Werden der Christenheit und Vertreibung der Juden

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    Re: Werden der Christenheit und Vertreibung der Juden

    Thomas - 03.12.2004, 10:43

    Werden der Christenheit und Vertreibung der Juden
    Nachdem Jesus zum Himmel aufgefahren war, waren die Jünger stets beisammen, bis das die Verheißung von Pfingsten erfüllt wurde. Petrus führte aufgrund seiner Pfingstpredigt 3000 Menschen zum Herrn. Das war die Geburtsstunde der Gemeinde Jesu Christi. (Apg.1+2).
    Die Gemeinde war eine messiasgläubige jüdische Gemeinde. Dies war normal und selbstverständlich, denn Jesus war Jude und war auch als Rabbiner akzeptiert, sonst hätten ihn die Schriftgelehrten und Pharisäer gar nicht erst so lehren gelassen.
    Er erfüllte die Gebote der Torah und auch die der Überlieferungen, welche ihm bekannt waren (Mischnah, Hagada und Halachah), denn er wirft den Gelehrten der damaligen Zeit vor, das sie die Aufsätze ihrer Rabbiner mehr achten als die Gebote der Torah (Markus 7,3). Ebenso forderte Jesus seine Jünger auf das, was die Schriftgelehrten und Pharisäer sie lehrten zu tun, aber nicht nach deren Werken zu handeln (Matt.23,2+3).
    Diese Aufforderung beinhaltete auch die jüdische Tradition zu beachten, soweit sie die Thora unterstrich und ihr nicht widersprach.

    Dass dies gar nicht so einfach war, können wir auch in Galater 2,11+12 nachlesen. Hier sieht man, dass Petrus sich wegen der messiasgläubigen Juden von den Heidenchristen wegsetzte, weil die Reinigkeitsgebote ein gemischtes Sitzen an der Tafel verbot. Doch hier verstieß dieses Gebot gegen das neutestamentliche Prinzip der Gleichheit in Christus. Auch Eusebius von Caesarea, erwähnt das die Apostel die jüdische Tradition beachteten.

    Schon unter Paulus kam es zu Streitigkeiten, die dann zum Ersten apostolischen Konzil in Jerusalem führten (Apg.15).
    Was ich hier hervorheben möchte ist, das der Beschluss von Apg.15 ausschließlich den Heidenchristen galt und nicht den Judenchristen. Die Richtung der Judenchristen war vorgegeben in Matt.23,2+3.
    Für die Heidenchristen musste neu festgelegt werden, was sie beachten mussten und was nicht. Will ein Heide zum Judentum konvertieren, muss er die Gebote auswendig lernen, sich bewähren, sich in der Mikwe untertauchen (taufen) und beschneiden lassen. Dann wird er zu den Juden gezählt und muss fortan auch die jüdische Tradition beachten und einhalten. Doch für die von den Heidenchristen, für die musste abgeklärt werden, was für sie bindend ist oder nicht.
    Es musste geklärt werden, ob Heiden so vollkommen errettet werden, oder ob sie vorher Juden werden müssen. Die Zeugnisse von Petrus und Paulus bewiesen, das Heiden, ohne vorher Juden zu werden, den heiligen Geist empfangen hatten, was als äußeres Zeichen der Erlösung angesehen wurde. Die Entscheidung war: Die Heiden mußten nicht vorher Juden werden bevor sie Christen wurden. Trotzdem wurden einige Dinge von diesen Neubekehrten verlangt (Apg.15).
    Da es zu der Zeit noch kein NT gab, wurden die Neubekehrten anhand der Torah gelehrt. Es lehrten Gesandte aus Jerusalem und auch welche, die nicht gesandt waren, sich aber doch als solche ansahen. Daher der Streit auch mit denen, wie Paulus sagte, die nicht gesandt waren zu lehren, weil sie streng nach der jüdischen Tradition leben wollten und dieses auch von den Heidenchristen verlangen.
    So wurden die entsprechenden Gebote in Apg.15 beschlossen und in allen Gemeinden der Heidenchristen verkündigt.

    Um 70 der neuen Zeitrechnung („Nach Christus“ wird bei den Christen gesagt, die Juden sagen „nach der neuen Zeitrechnung“) wurde Jerusalem durch Titus zerstört und Israel hörte auf, als Staat zu existieren.

    Bei den Heiden machte sich die Meinung breit, das dies den Juden widerfahren sei, weil sie Jesus gekreuzigt hatten (Eusebius von Caesarea). Das selbe wurde auch in Bezug auf den Tod von Jakobus, dem Bruder von Jesus gesagt. Jakobus wurde von dem Dach des Tempels gestoßen, weil er dort Jesus als den Messias bekannt hatte, anstatt dem Volk zu sagen, das Jesus nicht der Messias war.

    Damals flohen die Gläubigen aus Jerusalem, es waren Gläubige, die nach der Zerstörung Jerusalem durch Titus zurückkehrten. Als es dann zu dem Aufstand von 132 – 135 kam, erklärte Rabbi Bar Kacha sich als den Messias, um das Volk einheitlich im Kampf gegen Rom zu sammeln. Wiederum waren es die Jesusgläubigen, die nicht folgten, da ja Jesus der wahre Messias ist und nicht der Bar Kacha.
    Den Juden wurde von Rom aus verboten Jerusalem zu betreten, geschweige denn dort wieder zu wohnen.
    So zogen Heidenchristen in Jerusalem ein und hatten dort auch einen nicht jüdischen Bischof.

    Da die messiasgläubigen Juden scheinbar immer wieder Probleme im Bezug auf die Gesetzmäßigkeiten verursachten, wurden sie mehr und mehr abgelehnt und zum Teil auch aus der Gemeinde Jesu verwiesen.

    Nun wurden die messianischen Juden von beiden Seiten verfolgt. Einmal von der eigenen Seite, da sie immer wieder als Verräter dastanden und dann von der Seite Roms als abtrünnige Aufständische. Rom machte keinen Unterschied zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen. Es ging sogar soweit, das Rom jeden Christen als Juden ansah und deshalb die Christen verfolgte.
    Eines Tages wollten die Heidenchristen einen Unterschied setzen zwischen ihnen und den Judenchristen. Sie waren zwar bereit für den Namen Jesu zu leiden aber nicht als Juden. Daher kam es schon so ca. 100 nach der neuen Zeitrechnung zu feurigen Reden gegen die Juden unter den Heidenchristen. Man wollte Rom zeigen, nicht zu ihnen gehörte.

    Zitat aus Die Kirche und das jüdische Volk in der Geschichte

    Die Ablehnung der Juden durch die Heidenchristen war sogar so schlimm, das man die christlichen Feste verschob, um sie nicht mit den Juden mitfeiern zu müssen.
    Als 321 das Christentum zur Staatsreligion des römischen Reiches wurde, fingen deren Herrscher an, die antisemitischen Ausführungen der Kirchenväter in die Praxis umzusetzen. Die Rechte der Juden wurden nach und nach beschnitten. Höhere Positionen wurden ihnen verwehrt. Schon zuvor, im Konzil zu Elvira (Spanien, 305) war beschlossen worden, daß Christen nicht mit Juden essen dürfen und den jüdischen Sabbat nicht halten dürfen (auf das Sabbat-Halten für Christen wurde beim Konzil von Laodicäa 364 dann die Todesstrafe gesetzt). Nach 321 änderte sich der Charakter der Schriften der Kirchenväter: sie waren nicht mehr defensiv und apologetisch, sondern aggressiv.
    Beim Konzil von Nicäa 325 durften erstmals judenchristliche Bischöfe nicht teilnehmen. Das Osterfest wurde vom jüdischen Passah-Termin auf den Sonntag nach Passah gelegt. Gründer der Staatskirche Konstantin schreibt an alle Kirchen: "Denn es wäre außer jedem Maßstab ungebührlich, wenn wir in dem heiligsten aller Feste den Gewohnheiten der Juden nachfolgten. Lasst uns nichts gemeinsam haben mit dem abscheulichen Volk."

    Einer der schlimmsten war Chrisostomos, der als einer der großen Kirchenväter gefeiert wird.
    Dies ging soweit, das Bischöfe erklärten, das der Gott des Alten Testamentes nicht mehr der Gott des Neuen Testamentes ist.
    Einer der einflußreichsten Lehrer auf diesem Gebiet war der römische Bischof Marcion, der diese Irrlehre 30 Jahre von der Kanzel verkündigte.

    Das führte dazu, dass es letztendlich etwa am Ende des zweiten Jahrhunderts so gut wie keine messiasgläubige Juden in der Neutestamentliche Gemeinde mehr gab.

    Mit den messiasgläubigen Juden ging in der Gemeinde Jesu nicht nur die Zahl der gläubigen Juden verloren, sondern der Bezug zur jüdischen Tradition verschwand und statt dessen kam die heidnische Philosophie hinzu. Die Weisheit der Juden wurde quasi mit der Weisheit der Heiden ausgetauscht. Die Bibel verlor diesen so wichtigen Bezug zur jüdischen Tradition. Man muss leider hier sagen, dass der Bezug zu den jüdischen Wurzeln durch philosophisches Denken in vielen Punkten ersetzt wurde.
    Von manchen Bischöfen wurde gesagt, das sie mit den heidnischen Philosophen ihrer Zeit nicht nur mitreden konnten, sondern ihnen ebenbürtig waren.

    Schon zu diesem Zeitpunkt erfuhr das jüdische Volk bereits regelrechte Verfolgungen durch die Christen, so dass die Juden sich jetzt in der Ablehnung des Christentums bestärkt sahen.
    Wenn ein Jude Christ werden wollte, musste er dem Judentum absagen und konnte erst danach Christ werden.
    Man (die Christen) hatte dafür gesorgt, dass das Christentum nichts mehr mit dem Judentum zu tun hatte. Es wurde sogar eine Linie festgelegt, nach der die Bibel nur ausgelegt werden durfte.

    Die Welt wurde sogar von den Christen verführt, die Juden zu verfolgen. In dem Buch von C.H. Beck „die Geschichte des jüdischen Volkes“ liest man leider immer wieder davon, das die Juden in Spanien z.B. unter den Arabern Ruhe hatten und erst als die Kirche Spanien einnahm, verfolgt wurden, flüchteten anschließend nach Portugal, wo die Ruhe dann ebenfalls vorbei war, als die Heere der christlichen Kirche in Portugal eindrangen.
    Selbst Martin Luther sagte, man solle „den Juden die Synagoge über den Köpfen anzünden“.

    Schwerwiegend war auch die Irrlehre, dass die christliche Kirche das „geistliche Israel“ wäre und Gott Israel auch deshalb vom Erdboden hatte verschwinden lassen.
    So hat sich über Jahrhunderte eine Ablehnung der Juden und damit auch der jüdischen Tradition vererbt, so dass es als normal galt, dass wir fast nichts über das Judentum wissen, außer das was im Alten Testament steht. Wir tun uns sehr schwer, mit dem Gedanken an die jüdische Tradition und haben Angst, in die Gesetze zu verfallen. Dadurch ist unser Blick für die Schätze Gottes aus der jüdischen Tradition sehr stark getrübt, obwohl unsere Wurzeln doch von dort her kommen.



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