Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 2

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    Re: Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 2

    Der Bienen-Much - 08.09.2007, 13:18

    Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 2
    Dr. Gudrun Koeniger

    Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 2

    Eine zusammenfassende Darstellung der Experimente zur Erforschung des Paarungsverhaltens

    Herrn Prof. Dr. F. Ruttner zu seinem 75. Geburtstag am 15. 5. 1989 gewidmet


    3. Wo findet die Paarung statt?
    Beobachtungen über Drohnenschwärme oder -kugeln findet man schon lange in der Imkerliteratur. Eine genaue Beschreibung gab Pierre Jean-Prost 1958. An einem warmen Nachmittag hörte er ein Summen wie von einem Bienenschwarm. Er entdeckte in 15 m Höhe schnellfliegende Tiere, die aber nicht Bienen, sondern Drohnen waren. Durch genaues Beobachten kamen ganz neue Erkenntnisse hinzu: Es ist nicht so, dass sich die Drohnen irgendwo um eine aufgespürte Königin sammeln, sondern die Drohnen suchen selbständig einen ganz bestimmten Platz auf und erst nachher erscheinen dort die Königinnen. Am überraschendsten aber ist seine Feststellung, dass Jahr für Jahr dieselben Sammelplätze aufgesucht werden. F. Ruttner erkannte sofort die wissenschaftliche Bedeutung dieser Beobachtungen. Er wollte mehr über Verhalten und Lebensgewohnheiten der Drohnen erfahren.

    „Wie wichtig diese Fragen sind, nicht allein für die bienenkundliche Forschung, sondern auch für die Praxis des Züchters - man denke nur an den Belegstellenbetrieb - liegt auf der Hand. Weitere Aufklärung tut dringend not." Mit diesem Aufruf an alle Imker begann er seine Versuche. Seine Arbeitsweise war einfach und zweckmäßig. Eine Königin wurde an einen durchsichtigen Ballon gebunden, mit dem sie in verschiedene Höhen gebracht werden konnte. Zur Zeit des Drohnenfluges wurde das Gelände um Lunz, später auch im Taunus (BRD) abgeschritten und der Ballon in verschiedenen Höhen gehalten (abb-2). Das sah für unbeteiligte Spaziergänger sehr komisch aus: erwachsene Männer und Frauen „spielten" mit einem großen Ballon, und wir wurden oft angesprochen und manchmal sogar ausgelacht! Diese Methode war sehr erfolgreich. An bestimmten Plätzen und dort in einer definierten (begrenzten) Höhe (10-20 m) fanden wir eine besonders hohe Dichte der Drohnen. Hunderte von Drohnen verfolgten dort die Königin, während an anderen Stellen, auch direkt am Bienenstand, nur einzelne oder gar keine Drohnen auf die Königin reagierten.

    Es ist eindrucksvoll zu beobachten, wie ein Schwärm von Drohnen die Königin in einer Höhe von 20 m verfolgt. Zieht man dann den Ballon auf 4-5 m herunter, verlassen die Drohnen die Königin und kehren erst zu ihr zurück, wenn sie wieder in die Drohnenflughöhe gebracht wird. Das gleiche gilt, wenn man aus den Plätzen herausgeht: Je weiter man sich vom Zentrum entfernt, desto geringer wird die Zahl der Drohnen an der Königin. Wenn man die Paarungsbiologie anderer Tiere bedenkt, wird die Besonderheit dieses Verhaltens deutlich. Für die Drohnen ist nicht nur die Königin wichtig, offensichtlich ist der „richtige Platz" bei der Paarung von großer Bedeutung. Vielleicht werden deshalb die Jungköniginnen innerhalb des Stocks von den Drohnen nicht beachtet. Im Zentrum der Drohnensammelplätze aber ist der Paarungstrieb besonders groß. Die Drohnen verfolgen dort alle kleinen, bewegten Objekte wie Schmetterlinge, Vögel und sogar Steine, die in die Luft geworfen werden. Aber erst wenn der Sexuallockstoff der Königin hinzukommt, gibt es Paarungsversuche.

    Die Herkunft der Drohnen konnten die Brüder Ruttner mit folgender Methode bestimmen: Die Drohnen von verschiedenen Bienenständen wurden durch einen Farbtupfer markiert. Stand A war rot, Stand B weiß usw. An verschiedenen Drohnensammelplätzen wurden die Drohnen nun mit der Königin am Ballon angelockt und mit großen Netzen an langen Stangen gefangen (Abb.2). Man erhielt eine „lustig buntgefärbte Drohnenschar". Da fast 25000 Drohnen zuvor gezeichnet waren, waren 50% der Drohnenfänge markiert!

    Die Versuche ergaben folgendes:
    a) Auf einem Drohnensammelplatz gibt es ein Drohnengemisch von verschiedenen Bienenständen.

    b) Drohnen starten vom Bienenstand aus in Richtung von Horizonteinschnitten (Täler).

    c) Ein Drohn kann verschiedene Drohnensammelplätze besuchen.

    Ruttner konnte nachweisen, dass Drohnen, die erst während des Vormittags aufgestellt wurden, am selben Tag zur gewohnten Zeit auf den Sammelplätzen erschienen. Dies deutet darauf hin, dass die Drohnen nicht lernen müssen, wo ein Drohnensammelplatz ist, sondern dass ihnen dieses Verhalten angeboren sein muss. Auch dass dieselben Drohnensammelplätze seit Jahrzehnten besucht werden, obwohl jedes Frühjahr eine neue Generation Drohnen schlüpft, ist nur so zu erklären.

    4. Wie weit fliegen Königinnen und Drohnen?
    Diese Frage benennt ein Kernproblem der Belegstellenpraxis. Wie weit fliegen Drohnen von außen in die Belegstellen ein? Wie weit fliegen Königinnen von den Belegstellen weg? Bilden Bergrücken und offene Wasserflächen Paarungsbarrieren? In einem bienenfreien Alpental wurden 250 genetisch markierte Jungköniginnen und 3 Gruppen von genetisch markierten Drohnen aufgestellt. Es wurden sowohl Drohnen an den Sammelplätzen gefangen, um die Verteilung zu bestimmen, als auch die Nachkommenschaft der Königinnen auf Grund der unterschiedlichen Farben bestimmt. Dieser umfangreiche Versuch im Jahr 1970 bestätigte und ergänzte die Ergebnisse aus den Vorjahren.

    „Über der Landschaft liegt an Flugtagen ein Drohnenschirm, der mehrere Kilometer über das letzte Bienenvolk hinausreicht. Dieser Schirm ist nicht homogen (gleichmäßig), sondern als netzartige Struktur zu denken: Die Knotenpunkte sind die Drohnensammelplätze, die Netzfäden die Flugbahnen der Drohnen von und zu ihren Standorten".

    Drohnensammelplätze, die nur 1000 m voneinander entfernt liegen, können gänzlich verschiedene Drohnenpopulationen haben. Das beeinflusst natürlich die Paarung von Königinnen, ihre Nachkommenschaft kann ganz verschieden sein, auch wenn sie am gleichen Platz aufgestellt waren. Die Aufstellung von Königinnen auf einem Drohnensammelplatz hat keinen Einfluss auf die Paarungen, denn Königinnen werden in der Regel nicht auf ihren Standorten begattet. Die mittlere Flugweite beträgt über 2 km, die maximale 5 km.

    Die Gestalt der Landschaft beeinflusst die Flugbahnen der Drohnen. Sie fliegen in Richtung von Horizonteinschnitten, also in Richtung Tal. Wenn sie im Talkessel stehen, fliegen sie zum Bergsattel. Eine Überwindung von 800-900 m Höhenunterschied konnte nachgewiesen werden. Flugbarrieren sind also nur hohe Bergrücken. Große Wasserflächen werden ebenfalls nicht überflogen. Die Drohnen können maximal 7 km weit fliegen. Zusammen mit den Werten für die Königin ergibt sich eine maximale Paarungsdistanz von 12 km. Nachgewiesen wurde mit genetisch markierten Drohnen und Königinnen, dass 7 km nicht selten sind.

    Quellverweis: Die Biene 7/1989

    Dr. Gudrun Koeniger Institut für Bienenkunde (Polytechnische Gesellschaft) Fachbereich Biologie der Uni. Frankfurt/M.




    abb-2: Mit einem Ballon wird die Königin in die Flughöhe der Drohnen gebracht. Die angelockten Drohnen werden mit Netzen an langen Stangen eingefangen




    abb-3: Viele Drohnen verfolgen die fixierte Königin. Einem Drohn gelingt es gerade, sie zu greifen



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