Vom "Türken-Luther" zum Anti-Erdogan

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    Re: Vom "Türken-Luther" zum Anti-Erdogan

    Anonymous - 21.02.2005, 08:24

    Vom "Türken-Luther" zum Anti-Erdogan
    Vom "Türken-Luther" zum Anti-Erdogan: Türkischer Star-Theologe gründet Partei
    Bislang wollte Yasar Nuri Öztürk den Islam erneuern. Nun will er die regierenden Islamisten entmachten

    Kürzlich sass Yasar Nuri Öztürk in einem türkischen Fernsehstudio und hielt eine landesweit übertragene Sprechstunde für Gläubige. Eine junge Frau aus dem Publikum erkundigte sich, ob sie als Muslima einem Mann die Hand geben dürfe. Öztürks Gesicht verfärbte sich dunkelrot, er schnaufte und blaffte: "Seit Jahrzehnten lehre ich, die Religion rational zu verstehen. Und da stellen Sie mir so eine dumme Frage? Natürlich dürfen Sie." Ein Handschlag verführe doch nicht zur Unzucht. Die Frau fragte nach, ob das unter Gelehrten mehrheitsfähig sei. Ja, entgegnete Öztürk. Die Aussöhnung von Ratio und Religion erobere immer die Mehrheit.

    Darauf vertraut der 60jährige Öztürk stets. Ob als Fernsehseelsorger, bekanntester türkischer Theologe der Gegenwart - oder aktuell als Kontrahent von Ministerpräsident Tayyip Erdogan.

    Am Donnerstag gründete Öztürk in Ankara eine Partei, mit der er bei der Parlamentswahl 2007 die islamistische Regierung stürzen will: die "Partei des Volksaufstiegs" ("halkin yükselisi partisi"). Deren Motto: "die Aussöhnung von Ratio und Religion".

    Einerseits bejaht sie den religiös neutralen Staat, andererseits soll diese Neutralität gegenüber der Religion wohlwollender werden. Warum zum Beispiel sollten Studentinnen kein Kopftuch und Soldaten keinen Bart tragen?

    Der Parteigründer will sich damit gleichermaßen von der areligiösen Oppositionspartei CHP wie von der islamistischen Regierungspartei AKP abgrenzen. Dieser Ausgleich von Religion und Republik, glaubt Öztürk, schließe eine politische Marktlücke: Die sozialdemokratische CHP sei erstarrt in Distanz zum Islam, die AKP dagegen heuchele Loyalität der säkularen Demokratie gegenüber, ihre Funktionäre seien aber meist radikale Islamisten.

    Seit 20 Jahren bieten führende Politiker dem vormals ranghöchsten Theologen der Türkei politische Ämter an, doch nie ließ er sich darauf ein. Als Star-Gelehrter, Autor von 32 Büchern mit Millionenauflagen, als Zeitungskolumnist und Fernsehprominenter wähnte er sich an der richtigen Stelle. Die Menschen, dachte er, brauchen ein rationales Religionsverständnis, eine halbwegs rationale Republik haben sie ja schon. Selbst als 1996 der bekennende Fundamentalist Necmettin Erbakan Ministerpräsident wurde, fühlte sich Öztürk nicht zum Politiker berufen. Er vertraute - zu Recht - auf die Widerstandskraft des türkischen Militärs. Das änderte sich schlagartig, als der moderate Islamist Tayyip Erdogan 2001 in den Wahlkampf zog. Dieser Mann, erkannte Öztürk, war gefährlich, weil da ein Islamist "eine attraktive Botschaft verkündete: die religionsfreundliche, aber säkulare Demokratie" - worin Öztürk gewaltigen Etikettenschwindel erblickte. Prompt schloß er sich vor der Wahl 2002 den Sozialdemokraten an. Aber die CHP kam gerade mal über die Zehnprozenthürde, während die AKP eine Zweidrittelmehrheit gewann.

    Bald zerstritt er sich mit den CHP-Granden. Er bemängelte, der Partei fehle das positive Verhältnis zum Islam. Und das sei ein parteipolitisches Todesurteil in der gegenwärtigen Türkei, weil es immer mehr fromme Türken gebe, die - noch - zum Lager der säkularen Demokraten zählten. Genau diese Menschen locke nun die streng islamische AKP, Öztürks eigentlicher Gegner, den er mit Feuereifer angreift: "Erdogan trägt ein Doppelgesicht", ist Öztürk überzeugt. "Er versucht unverändert, die Ziele des politischen Islams durchzusetzen." Die meisten AKP-Funktionäre stammten aus der Schule Erbakans, dem Paten des Fundamentalismus, und hätten sich nie davon distanziert. Deshalb sollten die Europäer Erdogan mißtrauen. Denn der erlaube sich genauso viel politischen Islam, wie die Europäer zuließen.



    Re: Vom "Türken-Luther" zum Anti-Erdogan

    Anonymous - 21.02.2005, 08:30


    Allerdings hofft Öztürk, daß der große Konkurrent Erdogan bald im politischen Spagat zerrissen wird. Denn die Wünsche der islamistischen Parteifunktionäre seien unvereinbar mit den Anforderungen für einen EU-Beitritt. Erfülle Erdogan die Erwartungen der AKP-Funktionäre, verspiele er die Chance auf EU-Mitgliedschaft, erfülle er dagegen die Erwartungen der Europäer, werde die wütende Partei bald rebellieren.

    Angesichts solcher Zwickmühlen frohlockt Öztürk, schließlich versteht er die AKP als Bedrohung seines theologischen Lebenswerkes - und das läßt sich kaum anders denn als Reformation bezeichnen. Schon mancher hat ihn deshalb den "Türken-Luther" genannt. Tatsächlich lehrt er echt lutherisch die "Rückkehr zum Koran", also die Schrift als einzigen Maßstab. Und permanent reizt er das gesamte traditionell islamische Establishment. So erklärte er alle islamischen Rechtsschulen zu unnötigem Ballast oder die letzten 800 Jahre Theologie für weitgehend vernunftfrei. Zudem wettert er gegen die Strenggläubigen, die sich gottgefällig wähnen, weil sie Schweinefleisch und Alkohol meiden, während sie ungerührt ihre Frauen versklaven.

    Solche Provokation hat ihren Preis: Über Jahre wagte sich Öztürk nur mit Bodyguards und Waffe unterm Jackett auf die Straße. Aber so viele Todesdrohungen er auch bekommt, die Zahl seiner Verehrer ist größer. Wo der kleine muskulöse Mann mit der rauhen Stimme erscheint, umringen ihn sogleich Menschentrauben. Auf der Straße, ob in Istanbul oder Ankara, fallen ihm Großväter um den Hals, jubeln "Hodscha Hodscha", küssen seine Hand oder streicheln ihn, weil er sie zu Gott geführt habe. Und bei der kemalistischen Elite gilt er ohnehin als einer der ihren. Entscheidend für die Wahl in zwei Jahren dürfte aber die Resonanz beim einfachen Volk sein.

    Und da zweifelt der Türkei-Experte Udo Steinbach vom Deutschen Orient-Institut, daß "sich Öztürks starke Fernsehprominenz in Wählerstimmen umrechnen läßt". Außerdem wolle Öztürk Erdogan sein Kernthema wegnehmen: die Harmonisierung von Religion und Politik. "Sollte das mißlingen", wovon Steinbach überzeugt ist, "wird das Scheitern des liberalen Moslems zu einem gewaltigen Stärkebeweis des konservativen Islam."

    Quelle:
    http://www.wams.de/data/2005/02/20/517126.html?s=1
    Autor:
    Till-R. Stoldt


    Yasar Nuri Öztürk ist, soweit ich das weiss, auch der Meinung nur 3 Gebete wären farz....
    :?



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