Distelgasse 666 (Das Haus von Aynes Onkel Gilroy Harold)

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    Re: Distelgasse 666 (Das Haus von Aynes Onkel Gilroy Harold)

    kiamara - 24.07.2007, 10:53

    Distelgasse 666 (Das Haus von Aynes Onkel Gilroy Harold)
    Hier lebt Aynes unverheirateter Onkel Gilroy, wenn er nicht in der Welt herumturnt.
    Gilroy Harold ist Archäologe und hat sich als Forscher, der sich auf die römische und germanische Kultur spezialisiert hat, schon einen guten Ruf und Namen gemacht.
    Er hängt jedoch mehr an seiner Arbeit, als an den Auszeichnungen, die er für außergewöhnliche Entdeckungen und Funde bereits bekommen hat.

    Er ist der Vormund und einzige lebende Verwandte den Ayne hat, nachdem ihr Vater nicht bekannt ist und ihre Mutter, als sie ein Jahr alt war, spurlos verschwand.
    Ayne lebt jedoch nicht hier in diesem Haus, in der Distelgasse, sondern geht ganzjährig in Glasgow auf ein Mädcheninternat.
    In den Ferien fährt sie wie alle Schülerinnen nach Hause, auch wenn sie dann meistens alleine in diesem Haus lebt, denn Gilroy kann selten einrichten zu Hause zu sein, wenn Ayne Ferien hat und zu ihm kommt.
    Aber er achtet darauf, dass sie in einem alten Teekessel Geld zum Einkaufen findet, der auf dem Küchenregal über der Spüle steht. Außerdem schaut die Nachbarin Ms. Oldman, aus der 665, immer mal nach dem Rechten.



    Re: Distelgasse 666 (Das Haus von Aynes Onkel Gilroy Harold)

    Ayne - 11.04.2011, 11:15


    Ayne schulterte ihren Rucksack, warf sich die Reisetasche über die eine Schulter und zog den Rollkoffer mit der anderen Hand hinter sich her. Es war Nachmittag und das Schiff hatte, wie sie geahnt hatte tatsächlich eine Stunde länger gebraucht, weil es so stürmte.
    Auch hier am Hafen wurden Aynes Haare durchgewirbelt und sie bereute, dass sie sie nicht zu einem Zopf zusammengebunden hatte, als sie noch die Zeit dazu gehabt hätte. Der gewundene Weg den Hügel hinauf war menschenleer. Es gab keine Touristen um diese Jahreszeit auf Skye und die Einheimischen hatten nicht bei diesem Wetter im Winter zu verreisen. Außerdem war es fünf Tage vor Weihnachten, da blieben die Leute eh daheim und bereiteten alles für die Festtage vor.
    Ayne verbarg den Kopf tiefer in ihrem Mantel, jedenfalls so gut das möglich war, dann stapfte sie weiter zu der Bushaltestelle, die direkt am Beginn der Firley Street lag. Sie hoffte der Bus kam pünktlich, damit sie nicht noch ewig im beißenden Wind stehen musste. Auch wenn sie den beinah genoss. Es roch so herrlich nach Meer und Fisch. Eine Spur wilden Immergrüns und verbrennenden Holzes der Kamine lag auch darin verborgen, alles Gerüche die in einer Großstadt wie Glasgow sich sogar schwer vorzustellen waren. Ayne vermisste sie. Es fiel ihr von mal zu mal schwerer zu gehen und weil ihr Onkel sowieso fast immer weg war, hatte sie schon oft überlegt zu bleiben, aber sie wusste, das er es dann irgendwie erfahren würde und sie fürchtete sich davor, das er sie dann gar nicht mehr herkommen ließ.
    Also war sie jedes Mal anständig gewesen und wieder gefahren. Auch diesmal würde sie nur bis Mitte Januar bleiben, dann ging die Schule wieder los und sie musste Roag wieder verlassen. Bis zum Sommer, denn über Ostern hatten sie nur die Feiertage frei und da lohnte sich der weite Weg nicht. Zumal sie ja keine Familie hatte, die sie zu Ostern besuchen konnte. Auch jetzt war sie zu Weihnachten alleine in Onkels Haus, denn der hatte ihr geschrieben, das er auf einer wichtigen Reise war und nicht vor dem Herbst des nächsten Jahres zurück sei.
    Wenn überhaupt , dachte sie abwesend, denn bei ihrem Onkel verlängerten sich solche Expeditionen hin und wieder um einige Monate und Ayne konnte es verstehen. Er hatte nie geheiratet und Kinder bekommen, weil er für diese Arbeit lebte und keine Verpflichtungen gewollt hatte, die ihn an ein zuhause banden. Das er auf die Tochter seiner Schwester aufpassen sollte, hatte er nicht geplant, da war sich Ayne sicher. Aber er hatte nie ein Wort darüber verloren. Er beklagte sich nicht und wenn sie einander sahen, brachte er auch stets etwas mit. Aber es lag wohl daran, das Ayne ihn nie gefragt hatte, ob ihre Anwesenheit ihn störte, denn nachdem sie ein einziges Mal nach ihren Eltern gefragt hatte und ihr Onkel nur dieses eine Mal laut, mürrisch und bestimmt ein Verbot ausgesprochen hatte, sprachen sie nie wieder darüber.
    Damals war sie wütend auf ihn gewesen, weil sie glaubte er verstand nicht, wie sehr sie etwas über ihre Eltern wissen wollte, wie sehr es sie verletzte nichts über sie zu wissen und keine Erinnerung zu haben. Wie sehr es weh tat nicht zu wissen, wieso ihre Mutter sie so früh verlassen hatte und nie wiedergekommen war.
    Aber mittlerweile sah Ayne das anders. Sie war erwachsener geworden und verstand nun, dass ihr Onkel keine Antworten hatte und das es ihm ebenso weh tat von seiner Schwester, der einzigen Verwandten die er gehabt hatte, verlassen worden zu sein. Ohne ein Wort, ohne ein Abschied oder eine Erklärung. Denn der Brief, den sie hinterlassen hatte, der war für sie gewesen. An ihrem 13 Geburtstag hatte ihr Onkel ihn ihr gegeben und seitdem trug Ayne ihn immer in der Hosentasche. Er war ihr Talisman, weil er alles war was sie von ihrer Mutter hatte. Ja, alles. Es gab keine Erinnerung, keine Geschichten nicht einmal ein Foto gab es und ihr Onkel war auch nicht bereit ihr etwas darüber zu erzählen. Ayne hatte das akzeptiert, so wie er akzeptierte, das sie diesen Brief für sich behielt und ihn nicht teilen wollte. So hatte sie etwas von ihrer Mutter, das nur ihr alleine gehörte.
    Manchmal schmerzten die Worte in dem Brief, wenn Ayne all zu traurig war, aber die meiste Zeit machten sie sie glücklich und froh, weil es wie ein Geheimnis war, eine Verbindung zu ihr, wo immer sie sein mochte.
    „Willst du mit, Ayne?“
    Sie wurde aus den Gedanken gerissen. Da hielt ein Auto am Fahrbahnrand und als sie durch die heruntergelassene Scheibe sah, erkannte sie Mrs. Summer. Sie wohnten in derselben Straße jedoch ein paar Häuser weit weg. Mrs. Sommer war Grundschullehrerin hier in Roag und daher kannte sie Ayne. Sie wusste von ihrem Onkel und ihrer Familie und früher war sie ein paar Mal vorbeigekommen, um Kuchen oder Gebäck zu bringen, oder auch mal eine Mittagsmahlzeit. Sie hatte Ayne auch oft eingeladen, weil sie eine gleichaltrige Tochter hatte und ein paar Söhne, die älter waren. Aber Ayne war es zu laut gewesen und sie zu schüchtern, weil sie die Kinder ja eigentlich nicht kannte. Also hatte sie immer irgendwelche Ausreden gehabt. Meistens hatte sie die Schule und das Lernen vorgeschoben, weil sie gehofft hatte, dass es bei Mrs. Summer als Lehrerin funktionieren würde und so war es auch gewesen.
    „Komm steig schon ein, es ist kalt und der Bus kommt doch erst in zwanzig Minuten.“
    Das sie sowieso auf dem Heimweg waren, fügte sie an und dann schickte sie auch schon Paul los. Ihr ältester Sohn öffnete die Beifahrertür und nahm ihr ihre Sachen ab, um sie in den Kofferraum zu verstauen. Nervös stand Ayne da und als Paul sie aufforderte einzusteigen, riss sie sich zusammen.
    Sie stieg hinten ein und bemerkte, dass dort auch Serena mit einer Freundin saß, deren Namen Ayne nicht kannte. Sie wusste nicht, ob sie das Mädchen kannte oder nicht, aber die beiden lächelte ebenso schweigsam und unsicher wie Ayne sich fühlte.
    „Du bist wieder für die Ferien zu Hause, Ayne?“
    Mrs. Summer schien nicht zu merken dass die Mädchen sich anschwiegen und es eine merkwürdige Situation war. Oder sie überspielte es gekonnt.
    „Ja bis mitte Januar, wie jedes Jahr.“
    „Und wird dein Onkel dieses Jahr zuhause sein?“
    Ayne wusste was in Mrs. Sommers Stimme mitschwang. Sie konnte es ahnen und doch schaffte sie es nicht zu lügen.
    „Nein, er schafft es nicht.“
    Darauf murmelte Mrs. Summers etwas, was Ayne nicht hören konnte, aber Paul lachte und Ayne blieb stumm. Zum Glück war es nicht weit und sie schnell da.
    „Brauchst du etwas?“ , wollte Mrs. Summers wissen die ausgestiegen war und ihr ihre Sachen aus dem Kofferraum gab. Ayne schüttelte den Kopf.
    „Ms. Oldman hat sicher alles besorgt, was ich brauchen könnte. Mein Onkel hat ihr bescheid gegeben, sie weiß das ich komme.“
    Dagegen war nichts einzuwenden, auch wenn Ayne sah, das es Mrs. Summer nicht glücklich machte.
    „Du könntest auch Weihnachten zu uns kommen, Ayne, wenn du magst? Es ist nicht schön an so einem Tag alleine zu sein.“
    Ayne wollte nicht unhöflich sein, also lächelte sie als sie sich für die Einladung bedankte. Aber sie wandte ein, das Ms. Oldman sich sicher darauf gefreut hatte, das Ayne bei ihr wäre.
    Ms. Oldmans Sohn dessen Frau und die sechs Enkelkinder würden über die Feiertage kommen. Wie jedes Jahr. Ayne wäre also sicher alleine, denn Ms. Oldman war im Grunde dankbar, das Ayne absagte, aber das musste Mrs. Summers ja nicht wissen.
    Sie verabschiedete sich mit einem schnellen Danke, dann ging sie durch das kleine Gartentor, damit sie nicht noch mehr Ausflüchte suchen musste, um Einladungen aus dem Weg zu gehen.
    Sie freute sich darauf für sich zu sein, in dem Haus, das sie kannte und in Erinnerungen zu schwelgen. Außerdem gab es so viel zu tun.
    Sie hatte zwei neue Bücher, die sie lesen wollte. Sie wollte das Klavier entstauben und ein wenig darauf spielen und außerdem musste sie weiter an ihrer Geschichte schreiben. Sie wollte unbedingt bis zum neuen Jahr fertig werden.
    Als sie die Tür hinter sich ins Schloss drückte, fühlte sie bereits das warme Gefühl des Daheimseins. Sie packte ihre Sachen nur halbherzig und schnell aus, dann zog sie sich ihre Hausschuhe an, feuerte den Ofen in der Wohnküche an, in der sie sich die meiste Zeit aufhielt, kochte Tee und stellte Kekse auf den Tisch. Dann klappte sie ihr Notizbuch im Format eines A4 Blatts auf und begann dort weiter zu schreiben, wo sie aufgehört hatte.
    Sie war keine Hexe. Sie war die Auserwählte. Aber wie sollte sie das den Leuten begreiflich machen. Sie verstanden nicht, was sie fürchteten und sie fürchteten, was sie nicht sehen konnten. Denn sie hatten verlernt mit dem Herzen zu sehen und über das hinauszusehen, was das Auge mit einem flüchtigen Blick erfasste.
    Es hatte geschellt, also unterbrach Ayne ihre Arbeit. Sicher Ms. Oldman die sie begrüßen wollte. Der Tee war gerade fertig und sicher konnte sie sie nicht abwimmeln, das wäre unhöflich gewesen. Also klappte sie den Block zu und schob ihn beiseite. Dann eilte Ayne zu Tür öffnete sie und hielt überrascht inne. Ihre grauen Augen waren geweitet vor Staunen, aber sie blinzelte nicht.
    Da standen eine Frau und ein Mann in … äußerst merkwürdiger Kleidung vor ihrer Tür und noch seltsamer war das geflügelte Wesen, das mit kleinen glitzernden Flügeln schlug und aussah wie …
    „Du bist eine Fee…“, entkam es ihr staunend und das kleine Geschöpf nicht viel größer als ihre Hand nickte energisch.
    „Siehst du Blake. Sie ist es, ich habe dir gesagt, das sie mich wird sehen können. Und du lass uns rein.“ , wandte sie sich von dem Mann plötzlich zu ihr. „Es ist kalt hier bei dir und wir haben nicht viel Zeit.“
    Ayne sah sprachlos von der … Fee zu den beiden …
    Dann trat sie zur Seite, ließ sie ein, schloss die Tür und erlaubte sich dann endlich ein Blinzeln. Als sie sich umdrehte, standen die drei immer noch in ihrem Flur.
    Ayne ging an ihnen vorbei, setzte sich auf ihren Stuhl an den Küchentisch und fragte dann ruhig, die Neugier kaum verbergen könnend. „Wer seid ihr?“
    Das alles wäre der coolste Traum der Welt gewesen, aber Ayne wusste das sie so was nie träumen würde, denn sie sah sich nicht als solch eine Heldin, die das Glück hatte in solche Abenteuer zu geraten. Also konnte das kein Traum sein, die Wirklichkeit … jedoch auch nicht.
    „Bin ich tot?“
    Vielleicht hatte das Schiff ein Unglück gehabt und Ayne war eingeschlafen und hatte es nicht mitbekommen. Sie fand den Gedanken merkwürdig, weil sie dann sicher nicht den Summers begegnet wäre, aber … „Warum seid ihr hier bei mir? Ihr gehört doch sicher nicht hierher, oder?“
    Sie hörte wie die Fee wieder zu dem Mann sah und kichernd meinte. „Sie gehört zu mir, sie redet zu viel. Los, sag es ihr Blake und lass uns tun weswegen wir hier sind. Ich wills endlich wissen.“
    „Was wissen?“ , unterbrach Ayne die Fee, die grinsend erklärte: „Na ob du die Wächterin bist und meine Gefährtin.“
    Ayne rieb sich das Kinn. Das war wirklich ein verrückter Traum … Tag … Moment. Sie sah zu dem Mann, der hier scheinbar der … was auch immer war und hoffte er würde alles aufklären. Immerhin schienen das seine Begleiter auch zu erwarten.



    Re: Distelgasse 666 (Das Haus von Aynes Onkel Gilroy Harold)

    blake - 02.05.2011, 20:06


    Der Rat hatte es also beschlossen. Alle Formalitäten waren von Prinzessin Lira ausgesprochen worden. Bess und blake hatten eine Mission von großer Wichtigkeit. Sie sollten die Wächterinnen holen, die Kiamara retten würden. blake war es eigentlich egal, ob die nun wollten oder nicht beziehungsweise ob sie Kiamara wirklich retten konnten oder nicht. Er hatte die erste Herrschaft von Aramandis miterlebt und auch die Magic Lights getroffen, die schließlich Kiamara gerettet hatten. Und wenn er sich an diese fünf Frauen zurück erinnerte, dann glaubte er felsenfest daran, dass es die Rettung ihrer Welt war, die Magic Lights zu holen.
    Er war zuversichtlich, aber auch nicht derjenige, der diese Entscheidung getroffen hatte. Er war ein Diener des Palasts. Einer, der treu auf der Seite der Guten stand. Er half, wo er konnte.
    Und dass er es möglichst bald konnte, das begrüßte blake. Denn die wichtigen Entscheidungen wurden sogleich in die Tat umgesetzt. Für Bess und ihn bedeutete dass, das sie durch ein Portal auf die Erde gehen würden. Luna, die Bess ja auf Schritt und Tritt folgte, musste hier im Palast darauf warten, dass sie zurückkamen.
    Wenn es nach blake ging, hätte er den Drachen gern auch mitgenommen. Leider fiel das in der Menschenwelt wohl auf. Ein bisschen.
    Eben deswegen verzichtete er darauf, es in Erwägung zu ziehen. Sobald die Ratsversammlung beendet war, wurden Bess und blake von Dienern des Mondpalasts, Cirthanja, Lira und einigen Berater in einen kleineren Saal gebracht. Unter den Beratern war auch der alte Sirokim. Ein ziemlich stocksteifer Monalb, aber wenn er einmal auftaute, ließ sich mit ihm reden. Gegenüber blake war er immer misstrauisch gewesen.
    Weil er ein Halbblut war. Er nahm es gelassen, wie er auch die Wartezeit während der Vorbereitungen hinnahm. Bess war aufgeregt. Sie war noch immer damit beschäftigt, über die Eigenheiten des Mondpalasts zu staunen und hätte dabei fast ein wertvolles Relikt zu Bruch gehen lassen, wenn blake es nicht im letzten Moment aufgefangen hätte.
    Er spekulierte mit ihr ein wenig darüber, wie es in der Menschenwelt wohl sein würde. Blake erzählte von einer der Wächterinnen, die ihm mehr davon erzählt hatte. Wahrscheinlich hatte man ihn deshalb auf diese Mission geschickt. Er wusste von denen, die in Kiamara lebten noch am meisten von der Welt der Menschen.
    Dann war es soweit. Bess verabschiedete sich von Luna.
    Blake und Bess standen vor dem geöffneten Portal. Er verbeugte sich noch einmal vor der Prinzessin, dann zwirbelte er seinen Bart und ging beherzt durch die in den Farben des Regenbogens funkelnde Öffnung, die die kurzzeitige Verbindung zur Erde darstellte. Cirthanja, die Hohepriesterin hatte sie mithilfe von Magiern geöffnet und konnte sie nur wenige Sekunden aufrechterhalten. Deshalb war blakes letzte Amtshandlung, nach Bess Ärmel zu greifen und sie mit in den Sog zu ziehen, bevor sie noch ihren Einsatz verpasste und auf Kiamara zurück blieb.
    Er mochte das Mädchen, auch wenn sie über die Sache mit dem Drachen nie ein wirklich ernstes Gespräch geführt hatten. Bess war eine nette Begleiterin. Sie gab blake irgendwie immer eine Aufgabe, obwohl er ein Einzelgänger war. Und sie scherte sich nicht darum, dass er halb Hwendi und halb Eisalb war. Sie verband das Schicksal, nirgendwo wirklich dazu zu gehören. Wahrscheinlich hatten sie sich deshalb gefunden und reisten nun zusammen.
    Die Reise auf die Erde war holprig und man bekam sie nicht wirklich mit.
    Blake stürzte voran einen Meter tief ins Gras, sobald das Portal sich für den Bruchteil von Sekunden geöffnet hatte. Es schloss sich wieder, damit ein Neues Platz hatte. Heraus kam Bess, die ihm förmlich in die Arme fiel, weil sie auf ihm landete.
    Mit einem atemlosen Laut fing blake sie auf. Er schmunzelte amüsiert. “Alles in Ordnung?“ Sie sagte, sie fühle sich nur ein wenig durchgeschüttelt, während sie sich aufrappelte. Blake tat es ihr gleich und stimmte ihr zu. “Holprige Reise. Hoffentlich ist die Rückreise etwas luxuriöser.“ Er klopfte den Mantel ab, den er trug und strich dann seinen Bart glatt, während er sich umsah. Sie waren auf einer Wiese gelandet, auf der ein paar vierbeinige, weiße Wollknäule standen und vor sich hin aßen.
    Er atmete aufraffend ein und wieder aus, denn diese Situation forderte eine Entscheidung. Die Stirn gerunzelt entscheid er sich für eine Richtung, denn weit und breit waren hier nur Wiesen, die von Steinmauern gefasst waren. Er richtete sich nach der grauen Straße, die diese Landschaft durchzog. “Am besten folgen wir der hier.“
    Bess zupfte an seinem Ärmel und deutete an, dass einer der Mondalben doch gesagt hatte, jemand würde hier auf sie warten. Blake sah sich um. Er sah aber niemanden. Außer die grasenden Wolltiere. “Ich sehe niemanden. Du vielleicht?“ Bess schüttelte den Kopf.
    Damit war die Sache für ihn klar. Blake schlug vor, einfach loszulaufen. Sie würden schon gefunden werden.
    Und tatsächlich, nachdem sie beinah von so etwas wie einer Kutsche ohne Pferde überfahren worden waren, hörte blake das Glockenreine Klingeln einer Fee. Es war die Fee Faye, die sich ihnen vorstellte. Sie hatte die erste Wächterin gefunden. Es war an blake, zu entscheiden, ob sie recht gehabt hatte.
    Es war die Magie von Kiamara, die ihm diese Gabe verlieh. Ansonsten gäbe es auch keinen anderen Grund, weshalb er dies können sollte.
    Faye führte sie beide durch die Menschenwelt bis zu einem Haus. Das war sehr hübsch, klein und schien gemütlich zu sein. Blake und Bess folgten der Fee durch die Gartentür. Im Gegensatz zu ihnen war Faye von den Menschen normalerweise nicht zu sehen.
    Deshalb flog die Fee unbehelligt vor ihnen.
    Sie zeigte blake, wo er klingeln sollte. Er folgte diesen komischen Brauch und drückte auf einen Knopf. Ein lautes Klingeln ertönte. Blake wartete ab. Die Tür öffnete sich. Vor ihnen stand eine junge Dame. Er hätte gefragt, ob denn ihre Mutter zu Hause sei.
    Aber bevor er das tun konnte, erklärte sich einiges von selbst.
    Denn das Mädchen konnte Faye sehen. Diese war davon berührt. Blake war klar, dass es sich hier um die Wächterin handeln musste. Sie war kleiner, als er die vorherigen Wächterinnen in Erinnerung hatte.
    Er betrachtete sie freundlich mit seinen beinah schwarzen Augen. Dass sie keine Angst vor ihm hatte, war ein gutes Zeichen. Er schmunzelte breit, als sie die kleine Gruppe endlich herien ließ. Er sah sich um, die junge Dame ging an ihnen vorbei zum Küchentisch und setzte sich. Gut so. Sonst fiel sie noch in Ohnmacht. Zumindest machte sie auf ihn einen aufgeregten Eindruck. Blake und Bess blieben im Raum stehen.
    Bevor blake dazu kam, etwas zu sagen, nahm Faye vorweg, was die ungeduldige Fee nicht mehr für sich behalten konnte.
    Als die junge Dame dann endlich zu ihm sah, in der Hoffnung, er würde mal alles erklären, verbeugte er sich in einer höfischen Geste vor ihr.
    “Ich grüße Euch. Ich bin ein Gesandter der Prinzessin von Kiamara. Mein Name ist blake. Dies sind meine Begleiterinnen, Bess und Faye.“ Er deutete nacheinander auf die beiden. “Wir sind hier, um Euch auf Eure Reise vorzubereiten, denn ihr seid eine der fünf Auserwählten. Es ehrt mich, euch kennenzulernen, Wächterin.“
    blake klang nicht nur förmlich und feierlich. Er war es auch, obwohl man es von ihm nicht erwarten würde, wenn man ihn so sah. Doch in seiner Gestik und Mimik lag etwas Nobles, dass den Mondpalast wiederspiegelte. “Bevor wir weiter sprechen, verratet uns Euren Namen. Bitte.“
    Er lächelte, trotzdem seine Augen ernster waren. Ihm stand es nicht zu, darüber zu urteilen, welchen ersten Eindruck er hatte. Er war gespannt. Immerhin vertraute er Lira und ihren Entscheidungen. Und er glaubte. Das tat er wirklich. Andernfalls hätte er sich fragen müssen, wie diese Wächterinnen, wenn sie alle so jung waren, gegen Aramandis nur den Hauch einer Chance haben sollten.



    Re: Distelgasse 666 (Das Haus von Aynes Onkel Gilroy Harold)

    Ayne - 02.05.2011, 22:01


    “Ich grüße Euch. Ich bin ein Gesandter der Prinzessin von Kiamara. Mein Name ist blake. Dies sind meine Begleiterinnen, Bess und Faye.“ , stellte sich der Mann, den alle angesehen hatten, vor. Ayne hatte ihn auch angesehen. Blake. Weil alle ihn angesehen hatten, eben. Blake, der Begleiter von Bess, der Frau mit den … lila Haaren, die eben noch schwarz gewesen waren oder ? – und der Fee, die gerade mal still war, obwohl Ayne meinte, das sie am ganzen Körper bebte. Vor Aufregung vermutlich. Blake, der zudem auch noch Gesandter der Prinzessin von Kiamara war. Klang überzeugend. So wie er das sagte auch total logisch. Beinah so sehr, das Ayne sich fragte, ob sie irgendwann im Erdkundeunterricht so fest geschlafen hatte, das es ihr nicht aufgefallen war. Dieses Kiamara.
    “Wir sind hier, um Euch auf Eure Reise vorzubereiten, denn ihr seid eine der fünf Auserwählten. Es ehrt mich, euch kennen zu lernen, Wächterin.“ , trug blake nun feierlich vor und wenn Ayne es nicht besser wüsste, hätte sie vermutet ihr Onkel steckte hinter dieser Angelegenheit. Leider hatte der weder so was wie Humor – in dieser ausgeprägten Weise jedenfalls nicht – noch Sinn für alles Fantasievolle und Übernatürliche. Eine Fee war das Letzte, das ihrem Onkel einfiel, selbst wenn Ayne Geburtstag hätte, sämtliche Feiern wie Weihnachten und Ostern an den gleichen Tag fielen und sie auch noch ihren Abschluss und ihre Hochzeit an diesem Tag feiern würde. Selbst an so einem ereignisreichen – viel zu überfüllten – Tag würde ihr Onkel nicht an eine Fee denken.
    Wenn es aber nicht ihr Onkel war, dann limitierte das die Gründe erheblich, denn Ms. Oldman war zu beschäftigt mit Weihnachtsvorbereitungen für ihre Familie, als das sie dafür verantwortlich zu machen wäre.
    Blieben nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder träumte sie, weil sie noch immer auf der Fähre schlief, oder aber sie war tatsächlich tot. Ertrunken, ohne es gemerkt zu haben.
    Gut, Ayne konnte nicht glauben, das man ertrinken konnte, ohne es zu merken. Also schlief und träumte sie wohl doch.
    Anstatt blake ihren Namen zu nennen, schloss sie nun die Augen ganz fest und betete, das sie die tollen Namen nicht vergessen würde, wenn sie aufwachte, denn die waren eine Geschichte ebenso wert, wie das Äußere von blake und Bess, die jetzt pinke Haare hatte.
    „Du kannst aufhören so viel nachzudenken und anfangen uns zu glauben. Das machts für alle einfacher, weißt du.“
    Faye. Die freche Fee.
    Ayne blinzelte und sah dann von ihr zu Bess mit blauen Haaren und dann zu blake. Der lächelte noch immer freundlich. Beinahe höflich. Was hatte er gesagt. Auserwählte? Eine der fünf Wächterinnen …
    „Entschuldigt.“ , sagte sie nun leise und lächelte unsicher. „Ich wollte niemanden beleidigen.“
    Wenn sie mit solcher Höflichkeit behandelt wurde, war es nur richtig, wenn sie ihre Manieren nicht vergaß. Selbst wenn das alles … sehr merkwürdig war.
    „Mein Name ist Ayne Harold. Dies ist das Haus meines Onkels und ihr seid hier in Roag auf der Insel Skye in Schottland. Das liegt … auf der Erde.“ , fügte Ayne an, einem Gefühl glaubend.
    „Das wissen wir alles Ayne. Was wir wissen müssen ist, ob du wirklich die Wächterin bist, dir wir finden sollten. Und das möglichst bald.“ Faye sah nun wieder zu blake. „Du solltest das Ritual machen, damit wir Gewissheit haben. Wir müssen doch die anderen finden und es scheint mit beinah, als würden wir mit ihr nicht besonders viel Hilfe erwarten können.“
    Ayne ignorierte Fayes Worte. Sie war fasziniert von Bess, die gerade orangefarbene Haare bekam und sich noch immer in der Küche umsah. Dann riss sie sich von dem Anblick los, weil sie hörte wie blake etwas sagte, sie es aber nicht mitbekommen hatte.
    „Entschuldigt blake, Gesandter aus Kiamara, für was bin ich denn erwählt, oder was muss ich hüten? Es scheint ja sehr eilig zu sein, ja?“
    Es war schon besser, das Ayne keine Freunde hatte, die sie dabei beobachten konnte, wie sie mit einer Fee und einer haarwechselnden Frau in der Küche saß und plauderten, als seien Welten, die es nicht gab, Magie, Rituale und Geschichten von Wächtern etwas Alltägliches wie der Regen zu Weihnachten.
    „Seid Ihr Euch denn sicher, dass Ihr nach mir sucht? Ich kann mir schwer vorstellen … für etwas auserwählt zu sein. Ich bin …“
    Nur ein Mensch, war was sie sagen wollte, aber das schien ihnen klar zu sein. Sie sah wieder zu blake. „Ich bin nichts Besonderes unter den Menschen, müsst Ihr wissen. Nur ein Mädchen, das lieber Geschichten schreibt und in ihren Träumen hängt, anstatt Freunde zu haben und die Dinge zu machen, die alle anderen in meinem Alter machen. Wenn Ihr jemanden Großartigen sucht, dann habt Ihr Euch sicher geirrt, blake.“



    Re: Distelgasse 666 (Das Haus von Aynes Onkel Gilroy Harold)

    blake - 07.08.2011, 17:39


    Blake war guter Dinge, dass die junge Dame die Nachricht gut verkraftete. Die, eine Wächterin zu sein. Er erwartete eine Antwort auf die Frage nach ihrem Namen. Immerhin hatten die Prophezeiungen der Priesterin nichts dazu verlauten lassen. Aber das lag daran, dass in Kiamara nicht der Name entscheidend war, sondern das Herz eines jeden. Ein Name war nur die Form, die dieses nach Außen angenommen hatte.
    Man suchte in Kiamara also nicht nach Namen, sondern den Herzen.
    Allerdings wurde blake von den Handlungen der jungen Dame überrascht und er tauschte fragende Blicke mit Bess und vor allem Faye, die nicht abgelenkt das Menschenhaus erkundete. War das bei den Menschen so üblich? Anstatt den Namen zu nennen, die Augen zuzukneifen und abzuwarten????
    Blake war zwar verwundert, aber er ließ sich nichts anmerken. Auch nicht, als die junge Dame auf Fayes ungeduldiges Drängen reagierte. Sie sah zu Bess, die im Moment ein Wechselbad der Gefühle war, wie ihr Haar es ihnen allen verriet…. Ohne dass es Bess bewusst war, denn sie tat das mit der Haarfarbe mehr oder weniger einfach als Zufall ab. Aber blake hatte da schon ein Muster erkennen können. Wenn er nämlich davon sprach, ob sie nicht mit ihrem Drachen fliegen könnten, bekam ihr Haar immer einen violetten Glanz. Und wenn er eine Geschichte erzählte, dann wurde ihr Haar von warmem Gold- und Orangetönen durchzogen.
    Es gab dafür noch viele Beispiele. Es war auch nicht so offensichtlich, denn manchmal waren von dem Muster nur wenige Facetten zu erkennen. Auch ging es weniger um das Offensichtliche. Auch Bess war eine Bewohnerin von Kiamara. Die Muster, von denen er sprach, konnte man nur erkennen, wenn man mit dem Herzen sah. Sonst blieben sie einem verborgen.
    Aber blake glaubte auch an so etwas. Und eben weil er glaubte, wusste er, es war die Wahrheit. Unterdessen sah die junge Dame nun auch zu ihm. In ihrem Blick lag etwas Entschuldigendes. Er brauchte dies nicht annehmen, denn er hatte nicht erwartet, sie täte etwas anderes. Und ehrlich, auch wenn blake ein sehr vornehmes Verhalten an den Tag legen konnte, so war er selbst doch jemand, dem das ganze aufgesetzte Verhalten im Mondpalast zu wieder war. Deshalb lächelte er nur auf die Entschuldigung der jungen Dame, die sich daraufhin vorstellte.
    „Mein Name ist Ayne Harold. Dies ist das Haus meines Onkels und ihr seid hier in Roag auf der Insel Skye in Schottland. Das liegt … auf der Erde.“
    Blake nickte ihr dankbar zu. Das war also die Erde, von der Lira ihnen berichtet hatte. Da er die Magic Lights von damals gekannt hatte, kam ihm diese Tatsache nicht ganz so neu vor, wie es bei Bess der Fall war, denn seine Begleiterin konnte sich ganz und gar nicht von all dem lösen, was es hier zu entdecken gab.
    Ungeduldig, wie die Fee in ihrer Runde nun einmal war, lenkte sie unmittelbar auf den Grund, weshalb sie hier waren. „Das wissen wir alles Ayne. Was wir wissen müssen ist, ob du wirklich die Wächterin bist, dir wir finden sollten. Und das möglichst bald.“
    Sie hatte natürlich Recht und blake nickte ihr zustimmend zu. Er sollte das Ritual durchführen, um zu erkennen, ob es sich bei Lady Ayne wirklich um eine der Wächterinnen und damit der Rettung von Kiamara handelte. Als blake wieder zu Lady Ayne sah, bemerkte er, dass sie Faye gar nicht zugehört hatte, denn sie betrachtete schon wieder gebannt Bess. Er räusperte sich, woraufhin Ayne entschuldigend zu ihnen sah und antwortete.
    „Entschuldigt blake, Gesandter aus Kiamara, für was bin ich denn erwählt, oder was muss ich hüten? Es scheint ja sehr eilig zu sein, ja?“
    “Alles zu seiner Zeit, Lady Ayne. Erst einmal finden wir heraus, ob Ihr auch rechtmäßig eine Wächterin zu nennen seid. Lasst mich Euch nur eines sagen, es ist eine große Ehre, eine Auserwählte zu sein.“
    Doch bevor er beginnen konnte, zweifelte Lady Ayne daran, dass sie mit ihr die Richtige gefunden hatten. „Seid Ihr Euch denn sicher, dass Ihr nach mir sucht? Ich kann mir schwer vorstellen … für etwas auserwählt zu sein. Ich bin …“
    Blake sah in ihre Augen und setzte sich dann neben sie an den Tisch. Er war sich jetzt schon sicher, dass das Ritual nur eine Formsache war. Auch wenn sie noch nicht überzeugt davon war. „Ich bin nichts Besonderes unter den Menschen, müsst Ihr wissen. Nur ein Mädchen, das lieber Geschichten schreibt und in ihren Träumen hängt, anstatt Freunde zu haben und die Dinge zu machen, die alle anderen in meinem Alter machen. Wenn Ihr jemanden Großartigen sucht, dann habt Ihr Euch sicher geirrt, blake.“
    Blake atmete tief ein und wieder aus. Er lächelte zu ihr.
    “Mylady, natürlich seid Ihr etwas Besonderes. Allein dass Ihr uns sehen könnt, ist nicht selbstverständlich. Nur diejenigen Menschen, die einen starken Glauben und ein reines Herz haben, können die Welt von Kiamara sehen.“
    Sein Lächeln wurde eine Spur hoffnungsvoller. Er sah sie eindringlicher mit seinen schwarzen und dennoch warmen Augen an.
    “Lady Ayne, auch ohne irgendein Ritual sehe ich, dass Ihr zu jenen Menschen gehört, die in der Lage sind, träume zu haben und auf ihr Herz zu hören. Ihr erinnert mich da an jemanden.“ Er ging nicht weiter darauf ein, doch er meinte ganz sicher eine der Magic Lights von damals.
    “Es wäre uns eine Ehre, wenn ihr uns in unsere Welt begleitet und uns helfen würdet. Ihr müsst mir nur versprechen, daran zu glauben.“
    Blake winkte Bess heran, die erst bei einem Zuruf reagierte, weil sie gerade ganz fasziniert einen Teekessel schüttelte, der immer dann rasselte, wenn sie das tat.
    Bess setzte sich blake gegenüber und holte ein Pergament aus ihrer Tasche, welches sie vor Lady Ayne ausrollte. Das Pergament war leer, auch wenn die Ränder des Papiers mit floralen Elementen aus der Welt von Kiamara verziert waren. Blake erklärte Ayne, was sie tun musste. Anstatt ihrem Blut oder ihrem Haar oder ihrer Spucke benötigte die Magie von Kiamara lediglich das Licht eines Herzens, um in dieses hineinsehen zu können.
    Ayne musste an etwas Schönes denken, was sie bisher in ihrem Leben erlebt hatte. Das reichte.
    Er bat sie, die Augen zu schließen. Ayne sollte sich ganz auf dieses Erlebnis konzentrieren. Und tatsächlich. Die Oberfläche des Pergaments begann in einem fahlen bläulich schimmernden Licht zu glühen. Dann breitete sich dieses Licht in feinen Ranken aus und umgab bald Aynes Körper. Es dauerte ein bis zwei Minuten, in denen die Magie arbeitete. Dann zogen sich die Ranken zurück und blake schmunzelte über das Pergament zu Bess, die dem ganzen ebenso aufmerksam folgte, wie Faye und er.
    Er nickte dann Faye zu, bevor die Ranken ganz und gar im Papier verschwanden.
    “Du kannst die Augen wieder öffnen.“, sagte er mit warmer Stimme zu Ayne. Das Papier glühte nicht mehr. Es war nun nur noch eine Frage von Augenblicken, bis sich zeigen würde, ob sie eine Wächterin war.
    Auf jeden Fall war sie ein größerer Teil von kiamara, als sie angenommen hatte.
    Dann geschah es. Auf dem Pergament glühten in demselben fahlen Licht, wie zuvor Umrisse auf, die bald Konturen des Wortes FAITHannahmen. Alle sahen gespannt darauf und sobald blake lesen konnte, was auf dem Pergament stand, wurde sein Lächeln zu einem durchaus überzeugten Schmunzeln.
    Er nickte Ayne edel zu.
    “Es ist mir eine Ehre, euch persönlich zu kennen, Wächterin Ayne. Ich bin zu Euren Diensten.“ Er warf einen Blick auf Faye, die das Ritual über die Ungeduldigste gewesen war und gab ihr damit die Chance endlich auch zu Wort zu kommen.



    Re: Distelgasse 666 (Das Haus von Aynes Onkel Gilroy Harold)

    Ayne - 27.11.2011, 23:15


    “Mylady, natürlich seid Ihr etwas Besonderes. Allein dass Ihr uns sehen könnt, ist nicht selbstverständlich. Nur diejenigen Menschen, die einen starken Glauben und ein reines Herz haben, können die Welt von Kiamara sehen.“ , erwiderte blake daraufhin. Ayne war sich bewusst, das er die Worte so meinte, wie er sie sagte. Was sie jedoch bedeuteten, verschlug Ayne die Sprache. Mehr als seine Überzeugung. Wenn es stimmte, was er sagte – und das glaubte sie ihm – dann konnten andere Menschen sie nicht sehen. Ihn, seine Begleiterin Bess und die Fee. Menschen, die nicht glaubten und … was hatte er gesagt, die kein reines Herz besaßen. Sie besaß demnach ein reines Herz?
    Bei allem was sie schon schlechtes von anderen gesagt und gedacht – mehr gedacht, denn gesagt – und sicher auch getan hatte, beschämte Ayne blake’s Annahme. Er musste sich einfach irren. Natürlich stimmte es, dass sie an diese Dinge glaubte. In Wahrheit war es ihr größter Wunsch seit sie denken, na gut lesen, konnte, einmal einer Fee zu begegnen. Daran mochte also was dran sein und sie konnte ihm diesen Teil glauben. Er war wahr. Aber das andere … er musste sich einfach irren, wenn er glaubte, sie sei etwas Besonderes. Sie war nur verrückter und seltsamer als andere Mädchen in dieser Stadt, in diesem Ort und für ihr Alter. Das machte sie zu seiner Außenseiterin, aber das war nichts Besonderes. Nicht in ihrer Welt jedenfalls. Es machte sie einsam. Das war alles.
    Ayne wollte blake jedoch nicht enttäuschen, weswegen sie ihm nicht widersprach. Die Hoffnung in seinen Augen war so ehrlich wie seine Worte und warum immer es für ihn so wichtig war, diese Wächter zu finden – und obwohl sie sicher nicht helfen konnte – wünschte sie es sich sehr. Schon allein, weil er es sich offensichtlich wünschte. Es war ihm wichtig. Zudem dringend, dieses Gefühl bekam sie durch die eindringlichen Worte ebenso, wie durch das, was nicht ausgesprochen wurde.
    Sie erwiderte also blake’s Lächeln, wenngleich sie überzeugt war, dass er nicht Recht behalten konnte.
    “Lady Ayne, auch ohne irgendein Ritual sehe ich, dass Ihr zu jenen Menschen gehört, die in der Lage sind, träume zu haben und auf ihr Herz zu hören. Ihr erinnert mich da an jemanden.“
    Sie nickte. Das war etwas, das sie durchaus bejahen konnte. Sie träumte. Wenn es nach anderen ging, viel zu viel. Und auf ihr Herz hörte sie auch. Jedenfalls die meiste Zeit und wenn nicht, dann nur weil sie sich davor fürchtete, was es sagte. Sie vertraute auf ihr Gefühl, außer dann wenn sie nicht den Mut aufbrachte. Aber das kam selten genug vor. Ihr Onkel war immer noch der Meinung, sie müsse anfangen vernünftig zu werden. Er wiederholte sich gerne darin, das sie keine 12 mehr war. Auch wenn die Lehrer das so streng und deutlich nicht zu ihr sagten, deuteten sie es genug an, um ihr verständlich zu machen, das sie ganz sicher ähnlich dachten. Ganz bestimmt.
    Aber Ayne schämte sich nicht für diese Eigenschaft. Ihr Onkel hatte behauptet, ihre Mutter sei ganz genauso gewesen und weil sich Ayne nicht an sie erinnerte und das eines der wenigen Dinge war, die sie als Bild von ihrer Mutter in sich tragen konnte, war sie stolz auf diese Gemeinsamkeit. Sie hatte sich geschworen, das niemals aufzugeben, egal was andere dazu dachten und sagten. Sie war stur. Ganz sicher keine Eigenschaft, die eine Wächterin von der Besonderheit haben sollte, von der blake so respektvoll sprach.
    “Es wäre uns eine Ehre, wenn ihr uns in unsere Welt begleitet und uns helfen würdet. Ihr müsst mir nur versprechen, daran zu glauben.“ , bat er sie und Ayne stimmte mit einem Nicken zu. Sie würde ihm helfen. Wenn sie es denn konnte. Sie wollte es ja gerne und außerdem sah sie keinen Grund es nicht zu tun. Sie war sowieso viel zu neugierig mehr zu erfahren. Das alles war super aufregend, wenn sie es sich erlaubte mal von der Seite aus zu betrachten. Weg von Wächtern und Besonderheiten. Sie sprach mit einem Mann aus einer anderen Welt, dessen Begleiterin andauernd die Haarfarbe wechselte und mit ihrem Teekessel spielte, dessen Bedeutung sie offensichtlich faszinierte – und nicht kannte !!! Außerdem gab es dann noch die Fee. Das war einfach viel zu krass, um sich nicht zu wünschen, sie könnte Teil davon sein und ihnen helfen. Irgendwie wie in einem der vielen Bücher, die sie gelesen hatte und bei denen sie sich schon immer vorgestellt hatte, das sie die Hauptheldin sein dürfte. Nun gut sie musste nicht unbedingt die Heldin sein, aber das hier war schon cool genug.
    „Natürlich helfe ich Euch. Was muss ich tun, blake?“ , wollte sie von ihm wissen und folgte dann seiner Anweisung. Die Augen schließen und an etwas Schönes denken.
    Ayne wusste, das es nicht sonderlich viel gab, dass ihr da einfiel. Nichts, das dem Anlass gerecht wurde. Außer … außer ihren Träumen.
    Sie dachte an diesen einen speziellen Traum bei dem sie selbst zu einer Fee wurde, in ein fernes Land reiste, indem es lauter Fabelwesen gab, nichts Unmöglich war und dort traf sie ihre Mutter. Sie war so hübsch, das ihr die Tränen bei dem Lächeln kamen, das sie ihr schenkte. Wie immer schreckte sie davor zurück weiter zu träumen. Sie wusste, das sie sich zurückverwandeln würde, um auf sie zuzulaufen und sie zu umarmen, aber Ayne fürchtete sich davor, dass sie sich auflösen würde. Also stoppte sie in dem Moment, da sie sich zurückverwandelte. Zum Glück schien es ausreichend gewesen zu sein, den blake forderte sie im gleichen Moment auf, die Augen wieder zu öffnen. Dabei klang er nicht unzufrieden.
    Im Gegenteil er lächelte ihr warm zu und sie erwiderte es vorsichtig. Noch immer nagte in ihr die Gewissheit, das er sich irrte und das Blatt, auf das sie alle starrten, selbst Bess und Faye, würde das nun bestätigen. Ob er sehr enttäuscht wäre?
    Als ein helles Blaues Glitzern und Funkeln auf dem Pergament erstrahlte, vergaß sie jede Sorgen und Bedenken. Gebannt und völlig fasziniert starrte auch sie nun auf das Blatt Papier auf dem in diesem magischen Leuchten bald schon ein einziges Wort zu lesen war. FAITH
    Was bedeutete das?
    Fragend sah Ayne zu blake, dessen Schmunzeln ausgeprägter war, als zuvor. Seine Stimme klang respektvoll und seine Worte verursachten, das Ayne das Gefühl überkam, ihr Herzschlag setzte aus. “Es ist mir eine Ehre, euch persönlich zu kennen, Wächterin Ayne. Ich bin zu Euren Diensten.“
    „Aber …
    „Du bist es! Sie fühlte wie Faye sich auf ihrer Schulter niederließ und als sie zu der Fee sah, legte diese ihre Arme auf Ayne’s Wange. Ihre Augen glänzten gerührt und sie leuchtete so hell, das sie beinah durchsichtig rosagelb schimmerte.
    „Aber das ist unmöglich. Ich sagte euch ja schon, ich bin nicht die, die er ihr sucht. Ich bin nichts Besonderes. Ich bin nur …“
    „Die Auserwählte. Das macht nichts. Es ist nicht so schwer wie es sich anhört. Außerdem kannst du es dir nicht aussuchen. Kiamara hat sich dich ausgesucht. So ist das eben.“
    Faye unterbrach sie, als gäbe es keinen Grund sich näher mit Ayne’s Zweifel zu befassen.
    „Es ist nicht schlimm Angst zu haben. Solange du einen Freund hast, der dir zur Seite steht, kannst du sie vergessen. Und wir drei sind ja da, um dir zu helfen. Du bist also nicht alleine.“
    Es war das erste Mal das Bess etwas sagte und während ihrer Worte behielt sich sogar das lila in ihren Haaren bei. Ayne lächelte ihr dankbar zu, dann wandte sie sich an blake.
    „Ich bin ehrlich. So ganz verstehe ich das alles noch nicht. Aber ich sehe euch an, das ihr die Wahrheit sprecht. Ich merke, wie wichtig es euch ist, diese Wächter zu finden und ihr wirkt nicht, als sei es ein positiver Grund, weswegen ihr sie sucht. Ich weiß nicht, ob ich die bin, für die ihr mich haltet. Oder ich sie sein kann. Aber ich möchte euch helfen. Also was muss ich tun?“



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