Der 1. WM-Check – in Südafrika

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    Re: Der 1. WM-Check – in Südafrika

    busterb - 28.12.2006, 12:52

    Der 1. WM-Check – in Südafrika
    Ich feierte mit den
    verrücktesten Fans der Welt

    Die Welt zu Gast in Südafrika. Am 11. Juni 2010 soll in Johannesburg das Eröffnungsspiel stattfinden. Was erwartet uns dort?

    BILD-Reporter Kai Feldhaus und Fotograf Christian Spreitz waren in Südafrika. Sie haben den Mann getroffen, der einen Stadionbau auf seinem Golfplatz verhindern will. Sie haben einen Jungen in den Slums besucht, der bei der WM für Südafrika spielen will. Das Auto wurde ihnen geklaut. Und weil sie ein Bier auf der Straße tranken, wurden sie beinahe verhaftet.

    Im 1. Teil der neuen BILD-Serie geht es um die Fans.

    Der erste Eindruck: Es wird auch 2010 wieder eine Riesen-Party!

    Der 1. WM-Check


    Ich habe keine Ahnung, was das jetzt mit Uwe Seeler zu tun hat. „Uwe Seeler! Uwe Seeler!“, ruft die runde, schwarze Dame auf dem Sitz rechts neben mir, dann tutet sie in eine riesige Plastiktrompete. Es ist laut, tierisch laut, weil Zehntausende in ihre Plastiktrompeten tuten, das Stadion brummt wie ein wütender Bienenstock. „Nicht Uwe Seeler“, brüllt mein Sitznachbar
    links mir auf Nachfrage ins Ohr.
    „Vuvuzela! V-U-V-U-Z-E-L-A!
    So heißen die Plastiktrompeten!“

    Es ist das größte Derby Afrikas.

    Das wichtigste Spiel des Kontinents. 80 000 Menschen pilgern zum Mekka des südafrikanischen Fußballs, wenn die Giganten aus Soweto ihre Kräfte messen. Kaizer Chiefs gegen Orlando Pirates. Das ist wichtiger als Dortmund – Schalke. Das ist größer als Deutschland – Holland.

    Chiefs gegen Pirates, das ist: Laut. Leidenschaftlich. Geil. Verrückter geht's nicht. BILD war dabei.

    Johannesburg, Soweto, FNB-Stadion: Hier soll das Eröffnungsspiel steigen. Das 130. Derby ist das letzte Spiel vor dem Umbau: 94700 Plätze wird es haben, 2009 soll es fertig sein.

    Zehntausende drängeln sich an den Toren, Tausende werden keine Karten mehr bekommen. Es riecht nach Fleisch, Schweiß und Staub. Ein unwirklicher Ort, ein Ort wie aus einem Science-Fiction-Film: In der Hitze fiebert eine schwindelnd steile Tribüne. Hinter den Eingängen tut sich ein Schlund auf in die Tiefe: Zehntausende Sitzplätze, gegraben in den trockenen Boden Sowetos.

    Noch eine Stunde bis zum Anpfiff.

    Die Tribünen sind voll, 40 000 Chiefs in schwarzgelb, 40 000 Pirates in schwarzweiß, sie schwitzen in der Mittagshitze, kein Schatten, nirgends. Über dem Mittelkreis hängt ein kaputter Anzeigenwürfel, vier Stahlseile halten ihn an den Fluchtlichtmasten. Er hat nur einmal funktioniert, bei der Einweihung 1996. Ein Rapper namens „Tränengas“ heizt dem Publikum ein. Auf der Gegengerade wippen die Pirates-Fans, sie schlagen die Unterarme übereinander, das Kreuzzeichen der Piraten. Dann laufen die Teams ein.

    Der einzige Weiße auf dem Feld ist Chiefs-Keeper Fernandez. Die einzigen Weißen auf der Tribüne sitzen im Presseblock.

    Das Stadion ist ein Röhren und ein Tuten und ein Dröhnen, es tanzt, es klatscht, es wackelt. Der Stadionsprecher ist ein Stadionschreier, er brüllt die Spielernamen in sein Mikro: Mkhonza. Mototo. Nkosi. Vilakazi. Niemande in der Welt. Volkshelden in Südafrika.

    Die Chiefs laufen sich nicht warm, sie tanzen. Trainer Ernst Middendorp, früher Bochum und Bielefeld, schreitet schweigend übers Feld. Wenn er heute verliert, sagen Experten, wird er gefeuert. Derby-Niederlagen verzeiht man in Soweto nicht.

    Anpfiff.

    Das Stadion brummt unruhig. 8. Minute: Vilakazi zieht vom Sechzehner ab, jagt das Leder in den linken oberen Knick. 1:0 für die Pirates. Ein Orkan in schwarzweiß, die Gegengerade brodelt in Ekstase: VI-LA-KA-ZI! VI-LA-KA-ZI!

    Walaza, Vorname Excellent, Rückennummer 08, könnte nachlegen, Übersteiger, Hackentrick, verzettelt sich. „Der kann nix“, schimpft die runde, schwarze Dame neben mir und tutet verärgert in ihre Uweseeler. Die Chiefs können heute noch weniger. Bis zur Pause nichts, danach kaum mehr. Nach 60 Minuten kurbeln 40 000 Schwarzgelbe mit den Armen: Auswechseln, Trainer! Middendorp gehorcht, bringt Ex-Nationalstürmer Shaun Bartlett, Top-Torjäger (3 Liga-Treffer) und Top-Verdiener (6600 Euro/Monat) der Chiefs. Es nützt nichts. Ein Spiel auf Regionalliga-Niveau, obwohl zeitweise acht Nationalspieler auf dem Platz stehen.

    94. Minute, letzte Ecke, letzte Chance. Keeper Fernandez ist vorn, Kopfball, abgewehrt, aus dem Hintergrund müsste Bartlett schießen, Bartlett schießt...

    So muss es aussehen, wenn 40000 Menschen gleichzeitig einen Orgasmus haben. 1:1, letzte Sekunde, ein Kreischen, ein Zucken, ein Wogen geht durchs Rund, peitschende Beats krachen aus den Boxen, Fans reißen sich die Trikots vom Körper, zuckende Leiber, Ekstase pur. Das Spiel ist seit Minuten aus, noch immer tanzen sie alle, monströs heulen Tausende Uweseelers. Ich tanze mit der runden schwarzen Dame im Arm, einer trägt nur noch Stutzen und eine kleine Fahne im Schritt.

    Viel später wird Ernst Middendorp sagen, man müsse mit dem Unentschieden zufrieden sein. Bin ich, sehr sogar.

    Vielleicht ist Südafrika noch nicht WM-reif: die Stadien, die Infrastruktur, die Sicherheit. Die Fans sind mehr als das: Sie sind weltmeisterlich.



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