Ballettschuhe

Villevalle's World
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    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 23.08.2005, 17:37

    Ballettschuhe
    Ich versuch es auch mal wieder...in der Hoffnung diesmal durchzuhalten... ;D Ob der Titel so bleibt, weiß ich noch nicht...

    WARNUNG-es ist von Selbstmord die Rede und die Szene erinnert den Leser an einen solchen...


    Vorsichtig zieht sie sich an dem angerosteten Geländer hoch und schwingt langsam ihr rechtes Bein ins Nichts. Ihre Arme zittern und sie muss sich konzentrieren, um nicht abzurutschen. Als sie einigermaßen sicher über der schmalen Stange hängt zieht sie das andere Bein nach. Es ist windig und sie hat Mühe die Balance zu halten. Krampfhaft klammert sie ihre Hände um den Stahl und guckt in die Tiefe.
    Bist du dir sicher, dass du das wirklich tun willst? Dein ganzes Leben einfach so wegschmeißen? Alles wofür du gearbeitet hast?
    Nein, sie ist sich ganz und gar nicht sicher. Und schwindelig wird ihr auch noch. Schon allein der Blick in das schwarze Nass unter ihr, macht schreckliche Angst.
    Sie befühlt eine Ausbeulung in ihrer großen Manteltasche. Streicht schon fast zärtlich über die Erhebung. Alles wofür sie gelebt hat, mit einem Schlag in Luft aufgelöst.
    Warum zögerst du noch? Was nützt dir das Klammern an die Vergangenheit?
    Ein Windstoss wirbelt ihren langen Rock auf und weht ihr die Haare ins Gesicht.
    Bloß jetzt nicht den Halt verlieren…
    Nervös beginnt sie ihre Fußgelenke immer im Kreis zu bewegen. Dabei streckt sie die Beine lang aus. Der linke Fuß macht eine Bewegung gegen den Uhrzeigersinn, der rechte mit dem Uhrzeigersinn. In ihrem Kopf spukt die Melodie von „Schwanensee“. Die Füße bewegen sich dazu und es scheint, als würde sie tanzen. Schwerelos, 35 Meter über einem welligen, düsteren Spiegel.
    Es kommt ihr vor, als würde sie schon eine Ewigkeit mit sich Ringen. Ihre Hände beginnen zu schmerzen, so fest halten sie sich an dem Brückengeländer.
    Ach, es hat doch keinen Sinn…
    Vorsichtig löst sie die rechte Hand. Dabei verzieht sich ihr zartes Gesicht zu einer verkrampften Maske. Sie bewegt die einzelnen Glieder der Hand und betrachtet dabei die blau angelaufenen Fingernägel. Noch eine Minute länger und ihre Hand wäre am Geländer festgefroren. Langsam bewegt sie auch ihre linke Hand, um deren Funktion zu testen.
    Jetzt, jetzt mach ich es!
    Als sie nach dem Gegenstand in ihrem Mantel greifen will spürt sie, dass jemand hinter ihr steht.
    „Tu es nicht!“ Eine raue Männerstimme zerreißt die Stille um sie herum.
    „Was auch immer passiert ist, das ist es nicht wert.“
    Was weiß der denn schon? Was mischt der sich überhaupt ein?
    Viel interessanter wäre natürlich, was man im tiefsten Winter auf dieser einsamen, vergessenen Brücke zu suchen hat. Wenn man nicht gerade vorhat, was sie vor hat.
    Sie dreht sich um und überzeugt sich davon, dass tatsächlich jemand hinter ihr steht. Es soll schon mal vorgekommen sein, dass das Gehirn einem einen streicht spielt. Tatsächlich fällt ihr Blick auf eine rauchende Gestalt, die auf der anderen Seite der Brücke am Geländer lehnt. Eine schwarze Wollmütze unter der lange braune Haare in leichten Locken herausgucken.
    „Und warum sollte ich es nicht tun? Was weißt du denn schon?“ Irgendwas stimmt nicht an der Art wie der Mann redet. Und irgendwas stimmt auch nicht daran wie sie antwortet.
    „Einiges, Mädchen…“ Leise sagt er es und irgendwie verbittert. Dabei schüttelt er den Kopf auf eine, wie sie findet, ziemlich deprimierte Art und Weise. Vielleicht macht er sich aber auch nur über sie lustig…wer weiß.
    Dann fällt ihr auch auf, was nicht stimmt. Oder vielmehr, was sie gewundert hat. Der Mann redet Englisch mit ihr und sie hat wie selbstverständlich geantwortet. Crazy…sie dachte immer, sie würde keinen vernünftigen Satz in der Sprache hervorbringen.
    Ein helles Lachen schleicht sich aus ihrer Kehle:
    „So, und jetzt lass mich in Ruhe!“ Sie wendet sich wieder vom Anblick des schlanken, beinahe dünnen, Mannes ab und starrt weiter ins Leere. In den grauen Winterhimmel über ihr und auf den schwarzen Fluss unter ihr. Das Wetter passt perfekt zu ihrer Stimmung. Grau. Schwarz.
    Wieder lässt sie das Geländer los und will nach ihrem Mantel greifen, als ein grausames Geräusch an ihr Ohr dringt. Ein markerschütterndes Husten. Sie erschrickt so sehr, dass sie beinahe ihren sicheren Halt verloren hätte. Als sie den Kopf wieder verdreht, sieht sie wie der Mann zusammengerollt am Boden liegt und sich die Seele aus dem Leib hustet.
    Ohne zu überlegen springt sie zurück auf die Brücke. Hätte sich dabei beinahe mit den Füßen in ihrem Rock verfangen. Eilt zu dem schwarzen Fleck im weißen Schnee.
    Vorsichtig klopft sie dem Mann auf den Rücken.
    Plötzlich bricht das Husten ab. Sie merkt nur noch, wie ein Arm hochfährt und sie packt. Ihr Kopf schlägt etwas unsanft auf den schneebedeckten Stein der Brücke. Sie ist so überrumpelt, dass sie es nicht einmal mehr schafft aufzuschreien.
    Vor Schreck hat sie die Augen zugekniffen und wagt es kaum sie wieder zu öffnen.
    Was um alles in der Welt hat dieser Kerl denn vor?
    Sie spürt nur sein Gewicht auf sich und muss sich anstrengen, um richtig atmen zu können. Das ist wahrscheinlich ihr kleinstes Problem in diesem Moment.
    „Hör mal, Kleine, ich will dir nicht wehtun!“
    Schön, dann tu es verdammt noch mal auch nicht!
    Sie öffnet langsam ein Auge und guckt dem Mann über ihr mitten ins Gesicht.
    „Kann ich dich loslassen?“
    Häh?
    Viel zu verwirrt, um zu antworten, schließt sie das Auge wieder.
    Wie kann ein Mensch nur so nach Zigarettenqualm riechen?



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 23.08.2005, 18:04


    Mmh...Du hast mich neugierig gemacht.
    Das verspricht interessant zu werden...
    Mach bald weiter,ja?!



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 23.08.2005, 18:25


    Juhu, Gigi schreíbt wieder. Find ich voll gut, hab ich dir ja schon gesagt. Hmmm- jetzt weiß man's... :bäh:



    Re: Ballettschuhe

    Y - 23.08.2005, 19:02


    Ich bin auch neugierig...
    Gefällt mir wie du schreibst :)
    Freu mich schon auf die Fortsetzung!



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 23.08.2005, 20:57


    Ich schließ mich meinen Vorrednerinnen an.
    Klasse, wieder was von dir zu lesen.

    Würd gern wissen, ob der Kerl der ist, den ich vermute.
    Aber was ist mit dem Mädel?



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 23.08.2005, 21:08


    Dein Schreibstil gefällt mir sehr ... das ist mir gleich aufgefallen ^^

    Und die Story an sich verspricht verdammt interessant zu werden! Spann uns bloß nich zu lange auf die Folter :D



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 23.08.2005, 22:09


    Vielen Dank...
    und Nina...ja, vielleicht ist es sogar der, für den du ihn hälst.. :)



    „Also nicht. Gut, ich habe Zeit!“ Sie spürt wie er sich auf ihr bewegt und hört ein Feuerzeug angehen.
    „Wenn du so hustest, solltest du mit dem Rauchen aufhören“, hört sie sich sagen und bewundert ihren Mut. Wer weiß, was der Kerl mit ihr vorhat und sie hält hier noch ein lustiges Kaffeekränzchen mit ihm ab:
    „Das ist tödlich!“
    Der Mann fängt an dunkel zu lachen und hustet dabei wieder kurz auf.
    So ein Selbstmörder!
    „Das musst du gerade sagen!“
    Sie öffnet wieder leicht ihre Augen, diesmal auch tatsächlich beide. Eine Freundin hatte ihr mal gesagt, egal was passiert, lass sie nie deine Angst spüren. Da man Angst bekanntlich am Ehesten in den Augen liest, hielt sie es für besser, sie einfach zu schließen. Nur hat sie das dumpfe Gefühl, dass dieser Mann ihr gar nicht an die Wäsche will.
    Vielleicht macht es ihm einfach nur Spaß hier auf dir rum zu liegen?
    „Was meinst du damit?“
    Er guckt sie an. Scheint zu überlegen. Dann lächelt er unsicher ein bezauberndes Lächeln. Sie ist froh, dass sie die Augen aufgemacht hat, um das sehen zu können.
    „Wolltest du nicht gerade…?“, er winkt mit der ganzen Länge seines linken Arms in die Richtung des Brückengeländers, wobei er Mühe hat sich auf ihr zu halten und seine rechte Hand im Schnee abstützen muss. Sie sieht, wie die Glut seiner Zigarette ihrem Mantel gefährlich nahe kommt und versucht ein Stück wegzurutschen. Das wiederum versteht der Mann als Bestätigung seiner Vermutung und verlagert sein Gewicht wieder.
    „Was versuchst du hier eigentlich?“, fragt sie und es dämmert ihr langsam. Er wird doch wohl nicht etwas geglaubt haben, sie wolle sich umbringen.
    „Du wolltest gar nicht…?“
    Sachte macht sie mit dem Kopf eine verneinende Bewegung.
    Hätte ich mir doch gleich denken können! Wonach sollte das denn auch aussehen?
    Der Mann ist so schnell aufgesprungen, dass sie es kaum bemerkt hat. Nun steht er verlegen über ihr und sieht aus wie ein geschlagener Hund. Es wirkt sehr hilflos, als er ihr die Hand entgegenhält, um ihr hoch zu helfen.
    „Das tut mir wirklich Leid. Ich dachte wirklich…also, wie du da saßt und…“
    Sie lacht über seine verzweifelten Versuche, sich zu rechtfertigen und winkt schließlich ab, wobei ein bisschen Schnee von ihrem Mantel fällt:
    „Das ist schon in Ordnung. Danke für deinen aufopfernden Einsatz! Wenn ich vorgehabt hätte zu springen, dann hast du es auf wunderbare Art zu verhindern gewusst“, sie kann gar nichts gegen den leicht ironischen Unterton in ihrer Stimme tun.
    So was passiert schon mal, wenn auf feierliche Weise Abschied von seinem alten Leben nehmen will. Nein, nein, so was passiert eigentlich gar nicht. So was passiert nur im Filmen. In besonders schlechten Filmen…
    Sie beginnt sich den Schnee von der Kleidung zu klopfen und zieht sich ihre Handschuhe über, die sie ausgezogen hat, um nicht den Halt an der glatten Stange des Geländers zu verlieren. Dann greift sie nach ihrer Tasche, die sie achtlos auf den Boden gestellt hatte.
    Fein, feiere ich meinen Neuanfang halt ein anderes Mal.
    Der Mann verfolgt immer noch jede ihrer Bewegungen. Er scheint ihr noch nicht ganz zu glauben, dass sie nicht doch in den Fluss springt, sobald er sich abwendet.
    „Es ist wirklich alles in Ordnung?“ Schon wieder zündet er sich eine Zigarette an.
    Wie kann man nur so verantwortungslos sein?
    „Alles bestens!“, sie zieht ihre Strickmütze tiefer in die Stirn. Langsam wird es wahnsinnig kalt auf der Brücke.
    Er hält ihr die Zigarettenschachtel hin und sie nimmt dankbar eine. Lässt sich von ihm Feuer geben und inhaliert den Rauch tief in ihre Lungen.
    Scheiß Doppelmoral!
    „Ha!“ Der Mann scheint sie tatsächlich auszulachen. „Ich denke, das ist tödlich!“
    „Ja, wenn man es so übertreibt, wie du es anscheinend tust“, entgegnet sie nur patzig und dreht sich wieder dem Abgrund zu. Lehnt ihre Arme auf das Geländer und bläst den Rauch in die klare Winterluft.
    Der Mann tut es ihr gleich.
    „Angst, dass ich doch springen könnte?“, fragt sie und dreht ihr Gesicht zu ihm.
    „Nein.“ Knapp aber deutlich.
    „Kann es sein, dass ich dich schon mal irgendwo gesehen habe?“ Er kommt ihr tatsächlich bekannt vor. Manchmal sieht man ja jemanden flüchtig auf der Straße und erkennt ihn bei der nächsten Begegnung wieder.
    „Nein, eigentlich nicht.“
    Sehr gesprächig ist er ja nicht gerade. Ihr auch egal. Sie lässt ihre Kippe fallen und dreht sich um. Geht ein paar Schritte und bleibt dann stehen:
    „Ja, dann, mach´s gut!“
    Das scheint ihn doch zu einer Regung zu bewegen:
    „Stopp, warte!“ Er geht ihr nach. „Hast du heute Abend was vor?“ Ohne eine Antwort abzuwarten zieht er einen Edding aus seinem Mantel und schreibt ihr eine Adresse auf ein Stück Papier, welches er ebenfalls irgendwo hervorgezaubert hat.
    „Wenn du magst... Ein paar Freunde und ich werden ab elf da sein. Ich würde dich gerne auf ´nen Drink einladen. Entschädigung für den Schock von vorhin!“
    Und dann ist er derjenige, der sich einfach umdreht und ohne jeden weiteren Gruß verschwindet.
    Sie guckt ihm nach. Kann den Blick nicht von ihm abwenden. Die Hände in den Taschen vergraben geht er die Brücke entlang. Dreht sich nicht um, winkt nicht.
    Irgendwann geht auch sie. Steigt langsam die endlosen Stufen hinab und muss bei jedem Schritt aufpassen, dass sie nicht fällt, so vereist sind sie.
    Dann fällt ihr ein, dass sie nicht mal weiß, wie er heißt. Das war dann wohl eine dieser flüchtigen Begegnungen, die man nicht vergisst…obwohl man den Menschen nie wieder sieht.
    Wollte sie ihn überhaupt wiedersehen? Warum sollte sie das wollen?



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 23.08.2005, 22:42


    ui, dann wollte sie sich also gar nicht umbringen ... aber jetzt hast du mich noch neugieriger gemacht! Neuanfang ... das erklärst du ja sicher bald ... hoffentlich ^^

    Und ich mag jetzt wissen, wer dieser kerl ist ... *ungeduldig mit den fingern auf der tischplatte tippel*


    Und ich muss nochmal sagen, dass mir dein schreibstil sehr gut gefällt ... hat etwas erfrischendes, wie der von nina ... mh ...


    Mach schnell weiter, ja? :D



    Re: Ballettschuhe

    Y - 23.08.2005, 22:44


    Der Teil gefällt mir ur gut! Besonders das Gespräch, wei er so auf ihr draufliegt ^^
    Bitte mach schnell weiter!!



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 23.08.2005, 23:47


    Ich könnt euch ja verraten, wer der Kerl ist, aber ich neige zu kleinen Gemeinheiten.

    Gigi, was mir hier aufgefallen ist, sind ganz viele "dann" ;) ich bin da geschädigt und streich die immer knallrot an. Die meisten braucht man nicht.

    Genug gemeckert!
    Interessant, sie will sich nicht umbringen, aber ein Neuanfang.
    Und mich würde schon interessieren, dass ich richtige vermute, dass sie sich wiedersehen. Sonst lohnt des Schreiben ja nicht ;)



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 23.08.2005, 23:56


    Wenn ich´s grad richtig überflogen hab, müsste ich die meisten gegen "nun" oder so ersetzen.
    Trotzdem danke für´s aufmerksam machen. Werd mal beim Weiterschreiben drauf achten...ich fürchte nur, ich bin ein verlorenes Dann-Kind. Schleicht sich immer wieder bei mir ein... :rolleyes:



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 23.08.2005, 23:58


    Bei mir auch, deshalb merk ich das mittlerweile ;)



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 24.08.2005, 09:04


    Ich hab auch viele danns, glaub ich. Mir fällt das nicht so auf.
    Ich find den Teil ganz klasse und hoffe, dass sie hingeht und obwohl du seinen Namen nicht nennst, sehe ich seine Bewegungen vor mir. Ích hab wieder ein kleines Ding zu meckern, der letzte Satz gefällt mir nicht, das ist irgendwie scheinheilig. Warum soll sie das wollen? Weil er sie interessiert, auf welche Weise auch immer. Mehr kannst du jetzt nicht sagen, weil du dann zuviel verraten würdest, und was du damit sagst, kann man sich auch ohne den Satz denken.
    Ansonsten find ichs aber ganz toll. Deine Beschreibungen werden immer besser.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 24.08.2005, 18:52


    So...geht weiter...


    Müde schleppt sie sich nach Hause, pellt sich aus ihrer Kleidung und legt sich in ihr Bett. Sie hofft darauf irgendwann wieder aufzutauen, denn die Kälte scheint sich langsam auch in ihr Inneres zu schleichen. Den Zettel mit der Adresse legt sie auf den kleinen weiß lackierten Holzhocker, der ihr als Nachtisch dient.
    Vielleicht war das vorhin auf der Brücke ja Schicksal? Vielleicht war er ja ihr Schicksal. Jetzt wo sie nicht mehr weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll.
    Neuanfang. Das sagt sich immer so leicht.

    Wieder die Melodie von „Schwanensee“. Sie kann hören wie die Tänzerinnen über die Bühne schweben, sich drehen. Sie hört wie die Mädchen in ihren Spitzenschuhen über das Parkett laufen. Lachen.
    Dann sieht sie sich. Wie sie über die Bühne schwebt und sich dreht. Wie ihre Spitzenschuhe auf dem Parkett dumpfe Laute von sich geben. Doch sie lacht nicht. Sie weint.
    Die Schuhe sind rot gefärbt und bei jedem Schritt hinterlässt sie einen kleinen blutigen Tropfen, der von dem dunklen Holz gierig aufgesogen wird.

    Als sie aufwacht fühlt sie sich wie gerädert. In ihrem Kopf spielt ein Presslufthammer sein makaberes Spiel. Ohne darüber nachzudenken, greift sie unter ihr Kissen, holt eine Packung Schmerztabletten vor, nimmt eine in den Mund und schwingt ihre Beine aus dem Bett. Es ist dunkel. Nur das Licht einer Straßenlaterne scheint durch die großen Fenster. Trügerische Dunkelheit.
    Vor ihren Augen verschwimmt das Zimmer zu einer unklaren, milchigen Farbpalette. Sie macht sie lieber wieder zu.
    Die Tablette beginnt sich in ihrem Mund aufzulösen. Der Geschmack bereitet ihr Übelkeit, erlöst sie aber auch davon, sich auf ihren Kopf konzentrieren zu müssen. Mit noch immer geschlossenen Augen tastet sie sich zu der kleinen Kochnische, die am anderen Ende des Zimmers ist. Dort angekommen bückt sie sich und nimmt eine Flasche aus dem Kühlschrank. Müsste Wasser sein. Sie öffnet den Verschluss und spült die Tablette mitsamt ihrem widerlichen Geschmack runter.
    Es ist Orangensaft.
    Dann erst macht sie die Augen auf. Wie lange sie wohl geschlafen hat?
    Mühsam schleppt sie sich zurück zu ihrem Bett und betrachtet dort den Radiowecker. Es dauert eine Weile, bis sie die roten zahlen auf dem Display entziffert hat.
    21.30.
    Irgendwas war doch heute noch…
    Dann fällt ihr Blick auf den weißen Zettel mit der dicken schwarzen Männerschrift drauf. Sie hätte fragen sollen, was da steht. Kann es kaum entziffern. Sie tut sich schwer mit dem Erkennen an diesem Abend.
    Langsam muss sie sich entscheiden, ob sie dort hin gehen möchte.

    Zwei Stunden später steht sie vor einer kleinen Kneipe mitten in der Stadt. Sie betrachtet lange die Tür bevor sie es wagt, sie aufzumachen. Nervosität steigt in ihr auf. Sie hasst es nervös zu werden. Dabei trifft sie doch nur einen Mann, der sich für seine voreilige Rettungsaktion entschuldigen will. Sie weiß nicht einmal seinen Namen und wird ihn wahrscheinlich auch nicht wissen, wenn sie in einer halben Stunden wieder hier im Schnee steht, um nach Hause zu fahren. Länger wird sie wohl kaum bleiben. Was haben sich zwei Fremde schon großartig zu erzählen. Dazu kommt, dass sie wahnsinnig schlecht im erzählen ist. Musste sich nie viel unterhalten in ihrem Leben. Aber ab jetzt sollte ja alles anders werden…
    Weshalb macht sie also nicht einfach die Tür auf?
    Die Entscheidung, es zu tun, wird ihr je abgenommen, als jemand von Innen herauskommt und ihr warmer Kneipenmief um die Nase weht:
    „Hey, Kleene, willste da rein? Na, komm, ich halte dir och die Türe uff!“
    Sie muss lächeln als sie den vollschlanken älteren Herrn sieht, der nun wie ein Gentleman an der Tür steht und sie ihr aufhält.
    „Vielen Dank!“ Jetzt muss sie reingehen. Wie soll das denn sonst aussehen? Steht da vor einem Lokal und rührt sich nicht.
    Die stickige Luft und der bläuliche Nebel nehmen sie sofort für sich ein. Im hinteren Teil der Kneipe kann sie die Menschen kaum erkennen. Und, so hofft sie, diese sie auch nicht. Jedenfalls scheint ihre Verabredung nicht in unmittelbarer Nähe zu sein. Sie atmet auf. So kann sie sich noch ein bisschen an ihr Umfeld gewöhnen. Sie tut sich schwer mit fremden Orten. Ihr bleibt dann die Luft weg und sie muss wieder raus, um atmen zu können.
    Doch heute scheint es zu gehen. Sie redet sich ein, dass alles in Ordnung ist und sie nicht unruhig werden braucht. Trotzdem bleibt sie mitten im Eingangsbereich stehen und zählt mit geschlossenen Augen leise bis zehn.



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 24.08.2005, 19:02


    Teufelchengeprüft! :lol:



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 24.08.2005, 19:40


    Mona, was bedeutet das auf Deutsch?

    Gigi, du machst das aber auch spannend. Es ist immer noch nicht geklärt, dass es sich um Herrn **** handelt. Sowas aber auch.
    Und wer sind die Freunde, die in der Kneipe sein sollen?

    Mach weiter.



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 24.08.2005, 19:49


    Ja bitte, mach schnell weiter :bindafür:
    Du schaffst es echt, dass ich immer neugieriger werde... :D



    Re: Ballettschuhe

    Y - 24.08.2005, 20:38


    Ich glaube, ich hab auch schon eine leise Ahnung wer dieser nette Herr sein könnte^^
    Freu mich auf eine Fortsetzung!!! :)



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 24.08.2005, 21:30


    Du machst es einem aber auch spannend ... wenn ich wegen dir jetzt wieder mir Fingernägel-fressen anfang is was los, du ;D

    Und ich kenne diese bescheuerte Nervösität nur zu gut ... is echt beschissen, da fühlt man sich, als müsste man ersticken ... schön beschrieben!



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 24.08.2005, 22:19


    @Nina: Soviel wie von mir gelesen.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 25.08.2005, 22:04


    Sorry, ist nur wenig...aber ich hatte ja heute auch nicht so viel Zeit. Und ich muss wieder arbeiten...konnte halt ein bissel was schreiben, weil ich krank war...Ich hoffe, ich schaffe am Samstag was...so long


    *

    Sie scheint nicht mehr zu kommen. Er hat sich damit abgefunden. Vielleicht war er ja doch zu unfreundlich gewesen. Oder zu aufdringlich?
    Er nickt der Bedienung dankend zu, die eine neue Flasche Bier vor ihm auf den Tisch stellt. Die anderen merken nicht, dass er sich nicht mehr an den Gesprächen beteiligt. Was soll´s. Er nimmt einen tiefen Schluck und guckt aus dem Fenster. Es schneit wieder. Ist gut, dass sie nicht gekommen ist. Was wollte er damit denn bezwecken? Aber richtig entschuldigt hätte er sich schon gerne.
    Dann wird er von der Seite angestoßen:
    „Ey, Mann, hast du noch `ne Kippe?“ Das war sein bester Freund. Er nickt, macht eine schnalzende Mundbewegung, bei der er die Lippen fest aufeinander presst, um sie dann schnell wieder locker zu lassen und deutet auf die Schachtel, die neben seiner Bierflasche liegt.
    „Nee, Mann, die ist leer! Ich dachte, du hättest noch welche in der Tasche!“
    Hat er? Langsam beginnt er seinen Mantel zu durchsuchen, um nach kurzer Zeit den Kopf zu schütteln. Nein, da waren keine mehr.
    „Ich geh welche holen“, sagt er mit einer Stimme, die klingt, als hätte er sie seit einer Ewigkeit nicht mehr benutzt. Steht auf.
    Vorhin war ich hinten bei den Toilette, da war kein Automat.
    Darüber hatte er sich noch gewundert. Dann muss wohl vorne einer sein.
    Er setzt sich in Bewegung und lenkt dabei seine dünnen langen Beine durch den schmalen Gang zwischen Tischen und Theke.
    Dann sieht er sie. Sie steht direkt vor der Eingangstür, als hätte sie gerade erst die Kneipe betreten. Doch der geschmolzene Schnee auf ihrem Mantel verrät sie. Sie hat ihre Augen geschlossen. Steht einfach seelenruhig mitten im Gang. Mit geschlossenen Augen?
    What a crazy girl…
    „Hi, du hast die Welt wohl am liebsten, wenn du sie nicht sehen musst, hab ich Recht?“



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 26.08.2005, 10:03


    Ich finde das irgendwie ziemlich gemein, da aufzuhören.
    *sich keks nimmt und auf mehr warte*

    Sry, morgens bin ich nicht besonders kritikfähig, aber wenn ich keine schreibe, ist das eigentlich auch ein Lob. Gibt da nämlich nix zu meckern.



    Re: Ballettschuhe

    Y - 26.08.2005, 11:20


    Kurz aber es gefällt mir :)
    Freu mich auf mehr.
    Kritik: Ist wirklich eine gemeine Stelle zum Aufhören.^^



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 26.08.2005, 13:27


    Ich find ihn sooo süß. Aber das tu ich ja immer. Weiter! Das ist ja wohl viel zu kurz! ;D



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 27.08.2005, 10:13


    Mh ... wirklich ne blöde stelle zum aufhören, aber wenn du keine zeit hattest...

    wirklich schön, wie die anderen teile auch ... ich hoffe aber du verrätst bald, wer er ist ... sonst bin ich nachher die einzige, die es nicht weiß, mit meiner langen leitung ^^



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 27.08.2005, 10:55


    Soll ichs dir mal flüstern?
    Vll verrät Gigi das ja auch in der nächsen Szene, wird ja Zeit, dass die zwei sich mal vorstellen.

    Wann gehts weiter?



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 27.08.2005, 11:00


    nich verraten!



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 27.08.2005, 19:15


    Und ihr wisst immernoch nicht, wer er ist.... :D

    Sie erschreckt sich fürchterlich. Er ist sich sicher, dass er noch nie einen Menschen gesehen hat, der derart zusammengefahren ist. Das Unglück ahnt er schon, bevor es geschehen ist. Sie taumelt rückwärts und stößt dabei gegen die Bedienung, die sich hinter ihr vorbeischieben will. Das Tablett fällt auf den Boden und Glas fliegt durch die Luft.
    „Das tut mir schrecklich Leid, das wollte ich nicht!“ Sie kniet sich zu der Bedienung auf den Boden und hilft ihr beim Einsammeln der Scherben.
    „Kein Problem“, meint diese nur, „so was passiert öfter!“
    Er ist unfähig sich zu bewegen und kommt sich vor wie ein Arschloch. Warum kann er denn nicht wenigstens beim Aufsammeln helfen? Sein Blick hängt jedoch an ihrem Wollschal, der an einem Ende in der Bierlache hängt, die durch das Herunterfallen der Gläser entstanden ist. Vorsichtig nimmt er den Schal und wickelt ihn ihr vom Hals.
    Wieder fährt sie erschrocken herum und fasst sich an die Stelle, wo gerade noch warme Wolle war.
    Er hält ihr den Schal und sein nasses Ende entgegen:
    „Bier!“
    Das winzige Lächeln auf ihren Lippen ist ihm nicht entgangen. Wieder einmal hilft er ihr beim Aufstehen.
    „Das war deine Schuld.“ Sie sagt es nüchtern, doch er findet trotzdem noch eine Spur von Vorwurf in ihrem Tonfall.
    „Ja.“ Verlegen kratzt er sich am Kopf. Warum muss er nur von einem Fettnäpfchen ins nächste Stolpern? Und warum interessiert ihn das überhaupt?
    „Ich wollte Zigaretten kaufen!“
    „Ach, wirklich?“ Er beobachtet sie dabei, wie sie ihren Schal begutachtet und daran riecht. Sie rümpft ihre Nase:
    „Den kannst du behalten!“
    „Und was machst du nachher, wenn du wieder raus musst?“
    Sie zuckt mit den Schultern:
    „Ich nehme deinen!“
    Natürlich nimmt sie meinen!
    „Brauche jetzt Zigaretten!“ Murmelt er und macht sich auf den Weg zu dem Automaten, beim Laufen wühlt er in seinen Hosentaschen nach Geld. Sie geht ihm nach. Das weiß er ohne hingucken zu müssen.
    „Siehst du, dass meine ich.“
    Er versteht rein gar nicht, was sie meint. Ihn interessiert auch gerade viel mehr, warum der dämliche Automat sein Geld nicht will. Was ist denn falsch damit?
    Schon wird er zur Seite gedrängt. Sie schiebt sich vor ihn und steckt zwei Münzen in den Schlitz. Kurz darauf hört er sein Lieblingsgeräusch. Er will nach der Packung greifen, merkt aber bald, dass er keine Chance hat. Sie ist schneller. Und dann hält sie ihm die Schachtel auch noch direkt vor die Nase. Marke ist ihm egal. Hauptsache rauchen! Er nimmt sie ihr weg und reißt sie sofort auf. Zigarette raus, zwischen die Lippen, Feuerzeug und ziehen.
    „Das ist so was von tödlich, was du da machst!“
    Er steckt die Schachtel samt Feuerzeug in die tiefen seiner Jeanstasche.
    „Verdammt, ich weiß! Es steht schließlich drauf!“
    „Und ich dachte schon, du könntest nicht lesen…“
    Miststück!
    Trotzdem, oder gerade deswegen, muss er auflachen. Schon niedlich wie die Kleine sich aufspielt.
    „Komm jetzt“, er nimmt ihren Arm, „Du wirst meinen Entschuldigungs-Drink trinken und endlich von diesem Trip runterkommen! Bei uns am Tisch rauchen alle! Da hättest du viel zu erzählen!“
    Er zieht sie mit sich in den hinteren Teil der Kneipe. Zu dem Tisch am Fenster, an dem er schon zuvor mit seinen Freunden gesessen hat.
    Dort angekommen bricht das Gespräch zwischen seinen beiden Jungs abrupt ab. Sie mustern das Mädchen neben ihm mit demselben Blick, wie sie jede Frau mustern, die er den beiden je vorgestellt hat.
    Es hat ihn nie gestört, doch irgendwie hat er das Gefühl die Blicke stören sie.
    Seine Zigarette raucht er mit einem Zug auf und schmeißt sie in den Aschenbecher, der genau vor ihm steht. Merkt, wie sie neben ihm nervös wird. Erkennt es daran, dass sie angefangen hat ihre Hände aneinander zu reiben.
    „Ja, also, das sind Mikko und Mikko“, stellt er die beiden vor, „Der Einfachheit halber, Dick und Doof. Sie kommen sonst immer beide, wenn man einen ruft und das ist auf Dauer ziemlich stressig!“
    Sie lacht nicht, wie er es erwartet hätte. Nicht einmal ihre Mundwinkel verziehen sich. Stattdessen beobachtet er wie sie erst dem einen, dann dem anderen Mikko die Hand gibt und es fasziniert ihn. Wie kann man nur soviel Eleganz aufbringen während man jemanden einfach nur die Hand reicht?
    „Freut mich.“ Einfach nur „freut mich“.
    Sein Kopf fängt an unter der Baumwollmütze zu jucken. Vielleicht ist es doch zu warm dafür hier drin? Ziemlich sicher ist es zu warm. Er kann sie nur unmöglich abnehmen. Hat vergessen sich die Haare zu waschen. Stattdessen kratzt er sich kurz.
    „Ja, und das hier ist die Lady von der Brücke!“ Mehr kann er über sie nicht sagen. Brückenmädchen.



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 27.08.2005, 19:23


    Naja, sich stellt er nicht namentlich vor, aber Dick und Doof.
    Ich musste da schon lachen. Passt ja auch wie Faust auf Auge.
    Und endlich liefert jemand einen Grund für die Mütze! Klasse.

    edit:
    na toll, nun hab ich das hier gelesen, nun schreib ich meinen eigenen Kram im Präsens weiter
    Oo
    ich sollte nicht schreiben und lesen durcheinander

    da merkst du mal, was das für nen Einfluss hat
    zumal ich vor kurzem auch erst eine Kneipenszene geschrieben habe *gg*



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 27.08.2005, 19:35


    ha, lustig! :lol:



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 28.08.2005, 03:05


    Schön, dass du's doch genommen hast (war gespannt). Gut Nacht.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 10.09.2005, 21:06


    Ja, ich habe es tatsächlich geschafft. Es geht ein bisschen weiter. Hab nur die blöde Angewohnheit jeden Moment doppelt und dreifach zu schreiben, bis mir eine Variante gefällt. Versuche mir das gerade abzugewöhnen.
    Also, jetzt erstmal weiter...

    *
    Argwöhnisch sieht er dabei zu, wie der eine ihr einen Platz neben sich anbietet und er sich nur widerwillig neben den Mikko mit den langen blonden Rastazöpfen setzen kann. Der stößt ihn auch gleich an:
    „Was sollte denn der flache Witz eben?“
    Er zuckt nur mit den Schultern. In ihrer Gegenwart benimmt er sich wie ein hirnloser Trottel. Das nervt. Und jetzt macht der dämliche Typ da neben ihm, der sich sein Freund schimpft, auch noch so eine wissende Handbewegung. Was noch schlimmer ist, er nimmt eine von seinen Zigaretten, die eigentlich nicht seine, sondern ihre sind. Jetzt lässt er sich sogar schon die Zigaretten von einer Frau bezahlen, die er eigentlich eingeladen hat.
    Dir ist nicht mehr zu helfen.
    Er nimmt selbst eine aus der Schachtel, steckt sie sich zwischen die Lippen und zündet sie, mit dem Blick konzentriert auf das Feuer seines pinken Feuerzeuges gerichtet, an. Wer hat ihm eigentlich dieses schreckliche Ding untergejubelt?
    Das ist ja peinlich!
    Er reicht ihr die angezündete Zigarette über den Tisch und zu seiner Verwunderung nimmt sie sie dankbar an.
    „Kannst du nicht lesen?“ Äfft er sie nach. Die anderen gucken irritiert. Sie scheint es nicht zu stören. Schenkt ihm ein Lächeln und pustet ihm den Rauch ins Gesicht.
    Ein anderes Thema als die blöde Raucherei werden sie wohl nicht mehr finden und es ärgert ihn.
    Er nimmt ihr die Zigarette wieder weg und zieht selbst daran.
    „Das ist nicht gut für dich!“
    Erntet dafür einen koketten Blick.
    „Ich entscheide, was für mich gut ist!“
    Die Zigarette steckt wieder zwischen ihrem linken Mittel- und ihrem linken Zeigefinger.
    Seine Freunde scheint die Situation zu faszinieren. Gespannt gucken sie weiter zwischen ihm und ihr hin und her.
    „Gut“, er hält ihr eine Getränkekarte entgegen, „dann entscheide mal, was für dich gut ist!“
    Sie nickt bloß und nimmt ihm die Karte aus der Hand.
    Sofort kommt eine Bedienung angelaufen:
    „Darf ich Ihnen noch etwas bringen Mr.…“ Er unterbricht sie, bevor sie seinen Namen sagen kann:
    „Ja, ich nehme noch ein Bier und die Lady bekommt ´ne Erdbeermagarita!“
    Die etwas dickliche Bedienung nickt und eilt davon, bevor das Brückenmädchen
    protestieren kann.
    Mit einem Lächeln bemerkt er wie sie Luft holt, um ihm irgendetwas an den Kopf zu werfen.
    Doch sie scheint es sich anders überlegt zu haben. Atmet wieder aus und guckt ihn einfach nur aus ausdruckslosen seegrünen Augen an. Dabei fällt eine rote Strähne aus dem strengen Haarknoten in ihr Gesicht.
    „Dich interessiert die Meinung einer Frau wohl gar nicht, oder?“
    Er lacht auf, sagt aber nichts dazu.
    Dann wird wieder geschwiegen. Es gibt wohl nicht viel zu sagen.
    Irgendwann stellt die Kellnerin die bestellten Getränke auf den Tisch. Er trinkt sein Bier und sieht ihr dabei zu, wie sie sich gegen das verführerisch rote Getränk wehrt.
    „Probier es doch einfach!“ Er ist ein bisschen genervt.
    „Ich trinke keinen Alkohol.“ Wiederholt es in einem Ton, als wäre er ein kleines Kind, dem man alles zweimal erklären muss.
    „Ja, genauso wie du nicht rauchst!“
    Doch sie scheint genervt, wie er selbst auch, und zieht vorsichtig an dem Strohhalm, der mitten in der dicken Flüssigkeit steckt.
    „Du tust ja glatt so, als wolle man dich vergiften!“
    Ihm gefällt, wie sie langsam den Kopf zur Seite neigt und ihre Lippen sich leicht öffnen und wieder schließen.
    „Nein, nicht „man“, du!“ Sie nimmt noch einen Schluck. Diesmal einen größeren. Erklärt nicht weiter, was sie damit meint. Dann stellt er verwundert fest, dass sie aufsteht und ihren Schal um den Hals legt. Den Mantel überstreift.
    „Und darum gehe ich jetzt! Danke für den Drink…“ Nur noch ein leichtes Nicken in die Richtung seiner beiden Mikkos und schon ist sie auf dem Weg zum Ausgang.
    Das darf doch nicht wahr sein. Warum entgleitet ihm die Situation ständig?
    Er ist noch ganz mit seinem inneren Konflikt beschäftigt, ob er hinterher gehen soll oder nicht, als ihn der dunkelhaarige Mikko unter dem Tisch einen Tritt gegen sein linkes Schienbein gibt.
    „Alter, Mann, was is denn los mit dir? Willste nich hinterher?“
    Wenn er das nur wüsste. Andererseits fragt er sich, warum er ihr nachgehen sollte. Sie scheint wohl eindeutig kein gesteigertes Interesse an seiner Gesellschaft zu haben.
    Er nimmt die Bierflasche in die Hand und zuckt mit den Schultern.
    „Whatever…“
    Steht trotzdem auf und setzt sich langsam in Bewegung. Die Flasche fest umklammert schlendert er ihr nach. Sie hat die Kneipe längst verlassen, das weiß er. Und plötzlich fürchtet er, er könnte sie nicht mehr einholen.

    *

    Es schneit noch immer. Er stellt es fest, als ihm die weißen, kalten Flocken ins Gesicht wehen, obwohl er die Tür nur leicht geöffnet hat. Die Straßenlaternen sind nur schummrige gelbe Flecke in der Nacht. Der Schnee ist stärker. Verdeckt die Sicht auf alles, was weiter als zehn Meter entfernt ist.
    Gründlich sucht er seinen Sichtbereich nach ihr ab. Dreht sich um die eigene Achse und hält Ausschau nach ihrem roten Schopf und den rosa Stulpen, die sie über ihre Stiefel gezogen hat.
    „Verdammt“, ruft er in die Nacht. Obwohl „Nacht“ wahrscheinlich übertrieben ist. Es ist höchstens zwölf.
    So schnell ist noch keine vor dir geflüchtet!
    Schließlich entdeckt er sie in einem Wartehäuschen auf der anderen Straßenseite. Seelenruhig sitzt sie da und beobachtet, wie er durch den Schnee auf sie zustapft. Sie hat die Beine überschlagen und wippt mit dem, das in der Luft hängt.
    „Ich dachte, ich bringe dir meinen Schal. Du wolltest deinen doch nicht mehr. Wegen dem Bier.“
    Das entlockt ihr ein Lächeln.
    „Wenn dein Schal nur halb so sehr nach Zigarette riecht, wie du, dann ist mir meiner lieber.“
    Er senkt und schüttelt den Kopf gleichzeitig.
    An diesem Mädchen wird er sich die Zähne ausbeißen. Wahrscheinlich macht das sie für ihn so interessiert. Er setzt sich neben sie auf eine kalte grässlich orangefarbene Plastikschale und zündet sich eine Zigarette an.
    „Wann kommt der Bus?“
    „Halbe Stunde.“
    „Mikko hat ein Auto hier vor der Tür stehen. Wir könnten dich nach Hause fahren.“ Er wirft einen Blick auf ihre Beine. „In dem Nichts holst du dir ja den Tod!“
    „Das ist kein Nichts, sondern eine Baumwollstrumpfhose. Theoretisch sehr warm!“
    „Ah, und praktisch?“
    „Ich bin Kummer gewöhnt!“
    „Sollen wir dich fahren?“
    „Nein.“
    „Nein?“
    Sie wendet den Blick von ihm ab und guckt in eine andere Richtung. Wartet anscheinend angestrengt auf den Bus, der erst in einer halben Ewigkeit in dieser Kälte kommt. Er ist solch ein Wetter ja gewohnt, findet es aber trotzdem sehr kalt. Und sie hat nicht einmal Handschuhe an.
    „Komm schon, wir fahren dich!“
    Ihre Fingernägel sind selbst in der kurzen Zeit dunkelblau-violett angelaufen. Er bemerkt ihren zweifelnden Blick.
    „Welcher Mikko?“
    „Der Migé-Mikko, der mit den braunen Haaren.“ Er hält es für sinnvoller nicht mehr auf diesen Dick und Doof-Patzer anzuspielen.
    „Migé also…“ Sie steht auf und verlässt den Schneeschutz, den die Bushaltestelle geboten hat. „Ich denke, ich laufe!“
    „Spinnst du jetzt total?“ Er springt ebenfalls auf und hält sie an der Kapuze ihres Mantels fest. „Du gehst nirgendwo hin. Allein, bei dem Wetter.“ Bevor sie ihn davon abhalten kann, hat er schon sein Handy aus der Hosentasche gezogen und ruft ein Taxi.
    Während sie warten, starrt das kleine, zierliche Mädchen auf ihre Stiefelspitzen. Sie steht immer noch im „Freien“ und er zieht sie schließlich mit sich unter das Glasdach der Haltestelle.
    „Warum bist du so?“
    Erst als er die Frage gestellt hat, fällt ihm auf, wie blöd sie war.
    Sie scheint es jedoch nicht zu stören, dass er manchmal ziemlich blöde Sachen von sich gibt.
    „Wie meinst du das?“
    Er antwortet bewusst nicht. Tut so, als würde er angestrengt den Fahrplan studieren, was in Anbetracht der Tatsache, dass er eben ein Taxi gerufen hat, mehr als albern ist.
    „Die Frage könnte ich glatt zurückgeben.“
    Dabei bleibt es. Ihre Worte hängen noch eine Weile mit den Schneeflocken in der Luft.
    Er hat sich wieder auf eine der Plastikschalen gesetzt und fingert nach einer Zigarette. Als er bemerkt, dass sie Anstalten macht, sich ebenfalls zu setzen, zieht er sie auf seinen Schoß.
    „Du holst dir sonst nur `ne Blasenentzündung!“ Sein Feuerzeug flammt neben ihrem Gesicht auf und er bläst den Rauch mit dem Wind von ihr weg. Wundert sich, warum sie nicht schon längst aufgesprungen ist und ihn empört anfunkelt. Stattdessen wirkt sie fast dankbar und rutscht ein Stück näher an ihn. Wickelt ihren Mantel fester um sich und vor allem ihre Beine, was ihr nicht gelingen will, da dieser dafür viel zu kurz ist.
    „Sag ich doch, zu kalt!“
    Sie beachtet seine Feststellung nicht weiter.
    „Warum rufst du ein Taxi, wenn deine Freunde ein Auto haben? Nur rein aus Interesse. Und wo willst du damit überhaupt hin?“
    „Zu dir nach Hause!“ Sagt er knapp und zieht genüsslich den Rauch in seine Lungen.
    „Hmm…“ Ein Schulternzucken.
    Er folgt ihrem Blick und starrt auch in den Winterhimmel, von dem aus viele tausend weiße Flöckchen auf die Erde schweben.
    Minuten später hält ein beiger Wagen mit einem leuchtenden Taxischild vor ihnen.
    Er hält sie fest, bevor sie überhaupt aufstehen kann und lässt sie erst wieder los, als sie neben ihm auf der Rückbank sitzt und die rechte Hintertür geschlossen ist.
    „Guten Abend die Herrschaften, wo soll´s denn hingehen?“
    Statt einer Antwort guckt er sie nur auffordernd an.
    Der Fahrer wird ungeduldig und beginnt mit den Fingern auf sein Lenkrad zu trommeln.
    „Ich habe keine Ahnung, wo der Mann hin möchte!“ Hört er sie sagen und schnappt nach Luft.
    „Gut, Sweetheart, dann eben anders!“ Er gibt die Straße an, in der er und seine Freunde momentan eine zweckmäßige Drei-Zimmer-Wohnung gemietet haben.
    Das Taxi setzt sich sofort müde in Bewegung und schleicht die verschneiten Straßen entlang.



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 10.09.2005, 21:24


    wow ... als ich gerade aufgehört hab zu lesen hab ich einen moment lang tatsächlich gedacht, es sei winter ... sehr real beschrieben also! man ... das is ja ... mh ... komisch ^^

    Sehr geil wie die beiden sich angiften ... gefällt mir wirklich! Und ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was du noch alles mit den beiden anstellst...


    also mach schnell weiter ^^



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 10.09.2005, 21:26


    Du bist so cool. Ich würde dich anrufen, aber ich weiß nicht, wo du bist.
    Schreibst du mir auch mal wieder was? Ich hab einen so schönen Auftritt für Jesse (hoffe du magst ihn)- meld dich!



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 11.09.2005, 12:28


    Das mit dem Schal ist geil. Ich kann mir vorstellen, wie das stinkt.

    Soso, er schleppt sie zu sich. Interessant, und weiter?



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 11.09.2005, 12:55


    Irgendwie komm ich dieses Wochenende ganz gut voran...dafür schaff ich ja auch unter der Woche nix...also...weitaa!


    Nachdem sie sich eine Weile schweigend in den Autositz gekuschelt hat und langsam wieder aufgetaut ist, realisiert sie erst die Situation, in der sie sich gerade befindet. Sie sitzt mit einem ihr so fremden Mann, dass sie noch nicht einmal den Namen von ihm kennt, in einem Taxi und wird wer weiß wohin gefahren. Ohne den Kopf zu bewegen, versucht sie ihn aus dem Augenwinkel zu beobachten. Potentiell gefährlich? Mörder? Oder pervers?
    Nein, sie schüttelt sich ungläubig und lächelt bei dem Gedanken, dass der junge Mensch neben ihr einer Fliege etwas zu Leide tut. Das traut sie ihm nicht zu. Aber wie gut kennt sie ihn schon? Gar nicht. Einfach gar nicht. Den meisten Gewalttätigen sieht man ja nicht unbedingt an, dass sie gefährlich sind.
    „Na, was ist? Unruhig?“ Was für eine Frage? Natürlich!
    „Nein, warum? Sollte ich unruhig sein?“ So leicht bekommt er sie nicht klein. Es ist ihr lieber, er fährt mit ihr sonst wohin, als dass sie ihm hätte sagen müssen, wo sie wohnt.
    „Ach, ich dachte nur…“ Sie ist froh, dass er seinen durchdringenden Blick wieder von ihr genommen hat. Doch das kleine gewinnende Lächeln von ihm ist ihr nicht entgangen.
    Das ist es wohl. Ein Spiel. Und momentan sieht es so aus, als würde er es gewinnen.
    Sie versucht also, das Thema zu wechseln und hält ihm dabei nur seinen Joker nochmals vor Augen.
    „Wo fahren wir eigentlich hin?“ Langsam dreht er sich wieder zu ihr.
    „Interessante Frage, nicht?“
    „Wie wär´s, wenn du sie mir einfach beantworten würdest?“
    „Nein, das wäre langweilig!“
    Na, sicher doch! Für ihn!
    „Dat haben se doch jehört, wohin et jeht, Fräuleinchen! In de Rheinsberger Straße 19!“
    „Der Mann hat vollkommen Recht!“ Er hebt die Arme, wobei seine Handflächen nach oben zeigen und tut sichtlich auf unschuldig.
    Sie entscheidet sich dafür, wieder einmal nicht zu reagieren und starrt weiter, wilde Fluchtpläne schmiedend, aus dem Taxifenster.
    Das Klingeln eines Handys zerreißt das Schweigen.
    Es ist seins. Er nimmt ab und beginnt heiter in der ihr fremden skandinavischen Sprache in das Telefon zu reden.
    Natürlich versteht sie kein Wort, hört aber trotzdem aufmerksam zu, wie seine Stimme sich während des Sprechens verändert. Man wird wohl immer herraushören können, ob derjenige über ein ernstes Thema redet oder über ein lustiges.
    Sein Thema scheint ein sehr amüsantes zu sein und sie weiß, dass es um sie geht.
    Das Taxi hält. Sehr weit sind sie wohl nicht gefahren.
    Er lacht herzhaft und beendet dann schnell sein Gespräch. Gibt dem Fahrer achtlos ein paar Scheine. Dieser bedankt sich überschwänglich. Da hat es wohl einer zu gut gemeint. Oder es war ihm einfach egal.
    Er öffnet die Tür und steigt aus, doch sie rührt sich nicht vom Fleck. Denkt nach. Sie könnte es sich nicht leisten, mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Die Frage ist nur, was passiert, wenn sie jetzt auch einfach aussteigt und abwartet. Aber was bleibt ihr schon anderes übrig?
    „Wat is nu? Reen oder raus?“
    Seufzend greift sie nach ihrer Tasche. In dem Moment macht er ihr schwungvoll die Taxitür auf und hält ihr seine Hand hin. Immerhin Gentleman. Zumindest, wenn er gerade Lust darauf hat.
    Sie fühlt sich ganz verloren, als sich das Taxi langsam im Schnee verliert und sie allein mit diesem Mann auf dem Bürgersteig einer kleinen, spärlich beleuchteten, Seitenstraße steht. Ihre Füße versinken in den hohen weißen Pulvermassen. Wie konnte sie sich nur in solch eine Situation bringen lassen?
    Sie hört ihn hinter sich leise auflachen.
    „Jetzt bist du unruhig!“ Er geniest es sichtlich, die Fäden in der Hand zu haben.
    Mit einer hastigen Bewegung dreht sie sich um.
    „Ja. Ja, du hast Recht und es gefällt dir!“
    „Magst du einen Kaffee?“ Fast freundlich lächelt er sie an.
    „Ach, dann sind wir also bei dir zu Hause?“ Warum wunder sie das?
    „Wo sonst?“ Er geht auf die Eingangstür eines hübschen Altbauwohnhauses zu.
    „Komm schon!“
    Sie gehorcht seiner lockenden Handbewegung, nachdem er die Tür aufgeschlossen hat, und flüchtet sich in den Hausflur. Klopft den Schnee von ihrer Kleidung und wartet darauf, dass er das Licht anmacht, damit sie sich umsehen kann.
    Doch er macht es natürlich nicht an. Zielstrebig geht er auf die Treppe zu.
    „Gibt es denn hier keine Flurbeleuchtung?“ Vorsichtig tastet sie sich hinterher.
    „Doch, sicher!“
    „Arschloch.“ Sie haucht es nur in die Dunkelheit und steigt ihm vorsichtig Stufe für Stufe nach. Kurz leuchtet etwas auf, was wahrscheinlich sein Feuerzeug ist und dann macht ihr die Glut der Zigarette das Nachgehen leichter.
    „Was hast du davon?“
    „Davon dir kein Licht zu machen? Nichts!“ Und trotzdem geht sie ihm tapfer weiter nach. Mit jeder weiteren Stufe fragt sie sich, warum sie nicht schon längst gegangen ist. Es schleicht sich nur langsam in ihr Bewusstsein, dass dieser Mensch eine anziehende Wirkung auf sie hat. Doch es trifft sie wie ein Faustschlag ins Gesicht. Das sie gegen ihren Willen, gegen ihren Verstand und vor allem gegen ihre Überzeugung ihm immer weiter folgt. Und die Treppe will kein Ende nehmen, als wolle sie ihr damit sagen: „Noch kannst du gehen!“
    Abrupt bleibt er stehen, sie stößt fast gegen ihn. Es ist so dunkel, dass sie kaum ihre Hand vor Augen sieht, doch er schafft es die Wohnungstür auf Anhieb aufzuschließen.
    Bevor sie auch nur widersprechen kann, hat er sie auch schon in sein Reich gezogen und die Tür hinter ihr geschlossen. Und sie kann noch immer nichts sehen.
    Der Schlüssel klappert auf einer Ablage und Schuhe werden in eine Ecke geschmissen. Sie steht regungslos an die Wohnungstür gedrückt und versucht verzweifelt etwas zu erkennen.
    Seine Schritte entfernen sich und schon bald hört sie nur noch ganz leise, dass sich etwas in der Wohnung, die riesig sein muss, bewegt.
    Schließlich gibt sie es auf, etwas sehen zu wollen und versucht es mit ihren anderen Sinnen. Doch alles, was sie riecht, ist abgestandener Zigarettenrauch gemischt mit Räucherstäbchen. Komischerweise empfindet sie diese Mischung als erträglich.
    Irgendwo am Ende eines wahnsinnig langen Flurs muss sich ein Zimmer, dessen Tür soeben geöffnet wurde, befinden. Es fällt ein wenig Licht von der Straße hinein und taucht den schlauchartigen Raum in ein unheimliches Spiel aus Schatten.
    Immer wieder muss sie sich ermahnen, zu atmen.
    Das bisschen Licht genügt jedoch, um wenigstens grob die Konturen des Flures auszumachen, in dem sie sich befindet. Vorsichtig zieht sie ihre Schuhe aus und gibt ihren sicheren Stand an der Wohnungstür auf. Bewegt sich langsam vorwärts. Schließlich kann er nur in dem Raum sein, aus dem das Straßenlaternenlicht kommt. Sie fühlt sich vor, wie in einem Horrorfilm.
    Als sie ihr Ziel schon fast erreicht hat, steht er plötzlich hinter ihr.
    „Mutig geworden?“
    Sie fährt erschrocken zusammen, dreht sich ruckartig um und weicht nach hinten aus. Alles gleichzeitig.
    „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken!“ Wieder entflammt sein Feuerzeug und ein roter Punkt durchbricht das düstere Grau.
    „Tu nicht so scheinheilig!“ Ihre Stimme zittert. Eigentlich zittert sie am ganzen Körper.
    „Du könntest auch einfach Licht machen!“
    „Ja“ Sie hört wie er den Rauch langsam ausbläst. Kurz darauf kommt er in ihrem Gesicht an.
    „Ich mag aber nicht! Komm!“ Sie fühlt, wie sich seine Hand um ihre legt und wird mitgezogen.
    Wenig später findet sie sich auf etwas Weichem wieder. Ein Bett oder eine Couch. Sie weiß es nicht. Die Fenster des Zimmers scheinen zugezogen zu sein. Es ist gerade noch zu erkennen, dass er den Raum wieder verlässt.
    „Ich geh dir einen Kaffee machen oder magst du Tee? Kakao hab ich, glaub ich, auch noch.“
    Verwirrt guckt sie ihm nach.
    „Tee, wäre gut!“ Sie wird nicht schlau aus diesem Menschen. Er schafft es abwechselnd eklig und nett zu sein. Und das ohne Unterbrechung. Ein Wasserkocher wird angemacht und schon bald hört sie das beruhigende Sprudeln.
    „Mit Zucker?“
    „Hm, hm, danke!“
    Schon ist sein schwarzer Schatten wieder in der Tür zu erkennen. In den Händen hält er zwei Tassen, die er nun vorsichtig auf einen Tisch, der wohl anscheinend existiert, sie sieht ihn schließlich nicht, stellt und setzt sich dann neben sie.
    „Ist noch heiß.“
    „Hmh.“



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 11.09.2005, 13:18


    Mmh...gefällt mir immer besser und besser.
    Mach bitte bald weiter, ja?!



    Re: Ballettschuhe

    Y - 11.09.2005, 14:21


    Gefällt mir ur gut...ein bisschen gruslig, was er da aufführt^^
    Bitte mach schnell weiter! :nick:



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 11.09.2005, 14:28


    Hmmm.... ich hab erst so gedacht: unser ...? Wieso unser...?
    Aber du hast recht, ich hab ihn nur mit meinem verwechselt.
    Und dass Y ihn als gruselig beschreibt, trifft die Sache in dem Fall ja nur zu gut...



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 11.09.2005, 14:33


    Bald merkt man, denk ich, noch genauer, wie sehr das unser Villle ist...zumindest der, der bei Linda am Anfang gewütet hat.... :rolleyes:
    Ich mag es halt immer noch, wenn er das kleine Arschloch spielt... :D



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 11.09.2005, 14:35


    Warum macht der Kerl kein Licht?
    Damit man die Müllsäcke vor seinen Fenstern nicht sieht?

    edit:
    und *rofl*
    du hast grad allen unwissenden seinen Namen verraten *gg*



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 11.09.2005, 14:40


    Ahhhhhhhh, verdammter Mist!! Ich bin hier schon etwas weiter mit Schreiben und da erfährt man seinen Namen...
    So eine Sch...
    Sorry, Leute...ich poste gleich den nächsten Teil...jetzt ist es ja eh zu spät....


    *

    Da sitzt sie nun neben ihm. Er hat es, wie auch immer, geschafft, dieses hübsche Mädchen in seine Wohnung zu bringen und nichts Besseres zu tun, als sie zu verschrecken. Komisch, dass sie trotzdem noch da ist. Und was soll eigentlich die Aktion mit dem Licht? Warum wollte er es vorhin nicht anmachen? Eigentlich liegt die dreckige Wäsche ja nur in Migés Zimmer. Schließlich fällt es ihm doch noch ein. Die Schallplatten. Diese verdammten Auszeichnungen an den Wänden, für die sie keinen dümmeren Platz, als diese Wohnung hier gefunden haben. Kommt ja eigentlich ganz gut an bei den Frauen. Aber sicher nicht bei einer, die noch nicht einmal seine Musik kennt, geschweige denn ihn. Andererseits können sie ja nicht die ganze Zeit im Dunkeln sitzen. Oder doch?
    Er macht eine kleine Kerze an, die vor ihnen auf dem Tisch steht. Im Licht der Flamme fällt ihm auf, dass sie Sommersprossen hat. Niedlich.
    „Sag schon, warum willst du das Licht nicht anmachen?“ Sie hört sich wieder sicherer an.
    „Ich finde es schöner so.“ Und das stimmt sogar. „Außerdem weiß ich nicht genau, wie zumutbar das Chaos hier ist. Wir sind nicht gerade die Ordentlichsten.“ Er lacht auf und zu seiner Freunde lächelt auch sie. Es ist verdammt schwer, ihr ein Lächeln zu entlocken. Soviel weiß er schon. Sie wirkt irgendwie die ganze Zeit bedrückt.
    „Danke für den Tee.“ Sie nimmt die Tasse und pustet in den Dampf.
    „Kein Problem. Verbrenn dich nicht!“ Sonst fühlt er sich immer unwohl, wenn er in Gegenwart einer Frau, die er gerade erst kennen lernt, schweigt. Bei ihr ist das irgendwie anders. Es stört nicht.
    „Werd ich schon nicht!“
    „Du musst einem aber auch immer widersprechen, oder?“
    „Ja.“ Sie nimmt einen Schluck, wobei sie die Tasse ungünstig hält und sich erst die Zunge verbrennt und dann die heiße Flüssigkeit über ihren Rolli kippt.
    „Verdammt!“
    Er nimmt ihr die Tasse aus der Hand und sucht neben dem Sofa nach einer Packung Taschentücher.
    „Du hörst ja nicht einmal auf einen, wenn man es gut mit dir meint!“
    „Das ist nur, weil du das Scheiß-Licht nicht anmachst!“
    „Du hättest dich auch mit Licht bekleckert!“ Vorsichtig wischt er mit dem soeben gefundenen letzten Taschentuch über ihren grauen Rollkragenpullover.
    Sie springt auf.
    „Lass das!“
    Er ist zeitgleich aufgestanden und steht nun dicht vor ihr.
    „Was soll ich lassen?“ Seine Stimme klingt heiser, wenn er leise spricht.
    Schmollend guckt sie ihn an. Dabei hat sie ihre Lippen leicht geöffnet, welche noch von dem verschütteten Tee nass glänzen.
    Sachte wagt er sich weiter vor und muss sich dabei leicht nach unten beugen. Seine Nasenspitze berührt ihre.
    „Moment, stopp!“ Sie macht einen Schritt rückwärts und streicht sich nervös die nun endgültig aus dem Zopf gefallenen Haare aus dem Gesicht.
    Na, toll, jetzt hast du es versaut!
    Er kratzt sich nervös am Kopf.
    „Wie heißt du?“ Gerade jetzt fragt sie nach seinem Namen?
    „Ville.“ Meint er knapp und beobachtet, wie sich ihr Gesichtsausdruck wieder erhellt.
    „Hallo, Ville.“ Er kann es gar nicht fassen. Langsam kommt sie wieder auf ihn zu und stellt sich wieder so dicht vor ihn, dass ihre Stirn an seinem Kinn lehnt. Dann guckt sie auf und ihm direkt in die Augen. Ein kalter Schauer läuft über seinen Rücken.
    „Ich bin Fee!“ Und dann schlingt sie ihre langen, dünnen Arme um seinen Hals und küsst ihn so sanft auf die Oberlippe, dass er fast nur einen Hauch spürt.
    „Oh.“ Überrascht guckt er sie an und legt seine Hände um ihre Taille. „Freut mich, Fee!“
    Plötzlich lässt sie ihn los. Wirkt verwirrt und sucht irgendeinen Punkt im Halbdunkeln, an den sie ihren Blick klammern kann.
    Ville kann ihr nur hilflos gegenüber stehen und beobachten, wie ihre wundervollen Augen langsam unter aufsteigenden Tränen verschwimmen. Ohne etwas zu sagen, zieht er sie in seine Arme und streichelt über ihr Haar.
    „Ich muss jetzt gehen.“ Sagt sie mit erstickter Stimme und windet sich aus seiner Umarmung.
    „Nein!“
    Irgendetwas muss er tun, damit sie nicht für immer verschwindet. Dieses Mädchen hat es ihm angetan. Vom ersten Moment an wollte er sie unbedingt kennen lernen. Wenn sie jetzt geht, sieht er sie wahrscheinlich nie wieder. Und egal warum sie jetzt so aufgewühlt ist. So leicht gibt er nicht auf.
    „Nein, du musst nicht.“
    „Doch!“ Sie nimmt ihre Tasche und will zur Eingangstür. Schnell greift er nach ihrem Arm und hält sie fest.
    „Lass mich los!“ Faucht sie leise. Es hört sich bestimmt an. Nicht wie ein Mädchen, dass nicht genau weiß, was es will. Sie weiß es und das gibt sie ihm mehr als deutlich zu verstehen.
    Fee reißt sich los und läuft in den Flur. Er hört, wie sie in der Dunkelheit nach ihren Stiefeln sucht und dabei mehrere Gegenstände umwirft.
    Langsam geht er ihr nach. Stellt sich vor die Wohnungstür und zündet eine Zigarette an.

    ______________

    So, habe fertig...shame on me....
    :blush:



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 11.09.2005, 14:42


    Korppi hat folgendes geschrieben:
    edit:
    und *rofl*
    du hast grad allen unwissenden seinen Namen verraten *gg*

    Wofür ich auch sehr dankbar bin :lol:



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 11.09.2005, 14:48


    Eigentlich konnte man doch eh schon in der ersten Szene erkennen, wie er heißt. Ich fand die Beschreibung sehr treffen.

    So schnell, wie du postest, komm ich gar nicht zum lesen, aber schön, dass du weiterschreibst!



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 11.09.2005, 15:26


    Meine Güte...du bist aber schnell !!!
    ;D Naja, ich will mich nicht beklagen.
    Immer her mit deinen Geistigen Ergüssen :lol:



    Re: Ballettschuhe

    Y - 11.09.2005, 21:03


    Ich hab' den neuen Teil nahezu verschlungen...es kann nie zu schnell sein^^
    Bitte mach schnell weiter!!



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 11.09.2005, 21:06


    Muffine hat folgendes geschrieben: Im Licht der Flamme fällt ihm auf, dass sie Sommersprossen hat. Niedlich.

    Geil :D ich musste da voll an "free for all" denken *lol*

    Sehr schön geschrieben ... ein wenig gruselig, dass er kein licht angemacht hat ... und ich war total baff, weil dein schreibstil hier so richtig genial ist! Ich verknall mich grad in die story!

    Und ich beneide dich um deine geschwindigkeit ... ich bekomm ja mom. gar nischt zu standen -.-''


    mach schön weiter, du! :bindafür:


    edit: achja ... und ich hatte doch schon den verdacht gehabt, dass es ville ist ... von daher bin ich grad mal stolz auf mich, dass ich richtig geraten habe ^^



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 11.09.2005, 22:10


    Zitat:
    Und ich beneide dich um deine geschwindigkeit ... ich bekomm ja mom. gar nischt zu standen -.-''

    ging aber nur so gut, weil ich das ganze we zu hause war. hatte also ein bissel den kopf frei und vor allem zeit. :rolleyes:

    ansonsten freut es mich, dass es euch gefällt...vielen dank für eure kommentare.... :D



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 12.09.2005, 16:05


    Du bist ja drauf, ich geb mir extra Mühe, das nicht zu verraten, weil ich dachte, du willst das nicht... na ja. Nu is ja eh raus.

    So, egal. Ich find, du wirst mit jedem Stück Text, was ich von dir lese besser. Nur eine Sache stört mich:

    Zitat: Sonst fühlt er sich immer unwohl, wenn er in Gegenwart einer Frau, die er gerade erst kennen lernt, schweigt. Bei ihr ist das irgendwie anders. Es stört nicht.

    So was war schon mal, erinnerst du dich? Das find ich zu plakativ. Aber es ist eigentlich nicht schlimm.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 12.09.2005, 21:15


    Irgendwie stehe ich auf´m Schlauch...wo war das schon mal? Ich mein, es kommt mir ja selbst bekannt vor, weiß nur nich mehr warum...



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 12.09.2005, 22:14


    Fühlt euch mal zum Ende hin vorgewarnt. der typ hat halt nen knall....;D


    *

    Warum lässt er sie nicht einfach gehen? Ihr schießen wieder die Tränen in die Augen und diesmal schafft sie es nicht, dagegen anzukämpfen.
    Verzweifelt tastet sie den Boden ab. Hier irgendwo hatte sie die Stiefel doch hingestellt. Oder war es doch weiter vorn? Auf allen Vieren kraucht sie über das kalte Parkett. Es ist ihr egal, wie erbärmlich sie dabei aussehen muss. Man erkennt ja eh nichts. Noch immer macht er ihr kein Licht und sie findet auch partout keinen Schalter.
    Schließlich gibt sie es auf. Er muss die Schuhe irgendwo abgestellt haben, wo sie sie nicht so leicht finden kann. Wahrscheinlich hat er sie vorhin, als er den Tee gemacht hat, woanders hingetan. Vielleicht hat er sie auch genommen, als er eben an ihr vorbeigegangen ist.
    Zitternd verkriecht sie sich hinter einer Kommode in der Ecke des Flures, die am weitesten von der Eingangstür und somit auch von ihm entfernt ist. Ewig kann er schließlich nicht wie ein Wachhund vor dem Ausgang sitzen. Irgendwann werden seine Freunde nach Hause kommen und dann kann sie flüchten. Wegrennen, wie sie es immer tut, wenn ein Mann ihr näher kommt, als ihr lieb ist. Sie fragt sich nur, warum sie den ersten Schritt gemacht hat. Im Endeffekt ist es ihre Schuld. Was kann er denn dafür, wenn sie ihm falsche Signale sendet. Waren sie denn überhaupt falsch gewesen?
    Natürlich waren sie das!
    Sie hatte wahrscheinlich nur einen kleinen Aussetzer. Auch ihr kann es schließlich passieren, dass sie unbedacht etwas tut, was sie gar nicht will.
    Das sie seit heute Abend ständig unbedacht etwas tut, was sie gar nicht will.
    Sie fühlt sich, als würde sie innerlich zerreißen. Macht sich immer kleiner und legt die Arme fest um ihre angezogenen Knie. Was stimmt denn bloß heute nicht mit ihr?
    „Fee, bitte, was soll das? Rede mit mir!“ Seine Stimme klingt von weit her an ihr Ohr. Hatte er etwa schon die ganze Zeit mit ihr geredet?
    „Das bringt doch nichts!“ Sie hört wie er sich in Bewegung setzt.
    „Wenn du näher kommst, schreie ich!“ Hört sie sich sagen. Sie weiß selbst nicht warum, doch es breitet sich langsam Angst in ihr aus. Was, wenn er wütend wird? Wenn ihm egal ist, was sie will oder nicht will. In der Kneipe, war es ihm schließlich auch egal. Eigentlich die ganze Zeit schon, oder?
    Fee, du spinnst! Er will doch einfach nur mit dir reden. Will wahrscheinlich nur wissen, woran er ist, und danach lässt er dich gehen.
    Ville seufzt deutlich hörbar auf und lässt sich fallen.
    Sie blinzelt vorsichtig an der Kommode vorbei und sieht die Glut seiner Zigarette etwa drei Meter von sich entfernt.
    „Du solltest wirklich nicht so viel rauchen!“ Sagt sie mit wackliger Stimme und lehnt ihren Kopf gegen das kühle Holz.
    „Meine Mutter sagt immer, Lungenkrebs ist der schlimmste. Und man stirbt davon am schnellsten.“
    „Praktisch.“ Er sagt es trocken und ruhig. Es scheint ihn überhaupt nicht zu berühren.
    „Willst du mich jetzt die ganze Nacht hier einsperren?“
    „Ja! Vielleicht sogar noch ein bisschen länger…“ Ville lacht leise auf und hustet.
    „Und was soll ich hier die ganze Zeit?“
    „Keine Ahnung. Migé und Linde kommen auch gleich. Denen fällt sicher noch was Nettes ein…“
    Fee hört an seiner Stimme, dass er ihr Angst machen will. Ihr kleines Spielchen geht also in die wievielte Runde? Sie weiß es schon gar nicht mehr. Eigentlich interessiert es sie auch gar nicht mehr. Sie ist müde und will einfach nur noch ins Bett.
    Das Klingeln ihres Handys holt sie aus ihren Gedanken, doch bevor sie abnehmen kann, ist er zu ihrem Entsetzen auch schon auf sie zugesprungen und reißt es ihr aus den Händen. Er drückt den Anrufer weg, lässt das Telefon in einer seiner Jeanstaschen verschwinden.
    „Das verdirbt uns doch nur den ganzen Spaß!“
    Sie kann es gar nicht fassen, was er da eben getan hat. Ist schlagartig wieder hellwach. Ihre schlimmsten Befürchtungen scheinen doch war zu sein und ihre Angst wandelt sich in Wut. Wut auf sich selbst, dass sie so naiv war einfach mit einem Fremden mitzugehen. Jetzt sitzt sie hier im Dunkeln und sieht nicht einmal, was ihr Gegenüber gerade tut. Ohne weiter darüber nachzudenken, springt sie auf und gibt Ville eine schallende Ohrfeige. Sie wundert sich selbst darüber, ihn überhaupt getroffen zu haben.
    Dies realisiert sie erst, als sie sich mit beiden Armen an die Wand gedrückt wieder findet. So als wäre es gar nicht sie, der das alles gerade passiert, hört Fee sich schreien.



    Re: Ballettschuhe

    Y - 12.09.2005, 22:19


    Oh Gott...das ist wirklich gruslig :eek:
    Bitte mach gaanz schnell weiter, das ist eine fiese Stelle zum Aufhören!



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 13.09.2005, 10:44


    Ich steht heute vll was neben mir, aber ich bin nicht so ganz sicher, ob ich nen Teil verpasst hab. Ich werde das noch mal lesen später.....

    Dein Ville ist komisch...



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 13.09.2005, 13:14


    :panik: Aber echt...gruselig
    Ich bin mal gespannt wie's weitergeht :nick:



    Re: Ballettschuhe

    Kaipun - 13.09.2005, 14:49


    Das is wirklich gruslig. Bitte schnell weiter! Hat dir schon mal wer gesagt, dass du klasse schreibst? Bestimmt die anderen schon, kann mich grad ncih erinnern und bin zu faul um nachzuschaun. Aber du schreibst klasse, und so schnell *beneid*



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 13.09.2005, 20:25


    :eek: schlag mich mal wer ... hallo? Ich hab angst ... wieso hörst du da auf? Das is so gemein!

    Mach bloß schnell weiter, sonst muss ich mir windeln kaufen! :D



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 13.09.2005, 22:24


    Das... das is nich Ville! Das ist Das Ding! Unser Ville würde sowas nie tun!
    Muhaha!
    Echt klasse, ich bin auch sehr gegruselt. Aber sie find ich auch gruselig.
    Gruselgruselgrusel.
    Irgendwie stell ich mir die ganze Zeit Villes finnische Wohnung vor, gepaart mit der von zwei Kommilitonen... Hmmmm?



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 14.09.2005, 07:05


    jaha...das is es wohl...das ding... denk ich jedenfalls....mal sehen...
    und sie hat auch irgendwie nich alle beisammen, ja... :rolleyes:
    geht wahrscheinlich erst am we weiter mädels...bin jetzt erstmal als krankenschwester bei meiner schwester eingesetzt....aber ich mach´s ja gerne... :nick:



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 17.09.2005, 22:04


    ich weiß, nicht wirklich viel...bin auch nicht zum Schreiben gekommen die woche und heute irgendwie auch nicht... :( aber vielleicht morgen...?? es liegt wahrscheinlich daran, dass ich noch nicht so genau weiß, wie es genau weitergehen soll...habe mehrere varianten im kopf...mein übliches problem...aber es wird sicher... :?


    *

    Das ist ja alles ganz, ganz falsch, was hier gerade geschieht.
    Verzweifelt versucht Ville das schreiende und wimmernde Mädchen zu beruhigen. Er hat sie schon längst wieder losgelassen.
    „Fee, verdammt! Es ist doch alles in Ordnung! Ich meinte das doch nicht ernst!“
    Eigentlich hatte er gedacht, dass sie das weiß.
    Warum bin ich nur so ein verdammtes Arschloch?
    Genau in dem Augenblick wird auch noch die Tür aufgeschlossen. Migé und Linde stürmen in die Wohnung.
    Der eine zieht ihn von ihr weg. Der andere nimmt das aufgeregte Mädchen in den Arm. Und ihm kommt das alles einfach so verdammt bekannt vor.
    „Ville, Scheiße! Was sollte das denn? Was ist hier überhaupt los?“ Natürlich. Linde tröstet die Frau und er bekommt Schläge von Migé. Wie immer. Irgendwie tragisch, dass ihm die Situation schon so bekannt vorkommt. Mit dem Unterschied, dass er die Aktion hier keinesfalls ernst meinte. Aber woher sollte das arme Mädchen das schon wissen?
    „Nichts!“ Er macht sich los und reibt sich die Schläfen. Irgendwer hat Licht gemacht.
    „Nichts?“ Linde sieht ihn wie eh und je verächtlich an. „Die Nachbarin von gegenüber wollte gerade die Polizei rufen, als wir gekommen sind!“
    Ville schnalzt mit der Zunge und zündet sich eine neue Zigarette an. Wie soll er das nun erklären? Am besten gar nicht.
    Jetzt ist eigentlich viel wichtiger wie sehr er Fee verstört hat. Er muss über seine eigene Blödheit schon fast grinsen. Dreht dabei seinen Kopf leicht zur Seite und senkt ihn gleichzeitig.
    „Schön, dass du noch lachst!“ Migé geht nun auch zu ihr und fragt sie, was passiert ist.
    „Nichts.“ Antwortet sie nur tonlos.
    Und tut etwas, womit Ville nun überhaupt nicht gerechnet hätte. Sie geht mit wackligen Beinen auf ihn zu, nimmt ihm die Zigarette aus der Hand und lehnt ihren Kopf an seinen Oberkörper. Er spürt ihre erhitzten Wangen durch sein dünnes schwarzes Hemd.
    Migé und Linde schütteln fassungslos die Köpfe.
    „Ich brauch ´nen Kaffee!“ Migé verzieht sich in die Küche und Linde geht vorsichtig auf das verheulte Mädchen zu.
    „Sicher, dass alles in Ordnung ist?“
    Diese nickt und zieht gierig den nikotingetränkten Rauch in ihre Lungen.
    Linde guckt ihn mit einem Blick an, der wohl Wie-machst-du-das-bloß-immer bedeuten soll. Ville zuckt nur kaum merklich mit den Schultern.
    Ja, gute Frage, wie macht er das bloß immer nur? Und vor allem, warum lässt er es immer wieder zu, dass es so weit kommt?
    Er legt seine Arme um das Mädchen und zieht sie noch näher an sich. Hält seine Nase in den blumigen Duft ihres Haares.
    Als sie wieder allein im Flur sind, macht Fee sich von ihm los.
    „Tu das nie wieder, hörst du?“ Er merkt, dass sie versucht ihm standhaft in die Augen zu sehen, schafft es aber nicht. Dann dreht sie sich um und verschwindet im Badezimmer, welches sie auf Anhieb gefunden hat.
    Ville geht in die Küche und lässt sich dort auf eine Bank in der Sitzecke fallen. Raucht und trinkt den Kaffee, den Migé vor ihm abgestellt hat.
    Keiner sagt etwas.
    Schließlich kann Ville die drückende Stille nicht mehr ertragen.
    „Ich wollte ihr wirklich nur ein bisschen Angst machen!“
    Linde holt tief Luft und stößt sie dann mit einem Mal wieder aus.
    „Wir kennen deine Art von Spielen! Leider steht nicht jede Frau auf „Hasch mich, ich bin der Frühling!“
    Der braunhaarige, bärige Mann, der gerade Zucker in seine Tasse gerührt hat, guckt seinen Namensvetter zweifelnd an.
    „Was hat das denn damit zu tun?“
    „Nichts. Ich wollte das nur mal sagen!“
    „Aha.“ Migé nickt wissend. Sein blonder Freund hatte schon immer ein Faible dafür, unpassende Bemerkungen zu machen.
    „Wo ist die Kleine jetzt eigentlich? Geflüchtet?“
    Ville schüttelt den Kopf und steht auf, um ihr eine Tasse Tee zu kochen. Die letzte hatte sie ja verschüttet.
    „Im Bad!“
    „Ein Wunder, dass sie überhaupt noch da ist. Ich wäre schon längst geflüchtet. Ich wäre aber wahrscheinlich auch gar nicht erst mit dir mitgegangen. Dir steht der Wahnsinn ja teilweise auf der Stirn geschrieben!“ Migé lacht auf. Verstummt unter einem Blick von Linde aber sofort wieder.
    „Spinnst du jetzt total!?“ Ville guckt seinen besten Freund entsetzt an. Das kann er doch wohl nicht ernst meinen?!


    __________

    diesmal muss ich leider sagen, edits vorbehalten...vielleicht mach ich alles in einem anfall von wahnsinn ganz anders...vielleicht aber auch nicht... :grübel:



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 17.09.2005, 22:11


    :grübel: Nene,lass es ruhig so wenn du magst.
    Ich finde den Teil hast du echt gut hingekriegt ;D
    Ich muss wohl nicht betonen das du schnell weiter machen sollst?! :bindafür:



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 17.09.2005, 23:09


    soooo hab nun auch alle teile gelsen man ist das gruselig der Ville ist ja total verrückt :D

    und Linde :lol: genau sooo stelle ich mir den etwa vor :D

    ich freue mich schon auf den nächten teil du schreibst das echt super :bindafür:



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 18.09.2005, 10:34


    *staun* Ich hatte diese Bermudadreieckgespräche voll vergessen. Könnte ich glaub ich gar nicht mehr. Voll gut.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 18.09.2005, 15:13


    hmm, ja, geht ein bissel weiter... :nick:

    *

    Müde sitzt sie auf dem Badewannenrand und starrt sich in einem Spiegel, der ihr genau gegenüber steht, an. Sie hat keine Ahnung, was sie jetzt machen soll. Am liebsten würde sie die ganze Nacht in diesem Badezimmer verbringen und erst wieder rauskommen, wenn keiner mehr in der Wohnung ist. Sie hat immer noch nicht damit aufhören können zu zittern. Mühsam versucht sie, ihre Hände ruhig zu halten. Es will ihr einfach nicht gelingen.
    Durch die Wand kann sie hören, wie die Männer im Nebenzimmer diskutieren. Nur versteht sie es wieder einmal nicht.
    Apathisch streicht Fee ihren Rock glatt und fährt sich immer wieder durch die nun offenen Haare.
    Nachdenken!
    Doch je länger sie dort sitzt, desto weniger kann sie einen klaren Gedanken fassen. Warum hat sie ihn in Schutz genommen? Warum hat sie zugelassen, dass er ihr solch eine Angst einjagen konnte? Und warum ist sie überhaupt noch hier?
    Sie steht auf und wäscht sich die Hände. Wischt ihre verschmierte Wimperntusche ab.
    Du wirst jetzt das Bad verlassen, dich verabschieden und gehen. Einfach die Treppen runter und weg. Du wirst dich weder von Ville noch von den anderen beiden wieder in ein Gespräch verwickeln lassen und sie alle nie mehr wieder sehen.
    Und das ist das Problem. Letzteres will sie eigentlich gar nicht.
    Was will sie überhaupt?
    Fee hält sich am Waschbecken fest und schließt die Augen. Legt ihren Kopf in den Nacken. Sie atmet tief durch und macht dann die Tür auf.
    Langsam geht sie in die Küche. Bleibt verloren im Türrahmen stehen. Sie findet es schon fast wieder rührend, wie Ville sofort aufspringt, als er sie bemerkt und ihr mit einer Tasse in der Hand entgegenläuft. Dabei wirbelt er fürsorglich den Wasserdampf mit der rechten Hand auf, was wohl bewirken soll, dass der Tee schneller kühl wird.
    „Setz dich doch erst einmal.“ Fee wird sanft auf ein rotes Sitzkissen gedrückt, welches auf einer Bank unter dem Fenster angebracht ist. Vorsichtig stellt er die Tasse vor ihr ab und setzt sich neben sie.
    Linde macht sich am Kühlschrank zu schaffen.
    „Hast du Hunger? Möchtest du vielleicht was essen?“
    Fee schüttelt den Kopf. Nein, sie möchte nichts essen. Eigentlich möchte sie nur noch ins Bett. Es muss noch nicht einmal ihr eigenes sein. Sie wüsste eh nicht, wie sie dort heute Nacht noch hinkommen soll.
    Sie beobachtet den dünnen großen Mann mit den langen Rastazöpfen dabei, wie er alles Mögliche direkt aus dem Kühlschrank in sich hinein stopft. Migé gesellt sich schon bald zu ihm.
    „Jungs, das ist Energieverschwendung. Holt euch die Sachen doch einfach raus!“ Ville zieht die zigste Zigarette an diesem Abend aus seiner Schachtel und zündet sie routiniert an. Schmeißt das Feuerzeug auf den Tisch zurück und fixiert Migé und Linde mit einem missbilligenden Blick.
    „Seit wann interessiert dich das denn?“ Linde dreht sich mit einem Pudding in der Hand zu ihm um.
    „Seit er die Stromrechnung vom letzten Monat bekommen hat!“ Erklärt Migé, schließt den Kühlschrank jedoch sofort bei dem Gedanken daran, nachdem er sich noch eine Salatgurke gegriffen hat, die er nun abwäscht, um sie dann mit Schale ungeschnitten zu essen.
    „Die war ja wohl kaum wegen `nem offenen Kühlschrank so hoch!“, mault Linde und lässt sich auf einen der Küchenhocker fallen.
    Fee wird schlecht. Sie fühlt sich hundeelend und erträgt die Gerüche, die sie umgeben nicht mehr. Weder Lindes Schokoladenpudding, noch Villes Zigarette. Und beim Anblick von Migé, wie er auch noch Muskatnusspulver auf seine Gurke streut, dreht sich ihr Magen komplett um.
    Sie wird immer blasser um die Nasenspitze und hält sich schließlich verkrampft an dem Holztisch fest.
    Der ist bestimmt von IKEA.
    Noch bevor jemand reagieren kann, rutscht sie von der Bank. Der gesamte Raum um sie herum scheint sich zu drehen, wie ein Karussell. Von irgendwo her hört sie Stimmen. Dann wird ihr schwarz vor Augen. Eine bekannte Schwärze. Sie kommt immer in den ungünstigsten Augenblicken. Der verdammte Grund dafür, warum sie aufgeben musste, was ihr am Wichtigsten war.

    Der Saal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Vorstellung restlos ausverkauft. Nervosität macht sich in ihr breit und auch den Anderen, scheint es nicht besser zu gehen. Der Dirigent hebt die Arme, das Orchester beginnt zu spielen. Nur kurz schmerzen die Füße als sie die Bühne betritt und mit den Mädchen im Takt der Musik darüber hinweg schwebt.
    Sie macht sich gerade für einen Sprung bereit, da verliert sie die Kontrolle über sich selbst und stürzt. Gleichzeitig wird es Nacht.



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 18.09.2005, 21:00


    Na das wird ja spannend ... :eek: wow...

    Okay ... also ... ich hätte Ville an ihrer Stelle ja sonstwo hingetreten und wäre getürmt ... aber dass sie geblieben ist - gut, sie ist ja durcheinander und das hast du fantastisch beschrieben!

    Und jaaa ... drei Männer und eine Wohnung, sowas is super *lol*


    Nun bin ich ja gespannt wie sonstawas, was geschieht, wenn sie aufwacht, und warum sie überhaupt ohnmächtig geworden ist! Klär das bloß schnell auf!

    Weidaaaa *fleh* :D



    Re: Ballettschuhe

    Inga - 19.09.2005, 01:16


    Boah, ich bin zutiefst beeindruckt. Das ist wirklich ganz wundervoll, was du da schreibst, und v.a. wie du es schreibst.
    Ich bin völlig... also... Ich finde jetzt gar keine Worte.
    Und ich gehe jetzt mit meinen Befürchtungen und Ahnungen und 'ner dicken Schachtel Keksen auf deinen hoffentlich bald stattfindenen nächsten Teil warten.



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 19.09.2005, 01:46


    ich hab auch mal weitergelesen, bin aber nicht zu nem brauchbaren COmment fähig. Nächstes mal wieder.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 19.09.2005, 16:10


    Also, ich bin nicht wirklich begeistert davon... :ne:


    Mühsam öffnet sie die Augen. Weiß nicht wo sie ist und auch nicht wer da neben ihr sitzt. Der Raum in dem sie sich befindet ist nur schwach beleuchtet. Fee dreht den Kopf, um die Lichtquelle auszumachen. Eine kleine Nachttischlampe. Dunkelgrün mit einem schwarzen Muster. Beruhigt schließt sie die Augen wieder. Kein Krankenhaus also. Sie versucht sich an das zu erinnern, was zuletzt passiert ist, doch ihr Kopf ist komplett leer. Ruhig betrachtet sie ihre Umgebung. Kein Grund zur Panik. Alles schon erlebt. Sie wartet auf ihre Erinnerungen, die nach und nach in ihr Gedächtnis zurück finden. Schließlich erinnert sie sich auch wieder an den Mann, der neben ihr sitzt.
    Sie dreht den Kopf in seine Richtung.
    „Noch wach? Wie spät ist es denn?“
    Ville guckt sie aus müden Augen an.
    „Halb sechs. Du bist gut! Einer muss ja schließlich aufpassen, dass du weiteratmest!“
    „Und warum habt ihr dann keinen Arzt gerufen?“
    „Migé meinte, dass kommt bei Mädchen in deinem Alter schon mal vor…“
    „Ach, und Migé ist Arzt?“
    „Nein.“
    „Dann bin ich ja beruhigt!“ Bevor sie sich über seine Einfalt ärgern kann, erinnert sie sich an den Zettel, der immer in ihrem Portemonnaie steckt, und den die Männer wohl gefunden haben müssen. Sie erinnert sich auch daran, dass Flo nie wollte, dass sie ihn dort hineintut. Jetzt hat er ihr einen Krankenhausaufenthalt erspart.
    „Geht es dir gut?“
    „Sicher, ich hab nur ein bisschen geschlafen…“
    Ville legt sich seitlich neben sie.
    „Ist so was nicht komisch?“
    Fee kann nur mit den Schultern zucken. Sicher ist es komisch.
    „Man gewöhnt sich daran.“ Das erste Mal, seit sie ihn kennt, betrachtet sie Ville genauer. Wunderschöne Augen hat er und zarte Gesichtskonturen, eher wie die einer Frau. Das erklärt einiges. Vor allem aber das Kribbeln in ihrem Bauch. Schnell guckt sie woanders hin.
    „Das kann also immer und überall passieren, ja?“
    Sie nickt nur. Alles Fragen, die sie schon tausendmal beantworten musste. Ist das denn nicht gefährlich? Kann man dagegen nichts machen? Es langweilt sie wahnsinnig.
    „Du möchtest nicht darüber reden, stimmt´s?“
    „Mensch Ville.“ Mit einem Ruck setzt sie sich auf. Hört dem Klang ihrer Worte nach. Sie findet es schön, wie es sich anhört, wenn sie Ville sagt. „Es geht nicht darum, dass ich nicht darüber reden will. Es nervt einfach!“
    „Schon gut!“ Er zündet sich eine Zigarette an. Schon wieder.
    Geht es nicht auch einmal ohne?
    „Man raucht nicht im Bett!“ Sie lässt sich wieder in das Kissen fallen, auf dem sie lag. Riecht nach frischgewaschen.

    „Man kippt auch nicht bei andern Leuten ohne Vorwarnung unter den Tisch!“
    Fee muss grinsen. Recht hat er.
    „Tut mir Leid, ich hatte leider keine Zeit mehr dazu, dich vorzuwarnen!“
    „Na ja, jetzt weiß ich es ja.“ Ville rollt sich auf den Bauch und ist plötzlich ganz nah über ihr. Wieder steigt Panik in ihr auf. Vorsichtig schiebt sie ihn weg, als er sich noch weiter zu ihr herunter beugen will.
    „Was ist los, Fee?“ Er sieht ernsthaft irritiert aus.
    „Ich kann nicht…Lass mich in Ruhe!“ Sie schafft es aufzustehen und fühlt sich auch schon wieder ganz sicher auf den Beinen. Bis nach Hause müsste sie es schaffen. Wie auch immer sie dort hinkommen will. Eigentlich müssten die öffentlichen Verkehrsmittel um die Uhrzeit wieder regelmäßig fahren.
    „Jetzt willst du wieder weglaufen.“ Eine Feststellung. Eine resignierte Feststellung von seiner Seite.
    Flüchten, wäre das richtige Wort.
    Er tut ihr fast Leid, ändern kann sie es trotzdem nicht. Sie öffnet die Zimmertür und schließt sie direkt hinter sich wieder. Vielleicht hält ihn das ja davon ab, ihr zu folgen.
    Tatsächlich bleibt die Tür auch geschlossen. Fee schlüpft schnell in ihre wieder gefundenen Stiefel und zieht ihren Mantel über, greift nach ihrer auf einer Kommode abgestellten Tasche.
    Als sie jedoch die Wohnungstür öffnen will, sieht sie ihn in einer Ecke neben sich stehen.
    Verdammter Altbau.
    Er wird ihr wohl durch irgendeine zweite Tür nachgegangen sein.
    Villes lange Haare hängen ihm strähnig ins Gesicht. Seine Augen funkeln sie eigenartig an. Er sieht aus, als würde er mit sich ringen. Aber um was?
    „Fängt jetzt alles wieder von vorne an?“ Genervt mustert sie ihn. Er wird ihr immer unheimlicher wie er da in der kleinen Nische, die wohl als Garderobe dient, steht und keinen Ton von sich gibt.
    „Dann geh ich jetzt. Mach´s gut!“ Fee hat schon die rechte Hand auf die schwere Türklinke gelegt, als sein Arm hervor schießt und ihr Handgelenk umklammert.
    „Ville, was soll das!“
    Der hat sie doch nicht mehr alle!
    Sie muss endlich zusehen, dass sie aus dieser Wohnung kommt.
    „Ich lass dich gehen, wenn du mir sagst, was mit dir los ist!“ Seine Stimme klingt kalt.
    „Gut, wenn du unbedingt willst! Ich habe nicht das geringste Interesse an dir und davon mal abgesehen bin ich schon vergeben. Also lass mich jetzt endlich los oder…“
    Villes Augen verengen sich, doch er lässt von ihr ab.
    „Du lügst!“ Er lehnt sich mit einem selbstsicheren Lächeln an die Mäntel und Jacken, die an mehreren Kleiderhacken hinter ihm hängen.
    „Aber ich werde schon noch herausfinden, wieso…“
    Hastig verlässt Fee die Wohnung, ohne nochmals von ihm aufgehalten zu werden. Er wird keine Gelegenheit dazu haben, es herauszufinden.
    Sie rennt die Treppen herunter, stößt die Haustür auf und läuft durch den immer noch fallenden Schnee die Straße herunter.
    Ville beobachtet sie durch ein Fenster.



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 19.09.2005, 16:51


    Ich weiß ganz ehrlich nicht, was du hast. Ich find den Teil nicht schlechter als die anderen. Gar nicht.
    Ich verstehe, mit dem Namen... nicht ganz, aber warum.



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 19.09.2005, 18:00


    Also, ich schieß mich Mona an. Ich mag den Teil.
    Nur, geht es noch weiter?
    Sehen sie sich wieder?



    Re: Ballettschuhe

    Inga - 19.09.2005, 18:23


    Ich find ihn auch genauso schön wie die anderen Teile, ich bin fast froh, dass sie sich da endlich losgerissen hat.
    Und ich muss sagen, ich mag sie immer mehr und mehr. Sie gefällt mir ungemein.

    Was den Herrn betrifft, den da in deiner Geschichte... Ich versuche die ganze Zeit, das Bild vor meinen Augen, dasjenige, welches er heute darstellt, wegzuschieben zugunsten des Bildes, das du meinst... aber es gelingt mir immer mehr, je länger ich diese Geschichte lese. Und das ist eigentlich sehr sehr schön, weil... vielleicht wird er mir eines schönen Tages doch wieder sympathisch dadurch.

    Ach, und Nina, ich weiß nicht wieso, aber ich finde, es deutet schon darauf hin, dass sie sich wiedersehen, oder? Würde er sonst am Fenster stehen und ihr nachsehen? Bei mir würde das automatisch bedeuten, dass sie sich wiedersehen...
    Warum eigentlich? :grübel:



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 19.09.2005, 18:37


    Man, Inga, klar sehen sie sich wieder....
    weil, so ist das kein ende...



    Re: Ballettschuhe

    Inga - 19.09.2005, 19:54


    Wat fragste dann so blöd? ;D :knuffel:



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 19.09.2005, 20:16


    Ich mag den Teil auch ... und bin wie immer gespannt, was weiter passiert ... wenn sie dann in ihrer wohnung ankommen sollte, wird sie sich ja sicherlich gedanken machen ...

    Achja ... was ich vorher schon mal sagen wollte ... dein Ville ist mir ein wenig unheimlich ... *grusel*, aber das macht ihn unglaublich interessant ... und das mag was heißen, wo ich mich sonst eigentlich gar nicht für ihn begeistere ^^'



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 20.09.2005, 20:05


    Ein winzigkleiner Teil, der meine momentane Unentschlossenheit kaschieren und euch die Wartezeit vertreiben soll... ;D


    3 Wochen später *

    Die Hände tief in die Taschen seines Mantels gegraben läuft Ville eine Straße entlang. Hat sich nicht direkt an seinem Ziel von dem Taxifahrer absetzen lassen. Er hofft, dass die kühle Luft seinen Kopf freimacht und ihm hilft, seine Gedanken zu ordnen.
    Seine linke Hand umklammert einen Zettel. Einen Zettel auf dem ihre Adresse steht. Sein bester Freund hatte sie vor drei Wochen in weiser Voraussicht von Fees Personalausweis abgeschrieben. Und drei Wochen hat er sie wie eine Trophäe in seinem Mantel mit sich herumgetragen.
    Was gibt ihm das Recht, einfach zu ihr zu gehen? Er ist sich sicher, dass sie ihm die Tür vor der Nase zuschlagen wird und er könnte es ihr noch nicht einmal übel nehmen. Aber versuchen muss er es zumindest. Noch eine Nacht mit weniger als drei Stunden Schlaf und er wird wahnsinnig. Falls er das überhaupt noch werden muss… Kaum das er die Augen schließt, sieht er ihr Gesicht. Den verächtlichen Ausdruck in ihrem Blick oder das kleine Lächeln auf ihren Lippen.
    Ville schüttelt den Kopf. Je mehr er darüber nachdenkt, desto weniger versteht er es.
    Noch nie hat er sich so schlecht gefühlt und noch nie war er so krankhaft verliebt.
    Eingesehen hatte er es erst vor ein paar Tagen. Es kam ihm einfach zu unwirklich vor.
    Vor ihrem Wohnhaus kommt er zum Stehen.
    Ein Mann verlässt es in dem Moment und Ville schafft es, die sich schließende Tür aufzuhalten und in den Flur zu gelangen.
    Ratlos steht er vor den weißen Briefkästen und betrachtet die Namensschilder.
    Ihrer steht tatsächlich dabei. Er hatte schon gehofft, Migé hätte sich verschrieben oder es gäbe noch eine zweite Straße wie diese in Berlin.
    Los jetzt! Wo du schon mal hier bist. Was hast du denn zu verlieren?
    Unendlich langsam steigt Ville die Treppen empor und guckt sich jedes einzelne Klingelschild genau an. Erschrickt fast, als er im obersten Stockwerk ihren Namen wieder findet.
    Da steht er nun und starrt eine geschlossene Tür an. Weiß nicht so recht, ob er klingeln oder klopfen oder einfach wieder gehen soll.
    Die Entscheidung wird ihm abgenommen. Plötzlich steht Fee mit einer Mülltüte in der Hand im Türrahmen und guckt ihn irritiert an.
    Ville lächelt zerknirscht und kratzt sich nervös am Hinterkopf.
    „Hmm, gut, dass du gerade kommst. Kannst du vielleicht den Müll schnell in den Müllschlucker dort hinten werfen? Ich hab nichts an den Füßen!“ Wie zur Bestätigung wackelt Fee mit ihren nackten Zehen.
    Verwirrt nimmt er die Tüte und wirft sie in die Öffnung des Müllschachtes. Er versucht erst gar nicht, sie zu verstehen. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht mit einer Tüte Müll.
    „Danke.“ Sie lächelt und geht zurück in ihre Wohnung. Die Tür lässt sie offen.
    Ville folgt der unausgesprochenen Aufforderung, zieht seine nassen Schuhe noch im Hausflur aus und bemerkt ein Loch in seiner rechten Socke. Zu spät.
    Leise schließt er die Tür hinter sich.

    _______________

    Hmm, ja, ich weiß...Viel zu kurz....Sorry :versteck: Ich geh dann mal in die Ecke.... :lol:



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 20.09.2005, 20:07


    Ach, ganz vergessen, das mit dem am Fenster stehen und nachgucken....Find ich auch merkwürdig...aber ich verstehe was du meinst, Inga. Genau das sollte es ja auch heißen... :D



    Re: Ballettschuhe

    Inga - 20.09.2005, 20:33


    Ich find das total cool, was du da geschrieben hast, weil ich nie und nimmer mit dieser Reaktion von ihr gerechnet habe, und schon allein dafür könnt ich dich knutschen (nein, keine angst).
    Das ist so herrlich unlogisch etc. Superschön!
    Und natürlich bin ich nu tierisch gespannt, wie es weitergeht... was passiert, wenn sie in der wohnung sind.



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 20.09.2005, 22:00


    also Dieser Ville hat echt eine macke *gg* aber ich finde es echt mysteriös gefällt mir gut also bitte weiter machen :D ...bin mal gespannt was im nächsten teil alles passiert



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 22.09.2005, 19:50


    Melde mich als Lesende zurück.
    Schöner Teil, sehr merkwürdig alles, aber die haben ja beide ihren Schaden. ;)

    Was wird als nächstes geschehen?



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 22.09.2005, 19:53


    Vielen Dank für das eifrige Lesen...ja, meine Figuren sind immer etwas bemackt...;D Also....dann geht es mal weiter...


    „Was verschafft mir die Ehre?“
    „Ich…“ Tja, was soll er jetzt sagen?
    „Ich war grad in der Nähe und dachte, ich schau mal vorbei.“
    Das hat sie dir jetzt bestimmt abgenommen. Was Intelligenteres fiel dir wohl auch nicht ein, oder?
    „Und woher wusstest du, dass du grad in der Nähe bist?“ Sie ahmt ihn nach. Hört sich verächtlich an.
    Er macht einen Schritt in das einzige Zimmer der Wohnung und steht ihr direkt gegenüber. Sie trägt eine hellblaue Jeans und einen grasgrünen Pullover. Die naturroten Haare hängen ihr feucht über die Schultern. Er kann ihr Duschgel noch riechen. An ihrer Stirn schimmert eine blaue Ader durch die pergamentartige, mit Sommersprossen übersäte, Haut. Ungeschminkt, natürlich, wunderschön…
    „Ich kann mich nicht erinnern, dir meine Adresse gegeben zu haben.“ Er fängt ihren herausfordernden Blick auf, antwortet jedoch nicht. Guckt sich, nachdem er sich an ihr satt gesehen hat, stumm in der kleinen Wohnung um.
    Dominiert wird der Raum von einer Küchenzeile an der rechten Wand. Direkt ihm gegenüber ist eine Fensterfront mit einem Balkon. Ein dunkelgrüner Vorhang, wohinter sich wohl der Schlafbereich befindet, ein runder Tisch mit einem Strauß rosa Rosen, vier Stühle, schräg hinter ihm eine kleine Sitzecke mit einem beigen Sofa auf dem kaminrote Kissen liegen und einem Korbsessel. Hellbrauner Laminatboden, Halogenstrahler, um den jemand künstliche Efeuranken gelegt hat, an der Decke, ein Benjamini und ein Bücherregal mit schiefen Böden. Die Wände sind voller Fotos, welche mit Stecknadeln notdürftig angebracht wurden.
    „Du hast sie mir auch nicht gegeben, sagen wir, ich habe sie mir besorgt…“
    „Und, was willst du hier?“ Auf seine provozierende Antwort geht sie nicht ein.
    Ville überlegt kurz und lächelt dann einfach nur.
    „Du schmeißt mich raus, wenn ich es dir sage!“
    „Ich schmeiße dich sowieso gleich raus, also kannst du es auch ruhig sagen!“
    „Du willst mich loswerden?“
    „Ich wollte dich gar nicht hier haben, du bist einfach gekommen!“
    „Und du hast mich nicht weggeschickt!“
    „Hör auf damit!“ Faucht sie, dreht sich um und fährt sich mit beiden Händen durch ihr offenes Haar.
    Vorbei ist es mit ihrer gefühlskalten Fassade und das nutzt er aus.
    „Ich wollte dich wieder sehen…“ Geht langsam auf sie zu.
    „Das hast du jetzt. Also…“ Schwankende Stimmlage. Sie wird schwach.
    „Warum wendest du dich immer ab? Ich habe mir drei Wochen lang den Kopf darüber zerbrochen. Wovor hast du Angst…“
    Fee wirbelt wieder herum. Ihre Augen blitzen ihn gefährlich an, was Ville fast ein bisschen amüsiert. Sein Lächeln scheint sie noch mehr aufzubringen.
    „Wovor?“ Sie klingt hysterisch. „Vor dir natürlich!“
    Ohne auf ihre abwehrende Haltung zu achten, zieht er sie zu sich heran.
    Sie ist so wahnsinnig niedlich, wenn sie sich aufregt.
    Lächelt sie noch immer entwaffnend an, hält mit beiden Händen ihren Kopf umklammert und sieht ihr noch einmal kurz in die Augen, bevor er ihre Lippen mit den seinen berührt.
    Fee will etwas sagen, doch er verhindert es indem er vorsichtig mit seiner Zunge weiter vor dringt. Sie wehrt sich nicht. Im Gegenteil. Erwidert seinen Kuss zögernd. Oder ängstlich?
    Im nächsten Moment macht sie sich auch schon wieder von ihm los. Guckt verwirrt, wischt über ihre geröteten Wangen.
    „Ich möchte das wirklich nicht…“ Sagt sie leise und weicht seinem fragenden Blick aus.
    „Das hat sich aber anders angefühlt, wenn du mich fragst.“ Er will sie wieder an sich ziehen, doch sie schafft es, ihm auszuweichen.
    „Ich frag dich aber nicht!“
    „Dann sag mir wenigstens warum!“
    Mensch, Ville, warum gibst du nicht einfach auf? Das ist doch hier die Frage! Du hast es noch mal versucht. Mehr kannst du auch nicht machen.
    Ja, vielleicht, aber ich habe sie auch schon wieder überrumpelt…
    „Nein, das muss ich nicht!“
    „Doch, du musst! Verdammt noch mal, ja, du musst!“ Er spürt wie dieses merkwürdige Gefühl in ihm aufsteigt. Das Gefühl, welches er immer bekommt, bevor er irgendeine Dummheit begeht. Tapfer versucht er, es zu unterdrücken.
    „Du hättest mich wegschicken können, mir die Tür vor der Nase zuschlagen können. Das alles hättest du machen können! Aber damit, dass du mich hereingelassen hast. Damit, dass du mich dich küssen lassen hast. Damit bist du mir gegenüber wenigstens diese eine Rechenschaft schuldig!“
    Ville wundert sich selbst über seine klaren, ruhigen Worte. Normalerweise hätte er sie wahrscheinlich angeschrieen.
    Das Mädchen guckt ihn nur aus großen flackernden Augen an. Rennt auf ihn zu und erwischt ihn so unerwartet, dass er gegen die Zimmerwand taumelt. Er kann sich durch den Stoß nicht mehr aufrecht halten und reißt Fotos mit sich auf den Boden.
    „Drehst du jetzt total durch?“ Unter den Schlägen ihrer kleinen Fäuste muss er sich ducken. Hält seine Arme vors Gesicht.
    „Hör auf damit! Fee, krieg dich wieder ein!“
    Es erstaunt ihn immer wieder, welch eine Kraft Frauen aufbringen können, wenn sie wütend sind. Oder Angst haben…
    Irgendwie schafft er es, nach ihren Händen zu greifen.
    „Hör auf damit!“ Wiederholt er ruhig aber bestimmt.



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 22.09.2005, 20:54


    Wow, das is so genial ... die Story reißt mich voll mit sich ... das machst du gut!
    Dieses Verhalten der beiden ist schwer nachvollziehbar ... momentan ihres ganz sehr ... sie weiß sicher selbst nicht, was sie will ...


    Aber ich weiß, was ich will ... nämlich mehr! ^^



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 22.09.2005, 20:56


    also wenn ich in der situation wäre, hätte ich sicher schiess denn Ville ist echt sehr geheimnis voll und irgendwie noch gemein dazu^^
    aber ich finds echt spannend bitte weitermachen



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 22.09.2005, 20:59


    ich bin schon wieder kommentarunfähig

    die beiden sind immer noch komisch, wobei ville grad eigentlich logisch ist



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 22.09.2005, 21:00


    aber er ist nicht mit absicht so gemein... :lol:
    wer´s glaubt... ;D



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 23.09.2005, 15:31


    Ich mochte nicht, dass er das Wort abwenden gebraucht hat. Ich mag die Wohnung und das mit der Socke. Soviel zum Stil. Den Inhalt check ich nicht, aber das ist schön, das gefällt mir gerade deshalb.
    Entschuldigung, dass ich den letzten Teil verpasst hab.
    Das mit der Mülltüte war übrigens gelinde gesagt genial.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 25.09.2005, 21:25


    also, mir ist aufgefallen, dass ich einiges nicht ganz erklärt habe...zum beispiel ihr plötzliches rutschen unter den tisch in villes wohnung...werde versuchen meinen fehler in den nächsten teilen gut zu machen...und werde dann auch das ganze wirrwarr entschlüsseln.... :nick:
    so, aber jetzt erstmal noch ein bisschen verwirrung mehr...

    *

    Panisch macht sie sich von ihm los. Rutscht auf dem glatten Fußboden in die gegenüberliegende Ecke und presst ihren Kopf gegen die kalte Wand.
    Was war das?
    Es macht ihr Angst, so die Kontrolle über sich selbst verloren zu haben.
    Sie kann es sich nicht erklären. Gar nichts kann sie sich erklären.
    Warum hat sie ihn überhaupt erst rein gelassen? Und warum um alles in der Welt hat sie ihn gek…Schon allein der Gedanke daran sticht wie tausend Messer.
    Weil ich es wollte.
    Sie kommt sich vor wie damals in seinem Treppenhaus. Rennt in ihr eigenes Unglück und verläuft sich dabei. Wie in einem Labyrinth. Selbst wenn man am Liebsten hunderte Wege dort heraus hätte, es gibt nur einen.
    Wahrscheinlich ist das sogar der Grund, weswegen sie so wütend auf ihn ist. Alles wäre viel einfacher, wenn er ihr nicht begegnet wäre. Dann müsste sie nicht nach einem Ausweg suchen. Wäre nicht in einem Labyrinth, sondern auf einem großen weiten Feld, auf dem sie alles was auf sie zukommt schon weit im Voraus sieht.
    Verzweifelt drückt sie ihr brennendes Gesicht in die eiskalten Hände. Kramt nach einer Lösung für ihren Konflikt. Nach einem Weg aus dem Labyrinth.
    Aber egal in welche Richtung sie sich wendet, es fällt eine Mauer vor ihr herab.
    Ihre schmalen Finger graben sich in das in Strähnen herab hängende Haar.
    „Ist alles in Ordnung?“ Seine Stimme beruhigt die Szenerie in ihrem Kopf. Sie klingt nah und sicher.
    „Kann ich dir irgendwie helfen?“
    Nein, nein, das kannst du nicht…
    Vorsichtig guckt sie ihn an.
    „Hast du Hunger?“ Sie erschrickt selbst vor ihrer kratzigen Stimme und der Unsicherheit, die in ihr mitschwingt.
    „Ich wollte vorhin gerade etwas kochen…“ Glatte Lüge.
    „Komm, steh auf, ich helfe dir!“
    Sie fühlt seine Hand an ihrem Arm und steht im nächsten Augenblick vor ihm. Er hält sie an den Schultern fest und guckt ihr in die Augen.
    Diesmal ist jedoch er der jenige der sich abwendet. Verwundert, fast schon enttäuscht, stellt sie es fest.
    „Und, was kochen wir?“
    Nur schwer kann sich Fee auf ihre Vorräte konzentrieren. Was hat sie eigentlich noch da?
    „Ich…“ Da fällt es ihr ein. Nichts. Sie wollte einkaufen gehen. Und irgendwas war da noch. Warum versagt ihr Gedächtnis jetzt eigentlich schon wieder?
    „Ich wollte vorher noch einkaufen gehen…“ Sagt es und erst danach fällt ihr ein, dass sie überhaupt kein Geld mehr hat. Das war es. Um irgendwie über die Runden zu kommen, hat sie ihre Mutter angerufen und diese könnte nun jeden Moment vor der Tür stehen. Krach!
    Noch eine Mauer vor ihr.
    „Wir könnten zusammen gehen?“ Fee guckt hoch. Wieder direkt in das hoffnungsvolle Gesicht eines jungen Mannes, der, aus welchen Gründen auch immer, nicht aufgeben will. Nicht aufgeben will, sie von sich zu überzeugen. Wenn sie ihm doch nur sagen könnte, wie hoffnungslos es tatsächlich für ihn ist…
    Ville scheint es schon längst gewohnt zu sein, keine direkte Antwort vor ihr zu bekommen. Fee spürt seinen Blick noch immer auf sich ruhen.
    „Du hast Augen, die wie ein trüber Waldsee aussehen, wenn du traurig bist, weißt du das?“
    Seine Hand fährt an ihrer glühenden Wange entlang und streicht ihr Haar hinter das linke Ohr.
    „Und wenn du lächelst, werden sie so grün wie das Moos, das neben dem See unter einem Baum wächst…“ Er hält kurz inne und hebt ihr Kinn leicht mit der rechten Hand an, so dass sie ihn ansehen muss.
    „Ich mag beides. Aber momentan könnte ich ein wenig frisches Moos gut vertragen!“ Sein Lächeln steckt sie an.
    Verschämt darüber, dass sich ein Mann solche Gedanken über ihre Augen macht, lehnt sie ihre Stirn an seine Brust, so dass er die leichten Tränen, die sich erneut empor schleichen, nicht sehen kann.
    Warum hat sie bloß das Gefühl die ganze Zeit weinen zu müssen? Und warum fragt sie sich das überhaupt noch, sie weiß es doch ganz genau.
    Reiß dich zusammen, Fee, und mach nicht alles nur noch schlimmer!
    „Ich möchte dir wirklich keine falschen Hoffnungen machen…“
    „Tust du nicht, keine Sorge.“ Sie weiß nicht, was er damit meint, sie weiß nicht einmal, ob er sie richtig verstanden hat, doch seine Worte beruhigen sie.
    „Also, möchtest du einkaufen gehen?“
    Sie kann ihm jetzt wohl schlecht sagen, dass sie erst auf das Geld ihrer Mutter warten muss.
    „Nein, nachher…“ Nervös fingert sie in ihrer hinteren Hosentasche. Findet nicht, was sie sucht und tastet ihre kleine Wohnung mit Blicken ab. Auf dem runden Couchtisch entdeckt sie es unter ein paar Zeitschriften. Ihr ist peinlich, dass er nun wohl oder übel bemerken wird, dass sie angefangen hat zu rauchen. Sie war noch nie sehr resistent.
    Weshalb eigentlich?
    Weil es keinen Grund mehr dafür gibt, Gesund zu leben. Deshalb!
    Ungeschickt schiebt sie sich eine der weißen Zigaretten zwischen die Lippen und geht zum Balkon. Macht die Tür auf und stellt sich barfuß auf den vereisten Betonboden.
    Ville steht sofort neben ihr. Hilft ihr beim Anzünden. Sagt nichts. Stumm starren sie in den Winterhimmel.
    Vorsichtig legt er seinen linken Arm um sie und zieht sie zu sich heran. Versucht offensichtlich sie zu wärmen.



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 25.09.2005, 22:03


    Es ist so rührend, wieviel Mühe er sich gibt! Und toll, dass sie es endlich zu begreifen beginnt.

    Aber sie steht barfuß auf EIS? :eek: Mhhh ... legga Blasenentzündung süße ^^

    Der Teil ist auch sehr schön geschrieben, ich konnte mich gut hineinversetzen ... du schreibst schön ^^

    Mach schnell weiter, ich bin richtig eingenommen von der story!



    Re: Ballettschuhe

    Kaipun - 26.09.2005, 00:06


    Wirklich ein schöner Teil. Ich glaub die Meisten wären an Fee schon verzweifelt, dass Ville sich so viel Mühe gibt is total rührend!
    Erklärungen brauchen wir, das hat dieser Teil ja auch wieder bewiesen, mit seinen Andeutungen, ich bin gespannt!



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 26.09.2005, 12:48


    Ich bleibe bei meiner bereits getroffenen Aussage und freu mich, dass das Moos das Moos ist. ;D
    Und sehne mich mit den anderen nach des Rätsels Lösung...



    Re: Ballettschuhe

    Inga - 26.09.2005, 13:12


    Ich mag Verwirrung.

    Und ich bin froh, dass ich bei deiner Geschichte so viel nachdenken darf.
    Natürlich will ich trotzdem die Erklärung irgendwann erfahren, warum sie so ist... vielleicht auch, warum er so ist, das ist schon ein bisschen erstaunlich, dass er sich so viel Mühe gibt...



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 26.09.2005, 15:30


    Bin im Moment nicht zu einer klaren Aussage fähig ( :rolleyes: bin noch ziemlich k.o.)

    Also einfach nur das obligatorische... Bitte mach schnell weiter ;D



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 26.09.2005, 22:07


    ui mal schön das Ville net ganz so abgedreht ist ;D da kommt er ja schon romantisch rüber ich bin gespannt was noch alles passieren wird das heisst BITTE WEITERMACHEN :D



    Re: Ballettschuhe

    Y - 26.09.2005, 22:12


    Der Ville kommt so richtig sympathisch rüber (nach den letzten Schockern^^) =)
    Ich freu mich schon riesig auf eine Fortsetzung!! :nick:



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 27.09.2005, 08:29


    Ich glaube, ich bin doch noch nicht wieder zum respektvollen FF lesen in der Lage, auch wenn ich das eigentlich dachte.
    Ich frage mich grad, ob die beiden so verwirrend sind, ob ich so verwirrt bin oder ob ich einfach müde bin.

    Aber ja, das schreit nach Aufklärung.

    Zitat: Macht die Tür auf und stellt sich barfuß auf den vereisten Betonboden
    Das finde ich klasse, passt gut zu ihrem "Gedächtnisverlust"



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 01.10.2005, 01:18


    wieder ein teil, von dem ich nicht sonderlich begeistert bin...er musste für erforderliche erklärungen herhalten, die wahrscheinlich wieder nur verwirren...hach, ja...der nächste ist aber schon in arbeit ... :blush:

    *

    Ville hat die ganze Zeit über auf dem Sofa gesessen, welches nur unweit vom Wohnungsflur entfernt steht. Er hat Fees Mutter nicht gesehen, aber durchaus gerochen. Schon das allein hat ihn abgeschreckt. Sein bisschen Deutsch hat auch gereicht, um zu verstehen, worüber die beiden geredet haben.
    Als sie endlich weg ist, steht er auf und geht zu Fee. Zieht sie sanft ins Zimmer zurück.
    „Was ist? Gehen wir einkaufen? Ich hab Hunger!“ Er hält es für besser, sie nicht darauf anzusprechen. Tut so, als hätte er nichts gehört und nichts verstanden. Strahlt sie nur an und stupst mit dem rechten Zeigefinger gegen ihre kleine, gerade Nase. An Moos, ist gar nicht mehr zu denken.
    „Vielleicht solltest du dir noch was überziehen. Es ist kalt draußen!“
    Fee nickt nur. Ringt sich sichtbar ein Lächeln ab und hält sich die Flache Hand gegen ihre Stirn. Sieht aus, als ginge es ihr nicht gut. Im gleichen Moment knicken auch schon ihre Beine ein und er kann sie nur mit Mühe noch halten, damit sie nicht auf den Boden fällt.
    Schon wieder. In der kurzen Zeit, in der er mit ihr zusammen war, ist es nun schon das zweite Mal, dass sie einfach umkippt. „Einschläft“, wie sie versucht hat, ihm weiß zu machen. Ville glaubt es nicht. Narkolepsie nannte sie es. Nennen die Ärzte es angeblich. Eine Krankheit von der man weder den Grund kennt, noch ein Mittel dagegen. Das Gehirn versagt einfach seinen Dienst und der Betroffene verliert kurzzeitig das Bewusstsein. Es ist keine Ohnmacht, mehr ein Schlafen. Ein plötzliches Einschlafen. Kann überall passieren.
    Wie kam sie bloß auf die Idee, einen Zettel mit diesen Informationen in ihr Portemonnaie zu stecken? Damit die Menschen, die sie vielleicht irgendwo auf dem Boden liegend entdecken, wissen, was mit ihr los ist? Blödsinn! Jeder halbwegs Normale ruft doch sofort einen Krankenwagen, wenn jemand auf der Straße zusammenbricht.
    Ville kniet auf dem kalten Laminat und hält Fee in den Armen. Er hat das Gefühl, sie wird jede Sekunde, die vergeht, blasser. Es sieht nicht aus, als würde sie „nur schlafen“.
    Wahrscheinlich will sie nicht in ein Krankenhaus gebracht werden. Deswegen der kleine Rettungsring, den sie immer bei sich trägt. In Form einiger Auskünfte. Auf die Leute wie er hereinfallen. Die beruhigen sollen.
    Er betrachtet besorgt die weißlichen Lippen, die urplötzlich all ihre Farbe verloren haben. Sie sah anders aus, beim letzten Mal. Irgendwie lebendiger.
    Mit Schrecken stellt er fest, dass nun auch noch ein Rinnsaal roten Blutes sich seinen Weg von ihrem linken Nasenloch über ihre Wangen bahnt.
    Ohne groß nachzudenken, hebt er sie mit sich vom Boden auf und reißt den Vorhang zu dem abgetrennten Teil des Raumes auf. Dahinter steht tatsächlich ein Bett. Vorsichtig legt er sie auf die hellgrüne Tagesdecke und kramt fast gleichzeitig sein Handy hervor. Kurioserweise trägt er noch immer seinen Mantel. Komisch, dass es ihm erst jetzt auffällt.
    Noch bevor er den Notruf wählen kann, schlägt sie die Augen auf. Ihre Hand schnellt wie automatisch vor und entreißt ihm das Telefon. Legt es neben sich ab. Lächelt schwach.
    „Das ist nicht nötig, du weißt doch…Mir geht es gut.“
    Ville ist keineswegs beruhigt. Hastig zieht er ein Taschentuch hervor und streicht ihr damit vorsichtig das Blut aus dem Gesicht. Grausamer Anblick. Leichte Gänsehaut steigt seinen Rücken empor. Wie ein schwarzer Blitz schießt ihm ein Gedanke durch den Kopf. Ein Verdacht, den er sofort wieder verdrängt.
    „Es ist also nicht nötig, nein?“ Er hält ihr das Papiertuch entgegen, das von roten Flecken übersäht ist
    „Ach, das habe ich öfter mal.“ Ein kurzes Zucken ihrer Lider verrät sie. Es scheint keineswegs alltäglich zu sein. Aber wer ist er denn schon? Er kann sie schließlich nicht zwingen, sich untersuchen zu lassen. Kann sie schließlich nicht in ein Krankenhaus verschleppen, auch wenn er es gerne täte.
    Mit einem Satz ist sie an ihm vorbei gesprungen. Aus dem Bett heraus. Steht nun vor ihrem Schrank und betrachtet mit geneigtem Kopf den Inhalt.
    „Was Wärmeres anziehen, ja? Kein Problem!“
    Ville beobachtet, wie sie sich mühsam noch zwei Pullis überzieht und ihre, durch die Kälte ganz roten, Füße in dicke Wollsocken zwängt.
    Merkwürdig. Sie kann sich anscheinend an alles genau erinnern...
    Er nimmt das kleine Mobiltelefon und steckt es wieder zurück in die Tiefen seiner Tasche.
    „Nein, ich geh allein. Hab auf dem Weg hierher einen Supermarkt gesehen. Du bleibst hier und legst dich noch ein bisschen hin.“ Sein Ton lässt keinen Widerspruch zu. Ihr kleiner Körper zuckt kurz zusammen. Ihr Blick trifft ihn. Auch wenn er sich Mühe gibt, er kann den Ausdruck in ihren Augen nicht deuten. Irgendwas zwischen Entrüstung, Verzweiflung und tja, vielleicht Zuneigung?
    „Aber…“
    Er schüttelt nur den Kopf.
    „Ich schaff das schon. Gibt es etwas, was du überhaupt nicht haben magst?“
    Zum Aufbruch bereit steht er vor ihr, stößt sie leicht in die Richtung ihres Bettes, so dass sie sich zumindest dort setzen muss.
    „Pilze…“ Fee scheint noch immer viel zu überrascht, um sich zu wehren.
    „Ich beeil mich.“
    Er schlägt die Decke zurück und bringt, wie vermutet, ihr Bettzeug zum Vorschein. Sanft drückt er sie in die Kissen und haucht ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Ihr gestottertes „Danke“ hört er gerade noch bevor sich die Tür hinter ihm schließt.



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 01.10.2005, 10:24


    Der Teil gefällt mir richtig gut !
    Die Arme...was hat sie denn bloss?
    Und dein Ville wird ja immer netter...
    Bin gespannt wie's weiter geht, also bitte...mach schnell weiter ;D



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 01.10.2005, 13:23


    Ähm ja, Gigi, er ist leider wirklich verdammt nett... hui. Na ja, du machst das schon. Und ich find den Teil sehr kurzweilig und gar nicht blöd und das mit den Erklärungen hast du doch sehr gut eingebaut. Nur dass man bei Narkolepsie Nasenbluten kriegt, ist mir neu. Klingt eher nach Hirntumor. Aber ich will ja hier nicht rumspekulieren.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 01.10.2005, 14:16


    Nein, solltest du vielleicht wirklich nicht... :lol:



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 01.10.2005, 19:39


    Mir hat der Teil auch sehr gut gefallen ... ich habe auch ein wenig angst um Fee ... was hat sie denn? Scheint ja so, als wäre sie ernsthaft krank ... ich hoffe doch, dass du das bald aufkärst!

    Und ja, dein Ville ist sehr nett ... er wird mir immer sympatischer ... da hast du echt was geschafft ^^



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 01.10.2005, 20:09


    So, für diejenigen, die ihren Samstagabend genauso wie ich zu Hause verbringen, ein etwas längerer Teil, den ich ausnahmsweise auch mal wieder mag. :nick:

    *

    Eine Stunde später steht er neben ihr am Herd und beobachtet, wie sie irgendwelche Kräuter in die Tomatensoße streut.
    Es geht ihr wieder besser. Man könnte meinen, es ist gar nichts passiert, so routiniert sieht sie über das Geschehene hinweg. Tatsächlich ist sie im Bett geblieben, bis er mit den Einkäufen wieder zurück war. Er hat einfach alles geholt, was er sonst auch kauft und nun stehen sie zusammen in der offenen amerikanischen Küche und kochen. Oder besser, sie kocht und er guckt ihr begeistert zu. Er kann sich nicht erinnern, jemals so viel Aufwand um eine Nudelsoße gemacht zu haben.
    „Soll ich vielleicht schon mal den Tisch decken?“ Ville kommt sich ziemlich nutzlos vor.
    „Hmm, nein, kannst du mal kurz rühren?“
    Oh, damned…Bis jetzt ist mir noch alles angebrannt. Nicht weggehen!
    Sie geht natürlich trotzdem. Nimmt Teller und Besteck und stellt alles auf dem Esstisch ab.
    Schon ist das Unglück geschehen. Die Soße ist zu heiß geworden und fängt an zu spritzen. Hilflos versucht er das Schlimmste zu verhindern.
    Fee lacht ihn schallend aus.
    „Was wird das denn?“
    Es muss ziemlich lächerlich aussehen, wie er mit Topfdeckeln versucht die Tomatenflecken im Rahmen des Herdes zu halten.
    „Lach nicht! Hilf mir lieber!“ Es klingt zickig.
    „Wie wär´s denn mit ausmachen?“ Ihre Hand schlängelt sich an seinen Beinen vorbei und dreht die Herdplatte aus.
    „Na ja, egal. War eh fertig!“
    Fee drückt ihm Topflappen in die Hand und deutet auf die kochenden Nudeln. Soll wohl heißen, dass er diese abgießen soll. Das schafft er gerade noch.
    Währenddessen ist Fee mit allem Anderen fertig. Nimmt ihm den Topf mit den dampfenden Spaghetti aus der Hand und kippt sie in eine Schüssel.
    „Setz dich doch schon mal.“ Irgendwie klingt sie auf einmal verschüchtert. Statt ihrer Aufforderung nachzukommen, nimmt er ihr mit der einen Hand die graue Schüssel ab und zieht sie mit der anderen zu sich. Gibt ihr einen flüchtigen Kuss.
    „Danke.“
    Ihr schießt das Blut in die Wangen. Verschämt versucht sie ihn möglichst unauffällig nicht anzusehen. Dafür könnte er sie schon wieder küssen. Eigentlich will er die ganze Zeit nichts anderes. Doch er hält dem Drang stand und setzt sich an den runden Holztisch.
    „Das…das ist doch das Mindeste.“
    Er vermeidet es, sie daran zu erinnern, dass sie ihn schon zum Essen eingeladen hat, bevor er ihre Einkäufe erledigt hat.
    Jetzt sitzt sie ihm gegenüber, er kann seinen Blick nicht von ihr nehmen.
    Einfach wunderschön. So Beautiful.
    Just one look into your eyes, one look and I´m crying…
    Verdammt, Valo, was ist nur los mit dir?
    Erst als sie beginnt unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her zu rutschen, kann er sich losreißen.
    „Guten Appetit!“ Murmelt er und dreht Nudeln auf seinen Löffel.
    Warum muss er sich immer so wahnsinnig schnell so wahnsinnig heftig verlieben? Und warum in Gottes Namen gibt es dabei aber auch jedes Mal Probleme?
    „Das ist wirklich total lecker!“ Sagt er schmatzend.
    „Freut mich…“ Fee wirkt wieder niedergeschlagen. Es tut ihm wahnsinnig Leid, sie so zu sehen.
    Ville schafft es irgendwie sie mit unverfänglichem Smalltalk abzulenken. Erzählt etwas von Migé, Linde und dem Versuch, Fenster zu putzen.
    „Warum putzt ihr denn eure Fenster im Winter?“ Fragt sie während sie seinen Teller abräumt und in die „Küche“ trägt. Er kann wenig Inhalt ziemlich lang ausbreiten.
    „Tja, wir sind eben nicht ganz richtig im Kopf!“ Ville schnappt sich ein Handtuch und trocknet das von ihr gewaschene Geschirr ab.
    „Hei, warum spritzt du mich nass?“ Kleine Wassertropfen perlen sich von seiner Haut ab und tropfen auf den Boden.
    Sie zuckt nur mit den Schultern und zieht den Stöpsel aus dem Waschbecken. Gluckernd läuft das Wasser ab. Ein paar Haarsträhnen fallen ihr aus dem Zopf. Ihn anlächelnd streicht sie sie hinter ihre Ohren. Sieht umwerfend aus, wie diese einfachen Sachen macht und den Blick dabei auf ihn gerichtet hält.
    Das macht sie mit Absicht. Sicher macht sie es mit Absicht…
    Zuviel für ihn. Contenance hin oder her.
    Vorsichtig hebt er Fee hoch und setzt sie auf die leere, aber nasse, Abtropffläche vor sich, so dass ihre Köpfe sich auf gleicher Höhe befinden. Sie ist diejenige, die ihre Arme um seinen Hals schlingt und ihn näher zu sich zieht. Seine Hände tasten sich langsam ihren Rücken herab und verweilen dort.
    „Ich…ich…“ Es ist nur ein hauchen, welches ihn ihren warmen Atem an seinem Nacken spüren lässt.
    „Nicht…“ Ville hält ihr den Mund leicht zu. Dann küsst er sie und vergisst alles um sich herum. Auch Fee scheint für den Moment ihre Zweifel zu verdrängen und auch sonst alles, was sie von ihm abhält. Er spürt, wie sie unsicher mit ihrer Zunge über seine Lippen fährt. So ungeschickt und süß, dass es ihm noch mehr Verlangen durch seinen Körper treibt.
    Doch wieder reißt ein Klingeln sie aus ihrer kleinen Welt.
    Noch bevor sie ihre Lippen von den seinen löst, reißt Fee ihre Augen auf. Pures Entsetzen spiegelt sich in ihnen.
    „Was denn? Fee, was ist denn?“ Er streichelt ihr beruhigend über die Haare und taumelt leicht zurück, als sie ihn von sich weg stößt.
    „Es kann nicht Flo sein, unmöglich…“ Kopfschüttelt lässt sie sich von der Arbeitsplatte gleiten und rennt durch ihr Zimmer. Versucht mit den Händen ihre nasse Jeans zu trocknen.
    „Hat doch Schlüssel…“
    Ville hört nur ein leichtes Gemurmel und ab und zu schnappt er ein paar Wortfetzen von dem auf, was sie zu sich selbst sagt.
    The beautiful girl, his beautiful girl…Total aufgelöst und verzweifelt.
    Er kann ihr nur zusehen, wie sie sich die Haare rauft und im Zimmer umhertigert. Sie denkt gar nicht daran die Tür zu öffnen.
    „Fee, was…“
    „Pssst!“ Sie guckt ihn aus weit aufgerissenen Augen an und drückt ihren rechten Zeigefinger gegen die vollen Lippen.
    Ein Schlüssel wird in die Wohnungstür gesteckt und dreht sich um. Mit einem leisen Quietschen betritt jemand den Flur.
    Das ist dann wohl ihr Freund. Super gemacht, Ville Valo! Klasse! Und jetzt?
    Er gibt sich Mühe die Fassung zu bewahren. Lehnt sich gegen die nächstbeste Wand und wartet. Wartet darauf, dass ein wütender Kerl auf ihn zustürmt und ihm eine verpasst. Was soll´s, er hat es verdient.
    Aus dem Augenwinkel sieht er, wie Fee sich ein Taschentuch ins Gesicht drückt. Wahrscheinlich blutet sie schon wieder. Das darf doch alles nicht wahr sein!
    Villes Nerven liegen blank. Nervös kratzt er mit den Fingernägeln an der Tapete. Fragt sich, ob er zu ihr gehen soll, sie in den Arm nehmen soll, den Typen, der gleich das Zimmer betritt anlächeln soll und ihm sagen soll, dass er abgemeldet ist. Ganz dreist. Ganz einfach.
    Doch es kommt, wie immer, alles anders, als man denkt. Komplett anders.
    Für Sekunden hört er auf zu atmen. Kann einfach nicht glauben, was er sieht. Kann einfach nicht fassen, wie dieser eine kleine schreckliche Moment alles erklärt. Fees Verhalten ihm gegenüber, ihre Unsicherheit, ihre süße Verzweiflung bei jeder kleinen Berührung, ihre Zurückhaltung und ihre Unentschlossenheit. Die Stimmungsschwankungen, die Traurigkeit. Alles.
    Die Gestalt, die den Raum betreten hat, ist weder wütend, noch männlich. Ein wunderschönes blondes Mädchen, das ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ihr Blick ist durchdringend. Wandert zwischen ihm und Fee hin und her. Begreift die Situation. Die azurblauen Augen verengen sich leicht und funkeln ihn finster an. Es liegt kaum Überraschung in ihnen. Wieso nicht?
    „Das ist es also, Fee, ja?“ Die Blonde macht einen Schritt in Fees Richtung und mustert sie kurz von oben bis unten.
    „Ja, das ist es!“ Es hört sich resigniert an. Sie hat nicht einmal eine Antwort von Fee abgewartet. Nimmt trotzdem besorgt deren Hand mit dem Taschentuch von ihrem Gesicht und betrachtet das Blut, welches sich darauf gesammelt hat.
    „Das…das ist gar nicht gut…“ Ihre Stimme bricht zusammen. Ist nur noch ein Fiepen.
    Fee steht ihr gegenüber und schüttelt kurz den Kopf. Ville erkennt Tränen, die unaufhaltsam über die blassen Wangen laufen.
    Hoffentlich bricht sie jetzt nicht wieder zusammen.
    Die Hände des fremden Mädchens ballen sich leicht zu Fäusten. Sie wirbelt herum und starrt Ville hasserfüllt an.
    „Was denkst du eigentlich, wer du bist?“ Sie spricht Englisch mit ihm. Scheint ganz genau zu wissen, wer er ist. Irgendwie beunruhigt ihn das noch mehr. Antworten kann er erst recht nicht.
    „Hereinplatzen und dir nehmen, was du willst! Du scheiß eingebildeter Macho-Rockstar!“ Die Blonde läuft auf ihn zu und stößt ihm gegen die Brust. Härter, als er erwartet hätte.
    „Ich…ich hatte doch keine Ahnung…“ Nur ein Keuchen kommt ihm über die Lippen. Er hat viel mehr damit zu tun, keinen Asthmaanfall zu bekommen.
    „Ach ja?“ Die Stimme wird immer hysterischer und tut ihm in den Ohren weh, „Du hattest also keine Ahnung, nein? Verdammt, wie blöd bist du eigentlich? Sie hat es dir doch gesagt! Hat es dir doch gesagt…“ Verzweiflung hört er, pure Verzweiflung. Kommt sich vor, wie das letzte Arschloch. Fee muss ihr von dem Abend erzählt haben. Natürlich hat sie…Aber warum, um alles in der Welt, hat sie ihn dann in die Wohnung gelassen?
    Sicher wird sie der Freundin versichert haben, dass nichts passiert ist, dass nichts Gewesen ist. Oder was auch immer.
    Aber irgendwas scheint sich ja durch seine Anwesenheit für die hübsche Blondine geklärt zu haben. Vielleicht ist der Abend doch nicht so spurlos an Fee vorbeigegangen…sicher ist er es nicht. Diese Feststellung freut ihn. Treibt ihm ein versonnenes Lächeln auf die Lippen. Auch wenn er sich ihr gegenüber scheiße verhalten hat und noch ekliger war, als sonst, er scheint ihr doch nicht aus dem Kopf gegangen zu sein.
    „Lustig findest du das also, ja? Wahnsinnig lustig mir die Freundin auszuspannen! Du verdammtes, bescheuertes…“ Wieder spürte er Fäuste auf sich trommeln. Dann wird er weggezogen. Von der Wand weg, an Fee vorbei, aus dem Zimmer heraus. Immer noch mit dem dämlichen Lächeln im Gesicht. Er wundert sich über die Kraft, die das Mädchen hat und realisiert erst, was passiert ist, als er auf Socken im Hausflur steht und von einer wütenden Furie angestarrt wird. Seine Schuhe fliegen an ihm vorbei die Treppen herunter. Sein Mantel bleibt am Geländer hängen.
    Die Tür schlägt zu.
    Verloren.



    Re: Ballettschuhe

    Inga - 01.10.2005, 21:59


    Aaaaaach sooooo!!!!
    Das mag ich. :klatsch:

    Mir ist ein bisschen was.... zumindest ein bisschen was... klarer geworden.

    Sehr schön geschrieben, wie immer, ich saß ganz atemlos davor und musste hinterher erstmal tief Luft holen.
    Jetzt bin ich ja mal gespannt, was der gute Herr Valo nun macht...

    Und danke fürs Versüßen meines allein zu Hause sitzenden Samstagabends... Was rede ich da?



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 01.10.2005, 22:42


    Oh, vielen Dank! Freut mich, dass es dir gefallen hat...und das ich dir die Zeit vertreiben konnte... :blush:



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 01.10.2005, 23:19


    Mmh...ok.Einiges ist jetzt tatsächlich klarer... :grübel:
    Aber ich fürchte du musst doch schnell weitermachen damit ich richtig durchsteige :lol:



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 01.10.2005, 23:27


    ui da hat der Ville ja was abbekommen da kann er ja einem schon leid tun :D

    na dann mach mal schön weiter das wird echt immer spannender



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 02.10.2005, 01:32


    Das Ende ist der Hammer. Das ist es, das kann man gar nicht anders schreiben. Tatsache, Tatsache, Tatsache und dann ist es auf einmal vorbei und man weiß gar nicht, wie einem geschehen ist.
    Du wirst einfach immer besser.

    PS: Ich wollte eigentlich noch ganz profan schreiben, dass ich bei der Soßenszene so lachen musste, weil sie mich an meine Tauchsiederszene erinnert und ich daraus schließe, dass unsere Villevorstellungen sich doch nicht ganz so weit voneinander wegentwickelt haben, aber das kann ich jetzt nicht mehr schreiben, weil ich in Ehrfurcht erstarrt bin.
    Du hast es jetzt also auch nicht gelesen. :rolleyes:



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 02.10.2005, 11:01


    Gott, das freut mich so! Vielen Dank... So viel Lob auf einmal...:freude:
    Und Mona :knuffel: , dass mit der Soße musste einfach sein...so isser halt...wird sich wohl auch nie ändern...
    Obwohl er ja nach neusten (2004) Erkenntnissen kochen kann... :nänä:



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 02.10.2005, 12:18


    Weiß auch nicht, wie ich darauf verfallen bin. :lol:



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 02.10.2005, 20:00


    Ich wollte eben so viel schreiben, aber dann MUSSTE ich in Chat kommen und nun weiß ich nicht mehr, was ich schreiben sollte.
    Die Kochszene fand ich auch total klasse. Das konnte ich mir so richtig vorstellen, wie er da dumm rumsteht.
    Und die Beziehungskisten sind mir nun auch klarer geworden.

    Ich warte gespannt, was sich da noch entwickeln wird!



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 02.10.2005, 20:34


    Okay ... jetzt wird mir einiges klar ... herrje, was für ne geniale situtaion! (Genial in dem Sinne, dass du dir sowas ausgedacht hast ^^') ... bin jetzt wirklich gespannt, was du daraus machst ...

    Gerade bin ich noch ein wenig baff ... woar ... schlag mich mal wer...

    Das machst du super... wird echt immer besser und spannender!



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 03.10.2005, 20:04


    einfach wortlos ein bisschen was neues zum lesen für euch...

    *

    Zitternd sitzt Fee auf ihrem Bett. Umarmt ihren Stoffelefanten und starrt den im leichten Wind des offenen Fensters flatternden grünen Vorhang an, der, nur halb zugezogen, den Blick in den anderen Teil des Zimmers frei gibt. Noch immer kann sie nicht realisieren, was sie vor einer guten halben Stunde getan hat. Es ging alles so schnell. So, als wäre gar nicht sie es gewesen, die all die Dinge gesagt hat. Als wäre es gar nicht sie gewesen, die die Tür hinter Flo zugeschlagen hat.
    Fee umklammert ihre angezogenen Beine und wippt immer wieder vor und zurück.
    Sie hat ihre langjährige Freundin tatsächlich verlassen. Das Mädchen, in das sie sich mit 14 Jahren verliebt hat. Immer stand für sie beide fest, dass sie ewig zusammenbleiben. Welch ein absurder Gedanke. Nichts ist ewig. Doch sie dachten es. Das keiner sie trennen kann. Gemeinsam haben sie gegen all die Vorurteile der Freunde gekämpft, gemeinsam ihre Beziehung vor den Eltern verheimlicht. Gemeinsam ihren Traum gelebt, einmal auf den großen Bühnen der Welt zu tanzen.
    Wie konnte das bloß zerbrechen?
    Dabei ist diese Frage so leicht zu beantworten. Fee will es nur nicht wahr haben. Die plötzliche Krankheit, oder was auch immer es ist, hat alles kaputt gemacht. Ihren Traum zerstört und mit ihm ihr Leben, ihre Liebe. Sie haben gehofft, dass sie es schaffen. Fee immer brav auf der Zuschauerbank. Applaudieren, Beglückwünschen. Eifersucht.
    Dann ist Ville aufgetaucht. Hat alles noch mehr aufgewühlt. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
    Das alles erklärt trotzdem nicht, wie sie sich in ihn verlieben konnte. Und das hat sie. Jetzt noch zu leugnen wäre albern. Sie hatte sich nie viel aus Männern gemacht. War froh gewesen, Flo kennen gelernt zu haben und sich keine Gedanken mehr darüber machen zu brauchen, warum sie nicht, wie all die anderen Mädchen in ihrem Alter, Mark Owen oder wie sie alle hießen angeschmachtet hatte.
    Nun wurde sie eines Besseren belehrt. Hat sich verliebt. In einen Mann. In einen wunderschönen Mann. Den schönsten, den sie je gesehen hat. Am liebsten würde sie genau jetzt zu ihm laufen und ihm genau das sagen.
    Doch es hindert sie der gleiche Grund, aus dem sie weinend auf ihrem Bett sitzt.
    Bevor Flo gegangen ist, hat sie ihr erzählt, wer er ist. Was er ist. Hat ihr an den Kopf geknallt, dass dieser Mann es unmöglich ernst meint und das sie alles aufgibt für jemanden, der an jeder Hand zehn Mädchen haben kann, wenn er will. „Rockstar“ hatte Flo verächtlicht geschrien.
    Egal, sie kann es nicht glauben. Will es vielleicht nur nicht glauben. Abgesehen davon, darf es auch gar nicht wahr sein.
    Entschlossen steht sie auf und geht zu ihrer kleinen Sitzecke. Dort schließt sie den Fernseher an, der, seit sie in der Wohnung lebt und das tut sie immerhin schon seit fast zwei Jahren, unbenutzt in der Ecke steht. Zappt durch die Programme, bis sie bei einem Musiksender ankommt. Wenn es stimmt, was Flo gesagt hat, laufen die Musikvideos seiner Band seit einiger Zeit im Fernsehen rauf und runter, womit diese wahrscheinlich ausdrücken wollte, wie bekannt er ist und wie aussichtslos eine Beziehung zu ihm. Wahrscheinlich hat sie sogar Recht…
    Eine Weile sitzt sie gespannt da, doch kein Ville erscheint auf dem Bildschirm. Enttäuscht, oder vielleicht auch erleichtert, wendet sie ihren Blick ab und steht auf, um ihre Zigaretten zu suchen.
    Mit einem Glimmstengel zwischen den Lippen geht sie ins Bad und macht sich zurecht. Starrt gebannt in ihr Spiegelbild. Sie kommt sich so wahnsinnig fremd vor. Tut etwas, was sie sehr selten tut. Pudert ihr Gesicht, stäubt grünen Lidschatten auf und tuscht ihre Wimpern schwarz.
    „Hallo, Fremde…“ Fee neigt ihren Kopf und lächelt sich an.
    Einfach zu ihm gehen, hat sie beschlossen. Zu seiner Wohnung fahren und reden. Man kann über alles reden. Er hat sich so um sie bemüht, sich um sie gekümmert. Warum sollte er das nur getan haben, um…ja, warum hat er das eigentlich getan? Das Lächeln verschwindet aus ihrem Gesicht. Denkfalten legen sich auf ihre Stirn. Eigentlich tut man das doch nur, wenn man jemanden mag. Vielleicht, wenn man sich sogar in diesen jemand verliebt hat. Oder?
    I love your skin so white
    I love your touch cold as ice
    And I love every single tear you cry
    I just love the way you're losing your life
    Als Villes Stimme von nebenan an ihr Ohr dringt, lässt sie vor Schreck ihre Mascara fallen. Unfähig sich zu bewegen, lauscht sie der Musik, um dann schließlich doch vor den Fernseher zu hasten.
    My Baby, how beautiful you are
    My Darling, completely torn apart
    You’re gone with the sin my Baby and beautiful you are
    You’re gone with the sin my Darling
    Tatsächlich erkennt sie ihn auf dem Bildschirm. Er läuft mit einer roten Blume in der Hand barfuß über eine Wiese, streift durch alte Grabsteine. Schwarze Jeans, schwarzes Hemd. Offen. Die Haare sind kürzer. Und er sieht unglaublich gut aus. Sein Bild erscheint auf nackten Frauenkörpern. Das wiederum, versetzt ihr einen kleinen Stich.
    I adore the despair in your eyes
    I worship your lips once red as wine
    I crave for your scent sending shivers down my spine
    I just love the way you're running out of life
    Am liebsten würde sie in das Video springen und ihn erschlagen. Dafür, dass er solch ein Lied singt, dafür, dass er überhaupt singt und dafür, dass er es geschafft hat, dass sie sich in ihn verliebt.
    Bei dem Gedanken wird ihr kalt und sie zieht die Ärmel ihres Pullovers über die Hände. Den Zigarettenstummel wirft sie achtlos in den Aschenbecher, der neben ihr auf dem Boden steht. Warum eigentlich? Warum steht er dort? Und warum ist das Lied schon vorbei? Warum spricht jetzt so eine dämliche Moderatorin mit ihr. Und warum erzählt diese der ganzen Welt auch noch, wie schön und wie sexy Ville ist. Verdammt, dass weiß sie.
    Heulend schmettert sie ihren rechten Zeigefinger auf die Off-Taste des Fernsehers und schreit das ganze Wohnhaus zusammen, bis sie nicht mehr kann. Soll doch jeder hören, dass es ihr schlecht geht. Sie versteht ihre Wut ja selbst kaum.
    Flo hatte so was von Recht. Er kann jede haben. Wie unglaubwürdig, dass er sich ausgerechnet aus ihr etwas macht. Mehr als nur eine Eroberung.
    Erschöpft drückt sie ihr Gesicht in den weißen Fusselteppich,, der unter dem kleinen Wohnzimmertischchen liegt und sich sofort durch die schwarzen Tränen verfärbt. Dreht die hervorragenden Spitzen zwischen Daum- und Zeigefinger ein. Unter der Monotonie ihres Tuns schläft sie ein.



    Re: Ballettschuhe

    Inga - 03.10.2005, 20:36


    Oh! Mein! Gott! (ich hab gar keinen, aber egal).
    Das ist sooowas von schön! So schön! *schluchz*

    Flo tut mir irgendwie auch leid, aber wahrscheinlich hast du einfach Recht und so eine Veränderung ist nicht leicht zu meistern für eine Beziehung.
    Schade eigentlich... aber absolut realistisch betrachtet.
    Traurig aber wahr sozusagen.

    Ich bin ehrlich gesagt sehr froh, dass VideoVille sie davon abbringt, jetzt gleich zu ihm zu laufen, um mit ihm zu reden... ich weiß nicht, sie hat grad ihre... vermutlich sehr langjährige Freundin weggeschickt... also ich mag sie jetzt lieber dort allein auf ihrem Teppich weinen sehn, ehrlich gesagt.

    Dafür lieb ich sie.

    Klingt das komisch?



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 03.10.2005, 20:44


    Hachje ... die arme ...

    Und wo ist Ville jetzt? Gegangen? Wurde das erwähnt und ich habs überlesen? :?

    Sehr schöner Teil! Und jaaa, das Schicksal ist echt ein Arsch! Das gerade dieses Video von Ville im TV laufen muss ... gibt doch so viele andere *seuftz*

    Und die Sache mit ihrer Freundin ist echt traurig zu ende gegangen ... herrje ...

    Ich will weidaaa! :bindafür:



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 03.10.2005, 20:50


    nee, hast nichts verpasst...hab´s einfach nich geschrieben...
    vielleicht sitzt er ja noch im hausflur und starrt weiße wände an... ;D



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 03.10.2005, 20:55


    Ach der arme ... :D *ööö* meint natürlich :troest:

    Nee, irgendwo tut er mir schon leid ... sehr sogar ... er strengt sich doch so an!



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 03.10.2005, 22:35


    ZEITSPRUNG ZEITSPUNG :lol:

    Ironie des Schicksals oder so, als ich die Videostelle / Text gelesen hab, kam grad die Werbung zu dark light im TV.....

    Die arme, dass sie es so erfahren musste. Ich fühl mich hin und hergerissen, was nun besser ist, rumheulen oder zu ihm rennen.
    Bei ihm rumheulen?



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 04.10.2005, 00:31


    ui das war ja ein harter Schlag für Fee da bin ich echt mal gespannt wer nun wieder "den Anfang" macht und wie es weitergeht ...
    also Bitte weitermachen



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 04.10.2005, 01:10


    Ach Gott die Arme, kein Wunder das sie total durch den Wind ist...
    Oje, ich bin echt gespannt wie es weitergeht.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 04.10.2005, 08:56


    Mensch, Nina, bei ihm rumheulen...das wär´s ja... :D
    ...nee, nee, lasst euch überraschen... :bäh:



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 04.10.2005, 16:35


    Zitat: ZEITSPRUNG ZEITSPUNG

    :D :lol: :D


    Nee, Gigi, das mit den weißen Wänden, dat lasse mer mal lieber, gelle? Dat ist so jut nisch. Dat ham wa ja jesehen, wo det hinführen dut bei dem andern Valo schon, gelle?

    So. Es ist eine Jeansjacke, aber ich bin Schuld, dass du das Vid nicht hast.
    Ansonsten kann ich nur sagen: Ville Valo, Nutte und Novalis, und wie Fee dieser Widerspruch wehtut, ist irre gut gelungen.
    Und das mit der Trennung von Fee und Frage-der-Zeit find ich ebenfalls sehr berührend und v.a. sehr glaubwürdig. Weil, so was wird ja oft verkauft, dass das klappen kann. Kann es nicht, glaub ich. Es sei denn, man ist selbstloser als Mutter Theresa.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 04.10.2005, 16:41


    hach, ja, der andere valo...oh, nein...alles auf anfang..so weit kommts dann doch nicht... :rolleyes:
    ach, quatsch, mona, natürlich geht das.... gell, müller...wenn es eine richtig gute freundin ist, dann freut man sich mit ihr! ansonsten ist man kein mensch...oh, mann.... :lol: trotzdem hoff ich, dass es ihm gut geht...volle kanne ot, aber dat musste sein... :nick:
    sorry....



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 04.10.2005, 16:53


    ich glaub manchmal, müller ist kein mensch. aber das ist echt ein anderes thema.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 05.10.2005, 15:31


    So, diesmal wieder nur ein kleiner Teil...aber über den nächsten muss ich nochmal ernsthaft nachdenken... :grübel:


    *

    Die Sirene eines vorbeifahrenden Krankenwagens holt sie unsanft aus dem Schlaf. Fee reißt die Augen auf und sieht direkt in das schlohweiße Gesicht von Ville. Die Lippen sind blass, aufgesprungen und seine Augen blutunterlaufen. Sie erschrickt so sehr, dass sie sich den Kopf an ihrem Couchtisch stößt und dadurch wieder zurück auf den Boden sinkt. Ihr wird schwindlig.
    Als sie ihre Umgebung wieder wahrnimmt, ist Ville weg. Es ist dunkel bis auf die Straßenlaterne, die von draußen ein gespenstisches Licht in den Raum wirft. Verwirrt versucht sie auf die Beine zu kommen. Stützt sich dabei an der Wand ab.
    Wieder sieht sie ihn. Diesmal auf dem Balkon stehend. Seine Haut so weiß wie der Schnee, der vom Himmel fällt.
    I love your skin so white…
    Ein grausames Lächeln auf den Lippen. Unbeweglich. Nicht einmal sein Haar flattert im Wind.
    Sie fühlt sich wie erstarrt. Kann den Blick nicht von der Erscheinung nehmen. Ihre Haut spannt von den vielen Tränen, die ihr an diesem Tag schon über die Wangen gelaufen sind. Auch jetzt kann sie nichts dagegen tun. Weint.
    Fee macht die Augen auf und zu, doch die Gestalt verschwindet einfach nicht von ihrem Balkon. Sein Gesicht wird stattdessen zu einer blutüberströmten Fratze. Verzweifelt schreit sie auf. Klammert sich an der kühlen, sicheren Wand fest.
    „Geh weg! Bitte…“ Es ist nur ein leises Stammeln, das über ihre Lippen kommt. Übelkeit steigt in ihr auf. Übelkeit und das Gefühl gleich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Was ist das? Wird sie wahnsinnig? Wird sie jetzt auch noch wahnsinnig?
    Auf einmal bei ganz klarem Verstand schlägt sich Fee zweimal mit der flachen Hand gegen die Schläfe. Und tatsächlich, urplötzlich ist da nichts mehr. Gar nichts mehr. Nur noch der leise fallende Schnee, das Licht der Laterne und die Wohnhäuser auf der anderen Straßenseite. Kein Ville, kein Blut.
    Erleichtert seufze sie auf und taumelt in ihr Badezimmer. Übergibt sich. Eine Hand umklammert die Kloschüssel, die andere hält die Haare hinter dem Kopf zu einem Zopf zusammen.
    Grauenvoll. Sie hasst es, das tun zu müssen. Ging aber nicht anders. Dafür beruhigt sich ihr Magen wieder. Immerhin.
    Fee zieht sich an der Badewanne hoch und setzt sich auf deren Rand. Haut mit der Faust gegen die Spülung. Wie spät es wohl ist? Die Dunkelheit jenseits ihres kleinen Reiches kann im Winter ja alles zwischen acht Uhr abends und sechs Uhr morgens bedeuten. Auf der Ablage über ihrem Waschbecken steht ein Funkwecker. Sie kann nur nicht erkennen, was der anzeigt. Irgendwie ist alles schummrig vor ihren Augen.
    Ächzend stemmt sie sich hoch und kommt schwankend zum Stehen. Nimmt sich vor, in den nächsten Tagen mal zum Arzt zu gehen.
    Die nächste Möglichkeit sich festzuhalten bietet ihr das runde Porzellanwaschbecken. Sie könnte schon wieder heulen, als sie ihr Gesicht sieht. Felicitas Ganzert, von den Toten auferstanden. Oder gerade sterbend? Wie auch immer. Nie wieder wird sie sich für einen Mann dieses grässliche Zeug ins Gesicht schmieren. Sie wird sich überhaupt nie wieder schminken. Wozu denn? Hat bei ihrem derzeitigen Salzwasserverbrauch eh keinen Sinn.
    Wie widerlich das aussieht. Schwarz und grün und dazwischen ihre geröteten Wangen und die mit aufgesprungenen Adern durchzogenen Augen. Dreht nicht vielleicht gerade jemand einen Horrorfilm in ihrer Nähe? Sie könnte das Statistengehalt gut gebrauchen…
    Fee wendet sich von ihrem Spiegelbild ab und zieht den Duschvorhang der Badewanne zur Seite. Nimmt sich ein Reinigungstuch. Beseitig das Gröbste aus ihrem Gesicht und stellt sich dann in die Wanne. Macht das Wasser an. Erst als die nasse Jeans unangenehm an ihren Beinen klebt, bemerkt sie, dass sie sich nicht ausgezogen hat.
    „Scheiße…“ Jammert sie, das Wort verzweifelt lang ziehend, und holt das Versäumte nach. Es muss noch vor 24 Uhr sein. Heute ist einfach nicht ihr Tag und sie will nicht glauben, dass der morgige auch nicht besser wird. Also beschließt sie, sich einfach einzubilden, dass es vor Mitternacht ist.
    Gerade als sie es geschafft hat auch ihre Unterwäsche auszuziehen und das Wasser wieder anzustellen, hört sie ein Geräusch. Das kann sie jetzt gar nicht gebrauchen. Nach visuellen Halluzinationen auch noch auditive?!
    Doch gleich darauf ertönt das Geräusch noch mal. Sie kann es sogar zuordnen. Will aber gar nicht. Ihre Erlebnislust ist für heute eindeutig gestillt. Noch mehr Katastrophen würden ihr den Rest geben. Sie ignoriert das Klopfen und Klingeln an ihrer Tür einfach. Es gibt zwei Menschen, denen sie es zutraut, jetzt davor zu stehen und beide will sie nicht sehen.
    Ungerührt duscht sie weiter. Erst als sich in das beharrliche Hämmern an ihre Tür auch noch Schreien mischt, gibt sie auf.
    Kaum, dass sie das heiße Wasser ausgestellt hat, kriecht ihr auch schon eine Gänsehaut über den Rücken. Fee schafft es, sich einzureden, dass diese von der plötzlichen Kälte stammt. In Wahrheit hat sie einfach nur panische Angst.
    Das Rufen und Schreien wird lauter. Die Stimme schließt eindeutig eine Frau als Besitzerin aus. Tja, da bleibt dann nur noch einer…
    Sie schlüpft in den kuscheligen, türkisfarbenen Bademantel, den sie von ihrer Oma zu irgendeinem Weihnachten geschenkt bekommen hat und zieht die pinken Hausschuhe an. Wickelt die Haare in ein Handtuch.
    Als sie der Wohnungstür näher kommt, erkennt sie Villes Stimme endgültig. Der gibt wohl nicht mehr auf.
    Vorsichtig öffnet sie die Tür einen Spalt und verflucht es, dass sie keine Sicherheitskette hat. Man kann ja nie wissen.
    Ihre Vermutung wird leider auch sofort bestätigt. Das erste, was Ville tut, ist seinen Fuß in die Tür zu stellen, so dass sie sie nicht mehr zuschlagen kann. Mit einer Hand stützt er sich seitlich im Rahmen ab. Die andere hält die unvermeidbare Zigarette und einen Strauß hellrosa, fast weiße, Rosen.
    Totenblumen.
    Ohne, dass sie es wirklich will, fällt ihr der Text des Liedes ein, welches sie vorhin gehört hat.
    I just love the way you’re losing your life...
    Wie kann man nur solche Lieder schreiben?
    Sein strähniges Haar fällt ihm ins Gesicht. Seine Lippen sind zu einem ironischen Lächeln verzogen. Er riecht nach Alkohol. Die Augen umrandet von schwarzem Kajal, der bereits leicht verwischt ist.
    „Hi, Ville.“ Sie versucht ihre Stimme fest klingen zu lassen, doch es gelingt ihr nicht.
    „Hallo, Fee..“ Seine Worte hören sich an, als würde er sie ihr förmlich entgegenspucken. Irgendetwas beunruhigt sie. Er ist so gar nicht der Ville, der er noch vor ein paar Stunden war. Unheimlich ist er…
    „Darf ich reinkommen?“
    Nein, nein…sehr schlechte Idee…gar nicht gut…
    „Ich, ähm, ich denke, das ist vielleicht nicht so gut…“ Stottert sie.
    „Nicht gut, ja? Ah, verstehe…“ Fee atmet auf. Er wendet sich tatsächlich zum Gehen.
    Zu früh gefreut. Ville schnellt zurück und macht mit einem Ruck von seinem Fuß in der Tür Gebrauch, stößt diese auf und steht so plötzlich neben ihr in der Wohnung, dass sie erschrocken zusammenfährt. Er gibt der Tür noch einen leichten Schups, so dass sie leise ins Schloss fällt.
    „So, das halte ich davon, dass es „vielleicht nicht so gut“ ist!“ Ahmt er sie nach und zieht sie nicht gerade sanft mit sich aus dem Flur heraus in das Zimmer. Die Blumen wirft er achtlos mit den Worten, „Hab ich dir mitgebracht“ auf den Couchtisch, so dass sie sich voneinander lösen und einzeln darauf verteilen.


    Hmm, is ja doch nicht so kurz, wie ich dachte... :rolleyes:



    Re: Ballettschuhe

    Inga - 05.10.2005, 15:59


    Auweia, Ville, ob das so eine gute Idee ist, was du da grad machst?

    Also mal... ehrlich.. das ist.. das ist... Einfach wundervoll, erstaunlich, bravourös (schreibt man das so?), was du da machst!
    Hmm... die Erscheinung... Du weißt (weißt du?), ich liebe Erscheinungen. Deine hier ist ganz schön unheimlich...
    Bei mir klingeln dann immer gleich alle Alarmglocken, ich hör dann meinen Prof immer im Ohr... "Grenzüberschreitung"?"irreversibel"?

    Ich mag das, was du da machst...
    Dass sie unter die Dusche steigt und vergisst, sich auszuziehen... überhaupt diese ganze Szene, wo man so sehr das Gefühl hat... ach die Arme, steht völlig neben sich.

    Tja... und weißt du, dass du mit Fee eine äußerst romantische Heldin geschaffen hast...? Sie erfüllt nahezu alle Kriterien dafür: Künstlerin (=Tänzerin), krank, fängt an "Erscheinungen" zu sehn...
    usw.
    Ich fange an zu interpretieren. Ich schleich mich lieber....



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 05.10.2005, 16:07


    ...brauchst dich nicht schleichen...
    ich mag deine kommentare immer sehr gern...gerade weil du immer ein bisschen ruminterpretierst...
    ich mag erscheinungen auch...deswegen konnte ich sie mir nicht verkneifen ;D



    Re: Ballettschuhe

    Inga - 05.10.2005, 16:10


    Ich mag auch gern, wenn wer in meinen Geschichten ruminterpretiert, aber manch einer mag das nicht, weil er sich im Lesen dadurch gestört fühlt, und ich will niemandem seinen Lesegenuss kaputt machen...
    Ich kann dir gern ne pm dazu schicken oder so, wenn du möchtest...?



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 05.10.2005, 16:28


    klar, immer her damit! :vielposten:



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 05.10.2005, 17:40


    Das wird dich jetzt wahrscheinlich tierisch ärgern, aber fast genau so eine Erscheinung hatte Patricia Kennealy ihrer Aussage nach in der Nacht, als Morrison starb. Nur kam er zu ihr ins Zimmer und sah etwas friedlicher aus.

    Ich glaub, Ville hat ein ernsthaftes Problem. Aber das weiß ich ja eigentlich.
    Vielleicht (interpretier) ist er schizophren. Und vielleicht entsteht seine Schizophrenie- jetzt auf all unsere Villes bezogen- daraus, dass der Ville, der Join me in Death singt, nicht immer mit dem Ville vereinbar ist, den man so im Fernsehen sieht. *philosophier*



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 05.10.2005, 20:26


    Also, ich saß grad gebannt davor und hab die Welt um mich vergessen.
    Und ich kann immer noch nicht so gut schleimen, wie die beiden ^^

    Ich fand das in der Dusche klasse. Ich denkt, zieht die sich nicht aus? Ne, tut sie nicht, und die Beschreibung von dem verheulen Gesicht ist auch total schön.
    Aber eine Frage hab ich: Sie hat ne Türkette, oder? Hat Ville die aus der Wand gerissen oder hab ich zu gebannt davorgesessen, dass ich die übersehen hab?



    Re: Ballettschuhe

    Bainwen - 05.10.2005, 20:58


    :eek: *ööö* bin gerade mal eben etwas baff...

    Das ist ... oje ... zu gut, um es beschreiben zu können (was mich angeht, bin sowieso schlecht im kommentieren) ...

    Ville was machst du da? Mal ehrlich: Was verdammt macht er da??? Ich sitz hier in wohliger Entfernung und hab trotzdem einen höllen-angst vor dem Kerl! Wenn ich in ihrer Haut stecken würde ... woar, besser nicht vorstellen *grusel* ... und das nach diesem Traum! Schlimm das... gerade, weil sie auch noch so neben sich steht ... gerade ein wenig Mut gefasst hat, sich gedanken gemacht hat ... und dann passiert sowas ...

    Also momentan ... Ville ... du bist plöhd :axt:



    Re: Ballettschuhe

    Y - 21.10.2005, 21:09


    WOW...die arme Fee
    einmal ist der ville ur nett, dann ist er ur seltsam...ganz schön gruslig...
    Bitte mach ganz schnell weiter!!



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 07.01.2006, 02:54


    Entschuldigt, dass das so lange gedauert hat aber ich melde mich hiermit erstmal zurück, in der Hoffnung, dass ihr doch noch Lust habt, es zu lesen... :blush:

    So....

    es folgt eine Warnung....

    Der Leser könnte den Eindruck bekommen, dass es zu einer Vergewaltigung kommt...
    hätte ich vielleicht gleich so schreiben sollen aber es war spät und ich habe nicht dran gedacht, dass man ja nicht das weiß, was ich weiß, wenn man nur diesen teil liest...große entschuldigung an alle! ! !


    Ihren Arm hält er noch immer wie in einem Schraubstock. Sein Blick fährt unruhig über die Rosen, über den Boden, den schmutzigen Teppich, bis er schließlich an Fee hängen bleibt.
    „Du tust mir weh“, jammert diese und versucht sich aus seinem Griff zu lösen. Keine Chance. Mit eiserner Verbissenheit umklammert seine linke Hand ihren Unterarm, so dass dieser unter dem Druck weißlich anläuft.
    „Ich habe dir Blumen mitgebracht“, flüstert Ville ihr geistesabwesend noch mal zu und lächelt dabei diabolisch.
    Fee holt tief Luft und atmet den nun fast unerträglich werdenden Schmerz weg:
    „Danke. Wirklich, sie sind schön. Aber lass mich doch endlich los, damit ich sie ins Wasser stellen kann.“ Ihr Englisch wird noch holpriger, als es sowieso schon ist. Sie ist sich nicht einmal sicher, ob er sie verstanden hat.
    Ruhig bleiben, Fee, einfach ruhig bleiben. Du kennst diese Art an ihm. Er beruhigt sich wieder.
    Obwohl, sie hat ihn nur in seiner Wohnung so erlebt. Damals hatten ihn seine Freunde wachgerüttelt, oder? Panik steigt in ihr auf.
    „Die Blumen brauchen kein Wasser mehr. Sie werden sterben.“ Noch immer das gleiche unheimliche Flüstern. Langsam hebt er seine freie Hand und löst das Handtuch von ihren Haaren, so dass ihr die einzelnen Strähnen nass über die Schultern fallen. Achtlos wirft er es in eine Ecke.
    „Warum hast du sie dann hergebracht?“ Eigentlich will sie die Antwort gar nicht wissen. Alles was sie noch merkt, ist der anhaltende Schmerz in ihrem Arm. Dass etwas anders ist, merkt sie nur an der plötzlichen Kälte um ihren Kopf.
    „Weil sie zu dir passen…“ Ville wendet sich ab. Sein Gesicht ist von Schatten durchzogen. Kein Licht. Warum ist schon wieder kein Licht an? Nur der Schein der Flurlampe zieht einen hellen Streifen über Villes flimmernde Augen, die sie sogleich wieder bedrohlich anstarren.
    Er macht das nicht mit Absicht. Er ist betrunken. Und wütend. Er hat allen Grund wütend zu sein.
    „Wie meinst du das?“ Tränen steigen ihr in die Augen. Sie hat das Gefühl, das sämtliches Blut ihres rechten Armes entweicht und sich irgendwo staut. Gegen ihre Haut drückt.
    Doch Ville gibt nur ein höhnisches Lachen von sich.
    „Lass mich los! Ich ruf die Polizei!“ Ihre Stimme schwankt. Klingt unsicher, panisch, hysterisch. Alles auf einmal. Die pure Verzweiflung steigt in ihr auf. Was will er damit sagen? Will er sie umbringen? Warum? Wieso? Was hat sie ihm denn getan?
    Anstatt ihren Arm freizugeben, verstärkt er seinen Griff nur noch.
    „Das will ich sehen!“, sagt er mit einem spöttischen Schnaufen und zieht sie näher zu sich.
    Zitternd steht sie vor ihm. Für einen kurzen Moment verschwindet all ihre Angst, ihre Schmerzen. Sie füllt sich, als könne sie schweben und schaut von oben auf sich herab. Sieht Ville lächelnd dabei zu, wie er ihren Körper mit der rechten Hand an sich drückt und sein Gesicht in ihren Haaren vergräbt. Hört, wie er an ihnen riecht.
    Ja, das kommt ihr gerade recht. Langsam stellt sich das wohlige schwindlige Gefühl ein. Doch noch bevor sie zusammensacken kann, ist es auch schon vorbei. Eiskalt erwischt es Fee, dass ihr Körper sie in solch einer Situation tatsächlich wach hält. Sie kann ihre Augen wieder öffnen. Sieht über Villes Schulter hinweg ein einsames Pärchen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die Schatten, die die Laterne wirft. Riecht die Zigaretten, den Alkohol, einfach den Kneipenmief, der an Villes Kleidung hängt. Spürt den Druck von seinem Körper auf ihren Brustkorb und noch etwas. Als ihr bewusst wird, was es ist, beginnt sie erneut zu zittern. Oder hatte sie gar nicht damit aufgehört?
    Nein, das tut er nicht…
    Hofft sie.
    Doch tatsächlich. Ville nimmt ihr mit einer schnellen Bewegung den Stand, so dass sie den Halt verliert und mit ihm auf den Boden rutscht. Gleich darauf findet sie sich auf dem kalten Laminat liegend wieder. Ihr Kopf schlägt sanft auf. Ville hat schützend die Hand, die noch eben ihren Arm umklammert hielt, darunter gelegt.
    Er kniet sich über sie, sitzt auf ihren Beinen. Mit den Händen hält er sofort wieder ihre Arme neben ihrem Kopf fest. Beugt sich vor und stützt sich so ab, was wiederum erneut Druck ausübt. Seine offenen Haare fallen ihr ins Gesicht.
    Fee kann weder den Ausdruck in seinen Augen erkennen, noch kann sie mehr klar denken. Alles in ihrem Kopf dreht sich darüber, was gleich geschehen wird, wenn sie es nicht verhindert. Wenn es nicht irgendwer verhindert.
    Sie nimmt all ihre Kraft zusammen und versucht ihn mit den Beinen von sich zu stoßen.
    Antwort auf ihren vergeblichen Versuch ist wieder nur ein Lachen.
    Nach einer Weile gibt sie auf. Kann nicht mehr. Schwer atmend dreht sie ihr Gesicht von ihm weg. Der letzte Tag schwirrt nun in ihren Gedanken umher. Was hat sie sich bloß dabei gedacht? Wie konnte sie sich nur so täuschen lassen?
    Das ist nicht Ville! Hämmert es wieder in ihr.
    Langsam schießen ihr die Tränen aus den Augen und bilden schon nach kurzer Zeit einen nassen Fleck auf dem Boden neben ihr.
    Was Ville macht, bekommt sie nicht mit. Spürt nicht einmal mehr, dass er überhaupt noch da ist. Starrt nur stur aus dem Fenster und weint.

    So, ich hoffe, ich besser mich, was das posten angeht...und meine Kreativität.



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 07.01.2006, 13:06


    Puh...oje, die arme Fee :ne:
    Im Moment fällt mich echt nix Gescheites ein...
    Aber irgendwie schön das es weiter geht :nick:



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 07.01.2006, 17:07


    Ich geh mich übergeben. Entschuldige, das ist wieder mal sehr gut geschrieben, aber das ist zuviel, das ist einfach zuviel. Da kann ich dir nicht mehr folgen. Das ist nicht Ville, da muss ich Fee recht geben.

    edit: ich hab mich beruhigt und alles wird gut.



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 07.01.2006, 23:37


    was geht da bloß vor sich? wovon sind die beiden besessen?



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 07.01.2006, 23:44


    ach nina...ich geh mich dann mal wieder in meine ecke verkriechen und schämen...ich versuchs wieder hinzubiegen...versprochen...
    nur soviel...es ist mal wieder alles nich so wild, wie es aussieht....hoff ich... :stumm:



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 07.01.2006, 23:49


    na. das wirst du ja bald aufklären ;)



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 08.01.2006, 17:28


    so...ein bissel was aufklären tut...oder noch mehr verwirrung schafft....


    *

    Das erste, was Ville sieht, als er zu sich kommt, ist der nackte Körper eines Mädchens, welches regungslos unter ihm liegt.
    Wer ist das? Was ist passiert? Wo ist er?
    Panisch springt er auf und fällt dabei über seine Hose, die ihm an den Beinen herab gerutscht hängt. Was hat er nur getan? Und warum kommt ihm das dunkle Zimmer so erschreckend bekannt vor?
    Okay, ganz von vorn, wo war er zuletzt? In einer Kneipe. Er hat sich betrunken. Nach allen Regeln der Kunst besoffen. Dafür muss er nicht lange überlegen. Aber warum? Das dauert schon länger. Was war vorher?
    Nervös streicht er sich die Haare hinter die Ohren. Versucht sich einzureden, dass das Mädchen dort sicher nur irgendeine aus der Kneipe ist. Irgendwer.
    Schwerfällig rappelt er sich auf und zieht mit zittrigen Händen seine Hose hoch. Schließt umständlich den Gürtel. Seine Shorts trägt er noch. Immerhin. Er braucht eine Ewigkeit. Sein Kopf tut ihm weh und übel wird ihm auch.
    Ville reibt sich mit beiden Händen übers Gesicht.
    Komm schon, Mann, erinnere dich!
    Doch als es ihm wieder einfällt, würde er es am Liebsten wieder aus seinem Gedächtnis streichen. Bei Fee war er. Und dann war da noch das andere Mädchen. Er wurde rausgeschmissen.
    Langsam nähert er sich dem weißen Körper, der nur zur Hälfte in das schale Mondlicht getaucht ist und dadurch gespenstig leblos wirkt. Mehr sieht er zunächst nicht.
    Bald jedoch erkennt er die roten Haare und deren Besitzerin.
    Tränen der Verzweiflung strömen ihm bei ihrem Anblick über das Gesicht.
    War ich das? Das kann nicht ich gewesen sein…
    Vorsichtig kniet er sich zu ihr und streicht ihr zart über die nackte Haut. Stellt schnell fest, dass sie nicht verletzt ist und atmet, zumindest in dem Punkt erleichtert, auf. Nirgendwo Blut, keine Kratzer.
    Fee hat die Augen geschlossen, atmet flach.
    Schnell zieht er ihr den türkisfarbenen Badenmantel, auf dem sie liegt und den er anscheinend geöffnet hat, wieder über den Körper.
    „Das wollte ich nicht! Das wollte ich wirklich nicht“, flüstert er immer wieder und streichelt Fee apathisch über die Haare.
    „Wach doch auf“, fleht er dabei. Dann fällt sein Blick auf den Tisch. Warum liegen dort Rosen? Warum stehen sie nicht in einer Vase? Hatte sie dafür keine Zeit mehr? Hat er ihr keine Gelegenheit gegeben sie in eine zu stellen?
    Vorsichtig hebt er sie hoch und trägt sie in ihr Bett. Es beunruhigt ihn, dass er nicht weiß, ob sie schläft oder ohnmächtig ist. Obwohl, wer wäre wohl eingeschlafen, wenn jemand…
    Ville schluckt und legt Fee ab. Deckt sie zu und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Genau in dem Moment, in dem er sich abwenden will, um sich etwas überzuziehen, schlägt sie die Augen auf.
    „Arschloch“, murmelt sie und lächelt ihn wunderbarerweise dabei an.
    Sofort stürzt er auf sie zu und kniet sich neben ihrem Bett auf den Boden.
    „Fee, es tut mir so Leid, ich…ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist. Ich weiß noch nicht…nicht einmal genau, was passiert ist. Hab ich dir wehgetan? Was… war denn bloß? Oh Gott, es tut mir so Leid!“
    Er fängt schon wieder fast an zu weinen und vergräbt seinen Kopf in Fees Decke irgendwo auf der Höhe ihres Bauches. Dieser Scheiß-Alkohol. Er wird nie wieder trinken.
    Sicher…
    „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich jetzt tröste?!“
    Ville hebt den Kopf wieder etwas und sieht ihr in das wunderschöne Puppengesicht.
    Kann er es überhaupt noch verantworten, hier bei ihr zu sein? Irgendwann macht er sie noch kaputt.
    „Nein, nein, natürlich nicht“.
    Hastig springt er auf und kratzt sich nervös am Kopf. Seine Augen tasten den Raum ab und versuchen, Fee nicht fasziniert anzustarren, die anscheinend keine Ahnung hat, wie sie weiter auf ihn reagieren soll. Totale Hilflosigkeit spricht aus ihrem Blick und lässt Ville leicht erschaudern. Immerhin hat sie ihn noch nicht rausgeschmissen. Noch nicht. Vielleicht war ja auch gar nichts und sie sind nur merkwürdig hingefallen, wobei sich ihr Bademantel geöffnet hat und er zufällig das Hemd verloren hat.
    Schwachsinn….red dir mal schön weiter was ein.
    „Ville“, Fee setzt sich schwerfällig auf und hält sich den rechten Arm, „ich…ich …“
    Doch weiter sagt sie nichts. Schlägt einfach die Decke zurück und schwingt ihre schlanken Beine aus dem Bett. Von der Schlafnische aus kann er beobachten, wie sie Licht macht und sorgfältig die Rosen vom Couchtisch sammelt.
    Mit einer großen weißen Vase in der Hand, worin die Blumen stehen, kommt sie wieder zurück.
    „Die können ja nichts dafür“, erklärt Fee ruhig und stellt die Vase auf den kleinen Hocker neben ihrem Bett, der ihren Nachttisch darstellt.
    Dann setzt sie sich wieder.
    Ville steht unschlüssig in der Gegend herum. Sie verliert einfach kein Wort über das Geschehene. Das macht ihn nur noch nervöser. Eigentlich redet sie überhaupt nicht mit ihm.
    „Wie spät ist es eigentlich?“, fragt Fee und gähnt auf.
    „Halb drei“, antwortet Ville, der gerade zuvor auf eine Uhr gesehen hat.
    „Oh, gut.“
    Was macht sie denn da? Spricht kein Wort mit mir. Klagt mich nicht einmal an. Was soll das? Fragt nach der Uhrzeit. Wieso?
    Ihm schwirrt der Kopf. Zu gerne würde er sich jetzt auf ihr Bett legen und schlafen. Kalt wird ihm auch. Er hat sein Hemd noch immer nicht angezogen.
    Urplötzlich steht Fee auf und lässt ihren Bademantel fallen. Steht kurz direkt vor ihm und dreht sich dann um. Bückt sich, sucht etwas in ihrem Bett und streift schließlich ein baumwollenes Nachthemd über ihren nackten Körper.
    Ville sieht ihr wie erstarrt dabei zu. Manchmal versteht er dieses Mädchen einfach nicht. Er will sie einfach nur an sich ziehen und küssen.
    Noch bevor er den Mund aufmachen kann, um etwas zu sagen, kommt sie auch schon wieder auf ihn zu. Energisch gibt sie ihm einen Stoß in Richtung Flur.
    „Komm, Zähne putzen, du stinkst fürchterlich!“
    Ihre Hände auf seinem Rücken machen ihn halb wahnsinnig.
    Wie kann sie jetzt nur darüber nachdenken, wie er riecht. Und wieso? Will sie ihn denn nicht vor die Tür setzten?
    Auf dem Weg zum Bad zieht er sich endlich sein Hemd über. Ständig muss er daran denken, dass sie nur dieses knielange Kleidchen trägt.
    Valo, spinnst du jetzt endgültig?
    Er hasst sich für seine Gedanken und trottet Fee schuldbewusst nach.



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 08.01.2006, 17:41


    Also, ich muss zugeben, ich fühl mich nicht aufgeklärter. Oder immer wenn ich denke, ja, nun verstehst du was, verwirrst du mich erneut.



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 08.01.2006, 17:52


    Ich verstehs auch nicht, aber ich freu mich einfach trotzdem.



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 08.01.2006, 18:09


    Ok...nun bin ich völlig verwirrt :grübel:
    Aber wie immer sehr gespannt wie es weiter geht.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 08.01.2006, 20:24


    ähm....mir ist gerade was ganz, ganz blödes aufgefallen...
    der letzte teil von seite sechs und der erste von seite sieben passen nicht zusammen....anscheinend habe ich dazwischen vergessen einen teil zu posten oder der ist einfach auf wunderbareweise verschwunden. so...auch wenn es jetzt wahrscheinlich eh zu spät aber ich stell ihn einfach nochmal rein...wenn er euch bekannt vorkommt, dann sagt einfach bescheid...dann weiß ich, dass ichs doch nicht versemmelt hab.

    also...nachdem sie auf dem balkon standen und bevor es in villes sichtweise übergeht...


    Das Schrillen der Haustürklingel reißt die beiden aus ihrer schweigenden Zweisamkeit.
    Hastig lässt Fee ihren Zigarettenstummel in der gefrorenen Blumenerde der verstorbenen Balkonpflanzen verschwinden.
    Vielleicht sollte ich die mal wegschmeißen?!
    Erst jetzt bemerkt sie, wie kalt ihr ist. Ihre Füße fühlen sich an, wie tiefgekühlt. Kaum ist sie in der warmen Wohnung, beginnen sie auch schon zu kribbeln. Fee hasst dieses Gefühl.
    „Erwartest du jemanden?“ Hört sie ihn hinter sich fragen.
    Sie nickt.
    „Ja, meine Mutter…“
    Ihr Ton soll ihm zu verstehen geben, dass er am besten keine weiteren Fragen stellt. Scheint funktioniert zu haben.
    Sie atmet tief durch, zieht ihre rosa Hausschuhe, auf denen eine kleine Fee gestickt ist, über und öffnet die Wohnungstür. Eine schwere Wolke Parfum kommt ihr entgegen. Das sicherste Zeichen, dass ihre Mutter in der Nähe ist. Süffiges, blumiges, samtiges, ekliges Parfum.
    „Felicitas, mein Schatz, schön dich zu sehen!“ Eine überschwängliche, wahnsinnig gekünstelte, Umarmung folgt.
    „Wer hat denn hier geraucht?“ Da ist sie auch schon die Frage, die Fee von Anfang an erwartet hat. Eigentlich noch vor der Begrüßung.
    „Es freut mich auch dich zu sehen, Mama“ Reagiert sie ebenso gekünstelt.
    „Ich habe Besuch, ich hoffe, dass stört dich nicht.“ Leichte Ironie schwingt in ihrer Stimme mit. Es ist schließlich ihre Wohnung.
    „Ach was.“ Die Mutter winkt leicht ab. „Wiese sollte mich das stören? Ich habe eh nicht viel Zeit.“
    Ohne auf eine weitere Aufforderung Fees zu warten, geht die Mutter weiter. Sie hat ihre Pumps natürlich nicht ausgezogen und es bilden sich kleine, dreckige Pfützen geschmolzenen Schnees auf dem glänzenden Laminat. Fee hat es schon längst aufgegeben, sie immer wieder darum zu bitten.
    Abrupt bleibt die Mutter stehen und dreht sich wieder in Fees Richtung, noch bevor sie das Zimmer betreten hat.
    „Schätzchen, ich möchte mich wirklich nicht lange aufhalten.“ Sie legt ein weißes Kuvert unter die schwere Glasvase, die auf einem kleinen Tischchen im Flur steht. Betrachtet sich noch mal in dem darüber hängenden Spiegel. Zieht den pinken Lippenstift nach.
    Fee sieht ihr dabei zu. Betrachtet den hellen Nerzmantel und die hochgesteckten blondierten Haare, „Rot sieht ja so bäuerlich aus“. Wieder einmal ist sie froh ihrem Elternhaus entkommen zu sein. Damals hatten sie zwar mit Enterbung gedroht, als sie angekündigt hat, dass sie auszieht, um Tänzerin zu werden. Vor allem der Vater wollte immer, dass sie BWL studiert und später seine Firma übernimmt. Doch sie hatte es einfach getan. Und war sogar erfolgreich damit. Bis…ja, bis es nicht mehr ging. Das Schlimmste daran ist, dass Fee nun wieder auf ihre Eltern angewiesen ist. Sie hasst sich selbst dafür.
    „Danke.“
    „Felicitas, komm zurück!“ Immer die gleiche Leier. „Du weißt, dass deine Räume unverändert geblieben sind…Diese schäbige Wohnung ist doch kein Zustand. So kann du doch nicht ernsthaft hausen wollen!“ Der vorwurfsvolle, fast schon angewiderte Blick ihrer Mutter kränkt.
    „Ich komme zurecht. Ab nächste Woche habe ich einen Job. Irgendwann kann ich es dir zurückzahlen.“ Fee nickt in Richtung des Umschlages, der ihr bedrohlich vorkommt. Sie in eine ungewollte Abhängigkeit zwingt.
    „Was soll das denn für ein „Job“ sein?“ Die Stimme ihrer Mutter klingt entsetzt.
    „Mama, bitte, es ist in Ordnung…“
    „Gut, mein Kind. Ich rufe dich an.“ Schon ist die Hand auf der Klinke und die Mutter halb im Treppenhaus.
    „Wenn du etwas brauchst, oder wenn du es dir anders überlegst. Bitte, Felicitas, melde dich bei mir!“
    „Natürlich. Vielen Dank! Tschüss!“ Die pink angemalten Lippen streifen nur kurz ihre Wange.
    Sekunden später starrt sie auf eine geschlossene Tür und hört nur noch das gleichmäßige Klappern der Absätze, bis auch das verstummt.


    irgendwie hab ich das doch aber schon reingestellt oder? find es hier aber nicht mehr...merkwürdig...



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 08.01.2006, 20:37


    Also ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern das schon gelesen zu haben :grübel:
    Also vielen Dank für's verspätete posten :nick:



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 08.01.2006, 20:43


    Also, ich kannte es noch nicht, aber es macht den nächsten Teil (oder den davor) auch nicht logischer.

    Es wird sich ja aber alles aufklären...



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 08.01.2006, 20:51


    hmm, wie ungüstig...sorry nochmal...

    und nein, es macht es nicht logischer...aber es hängt wenigstens mit der nächsten szene zusammen... :?

    kommt hoffentlich nicht wieder vor...



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 08.01.2006, 22:57


    also müsste man den "letzen" story post al erstes lesen???na ich lese mal alles durch...........

    ...........so habs nun gelesen ,,aber was geht denn in dem Ville vor den mag ich ja gar nicht so :eek: der ist ein Rätzel..mal so,dann so ich bin mal gespannt wie das weitergeht und was nun auch letztändlich war...



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 08.01.2006, 23:35


    hier also noch etwas...werde die woche wohl nicht zum schreiben kommen... :/


    Kurz darauf steht er auch schon mit Schaum vor dem Mund neben ihr und beobachtet sie ihm Spiegel. Kann es kaum glauben, dass er eine pinke Barbie-Zahnbürste von anno Zoff in der linken Hand hält und sich mit Elmex die Zähne putzt. Und das alles auch noch in dem Badezimmer einer Frau, über die er noch vor ein paar Stunden im Vollrausch… Unwillkürlich schüttelt er den Kopf. Bloß nicht daran denken. Wenn er doch nur wüsste, was wirklich passiert war. Seine Befürchtung ist ja, dass Fee es selbst nicht mehr weiß.
    Die wischt sich mit einem hellblauen Handtuch, auf dem ihr Name gestickt ist, den Mund ab und greift nach einer rosa Haarbürste. Die Farbe beißt sich mit der ihrer Haare.
    „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was genau vorhin passiert ist, okay? Sobald es mir wieder einfällt, wirst du es schon merken“, sagt sie plötzlich mit einer schrecklichen Neutralität in der Stimme, „Im Moment mag ich noch nicht wahrhaben, dass ich vielleicht einen Fehler gemacht habe…Flo zu verlassen.“
    Ville verschluckt sich an der nach nichts schmeckenden Zahnpasta und verliert sich in einem Hustenkrampf. Beugt sich über das weiße Waschbecken und spuckt das schaumige Zeug hinein.
    „Wegen dir…“, setzt sie nun noch hinzu und verlässt das Badezimmer.
    Das ist zuviel. Er lässt sich auf den Boden fallen und startet einen Versuch, nicht zu ersticken. Wäre ja auch peinlich. Die Barbie-Zahnbürste hält er noch immer fest umklammert.
    Wahrscheinlich geschieht dir das sogar Recht!
    Irgendwann kann er wieder nach Luft schnappen. Fragt sich, ob sie ihn wohl ohne weiteres hätte verrecken lassen. Was eine neue Frage aufwirft.
    Wer ist hier eigentlich wahnsinniger?
    Oder rächt sie sich nur für irgendetwas? Vielleicht kann sie sich ja doch erinnern…
    Ein Bier wäre jetzt toll. Noch besser, Whisky, Wodka….
    Mit einer Hand zieht er sich an der Kloschüssel hoch, die andere befreit er endlich von der grauenvollen Zahnbürste.
    Noch immer etwas außer Atem sitzt er auf dem Porzellandeckel und guckt sich in dem grün-blau dekorierten Badezimmer um. Sieht hübsch aus. Passt zu ihr.
    Er greift nach ihrem hellblauen Handtuch und wischt sich damit über das verschwitzte Gesicht. Danach wirft er es achtlos in die Badewanne.
    Grauenvolle Nacht. Eigentlich war es auch schon ein grauenvoller Tag. Jedenfalls seitdem Flo aufgetaucht ist. Warum konnte er nicht einfach zu Hause in seinem Bett bleiben? Was wollte er denn hier nur?
    „Ville?“ Kreidebleich taucht ihr Puppengesicht im Türrahmen auf. Sie trägt seinen Schal um den Hals. Er zieht es vor, nicht nach dem Warum zu fragen. Irgendwie hat er das Gefühl, sie ist nicht ganz bei sich.
    Das wird ihm auch gleich dadurch bestätigt, dass sie sich auf seinen Schoß setzt und an ihm festklammert. Sie zittert wie Espenlaub.
    Wortlos drückt er ihren Kopf an seine Schulter und steht mit ihr auf dem Arm auf.
    „Wir sollten ein bisschen schlafen“, sagt er nur und geht mit ihr durch das Wohnzimmer auf die kleine Schlafnische zu. Bettet sie vorsichtig und legt sich komplett angezogen neben sie. Macht das Licht aus.
    „Geht es dir gut?“, hört er sie flüstern.
    „Hmm….“, er zieht seine Zigaretten aus der Arschtasche seiner Jeans und zündet sich eine an, „ja.“
    „Man soll nicht im Bett rauchen!“
    Ville muss lächeln. Klingt doch wieder eher nach Fee.
    „Ich weiß“, entgegnet er und lacht kurz auf. Die Glut der Zigarette leuchtet im Dunkeln beruhigend.
    „Na, immerhin haben wir dann unsere Grabblumen schon, wenn wir verbrennen sollten.“
    Makaber.
    „Die verbrennen dann doch aber mit uns.“ Ville dreht sich auf die Seite und betrachtet sie, wie sie mit unter dem Kopf verschränkten Händen die Decke anstarrt. Zieht und bläst den Rauch seitlich an sich vorbei in die Luft.
    „Und wie geht es dir?“
    Fees Augen schielen in seine Richtung. Dann schließt sie sie.
    „Ich bin müde.“
    Er nickt und dreht sich auch wieder auf den Rücken. Raucht auf und lässt den Zigarettenstummel in das Wasserglas fallen, das Fee auf dem „Nachttisch“ neben der Vase mit den Blumen zu stehen hat. Dafür muss er sich über sie beugen.
    „Schlaf gut.“
    Doch Fee rührt sich schon nicht mehr



    Re: Ballettschuhe

    Kaipun - 09.01.2006, 18:23


    Ihr legt jetzt alle los oder? Dasselbe wie bei Mona und Michi, ich kann erst kommentieren, wenn ich gelesen hab und das wird dann erst heute Abend sein. Mittwoch kannst du dann hier hoffentlich was von mir lesen. Wenn da schon neue Teile sind kommentier ich einfach die alten!



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 09.01.2006, 19:13


    Hm, bin ich nun verwirrter oder aufgeklärter?
    Der Teil war eigentlich nicht so verwirrend, aber nun fragt sich halt, ob das die alten erklärt...
    Ich versuche, mich in Geduld zu üben!



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 10.01.2006, 22:34


    ja das ist so,als wäre nie was "komisches" vorgefallen die haben beide wohl einen an der Klatsche :lol: ..

    ich bin schon gespannt wie es weitergeht :bindafür: :grübel:



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 11.01.2006, 01:30


    Ich bin irgendwie vollends verwirrt...aber das ist ja bei mir nichts neues :Oo:
    Ich bin aber trotzdem gespannt auf die Fortsetzung :nick:



    Re: Ballettschuhe

    Kaipun - 11.01.2006, 15:51


    So ganz blickt man da wirklich noch ncih durch. Manchmal denkt man man hat es und dann muss man feststellen, dass es doch nicht so ist.
    Aber trotzdem schön!



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 11.02.2006, 20:52


    Es tut mir Leid, dass man immer weniger durchblickt... :nick: und ich kann nicht einmal versprechen, dass sich das demnächst ändert...

    *

    Wieder die Melodie, wieder die Tänzerinnen, wieder Fee und ihre blutigen Schuhe. Doch diesmal zieht sie sie direkt während der Vorstellung mitten auf der Bühne aus und schleudert sie ins Publikum. Als sie sich umdreht, sieht sie direkt in zwei verständnislose große blaue Augen. Ihr Gegenüber wirft Fee noch einen verächtlichen Blick zu und geht dann hocherhobenen Hauptes weg. Die langen blonden Haare fallen offen über die Schultern. Das letzte, was Fee von ihr sieht.
    Sie steht allein auf der mit Parkett verkleideten Bühne. Kein einziger Mensch ist mehr im Saal. Plötzlich ertönt ein Lied und eine vertraute Stimme beginnt zu singen.
    …love the way, you lose your life…
    Sie spürt einen stechenden Schmerz an ihrem Kopf und betastet die Stelle mit ihrer rechten Hand. Ein warmer Strom läuft ihren Rücken herab. Das weiße Kostüm färbt sich rot. Alles wird rot. Die Bühne verschwimmt vor ihren Augen und wird zu einem blutigen Fluss. Sie will aufschreien, bringt aber keinen Ton heraus.
    Und dann fällt ihr Blick auf Ville. Er steht einige Meter von ihr entfernt im Zuschauerbereich und hält einen Strauß weißer Rosen in der Hand. Er selbst ist ganz in schwarz gekleidet. Schwebt schwerelos über dem Wasser. Geht einen Schritt auf sie zu und setzt sich auf etwas, was Fee zunächst nicht erkennt. Ville treibt mit dem blutigen Strom immer näher auf sie zu. Als er schon fast bei ihr angekommen ist, erkennt sie den Gegenstand, auf welchem er sitzt.
    Es ist ein weißer Sarg. Er lächelt ihr zu und verstreut dann die Blumen…

    *


    Klatschnass vor Schweiß wacht Fee auf und fährt ängstlich hoch. Es ist noch immer stockdunkel draußen. Sie hat sicher nicht einmal zwei Stunden geschlafen. Ihr Kopf dröhnt und aus ihrer Nase läuft etwas dickflüssiges, was an ihren Lippen angekommen nach Eisen schmeckt.
    Noch bevor sie selbst reagieren kann, wird ihr ein Taschentuch unter die Nase gedrückt. Es riecht nach kaltem Zigarettenrauch. Vorsichtig wird Fee wieder in ihr Kissen gelegt. Eine liebevolle Hand streicht ihr feuchte Strähnen aus dem Gesicht.
    „Es ist alles gut. Schlaf noch ein bisschen!“, hört sie eine dunkle Stimme ganz dicht an ihrem rechten Ohr. Mehr ein Flüstern. Ein beruhigendes Flüstern. Rauchig und rau.
    Schon schließen sich ihre Augen wieder und sie fällt zurück in einen traumlosen dunklen Schlaf.

    *

    Ein eisiger Windstoß streift über seinen Körper und zerrt ihn so unsanft aus dem Schlaf. Er will nach seiner warmen Decke greifen und sie einfach über sich ziehen und weiterschlafen. Doch er bekommt sie nicht zu fassen. Scheint wohl drauf zu liegen. Seufzend macht Ville die Augen auf.
    Moment. Er ist gar nicht zu Hause.
    Mit der linken Hand tastet er die andere Betthälfte ab. Ungläubig darüber, dass seine Augen dort nicht Fee ausmachen können.
    Schnell schwingt er sich aus dem Bett. Es wird immer kälter um ihn herum. Man könnte den Eindruck bekommen, man stünde draußen auf der Straße und nicht in einer beheizten Wohnung.
    „Hey, Eisprinzessin, wo steckst du?“, ruft er bevor er den wehenden grünen Vorhang aufzieht und in den angrenzenden Wohnbereich sieht..
    Die Balkontüren sind sperrangelweit offen und lassen Schnee und Kälte in die Wohnung.
    Bei seinem nächsten Schritt tritt Ville in etwas Nasses. Der Boden unter seinen Füßen ist von einer weißen Schicht überzogen. Wie lange sind die Türen schon offen?
    Ville beginnt unwillkürlich noch mehr zu frieren als er Fee erblickt.
    Das Mädchen sitzt mit dem Rücken zu ihm gewandt auf dem Geländer des Balkons. Die roten Haare werden von dem immer stärker werdenden Wind mitgerissen und sehen aus, als wollten sie sich von ihrer Besitzerin befreien. Sie trägt noch immer ihr Nachthemd. Keinen wärmenden Pullover, keine Decke…
    Langsam nähert sich Ville ihr.
    Wenn sie sich jetzt erschreckt, fällt sie sicher herunter.
    „Guten Morgen“, flüstert er vorsichtig und wundert sich, dass er nicht einmal das leiseste Zucken an ihr bemerken kann. Ville geht weiter auf den Balkon hinaus und bleibt etwas versetzt hinter ihr stehen.
    Noch immer keine Reaktion.
    „Fee, es ist wahnsinnig kalt hier draußen!“ Er muss sich zusammenreißen, um keinen Zitteranfall zu bekommen.
    „Geh!“ Ihre Stimme ist gegen den Wind nur schwer zu verstehen, „Lass mich alleine!“
    Nun dreht sie ihm doch ihr Gesicht zu. Kreidebleich. Ausdruckslose riesige Augen. Blaue Lippen.
    Ihr Anblick lässt ihm fast das Blut in den Adern gefrieren.
    „Was ist los, Fee?“, fragt er ruhig aber bestimmt nach. Irgendwie hat er das Gefühl, dass es nichts mit dem Vorfall in der Nacht zu tun hat. Er weiß nicht, warum er sich dabei so sicher ist. Etwas schreit förmlich in seinem Kopf. Schreit ihn an, sie jetzt bloß nicht allein zu lassen. Als wären ihre Gedanken in seinen.
    „Verschwinde“, zischt Fee wieder und ihr Mund bewegt sich dabei kaum.
    Ville ist sich nicht einmal sicher, ob sie es wirklich gesagt oder nur wieder wortlos in seine Seele geschrieen hat. Ein Unbehagen schleicht sich ein und lässt ihn erschaudern.
    Ohne, dass er es wirklich will oder auch nur selbst beeinflusst hat, greift er mit der rechten Hand nach Fees Arm und zieht sie schnell zu sich. In Sicherheit.
    „Was willst du von mir?“, fragt sie plötzlich vollkommen klar und Ville hält sie fest. Einfach nur in seinen Armen. Der Schnee fällt in großen Flocken auf die beiden nieder und bleibt in Form von kleinen wunderschönen Kristallen in Fees rotem Haar hängen.
    Und wieder holt ein Klingeln die beiden aus ihrer kleinen Welt. Eine Welt, in der es keine Kälte und keine Wärme gibt. In der man auf einem eisigen Betonboden stehen kann und trotzdem nicht friert. In der es keine Liebe und keinen Hass gibt. In der sich einfach alles irgendwie für den Moment richtig anfühlt.
    Das Klingeln wird penetranter.
    Fee sagt kein Wort als sie sich aus seiner festen Umarmung löst und in die Wohnung geht, um die Tür zu öffnen. Urplötzlich spürt er wieder, dass es kalt ist. Das er auf einem Balkon steht. Im Winter.
    Schnell geht Ville ihr nach und schließt die Glastür hinter sich, um den Wind und den Schnee auszusperren. Damit die Ruhe und den Frieden, alles, was er eben noch empfunden hat. Nun schleicht sich wieder Schwärze in sein Gemüt.



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 12.02.2006, 00:26


    Ach du...macht gar nichts das ich im Moment nicht durchblicke :rolleyes:
    Im Grunde mag ich solche rätselhaften und verworrenen Geschichten. Ich tappe gern im Dunkeln und es macht ja auch Lust auf mehr.
    Der Teil war mal wieder unheimlich gut...die Traumsequenz am Anfang hat mir echte Gänsehaut beschert.
    Also mach bitte bald weiter :nick:



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 12.02.2006, 22:25


    :eek: hui die hat ja mal träume ist ja schlimm ..ich bin mal gespannt was es damit auf sich hat ...ist echt mysteriös aber sehr toll geschrieben also bitte weitermachen gell? :bindafür:



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 18.02.2006, 13:30


    *

    Wenn es überhaupt Momente gibt, in denen man nichts fühlt, dann ist dies einer von ihnen. Nichts. Es gibt kaum etwas Schrecklicheres. Leere. Wie ein schwarzes Loch, in dem man schwerelos treibt.
    Fees Hand liegt auf der Klinke ihrer Wohnungstür, doch sie weiß schon nicht mehr, was sie dort macht. Die gähnende Leere erstreckt sich auch über ihre Erinnerungen, ihre Gedanken. Über einfach alles. Sie weiß nicht, wer sie ist, was sie macht. Gar nichts.
    Die einzige Erinnerung ist ein Telefonanruf. Das Klingeln ihres Telefons, das sie geweckt hat. Die Stimme am anderen Ende. Alt und weise und ruhig. Vielleicht sollte sie auch beruhigend wirken. Eine Bitte. Oder eine Aufforderung? Eine leise Warnung. Ein Satz, der keine Widerrede zulässt. Der jeden Keim von Hoffnung erstickt. Der einfach alles unbedeutend macht und einen auf den Balkon treibt. In die Kälte. In eisige Temperaturen, die einen spüren lassen, dass man noch lebt. Noch lebt.
    Vielleicht sollte sie die Tür einfach öffnen. Das wäre eine plausible Erklärung. Jemand hat geklingelt.
    „Guten Tag Frau Ganzert, ich hätte hier ein Packet für ihre Nachbarn dort drüben. Leider ist keiner zu Hause, könnten sie es vielleicht abnehmen? Ich hinterlasse dann einen Zettel in dem Briefkasten von Familie Schubert, dann werden sie es sich sicher…“
    Ein Postbote.
    Fee beobachtet, wie sich ihre Arme nach dem Packet ausstrecken und sie auf einem Klemmbrett unterschreibt. Ihr Gegenüber bedankt sich und geht. Sie stellt das Packet in eine Ecke und schließt die Tür.
    Dann endlich kann sie in sich zusammensacken und weinen. Tränen, die schon seit Stunden in ihren Augen sind und nun endlich ausbrechen.
    Was soll das? Wozu die Tränen? Und warum überhaupt? Warum überhaupt?
    Ihre Gedanken gehen in Flüstern über und das Flüstern in Schreien:
    „Warum überhaupt?! Wozu?!“
    Sofort ist jemand neben ihr. Jemand, an den sie sich lehnen kann und in dessen Arm sie sich verkriechen kann. Die Welt ist weg, die Wohnung ist weg. Ihre Gedanken sind weg. Einfach nur hier bei ihm liegen. In seinen Schoß weinen und schreien. Schreien so lange es noch geht. Schreien bis es keine Stimme mehr gibt. Bis das Schreien wieder ein Flüstern wird und dann ganz verstummt.
    Sie spürt seine große Hand auf ihrem Haar, wie sie unablässig streichelt und tröstet.
    „Was ist passiert, Fee?“, hört sie den Mann irgendwann fragen. Doch sie spürt, dass er etwas ahnt. Etwas ahnt von der einzigen Tatsache, die sie noch in ihren Erinnerungen gespeichert hat. Immerhin weiß sie nun wieder, dass sie Fee heißt.
    „Bleibst du?“ Fee blickt zu ihm auf und direkt in zwei traurige Augen. Sieht ihn nicken und das beruhigt. Ein bisschen zumindest. Wieder legt sie ihren Kopf in seinen Schoß.
    „Wie, auf einmal…?“, fragt er nur. Es klingt erstickt. Als hätte er Schwierigkeiten zu atmen.
    Woher weiß er nur? Weiß er überhaupt? Das macht es nicht leichter. Es wäre leichter, wenn es niemand wüsste. Keiner ahnen würde. Und irgendwann…
    „Das Telefon…mein Arzt“, kann sie nur darauf antwortet. Mehr will sie nicht sagen. Den Rest muss er sich denken.
    „Was? Was hat er gesagt?“ Das klingt schon fester. Wie kann man jemandem eine solche Frage stellen und sich dabei so gefasst anhören? Obwohl, was soll das… Es ist eine ganz normale Frage.



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 18.02.2006, 19:21


    Ich kann mal wieder gar nichts sagen. Ich versteh auch mal wieder gar nichts, ich habe das Gefühl, ich kenne das (nur: Missä Ville on wenn man ihn braucht?), aber dann auch wieder nicht.



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 18.02.2006, 20:39


    Also mir fällt auch nichts Gescheites ein...außer das ich noch immer auf dem Schlauch stehe und nichts verstehe :grübel:
    Ähm...aber es gefällt mir noch immer sehr sehr gut und diesen Teil fand ich so richtig gelungen :nick:



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 20.02.2006, 13:30


    Ich kapier auch grad gar nichts.



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 20.02.2006, 14:02


    :grübel: bei mir muss auch eine grosse Lampe angemacht werden denn es ist sehr dunkel :stumm:



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 20.02.2006, 18:59


    warum wollt ihr denn immer alles kapieren? das wird sich schon noch klären und selbst wenn nicht, ich meine... mich haut das auch so um.



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 20.02.2006, 21:06


    danke mona ! :blush:



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 20.02.2006, 21:07


    Es ist total schön geschrieben, das will ich gar nicht anzweifeln. Aber ich bin so verwirrt, wenn ich das lese, weil ich einfach nicht weiß, was los ist. :tuete:



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 20.02.2006, 22:17


    das is wohl mein größter fehler beim schreiben...ich will einfach keines meiner kleinen geheimnisse lüften ... :lol:

    ach was...keine sorge...der nächste post wird alles aufklären...hoff ich...hmm, aber immer, wenn ich denk, ich kläre euch auf, verwirre ich alle noch mehr... :versteck:



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 20.02.2006, 23:02


    Stimmt...das ist mir auch schon aufgefallen.
    Aber egal, bitte verwirr mich. Ich mag die Geschichte :nick:



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 03.03.2006, 23:45


    es will einfach nicht besser werden...aber es euch weiter vorenthalten bringt schließlich auch nichts... :blush:

    Langsam steht Fee auf. Es fällt ihr schwer. Ihre Beine wollen ihr nicht richtig gehorchen. Mit beiden Händen tastet sie sich an der Flurwand entlang zurück in ihr Zimmer. Dort liegt der Hörer noch neben dem Telefon. Sie hat nicht aufgelegt. Wieso auch. Sinnlos.
    Fee spürt ihn hinter sich. Sein Atem streift ihren Nacken. Ein paar flüchtige Bilder blitzen vor ihrem inneren Auge auf. Erinnerungen. Gute, schlechte. Ein Teil ihres Lebens.
    Sie dreht sich zu ihm und legt ihre rechte Hand flach auf seinen Brustkorb.
    „Es ist nichts passiert in der Nacht. Du warst betrunken. Vielleicht hattest du irgendetwas im Sinn… Ich weiß nur, dass du über dem Vorhaben, mir eines deiner Tattoos zu zeigen, eingeschlafen bist“, Fee lacht kurz gequält auf, „Gut, dass es mir eingefallen ist… Dann kannst du jetzt gehen und musst dir keine Vorwürfe machen wegen etwas, was nicht passiert ist.“
    „Hör auf damit!“, schreit Ville sie plötzlich an und zerrt an ihrem Arm. Zerrt sie hinter den grünen Vorhang und reißt ihren Kleiderschrank auf. Nimmt wahllos Kleidung heraus und wirft sie auf Fees Bett.
    „Los!“, schreit er weiter, „Zieh dich an!“
    Ungerührt steht sie da und lächelt. Wohl mehr eine grässliche Fratze, als ein Lächeln. Was bemüht er sich noch? Er soll verschwinden!
    „Warum?“
    „Weil wir jetzt zu deinem Arzt fahren! Oder ins Krankenhaus! Oder beides! Und jetzt mach oder ich mache es!“
    „Ville, das hat doch keinen Sinn mehr…“ Ihr ganzer Körper brennt wie Feuer. Die Haut ist rötlich verfärbt und wirkt aufgedunsen. Der Bauch schmerzt und in ihrem Kopf dröhnt der allzu bekannte Presslufthammer. Tabletten. Wo sind ihre Tabletten?
    Ein wahnsinnig wütender Blick trifft sie. Vor Schreck vergisst sie wieder, dass sie eigentlich etwas gegen ihre Schmerzen unternehmen wollte.
    „Ach, und das hat man dir vorhin am Telefon genau so gesagt, ja? Erzähl mir hier keine Märchen, Fee! Das ist so ein Blödsinn! Das ist alles Blödsinn! Was denkst du dir eigentlich…“, er geht ein Stück von ihr weg und dreht ihr den Rücken zu, „Ach, verdammt…vergiss es! Ich begreife es einfach nicht! Wie kann man nur so…Du wusstest doch schon die ganze Zeit, dass du nicht gesund bist! Wieso wartest du, bis dich jemand anruft und dir sagt, dass es schon fast zu spät ist? Verdammte Scheiße!“
    Wortlos beginnt Fee sich anzuziehen. Zu spät. Wahrscheinlich.
    Vielleicht ist es trotz allem besser noch einmal zu einem Arzt zu gehen. Man sollte Diagnosen schwarz auf weiß haben. Dann kann man sie in einen Ordner heften. Und man kann sie beim Arbeitsamt einreichen.
    Arbeiten. Sie muss noch jemanden bescheid geben, dass sie den Job, den man ihr angeboten hat, jetzt wohl doch nicht mehr annehmen kann.
    Bebend schlüpft sie aus ihrem Nachthemd und in Unterwäsche, Strumpfhose, Socken, Jeans, T-Shirt, Pullover.
    Warum eigentlich ausgerechnet jetzt? Ihr letzter Arztbesuch ist Ewigkeiten her. Ist er doch, oder? Wie kann auf einmal solch ein Untersuchungsergebnis auftauchen? Woher denn? Und wieso erzählt man ihr so etwas am Telefon? Obwohl, hatte der Arzt eigentlich irgendwas erzählt? Wollte er nicht nur, dass sie umgehend zu ihm ins Krankenhaus kommt? Und überhaupt, warum kann sie sich schon wieder nicht richtig erinnern?
    Wut mischt sich in die Resignation. Wut und der Wunsch den Mann in Weiß in Stücke zu zerreißen. Das wäre die beste Therapie.
    „Rufst du ein Taxi?“, fragt sie und schluckt angestrengt allen Unmut herunter. Beobachtet Ville, wie er zielstrebig auf ihr Festnetztelefon zu geht und irgendwo anruft. Seine Haltung macht ihr Angst. Wie er zornig auf die Tasten haut. Als hänge sein Leben davon ab. Fee lässt sich auf ihr Bett fallen und betrachtet lieber die Decke, als Ville. Die Verzweiflung in seiner Stimme macht sie wahnsinnig. Sie versteht noch immer nicht, was er eigentlich ausgerechnet von ihr will und warum er überhaupt noch hier ist. Langsam schließt sie die Augen und versucht sich wieder und wieder an die Worte des Mannes am Telefon zu erinnern. Ville hat vollkommen Recht, was das angeht. Wäre es wirklich so schlimm, wie sie selbst denkt, dann würde man es ihr sicher nicht am Telefon erzählen.
    „Ville?“, Fee hört, wie der Telefonhörer auf die Gabel gelegt wird und vorsichtige Schritte, die näher kommen.
    „Mhm?“, sie spürt, wie er sich neben sie auf das Bett setzt, riecht die Zigarette und hört, wie er gierig den tödlichen Rauch in seine Lungen zieht.
    „Ich sollte eine Tasche packen.“
    „Wie?“
    „Eine Tasche.“
    „Wofür?“ Wieder dieses Zittern in der Stimme. Fee kann es nicht mehr hören. Was soll das?
    „Es kann sein, dass sie mich direkt operieren.“ Sie lässt die Worte fest und klar klingen. So, dass jede weitere Frage ausgeschlossen scheint.
    „Hat dein Arzt das gesagt, ja?“ Wieder ein Zug. Diesmal noch länger und noch tiefer.
    „Ja. Ich war vor ein paar Tagen bei einer Untersuchung“, Fee fasst sich an den Kopf. Die Worte sind einfach gekommen, bevor sie darüber nachdenken konnte. Dann sind sie auch schon wieder weg.
    „Kann mich nicht genau erinnern…“ Die Augen behält sie geschlossen. Fee kann wieder nur an den Bewegungen des Bettes fühlen, wie Ville sich auf die Seite rollt, in ihre Richtung, wie er seinen Kopf mit der rechten Hand abstützt, während er in der linken die Zigarette hält. Sie sieht es förmlich vor sich, wie sich sein Gesicht bei jedem neuen Inhalieren des Rauches verzieht.
    Sie kann auch spüren, wie er sich leicht über sie beugt. Seine Lippen auf ihrer Stirn, ihren Wangen, ihrem Mund.
    „Ich bleib bei dir, hörst du?“
    Fee nickt. Mehr kann sie nicht.
    Irgendwann klingelt es und ihre Tasche ist noch nicht einmal im Ansatz gepackt. Ville liegt noch immer neben ihr, raucht und streicht ihr über die Haare.
    „Bleib liegen. Ich mach auf und such noch ein paar Sachen für dich zusammen.“ Sein plötzliches Aufstehen lässt die Matratze unangenehm nachgeben.
    Die Tür wird geöffnet, eine fremde Männerstimme. Dann wieder Ville in dem kleinen abgetrennten Schlafbereich. Schranktüren gehen auf, eine Reisetasche wird unter dem Bett hervorgezogen. Schritte entfernen sich, kommen wieder.
    „Bist du soweit?“ Eine warme weiche Hand legt sich kurz auf ihre Stirn und wandert weiter unter ihren Kopf. Hebt ihn sanft an. Eine zweite unter ihrem Rücken. Schließlich steht sie aufrecht in Villes Armen. Die Schritte des Taxifahrers kommen näher und dann hört sie, wie dieser ihre Reisetasche nimmt.
    „Kümmern Sie sich ma um das Fräuleinchen. Ich mach dat hier schon.“
    „Danke“, hört sie Ville dicht an ihrem Ohr murmeln.
    Minuten später findet Fee sich auf der Rückbank eines Taxis wieder. Nicht einmal hat sie ihre Augen geöffnet und Ville hat nicht ein Kommentar dazu abgegeben. Sie hofft noch immer, dass alles nur ein Traum ist und dass, wenn sie die Augen öffnet, alles wieder gut ist.
    Ville scheint zu wissen, wo sie hinfahren müssen. Vielleicht hat er einen Zettel gefunden, an den sie sich nicht mehr erinnern kann.
    Alles läuft so friedlich und ruhig ab. Es macht ihr Angst. Das Gefühl, dass es so richtig ist. Wie kann so etwas richtig sein?
    „So, da wären wir“, der Wagen hält. Ville bezahlt.
    „Gute Besserung, Fräuleinchen. Wird schon wieder, nich?“



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 05.03.2006, 18:33


    Richtig dramatisch...was hat Sie denn bloss?!
    Die Arme ist ja echt total durch den Wind...



    Re: Ballettschuhe

    Korppi - 05.03.2006, 19:14


    vielleicht sorgt ja der nächste teil für mehr klarheit



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 05.03.2006, 23:23


    Korppi hat folgendes geschrieben: vielleicht sorgt ja der nächste teil für mehr klarheit
    Ach du...da glaub ich nicht wirklich dran. Aber egal, ich mag die Geschichte einfach :vielposten: :love:



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 06.03.2006, 00:18


    hm ich finde die art von Ville immer seltsam aber beide sind recht seltsam wenn man das sieht mal grob,mal zärtlich mal nix wissend als wären beide etwas "durchgeknallt"...aber nun bin ich mal gespannt was sie denn genau hat ich freue mich schon auf den nächsten teil :bindafür:



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 06.03.2006, 22:57


    *

    Manchmal wollen Tränen einfach nicht ausbrechen und manchmal nicht trocknen. Beides ist unangenehm und beides frisst einen auf. Ebenso wie der Gedanke daran, dass das Leben einfach weitergeht. Man mag es nicht wahrhaben, dass die Menschen um einen herum weitermachen, wie bisher, wenn für einen selbst eine Welt nahe daran ist, zusammenzubrechen. Noch grausamer ist es, wenn diese Welt viel zu klein ist, als das jemand ihr Bedeutung schenken würde. So klein, dass man selbst Angst haben muss, dass man die Erinnerungen daran verlieren könnte.
    Er wird sie sicher nicht verlieren. Auch wenn es zu kurz war und auch wenn es unbedeutend erscheinen mochte. Auch wenn er niemals wirklich begreifen wird, was geschehen war. Was mit ihm geschehen war. Wie er sich derartig heftig in jemanden verlieben konnte, dass deren Gehen für ihn das Schlimmste auf der Welt bedeuten würde.
    Der beige Plastikbecher in seinen Händen zittert verdächtig. Die heiße braune Flüssigkeit darin droht überzuschwappen. Neben seinen Schuhen hat sich bereits eine kleine Lake gebildet. Sicher soviel, dass man damit einen neuen Becher füllen könnte. Er hat aufgehört zu zählen, wie viel er heute schon davon getrunken hat. Langsam schleicht sich eine leichte Übelkeit in seinen Magen. Wie lange er wohl schon wartet? Wie lange er wohl schon reglos auf dieser weißen Krankenhausbank sitzt? Ab und zu kommt eine Schwester vorbei und wischt den Kaffee zu seinen Füßen auf, damit er neuen verschütten kann. Vielleicht hat die ein oder andere ihn auch angesprochen. Möglich. Der einzigen, der er Aufmerksamkeit schenkt ist die Schwingtür zum OP-Saal. Ärzte gehen hindurch und kommen wieder heraus. Doch der Arzt, mit dem er vorhin kurz gesprochen hat, ist noch nicht unter ihnen gewesen.
    Lange wird es dauern, meinte der. Er solle besser nach Hause gehen. Er könne jetzt sowieso nichts für sie tun. Er solle sich ausruhen. Ville hat darauf nur beharrlich den Kopf geschüttelt. Warten wird er. Das wird er tun. Er hat es schließlich versprochen.
    Und ihre Familie soll er benachrichtigen. Kann er nicht. Er weiß schließlich nicht wie. Das kann er wiederum nicht zugeben, weil sie ihn dann wahrscheinlich rauswerfen würden. Er hatte sein Kreuzchen bei „Verlobter“ gemacht. Rechtfertigt, warum er seit Stunden da sitzt und ermöglicht, Fee zu sehen, sobald es geht.
    „Entschuldigung“, wieder eine Schwester. Sie sollen ihn doch alle bloß in Ruhe lassen, wenn sie schon nichts Neues wissen. „Es ist schon sehr spät. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen eine Decke bringen.“
    Wieder schüttelt Ville nur den Kopf. Sieht erst gar nicht auf. Was soll er mit einer Decke? Ist diese Frau tatsächlich der Meinung, eine Decke könnte die Kälte aus ihm vertreiben?
    „Sind Sie sicher? Sie sehen gar nicht gut aus. Brauchen Sie sonst etwas?“
    Ville ist kurz davor aufzuspringen und die Frau davonzujagen. Fee soll sie helfen, nicht ihm.
    „Nein, verdammt! Ich brauche nichts!“, er muss sich zwingen seine Stimme ruhig zu halten. Ihm wäre nach Schreien. „Und wenn Sie mir nicht sagen könne, wie es ihr geht und ob sie dieses verfluchte Teil aus ihrem Kopf schneiden konnten, dann verschwinden Sie und lassen mich endlich in Ruhe!“
    Sein bisschen Deutsch hat gerade ausgereicht, um die paar Sätze zu Stande zu bringen.
    Die Schwester murmelt noch etwas, was er nicht versteht, was sich aber nicht feindselig, sondern wohl eher besorgt angehört hat.
    Ist ihm aber auch egal, was sie von ihm hält. Er ist nur froh, dass ihn hier anscheinend niemand erkannt hat und wenn doch, dann sind sie wenigstens so rücksichtsvoll und behalten es für sich. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen kann, sind irgendwelche Fotografen, die noch immer der Meinung sind, sie bekämen für ein Bild von ihm Geld.
    Der Becher in seinen Händen ist leer. Ob er den Kaffee getrunken oder nur verschüttet hat, kann er nicht einmal mehr sagen.



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 06.03.2006, 23:19


    :eek: ui das hört sich ja echt schlimm an die arme Fee und Ville muss wohl auch leiden ...da bleibt wieder spannung ob es gut ausgeht mit der OP ..ich bin schon gespannt wie es weitergeht also bitte weitermachen :nick:



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 07.03.2006, 00:09


    Das ist ja alles sehr dramatisch... :/
    Ich bin immer noch sehr gespannt



    Re: Ballettschuhe

    felicidad - 17.05.2006, 20:47


    Puh, hab mal schnell alles nachgelesen.

    Bitte, bitte ganz schnell weiterschreiben, ich bin doch so ungeduldig. ;D



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 18.05.2006, 11:56


    :eek: ja stimmt hier ist lange nix passiert :ne:



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 18.05.2006, 17:42


    Hey stimmt...schon mehr als 2 Monate nix neues :ne:
    Wann geht es denn weiter?



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 19.05.2006, 17:31


    jetzt... hab das schon eine weile aber irgendwie wollte ich es noch nich posten... tue es trotzdem, ohne noch etwas verändert zu haben... :/


    *

    Es kommt ihm vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen, als er endlich ein bekanntes Gesicht durch die Schwingtür zur Chirurgie kommen sieht. Sofort springt er auf und läuft dem Arzt entgegen. Die leicht in Falten gezogene Stirn des Mannes macht ihn nervös. Auch das kurze Zögern als dieser Ville erblickt, ist nicht minder beunruhigend. Trotz dieser Anzeichen muss Ville endlich wissen, was mit Fee ist. Ob es ihr gut geht oder ob…
    „Wie … wie ist es gelaufen? Ich … ich meine, wie … wie geht es Felicitas?“, fragt er mit heiserer Stimme. Hört sich selbst, als wäre er jemand anderes.
    „Ja“, der Arzt scheint nach Worten zu suchen, „das wissen wir noch nicht so genau.“ Er dirigiert Ville sanft zurück zu der Plastikbank und setzt sich. Bedeutet Ville, dass er es ihm gleich tun soll.
    „Also, Herr Valo, Ihre Frau…“
    „Verlobte“, unterbricht Ville ihn mit einem kurzen rauen Husten.
    „Entschuldigen Sie, Verlobte, hat die Operation gut überstanden. Allerdings…“
    Ville wollte gerade erleichtert aufatmen, als das „allerdings“ des grauhaarigen Mannes ihm gegenüber alle Hoffnung wieder mit sich reißt.
    „… gab es bis jetzt keinerlei Anzeichen dafür, dass Frau Ganzert wieder aus der Narkose erwacht.“ Ein kurzes Kratzen am nicht vorhandenen Bart folgt.
    „Um ehrlich zu sein, Herr Valo, die OP ist bereits seit einigen Stunden erfolgreich beendet. Die Zeit danach ist jedoch die entscheidende für den späteren Zustand des Patienten, weswegen wir sie auch jetzt erst über den Verlauf unterrichten. Es sieht leider momentan alles danach aus, als wäre ihre Freundin ins Koma gefallen.“
    Ville sieht den Arzt schief an. Mit einer solchen Diagnose kann er kaum etwas anfangen. Was soll das denn heißen? Fee wird etwas länger brauchen, um wieder aufzuwachen, Fee wird vielleicht wieder aufwachen aber nicht mehr dieselbe sein oder Fee wird überhaupt nicht mehr aufwachen?
    Der Arzt scheint seinen verständnislosen Blick bemerkt zu haben. Müde zuckt er mit den Achseln:
    „Ich kann Ihnen die Fragen, die höchstwahrscheinlich gerade durch Ihren Kopf gehen, leider nicht beantworten. Wir sehen uns der Situation selbst hilflos gegenüber, was mir nicht leicht fällt, einzugestehen, werden aber selbstverständlich unser Möglichstes tun.“
    Alles was Ville über die Lippen bekommt ist ein leises Schnaufen. Das Warten hat also kein Ende. Nein, es hat wohl gerade erst begonnen.
    „Was… was kann ich machen?“, fragt Ville erstickt und zieht seine Baumwollmütze vom Kopf. Streicht sich über Gesicht und Haare.
    „Bei ihr sein, mit ihr reden. Den meisten Patienten hilft es, wenn ihre Partner ihnen von gemeinsamen Erlebnissen erzählen.“
    `Welche gemeinsamen Erlebnisse? Welcher Partner? Was mache ich hier eigentlich? Warum finde ich nicht endlich heraus, wie ich ihre Familie erreichen kann?´, Ville rauf sich innerlich die Haare. Er hat seinen eigenen Egoismus über die Gesundheit eines ihm fast völlig fremden Mädchens gestellt. Was bildet er sich eigentlich ein?
    Abwehrend hebt er beide Hände. Es macht die Sache nicht besser aber ihm fällt für den Moment nichts Anderes ein, als wegzurennen. Weg von diesem Krankenhaus. Am besten weg von Berlin.
    Das geht nicht. Als ihm langsam der Atem ausgeht, wird ihm das auch klar. Prustend kniet er sich auf den mit verdrecktem Schnee überzogenen Bordstein. Hustet sich die Seele aus dem Leib. Eine Hand legt sich auf seine Schulter und eine Stimme fragt, ob alles mit ihm in Ordnung sei und ob er Hilfe brauche.
    Ville schüttelt den Kopf. Es ist nichts in Ordnung und er braucht keine Hilfe.
    Mühsam richtet er sich wieder auf und verfällt in einen erneuten Hustenkrampf.
    Im gleichen Moment klingelt sein Handy.
    Eine Stunde später liegt er mit offenen Augen in seinem Bett und starrt in die Dunkelheit.

    *

    „Warum willst du nicht aufwachen, Feli? Was ist passiert? Sag es mir doch! Du kannst es mir doch sagen! Bitte, versuch mit mir zu reden.“
    Ihre Augenlider flackern. Fee erschreckt das plötzliche Licht. Reflexartig versucht sie eine Hand vor die Augen zu schlagen, wird jedoch von einer beharrlichen Kraft daran gehindert. In ihrem Kopf dreht sich alles. Für einen kurzen Moment erkennt sie den roten Haarschopf ihres Zwillingsbruders. Dann ist alles wieder schwarz.

    *

    „Mama! Mama! Feli ist auf den Balkon gegangen. Ohne Schuhe! Darf sie das?“
    „Felicitas, um Himmels Willen, du holst dir doch den Tod!“
    „Aber es ist doch so heiß…Mein Kopf brennt!“



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 21.05.2006, 21:13


    :? holla da geht es ja geheimnisvoll weiter ...was da wohl für ein anruf war?? und wie kam der Bruder zu Fee dan musste das KH die ja informiert haben ...ich freue mich wieder mit spannung auf den nächsten teil :bindafür:



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 21.05.2006, 22:58


    Oje oje...ist ja immer noch höchst dramatisch
    Lass mich bitte nicht zu lange auf die Fortsetzung warten, sonst fang ich am Ende doch noch an Nägel zu kauen ;D



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 11.06.2006, 23:39


    hallo ihr, also, etwas mehr als sonst, dafür auch meine gesamten restlichen vorräte :nick: ... jetzt sind erstmal prüfungen angesagt also macht euch auf etwas warten gefasst... (damit kann ich sicher nicht mehr verwundern... :rolleyes: )


    *

    „…alles so heiß. Mein Kopf verbrennt!“
    Eine eiskalte Hand legt sich auf ihre glühende Stirn und verschafft für einen kurzen Moment Frieden. Frieden vor der Hitze in ihrem Kopf. Den lodernden Flammen in ihrem Gehirn.
    Verschreckt reißt sie die Augen auf, nur um das Rot nicht mehr sehen zu müssen. Ein Strauß rosa Röschen zieht ihren Blick auf sich. Schöne Rosen. Die Blüten sind voll und herrlich aufgegangen. Wie lange sie wohl schon dort stehen? Und wie lange sie wohl schon in diesem sterilen Krankenhausbett liegt? Und warum liegt sie eigentlich hier?
    „Feli, schön, dass du dich doch für unsere Welt entschieden hast!“
    Sie nickt und betrachtet ihren Bruder, der neben dem Bett auf einem weißen Holzstuhl sitzt und dessen Hand noch immer auf ihrer Stirn liegt. Über seine Anwesenheit wundert sie sich nicht. Nur er kann gewusst haben, dass es ihr schlecht geht und nur er kann sie in das Krankenhaus gebracht haben, in dem sie gerade liegt. Auch die Tatsache, dass er dafür aus Heidelberg anreisen musste, stört sie nicht. So ist es. Ganz einfach.
    „Danke für die Rosen, Finn.“ Fee schließt ihre Augen wieder. Zu anstrengend. Ihr Kopf schmerzt und ihre Beine fühlen sich an wie aus Blei.
    „Die sind nicht von mir, Feli“, antwortet ihr Bruder, nimmt die Hand von Fees Stirn und streichelt sanft über ihre blasse Wange.
    „Nicht?“, fragt Fee schwach und dreht ihren Kopf leicht zur Seite, „Von Flo?“
    Finn macht eine verneinende Bewegung, was seine Zwillingsschwester jedoch nicht sehen kann. Dafür sieht er sie und ihr Anblick jagt ihm immer wieder kleine Schauer über seinen Rücken.
    Er sieht sich selbst. Sein eigenes schmales Gesicht. Blass, ausgemergelt, mit einem Verband am Kopf. Die vollen Lippen aufgerissen und vollkommen blutleer. Die Kabel an den Armen.
    „Sie sind von Flo, richtig?“, fragt Fee noch einmal. Diesmal schon eindringlicher.
    „Nein“, antwortet Finn vorsichtig, „Flo hat dir die Sonnenblumen dort mitgebracht.“ Eine wahnsinnige Angst überkommt ihn. Eine Angst, die er sich nicht zu erklären weiß. Die Angst davor, dass sie sich nicht mehr an den Mann erinnern kann, der genau solch einen Strauß Rosen Tag für Tag immer wieder frisch an ihr Bett stellt.
    Er kommt einfach. Wechselt wortlos die Blumen aus und geht wieder. Vielleicht ein kurzes Nicken zum Gruß, wenn er ihm begegnet.
    Vor zwei Wochen hat er ihn das erste Mal gesehen. Er stand mit einer Nonne in dem Krankenhausflur vor Fees Zimmer. Finn konnte beobachten, wie die alte Frau dem Mann ihren Rosenkranz gegeben hat. Wortlos. Ohne jedes Kommentar. Komisch kam ihm die Situation vor. Irgendwie aber auch, als würde dort gerade etwas Besonderes passieren. Zehn Minuten später stand der Mann neben Fees Bett. Der Rosenkranz hing um seinen Hals und in der rechten Hand hielt er einen Strauß rosa Röschen.
    Finn hat nie gefragt, wer er ist oder was er eigentlich mit seiner Schwester zu tun hat.
    Er kam ihm jedoch von Anfang an merkwürdig bekannt vor. Einige Tage später hat Finn den jungen Mann dann auf dem Titelblatt einer Teenagerzeitschrift entdeckt. Völlig entgeistert hat er die Zeitung aus dem Regal gerissen und das Bild angestarrt. „Das Geheimnis seines Erfolges und warum die Frauen reihenweise dem Charme des HIM-Frontmans erliegen.“
    Eigentlich war sich Finn immer relativ sicher gewesen, dass seine Schwester wohl nie dem Charme irgendeines Mannes erliegen würde und nun sollte es ausgerechnet ein finnischer „Düsterrocker“, wie der Artikel den Mann bezeichnete, geschafft haben, Feli für sich zu gewinnen? Einer, der im Vorjahr mit einer lebensverneinenden Hymne die Charts gestürmt hat? Niemals!
    Seit diesem Tag geht Finn der Ohrwurm von dem Lied nicht mehr aus dem Kopf. Eine zeitlang wurde der Titel im Radio rauf und runter gespielt. Er mochte ihn schon damals nicht.
    „Von wem sind sie dann? Wohl kaum von Mama und Papa…“
    Wieder kann Finn nur den Kopf schüttelt. Es tut ihm Leid, dass seine Eltern nicht einmal ihren Urlaub abbrechen, wenn ihre einzige Tochter im Krankenhaus liegt. Er hasst sie. Und Fee hasst sie auch. Vielleicht ist es besser, dass sie nicht gekommen sind.
    „Das erklär ich dir später“, Finn will nach der Notklingel greifen. Er hat dem für Fee zuständigen Arzt versprochen, ihm Bescheid zu geben, sobald Fee wach wird.
    „Nein!“, Fee versucht ihn davon abzuhalten und seinen Arm wegzuschieben. Schnell gibt sie den Versuch auf.
    „Aua, verdammt“, jammert sie und betastet vorsichtig ihren bandagierten Kopf.
    Unterdessen hat Finn die Klingel bereits betätigt. Ein Arzt reißt die Tür auf, eine Schwester folgt ihm. Beide stürzen sie an Fees Bett.
    „Warten sie bitte draußen“, bittet der Arzt und kontrolliert mit einer kleinen Lampe Fees Reaktionen der Augen.
    Unwillig verlässt Finn den Raum und schlendert mit tief in den Hosentaschen vergrabenen Händen in den Warteraum. Kauft sich einen Kaffee und geht zurück.
    Vor Fees Zimmer sitzt mit gesenktem Kopf der junge Mann, dessen Namen er aus einem Jugendmagazin weiß.
    Finn setzt sich neben ihn und nippt an seinem Becher. Beobachtet die zusammengesunkene Haltung. Seine Füße sind krampfhaft nach innen gedreht, die Ellenbogen auf die Knie gestützt. Die Hände befinden sich in schwarzen Baumwollhandschuhen ohne Finger. Kraftlos hängen sie an seinen Handgelenken. Auf seinen Nägeln platzt schwarzer Nagellack ab.
    „Sie ist aufgewacht“, sagt Finn leise und senkt ebenfalls den Kopf. Starrt den gräulichen Krankenhausfußboden an. Aus dem Augenwinkel kann er erkennen, dass der Mann neben ihm zusammengezuckt ist.
    „Ich dachte schon, es wäre etwas… passiert. Sie wollten mich nicht zu ihr lassen.“
    „Der Arzt untersucht sie gerade auf Folgeschäden“, erklärt Finn trocken und dreht den Becher in seinen Händen im Uhrzeigersinn. Er bemerkt, dass er nun selbst kritisch beäugt wird.
    „Folgeschäden?!“ Finn kann ihn schnaufen hören. Soll wohl Empörung ausdrücken. Wozu sollte er diesem Mann irgendetwas schonend beibringen?
    „Ja, ob ihr Gehirn Schaden genommen hat, ihre Reaktionen normal sind, ihr Gedächtnis intakt…“
    „Das haben sie dir so gesagt, ja?“
    „Nein, ich weiß es. Medizin viertes Semester“, patzt Finn zurück und trinkt seinen Kaffee in einem Zug aus.
    Neben sich kann er ein kurzes Auflachen hören.
    „Willst du mich auf den Arm nehmen?“, fragt der Mann ihn resigniert. Finn dreht sich zu ihm und sieht den obligatorischen Strauß Rosen nun auf seinem Schoß liegen.
    „Möchte ich nicht. Ich studiere seit zwei Jahren. Was ist daran das Problem?“ Natürlich weiß er selbst nur zu gut, was daran das Problem.
    „Vielleicht die Tatsache, dass du erst 18 bist“, murmelt der auch sogleich, „Davon darf ich doch wohl ausgehen, schließlich ist Fee…“
    „Ich weiß, wie alt ich bin, vielen Dank, dass du mich daran erinnert hast. Ich habe mein Abitur mit 16 gemacht. Zufrieden?“
    Der Mann zuckt die Schultern.
    „Hochbegabt, Medizin viertes Semester und du hast nicht bemerkt wie schlecht es deiner Schwester geht?“
    Wütend springt Finn auf. Damit hat er ihn direkt getroffen. Seit Tagen macht er sich Vorwürfe, dass er Feli nicht schon viel früher gezwungen hat, mit ihm zu einem Arzt zu gehen. Ihm ist schon lange aufgefallen, dass mit seiner Schwester etwas nicht stimmt. Etwas, was ihre anderen „Beeinträchtigungen“ weit übersteigt.
    „Sorry“, murmelt es hinter ihm.
    „Hmm.“
    Die Tür zu Fees Zimmer geht auf und der Arzt kommt samt Schwester wieder hinaus.
    „Sie können jetzt zu ihr“, erklärt er Finn, „Wir konnten nichts außergewöhnliches an Ihrer Schwester feststellen, jedoch werden wir noch weitere Untersuchungen vornehmen müssen. Aber es sieht ganz gut aus, ich denke, sie wird wieder ganz gesund werden.“
    Der graumelierte Mann lächelt Finn, der erleichtert aufatmet, aufmunternd zu.



    Re: Ballettschuhe

    PhiloFoX - 12.06.2006, 21:04


    Du hast recht, kannte ich tatsächlich schon. Las sich aber auch zum zweiten Mal beeindruckend! :)



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 13.06.2006, 13:51


    na da hatte Fee mal glück gehabt das bei der ersten untersuchung alles ok war...
    ich bin echt gespannt wie es da weitergeht denn es ist echt mysteriös mit den beiden ..und Bruder hat den Ville ja schon besonders gern wie man merkt :? also bitte weitermachen ich freu mich auf den nächten teil!!

    Aber zuerst wünsche ich mal viel Glück bei Deinen Prüfungen!!!!!



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 13.06.2006, 21:59


    vielen Dank ... wird schon ... ;D



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 18.06.2006, 12:01


    Kam jetzt erst zum weiterlesen...
    Bin ich erleichtert das Sie wieder wach ist und soweit ok zu sein scheint.
    Bin echt mehr als gespannt wie es mit den Beiden nun weitergehen wird.

    Auch von mir viel Glück!!!

    Wobei mir einfällt das ich eigentlich auch mal langsam mit BWL pauken anfangen könnte... :grübel:



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 27.06.2006, 21:22


    Hallo, ich wollt nur dazu sagen, dass der eine englische Satz von Mona ist...ja, ja, vielen Dank nochmal... und nein, ich habe meine Prüfungen noch nicht hinter mir, nur irgendwie auch keine Lust zu lernen... :/

    Ein Stück weit ist das wohl hier das Ende...


    *

    „Sie haben mir also all die wundervollen Blumen geschenkt, ja?“
    Dieser Satz ist gefolgt von dem rauen Hustenanfall eines Mannes. Ville lässt fast die große gläserne Vase fallen, in die er die frischen Rosen gestellt hat.
    Das ist jetzt nicht passiert, oder? Sie hat ihn nicht gesiezt. Ville, du hast dich verhört, ganz bestimmt.
    Tattrig stellt er den Strauß auf das kleine Tischen neben ihrem Bett und zieht sich leise einen Stuhl heran. Ihm wäre es lieber gewesen, er hätte auf Fees Frage hin laut auflachen können, stattdessen sitzt er nun völlig stupide neben ihr und starrt die Wand hinter dem Krankenhausbett an.
    „Es könnte sein, dass sie sich an Einiges nicht mehr erinnern kann. Geben Sie ihr Zeit…“
    „Hmm“, macht Fee nach einer Weile, „Sie sind Ville, nicht wahr?“
    Du hast dich nicht verhört… Sie hat dich vergessen.
    Wieder ein Husten. Eine Zigarette wäre jetzt gut. Noch besser fünf. Doch Ville hat weder welche, noch dürfte er hier überhaupt rauchen.
    „Ja“, entgegnet er schließlich knapp und betrachtet konzentriert den Faden, der sich aus seinem linken Handschuh gelöst hat.
    Ruhig, ganz ruhig. Sie kann nichts dafür. „Geben Sie ihr Zeit…“
    „Wie geht es dir, Fee?“, fragt er zärtlich, reichlich bemüht, seine Enttäuschung zu verbergen, doch sie geht erst gar nicht auf seine Frage ein.
    „Man hat mir erzählt, Sie hätten behauptet, mit mir verlobt zu sein. Stimmt das?“
    Ville zuckt nur resigniert mit den Achseln. Was soll er darauf jetzt antworten? Er hat keine Lust, sich zu verteidigen und noch weniger Lust hat er darauf, Fee zu belügen. Warum diese Fragen… jetzt?
    „Hab ich, sie hätten mich sonst weggeschickt.“
    Er spürt förmlich, wie sich ihr Blick in seine gesenkte Stirn bohrt.
    „Aber ein Paar sind wir?“
    Komische Fragen für ein Mädchen, das sich nicht an den Mann erinnern kann, der Tag für Tag Blumen an ihr Krankenbett stellt.
    Sie lag ihm Koma, Junge… Woher sollte sie schon wissen wer ihr Blumen gebracht hat?
    Ein Paar. Merkwürdige Bezeichnung für das was „sie“ sind.
    Nichts sind wir.
    „Ja“, antwortet er trotzdem und lächelt sie schief an. Es gibt so viele dumme Filme über solche Situationen. Am Ende bekommt der Betrogene heraus, dass er belogen wurde und es gibt dennoch ein Happy End.
    „Und“, kommt es herausfordernd zurück, „lieben wir uns?“
    Ville schnappt kurz nach Luft und sucht mit seinen Augen einen Punkt im Raum doch sein Blick kommt rechtzeitig wieder auf ihr zu ruhen, um zu sehen, wie sie leicht errötet den Kopf von ihm weggedreht. Das Blut, das ihr in die Wangen geschossen ist und der Ausdruck in ihren Augen hat sie verraten. Aber warum sollte sie ihm vorspielen, ihn nicht mehr zu erkennen?
    „Verarsch mich nicht, Fee.“
    Er beobachtet, wie sie kurz erstarrt und sich ihm dann langsam wieder zuwendet. Ihre Augen wirken als wären sie stehen geblieben, so verharrt sind sie in ihrer Position. Nicht einmal ein Zwinkern erlaubt sie sich. Mit zusammengepressten Lippen sieht sie ihn an, doch er hat das Gefühl, als blicke sie mehr durch ihn hindurch.
    Plötzlich macht sie eine rasche Bewegung mit dem rechten Arm und fegt die von ihm eben noch dort abgestellte Vase von dem Tisch. Laut scheppernd zerbricht sie auf dem Boden. Das Blumenwasser spritzt hoch, so dass Ville einige Tropfen davon abbekommt und die Rosen verteilen sich zu seinen Füßen.
    „Now are you like... freaking crazy or what?”, ruft er erschrocken aus und kickt eine größere Scherbe unter dem Krankenhausbett hindurch.
    Verdammt. Was hat sie? Was ist hier los?
    Als Ville seinen Blick wieder auf Fee richtet sieht er die Tränen, die ihr über die Wangen laufen. Ihre Lippen sind fest aufeinander gepresst. Langsam schüttelt sie ihren Kopf hin und her.
    Irgendwann nach einer Ewigkeit des stummen Weinens und Anstarrens, ganz leise, er versteht sie kaum:
    „Ville Valo“, er wundert sich über die perfekte Aussprache seines Namens, „was willst du hier?“ Ihre Stimme klingt verändert. Es ist der Ton und die Art wie sie redet…
    Er zuckt vor Schreck zusammen. Finnisch. Sie spricht Finnisch mit ihm.
    „Wie…“, versucht er zu protestieren, doch da unterbricht sie ihn schon wieder. Diesmal klingt ihre Stimme etwas fester. Die Tränen hören auf zu laufen, der Blick ist stur auf eine Stelle hinter seinem Kopf gerichtet.
    „Du solltest längst wieder in Helsinki sein. In einem Tonstudio. Eine neue Cd aufnehmen.“ Ihre Augen wandern zurück und bleiben an seinen hängen.
    „Deine Freundin… sie vermisst dich sicher.“
    Instinktiv fasst sich Ville an den Hals. Er kann fühlen, wie dieser sich langsam zuzieht.
    Luft. Atmen. Los. Atme schon. Woher weiß sie das? Woher weiß Fee von Sanna?
    „Fee, bitte, das ist alles… Komm, du solltest dich nicht aufregen, oder?“
    Was Dümmeres hätte er wohl kaum sagen können.
    Verdammt, Valo, du Arschloch. Du Trottel!
    „Sag mir nicht, was ich tun sollte!“, zischt Fee ihn nach kurzem Zögern auch schon an. Er kann förmlich sehen, wie sie sich zurückzieht. Ihre Hände krallen sich in die weiße Bettdecke, ihre Haltung sprüht vor Ablehnung.
    „Geh bitte.“
    Das kann es doch nicht gewesen sein. Das mit Sanna, das ist doch so gut wie vorbei und… Warum denn auf einmal? Sie ist vor nicht einmal einer Stunde nach zwei Wochen das erste Mal aus dem Koma erwacht, vollkommen klar im Kopf, spricht Finnisch und weiß von seiner Freundin. Zumindest gibt sie vor, von ihr zu wissen…
    „Hast du mich nicht verstanden! Du sollst verschwinden!“
    Ville springt auf. Erklären muss sie es ihm zumindest. Alles erklären.
    „Nein, ich verstehe dich nicht! Wie kannst du das alles wissen? Du warst zwei Wochen weg… das ist doch vollkommen irre!“
    Fee prustet nur kurz Luft aus und presst dann wieder die Lippen aufeinander. Schüttelt stur den Kopf.
    „Gut. Ich soll gehen, ja?“
    Schweigen.
    „Verdammt, Felicitas! Beantworte mir doch wenigstens die paar Fragen. Woher kannst du auf einmal Finnisch? Was ist mit dir passiert? Ich erkenn dich nicht wieder…“
    Dumm, Ville, dumm.
    Wieder keine Reaktion. Langsam weicht er von ihrem Bett zurück. Die Rosenblüten zerfallen unter seinen Schritten.
    „Bitte…“
    Jetzt dreht sie sich ganz von ihm weg. Deutlicher kann sie nicht mehr werden.
    Schluss. Aus. Vorbei. Once again.

    *

    Leise zieht die dunkle Gestalt die Tür hinter sich zu. Der schwere Gang entfernt sich. Schließlich kann sie die Schritte überhaupt nicht mehr hören.
    Endlich. Endlich…
    „Du verdammter Blödmann… Warum hast du nicht einfach gelogen? Woher sollte ich denn schon davon wissen? Woher denn?“ Ein Kopfschütteln. Fassungslosigkeit. „Finnisch! Finnisch konnte ich schon immer, ich hatte es nur vergessen, du... Scheiße, ich hatte einen Tumor in meinem Kopf! Was denkst du denn? Wie ich so klar sein kann? Du hast keine Ahnung, wie ich bin, wenn ich richtig „klar“ bin! Du kennst mich doch nur bis ins Letzte benebelt von Schmerztabletten. Du weißt nicht einmal, wer ich überhaupt bin. Du würdest mich nicht mehr mögen, wenn du es wüsstest. Ich mag mich ja selbst nicht. Und was mit mir passiert ist…“ Das Mädchen erstarrt und krampft sich unter einem stechenden Schmerz in der Magengegend zusammen.
    „…Ich bin wieder ich selbst…“
    Irgendwo gibt es ein Geräusch. Irgendwo redet jemand. Irgendwo wird sie berührt.
    „Beruhige dich, Eisprinzessin…“
    Irgendwo piekt etwas.
    Ruhe. Ruhe und er ist wieder da…
    Fee zwingt sich, die Augen zu öffnen, obwohl eine unsagbare Schwere sie erfasst hat.
    Er ist wieder da. Eine weiche Wolke hüllt sie ein und wärmt. Wärmt ihre erkaltete Seele.
    Doch durch den Nebel erkennt sie nur das gutmütige Gesicht eines alten Mannes.
    *
    __________________________________________________________

    also, wegen den kursiven passagen, wie immer gedanken... ich hoffe, ich habe nichts vergessen... is ja a sauische arbeit hier...



    Re: Ballettschuhe

    Tinsche - 29.06.2006, 20:20


    Hui...Wow...was soll ich sagen?
    Das war ja höchst dramatisch...Oje.
    Hat mir echt unheimlich gut gefallen :nick:
    Bist du wirklich sicher das hier das Ende ist? :ne:



    Re: Ballettschuhe

    Mette - 29.06.2006, 22:31


    :( :eek: naja sowas musste ja sein das erklärt einiges warum sie so stoned war ab und an ...wegen der medizin..

    es ist aber sehr toll geschrieben kann es nicht irgendwie weitergehen :nick:

    viel glück bei den Prüfungen die du noch vor dir hast ..bei der hitze lernen ist schei.... :/



    Re: Ballettschuhe

    vampire_bride - 06.01.2007, 19:42


    *

    Leise zieht die dunkle Gestalt die Tür hinter sich zu. Der schwere Gang entfernt sich. Schließlich kann sie die Schritte überhaupt nicht mehr hören.
    Endlich. Endlich…
    „Du verdammter Blödmann… Warum hast du nicht einfach gelogen? Woher sollte ich denn schon davon wissen? Woher denn?“ Ein Kopfschütteln. Fassungslosigkeit. „Finnisch! Finnisch konnte ich schon immer, ich hatte es nur vergessen, du... Scheiße, ich hatte einen Tumor in meinem Kopf! Was denkst du denn? Wie ich so klar sein kann? Du hast keine Ahnung, wie ich bin, wenn ich richtig „klar“ bin! Du kennst mich doch nur bis ins Letzte benebelt von Schmerztabletten. Du weißt nicht einmal, wer ich überhaupt bin. Du würdest mich nicht mehr mögen, wenn du es wüsstest. Ich mag mich ja selbst nicht. Und was mit mir passiert ist…“ Das Mädchen erstarrt und krampft sich unter einem stechenden Schmerz in der Magengegend zusammen.
    „…Ich bin wieder ich selbst…“
    Irgendwo gibt es ein Geräusch. Irgendwo redet jemand. Irgendwo wird sie berührt.
    „Beruhige dich, Eisprinzessin…“
    Irgendwo piekt etwas.
    Ruhe. Ruhe und er ist wieder da…
    Fee zwingt sich, die Augen zu öffnen, obwohl eine unsagbare Schwere sie erfasst hat.
    Er ist wieder da. Eine weiche Wolke hüllt sie ein und wärmt. Wärmt ihre erkaltete Seele.
    Doch durch den Nebel erkennt sie nur das gutmütige Gesicht eines alten Mannes.
    *
    [quote]

    HÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHHHHHHHHHHHHHH???

    Also erstmal: Ohne Mist die "berührendste" FF, die ich je gelesen habe. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass du in der Gegenwart schreibst, weil mir das eigentlich nicht so gefällt, aber du hast das gut hingekriegt.

    Ich musste mehrmals heulen, unglaublich^^. Aber du hast es total drauf, den Leser im Dunkeln tappen zu lassen... die meisten Sachverhalte erschließen sich dem Leser wirklich erst in den letzten Kapiteln. Großes Lob dafür!

    ABER - um auf das Zitat oben zurückzukommen - was soll das bedeuten??
    Woher wusste sie denn von seiner Freundin? Und sie konnte sich an ihn ja doch erinnern, oder? Eine Erklärung wäre, sie kann sich an ihn erinnern, aber da sie die ganze Zeit unter Tabletten etc. stand und nicht sie selbst war, glaubt sie, er würde sie nicht mehr mögen, wenn er "ihr wahres Ich" kennenlernen würde. Und deshalb und weil sie dann von seiner Freundin erfährt, zieht sie die "Ich-kenn-dich-nicht-mehr"-Nummer ab, um ihn loszuwerden.
    Das wäre ja noch halbwegs logisch, aber der Absatz danach...

    Irgendwo gibt es ein Geräusch. Irgendwo redet jemand. Irgendwo wird sie berührt.
    „Beruhige dich, Eisprinzessin…“
    Irgendwo piekt etwas.
    Ruhe. Ruhe und er ist wieder da…
    Fee zwingt sich, die Augen zu öffnen, obwohl eine unsagbare Schwere sie erfasst hat.
    Er ist wieder da. Eine weiche Wolke hüllt sie ein und wärmt. Wärmt ihre erkaltete Seele.
    Doch durch den Nebel erkennt sie nur das gutmütige Gesicht eines alten Mannes.

    Wer spricht da zu ihr? Und wer ist wieder da?
    Ville oder was (wegen "Eisprinzessin")? Aber was soll das dann mit dem "Gesicht eines alten Mannes"??

    BITTE klär mich einer in den Punkten auf, sonst werd ich hier noch verrückt!!!^^



    Re: Ballettschuhe

    Muffine - 06.01.2007, 20:43


    oh wie schön... ich freu mich gerade tierisch darüber, dass noch jemand meine alte ff ausgegraben hat... ein kleiner tipp: lies doch einfach den zweiten teil davon... der heißt "das licht und der schmetterling". da wird einiges erklärt...

    ich kläre dich natürlich auch gern so auf und gebe zu, dass das ende mehr als verwirrend ist. ich wollte dieses ewige hin und her einfach beenden und habe im schreibfluss nicht daran gedacht, dass man es vielleicht so gar nicht verstehen könnte...

    also... wenn du eine klare erklärung möchtest, dann schreib mir einfach nochmal ne pm. wenn du es selbst versuchen möchtest rauszufinden, was in fees krankem hirn vor sich ging, dann lies den zweiten teil ;-) würd mcih freuen...

    wow... hach, jetzt geht es mir gut... mensch... hab sogar fast lust weiter zu schreiben... :D vielleicht mache ich es sogar...

    vielen dank jedenfalls an dich... mein tag ist gerettet (zumindest das, was davon übrig geblieben ist...) :bussi:

    huch... hab vollkommen vergessen, dass ich den zweiten teil hier gar nicht benannt hab... also, es ist dann einfach die ff unter der hier... also "part 2" :rolleyes:



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