Der Sinn des Lebens

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    Re: Der Sinn des Lebens

    kirana - 18.11.2013, 14:15

    Der Sinn des Lebens
    Der Sinn des Lebens
    von Manaschu @ 2012-05-16 – 18:59:17

    Als ich das erste Mal die Definition „Der Sinn des Lebens ist das Leben“ hörte, glaubte mein rational konditionierter Verstand, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens damit beantwortet sei. Erst viele Jahre später tauchten Gedanken und Gefühle auf, die mich drängten, zusätzliche Aspekte zu beleuchten, vor allem, um die Krisen des eigenen Lebens zu bewältigen. Heute sehe ich, wie unwissend und fehlgesteuert die Kriegsgenerationen des letzten Jahrhunderts mit dem Leben umgingen – in den ideologischen Klauen einer bürgerlich aufgeklärten Kultur, die bis heute nichts Wesentliches dazu gelernt hat.

    So wundere ich mich auch nicht mehr, dass mein eigenes Leben über Jahrzehnte am Leben vorbei ging bzw. an der Oberfläche blieb. Ich hatte zwar eine Vorstellung von dem, was man „Leben“ nennt, aber keine Ahnung, wie man in seine lebendigen Tiefen eintaucht. Trotzdem spürte ich vermehrt eine Triebkraft, tiefer und tiefer zu gehen, um irgendwo anzukommen, wo alles (wieder) gut ist.
    Heute weiß ich, dass alle Menschen diese Sehnsucht in sich tragen und dass sie uns jederzeit in übereinstimmender Weise verbinden könnte, wenn es gelingt, sie beiderseits und miteinander zu erwecken. Doch bevor sie herausgebracht werden kann, muss sie in sich selbst gefunden werden. Wenn Galileo Galilei (1564 - 1642) mit den Worten zitiert wird „Man kann einen Menschen nichts lehren; man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“, ist von dieser einheitlichen Erfahrung die Rede.

    In den Weisheitslehren der Sufis liegt darin sogar die ursprüngliche Absicht des Schöpfers, wenn er mit den Worten wiedergegeben wird: „Ich war ein verborgener Schatz und wollte entdeckt werden. Also erschuf ich die Welt, damit sie mich findet.“
    Für Ramana Maharshi, den großen indischen Heiligen des 20. Jahrhunderts, führt diese Entdeckung ins Zentrum, wo man „das "Herz" erreicht“ und „zur Seligkeit des Selbst ... erwacht“. (Aus Ulladu Napardu – Vierzig Verse über das, was ist)
    Für Jesus Christus machte diese „Erkenntnis“ den Unterschied im Verhältnis zur Qualität des Lebens überhaupt aus: „Wenn ihr euch erkennt, dann werdet ihr erkannt werden; und ihr werdet wissen, dass ihr die Kinder des lebendigen Vaters seid. Wenn ihr euch aber nicht erkennt, seid ihr in Armut, und ihr seid die Armut." (Evangelium des Thomas, 3)

    Selbsterkenntnis ist demnach ein Ereignis, in dem Erkennen Erkanntwerden bewirkt und zu einer Gewissheit führt, die identisch mit der Entdeckung des Lebendigen überhaupt ist. Ohne Selbsterkenntnis dagegen herrscht „Armut“ bzw. die fehlende Selbsterkenntnis ist „Armut“.
    Doch wie kann „es“, der „verborgene Schatz“, das „Selbst“ erkannt und entdeckt werden?
    Während Vers 113 im Evangelium des Thomas („...das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht.“) noch die „Armut“ im Blick hat, weisen die Jesus-Worte im Evangelium des Matthäus (7, 21) auf einen Zusammenhang, der einer Beantwortung dieser Frage näher kommt: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern nur die, die den Willen meines Vaters im Himmel tun.“

    Der „göttliche Wille“ ist demnach der Schlüssel zur Schatztruhe. Diejenigen, die „den Willen des Vaters im Himmel tun“, werden der „Armut“ entfliehen und an jenen himmlischen Ort kommen, wo alle Traumata vergessen und wirkungslos sind. Seit Menschen Gedenken gibt es ja Versuche der Religionen und Philosophen, den göttlichen Willen zu erkennen, sittliche Grundsätze zu definieren und tugendhaftes Verhalten daraus abzuleiten.
    Dabei hat sich gezeigt, dass alle Appelle wie „Du sollst und du sollst nicht...“, „Tue dies und tue jenes nicht...“, „Sei so, aber nicht so...“, kulturspezifisch und im jeweiligen historischen Kontext zu unterschiedlichen und auch völlig gegensätzlichen Moralvorstellungen führen können.
    Die flüchtigen Werte und Grundsätze von Ethik und Moral sind demnach ungeeignet, jene ewige Gewissheit zu erlangen, in der Erkennen und Erkanntwerden als überhistorische Erfahrung der Selbsterkenntnis präsent sind. Zumal „Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken, d.h. die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht.“ (Karl Marx, Die Deutsche Ideologie, in: MEW 3, S. 46)

    Für die Gegenwart resümiert Krishnamurti: „Unser Denken ist gegenwärtig nur eine Reaktion, die Reaktion eines konditionierten Geistes, und jedes Handeln, das auf einem solchen Denken basiert, muss unvermeidlich in einer Katastrophe enden.“ (Krishnamurti, Vollkommene Freiheit, 5. Aufl. Ffm. 2006, S. 285)

    Die „Entdeckung des verborgenen Schatzes“ muss demnach jenseits der Sphäre konditionierter Reiz-Reaktions-Schemata liegen, was die Schatzsuche nicht vereinfacht. Wenn nämlich psychische und gedankliche Automatismen die Selbsterkenntnis blockieren, dann sind auch alle bewussten Anstrengungen ungeeignet, die Macht des Unbewussten zu überlisten. Denn jede bewusste Wahl wird automatisch das ausschließen, was unbewusst bereits ad acta gelegt wurde.

    „Nur indem ihr verhindert, dass begriffliches Denken entsteht, werdet ihr Bodhi (= Erleuchtung, Manaschu) erfahren.“ (Huang–Po, Der Geist des Zen, John Blofeld (Hrsg.), Bern u. a. 1987, S. 51)

    Begriffslosigkeit als willentliche Entscheidung schließt bewusst jene Dimension aus, in der Wissen über die Erscheinungsformen des Lebens angehäuft wird. Begriffslosigkeit setzt eine andere Priorität, durch die das Universum als tätige, lebendige Schöpfung des Augenblicks erkannt wird.
    "Wer das Ganze erkennt, sich aber selbst verfehlt, verfehlt das Ganze." (Evangelium des Thomas, 67).
    Aber wie soll Erkennen ohne inhaltliches Denken in Begriffen möglich sein und der „Wille des Vaters im Himmel“ getan werden, wenn er nicht formuliert werden soll oder kann? Mit der Beantwortung dieser Frage betreten wir den Altar der Schatzhöhle, wo das Licht der Ewigkeit jedes Götzenbild überstrahlt und in Nichts auflöst.

    Der ehemalige UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld hat in sein Tagebuch geschrieben:
    „Du bist nur die Linse im Lichtstrom. Nur so kannst du das Licht entgegennehmen und geben und besitzen. Suchst du dich selbst in ‚deinem eigenen Recht‘, so verhinderst du die Vereinigung von Luft und Öl in der Flamme, raubst der Linse ihre Durchsichtigkeit.“
    D. h., wenn wir den Lichtstrom in seiner natürlichen "Gestalt" nicht wahrnehmen und weitergeben, sind individuelle Charakterprogramme aktiv, die als Filter, Verzerrer, Verstärker usw. manipulativ zu Werke gehen. Die „himmlische“ Einsicht, „Es irrt der Mensch, so lang er strebt“ (Goethe, Faust – Prolog im Himmel), bedeutet schließlich, dass alle Absichten des Egos in die Irre führen.

    Selbsterkenntnis muss also tiefer gehen, wenn sie die Dimensionen der Labyrinthe und Illusionen durchdringen und hinter sich lassen will. Ramana Maharshi bezeichnet diese erkennende Bewegung des Bewusstseins, die über das Denken hinausgeht, als „SEIN“ und den „Raum“, in dem Erkennen und Erkanntwerden eins werden, als „Herz“. Dieses „Herz“ zu finden, bedeutet in der „Wirklichkeit des Namen- und Gestaltlosen die eigene Wirklichkeit zu erleben, in IHM aufgehn und Eins mit IHM sein.“ (Ulladu Napardu, Vers 8)
    Ramana nennt es das „Selbst“, bei dessen „Erreichen im Herzen“ das „ich“ des Egos „gleichsam in Scham sein Haupt neigt“. (Ebd., Vers 30)
    Zuvor (Vers 25) beschreibt er dieses „ich“ als ruhelosen, flüchtigen „Dämon“:

    „Es greift nach einer Form – und so entstand es;
    Hält fest an einer Form – so dauert es;
    Es nährt von Formen sich – so wird es groß.
    Es tauscht nur eine Form für eine neue,
    Suchst du nach ihm: Es flieht vor dir!
    Ergründe dieses „ich“: Es ist ein Dämon,
    Und ohne eig’ne Form.“

    Und erst, wenn „das „Herz“ erreicht“, „erstrahlt von selbst ein „Ich-ich““, ist die „Vollkommenheit“ des „Selbst“ (Vers 30) präsent und der „ich-Dämon“ verschwunden. „Der Untergang des „ich“...das ist die Freiheit.“ (Vers 40)

    Warum „ich“ ohne „Ich“ die Quelle der Unfreiheit ist, liegt an der funktionalen Eigenschaft von Projektionen. Projektionen bezeichnen neuronale Aktivitäten des Gehirns, die uns als Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Assoziationen, innere Stimmen und Visionen begegnen. Sie entstehen anfangs als einfache Reaktionen auf Wahrnehmungen der Sinnesorgane. Durch Wiederholungen ähnlicher Erfahrungen bilden sich aber zunehmend Muster heraus, die bestimmte Wahrnehmungen bevorzugen und andere zu vermeiden suchen. ("Selektive Wahrnehmung") Die Muster entstehen durch den Mechanismus von Vergleichen, Verallgemeinern und Beurteilen. Ihre fundamentalen Antriebskräfte sind "Angstabwehr" und "Lustgewinn". Sobald eine unverwechselbare Mustersammlung individueller Reaktionen im neuronalen Netzwerk des Gehirns gespeichert ist, spricht man von einer Persönlichkeit.

    Mit der individuellen Personalisierung von Wahrnehmungen wird gleichzeitig erfahren, dass eigene Aktivitäten und Äußerungen im jeweiligen sozialen Umfeld ihrerseits Reaktionen der
    Bezugspersonen zur Folge haben. Diese Umfeld-Reaktionen werden zunächst als unmittelbare Wirkungen der eigenen Projektionen verstanden und so beginnt das Spiel, persönliche Absichten durch besondere Äußerungen zu realisieren.

    In dieser frühkindlichen Phase entsteht die Vorstellung, dass Ereignisse durch eigene Projektionen wirkungsvoll beeinflusst und erzeugt werden können - das sogenannte "magische Denken des Kleinkindes“. Im Erwachsenenalter kommen dann vielfältige betriebsame Aktivitäten dazu - doch die Absichten individueller Motivationsstrukturen bleiben im Kern unverändert, sofern keine bewusste Beobachtung stattfindet. („Selbsterkenntnis“)

    Wenn Projektionen zusätzlich das Ziel verfolgen, Wahrnehmungen so lange zu manipulieren, bis das persönliche Wunschbild mit der äußeren Welt scheinbar übereinstimmt, werden natürliche Erfahrungen weitgehend vermieden und selbsterzeugte Hirngespinste als Wirklichkeit gesehen. („Realitätsverlust“) Anstatt der harmonischen Wirksamkeit des universalen Seins zu vertrauen und Impulse ungefiltert ein- und zuzulassen, versuchen Projektionen, gerade dies zu verhindern. Die Vielzahl kognitiver Verfälschungen der Wirklichkeit durch individuelle Projektionsmuster hat der US-amerikanische Psychologe Stephen Wolinsky als „Trancen“ beschrieben. (Die alltägliche Trance, Freiburg i. Br., 1996)

    Verschiedenste Tranceformen verfolgen das Ziel, den „ich-Dämon“ in der Weise zu füttern, sodass die angesammelten Bilder, Erinnerungen, Überzeugungen, Assoziationsmuster, etc. "Angstabwehr" und "Lustgewinn" in idealer Weise maximieren und optimieren. Warum diese Ziele durch Projektionen nicht erreichbar sind, wird in „Ein Kurs in Wundern“ anschaulich beschrieben:

    „1. Jede Spaltung des Geistes beinhaltet zwangsläufig die Zurückweisung eines Teils davon, und das ist der Glaube an die Trennung. Die Ganzheit GOTTES, die SEIN Friede ist, kann nur von einem ganzen Geist, der die Ganzheit der Schöpfung GOTTES sieht, gewürdigt werden. Durch diese Einsicht erkennt er seinen SCHÖPFER. Ausschluss und Trennung sind synonym, wie Trennung und Dissoziation es sind. Wir haben schon gesagt, dass die Trennung Dissoziation war und ist und dass, sobald sie geschieht, die Projektion zu ihrer Hauptabwehr wird oder zu jener Einrichtung, durch die sie in Gang gehalten wird. Der Grund dafür mag jedoch nicht so offensichtlich sein, wie du denkst.
    2. Was du projizierst, das erkennst du nicht als zu dir gehörig an, und daher glaubst du auch nicht, dass es dein ist. Du schließt dich selbst gerade durch das Urteil aus, dass du anders bist als derjenige, auf den du projizierst. Da du auch gegen das, was du projizierst, geurteilt hast, greifst du es weiterhin an, weil du es weiterhin von dir getrennt hältst. Indem du dies unbewusst tust, versuchst du die Tatsache, dass du dich selbst angegriffen hast, aus deinem Bewusstsein fernzuhalten, und bildest dir auf diese Weise ein, dass du dich selbst in Sicherheit gebracht hast.
    3. Die Projektion wird dich aber immer verletzen. Sie verstärkt deinen Glauben an deinen eigenen gespaltenen Geist, und ihr einziger Zweck ist der, die Trennung in Gang zu halten. Sie ist einzig und allein eine Einrichtung des Ego, damit du dich anders als deine Brüder und getrennt von ihnen fühlst. Das Ego rechtfertigt das mit der Begründung, dass sie dich »besser« erscheinen lässt als diese, und verschleiert dadurch deine Gleichheit mit ihnen noch mehr. Projektion und Angriff sind unvermeidlich miteinander verbunden, weil Projektion immer ein Mittel ist, um den Angriff zu rechtfertigen. Ärger ohne Projektion ist unmöglich. Das Ego benutzt die Projektion nur dazu, um deine Wahrnehmung sowohl deiner selbst als auch deiner Brüder zu zerstören. Der Prozess beginnt damit, dass du etwas ausschließt, das in dir existiert, das du aber nicht haben willst, und führt geradewegs dazu, dich von deinen Brüdern auszuschließen.“ (Ebd., 4. Aufl. Gutach i. Br. 1999, Textbuch, S. 96)

    In diesem Zusammenhang erscheint das „Urtrauma“ des Kleinkindes, das gewöhnlich als einmaliges Schockerlebnis beschrieben wird, in einem neuen Zusammenhang. Demnach ist es nicht nur die deutliche Erfahrung, dass die Einheit mit der Mutter verloren wurde, sondern auch die Reizüberflutung von Bildern, Gedanken und Gefühlen, die diese Erfahrung verstärken. Dabei scheint die Erinnerung an das Einsseins noch so stark zu sein, dass die projektive Wahrnehmung von Ich und Außenwelt als getrennte Wirklichkeiten nicht überwiegend als Verletzung erlebt wird – trotz der ohrenbetäubenden Schreie, die diese Kindheitsphase begleiten.

    Der Unterschied des ursprünglichen Einsseins zur dualen Erfahrung von Ich, Körper und Außenwelt stimuliert zudem im Kind eine unablässige Suche, eine unendliche Neugier, die zum Ziel hat, den Verlust der Einheit wieder rückgängig zu machen. Dazu beginnt es, alle Strukturen und Muster geistiger, energetischer und emotionaler Art, die es in seiner unmittelbaren Umgebung erlebt, zu imitieren und zu beurteilen, welche gut, weniger oder gar nicht geeignet sind. So entstehen die Reiz-Reaktions-Schemata des konditionierten Geistes, die wir „Persönlichkeit“ nennen.
    Der Automatismus, der in solchen neuronal gebildeten Netzwerken wiederholt die gleichen Schleifen fährt, ist aufgrund äußerlicher Veränderungen und Lebenszusammenhänge oft nicht leicht zu durchschauen. Erst wenn die daraus resultierenden Wahrnehmungen wiederholt zu Misserfolgen führen, leidvolle Krisen bewirken oder Krankheiten hervorrufen, geraten sie in den Fokus, bewusster wahrgenommen zu werden.

    Je später Bewusstheit in die Automatismen des menschlichen Lebens eingreift, desto schwerer ist der Rucksack, der in den Jahren zuvor mit nutzlosem Plunder und Gepäck beladen wurde. Soll aber irgendwann mit einer befreienden Entladung begonnen werden, dann wissen viele Menschen nicht, wie das geschehen könnte.
    Wenn dieses Bekenntnis zum Nicht-Wissen – aus dem tiefsten Tal leidensvoller Lebenskrisen geboren – erhalten bliebe, wäre die längste Strecke des Weges schon zurückgelegt. (!)

    Diese ungewöhnliche Ansicht schöpft ihr Geltung aus dem Vertrauen auf ein Universum, das sich in jedem Augenblick aus sich selbst heraus als lebendige Bewusstheit manifestiert, ohne dass es über das Wahrgenommenwerden durch die Wahrnehmung noch einer weiteren absichtsvollen Anstrengung bedarf.
    Anders gesagt: Wenn ich der einfachen Bewusstheit einer bestimmten Fokussierung gestatte, wirksam zu sein und dabei verhindere, dass sie sich mit gedanklichen, bildhaften, gefühlsmäßigen oder anderen Projektionen verbindet, verlieren die unbewussten Muster und Tranceformen allmählich ihre Kraft und verblassen nach und nach.
    Diese Wirkung wird durch eine Erweiterung der universalen Bewusstheit möglich, vergleichbar dem dunklen Ursprung des Subquantenfeldes, das aus sich selbst heraus permanent Licht erzeugt.

    Manche Autoren beschreiben diese Bewusstheit („awareness“) auch als Feuer, das die „ungekochten Saaten“ („uncooked seeds“) des Unbewussten ein für alle Mal so restlos verbrennt, dass sie nie wieder keimen können.

    The whole world is illusory
    because it is just your projection.
    Once your projections disappear,
    then suddenly you become aware
    that the whole world has disappeared,
    and another world has arisen,
    the real.
    When you don’t have anything to project,
    then the real arises,
    that which is.
    Call it god, call it truth,
    or whatsoever you like;
    but the only way to know that truth,
    is to become aware of your projections.
    And in awareness they start dropping by and by.
    The day is not far off when projections will disappear,
    if you can remain aware.
    Awareness is a tremendous fire,
    it burns all, root and all.
    It burns the very seeds.
    And only then, the truth is realized.
    (Osho)

    Dabei findet „Verbrennung“ als „Entwaffnung“ unbewusster Reiz-Reaktionsmechanismen immer nur im gegenwärtigen Augenblick ihrer Wirkungen statt.
    Wenn die Energie situativer Aufmerksamkeit aber von dem Reiz total verbraucht wird, wie soll dann zusätzlich das Feuer erweiterter Bewusstheit generiert werden?
    Wolinsky sieht diesen energetischen Zugewinn als „die wichtigste Funktion der Therapie..., dem Individuum Bewusstheit beizubringen und sie im Individuum zu entwickeln, damit jeder einzelne zu einem energetischen Generator werden kann.“ (Das Tao des Chaos, Freiburg i. Br., 1996, S. 49)
    Der radikalste Weg der „Entwaffnung“ unbewusster Reiz-Reaktionsmechanismen wird in „Ein Kurs in Wundern“ beschrieben. „Entwaffnung“ geschieht unmittelbar durch „Versöhnung“, indem alle Projektionen durch „Vergebung“ gesühnt sind.
    Das bedeutet, dass alle Reiz-Reaktionsmechanismen keinerlei Bedeutung im Hinblick auf irgendwelche Bewertungen oder Beurteilungen besitzen, sodass jeder Versuch einer Interpretation oder Sinngebung fruchtlos bleiben muss.

    Jede Identifikation mit Projektionen, durch die der Energielevel einfacher Wahrnehmung erhöht wird, ist demnach überflüssig und reine Energieverschwendung.
    Allen Projektionen zu vergeben, ermöglicht erst die „Anerkennung“, dass „du nicht von dieser Welt bist, denn die Welt ist unglücklich. Wie kannst du Freude finden an einem freudlosen Ort, außer durch die Einsicht, dass du gar nicht dort bist?“. (Ebd., Textbuch, S. 97)
    In diesen Worten werden Freude und Glücklichsein als die tiefsten Sehnsüchte der Menschen berührt und gleichzeitig darauf hingewiesen, wo und wie sie unerfüllt bleiben. „Die Wahrnehmung des Ego hat keine Entsprechung in Gott“ (Ebd.)

    Alle Projektionen bleiben lediglich Fragmente, Bruchstücke innerhalb eines gespaltenen Geistes, während alle „SEINE GEDANKEN ... vollkommen in sich selbst und miteinander vereinigt sind. ... Der HEILIGE GEIST befähigt dich, diese Ganzheit jetzt wahrzunehmen. GOTT schuf dich, damit du erschaffst. Du kannst SEIN REICH so lange nicht ausdehnen, bis du um seine Ganzheit weißt.“ (Ebd.)

    „Der Unterschied zwischen der Projektion des Ego und der Ausdehnung des HEILIGEN GEISTES ist ganz einfach. Das Ego projiziert, um auszuschließen, und daher, um zu täuschen. Der HEILIGE GEIST dehnt SICH aus, indem ER SICH in jedem Geist wiedererkennt und sie daher als eins wahrnimmt. Nichts ist in dieser Wahrnehmung in Konflikt, weil alles, was der HEILIGE GEIST wahrnimmt, ganz dasselbe ist. Wohin ER auch blickt, sieht ER SICH SELBST, und weil ER vereinigt ist, schenkt ER immer das ganze HIMMELREICH. Das ist die eine Botschaft, die GOTT IHM gab und für die ER sprechen muss, weil das ist, was ER ist. Der Frieden GOTTES liegt in dieser Botschaft, somit liegt GOTTES Frieden in dir. Der große Frieden des HIMMELREICHS leuchtet auf ewig in deinem Geist, aber er muss nach außen leuchten, damit du seiner gewahr wirst.
    ... Der HEILIGE GEIST wurde dir mit vollkommener Unterschiedslosigkeit gegeben, und nur indem du IHN unterschiedslos siehst, kannst du IHN überhaupt sehen. Das Ego ist Legion, aber der HEILIGE GEIST ist eins. Dunkelheit weilt nirgendwo im HIMMELREICH, deine Rolle aber ist nur die, nicht zuzulassen, dass Dunkelheit in deinem eigenen Geist weilt. Diese Ausrichtung auf das Licht ist unbegrenzt, weil sie auf das Licht der Welt ausgerichtet ist. Jeder von uns ist das Licht der Welt, und indem wir unseren Geist in diesem Licht verbinden, verkünden wir das REICH GOTTES gemeinsam und als eins.“ (Ebd., S.98 f.)

    Die „selektive Wahrnehmung“ ist demnach der Versuch, die Einheit des Lichts zu leugnen, ob es nun aus Berechnung oder Unwissenheit geschieht.

    "Es ist nicht so, dass ein Teilchen dem Weg der kleinsten Wirkung folgt; es riecht vielmehr alle Wege in der Nachbarschaft und wählt dann denjenigen mit der kleinsten Wirkung aus; seine Methode entspricht dabei der, die das Licht verwendet, um die kürzeste Zeit zu wählen." (Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands, Vorlesungen über Physik 2: Elektromagnetismus und Struktur der Materie. Definitive Edition, Band 2, München 2007, S. 359)

    "Selbst bei Teilung oder Brechung in seine kleinsten Teilchen bleibt die Einheit des Lichts immer erhalten. Warum? Weil selbst das kleinste Lichtquantum (Photon) mit sich selbst interferieren kann, d.h. wie eine ganze Lichtwelle mit allen unterschiedlichen Brechungswegen in Kontakt steht. (... s.o.)
    Was wir als Einzelheit oder Besonderheit sehen, ist also im Ursprung immer ein Ganzes und identisch mit sich selbst. Wir sehen Maya in seiner unendlichen Vielfalt; dabei ist Maya lediglich eine einzige Reflexion ihrer Quellsubstanz - one infinite substance (Spinoza).
    Deshalb ist für den Lichtkünstler James Turrell Licht weniger etwas, was offenbart, sondern die Offenbarung selbst.
    Doch die neuronalen Lichtkommunikationsmuster unseres Gehirns verfügen über ‚Funktionen’, die das eine Licht qua Wahrnehmung wieder differenzieren und zerlegen können. Und daraus folgen weitere Vorstellungen wie die von Zeit und Raum, von Subjekt und Objekt oder Jemand und Niemand. Hinzu kommt der Beobachtereffekt, der nicht nur Wahrscheinlichkeiten (Quiff) verändert, sondern den Beobachtungsgegenstand ins Sein bringt und dadurch quasi erst erschafft.
    Wenn wir also etwas haben wollen, was wir anschauen können, erschaffen wir augenblicklich ein scheinbares Objekt, von dem wir uns als der scheinbare Beobachter unterscheiden können.
    Beobachtung an sich ist insofern eine Funktion der Dualität, wenn die Differenzierung des Lichts beabsichtigt wird. Da der dunkle Ursprung des Subquantenfeldes aus sich selbst heraus permanent Licht erzeugt, bestünde allerdings auch die Möglichkeit, Licht nicht als Objekt zu beobachten, sondern im Sein dessen, was wir ja auch überwiegend sind, auch einfach dieses Licht zu sein.
    Dieses sprachlich komplexe Gebilde beschreibt den Unterschied von Beobachtung und Gewahrsein dessen, was da ist und was ein Auge nicht sehen kann, wenn es auf sich selbst blickt.

    Erblinde schon heut:
    auch die Ewigkeit steht voller Augen –
    darin ertrinkt, was den Bildern hinweghalf
    über den Weg, den sie kamen,
    darin erlischt, was auch dich aus der Sprache
    fortnahm mit einer Geste,
    die du geschehn ließt wie
    den Tanz zweier Worte aus lauter
    Herbst und Seide und Nichts.
    (Paul Celan)

    Das Licht zu sein ist identisch mit das "Nichts" zu sein, unteilbar, unsterblich, mit dem unendlichen Potenzial aller Möglichkeiten in Verbindung stehend und doch immer den Weg der geringsten Wirkung wählend. Dieses Nächstliegende als lebendige Identität des Selbstseienden zu begreifen, ist das ERKENNEN des ewigen Glücks, wobei die Vollkommenheit des Lichts in der Vereinigung von Nächstenliebe und Selbstliebe als unendlicher kosmischer Tanz erscheint.
    Das Sehenwollen aber ist der Sündenfall, die süße Frucht vom Baum der Erkenntnis schmecken zu wollen - aus der Unwissenheit heraus, dass sich das Licht von ganz allein immer schon für den vollkommenen Weg entscheidet.

    Wer sehen will, hat Absichten und bildet sich ein, nur zu seinem eigenen Vergnügen zu leben. Deshalb sucht er nach einem eigenen besseren Weg aus lauter Unkenntnis über seine wirkliche Identität und seine Möglichkeiten. Und wenn dieser Weg im Einklang mit dem Weg des Lichts ist, dann schreibt er den Erfolg seinem privaten Strategiekonto zugute. Verläuft der gewählte Weg aber quer zum Unvermeidlichen, beginnt eine fieberhafte Fehlersuche. Viele Menschen kommen aus dem Grübeln, Tricksen, Ausprobieren und der Sucht, zu eifern und perfekt zu sein, nie heraus.
    Wer aber begreift, dass er bereits als vollkommenes Lichtwesen gelebt wird, wer könnte da noch Absichten haben?

    Das Königreich des Vaters
    ist ausgebreitet über die Erde,
    und die Menschen sehen es nicht. ...
    Wenn ihr euch erkennen werdet,
    dann werdet ihr erkannt,
    und ihr werdet wissen,
    dass ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid. ...
    Wenn sie zu euch sagen:
    'Woher kommt ihr?',
    dann sagt zu ihnen:
    'Wir kommen aus dem Licht, daher,
    wo das Licht aus sich selbst heraus geboren ist.
    Es hat sich erzeugt,
    und es hat sich in ihrem Bild offenbart.
    (Thomas-Evangelium)

    Wer sich selbst erkennt, sucht also nicht mehr nach besseren Wegen, sondern genießt das Königreich des Vaters als vollkommenes Licht in den unendlichen Möglichkeiten aller Brechungen seiner Lichtwellen." (Manaschu, Das Geheimnis ewigen Glücks – Texte zur Menschwerdung, 2. Aufl. Norderstedt 2010, S. 52 ff.)

    Eins mit dem Licht zu sein, ist der Sinn des Lebens, in dem alle Zwecke zu einem einzigen verschmelzen:
    „Dich im Sehen mit IHM zu verbinden ist der Weg, auf dem du lernst, die Deutung der Wahrnehmung, die zur Erkenntnis führt, mit IHM zu teilen. Du kannst allein nicht sehen. Die Wahrnehmung mit IHM zu teilen, DEN dir GOTT gegeben hat, lehrt dich, wie du begreifen kannst, was du siehst. Es ist die Einsicht, dass nichts, was du siehst, für sich allein etwas bedeutet. Mit IHM zu sehen wird dir zeigen, dass alle Bedeutung, einschließlich der deinen, ... aus dem sanften Verschmelzen aller Dinge in eine Bedeutung, ein Gefühl und einen Sinn und Zweck. GOTT hat einen SINN UND ZWECK, den ER mit dir teilt.“ (Ein Kurs in Wundern, Textbuch, ebd., S. 288 f.)
    Die Veränderung der Wahrnehmung ist die einzige Möglichkeit, sich mit diesem Sinn und Zweck zu verbinden. Aber „Der letzte Schritt ist GOTTES“ (Ebd., S. 639), denn „Es wäre Verrücktheit, die Erlösung den Wahnsinnigen anzuvertrauen.“ (Ebd., S. 535)

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