....einfach mal zum nachdenken.....

Vexillum Vulpis
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    Re: ....einfach mal zum nachdenken.....

    phex - 05.12.2006, 18:10

    ....einfach mal zum nachdenken.....
    hab ne nette seite gefunden: http://www.mittelalter-recherche.de/

    am besten selbst anschaun, nur 2 texte möchte ich von dieser hierher kopieren.

    text 1:

    ... zum Erlebnis mit allen Sinnen

    hören

    Im Mittelalter gab es noch nicht das allgegenwärtige Hintergrundrauschen von Autos und die ständige Berieselung mit Musik "aus der Konserve". Jedes Geräusch hatte noch seine Bedeutung: die Hammerschläge des Schmiedes, das Bellen der Hunde, das Lachen der Kinder. Man lernte hinzuhören.
    Und da hinein kam dann die Musik. Live. Vielleicht sang man selber, während der Arbeit. Vielleicht waren Spielleute zu Besuch, von denen man neue Lieder lernen konnte, die man dann selber singen konnte, wenn sie wieder weg waren.


    sehen

    Die Beschäftigung mit dem Mittelalter verändert den Blick. Kleider, die nicht mindestens bis zum Knöchel gehen, wirken auf einmal männlich. Kleiderfarben sind nicht mehr beliebig, sondern das Ergebnis unterschiedlich komplizierter und unterschiedlich teurer Färbung. Vielleicht hat man auf dem Veranstaltungsgelände sogar gelernt, die ungefähre Zeit am Sonnenstand abzuschätzen.


    fühlen

    Kein Buch - und kein Text im Internet - kann vermitteln, wie es sich anfühlt, handgenähte Kleidung und wendegenähte Schuhe zu tragen oder auf einer Strohmatratze zu schlafen. Das kann man nur selber erleben.
    schmecken Das Mittelalter schmeckte nach Getreidebrei. Oder nach Zimt und Nelken. Je nachdem, ob man bäuerliche Alltagskost oder ein Festmahl des Adels probiert.
    Kochbücher aus der Zeit gibt es ein paar. Sie überliefern eher die Küche der "Bessergestellten". Einfache Gerichte lassen sich erschließen, wenn man weiß, was für Pflanzen und Tiere es in einer bestimmten Zeit und Region überhaupt gab. Und nicht alles gab es zu jeder Zeit im Jahr, anderes mußte getrocknet oder gepökelt werden.


    riechen

    Nicht nur das Essen riecht. Auch das frische Stroh, mit dem die Matratze gefüllt wird. Talglampen riechen anders als Bienenwachskerzen. Der Rauch des Kochfeuers setzt sich in der Kleidung fest. Manche Arbeiten haben ihren eigenen Geruch, etwa das Teerschwelen, das Herstellen von Birkenpech.

    Schummeln gilt nicht. Material, das "aussieht wie...", ist vielleicht geeignet für Film und Theater. Aber nicht dazu, Geschichte zu erleben. Dazu ist es nötig, Form und Material so genau wie möglich nachzuarbeiten.

    Leinenimitat zum Beispiel sieht aus wie Leinen, fühlt sich aber anders an. Die gelbe Paraffinkerze riecht nicht nach Bienenwachs, auch wenn sie so aussieht. Die Knödel aus dem Kochbeutel schmecken vielleicht wie selbstgemacht, haben aber nicht die gleiche Arbeit gemacht. Auch wenn es manchmal mühsam ist: Die richtigen Materialien lassen sich in den meisten Fällen bekommen.

    Klänge werden unterschiedlich wahrgenommen, je nach dem Kontext, in dem man sie hört. Deshalb sollte eine Mittelalter-Veranstaltung den Besuchern die Möglichkeit geben, zur Ruhe zu kommen, damit sie die Geräusche um sie herum wieder bewußt wahrnehmen können. Musik sollte weniger auf oberflächliche Show-Effekte setzen und mehr in den Alltag integriert werden.

    © 12. Februar 2006 Karen Thöle



    text 2:

    Living history:
    Mittelalter "praktisch"

    * Was ist Living history?
    * Wovon unterscheidet es sich?
    * Wer macht das?
    * Worauf sollte man achten?
    * Kann man Geschichte wirklich erleben?

    Was ist Living history?

    Dieser englische Begriff läßt sich auf zweierlei Weise übersetzen:
    einerseits als "lebendige Geschichte",
    andererseits als "Geschichte (er-)leben".

    Für die einen ist es eine Art museumspädagogisches Konzept, Besuchern Geschichte "zum Anfassen" zu präsentieren: Museumsdörfer, die mit Leben erfüllt sind, rekonstrierte Kleidung, die auch getragen wird, und Repliken von archäologischen Funden, die man benutzen kann.

    Für die anderen ist es eine Möglichkeit, Geschichte am eigenen Leib zu erleben: Wie es sich anfühlt, die gleiche Kleidung wie damals zu tragen, wieviel Sorgfalt damals die Pflege von Waffen oder Küchengeräten erforderte, wie leicht oder wie schwer die Anfertigung verschiedener Gegenstände war.

    In den meisten Fällen begegnen sich diese zwei Möglichkeiten. Wer auf einer Veranstaltung seine nach historischen Vorbildern gefertigte Kleidung und Ausstattung testen will, trifft dort den Besucher, der aus erster Hand erfahren kann, wie z.B. der im Kugeltopf gekochte Eintopf schmeckt. Ein Beispiel für eine gelungene Living-history-Veranstaltung in diesem Sinne war die Veranstaltung vom 15.-18.7.2005 in Düppel.


    Wovon unterscheidet es sich?

    # Darstellung auf Mittelalter-Märkten:
    Bei Mittelaltermärkten stehen oft kommerzielle Interessen im Vordergrund - egal, ob ein Veranstalter den großen Verdienst sucht oder nur nicht auf seinen Ausgaben für Werbung, Wasseranschlüsse und Mobiltoiletten sitzenbleiben will. Auch die anwesenden Händler, Handwerker oder Gastronomen wollen natürlich verdienen. Entsprechend stehen weniger die historische Wirklichkeit als vielmehr die Träume und Vorstellungen der Besucher im Vordergrund. Es gibt natürlich auch Darsteller oder Händler, die auch auf Märkten auf historische Detailtreue achten, aber das ist die Ausnahme.

    # Reenactment:
    Die Begriffe "Reenactment" und "Living history" werden oft synonym verwendet, obwohl sie etwas andere Schwerpunkte setzen. Beim "Reenactment" steht die Wiederaufführung eines historisch dokumentierten Ereignisses im Vordergrund, etwa einer Schlacht oder einer Fürstenhochzeit, beim "Living history" dagegen das historische Alltagsleben. Beide Konzepte schließen sich allerdings nicht aus, ergänzen sich sogar oft ganz gut: So kann am Rande des Feldes, auf dem die Schlacht nachgestellt wird, im Lager mit Kochen und Handwerk Alltagsleben gezeigt werden

    # Historische Aufführungspraxis:
    Auch bei der historischen Aufführungspraxis steht die Treue zum historischen Original im Vordergrund, im Gegensatz zu "Living history" beschränkt sie sich aber auf die Musik - Instrumente, Notentext und, soweit nötig. Arrangement. Aufgeführt wird diese Musik dann normalerweise in Form eines herkömmlichen Konzertes und in heutiger Konzertkleidung. Will man allerdings auf einer Living-history -Veranstaltung Musik vorführen, sollte man die Ergebnisse der Historischen Aufführungspraxis berücksichtigen (siehe auch Historische Aufführungspraxis).

    Wer macht das?

    Die meisten sind Leute aus allen Berufssparten, die das Mittelalter als Hobby betreiben, ganz normal ihrem Beruf nachgehen und in ihrer Freizeit recherchieren, basteln und auf Veranstaltungen fahren. Die Auswirkungen auf den Alltag sind dabei normalerweise geringer, als Außenstehende oft denken. Zwar sammelt sich im Laufe der Zeit eine Menge Fachliteratur und Ausstattung an. Aber ob man letztere in einer Vitrine im Wohnzimmer oder in Kisten auf dem Dachboden aufbewahrt, ist letztlich Geschmackssache.

    Mittlerweile gibt es aber auch schon einige Leute, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Sie verdienen vor allem als Händler oder Handwerker Geld, indem sie die Szene mit den benötigten Repliken oder Rohstoffen beliefern (siehe auch Handwerker).

    Worauf sollte man achten?

    Wichtig ist Treue zum Detail. Wer auf die richtigen Materialien und die richtige Verarbeitung achtet, wird erleben, wie sie sich anfühlen und riechen, wird herausfinden, ob sie lange halten oder schnell verschleißen, und ob sie spezielle Pflege benötigen. Das Ziel sollte sein, auf eine Veranstaltung nur mitzunehmen, was auch in die dargestellte Zeit paßt. Wer dagegen Dinge verwendet, die er vor Publikum verstecken muß, oder die ihn immer an faule Notlösungen erinnern, wird Geschichte nicht wirklich erleben können (siehe auch ...mit allen Sinnen).

    Living history ist ein Hobby, das sowohl Zeit als auch Geld beansprucht. Um beides nicht unnötig zu vergeuden, ist es sinnvoll, sich Zeit zu lassen beim Einstieg:

    * Bevor man etwas baut oder kauft, sollte man recherchieren, wie das benötigte Stück in der dargestellten Zeit aussah, aus welchem Material es bestand, wie es gefertigt wurde. Und welcher Händler oder Handwerker es heute genau so liefern kann, oder aber das benötigte Rohmaterial vorrätig hat.
    * Man sollte auch nicht alles auf einmal haben wollen, sondern mit den wichtigsten Dingen anfangen. Das ist zunächst die Kleidung, zu der erst nach und nach Geschirr, Bettzeug, Zelt und anderes hinzuzukommen brauchen.
    * Mut zur Lücke: Wenn ich mir etwas in der gewünschten Qualität noch nicht leisten oder selbst anfertigen kann, sollte ich mir keinen scheinbar billigen Kompromiss zulegen. Vielleicht entdecke ich, daß ich für die Zeit einer Veranstaltung auch darauf verzichten kann. Beispiel: Als ich noch keinen Kugeltopf hatte, habe ich darauf verzichtet, auf Veranstaltungen zu kochen, und stattdessen kalt gegessen.

    Kann man Geschichte wirklich erleben?

    Meine Meinung dazu ist: Ja, aber immer nur Augenblicke.

    Wir können zwar versuchen, den modernen Alltag zu vergessen. Ganz verdrängen können wir aber nicht, daß wir am Montag zu unseren zentralbeheizten Wohnungen und Arbeitsstätten mit ihrer Technik des 21. Jahrhunderts zurückkehren. Wir können auch heute nicht mehr nachvollziehen, welche existenziellen Ängste eine etwa Mißernte oder verdorbene Essensvorräte ausgelöst haben müssen. Selbst wenn wir es schaffen könnten, uns alles Wissen anzueignen, das ein mittelalterlicher Mensch gehabt haben könnte - wir können und wollen nicht unser modernes Wissen einfach vergessen.

    Für Augenblicke können wir aber in diese andere Welt eintauchen. Immer, wenn uns eine Tätigkeit so in Anspruch nimmt, daß wir alles andere vergessen. Wenn wir uns voll auf eine handwerkliche Arbeit, die so auch schon im Mittelalter gemacht wurde, konzentrieren, können wir sicher sein, daß unser mittelalterliches Vorbild das genauso gemacht hat. Oder wenn wir voller Hingabe musizieren, und uns Sprache, Instrument, Melodik und Satztechnik wirklich vertraut gemacht haben. Für diese Augenblicke lohnt sich der ganze Aufwand.

    Erleben Sie es selbst!

    © 3. März Karen Thöle



    Re: ....einfach mal zum nachdenken.....

    Melethronen - 05.12.2006, 20:07


    schön :D gefällt mir gut. vor allem der "worauf sollte man achten"-punkt im 2. text weckt deja-vu gefühle, hab das grad am WE beim gruppentreffen angesprochen^^



    Re: ....einfach mal zum nachdenken.....

    Carypsis - 06.12.2006, 03:30


    um diese einstellung, die der text vermittelt, in unsere gruppe zu integrieren müssten wir noch hart an uns selbst arbeiten (wenn überhaupt erwünscht).
    die prioritäten im text weiche doch von unseren bereits stark ab



    Re: ....einfach mal zum nachdenken.....

    phex - 06.12.2006, 15:35


    ich glaube auch, dass es da nicht um diverse punkte geht, sondern um eine grundeinstellung, die versucht wird rüber zu bringen.
    und wie carys kritischer kehle schon anklingen hat lassen, ist wohl die große frage, ob sich alle gruppenmitglieder mit dieser da geschriebenen identifizieren können.
    sprich auf den heutzutage "üblichen" luxus aus eigener überzeugung zu verzichten, wär ich mir wohl nicht so sicher, ob es jedem spaß macht...

    g.r.



    Re: ....einfach mal zum nachdenken.....

    Firiel - 13.12.2006, 17:04


    ich hab versucht diese ueberzeugung bei allen in den Kopf zu kriegen, aber leider geht das von Malle aus schwer... find der text sollte sowas wie die "fuchs-bibel" darstellen!!! Und es ist fuer niemanden schlimm kein cola zu haben fuer ein Wochenende, oder die zigaretten mal ein WE lang bewusst wegzulassen (vielleicht ein anreiz & grund fuer alle starken raucher mal uebers aufhoeren nachzudenken?)



    Re: ....einfach mal zum nachdenken.....

    Carypsis - 15.12.2006, 18:24


    Nun ja soweit würd ich nicht gehn zu verlangen dass sich jemand dem körperlichen entzug aussetzt, obwohl hut ab wer so viel eifer entwickelt und dieses opfer für "den grundlegenden gedanken" bringt



    Re: ....einfach mal zum nachdenken.....

    Melethronen - 15.12.2006, 18:31


    als nichtraucher hätt ich da ne frage: ein WE nicht zu rauchen hat schon körperliche entzugserscheinungen zur folge? O_o ist ja krass...



    Re: ....einfach mal zum nachdenken.....

    Carypsis - 15.12.2006, 18:36


    die stärksten enzugserscheinungen setzen nach ca 24h ein und klingen (körperlich) innerhalb ner nächsten 4-8 wochen ab. dann kommt noch psychische abhängigkeit hald dazu. deshalb: ja n WE kann seeehhr lang werden ohne zigarette. Kann aus erfahrung reden.. als ehemaliger raucher musste ichs einmal durchmachen^^



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