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Re: Bericht der Organisation SAVE
phiene - 23.07.2007, 19:04Bericht der Organisation SAVE
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SAVEf o u n d a t i o nSafeguard for Agricultural Varieties in EuropeSicherung der landwirtschaftlichen ArtenVielfalt in EuropaSauvegarde pour l'Agriculture des Variétés d'EuropeSAVE Head Office: Paradiesstr. 13, D-78462 Konstanz/Germany Tel. +49-7531 / 455 940
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Gefährdete Rassen in Sizilien-
Programm zur Rettung der Girgentana-Ziegen
Hans-Peter GrünenfelderZusammenfassung
In Sizilien tritt die Gefährdung einiger Rassen durch die besonderen Umstände der dortigen Land-wirtschaft akzentuiert in Erscheinung. Besonders betroffen sind die Girgentana-Ziegen, die sichvon anderen Ziegenrassen stark abheben. SAVE, die europäische Dachorganisation für die In-situ-Erhaltung, will die eigentümliche Rasse zusammen mit italienischen Stellen retten.
Allgemeine Lage
Gemäss den landwirtschaftlichen Unterlagen kommen in Sizilien folgende Rassen au-tochthon vor: zwei Rinderrassen: Cinisara und Modicana; drei Ziegenrassen: Girgen-tana*, Maltese und Derivata di Siria; drei Schafrassen: Barbaresca, Comisana undPinzirita sowie je eine Pferderasse: Sanfratellana*; eine Eselrasse: Asino Pantesco*;und eine Schweinerasse: Suino delle Nebrodi e Madonie*.Vier dieser Rassen - oben mit * bezeichnet - wiesen 1994 Bestände von weniger als1'000 Tieren auf. Ein Stichproben-Monitoring im Herbst 1996 zeigte indes, dass auch dieBestände anderer Rassen am Zusammenbrechen sind. Darum hat das mit der SAVEFoundation verbundene ‚Monitoring Institute for Rare Breeds and Seeds‘ (St.Gallen) einevon der MAVA Stiftung finanzierte Gesamtstudie über die Situation aller italienischerNutztierrassen vorgenommen und den Handlungsbedarf abgeschätzt.1Der teils dramatische Rückgang hat in Sizilien verschiedene Gründe:• Allgemeiner Rückgang der Kleinviehzucht wegen Überalterung der Züchter (fehlen-der Züchternachwuchs).• Rückgang insbesondere der Ziegenzucht, weil es "anrüchig" sei, Ziegen zu halten(Verschwinden der Ziegen als Art). Dies trifft vor allem die Girgentana-Ziegen alsintensiv genutzte Stallrasse.• Sizilien ist ein Land des Grossgrundbesitzes und der Landarbeiter. Gefördert werdendaher grossmasstäblich nutzbare Rassen. Andererseits halten die Landarbeiterkaum noch Tiere, sie suchen sich Nebenverdienste ausserhalb der Landwirtschaft.1Landwirtschaftliche Genressourcen in Italien: Gefährdung – Erhaltungsinitiativen – Handlungsbedarf;Monitoring Institute, St.Gallen, November 2001 (ISBN 3-907866-70-3)(Kurzfassung als PDF-File unter http://www.monitoring-inst.de/projekte.htm)
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Exemplarisch, die Girgentana-ZiegenDie Girgentana-Ziegen mit ihren korkenzieherartig gerade nach oben strebendenHörnern gehören zu den eindrucksvollsten Ziegen. Die Rasse stammt nicht wie diemeisten anderen von der Bezoarziege ab, sondern von den in Afghanistan lebendenMarkhor-Ziegen. Heute isind die Girgentana ein Beispiel für den besonders raschenVerfall einer einst angesehenen Population. Wegen ihrer Milchleistung von durchschnitt-lich drei Litern pro Tag gehörten sie bis vor kurzem noch zu den Hauptrassen des Lan-des (Mason 1988). In der EEC-Studie von 1992 erscheinen sie noch nicht als gefährdet,dürften also damals noch mehr als 5'000 Köpfe gehabt haben. Auch in der World WatchList I der FAO von 1993 ist die Rasse noch nicht aufgeführt. Erst die World Watch List IIgibt für 1994 ein Bestand von 722 Tieren an (HB-Bestand 258). Die eigenen Recherchenvor Ort ergaben für 1995 einen Bestand um die 100 Tiere, für Oktober 1996 noch zweiNukleusherden (4.20 und 3.30) mit zusammen etwas mehr als 50 Tieren, sowie ganzwenige, nicht herdebuchmässig erfasste Tiere. Die beiden Nukleusgruppen sind bishernicht verwandt. Eine hat relativ grossrahmige, die andere relativ kleinrahmige Tiere.Beide Züchter gehen auf die 70 Jahre zu und werden demnächst aufgeben müssen. Diejetzt punkto Tierzahl kleinere Nukleusgruppe war 1995 noch mehr als doppelt so gross,ihr kamen 35 Tiere durch bandenmässigen Diebstahl abhanden.Ende der Achtzigerjahre ging eine Girgentana-Zuchtgruppe nach einer Tierschau inCremona nach Deutschland. Diese Tiere und deren Nachkommen stehen heute unteranderem in den Tiergärten von Kleve und Warder. Einige weisen zwar bereits Inzucht-erscheinungen auf (vor allem degenerative Hornstellung), trotzdem sind diese Zucht-linien für ein Erhaltungsprogramm interessant. Sie sind - zumindest teilweise - mitjenen 35 Tieren verwandt, die dem oben erwähnten Diebstahl zum Opfer fielen. Einzelnedieser Tiere sollten daher nach Italien zurückgeführt werden.Erste Erfolge und ein ErhaltungsprogrammNachdem die SAVE Foundation die zuständigen italienischen Stellen alarmiert hatte,scheint es nun mit vereinten Kräften zu klappen: Die Landwirtschaftsorgane fanden nachgenaueren Recherchen in landwirtschaftlichen Versuchsanstalten noch zwei eher zu-fällig dort gehaltene Girgentana-Gruppen. In Giuseppe Scaduto konnte zudem ein inter-essierter Einheimischer gefunden werden, der in einer mehrwöchigen Suchtour querdurch abgelegene Orte Siziliens letzte, der Zucht bisher nicht bekannte Einzeltiere auf-stöberte und so knapp siebzig Tiere zusammenbrachte. Für die Zucht stehen somit nunetwas mehr als zweihundert Tiere zur Verfügung. Ein immer noch sehr kleiner Bestand,aber für ein Rettungsprogramm knapp ausreichend.Trotzdem stehen der Erhaltung nicht unwesentliche Schwierigkeiten entgegen:• einige der Ursprungszuchten sind Brucellose-verdächtig.• einzelne Liebhaberzüchter züchten nur auf Schönheit der Hörner und nehmen dabeiauch erhebliche Inzucht in Kauf.• für "schöne" Tiere werden Phantasiepreise gefordert und von Raritätenjägern auchbezahlt. Solche Tiere fehlen dann der Zucht.• die Zusammenarbeit zwischen den Züchterkategorien klappt kaum (Konkurrenzwegen hoher Preise).
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Die SAVE Foundation will nun die verschiedenen Zuchtrichtungen zusammenbringenund wieder in landwirtschaftliche Bahnen lenken (Abkehr von Liebhaberpreisen undZucht auf Schautiere). Zur Blutsauffrischung sollen Tiere mit den deutschen Züchternausgetauscht werden. Zudem sollen in Italien weitere Nucleus-Zuchtgruppen gebildetwerden, um die Zucht besser abzusichern und vor allem zusätzliche Böcke plazieren zukönnen (genetisch breite Basis!). Durch Aufrufe in den Medien fand SAVE bereits zahl-reiche Interessenten für die nun nach und nach aus Jungtieren neu zu bildenden Zucht-gruppen. Als Projektkoordinator konnte Dott. Salvatore Schembri, ein ausgewiesenerZiegenfachmann, gewonnen werden.St.Gallen, Mai 2002Projekt gefördert durch: - Erlenmeyer-Stiftung, Zürich- Philipp Zimmermann, Embrach[url][/url][url][/url]
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Bericht der Organisation SAVE - gepostet von phiene am Montag 23.07.2007
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