Irak: Saudi-Arabien droht mit Eingriff

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    Re: Irak: Saudi-Arabien droht mit Eingriff

    Hausdrache - 13.12.2006, 13:17

    Irak: Saudi-Arabien droht mit Eingriff
    Tja, das Elend im Irak scheint nicht absehbar zu sein. Sollten die Amis abziehen und der Kampf zwischen Sunniten und Schiiten weitergehen, woran wohl niemand zweifelt, wird Saudi-Arabien die Sunniten unterstützen. Und wer wird sich dann als "Beschützer" der Schiiten aufschwingen? oje, oje, oje... nono

    Zitat: Saudi-Arabien droht im Irak einzugreifen

    Der Irak-Krieg entwickelt sich für die USA zu einem strategischen Irrgarten: Nach einem Bericht der "New York Times" hat Saudi Arabien angekündigt, im Falle eines US-Abzugs die Sunniten gegen die Schiiten zu stärken. Bush zögert derweil mit der Entscheidung über die neue Marschrichtung im Irak.

    Washington/Riad/Bagdad - Saudi-Arabien hat der Bush-Regierung deutlich gemacht, dass es die Sunniten im Irak finanziell unterstützen werde, sollte es nach dem Abzug der Amerikaner zu einem Krieg zwischen Sunniten und Schiiten kommen. Dies erfuhr die "New York Times" von amerikanischen und arabischen Diplomaten. König Abdullah von Saudi-Arabien habe dies dem amerikanischen Vize-Präsidenten Dick Cheney bei dessen Besuch in Riad vor zwei Wochen mitgeteilt.

    US-Regierungsvertreter sagten der "New York Times", die saudiarabische Führung fürchte einen Abzug der US-Truppen und dränge Washington zu einem Verbleib im Irak. Die US-Regierung wolle als Gegengewicht zu Iran und Syrien ein Bündnis aus sunnitischen Staaten in der arabischen Welt, einem moderaten schiitischen Irak, den USA und Europa schaffen, sagte ein ranghoher US-Vertreter.

    "Es ist eine hypothetische Situation, und wir würden hart daran arbeiten, so ein Szenario zu vermeiden", zitierte die Zeitung einen arabischen Diplomaten in Washington. Wenn sich die Lage im Irak aber verschlimmere, etwa in Form von "ethnischer Säuberung", fühle sich Saudi-Arabien in den Krieg hineingezogen. Vom US-Präsidialamt gab es zu dem Bericht zunächst keine Stellungnahme.

    Während des Besuchs Cheneys habe Abdullah auch eine deutliche Ablehnung gegen eine diplomatische Offensive in Richtung Iran zum Ausdruck gebracht. Stattdessen habe Abdullah die USA gedrängt, Friedensgespräche zwischen Israel und Palästina einzuleiten.

    Unlängst hatten auch saudiarabische Geistliche im religiös motivierten Konflikt im Irak Partei ergriffen und weltweit zur Unterstützung der Sunniten aufgerufen. Der zunehmende politische Einfluss der schiitischen Gemeinschaft in der Region verursacht seit geraumer Zeit Unruhe unter den Sunniten, die weltweit die überwältigende Mehrheit der Muslime ausmachen.

    Bereits Ende November hatte ein Sicherheitsberater der saudiarabischen Regierung in einem Artikel für die "Washington Post" deutlich gemacht, dass das Königreich im Falle eines Rückzugs der USA aus dem Irak zum Schutz der Sunniten in dem Land eingreifen würde. Nach Angaben von Sicherheitsberaters Nawaf Obaid geht es dabei vor allem um "finanzielle, materielle und logistische" Hilfe für die Sunniten.

    US-Entscheidung erst im neuen Jahr Die Kursänderung der USA im Irak lässt derweil auf sich warten. Entgegen bisheriger Ankündigungen will Präsident Bush eine Entscheidung über die neue Irak-Strategie erst im neuen Jahr bekannt geben.

    Auf die Frage, wann denn nach den verschiedenen amerikanischen Strategie-Papieren US-Präsident George W. Bush eine mögliche Kursänderung verkünden werde, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow, in Washington: "Nicht vor Neujahr." Bush hatte kürzlich in einer Radioansprache gesagt, er wolle noch vor Weihnachten seinen Entschluss bekannt geben.

    Bush führt derzeit Gespräche mit Mitgliedern seiner Regierung über den künftigen Irak-Kurs. Die vom Kongress eingesetzte sogenannte Baker-Kommission hatte vor einer Woche in ihrem Bericht eine Kursänderung in der Irak-Strategie empfohlen und die Irak-Politik Bushs deutlich kritisiert. Die Empfehlungen sind aber für Bush nicht bindend. Der US-Präsident selbst hatte zwei eigene Studien zur Lage im Irak in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse noch nicht vorliegen.

    Die demokratische Opposition kritisierte die Entscheidung des Präsidenten. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, forderte Bush auf, seine Führungsfähigkeit unter Beweis zu stellen und "jetzt seine Politik zu ändern". Bush hatte zuvor in einer Videokonferenz mit führenden US-Generälen und dem US-Botschafter im Irak über die künftige Strategie beraten.

    Umfragen zufolge ist auch die Öffentlichkeit in den USA so unzufrieden mit der Irak-Politik wie nie zuvor. 55 Prozent der US-Bürger sprachen sich in einer von "USA Today" veröffentlichten Umfrage für einen Rückzug der Truppen aus dem Irak innerhalb eines Jahres aus.

    Blutbad in Bagdad In Bagdad riss ein Selbstmordattentäter am Dienstag 57 Tagelöhner mit in den Tod, als diese auf der Straße auf Arbeit warteten. Rund 150 weitere Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt, als sich der Attentäter in seinem Auto inmitten der Hilfsarbeiter in die Luft sprengte. Regierungschef Nuri al-Maliki erklärte, Anhänger des alten Regimes von Präsident Saddam Hussein steckten hinter diesem und ähnlichen Anschlägen. Was in Bagdad geschehe, sei Teil des globalen Kampfes gegen den Terrorismus, "den man durchaus als dritten Weltkrieg bezeichnen kann", fügte al-Maliki hinzu.

    Es war bereits das achte Mal seit Kriegsbeginn 2003, dass Terroristen diesen Platz im Bezirk Bab al-Scharki angriffen. Dort versammeln sich schon seit den sechziger Jahren an jedem Werktag von 6.00 Uhr an Hilfsarbeiter. Gruppen von Tagelöhnern und Besucher von Imbissrestaurants werden von den Terroristen besonders häufig als Anschlagsziel ausgewählt, weil sie nicht gut geschützt sind. Die meisten anderen Orte in Bagdad, an denen sich Menschen versammeln, sind inzwischen mit Wächtern, Barrieren und Stacheldraht gesichert.

    asc/dpa//AFP/AP/Reuters -> http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,454187,00.html

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Irak: Saudi-Arabien droht mit Eingriff

    Das Tier - 14.12.2006, 15:25

    Re: Irak: Saudi-Arabien droht mit Eingriff
    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Tja, das Elend im Irak scheint nicht absehbar zu sein. Sollten die Amis abziehen und der Kampf zwischen Sunniten und Schiiten weitergehen, woran wohl niemand zweifelt, wird Saudi-Arabien die Sunniten unterstützen. Und wer wird sich dann als "Beschützer" der Schiiten aufschwingen? oje, oje, oje... nono

    (....)

    Gruß
    Hausdrache

    Mein liebster Hausdrache,

    das dürfte dann auch noch den Iran auf den Plan rufen, wo die Schiiten mit 90 v. H. die unumstrittene Bevölkerungsmehrheit und Führungsclique stellen.

    Da die Saudis (wie angekündigt) grundsätzlich lieber Waffen liefern, der Iran vermutlich eher mit "willigen" - noch auszuhebenden - irakischen und internationalen „Gottes“krieger reagieren möchte steigen die Chancen für einen ausgewachsenen Bürgerkrieg.

    Ob am Ende eine Teilung des Irak erfolgt ? Der schiitische Teil fällt an Teheran, der Rest-Irak wird von Sunniten dominiert mit weit reichender Autonomie für die Kurden ?

    Was beide Parteien derzeit bereits eint, ist der gemeinsame Gegner in Form der schwachen irakischen Regierung und den westlichen Truppen.
    Die Ankündigung aus Riad ist m.E. definitiv nicht hilfreich, selbst wenn es nur ein Säbelrasseln war um die Amerikaner möglichst lange im Irak zu halten.

    Gruß

    Tier



    Re: Irak: Saudi-Arabien droht mit Eingriff

    Hausdrache - 15.12.2006, 11:12

    Re: Irak: Saudi-Arabien droht mit Eingriff
    Das Tier hat folgendes geschrieben:
    Mein liebster Hausdrache,

    das dürfte dann auch noch den Iran auf den Plan rufen, wo die Schiiten mit 90 v. H. die unumstrittene Bevölkerungsmehrheit und Führungsclique stellen.

    Richtig. :?

    Zitat: Da die Saudis (wie angekündigt) grundsätzlich lieber Waffen liefern, der Iran vermutlich eher mit "willigen" - noch auszuhebenden - irakischen und internationalen „Gottes“krieger reagieren möchte steigen die Chancen für einen ausgewachsenen Bürgerkrieg.

    Ebenso richtig. :?

    Zitat: Ob am Ende eine Teilung des Irak erfolgt ? Der schiitische Teil fällt an Teheran, der Rest-Irak wird von Sunniten dominiert mit weit reichender Autonomie für die Kurden ?

    hm... über diesen Punkt, eine Teilung, bin ich mir nicht ganz sicher. Bei der Kurden-Frage sehe ich ebenfalls ein nicht geringes Problem, dass sich bereits in der Vergangenheit abzeichnete: Die Interessen der Türkei.

    Zitat: Was beide Parteien derzeit bereits eint, ist der gemeinsame Gegner in Form der schwachen irakischen Regierung und den westlichen Truppen.

    Ebenfalls richtig.

    Zitat: Die Ankündigung aus Riad ist m.E. definitiv nicht hilfreich, selbst wenn es nur ein Säbelrasseln war um die Amerikaner möglichst lange im Irak zu halten.

    Das ist noch die große Frage: Ist es wirklich nur ein "diplomatischer" Schachzug, ein als Tiger starten und als Bettvorleger landen, nur heiße Luft?! Es stellt sich ja die Frage, was Saudi-Arabien davon hätte...

    Gruß
    Susanna



    Re: Irak: Saudi-Arabien droht mit Eingriff

    Das Tier - 15.12.2006, 15:35

    Re: Irak: Saudi-Arabien droht mit Eingriff
    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    hm... über diesen Punkt, eine Teilung, bin ich mir nicht ganz sicher. Bei der Kurden-Frage sehe ich ebenfalls ein nicht geringes Problem, dass sich bereits in der Vergangenheit abzeichnete: Die Interessen der Türkei.

    Wenn es zu einem Abzug der amerikanisch – britischen Truppen kommt, dann wird dieses Machtvakuum m.E. unweigerlich eine Intervention auf schiitischer Seite (Iran) und sunnitischer Seite (Arabien) führen. Die irakische Regierung ist derzeit absolut nicht in der Position, für stabile Verhältnisse zu sorgen.
    Ob es dann „nur“ Warlods sind, die über begrenztes Territorium herrschen und die Befehle aus Nachbarländern erhalten oder das Land auch offiziell geteilt wird – ich sehe da keinen großen Unterschied in der Wirkung.

    Die Türkei wird keinen „offenen“ Kurdenstaat dulden, m.E. aber sehr wohl eine teilautonome Provinz in einem (sunnitischen) Restirak.


    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Das ist noch die große Frage: Ist es wirklich nur ein "diplomatischer" Schachzug, ein als Tiger starten und als Bettvorleger landen, nur heiße Luft?! Es stellt sich ja die Frage, was Saudi-Arabien davon hätte...


    Nun, wer sind die Empfänger der Nachricht ?
    Sicherlich wird die eigene Bevölkerung es goutieren, wenn offene Solidarität mit den Glaubensbrüdern im Irak demonstriert wird. Ist eine Intervention (welcher Art auch immer) aus saudischer Sicht notwendig, dann ist es zweckmäßig die Bevölkerung so früh wie möglich darauf vorzubereiten.

    Auf Washington wird Druck ausgeübt, die Truppen möglichst lange im Irak zu belassen und / oder sich nach einer „Ablösung“ (woher auch immer) umzusehen.

    Zeitgleich wird auch Teheran erreicht mit dem zarten Hinweis, den Irak (inklusive der sunnitischen Bevölkerung und Ölvorkommen) nicht vollständig absorbieren zu können, ohne sich massiv in einem Bürgerkrieg zu engagieren. Nebenbei ist es ein Signal, rechtzeitig nach diplomatischen Lösungen zu suchen.

    Problematisch ist die destabilisierende Aussage für die irakische Bevölkerung. Begrüßen wird einen Truppenabzug nur der militante Teil der Bevölkerung und auf Macht (Waffen und / oder Geld) durch den jeweiligen großen Bruder hoffen. Beruhigend wird die Erklärung jedenfalls dort nicht wirken. Auch werden sich nun verstärkt Bin-Laden-Azubis finden, die für
    a) Gott (schiitische Glaubenvariante),
    b) Gott (sunnitische Glaubenvariante) oder
    c) Gott (Hauptsache gegen den „christlichen“ Westen und den säkularen
    Irak)

    kämpfen. Denn nichts beflügelt eine Revolte mehr als das Gefühl, die Staatsmacht stehe bereits kurz vor dem Kollaps oder Abzug.

    Deshalb ist das Statement aus Riad in der Summe auch nicht hilfreich gewesen.



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