Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

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    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Mademoiselle Bagatelle - 10.12.2013, 21:45

    Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)
    Sieben Mulden und eine Leiche

    Dokumentarfilm Schweiz 2006

    10.12.13, 22.25, (80 min.), 3Sat
    Bewegender Dokumentarfilm des Schweizer Journalisten Thomas Haemmerli, der nach dem Tod seiner Mutter feststellen muss, dass diese am Messi-Syndrom litt...



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    wollmaus - 12.12.2013, 15:31


    Ich habe die Vorschau angesehen und entschieden, dass ich mir das nicht antun werde. :(



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Waldtroll - 12.12.2013, 19:18


    Ich hatte mal eine Doku gesehen, in der der Regisseur befragt und auch ein Stück begleitet wurde, das hat mich sehr abgeschreckt.

    Hab sonst ein dickes Fell und kann Dokus oder Filme zu fast allen brenzligen Themen schauen (von Messie über Demenz bis zu Alkoholismus, Sterbehilfe oder Selbstjustiz), aber bei dieser Doku hab ich ein ganz mulmiges Gefühl.

    Das krieg ich dann womöglich nie mehr aus dem Kopf raus. Bei manchen heftigen Dokus ist das gut so (erinnert mich dran, wie achtsam ich bis zum Rest meines Lebens bleiben muss), bei dieser unendlich traurigen story seh ich da für mich keinen Lerneffekt oder sonstwie was postives zum Rausziehen.



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Pearl - 12.12.2013, 23:15


    Wer lesen will - hier ist sein BLog Code: http://www.messiemother.com
    Und ich glaube, Lin hatte das mal gepostet - das Muldenspiel: Code: http://www.messiemother.com/muldenspiel/



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Mademoiselle Bagatelle - 13.12.2013, 13:53


    Ihr Lieben, das tut mir jetzt total leid. Hätte ich das geahnt hätte ich es nicht gepostet.

    Eine Freundin (die weiß dass ich Messie bin) hatte mir Bescheid gesagt. Sie selbst kannte die Doku aber auch nicht. Ich habe sie nur aufgenommen und noch nicht angesehen.

    Nächstes mal schau ich gründlicher was ich da eigentlich empfehle. :oops:

    Entschuldigt bitte! :oops:



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Pearl - 13.12.2013, 14:07


    Mademoiselle:

    Das muss Dir doch nicht leid tun :hug:
    Ist doch prima, wenn Du aufmerksam bist und uns sowas mitteilst. :freu: :blume:

    Mich motiviert genau dieser Punkt beim Aufräumen immer wieder - was hinterlasse ich meinen Kindern in meiner Wohnung, wenn ich tot bin ?
    Und übrigens:
    Die Krankenkassen unterstützen Hausfrauen mit kleinen Kindern im Krankheitsfall relativ zuvorkommend (?) mit einer Haushaltshilfe - aber wer alt + nicht reich ist und zusätzlich vorübergehend krank - der kann lange warten, bis er solche Unterstützung findet !



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    wollmaus - 13.12.2013, 18:39


    Liebe Mademoiselle B.,

    entschuldigen brauchst Du Dich absolut nicht für den Film-Tipp. :knuddel: Es kann doch jeder selbst entscheiden, was er verträgt oder nicht. Ich kann es im Moment nicht. Es kann aber sein, dass ich mir den Film irgendwann einmal anschaue.

    Wenn ich im Blog des Regisseurs allerdings lese, dass er fast keinen Kontakt zu seiner Mutter hatte, und es eine Zumutung für ihn war die Wohnung räumen zu müssen, bin ich auch nicht angetan. Wenn er so distanziert sezierend das Leben seiner Mutter breit tritt, stößt es mich einfach ab.

    Vielleicht sollte man in seinem eigenen Testament verfassen, dass man nicht als Messie-Mutter vermarktet werden will? Glücklicherweise habe ich eine gute Beziehung zu meinem :herz: Junior. :puh:



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Mademoiselle Bagatelle - 15.12.2013, 13:27


    Ich habe die Dokumentation aufgenommen und werde sie noch ansehen ... generell finde ich aber Dokumentationen die von Messie-Kindern oder Angehörigen gemacht werden ein bisschen schwierig.

    Da gab es auch mal eine britische Serie. Natürlich ist die Wut und die Verzweiflung (und oft auch der schwarze Humor) dieser Menschen total verständlich :hug: - sie leiden ja drunter.

    Andererseits sind wir ja nun nicht gerne und aus bösem Willen Messies, sondern auch Opfer unserer Sucht und wollen nicht so gerne blosgestellt werden.



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Waldtroll - 15.12.2013, 19:52


    Als Bloßstellen empfinde ich seriöse Dokus oder Filme überhaupt nicht.

    Bei einer Doku über einen Alzheimer- oder Krebskranken oder über eine Magersüchtige würde ja auch keiner von Bloßstellung sprechen.

    Vielleicht fällt es den Messies verdammt schwer, ihr Messiesein als Krankheit zu begreifen, oder als Zwangserkrankung, Sucht und Störung.
    Mir fällt immer wieder auf, wie oft man das Wort Messie nicht auf sich anwenden möchte... oder zumindest herunterzuspielen und zu verharmlosen versucht, indem man von Halbmessie, Viertelmessie oder Gelegenheitsmessie spricht (ich hab mich selbst auch mal als gebändigten Messie bezeichnet).
    Man ist ja noch sooooo weit weg vom echten Messie, so wie der gepflegte Feierabendbiertrinker sich auch ganz weit weg vom alkoholkranken Bahnhofspenner fühlt. Letztlich sitzen aber beide im selben Boot.

    Der Unterschied zwischen den Leuten hier und der Dame in der Doku liegt lediglich darin, seine Erkrankung/Zwänge zu erkennen, reflektieren und zu stoppen..... oder eben nicht.

    ps. entschuldigen brauchst du dich überhaupt nicht. Du hast ja keine Details gepostet und jeder trägt Eigenverantwortung für sich, was er sich anschaut und was nicht.



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Mademoiselle Bagatelle - 15.12.2013, 20:02


    Na ja, die Dame in der Doku kommt ja gar nicht zu Wort, weil sie schon tod ist ... dass da quasi ungefragt mit der Kamera in ihre Wohnung gegangen wird und auch teilweise nicht besonderes Nettes und Spöttisches über sie gesagt wird, halte ich schon für Bloßstellung.

    Mit einem Alzheimerkranken würde man wohl nicht so umspringen, weil das anerkannt eine Krankheit ist und nicht nur Disziplinlosigkeit, wie beim Messie-Syndrom oft unterstellt wird.

    Dass ich mich nicht (mehr) als Messie bezeichne hat (bei mir) einfach auch damit zu tun, dass ich das Gefühl habe damit das Problem zu verwässern ... in meiner Messie SHG sehe ich, dass es einfach Leute gibt, die unendlich viel stärker betroffen sind, da ist mein bisschen ausartendens Chaos wirklich eher läppisch dagegen, auch wenn es mich psychisch sicher genauso belastet.

    Ich finde es auch nicht gut, wenn sich Leute mit 3 kg zu viel auf den Rippen als dick bezeichnen, weil es die Grenzen so verzerrt, und Leute die im Herbst schlechte Laune haben sind eben auch nicht depressiv. Depressiv sind Menschen die krank sind, dick sind Menschen die wirklich deutlich über dem Durchschnitt liegen und nicht jemand mit einer Kate Winslet Figur.

    Und Messies ... Messies sind für mich Menschen die dauerhaft im Chaos leben und sich dadurch komplett isolieren. Das bin ich einfach nicht und ich mag da auch nicht hochstaplen.

    Vor 10 Jahren passte der Begriff allerdings schon und da habe ich ihn auch für mich verwendet.



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Kellervoll - 15.12.2013, 20:56


    Ich kenne den Film schon länger und er hat mich auch berührt.

    Das Messies immer etwas schräg angeschaut werden ist nichts Neues. Ich habe meine Erkrankung (die übrigens auch eine Depression umfasst) mal so erklärt: Die meisten Menschen räumen ihre Kaffeetasse ganz selbstverständlich wieder weg nach Benutzung, sie müssen nicht darüber nachdenken. Ich muss ganz bewußt daran denken die Tasse weg zu räumen. Wenn ich also fast nichts mehr im "Autopilot" mache, heißt das ich muss viel mehr Energie und Konzentration aufwenden um den gleichen Effekt zu erzielen. Die meisten Messies sind nicht zufällig sehr brilliante Köpfe - kreativ, emphatisch, einfühlsam, sprachlich begabt, ideenreich, visionär ... also wie alles im Leben hat auch das Messie sein zwei Seiten!

    Ich musste nur erst erkennen was die positive Seite meiner Erkrankung ist und wie ich die Symptome in den Griff kriege.

    Heute kann ich wegwerfen, ich kann mich trennen und ich lerne langsam Wichtiges von Umwichtigem zu unterscheiden ... aber eben nur langsam!



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Waldtroll - 15.12.2013, 21:15


    Mademoiselle Bagatelle hat folgendes geschrieben: Na ja, die Dame in der Doku kommt ja gar nicht zu Wort, weil sie schon tod ist ... dass da quasi ungefragt mit der Kamera in ihre Wohnung gegangen wird und auch teilweise nicht besonderes Nettes und Spöttisches über sie gesagt wird, halte ich schon für Bloßstellung.

    Das ist für mich ganz ganz schwierig zu bewerten.

    Ich sehe nicht nur meine, die Messie-Seite, sondern auch die der Angehörigen. Gerade die Kinder oder auch die Eltern leiden doch genauso unter dieser (Sammel)erkrankung wie die Betroffenen selbst.
    Sollen sie ein Leben lang alles totschweigen und sich abfinden?

    Um noch mal die Parallele zum Alkohol zu nehmen - kenne einige erwachsene Kinder von Alkoholikern, und wie die über ihre Eltern reden, ist teilweise extrem unnett, um es mal milde auszudrücken. Da sind sogar Todeswünsche dabei. Für Außenstehende unverständlich, wer sich aber mal tiefer damit befasst, der versteht das sehr wohl.

    Das ist nochmal was anderes als komplett an die Öffentlichkeit gehen, klar.
    Ich denke eben, jeder, der an solchen psychischen Störungen, Zwängen und Süchten leidet und sich dafür entscheidet, so weiterzuleben und keine Hilfe anzunehmen, muss auch mit den möglichen Konsequenzen leben (auch im Jenseits).

    Ich hatte in meiner schlimmsten Messiezeit auch die größte Angst vor Entdeckung, mir war latent bewusst, wie die Konsequenzen aussehen würden, trotz schwerer Depression. So kam es dann ja auch bei mir mehrmals (einmal Brand in Nachbarwohnung, dann Knieunfall und ich spontan im KH) - aus heutiger Sicht, zum Glück!

    Man weiß es und kann den Teufelskreis nur schwer durchbrechen.
    Ich hab jedenfalls auch Verständnis für die, die unter meinen Zwängen jahrelang litten. Das waren nicht mal meine Kinder, was ja nochmal ne ganz andere Nummer ist, als die Eltern (die sind immerhin schon erwachsen und nciht mehr von mir abhängig).

    Weiß man, wie es den beiden Söhnen vielleicht schon in ihrer Kindheit mit ihrer Messie-Mutter ging? Vielleicht hat sie das schwer traumatisiert und das ist ihre Art der Aufarbeitung.
    Ganz ehrlich - sie haben jetzt mal das Recht, an sich zu denken.

    ich würde das nicht so machen, aber jeder bewältigt eben anders.

    .... mit "Sammelerkrankung" mein ich nicht das zwanghafte Sammeln, sondern die verschiedenen Erkrankungen, die einem Messiesyndrom zugrunde liegen. Weshalb es auch keine anerkannte Krankheit ist.



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Mademoiselle Bagatelle - 15.12.2013, 23:03


    Mademoiselle Bagatelle hat folgendes geschrieben: INatürlich ist die Wut und die Verzweiflung (und oft auch der schwarze Humor) dieser Menschen total verständlich :hug: - sie leiden ja drunter.
    .


    Hm Waldtroll, also nichts anderes habe ich weiter oben geschrieben :? - fühle mich jetzt schon so ein bisschen missverstanden.

    Nachvollziehen kann ich das schon, sehr gut sogar. Wenn ich an die Erzählungen meines Vaters denke (seine Mutter, meine Oma - eine sehr liebe Frau - war Zeit ihres Lebens Vollmessie) empfinde ich großes Mitleid mit ihm, auch wenn ich die Probleme meiner Oma natürlich mindestens ebenso gut verstehe.

    Aber ob man das in dieser Form in einer Dokumentation verarbeiten muss ist für mich halt die Frage.

    Da ich beruflich auch viel mit Filmen zu tun habe, sehe ich da schon eine Grenze zwischen Privatem und der eigenen künstlerischen Selbstverwirklichung.

    Und die hat für mich eben auch Grenzen, nämlich dann wenn sie die Grenzen der gezeigten Person überschreitet. Und das ist in diesem Fall denke ich schon gegeben.


    Ich könnte Dir da auch andere Beispiele nennen, die nichts mit Messies zu tun haben und für mich ebenso diese Grenze überschreiten.
    Aber ich schreibe noch mehr dazu wenn ich die Doku ganz gesehen habe.



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    kleinesach - 16.12.2013, 01:34


    Hi allerseits :dumdidum:

    ich werd mir höchstwahrscheinlich die DVD kaufen/tauschen/besorgen :oops:

    ich kann mir vorstellen, daß dieser Film hilfreich ist, bei der Bewältigung meines Themas ... :oops: :oops:



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Waldtroll - 16.12.2013, 08:01


    Mademoiselle Bagatelle hat folgendes geschrieben:

    Hm Waldtroll, also nichts anderes habe ich weiter oben geschrieben :? - fühle mich jetzt schon so ein bisschen missverstanden.

    Nachvollziehen kann ich das schon, sehr gut sogar. Wenn ich an die Erzählungen meines Vaters denke (seine Mutter, meine Oma - eine sehr liebe Frau - war Zeit ihres Lebens Vollmessie) empfinde ich großes Mitleid mit ihm, auch wenn ich die Probleme meiner Oma natürlich mindestens ebenso gut verstehe.

    Aber ob man das in dieser Form in einer Dokumentation verarbeiten muss ist für mich halt die Frage.

    Hallo Mademoiselle,

    hab dich schon richtig verstanden, dir gehts um den Schutz der Privatsphäre.

    Wenn ich mal ganz eigennützig an uns Messies denke, dann sind genau solche Dokus ganz wichtig für uns, damit dieses Tabuthema eben nicht länger ein Tabu bleibt und -was viel schlimmer ist- so arg mit Vorurteilen behaftet bleibt.

    So eine Doku fungiert da auch als Gegengewicht zu den reißerischen Messiesendungen der Privaten Sender.

    Kann man auch aufklären ohne konkrete Beispiele, nur rein theoretisch? Ich glaube nicht. Wenn die Menschen berührt werden, fangen sie eventuell an, mal genauer nachzudenken. Oder auch nicht. Auf jeden Fall lassen sie sich eher drauf ein, als wenn sie einen trockenen Artikel über das Messiesyndrom in der Apotheker-Zeitung lesen.

    Wenn all die Leute, die Tabuthemen endlich an die Öffentlichkeit brachten, nie ihre persönliche Geschichte (zu der auch immer ihre Familie und Angehörige gehören!) erzählt hätten, wären diese Themen heute noch unter dem Teppich und hinter heilen Fassaden.
    Themen wie zB sexueller Missbrauch, Homosexualität, Transsexualität und was da alles dazugehört, aber auch Essstörungen zum Beispiel.

    habe gelesen, dass die Schweizer wütend sind auf den Filmer, weil er diesem ordnungsliebenden Völkchen so eine Nestbeschmutzerin "unterschob"... die wäre doch besser in der Versenkung geblieben.

    er sagte ja, er will auch provozieren und die nüchterne, sachliche Art ist eben sein Umgang damit.

    Wäre es so viel anders, wenn er ein Buch darüber geschrieben hätte, ohne Bilder? Wenn jemand im internet in einem öffentlichen Forum über seine Eltern (Messies) spricht, macht er sie doch genauso öffentlich, sogar noch zu ihren Lebzeiten. Auch da könnte jemand diese Leute erkennen. Oder wenn in einer SHG darüber gesprochen wird, ist zwar ein kleinerer Rahmen, aber dennoch werden Dritte öffentlich gemacht, ohne dass die davon wissen und Einspruch erheben können.
    Was meinst du, wieviele Eltern aufschreien würden, wenn sie wüssten, dass sie Thema in internet-Foren, SHGs oder bei Therapeuten sind?
    Wo ist da die Grenze?

    Mir persönlich wär das schnuppegal, wenn ich als Messie gestorben wäre und danach darüber gesprochen würde. Wäre ich sogar ganz froh, wenn jemand mir die Aufarbeitung abnimmt und wenn ich damit vielleicht noch was gutes für meine eigenen Kinder bewirken könnte. Ich wäre sogar ein wenig stolz auf sie, dass sie sich das trauen, siehe schweizerische Reaktionen darauf.

    Versteckt haben wir uns doch lange genug!

    Ich will das nie mehr haben, ich habe beschlossen, einen geradlinigen, offenen Weg zu gehen. Wer nicht damit umgehen kann, Pech gehabt. Ich muss nicht bei allen beliebt sein. Bisher ist mir das aber noch nie passiert. Eher leider im Gegenteil, ich werde überhaupt nicht ernstgenommen. Hätte ich mich in meiner schlimmen Zeit so geoutet, wäre das wesentlich aufklärerischer gewesen.
    Sobald wieder alles in Ordnung ist und der Norm entspricht, möchte keiner gerne was mit schlimmen Krankheitsbildern zu tun haben, sondern sich lieber freuen, in einer ordentlichen gemütlichen Wohnung Kaffee trinken zu dürfen. Und ich kanns sogar verstehen!
    Gehe auch nicht gerne zu Leuten, die dann stundenlang über Krankheiten quer durch ihr Leben palavern (ist bei unseren Familienfeiern immer sehr präsent, die Ironie des Schicksals ist, dass genau jener Onkel & Tante jetzt wirklich ernsthaft krank sind, nachdem sie schon in jungen Jahren dauernd nur über Krankheiten redeten, was mich als Zuhörer sehr belastete und nervte. Meine Eltern sind da zum Glück ganz anders.)

    Ich rede dann über solche Themen aus meiner Vergangenheit auch in speziellen Situationen, wenn andere interessiert sind oder sogar selbst betroffen und das Thema von sich aus ansprechen.


    Nochwas.... (zum Thema, du bist jetzt kein Messie mehr und willst nicht dramatisieren.... ist das wirklich der Grund oder willst du einfach kein Messie mehr sein, weil es sich nicht gut anfühlt?)

    Messie bleibt man ein Leben lang. Genau wie Alkoholiker oder essgestört.
    Man stoppt die Erkrankung, ist aber nicht geheilt. Die destruktiven Muster und Bewältigungsstrategien sind für immer im Gehirn gespeichert und auch abrufbar.
    Man muss ein Leben lang auf sich acht geben und auch gewisse Risikominimierung betreiben.
    Rückfälle sind immer eine Gefahr und sie passieren auch. Viel leichter als bei Drogen, da ist bei mir die Hemmschwelle viel größer und ich bin deshalb auch viel konsequenter. Das Suchtgedächtnis ist nicht zu unterschätzen und die Folgen auch nicht.
    Trotzdem fühle ich mich auch sehr schlecht, wenn mal wieder der Messieteufel auf der Schulter sitzt und sein Futter ein Weilchen kriegt... ich bin da auch innerhalb weniger Tage wieder voll drin und meine Bude sieht aus wie Sau. Unglaublich, wie schnell ich in alte Muster falle - alles stehen-, liegen- fallenlassen. Ärgere mich dann immer extrem über mich und merke, das wird mich lebenslang begleiten, wenn auch glücklicherweise der Teufel immer weniger zu sagen hat. Ich hab derzeit aber auch keine schweren Schicksalsschläge oder Existenzängste.

    ich finds jedenfalls für mich selbst sehr sehr wichtig, mich nicht als geheilter, ehemaliger Messie zu sehen, damit würde ich mich nur selbst belügen und in trügerischer Sicherheit wiegen.



    Re: Sieben Mulden und eine Leiche - Doku heute (10.12.13)

    Mademoiselle Bagatelle - 16.12.2013, 23:35


    Waldtroll hat folgendes geschrieben:

    hab dich schon richtig verstanden, dir gehts um den Schutz der Privatsphäre.
    .

    Nein Waldtroll, mir geht es um einen respektvollen Umgang mit anderen Menschen, ganz besonders dann wenn sie Protagonisten meines Films sind und sich nicht mehr dagegen aussprechen können ob sie Thema des Films sein wollen oder nicht.

    Ich zitiere hier mal seine Worte, welche bei mir kein gutes Gefühl hinterlassen:

    Zitat: Wir hatten nur wenig Kontakt, und ich war schockiert, als ich ihre Wohnung sah. Es war das totale Chaos. Weil ihr Leichnam auf einer Bodenheizung gelegen hatte, hing Verwesungsgeruch in der Luft. Schon beim ersten Betreten der Wohnung schaltete ich meine Kamera ein.

    Zitat: Ausgangspunkt für den Film: gegen siebzig Jahre Familiengeschichte. Und die Möglichkeit, in der Wohnung zu drehen, ohne dass Angehörige ein Veto einlegen.

    Zitat: Thematisch war mein Ausgangspunkt die Zumutung, einen Monat meines Lebens damit verbringen zu müssen, diese vermüllte Wohnung aufzuräumen.


    Zitat: Humor, Ironie und Spott sind für mich ganz generell unabdingbar, um die Zumutungen des Lebens meistern zu können. Ich kann nicht ohne, und das prägt meinen Film.

    Klingt für nicht nach einer guten Ausgangssituation um einen Film zu machen der einer psychischen Störung gerecht wird.

    Es gibt Filme die mit Respekt und Rücksicht die Situation von Messies zeigen und die dennoch das Potential haben Leute wachzurütteln, die nicht auch von offensichtlichen Rache- und Hassgefühlen gegenüber seiner Mutter motiviert sind,sondern neutral oder wohlwollend ans Werk gehen.

    Waldtroll hat folgendes geschrieben:
    Wenn all die Leute, die Tabuthemen endlich an die Öffentlichkeit brachten, nie ihre persönliche Geschichte (zu der auch immer ihre Familie und Angehörige gehören!) erzählt hätten, wären diese Themen heute noch unter dem Teppich und hinter heilen Fassaden.

    Es ist aber nicht SEINE persönliche Geschichte, es die seiner Mutter (u.a mit genauer Auflistung der Geschlechtskrankheiten die sie hatte und einer exakten Beschreibung ihrer Leiche. Was fügen bitte diese Fakten zum Verständnis bei?)

    Würde jemand mit ähnlicher Abscheu und Rücksichtslosigkeit über seinen toten homosexuellen Vater berichten fände ich das genauso abstossend.

    Das was mich stört hat nicht speziell etwas mit dem Thema Messies zu tun, sondern einfach mit einem Ehrenkodex an den sich (meiner Ansicht nach) jeder Filmemacher halten sollte.

    Eben so ein gewisses Mindestmaß an Liebe und Respekt zu seinen Protagonisten, erst recht wenn diese nichts mehr dazu sagen können.

    Waldtroll hat folgendes geschrieben: Versteckt haben wir uns doch lange genug!

    Du kannst nur für Dich alleine sprechen, also tue das bitte auch.

    Weder weißt Du was die Mutter gewollt hätte noch kannst Du für "uns" alle sprechen. (Ob Dir es schnurzegal wäre tut hier absolut nichts zu Sache, denn es geht im Film nicht um Dich)

    Es gibt kein "uns" - wir sind alle Individuuen mit ganz eigenen Problemen, Ursachen und Lebenswegen.

    Und wer sich verstecken will (und sei es nach dem Tod) sollte das Recht dazu haben.



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