Drachendämmerung

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    Re: Drachendämmerung

    Katarroka - 24.04.2005, 11:12

    Drachendämmerung
    So... ma wieder eins von mir .. Bin irgendwie so 'n Fantasy-Freak Oo
    und ich lieeeeebe Drachen ^^
    Ich bring jetzt erstmal so eine kleine Einführung ^^


    Auf dem hohen Tafelland des Drachenreiches Rachmibon im Süden lag ein prächtiges Geschöpf zur Ruhe hingestreckt auf würzigem Gras,das nach Thymian und Salbei duftete. Es war ein Drache aus der hohen Ordnung der Mirminay, der Rosenfeuerdrache, und daher schwer zu beschreiben,denn die äußere Gestalt dieser Wesen,die in allen Dimensionen zugleich leben und ihre Gestalt nach Belieben wandeln konnten, war so fließend wie Wolken im Sturm.
    Oftmals erschienen sie als scharlachrote,orangefarbene oder blaue Tiere mit Fledermausflügeln, Löwenpranken,einem schuppigen Körper und einem schlangenähnlichem Schwanz, aber das war nicht mehr als eine Faustregel: Rosenfeuerdrachen gab es in allen Farben, schwarz,türkis, zimtbraun und manches mehr, und viele konnten wie ein Chamäleon ihre Farbe verändern, was die Eliten unter ihnen dazu nutzten, sich möglichst wirkungsvoll vom jeweiligen Untergrund abzuheben. Für gewöhnlich verfügten sie über die Fähigkeit, Feuer zu speien, aber es gab auch viele, die das nicht konnten und nur Dampf oder Rauch aus dem Rachen quellen ließen. Häufig sah man entspannt ruhende Mirminay, deren Körper jede feste Form verloren und sich in schillernde ätherische Gebilde verwandelt hatten.
    Diesmal allerdings gab Vauvenal - das war sein Name - sich Mühe, bei einer Gestalt zu bleiben, denn an seiner Flanke lehnte ein Mensch, der murmelnd Verse schmiedete. Der Himmelsflügler wollte ihn bei dieser wichtigen Beschäftigung nicht stören.
    Es war ein kleinwüchsiger, krummbeiniger Mann, der da im Schatten der Drachenflügel hockte, so braun wie die Steine des Tafellandes, mit einem Bauch wie ein Kessel und filzigem grauem Haar,das ihm bis auf die Knie herunterging. Vauvenal nahm lebhaft Anteil an diesen flügellosen Wesen, die erst vor kurzem in Murchmaros aufgetaucht waren, und er beschäftigte sich viel mit ihnen, vor allem mit ihren Poeten, Propheten und Sängern.
    Der Himmelsflügler war weit gereist und wusste, dass es verschiedenfarbige Menschen gab, antahzitfarbene weiß und grau-grüne - aber im vertrautesten war ihm die braune Art, die sich Makakau nannte,denn sie hatten besonders viele Dichter in ihren Reihen. Sie waren auch eifrige Verehrer der Drachen,denn sie brachten sie mit den Wolken in Verbindung und waren überzeugt, dass sie Regenmacher seien. Was konnten Donner und Blitz anderes sein als ihr Grollen und Feuerspeien ? Auch waren sie überzeugt davon, dass die guten Drachen - zu denen die Rosenfeuerdrachen ohne Zweifel gehörten - die Menschen vor bösen Geistern beschützten und Albträume fraßen, noch ehe diese durch die Ritzen ihrer Bambushütten schlüpfen und die Schlafenden plagen konnten. Drachen waren für die Makakau der Inbegriff von Fruchtbarkeit, Kraft und Schnelligkeit im Kampf, von Lebensfreude und robuster Gesundheit, und deshalb wurden ihnen zahllose Lobgesänge und Freudentänze gewidmet.
    Die drei Schöpferdrachen Mandora, Plotho und Cuifín hatten die Welt geschaffen, in der zu leben eine Lust war, und so opferten die Drachenpriester der Makakau den Drachen voller Freude und echter Dankbarkeit. Es herrschte Frieden, denn die beiden Gestirndrachen Phuram und Datura - Sonne und Mond - gingen Hand in Hand, Bruder und Schwester, die schönsten Geschöpfe der Drachengöttinnen. Sie verströmten mildes Licht bei Tag und bei Nacht, und da die Erde beizeiten von Regen getränkt wurde, blühte alles und gedieh, von den Mangroven im Süden bis zu den Zykadeenwäldern im Norden. Über ihnen, im Zenit, schwebte das Dreigestirn, das als einzige von allen Sternenkonstellationen seinen Ort nicht veränderte,sondern unverrückbar an derselben Stelle leuchtete,silbern bei Nacht, bernsteinfarben bei Tag.

    Alles war gut. Alles war,wie es sein sollte ...



    Re: Drachendämmerung

    Hopsi - 24.04.2005, 11:58


    des is cool,wenn auch etwas kompliziert für den normalsterblichen ^^



    Re: Drachendämmerung

    Katarroka - 24.04.2005, 20:14


    (Das gehört eigentlich auch noch so zur Einführung....)

    Vauvenal aber wusste, dass die Makakau die Dinge zu rosig sahen. Unter der lichten Oberfläche lauerten dunkle und unheimliche Dinge, und manchmal erschauerte er in dem bangen Gefühl, dass die Zeit näher rückte, zu der diese Dinge hervorbrechen würden. Doch er hielt es nicht für angebracht, seine Sorgen mit den schwächlichen Makakau zu teilen. Er lag also ganz still, einen der riesigen, kobaltblauen Zackenflügel ausgebreitet, um den Menschen vor der stechenden Mittagssonne zu schützen, und wandte vorsichtig den Kopf, auf dem er eine Krone aus lilienweißem Gehörn trug.
    "Nun, Mensch Ion-Ka...", fragt er mit einer Stimme,so wohl klingend und melodisch, dass sie in ganz Rachmibon und weit über die Grenzen des Drachenreiches hinaus berühmt war, "wie kommst du mit deinem Epos weiter?"
    "Es wird immer besser. wollt Ihr es hören?", fragte der Menschenmann eifrig.
    "Aber gewiss doch, gerne", antwortete Vauvenal. "Nichts lieber als das."
    Also hob der Mann im feierlichen Tonfall eines Propheten an zu sprechen.
    "Was mir in Träumen und Visionen offenbart ward, will ich weitergeben, ich, Ion-Ka, der sein Leben als Einsiedler ind den nebligen Tälern verbringt und den Gedanken und Gesängen der Drachen lauscht. In einer Mittsommernacht lag ich rücklings auf dem Boden und blickte zum gestirnten Himmel auf. Ich sah das Dreigestirn leuchten, sah aber auch das schwefelige Krakenauge und sann über nach, wie die Welt wohl entstanden sein mochte.
    "Steig auf!", sprach da eine wispernde Stimme zu mir, nicht in menschlichen Tönen und nicht in eriner menschlichen Sprache. "Und sieht!" Danach schien es mir,dass ich in die Höhe stiege, getragen von Wesen,die weißen Nebelfetzen glichen. Die Geister trugen mich an den Zenit des Nachthimmels und darüber hinaus, bis ich in der Sternenleere schwebte und unter mir einen feurigen Ball bemerkte, der überwältigend anzuschauen war. Er drehte sich wirbelnd um die eigene Achse, bronzenfarben gestreift, wo die Glut durch sein Wirbeln erkaltete, lange Flammen schleudernd, wo er heiß war. Wie eine Tänzerin ihre Schleier um sich wirft, wenn sie sich in der Verzückung des Tanzes dreht, so warf der Planet Feuerschleier um sich, glühenden Staub speiend und in seinen Drehungen einen Ton ausstoßend wie ein Brummrohr. Lange währte das schreckliche Schauspiel.
    Majdanmajakakis, die Weltschlange, die das Universum in ihrer Umarmung birgt, gebar das Dreigestirn der Mutterjungfrauen Plotho, Cuifín und Mandora sowie ihren Bruder, den Wasserdrachen Drydd, und sie erteilte ihnen den Auftrag, die Welt Murchmaros zu erschaffen.
    Ich wusste, dass ich Zeuge der Geburt des Erde-Wind-Feuer-Landes wurde, als die Elemente sich schieden. Die eisige Kälte zog sich zusammen, Krater entstanden, füllten sich mit Wasser und wurden zum Tetysmeer mit seinen bleiernen Wassern. Aus den anderen drei Elementen aber schufen die Bernsteindrachen, deren Herrlichkeit so groß ist, dass niemand sie ansehen und beschreiben kann, erst die drei Gestirndrachen - den Sonnendrachen Phuram, die Monddrachin Datura und das Drachenei -, danach die mächtigen Drachen der Elemente. Aus feinem, leuchtendem Äther sah ich die Mirminay entstehen, die Rosenfeuerdrachen. Danach kamen die Bulemay, die Purpurdrachen, die nidriger waren, aber immer noch über alle Maßen gewaltig. Zuletzt wimmelten aus den Händen der Mütter all die Kinder der Elemente hervor, die Feuersalamander, di Erdwürmer und die Himmelsflügler, von den Gewaltigsten bis zu den Kleinsten". Nach einer Pause fügte er hinzu: "So weit bin ich bis jetzt gekommen. Wie findet Ihr es?"
    "Es ist durchaus nicht überl", antwortete Vauvenal, der sehr höflich war und immer bemüht, einen Dichter aufzumuntern. "Du könntest deinem Epos aber noch mehr Schliff und Pfiff geben, wenn du es in Verse fasst, etwa so..." Und er rezitierte mit einer Stimme wie eine Windharfe halb singend,halb sprechend:

    "Seht an, in der finsteren Nacht der chaotischen Zeiten
    Entbrannte am Himmel das Dreigestirn, leuchtende Augen
    Voll Wehmut und Freude: entstanden aus Bûl, aus dem Chaos,
    Das wogte und brodelt', noch ehe die Zeiten begannen,
    Entsprangen die Schwestern, die feuergeborenen Schönen.
    Die Bersteindrachen erschufen die Festen des Himmels,
    Sie formten die Erde und gaben ihr zudem Gesellen,
    Die Sonne, die Mondin, die schwefelig leuchtenden Sterne,
    Zu ziehen mit ihr durch die Nacht und zu leuchten im Dunkeln.
    Sie schufen die Mirminay, später die Menschen und alle,
    Die lebenden Odems wandeln auf Erden - die Völker.
    Vom schwarzem Süden bis hin in des Nordens zermürbende Kälte.
    Sie hatten.."

    Doch da unterbrach er sich mitten im Vers ...


    Britta... wennu Fehla findest,nich ändern... Zeig sie mir erst xD



    Re: Drachendämmerung

    Hopsi - 24.04.2005, 21:53


    boah man langsam wird mir des zu hoch :cry:



    Re: Drachendämmerung

    Katarroka - 27.04.2005, 20:30


    (wennu Fragen hast,frag mich Oo??)


    Doch da unterbrach er mitten im Vers und richtete sich so ruckartig auf den Hinterklauen auf, dass der Dichter beiseite gestoßen wurde und ein Stück weit über das Gras rollte, ehe er wieder auf die Füße kam. Vauvenals Augen, schärfer als die jedes Adlers, hatte im Meer tief unten am Fiß der Klippe eine Bewegung erspäht. Es war kaum mehr als ein Schatten gewesen, aber der Drache wusste, wessen Schatten es war, und sein mächtiger Körper spannte sich. Was da unten schwamm, war ein Wasserwurm von platter, gekerbter Form, an die hundert Menschenschritte lang, mit sechs Armen, an deren Enden sich mörderische beinerne Scheren befanden. Es war nur eine von zahllosen scheußlichen, die das Reich des Wasserdrachen Drydd bevölkerten.
    Ion-Ka war einem schwärmerischen Irrtum erlegen, wenn er meinte, dass alle Drachen gut seien. Die eben entstandenen Menschen wussten noch nichts von dem Neid und Groll, der Drydd verzehrte, den Fürsten des salzigen Meeres, und von seinem Hass gegen die drei Schwestern und ihre Geschöpfe. Drei Viertel von Murchmaros - das die Menschen Chatundra nannten - waren von Meer bedeckt, und die Tiefe wimmelte von feindseligen Kreaturen. Bislang war es noch nicht zu Auseinandersetzungen gekommen, da die beiden Reiche so streng geschieden waren. Weder konnten die Landbewohner im Wasser leben noch Drydds Untertanen an Land kommen, abgesehen von Krabben, die im feuchten Sand herumstaksten.
    Aber nun fiel ein Schatten über die Welt, als der finstere verderbliche Geist in der Tiefe sich aufbäumte. Mit einem Schlag veränderte sich alles. Es war weder hell noch dunkel, weder kalt noc warm. Am dunstverschleierten Himmel standen weder Sonne noch Mond, noch die Sterne. Ein ödes Zwielicht herrschte, das jede Einzelheit erkennen ließ und nichts hervorhob. Alles war starr und unbeweglich, als wäre die Zeit stehen geblieben.
    Das Meer aber wallte auf, und wie Schiffe, die von der Brandung an Land geschleudert werden, klatschten ungestalte Wesen zu Hunderten auf den Sand. Ein Gestank nach faulen Fischen verpestete die Luft, als die verworrene Menge in tausend Bewegungen vorwärtsdrängte. Manche der Wasserwesen waren klein, manche riesig, manche hornig wie Meeresspinnen, andere weich und von schlaffer Masse, die sich beinlos dahinwälzte, aber eines war allen gemeinsam: Vor einer blinden, selbstmörderischen Wut getrieben, krochen sie immer weiter an Land, auf die einfachen Hütten aus Bambus und Palmblättern zu, in denen die Makakau wohnten. Aufgerissene Rachen voll dolchspitzer Zähne, Fangarme und klappernde Krabbenscheren bedrohren die Menschen, die das Unheil bereits bemerkt hatten. Schrille Schreie und oanisches Gepolter erfüllten das eben noch so stille Tal.



    Re: Drachendämmerung

    Katarroka - 28.04.2005, 14:16


    Kühn breitete Vauvenal die mächtigen Flügel aus und stürzte sich den Angreifern entgegen. Schon hatten auch andere Drachen, die sich auf den umliegenden Bergen sonnsten, den Ansturm der Meereskreaturen bemerkt, und ein Dutzend Himmelsflügler warf sich in diesen Kampf. Noch hielten sie das Feuer ihres Rachens zurück, um nicht den Wald mit all den Menschenhütten darin in Brand zu setzen. Und die fliegenden Drachen schienen auch so im Vorteil gegenüber den Meeresungeheuern, von denen viele quallenhaft weich waren und den scharfen Klauen und peitschenden Schwänzen keinen Widerstand entgegensetzen konnten. Aber andere hatten Zähne, wie die grässlichen springenden Fische, die weit über den nassen Sand schnellten und sich in alles verbissen, was sie nur erreichen konnten. Drachenschwänze krachten gegen Krabbenpanzer, löwengleiche Pranken schmetterten gegen die elastischen Ringe der ungeheuren Seefüßer, die sich gelb und vibrierend den Fluten entwanden, während perlmutterfarbene Drachenklauen die Panzer der Bestien aufrissen und ihr schleimiges Inneres bloßlegten. Riesige Gestalten fuhren zum Himmel auf, Meeresgezücht in Pranken, und schleuderten die Kreaturen Drydds aus großer Höhe zu Boden, wo sie zerbarsten. Schwingen rauschten über den schäumenden Wellen, aus denen ein grausiger Schädel nach dem anderen tauchte und aus leeren, gallertartigen Augen in die Luft glotzte. Aber da tauchten die Himmelsflügler unversehens in eine Wolke der Pestilenz. Jede Berührung der leichenhaft kalten, klebrig feuchten Tentakel und Pratzen traf sie wie der Strich eines Skorpionstachels, doch es war kein körperlicher Schmerz, der sie quälte. Das zarte Gewebe ihrer Seele zerriss, und wie die Dunkelheit eines herannnahenden Todes breitete sich der Kadaverhauch über ihre Herzen. Sie taumelten und schwankten, plötzlich erfüllt von einer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die mit Macht über sie hereinbrach.
    Vauvenal spührte, wie die Kraft seiner Flügel erlahmte und seine Klauen erstarrten, eine unsichtbare Pest verseuchte seinen Geist ebenso wie seinen Körper. Mit letzter Kraft stieß er einen wilden Schrei aus, der die anderen warnen sollte, und stieg unter Aufbietung all seiner Kräfte kernzengerade in den Himmel auf. Im letzten Augenblick entging er den Nesselpeitschen einer fast unsichbaren Riesenqualle, die schwelleend und quellend auf dem Sand hin und her schwankte.
    Er sandte seine Gedanken aus. "Haltet euch fern von ihnen, ihre Berührung ist tödlich!", warnte er die anderen Drachen. "Hinauf auf die Berge, holt Felsbrocken und werft sie auf das Gezücht!"
    Während die Menschen unten im Tal wi aufgestörte Ameisen herumirrten, die bewaldeten Hände hinaufkrabbelten und sich im Regenwald versteckten, schwärmten die Drachen nach allen Seiten aus. Ein jeder packte sich Felstrümmer, so groß er sie nur tragen konnte, flog in sicherer Höhe über die Meeresungeheuer hinweg und warf die Gesteinsbrocken nieder auf Drydds Kreaturen. Bald bot der Strand den scheußlichen Anblick einer von schleimigen, breiigen Kadavern bedeckten Fläche, und als die Himmelsflügler mit aufgerissenem Rachen Feuerstöße zur Erde sandten, flohen die überlebenden Wasserwesen zurück in ihr eigenes Element.

    Vauvenal nahm sich nicht die Zeit, mit den Menschen zu reden, die starr vor Schreck im Dickicht kauerten oder kopflos umherrannten. ein unheilvolles Gefühl hatte ihn befallen, und er schwang sich in die Lüfte und flog zu den Küsten von Murchmaros. Nur zu bald sollte seine Vorahnung sich als wahr herausstellen.
    Der Angriff gegen die Fischer von Rachmibon war kein einzelnes Ereignis gewesen. Überall, wohin ihn seine kobaltblauen Schwingen trugen, sah der Himmelsflügler das gleiche abscheuliche Bild. An allen Küsten des riesigen Kontinents, vom warmen Jadameer über das Saphirmeer bis zum eisigem Diamantmeer im Norden, waren Drydds Untertanen aus dem Wasser gestürmt und hatten die küstennahen Drachennester, die Lager der irdischen Tiere und die menschlichen Behausungen gleichermaßen angegriffen. Aus der Luft erspähte Vauvenal überall dieselben stinkenden Schleimhaufen auf dem Sand oder in der Brandung, aber er sag auch die Kadaver von Drachen und Tieren, die der giftigen Berührung erlegen waren, und die Leichen von Menschen in zerschmetterten Steinhütten. Überall erspähte er das widerwärtigste Treibgut, welches das brodelnde Aufwallen der Flut an den Strand geschleift hatte. Das Meer und der Strand, der seine ölige Flut säumte - beide waren ein einziges, entsetzliches Leichenfeld.
    Vauvenal blickte in stummer Erschütterung auf die Überbleibsel der Unglücklichen, die zum Teil schon von den herumwimmelnden blauen Totengräberkäfern kahl genagt worden waren. Andere lagen, bläulich aufgedunsen, in einem schauderhaften Zustand halber Verwesung auf dem Strand. Die Kadaver von Fischen und Seegetier hatten sich um sie herum angesammelt, und mit ihnen Überreste von kleinen Wildtieren und Vögeln. Zwischen diesen Überbleibeln bewegte sich etwas - bewegte sich hornig, glitzernd und glänzend, lang gewundene Fangarme oder Skorpionschwänze, mit krummen Krallen - oder waren es Stacheln? - an den fingerartigen Enden.
    Wenigstens war es den Ungeheuern nicht gelungen, sich weit von ihrem heimischen Element zu entfernen. Als Vauvenal vorsichtig tiefer ging und dicht über dem Boden hinwegsegelte, sah er die Überreste von zahllosen Quallen, die keine zwei Schritt weit vom Saum des Wassers zu klebrigen Schleimbeuteln zusammengefallen waren. Andere Ungeheuer hatten es nicht geschafft, sich im losen Sand oder auf dem harten Schotter der Küstenstreifen weiterzubewegen, und waren hängen geblieben wie Karren im Schlamm. Aber die schnellen, vielfüßigen Krabben hatte beunruhigend weite Strecken zurückgelegt, ebenso die springenden Fische, die ihre Opfer wohl in weiten Sätzen angefallen und sich mit ihren runden, von Zähnen starrenden Mäulern an ihnen festgebissen hatten.
    Die toten Drachen, die Vauvenal da und dort auf dem sand faulen sah, waren keine Mirminay denn Rosenfeuerdrachen waren unsterblich. Es waren Bulemay, Drachen der zweiten Schöpfungsperiode, vielfältig in ihrer Erscheingung, aber anders als die Rosenfeuerdrachen an ihre Erscheingung gebunden. Daneben gab es noch Geringere, Lindwürmer, und Stollenwürmer, die in den Brandungshöhlen und Bergwerken von dem Angriff überrascht worden waren.
    Vauvenal starrte herab, Wut und Verzweiflung im Herzen. Er setzte sich auf einen vorspringenden Felsen, reckte den Hal und ließ einen langen, schrecklichen Klageschrei hören. Andere Drachen nahmen den Schrei auf und gaben ihn weiter, bis das ganze Land davon widerhallte.
    Von nun an, das wussten sie alle, herrschte ein offener Krieg zwischen den Bernsteindrachen und dem Ungeheur in der eisigen Tiefe. Vauvenal dachte an den Dichter der Makakau; niemals mehr würde sein Volk die harmlos-fröhlichen Lieder singen. Ein neues Zeitalter hatte begonnen, dunkel und gefahrvoll, und nur Majdanmajakakis, die Allmutter selbst, mocte wissen, wie die Dinge enden würden...

    Kapitel 1, Ende xDDD



    Re: Drachendämmerung

    Katarroka - 31.05.2005, 20:56

    Kapitel 2 - Verschwörung im Perlenschloss
    Zwischen den äußersten Vulkaninseln und dem Eis des Südpols, inmitten der bleiernen Fluten des Tetysmeeres, erhob sich eine Insel, die vom Meeresboden bis fast zu den Wolken reichte. Sie war vom Sockel bis zur höhsten Zinne aus grauen Korallen und bleichen Perlen gebildet, und Wasser strömte unablässig von ihren Zinnen und Türmen. Im Inneren floss es in Bächen durch die Flure und Säle und troff von den Decken, denn die Insel war das Perlenschloss des Wasserdrachen Drydd. Hier hauste er mit seinen beiden Söhnen, dem menschengestaltigen Zarzunabas und dem grausigen Tarasque, der die Gestalt einer Schildkröte mit einem dreifachen Männerkopf hatte und auf vier krummen Säulenbeinen wankend dahinkroch. Welche Furcht hätte die Fischer von Rachmibon und die übrigen Menschen ergriffen, hätten sie ahnen können, was sich im Dunkel unter der Oberfläche des Meeres verbrag.
    Unter den Kraturen befand sich auch ein knapp ellenlanges, schlüpfriges, farbloses Geschöpf namens Luind, dass allgemein als Taugenichts galt und deshalb selten bei seinem richtigen Namen, sondern einfach nur Unnütz genannt wurde. Unnütz war ein Wassersalamander - die geringste Art von Wasserdrachen, auch Menschenfische genannt -, und er wurde nur mit den niedrigsten Arbeiten beauftragt, doch selbst die führte er meist nur zur Hälfte aus. Stattdessen kauerte er gern an irgendeiner verborgenen Stelle der vielzackigen, von grotesken Korallen geformten Türmchen und Balustraden, die über die Wasseroberfläche hinausragten, und starrte mit den vorquellenden goldenen Augen zum Land hinüber.
    Er sehnte sich danach, dieses Land zu betreten und dort zu wohnen, und zwar solange er zurückdenken konnte. Manchmal träumte er, diese Sehnsucht stammte daher, dass er menschliches Blut in sich habe wie der Drachensohn Zarazunabas, den Drydd mit einer Menschenkönigin gezeugt hatte. Er bildete sich ein, sich erinnern zu können, dass er ganz am Anfang seines Lebens auf dem Festland gelebt habe, denn in seinem Kopf spukten schattenhafte Bilder vom Licht einer Öllampe, von Menschengestalten und von einer ungeheuer großen Frau, grau wie ein Lehmklumpen, die entsetzt aufschrie, ihn packte und ins Feuer werfen wollte. Aber da war noch eine andere Frau, die es nicht zuließ und ihn an sich presste. so warm, so weich, so voll Nahrung war ihr Körper gewesen...Später hatte sie ihn zum Strand getragen und ins Wasser gesetzt, und er hatte verstanden, dass er das Wasser wählen musste, wenn er nicht ins Feuer wollte. Also hatte er sich zu Drydds Geschöpfen gesellt, aber glücklich war er dort nicht.
    Und nun, nachdem er sich so lange nach ihr gesehnt hatte, war ihm seine Mutter im Traum erschienen. Sie sah anders aus, als er sie in Erinngerung hatte, nicht graugrün, sondern golden braun, und ihre Beine hatten sich sehr verändert - von der Hüfte abwärts glich sie einem aufrecht stehenden Löwen; auch hatte sie kurze Flügel auf dem Rücken, die nicht zum Fliegen taugten. Aber sie hatte immer noch dieselben herrlich schweren, prallen Brüste und den weichen, runden Bauch, und sie nannte ihn nicht Unnütz, sondern bei seinem richtigen Namen: Luind.
    "Mein Lieber", hatte sie zu ihm gesagt, "ich möchte dich so gern wieder bei mir haben. Du müsstest mir nur vorher einen kleinen gefallen tun - du bist doch so geschickt und kannst dich so gut tarnen..."
    Natürlich hatte er zugesagt, und so war er diesmal nicht auf den erker geklettert, um zu träumen, sondern um eine geheme Ratsversammlung zu belauschen. Drydd hatte seine Söhne und viele seiner wichtigsten Höflinge zu sich in den kuppelgekrönten Hauptturm berufen, dessen ovale Medallionfenster nach allen Richtungen über das Meer blickten. Unter Dienerschaft ging das Gerücht um, dass sie einen neuerlichen gewaltigen Krieg gegen die Drachen planten. Luind hatte keine Freude an Kriegen - genauer gesagt, er hatte schreckliche Angst davor. Er wollte nichts als zurück zu der riesigen, warmen, weichmassigen Frau, die ihn an ihre Brust gepresst und davor bewahrt hatte, ins Feuer geworfen zu werden.



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