Ariel Sharon: eine Biographie

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    Re: Ariel Sharon: eine Biographie

    degisim - 22.02.2005, 23:19

    Ariel Sharon: eine Biographie
    Sharon: eine Biographie

    Die Welt hat ihre international anerkannten "Bösewichter". Wer dazugehört, ist eine Definitionsfrage US-amerikanischer Interessen, da sie alle – von Usama Bin Laden bis zu Saddam Hussein - ein Produkt amerikanischer (Kolonial-)Politik sind. Bislang konnten die USA der Weltöffentlichkeit immer einen "Schurken" bzw. einen ganzen "Schurkenstaat" präsentieren, um auf dieser Grundlage ganze Regierungen zu stürzen und durch Vasallen zu ersetzen, die in den jeweiligen Gebieten die US-amerikanische Expansionspolitik vorantreiben und den USA die Kontrolle über die ressourcenreichen Regionen gewährleisten sollen.

    Wie sehr es den USA auch an rationaler Überzeugungskraft mangelt, kommen sie immer wieder mit ihrer aggressiven Politik durch, gerade weil sie sich nicht an den gesunden Menschenverstand richten, sondern die niederen Instinkte im Menschen stimulieren: Angst und das Verlangen nach Vergeltung. Der 11. September ist solch ein beliebig einsetzbarer Stimulator der USA. Denn es widerstrebt dem Verstand zu akzeptieren, dass Tausende von Menschen für einen Vorfall mit dem Tode bestraft werden, an dem sie keinerlei Schuld tragen und der dazu noch in einem weit entfernten Erdteil stattgefunden hat. Angst und Rache interessieren solch rationale Überlegungen allerdings nicht. Inzwischen sind die Menschen sogar so weit konditioniert, dass es ausreicht, ihnen ein vermeintliches Tonband der Geächteten vorzuspielen.

    Während die Welt sich über "Verbrecher" wie Bin Laden oder Saddam Hussein einig ist und jubelt, wenn einer von ihnen aus seinem Erdloch hervorgezogen wird, übt sie bei Kriegsverbrechern wie Ariel Sharon diskrete Zurückhaltung, wenngleich die Biographie des israelischen Ministerpräsidenten eine dicke Blutspur zeichnet und seine politische Karriere ein Resultat seiner eindeutig belegten Verbrechen darstellt. Die Frage, weshalb jemand wie Sharon wie ein "Schurke" handeln darf, ohne aber wie ein solcher behandelt zu werden, lässt sich nicht damit beantworten, dass die Welt mit zweierlei Maß misst.

    Denn in Wahrheit misst sie mit nur einem einzigen Maß, und zwar mit dem US-amerikanischer Interessen und Politik. Dass der israelische Ministerpräsident kein international anerkannter "Bösewicht" ist, basiert nicht auf seinem Lebenslauf, sondern hängt damit zusammen, dass die USA ihn nicht als solchen definieren, weil es bislang nicht im Interesse ihrer Politik lag. Ganz im Gegenteil, die USA setzten bisher alles daran, jeden Versuch der Uno, Sharons menschenverachtender Politik einen Riegel vorzuschieben, zu untergraben, indem sie immer wieder jeden diesbezüglichen Beschluss durch ihr Veto blockieren.
    Ein Blick auf die politische Laufbahn Sharons legt deshalb zweierlei offen: sowohl das wahre Wesen israelischer Politik als auch das US-amerikanischer Politik. Während die USA sich in dem einen Fall veranlasst sehen, für die Übeltaten eines Mannes gleich einen ganzen Krieg zu führen, lassen sie im anderen Fall einen Mann nicht nur gewähren, sondern leisten ihm tatkräftige Unterstützung. Erst auf der Grundlage amerikanischer Politik konnte und kann die aggressive israelische Politik derartige Ausmaße annehmen, weil die USA Israels Garantie darstellen, keine internationale Verantwortung für israelische Verbrechen tragen zu müssen. Auf diese Weise ist es Sharon trotz seiner zahlreichen Verbrechen und seiner terroristischen Vergangenheit möglich, seine menschenverachtende Politik unter den Augen der Weltöffentlichkeit voranzutreiben. Man wird also lange darauf warten müssen, dass Sharon aus irgendeinem Erdloch gezogen und öffentlich zur Schau gestellt wird.

    Blickt man auf das Geburtsjahr aller israelischen Ministerpräsidenten, so fällt eines auf: Mit einer einzigen Ausnahme liegt es bei allen jenseits eines Staates Israel, wodurch ihnen das Argument entzogen ist, sie seien in diesem Staat geboren. Allein bei dieser Tatsache, an der auch die Zionisten nicht rütteln können, sollte der Intellekt einen Augenblick innehalten, um sie mit einem anderen Aspekt zu verknüpfen, nämlich dem, dass ebendiese Menschen von der Vorstellung besessen sind, Herrschaftsansprüche in Palästina zu besitzen, und diese mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln durchsetzen.

    Fakt ist jedoch, dass der (Okkupanten-)Staat Israel nicht aufgrund völkerrechtlicher Ansprüche zustande kam, sondern das Ergebnis von Großmachtpolitik ist. Genau darin liegt – weitab von irgendeinem jüdisch-religiös aufgebauten Mythos - das ganze Geheimnis der Gründungsgeschichte des Staates Israel, der derzeit von einem der gewaltbereitesten Staatsoberhäupter regiert wird – ein Gewaltpotential, das durch seine Jugend bereits vorgezeichnet ist.

    Sharon, eigentlich Ariel "Scheinermann", ist Jahrgang 1928 und Sohn eines polnischen Vaters und einer russischen Mutter, wobei der Name im Grunde auf eine deutsche Abstammung hindeutet, die seine Biographie zu unterschlagen versucht. Auch eine Namensänderung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei den meisten eine slawische, keine orientalische Herkunft vorliegt. So lautet etwa der richtige Name des in Polen geborenen Shimon Peres "Persky". Die in Kiew geborene Golda Meir heißt in Wahrheit Goldie "Mabowitz" usw. Obwohl ihnen allen die Basis einer rationalen Argumentationsführung fehlt, die irgendwelche Wurzeln in Palästina belegen könnte, haben sie das Land ihrer Herrschaft unterstellt.

    Allein die Religionszugehörigkeit zum Judentum reicht als Argument nicht aus, um nationale Ansprüche zu erheben, weil Religion und Nationalität in keinerlei Zusammenhang stehen. Dessen ungeachtet kam es schließlich zu einer internationalen Zustimmung einer Fremdherrschaft in Palästina, weil die Frage eines Staates Israel nicht an rationale Argumente geknüpft war, sondern an die Politik Europas und der USA. Das Resultat dieser Politik ist, dass das Land heute von einem Mann regiert wird, der weder Skrupel noch Moral kennt und den Beinamen "Bulldozer" erhalten hat, um damit seine Politik zu kennzeichnen.

    Sharon hat sein Handwerk früh gelernt. Bereits mit 14 Jahren trat er der 1920 gegründeten Haganah bei. Euphemistisch wird diese Organisation als Selbstschutz- bzw. Verteidigungsorganisation bezeichnet, was darüber hinwegtäuschen soll, dass es sich in Wahrheit um eine zionistische Terrororganisation handelte. Diese terroristische Untergrundorganisation war nicht nur für die illegale Einwanderung von Juden in Palästina zuständig, sondern auch für Anschläge sowohl gegen die arabische Bevölkerung, die ihrer Entrechtung entgegenzuwirken versuchte, als auch gegen die britische Mandatsmacht, so dass ihr zahlreiche Menschen, Palästinenser wie Briten, zum Opfer fielen. Die britische Verwaltung verhielt sich ambivalent zu diesem Terror, was mit dem jeweiligen politischen Interesse Großbritanniens zusammenhing. Obwohl keine offizielle Anerkennung der Haganah von britischer Seite erfolgte, rüsteten die Briten diese zwischen 1936 und 1939 mit modernen Waffen aus und bildeten sie zudem militärisch aus, um den verstärkten arabischen Widerstand niederzuschlagen, eine Aufgabe, der die Haganah nur allzu bereitwillig nachging. Gleichzeitig entwaffneten die Briten die Palästinenser. Im Mai 1939 gab die britische Regierung allerdings ein Weißbuch heraus, worin sie die jüdische Einwanderung einschränkte und den Palästinensern einen eigenen Staat zusagte. Die Haganah nahm dies als antizionistische Politik auf und sagte der Mandatsmacht den Kampf an, um sie unter Druck zu setzen, den Einwanderungsprozess voranzutreiben. Als die Terrorgruppe die Politik Großbritanniens nach dem Zweiten Weltkrieg noch immer als antizionistisch empfand, verübte sie Anschläge gegen britische Einrichtungen und Gebäude und nahm dabei achtlos Menschenopfer in Kauf. Großbritannien verlangte daher die Auflösung der Haganah, was – wen sollte es wundern – auf Druck der USA nicht erfolgte. Gegen die Palästinenser ging die Haganah weitaus härter vor. Bezeichnend für ihre Methode war etwa der nächtliche Überfall auf das Dorf Dir Yassin am 9. April 1948, den die Haganah zusammen mit den zionistischen Terrorgruppen IZL und LHI unternahm und bei dem 250 Dorfbewohner wahllos getötet wurden. Zweck dieses Terrors war es, die Palästinenser unter Druck zu setzen, um sie zur Flucht zu bewegen. Es war auch das übliche Vorgehen, um ganze Städte einzunehmen, indem man die umliegenden Dörfer überfiel und massakrierte und die Städte damit von außen abschnitt und in Panik versetzte. Mit Selbstschutz und Verteidigung hat dies nicht annähernd zu tun. Im Übrigen ist die Frage, die Historiker derzeit zu klären versuchen, ob die Palästinenser aufgrund von Vertreibung oder Flucht das Land verließen, im Grunde überflüssig. Die Diskussion mag historisch von Bedeutung sein, jedoch keineswegs politisch, denn worin besteht der Unterschied, ob jemand aufgrund von Vertreibung oder aufgrund von Flucht das Land verlässt, da beide Formen auf unfreiwilliger Basis erfolgen. Flucht steht immer vor dem Hintergrund der Bedrohung von Leben und Eigentum.
    Durch seine Mitgliedschaft in der Haganah, aus der später die israelische Armee hervorgegangen ist, kam Sharon bereits als Jugendlicher in Berührung mit der Vertreibung und Ermordung von Menschen, was sein gesamtes späteres Leben markiert. Seine terroristische Vergangenheit hat ihn stark geprägt und bestimmt bis heute seine radikal-zionistische Politik. In seiner Zeit in der Haganah wurde er darauf konditioniert, dass Gewalt und Terror ein Mittel zionistischer Politik und ein untrennbarer Teil davon sind, wenn es um die Durchsetzung der Ziele geht.

    Die Mitgliedschaft in der Haganah oder einer ihr ähnlichen Organisation kennzeichnet für gewöhnlich die Lebensläufe der israelischen Staatsführer. In diesem Punkt überkreuzen sich ihre Biographien. Die terroristische Karriere Sharons ist daher nicht die Ausnahme, sondern die Regel. So stand Menachem Begin seit den Vierzigerjahren der Terrorgruppe Irgun (IZL), einer Abspaltung der Haganah, vor, die u. a. am 22. Juli 1946 die Sprengung des Jerusalemer King David Hotels, des britischen Hauptquartiers, vornahm, bei der über 90 Menschen, darunter Briten, Araber und auch Juden, ums Leben kamen. Im Oktober desselben Jahres verübte sie einen Anschlag auf die britische Botschaft in Rom. Die Terrorzellen der Irgun waren europaweit verteilt und gefürchtet. Ebendiese Gruppe richtete im Jahre 1952 eine Paketbombe an den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer, die allerdings ihr Ziel verfehlte. Es sollte also zu denken geben, dass Begin, als Führer dieses Terrors, zum Ministerpräsidenten Israels gewählt wurde.

    Itzhak Shamir saß sogar für seine terroristischen Aktivitäten in Haft, was kein Hinderungsgrund war, später in Israel zu regieren. Fasst man das Ganze zusammen, so setzt sich die politische Prominenz Israels aus Terroristen zusammen, und Sharon ist der derzeit amtierende unter ihnen. Der einzige Unterschied zwischen diesen und anderen Terroristen ist der, dass die zionistischen Terroristen öffentliche Anerkennung gefunden haben und ihre Ziele auf Grundlage dieses Terrors verwirklichen konnten.

    Vor diesem Hintergrund wird ersichtlich, dass aus Sharon nie ein Mann der Diplomatie werden konnte. Er wurde geschult, jedem Hindernis, das sich den zionistischen Zielen in den Weg stellt, mit Gewalt zu begegnen. Deshalb konnte Sharon, nachdem der Staat Israel ausgerufen wurde, keinen anderen als den militärischen Weg einschlagen. Dies war ihm ein Leichtes, denn kurz nach Staatsgründung erklärte man die Haganah zur offiziellen israelischen Armee, ein im Grunde ungeheuerlicher Akt, der eine terroristische Organisation zum staatlichen Militär erhob. Bedenkt man, dass das israelische Militär den stärksten Einfluss im Staat ausübt, ist die Tatsache äußerst beunruhigend, dass diese Armee in einem terroristischen Kontext steht. Sharon konnte demnach keine besseren Voraussetzungen mitbringen, um in der israelischen Armee Karriere zu machen.

    Bereits 1951, d. h. mit 23 Jahren, wurde er Offizier des israelischen Geheimdienstes. Etwa ein Jahr später leitete er dann das Spezialkommando "101", das euphemistisch ausgedrückt für die "Liquidierung" arabischer Widerständler zuständig war. Das eigentliche Ziel dieses Kommandos war jedoch nicht irgendein palästinensischer Widerstand, sondern die Vertreibung der arabischen Bevölkerung aus Städten und Dörfern im Rahmen von Zerstörungs- und Tötungsaufträgen. Hierbei ging das Sonderkommando mit äußerster Brutalität vor. Oftmals wird in diesem Zusammenhang Sharons Vorgehen mit der Umschreibung "unkonventionelle Methode" umgangen und verharmlost. Was tatsächlich unter Sharons unkonventionellen Methoden zu verstehen ist, ist explizit formuliert die Ermordung von Zivilisten, wie etwa im Falle des im Oktober 1953 von diesem Kommando durchgeführten Angriffs auf das Dorf Qibya im Westjordanland, den Sharon befehligte. Dabei ließ er 45 Häuser bombardieren, obwohl ihm durchaus bewusst war – und gerade deshalb -, dass die Bewohner sich in ihren Häusern befanden. Uno-Beobachter konnten Sharons spätere Behauptung widerlegen, die Häuser seien leer gewesen, als man sie niederriss. Insgesamt kamen 69 Menschen zu Tode. Etwa zwei Drittel der Opfer waren Frauen und Kinder. Unter normalen Bedingungen hätte hier jede weitere militärische oder politische Laufbahn enden und Sharon als Verantwortlicher der Aktion die Konsequenzen tragen müssen. Das Gegenteil war jedoch der Fall, und Sharon behielt diese Linie in kompromissloser Form bei.

    Die Methoden Sharons waren selbst für den zionistischen Geschmack dermaßen "unkonventionell", dass er selbst in den eigenen Reihen auf Protest stieß, nachdem er im Jahre 1956 eine Fallschirmjägereinheit im Suezkrieg kommandierte, und zwar mit hohen Verlusten, so dass die Offiziere, die seinem Kommando unterstanden, aufbegehrten. Trotz allem behielt Sharon seine Rolle auf der militärischen und politischen Bühne.

    Es könnten noch unzählige Stationen im Leben des amtierenden israelischen Ministerpräsidenten aufgeführt werden, die ihn als kaltblütigen Kriegsverbrecher aburteilen und längst vor ein Kriegsgericht oder den Internationalen Gerichtshof hätten stellen müssen. Doch verantworten müssen sich in Israel nur Soldaten, die sich weigern, im Namen des Staates Menschenrechtsverletzungen zu verüben und deshalb den Dienst verweigern. Anstatt seine militärische bzw. politische Position zu gefährden, haben Unternehmungen wie die beschrieben jedoch genau das Gegenteil ausgelöst und Sharons Rolle nur gestärkt. Dass er trotz allem die Karriereleiter weiter aufsteigen konnte, liegt jedoch weniger in seinem Charakter begründet, als vielmehr im Wesen israelischer Politik. Denn ein Übeltäter kann nur so weit gehen, wie sein Umfeld es zulässt, und Sharon hat lediglich all das ausgeschöpft, was im Toleranzbereich israelischer und US-amerikanischer Politik liegt. Ebenso hat die Öffentlichkeit jenseits israelischer Grenzen dem nicht entgegengewirkt, so dass es nie einen Grund für Sharon gab, einen humanen Weg zu beschreiten. Denn er hatte mit seiner "Bulldozermentalität" bisher immer Erfolg.

    Als Zenit der von ihm verübten Gräuel gilt das Massaker von Sabra und Schatila, das für Sharon als Verantwortlichen bislang ohne Konsequenzen geblieben ist. Sabra und Schatila stehen – ohne dabei sein derzeitiges Agieren bagatellisieren zu wollen - symbolisch für alle seine Verbrechen. Sie sind die erste Assoziation, die mit dem Namen Sharon aufkommt. Zwischen 1981 und 1983 diente Sharon als Verteidigungsminister der Besatzungsmacht. Damit war er in der eindeutigen Rolle des Verantwortlichen für die Ereignisse. Seine Verantwortung wird international auch nicht angezweifelt. Dennoch sind bislang keine rechtlichen Schritte gegen ihn erfolgt, wenngleich die Sachlage eindeutig ist. Der Unterschied zu einem Kriegsverbrecher wie dem ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic ist der, dass dieser von der Uno angeklagt wurde. Im Falle Sharons besteht kein solches politisches Interesse der internationalen Staatengemeinschaft (alias USA). Die Klage, die im Juni 2001 in Belgien gegen Sharon als Kriegsverbrecher erhoben wurde, hatte aus diesem Grunde keinerlei Aussicht auf Erfolg. Dass eine Verurteilung Sharons unter allen Umständen verhindert werden sollte, beweist auch die Beseitigung von möglichen Zeugen. Jean Ghanem, zur Zeit des Massakers ein Mitarbeiter des Falangistenführers Elie Hobeika, fuhr gegen einen Baum und starb kurz darauf. Hobeika selbst fiel im Januar 2002 einem Bombenattentat zum Opfer, nachdem er Tage zuvor angekündigt hatte, gegen Sharon auszusagen und Videomaterial zu besitzen, das die Täterschaft Sharons belegen sollte. Auch Michael Nasser, ehemaliger libanesischer Milizenführer, wurde keine zwei Monate später in Brasilien erschossen. Alles deutet darauf hin, dass eine systematische Beseitigung von Zeugen stattgefunden hat. Hätte es einen Prozess gegen Sharon gegeben und wäre dieser tatsächlich für seine Verbrechen verurteilt worden, hätte nicht nur er, sondern der gesamte israelische Staat einen gewaltigen internationalen Imageverlust hinnehmen müssen.

    Der Vorfall in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila stand vor dem Hintergrund der israelischen Operation "Frieden für Galiläa". Überhaupt wurden alle militärischen Unternehmungen im Libanon als Verteidigung ausgelegt. Was Israel jedoch als Sicherheitsmaßnahmen ausgab, war in Wahrheit Teil zionistischer Expansionspläne. Die ursprünglichen zionistischen Staatspläne von einem Großisrael umfassten nämlich auch den Südlibanon. In diesem Sinne drang die israelische Armee im Juni 1982 zum wiederholten Mal in den Libanon ein und besetzte schließlich West-Beirut. Nachdem die Zionisten einen Großteil der palästinensischen Bevölkerung vertrieben hatten, um den zionistischen Staat konstituieren zu können, lebte der Großteil der Palästinenser in den umliegenden arabischen Ländern in Flüchtlingslagern, so auch im Libanon. Dass die Vertriebenen sich z. T. auch politisch und militärisch organisierten, blieb nicht aus und war den Zionisten ein im Grunde willkommener Vorwand, in den Libanon einzudringen, nachdem Beirut zum Hauptsitz der PLO wurde.

    Israel war darauf aus, palästinensische Organisationen zu zerstören, und zwar mit allen verfügbaren Mitteln. Dazu gehörte auch die Allianz mit den libanesischen Christenmilizen, den so genannten Falangisten, die von Israel tatkräftig unterstützt wurden. Sie waren der verlängerte Arm Israels im Libanon und wurden während des Bürgerkrieges im Libanon vom israelischen Geheimdienst ausgerüstet, und das nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Offizieren des Mossad. Geplant war, aus dem Libanon ein christliches Protektorat zu machen, und zwar mit den Falangisten an der Macht, und die Palästinenser über Syrien nach Jordanien zu treiben, um aus dem jordanischen einen palästinensischen Staat zu machen. Dies hatte Sharon bereits Monate vor der Invasion von 1982 geäußert. Pläne zur Etablierung eines christlich-libanesischen Staates und dazu die Annektierung des Südlibanon durch Israel sind allerdings viel älter und gehen auf die Fünfzigerjahre zurück. Das heißt, der ganze politische Hintergrund des Massakers von Sabra und Schatila deckt an sich schon auf, in welcher Form Israel im Allgemeinen und Sharon als israelischer Verteidigungsminister im Besonderen in den Fall verstrickt waren. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt nahm Sharon den Südlibanon in Angriff und versuchte, durch Provokation einen Konflikt künstlich heraufzubeschwören, nachdem die Lage zwei Jahre lang friedlich war, indem z B. der libanesische Luftraum kontinuierlich verletzt wurde. Es war die Suche nach einem Vorwand für eine Invasion im Libanon. Dank sämtlicher Anstrengungen Sharons in seiner Position des Verteidigungsministers marschierte das israelische Militär schließlich im Juni 1982 im Libanon ein. West-Beirut wurde bei dieser Unternehmung belagert und schwer bombardiert. Ziel waren die palästinensischen Flüchtlingslager Sabra und Schatila, um die PLO zu zerschlagen. Die Palästinenser, die aufgrund der israelischen Aggression aus West-Beirut fliehen wollten, wurden von israelischen Soldaten daran gehindert und wieder zurückgeschickt. Obwohl die Versorgung im Inneren zusammenbrach, war es den Hilfsorganisationen nicht gestattet, hineinzugelangen, d. h., es gab weder ein Hinaus noch ein Hinein. Die Absicht Israels war es, die libanesische Regierung dazu zu veranlassen, die PLO aus dem Land zu jagen, indem man mit aller Härte gegen die Palästinenser vorging. Dass bei dem Bombardement Tausende von Zivilisten zu Tode kamen, war für die israelische Regierung unerheblich, genau wie die Tatsache, dass der Südlibanon geradezu verwüstet wurde. Nach langem Hin und Her und der Verletzung sämtlicher Vereinbarungen durch Israel zog die PLO aus Beirut ab.

    Wenige Tage vor dem Massaker von Sabra und Schatila, das im Grunde nur den bestialischen Abschluss der vorangegangenen Gräuel darstellte, sah die Lage wie folgt aus: Am 11. September zogen die letzten US-amerikanischen Truppen ab, deren Aufgabe es war, für die Sicherheit der Palästinenser zu sorgen. In Wahrheit sorgten sie jedoch für die Entwaffnung der Palästinenser und setzten sie - nun völlig schutzlos, weil zuvor schon für den Abzug der PLO gesorgt war - den Israelis und den Falangisten zum Fraß vor. Generalstabchef Rafael Eitan erhielt unter diesen Bedingungen von Sharon den Befehl, die Falangisten in die Beiruter Flüchtlingslager hineinzuschicken und die Lager von ihnen "säubern" zu lassen. Die Aktion sollte nicht unmittelbar von der israelischen Armee ausgeführt werden. Der Falangistenführer Hobeika wurde hierzu instrumentalisiert sowie Saad Haddad von der südlibanesischen Armee, die sicherlich nicht für ihren philanthropischen Charakter ausgewählt wurden. Nachdem man sie mit ihren Milizen in die zuvor hermetisch abgeriegelten Lager ließ, begann ein 36 Stunden anhaltendes Abschlachten und regelrechtes Verstümmeln der Bewohner ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht, ein Szenario, das mit der abgenutzten Bezeichnung "Menschenrechtsverletzung" lediglich verhöhnt wird. Der israelische Auftrag lautete, keine Zeugen am Leben zu lassen, d.h., Sabra und Schatila sollten vollständig ausradiert werden. Dass die israelische Armee nicht direkt an diesem Blutbad beteiligt war, widerspricht den Aussagen der Mörder aus den Falangistenreihen und denen palästinensischer Augenzeugen. Zudem stellte Eitan Bulldozer zur Verfügung, von denen man das Kennzeichen der israelischen Armee entfernt hatte, um damit Massengräber auszuheben und die Leichen wegzukarren, ohne dabei den Verdacht auf eine Beteiligung Israels zu lenken. Wegräumgeräte waren durchaus notwendig, um die geschätzten 2.500 Toten zu beseitigen. Wenngleich Journalisten unmittelbar nach Ausführung des israelischen Tötungsauftrags vor Ort waren und das Geschehen mit Bildern dokumentieren konnten, wurde der Vorfall nie geahndet - trotz aller klaren Fakten, die ein rechtliches Vorgehen verlangten. Einzige Folge war der Rücktritt Sharons als Verteidigungsminister. Politisch aktiv blieb er dennoch.1984 wurde er Minister für Handel und Industrie.


    Auch für sein Handeln als Ministerpräsident könnte Sharon, was die rechtliche Seite angeht, mit Leichtigkeit belangt werden. Lediglich die gegenwärtigen politischen Machtkonstellationen bewahren ihn davor, sich international verantworten zu müssen. Seine Linie blieb, auch wenn seit Sabra und Schatila mehr als zwei Jahrzehnte vergangen sind, unverändert: Bedingungen zu schaffen, um die Eliminierung der Palästinenser zu rechtfertigen. Seine berechnenden Provokationen sollen stets einen Vorwand liefern, den Einsatz härtester militärischer Gewalt zu rechtfertigen. Dazu gehört zum einen das Forcieren der jüdischen Besiedlung in den seit 1967 besetzten Gebieten, um vollendete Tatsachen zu schaffen, und zwar schon seit den Siebzigerjahren. 1990 wurde ihm das Ministerium für Wohnungs- und Siedlungsbau übertragen, worin er sich ausgiebig entfalten konnte. Provokant war auch Sharons Verhalten 1986, als er ein Haus im arabischen Teil Jerusalems für sich unter Beschlag nahm und von Soldaten umstellen ließ. Es war u. a. ein auslösender Faktor für die erste Intifada 1987. Auch die zweite Intifada wurde durch ihn ausgelöst, nachdem er am 28. September 2000 als Ministerpräsident mit seinem Anhang den Tempelberg betrat, d. h. den Haram, auf welchem sich die Al-Aqsa-Moschee befindet. Sharon war sich durchaus über die Folgen seines Besuchs bewusst, die ohnehin beabsichtigt waren. So kam es im Rahmen dieser Intifada im Frühjahr 2002 zu den als "humanitäre Katastrophe" bezeichneten Ereignissen in dem Flüchtlingslager Dschenin. Abgesehen davon, dass Dschenin mit Bulldozern und Panzern platt gewalzt wurde und das Gebiet nach dem israelischen Einsatz einem Erdbebengebiet glich, waren die Wasser-, Lebensmittel- und Medizinversorgung während der wochenlangen Aktion katastrophal. Es wurde den Menschen sogar untersagt, ihre Toten beizusetzen. Der Versuch einer internationalen Kommission, die Vorgänge in Dschenin zu prüfen, musste aufgrund des Widerstandes der israelischen Regierung, d. h. am Widerstand Sharons, scheitern. Eine aktive internationale Reaktion auf die Ereignisse blieb auch in diesem Fall aus.

    Die Welt hat sich schlichtweg an den Massenmörder Sharon gewöhnt, und solange nur Muslime seine Opfer darstellen, steht die Welt auch nicht unter Handlungszwang. Es erregt nicht einmal mehr Aufsehen, wenn Hamas-Mitglieder "liquidiert" werden, zusammen mit all jenen, die sich zufällig in ihrer Nähe befinden. Warum also sollte Sharon nicht den blutigen Weg weitergehen, den er als Jugendlicher eingeschlagen hat, und seine Biographie auf diese Weise fortsetzen und abschließen? Denn das Eine weiß der israelische Ministerpräsident: Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten macht ihm alles möglich.

    Kalifat.com



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