VERGIL (Autoren)

E Euphorium Bruno Mayer
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    Re: VERGIL (Autoren)

    brunowanderer - 16.11.2013, 20:55

    VERGIL (Autoren)
    KUNST/INHALT BERNHARD KUNST Zitate-Vergil

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    http://12koerbe.de/mosaiken/vergil.htm
    (Aeneas)--> https://picasaweb.google.com/110755859271321809326/PubliusVERGILIUSMaro?noredirect=1#5512690536618189746
    (DanteHomerVergil)--> https://picasaweb.google.com/110755859271321809326/KUNST#5391091621221801026
    (Mosaic)--> https://picasaweb.google.com/110755859271321809326/KUNST#5438501905079541346

    http://agiw.fak1.tu-berlin.de/Auditorium/BeGriRoe/SO8/SuetVerg.htm

    Ein Dichterfürst aus dem Freundeskreise des Augustus: Aelius Donatus, Vita Vergiliana Suetonii.
    Lateinischer und deutscher Text nach: Vergil, Landleben: Bucolica, Georgica, Catalepton, hg. von Johannes und Maria Götte. Vergil-Viten, hg. von Karl Bayer. Lateinisch -deutsch. Neuausgabe Würzbug 1970, S. 214 - 241.

    Deusche Übersetzung:

    P. Vergilius Maro, ein Mantuaner, stammte von einfachen Eltern, namentlich väterlicherseits; sein Vater war nämlich, wie einige Schriftsteller überliefert haben, ein Töpfer; die Mehrzahl der Vergilbiographen aber berichtet, er sei anfangs Lohndiener eines gewissen Magios, eines Staatskuriers, gewesen, dann aber wegen seiner Tatkraft sein Schwiegersohn geworden und habe in hervorragender Weise durch Ankauf von Wäldern und durch Bienenzucht dcn kleinen Besitz seines Vermögens vergrößert. Vergil selbst wurde geboren unter dem ersten Konsulat des Cn. Pompeius Magnus und M. Licinius Crassus am 15. Oktober in einer Dorfgemeinde, die Andes heißt und nicht weit von Mantua liegt.

    Als seine Mutter mit ihm schwanger war, träumte ihr, sie habe ein Lorbeerreis geboren; dieses sei bei seiner Berührung mit der Erde gar mächtig aufgeschossen und schnell zu einem reifen Baum herangewachsen, der mit bunten Blüten und Früchten über und über prangte; und als sie am nächsten Morgen mit ihrem Gatten auf das benachbarte Landgut reiste, bog sie vom Wege ab und genas ihres Kindes in einem unten am Straßenrand ausgehobenen Graben. Man sagt, das kleine Kind habe gleich nach seiner Geburt nicht gewimmert, habe vielmehr ein so mildes Antlitz gehabt, daß es schon damals die über jeden Zweifel erhabene Hoffnung erweckt habe, es sei unter einem besonders glücklichen Stern geboren.

    Auch trat noch ein anderes Vorzeichen hinzu, da ein Pappelreis, das nach dem in dieser Gegend herrschenden Brauch bei Geburten sofort an Ort und Stelle eingesenkt wurde, in kurzer Zeit so kräftig herangewachsen ist, daß es die lange zuvor gepflanzten Pappeln bald erreicht hatte; dieser Baum wurde seitdem der Baum des Vergil genannt und überdies heilig gehalten durch die innigste Ehrfurcht der Mütter, die sie ihm vor und nach ihrer schweren Stunde erwiesen; denn dort machten und erfüllten sie ihre Gelübde.

    Den Beginn seines Lebens verbrachte Vergil in Creninna; er blieb dort, bis er die Männertoga anlegte, die er an seinem 17. Geburtstag bekam unter dem zweiten Konsulat eben jener Männer, unter deren erstem Konsulat er geboren war; und es traf sich, daß genau an diesem Tage der Dichter Lukrez aus dem Leben schied. Vergil aber zog von Cremona nach Mailand und von dort bald darauf in die Hauptstadt.

    Er war körperlich von hoher Statur, hatte dunkelbraune Hautfarbe und bäuerliches Aussehen; sein Gesundheitszustand war schwankend; denn er litt meistens an Magen- und Halsbeschwerden und an Kopfschmerzen, hatte auch oft Bluthusten. Im Genuß von Speisen und Wein war er sehr mäßig, der Lust als Knaben aber zu sehr geneigt; von ihnen liebte er besonders einen Kebes und einen Alexander, welchletzteren er im zweiten Liede der Hirtengedichte Alexis nennt; dieser Alexander war ihm von Asinius Pollio geschenkt worden; beide Knaben waren durchaus nicht ungebildet, ja Kebes war sogar ein Dichter. Es geht allgemein das Gerede, Vergil habe auch mit Plotia Hieria Umgang gehabt. Aber Asconius Pedianus versichert, Plotia selbst habe später in höherem Alter gern erzahlt, Vergil sei zwar von Varius zum Umgange mit ihr eingeladen worden, habe ihn jedoch ganz hartnäckig abgelehnt. In seiner sonstigen Lebensführung aber war er bekanntlich in Wort und Gesinnung so lauter, daß man ihn in Neapel allgemein "Parthenias" nannte: so entzog er sich denn auch, wenn er wirklich einmal in Rom, wohin er nur äußerst selten reiste, auf der Straße gesehen wurde, den ihm nachdrängenden und auf ihn zeigenden Leuteo durch die Flucht in das nächstgelegene Haus.

    Das Hab und Gut irgendeines Verbannten auf Anerbieten des Augustus anzunehmen, konnte er nicht über sich bringen. Er besaß auf Grund großzügiger Zuwendungen seiner Freunde ein Geldvermügen von annähernd 10 Millionen Sesterzen [etwa 1 800 000 Mark] und hatte in Rom ein Haus auf dem Esquilinus neben den Gärten des Maeccnas; allerdings lebte er zum größten Teil in der Abgeschiedenheit Campaniens oder Siziliens.

    Seine Verwandten verlor er, als er schon bei Jahren war; von ihnen den Vater, der erblindet war, und zwei leibliche Brüder, den Silo, der noch nicht mannbar, und den Flaccus, der schon erwachsen war; den Tod dieses Flaecus beweint er in einem [dem 5.] Lied der Hirtengedichte, wo er dem Bruder den Namen "Daphisis" gibt.

    Neben anderen Studien beschäftigte er sich eifrig auch mit Medizin und besonders mit Mathematik. Auch einen Prozeß vertrat er als Anwalt vor Gericht, allerdings nur diesen einen überhaupt und nicht mehr als einmal in einer Verhandlung. Er war nämlich, wie Melissus überliefert, im Gespräch sehr schwerfällig und wirkte geradezu wie ein Ungebildeter.

    Mit der Dichtkunst begann er schon, als er noch ein Knabe war, und machte ein Distichon auf Ballista [einen Grundschullehrer], der wegen verruchter Räubereien gesteinigt worden war:

    "Hier unter diesem Steinberg liegt Ballista begraben;
    wandle bei Nacht und Tag, Wanderer, auf sicherem Weg."

    Dann dichtete er folgende Werke: Das 'Katalepton' [sowohl Verse auf Priapus als auch Epigramme] und die 'Dirae', ebenso die 'Ciris' und den 'Culex'; er war damals 16 Jahre alt.Der Stoff des 'Culex' ist so geartet: Als ein Hirt, matt von der Hitze, unter einem Baum eingeschlafen war und eine Schlange an ihn herankroch, da flog aus dem Sumpf eine Schnake heran und stach den Hirten zwischen beide Schläfen. Der aber zerschlug sofort die Schnake, tötete dann die Schlange, setzte der Schnake ein Grabinal und machte einen Zweizeiler:

    "Kleine Schnake, der Schafhirt erweist dir, denn du verdienst es,
    hier der Bestattung Ehrenpflicht für die Gabe des Lebens."

    Er schrieb auch, was allerdings umstritten ist, das Gedicht 'Der Aetna'. Als er dann die Geschichte Roms in Angriff genommen hatte, ging er, von der Schwierigkeit dieses Stoffes angegriffen, zu den Hirtengedichten über, besonders in der Absicht, Asinius Pollio, Alfenus Varus und Cornelius Gallus zu rühmen, weil sie bei der Verteilung der Ländereien, die jenseits des Po nach dem Siege bei Philippi auf Befehl der Triumvirn an die altgedienten Soldaten aufgeteilt wurden, ihn schadlos gehalten hatten. Dann schrieb er das Gedicht vom Landbau zu Ehren des Maecenas, weil er ihm, dem damals nur so einigermaden Bekanntgewordenen, Hilfe geleistet hatte gegen die Gewalttätigkeit eines Veteranen, von dem er im Wortwechsel über einen Grundbesitzprozeß beinahe erschlagen worden wäre. Zuletzt nahm er die 'Aeneis' in Angriff, einen bunten und vielschichtigen Stoff, der gewissermaßen den Gesamtgehalt beider Werke des Homer darstellte, außerdem infolge der Namen und Dinge Allgemeinbesitz für Griechen und Lateiner, überdies ein Gedicht, in dem - das war sein Hauptanliegen - zugleich der Ursprung der Stadt Rom und der des Augustus enthalten sein sollte.

    Als (Vergil> die Georgika schrieb, pflegte er, so wird überliefert, täglich früh morgens sehr viele Verse zu ersinnen und zu diktieren, dann aber den ganzen Tag hindurch sie zu überarbeiten und so auf sehr wenige zusammenzustreichen, wobei er gar nicht so übel sagte, er gebäre sein Gedicht nach Art einer Bärin und bringe es durch Lecken erst in Form. Die 'Aeneis', die zunächst in Prosa in großen Zügen entworfen und auf zwölf Bücher verteilt worden war, dichtete er allmählich, Stück für Stück, je nachdem wie jedes ihm beliebte und ohne etwas in eine bestimmte Reihenfolge zu nötigen. Und damit nichts seinen dichterisehen Schwung hemmen, überging er manches, was noch unvollendet war, stützte anderes nur mit ganz leichten Versen, von denen er scherzhaft sagte, sie würden nur als Stützpfeiler dazwischen gesetzt, bis unterdessen die massiven Säulen ankämen.

    Die 'Hirtengedichte' vollendete er in drei, das 'Gedicht vom Landbau' in sieben und die 'Aeneis' in elf Jahren. Die Hirtengedichte veröffentlichte er mit einem solchen Erfolge, daß sie sogar auf der Bühne häufig von Sängern vorgetragen wurden. Das 'Gedicht vom Landbau' las er dem Augustus vor, als dieser nach dem Sieg bei Actium zurückgekehrt war und sich zur Genesung von einem
    Halsleiden in Atella aufhielt; Vergil las an vier Tagen hintereinander sein Werk vor, wobei Maecenas ihn ablöste, sooft er selbst infolge der Überanstrengung seiner Stimme unterbrechen mußte. Er trug mit Wohlklang, mit wundersam verlockendem Reize vor; so überliefert denn auch Seneca, der Dichter Iulius Montanus habe oft gesagt, er würde dem Vergil manches entwenden, wenn er ihm zugleich auch den Klang der Stimme, den Gesichtsausdruck und das Gebärdenspiel wegnehmen könnte. Denn dieselben Verse klängen gut, wenn Vergil selbst sie vortrage, ohne ihn seien sie jedoch leer und stumm.

    Der Ruf der kaum begonnenen 'Aeneis' war gleich so groß, daß Sextus Propertius sie ohne Bedenken also rühmte:

    "Weicht, ihr römischen Dichter, zurück, weicht, Dichter der Griechen!
    Irgendwie Größeres wächst hier als die Ilias selbst"

    und daß sogar Augustus - denn er war eben im Kantabrerfeldzug abwesend - in dringend bittenden und selbst scherzhaft drohenden Briefen ausdrücklich verlangte, man solle "ihm von der Aeneis" -so lauten seine eigenen Worte - "entweder das erste 'projet' des Gedichtes oder irgendeine 'partie' schicken." Dennoch las ihm Vergil viel später und erst nach Vollendung des vorliegenden Stoffes drei Bücher im ganzen vor, das zweite, das vierte und das sechste, dies letztere aber mit bemerkenswerter Einwirkung auf Octavia. Sie soll nämlich, als sie an der Vorlesung teilnahm, bei jenen bekannten Versen über ihren Sohn: "Du wirst Marcellus sein" ohnmächtig geworden und nur mit Mühe wieder zur Lebenswärme erweckt worden sein. Vergil las auch noch mehr Hörern vor, aber nicht häufig und durchweg nur das, woröber er im Zweifel war, damit er durch solche Proben um so gründlicher das Urteil des Publikums feststellen könne. Eros, sein Bibliothekar und Freigelassener, erzählte - so wird überliefert - als alter Mann noch oft, Vergil habe einmal beim Vorlesen zwei Halbverse aus dem Stegreif vollendet; denn als er so weit vorgelesen habe: "Aeolus' Sohn Misenus", habe er hinzugefügt: "kein andrer war ihm überlegen". Ebenso habe der Dichter dem folgenden Halbverse "Männer mit Erze zu rufen", von ähnlicher Schaffenslust getrieben, sofort hinzugefügt: "und Kampf mit dem Klang zu entfachen", und er habe ihm sofort befohlen, beide Halbverse in die Buchrolle mit einzutragen.

    Als er im 52. Lebensjahr dabei war, die letzte Hand an die Aeneis zu legen, beschloß er, sich nach Griechenland und Kleinasien zu begeben und drei Jahre ununterbrochen nur die Fehler zu beseitigen, um für den Rest seines Lebens nur noch der Philosophie frei sich widmen zu können. Als er aber nach Antritt der Reise in Athen auf den vom Orient nach Rom zurückreisenden Augustus traf und beschloß, sich nicht aus seinem Gefolge zu entfernen und sogar zusammen mit ihm zurückzureisen, holte er sich, während er bei glühender Sonnenhitze die benachbarte Kleinstadt Megara besichtigte, einen Schwächeanfall und verschlimmerte ihn durch die ununterbrochene Seereise so sehr, daß er bedeutend schwerer erkrankt in Brundisium an Land kam, wo er innerhalb weniger Tage verstarb. Das war am 21. September unter dem Konsulat des Cn. Sentius und des Q. Lucretius. Seine Gebeine wurden nach Neapel übergeführt und beigesetzt in einem Grabhügel, der an der Straße nach Puteoli innerhalb des zweiten Meilensteines liegt; auf dem Grabhügel ließ er folgendes Distichon anbringen:

    "Mantua gab mir das Leben, Kalabrien nahm es, Neapel
    birgt mich; Weiden besang, Felder und Führer mein Lied."

    Als Erben setzte er ein: über die Hälfte seines Besitzes seinen Halbbruder Valerius Proculus, den Sohn seines Stiefvaters, über den vierten Teil Augustus, über den zwölften Teil Maecenas, über den Rest Varius und Plotius Tucca; diese beiden Freunde Verglls gaben nach seinem Tode auf Befehl des Kaisers die 'Aeneis' in emendierter Fassung heraus; darüber gibt es folgende Verse des Sulpicius [Apollinaris] aus Karthago:

    "Die den Phrygierhelden verherrlichten, diese Gesänge
    hatte Vergil zum Fraß reißenden Flammen vermacht.
    Varius wehrt ihm und Tucca zugleich; du, mächtiger Caesar,
    bist auf Latiums Rang in der Geschichte bedacht.
    Fast sank Pergamon heillos im zweiten Brande, in andren
    Scheiterhaufens Glut wäre fast Troja verbrannt."

    Vor seiner Abreise von Italien hatte Vergil mit Varius abgemacht, er möge, falls ihm, [scil dem Vergil], etwas zugestoßen sei, die 'Aeneis' verbrennen. Varius aber hatte sich heftig geweigert, das zu tun. Daher verlangte Vergil, als es ihm schon sehr schlecht ging, beständig nach den Buchbehältnissen, um sie selbst zu verbrennen; da aber niemand sie ihm brachte, traf er zwar keine ausdrückliche Bestimmung über die 'Aeneis', im übrigen jedoch vermachte er demselben Varius und zugleich dem Tucca seine Schriften nur unter der Bedingung, nichts herauszugeben, was nicht von ihm herausgegeben worden sei. Varius aber gab auf Veranlassung des Augustus die Schriften Vergils heraus, aber nur oberflächlich emendiert; denn er ließ sogar etwa vorkommende unvollständige Verse stehen; diese [Halbverse] versuchten dann viele zu ergänzen, hatten aber durchaus keinen Erfolg wegen der Schwierigkeit, die darin liegt, daß bei Vergil fast alle Halbverse einen vollständig in sich abgeschlossenen Sinngehalt haben, abgesehen von jenem einen Verse:

    "den dir schon Troja ..." .

    Der Grammatiker Nisus sagte, er habe von älteren Leuten gehört, Varius habe die Reihenfolge zweier Bücher geändert, und zwar das jetzt an zweiter Stelle stehende Buch an die dritte umgestellt; er habe auch den Anfang des ersten Buches verbessert durch Tilgung folgender Verse:

    "Ich, jener Dichter, der einst seine Lieder auf zierlichem Halme
    spielte und dann, den Wäldern entschritten, Nachbargefilde
    zwang, dem Bauern, und sei er noch so gierig, zu frönen,
    Dichtung, dem Landmann lieb, jetzt aber des Mavors
    grause Waffen besinge ich und den Mann."

    An hämisch-herabsetzenden Kritikern hat es Vergil nie gefehlt, kein Wunder! Ging es doch auch Homer nicht anders. Nach Veröffentlichung der 'Bukolika' schrieb irgendein Numitorius 'Antibukolika', nur zwei Eklogen, aber höchst witzlos parodierend; der Anfang der ersten Eklogenparodie lautet also:

    "Tityrus, wärmt dich die Toga, wozu noch die 'Decke die Buche'?"

    Die zweite beginnt:

    " 'Wem sein Vieh', Damuet, ist das wohl richtig Lateinisch? -
    Nein, so spricht unser Geißmann, so sprechen sie hier auf dem Lande."

    Ein anderer fügte, als Vergil aus dem Gedicht über den Landbau vorlas

    "Pflüge nackt, sähe nackt!",

    hinzu:

    "Wirst bald schon Schüttelfrost kriegen."

    Es gibt auch gegen die Aeneis ein Buch des Carvilius Pictor mit dem Titel "Aeneisgeißel". M. Vipsanius pflegte ihn [scil. den Vergil], als einen von Maecenas vorgeschobenen Erfinder einer neuen Art von schlechter Stilmanier zu bezeichnen, nicht einer geschwollenen noch dürftigen, sondern aus Wörtern der Alltagssprache hervorgehenden und daher versteckt bleibenden. Herennius sammelte nur Vergils Fehler, Perellius Faustus seine Plagiate. Aber auch des Q. Octavius Avitus acht Bände ,"Übereinstimmungen" enthalten die Verse, die Vergil übernommen hat, und geben an, woher sie stammen. Asconins Pedianus macht ihm in dem Buche, das er gegen die hämischen Kritiker Vergils geschrieben hat, nur sehr wenige Vorwürfe, und zwar durchweg mit Rücksicht auf die Behandlung der Geschichte und deshalb, weil er sehr viel von Homer übernommen habe; aber er sagt, Vergil habe gerade diesen Vorwurf so abzuwehren gepflegt: warum denn jene Kritiker nicht dieselben Plagiate versuchten? Aber sie würden bald einsehen, daß es leichter sei, dem Herkules die Keule als dem Homer einen Vers zu entreißen. Trotz allem habe er beschlossen, die Auslandsreise zu machen, um alles zur Befriedigung der Böswilligen zum Abschluß zu bringen.

    Da wir über den Autor im allgemeinen gesprochen haben, müssen wir nun über das Gedicht selbst sprechen; das pflegt man in zweifacher Weise zu behandeln, d. h. die Teile 'vor' dem Werk und die 'in' dem Werk selbst. 'Vor' dem Werk liegen 'Titel', 'Grund' und 'Absicht'. 'Titel' heißt das, was auf die Frage antwortet, worum es geht; ,'Grund' heißt das, was die Frege beantwortet, aus welchen Umständen das Gedicht entstanden sei und warum der Dichter gerade dieses Gedicht zu schreiben sich vorgenommen habe; 'Absicht' heißt das, erkennen läßt, was der Dichter zu erreichen sucht. Im Werke selbst werden üblicherweise drei Dinge betrachtet: 'Zahl', 'Reihenfolge', 'Erklärung'.

    Obwohl nun viele Pseudepigrapha, d.h. Werke mit falscher Aufschrift unter fremden Namen, veröffentlicht worden sind, wie z. B. der 'Thyestes' als Tragödie unseres Dichters, während sie doch Varius unter seinem eigenen Namen herausgegeben hat, und anderes dergleichen, so kann doch auf keinen Fall bezweifelt werden, daß die 'Bukolika' ganz klar Vergils Eigentum sind, zumal da der Dichter selbst, als ob er Zweifel daran fürchte, den Anfang dieses Werkes auch noch in einem anderen Gedicht als sein Eigen tum bezeugt hat mit den Worten:

    "Hirtengedichte ersann ich im Spiel; mit dem Mute der Jugend,
    Tityrus, sang ich von dir unterm Dach breitästiger Buche."

    Daß die Gedichte aber 'Bukolika' heißen und mit Recht so heißen, sollte man eigentlich schon allein durch den Hinweis hinlänglich bewiesen haben, daß sie unter demselben Namen bei Theokrit geführt werden; aber es kann auch der Grund dafür aufgezeigt werden. Es gibt drei Arten von Hirten, die in den Bukolika Rang und Würde haben; von ihnen sind die geringsten diejenigen, die von den Griechen 'aipoloi', von uns 'caprarii' [jeweils: 'Ziegentreiber'] genannt werden; ein wenig höher geehrt sind diejenigen, die 'melonomoi poimenes' bzw. 'opiliones' ('schafweidende Hirten') genannt werden. Die geehrtesten und bedeutendsten sind diejenigen, die 'boukoloi', bei uns 'bubulci' [Rinderhirten] heißen. Woher also konnte man einem Hirtengedichte geziemender den Namen verleihen als von dem Range, der gerade bei den Hirten als der am meisten hervorragende sich findet?

    Den 'Grund' pflegt in doppelter Weise genauer zu untersuchen: vom Ursprung des Gedichtes und vom Willen des Schreibenden her.

    Den Ursprung des bukolischen Gedichtes führen die einen auf diesen, die anderen auf jenen Grund zurück. Einige Leute behaupten nämlich, von lakedämonischen Hirten sei der Diana zum ersten Male dieses Gedicht geweiht worden, weil es eben dieser Göttin während des Krieges, den die Perser in jener Zeit über ganz Griechenland brachten, von den jungen Mädchen - so entsprach es dem Kult - nicht hätte dargebracht werden können. Andere sagen, diese Art des Liedes sei von dem in der Gegend von Sizilien umherschweifenden Orestes der Diana geweiht worden, und zwar geweiht durch ihn selbst und die Hirten, zu der Zeit, als er mit der Schwester vom taurischen Skythenlande geflüchtet war, nachdem er das Bild der Gottheit heimlich entführt und in einem Bündel von Hölzern verborgen hatte; daher ist denn auch, wie man überliefert, Diana als 'Fascelina' [i. e. 'die im Rutenbündel'] bezeichnet worden; vor ihrem Altar war Orestes ja auch von der Priesterin derselben Gottheit, nämlich von Iphigenie, seiner eigenen Schwester, von dem zuvor begangenen Muttermorde entsühnt worden. Andere behaupten, das Lied seidem Apollon Nomios d h. dem Hirtengott geweiht worden zu jener Zeit, als er für Adinet die Schafe geweidet hatte; wieder andere sagen, es gehöre Liber, dem Anführer der Nymphen, Satyrn und derartiger Gottheiten, denen ein ländliches Lied gefällt; andere meinen, es komme Merkur zu, dem Vater des Daphnis, der bei Theokrit und auch hier bei unserem Dichter der erste aller Hirten ist; schließlich glauben noch andere, es sei geschrieben zu Ehren des Pan, der ja im eigentlichen Sinne Hirtengott ist, ebenso zu Ehren des Silenus, des Silvanus und der Faune. Mag alles dies auch gesagt werden, am wahrscheinlichsten wird doch die Annahme bleiben, das bukolische Lied habe seinen Ursprung in jenen altehrwürdigen Zeiten, in denen man noch ein Hirtenleben führte, und eben deshalb erkenne man gleichsam einen Abglanz des goldenen Zeitalters in der einfachen Art derartiger Personen, und mit Recht habe Vergil, der ja zu anderen Gedichten fortschreiten sollte, nicht anderswo begonnen als bei dem Leben, das als erstes auf Erden gewesen ist. Denn später erst seien die Fluren bebaut und zuletzt für die bebauten und fruchtbaren Länder Kriege unternommen worden. Dieses aber wollte Vergil, wie es scheint, unmittelbar durch die Reihenfolge seiner Werke zeigen, indem er zuerst die Hirten, dann die Bauern besingt und zum Schluß die Krieger.

    Es bleibt noch übrig, daß wir betrachten müssen, welcher Grund dem Dichter den Willen eingegeben hat, gerade die Bukolika zu verfassen; entweder nämlich ließ er sich durch die Lieblichkeit des Theokrit-Gedichtes zu seiner Nachahmung verlocken, oder er folgte, wie oben gesagt, der hinsichtlich des menschlichen Lebens bestehenden Ordnung der Zeitalter, oder folgendes war der Grund: da es drei Arten der Redeweise gibt, welche die Griechen 'charakteres' [i. e. 'Charaktere'] nennen, den 'ischnos', der 'schlicht', den 'mesos', der 'gemäßigt', und den 'hadros', der 'stark' bedeutet, dürfte es glaubhaft sein, Vergil habe, um in jeder Art sich kräftig hervorzutun, die 'Bukolika' auf die erste, die 'Georgika' auf die zweite, die 'Aeneis' auf die dritte Weise verfassen wollen. Oder er schrieb die 'Bukolika' vielmehr nur deshalb, um in einem derartigen Gedichte, das etwas freier und auch abwechslungsreicher als die übrigen ist, Gelegenheit zu haben, die Nachsicht des Caesar zu gewinnen und seinen Grundbesitz zurückzubekommen, den er aus folgendem Grunde verloren hatte: Als die Veteranen, nachdem C. Caesar am 15. März in der Curie ermordet worden war, den Augustus Caesar, der fast noch ein Knabe war, für sich zum Führer eingesetzt hatten, ohne daß der Senat es abgelehnt hätte, da unterstützten in dem nun entstandenen Bürgerkriege die Bürger Cremonas im Bunde mit den übrigen derselben Richtung angehörenden Leuten die Gegner des Augustus Caesar. So kam es, daß damals, als der siegreiche Augustus die Veteranen im Gebiete der Bürger Cremonas hatte ansiedeln lassen, auch noch, da der Grundbesitz Cremonas nicht ausreichte, die Mantuaner, zu denen auch der Dichter Vergil gehörte, den größten Teil ihres Gebietes verloren, nur deshalb, weil sie Cremona benachbart gewesen waren. Als aber Vergil, im Vertrauen auf das Verdienst seiner Gedichte und die Freundschaft einiger Mächtigen, es gewagt hatte, dem Centurio Arrius entgegenzutreten, griff jener, recht nach Soldatenart, sofort zum Schwerte. Und als der Dichter schleunigst geflüchtet war, gab es nicht eher ein Ende der Verfolgung, als bis Vergil sich in den Fluß gestürzt hatte und so zum anderen Ufer hinweggeschwommen war. Später aber wurde er sowohl durch Maecenas als auch durch die mit der Ackerverteilung beauftragten Triumvirn, Varus, Pollio und Cornelius Gallus, wegen des Ruhmes seiner Gedichte dem Augustus empfohlen, erhielt seinen Grundbesitz wieder und genoß von nun immer die vertraute Neigung des Kaisers.

    Die 'Absicht' des Buches, welche die Griechen 'skopos' nennen, war [für Vergil] die Nachahmung des Dichters Theokrit, der ein Sizilier und zwar Syrakusaner war. Es war abenfalls seine Absicht, ein Loblied auf den Caesar und die übrigen hochgestellten Männer zu verfassen, durch deren Vermittlung Vergil an seinen Wohnsitz und in seinen Grundbesitz zurückkehrte. So erreichte denn auch Wirkung und Endzweck des Gedichtes sowohl 'Ergötzung' als auch 'Nutzen', gemäß den [literarischen] Regeln. Man pflegt zu fragen, warum Vergil nicht mehr als zehn Eklogen verfaßt habe. Daserscheint aber demjenigen keineswegs verwunderlich, der sich überegt hat, daß die Mannigfaltigkeit der Hirtenszenen über diese Zahl nicht hätte hinausgebracht werden können, zumal da der Dichter selbst, umsichtiger als Theokrit, wie die Sache selbst zeigt, zu fürchten scheint, jene 'Pollio' betitelte Ekloge könne als zu wenig ländlich gelten, weil er gerade dieses verbürgt hat mit den Worten:

    "Musen Siziliens, laßt uns ein wenig Erhabneres singen",

    und so ähnlich macht er es in zwei anderen Fällen. Vorweg sagen wir: man sollte daran festhalten, daß Vergil in den 'Bukolika' ein wenig, aber nicht durchweg allegorisch rede. Die Absicht eines Lobes auf Caesar und der Schilderung des Verlustes der Ländereien macht das Gedicht nicht zu einem 'allegorischen'; denn auch Theokrit [scil. der sich um seine Gönner bemühen mußte] war doch 'einfach' geschrieben; und ihm versucht ja unser Dichter hier nachzuahmen.

    Es folgt das, was im Gedicht selbst behandelt zu werden pflegt, d. h. 'Zahl, Reihenfolge, Erklärung'.

    Die 'Zahl' der Eklogen ist handgreiflich; denn es sind zehn, von denen als eigentlich bukolisch sieben gelten, weil 'Pollio', 'Silenus' und 'Gallus' von ihnen ausgenommen werden sollten. Die erste nun enthält eine Klage über den Zustand des Staates, einen persönlich geriehteten Glückwunsch zur Wiedererlangung des Grundbesitzes und heißt 'Tiryrus'; die zweite stellt die Liebe zu einem Knaben dar und beißt 'Alexis', die dritte einen Hirtenwettgesang und heißt 'Palaemon'. Die vierte ist ein Gedicht zur Feier einer Geburt und beißt 'Pollio', die fünfte ein Grablied und heißt 'Daphnis'. Die sechste behandelt Verwandlungen und heißt 'Varus' oder 'Silenus'. Die siebente enthält eine freundliche Unterhaltung der Hirten und heißt 'Corydon'. Die achte behandelt Liebesleidensehalt zwischen verschiedenem Geschlecht und heißt 'Damon' oder 'Die Zauberin'. Die neunte enthält die persönliche Klage des Dichters über den Verlust seines Landes und heißt 'Moeris'. Die zehnte besingt die Sehnsucht des Gallus nach Volumnia Cytheris und beißt 'Gallus'.

    Was die 'Reihenfolge' angeht, so müssen wir eines wissen, daß nämlich der Dichter nur in der ersten und der letzten Ekloge die Reihenfolge hat beibehalten wollen, da er ja in der einen den Beginn festgesetzt hat, wie er in den 'Georgika' sagt:

    "Tityrus, dich pries ich unterm Dach breitästiger Buche",

    in der anderen das Ende deutlich gezeigt hat; denn er sagt doch:

    "Diesen letzten Gesang, Arethusa, laß mich vollenden!"

    Daß aber unter den Eklogen selbst keine natürliche, festgefügte Reihenfolge besteht, ist ganz sicher. Aber einige Erklärer behaupten, der Anfang des bukolischen Werkes sei nicht 'Tityrus', sondern:

    "Unsere Muse zuerst hielt wert syrakusischen Verses tändelndes Spiel".

    Bleibt noch die 'Erklärung': wir werden sie gleich Punkt für Punkt darlegen; doch zuvor noch ein Wort zur Metrik. Man muß vor allem festhalten: die bukolische Dichtung ist so grundverschieden von der heroischen Stilgattung, daß selbst die Verse eines solchen Gedichts bestimmte, ihnen eigene Zäsuren haben und sich nach eigenen Gesetzen abtrennen lassen. Denn da der Versbau an drei Kriterien nachprüfbar ist, an der Zahl der Zäsur, an dem Tonfall [i. e. 'Skandieren'] des Verses und an der Gestaltung der Metren, wird ein Vers nur dann bukolisch sein, wenn in ihm

    der erste Fuß mit dem Redeteil schließt
    der dritte Trochaeus auf die Zäsur stößt,
    der vierte Versfuß, mehr daktylisch als spondeisch, mit dem Redeteil endet,
    der fünfte und sechste aber mit ganzen in sich geschlossenen Wortgruppen einsetzt.

    Diese von Theokrit so oft beachteten Regeln hat freilich Vergil nicht eingehalten. Er gab sich geschlagen von der Sprödigkeit des Materials, nur an den Anfang setzte er einen bukolischen Vers, ob mit Fleiß oder zufällig, sei dahingestellt. Denn der Daktylus 'Tityre' schließt schon an sich mit dem Redeteil. "Tityre, tu patulae recubans" läßt den dritten Trochaeus an der Vorsilbe "re" aufhören, mit der Einschränkung, daß man sie vom Kompositum lösen müßte. "Tityre tu patulae recubans sub tegmine fagi" weist als vierten Fuß einen Spondeus statt eines Daktylus auf, gleichlaufend mit den Redeteil; "tegmine fagi" bildet einen ganzen in sich geschlossenen Abschnitt nach jener Regel, deren sorgsame Beachtung man in so vielen Versen Theokrits bewundern kann.



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