Der Einfluss der Medien auf die öffentliche Meinung - Teil I

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    Re: Der Einfluss der Medien auf die öffentliche Meinung - Teil I

    degisim - 01.02.2005, 20:48

    Der Einfluss der Medien auf die öffentliche Meinung - Teil I
    Der Einfluss der Medien auf die öffentliche Meinung - Teil I

    Mit der Erfindung der Telegraphie wurde die Welt zu einem Dorf. Entfernungen spielten keine Rolle mehr. Aus weit entlegenen Orten der Welt konnten mit einem Mal Informationen mit rasanter Geschwindigkeit über Tausende von Kilometern übertragen werden. Inzwischen ist der Telegraph technisch so überholt, dass wir nur noch einen Mausklick von jeder Information entfernt sind. Aber sind wir deshalb informierter? Sind wir überhaupt informiert? Kritische Stimmen sprechen trotz aller heute zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten vom Desinformationszeitalter. Die Medien als Hauptinformationsquelle der Massen - das Fernsehen allen voran - haben zur gestörten Wirklichkeitswahrnehmung beigetragen, sie sogar geschaffen. Vor allem in der Darstellung des Islam haben westliche Medien auf ganzer Linie versagt, denn Muslime erkennen sich und ihren Glauben in dieser Darstellung nicht wieder. Tatsächlich werden wir heute mit zwei Wirklichkeiten konfrontiert, und das nicht nur, was den Islam anbelangt. Es existiert die Wirklichkeit der Fakten auf der einen Seite und die Medienwirklichkeit auf der anderen, wobei die zweite Wirklichkeitsebene in erschreckender Weise dominiert.

    Es sind die Journalisten, die für die inhaltliche Gestaltung der Informationen zuständig sind, und die Medien, über die wir diese Informationen aufnehmen. Wie es um den Wahrheitsgehalt dieser Informationen bestellt ist, wissen wir zunächst nicht. Unsere erste Annahme müsste lauten, dass die uns dargebotenen Informationen die Realität wiedergeben. Grundsätzlich müssten wir davon ausgehen, dass der Journalist mit der ehrlichen Absicht an seine Arbeit herangeht, uns ein wahres Geschehen, das sich irgendwo auf der Welt zugetragen hat, oder einen Sachverhalt mitzuteilen. Im "Pressekodex" des Deutschen Presserats, der als Kontrollorgan der deutschen Presse fungiert, heißt es: "Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse." Des Weiteren legt der "Pressekodex" den Journalisten ausdrücklich nahe: "Zur Veröffentlichung bestimmte Nachrichten und Informationen in Wort und Bild sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen." Versuchte uns nicht auch Helmut Markwort, Chefredakteur des Focus, in der Werbung für das Nachrichtenmagazin den Wahrheitsanspruch journalistischer Tätigkeit mit den Worten "Ich will Fakten, Fakten, Fakten!" überzeugend zu vermitteln? Was wir also erwarten müssen, ist Wahrheit, was wir allerdings erhalten, ist ein Informationsbündel, aus welchem die Wahrheit erst herausselektiert werden muss.
    Den Bilderbuchjournalismus, der stets auf der guten Seite steht und das Böse bekämpft, indem er es überall auf der Welt aufspürt und öffentlich macht, gibt es nicht, und es hat ihn in dieser Form auch nie gegeben. Dass es Journalisten gibt, denen tatsächlich an einer wahrheitsgetreuen Informationsvermittlung liegt, ist natürlich nicht ausgeschlossen. Auch solche Journalisten gibt es, die ihrer Tätigkeit gewissenhaft und verantwortlich nachgehen. Jeder Journalist weiß im Grunde selbst am besten, welcher Sorte er angehört. Der gewissenhafte Journalist bestimmt jedoch nicht die Medienlandschaft, sondern bleibt fast die Ausnahme von der Regel.

    Die journalistische Wahrheitspflicht kann auf unterschiedliche Weise unterlaufen werden. Zum einen kann ein Journalist eine Geschichte mutwillig erfinden, oder aber er kann selbst auf eine Lüge hereingefallen sein, weil er es vernachlässigt hat, die Geschichte durch Gegenrecherchen, die ebenfalls zu seinen Aufgaben gehören, auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Beides kommt regelmäßig vor. Das Resultat ist dann eine Ente. Eine andere Form, die Wahrheit zu entstellen und eine neue Wirklichkeit zu schaffen, die mit der eigentlichen nichts mehr zu tun hat, ist die, Fakten zu unterschlagen und nur einen Teil der Realität zu fokussieren, während man einen anderen bedeutenden Teil vollkommen ausblendet und damit der Wahrnehmung vollständig entzieht. Ähnlich verhält es sich mit der Art der Berichterstattung und Darbietung von Informationen, um Mechanismen des Unterbewusstseins in Gang zu setzten. Die Folge eines solchen Journalismus ist die Manipulation der Menschen und ihrer Meinung.

    Medienenten sind eine alte Spezies und bis heute nicht ausgestorben. Schon Persönlichkeiten wie Edgar Allan Poe, mit seiner Geschichte über die erste Atlantik-Überquerung, oder Mark Twain, als er über einen versteinerten Mann berichtete, haben für die Zeitungen, für die sie eigentlich journalistisch tätig waren, gelegentlich Artikel mit der Dichterfeder geschrieben. Heute stehen Zeitungen wie die Bild exemplarisch für die Verbreitung von konstruierten Geschichten und Unwahrheiten. Auf der einen Seite sollte dies nicht weiter beunruhigen, denn es ist allgemein bekannt, dass die Bild-Zeitung nicht für seriösen Journalismus steht. Bedenklich erscheint allerdings die Tatsache, dass die Bild die auflagenstärkste Tageszeitung in Europa darstellt. Es gibt also einen nicht zu unterschätzenden Anteil in der Bevölkerung, der sich seine Informationen aus einer für ihre Lügen bekannten Tageszeitung holt. Sollte es tatsächlich einen Bedarf an Lügen geben, der mit einem niedrigen Wahrheitsanspruch innerhalb der Bevölkerung einhergeht? Denn auch dieser fragliche Journalismus hängt mit dem Prinzip von Angebot und Nachfrage zusammen. Würde niemand Boulevardzeitungen kaufen, würden sie zwangsläufig von der Medienlandschaft verschwinden.

    Fast harmlos erscheint es, wenn uns die Bild-Zeitung einen Bären aufbindet. Ganz und gar nicht harmlos ist es, wenn wir Seriosität voraussetzen, jedoch erlogene Sensationsgeschichten präsentiert bekommen - wenn Fälscher am Werk sind. Vor etwa 20 Jahren erschien eine solche Fälschung im Nachrichtenmagazin Stern mit der Überschrift "Hitlers Tagebücher entdeckt". Angesichts der Tatsache, dass Fälschungen in den Medien keine Seltenheit darstellen und bei ihrer Aufdeckung nicht immer Konsequenzen nach sich ziehen, wären die gefälschten Hitler-Tagebücher grundsätzlich auch nur eine von vielen Medienenten gewesen, wäre die Thematik dieser Fälschung nicht von solch sensibler Art. Hitlers Tagebücher gelten bislang als die größte Fälschung in der deutschen Pressegeschichte. Durch Zufall ist der damalige Stern-Reporter Gerd Heidemann auf einen Band der vermeintlichen Tagebücher gestoßen, die an Bord eines Kurierflugzeugs gewesen sein sollen, das im April 1945 abgestürzt sei. Der Kunst- und Handschriftenfälscher Konrad Kujau, aus dessen Feder die Tagebücher eigentlich stammten, erhielt für die Beschaffung mehr als zwei Millionen Mark. Insgesamt gab der Stern mehr als neun Millionen Mark aus, als er über sechzig Bände der Tagebücher kaufte. Oberflächliche Gutachten bestätigten den Tagebüchern vor ihrer Veröffentlichung Echtheit. Jedoch wurden sie gerade von dem Historiker bestätigt, dessen Publikationen Kujau als Grundlage seiner Fälschung gedient hatten. Kujau behauptete, er habe nicht gewusst, was Heidemann mit den Tagebüchern vorgehabt habe. 1993, zehn Jahre nach dem Skandal, äußerte er sich im Focus wie folgt: "Wenn der [Heidemann] mir damals gesagt hätte, was er wirklich vorhat, hätte ich die Tagebücher anders gefälscht. Dann würden sie heute als Sensation gelten, und der Stern hätte sein Geld gemacht." Wir können also dankbar sein, dass Kujau nicht wusste, dass die Tagebücher veröffentlicht werden sollten. Nur der Nachlässigkeit des Stern ist es zu verdanken, dass eine solche Lüge abgedruckt werden konnte. Unabhängig vom Inhalt der Bücher stellte sich bei genauer Prüfung des Papiers nämlich heraus, dass es einen Aufheller enthielt, der zu ihrer angeblichen Entstehungszeit noch nicht verwendet wurde.
    Die Lüge um die Hitler-Tagebücher flog auf und hatte zur Folge, dass die Chefredakteure Peter Koch und Felix Schmidt kurz darauf zurücktraten. Zu brisant war das Thema. Dies ist nicht immer der Fall, wenn sich journalistische Fabrikate als Lügen herausstellen. Die Verantwortlichen machen in der Regel weiter wie bisher.

    Das folgende Beispiel zeigt, dass selbst in politischen Magazinen wie der ZDF-Sendung Frontal das Münchhausen-Syndrom auftreten kann. Am 9. November 1999 zeigte Frontal einen Beitrag über Frankfurt an der Oder, der aufzeigte, dass die ehemalige DDR für die Menschen in der Oderstadt trotz Wiedervereinigung weiter existierte. Gezeigt wurde ein Chor, der die alte DDR-Hymne sang. Der Kommentar des Reporters hierzu lautete: "Heute noch stimmt hier der Chor der Volkssolidarität begeistert die DDR-Hymne an." Daneben zeigte man einen Ostdeutschen, der in die Kamera sagte, dass er sich die DDR zurückwünsche. Bilder von nicht sanierten Häusern sollten belegen, dass es sogar noch immer so aussah wie zu DDR-Zeiten. Damit stand für Frontal fest: Die Ostdeutschen wollen die DDR wieder aufleben lassen.
    Zu diesem Ergebnis ist das Frontal-Team jedoch nicht erst durch gründliche Recherchen gelangt. Es war das Ergebnis, das vor den Recherchen bereits feststand und zu dem die Recherchen führen mussten, auch wenn man etwas nachhelfen musste, indem man so lange herummanipulierte, bis die Geschichte stimmte und dem vorgefertigten Bild entsprach. Was die Frontal-Zuschauer nicht wussten, war, dass der Chor vom ZDF-Reporter bedrängt wurde, die Hymne zu singen, und die gezeigten Häuser die einzigen waren, die zwischen bereits sanierten Gebäuden standen. Der Beitrag hatte also nichts mit der Realität zu tun. Frontal wurde mit Kritik überhäuft, die Frontal-Moderator Ulrich Kienzle jedoch mit den Worten kommentierte: "Das ist normaler Magazin-Journalismus." Wenn Lügen zum ganz normalen Magazin-Journalismus gehören, dann wissen wir dank Kienzle, was wir von solchen Politmagazinen zu halten haben, ob sie nun Frontal, Frontal 21l Die Reportage, Weltspiegel, Monitor, Auslandsjournal, Stern-TV, Spiegel-TV oder sonst wie heißen.

    Unterschiede darin, ob es sich um öffentlich-rechtliche, um private Sender oder um gedruckte Medien handelt, gibt es kaum. Sie alle können sich von der Verbreitung von Unwahrheiten nicht freisprechen. Ein besonders aufsehenerregender Fall war der des Filmemachers Michael Born. Er legte sensationelle Filme vor, unter anderem über Katzenjäger oder ein gespenstisches Ku-Klux-Klan-Treffen in der Eifel. Sender wie der WDR, RTL oder auch VOX kauften seine Filme. Allein Stern-TV strahlte mehrere seiner Lügen aus und geriet so in die Kritik. Denn damit war offensichtlich, dass man seiner journalistischen Pflicht der Gegenrecherche nicht nachzukommen schien. Solche Praktiken sind durchaus nicht ungewöhnlich. Der TV-Autor Peter Radtke verfuhr in ähnlicher Weise. Neben anderen hatte er dem ZDF mehrere Fälschungen untergeschoben, so auch eine angeblich rechtswidrig durchgeführte Eisbärenjagd in Kanada, die in der Art, wie der Film sie zeigte, nie stattgefunden hat. Der Beitrag wurde am 19. Februar 1997 in der Reihe Achtung! Lebende Tiere gesendet. Von demselben Filmemacher wurde in Frontal ein Beitrag über eine tierquälerische Antilopen-Jagd in Südafrika gezeigt, der ebenfalls gefälscht war. Die Frontal-Redaktion erklärte später, sie sei von Radtke getäuscht worden. Ein ganz anderer Fall von journalistischem Betrug ist der von Tom Kummer. Jahrelang wurden Interviews von ihm im SZ-Magazin der Süddeutschen Zeitung abgedruckt, die er mit amerikanischen Stars wie Brad Pitt oder Sharon Stone geführt haben will. Diese haben allerdings niemals stattgefunden.

    Längst haben sich die Grenzen zwischen Realität und Fiktion in der Medienwelt aufgelöst. Die vorangegangenen Beispiele von journalistischen Lügen zeigen zum einen, dass sie nicht selten vorkommen, zum anderen, dass Medien manchmal nur aus einer seriösen Fassade bestehen, die, sobald man diese ankratzt, bröckelt, sei es, weil bewusst gefälscht wird oder weil Redakteure auf Fälschungen hereinfallen, da sie nicht sorgfältig genug arbeiten. Gerade weil wir sie für seriös halten, sind wir dazu geneigt, ihnen alles zu glauben, worüber sie berichten. Und darin liegt die Gefahr.

    Manchmal schafft es eine Medienente bis ganz nach oben und bringt ihrem Produzenten sogar den Pulitzerpreis ein, die höchste Auszeichnung für einen Journalisten, die von der Columbia University verliehen wird. 1981 erhielt Janet Cooke von der Washington Post für ihre Reportage über einen heroinabhängigen Achtjährigen den Pulitzerpreis, der ihr aberkannt wurde, als sich herausstellte, dass es den kleinen Jimmy gar nicht gab, von dem die Reportage berichtete. Zwei Fragen drängen sich an dieser Stelle auf: Wie konnte die Washington Post den Artikel drucken, ohne ihn auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft zu haben, und wie konnte das Preiskomitee Janet Cooke für den Pulitzerpreis vorschlagen, ohne ebenfalls kontrolliert zu haben, ob die Geschichte wahr ist? Die Antwort liegt auf der Hand: Kaum jemand macht sich die Mühe zu recherchieren, denn die Wahrheit strengt an.
    Bezeichnend ist, dass gerade der amerikanische Journalist Joseph Pulitzer der Stifter des Pulitzerpreises ist, der unter anderem für herausragende journalistische Arbeit verliehen wird. Pulitzers eigene Berichterstattung war mit äußerster Vorsicht zu genießen. So war sein journalistisches Vorgehen nicht ganz unschuldig am Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898. Es ging dabei um die Unabhängigkeitsbestrebungen Kubas von Spanien. In der New York World, die Pulitzer gehörte, erschienen Berichte über angebliche Gräueltaten des spanischen Militärs gegen Kubaner, die eine kriegsbereite Stimmung in den USA schufen. Die Öffentlichkeit forderte eine US-amerikanische Intervention. Schließlich entsandten die USA das Schlachtschiff "Maine" nach Habana. Als das Schiff im Hafen von Habana sank - wobei der Grund hierfür zunächst unbekannt blieb - machten Journalisten wie Pulitzer die Spanier dafür verantwortlich und manipulierten auf diese Weise die Öffentlichkeit, indem sie durch solche Berichte die Stimmung aufheizten. Im April 1898 erklärten die USA Spanien schließlich den Krieg. 1969 führte eine Untersuchung allerdings zu dem Ergebnis, dass die Explosion auf der "Maine" von einem defekten Dampfkessel herrührte. Wenn es der Preisstifter Pulitzer also nicht ganz so genau mit der Wahrheit nahm, warum sollten es dann überhaupt die Preisträger?

    Liefert die Wirklichkeit nicht genügend echtes Material, dass Journalisten auf Unwahrheiten angewiesen sind und darauf zurückgreifen müssen? Warum wird überhaupt im Journalismus gefälscht? Man muss bedenken, dass Zeitungs- und Zeitschriftenverlage oder aber Fernsehsender nicht primär darauf aus sind, uns zu informieren. Wenn dem so wäre, würden von morgens bis abends nur Nachrichtensendungen über den Bildschirm laufen. Verlage und Sender sind in erster Linie Wirtschaftsunternehmen, die dementsprechend wirtschaftlich arbeiten, d. h., Gewinne erzielen müssen. Zeitungen und Zeitschriften können von den Abonnements und vom Straßenverkauf nicht existieren. Inzwischen werden die meisten Artikel ohnehin kostenlos im Internet angeboten. Gewinnbringend ist nicht der redaktionelle Teil einer Zeitung oder Zeitschrift, sondern die Werbeanzeigen. Je mehr Werbeanzeigen eine Zeitschrift abdruckt, desto gewinnbringender ist sie. Wirtschaftsunternehmen bevorzugen es selbstverständlich, wenn ihre Werbeanzeigen in Zeitschriften erscheinen, die eine besonders hohe Auflage haben. Eine hohe Auflage erzielt eine Zeitschrift wie der Stern aber nur durch eine breite Leserschaft, und wie könnte man eine solche besser anziehen als durch sensationelle Berichte wie die über die Hitler-Tagebücher.
    In ähnlicher Weise funktioniert das Fernsehen. Hier geht es allerdings nicht um hohe Auflagen, sondern um Quoten. Deshalb ist es auch immer wichtig, die Quoten zu ermitteln. Irgendwelche unspektakulären Berichte sieht sich niemand im Fernsehen an. Filmemacher wie Michael Born sind darauf angewiesen, dass man ihnen ihre Filme abkauft, welche aber nur dann einen Abnehmer finden, wenn sie spektakuläres Material enthalten. Schließlich braucht das Fernsehen Einschaltquoten. Letztlich ist es also das Geld, das Menschen wie Michael Born oder Peter Radtke dazu verführt, Geschichten zu fälschen. Abgesehen davon, dass man für Sensationsgeschichten in jedem Fall Abnehmer findet, lassen sich Fälschungen schneller herstellen als durch aufwendige Recherche aufgedeckte Geschichten. Im Übrigen können Fälschungen auch nach ihrer Aufdeckung Auflagen und Quoten steigernd sein, weil dann die Enthüllung wieder eine Sensation darstellt.

    Nicht immer müssen wir durch eine komplette Lüge getäuscht werden. Allein die Art der Gestaltung eines Berichts reicht hierfür aus. Im Gegensatz zu Zeitungen und Zeitschriften bietet das Fernsehen einen weitaus größeren Spielraum für Manipulationen, indem es mit bewegten Bildern, Text und Musik gleichzeitig arbeiten kann. Hans Magnus Enzensberger bezeichnete das Fernsehen zwar abwertend als "Nullmedium", doch ein solches ist es sicherlich nicht. Denn von allen Medien ist das Fernsehen das Medium mit der stärksten Wirkung auf die Öffentlichkeit. Ehemaliger NATO-Sprecher Jamie Shea brachte es wie folgt zum Ausdruck: "Nichts gegen Zeitungen, aber das Fernsehen ist das Medium des Krieges." Vor allem in der Fernsehberichterstattung ist die Kompetenz des Zuschauers gefragt, der die latent übermittelten Botschaften und Signale, die auf das Unterbewusstsein abzielen, erkennen muss. Diese unterschwelligen Botschaften aktivieren nicht die rationalen, sondern die unterbewussten Mechanismen des Zuschauers. Doch gerade weil die Kompetenz mehrheitlich nicht vorhanden ist, diese Manipulationen im Einzelnen zu erkennen, funktioniert Fernsehen. Das Gefährliche daran ist, dass wir gerade das, was wir im Fernsehen sehen, für die Realität halten, denn wir sehen die Bilder mit eigenen Augen. Wir fühlen uns durch unsere eigene Sinneswahrnehmung bestätigt. Die Konsequenz daraus ist, dass wir eine Welt für real halten, die von Medien geschaffen wurde, während wir die Wirklichkeit in fataler Weise gar nicht mehr wahrnehmen.

    Der Islam ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie Medien, vor allem das Fernsehen, es geschafft haben, eine derart verkehrte Wirklichkeit zu schaffen, dass ein Fremdbild in ein Feindbild umschlagen konnte. Muss man sich nicht fragen, weshalb Muslime sich in Medienberichten über Muslime nicht wiedererkennen, obwohl sie selbst doch die eigentliche Wirklichkeit der Muslime repräsentieren? Inzwischen vergeht kaum ein Tag, an dem in den Medien nicht von der islamischen Bedrohung gesprochen wird. Verhält es sich denn tatsächlich so, dass Muslime in Deutschland oder anderswo tagtäglich ihre andersgläubigen Mitbürger in irgendeiner Weise bedrohen oder gar töten, weil sie einen anderen Glauben haben? Wer hier in Deutschland hat jemals Gewalt von Muslimen erfahren, weil er nicht an den Islam glaubt? Es existiert eine tatsächliche Gefahr, aber nicht durch den Islam, sondern durch den Medienislam.

    Sieht man sich Sendungen über naturwissenschaftliche oder medizinische Themen an, so tragen sie einen sehr professionellen Charakter. Sie werden nicht von Laien gemacht, sondern haben einen wissenschaftlichen Hintergrund. Anders verhält es sich mit der Fernsehberichterstattung über andere Kulturen und Religionen, die im Vergleich dazu regelrecht stümperhaft sind. Die Macher haben in der Regel nicht viel mehr Ahnung von der Sache als der Zuschauer, der sich das Ganze hinterher ansehen soll. Gerade in der Darstellung des Islam wird ein mittelalterliches Feindbild lediglich neu aufbereitet. Das Fernsehprodukt ist am Ende nichts anderes als eine Zusammenstellung von Vorurteilen, so dass der Zuschauer schließlich nur in dem bestätigt wird, was er ohnehin schon vorher wusste. Um dem Ganzen einen einigermaßen wissenschaftlichen Charakter zu verleihen, präsentiert man einen Islamexperten, dessen Meinung der Zuschauer als Nichtexperte nicht anzweifeln darf. Der Experte ist im Grunde nichts anderes als eine Mediengestalt. Überall in den Medien stoßen wir auf Experten, ohne zu wissen, was diese zu solchen macht, was sie studiert haben, welchen Beruf sie haben, was sie also dazu befähigt hat, eine Expertenmeinung abzugeben. Denn es gibt weder den Beruf "Experte" noch das Studienfach "Expertistik". Es geht den Medien in erster Linie darum, den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen bestätigen zu lassen und diese glaubwürdig zu machen. Denn der Zuschauer geht nicht davon aus, dass ihn der Experte anlügen würde.

    Der Islamexperte, den uns die Medien immer wieder gerne präsentieren und der das allgemeine Islambild in Deutschland mitgeprägt hat, ist Peter Scholl-Latour. Er ist sogar Experte mit mehreren Fernsehpreisen. Besonders erwähnenswert ist jedoch sein Preis des "Schimmeligen Sesamkringels", der ihm von Bamberger Orientalisten für seine schlechte Nah- und Mittelostpublizistik verliehen wurde. Auch bei Scholl-Latour fragt man sich, was ihn eigentlich als Islamexperten auszeichnet. Er hat weder Orientalistik noch Islamwissenschaft studiert. 1956 schrieb er sich im "Centre d'Études Pratiques d'Arabes Moderne" im Libanon ein, wo er die arabische Sprache lernte. Die erste Bekanntschaft mit dem Orient machte Scholl-Latour als Fremdenlegionär, d. h. in militärischer Funktion. Später war er dort lange Zeit als Berichterstatter tätig. Er ist also in erster Linie Journalist.

    Besonders bekannt geworden ist Scholl-Latour dem Zuschauer durch seinen vierteiligen Filmbeitrag Das Schwert des Islam. Revolution im Namen Allahs, der im Januar 1991 im ZDF ausgestrahlt wurde - fast zeitgleich mit dem Beginn des 2. Golfkriegs. Mit der Ausstrahlung machte sich das ZDF die Situation in der Golfregion zunutze. Der Zeitpunkt versprach hohe Einschaltquoten. Die Tatsache, dass der Einfall des Irak in Kuwait nicht aus religiösen, d. h. islamischen Motiven erfolgt ist - in beiden Fällen handelt es sich um islamische Länder -, spielte keine Rolle. Der irakische Präsident hatte nicht als Muslim gehandelt, sondern als machthungriger Regent seine Hand nach dem ölreichen Kuwait ausgestreckt, nicht anders als manch westliches Staatsoberhaupt dies heute tut. Dennoch suggerierten Sendungen wie Das Schwert des Islam dem Zuschauer, gerade weil sie zu einem solchen Zeitpunkt gesendet wurden, der 2. Golfkrieg habe etwas mit dem Islam zu tun. Ausbaden konnten es dann die Muslime, deren Image dadurch Schaden nahm.

    Das Schwert des Islam ist beispielhaft für die Fernsehberichterstattung über den Islam. Bereits der Titel wirkt bedrohlich. Der Vierteiler zeigt auf, wie der Islam als komplexe Lebensordnung in den Medien auf wenige Symbole und Zeichen reduziert wird. Dem Zuschauer werden Bilder gezeigt, die Zeichen enthalten, die einfach sind und mit denen er unbewusst eine Botschaft verbinden kann. Beispielsweise wird im vierten Teil der ZDF-Fernsehdokumentation, der den warnenden Titel Der neue Tatarensturm trägt, direkt zu Anfang eine grüne Flagge mit einem Schwert und arabischen Schriftzeichen in Großaufnahme gezeigt. Obwohl die Flagge nur wenige Sekunden zu sehen ist, sendet sie genügend unterschwellige Botschaften an den Zuschauer aus. Es bedarf keiner intellektuellen Anstrengung, um das Schwert, das bereits im Titel der Dokumentation auftaucht, mit einem kriegerischen und damit gefährlichen Islam zu assoziieren. Die arabischen Schriftzeichen liefern das Fremdartige, das man nicht versteht. Außerdem kann der Zuschauer durch das Grün der Flagge den Islam mit einer Farbe in Verbindung bringen. Scholl-Latour macht sich nicht einmal die Mühe zu erklären, dass es sich hierbei lediglich um die saudische Staatsflagge handelt. Er spart diese Information bewusst aus, weil sie die vorangegangenen Assoziationen zunichte machen würde. Hätte es sich hier um einen Filmbeitrag über saudische Ölscheichs gehandelt und hätte die Flagge nur im Hintergrund geweht, würde sie wiederum eine ganz andere Botschaft transportieren. Die nächste Bildeinstellung zeigt Reiterkrieger auf einem Sandplatz. Auch dabei muss der Zuschauer zwangsläufig den Islam mit Gewalt und Krieg in Verbindung bringen. Im Rahmen von vereinfachenden Symbolen werden Minuten später demonstrierende Frauen im Tschador gezeigt, womit der Zuschauer den "fundamentalistischen" Islam leicht identifizieren kann. Der Tschador ist die Kleidung der muslimischen Frau im Iran. In anderen islamischen Ländern trägt sie ihre islamische Kleidung in einer etwas anderen Form. Dennoch ist es der Tschador, der symbolisch für den Islam herhalten muss, weil man ihn auf diese Weise am besten mit dem so genannten Fundamentalismus - der eigentlich christlichen Ursprungs ist - in Verbindung bringen kann, bedenkt man, dass westliche Medien die Bezeichnung des islamischen Fundamentalismus aufgegriffen haben, als Khomeini 1979 an die Macht kam.
    Zu den Zeichen, auf die der Islam reduziert wird, gehören des Weiteren der bärtige Mann, betende Menschenmassen oder aber Bilder von Moscheen, aus denen der fremdartig klingende Gebetsruf ertönt. Der Zuschauer wird regelrecht konditioniert, auf bestimmte Bilder zu reagieren. Auch Zeitschriften wie Spiegel oder Stern bedienen sich solcher Mittel. Sieht man sich einige ihrer Titelseiten an, findet man dieselben Erkennungsmuster. Geboten werden altbekannte Schablonen, die als Identifikationsmerkmale dienen. Derartige Filmberichte wollen nicht über Inhalte des Islam informieren, sie wollen dem Zuschauer seine bereits vorhandenen Vorurteile bestätigen, und zwar unter dem Deckmantel des Experten.

    Scholl-Latour kann die Bilder nur noch durch seine Aussagen übertreffen, mit denen er in selbstsicherem Ton den Zuschauer überschüttet. Wenige Minuten vor dem Ende des dritten Teils, der den bedeutungsträchtigen Titel Die späte Rache Khomeinis trägt, wird die Madonnenstatue über dem Hafen von Marseille gezeigt, nachdem zuvor die Hafenpromenade von Algier zu sehen war. Scholl-Latour begleitet das Bild der Madonna mit den Worten: "Noch segnet die Madonna von Marseille, 'Notre Dame da la Garde, la bonne mère', den großen südfranzösischen Hafen. Doch die islamische Dynamik Algeriens hat bereits auf die französische Provence übergegriffen." Abgesehen davon, dass die Madonna symbolisch für das christliche Europa steht, diagnostiziert Scholl-Latour, dass die islamische Gefahr Europa bereits erreicht hat und es eigentlich nur eine Frage der Zeit ist, dass die Europäer vom Islam überrannt werden. Denn wer weiß, wie lange die Madonna den südfranzösischen Hafen noch segnen wird. Bei derartigen Aussagen, die einfach in den Raum geworfen werden, bekommen selbst Muslime Angst vor der drohenden Gefahr. Scholl-Latours Beiträge laufen alle nach demselben Schema ab. In der dreiteiligen Fernsehdokumentation Den Gottlosen die Hölle. Islam im Sowjetreich, die im Dezember 1991 im ZDF ausgestrahlt wurde, muss man sich Formulierungen wie "iranische Rasse" oder "der Rasse nach Türken" anhören. Man muss hinnehmen, dass von "tatarischen Muselmanen" die Rede ist. Es gehört schon eine gehörige Portion Arroganz gegenüber Muslimen dazu, wenn in einer Filmdokumentation über den Islam Ausdrücke wie "Rasse" oder "Muselmanen" noch Verwendung finden. Fast fühlt man sich in eine andere, vergangene Zeit versetzt, wo "rassische" Unterschiede von Bedeutung waren.

    Scholl-Latour lässt es sich auch dann nicht nehmen, von "Türken" zu sprechen, wenn es sich um Nomadenstämme handelt, die zu den so genannten Turkvölkern zählen. Wenn man von Turkvölkern spricht, hört sich das jedoch noch nicht nach einer islamischen Gefahr an, weil so mancher Zuschauer wahrscheinlich gar nicht weiß, was ein Turkvolk ist. Bei dem Wort "Türken" weiß jedoch jeder unmittelbar Bescheid, ohne dass irgendwelche Erklärungen nötig wären. Eine unkontrollierbare Ausbreitung des Islam suggeriert Scholl-Latour dem Zuschauer, wenn es heißt, "Moscheen schießen aus dem Boden" oder "Muselmanen breiten sich aus". Des Weiteren spricht der Experte von "russifizierten Tataren" und meint darüber hinaus, "Kratze am Russen und der Tatar kommt zum Vorschein". Über den Kommunisten Lenin behauptet er sogar, dass sich "in seinen Gesichtszügen [...] das Erbgut einer tatarischen Großmutter" gespiegelt habe. Vor allem warnt Scholl-Latour den Zuschauer davor, dass er sich "nicht durch die russifizierten Namen irritieren lassen" dürfe. Was will Scholl-Latour durch solche Formulierungen mitteilen? Tataren ist der Begriff für die Völker türkischer Abstammung und islamischen Glaubens, die Teile Russlands bewohnen.
    Dadurch, dass Scholl-Latour dem Zuschauer diesen Begriff regelrecht einhämmert, indem er ihn bei jeder Gelegenheit einwirft, weist er auf die drohende Gefahr des Islam hin, die aus dem ehemaligen Sowjetreich kommt. Indem er dem Zuschauer sogar Lenins tatarische Abstammung ins Gedächtnis ruft, tauscht Scholl-Latour eine Gefahr gegen eine andere aus: die kommunistische gegen die islamische, die rote gegen die grüne. Denen, die es immer noch nicht begriffen haben, denen versichert Scholl-Latour, "tatarische Erdölarbeiter [...] haben die grüne Stirnbinde des Islam angelegt und [...] vorübergehend die Pipelines nach Westen blockiert". Die Kommunisten werden einfach durch Islamisten ersetzt, die, um die Tragik zu steigern, auch noch den Zugriff auf die großen Erdölreserven haben und dem Westen den Hahn zudrehen wollen. Damit deutet Scholl-Latour zu allem Übel noch eine wirtschaftliche Bedrohung an. Was er in den Titeln seiner Filmbeiträge, wie Aufbegehren der Tataren oder Die Ruhe vor dem Sturm, an Gefahr ankündigt, wird in den Filmen potenziert. Bei einer derart drohenden islamischen Gefahr, die Scholl-Latour dem Zuschauer versichert, sollte man sich vielleicht einmal fragen, weshalb er überhaupt noch so oft die islamische Welt bereist und so guten und engen Kontakt zu Muslimen hegt.

    Zu panikmachendem Fernsehjournalismus, der mit dem Freund-Feind-Schema arbeitet, darf die Musik nicht fehlen. Gerade Musik vermag nur bis zur emotionalen Ebene des Menschen vorzudringen. Nichtsdestotrotz ist ihre Wirkung von großer Bedeutung, weil sie den Zuschauer auf Knopfdruck in bestimmte Stimmungen versetzen kann und in Kombination mit Bildern Sympathie oder Antipathie steuert. Beispielhaft hierfür ist die Stelle aus Den Gottlosen die Hölle, in der dem Zuschauer zunächst Musik des russischen Komponisten Mussorgsky vorgespielt wird. Diese wird dann von einem islamischen Gebetsruf verschluckt. Ohne besondere Kenntnis Mussorgskys wird dem Zuschauer Folgendes suggeriert: Der Gebetsruf als islamisches Symbol übertönt westliches Kulturgut. Die Bedeutung geht allerdings noch viel tiefer. Was der Zuschauer nicht unbedingt weiß, ist, dass Mussorgsky zu einem Kreis russisch-nationaler Komponisten gehörte, die die Erneuerung der russischen Kunstmusik anstrebten. Bewusst scheint Mussorgsky und nicht etwa Mozart ausgewählt worden zu sein. Die eigentliche Botschaft Scholl-Latours lautet also: Der übermächtige Islam gewinnt die Oberhand über das Russische im ehemaligen Sowjetreich, d. h., die Gefahr droht aus Russland zu kommen. Zudem arbeitet Scholl-Latour in seinen Filmbeiträgen mit Erkennungsmelodien, so dass der Zuschauer beispielsweise bereits anhand der Melodie erkennt, ob der irakische oder der amerikanische Präsident auf dem Bildschirm zu sehen ist. Im ersten Teil aus Das Schwert des Islam, der mit Der lange Weg nach Jerusalem übertitelt ist, ertönt gregorianischer Lobgesang, während von den Kreuzzügen die Rede ist und Bilder einer Kreuzfahrerburg gezeigt werden. Welcher Zuschauer wird sich bei einer derartigen Darstellung an die Gräueltaten der Kreuzfahrer in Jerusalem erinnern?
    Während arabische bzw. islamische Szenen keine Hintergrundmusik haben, werden jüdisch-israelische und christlich-westliche Szenen von positiver Musik begleitet. Ebenfalls in Der lange Weg nach Jerusalem wird eine Einstellung auf die Altstadt Jerusalems gezeigt. Während das Bild wandert, kann man das Lied "Jerushalaijim shel zahav" (goldenes Jerusalem) hören. Hierbei handelt es sich um ein israelisches Nationallied aus den Sechzigerjahren, das die Grenzen innerhalb Jerusalems voller Sehnsucht betrauert und die Hoffnung auf alle Gebiete zum Ausdruck bringt. Indem einerseits der Ostteil Jerusalems zu sehen ist, andererseits ein israelisches Nationallied gespielt wird, das emotional rührt, bestätigt Scholl-Latour den israelischen Anspruch auf die Stadt in ihrer Gesamtheit. Bei derartigen Suggestionsmitteln muss man sich nicht lange fragen, wem die Sympathie des Zuschauers gehört.

    Im Januar 2003 wurde erneut eine vierteilige Reihe Scholl-Latours ausgestrahlt, und zwar mit dem Titel Kampf dem Terror – Kampf dem Islam. Der Zeitpunkt der Ausstrahlung hatte auch in diesem Fall System, denn der Anlass war der drohende Irakkrieg. Die Titel der einzelnen Teile lauteten – symbolträchtig wie eh - wie folgt: Afghanistan – ein trügerischer Sieg, Feldzug gegen Babylon, Der Flächenbrand und Amerikas Ritt auf dem Drachen. Man kann Beispiele wie Scholl-Latours Dokumentationen, die teilweise auch in Buchform erhältlich sind, als schlechten Fernsehjournalismus abtun. Es ist jedoch nicht nur schlechter, sondern gefährlicher Journalismus, denn der Zuschauer ist, wenn er sich solche Filmberichte ansieht, nicht immer oder fast nie in der Lage, die unterschwelligen Botschaften zu erkennen. Gerade deshalb sind diese Botschaften latent und versteckt.

    Beispiele wie Scholl-Latours Fernsehjournalismus sind zahlreich und prägen das allgemeine Meinungsbild über den Islam. Die Medien tun in ihrer Berichterstattung über den Islam nichts anderes als bereits vorhandene Vorurteile aufzugreifen und diese zu verstärken, und zwar auf emotionaler Ebene und nicht auf der Grundlage von Fakten. Bewusst kommen Islamexperten und nicht Islamgelehrte zum Zuge, denn Letztere könnten dem Zuschauer tatsächliche Inhalte des Islam vermitteln. Ängste werden so geschürt, dass eine Bereitschaft, sich die wahre Botschaft des Islam anzuhören, von Grund auf unterbunden wird. Die Medien entscheiden darüber, worüber man in Sachen Islam zu diskutieren hat. Zwei Themen konkurrieren hierbei miteinander: der terroristische Islam und die Unterdrückung der Frau im Islam. Das Eigentliche der islamischen Botschaft und das, was auf den Nichtmuslim in irgendeiner Weise positiv wirken könnte, wird von den Medien ausgeblendet. Und alles, worüber die Medien nicht berichten, existiert für die Öffentlichkeit nicht.

    Ende Teil I



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