Der Mord an Litwinenko

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    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 28.11.2006, 17:57

    Der Mord an Litwinenko
    Was denkt ihr eigentlich über die Ermordung des Ex-Spions Litwinenko, die seit Tagen durch die Medien geistert? Einerseits wird die russische Regierung beschuldigt, andererseits heist es, dass mit dem Mord genau dies beabsichtigt wurde...

    Ich muss gestehen, dass ich mir darüber noch kein Urteil gebildet habe. Und ihr? Vielleicht können mir ja eure Meinungen auf die Sprünge helfen. :D

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 30.11.2006, 10:43


    Es scheint um die Affäre "Litwinenko" immer interessanter zu werden:

    Zitat: Flugzeuge auf Strecke London-Moskau

    In der Affäre um den Gifttod des Kreml-Kritikers Alexander Litwinenko in London gibt es eine neue Spur nach Moskau. An Bord von zwei Passagierflugzeugen der British Airways, die auf der Strecke London-Moskau im Einsatz waren, wurden am Mittwoch Spuren einer radioaktiven Substanz entdeckt.

    Nach Informationen des Senders BBC handelt es sich dabei um Polonium 210. Mit derselben Substanz wurde Litwinenko vergiftet. Seit seinem Tod am vergangenen Donnerstag wurden Spuren von Polonium 210 bereits an mehreren Orten in London festgestellt.

    "Risiko sehr gering"
    Die Fluglinie British Airways betonte, dass an Bord der beiden Maschinen nur "sehr niedrige" radioaktive Dosen entdeckt worden seien. Das Risiko für Unbeteiligte sei "gering". Die zwei Flugzeuge vom Typ Boeing 767 seien aber ebenso wie eine dritte verdächtige Maschine, die noch in Moskau steht, vorsichtshalber außer Betrieb genommen worden.

    Alle Maschinen waren auf der Strecke London-Moskau unterwegs. Zugleich bat British Airways die Passagiere von vier Verbindungen in der Zeit vom 25. Oktober bis 3. November, sich zu melden. Wann die Flieger tatsächlich kontaminiert worden seien, ließe sich noch nicht genau sagen, hieß es von Seiten der Fluglinie.

    Litwinenko selbst nicht auf Flugreise
    Zuvor waren schon an sieben Stellen in London Spuren von Polonium 210 gefunden worden. Dabei handelte es sich jedoch stets um Orte, an denen sich Litwinenko seit Anfang November persönlich aufhielt.

    Auf Flugreisen war er nach bisherigem Wissensstand seither jedoch nicht. Möglich ist nun sowohl, dass Menschen, die mit ihm in Kontakt waren, in den betreffenden Maschinen saßen, als auch, dass Polonium 210 in den Flugzeugen transportiert wurde.

    Nur bei Einnahme hochgiftig
    Die Gefahr für die Umgebung wird von Experten als äußerst gering eingeschätzt, weil die Substanz nur eine ganz geringe Strahlung hat. Erst wenn sie in den menschlichen Körper gelangt, wird sie hochgiftig. Möglich ist dies zum Beispiel durch die Nahrung, durch eine Zigarette oder durch eine kleine Wunde.

    Obduktion soll Fragen beantworten
    Weiteren Aufschluss erhoffen sich die Ermittler von der Obduktion des Leichnams, die am Freitag beginnen soll. Bisher ist noch immer nicht geklärt, wann und wie genau die radioaktive Substanz in Litwinenkos Körper kam. Als wahrscheinlichster Termin für einen Giftanschlag gilt der 1. November. An diesem Tag traf sich der ehemalige russische Geheimagent in London mit verschiedenen Kontaktmännern aus Russland und Italien.

    Zahlreiche Theorien
    Inzwischen kursieren zahlreiche Theorien, in wessen Auftrag der mutmaßliche Giftanschlag verübt worden sein könnte. Die Reihe der Verdächtigen reicht vom Kreml über den russischen Geheimdienst über Exil-Russen bis hin zu Litwinenkos Umgebung.

    Auch eine Selbstvergiftung oder ein Unfall beim Hantieren mit radioaktivem Material werden für möglich gehalten. Diese Theorie erhielt durch Äußerungen des italienischen Geheimdienst-Experten Mario Scaramella neue Nahrung, mit dem sich Litwinenko am 1. November getroffen hatte.

    Scaramella behauptete in einem Interview der Tageszeitung "The Independent", dass Litwinenko bei dem Treffen gestanden habe, früher im Auftrag des russischen Geheimdienstes in den Schmuggel von radioaktivem Material verwickelt gewesen sei. Auch Scaramella selbst wird von britischen Medien zum Kreis der Verdächtigen gezählt. -> http://www.orf.at/061129-6562/index.html

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Das Tier - 30.11.2006, 13:27

    Re: Der Mord an Litwinenko
    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Was denkt ihr eigentlich über die Ermordung des Ex-Spions Litwinenko, die seit Tagen durch die Medien geistert? Einerseits wird die russische Regierung beschuldigt, andererseits heist es, dass mit dem Mord genau dies beabsichtigt wurde...

    Ich muss gestehen, dass ich mir darüber noch kein Urteil gebildet habe. Und ihr? Vielleicht können mir ja eure Meinungen auf die Sprünge helfen. :D

    Gruß
    Hausdrache

    Mein liebster Hausdrache,

    ein schwieriges Thema. Polonium gibt es wohl nicht an jeder Häuserecke, was eher für einen einflussreichen Initiator des Mordes spräche.
    Die Frage ist das Motiv- wer gewinnt durch Litwinenkos Tod ?

    Oder wer hätte ein Interesse daran, den Kreml in einen Auftragsmord verwickelt zu sehen ?

    Viele Fragen, ich habe noch keine passenden Antworten gefunden. Warten wir die morgige Obduktion ab, dann wird vielleicht der genaue Übertragungsweg klarer sein.

    Gruß

    Tier



    Re: Der Mord an Litwinenko

    sünnerklaas - 30.11.2006, 16:19


    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Es scheint um die Affäre "Litwinenko" immer interessanter zu werden:

    Hallo Susanna,

    weißt Du, was mich am meisten aufregt? Dass der Transport von radioaktivem Material in der Kabine eines BA-Flugzeuges stattgefunden haben soll. Hatte man nicht im August die Sicherheitsvorschriften massiv verschärft? Eine Wasserflasche darf man nicht mehr in den Flieger mit hinein nehmen - da könnte ja bombenfähiges Material drin sein. Nuklearmaterial hat aber anstandslos die Sicherheitskontrolle passiert und niemandem ist etwas aufgefallen, weil Radioaktivität sieht und richt und fühlt man ja nicht. Und wenn der Schmuggler dann noch seinen 'guten Businessanzug' an hat, dann schaut man wohl auch nicht so genau nach.

    Ich glaube: was da gelaufen ist, erreicht Dimensionen, die den 11.09.2001 in den Schatten stellen.

    LG
    Nico



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 30.11.2006, 16:50


    sünnerklaas hat folgendes geschrieben: Hallo Susanna,

    weißt Du, was mich am meisten aufregt? Dass der Transport von radioaktivem Material in der Kabine eines BA-Flugzeuges stattgefunden haben soll. Hatte man nicht im August die Sicherheitsvorschriften massiv verschärft? Eine Wasserflasche darf man nicht mehr in den Flieger mit hinein nehmen - da könnte ja bombenfähiges Material drin sein. Nuklearmaterial hat aber anstandslos die Sicherheitskontrolle passiert und niemandem ist etwas aufgefallen, weil Radioaktivität sieht und richt und fühlt man ja nicht. Und wenn der Schmuggler dann noch seinen 'guten Businessanzug' an hat, dann schaut man wohl auch nicht so genau nach.

    Hi Nico,

    wenn das Boden-/Flughafen- oder Flugpersonal mit involviert ist, und davon gehe ich aus, helfen die besten Personenkontrollen nix. Bevor die Gäste in den Flieger steigen wird die "Ware" im Passagierbereich deponiert. In den Gepäckklappen, unterm Sitz, wo auch immer. Und der Schmuggler weis vorher, wo die "Ware" deponiert wird. Schmuggel via Fracht-Gepäck wäre zu riskant, das wird scharf überprüft. Aber was vom Bodenpersonal in den Flieger geschmuggelt wurde, bevor die Passagiere dazusteigen, dass hat keiner im Griff. D.h. die Flughäfen sind in Zukunft gut beraten die Passagiere NACH Verlassen des Fliegers nochmals gründlich zu kontrollieren! Das ist m.E. die einzige Möglichkeit solche Mätzchen zu unterbinden. ;)

    Waffenschmuggler, zumal wenn es um derart brisantes Material geht, sind Profis und nicht auf den Kopf gefallen. Denen würde im Traum nicht einfallen, derart dilettantisch zu sein und solch "bombastische" Ware vor dem Betreten des Fliegers als Handgepäck mitzunehmen. Die wollen ja aus ihrer Ware Gold machen und nicht ihrer verlustig gehen bzw. geschnappt werden. Die Jungs sind ausgeschlafenen Füchse. Und Bakschisch macht alles möglich, beseitig alle Skrupel, wie wir wissen.

    Dieser Vorfall zeigt für mich etwas ganz anderes und viel Erschreckenderes: Die seit dem Zusammenbruch der SU gehenden Gerüchte bezüglich Atommaterial und Bomben ist offensichtlich wahrer als uns lieb sein kann. Da geht mir richtig die Muffe. Ich schätze, dass dieser Fall nur die Spitze des Eisberges ist...

    Zitat: Ich glaube: was da gelaufen ist, erreicht Dimensionen, die den 11.09.2001 in den Schatten stellen.

    In wie fern?

    Gruß
    Susanna



    Re: Der Mord an Litwinenko

    sünnerklaas - 30.11.2006, 17:03


    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Hi Nico,

    wenn das Boden-/Flughafen- oder Flugpersonal mit involviert ist, und davon gehe ich aus, helfen die besten Personenkontrollen nix. Bevor die Gäste in den Flieger steigen wird die "Ware" im Passagierbereich deponiert. In den Gepäckklappen, unterm Sitz, wo auch immer.


    Eben - aber das bestärkt meine These, dass die sogenannten 'Sicherheitskontrollen' am Ende nichts weiter als psychologischer Mumpitz sind. Sie können bestenfalls vor sogenannten 'Dumme-Jungen-Streiche' und vor Wahnsinnstaten irgendwelcher gestörter Amateure schützen, nicht jedoch vor Anschlägen von straff geführten Terrororganisationen.

    Zitat: D.h. die Flughäfen sind in Zukunft gut beraten die Passagiere NACH Verlassen des Fliegers nochmals gründlich zu kontrollieren! Das ist m.E. die einzige Möglichkeit solche Mätzchen zu unterbinden. ;)


    Das Sicherheitsproblem Flugzeug wird man wohl auf die Dauer nur durch eine Einstellung des Flugbetriebs lösen können. Das Problem ist nur: das geht nicht, weil dann die schöne Globalisierung sehr schnell an ihre Grenzen stößt, ja praktisch unmöglich ist.

    Zitat: Und Bakschisch macht alles möglich, beseitig alle Skrupel, wie wir wissen.

    ...zumal wenn die Mitarbeiter dort so wenig verdienen, dass es nicht zum Leben reicht.

    Zitat: Die seit dem Zusammenbruch der SU gehenden Gerüchte bezüglich Atommaterial und Bomben ist offensichtlich wahrer als uns lieb sein kann. Da geht mir richtig die Muffe. Ich schätze, dass dieser Fall nur die Spitze des Eisberges ist...


    Was dort in der GUS passiert ist tatsächlich besorgniserregend. Ich habe immer schon die These vertreten, dass ich die dortige Administration für weitaus gefährlicher halte, als die des Dabbelju; und das Problem ist ja auch, dass man zwar in D den Irakkrieg verurteilt, die Vorkommnisse im Kaukasus dagegen für richtig und gut befinden hat.
    Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, als auf einigen westdeutschen Flohmärkten scharfe Flugabwehrraketen aus ehemaligen sowjetischen Beständen gefunden wurden.

    Zitat: In wie fern?

    Zumindest im Bereich der Reisebranche wird man es zu spüren bekommen; zwar heisst es dort immer, der Kunde vergesse immer gern und schnell, am Ende macht es aber die Summe der Ereignisse.



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 30.11.2006, 17:31


    So ist es Nico, wir haben es hier weder mit Dilettanten, noch mit Spinnern zu tun, sondern mit knallharten und skrupellosen Organisationen und deren Profi-Methoden. Auf DIE muss man sich vorbereiten. ;)

    Nein, der Flugverkehr muss nicht eingestellt werden. Die Kontrollen müssen anders gewichtet und gehandhabt werden. Das ist alles. Im Klartext:

    a) Kontrolle vor Abflug -> geschieht bereits
    b) ebenso Kontrolle nach Landung
    c) scharfe Kontrolle des Frachtgepäcks -> geschieht bereits
    d) rotierendes System beim Bodenpersonal. D.h. die Putzkolonnen wissen vorher NIE, welche Flieger sie am nächsten Tag schrubben werden. Wer wann was putzt wird nicht von einem Logistiker festgelegt (wäre ein zusätzlicher Risikofaktor), sondern kurz vor Arbeitsbeginn automatisch (nach Zufallsprinzip) von einem Rechner ausgespuckt. Damit gäbe es für NIEMANDEN vorher die Möglichkeit zu wissen, wann welches Flugzeug zu schrubben ist.
    Und somit schrumpfen die Möglichkeiten für Terroristen und Schmuggler ganz erheblich.

    Allerdings wird man sich darüber im klaren sein müssen, dass es nie eine perfekte/100%ige Kontrolle geben wird. Aber man kann durchaus viel tun. Man sollte nur nicht in dilettantischen Aktionismus verfallen. Das bringt herzlich wenig bis nichts.

    Zitat: Was dort in der GUS passiert ist tatsächlich besorgniserregend. Ich habe immer schon die These vertreten, dass ich die dortige Administration für weitaus gefährlicher halte, als die des Dabbelju; und das Problem ist ja auch, dass man zwar in D den Irakkrieg verurteilt, die Vorkommnisse im Kaukasus dagegen für richtig und gut befinden hat.


    Ich weis nicht genau wen oder was Du jetzt mit "Administration" meinst. Putin? Sicherlich ist der kein Kind von Traurigkeit. Aber ich sehe das Problem mit der "Atomware" woanders. Nach Zusammenbruch der SU sind die Fördergelder und die Hofierung der Atomkraft zusammengebrochen. Viele in diesem Bereich wurden entlassen und mussten zusehen, wo sie ein Auskommen herbekommen. Atomares Material geriet einfach in Vergessenheit, weil man sich nicht mehr darum kümmerte, weil keiner mehr zuständig war. Hart, aber Realität. :oops: Dazu kommt noch, was die Sache verschärft, die "Langefinger-Mentalität". Da sind so manche Sachen schneller verschwunden als man gucken konnte. Und es hat sich auch kein Aas drum geschert. War normal, wenn da was "vom Lastwagen fiel" oder das Lager plötzlich "ein Loch" aufwies.

    Zitat: Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, als auf einigen westdeutschen Flohmärkten scharfe Flugabwehrraketen aus ehemaligen sowjetischen Beständen gefunden wurden.

    Ja, an diese "Flohmärkte" kann ich mich auch noch gut aus meinen Berliner Zeiten erinnern. Da wurde am Brandenburger Tor unter dem Tisch die Kalaschnikow verkauft. :?

    Gruß
    Susanna



    Re: Der Mord an Litwinenko

    sünnerklaas - 30.11.2006, 18:59


    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    c) scharfe Kontrolle des Frachtgepäcks -> geschieht bereits

    ...das Gepäck wird scharf kontrolliert, nicht jedoch die Luftfracht. Da finden aus Kostengründen und aus Rücksicht auf die Logistikindustrie praktisch keine Kontrollen statt:
    Zitat:
    Aber sicher es ist noch nicht. Wie sicher denn? Das wird seit London täglich lauter gefragt. Radio- und Fernsehsender machen sich auf die Suche nach Terror-Risiken. Sie werden schnell fündig, unter anderem mit Hilfe von Stephen Flynn, Sicherheitsexperte und Bush-Kritiker. "Schauen Sie sich die Luftfracht an, da sind wir weiterhin verwundbar. Unter der Passagierkabine ist eine Menge Platz, dort werden nicht nur das Gepäck, sondern auch Cargo-Container verstaut. Diese Container gehen vorher so gut wie nie durch Sicherheitschecks."
    Quelle: Tagesschau.de


    oder:
    Zitat:
    Cargo-Industrie wehrt sich gegen Fracht-Kontrollen
    Die Gefahr fliegt im Gepäckraum mit

    Während Passagiere ihre Schuhe ausziehen und Getränke abgeben müssen, reist kommerzielle Fracht in US-Passagierflugzeugen weiter unkontrolliert mit. Der Grund: Eine Kontrolle wäre zu teuer. Auf diesen Missstand weist der demokratische Abgeordnete Markey hin - bislang vergeblich.

    Mit einem Heer von 43.000 Kontrolleuren überprüft die Verkehrssicherheitsbehörde TSA Flugpassagiere und deren Gepäck. Keine Flüssigkeit, kein Messer, kein Feuerzeug darf in die Kabine. Und wer böse Absichten hat, soll am besten schon durch sein Auftreten entdeckt werden: "Überprüfen von Passagieren durch Observation" (Screening Passengers by Observation Technique) - oder kurz Spot - heißt das durchaus umstrittene Programm, bei dem speziell geschulte TSA-Angestellte auf Mimik und Körpersprache achten, um so zum Beispiel nervös wirkende potenzielle Attentäter schon aus der Warteschlange zu fischen. Und obwohl in London Flüssigsprengstoff an Bord geschmuggelt werden sollte, fahndet die TSA nun auch wieder verstärkt nach Schuhbomben: "Werden Schuhe mit Röntgenstrahlen untersucht, entdecken wir alle Anomalien, auch selbstgebaute Bomben", erklärt TSA-Chef Kip Hawley. "Indem alle Passagiere ihre Schuhe durchleuchten lassen, erhöhen wir die Sicherheit und machen die Kontrollen einfacher."

    Durchsuchte Koffer neben völlig unkontrollierter Fracht

    Sicherer und einfacher - zwei schöne Stichworte für Ed Markey. Der demokratische Kongressabgeordnete stellte sich jetzt vor den Flughafen in Washington, hielt eine große Postkiste hoch und enthüllte: "Wird Frachtgut von dieser Größe in ein Passagierflugzeug geladen, dann wird es mit großer Wahrscheinlichkeit weder durchleuchtet noch irgendwie anders inspiziert. Im Gepäckraum eines Passagierflugzeugs liegen also gründlich untersuchte Koffer und Taschen von Passagieren neben unkontrollierter Fracht, die noch dazu unbegleitet ist - und ich frage Sie, welchen Sinn hat das?"

    Im Frachtraum von US-Linienmaschinen fliegen jährlich über zweieinhalb Millionen Tonnen kommerzieller Ladung mit - das alles zu kontrollieren, wäre zu aufwändig und teuer, heißt das entscheidende Gegenargument der Transport-Industrie. Dem entgegnet Markey: "Die Fluggesellschaften haben auch protestiert, als der US-Kongress nach dem 11. September 2001 beschloss, jedes Gepäckstück der Passagiere sei zu untersuchen. Aber schon ein halbes Jahr später wurde das gemacht. Wenn heute Passagiere sogar eine Extragebühr für diese Kontrollen zahlen müssen, aber Frachtgut weiter an Bord gelangt, nachdem nur die Begleitpapiere überprüft wurden, dann ist dies ein nicht zu akzeptierender doppelter Standard." Solche Komplett-Kontrollen gebe es anderswo längst, sagt Ed Markey, zum Beispiel in Israel, in den Niederlanden, in Großbritannien oder in Singapur.

    "Offene Hintertür für al Quaida"

    "Keine Kontrolle auf Sprengstoff - kein Beladen", fordert er und klagt, dass es von ihm angeregte Gesetzesinitiativen es bislang nicht durch den mehrheitlich republikanischen Kongress schafften. Weswegen er einen dringlichen Brief an Heimatschutzminister Chertoff schickte und sich über die Medien an Präsident Bush wendet, der den Schutz vor Terroristen ja schließlich zur obersten Priorität erklärt habe: "Herr Präsident, es ist Zeit, diese Hintertür zu schließen, die jeden einzelnen Passagier gefährdet, nur weil die Cargo-Industrie diese Kontrollen vermeiden möchte. Herr Präsident, ihre Regierung hat dieser Industrie eine Hintertür in unsere Passagierflugzeuge offengehalten, die von Al Kaida für ein schreckliches Attentat ausgenutzt werden könnte."

    Quelle: Tagesschau.de


    ...tja, das macht man aus dem Grunde nicht, weil sich da einige Leute beschwert haben.



    Re: Der Mord an Litwinenko

    David Grün - 30.11.2006, 21:00


    sünnerklaas hat folgendes geschrieben: Ich glaube: was da gelaufen ist, erreicht Dimensionen, die den 11.09.2001 in den Schatten stellen.

    LG
    Nico

    Na na na,

    auch wenn ich nicht weiß, was das Motiv für deine eigenartige These ist, so sollte man doch zunächst bei den Fakten bleiben.

    Gäbe es berechtigte Hinweise, dass mehreren Tausend Passagieren in den letzten Tagen die Haare ausgefallen wären oder die Hautfarbe in giftgrün umgeschlagen wäre, dann würde ich deine obige Bemerkung unterschreiben wollen.

    Ich teile auch deine offenbar vorhandene Sorge, dass radioaktives Material in der Hand von Terroristen Gefahren herauf beschwört, die jedweden bisherigen Terror und damit auch 0911 in den Schatten stellen werden.

    Soweit sind wir aber noch nicht. Ich würde den Fall Litwinenko von der Dimension eher mit dem ersten WTC-Anschlag Anfang der 90er Jahre vergleichen, der auch einen ganz guten Vorgeschmack auf das ablieferte, was dann später folgte...

    David Grün



    Re: Der Mord an Litwinenko

    sünnerklaas - 01.12.2006, 02:15


    David Grün hat folgendes geschrieben:
    Na na na,

    auch wenn ich nicht weiß, was das Motiv für deine eigenartige These ist, so sollte man doch zunächst bei den Fakten bleiben.

    Ich meine, man sollte das, was da passiert ist, nicht unterschätzen; ein wesentlicher Unterschied ist nur, dass radioaktive Kontamination bei weitem nicht so medienwirksam-spektakulär ist, wie wenn man mit einem vollbetankten Verkehrsflugzeug in ein Symbol der Macht fliegt...

    Zitat: Gäbe es berechtigte Hinweise, dass mehreren Tausend Passagieren in den letzten Tagen die Haare ausgefallen wären oder die Hautfarbe in giftgrün umgeschlagen wäre, dann würde ich deine obige Bemerkung unterschreiben wollen.


    Ich glaube kaum, dass wir ers erfahren würden - und wenn es sich um Schädigungen handelt, die erst in mehreren Wochen oder mehreren Monaten sukzessive aufträten, glaube ich auch, dass wir es nie erfahren würden, ginge man dann doch von Einzelfällen aus.

    Zitat: Ich teile auch deine offenbar vorhandene Sorge, dass radioaktives Material in der Hand von Terroristen Gefahren herauf beschwört, die jedweden bisherigen Terror und damit auch 0911 in den Schatten stellen werden.


    Insofern ist die Frage, wieso jemand unbemerkt Pollonium in die EU bringen konnte, ein Grund zur Sorge. Ich denke einmal, Susanna hat durchaus recht, dass man eben auch nach dem Verlassen des Flugzeugs Sicherheitskontrollen - etwas im Rahmen der Passkontrolle - durchführt. Zudem bin ich der Meinung, dass private Securety-Firmen - in dieser Branche herrscht ja nun bekannterweise ein gnadenloser Preiskampf und die Mitarbeiter müssen nicht selten ergänzende Leistungen nach SGB II beziehen - auf Flughäfen und ganz besonders im Sicherheitsbereich dort nichts verloren haben.

    Zitat: Soweit sind wir aber noch nicht. Ich würde den Fall Litwinenko von der Dimension eher mit dem ersten WTC-Anschlag Anfang der 90er Jahre vergleichen, der auch einen ganz guten Vorgeschmack auf das ablieferte, was dann später folgte...


    ...es ist ein wirklicher Vorgeschmack auf das, was uns blühen könnte. Und ich denke einmal, dass man sicherheitspolitisch die Augen auf die Staaten der ehemaligen UdSSR werfen sollte....



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 01.12.2006, 10:29


    sünnerklaas hat folgendes geschrieben: Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    c) scharfe Kontrolle des Frachtgepäcks -> geschieht bereits ...das Gepäck wird scharf kontrolliert, nicht jedoch die Luftfracht. Da finden aus Kostengründen und aus Rücksicht auf die Logistikindustrie praktisch keine Kontrollen statt:

    oha, dann muss das selbstverständlich auch geändert werden. :?

    Zitat: ...tja, das macht man aus dem Grunde nicht, weil sich da einige Leute beschwert haben.

    hm. Wer hat sich da beschwert und aus welchen Gründen? Die Frachtunternehmen?

    Gruß
    Susanna



    Re: Der Mord an Litwinenko

    sünnerklaas - 01.12.2006, 13:18


    Hausdrache hat folgendes geschrieben:

    hm. Wer hat sich da beschwert und aus welchen Gründen? Die Frachtunternehmen?

    Gruß
    Susanna

    Tja Susanna, genauso sieht es aus - das kritisiert Ed Markey ja: eine Kontrolle der Fracht kommerzieller Unternehmen in den Passagiermaschinen findet nicht statt, weil es zu aufwendig und - vor allem - zu teuer ist. Die Befürchtung hier ist, dass die Luftfracht dann nicht mehr konkurrenzfähig ist. Angesichts der Massen an Fracht ist eine flächendeckende Kontrolle nach m.E. sowieso nicht möglich und kann sich nur auf Stichproben erstrecken. Würde man das, was man im Passagierbereich heute macht, dort auch anwenden, würden sich die Transportzeiten enorm verlängern. Und hier taucht dann das Problem auf, dass ganze Produktionskreisläufe auf den Mix der einzelnen Verkehrswege abgestimmt sind. Fällt einer davon vorübergehend aus oder verteuert sich, ergibt sich auf Grund der Lean Production daraus ein Dominoeffekt.

    Ein Beispiel aus einem anderen Bereich: als beim Elbhochwasser 2002 die Brücke der Autobahn Berlin-Leipzig einzustürzen drohte und auch nicht sicher war, ob die Autobahnbrücke bei Mageburg angesichts der anrollenden Wassermassen würde gehalten werden können, machte sich in den Automobilindustrie Westdeutschlands die Sorge breit, ob man im schlimmsten Fall die Produktion aufrecht erhalten könne, da ein Großteil der Zulieferbetriebe sich in Osteuropa befinden und man ja selbst keine Lagerhaltung mehr hat - das Lager ist die Autobahn. Allein die Unterbrechung eines Verkehrsweges hätte nachhaltige Folgen für die Produktion und das Geschäftsergebnis gehabt.

    Doch zurück zu den Sicherheitskontrollen:
    Ich aber denke einmal, wenn man diese Zusammenhänge berücksichtigt, kann man auch die äußerst scharfen Sicherheitsvorkehrungen auf den Flughäfen entsprechend einordnen: sie sind allein eine psychologische Maßnahme.



    Re: Der Mord an Litwinenko

    David Grün - 02.12.2006, 20:45


    Zitat: ein wesentlicher Unterschied ist nur, dass radioaktive Kontamination bei weitem nicht so medienwirksam-spektakulär ist, wie wenn man mit einem vollbetankten Verkehrsflugzeug in ein Symbol der Macht fliegt...

    Nun sünnerklaas,

    dann hast du offenbar die Nachrichtenlage aus dem Frühling 1986 nicht mehr ganz parat. Wenn ich mir vor Augen führe, wie vergleichsweise lachhaft die Folgen von Tschernobyl für Westeuropa waren und wie intensivst in den Medien über diesen Zwischenfall berichtet wurde, dann kommen mir bei deiner These erneut starke Zweifel.

    Auch die sensationsgeile Berichterstattung rund um die Vogelgrippe beweist, dass für Medien und Öffentlichkeit von der unsichtbaren Gefahr die größte Faszination ausgeht.

    Im Hinblick auf Einschaltquoten und Zeitungsauflagen kann kaum was "besseres" passieren, als dass jemand in Zukunft auf die Idee kommt, irgendwo in der westlichen Welt eine "schmutzige Bombe" zu zünden. Und je weniger symbolträchtige Orte sondern banale Wohngebiete betroffen sind, desto eher weckt das den Grusel bei den Leuten. Wie du siehst, kann ich deinen Thesen nicht folgen.

    Zitat: Ich glaube kaum, dass wir ers erfahren würden - und wenn es sich um Schädigungen handelt, die erst in mehreren Wochen oder mehreren Monaten sukzessive aufträten, glaube ich auch, dass wir es nie erfahren würden, ginge man dann doch von Einzelfällen aus.

    Warum sollte man uns das verschweigen? Hmmm, oder glaubst du, dass die Geschicke dieser Welt von 10 Leutchen aus den Bereichen Medien, Politik, Geheimdienst und Wirtschaft geleitet werden.
    Und für die Medien kann nix besseres passieren, wenn - so bitter es ist - schön langsam der eine nach dem anderen wegstirbt. Auch hier erinnere ich an die Vogelgrippe, die den Medien schön brav einen Schwan nach dem anderen präsentierte.

    Zitat: Insofern ist die Frage, wieso jemand unbemerkt Pollonium in die EU bringen konnte, ein Grund zur Sorge.

    Diese Sorge teile ich mit dir. Ich bin allerdings kein Atomphysiker, so dass ich nicht sagen, wieviel Aufwand betrieben werden müsste, um einem Atomschmuggel auf die Schliche zu kommen. Es wird vermutlich nicht damit getan sein, die Metalldetektoren an den Gepäckschleusen um einen Geigerzähler zu erweitern.

    David Grün



    Re: Der Mord an Litwinenko

    sünnerklaas - 03.12.2006, 01:01


    David Grün hat folgendes geschrieben:
    Nun sünnerklaas,

    dann hast du offenbar die Nachrichtenlage aus dem Frühling 1986 nicht mehr ganz parat. Wenn ich mir vor Augen führe, wie vergleichsweise lachhaft die Folgen von Tschernobyl für Westeuropa waren und wie intensivst in den Medien über diesen Zwischenfall berichtet wurde, dann kommen mir bei deiner These erneut starke Zweifel.

    Nun - die Kernenergie zur Stromerzeugung ist selbst in ultrakonservativen Kreisen nicht unumstritten; erklärte Gegner ihrer kommerziellen Nutzung finden sich im gesamten politischen Spektrum, was sich auch in der Zusammensetzung der GRÜNEN Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre ausdrückte. Zudem gab es 1986 noch ein kleines, aber entscheidendes Detail: der Unfall ereignete sich jenseits des Eisernen Vorhangs, was zur Folge hatte, dass die mediale Schlacht auch zu einem nicht unerheblichen Teil eine Propagandaschlacht war, schließlich hatte es den Störfall von Harrisburg 1979 gegeben. Von früheren Unfällen, etwa dem von Tscheljabinsk 65, der bis heute als der größte GAU angesehen wird, erfuhr die Öffentlichkeit nichts. Einiges zu lesen findet sich hier und hier. Was dort passiert ist, sprengt die menschliche Vorstellungskraft und die Kontamination war derart gravierend, dass es noch heute lenebsgefährlich ist, Teile der Region zu betreten.

    Zitat: Im Hinblick auf Einschaltquoten und Zeitungsauflagen kann kaum was "besseres" passieren, als dass jemand in Zukunft auf die Idee kommt, irgendwo in der westlichen Welt eine "schmutzige Bombe" zu zünden. Und je weniger symbolträchtige Orte sondern banale Wohngebiete betroffen sind, desto eher weckt das den Grusel bei den Leuten. Wie du siehst, kann ich deinen Thesen nicht folgen.


    Ich muss Dir sagen, dass ich auf solche Anschläge gut verzichten kann. die brauchen wir nicht. Nur: sollte es dazu kommen, liegen die Verantwortlichkeiten nicht allein bei den Attentätern, sondern auch beim politischen Establishment. Ich möchte einmal die These aufstellen, dass die Ursachen solcher terroristischer anschläge eben auch in der völlig unzreichenden, ja armseligen Politik dieses durchgeknallten Insassen des Oval Office zurückzuführen sind.

    Zitat:
    Warum sollte man uns das verschweigen? Hmmm, oder glaubst du, dass die Geschicke dieser Welt von 10 Leutchen aus den Bereichen Medien, Politik, Geheimdienst und Wirtschaft geleitet werden.

    Weil eben 10 Geschädigte noch keine Quote machen, vor allem dann, wenn der Zeitpunkt ihrer Kontamination Monate zurück liegt. dann wird schon längst wieder eine andere mediale Sau durchs Dorf gejagt.

    Und für die Medien kann nix besseres passieren, wenn - so bitter es ist - schön langsam der eine nach dem anderen wegstirbt. Auch hier erinnere ich an die Vogelgrippe, die den Medien schön brav einen Schwan nach dem anderen präsentierte.

    Zitat: Es wird vermutlich nicht damit getan sein, die Metalldetektoren an den Gepäckschleusen um einen Geigerzähler zu erweitern.


    So lange es dort keine Geigerzähler gibt, wird man kaum Aussagen hinsichtlich ihres Nutzen machen können...Angesichts des tagtäglichen Blablas hinsichtlich der Gefährdungslage scheint ihr dortiges Nichtvorthandensein jedoch diskussionswürdiger, als die mit Regelmäßigkeit immer wieder vorgetragene Forderung nach einem Einsatz der Bundeswehr im Innern.



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 07.12.2006, 16:02


    Hier die neuesten Nachrichten zum Mordfall Litwinenko:

    Zitat: Russland eröffnet eigene Strafsache wegen Litwinenkos Tod

    Die russische Justiz hat wegen des Giftmords an dem Ex-Agenten Alexander Litwinenko in London ein eigenes Strafverfahren eingeleitet. Ermittelt werde wegen Mordes, weil Litwinenko "an einem radioaktiven Nuklid" gestorben sei, teilte die Generalstaatsanwaltschaft heute in Moskau mit.

    Außerdem werde wegen des versuchten Mordes an Dimitri Kowtun ermittelt, der als einer von mehreren Russen Litwinenko in London besucht hatte. Auch bei Kowtun sei mittlerweile Polonium 210 festgestellt worden.

    Briten konnten Hauptzeugen nicht befragen
    Die britische Justiz geht seit gestern im Fall Litwinenko ebenfalls von Mord aus. Ermittler von Scotland Yard konnten heute in Moskau nicht wie erhofft den Hauptzeugen Andrej Lugowoj befragen.

    Die russischen Sicherheitsbehörden hätten das Treffen "aus technischen Gründen" verschoben, sagte Lugowojs Anwalt Andrej Romaschow nach russischen Agenturberichten. Nach der Rekonstruktion der Vergiftung Litwinenkos könnte Lugowoj das radioaktive Gift Ende Oktober nach London transportiert haben. -> http://www.orf.at/

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Der Mord an Litwinenko

    intihaar - 14.12.2006, 14:09

    lebensgefahr
    Zitat: sünnerklaas: "Insofern ist die Frage, wieso jemand unbemerkt Pollonium in die EU bringen konnte, ein Grund zur Sorge."
    polonium lässt sich eigentlich ganz einfach transportieren; in größerer menge fängts zwar an zu leuchten, aber tödlich ist ja bereits eine dosis in der größe eines staubkorns, da würde auch eine kontrolle des frachtraums wohl nicht viel helfen. und vermutlich würde es ein terrorist, der stattdessen ein ganzes fläschchen polonium 210 mit sich herumschleppt, auch nicht weit schaffen - das zeug entwickelt eine wärmeenergie, das ist unglaublich, dem armen kerl würde glatt der arsch wegbrennen. das mit dem schmuggel kann jedenfalls nicht so schwer sein, glaubt man einer statistik der iaea von 2005. mindestens alle drei tage überschreitet ein bisschen radioaktives material illegal irgendwelche grenzen; was solls, es stirbt ja aber auch nicht alle drei tage jemand daran.

    und schließlich ist polonium 210 auch ganz einfach legal in den vereinigten staaten übers internet zu erwerben, schmuggel für eine kleine wohltat gegen den herrn präsidenten also nicht mal nötig. der internetshop von bob lazar bietet 0,1 mikrocurie polonium für sagenhafte 69 dollar. frisch aus dem atomreaktor, dazu noch beliebig mischbar mit strontium und kobalt - was will man mehr?

    gut, man braucht fünfzehntausend von den dingern, müsste das polonium einzeln rauspulen und eine million dollar bezahlen, um eine tödliche dosis zu erhalten, und bei einer verkaufsrate von ein oder zwei stück alle drei monate wäre eine sofortbestellung von fünfzehntausend stück sicherlich auch ein wenig auffällig. man könnte aber alternativ auch einfach ein paar schiffsladungen uran kaufen: aus einer tonne uran könnte man immerhin hundert mikrogramm polonium gewinnen - ebenfalls mühsam, ich gebs ja zu.

    aber es gibt ja noch weitere möglichkeiten. für litwinenko hätte man auch einfach in sellafield vorbeischauen können; ein bisschen finanzielle überzeugungskraft und der eid, schon nichts schlimmes damit anzustellen, reicht bestimmt aus, ein paar mol polonium zu bekommen. und falls es in england nichts wird: die iaea beschwert sich ja schließlich permanent, dass in über hundert ländern die kontrollen so schlecht sind, dass man gegebenenfalls sicherlich auch mal ein bisschen was ungefragt entwenden könnte. das wäre zwar kriminell, aber wer wird denn schon so sein, ist ja schließlich für den guten zweck.

    und wenn das auch nicht klappt, könnte man ja auch ein paar antistatikbürsten kaufen - sechs stück enthalten eine letale menge, vielleicht reicht es ja aus, sie zu zermahlen - oder ein paar tonnen zigaretten: im urin von kettenrauchern konnte seit beginn der phosphatdüngung ja bereits ebenfalls, wie bei litwinenko, polonium im urin nachgewiesen werden. und laut dem hessischen umweltministerium ist das bösartige polonium 210 selbst in fischen, im meer und in brunnenwasser zu finden.

    wenn also schäublechen befürchtet, die frage, ob es einen "schmutzigen terroranschlag" - was ist denn ein sauberer? - geben würde, sei schon längst durch die des wann ersetzt worden, so ist ihm ganz einfach zu antworten: beim zigarettenverbot fängt die vorsorge an, aber das ist ja sache der länder. und das verbot des internets wäre sicherlich auch ein schritt vorwärts, denn laut seinen eigenen angaben ist das internet ja schließlich die fernuniversität und das trainingscamp für terroristen schlechthin. früher war doch alles besser. ohne autos keine autobomben, ohne flugzeuge keine flugzeugentführungen und ohne internet keine globale terrorkommunikation!

    fazit: polonium zu beziehen ist also nicht unmöglich, aber auch recht aufwändig für jemanden, der schnell und einfach und ohne große mühen ins paradies will. und: hobbyterroristen und -assassinen seien darüber hinaus darauf hingewiesen, dass polonium 210 eigentlich eine völlig ungeeignete variante ist, jemanden hinterhältig zu töten, und dass die mörder litwinenkos wohl ordentliche stümper gewesen sein müssten, es sei denn, sie wollten den nachweis der substanz. polonium 210 lässt sich aufgrund seiner langen halbwertszeit zwar schwierig, aber dafür noch über hundert tage nach seiner verwendung auch in geringsten mengen nachweisen - zwar weniger lang als uranium mit seiner halbwertszeit von 4,47 milliarden jahren, aber doch noch lange genug, länger jedenfalls als andere toxikologische substanzen.

    und so stellt bob lazar völlig korrekt fest: "although it obviously works, polonium-210 is a poor choice for a poison." und was den schmuggel an gefährlicherem radioaktivem material betrifft, so gibt die iaea ja ganz offensichtlich entsprechend auch eher caesium den vorzug. und um nochmal auf die zigaretten zurückzukommen: es reicht auch, einfach eine oder zwei, bei dickeren personen vielleicht auch drei davon in wasser aufzulösen, es dem feind zu trinken zu geben und schon - ist das problem gelöst. wozu also überhaupt den ganzen unnötigen aufwand?

    Zitat: david grün: "Im Hinblick auf Einschaltquoten und Zeitungsauflagen kann kaum was 'besseres' passieren, als dass jemand in Zukunft auf die Idee kommt, irgendwo in der westlichen Welt eine 'schmutzige Bombe' zu zünden."
    in der tat: polonium, rauchverbot und killerspiele beherrschen zumindest die online-medien; eine seltsame gewichtung, die sich da auftut, die aber von olmert und den israelischen atomwaffen glatt noch übertroffen werden könnte.



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Talley - 14.12.2006, 14:54

    Re: lebensgefahr
    intihaar hat folgendes geschrieben: polonium lässt sich eigentlich ganz einfach transportieren;
    ... Und wenn es ein bisschen dauern darf, dann hätte ich für den Schmuggel zweifelhafter Materialien einen Schiffscontainer genommen. So wie ich die Kontrollen kennengelernt habe, wäre es ein leichtes jede beliebige Substanz etwa in einem präparierten DIN A4-Papier-Stapel oder in ein Ersatzteil eingebaut in jedes beliebige Land zu transferieren.

    Zitat: und so stellt bob lazar völlig korrekt fest: "although it obviously works, polonium-210 is a poor choice for a poison." und was den schmuggel an gefährlicherem radioaktivem material betrifft, so gibt die iaea ja ganz offensichtlich entsprechend auch eher caesium den vorzug. und um nochmal auf die zigaretten zurückzukommen: es reicht auch, einfach eine oder zwei, bei dickeren personen vielleicht auch drei davon in wasser aufzulösen, es dem feind zu trinken zu geben und schon - ist das problem gelöst. wozu also überhaupt den ganzen unnötigen aufwand? Allerdings. Ein wenig arg unprofessionell, ein Gift zu verwenden, dass a) so langsam tötet und dem Vergifteten eine detaillierte Anschudigung ermöglicht und b) eine einladende Leuchtspur hinterlässt.



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 14.12.2006, 15:37

    Re: lebensgefahr
    Talley hat folgendes geschrieben: intihaar hat folgendes geschrieben: polonium lässt sich eigentlich ganz einfach transportieren;
    ... Und wenn es ein bisschen dauern darf, dann hätte ich für den Schmuggel zweifelhafter Materialien einen Schiffscontainer genommen. So wie ich die Kontrollen kennengelernt habe, wäre es ein leichtes jede beliebige Substanz etwa in einem präparierten DIN A4-Papier-Stapel oder in ein Ersatzteil eingebaut in jedes beliebige Land zu transferieren.

    Zitat: und so stellt bob lazar völlig korrekt fest: "although it obviously works, polonium-210 is a poor choice for a poison." und was den schmuggel an gefährlicherem radioaktivem material betrifft, so gibt die iaea ja ganz offensichtlich entsprechend auch eher caesium den vorzug. und um nochmal auf die zigaretten zurückzukommen: es reicht auch, einfach eine oder zwei, bei dickeren personen vielleicht auch drei davon in wasser aufzulösen, es dem feind zu trinken zu geben und schon - ist das problem gelöst. wozu also überhaupt den ganzen unnötigen aufwand? Allerdings. Ein wenig arg unprofessionell, ein Gift zu verwenden, dass a) so langsam tötet und dem Vergifteten eine detaillierte Anschudigung ermöglicht und b) eine einladende Leuchtspur hinterlässt.

    Eben Talley und intihaar,

    deshalb stellt sich mir die Frage, was dieser ganze aufgedonnerte Zirkus eigentlich soll. Warum nicht gleich eine öffentliche Hinrichtung, der alle beiwohnen konnten?! gruebel

    Gruß
    Susanna



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Talley - 14.12.2006, 17:21

    Re: lebensgefahr
    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Eben Talley und intihaar,

    deshalb stellt sich mir die Frage, was dieser ganze aufgedonnerte Zirkus eigentlich soll. Warum nicht gleich eine öffentliche Hinrichtung, der alle beiwohnen konnten?! gruebel
    Warum eigentlich nicht das Szenarios eines Unfalls, bei dem Litwinenko noch möglichst viel unliebsames Porzellan zerschlägt?



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 14.12.2006, 17:28

    Re: lebensgefahr
    Talley hat folgendes geschrieben: Hausdrache hat folgendes geschrieben: Eben Talley und intihaar,

    deshalb stellt sich mir die Frage, was dieser ganze aufgedonnerte Zirkus eigentlich soll. Warum nicht gleich eine öffentliche Hinrichtung, der alle beiwohnen konnten?! gruebel
    Warum eigentlich nicht das Szenarios eines Unfalls, bei dem Litwinenko noch möglichst viel unliebsames Porzellan zerschlägt?

    Auch ein netter Vorschlag. Oder vielleicht ein Amoklauf, bei dem er alle "Unliebsamen" abnippelt? :lol:



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 20.01.2007, 13:57

    Polizei identifiziert Litwinenkos Giftmörder
    So, es tut sich was Neues im Falle Litwinenko:

    Zitat: "Times": Polizei identifiziert Litwinenkos Giftmörder

    Britische Ermittler haben laut einem Bericht der "Times" (Samstag-Ausgabe) den Mann identifiziert, von dem sie annehmen, dass er den russischen Ex-Geheimagenten Alexander Litwinenko vergiftet hat.

    Der mutmaßliche Mörder sei bei seiner Einreise nach Großbritannien am Londoner Flughafen Heathrow von Überwachungskameras gefilmt worden. Litwinenko hatte den Ermittlern kurz vor seinem Tod Ende November Details über den mutmaßlichen Täter genannt.

    Vom Kreml geschickter Killer?
    Bei dem Verdächtigen soll es sich um einen großen, sehr kräftig gebauten Mann Anfang 30 handeln. Er habe schwarze Haare und ausgeprägte zentralasiatische Züge, berichtete das Blatt weiter. Der Mann sei vermutlich mit einem gefälschten EU-Pass aus Hamburg nach London gereist.

    Die Polizei entschied sich, das Filmmaterial nicht zu veröffentlichen. Freunde des getöteten Ex-Agenten sagen, bei dem Mann handele es sich um einen vom Kreml gesandten Killer. -> http://www.orf.at/

    Gruß
    Susanna



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 23.01.2007, 10:02


    Und noch eine aktuelle und interessante Nachricht zu dem Fall:

    Zitat: Posthumes Litwinenko-Video aufgetaucht

    In einem posthum ausgestrahlten Interview hat der ehemalige russische Spion Alexander Litwinenko dem Geheimdienst vorgeworfen, ihn verfolgt zu haben. Die Methoden des russischen Geheimdienstes seien "terroristisch", sagte Litwinenko in einem gestern vom britischen Nachrichtensender ITV News ausgestrahlten Gespräch mit einem italienischem Ermittler im Februar 2006.

    "Zunächst wollten sie mich ins Gefängnis werfen. Dann drohten sie mit der Ermordung meines sechsjährigen Sohnes. Ein Freund von mir und seine Frau wurden im Eingang ihres Hauses erschossen."

    "Prodi hatte Verbindungen zum KGB"
    Seither sei seine Verfolgung verstärkt worden, ihm sei sogar eine Bombe durchs Fenster in die Wohnung geschleudert worden. In dem Interview berichtet Litwinenko auch, dass der ermordete Freund ihm erzählt habe, dass der italienische Ministerpräsident Romano Prodi Verbindungen zum KGB gehabt habe.

    Litwinenko war Anfang November mit dem radioaktiven Stoff Polonium-210 vergiftet worden und drei Wochen später in einem Londoner Krankenhaus gestorben. Der Kreml-Kritiker hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin für seine Vergiftung verantwortlich gemacht. -> http://www.orf.at/

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 26.01.2007, 11:24


    Und hier wieder das Neueste im Fall Litwinenkow:

    Zitat: Fall Litwinenko: Russischer Geschäftsmann soll vor Gericht

    Die britische Justiz will die Auslieferung des russischen Geschäftsmannes Andrej Lugowoj beantragen und ihn möglicherweise wegen des Mordes an dem ehemaligen Geheimagenten Alexander Litwinenko vor Gericht stellen.

    Wie die Tageszeitung "The Guardian" (Freitag-Ausgabe) berichtet, liegt ein entsprechender Antrag von Scotland Yard der britischen Staatsanwaltschaft vor, dem zufolge es genügend Hinweise gebe, um Lugowoj den Prozess zu machen. Der ehemalige KGB-Mann und heutige Geschäftsmann bestreitet alle Vorwürfe.

    Treffen in Londoner Hotelbar
    Lugowoj (41) war gemeinsam mit seinem Ex-Kollegen Dimitri Kowtun (42) am 1. November in einer Londoner Hotelbar mit Litwinenko zusammengetroffen. An diesem Tag soll der 2001 nach Großbritannien übergelaufene Litwinenko mit einer hohen Dosis des radioaktiven Isotops Polonium 210 vergiftet worden sein.

    Radioaktive Spuren gefunden
    Schon wenige Stunden später klagte er über Übelkeit, am 23. November starb er in einem Londoner Krankenhaus im 44. Lebensjahr. In seiner letzten Botschaft an die Öffentlichkeit machte er den russischen Präsidenten Wladimir Putin für seinen Tod verantwortlich.

    In der Hotelbar und in Zimmern des Millennium-Hotels im Zentrum Londons, wo die beiden heutigen Geschäftsleute Kowtun und Lugowoj übernachtet hatten, wurden radioaktive Spuren gefunden. Worüber sie mit Litwinenko sprachen, ist bis heute unklar. Angeblich ging es um "Geschäfte".

    Verstimmung mit Moskau programmiert
    In Londoner Regierungskreisen rechnet man bereits damit, dass ein Antrag der Justiz auf die Auslieferung Lugowojs zu schweren diplomatischen Verstimmungen führen wird. Zudem erwartet man im Gegenzug einen Antrag Moskaus auf die Auslieferung des Ex-Oligarchen Boris Beresowskij, der in London im politischen Asyl lebt. -> http://www.orf.at/

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Der Mord an Litwinenko

    Hausdrache - 06.02.2007, 10:36


    Damit der Fall nicht in Vergessenheit gerät, hier wieder das Neueste in Sachen Litwinenkow:

    Zitat: Beresowski: Litwinenko verdächtigte Lugowoj

    In seinem ersten Interview seit der Ermordung des früheren russischen Geheimdienstmanns Alexander Litwinenko in London hat der im Exil lebende russische Oligarch Boris Beresowski schwere Vorwürfe gegen einen der Gesprächspartner Litwinenkos am Tage von dessen Vergiftung gerichtet.

    "Auf dem Sterbebett sagte mir Litwinenko: 'Ich glaube, dass (Andrej) Lugowoj in meine Vergiftung verwickelt ist.'" Lugowoj habe am Vortag der Begegnung mit Litwinenko sein Büro in London besucht, berichtete Beresowksi in einem gestern Nacht ausgestrahlten Interview mit der BBC.

    Sessel wies schwere Verstrahlung auf
    Der Sessel, auf dem sein Gast saß, habe bei späteren Messungen eine schwere radioaktive Verstrahlung aufgewiesen, so Beresowski weiter. Litwinenko war mit der radioaktiven Substanz Polonium 210 vergiftet worden.

    Nach nicht bestätigten, aber auch nicht dementierten Medienberichten weisen auch die Ermittlungen von Scotland Yard zum Mord an Litwinenko in Richtung des ehemaligen Geheimdienst- und heutigen Geschäftsmannes Lugowoj. -> http://orf.at/



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