hauchte sie.
    Sie merkte wie es in ihrem Bauch kippelte als sie daran dachte. Und wie sehr sie es auch jetzt wollte. Keine zwei Meter von ihr weg und so unerreichbar fern. Schnell dachte sie an etwas anderes. Sie übernachtete fast jedes Wochenende dort. Ihre Mutter hatte selten Zeit und so wurde sie in die Familie Cenzano aufgenommen, und auch in die Italienische Kochkunst eingeführt. Selbst einige geheime Familienrezepte kannte sie. So sehr liebte und vertraute Carmen ihr. Und sie Sie hatte ihr zu Hause gefunden.
    Doch dann kam das Abi. Ein halbes Jahr zuvor hatten sie und Toni sich verlobt. An ihrem zwei Jährigen. Beide träumten davon eine Pizzeria aufzumachen. Doch bei Anne drängte sich ein anderer Wunsch immer mehr in ihre Gedanken. Sie wollte Krankenschwester werden. Also bewarb sie sich dafür und wurde in München angenommen. Sie wusste nur noch nicht wie und vor allem wann sie es Toni sagen sollte. Und entschied sich für den 17 Juni. Die Zeugnissausgabe war am 13. Danach wollten Vanessa, Charly Toni und Anne das Abi feiern und am Freitag dann hatte Charly ihr ein Wochenende in Italien versprochen um sich von den Strapazen der Prüfungen erholen konnte. Danach wollte sie es ihm sagen. Doch dazu kam es nicht mehr. Alle hatten bei Lukas Pizza gegessen und Cola getrunken. Charly wollte bei Vanessa übernachten und Anne musste noch Sachen packen. Also saßen alle vier im Auto. Und dann kam auf einmal von links ein LKW mit überhöhter Geschwindigkeit und ohne Licht. Der LKW rammte das Auto. Toni hatte keine Chance mehr auszuweichen. Er erwischte sie am Heck. Wie durch ein Wunder kamen Anne und Charly der hinter ihr saß mit einem Schock und Prellungen davon. Doch Vanessa war sofort Tod und Toni war so fest eingeklemmt das ihm das linke Bein amputiert werden musste. Charly erfuhr erst im Krankenhaus das Vanessa Tod war. Sie erfuhren es beide gleichzeitig. Und als Anne sah wie verzweifelt er war und die Ärzte anschrie „Vanessa. No, no Vanessa. Io dovrei morire ma non Vanessa. (Nein Nicht Vanessa. Nicht Vanessa. Ich sollte Tod sein aber nicht Vanessa.)“ da erst wurde ihr klar dass er sie wirklich liebte. Heute weiß sie nicht mehr woher sie die kraft nahm Charly, ihren Erzfeind in die Arme zu nehmen. Doch er krallte sich an ihr fest und fing hemmungslos an zu weinen. Bis er keine Kraft mehr hatte und so einschlief. Bei Anne dauerte es länger bis sie ihrem schmerz freien Lauf lassen konnte. Sie ging jeden Tag zu Toni oft mit Charly. Jeden Tag so lange er im Koma lag. Doch als erwachte dauerte es keine zwei Tage bis er mit Anne Schluss machte. Sie war völlig vor den Kopf gestoßen. Toni war alles an das sie sich noch festhielt und er ließ sie im stich. Als sie sich von Charly verabschiedete damals vor fast 5 Jahren an Vanessas Grab. Erst da zwei Monate nach dem Unfall, weinte sie zum ersten Mal. In Charlys armen und spätesten an diesem Tag war diese tiefe Freundschaft zwischen ihr und ihm entstanden. Sie waren alles was sie noch hatten. Charly hatte ein neues Glück gefunden und war zweifacher Vater. Obwohl nie jemand geglaubt hätte das er jemals erwachsen werden würde. Er liebte seine Familie und war so stolz wie es ein Vater nur sein konnte auf seine zwei Engel. Halt nein drei Engel. Und sie? Als sie heute sah wie verbittert und deprimiert Toni war brach es ihr das Herz. Vermutlich war das der Grund warum sie so giftig zu ihm war. Obwohl sie sich insgeheim so sehr wünschte er würde sie in seine Arme nehmen und ihren hals und ihre Stirn, ihre Haare küssen wie er es so oft getan hatte und ihr versprechen das alles wieder gut werden würde. Aber es würde nie wieder gut werden! Und ihr wurde bewusst wie sehr sie Toni tatsächlich noch liebte. Anne lächelte Traurig. Wieso konnte sie sich an fast alles so genau erinnern, bis ins kleinste Detail, aber nicht mehr daran wie Vanessas Stimme klang, oder ihr Lachen. Wie gerne würde sie jetzt Vanessa anrufen und sich bei ihr ausheulen. Doch das konnte sie nicht mehr. Wie sehr sie Vanessa vermisste. Ob sie Charly… Nein, Nein! Auf keinen fall. Obwohl er der einzige war der sie im Moment verstehen würde und ihr den Trost spenden konnte den sie so sehr brauchte. Aber zu welchem Preis, wieder seine Wunden aufreißen? Lieber leckte sie ihre eigenen. Zum wievielten mal sie sich in den schlaf weinte wusste sie nicht. Und sie wusste auch nicht das Toni neben an ähnlichen Gedanken nachging. Und sie wusste nicht dass er ihr weinen hörte.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:05


    „Sechs Uhr. Wer kam auf die Wahnwitzige Idee 6 Uhr! Loszufahren? Wie kann man um diese Zeit nur so widerlich Munter sein?“ Beschwerte sich Anne, bevor sie Toni die Schlüssel in die hand drückte und auf den Beifahrersitz zusteuerte. Dieser sah sie entsetzt an.
    „Du bist hier der Frühaufsteher. Ich wollte die Nacht fahren.
    „Aber du dann bist müde.“
    „Eben nicht. Ich fahre viel lieber die Nacht, schon allein um den Staus aus dem Weg zu gehen, aber jetzt bin ich müde und würde gern noch ne runde pennen. Was meinst du, drei stunden nach Osterfeld? Dann fahre ich. Bis ´dahin sollte ich hoffentlich wieder halbwegs hergestellt sein.“
    Toni nickte langsam So kannte er seine Maria nicht. Sie hatte ihn glatt überrannt und keine Möglichkeit zum Widersprechen gelassen. Zum anderen fragte sich Toni, wenn Anne einen Scoda Oktavia als klein bezeichnete was verstand sie dann unter einem großen Auto?
    Sie waren noch nicht mal auf der Autobahn da war Anne bereits eingeschlafen. Als sie in Osterfeld ankamen musste Toni sie wecken. Wie benommen wankte sie zur Raststelle doch nach zwei Latte Macchiato und einem Espresso sowie einem Kräftigen Frühstück aus Eiern und Speck mit Erdbeermarmeladen - Crossoint und Orangensaft, begannen sich ihre Lebensgeister zu regen und sie fuhr den Rest der Strecke ohne jedes Anzeichen von Müdigkeit und sehr zu Carmens Leitwesen die sich nicht traute um eine zweite Pause zu bitten auch durch. Am nächsten tag kamen sie nicht so gut durch. Eine halbe Stunde nach dem sie in Innsbruck auf die Autobahn fuhren standen sie im Stau. Logisch. In Bayern hatten die Pfingstferien begonnen. Viele Zog es nach Süden. Sie waren gegen Zehn losgefahren. Kurz nach zwei löste Anne Toni am Steuer ab und weigerte sich noch einmal zu Tauschen. Kurz vor Elf kamen sie am Gardasee an und Toni konnte keine Zeichen von Müdigkeit bei Anne feststellen. Im Gegenteil sie war Energie geladen und nur auf Blödsinn aus. Er hatte Angst. Sie alle würden im Schlafsack direkt am See übernachten. Zum erstenmal würde ihn jetzt Anne ohne Prothese sehen. Doch noch wärend er sein Luftmatratze aufblies war Anne schon im Schlafsack und war fest eingeschlafen. Sie hatte sich noch nicht einmal die mühe gemacht ihre Luftmatratze auszurollen sondern sich einfach so auf dem Boden breitgemacht und war weg. Toni Kniete sich vor sie und hob sie vorsichtig hoch um sie auf seine Matratze zu legen. Außer einem kurzen knurren und einem anschließenden zufriedenen schmatzen als er sie wieder hinlegte zeigte sie keine Reaktion. Zärtlich strich er über ihre Wange. Und beobachtete sie eine weile.
    „Io voglio solo che tu sia felice. (Ich will doch nur dass du glücklich wirst)“ flüsterte er leise.
    Als er aufwachte saß Anne am Ufer in ein Handtuch gewickelt und blickte auf die andere Seite. Sie konnte doch nicht tatsächlich um diese Jahreszeit schon schwimmen gegangen sein. Der See musste doch höchstens 10 grad haben. Doch ihren Nassen Haaren nach zu Urteilen und wie fest sie sich das Handtuch um ihre Schultern Zog. Das Mädel musste Verrückt sein. Er wollte sich schnell anziehen doch hörte Anne ihn und drehte sich schnell um. Für einen Moment glaubte Toni sein Herzschlag würde aussetzten. Jetzt war es so weit. Jetzt konnte er sich nicht mehr verstecken. Doch Anne zeigte kaum eine Reaktion. Sie erschrak nicht und sie drehte sich auch nicht peinlich berührt weg. Sie sah ihn nur kurz an und dann wieder zum Ufer. Nachdem Toni sich angezogen hatte. Nahm er all seinen Mut zusammen und ging zu ihr rüber. Er zog sein Oberteil aus und wollte sich etwas frisch machen. Doch als das Wasser seine warme Haut berührte schüttelte er sich und sah Anne entsetzt an. „Wie kann man bei der Kälte nur schwimmen gehen.“
    Anne lächelte ihn an. Oh wie sehr er dieses Lächeln liebte und wie sehr er es vermisst hatte. Und reichte ihm ihr Handtuch. „
    „Du das macht mir nichts aus. Umso schöner ist es dann sich in das Handtuch zu kuscheln oder sich von der Sonne trocknen zu lassen. Es sind bestimmt schon mindestens zwanzig grad. Ich mag das.“
    Doch dann wurde sie wieder ernst und blickte zum anderen Ufer hinüber. Eine weile stand Toni schweigend hinter Anne.
    . Toni schaute ebenfalls angestrengt nach drüben um zu entdecken was Annes Aufmerksamkeit dermaßen in den Bann zog.
    „Nach was schaust du eigentlich?“
    Anne rückte ein stück zur Seite damit Toni sich zu ihr setzen konnte. Dann richtete sie ihren Blick nach drüben. Wieder zum Horizont.
    „Ich beobachte den Sonnenaufgang.“
    „Machst du das öfters.“ Fragte Toni weiter, verzweifelt um ein normales Gespräch mit ihr Bemüht, ohne von ihr angegiftet zu werden, Doch gleichzeitig fiel ihm ein das Anne ja Langschläfer war. Eigentlich schon seit er sie kannte, doch schien sich das jetzt noch verstärkt zu haben.
    Doch Anne schwieg. Nach einer ganzen weile nickte sie langsam.
    „Ja. Immer wenn ich nicht schlafen kann.“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:06


    Gegen Nachmittag kamen sie vor Charlys Haus an.
    „Michel!“ rief Anne freudestrahlend als Sementa die Tür öffnete und schon schoss der Junge quischend in Annes Arme die ihn lachend durch die Luft wirbelte.
    „Angelo!!!“ rief Charly aus der Küche.
    Anne setzte Angelo ab und stürmte nach einer kurzen Begrüßung von Sam an ihr vorbei und in Charlys Arme.
    „So zeitig? Seit ihr tiefgeflogen? Halt nein du bist Tiefgeflogen und Papa…“
    „Lukas ist nicht gefahren.“
    Doch in diesem Moment hatte Charly Toni entdeckt. Eine weile starten sie sich an.
    „Bist du dir sicher das du dich nicht verfahren hast. Du bist aus versehen bei deinem Bruder gelandet.“
    „Halt dich zurück“ zischte Anne bevor sie von Angelo hinter sich her gezogen in sein Zimmer folgte.
    „Angelo ti taccio il bagno e poi porta a letto. (Angelo ich bade dich noch und dann gehst du ins Bett) „ rief Sementa den beiden hinter her.
    „Posso? (Darf ich?)“ bat Anne, doch dann sah sie sich suchen um.
    „Wo ist Vanessa?“ gleichzeitig hätte sie sich auf die Zunge beißen, als sie merkte wie Toni zusammen zuckte.
    „Sie schläft.“ Antwortete Charly.
    Doch dann sah Anne wieder bittend Sementa an.
    „Posso?“
    „Der me e lo stesso, pero non tare e non discutere inigiro. (Meinetwegen, aber macht nicht so lange und albert nicht so viel rum.)
    „Me lo giuri. (Versprochen.)“
    Anne hatte Angelo gerade in ein Handtuch gewickelt und setzte ihn auf den Wickeltisch um ihn Anzuziehen, als Toni in das Bad kam. Er beobachtete die beiden eine ganze weile, wie Anne Angelo auskitzelte und gleichzeitig flink und geschickt anzog. Er räusperte sich.
    „Sementa mi mada per Veniti a penderti mangiare. (Sementa schickt mich um dich zum Essen zu holen)“
    „Va a portare Angelo a letto. (Ich bring nur noch schnell Angelo ins Bett)“
    „Spegni La luce per tavore. (Mach bitte das Licht aus)“ bat sie Toni und strich Angelo über die Haare bevor sie ihm einen gute Nacht Kuss gab.
    „Buona notte Amore mio. (Gute Nacht mein Schatz)“ säuselte sie. Danach drehte sie sich um.
    Sie schaute kurz Toni an
    „Brrr.“ Sie schüttelte sich „Immer noch Eiszeit.“
    „Was meinst du?“
    „Na Charly und dich. Immer noch Eiszeit?“
    „Er hasst mich.“ Antwortet Toni resigniert.
    „Er hasst dich nicht. Er ist Sauer. Und das wehre ich an seiner stelle auch. Was heißt wehre ich bin es. Du warst weder zu seiner Hochzeit noch zu Angelos taufe. Was sollte das?“
    „Er mich doch wollte gar nicht dabei haben. Er auch jetzt nicht will das ich da bin.“
    „Man Toni wach auf. Charly hat dich vermisst. Klar ist er verletzt das dir andere Dinge anscheinend wichtiger sind als er.“
    Toni wollte was erwidern, doch Anne schnitt ihm mit einer ärgerlichen Handbewegung das Wort ab.
    „Was Diskutiere ich überhaupt mit dir. Er interessiert dich doch überhaupt nicht. Hauptsache du kannst weiter in Selbstmitleid versinken, statt endlich wieder aus dir raus zukommen.“
    Wütend schaute Toni sie an. Doch Anne gab immer noch keine ruhe.
    „Bitte bleib doch in deinem Schneckenhaus. Es ist mir egal.“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:06


    Nach dem Sam, Lucas und Carmen ins Bett gegangen waren, und Toni spazieren, saßen Anne und Charly am späten Abend allein auf der Terrasse bei Kerzenlicht und einem Glas Rotwein und genossen den Sonnenuntergang.
    „Schon wieder Juni. Nicht zu fassen wie die Zeit vergeht“
    „Bist du jetzt eigentlich schon fertig?“
    „Mmmm. Nächste Woche müsste ich eigentlich meine Anerkennung kriegen.“
    „Haust du dann wieder ab von Berlin?“
    „Noch nicht ich muss mindestens ein Jahr bleiben.“
    „Heißt dass du hast einen festen Vertrag?“
    „Ja.“
    „Super!“
    „Naja schon, aber trotzdem, bei der erst besten Gelegenheit, bin ich wieder verschwunden.“
    „Wie läufts eigentlich zwischen Toni und dir?“
    „Hast du Tomaten auf den Augen? Bescheiden! Der ist so ein Arschloch geworden.“
    „Du redest von meinem Bruder.“
    „Ich dachte ich soll ehrlich sein. Der ist so was von mm kalt, äh unnahbar geworden … ähm wie soll ich das ausdrücken? So was wie „Die Welt ist ein Jammertal.“
    „Wundert dich das?“
    „Was?“
    „Naja er war der Fahrer.“
    „Du meinst er gibt sich die Schuld an dem Unfall?“
    „Ja.“
    „Aber das ist er doch nicht.“
    „Ja, das weißt du und das weiß ich und trotzdem kann ich mir vorstellen, ähm ein einfaches Beispiel Ja. Du bist Rettungsassistentin.“
    „Noch nicht.“
    „Ok drehen wir mal zwei Wochen vor. Du bist Rettungsassistentin und wirst zu einem Einsatz gerufen. Sagen wir ein süßes kleines Mädel, zwei, drei Jahre alt Ja?“
    „Ja?“
    „Der Notarzt ist noch nicht da, das würde doch heißen du hast die Verantwortung, oder?“
    „Naja gewissermaßen halt.
    „Du ziehst das volle Programm ab, keine Ahnung was da zu gehört, halt alles erdenklich mögliche was du tun kannst.“
    „Und weiter?“
    „Das Mädchen stirbt. Dein Kollege und der Notarzt der Eingetrudelt ist, alle versichern dir du hasst alles getan, was in deiner Macht stand, und trotzdem, würdest du dir keine vorwürfe machen? Wenn ich nur etwas schneller gewesen wehre, wenn ich erst das und dann das, getan hätte. Wenn ich gleich gewusst hätte? Würdest du dir keine Vorwürfe machen, obwohl du genau weißt du hast keine schuld am Tod des Kindes?“
    „Natürlich, das ist ja wohl aber kaum zu vergleichen. Ich habe schließlich die Verantwortung für das Leben des Kindes.“ Fauchte Anne.
    „Genau wie Toni für uns drei.“
    Bedrückt schwieg Anne.
    „Toni ist nicht Gefühlskalt“ fuhr Charly nach einiger Zeit leise fort. „Im Gegenteil. Soweit ich das heute Abend beobachten konnte toben in ihm eine menge Gefühle mit denen er nicht klar kommt. Ich denke du hast ihn ganz schön durcheinander gebracht.“
    „Er mich auch:“ Anne lachte Bitter auf.
    „Weißt du wie ich mir immer unser wiedersehen vorgestellt habe?“
    Charly schüttelte den Kopf.
    „Wie in Hollywood. Ich meine ich wußte zwar das das nicht so ablaufen würde, und trotzdem dachte ich immer wir würden uns in die Arme rennen und er würde mir wie immer die Stirn küssen und mir versprechen das alles wieder gut werden würde. Die Realität war dann ein ziemlicher schock für mich. Zumal ich da zu 90 % selbst schuld war.“
    „Wieso?“
    „Deine Eltern haben ihn in Letzter Sekunde vorgewarnt so dass er nicht mehr abdampfen konnte. Und als ich rein kam hörte ich nur noch > Anne, quale Anne? (Anne welche Anne?)“ Carmen ist blas geworden und hat nur noch gestammelt > Ma Toni<aber>Aus den Augen aus den sinn< und schon viel die Kinnlade runter.“
    „Ist ja klar, er hat dich ja nie Anne genannt sondern immer Maria oder?“ lachte Charly.
    Anne nickte genervt.
    „Ja und von da sind wir nur noch aufeinander losgegangen.“
    Schlagartig wurde Anne wieder ernst.
    „In den ganzen zwei einhalb fast drei Jahren unserer Beziehung haben wir uns nie gestritten. Und jetzt? Wir sind ständig wütend aufeinander. Der ganze streit kotzt mich so an. Ich liebe ihn, soweit man das nach fünf Jahren noch behaupten kann. Aber er hat überhaupt keine Gefühle mehr für mich. Außer vielleicht Hass“
    „Sag mal wehr von uns beiden hat jetzt eigentlich Tomaten auf den Augen?“
    „Was meinst du??“
    „Ihr zwei seit echt zum Piepen. So sehr ihr euch streitet. Trotzdem scharwenzelt Toni immer in deiner Nähe rum. Wenn du glaubst dass er wütend auf dich ist, dann schau ihm mal in die Augen und du wirst sehen wie sehr er sich nach dir sehnt. Nach deiner Liebe, nach deiner Nähe und gleichzeitig hält er dich mit seinen Worten auf abstand.“
    „Du spinnst.“
    „Nein Anne. Als du vorhin Angelo gebadet hast, hat mich Sementa gebeten dich zum essen zu holen. Toni war sofort aufgesprungen und hat mir versichert das es ihm überhaupt nichts ausmacht und er ja eh schon auf den Weg ist und außerdem wollte er sich das Haus ansehen, und ich versichere dir das er dich mindestens drei vier Minuten beobachtet hat bevor er dich angesprochen hat.“
    „Das hätte ich doch gemerkt.“
    „Du ich bin ihm hinterher, weil ich dachte dass er dass Bad nicht gefunden hat, obwohl das Haus eigentlich nicht allzu viele Möglichkeiten zum Verlaufen bietet. Aber man weiß ja nie. Er stand in der Tür und hat dich beobachtet. Oder wer saß dir, natürlich rein zufällig, beim Essen gegenüber? Weißt du ich habe ihn beobachtet wie er dich beobachtet. Er ist verrückt nach dir.“
    „Ist das nach so langer Zeit überhaupt noch möglich?“
    Charly zuckte die Schultern.
    „Keine Ahnung. Anscheinend. Ich sage nur was ich beobachtet habe. Und ich behaupte von mir dass ich Toni ziemlich gut kenne. Wahrscheinlich besser wie du.“
    „Das solltest du. Du bist sein Bruder.“
    Charly ignorierte ihren Kommentar einfach.
    „Und du hast doch auch gesagt dass du ihn noch liebst. Oder habe ich mich da vorhin verhört?“
    „Glaub schon. Ach ich weiß es nicht. Ich werde mir selber über meine Gefühle nicht klar.“
    „Sei ehrlich Anne. Das war bei euch liebe auf den ersten Blick. Ich hab’s knistern gehört. Und wenn ihr beide nicht so elend feige wehrt …“
    „Schüchtern.“
    „Ok schüchtern. Währt ihr schon viel eher ein paar gewesen, jedenfalls offiziell. Ihr wusstet einfach dass ihr zusammen gehört, genau wie ich es wusste als ich Sam das erste Mal sah. Bis dahin habe ich nie geglaubt mich wieder richtig verlieben zu können und auf einmal wusste ich: das ist die Frau die ich heiraten werde. Auf jedenfall jeder Streit zwischen euch tut ihm weh. Und wenn er versucht sich normal mit dir zu unterhalten bist du genervt und wirrst aggressiv. Du wirkst auf mich eher gefühlskalt.“
    Anne beugte sich vor und drückte ihm die Tabascosoße die auf den Tisch stand in die Hand. Charly sah sie entgeistert an.
    „Für den Fall das das Salz nicht reicht, was du mir in die Wunden streust, Tabasco soll auch ganz gut brennen.
    „Anne“ tadelte Charly sanft „Non hai capito cosa volevo dire (So war das doch gar nicht gemeint)“
    „Was soll ich denn machen?“ antwortete sie mit Tränenerstickter stimme wehrend sie zum Gartentor sah.
    „Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe wie er sich mit Selbstvorwürfen quält, wie er sich minderwertig fühlt obwohl er das gar nicht ist und ich kann nichts dagegen tun. Ich fühle mich so hilflos. Ich vermisse sein lächeln. Auf der ganzen fahrt hat er nicht ein einziges mal gelächelt. Nicht ein einziges winziges mal und gerade das habe ich am meisten geliebt. Ich würde sonst was dafür tun um es noch einmal zu sehen. Die ganzen Streitigkeiten tun mir in der Seele weh. Aber das ist die einzige Möglichkeit meine Gefühle unter Kontrolle zu kriegen. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Nur das ich diesen Zustand die nächsten 14 Tage nicht aushalte.
    Traurig sah Charly in sein Glas das er schon die ganze Zeit nervös zwischen seinen Fingern drehte, Wehrend Anne weiter in die Ferne sah. Da ging das Gartentor auf und Toni kam wieder. Anne wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht, nur nicht schnell genug. Toni sah sie kurz an, dann Charly.
    „Non lo poi lascare. (Du kannst es einfach nicht lassen)“ fauchte Toni wütend.
    „Vai. (geh einfach)“ Entgegnete Charly ohne jede Kraft.
    „Cosi Almeno La Luoi torturare sempre (Damit du sie einfach weiter quälen kannst)“
    „ Vi ricordate,vero,che ci sono ancora e che vi capisco.! E riesco comunque a diffendermi ancora da sola. (Ihr erinnert euch schon dass ich noch da bin und euch duchaus verstehe? Und verteidigen kann ich mich immer noch alleine.)“ fauchte Anne.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:07


    „Es tut mir Leid das ich dir wollte helfen.“ Erwiderte Toni verletzt
    Die Tür war zu und Toni drin.
    „Scheiße“ stöhnte Anne.
    „Ja denkt der Depp daran dass hier Kinder schlafen?“
    Worauf Anne ein winziges lächeln über dass Gesicht glitt.
    „Wenn man dich so hört könnte man echt glauben dass du Deutscher bist, so die Wortwahl und Grammatik.“
    „Ich hatte eine Deutsche Freundin.“
    „Toni auch.“
    „Schon aber Sprachen sind mir schon immer leicht gefallen, genau wie bei dir. Wenn man dich so hört könnte man auch meinen du wärst Italienerin, erst recht bei deinem Temperament. Aber Tonis Ding war das nie. Ihm liegt eher Technik und Mathe und Musik.“
    „Und kochen“ fügte Anne grinsend zu.
    „So schlecht bin ich gar nicht.“ Maulte Charly“ ich habe immerhin noch niemanden vergiftet.“
    „O ganz toll“ lachte Anne.
    „Das er eben Deutsch gesprochen hat war auch nur dir zu liebe.“
    „Ich weiß“ seufzte Anne “ich hätte mich für die Antwort eben in den Arsch treten können. Ich war mal wieder im reden schneller als im Denken. Wie immer. Und warum redest du mit mir deutsch?“
    „Weil ich es sonst wieder verlerne wenn ich mit Mama oder Papa telefoniere reden wir meistens italienisch und Sami versteht kein Deutsch. Weißt du worauf ich Lust habe?“
    „Auf ein weiteres Glas Wein?“
    Anklagend hob Anne ihr leeres Glas.
    „Man sag doch was. Das meinte ich aber nicht. Ich hätte mal wieder Lust mit dir zusammen Gitarre zu spielen.
    „Sofort ich hol meine.“
    „Du hast deine Mit?“
    „Natürlich. Du weißt doch das ich nie ohne fahre.“
    „Nicht zu fassen, was die Frau alles in ihr Auto stopft.“
    Anne flitzte nach oben um ihre Gitarre zu holen wehrend Charly nur ins Wohnzimmer musste.
    Liebevoll strich sie über die Seiten.
    Toni hatte oft gespielt und sie saß daneben und hatte ihn bewundert. Doch niemand, nicht einmal sie durfte die Gitarre anfassen. Sie liebte die gemeinsamen Abende und wünschte sich auch so spielen zu können. Ihre Mutter hatte noch eine alte Klampfe und tapfer übte sie auf ihr, auch wenn sie furchtbar klang. Toni kaufte sich dann eine Zwölfseitige und schenkte ihr seine zum Geburtstag. Sie fragte sich bis heute wie es Toni schaffte sie aufzufangen ohne das Gleichgewicht zu verlieren, als sie ihm um den Hals sprang. Inzwischen war sie recht gut geworden, obwohl sie nie an Toni ranreichen würde Sie liebte ihre Gitarre und nahm sie überall mit hin. Sie spielte nicht jeden Tag, aber sie wusste wenn sie, sie nicht mit hatte würde sie, sie vermissen. Charly spielte nur nach Noten, wehrend sie sich auf ihr Gehör verlies. Somit gelangen ihr Mühelos, „Zombie“ von den Gremberis oder sogar die kleine spanische Romanze.
    Charly und sie spielten schon eine ganze weile, als Toni in die Küche kam und sich noch ein Glas Wasser holte.
    „Che cosa Cé tratello del curore, non ti piace il vino come iáaqua.(Was ist Bruderherz schmeckt dir Wein nicht auch besser wie Wasser? )Vieni qua. (komm mit her)“
    „Io sono gia in pigiama (Ich bin schon im Schlafanzug)“
    „Allora? (Na und) Hai comunque sempre un aspetto migliore di Anne con il suo outfit da "bastachemisentocomoda"(Damit siehst du immer noch besser aus als Anne in ihrem so genannten Wohlfühloutfit).“ Grinste Charly worauf Anne ihn gegen das Schienbein trat.
    „Au“
    „Dir das geschieht recht. Maria sieht toll aus.
    Anne streckte Charly die Zunge raus. Doch dann sah sie ihn mitleidig an.
    „Es tut mir leid Charly. Du kannst ja nichts dafür dass Toni den guten Geschmack geerbt hat. Da ist für den kleenen nicht viel übrig geblieben.“
    „Na das ging jetzt gegen Sam.“
    „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.“
    Anne blickte grinsend zu Toni und traute ihren Augen kaum. Da war es das lächeln, dass sie so liebte und vermisste. Nur kurz aber es war da.
    „Vieni qua.“ Bat sie ihn.
    „No, vaddo meglio sopra. (Nein ich gehe besser hoch)
    „Prego.“ Anne sah ihn bittend an.
    Und langsam kam Toni zu ihnen raus und setzte sich auf den Stuhl den Anne mühsam unter vielen Verrenkungen mit dem Fuß ran gezogen hatte.
    „Beweg dich nur nicht zu viel“ grinste Charly und stand auf um noch ein drittes Glas zu holen.
    „Quando hai suonato iúltima volta la chitarra. (Wann hast du zum letzten mal Gittarre gespielt?)“ fragte Anne leise.
    Toni zuckte die Schulter.
    „Non loso, e passato molte tempo. (Ich weiß nicht. Ist schon lange her)“
    Sie hielt ihm ihre Gittarre hin.
    „Gioco! (Spiel)“
    „No non vogli (Nein ich möchte nicht)“
    „Mica di nuovo sulla tua vecchia? (Nicht mal wieder auf deiner alten)?“
    „No, di nuove con i tuoi? (Du hast sie noch? – ich glaube da ist ein Fehler drin. Ich will endlich wieder an meine Diskette ran!!!)
    „Cherto. (Natürlich.)“
    „Guai se qualcuno la tocca (Und wehe einer fest sie an). Flüsterte Charly Toni zu und griff nach ihr.
    „Grabschen weg.“ Fauchte Anne auch prompt.
    „Vedi? (Siehst du?)“ lachte Charly.
    Zögern griff Toni nach der Gittarre und fing an zu spielen. Nach kurzer zeit war er so vertieft das er nichts mehr um sich rum zu wahrnahm. Genau wie Anne die in Gedanken weit weit weg war. Auch Charly genoss es, aber mehr die beiden zu beobachten. Fast wie früher. Leise griff er nach seiner Gitarre und gab sie Anne.
    „Ihr solltet gemeinsam spielen.“
    Anne schloss die Augen und hörte eine ganze weile intensiv zu. Dann setzte sie ein. Ihre Finger flogen nur so über die Seiten. Gemeinsam entstand eine wunderschöne Melodie obwohl beide improvisierten.
    Doch auf einmal spielte sie allein.
    „Warum hast du aufgehört?“ fragte sie irritiert.
    Doch Toni sah sie nur bewundernd an.
    „Wo du hast gelernt so gut zu spielen.“
    „Bei dir?`“
    „No. Ich dir das habe nicht beigebracht.“
    „Ja, ja macht nur so weiter. Streitet euch, wehr von euch beiden schlechter spielt wehrend ich hier still in meine Depression versinke weil ich noch nicht mal annähernd mit euch mitkomme.“
    Anne strich ihm mit gespieltem Mitleid mit ihrem Finger über die Wange. Wehrend Charly sie herzzereisend ansah und übertrieben schniefte.
    „Och. Armer Charly. Aber Hase du kannst es doch.“
    „Aber nicht so gut wie ihr.“ Maulte dieser wie ein dreijähriger.
    „Mann kann nicht alles können Schatz Dafür kannst du Sprachen.“ Antwortete Anne.
    „Aber du kannst auch beides.“
    „Ich bin ja auch einen Frau.“
    „Halt sie fest.“ Befahl Charly „Ich kitzle sie aus.“
    Doch Anne war bereits aufgesprungen und rannte um das Haus rum bevor Toni auch nur reagieren konnte.
    Nur dummerweise war dabei ihr Stuhl umgefallen und als sie gerade am Schlafzimmerfenster vorbei rannte, Charly dicht auf ihren Fersen, kam ein Schwab Wasser runter der Charly voll erwischte. Unter einer wütenden Schimpfkanonade wurde Charly von Sementa hoch zitiert. Wehrend Anne wenn auch schuldbewusst, so doch nur schwer das lachen unterdrückend Weingläser und Sitzkissen schnappte und noch wegräumte. Toni kam mit den Weinflaschen hinterher und schnappte sich dann ein Geschirrtuch um Anne, die die letzten paar Kleinigkeiten, die am Abend stehen geblieben waren, abwusch, zu helfen.
    Lange schwiegen sie. Doch dann gab sich Anne einen Ruck.
    „Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen.“
    „Wofür?“
    Anne versuchte Toni in die Augen zu schauen, doch dieser wich ihr aus.
    „Naja ich weiß das du mir nur helfen wolltest. Du hast nur die Situation zwischen mir und Charly völlig falsch eingeschätzt. Er hat mir ein paar dinge erzählt die ich nicht hören wollte. Ich Hasse es wenn er recht hat.“
    „Aber er ist zu weit gegangen.“
    „Nein.“
    „Du hast geweint.“
    „Schon. Aber es war höchste Zeit das mich mal wieder einer auf ein paar Tatsachen aufmerksam macht die ich ignoriert habe.“
    Toni sah Anne hilflos an.
    „Was heißt ignoriert?“
    „Ähm nicht beachten, aus den Augen verloren, so was in der Art. Und Freunde sind doch eigentlich dazu da, einem Hin und wieder die Meinung zu geigen. Selbst wenn die Wahrheit unangenehm ist. Ich bin so schon schneller im reden als im Denken, aber wenn ich sauer oder verletzt bin erst recht. Tut mir leid.“
    „Du weißt, ich nicht kann lange böse sein auf dich.“
    „Gracias.“
    Langsam gingen die beide die Treppe rauf und blieben vor Annes Zimmer stehen. Lächelnd sah sie Toni an.
    „Mal ehrlich es war doch ein schöner Abend. oder?“
    „Du meinst Nacht. Es ist um Zwei. Gute Nacht Maria.“
    Anne schloss kurz die Augen und holte tief Luft.
    „Eins noch. Toni. Bitte nenne mich nicht mehr Maria. Ich mag es nicht, ich habe es noch nie gemocht.“
    „Du nie hast gesagt etwas.“
    „Ich wollte dir nicht wehtun Ich weiß wie sehr du die Westsidestory magst, aber … ich nicht. Und… Nenn mich einfach Anne wie alle anderen. Anna Maria bin ich nur wenn ich grad mal wieder was Angestellt habe. Was zugegebener maßen nicht selten vorkommt. Ist das ok für dich?“
    „Glaube schon.“
    „Und du bist nicht sauer?“
    Toni schüttelte den Kopf.
    „Aber enttäuscht.“
    „Ein wenig. Ich mich werde daran gewöhnen.“
    „Gute Nacht“ flüsterte Anne und hauchte Toni einen gute Nacht Kuss auf die Wange. “Schlaf gut.“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:07


    Toni lag fast die ganze Zeit wach. Gegen 4 oder 5 schlief er kurz ein. Doch Kurz nach 6 war er schon wieder wach. Er überlegte ob er die Prothese anlegen sollte. Das Anne ihn gestern Abend und am Gardasee mit Prothese gesehen hatte war ihm schon unangenehm genug. Seinen Stumpf sollte sie auf keinen Fall sehen. Obwohl sie keinerlei Reaktion zeigte. Oder doch? Sie sah nicht mehr zu ihm auf. Vor dem Unfall hätte sie nie so mit ihm geredet. Ok der Abend gestern war schon schön, aber sonst? Wenn er auch nur in ihre nähe kam war sie schon aggressiv. So schwer es ihm fiel. Es war die Richtige Entscheidung gewesen, die Beziehung zu beenden bevor sie es tat. So hatte er sich wenigstens einen Rest Würde bewahrt. Trotz allem liebte er sie noch und sehnte sich nach ihr. Als sie ihm den gute Nacht Kuss gab, hätte er sie am liebsten umarmt und nie mehr los gelassen. Von wegen Zeit heilt alle Wunden. Es gab Wunden die niemals heilen würden. Er lauschte. Alles war ruhig. Scheiß drauf. Anne schlief tief und fest. Also nahm er seine Krücken und ging gleich so runter in die Küche. Doch Toni hatte sich geirrt. Entsetzt und verlegen sah er wie Anne mit Angelo und Vanessa in die Küche kam.
    „Ich denken du gern schlafen aus.“ Fragte er sie entgeistert.
    „Auch dir einen Guten Morgen“ erwiderte Anne.
    „Morgen.“ Murmelte Toni.
    „Um ausschlafen zu können müsste man erstmal schlafen können. Meinst nicht?“
    „Du auch nicht konntest schlafen.“
    „Nein, aber das erspart mir die Frage warum du schon auf bist.“
    „Die Hitze. Daran ich mich erst wieder gewöhnen muss.“
    „Das war eigentlich weniger das Problem. Hältst du mal bitte?“ damit Drückte sie ihm Vanessa in die Arme um Angelo in sein Kinderstühlchen zu setzten.
    „Ich fühle mich erst ab 30 grad aufwärts wohl.“
    „Aber du gehen bei 20 grad in einen höchsten 10 grad kalten See baden.“
    Anne grinste ihn an. „Ab und zu muss ich mal wieder mein etwas erhitztes Gemüt abkühlen. Sag mal wie hältst du denn das Kind? Das ist ein Baby es tut dir nichts. Du brauchst davor keine angst zu haben. Zum beißen fehlen ihr die Zähne.“
    Doch dann nahm sie ihm grinsend das Kind wieder ab.
    „Sag mal hast du noch nie zuvor ein Kind in den Armen gehalten?
    „Ja aber die alle waren älter.“
    „Dann brauche ich dich gar nicht zu fragen ob du ihr das Fläschen gibst. Würdest du dann bitte Angelo füttern?
    „Warum machst du das?“
    „Damit Sementa und Charly mal ausschlafen können.“
    „Meine Mama ist da sie werden nicht ausschlafen können.“
    Anne lachte. „Aber doch länger als wenn Angelo sie jetzt schon geweckt hätte. Ich hab ihn gehört wie er aus dem Bett kletterte. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis ihm langweilig geworden wehre und er laut stark nach seiner Mutter verlangt hätte. Ich gehe nachher mit den Kindern an den Strand. Kommst du mit?“
    „Du das machen gern?“
    „Ja.“
    „Warum du hast keine Kinder.“
    „Weil der Storch mich übersehen haben muss“ seufzte Anne „Von wem denn?“
    „Hast du keinen Freund?“
    „Nein wozu? Dafür habe ich keine Zeit.“
    Toni schaute enttäuscht zu Seite.
    „Du, bist du nun so lieb und fütterst Angelo?“
    „Ich nicht weiß ob ich das kann.“
    „Pass auf. Ich nehme jetzt dieses Gläschen und tu was von dem Brei auf den Teller, ja kannst du mir folgen? Dann stelle ich das ganze kurz in die Mikrowelle. Dann nimmst du den Teller in die eine Hand und den Löffel in die andere. Soweit fragen? Nun tauchst du den Löffel in denn Brei, nimmst ein wenig davon auf und schiebst es in die größte Öffnung in Angelos Gesicht. Dann wiederholst du das ganze. Kann eigentlich nicht viel schief gehen. Schlucken tut Angelo von allein. Probier mal ist gar nicht so schwer.“
    „Du dich machst lustig über mich.“ Erwiderte Toni verletzt.
    „Ej tut mir leid. Ich kann das nicht Nachvollziehen. Probier es doch einfach. Hallo das ist dein Neffe, nicht meiner. Und Angelo liebt jeden der ihn mit essen versorgt. Hier die Temperatur stimmt.“ Damit reichte sie Toni nach dem dieser sich hingesetzt hatte den Teller.
    Unsicher begann er Angelo zu füttern und es klappte wunderbar, bis es Angelo nicht schnell genug ging und er mit der Hand in den Teller patschte.
    Anne versuchte verzweifelt sich das lachen zu verkneifen. Doch es ging nicht. Das ganze war ein Bild für die Götter. Wie in Zeitlupe legte Toni den Löffel ab wischte sich mit der Hand den Brei aus dem Gesicht und sah seinen Neffen an der vor Freude quietschte.
    „Gracias“
    Anne presste sich verzweifelt die Hand vor den Mund und lief schon rot an. Ihre schultern vibrierten ihr liefen die Tränen über das Gesicht, doch es kam kein Laut von ihrem Lippen und Toni wurde immer wütender. Doch uhrplötzlich schlug sie mit der Hand auf den Tisch und zischte „Wenn du noch einmal so einen schmarn machst bist du fertig, verstanden.“ Dummerweise erschrak nicht Angelo sondern Toni, der so zusammen gezuckt war, dass der Teller quer durch die Küche flog. Seufzend sah sich Anne um, bis sie doch endlich anfing zu Lachen.
    „Komm geh hoch und zieh dir was anderes an. Ich mach das hier schon und dann gehen wir raus.“
    „Ich will aber nicht“ knurrte Toni nur mühsam beherrscht.
    „Herzchen das interessiert mich nicht. Du kommst mit oder du erklärst mir wie ich zwei Kinderwagen gleichzeitig schieben soll.“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:08


    Der Spaziergang war eine einzige Katastrophe. Am Anfang unterhielten sie sich noch über >Gott und die Welt<, doch bereits nach einer halben Stunde war ein heißer Streit im Gange, ausgelöst durch ein junges Paar das ihnen, ebenfalls mit Kinderwagen, entgegen kam. Die junge Frau, Theresa; und Anne waren sich in die Arme gefallen, wehrend der junge Mann, Paul, und Tony sich nur kurz grüssten und ansonsten nur schweigend musterten. Auch Paul freute sich Anne zu sehen, nur viel die Begrüßung nicht ganz so überschwänglich aus, wie bei seiner Frau. Eigentlich waren sie ganz nett. Nach dem Anne auch das Kind gebührend bewundert hatte, strahlte Theresa Anne und Toni an.
    „Di nuovo tutto bene. Come si chiama la vostra piccola figlia? (O ich freu mich so dass es auch zwischen euch beiden wieder geklappt hat. Wie heißt eure kleine?)“
    Anne verzog das Gesicht als ob sie plötzlich Zahnschmerzen gekriegt hätte. Theresas Augen wurden immer größer.
    „Mi dispiace... non volevo...pensavo... (Tut mir leid…ich wollte nicht… ich dachte)“
    „Si chiama Vanessa, ed è la seconda genita delle miei amici. (Vanessa, und es ist das zweite von meinen Freunden.)“ Half ihr Anne aus der Patsche. Theresa sah sie hilflos an. Spontan umarmte Anne sie.
    „Non preoccuparti. (Das ist schon ok)“ flüsterte sie ihr ins Ohr.
    Fragend blickte Theresa sie an. Anne schüttelte nur leicht den Kopf.
    „Mi dispiace (Das tut mir leid)“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:08


    Toni war zur Salzsäule erstarrt. Er wartete nur noch bis sich Anne von Theresa und Paul verabschiedet hatte und sie ein Stück fort waren. Das zischte er sie wütend an: „Wem du hast noch dein Leben erzählt?“
    Anne wusste zwar was Toni meinte, der zum ersten mal froh darüber zu sein schien, dass er deutsch konnte. Doch ihr gefiel sein Ton nicht. Im grunde war es schließlich ihre Sache wem sie von sich erzählte. Also antwortete sie ihm mit drohendem Unterton: „Das geht dich gar nichts an“. So ergab ein Wort das andere, und als Charly seine zwei Kinder wieder in Empfang nahm, würdigten sich Tony und Anne keines Blickes mehr. Sie war nur heilfroh dass er nicht die ganze Geschichte kannte.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:08


    Sie war bereits seit einem viertel Jahr auf der Intensivstation der Notaufnahme in Vieste angestellt. Sie hatte Nachtdienst. Den machte sie am liebsten. Anne liebte es im Halbdunkeln über die Station zu gehen. Meistens schliefen die Patienten. Und wenn wirklich mal jemand im Sterben lag, konnte sie sich ans Bett setzen und die Hand halten. Die Zeit war am Tag einfach nicht. Häufig betete sie auch den Rosenkranz für die Sterbenden oder sang Lieder. Und langsam begann sie auch zu glauben was sie sagte. Sie bekam von einem dankbaren Angehörigen den Rosenkranz des Verstorbenen Geschenkt. Den trug sie immer bei sich und er spendete ihr oft Trost. Im grude waren die Nachdienste meistens die ruhigsten. Doch dieser war nicht so. Bis Mitternacht war alles wie üblich. Sie richtete die Medikamente, lagerte die Leute, schaute ob alles in Ordnung war. Sie fand sogar die Zeit sich hinzusetzen und einen Kaffe zu trinken. Den mochte sie früher überhaupt nicht. Doch in Italien schmeckte der Kaffe einfach anders.
    Doch gegen 1 Uhr wurde ein junger Mann eingeliefert, der vom Baum gefallen war. Auf die Frage hin, was er um diese Zeit denn auf einem Baum zu suchen hatte, antwortete er das kurz nach halb 12 das 6 Jährige Nachbarmädchen weinend vor ihrer Tür gestanden hatte, weil ihre Katze oben fest saß. Ihre Eltern waren nicht da. , somit war er auf den Baum geklettert. Er schien wirklich ein lieber netter Kerl zu sein, ebenso so eine hübsche Freundin. Am Anfang ging auch alles gut. Seine Freundin hatte ihm noch die Katze abgenommen, doch dann war der Ast abgebrochen auf dem er saß. ER viel auch nicht sehr tief, aber so ungünstig das sich der Baum durch seinen rechten Unterschenkel bohrte. Trotz mehrstündiger Operation konnte das Bein nicht gerettet werden. Als Anne die Nacht darauf nach ihm sah, brauchte sie mehrere Anläufe bevor sie in das Zimmer konnte. Es war nicht die erste Amputation, mit der sie es seit Toni zu tun bekam. Doch die ganze Situation erinnerte sie dermaßen an ihn und sie. Alles kam wieder hoch. Sie tat auch nur das nötigste, und ging so schnell es ging wieder raus. Sofia sah sie, als sie raus kam. Kreidebleich, zitternd und tränenüberströmt..
    „Oh santo cielo! Cosa è successo Anne? (Um Himmelswillen. Anne was ist passiert?) “
    „Niente (Nichts)“ flüsterte Anne.
    „Non sembra che non sia successo niente (Nach nichts sieht das aber nicht aus.)“
    „ Per favore, Sofia, non farmi domande. Non voglio parlarne.(Bitte, Sofia, frag mich nicht. Ich will nicht darüber reden.“)
    Sofia sah sie besorgt an.
    „Ok, ma che ha qualcosa a che fare con questa camera io lo vodo. Ascolta, se può aiutarti quando abbiamo lo stesso turno, me ne occupo io. Va bene?(Ok, aber das es irgendwas mit dem Zimmer zu tun hat sehe ich. Pass, aus, wenn es dir weiter hilft, wenn wir zusammen Dienst haben gehe ich rein. Ist das Ok?)“
    Dankbar nickte Anne.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:09


    Auch bei ihm kam jeden Tag seine Freundin. Doch Anne merkte deutlich wie er sich von Tag zu Tag veränderte. Ok sie kannte die Phase von nicht wahr haben wollen, über Depression, bis hin zum Akzeptieren. Trotz allem machte sie sich Sorgen. Und dann kam was sie befürchtet hatte. Es war kurz bevor er auf eine andere Station verlegt werden sollte. Es waren laute stimmen zu hören, dann knallte die Tür zu und davor brach weinend die junge Frau zusammen. Anne half ihr auf und ging mit ihr ins Stationszimmer. Dort gab sie ihr erstmal eine Tasse Kaffee und fragte dann was passiert ist.
    „Mi ha lasciata!(Er hat Schluss gemacht!)“
    Eine ganze weile schwieg Anne und hielt die Frau einfach nur fest. Dann holte sie tief Luft.
    „Se vuole gli parlo,ma non prometto di ottenere qualcosa (Wenn sie wollen rede ich mir ihm, ich kann nicht versprechen das es was bringt.)“
    „Parlare (Reden.) Cosa mai gli vuole dire (Was wollen sie ihm schon sagen). Sie haben doch gar keine Ahnung.“
    „Più di quello che lui creda (Mehr als sie glauben.) è la sua decisione (Es ist ihre Entscheidung.)“
    „Faccia ciò che le pare.(Machen sie was sie wollen.) Io non ho più niente da perdere.( Ich hab nichts mehr zu verlieren.)“
    „Vada a casa ora o da un'amica o non so , ma si riposi. (Gehen sie jetzt nach Hause, oder zu einer Freundin, oder ich weiß nicht, aber ruhen sie sich aus.)“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:09


    Anne hatte wieder mit Sophia dienst. Sie bat sie ihr den Rücken frei zu halten und sie ein paar Minuten mit dem Patienten allein zu lassen. Diese sah sie kritisch an.
    „Dopo dovrò di nuovo rimetterti in sesto psicologicamente e moralmente?(Muss ich dich dann wieder seelisch und moralisch aufbauen?)“
    „Probabilmente (Wahrscheinlich).“
    „Allora perchè lo vuoi? (Warum willst du das dann?)“
    „Te lo posso spiegare dopo? (Darf ich dir das hinterher erklären?)“
    „Cosa intendi fare?(Was hast du vor?)“
    „Mettermi in mezzo. (Mich einmischen.)“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:09


    Dann ging sie rein.
    Sie sah ihn abschätzend an. Irgendwie tat er ihr leid. Trotz allem, wenn sie ihn nicht jetzt zur rede stellte, dann nie.
    „Auguri (Glückwunsch.) La fuga è da sempre la soluzione migliore (Flucht war schon immer der beste weg.)“
    „Cosa vuole? (Was wollen sie?)“
    „Sa, sono curiosa. Come mai si è separato dalla sua ragazza? (Wissen sie ich bin neugierig. Warum haben sie sich von ihrer Freundin getrennt?)“
    „Cosa le importa? (Was geht sie das an?)“
    „Niente. M'interessa semplicemente (Nichts. Es interessiert mich bloß.)“
    „Non ha una vita privata? (Haben sie kein Privatleben?)“
    „No. (Nein.)“
    „Benissimo Non mi viene risparmiato proprio nulla? Una piccola infermiera amareggiata (Na toll. Eine kleine verbitterte Krankenschwester die sich in das Leben ihrer Patienten einmischt. Bleibt mir nichts erspart?)“
    „Mmm no. Le voglio raccontare una storia di due ragazze tedesche e i loro amici italiani. (Mmm nein. Ich will ihnen eine Geschichte erzählen. Von zwei deutschen Mädchen und ihren Italienischen Freunden.)“
    Anne stand am Fenster und schaute raus. Langsam und zögernd begann sie zu erzählen. Wie Charly in ihre Klasse kam. Wie er und Vanessa zueinander fanden. Wie es zwischen ihr und Toni begann und wie es endete.
    „Si, e poi? (Ja und weiter?) La storia ha sicuramente un lieto fine (Die Geschichte hat doch sicher ein happy end.)“
    Jetzt erst drehte sich Anne um und sah ihn an. Dann schüttelte sie den Kopf.
    „ No (Nein.) Questo no. (Diese nicht) Tranne forse che il fratello e la ragazzina siano diventati buonissimi amici. (Außer vielleicht das der Bruder und das Mädel inzwischen sehr gute Freunde sind.)“
    „Perchè mi racconta ciò? (Warum erzählen sie mir das?) “
    „Perchè non voglio che la sua ragazza faccia la stessa fine di quella ragazzina (Weil ich nicht will das es ihrer Freundin genauso ergeht wie dem Mädel) Sa, il giovane uomo era convinto di non
    aver bisogno della sua fidanzata e ignorò
    che lei avesse bisogno di lui..( Wissen sie der Junge Mann war davon überzeugt das er seine Verlobte nicht brauchte und übersah dabei das sie ihn brauchte.) “
    „Cosa devo fare? (Was soll ich machen) Voglio solo che Theresa sia felice?( Ich will doch nur das Theresa glücklich wird.) “
    „Si chiama Theresa? (Theresa heißt sie?) Bel nome ( Schöner Name) Lei la ama?
    (. Lieben sie sie?) “
    Einen Moment schwieg er. Dann nickte er. „ Si (Ja.) “
    „ (Dann überlassen sie ihr die Entscheidung ob sie weiter mit ihnen zusammen leben will.) “
    Anne hatte die Hand schon an der Klinke als er sie noch mal zurück rief.
    „Infermiera (Schwester?) “
    „Si?(Ja?)“
    „Che ne è stato della ragazzina? (Was ist aus dem Mädel geworden?)“
    Anne lächelte traurig.
    „Un'infermiera amareggiata che si impiccia nella vita dei suoi pazienti. (Eine Verbitterte Krankenschwester die sich in das Leben ihrer Patienten einmischt.)“
    „Lei? (Sie?)“
    „Si (Ja)“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:10


    „Anne kommst du Essen?“
    Anne schreckte aus ihren Gedanken auf. Charly sah sie besorgt an „Geht’s dir gut?“
    „Ja. Ich komme gleich.“
    Noch einmal dachte Anne an Paul und Theresa. Als sie ein paar tage später wieder zu ihm kam, strahlte er sie an.
    „Theresa dice di essere in cinta (Theresa sagt sie ist schwanger.) “
    „I miei auguri (Meinen Glückwunsch) Lei sarà un padre grandioso.( Sie werden bestimmt ein toller Vater.) “
    „Posso chiederle una cosa? (Darf ich sie was fragen?) “
    „Si (Ja.) “
    „Ha mai raccontato questa storia a qualcuno? (Haben sie schon mal jemanden die Geschichte erzählt?)“ “
    „No, lei è la prima (Nein sie waren der erste.) Bene, nel frattempo l'ho raccontata alla mia
    collega
    (Ok inzwischen hab ich es noch meiner Kollegin erzählt, Ma lei è la prima) ( aber sie waren der erste.)“
    „Gracias(Danke)“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:10


    Kurze Zeit später wurde er verlegt. Aber Theresa und er besuchten sie häufiger und langsam war eine Freundschaft zu den beide, aber besonders zwischen ihr und Paul entstanden.
    Die Tage zogen sich hin und Toni und Anne gingen sich soweit wie möglich aus dem Weg oder redeten nur über belangloses Zeug. Die Taufe rückte näher. Charly war schon richtig aufgeregt. Das war er auch schon bei Angelo gewesen. Ihm bedeutete das sehr viel. Auch Anne freute sich riesig. Sie würde Patentante werden. Und Toni Patenonkel. Davon war sie anfänglich weniger begeistert, auf der anderen Seite. Sie hoffte das sich Toni und Charly wieder näher kommen würde. Das einzige was ihre Freude trübte waren ihre Alpträume die jetzt wieder häufiger kamen. Sie hatte schon regelrecht Angst davor einzuschlafen und wurde durch den Schlafmangel Toni gegenüber noch aggressiver. Und es war immer derselbe. Nacht für Nacht erlebte sie den Unfall immer und immer wieder.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:11


    „Toni! Toni!“
    Toni glaubte sein herz würde stehen bleiben. Er hatte Anne noch nie so schreien gehört. Was um alles in der Welt war passiert und Wo waren seine Krücken. Er war noch nie so schnell aus seinem bett raus und bei Anne im Zimmer drüben. Er sah sie nicht gleich. Hektisch sah er sich im Zimmer um. Doch Anne war in ihrem bett. Hörte er jetzt schon Gespenster. Doch dann merkte er wie kreidebleich Anne war. Völlig verschwitzt und unruhig. Wieder rief sie nach ihm aber leiser. Toni überlegte was er tun sollte. Zögernd setzte er sich bei ihr auf das bett und versuchte sie zu wecken. Doch dadurch wurde Anne noch unruhiger. Sie wehrte sich. Schlug um sich. Auf einmal schoss sie schreiend auf und sah ihn mit blankem entsetzen an. Sie zitterte und sah sich verwirrt um, bis ihr zu dämmern schien wo sie war. Urplötzlich krallte sie sich an Toni fest und fing an mit weinen.
    „Ich will das das aufhört“, schluchzte sie „das soll endlich aufhören.“
    „Was soll aufhören.“
    „Die verdammten Albträume.“
    Dann sah sie Toni an.
    „Ich bin doch total bescheuert. Sorry hab ich dich geweckt? Tut mir leid.“
    Anne schwang sich aus dem bett und ging ohne Toni noch eines Blickes zu würdigen in die Küche runter.
    Einen Moment blieb Toni noch sitzen dann folgte er ihr.
    „Du mir kannst sagen was das jetzt sollte? Warum du mich erst rufen und dann sitzen lassen.“
    „Moment du warst der jenige der mich hat sitzen lassen.“
    „Was?“
    „Vergiss es. Hey es tut mir Leid wenn ich dich geweckt habe. Aber ich habe dich nicht gerufen. Ich hatte einen Alptraum. Für meine träume kann ich nichts.“
    „Und was du jetzt machen?“
    „Ich koch mir n Kaffe.“
    „Du dir Kochen einen Kaffe. Es ist um drei. Klar. Logisch Natürlich du dir kochen einen Kaffe.“
    Auf einmal grinste Anne.
    „Bevor ich mit meiner Ausbildung anfing, habe ich als Dauernachtschicht im Altenheim gearbeitet. Und ab und zu drehte mir einer der Leute ab, oder auch mal mehrere. Einige wollten abhauen und als ich kurz vorm durchdrehen war hat meine Kollegin kurzerhand einen starken Kaffe gekocht mit viel Zucker und Milch, hat ihn den Leuten eingeflösst und ins bett gepackt. Keine halbe stunde später hatte ich Himmlische ruhe auf der Station. Eine halbe stunde vorm schlafen gehen ist Kaffe das beste Schlafmittel. Magst du auch einen.“
    „Ja.“
    Es war gerade Vollmond. Im halbdunkel saßen sich Anne und Toni gegenüber und hielten sich jeder an einer Tasse Kaffe fest.
    „Was sind das für Alpträume.“
    Anne lächelte traurig.
    „Was glaubst du?“
    Einen Moment schwiegen sie.
    „Ich hätte niemals geglaubt das ich jemanden Hassen könnte.“ Für Toni waren diese Worte wie Dolchstiche.
    „Aber dieses Schwein Hasse ich.“
    Toni sah sie verwirrt an.
    „Welches Schwein?“
    „Na den verdammten LKW-Fahrer.“
    „Es tut mir leid.“
    „Toni hör auf.“ Schon wieder klang Anne genervt.
    Doch dann stellte sie ihre Tasse ab, nahm Tonis Hände in ihr und sah ihm in die Augen.
    „Du bist nicht schuld. Im Gegenteil du hast ein verdammt gutes Reaktionsvermögen. Steffen hat mir Fotos von deinem Auto gezeigt“
    „Wer ist Steffen?“
    „Ein Kollege von mir. Mein Mentor. Der dran schuld ist das ich die Prüfung geschafft habe und jetzt als Rettungsassistentin auf Patienten losgelassen werde.“ Grinste Anne.
    „Warum er hat Fotos von meine Auto.“
    Anne sah Toni schuldbewusst an.
    „MMMM Sanitäter haben da eine leicht makabere Ader. Beruflich Interessante Einsetze werden Fotografiert und Dokumentiert.“
    Toni zog seine Hände aus Anne und sah sie entsetzt an.
    „Das ist widerlich.“
    „Klar aus deiner Sicht schon. Aber überleg mal So können andere Sanitäter aus diesen Erfahrungen lernen.“
    „Du machst das auch?“
    „Ja klar! Hab schon ne ganz nette Sammlung. Irgendeiner hat immer einen Fotoapparat mit und wenn´s ein Handy ist.“
    Toni sah sie angewidert an. Anne lächelte. Doch dann wurde sie wieder ernst.
    „Ehrlich, ich war Steffen sehr dankbar dafür. Hat mich aber auch einige Überwindung gekostet die mir anzusehen. So konnte ich dann aber den gesamten Unfallhergang nachvollziehen. Und bitte glaub mir. Dich trifft keine Schuld. Der Lkw-Fahrer, der ist schuld. Er ist besoffen gefahren. Er ist ohne Licht gefahren. Er ist mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren und er hat dir die Vorfahrt genommen. Und Lkw gegen Pkw.“ Anne schüttelte den Kopf. „Da bleibt nicht viel von dem PKW übrig. Und so wie dein Auto aussah ist es ein wunder das überhaupt jemand Lebend daraus gekommen ist. Toni Vanessa ist Tod. Sie wird nicht wieder kommen. Schau mich an! Aber weder Charly noch ich, noch Vanessas Eltern oder sonst irgendwer gibt dir die Schuld daran. Vanessa hatte nie eine Chance. Der LKW hat sie voll erwischt Sie war sofort Tod. Aber aufgrund deines guten Reaktionsvermögens, um das ich dich beneide, haben Charly und ich überlebt. Wenn du nicht so schnell reagiert hättest währen wir jetzt alle tot. Und ich geh jetzt wieder ins Bett bevor das Koffein andersrum wirkt.“ Anne trank den letzten Rest Kaffe aus, stand auf und stellte die Tasse in die Spüle. Sie wollte schon hoch gehen, doch da viel ihr noch was ein. Sie drehte sich um und sah Toni an der Gedankenversunken am Tisch zurück geblieben war.
    „Kannst du dich noch daran erinnern wo Charly und ich mich gefetzt haben und du dazwischen gehen musstest bevor wir uns den hals umgedreht hätten?“
    „Welches von den vielen malen meinst du?“
    Anne überlegte einen Moment, dann fing sie an mit lachen. Das lachen tat gut. Es entspannte die Atmosphäre.
    „Owei wir waren furchtbar oder?“
    Auch Toni lächelte als er daran zurückdachte und nickte.
    „Ich meine wo du uns nur noch mühsam auseinander halten konntest, wo ich wirklich mal ausgerastet bin und auf Charly losgehen wollte, und du gesagt hast das wir aufhören sollen, weil du nicht weißt wen wem du jetzt helfen sollst du würdest sowohl Charly als auch mich – habe ich mich schon mal für die Reihenfolge bedankt erst Charly dann ich?- das du uns beide mit deinem Leben schützen würdest?“
    „Ja, aber das habe ich nicht nur so gesagt. Das würde ich wirklich.“
    Auf einmal war Anne wieder ernst.
    „Das hast du getan. Du hast Charly und mich mit deinem Leben geschützt. Denk mal drüber nach.“
    Anne war schon fast oben als sie sich aus einem Impuls raus abermals umdrehte.
    „Ich Hasse dich nicht. Ich bin wütend auf dich. Aber ich Hasse dich nicht.“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:11


    Von da an ging es leidlich. Toni und Anne konnten zusammen sein und sich unterhalte ohne das es in streit ausartete. Sogar der eine oder andere Spaziergang war drin. Sie fühlten sich wie zwei Fremde. Aber sie vertrugen sich. Bis zu Vanessas taufe und dem Wiedersehen zwischen Anne und Romeo, der als Freund der Familie natürlich eingeladen war. Während der eigentlichen Taufe war noch alles in Ordnung. Stolz hielt Anne das Kind über das Taufbecken, und Vanessa nahm das alles relaxt hin. Nicht mal das Wasser störte sie sonderlich. Wehrend der ganzen Fotos hielt auch Toni die Kleine, auch wenn er dabei reichlich unglücklich und ängstlich ausschaute und Vanessa nur zu gern an Anne weiterreichte. Auch bei der Feier ging anfänglich noch alles gut. Anne mochte Romeo und dachte das er seine Annäherungsversuche endlich auf gegeben hatte. Somit lies sie sich auch mehrmals zum Tanzen auffordern und genoss den Abend in vollen Zügen. Zugegebenermaßen hatte sie auch ein klein wenig zu viel getrunken und übertrieb es wahrscheinlich. Dann ging Romeo zu der kleinen Dorfkapelle und bat um „Ti Amo“. Dann kniete er sich vor ihr auf die Knie und hielt um ihre Hand an. Alle starten sie an und warteten auf ihre Antwort die ja nur „Ja“ lauten konnte. Bis auf Toni. Der stand so ruckartig auf das sein Stuhl umfiel. Er sah Anne kurz an und verlies den Raum. Kurz waren die Gäste dadurch abgelenkt doch dann wandten sich wieder alle ihr zu. Anne zwang sich zu einem lächeln und bad Romeo mit ihr raus zu gehen.
    Draußen legte Romeo seinen Arm um sie.
    „Dai vieni tesoro.Dammi un bacio. (Komm schon Schatz. Gib mir einen Kuss).“
    „Perchè dovrei? (Warum sollte ich?)“
    „Tra fidanzati lo si fa. (Das tun Verlobte so).“
    „Non siamo fidanzati (Wir sind nicht verlobt.)“
    „Ma sì che lo siamo. (Aber natürlich sind wir das.)“
    „Ho detto di sì? (Hab ich ja gesagt?)“
    „Äh..“
    „Era un ricatto! (Das war Erpressung!)“
    „Ma come puoi dire questo (Aber wie kannst du das sage.“)
    „Molto semplice. (Ganz einfach. Ispiro l'aria, uso la mia lingua e le mie labbra per formare le parole e le mie corde vocali per far uscire i tuoni. (Ich hole Luft, benutze meine Zunge und Lippen um die Worte zu formen und meine Stimmbänder um die Töne raus zu kriegen) Come lo fai?.( Wie machst du das?)“
    „Non puoi dire di no (Du kannst nicht nein sagen.) Mi faresti fare una brutta figura. (Du würdest mich blamieren.)“
    „Dovevi pensarci prima. (Das hättest du dir vorher überlegen sollen.) Non voglio aver più a che fare con te. (Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben.)“
    Dann drehte sich Anne um und ging in die Nacht raus.
    „Dovresti stare attenta (Du solltest vorsichtig sein.) A quest'ora potrebbe accadere di tutto a una donna in giro da sola. (Um diese zeit kann einer Frau viel passieren wenn sie allein unterwegs ist.)“
    „Sarebbe una minaccia. (Soll das eine Drohung sein?)“
    „Giàmmai. (Niemals)“
    „Riesco benissimo da sola a badare a me stessa (Ich kann gut auf mich allein aufpassen.)“



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:12


    „Allein? Wo ist deine Verlobter?“
    „Der hat mich vor 5 Jahren verlasen. Wusstest du das noch nicht? Ach richtig das warst ja du.“
    „Ich meinen den anderen.“
    „Es gibt keinen anderen.“
    „Und wer das eben war?“
    „Jemand der sich 5 Körbe eingehandelt hat und der Meinung war beim Sechsten mal sag ich ja.“
    „Körbe? Was für Körbe.“
    „Umgangssprache. Das war der Sechste Heiratsantrag und das sechste mal das ich nein gesagt habe. Und das nein bedeutet bei uns das er sich von mir einen Korb geholt hat.“
    „Warum? Er scheinen dich zu lieben.“
    „Irrtum er will mich besitzen. Ein kleiner aber entscheidender Unterschied. Ich lass mich nicht besitzen.“
    „Was du meinen?“
    „Er hat mich seinen Eltern vorgestellt. Er und sein Vater haben mich behandelt wie den letzten dreck. Bis zu dem Zeitpunkt waren wir befreundet. Danach nicht mehr, aber seit dem glaubt er das er ein recht auf mich hat. Dieser Meinung bin ich nicht.“
    „In die Bibel steht die Frau dem Mann ist untertan“
    „Und direkt darunter steht der Mann soll seine Frau lieben. Wenn er mich lieben würde, dann würde er mich nicht so behandeln. … Du hast mich nie so behandelt“
    „Dafür du mich behandeln so.“
    „Wann habe ich das gemacht?“
    „Die letzte zwei Wochen.“
    „Das, das ist überhaupt nicht war! … Doch ist es. Tut mir leid. Wir sollten jetzt ins Bett gehen. Morgen wird wieder ein anstrengender Tag.“
    „Du haben Recht.“
    Schweigend gingen sie zu Charlys Haus zurück.
    „Gute Nacht.“ Flüsterte Anne.
    „Schlaf gut.“
    „Ich geb mir mühe.“
    Als Charly und der Rest der Familie nach hause kamen schliefen beide tief und fest.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:12


    Der abschied viel Anne sehr schwer. Ständig liefen ihr die Tränen und sie konnte sich kaum noch zusammen reißen. Am liebsten würde sie hier bleiben. Zu allem Überfluss waren auch noch Paul, Theresa und Sophia zum Frühstück eingeladen was ihr den Abschied noch schwerer machte. Nun hatte Paul die Gelegenheit Toni endlich mal kennen zu lernen. Sie schienen sich sogar gut zu verstehen. Auf einmal waren beide weg. Als sie nach einiger Zeit wieder kamen schien Toni völlig in Gedanken versunken zu sein. Verwirrt sah Anne Paul an.
    „Cos'è successo? (Was ist passiert?)“
    „Niente(Nichts.)“
    „Ma… (Aber.)“
    „Puoi mangiare tutto ma non sapere tutto (Du kannst alles essen aber nicht alles wissen). Statti bene. (Lass es dir gut gehen.) Ciao.“
    „Ciao.“ Schon wieder fing Anne mit heulen an und das wurde immer schlimmer als sie auch noch Theresa, Angelo, Vanessa, Sementa, Sophia und ganz zum Schluss Charlie umarmte. Den wollte sie gar nicht wieder los lassen und er hatte einiges zu tun um sie wieder zu beruhigen. Doch seine Eltern wollten sich auch noch von ihm verabschieden und etwas beruhigt stellte Anne fest dass Carmen genauso viel weinte wie Anne. Letztendlich war Toni dran. Charlie sah ihn kurz kritisch an, dann gab er sich einen ruck und umarmte Toni und er erwiderte die Umarmung erst zögernd dann kräftiger.
    „Du kommst doch wieder?!“
    „Certo. (natürlich).“
    „Ciao. Und Anne nicht tief fliegen.!
    Diese streckte ihm, schon wieder lachend, die Zunge raus.
    „Das sagt der richtige“ Dann warf sie der Familie noch einen Luftkuss zu und stieg ein.
    Natürlich hielt sie sich nicht an Charlys Anweisung. Somit waren sie schon halb 10 am Abend, am Gardasee. Dummerweise war das Wetter umgeschlagen und es goss in strömen
    „Also wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder wir schlafen im Auto was schwierig werden dürfte oder wir schlafen im Hotel. Stimmen wir ab. Wer ist fürs Auto? Keiner? Gegenprobe. Wer ist fürs Hotel.“
    „Anne fahr schon los.“ befahl Lukas.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:12


    Sie buchten zwei Doppelbettzimmer und Carmen wollte mit Anne in ein Zimmer gehen. Doch diese sah Carmen und Lukas nur empört an.
    „Toni beißt du?“
    „Was?“
    „Beißt du?“
    „Nein.“
    „Ich auch nicht. Wir werden uns doch wohl eine Nacht vertragen. Es kommt gar nicht in frage das ihr wegen uns getrennt schlaft.“
    „Aber…“ Anne sah Carmen an.
    „Nichts aber. Komm mit. Wir haben ähm Zimmer 12.“ Schnurstracks ging sie auf ihr Zimmer zu und Toni kam hinterher. Er versuchte sich zu beherrschen, doch langsam ging ihm Annes gehabe auf die Nerven.
    „Was das soll “ herrschte er sie an.
    „Was soll was?“
    „Vielleicht ich nicht will mit dir in eine Zimmer schlafen.“
    „Wo liegt das Problem.“
    „Du mich hättest fragen können.“
    „Keine angst ich werde dir nicht zu nah kommen.“
    „Du es machen schon wieder.“
    „Ich tu was.“
    „Du mich behandeln wie Dreck.“
    „Das ist nicht war.“
    „Doch.“
    “verdammt was soll ich dann tun“
    „ Das ist eine Witz.“
    „Du machst mich fertig.“
    „Was ich denn machen?“
    „Was ich mache, ich mach alles falsch. Alles was ich sage und tue kriegst du in den falschen hals.“
    „Ich dich nicht verstehen. Was du von mir wollen.“
    „Krieg ich doch eh nicht.“
    „Maria!“
    „Nenn mich nicht Maria!“ Schrie ihn Anne an.
    „Mir tut leid! Anne! Du schreien mich an. Du wie heißt das wie kranker Fuchs.. Was sein los mit dir?“
    „Was mit mir los ist? Das ist nicht dein ernst!“
    „Doch.“
    „Ich ertrag dich nicht mehr in meiner nähe.“
    „Warum du wollen mit mir in eine Zimmer sein.“
    „Verdammt du kapierst gar nichts. Ich ertrage es nicht dich in meiner nähe zu haben ohne dich haben zu können. Das ist los.“ Schluchzte Anne.
    „Anne. Das doch alles keinen Sinn hat.“
    „Du kannst mich mal.“
    Wütend rauschte Anne ins Bad.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:13


    Nach einiger Zeit kam Anne kam nur in ein Handtuch gewickelt wieder aus der Dusche raus. Toni saß mit dem Rücken zu ihr gewandt auf seinem Bett und Starte aus dem Fenster. Sie beobachtete ihn einen Moment.
    Anne holte tief Luft, und nahm ihren ganzen mut zusammen.
    „Schau mir in die Augen und sag mir dass du mich nicht mehr liebst.“
    „Ich liebe dich nicht mehr.“
    „Ich sagte du sollst mir dabei in die Augen schauen“
    „Wozu?“
    „Weil du mich nicht anlügen kannst wenn du mir in die Augen schaust.“
    „Tu non hai alcun'idea di come mi sento. (Du hast keine Ahnung wie ich mich fühle.)“
    „Allora dimmelo! (Dann sag es mir.) Verdammt Toni ich liebe dich! Warum geht das in dein Verdammtes Hirn nicht rein. Ich Hasse es allein zu sein. Hör mit deinem verdammten Selbstmitleid auf. Du bist nicht der einzige der sich beschissen fühlt. Es hat dich überhaupt nicht interessiert wie es Charly und mir ging. Du hast uns im stich gelassen. Du hast mich im stich gelassen. Ich hab dir vertraut. Warum? Warum hast du Schluss gemacht?“
    „Ich wollte das du glücklich wirst.“ Auf einmal war Anne wieder die ruhe selbst.
    „Mache ich einen glücklichen Eindruck auf dich?“
    „Was willst du eigentlich von mir?“
    „Ich will das du mich in die Arme nimmst. Ich will das du mir die Stirn küsst und mir versprichst das alles wieder gut wird.“
    „Anne“ das erste mal wünschte sich Anne er hätte Maria gesagt. „Es wird nicht alles wieder gut.“
    „Aber…“
    Weiter kam Anne gar nicht denn Toni war aufgesprungen und schrie sie an.
    „Anna Maria“ Er hatte sie noch nie Anna Maria genannt. „Guardami! (Schau mich an!)“ Sie hatte ihn noch nie so wütend erlebt und so verletzt. Es zerriss ihr das Herz.
    Er sah verdammt gut aus.
    Seine Armuskulatur hatte sich noch mehr ausgeprägt.
    Er war ohnehin sehr schlank und gut gebaut.
    Aber dadurch dass er täglich auf die Krücken angewiesen war, jedenfalls bis er seine Prothese angelegt hatte war der Oberkörper gut ausgebildet
    Anne wurde ganz heiß. Trotz allem beherrschte sie sich.
    „Cosa vuoi adesso da me? (Was willst du jetzt von mir?) Devo spaventarmi? (Soll ich mich erschrecken?) Devo guardare ai lati? (Soll ich pikiert wegschauen?)“ Annes Stimme war völlig ruhig.
    „Non vedo niente di cambiato da quando ti ho visto l'ultima volta.(Ich sehe nichts was sich verändert hätte seit ich dich das letzte mal gesehen habe.)“
    Annes ruhe machte Toni erst recht wütend.
    „Ho avuto un mese e mezzo di tempo per abituarmi a questo.(Ich hatte 1 ½ Monate zeit daran zu gewöhnen.) Conosco il tuo aspetto (Ich weiß wie du ausschaust.)“
    „Vuoi questo? (Willst du das?) Vuoi sopportare tutti i giorni questo aspetto?
    (Willst du das jeden Tag ertragen?)“
    Verzweifelt ließ sich Toni auf sein Bett fallen. Anne sah ihn mit tränen in den Augen an.
    „Toni“ flüsterte sie „Dai libero corso ai tuoi sentimenti. (Laß endlich deinen Gefühlen freien Lauf.) Non ti fai del bene se sempre li nascondi. (Du tust dir nichts Gutes wenn du alles runterschluckst.)“
    Langsam ging sie auf ihn zu und legte ihre Arme um ihn.
    Zögernd erwiderte er die Umarmung.
    Er umschlang sie fester, so das Anne einen Moment glaubte sie würde keine Luft mehr kriegen.
    Sie setzte sich rittlings auf seinen Schoß.
    Sanft kuschelte sie ihren Kopf an seinen, wehrend er sein Gesicht in ihrer Schulter verbarg. Heiße Tränen rannen an ihrem Körper entlang. Der Schmerz der letzten Jahre schien sich endlich zu lösen. Anne fing an seine Tränen weg zu küssen. Eine nach der anderen. Und langsam kam sie seinen Lippen näher. Er begann ihre Küsse zu erwidern. Ihre Küsse wurden immer intensiver. Ihr Handtuch löste sich und gab ihre Brüste frei.
    Er strich mit der Hand die Form nach.
    Anne warf ihren Kopf zurück und gab somit ihren Hals frei.
    Er begann leicht an ihrem Ohrläppchen zu knabbern und ging dann ihren Hals lang. Mal knapperte er, mal saugte er leicht. Er spürte dass auch ihr heiße Tränen über die Wange liefen. Sie küssten sich innig fast stürmisch. Er schob ihr Handtuch ganz weg, während sie versuchte seine Shorts runter zu schieben. Es war führ ihn der reinste Balanceakt mit Anne auf dem Schoß sich so weit zu erheben um sie richtig auszuziehen. Doch in dem Moment war ihm das egal. Er hatte sich so sehr nach ihr gesehnt.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:14


    Es dämmerte schon leicht als Toni. Wach wurde. Er hatte angst die Augen zu öffnen und festzustellen das die Nacht mit Anne nur ein Traum war. Er tastete mit seiner Hand nach ihr … doch sein Bett war lehr. Enttäuscht öffnete er die Augen. Da kam Anne aus dem Bad.
    „Warum schläfst du nicht mehr?“
    „Die Bett war kalt.“
    Anne lächelte
    „Nicht mehr lang.“ Dann schlüpfte sie unter seine Decke. Toni zuckte zusammen.
    „Deine Füße kalt kalt.“
    „Dann wärm mich wieder auf.“
    Sie gab ihm einen Kuss und kuschelte sich wohlig seufzend an.
    Es tat gut ihren warmen Körper an seinem zu spüren. Sie duftete noch schwach nach ihrem Duschgel. „My Melodydreams“. So roch schon ihr Schal den sie ihm vor 7 ½ Jahren schenkte. Er liebte diesen Duft. So sehr wie er auch sie liebte. Er hatte sie so sehr vermisst.



    Re: Leben - Jetzt erst recht!

    sorcha - 01.01.2007, 19:14


    Gegen sechs drehte sich Anne entnervt auf den Rücken.
    „Ich kann nicht mehr schlafen und du.“
    „No.“
    „Was machen wir dann?“
    „Ähm..“
    „Das nicht. Sonst pack ich die Fahrt nachher nicht mehr.“
    „Du wieder gehen im Gardasee schwimmen .“
    Ruckartig setzte sich Anne auf.
    „Das ist es. Los komm.“
    „Ich?“
    „Du willst mich um diese Zeit völlig allein und ohne jeden Schutz der bösen bösen Welt überlassen? Komm schon. Bitte“
    „Aber was ich soll da?“
    „Mmm was könntest du mit mir an einem See machen. Schwimmen gehen? Komm wenigstens mit. Den Rest entscheiden wir da.“
    In null, nix war Anne angezogen und schaffte es tatsächlich Toni mit zu schleifen.
    Doch dann wurde es schwieriger.
    „Toni komm schon. Das Wasser ist herrlich. Ehrlich viel wärmer wie vor zwei Wochen.“
    „Ich nicht will.“
    „Warum nicht.“
    Nervös sah sich Toni um.
    Sanft umarmte Anne ihn.
    „Schatz wir sind hier allein. Die Touristen schlafen alle noch. Versuch es.“
    „Und ich soll in Wasser gehen.“
    Anne holte seine Krücken aus dem Auto.
    „Damit?“
    „Und dann?“
    „Hey ich bin auch noch da. Ich helf dir.“
    „Ich nicht will dass du mir helfen.“
    „Ach, wenn du mir hilfst ist das ok. Umgedreht aber nicht. Kerle!“
    „Wann ich dir habe geholfen.“
    Anne sah ihn lachend an.
    „Kannst du dich nicht mehr an das verschreckte kleine Mäuschen erinnern das den Mund nicht auf gekriegt hat.“
    Toni lächelte.
    „Doch ich kann .“
    „Pass auf du probierst es aus und wenn es nichts wird, nerv ich dich in dieser Hinsicht nie wieder, ok?“
    Ergeben nickte Toni. Er zog sich aus und nahm auch die Prothese ab. Dann ging er mit Hilfe der Krücken so weit es ging ins Wasser und übergab sie dann Anne die sie flink zurück an den Strand brachte und wieder kam. Anne hatte Recht. Das Wasser war herrlich. Sie schwammen eine ganze weile und es machte ihm spaß, sie spielten miteinander und schmusten und spielten wieder dann schwammen sie wieder ein Stück. Nach einer weile kehrten sie an den strand zurück. Toni setzte sich doch statt sich anzuziehen kam Anne und setzte sich vor ihm und lehnte sich an. Erst schwiegen sie und ließen sich nur von der Sonne trocknen. Doch dann konnte Anne ihre Neugierde nicht mehr zügeln.
    „Was hat dir Paul erzählt?“
    Toni lächelte.
    „Mmm er mir hat von Krankenhaus erzählt und eine nervige Krankenschwester die sich einmischt in sein Leben und die daran ist schuld das er ist verheiratet . Du Kennen sie?“
    „Nein. Nie von ihr gehört.“
    „Und sie ist nicht glücklich und ich das ich kann ändern. Kann ich ?“
    „Wenn wir zu Hause sind. Wirst du mich dann wieder verlassen?“
    „No.“
    „Ich denke dann kannst du es.“



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Haus Siebenstein

    GiGaNTiChOpE's Gedichte... - gepostet von GiGaNTiChOpE am Mittwoch 03.01.2007
    Drachental - gepostet von sorcha am Sonntag 18.02.2007



    Ähnliche Beiträge wie "Leben - Jetzt erst recht!"

    THE END OF THE NEUBACHER PROJECT - T.H. (Donnerstag 01.05.2008)
    leben oder sterben - Anonymous (Samstag 26.02.2005)
    liebe Gäste... erst registrieren... dann lesen :) - miramour (Dienstag 24.10.2006)
    Das Leben und ie Lebenswege - dasunfassbare (Freitag 03.06.2005)
    RECHT!!! - weeder (Montag 06.11.2006)
    Alarmanlage *neu* - martinej9 (Freitag 29.08.2008)
    Löcher in den Felgen. - dear devil (Freitag 15.08.2008)
    ein forum aus dem leben gegriffen.................. - schirin (Dienstag 27.03.2007)
    Das Leben in dieser Welt ist echt zum k... Ohne Mos nix los - matman (Donnerstag 03.05.2007)
    Mein Leben ist ein Trümmerhaufen-----> Help! - sandga (Dienstag 18.01.2005)