[STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

Kokoro No Senshi
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    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 21.12.2006, 14:48

    [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt
    The Magical World of Anime

    Teil 1: Eine neue Welt





    Chapter 1



    Sie hatte sich oft gefragt, warum sie eigentlich damals zu dieser Anime-Con gefahren war. Große Lust hatte sie dazu nicht mehr verspürt, als ihre Tante – ebenso Anime- und Manga-verrückt wie sie, kurz zuvor erkrankte und absagen musste. Allein der Umstand, dass ja alles bereits bezahlt war, hatte aber ausgereicht, um sie doch fahren zu lassen.

    Verrückt das Ganze. Aber ….. Oh, ich habe euch das Mädchen ja noch gar nicht vorgestellt. Wendy Steffens ist ein Mädchen wie wir alle, 16 Jahre alt, noch Schülerin und in Köln zu Hause. Ihren Eltern wird sie ihre verrückten Erlebnisse nicht erzählen können. Sie würden sagen, ihre Phantasie ginge mit mir durch. Aber vielleicht glaubt ihr Wendy ja. Die Erzählungen werden verrückt klingen und ihr werdet vermutlich ungläubig die Köpfe schütteln. Aber was soll’s. Begleitet Wendy einfach bei ihren Erlebnissen und entscheidet selbst.


    Wie gesagt, fing alles auf dieser Anime-Con an, die in Bonn stattfand. Genauer gesagt, in einer dieser riesigen Hallen, ein wenig außerhalb, aber mit Bus gut erreichbar. Ein großer Saal erstreckte sich vor Wendy, hell erleuchtet, stickig und mit einem Volksgemurmel, das seinesgleichen suchte. Hunderte von Fans drängelten sich am Eingang, um ihre Karten vorzuzeigen, damit sie endlich rein konnten. Zum Teil in Verkleidung, zum Teil halbwegs normal. Wie Fans nun mal sind. Ihr Ranma-Kostüm hatte Wendy noch in ihrer Tasche. Ein Teil der Halle war abgegrenzt und zu einem Schlafsaal umfunktioniert worden. Auf diese Weise hatte man auch den Fans, die nicht ganz so flüssig waren, eine preiswerte Unterkunft anbieten wollen. Toiletten und Waschräume gab es im hinteren Teil und selbst für ein Frühstück würde gesorgt werden. Auch Wendy sah zu, dass sie erst einmal in den Schlafsaal kam und zog sich dort ihr selbstgeschneidertes Ranma-Kostüm an. Es handelte sich dabei um das rote Seidenhemd, dass Ranma zumeist trägt, die bequeme schwarze Hose mit den Bändchen an den Knöcheln und schlichte lederne Gymnastikschuhe. Nachdem sie sich umgezogen hatte, steckte sie sich die Haare hoch und setzte eine passende schwarze Perücke auf. Wendy selbst hatte schulterlange braune Haare; sie hätte sich also nur einen Zopf binden müssen. Aber Ranma als Mädchen hat rote Haare und sie wollte so authentisch wie möglich aussehen. Das Mädchen, das das Bett neben Wendys belegte und sich als Michaela vorgestellt hatte, quetschte sich zur gleichen Zeit in ein Fertigkostüm von Sailor Moon. Oh, Grund Gütiger! Michaela war zwar nicht dick – aber diese Fertigkostüme sahen einfach nur grausam aus und waren alles, nur nicht authentisch. Sekundenlang betrachtete sich Wendy das Mädchen kopfschüttelnd, ehe sie ihr einfach beim Anziehen und dem Aufsetzen der Perücke half. Ihre Hilfsbereitschaft hatte zur Folge, dass Michaela Wendy von nun an hinterher lief wie ein dressiertes Hündchen.

    Um 17:00 Uhr war die Begrüßung. Selbst die Moderatoren trugen Kostüme, wie Wendy schmunzelnd zur Kenntnis nahm. Sie präsentierten sich als Team Rocket aus Pokemon. Bislang wies nichts darauf hin, dass es ein kurioses Wochenende werden würde. Drei Manga-Zeichner waren eingeladen worden, die man bei der Arbeit beobachten und sich Autogramme holen konnte. Ein Kostüm-Wettbewerb war für den nächsten Tag gegen Mittag geplant. Ständige Karaoke im abgegrenzten Raum nebenan und natürlich die Händler-Räume, die bis 20:00 Uhr geöffnet sein würden. Genug Zeit also, um sich mit Merchandise zu versorgen. Es wurde auch noch darauf hingewiesen, dass es zudem einen Manga-Wettbewerb geben würde. Ran an die Stifte, hieß die Devise. Die besten drei sollten prämiert werden. Am Sonntag Nachmittag dann die Closing. Klang ja alles in allem gar nicht mal schlecht.

    Also rein ins Getümmel. Merchandise und Karaoke – die perfekte Mischung für einen Fan!



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 21.12.2006, 16:42


    Chapter 2




    Als erstes wollte Wendy die Händler-Räume unsicher machen. Noch immer war sie auf der Suche nach schönen Ranma- und Yu-gi-oh-Artikeln und das Mädchen war überzeugt, an diesem Wochenende genau das Richtige zu ergattern. Aus den Augenwinkeln und leicht entnervt stellte sie beim Suchen aber auch fest, dass Michaela noch immer wie eine Klette an ihr hing. Sie abzuschütteln, war schier unmöglich. Seufzend nahm sich Wendy vor, ihre Klette nach Möglichkeit zu ignorieren und wandte sich ihrer Suche zu, die nach einigen Stunden auch belohnt wurde. Sie fand tatsächlich einige schöne Figuren, sowohl von Ranma und Co. wie auch von Yu-gi-oh und seinen Freunden. Mit dem Stolz des erfolgreichen Sammlers schaute Wendy dann doch noch von Neugierde getrieben im Karaoke-Raum vorbei. Einige Techniker waren noch mit dem Aufbau beschäftigt und vertrösteten die wenigen Mutigen auf den frühen Abend. Links und Rechts auf der Bühne waren Wassersäulen aufgestellt worden, eine riesige Rückprojektions-Leinwand nahm die gesamte Mitte ein. Der Projektor selbst war in der ersten Reihe platziert worden, auf dem Tisch daneben lagen Mikrofone und Headsets. Das sah in der Tat recht interessant aus. Merkwürdig kam Wendy nur die Säule in der Mitte der Bühne vor. Es war keine Wassersäule. Der schlanke Körper glitzerte wie ein Sternenhimmel, nur der obere Teil schien aus durchsichtigem Plexiglas zu bestehen. Keine Schalter oder Knöpfe. Was, zum Henker, hatte das zu bedeuten? Darüber grübelnd verließ das Mädchen erst mal wieder den Raum, um die frisch ergatterten Sachen in ihrer Tasche zu verstauen und etwas essen zu gehen. Minuten später breitete Wendy auf ihrem Bett mit vor Freude leuchtenden Augen ihre Sammlerstücke aus und betrachtete sie ausgiebig. Sie freute sich immens über diese gut gelungen Figuren, die ca. 25 cm groß und sehr authentisch waren. Selbst die Gesichter waren so gut geworden, dass man hätte meinen können, die Figuren seien direkt aus dem Anime entsprungen.

    „Oooooh, wo hast du die denn her?“ Michaela quietschte ihr unverhofft hingerissen ins Ohr und machte Anstalten, nach der Ryoga-Figur zu greifen.
    „Finger weg!“ schnappte Wendy verärgert und haute der anderen auf die Finger.
    „Damit das klar ist, Michaela. Das sind meine Sachen. Außer mir packt die keiner an. Klar?“
    „Schon gut“, maulte die Angesprochene. „Brauchst ja nicht gleich so eingeschnappt zu sein.“


    Nach einer längeren Pause fragte Michaela zaghaft, ob denn auch Wendy zum Karaoke gehen würde. Sie bestätigte dies, ohne vorher nachzudenken und bereute ihre Antwort im nächsten Augenblick. Denn Michaela war so glücklich darüber, dass sie Wendy auf McDonald’s einlud und ca. neunzig Minuten später lugten sie zusammen neugierig in den Karaoke-Saal. Zu ihrer Überraschung hatten sich schon ca. 30 mutige Teenager und Erwachsene eingefunden. Einer der Techniker, der auch schon Stunden zuvor zugegen gewesen war, unterhielt sich mit einem Mann, der so um die Mitte dreißig sein mochte. Er blickte kurz in die Richtung der Mädchen und nickte ihnen freundlich zu. Wendy spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Von irgendwoher kannte sie ihn; nur konnte sie sich nicht entsinnen, woher. Der Techniker verabschiedete sich kurz darauf von ihm, ging an den Mädchen vorbei und tippte grüßend an seine Baseballkappe.

    „Viel Spaß beim Karaoke, Wendy“, raunte er ihr zu, bevor er den Raum verließ.
    „Klar, werde ich haben“, antwortete diese ganz spontan. Aber Moment mal – woher kannte er ihren Namen? Verwirrt blickte sie ihm nach. Merkwürdig, sehr merkwürdig. Doch bevor sie noch weiter grübeln konnte, zog Michaela sie bereits zu den anderen.

    Einer der Organisatoren begrüßte die Gruppe kurz darauf und erklärte ihnen anschließend den Umgang mit der Anlage. Die Wassersäulen waren in der Zwischenzeit eingeschaltet worden und spendeten ihr eigentümliches Licht. In der Computer-Einheit der Anlage waren angeblich Hunderte von Songs gespeichert. Nicht nur Anime-Songs. Man brauchte nur den gewünschten Titel einzugeben und schon würde der Song-Clip oder der Vorspann des Anime auf der Leinwand erscheinen. Im unteren Drittel wurde der Text eingeblendet. Und die Mutigen konnten dabei auch zwischen Headset und Micro wählen. Klang doch simpel! Zum Einstieg liefen ein paar Songs aus den 80ern. Schließlich traute sich die Erste. Oh Himmel! Das Mädchen traf selten einen Ton und verpasste zudem ihre Einsätze. Scheuuuuuußlich! Sie wurde auch postwendend von einer anderen abgelöst, die jedenfalls besser singen konnte. Schließlich versuchte sich auch Michaela im Karaoke und Wendy war angenehm überrascht, denn das sonst so quietschende Mädchen sang einen klaren einwandfreien Alt. Während Wendy ihr zuhörte und die ein oder andere Melodie mitsummte, hatte sie das Gefühl, von jemanden angestarrt zu werden. Also blickte sie sich suchend um und erkannte, dass es der Mann von vorhin war, der sie unentwegt anblickte. Irgendwie fragend und auffordernd zugleich. Fast wie unter Zwang gab sie ihm durch Handzeichen zu verstehen, dass es noch nicht ihre Songs waren. Warum sie das tat, war ihr schleierhaft. Und noch immer grübelte sie darüber nach, woher sie ihn eigentlich kannte, ohne dahinterzukommen.



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 21.12.2006, 16:53


    Chapter 3




    Als der Fremde aufstand, an den Computer ging und dort etwas eintippte, erklangen nach dem letzten Lied die ersten Töne eines Conan-Titelsongs. Das war schon eher etwas für Wendy, die so ziemlich jeden deutschen und japanischen Opening- und Closing-Song in- und auswendig kannte. Ohne darüber nachzudenken, sprang sie auf die Bühne, nahm der verdatterten Michaela das Mikro aus der Hand und begann zu singen. Diese merkwürdige Säule, die ihr vorhin schon aufgefallen war, schien sie dabei magisch anzuziehen. Von Neugierde getrieben, näherte sie sich immer mehr dem schlanken glitzernden Körper. Aber so sehr sie auch suchte; sie fand weder Knöpfe noch Schalter, was sie immer noch irritierte. Denn das sanfte Pulsieren, das von dem Teil ausging, musste doch von irgendwo her kommen!


    Als einer ihrer absoluten Lieblings-Songs erklang, hätte Wendy am liebsten laut aufgejubelt. Von Anfang an hatte sie das Lied Eine neue Welt geliebt. Aber war es bewusst oder unbewusst, dass sich während des Singens gegen die merkwürdige Säule lehnte? Jedenfalls verspürte sie auf einmal ein angenehmes Kribbeln auf ihrem Rücken – warm und pulsierend wie die Säule selbst. Wendy konnte sich auch später nicht erklären, warum sie auf einmal an Duel-Monster-cards dachte. Urplötzlich hatte sie das Bild vom Zauberer der Zeit vor Augen, einer Karte, die sie durchaus mochte. Einen Sekundenbruchteil später starrte sie verdattert auf ihre Hand, welche genau diese Karte hielt! Seltsamerweise sang sie weiter, obwohl doch etwas sehr Merkwürdiges vor sich ging. Etwas, das sie nicht erklären konnte. Für einen Moment dachte sie an eines der Games, das sie gerne spielte und wunderte sich schon fast nicht mehr darüber, als ihre Finger kurz darauf einen Pokeball umschlossen und sie selbigen in die Luft warf. Ein Tauboss materialisierte sich schreiend vor aller Augen und ein erstauntes Raunen erklang. Mit schräggelegtem Kopf blickte der Vogel auf Wendy, die wie unter Zwang langsam auf das Tauboss zuging und es vorsichtig berührte. Sie glaubte sogar, Wärme und einen Herzschlag unter ihren Fingern zu spüren, als mächtige Flügel sie sanft umarmten, ehe der Vogel kurz seinen Kopf an ihre Wange schmiegte und sich anschließend darauf wieder auflöste. Egal, an was sie dachte, alles schien für einige Herzschläge tatsächlich vorhanden zu sein. Manchmal glaubte sie sogar, die ihr vertrauten Anime-Charaktere kurz zu sehen, wie sie ihr zuzwinkerten oder grüßend die Hand hoben. Etwas Unbegreifliches ging vonstatten und Wendy bemerkte die überraschten Blicke der Anwesenden durchaus. Jeder schien sich zu fragen, wie sie dies anstellte. Aber das Mädchen hätte darauf auch keine plausible Antwort geben können – sie wusste es ja schließlich selbst nicht. Erneut erklangen die Töne ihres Lieblingsliedes. Wendy sang ihn einfach und stellte sich fast wie in Trance hinter die Säule. Ganz langsam näherte sich ihre rechte Hand der durchsichtigen Plattform, bis sie schließlich flach darauf lag. Ein leichter Nebel stieg daraufhin auf und ein Lichtblitz schien das Mädchen zu erfassen.


    Was war passiert? Sie sah sich singen und gleichzeitig war sie woanders. Unbewusst wollte sie das Mikro beiseite legen und starrte ungläubig auf ihre Hand. Sie sah auf einmal … so gezeichnet aus. Mit einem erschreckten Keuchen ließ sie das Mikro fallen und blickte schockiert an sich herab. Ihr ganzer Körper sah aus, als sei sie eine Anime-Figur! So langsam fing sie an, an ihrem Verstand zu zweifeln und fragte sich ernsthaft, ob sie verrückt würde.

    „Hallo, Wendy.“ Eine Stimme, irgendwo vor ihr im Nebel. Sie klang vertraut. Schritte näherten sich. Sekunden später nahm sie schemenhafte Konturen wahr. Jemand kam auf sie zu.
    „Was ist mit mir passiert?“ fragte sie in Richtung des Schemen.
    „Etwas Einmaliges“, antwortete die Stimme. „Etwas, das nur wenigen vergönnt ist.“

    Die Stimme war jetzt ganz nah. Schließlich trat eine Person aus dem Nebel. Sie sah ebenso gezeichnet aus wie Wendy zu diesem Zeitpunkt. Wie aus einem Anime entsprungen. Violette Augen musterten sie teils aufmerksam, teils amüsiert. Blonde wirre Strähnen, umgeben von einem violetten Hauch umrahmten ein markantes Gesicht.

    „Aber … das ist doch unmöglich!“
    Der junge Mann vor ihr lächelte. „In der Welt der Anime ist nichts unmöglich, Wendy.“
    „Du bist eine Anime-Figur, gezeichnet von einem Menschen.“ Sie war sicher, den Verstand zu verlieren.
    „Ja, das ist wahr“, bestätigte ihr Gegenüber, während er eine imaginäre Fluse von seinem Gehrock schnippte. „Aber Figuren werden durch die Phantasie der Menschen lebendig“, erklärte er mit ruhiger Stimme. „Und deine Phantasie ist sehr lebhaft, Wendy. Dadurch wurde unsere Neugierde geweckt. Und deshalb bist du hier – in unserer Welt.“

    Er zwinkerte ihr freundschaftlich zu und wandte sich zum Gehen. „So, nun komm, Wendy. Die anderen warten bereits auf uns.“
    Er ging schon wieder in den Nebel, während sie noch wie angewurzelt dastand. „Die anderen? Welche anderen?“ rief sie dem Jungen hinterher.
    Er blieb stehen und wandte sich ihr kurz zu. „Du wirst sie gleich sehen, Wendy“, antwortete er lächelnd und winkte ihr, ihm zu folgen. „Komm, Wendy. Folge mir.“

    Sekundenlang stand sie noch wie gelähmt da, bevor die Starre von ihr abfiel.
    „Hey! Warte – Yu-gi!“



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 08.01.2007, 15:21


    Chapter 4




    War das nicht wirklich absurd? Sie sah aus wie eine Anime-Figur und lief einer hinterher. Noch dazu Yu-gi. Allerdings die erwachsene Ausgabe. Wendy kniff sich mehrmals in den Arm, um dabei festzustellen, dass sie nicht träumte. Das alles geschah wirklich. Yu-gi verlangsamte seinen Schritt, damit sie zu ihm aufholen konnte. Vor ihren Augen begann sich der Nebel zu lichten. Eine wunderschöne Wiese lag vor ihnen, einige Hundert Meter entfernt stand ein Haus. Das Mädchen konnte Bewegungen ausmachen. Offensichtlich warteten „die anderen“ bereits auf sie. Unbewusst blieb sie stehen, um die Szenerie auf sich wirken zu lassen. Yu-gi bemerkte es, blieb ebenfalls stehen und wandte sich ihr zu.

    „Was ist, Wendy?“
    „Das alles erscheint mir so unwirklich. Wie ein Traum.“
    Er lächelte verstehend, kam auf sie zu und griff nach ihrer Hand.
    „Manche Träume werden Wirklichkeit, Wendy“, erklärte er ruhig. „Du brauchst keine Angst zu haben. Sie sind alle nur neugierig auf dich.“
    Ein derartiges Einfühlungsvermögen hatte sie dem Pharaonen-Ego gar nicht zugetraut. Sie kannte ihn nur energisch, zielbewusst und selbstsicher. Diese Nuance war neu und irgendwie befremdend. Sie versuchte zu lächeln, aber es misslang.
    „Die anderen beißen nicht“, erklärte er grinsend. „Obgleich man dies andererseits nie garantieren kann. In dieser Konstellation, die du gleich antreffen wirst, wirst du uns sonst nicht erleben. Nun komm.“
    Eigentlich zog er das Mädchen mehr hinter sich her, die noch immer nicht ganz verstand, was momentan vor sich ging.

    Als sie sich dem Haus näherten, erkannte Wendy auch den ein oder anderen. Zwei Mädchen stritten darüber, ob es Tee oder Kakao geben sollte. Ein kleiner Junge mit Brille ließ sich von einem größeren Jungen mit zersausten blonden Haaren in die Geheimnisse von Duell-Monster einweihen. Drei andere Jungen schienen sich einfach nur zu unterhalten. Ein weiterer Junge mit weißen Haaren blickte in ihre Richtung und deutete auf die Ankommenden. „Sie sind da!“ rief er erfreut. Auch die übrigen blickten nun in ihre Richtung. Wendy wäre am liebsten im Erdboden versunken, so peinlich war ihr das Ganze. Sie traute sich kaum, einen von ihnen anzublicken. Der Junge mit der Brille eilte auf sie zu und streckte dem Mädchen seine Hand entgegen.

    "Hallo, Wendy. Schön, dass du endlich da bist.“
    Verdattert schüttelte sie die dargebotene Hand. „Hallo, Conan.“
    Irrte sie sich, oder stotterte sie blöd vor sich hin?
    „Ging alles glatt, Yu-gi?“ erkundigte sich der weißhaarige Junge, während er den Neuankömmling aufmerksam betrachtete.
    „Na klar, Bakura. Alles bestens.“

    Zusammen gingen sie auf die Wartenden zu und setzten sich.
    „Hey, Alter. Eine lustige Mischung ist das hier.“
    Joey grinste über das ganze Gesicht und knuffte seinem Freund freundschaftlich in die Seite. Danach hockte er sich im Schneidersitz vor das verlegen wirkende Mädchen.
    „Und du bist also Wendy“, stellte er grinsend fest. „Freut mich, dich kennen zu lernen.“
    Sie erwiderte sein Grinsen mit einem scheuen Lächeln. Auch der andere – Tristan – setzte sich zu ihnen.
    „Laß sie doch erst mal zur Ruhe kommen, Joey. Sie ist doch noch völlig verwirrt.“
    „Ach was.“ Joey machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das wird schon.“
    „Nette Klamotten“, murmelte einer der anderen Jungen und setzte sich ebenfalls. „Wir sehen aus wie Zwillinge.“

    Verlegen schaute sie zu ihm auf. „Bei uns gibt es eine Redensart, die besagt, dass Imitation die größte Form der Bewunderung sei. Ich hoffe, du bist deswegen nicht böse auf mich, Ranma.“
    Verdutzt blickte er sein Gegenüber an. „Nicht im Geringsten, Wendy. Ich fühle mich geehrt.“
    „Schleimer“, brummte ein Junge mit Geparden-Stirnband. „Dass du es einfach nicht lassen kannst.“
    „Jetzt mach’ mal halblang, Ryoga“, blaffte Ranma und gab direkt danach einen Schmerzensschrei von sich, als Akane ihre Faust auf seinem Kopf sausen ließ.
    „Warum hast du das getan, Akane? Was hab’ ich jetzt schon wieder falsch gemacht?“
    Seine Stimme klang fast weinerlich, während er vorsichtig die Beule abtastete.
    „Das weißt du genau, Ranma“, knurrte das Mädchen.
    „Ich wollte doch nur freundlich sein. Deswegen brauchst du mich doch nicht gleich zu schlagen.“
    „Freundlich – ja? Soll ich dir das etwa glauben?“

    Oh wei – Akane war aufbrausend wie eh und je und Wendy fragte sich, wie sie diese Situation mildern konnte. Die Frage wurde von dem anderen Mädchen beantwortet, die mit einem Tablett bewaffnet auftauchte.
    „Ich habe dann doch Kakao gemacht“, erklärte sie mit lauter Stimme, um Akane zu bremsen. Auffordernd hielt sie jedem das Tablett hin. Für den heißen Kakao war auch Wendy in der Tat dankbar. Ranma und Ryoga schnupperten argwöhnisch an ihren Bechern. Schließlich traute sich Saotome und nahm einen vorsichtigen Schluck. Es schien ihm zu schmecken, also probierten auch Ryoga und Akane das für sie ungewohnte Getränk. Und für eine Weile saß die fremd wirkende Gruppe einfach nur da und genoss den dampfenden Kakao…..



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 08.01.2007, 15:34


    Chapter 5




    „Euch alle hier zu sehen, ist schon eine Kuriosität für sich“, meinte Wendy irgendwann. „Wie kam das eigentlich zustande?“
    „Es zog mich einfach hierher“, erklärte Conan achselzuckend. „Warum fragst du?“
    „Ihr wisst, dass ihr Anime-Figuren seid“, versuchte sie, ihre Gedanken in Worte zu fassen. „Und dass ihr euch eigentlich nie über den Weg laufen würdet.“
    „Es sei denn, dass uns die Phantasie eines Menschen zusammenführen würde“, erklärte abermals Conan.
    „Unser Shinichi, immer kühler Logiker.“ Wendy grinste den Jungen an, der rot anlief.
    „Wer? Ich? Wieso?“
    Ranma beugte sich kichernd zu Conan hinüber.
    „Sie hat dich halt durchschaut, mein Lieber.“
    Conan murmelte irgendwas und bohrte seinen Finger ins Gras.
    „Und ihr?“ fragte Wendy und blickte alle an.
    „Das Haus war das Ziel“, überlegte Ryoga laut. „Wir sind einfach hierher gegangen.“
    „Ohne euch zu verlaufen?“
    Die Frage rutschte ihr einfach so raus und die Worte taten ihr im selben Augenblick leid. „Tschuldige, Ryoga. War nicht so gemeint.“
    „Schon gut. Ich weiß es ja selbst.“
    „Deshalb ist er ja auch bei uns mitgegangen.“
    Ranma grinste und verkniff sich nur mühsam das Lachen.
    „Duuuuuu …..“

    Na toll. Jetzt schlugen sich die beiden. Und das wegen so einer Lappalie. Wortlos stand Wendy kurz darauf auf und ging ins Haus. Im Inneren orientierte sie sich kurz, ehe sie die Küche fand und dort zwei Gläser nahm, selbige mit kaltem Wasser füllte und wieder nach draußen ging. Noch immer kämpften die beiden miteinander. Kopfschüttelnd näherte sie sich den Streithähnen und begoss sie mit dem Wasser. Sekundenlang war es still. Alle Anwesenden mussten erst mal den Schreck verdauen, den die Verwandlung mit sich brachte.
    „Das ist alles nur deine Schuld, Ryoga. Arrgh, ich könnte dich erwürgen.“
    Das Mädchen mit dem roten Zopf machte Anstalten, sich auf das kleine schwarze Ferkel zu stürzen, das sich mit einem erschreckten Quietschen hinter Wendys Füßen versteckte.
    „Es ist gut jetzt, Ranma“, erklärte sie an das Mädchen gewandt. „Beruhige dich.“
    Dann ging sie in die Hocke und schnappte sich das Ferkel.
    „Und du beißt sie nicht. Verstanden, Ryoga?“
    „Oink-oink.“ Fast treuherzig blickten die großen dunklen Augen zu ihr hoch. Wendy setzte sich wieder und hielt das Ferkel dabei fest, während die anderen geschockt ihre Blicke zwischen Ranma und Ryoga hin- und herschweifen ließen.
    „Wa ….?“ Joey raufte sich die Haare. „Das ist mir zu hoch. Was ist denn nun passiert?“
    Wendy stupste daraufhin Ranma an, die verlegen vor sich hinstarrte. „Verwunschene Quellen“, erklärte sie mit kratziger Stimme. „Bei Kontakt mit kaltem Wasser werde ich zu einem Mädchen, Ryoga zu einem schwarzen Ferkel.“

    „P-chan.“ Fassungslosigkeit vibrierte in Akanes Stimme und Wendy schrak zusammen. Sie hatte völlig vergessen, dass Ryoga dieses Geheimnis stets vor Akane geheim gehalten hatte. Sie schimpfte sich selbst einen Idioten und fragte sich, wie sie nur so blöd gewesen sein konnte. Direkt entschuldigend schaute sie dann in Akanes Richtung, während sich P-chan duckte und sich in Wendys Schoß so klein wie möglich machte. Yu-gi hingegen betrachtete sich die beiden neugierig.
    „Das ist interessant“, stellte er fest. Seine Stimme klang nun hell und jünger als vorhin. Er war in der Zwischenzeit zu dem kleinen Yu-gi geworden. Auf diese Weise hatte Wendy nun Gelegenheit, beide Persönlichkeiten kennen zu lernen, während Conan leichenblass geworden war. „Lässt sich das wieder rückgängig machen?“ fragte er schockiert.
    „Mit heißem Wasser verwandeln wir uns wieder zurück“, erklärte Ranma und blickte verwirrt auf, Als Akane wie in Trance aufstand und ins Haus ging.
    „Oh-oh, das sieht nach Ärger aus“, murmelte sie. „Wir sollten besser abhauen, Ryoga.“
    Doch das Ferkel machte keine Anstalten, wegzurennen. Stattdessen starrte es neugierig in Conans Richtung, in dessen Augen sich ein paar Tränen angesammelt hatten. Automatisch beugte sich Wendy zu ihm hinüber und legte ihm ihre Hände auf die schmalen Schultern.
    „Irgendwann wist du auch von deinem Fluch erlöst sein, Shinichi. Dann kannst du dein normales Leben wieder aufnehmen.“
    Sicher, das war nur ein schwacher Trost. Aber was sollte man ihm sonst sagen?

    Jedes weitere Wort erübrigte sich allerdings, als Akane wieder auftauchte. In der Hand einen Kessel mit heißem Wasser …..



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 08.01.2007, 15:38


    Chapter 6




    Ranma sprang zur Seite, um nicht von dem heißen Nass getroffen zu werden. Leider war Wendy nicht so schnell. Kochendheißes Wasser ergoss sich über P-Chan und sie. Während das Mädchen noch frustriert auf ihre nassen Sachen blickte, sprang Ryoga quietschend umher.
    „Heiß, heiß, heiß!“ japste er und schüttelte sich. Als die anderen glucksend und kichernd in seine Richtung blickten, schaute auch Wendy auf. Ryoga wirkte erst schockiert, ehe ihm die Schamesröte ins Gesicht schoss.

    Gegen ihren Willen musste auch Wendy kichern. Der arme Ryoga stand völlig nackt vor ihnen. Welch ein Anblick! Da stand er nun vor ihnen, hielt seine Hände schützend vor ….. ups, ihr wisst schon was und funkelte Akane zornig an, während sich Ranma vor Lachen krümmte.
    „Warum hast du das getan?“ Ryoga war außer sich vor Zorn.
    „Oh, gefällt es dir eher, ein Ferkel zu sein?“ fragte Akane fast gleichgültig. „Sooo, und nun zu dir, Ranma.“
    Das Mädchen hob abwehrend die Hände. „Lass uns darüber reden, Akane. Von Mädchen zu Mädchen, ok?“
    Doch seiner Freundin war nicht zum Scherzen zumute. Sie fühlte sich maßlos ausgenutzt und über’s Ohr gehauen. Da sie Ryoga nun vor aller Augen blamiert hatte, wandte sich ihre Wut nun gegen Ranma. Ryoga hingegen klaubte seine Sachen vom Boden auf und versteckte sich hinter einem Gebüsch, um sich anzuziehen. Téa gluckste und stupste Wendy an. „Niedlich, was?“
    Sie grinste breit. „In der Tat, Téa. In der Tat.“

    Die übrigen Jungen sahen einander erst fragend an, ehe sie einstimmig die Köpfe schüttelten. Irgendwo hinter ihnen erklang kurz darauf ein erschreckter Aufschrei.
    „Ich vermute mal, Akane hat Ranma gestellt“, kommentierte Yu-gi mit einem Grinsen.
    „Darüber reden wir noch“, brummte der Gemeinte, nun wieder ein Junge. Auch Ryoga gesellte sich wieder zu der Gruppe, ebenso Akane. Ihre Augen funkelten noch immer vor Wut. Ein peinliches Schweigen entstand, bis Wendy schließlich etwas einfiel.
    „Was ich euch fragen wollte. Ich hab da vorhin einen Mann gesehen, der mir bekannt vorkam.“
    Yu-gi nickte. „Du meinst Sam.“
    „Möglich, dass er so heißt. Aber wer ist das?“
    „Eine Art Wächter“, erklärte Ranma.
    „Wächter? Wie meinst du das?“ hakte sie verwirrt nach.
    „Nun, nicht jeder darf hierher. Sam achtet darauf, dass kein Unbefugter die Grenze überschreitet. Und er passt auch auf dich auf.“
    Ranma klang ungewöhnlich ernst.
    „Er passt auf mich auf? Das verstehe ich nicht.“
    „Sam ist immer in deiner Nähe. Daher kommt er dir so vertraut vor. Wenn bekannt ist, wann wieder ein Mensch zu uns darf, wird ein Wächter losgeschickt, um auf den oder die Auserwählte aufzupassen. Er darf sich dir aber nicht vorstellen oder dich warnen. Du musst ganz unbefangen sein, wenn du hier das erste Mal bist.“
    Auch Tristan klang sehr ernst und nicht so locker wie sonst.
    „Aber er ist ein Mensch, oder?“ Jetzt wollte sie es doch ganz genau wissen.
    „Nur diejenigen, die ebenso leidenschaftliche Anime-Fans sind wie du eignen sich dafür, von uns in unsere Welt eingeladen zu werden“, antwortete Yu-gi ausweichend. „Ein Wächter trägt die Verantwortung für die auserwählte Person. Stress oder Angst erschwert das Ganze. Du standest auf der Bühne und hast gesungen, warst also innerlich befreit. Und nur so kann es funktionieren.“



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 05.02.2007, 14:29


    Chapter 7




    Irgendwann bemerkte Ryoga, dass die Gruppe Wendys Eintritt in ihre Welt noch nicht gebührend gefeiert hätten. Joey bekam fast postwendend Hunger und machte ein langes Gesicht, als er die Worte seines Freundes vernahm.
    „Das muss warten“, erklärte Yu-gi und stand auf. Seine Stimme klang auf einmal wieder dunkler und ernster. Seine Verwandlungen gingen stets unbemerkt vonstatten.
    „Es wird Zeit, zu gehen. Die Nebel lichten sich bereits.“
    „Jetzt schon?“ Wendy konnte die Enttäuschung nicht aus ihrer Stimme verbannen, als sie sich ebenfalls erhob.
    „Werde ich euch je wieder in dieser Gruppierung sehen?“
    „Aber natürlich.“ Conan klang zuversichtlich. „Wir sind doch jetzt Freunde.“
    „Aber wie werde ich zu euch gelangen?“ Verzweiflung machte sich in dem Mädchen breit. Sie wollte noch nicht zurück!
    „Wann immer dein Körper ruht, wird deine Seele bei uns sein“, erklärte Ryoga und blickte sie dabei aufmerksam an.
    „Es ist wie ein festes Band, das uns von nun an verbindet“, fügte Ranma augenzwinkernd hinzu und streckte seine Hand mit dem Rücken nach oben aus.
    „Freunde“, sagte er bestimmt und blickte auffordernd in die Runde.
    „Freunde“, wiederholte Wendy und legte ihre Hand auf seine.
    Die anderen taten es ihnen nach. Es war ein bewegender Moment für Wendy. Zum Schluss legte Akane ein Band über die übereinander gelegten Hände, um den simplen, doch bedeutenden Schwur zu besiegeln.
    „Es wird Zeit“, murmelte Yu-gi und blickte das Mädchen abwartend an.
    „In der Zwischenzeit werden wir ein Festessen auf die Beine stellen“, versprach Joey im Brustton der Überzeugung.
    „Falls Téa kochen kann“, bemerkte Ranma grinsend. „Akane kann es nämlich nicht.“


    Schweren Herzens machte sich Wendy Minuten später mit Yu-gi auf den Rückweg. Beide waren recht schweigsam. Irgendwann näherten sie sich den Ausgangspunkt. Wie durch einen Spiegel sah Wendy sich selbst, noch immer auf der Bühne singend.
    „Wie kann das eigentlich sein und wieviel Zeit ist vergangen?“
    Yu-gi blinzelte nachdenklich. „Die Säule ist die erste Verbindung. Sie verdoppelt die auserwählte Person für eine halbe Stunde. Deswegen konntest du an zwei Orten gleichzeitig sein. Aber nun wirst du sie nicht mehr brauchen, die benötigen wir nur beim ersten Aufeinandertreffen, damit der Kontakt zustande kommen kann. Es ist also gerade mal eine halbe Stunde vergangen“, erklärte er schließlich.
    „Nur dreißig Minuten?“ wiederholte Wendy verblüfft. „Es kam mir aber viel länger vor.“
    „Weil es für dich ungewohnt war. Dein duplizierter Körper ist wie unserer. Die Anpassungsphase ist an für sich recht kurz, wenn sich derjenige darauf einlässt und es einfach als gegeben hinnimmt. Dennoch sind wirklich nur dreißig Minuten vergangen“, beteuerte der Junge mit unschuldigem Blick.
    „Man wird mich fragen, wie ich all das machen konnte. Was soll ich bloß sagen?“
    „Ganz einfach. Sag, es handle sich um eine Art Holo-Projektor. Es waren Hologramme. Sie werden dir glauben.“
    So ganz überzeugt war Wendy von seinen Worten nicht. Daraufhin deutete Yu-gi grinsend in die Menge. „Er wird dir dabei helfen. Verlass dich darauf.“
    Das Mädchen folgte seinem Fingerzeig und erkannte besagten Sam.
    „Und wie komme ich jetzt wieder zurück?“
    „Du musst einfach nur durch das blaue Licht gehen. Keine Angst, es wird nichts passieren. Und in wenigen Stunden sehen wir uns ja wieder, um zu feiern.“
    Er zwinkerte ihr dabei fröhlich zu.
    „Aber drei fehlen noch. Werden sie auch nachher da sein?“
    Sie sahen einander an. Yu-gis Augen waren auf einmal voller Verständnis. Er schien Wendy bis auf den tiefsten Grund ihrer Seele blicken zu können.
    „Großvater, Mokuba und Seto. Sie werden da sein, versprochen.“

    Zum Abschied nahm sie den geheimnisvollen Jungen in den Arm und gab ihm einen scheuen Kuss auf die Wange.
    „Danke für die wundervolle Zeit, Yu-gi. Es hat mir unglaublich gefallen.“
    „Es werden noch viele wunderbare Stunden und Tage folgen, Wendy“, versprach er ihr mit leicht gerötetem Kopf. Mit einem Kuss hatte er nicht gerechnet und im Moment machte er eher einen verlegenen Eindruck. „Bis nachher also.“
    „Ja, bis nachher. Ich freue mich jetzt schon darauf.“
    „Ich mich auch, Wendy.“

    Zögernd ging das Mädchen anschließend durch das blaue Licht. Wissend, dass ihr neuer Freund ihr hinterher blickte …



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 05.02.2007, 14:35


    Chapter 8




    Von jetzt auf gleich stand sie wieder auf der Bühne, die letzten Töne des Songs „Land of make believe“ hallten noch nach. Wie passend dieser Song doch war. Applaus ertönte und das Mädchen strahlte. Hatte sie sich das eben Erlebte vielleicht doch nur eingebildet? Wendy deutete an, eine Pause zu benötigen und ließ ihren Blick suchend umherschweifen. Kurz darauf entdeckte sie besagten Sam, der ihr freundlich zulächelte und auf ein Glas Coke deutete. Also verließ sie die Bühne und bahnte sich einen Weg zu ihm.

    „Mensch, wie hast du das bloß gemacht?“ Oh, Gott. An Michaela hatte Wendy gar nicht mehr gedacht. Widerwillig drehte sie sich zu ihr um und bemühte sich um Freundlichkeit.
    „Es waren Hologramme, Micky“, erklärte sie ruhig. „Das Gerät auf der Bühne ist ein Holo-Projektor.“
    „Aha. Aber wie …?“
    „Michaela!“ fiel Wendy ihr energisch ins Wort. „Gönn’ mir doch einfach erst mal eine Pause, ok? Nachher erkläre ich dir alles.“ Nach diesen Worten ließ sie Michaela einfach stehen und setzte sich kurz darauf neben Sam. „Eine echte Klette, die Kleine“, bemerkte er grinsend und schob Wendy ihr Getränk zu.
    „Und nervig obendrein. Danke für die Cola, Sam.“
    Er nickte einfach nur und betrachtete sich das Mädchen aufmerksam.
    „Wer hat dich abgeholt?“
    „Yu-gi.“
    Für einen Moment wirkte er verblüfft. „Ich hatte auf Ranma getippt.“
    „Sie wollen nachher noch feiern“, erklärte Wendy nachdenklich. „Kommst du auch?“
    „Wenn das eine Einladung war, nehme ich gerne an. Falls Akane nicht diejenige ist, die kochen soll.“
    Die beiden grinsten sich an und diesmal beäugte sie ihn. Sam machte einen symphatischen Eindruck. Er war wohl um die Mitte dreißig und gut 1,80 Meter groß. Schwarze Haare fielen leicht zersaust in sein Gesicht. Und in seinen braunen Augen glitzerte ein amüsiertes Funkeln. Wendy wusste plötzlich, wo sie ihm schon mal begegnet war. Auf dem Heimweg nach der Schule oder auch beim Einkaufen. Aber sie hatte ihn nie bewusst wahrgenommen.

    „Du siehst zufrieden aus“, durchbrach er ihre Gedanken. „Die meisten sind zunächst schockiert. Du scheinst das Ganze besser verarbeitet zu haben. Das ist gut, Wendy.“
    Wendy vermutete daraufhin, ein dämliches Bananengrinsen zur Schau zu tragen.
    „Es war einfach nur toll, Sam. Ich hab mich selten so gut gefühlt. Obgleich es mir noch immer wie ein Traum vorkommt.“
    „Hm, ein wunderschöner Traum, nicht wahr?“
    Sie nickte. „Sie sagten, du seiest ein Wächter und zugleich mein Schutzengel.“
    „Naja, das ist vielleicht ein wenig übertrieben. Aber ich achte schon auf dich, das stimmt wohl. Du sollst wohlbehalten bei ihnen ankommen.“
    „Ich verstehe das Ganze noch nicht wirklich. Aber es ist auch egal. Ich weiß, dass du zu meinen Freunden gehörst. Und das reicht mir.“

    Irgendwie hätte Wendy die ganze Welt umarmen können, so gut fühlte sie sich. Falls es doch ein Traum war, so sollte er niemals enden. Eine knappe Stunde später stand sie auf, um den Schlafsaal aufzusuchen und Sam begleitete sie. Sein Bett war ganz in ihrer Nähe, was sie nicht wirklich verwunderte.
    „Reicht es wirklich, einfach nur einzuschlafen?“ fragte sie ihn unverhofft. Die alten Zweifel kehrten zurück.
    „Denk einfach an sie, das ist sehr hilfreich. Du hast den Weg bereits beschritten, Wendy. Du wirst sie finden, ohne dich zu verlaufen. Ich sag einfach mal, bis gleich. Wird bestimmt lustig.“ Sam zwinkerte ihr zu; wohlwissend, dass das Mädchen so schnell wie möglich ins Bett wollte.



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 05.02.2007, 14:43


    Chapter 9




    Sam hatte Recht. Als Wendy einschlief, erinnerte sie sich an das Zusammensein, rief sich ihre Gesichter ins Gedächtnis zurück. Der Nebel machte ihr auch nun keine Angst mehr. Er wirkte nun mehr wie eine weiche, flauschige Decke, unter der sie sich einfach nur wohlfühlte.

    Wenige Minuten später spürte Wendy weiches Gras unter den Füßen. Der Geruch von gegrilltem Fleisch stieg ihr zudem in die Nase. Sie winkte und rief, um auf sich aufmerksam zu machen. Joey entdeckte das Mädchen als Erster und gestikulierte wild. Also lief sie über die Wiese, um so schnell wie möglich wieder bei ihren neuen Freunden zu sein, was Sam mit einschloss, der ebenfalls schon anwesend war. Genau wie Wendy sah er nun aus wie eine Anime-Figur, was beide belustigte.
    „Wo ist denn Yu-gi?“ erkundigte sich Wendy, als sie den Jungen nirgends entdecken konnte.
    „Er kommt gleich wieder, wollte nur etwas holen.“
    Die Stimme war hell, leicht kratzig, wie von einem Kind. „Mokuba!“
    Das Mädchen freute sich riesig, ihn zu sehen und jemand räusperte sich hinter ihr.
    „Yu-gi sagte, wir seien eingeladen. Das ist sehr nett von dir, Wendy.“

    Ups – so groß war ihr Seto nie vorgekommen, wie sie sich eingestehen musste.
    „Ist doch Ehrensache“, erwiderte sie verlegen.
    „Oh, du bist ja schon da.“ Yu-gi klang verblüfft, als er zu ihnen trat.
    „Das ist doch verständlich“, brummte der alte Mann neben ihm. „Sie ist neugierig und will wieder bei euch sein.“
    Großvater Muto! Am liebsten hätte sie ihn umarmt, doch unterdrückte sie den Impuls. Die Familienzugehörigkeit war in der Tat unverkennbar. Beide hatten das wirre Haar und die großen verständnisvollen Augen. Großvater Muto nickte zum Haus hinüber. „Das riecht ganz gut, findet ihr nicht? Wenn wir uns beeilen, bekommen wir sogar noch was ab.“
    Augenzwinkernd ging er anschließend an den Wartenden vorbei, um sich was zum Essen zu holen. Auch die vier gesellten sich dazu. Yu-gis Großvater nickte dem Jungen nach kurzer Zeit auffordernd zu und Yu-gi räusperte sich verlegen.
    „Wir wollten dir etwas schenken, Wendy“, begann er scheu. „Als Symbol unserer Freundschaft.“ Nach diesen Worten überreichte er dem Mädchen einen Gegenstand, der in ein rotes Tuch gewickelt war. Mit leicht zitternden Fingern wickelte Wendy das Geschenk aus und starrte Sekunden später verdattert auf eine Kette mit Anhänger. Selbiger war ca. 5 cm groß und schien aus Gold zu sein. Er zeigte eine Burg oder Art Festung und in der Mitte schien das ägyptische Auge Wendy anzublicken. Das gleiche Auge, das auch Yu-gis Milleniums-Puzzle zierte! Allerdings gab es doch einen Unterschied. Das Auge des Anhängers schien Strahlen auszusenden.
    „Aber …“ Irgendwie wollten ihr keine passenden Worte einfallen, so überrascht war sie.
    „Die Festung symbolisiert die Stabilität unserer Freundschaft“, erklärte Yu-gi eifrig. „Und die Strahlen sind wir. Es soll dich daran erinnern, dass wir immer für dich da sein werden.“
    Wendy war einfach nur sprachlos. Dankend neigte sie den Kopf, ehe sie sich die Kette überstreifte. „Ich werde dieses Geschenk in Ehren halten“, versprach sie mit rauer Stimme.

    Sekundenlang sprach keiner ein Wort. Bis Joey etwas vom Grill vor die Nase der Freunde hielt. „Würstchen?“ fragte er grinsend. Alle lachten. Joey schien manchmal ein wenig naiv zu sein, gleichermaßen aber lieb. Im Laufe der nächsten halben Stunde hatten sich alle um den Grill versammelt; lachten, quatschten und tranken.
    „Sag mal, Wendy“, fragte Ranma schließlich kauend. „Müsst ihr beim Kostüm-Wettbewerb eigentlich auch eine Show abziehen?“
    „Beim Wettbewerb? Ach stimmt, der ist ja morgen“, antwortete die Angesprochene achselzuckend. „Keine Ahnung. Aber ich wollte eh nicht mitmachen.“
    „Und warum nicht?“
    „Es sind zu viele Konkurrenten. Da hab ich sowieso keine Chance.“
    „Das sehe ich anders“, schaltete sich Tristan ein. „Dein Kostüm ist eine exakte Kopie von Ranmas Kleidung. Deine Chancen steigen natürlich, wenn du auch noch etwas zum Besten gibst.“
    „Anmelde-Termin war bis 19 Uhr“, erklärte Wendy unsicher. „Jetzt ist es eh zu spät.“
    In diesem Moment räusperte sich Sam und streckte ihr verlegen die Kopie eines Anmelde-Formulares entgegen.
    „Ich war so frei“, murmelte er entschuldigend. Dem Mädchen blieb fast das Würstchen im Hals stecken, als sie entgeistert auf das Formular blickte. „Du hast was getan? Oh nein, wie konntest du nur? Soll ich mich etwa blamieren?“ Irgendwie war sie sauer; schließlich hätte er sie doch zumindest vorher fragen können!
    „Du könntest doch singen“, versuchte Sam, das Mädchen zu beschwichtigen.
    „Nein, nein“, widersprach Ranma. „Wenn sie schon als ich geht, sollte sie auch kämpfen.“
    „Ich kann aber weder Karate noch Judo“, wagte Wendy einen Einwand.
    „Ein paar einfache Dinge können wir dir schon beibringen.“
    „Du bist ja verrückt, Ranma. Das lerne ich nie!“
    „Unsinn“, widersprach Ranma grinsend und zog die Freundin bereits hoch. Im Vorbeigehen winkte er Ryoga, ihnen zu folgen.

    In den darauf folgenden Stunden brachten ihr die beiden einfache Techniken bei, während das Trio aufmerksam von allen beobachtet wurde.
    „Das kann nicht gut gehen“, keuchte Wendy, nachdem sie Ryogas Schlag wieder einmal zu spät gesehen hatte.
    „Du musst dich nur mehr konzentrieren, Wendy. Du lässt dich zu schnell ablenken.“
    ‚Glaub an die Macht des Amulettes’, flüsterte es plötzlich in ihren Kopf. ‚Jeder Strahl steht für einen von ihnen. Verwende dieses Wissen.’
    Wessen Stimme war das? Verwirrt blickte sie um mich. Aber außer ihren Freunden und ihr selbst war keiner da. Also – wer hatte da zu ihr gesprochen? Wendy war viel zu irritiert über die fremde Stimme, bemerkte Ryogas Attacke abermals zu spät und landete unverzüglich schmerzhaft auf dem Boden. Hibiki seufzte. „Na ja, das ein oder andere hast du ja gut im Griff. Das wird dann reichen müssen.“
    „Es wird langsam hell“, bemerkte Ranma plötzlich und starrte zum Himmel. „Du musst gehen, Wendy.“

    Schicksalsergeben seufzte sie und versprach, beim Wettbewerb mitzumachen und ihr Bestes zu geben. Und mehr wurde ja auch gar nicht von ihr verlangt.



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 15.02.2007, 12:57


    Chapter 10




    Am nächsten Morgen spürte Wendy als erstes einen fürchterlichen Muskelkater. Die Trainingsstunden waren wohl doch des Guten zuviel gewesen. Jeder Knochen, jeder Muskel tat höllisch weh. Stöhnend stand sie auf und schleppte sich in den Waschraum. Nach der Dusche ging es ihr wesentlich besser. Während sich Wendy schminkte, hörte sie Michaela und auch einige der anderen nebenan. Lust hatte sie nicht, sich so früh am Morgen mit der Nervensäge zu unterhalten. Dennoch versuchte sie, Michaela freundliche Konversation zukommen zu lassen. Diese nickte schläfrig, gähnte herzhaft und deutete Richtung Duschen, während Wendy damit begann, sich ihr Kostüm wieder anzuziehen.

    Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu den Erlebnissen der letzten Stunden. Hatte sie das alles tatsächlich erlebt? Es fiel ihr nach wie vor schwer, das Ganze als Wahrheit anzusehen. Gedankenverloren knöpfte sich Wendy das Oberteil zu, bis ihre Finger einen Anhänger berührten. Nachdenklich betrachtete sie sich selbigen im Spiegel. Die Festung symbolisiert die Stabilität unserer Freundschaft, hallten Yu-gis Worte in ihr nach. Wie war es möglich, dass sie diesen Anhänger aus ihrer Welt hatte mitbringen können? Rätsel über Rätsel. Grübelnd setzte sich Wendy die Perücke auf und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Für einen Sekundenbruchteil glaubte sie, Ranma schemenhaft hinter sich zu sehen, wie er grinsend den Daumen nach oben reckte. Gegen ihren Willen grinste sie zurück. Verrückt, völlig verrückt. Danach sah sie zu, dass sie den Waschraum verließ.

    Das Frühstücksbuffet erwies sich als regelrechter Gaumenschmaus. Auch, wenn nicht allzu viel Mittel zur Verfügung standen, hatte man sich doch bemüht, es an nichts fehlen zu lassen. Als Sam plötzlich hinter ihr auftauchte und sie ansprach, grinste Wendy. In diesem Mann sah sie mittlerweile ihren Vertrauten, bei dem sie sich auch durchaus wohlfühlte, ohne sagen zu können, woran das lag. Das Mädchen kaute genüsslich auf einem Brötchen, während sie sich einen Platz suchten. Die aufmerksamen Blicke Sams entgingen ihr dabei natürlich nicht.
    „Du wirkst angespannt“, stellte er schließlich fest.
    „Hab’ nur ein ungutes Gefühl wegen des Kampfes nachher. Hab’ nicht mal einen Gegner.“
    „Mach’ dir darüber mal keine Gedanken“, meinte Sam augenzwinkernd.
    „Du etwa??“ Wendys Augen wurden dabei groß.
    „Wer weiß. Laß’ dich einfach überraschen.“ Mehr sagte er nicht dazu. Auch auf ihr Drängen und Bitten gab er keinerlei Auskunft. Also blieb dem Mädchen nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu fassen und sich auch zu fragen, warum Sam so blass und krank wirkte.

    Der Wettbewerb begann dann doch irgendwie schneller, als Wendy erwartet hatte. Alle Bewerber saßen in den ersten zwei Reihen; Sam wie selbstverständlich neben ihr. Aufmerksam beobachtete diese ihre Kontrahenten. Die meisten waren keine wirkliche Konkurrenz, aber einige von ihnen leider schon. Nach ihr würden noch rund vierzig andere ihre Chance haben. Sam hatte Wendy offensichtlich recht früh angemeldet. Oh Gott, ihr wurde immer schlechter, je näher ihr Auftritt rückte. Und dann war es soweit.
    „So, kommen wir nun zur Startnummer 33. Wendy Steffens als Ranma Saotome.“
    Mit verkrampften Magen, feuchten Händen und trockener Kehle betrat die Aufgerufene die Bühne und nickte der Jury zu. Danach wandte sie sich dem Publikum zu und verneigte sich höflich. Sam saß noch immer im Publikum und lächelte ihr aufmunternd zu. Er machte keinerlei Anstalten, ihr auf die Bühne zu folgen. Etwas verunsichert sah sie zu ihm.
    „Nun“, begann Wendy nach einer Weile zögernd. „Eigentlich wollte ich euch einen Kampf präsentieren. Aber mein Partner ist leider noch nicht da. Also …. „
    „Ich warte bereits auf dich, Wendy. Lass uns beginnen.“
    Definitiv nicht Sam. Der saß noch immer im Publikum und lehnte sich zurück. Die Gestalt trat aus dem Schatten und blickte Wendy von unten herauf an. Fassungslos starrte sie ihn an, als sie erkannte, wer denn da ihr Gegner sein würde.
    „Ich sehe gerade, dass du uns den Namen deines Partners nicht mitgeteilt hast, Wendy“, bemerkte einer aus der Jury. Der Junge vor ihr wandte sich halb um, zog dabei sein Geparden-Stirnband fester.
    „René Steffens, ihr Bruder“, erklärte er dabei lakonisch und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Gegenüber zu.
    „Ich bin nur hierhergekommen, um gegen dich zu kämpfen. Wie ein Freund von uns sagen würde – Zeit für ein Duell.“

    Wendy stand noch immer wie festgenagelt an ihren Platz. Von wegen René – sie hatte gar keinen Bruder. Vor dem fassungslosen Mädchen stand Ryoga – und er sah aus wie ein normaler Mensch!



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 27.02.2007, 20:59


    Chapter 11




    „Ich verlier’ den Verstand“, flüsterte Wendy mehr zu mir selbst. Das konnte doch nur eine Halluzination sein!

    „Komm’ schon, Wendy. Greif’ an!“
    „Aber …“
    „Ich habe nur fünf Stunden. Also lass uns endlich beginnen“, drängte Ryoga ungeduldig. Sekundenlang blickten sie einander an. Dann flammte wilde Entschlossenheit in dem Mädchen auf.
    „Na schön, Bruderherz“, sagte Wendy laut. „Ich nehme deine Herausforderung an!“
    Sie nahmen beide ihre Kampfpositionen ein. Wendy war völlig verunsichert. So allmählich glaubte sie tatsächlich, den Verstand zu verlieren. Ryoga hingegen grinste belustigt.
    „Dann wollen wir mal sehen, was du von gestern alles behalten hast.“
    Sie war noch zu schockiert, um seinen Angriff richtig abzuwehren und machte eine schmerzhafte Bekanntschaft mit den Bühnenbrettern. Autsch, tat das weh.
    „Ist das alles, was du zu bieten hast?“
    Es sollte doch nur ein kurzer Schaukampf werden. Aber Ryoga nahm das Ganze sehr ernst. Mühsam rappelte sich das Mädchen auf und bedachte ihr Gegenüber mit wütenden Blicken.
    „Das hat weh getan.“
    „Dann wehre dich doch.“
    ‚Jeder Strahl symbolisiert einen von uns. Glaube an die Macht des Amulettes. Konzentriere dich, dann kannst du ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen.’
    Wie letzte Nacht beim Training hallte wieder diese Stimme in Wendys Kopf. Aber zu verlieren hatte sie ja nichts. Also versuchte sie sich in Konzentration. Ein warmes Kribbeln durchflutete sie auf einmal. Es erschien auf einmal so einfach, seine Angriffe vorauszusehen. Ryoga merkte es – und schien darüber amüsiert zu sein.
    „Endlich begreifst du es“, raunte er ihr zu, als sie beide zu Boden gingen. „Hat aber lange gedauert.“
    „Lieber spät als gar nicht“, keuchte Wendy, während sie seinen Angriff abwehrte und zum Gegenschlag ausholte. Minuten später halfen sie sich gegenseitig wieder auf die Füße, die Finger ineinandergeschoben.
    „Guter Kampf, Wendy. Ich bin stolz auf dich.“
    Sie lösten ihre Finger und verneigten sich voreinander. Anschließend wandten sich die beiden dem Publikum zu und verneigten sich abermals. Applaus brandete auf. Die Worte der Jury gingen darin völlig unter. Zusammen verließen sie die Bühne und anschließend den Saal, mit Sam im Schlepptau.

    Wenig später saßen die drei in der kleinen Bar und tranken etwas.
    „Wie kann es sein, dass du hier bist, Ryoga?“
    Die Frage beschäftigte Wendy schon die ganze Zeit. Ryoga kratzte sich verlegen hinter dem Ohr. „So genau habe ich das auch nicht verstanden“, gab er zu. „Wenn ich mich hundertprozentig auf dich konzentriere, ist es wie ein Portal, das sich kurzfristig öffnet. Für ca. fünf Stunden können wir uns dann in deiner Welt aufhalten. Dann müssen wir zurück. Richtig, Sam?“
    „Absolut, Ryoga. Man könnte es mit einer Art Akku vergleichen, der nur ein paar Stunden hält. Aber während dieser Zeit seht ihr wie richtige Menschen aus.“
    Ryoga starrte fasziniert auf sein Spiegelbild. So hatte er sich vermutlich noch nie gesehen.
    „Ein merkwürdiges Gefühl ist das“, murmelte er mehr zu sich selbst. „Alles fühlt sich irgendwie anders an. So … falsch.“
    „Nicht falsch, nur spiegelverkehrt“, korrigierte Sam. „Wendy dürfte sich bei euch auch ein wenig merkwürdig fühlen. Man gewöhnt sich aber daran.“
    Das Mädchen nickte nur. Noch war sie viel zu verdattert über einen lebendigen Ryoga. Als Anime-Figur fand sie ihn schon hübsch; aber als echter Mensch … Einfach zum Anbeißen. Als ihr diese Gedanken bewusst wurden, lief Wendy rot an. Schließlich war sie auch nur ein Mädchen, deren Hormone manchmal quer schossen. Dennoch musste sie zugeben, dass ihr der Anblick gefiel, wie er da so gedankenverloren seinen Tee trank …. Die dunklen Haare leicht zerstrubbelt, und dazu diese Augen mit diesem treuen Dackelblick. Seufz. Zu schön, um wirklich wahr zu sein.

    Nachdem sie in Ruhe etwas getrunken hatten, gingen sie noch ein wenig spazieren. Ryoga zeigte Interesse an den Händler-Räumen. Also streunten die Freunde ein wenig von Händler zu Händler. Kritisch betrachtete er sich die Figuren, die ihn und die anderen darstellen sollten. „Sind wir so hässlich?“ fragte er schließlich fassungslos.
    „Nein, bestimmt nicht, Ryoga. Es scheint den Firmen nur schwer zu fallen, euch naturgetreu darzustellen.“
    Er nickte verstehend, blickte nochmals eine Figur an, die ihn darstellen sollte und schüttelte den Kopf.


    Jeder, der schon einmal eine Manga-Anime-Börse besucht hat, kennt das. Wenn man sich erst mal in den Händler-Räumen aufhält, vergisst man schnell die Zeit. So erging es auch den dreien. Als ein Piepen erklang, zuckten sie zusammen.
    „Ich muss gehen“, erklärte Ryoga und zusammen fuhren sie in die Tiefgarage. So konnte man der Behauptung Glauben schenken, dass Wendys Bruder René wieder weg musste.
    „Bis nachher, Wendy. Sam, du solltest noch was schlafen. Du siehst müde aus.“
    „Bis später, Ryoga. Und danke für alles.“
    Ryoga zwinkerte Wendy zu, wandte sich zum Gehen und winkte noch mal. Sekunden später hatte sich sein Körper einfach aufgelöst.



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 27.02.2007, 21:03


    Chapter 12




    Wendy wusste nicht zu sagen, wie lange sie und Sam noch in der Tiefgarage standen. Ryogas Körper hatte sich binnen weniger Sekunden einfach aufgelöst. Wie ein Nebel. Noch immer starrte sie auf den Fleck, wo er kurz zuvor noch gestanden hatte. Fassungslos, an ihrem Verstand immer mehr zweifelnd. Das Portal öffnete sich in beide Richtungen – aber nur für fünf Stunden. Begriffen hatte sie es; nur nicht wirklich verstanden.
    „Grübel nicht zuviel“, raunte Sam ihr zu. „Nimm es einfach als gegeben hin.“
    „Das sagst du so leicht“, entgegnete das Mädchen. „Manchmal glaube ich, den Verstand zu verlieren. Das glaubt mir doch kein Mensch.“
    „Dann erzähl’ es doch keinem“, schlug er vor und zog sie bereits Richtung Aufzug. „Wir sollten mal schauen, wie weit der Wettbewerb schon vorgeschritten ist.“
    Wie in Trance folgte sie ihm, nestelte dabei unbewusst an ihrer Kette herum.
    „Wessen Stimme höre ich eigentlich vom Amulett?“ fragte sie dann unverhofft.
    Sam schien nicht mal sonderlich überrascht über die Frage zu sein. „Jemanden, dem du vertraust“, erklärte er geheimnisvoll.
    Tolle Antwort. Die half nun wirklich weiter. „Geht’s auch konkreter?“
    „Wenn du auf der Suche bist, wirst du die Antworten auch finden.“
    Grrrrrr. Was sollte das schon wieder? Warum sprach er wie ein Orakel? Wendy beschloss, das Ganze erst mal auf sich beruhen zu lassen. Vernünftige Antworten erhielt sie ja eh nicht.

    Als sie wieder den Saal betraten, verließen gerade die Vorletzten die Bühne. Noch immer herrschte eine angespannte Atmosphäre. Wer würde wohl einen Preis erhalten? Wie würde sich die Jury entscheiden? Etwa eine halbe Stunde später war es soweit. Platz drei machte ein Quartett, das als Doremi-Hexen aufgetreten war. Auf Platz zwei ein Team, das sich wie die Beyblader kleideten und sich einen heißen Kampf geliefert hatten. Wendy erinnerte sich gut an die beiden Gruppierungen. Sie waren wirklich gut gewesen. Stolz standen sie alle auf der Bühne und hielten kleine Pokale in den Händen. Eigentlich waren es mehr Säulen, auf denen mit japanischen Zeichen das Wort ‚Anime-Event’ eingraviert war.
    „Kommen wir nun zum ersten Platz“, erklang die Stimme eines Jury-Mitgliedes.
    „Die Entscheidung fiel uns sehr leicht. Denn der vorzügliche Kampf hat uns von Anfang an überzeugt. Der erste Platz geht an Wendy und René Steffens als Ranma und Ryoga!“

    Wie bitte?! Das war doch ein Scherz! Sam musste Wendy schon Richtung Bühne schubsen, weil sie dazu selbst nicht imstande war. Stotternd entschuldigte sie sich für die Abwesenheit ihres angeblichen Bruders. Da stand sie nun auf der Bühne, hielt ihren Pokal in der einen, den zweiten für Ryoga in der anderen Hand. Ihr Blick saugte sich an Sam fest, der unheimlich stolz wirkte. Aber auch müde, wie dem Mädchen erstmals auffiel. Als sei er ausgepowert. Oder ließ ihn nur das schlechte Licht so müde und blass erscheinen? Das konnte eigentlich nicht sein. Denn Ryoga war es auch vorhin aufgefallen. Für einige Minuten war Wendy durch aufgleißende Blitzlichter abgelenkt. Auf blöde Fragen mussten vernünftige Antworten gegeben werden. Für die nächste halbe Stunde standen die Gewinner im Rampenlicht.

    Eigentlich hätte sie sich freuen müssen. Aber irgendwie wollte sich bei ihr die Siegerfreude nicht einstellen. Warum nicht? Als sie dem Ganzen endlich entfliehen konnte, war sie erleichtert und sah auch zu, dass sie so schnell wie möglich zu Sam gelangte. Dieser saß noch immer auf seinem Platz und wartete geduldig. Erschöpft lächelte sie ihn an und griff nach seiner Hand. Irgendwie war es merkwürdig. Die Berührung schien einen mentalen Kontakt auszulösen. In ihrem Gedächtnis erschien auf einmal eine Flut von Bildern. Erinnerungen, die unmöglich ihre eigenen sein konnten. Erschreckt zog Sam seine Hand aus ihrer und blickte betreten zu Boden. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. Was war gerade geschehen?
    „Sorry, das war nicht gut. Gar nicht gut. War mein Fehler. Hab’ nicht daran gedacht, dass …“
    Über sich selbst schockiert, brach er ab.
    „Das was?“ hakte das Mädchen nach, doch Sam schüttelte den Kopf.
    „Nein, Wendy. Es ist noch nicht die Zeit dafür. Später vielleicht, aber nicht heute.“
    Verständnislos blickte sie ihn an. Aber ein Name war wie eingebrannt in ihrem Gedächtnis.
    „Wer ist Zenera?“
    Sam zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen und schüttelte abermals den Kopf.
    „Niemand, den du kennen solltest, Wendy. Bitte, lass es uns dabei belassen. Es war mein Fehler, es hätte nicht passieren dürfen. Vergiss es einfach.“

    Der restliche Tag verlief eher schweigend. Jeder der beiden hing seinen Gedanken nach. Und Wendy wurde das Gefühl nicht los, dass sie mit dem Namen Zenera nichts Gutes verband.



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 27.02.2007, 21:06


    Chapter 13




    Im Laufe des Abends beobachtete Wendy Sam ausgiebig. Er wirkte in der Tat sehr müde und blass. Als sei er krank. Was sie aber nicht verstand: sie hatten sich schon häufiger an den Händen berührt – aber nie hatte es einen derart mentalen Kontakt gegeben. Sam selbst schien darüber schockiert zu sein. Scheinbar gab es eine Menge Geheimnisse, die sie nicht erfahren durfte, weil sie keine von ihnen war. Selbst beim gemeinsamen Abendessen schwiegen die beiden.

    Als Michaela gutgelaunt auftauchte, erschien sie Wendy ausnahmsweise wie ein rettender Engel. Sie hatte einige ältere Manga aufgetrieben, die sie nicht kannte. Sie tendierten allesamt mehr in den Fantasy- und Mystikbereich. Neugierig blätterte Wendy in den Mangas herum, die Michaela Wendy voller Stolz präsentierte. Es seien sehr alte Ausgaben einer Reihe, die es gar nicht mehr zu kaufen gäbe. Während sie ihr zuhörte, stutzte sie plötzlich. Die Geschichte erzählte von einem Charakter, der sich Orakel nannte. Wie in den meisten mystischen Geschichten und Götterfiguren konnte auch dieses Orakel Menschengestalt annehmen, um mit den Menschen besseren Kontakt aufnehmen zu können. Ihr Blick schweifte zu Sam, der gedankenverloren an seinem Drink nippte, dann zurück zu dem Bild. Was ging hier eigentlich vor? Dieses Orakel sah ja aus wie Sam! Spätestens jetzt war sie sich sicher, alles nur zu träumen. Denn so etwas konnte doch wohl nicht sein – oder doch?

    Wendy bat Michaela, den Manga lesen zu dürfen. Sie grinste nur und überließ Wendy das Heft mit der Bitte, es sorgfältig zu behandeln. Tja, und nun saß sie da, starrte irritiert auf das gezeichnete Abbild eines Menschen, der ihr gegenüber saß. Schließlich stand ihr Entschluß fest. „Sam?“
    „Hm?“ Er wirkte noch immer neben sich. Eigentlich tat er ihr leid. Aber in den letzten Stunden war so viel Verrücktes auf sie eingestürmt, dass sie mittlerweile nicht mehr wusste, was Realität und was Traum war. Auffordernd schob sie ihn den Manga hinüber und tippte auf das Bild des Orakels. Wider Erwarten starrte er einfach nur auf das Abbild und ließ einen Finger darüber gleiten. Ein trauriger Schatten huschte dabei über sein Gesicht.
    „Was kannst du mir darüber sagen?“
    Fast flüsternd stellte sie ihm diese Frage.
    „Es ist schon sehr lange her“, murmelte er mehr zu sich selbst. „Schon sehr lange. Vieles lief damals falsch. Aber wessen Schuld es letzten Endes war, weiß ich nicht mehr. Ich konnte meinen Frieden finden, aber sie hat es nie überwunden und wurde bösartig.“
    Wendy hatte keine Ahnung, worüber er redete. „Warst du dieses Orakel?“
    Als er sie anblickte, wirkte er unendlich traurig. „Ja, das war ich. Vor sehr vielen Jahren.“
    „Aber wie …“
    „Du wirst alles nach und nach erfahren, Wendy. Belasse es für heute dabei, sei so gut.“
    Danach stand er auf und teilte ihr mit, dass er nachdenken müsse und auf sein Zimmer ginge. Ob sie sich später in der Welt der Anime sehen würden, wusste er nicht.

    Eigentlich hätte es doch ein schöner Traum sein sollen, oder? Wendy ging durch den Nebel, Ryogas Pokal fest umklammernd. Ihr war überhaupt nicht nach feiern zumute; schon gar nicht nach dem Gespräch mit Sam. Tausend Dinge gingen ihr durch den Kopf. Eine alte Angewohnheit hatte Sam allerdings nicht abstreifen können – er sprach manchmal immer noch wie ein Orakel.

    Yugi kam dem Mädchen freudestrahlend entgegen, blieb stehen und blickte sie skeptisch an. Es fiel ihm auf, dass seine Freundin etwas bedrückte. Behutsam legte er ihr seine Hand auf den Unterarm. „Was hast du, Wendy? Stimmt was nicht?“
    Besorgt klang seine Stimme und das Mädchen zwang sich zu einem Lächeln.
    „Alles in Ordnung, Yugi“, log Wendy, aber sie konnte sehen, dass er ihr nicht glaubte. Dennoch bohrte er nicht. Zusammen gingen sie zum Haus, wo der Rest der Truppe schon ungeduldig wartete. Auffordernd streckte Wendy Ryoga seinen Pokal entgegen.
    „Hier, der ist für dich, Bruderherz“, erklärte sie sarkastisch.
    Neugierig nahm er den Pokal entgegen und grinste schief.
    „Also hat der Jury unser Kampf gefallen?“
    Wendy nickte nur und setzte sich. Conan blickte sie zunächst nachdenklich an, ehe er suchend über ihre Schulter blickte. „Wo ist denn Sam?“
    „Das Orakel ist müde.“
    Fast provokativ hatte Wendy geantwortet und schaute nun einen nach dem anderen an, wartend auf ihre Reaktionen. Im Grunde hatte sie es geahnt und bekam es nunmehr bestätigt. Ihre neuen Freunde zuckten alle zusammen und blickten einander betreten an.
    „Will es mir vielleicht einer von euch erklären?“
    Auffordernd blickte Wendy dabei in die Runde. Keiner von ihnen erwiderte ihren Blick, alle schauten weiterhin zu Boden.
    „Es ist sehr viele Jahre her“, durchbrach Großvater Mutos Stimme dann die Stille. „Es ging um ein Mädchen, in das er sich verliebte. Sie war auf dieselbe Art hierher gelangt wie du, Wendy. Sie wollten zusammenbleiben, Sam vernachlässigte sogar seine ihm anvertrauten Aufgaben. So stark war seine Liebe zu ihr. Deswegen wurde er in die Menschenwelt verbannt. Davon wusste sie nichts, als sie die Master darum bat, hier bleiben zu dürfen. Als sie es erfuhr, war aus ihr bereits ein Anime-Charakter gemacht worden. Sam kam mit seiner Verbannung gut zurecht und hielt sich stets den Weg zurück zu uns immer offen. Er wurde zum Besucher, später zum Wächter. Aber sie verlor ihren Verstand und wurde böse.“

    Oh-ha – jetzt ergab vieles einen Sinn. Trotzdem brauchte sie noch eine Bestätigung.
    „Ihr Name war Zenera, oder?“
    Schockiert wurde Wendy von vielen Augenpaaren angestarrt.
    „Woher weißt du das?“ Großvater Muto kämpfte um seine Selbstbeherrschung.
    „Ich hatte vorhin nach Sams Hand gegriffen und dadurch löste ich wohl eine mentale Flut von Bildern aus. Ihr Name tauchte darin auf.“
    „Verstehe.“ Der alte Mann wurde blass vor Schreck.
    „Also weilt sie wieder unter uns“, flüsterte Ranma und schüttelte sich gerade so, als wolle er das schier Unglaubliche von sich streifen.
    „Sie darf nicht wieder erwachen“, raunte Conan. „Das müssen wir verhindern. Sie bringt nur Unglück.“
    „Und wie, du Klugnase? Wir wissen nicht einmal, wo sie ist“, bemerkte Tristan.
    „Dann müssen wir sie finden und es zu Ende bringen. Ein für allemal.“
    Bakuras Stimme klang ungewöhnlich ernst.
    „Macht Sam auf dich einen kranken Eindruck?“ richtete sich Ranma an die Menschenfreundin, was sie natürlich bestätigte.
    „Er versucht allein, sie zurückzudrängen. Aber das schafft er nicht. Nicht als Mensch. Seine Fähigkeiten sind durch die Umwandlung beschränkt“, sinnierte Conan.
    „Sei uns nicht böse, Wendy. Es ist besser, wenn du gehst. Wir müssen einen Plan ausarbeiten. Sage Sam, er sei nicht allein. Wir sind bei ihm und werden ihm helfen.“
    Verstehend nickte sie zu Yugis Worten. Auch, wenn es weit über ihr Begriffsvermögen hinaus ging.



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 27.02.2007, 21:10


    Chapter 14




    Als sie erwachte, war es gerade mal 3:15 Uhr. Oh Gott, mitten in der Nacht. Aber schlafen konnte Wendy jetzt eh nicht mehr. Also zog sie sich wieder an und verließ auf leisen Sohlen ihren Platz. Sie erinnerte sich genau daran, wo Sam seine Schlafstätte hatte und war verwirrt, als sie ihn dort nicht fand. Suchend blickte sie im Dunkeln umher und entdeckte schließlich eine Ecke, die mit einem Vorhang von den anderen Betten getrennt war. Zielstrebig ging Wendy darauf zu und zögerte dann sekundenlang. Schließlich schob sie ihre Hand hinter den Vorhang und winkte, um so auf sich aufmerksam zu machen. Wider Erwarten erklang Sams Stimme hinter dem Vorhang. „Komm rein, Wendy.“
    Sie folgte seiner Aufforderung und trat in den abgeteilten Raum. Eine Unmenge an Kerzen standen auf dem Boden und verströmten ihre kleinen Lichter. Ein undefinierbarer Geruch lag in der Luft. Wie eine Mischung aus Myrte und Zedernholz. Ihr Blick glitt suchend umher und saugte sich schließlich an dem Schatten fest, der auf dem Boden saß.
    „Was soll das hier, Sam?“ Verwirrt deutete sie auf die Kerzen.
    „Ich muss sie von euch fernhalten“, flüsterte er zurück.
    Wendy setzte sich ihm gegenüber und versuchte, sein Gesicht zu erkennen.
    „Conan meint, dass du es alleine nicht schaffen wirst. Deine Fähigkeiten seien durch das Menschsein beschränkt.“
    „Sie haben es dir also erzählt.“
    „Wahrscheinlich nicht alles. Ich soll dir ausrichten, dass sie einen Plan ausarbeiten und dass du nicht allein bist.“
    „Ihr Zorn wird sie in Böse verwandeln, wenn sie sich mit ihr anlegen. Das muss ich allein erledigen.“
    Rauh und krächzend klang seine Stimme und von Verzweiflung durchzogen. Unwillkürlich beugte sich Wendy vor und griff nach seinen Händen. Wohl wissend, was passieren könnte. Vertraute Bilder zuckten durch ihr Gehirn.
    „Nein, Wendy.“ Erschreckt zog er seine Hände aus ihren. „Du darfst nicht mit hineingezogen werden.“
    „Schon vergessen? Ich bin bereits mittendrin. Du kannst mich gar nicht mehr heraushalten. Himmel, ich bin deine Freundin, Sam. Ich will dir helfen.“
    Seine Augen erschienen wie glühende Kohlen, als er sein Gegenüber intensiv anblickte.
    „Du gehörst nicht dazu, Wendy“, erklärte er mit rauher Stimme. „Es ist eine Angelegenheit der Anime.“
    „Du bist aber keiner mehr von ihnen, Sam. Du wurdest zum Menschsein verdammt.“
    „Das stimmt, ja. Aber noch bin ich mehr einer von ihnen als einer der Menschen“, erklärte er leise. „Dadurch, dass ich zum Wächter wurde, wurde auch mein Anime-Ego wieder stärker. Ich kenne Zenera – ich kann sie zurückdrängen.“
    „Schau’ dich doch mal an, Sam“, widersprach Wendy ihm. „Du bist blass, dein Gesicht gleicht einer wächsernen Maske. Du kannst dich kaum noch auf den Beinen halten. Seit dem Nachmittag bist du schon so.“
    „Es ist mein Problem, Wendy. Nur meines, verstehst du? Ich bin schuld an dem, was aus ihr geworden ist.“
    „Unfug.“ Energisch schüttelte sie den Kopf. „Du hast selbst gesagt, dass sie mit der Umwandlung nicht fertig und dadurch böse wurde. Sie wollte sich vom Hass überrollen lassen. Daran trägst du keine Schuld. Du schaffst es nicht allein. Lass dir von deinen Freunden helfen. Denn nur gemeinsam seid ihr stark.“
    Ein müdes Lächeln huschte über seine angespannten Züge.
    „Du bist ganz schön störrisch, Wendy. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass Ryoga dich so sehr mag. Du solltest …“
    Seine nächsten Worte gingen in einem schmerzerfüllten Schrei unter. Er krümmte sich vor Schmerzen und gab fremd klingende Laute von sich. Ein letztes regelrechtes Aufbäumen – und er lag einfach nur da. Mit schreckgeweiteten Augen starrte er ins Leere und Wendy wurde ganz flau im Magen.

    Zitternd vor Schreck hockte sie sich neben ihn und fühlte hastig nach seinem Puls. Ganz flach und schwach war er. Sam selbst reagierte auf nichts. Für einen winzigen Moment glaubte das Mädchen, ein hartes und grausames Lachen zu hören. Was sollte sie bloß tun? Das Amulett – schoss es ihr durch den Kopf. Aber konnte das Teil tatsächlich helfen? Diese Idee klang in ihren Ohren dermaßen verrückt, dass sie direkt daran glaubte. Fest umklammerte sie das Schmuckstück und schloss ihre Augen. Intensiv dachte sie an ihre Freunde.

    Zunächst passierte gar nicht. Als Wendy frustriert ihre Augen öffnete und zu Boden blickte erwärmte sich plötzlich das Amulett.
    Hilfe ist unterwegs, raunte die Stimme, die sie schon mehrfach vernommen hatte, ohne zu wissen, was es damit wirklich auf sich hatte.

    Kurz darauf erschienen Ranma und Ryoga wie aus dem Nichts. Schockiert blickten sie auf den bewusstlosen Sam, ehe sie ihn wortlos hochwuchteten und sich wieder zum Gehen wandten. Dann drehte sich Ryoga zu Wendy um, streckte ihr auffordernd die Hand entgegen und zwinkerte ihr aufmunternd zu. Sie ergriff seine Hand und spürte ein merkwürdiges Kribbeln. Bevor sie jedoch eine diesbezügliche Frage stellen konnte, war es bereits vorbei. Von jetzt auf gleich standen sie vor dem Haus, an dem sie sich immer trafen.

    Den eisigen Hauch, der durch den Schlafraum streifte und alle Kerzen erlöschen ließ, bekamen sie gar nicht mehr mit …



    Re: [STORY] The magical world of Anime - Teil 1: Eine neue Welt

    Tory - 27.02.2007, 21:13


    Chapter 15




    Alle Versammelten blickten etwas hilflos auf den Bewusstlosen. Seto, der sich zu ihnen gesellt hatte, blickte ernst von einem zum anderen.
    „Er unterliegt einer Schreckstarre, soviel steht fest. Er hört uns, kann sich aber nicht verständlich machen. Manchmal murmelt er etwas vor sich hin. Aber die Worte verstehe ich nicht.“
    „Es gibt nur zwei Charaktere, die die Sprache der Alten benutzen“, erklärte Großvater Muto mit ernster Stimme. „Das eine ist Sam und die andere ist Anata, sein weibliches Gegenstück.“
    „Die Sphinx-Göttin?“ vergewisserte sich Yami, der die Oberhand über seinen Freund übernommen hatte.
    „Ja, mein Junge. Die Sphinx-Göttin.“
    „Aber die ist doch nur eine Legende“, bemerkte Tristan.
    „Das war das Orakel auch“, erinnerte Conan.
    „Nur der Suchende findet sie auch“, überlegte Yami laut. „Aber wo sollen wir suchen?“
    Darauf wusste niemand so recht eine Antwort.

    Während sich die anderen beratschlagten, blieb Wendy alleine bei Sam und blickte traurig auf ihn herab. Alles hatte so unglaublich toll angefangen. Und nun war sie in einem Sog aus Angst und Verzweiflung begraben. Nie hätte sie gedacht, dass Anime-Charaktere eine derartige Angst verspüren könnten. Zenera bringt Unglück, hatte Conan gesagt. Und sie alle fürchteten sie. Etwas wirklich Grausames musste passiert sein. Etwas, das schlimm genug war, dass sich selbst Seto und Yami zusammenrauften und an einem Strang zogen.

    Akane brachte eine Schale mit kaltem Wasser und ein Tuch. Schweigend saßen die Mädchen nebeneinander, während Akane Sam das Tuch auf die fiebrige Stirn legte.
    „In so einer schlimmen Verfassung hab ich ihn noch nie gesehen“, flüsterte sie dann unverhofft. „Ich fühle mich so hilflos.“
    Verstehend nickte Wendy. „Geht mir genau so.“
    Sam begann wieder, etwas zu murmeln. Es klang wie eine Mischung aus ägyptisch und Latein, vielleicht auch griechisch.
    „Wenn ich nur wüsste, was er uns sagen will. Ich kenne die Sprache nicht. Es könnte sonst was bedeuten.“
    Automatisch umschloss Wendy Sams Hände und konzentrierte sich.
    ‚Rede mit mir, Sam. Zeig’ mir den Weg zu Anata und Zenera. Wir wollen dir helfen.’
    Wie zuvor strömte eine Flut von Bildern durch ihr Gehirn. Bilder aus Sams Vergangenheit, als er noch das Orakel war. Bilder seiner Entstehung und die seines weiblichen Zwillings Anata und ihrer beider Standorte. Ganz klar erschien dem Mädchen der Weg zu Anata und zum ersten Mal sah sie auch Zenera. Sie war ein hübsches Mädchen gewesen. Sie war immer noch hübsch, aber vom übermächtigen Hass beseelt. Den Standort des Orakels hatte sie zu einem Hort des Bösen gemacht. Die beiden zu finden, würde ein steiniger und gefahrenvoller Weg werden. Nichtsdestotrotz mussten sie Sams Zwilling finden. Sie stellte die einzige wahre Chance dar, Zenera zu vernichten. Anata suchen war die primäre Aufgabe.

    Völlig erschöpft brach Wendy den Kontakt ab. Sie spürte, dass jemand sie festhielt – Ryoga. Voller Sorge blickte er auf die Menschenfreundin herab. „Alles okay, Wendy?“
    Etwas benommen blickte sie auf und erkannte, dass sich alle im Zimmer versammelt hatten. Unbewusst saugte sich ihr Blick schließlich an Yami fest.
    „Ich weiß jetzt, wo wir Anata und Zenera finden werden. Zwei, vielleicht drei Tagesmärsche. Packt Proviant ein, und was wir sonst noch brauchen werden. Wir sollten keine Zeit verlieren. Zenera ist noch geschwächt, weil Sam sie zurückgedrängt hat. Sie ruht im Moment, um sich zu regenerieren. Beeilt euch!“

    Akane, Téa und Großvater Muto würden bei Sam bleiben. Der Rest der Gruppe machte sich eine halbe Stunde später auf den Weg.

    Verunsichert dachte Wendy and das, was ihnen alles widerfahren konnte. Was würde sie wohl erwarten? Welche Gefahren und Fallen? Noch war Zenera nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Aber mit Grauen dachte sie daran, was wohl alles geschehen könnte.

    An dem Tag, wenn Zenera erwacht …




    Ende Teil 1



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