Die Bedeutung des rituellen Tauchbads

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    Re: Die Bedeutung des rituellen Tauchbads

    Thomas - 05.12.2004, 14:50

    Die Bedeutung des rituellen Tauchbads
    Die Gesetze über die Nidda ("Menstruierende") gründen sich auf Levitikus 15,19 [Mezora] "Wenn eine Frau den Fluss hat, das Blut an ihrem Körper fließt, so soll sie sieben Tage in ihrer Absonderung bleiben." Traditionell darf sie während dieser Zeit keinen sexuellen Kontakt mit ihrem Mann haben, ihn nicht einmal berühren. Das spätere jüdische Gesetz legte fest, dass die Zeit der Trennung insgesamt zwölf Tage dauern sollte (fünf für die Menstruation selbst und weitere sieben Tage, in denen kein Blut vorhanden sein durfte). Am Ende dieser Zeit musste sie sich in "fließendem Wasser" baden. Dies kann ein Meer oder ein Fluss sein, üblicher ist eine Mikwe ("Wasseransammlung"). Eine Mikwe ist ein kleiner Raum, in dem sich ein Becken mit natürlichem Wasser befindet, dass eine Tiefe von ungefähr Brusthöhe hat. Die Frau geht um ihr Schamgefühl zu wahren nach Einbruch der Dunkelheit dorthin. Die einzige andere anwesende Person ist eine weibliche Begleitung. Die Frau entkleidet sich und legt alle Ringe oder sonstigen Schmuck ab, steigt in das Wasser, taucht dreimal vollständig in das Wasser ein und rezitiert einen Lobspruch. Anschließend darf sie wieder ehelichen Verkehr mit ihrem Mann haben. Das Paar darf keinen Kontakt haben, wenn die zwölf Tage zwar vergangen sind, aber die Frau noch nicht in einer Mikwe war.

    In der Orthodoxie ist der monatliche Besuch der Mikwe für alle verheirateten Frauen verpflichtend, die noch nicht die Menopause erreicht haben. Eine moderne Mikwe ist ein gekacheltes, beheiztes Becken mit abgeschlossenen Duschräumen nebenan, in denen es z.B. auch Haartrockner gibt.

    Im progressiven Judentum gilt dieser Brauch nicht als verpflichtend, denn es wird berücksichtigt, dass diese Sache eine höchst private Angelegenheit ist, die jede Frau in Absprache mit ihrem Mann für sich selbst entscheiden muss.

    Die überwiegende Mehrheit der weiblichen Mitglieder progressiver Synagogen besucht die Mikwe nicht regelmäßig. Einzelne tun es jedoch. Es sind vor allem jüngere Frauen, die die Idee der Mikwe für sich wiederentdeckt haben. Dies ist eine Folge der jüdischen feministischen Bewegung und der Suche nach genuin weiblichen Ritualen und Bräuchen. Der Reiz einer Mikwe ist, dass sie die körperlichen und emotionalen Veränderungen verdeutlicht, die eine Frau in der Zeit ihrer Menstruation erfährt. Ebenso fördert sie, dass Männer die besondere Sensibilität von Frauen während dieser Zeit beachten. Entgegen dem Volksglauben hat eine Mikwe nicht den Zweck, die Frau körperlich zu reinigen (mit der Schlussfolgerung, dass sie bis dahin "unrein" war), denn vor dem Betreten der Mikwe muss sie baden oder duschen. Die Mikwe hat vielmehr eine spirituelle Bedeutung. Sie symbolisiert die Erneuerung des Rhythmus des weiblichen Körpers und feiert das Geheimnis seiner einzigartigen schöpferischen Kräfte. Die Vorstellung, eine Frau sei während ihrer Menstruation "unrein" wird in jeder Hinsicht vollkommen verworfen. Ebenso wenig akzeptabel ist die Vorstellung, dass das Paar in dieser Zeit auf alle nichtsexuellen körperliche Kontakte verzichten muss. Der Wunsch der Partner, sich durch Berührungen auszudrücken, braucht nicht wegen des biologischen Zyklus unterdrückt zu werden.

    Eines der traditionelleren Argumente für die Mikwe ist, dass die Zeit der monatlichen sexuellen Abstinenz zum gegenseitigen Respekt der Partner beitrage. Ebenso fördere sie die sexuelle Lust, nachdem der Kontakt wieder möglich ist und erhalte die Frische der Beziehung. Freilich können diese Vorteile auch von denen erlangt werden, die auf sexuellen Verkehr während der Menstruation verzichten und anschließend nicht in eine Mikwe gehen.

    In der Orthodoxie ist es für die Frau ebenfalls verpflichtend, kurz vor ihrer Hochzeit eine Mikwe aufzusuchen. Der Termin der Hochzeit wird entsprechend festgelegt. Progressive Rabbiner erwähnen diese Sitte gelegentlich, wenn sie sich mit dem Paar treffen, um die Hochzeit zu planen, doch sie lassen die Befolgung als Möglichkeit offen.

    Nur in einem Fall ist das Untertauchen in einer Mikwe im progressiven Judentum verpflichtend. Es ist eines der Elemente der Konversion, die von Männer, Frauen und Kindern in gleicher Weise verlangt wird (siehe Kap. IX.2). Auch hier hat der Gang zur Mikwe eine religiöse Bedeutung und dient nicht dazu, irgend jemanden von körperlicher Unreinheit zu säubern. Sie symbolisiert den Richtungswechsel im Leben der Person, die in das Judentum eintritt. In einigen jüdischen Gruppierungen hat sich der Brauch entwickelt, die Mikwe zu bestimmten Gelegenheiten zu besuchen, zum Beispiel Freitags nachmittags, vor den Hohen Feiertagen, der Bräutigam vor seiner Hochzeit. Wie in allen übrigen Fällen hat das Untertauchen auch hier eine geistige Bedeutung.



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