Wieviel Rücksicht braucht ihr?

Stolpermund
Verfügbare Informationen zu "Wieviel Rücksicht braucht ihr?"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Müri - lola - Tjure - Anonymous
  • Forum: Stolpermund
  • Forenbeschreibung: Diskussionsforum Stottern
  • aus dem Unterforum: Die Provo-Kante
  • Antworten: 4
  • Forum gestartet am: Sonntag 26.12.2004
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Wieviel Rücksicht braucht ihr?
  • Letzte Antwort: vor 19 Jahren, 2 Monaten, 25 Tagen, 21 Stunden, 8 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Wieviel Rücksicht braucht ihr?"

    Re: Wieviel Rücksicht braucht ihr?

    Müri - 24.01.2005, 14:00

    Wieviel Rücksicht braucht ihr?
    Hallo an alle :)

    Ich komm mal wieder mit einer Frage.
    Ich denke, es geht ein bisschen in Richtung der Behinderten-Diskussion.

    Meine Frage ist: Wieviel Rücksicht wollt ihr von andern für euer Stottern?

    Beispiel:

    Mündliche Prüfung, 10 Minuten Zeit.

    Wollt ihr mehr, weil ihr stottert? Findet ihr es ungerecht, wenn ihr eine
    schlechtere Note bekommt, weil ihr zu lange gebraucht habt?

    Noch ein Beispiel:

    Ausreden lassen.

    Wollt ihr immer, dass man euch ausreden lässt, oder ist es auch in
    manchen Situationen ok, wenn das Gegenüber ahnt was ihr wollt (ich
    weiß, da liegen einige oft verkehrt), und dann schon loslegt, euch zu
    antworten/bedienen/etc. ?


    Ich bin gespannt, ob da eure Anforderungen weit auseinander liegen,
    wie wichtig euch das ist oder ob es euch auch oft nur egal ist.

    Schöne Grüße und eine gute Woche
    Müri



    Re: Wieviel Rücksicht braucht ihr?

    lola - 27.01.2005, 21:45

    Wieviel Rücksicht
    Hallo Müri,

    wenn ich so überlege wieviel Rücksicht ich für mein Stottern haben will ist mir am wichtigsten, das mich die Leute ausreden lassen. Denn ich denke es gibt nichts schlimmers für mich wenn die Leute einen nicht aussprechen lassen oder für einen dann weiter sprechen wollen.

    Ich habe eine Individuale Stottertherapie gemacht , dort habe ich sehr viel über mich und mein Stottern gelernt, so das ich sagen kann das ich mein Stottern in der Hand habe und nicht das Stottern mich, wenn dann sind das nur meine Gedanken.

    Früher hätte ich viel mehr Rücksicht haben wollen besonders in der Schulzeit. Da habe ich oft gedacht das die Leute Rücksicht haben müssen mit mir, aber heute sehe ich das ganz anders.
    Das ist das was ich für mich erkannt habe. Ich denke aber für viele andere Stotterer ist es wichtig mehr Rücksicht zu bekommen ,weil es sehr viele Stotterer gibt die mehr Stottern als ich.
    Besonders denke ich an die Stotternden Schüler die doch sehr oft leiden müssen, weil viele Lehrer nicht wissen damit umzugehen. Und das wirkt sich dann halt auch später denke ich auf den Stotternden aus.


    Viele Grüße lola



    Re: Wieviel Rücksicht braucht ihr?

    Tjure - 29.01.2005, 21:15


    Hallo Müri, :hello2:

    deine interessante Frage ist für mich wirklich nicht einfach zu beantworten; dazu kommt, dass sich der Wunsch nach Rücksichtnahme durchaus ändern kann.

    >Mündliche Prüfung, 10 Minuten Zeit.

    >Wollt ihr mehr, weil ihr stottert? Findet ihr es ungerecht, wenn ihr eine
    >schlechtere Note bekommt, weil ihr zu lange gebraucht habt?

    zu dieser Frage kommt von mir ein eindeutiges "JA, natürlich".
    Stotternde benötigen mehr Zeit, um Inhalte weiterzugeben. Inhalte pro Zeiteinheit ist für mich soetwas wie "Leistung". Ich kann einfach nicht die selbe Leistung erbringen, wie ein Normalsprechender.

    vielleicht gibt es aber Stotternde die bereits so wenig stottern, dass sie gerne eine derartige Streßsituation bestehen wollen. Diese Chance sollte man ihnen nicht nehmen.

    >Ausreden lassen.

    >Wollt ihr immer, dass man euch ausreden lässt, oder ist es auch in
    >manchen Situationen ok, wenn das Gegenüber ahnt was ihr wollt (ich
    >weiß, da liegen einige oft verkehrt), und dann schon loslegt, euch zu
    >antworten/bedienen/etc. ?

    zu dieses Frage fällt es mir schwer eine Antwort zu geben. Für mich kommt es darauf an, aus welchem Blickwinkel ich die Angelegenheit betrachte.

    Einerseits kann mir durchaus geholfen werden - nämlich dann, wenn ich einen Megablock habe und anschließen Frust schiebe weil ich sooo lange geblockt habe
    Unmittelbar auf meinen Frust kommt aber die Resignation, weil ich schon wieder nicht sagen konnte was ich wollte - mir jemand helfen mußte.

    Auf der anderen Seite, habe ich das Gefühl, daß ich meiner (Sprech)freiheit beraubt werde, wenn mir jemand Worte aus dem Mund nimmt.

    Dann kommt noch der "ehrgeizige" Tjure oft zum Vorschein.
    Der auf jeden Fall sagen wird was er zu sagen hat, egal wie hart es "rausplatzt".

    Wenn z.B. in einem Restaurant bei der Bestellung der Kellner "Rätselraten" mit mir spielt, so finde ich das für mich megapeinlich und würde am liebsten im Erdboden versinken.

    Naja, das sind nicht wirklich Antworten!
    Fazit: Manchmal weiß ich selber nicht, was ich von meinem Gesprächspartner möchte.

    Tjure :hello2:



    Re: Wieviel Rücksicht braucht ihr?

    Anonymous - 31.01.2005, 10:56


    (mit dem Namen hat das was nicht funktioniert :oops: )

    Grüß euch alle!

    Das mit der Zeit ist so eine schwierige Sache für mich:
    Normalerweise brauche ich kaum mehr Zeit fürs Sprechen wie andere. (früher war das ganz, ganz anders!) Wenn ich sie brauche, dann fast nur mehr in Situationen, in denen ich erwarte oder befürchte, sie nicht zu bekommen. (so einfach ist das mit dem Aus-dem-Stottern-gehen dann also auch wieder nicht!)
    Das heißt z.B. heute noch, dass ich mir bei den Mautstellen auf der Autobahn, wenn hinter mir eine lange Schlange in der Sonne röstet, aussuchen kann, ob ich höflich bin und mich wahrscheinlich stotternd verabschiede, oder still losfahre. Das kostet mich keine schlaflosen Nächte, ich denke mir, da das fast meine einzigen "Probleme" mit dem Stottern sind, hätte ich gerne, dass ich sonst keine anderen Probleme mehr hätte......

    Bei Prüfungen zu wenig Zeit zu bekommen ist, denke ich, eine völlig sinnlose Grausamkeit. (Ausnahme: Wenn ich z.B. bei einer mündlichen Matura damit rechnen muss, sehr viel mehr Zeit zu brauchen, ist es nur fair von mir, das rechtzeitig mitzuteilen, um nicht die anderen unnötig mit ihrem Stress warten zu lassen. Ich kann kann ja genausogut als Letzter drankommen oder anders in der Zeitplanung berücksichtigt werden.)

    Das Thema berührt, glaube ich, einen anderen, durchaus unangenehmen Punkt (Ich hoffe, ich trete jetzt niemandem auf den Schlips, wenn ja, bitte um Entschuldigung!): Jemandem beim sehr schweren Stottern zuzuhören, ist anstrengend und kann, je nach Gewöhnung, unangenehm sein. Das ist ein Thema, über das wir, soweit ich es sehe, nur sehr ungern reden. (Wie denn auch, wir können die Tatsache nicht ändern!) Ich persönlich habe mich in den vielen Jahren meiner schweren Blockaden damit getröstet, dass andere zwar vielleicht völlig unauffällig sprechen, aber die Gesprächspartner mit ganz anderem belasten. Da waren von mir nicht veränderbare Blockaden dagegen harmlos, nur ist die Gesellschaft nicht so daran gewöhnt.

    Das selbst Fertigsprechen-Lassen hängt vielleicht auch damit zusammen: Wen es nervt, weiter den Block anhören zu müssen, der spricht leicht einmal den Satz fertig. Ich mag das überhaupt nicht.

    Allgemein denke ich, dass wir natürlich Rücksicht brauchen, um uns voll und ganz in die Gesellschaft einbringen zu können. Dabei sollten wir aber aufpassen, nicht manchmal etwas wehleidig zu werden, um uns Unangenehmes zu ersparen. (Wenn, dann passiert das ja unbewusst, was aber an der Tatsache, so sie auftritt, nichts ändert.)
    Wer z.B. das Telefon, das läutet, nicht abnimmt, überträgt anderen eine Aufgabe. Im Einzelfall ist das völlig harmlos und geschieht auch bei Nicht-Stotternden, wenn daraus Methode wird, verringern wir noch dazu unsere Möglichkeiten und unsere Lernchancen beim Sprechen.
    Es sollte also im allgemeinen nicht schaden, wenn wir uns immer wieder einmal selbst einen Tritt in den Hintern geben, um nicht den bekannten und bequemen Weg (den des "gemütlich" Weiterstotterns) zu gehen, sondern den des Anpackens von Herausforderungen.

    Das war jetzt ein langer Beitrag, in dem einige Gedanken stecken. Ich denke aber, sie gehören zusammen: Letztendlich ist das Stottern für uns nur so groß (unabhängig vom Schweregrad des Symptoms!), wie wir es sein lassen, oder, radikaler gesagt, wie groß wir es machen.

    liebe Grüße!
    und lasst euer Stottern nicht in den Himmel wachsen! (Dann seht ihr die Bäume und das Blau nicht mehr, das wäre doch schade!)

    mi



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Stolpermund

    Valsalva - gepostet von Freak am Freitag 19.05.2006
    hallöchen - gepostet von thomas am Montag 19.02.2007
    Hallo! - gepostet von Anonymous am Donnerstag 30.06.2005
    Begegnungswochenende in Litzlberg am Attersee - Österreich - gepostet von Müri am Donnerstag 29.03.2007
    Hi! Ich bin die Nicky! - gepostet von Nicky am Montag 11.09.2006
    nur kurz melden - gepostet von Müri am Donnerstag 16.11.2006
    Ropana Seminar 26. - 28.10.2007 in Mondsee/OÖ - gepostet von andrea58 am Sonntag 14.10.2007



    Ähnliche Beiträge wie "Wieviel Rücksicht braucht ihr?"

    Wieviel trinken eure Hunde? - Fellow (Freitag 25.05.2007)
    Boris braucht ne Freundin :) - mone1987 (Sonntag 26.09.2004)
    Anfänger braucht Hilfe - Ploggi074 (Sonntag 13.05.2007)
    was das aeg so alles braucht - Claus (Montag 05.03.2007)
    Servergruppen / Berechtigungsgruppen - Larman (Mittwoch 17.08.2011)
    Wer braucht was von Käfer&CO. deutschland?? schnell!!!! - hagi (Freitag 26.05.2006)
    neuling braucht hilfe - karl163 (Montag 09.01.2006)
    Neue Namen braucht das Land - fleischerhund (Freitag 20.10.2006)
    noobi braucht hilfe .__. - Deo (Mittwoch 18.07.2007)
    braucht irgendwer eisen? - DrJones (Donnerstag 14.12.2006)