Nach ein bisschen lesen im Forum habe ich immer wieder bestimmte Fragen wiederkehren sehen. Z.B. auch die nach der Kaufentscheidung.
Da diese erst unmittelbar hinter mir liegt und mein "Anfängergefühl" noch taufrisch ist, berichte ich aus meiner Sicht, auch und vielleicht gerade ohne die Erfahrung eines Profis. Denn ich denke, als Profi tut man sich verdammt schwer, sich ganz ehrlich zurückzuerinnern.
PS: Modellbauer/-flieger bin ich nichtsdestotrotz schon seit geraumer Zeit, kann also gewisse Dinge durchaus richtig beurteilen. Zudem sind mir die Theorien des Heliflugs durchaus auch im Detail geläufig. Insofern hoffe ich mal, dass meine Entscheidungshilfe von nutzen sein könnte. Also, es geht los.
Was für einen Heli soll man sich als Anfänger zulegen?
Eher was billiges und einfaches?
Oder doch lieber gleich was "gescheites"?
"Plastik" oder Alu?
Nun, für jene, die noch so gar nicht wissen, ob Helifliegen ihr Ding ist, düften die Koaxial-Helis mit allem Drum und Dran eine gute Wahl sein.
Diese helis fliegen prinzipbedingt stabiler und sind leichter beherrschbar - auch und grade von Anfängern.
Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass man etwa 150 Euro (eigentlich weniger, es geht ja nur der Heli kaputt) zerschrottet hat, wobei dazu schon eine gewisse "Anstrengung" vonnöten ist. Und die kleinen Schusser lassen sich auch leichter reparieren, da die Massekräfte weitaus geringer sind. Da kann man schonmal eine
sorgfältige und fachmännische Klebung auch an rotierenden Teilen riskieren.
Ich hab mir so eine Lama (war's glaubich) mal genauer angesehn und ich hätte absolutes Vertrauen darin, dass dieser Miniquirl echt was abkann und licht so schnell das Zeitliche segnet.
Aber, und da werden alle Piloten übereinstimmen, wenn man dann doch Blut geleckt hatte, kann man fast wieder von vorne anfangen.
Aber immerhin konnte man schonmal gewisse Dinge trainieren, die auch für die "richtigen" Helis von Bedeutung sind. Als Beispiel sei nur mal das seitenverkehrte Steuern eines Modells, dessen Nase auf den Piloten gerichtet ist. Daran scheitern immer wieder welche und falls man das feststellen sollte, dann ging nicht viel Geld kaputt und man weiß nun, dass man besser die Finger davon lässt.
Obiges bedeutet nun nicht, dass man nur über Koaxhelis zum dauerhaften Erfolg kommt, ein Simulator kann das auch. Ebenfalls äusserst hilfreich ist es, Flächenmodelle weitgehend sicher zu beherrschen.
Nun die Sache mit den "richtigen" Helis, also mit Heckrotor und - ich empfehle es - mit Pitchsteuerung.
Warum Pitch und nicht über Drehzahl? Wäre doch auch billiger und der Heli hebt genauso ab. Jupp, das tut er auch, aber dann sollte man über einen guten Kreisel und/oder einen guten Computersender verfügen, um die steten und dynamischen Lastwechsel abzufangen. Immerhin ändert sich die dynamische Stabilität mit jeder Drehzahländerung, was gerade und ausgerechnet die Landung kritisch werden lässt. Für Anfänger also eher suboptimal.
Also halten wir fest, auch für den Anfänger macht es durchaus Sinn, einen Heli mit Pitch zu ordern und die Mehrkosten zu tragen.
Nun zur Frage mit dem Material und der damit oft einhergehenden Präzisionsfrage: Kein ALU, aber Präzision unbedingt!
Ja wie jetzt? Es ist ganz einfach: Auch die "Plaste"-Helis können präzise und spielfrei gefertigt sein. Aber: Kunststoff (wollen wir es mal weniger abschätzig bezeichnen) hat eine höhere Nachgiebigkeit und Elastizität. Das ist für den Anfänger nicht ohne Bedeutung, da seine noch etwas "tappsigen" Befehle nicht gar so unbarmherzig in Bewegung umgesetzt werden. Kombiniert man dies nun noch mit einer weichen Blattaufhängung, schwereren Paddeln, einer indirekten 90°-Anlenkung und servoseitig weiter innen eingehängten Gestängen, so hat man den perfekten Anfängerheli:
Präzise, aber nicht giftig!
Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Aber wie man schon ahnen konnte, das gibbs nicht für umme! Auch Kunststoff, sofern er hochwertig ist, hat seinen Preis und steht Alu im Übrigen kaum nach, wie man mir glaubhaft versichert hatte. Denn ehe man nicht sämtliche Nachgiebigkeiten vor dem Rotorkopf eliminiert hat, mach auch ein Rotorkopf von der Taumelscheibe aufwärts in Alu keinen Sinn.
Damit ist auch die Frage nach 90° oder 120° Anlenkung schon geklärt: Die 120°-Variante ist für den Anfänger wegen ihrer Direktheit eher nicht die erste Wahl. Steuerbefehle werden umgehend und ohne Verzögerung in forsche Bewegung umgesetzt und der Anfänger riskiert ein aufschaukeln bis zum Crash.
Die Frage, was länger hält, wurde an anderer Stelle längst geklärt: Auch Alu geht kaputt. Es macht keinen Unterschied, ob ein Teil gebrochen oder verbogen ist - hin ist hin. Nur dass das Alu-Ersatzteil 3x teurer ist!
Rotorblätter: Holz (leicht) oder CFK (schwer)? CFK! Aufgrund der höheren dynamischen Trägheit kommt das wieder der Stabilität zugute, die für den Anfänger so von Bedeutung ist. Der Profi will sie nicht, aber er will ja auch 3D!
Elektronik: Nun, hier sollte man geradeso einkaufen, wie es auch die Profis tun. Denn ein billiges Servo (Man spart sich dabei trotzdem gerademal 5-10 € pro Servo) wird einem das Anfängerdasein nur schwerer machen. Sei es wegen mangelnder Rückstellgenauigkeit oder zu wenig Kraft, wenn man mal heftig knüppeln muss, um einen Steuerfehler auszubüglen, man wird es bereuhen! Und beim ertsen Crash verabschiedet sich das Plastikgetriebe sowieso und man kauft (mal wieder) doppelt.
Beim Kreisel, auch das habe ich anderweitig schon erwähnt, muss man nicht auf den Profistandart zurückreifen, wenn die Kohle knapp wird. Lieber einen etwas günstigeren Kreisel ordern und dafür die Servos von ausgesuchter Qualität. Aber Headlock sollte der Gyro bereits haben, da es den Anfänger davon befreit, ALLE Achsen stetig kontrollieren zu müssen.
Das Heck bleibt als stets in der gewünschten Position, solange der Pilot nichts anderes "befielt".
Der Regler sollte ebenfalls über den sog. "Governor-Mode" verfügen, um ohne großes Programmieren über eine konstante Drehzahl zu verfügen. Auch das erleichtert das Anfangen erheblich.
Obiges setzt natürlich enen Motor voraus, der über die nötigen Kraftreserven verfügt und schon sind wir auch hier wieder fast schon im Profisektor.
Fazit: Ein T-Rex XL und Konsorten - also Plaste, aber hochwertig und eigentlich auf den ersten Blick wegen 3D-Qualitäten völlig overdosed erscheinend - ist für Anfänger garnichtmal so verkehrt.
Dem Bausatz (Ein solcher sollte es sein, da man so das beste Feeling bekommt, welche Teile wie in einem Heli zusammenwirken) liegen im Optimalfall diverse Teile bei, um den Heli soft oder eben 3D-tauglich aufzubauen. Falls nicht, sind diese jedoch schnell besorgt und kosten auch wenig. Dazu noch ein passendes Übungsgestell und der Frust kann draußen bleiben. Geduld ist natürlich immer noch angesagt.
Das schöne dran: Alles, was man fürs Anfangsstadium so eingebaut hat, kann man nach und nach ohne Probleme wieder entfernen und mit wachsendem Können den Heli nach und nach agiler machen bis hin zur vollen 3D-Tauglichkeit - ohne Zusatzkosten!
Ich selber habe es jedenfalls so gemacht und wie andernorts schon gesagt: inklusive Einstellungsarbeiten habe ich nichtmal 10 Akkuladungen (ich finde das ist eine passende Einheit
)gebraucht, um reichlich sicher Heckschweben auf beengtem Raum zu praktizieren. Und nach dem, was ich hier so gelesen hatte, scheint das eher kurz zu sein. Damit will ich mich nicht selber loben, sondern nur unterstreichen, dass die Entscheidung, etwas "Richtiges" zu kaufen, gar nicht so verkehrt gewesen sein kann. Denn meine Steuer-Fähigkeiten stufe ich als ganz normalen Durchschnitt ein. Wenn ich die ganzen 3D-Videos sehe, dann weiß ich jetzt schon, dorthin komme ich nie. Aber dass ich meinen Heli mal halbwegs sicher beherrschen werde, das schaffe ich bestimmt.
An die Profis: Wenn da was falsches drin stehen sollte, korrigiert mich ruhig und jede Ergänzung ist willkommen. Denn ich habs noch taufrisch im Gedächtnis, wie schwer die Entscheidung am Anfang fällt, wenn man irgendwie noch gar keinen Peil hat.
@Olaf:
Ich "schwebe" ja auch voll im Anfängerstadium, aber die Rotorblätter habe ich von Anfang an genau so eingestellt, wie es hier ebenfalls empfohlen wurde: Locker. Geradeso, dass sie nicht von alleine wegkippen.
Lockerer geht auch, aber dann sollte man sie beim Start "ins Z" legen, d.H. den Kopf ohne die Blätter soweit in Laufrichtung drehen, bis diese anschlagen. So werden sie beim Anlaufen geschont - andernfalls knallen sie gegen den Anschlag beim Anlauf.
Aber wie gesagt, leicht klemmen geht wirklich super und du hast keinerlei Nachteile zu befürchten.
Achja, dein Gestell find ich genau das Richtige für den Übergang nach draußen. Irgendwann will ich meine "Wasserspinnenbeine" ja auch mal abmontieren aber dann ist der Schritt zu den "nackten" Kufen doch ziemlich heftig. Deine Lösung liegt da voll in der Mitte!