Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev

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    Re: Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev

    Hausdrache - 14.12.2006, 19:02

    Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev
    Heute eröffne ich einen Strang, den ich mir unbedingt geben muss, weil ich mich fürchterlich über dieses Thema aufrege :evil: :

    Negev 2015, ein ehrgeiziges Projekt, dass auf den ersten Blick einen guten Eindruck macht. Aber nur, wenn man sich nicht genauer damit auseinandersetzt. Die vollständige Begrünung der Wüste Neveg... durchsetzt mit high-tech-Parks und Agrarwissenschaft. eine Traumvorstellung von vielen Menschen. Jeder 5. Israeli wäre bereit dorthin zu ziehen, wenn genug Arbeitsplätze vor Ort zur Verfügung stehen. Nur, was bedeutet es im Klartext?!

    Die Wüste ist nicht unbewohnt. Nie gewesen. Sie war und ist seit jeher die Heimat der Beduinen. Doch was wird mit ihnen geschehen, wenn die Wüste begrünt wird? Sie werden ihren Lebensraum, ihre Lebensweise, ihre kulturelle Identifikation endgültig verlieren. Wie schon Viele von ihnen vorher, die in illegalen Wellblech-Dörfern dahin vegetieren, nicht einmal an die Strom- und Wasserleitung angeschlossen; die enteignet wurden; die in Betonstädte mit so klangvollen Namen wie "rahat" oder "tel sheva" "umgesiedelt" und gepfercht wurden.

    Sie sind nicht nur entwurzelt, sie leben unter erbärmlichsten Zuständen. Ein Umstand, der einem Land wie Israel nicht gerade zur Ehre gereicht. Die Beduinen sind genauso ein Teil der israelischen Bevölkerung, wie die "zivilisierten Israelis" in den Städten und Siedlungen. Nur haben diese sich ihre Lebensweise freiwillig gewählt, den Beduinen lässt man ganz offensichtlich keine Wahl...

    Zitat: geo kultur:[...] Daher verabschiedete die israelische Regierung, damals noch unter Ministerpräsident Ariel Scharon den Entwicklungsplan "Negev 2015", demzufolge innerhalb der nächsten zehn Jahre die Bevölkerung in der Negev-Wüste um 70 Prozent wachsen soll. Am Ende sollen dann rund 900 000 Menschen in der Negev wohnen. Bisher sind es nur acht Prozent der israelischen Bevölkerung auf einer Fläche, die 60 Prozent Israels ausmacht.

    Um den Plan umzusetzen, sollen neue Dörfer gegründet und Arbeitsplätze geschaffen werden. Universitäten, Hightech-Parks, die Wüste soll menschenfreundlich werden. Zumindest für die jüdische Bevölkerung Israels. Denn der Entwicklungsplan für die Negev rückt auch einen schon lange schwelenden Konflikt wieder in den Mittelpunkt: Die Frage, wem das Wüstenland denn eigentlich gehört. Bis zur Gründung Israels 1948 waren arabische Beduinen die einzigen Bewohner. Danach wurde die Mehrheit in die Nachbarländer vertrieben, nach Ägypten, Jordanien, Syrien, ins Westjordanland und in den Gazastreifen. Von über 100 000 blieben nur 10 000 zurück, konzentriert in einem "Siag" genannten Dreieck zwischen den Wüstenstädten Be'ersheva, Arad und Dimona. Die heutzutage rund 150 000, mittlerweile sesshaften Nachfahren der Nomaden reklamieren einen Großteil der Negev als ihr Eigentum - bisher jedoch vergeblich. Obwohl sie heute rund ein Viertel der Bevölkerung in der Wüste stellen, gehören ihnen lediglich zwei Prozent des Landes. Denn Israel erkennt traditionelle Landmarken und alte Landrechte der Beduinen nicht an.

    Für die meist von Subsistenzwirtschaft lebenden Beduinen ist die Pacht nicht bezahlbar; und abgesehen davon verstehen sie nicht, warum sie plötzlich für die Nutzung ihres Landes Geld zahlen sollen. Zur gleichen Zeit lockt der Staat immer mehr jüdische Bewohner mit günstigen Bedingungen an, während die traditionellen Wüstenbewohner weichen sollen, das befürchtet zumindest der Beduine Sliman Abu Zaed vom arabisch-jüdischen "Forum für Koexistenz in der Negev", kurz Dukium. [...] Drei Jahre lang, bis zu einem Verbot vom Obersten Gerichtshof im vergangenen Jahr, wurden die als illegal angesehenen Felder von der ILA noch mit dem Herbizid Roundup aus Flugzeugen besprüht, um die Ernte unbrauchbar zu machen. Besprüht wurden dabei auch Menschen, Tiere, Häuser; zahlreiche Beduinen erkrankten. Mehr als 22 Millionen Quadratmeter Land wurden nach Angaben von Beduinenorganisationen auf diese Weise unbrauchbar gemacht. Dann deutet Abu Zaed über die kargen Hügel. "Dort drüben ist eine jüdische Siedlung." Vor zweieinhalb Jahren hätten Lastwagen nachts Wohncontainer abgeladen, nach und nach seien immer mehr Menschen dorthin gezogen. "Studenten aus dem ganzen Land", sagt Abu Zaed wütend, "sie haben dort Strom, Wasser und Telefon, während unsere Dörfer noch immer nicht anerkannt sind. Aber wird sind doch auch israelische Staatsbürger." [...]

    Etwa 70 000 Beduinen leben derzeit in 45 nicht anerkannten Dörfern in der Negev, sie sind weder mit dem Strom- noch Wassersystem verbunden. Es gibt keine Schulen, keine Asphaltstraßen und nur wenige schlecht ausgerüstete Krankenhäuser. Nicht, weil es zu aufwändig ist, Stromleitungen in der Wüste zu verlegen: Die Überlandleitungen laufen oft nur wenige Meter an den Dächern der Beduinen vorbei, trotzdem sind sie unerreichbar. Die Bewohner müssen sich mit teuren Generatoren behelfen, die, wenn überhaupt, nur wenige Stunden am Tag laufen.

    Die Hütten, mit Wellblech und Plastikplanen abgedeckt, ziehen sich parallel zur Straße entlang; weniger Dörfer als Slumsiedlungen, umgeben von Müllbergen und Schrottautos. Das hier ist nicht mehr Israel, sondern Dritte Welt. Obwohl oft mehrere tausend Menschen in diesen Dörfern wohnen, befinden sich auf der Landkarte nur weiße Flecken: In den offiziellen Straßenkarten sind die Beduinendörfer nicht eingezeichnet, keine Straßenschilder weisen dorthin, keine öffentlichen Busse verkehren zwischen ihnen.

    "Die israelische Regierung tut so, als ob es uns nicht gibt", sagt der Anwalt Murat al-Sana, der für die Menschenrechtsorganisation Adalah arbeitet. Er sieht die ungelöste Landfrage als Wurzel aller Probleme in der Negev. Seit den 50er Jahren habe Israel die Rechte der Beduinen nicht anerkannt, beklagt er. "Das Verhalten dieses Staates ist diskriminierend." Er befürchtet daher eine wachsende Ablehnung der Beduinen gegenüber dem Staat und schließt eine Intifada der Beduinen nicht aus. Während noch vor wenigen Jahren viele Beduinen als Fährtenleser freiwillig ihren Militärdienst ableisteten, lehnen heute immer mehr Jugendliche die Armee ab. "Und wer trotzdem geht, traut sich nicht, in Uniform nach Hause zurückzukehren", erzählt Sliman Abu Zaed. Das Ansehen des israelischen Staates sinkt in den Beduinengemeinden, auch wegen der zahlreichen Militärstützpunkte und Sperrzonen in der Gegend um die Wüstenhauptstadt Be'ersheva, wegen denen die Beduinen Teile ihres traditionellen Landes verlassen müssen.

    Während immer mehr jüdische Dörfer in der Negev gegründet werden, hat die israelische Regierung bisher nur wenige der seit Jahrzehnten bestehenden Beduinendörfer anerkannt. Seit Anfang der 70er Jahre forciert sie stattdessen die Umsiedlung der Beduinen in Städte. So leben in Rahat, der größten Beduinenstadt Israels, heute 45 000 Menschen. "Sie wollen uns von unserem Land trennen und in wenigen Orten konzentrieren", beschreibt Abu Zaed die Strategie. In Anlehnung an die südafrikanische Apartheidpolitik nennen die Beduinen diese Städte "Townships". Arbeitslosigkeit, Armut und Kindersterblichkeit in den nicht anerkannten Dörfern sind hoch, 40 Prozent der Jugendlichen verlassen die Schule ohne Abschluss. Ein Teufelskreis. Den Beduinen, die in den wenigen anerkannten Dörfern leben, geht es besser, aber auch hier stellen die Behörden keine Baugenehmigungen aus - und reißen ohne Lizenz errichtete Häuser ab.

    Zuletzt hat es die zwei Häuser von Iad al-Kischer aus dem anerkannten Dorf Um Mitnan getroffen. "Wir leben seit fünf Jahren hier, vor über zwei Jahren habe ich einen Abrissbefehl erhalten und am Montagmorgen kamen die Polizisten ohne Ankündigung und haben mit Bulldozern unsere zwei Häuser zerstört. Wir durften nichts mitnehmen." Er habe nach einer friedlichen Lösung gefragt, berichtet al-Kischer - vergebens. "Sie haben gesagt, wir hätten keine Lizenz. Aber wer hat schon eine Lizenz?", fragt der Ehemann von zwei Frauen und Vater von zehn Kindern aufgebracht. "Es ist mein Land und ich werde nicht weggehen, sondern mein Haus wieder aufbauen." Seine Frau Fadiya sitzt mit den Kindern vor den Trümmern des Hauses und starrt reglos auf die Flammen eines Feuers, mit dem sie den Tee erhitzt. "Wir haben nicht mal Schatten", klagt sie. Hinter ihr ragen Wellblechteile und Steinbrocken in die Luft; aus den Überresten des Hauses haben sie nur ein paar Töpfe, Schulbücher und Matratzen retten können. Sie besaßen ohnehin schon wenig, jetzt ist es nichts mehr.

    Doch trotz der schlechten Lebensbedingungen in den Dörfern weigern sich die Bewohner, dem Druck der israelischen Behörden nachzugeben und in die Städte zu ziehen. Sie fürchten, dadurch ihr Land und ihre Kultur zu verlieren. "Wir Beduinen haben eine traditionelle Lebensweise, die nicht mit den Wünschen der Israelis übereinstimmt", sagt Suleiman Abu Abaja vom Regionalrat für die nicht anerkannten Dörfer. "Niemand will in den Städten leben, die Situation dort ist furchtbar." Das mag übertrieben sein, denn die größte Beduinenstadt Rahat ist keineswegs ein Slum, sondern lediglich eine triste Wüstenstadt mit nur einer Handvoll Geschäfte und einem Dutzend Moscheen. Die Straßen sind breit, die Häuser aus Stein. Überall hat sich der Staub wie ein grauer Schleier über die Stadt gelegt, die seltsam leer wirkt. Außer den Kindern sehen wir fast keine Menschen in den Straßen. Als wir hindurch fahren, ein VW-Bus mit Bonner Kennzeichen, darin vier Frauen und ein schwarzer Südafrikaner, sind wir die Attraktion. Kinder, die vorher auf der Straße Fußball gespielt haben, unterbrechen ihr Spiel, schauen uns hinterher, winken, tanzen, lachen. Fremde sind selten in Rahat.

    Wieso kann dieses Scheiß-Projekt nicht so gestaltet werden, dass auch die Beduinen, ihre Kultur- und Lebensweise mit integriert sind? Wieso kann die Begrünung der Negev nicht nur teilweise und punktuell sein?

    Die Beduinen könnten davon sicherlich auch profitieren. Vorausgesetzt, es handelt sich bei dieser "Begrünung" nicht um eine im großen Stil und über größere Flächen. Vielleicht könnte man Siedlungen, die es nur vereinzelt und verstreut geben dürfte, mit "Oasen-Inseln" kombinieren. Also nicht zu groß und gleichzeitig ein Halte- und Rastpunkt für umherziehende Nomaden-Gruppen und Karawanen. Es müssten dort also Brunnen- und Grasplätze für die Nomaden und ihre Tiere vorhanden sein/geschaffen werden, die von diesen genutzt werden können. Das wäre m.E. durchaus ein Vorteil für die Beduinen.

    So hätten die Israelis aus den Städten zusätzlichen und ebenso die Beduinen einen Lebensraum.
    Aber diese rücksichtslose Vorgehensweise, dass ist in meinen Augen eine riesen Schweinerei. nono

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev

    Sharif - 14.12.2006, 19:15


    Wieso haben die Israelis Siedlungen in den Westjordanland errichtet und wollen nicht weichen?

    Könnte es vielleicht nach dem Motto "Lebensraum für das jüdische Volk" gehen?



    Re: Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev

    Hausdrache - 14.12.2006, 19:16


    Scharif ibn Nur ibn Aiman hat folgendes geschrieben: Wieso haben die Israelis Siedlungen in den Westjordanland errichtet und wollen nicht weichen?

    Könnte es vielleicht nach dem Motto "Lebensraum für das jüdische Volk" gehen?

    Mir geht es nicht um Israel-bashing, sondern um die Probleme der Beduinen. Die haben genauso ein Existenzrecht wie jeder andere Israeli auch. :evil:
    edit: Ich will das über dieses Thema/die Problematik der Beduinen diskutiert wird, ohne das mit dümmlichen Sprüchen der Strang zerschreddert wird.

    Susanna



    Re: Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev

    Sharif - 14.12.2006, 19:47


    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Mir geht es nicht um Israel-bashing, sondern um die Probleme der Beduinen. Die haben genauso ein Existenzrecht wie jeder andere Israeli auch. :evil:

    Es ist ein altbekannter Konflikt zwischen Tradition und Fortschritt, bei welchem meisten nur einer mit großen Auswirkungen (z.B. Indianerverfolgung, Abkehr von der Modernen -> sogenannter "Islamismus") gewinnt!

    Ein weiteres Problem ist in meinen Augen aber auch die Zerstörung solch eines wichtigen Lebensraum für Flora und Fauna.

    Hausdrache hat folgendes geschrieben: edit: Ich will das über dieses Thema/die Problematik der Beduinen diskutiert wird, ohne das mit dümmlichen Sprüchen der Strang zerschreddert wird.

    Verzeih!


    Ich würde lieber erfahren, welche Bedeutung die Beduinen in Israel haben!

    Sind sie Israels Indianer oder "gleichberechtigte" Partner?
    (Gemeint sind andere oder Augenzeugenberichte)



    Re: Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev

    Hausdrache - 14.12.2006, 19:58


    Scharif ibn Nur ibn Aiman hat folgendes geschrieben: Hausdrache hat folgendes geschrieben: Mir geht es nicht um Israel-bashing, sondern um die Probleme der Beduinen. Die haben genauso ein Existenzrecht wie jeder andere Israeli auch. :evil:

    Es ist ein altbekannter Konflikt zwischen Tradition und Fortschritt, bei welchem meisten nur einer mit großen Auswirkungen (z.B. Indianerverfolgung, Abkehr von der Modernen -> sogenannter "Islamismus") gewinnt!

    hm... ja.

    Zitat: Hausdrache hat folgendes geschrieben: edit: Ich will das über dieses Thema/die Problematik der Beduinen diskutiert wird, ohne das mit dümmlichen Sprüchen der Strang zerschreddert wird.

    Verzeih!

    Danke! smatch1

    Zitat:
    Ich würde lieber erfahren, welche Bedeutung die Beduinen in Israel haben!

    Sind sie Israels Indianer oder "gleichberechtigte" Partner?
    (Gemeint sind andere oder Augenzeugenberichte)

    Nun, nach allem was ich bisher weis, lasse mich da aber durchaus mit Fakten eines besseren belehren, sind sie nicht als "gleichberechtigt" zu betrachten. Zumindest werden sie ganz offensichtlich nicht so behandelt. :?

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev

    Riwka - 14.12.2006, 23:37


    Seit man die Seidenstrasse nicht mehr in Karawanen lang ziehen kann, weil sich ueberall feste Staaten gegruendet haben, ist es fuer Beduinen ueberall schwieriger geworden, ihre kulturelle Identitaet als nicht sesshaftes Wandervolk zu pflegen.

    Eigentlich haben Beduinen in Israel aber ganz andere Probleme, als der Artikel oben vorgibt - ein sehr grosses davon beispielsweise Inzucht (mit dem damit verbundenen hohen Anteil geistig und koerperlich behinderter Menschen); Beduinen haben im Schnitt 10 Kinder pro Frau, oft hat ein Mann mehrere Frauen. Da nach Gesetz aber nur eine Ehe registriert werden kann, haben viele Frauen somit einen voellig ungeklaerten 'Versorgungsstatus'.

    Beduinen sind auch nicht die nicht Eigentuemer der Wueste, sie haben sie 'nur' durchzogen, ohne sich niederzulassen. Sie kommen vin ueberall her, Syrien Iran , Irak.....Also eben gerade NICHT wie Indianer, welche die Ureinwohner der U.S. sind.

    Liessen sie sich nieder, zB unter den Tuerken, die um 1900 in Beer Sheva den Beduinenmarkt (den gibt es noch heute, kann man jeden Mittwoch morgen bis ca. 11:00 von den Beduinen einkaufen) und die Verwaltung fuer Beduinen errichteten, kauften sie kein Land. Jedenfalls liessen sie im Gegensatz zu anderen, sesshaften Arabern (und Juden natuerlich) kaum Land registrieren. So tauchten Beduinen auch kaum in den Steuerbuechern der Tuerken oder spaeter in der Mandatszeit bei den Briten nicht als rechtmaaessige Eigentuemer von Land auf.

    Die Wuesten sind mit Staatsgruendung dann in israelisches Staatsland uebergegangen. Negev und judaesche Wueste sehen auch nicht so aus, wie sich die meisten eine Wueste vorstellen: Es handelt sich in groessetn Teilen nicht um Sand, sondern es sind Steine und Gebirge, machnmal mit Baumen oder Straeuchern, durchtrennt von Wadis.

    ~60% von Israel ist Wueste. Aber es leben dort nur 7% der Bevoelkerung. Angesichts wachsender Bevoelkerungszahlen gibt es also keinen nachvollziehbaren Grund, warum im eigenen Land eine grosse Flaeche nur so wenig genutzt werden sollte.

    Und damit zurueck zum Thema Gleichberechtigung.

    In Israel - und das ist meines Wissens in Deutschland genauso - muss man eine Baugenehmigung haben, wenn man ein Haus errichten will. Erst dann kann man davon ausgehen, dass man ans Ab-Wasser angeschlossen wird und Infrastruktur hat. Dank genuegend Sonne erzeugen die meisten Haushalte selber genuegend Energie, denn man muss beim Hausbau zwingend Sonnenkollektoren aufs Dach bauen.

    Hat man wild (und meistens aus statischen Gesichtspunkten betrachtet ausserst bedenklich und daher einsturzgefaehrdet) gebaut, darf man sich a) nicht beschweren, wenn man keine Anbindung hat und muss b) damit rechnen, das der Abrissbagger irgendwann kommt, wenn man nicht selber wieder abreisst (Muss man in Deutschland sogar selber tun und man bekommt noch eine empfindliche Geldstrafe). Im obigen Beispiel hat Israel dem Bewohner bereits 2 Jahre bevor die Bagger kamen, mitgeteilt, das sie aus dem Haus ausziehen muessen, da es wieder abgerissen wird.

    Ich sehe, zumindest in diesem Punkt keine Ungleichbehandlung - im Gegenteil. Wer in Tel Aviv ohne Genehmigung baut, bei dem dauert es garantiert keine 2 Jahre, bis alles wieder weg ist.

    Arad kann, wenn er wieder da ist, sicher noch etwas genaues zu Wasserversorgung etc. sagen, wenn ich es richtig im Kopf habe, ist ua. das der Verantwortungsbereich seines Schwagers.

    Die Ben Gurion Universitaet (ebenfalls in Beer Sheva) hat Sonderprogramme - Stipendien - fuer Beduinen (wovon der Frauen-Anteil sogar hoeher ist als der Maenner Anteil).

    'Koenige der Wueste' ist also schon lange Geschichte.



    Re: Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev

    Das Tier - 15.12.2006, 09:57


    In dem sich anbahnenden Konflikt um die Nutzung der Wüste Negev gibt es berechtigte Interessen der normalen, an der Besiedlung interessierten Bürger und Unternehmen.
    Dem stehen die Rechte der "Teilsesshaften" und Nomaden gegenüber, welche ebenfalls ein Recht auf freie Entfaltung haben, selbst wenn die Lebensweise auf uns Mitteleuropäer als fremd und rückschrittlich wirken muss.

    Deshalb teile ich nachdrücklich die Ansicht, bereits im Planungsstadium die Interessen beider Gruppen ausreichend zu berücksichtigen und erst gar keine vollständige Besiedlung anzustreben, auch nicht die Ausweisung bloßer Reservate oder Townships.
    Den Beduinen eine Pacht abzuverlangen, ist selbstredend strikt abzulehnen.

    Erträge, insbesondere aus dem Abbau von Bodenschätzen sollten anteilig den Beduinen zugute kommen und diesen eine kostenfreie medizinische Versorgung bieten sowie die MÖGLICHKEIT des kostenlosen Zugangs zu Bildungseinrichtungen.

    Sofern die Bewässerung nicht nur aus Niederschlagswasser erfolgen kann, ist zudem zu klären ob Nachbarländer - hier etwa könnte Ägypten betroffen sein - mit einzubinden sind.

    Gruß

    Tier



    Re: Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev

    Talley - 15.12.2006, 10:02


    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Nun, nach allem was ich bisher weis, lasse mich da aber durchaus mit Fakten eines besseren belehren, sind sie nicht als "gleichberechtigt" zu betrachten. Zumindest werden sie ganz offensichtlich nicht so behandelt. :? Liebe Susanna,

    den Beduinen geht es nicht anders wie allen möglichen wirschaftlich weniger leistungsfähigen Bevölkerungsteilen mit einer von der Majorität abweichender Lebensform. Welche Chance haben denn in Deutschland die Roma ihre traditionelle Lebensweise zu verwirklichen? Bis auf ein bisschen Zigeunerfolklore: Nahe Null.

    Mag sein, dass der Staat Israel die beduinische Minderheit ein wenig pfleglicher behandeln könnte und damit das Ausssterben des tradionellen Nomadenlebens um einigige Jahrzehnte hinausschieben könnte. Doch letztlich verhindern wird man das Eingliedern der Beduinen in das moderne Leben und damit das Aufgeben vieler kultureller Besonderheiten nicht.



    Re: Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev

    Hausdrache - 15.12.2006, 10:32


    Danke Tierchen smatch1 ,

    Du hast offensichtlich verstanden worum es mir geht. Da bin ich aber froh, dass wenigstens einer meine Meinung teilt und mich versteht.

    Pläne rücksichtslos durchzusetzen, die einen Teil der Bevölkerung endgültig ihrer Lebens-Grundlage berauben und nur den "Fortschritt" fokussieren, gehören heutzutage doch eigentlich in die Steinzeit. In einem Kompromiss, und das ist mein Vorschlag, sehe ich den richtigen Weg. Ganz davon abgesehen, dass man denen, die seit Jahren in Beton-Städten und Wellblechdörfern vegetieren, damit wieder eine Lebensgrundlage geben könnte. Auch der soziale Sprengstoff aus dieser Ecke ist nicht zu unterschätzen. Aber wen interessieren schon ein paar Wilde, die man einfach solange "wegpfercht", bis sie endlich ausgestorben sind oder sich "angepasst" haben.

    Ich sehe beim besten Willen nicht ein, warum die "Moderne" immer nur das Gelbe vom Ei sein muss, warum man nicht Beidem ein Lebensrecht einräumen kann. Das ist nämlich in diesem Fall NOCH möglich. Und es würde eine Chance bieten die Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren.

    Ganz davon abgesehen, dass die komplette Begrünung der Negev ökologisch eine Katastrophe bedeuten kann. Aber wen interessiert das Alles schon? Es lebe der "Forschritt" und wenn er in der Katastrophe landet... pillepalle

    Gruß
    Susanna



    Re: Israel, seine Beduinen und die Begrünung der Wüste Negev

    Das Tier - 15.12.2006, 10:51


    Hausdrache hat folgendes geschrieben: (....)
    Ganz davon abgesehen, dass die komplette Begrünung der Negev ökologisch eine Katastrophe bedeuten kann. Aber wen interessiert das Alles schon? Es lebe der "Forschritt" und wenn er in der Katastrophe landet... pillepalle

    Gruß
    Susanna

    So ist es, mein liebster Hausdrache.

    Gruß

    Tier



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