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Re: Warnung - Immer mehr Pferde verschwinden auf den Altenweiden
takvorian - 17.01.2005, 21:00Warnung - Immer mehr Pferde verschwinden auf den Altenweiden
Auf einem Coesfelder Gestüt sind im großen Stil Pferde verschwunden. Die Spur führt auch zum Metzger.
BOCHUM. Vor vier Jahren ist Annelie Noltze mit ihrem Wallach "Dandy" noch bei den deutschen Voltigiermeisterschaften in Elmlohe angetreten. Der stolze Westfale trug die 27-Jährige sicher durch den Parcours. Sie wurden Sechzehnte, immerhin. Doch dann stellte sich diese eklige Hufgelenksentzündung ein, die nicht mehr heilte. "Dandy", so wurde klar, kann keine Wettkämpfe mehr gehen. Aber er sollte einen schönen Lebensabend haben - auf einem Hof in Rosendahl bei Coesfeld. Von dort ist "Dandy" verschwunden. Möglicherweise wurde er verkauft. Möglicherweise landete er beim Schlachter, und mit ihm eine ganze Herde anderer Rentner-Pferde. Annelie Noltze glaubt an kriminelle Machenschaften und brachte die Polizei auf Trab.
"Ich hatte von dem Hof in der Annonce einer Reiterzeitschrift erfahren. Die suchten Beistellpferde", erzählt die Bochumerin. "Das ist so eine Art Herdenersatz für einsame Pferde. Wir haben uns den Hof angesehen. Alles war in Ordnung, die Leute machten einen netten Eindruck. Also haben wir "Dandy" am 13. November 2004 hingebracht. Auch später am Telefon war alles ok. Aber als ich ein paar Tage darauf zu Besuch kommen wollte, wurde ich immer wieder vertröstet."
Noltze wurde misstrauisch, fuhr unangemeldet hin, und fand "Dandy" nicht mehr in der Box. Das Pferd sei plötzlich an einer Kolik gestorben, beteuerte die Besitzerin des Hofes.
Es war eine Geschichte, der Annelie Noltze keinen Glauben schenkte. Weder der benannte Tierarzt noch der Abdecker wussten etwas von "Dandys" vermeintlichem Tod. Noltze suchte per Zeitungsanzeige nach anderen Geschädigten. Und tatsächlich meldeten sich bei ihr binnen weniger Wochen zwölf Pferdefreunde, die ihre Vierbeiner ebenfalls auf diesem Hof in Rente geschickt hatten. "Ich halte es für durchaus möglich, dass letztlich 40, 50 Pferde betroffen sind", sagt Noltze.
Manche Besitzer wurden bei der Suche nach den verschollenen Rössern fündig. Christina Küper fand ihren "Monty" nach ewigen Recherchen in Münster bei einer neuen Herrin wieder. Christinas Vater kaufte ihn zurück. Auch Winfried Plattfoet-Wening weiß mehr über das Schicksal seiner Stute, die er in Rosendahl abgegeben hatte. "Sie war ein schi-ckes Pferd, ich hab es für meine Tochter gekauft, aber die Stute hatte eine Halswirbelverletzung, da war nichts zu machen mit Turniersport." Also überließ Plattfoet-Wening das Pferd für 100 Euro der Hofbesitzerin. "Insofern habe ich auch keine rechtliche Handhabe, das weiß ich. Einfach moralisch verwerflich ist die Tatsache, dass einem vorgegaukelt wird, dem Pferd gehe es bis zum Lebensende gut und tatsächlich landet es sofort beim Metzger in Holland - wie in unserem Fall."
Tendenz steigend
Die Polizei spricht derzeit von sechs Anzeigen, Tendenz steigend, und verweist auf laufende Ermittlungen. Beispielsweise werde kommende Woche ein Pferdehändler aus dem Münsterland befragt, der mit der Rosendahler Hofbesitzerin und deren Freund eng zusammenarbeitete. Das Paar selbst, so der Sprecher weiter, schweige zu den Vorwürfen. Stecken kriminelle Strukturen dahinter? Wurde Profit mit den enormen Schlachtpreisen von rund 1000 Euro erzielt, die insbesondere in den Niederlanden und Belgien für Pferdefleisch gezahlt werden, selbst wenn der eigentlich nötige Pferdepass für die Schlachtung fehlte?
Die Polizei weiß es noch nicht. Und Thomas Hartwig, Sprecher der Reiterlichen Vereinigung in Warendorf, nennt die Coesfelder Vorgänge eher einen Einzelfall. "Ich kann mich nur an eine ähnliche Sache vor vier Jahren in Lüdinghausen erinnern, bei der auf einem Gnadenhof mehrere Pferde verschwanden."
Generell gebe es keinen hundertprozentigen Schutz, wenn ein Ross in Rente geht. Hartwig rät Pferdefreunden auf alle Fälle dazu, vorher einen Schutzvertrag abzuschließen; erst damit hätten die Besitzer eine Handhabe, um rechtlich gegen schwarze Schafe vorzugehen. Aber selbst dieses Papier schützte offenkundig einige der aktuell Betroffenen nicht davor, dass ihr Pferd von dem Rosendahler Gestüt verschwand.
Annelie Noltze hat wenig Hoffnung, ihren Meisterwallach "Dandy" lebend wiederzusehen. "Vielleicht haben sie ihn ja doch nur an einen Freizeit-Reitstall weiterverkauft, wo er jetzt beim Schulunterricht im Kreis läuft." Sie ahnt, es ist wohl nur ein kleines Fünkchen Hoffnung
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