Bibliothek

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  • aus dem Unterforum: Vampirfestung
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  • Forum gestartet am: Dienstag 26.09.2006
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    Re: Bibliothek

    Sethan - 25.11.2006, 14:09

    Bibliothek
    pp: Spieleinstieg

    Sethan saß, eingehüllt von der Dunkelheit, an einem Tisch in der Bibliothek des Schlosses. Die einzige Lichtquelle kam von dem schwachen Schein einiger Kerzen, die er vor sich auf dem Tisch platziert hatte.
    Rechts hinter ihm, auf einem niederen Kästchen, befanden sich einige Bücher, die schon bessere Zeiten gesehen hatten.
    Das Pergament war brüchig geworden und Würmer und Tintenfraß taten ihr übriges dazu.
    Sethan seufzte leicht, als er eines der Bücher zur Hand nahm.
    Er besah sich den Umschlag, fuhr mit der Hand darüber und blätterte es dann vorsichtig durch.
    Die Illuminationen waren ein Kunstwerk und wer immer der Meister dieser Malerei gewesen war, er verstand was von seinem Handwerk.

    Sethans Blick fiel auf die Werkzeuge, die er vor sich ausgebreitet hatte.
    Sein Blick streifte über Messer, Zwirn und Nadeln, Leim und Leder zum Beziehen und weitere Gegenstände.
    Seit einigen Tagen und Nächten saß er nun schon hier und widmete sich den Kostbarkeiten, die ohne seine Aufmerksamkeit und Hilfe wohl für immer verloren gewesen wären.
    Die meisten Bewohner der Festung schienen nichts mit Büchern anfangen zu können.
    Er hatte bereits eine Woche in diesen Räumen verbracht und hatte bisher nur zwei oder drei Besucher gezählt.
    Verständnislos schüttelte er den Kopf, als er liebevoll über den Einband des Buches strich.
    Was wäre ihre Welt ohne die Geschichten und Erzählungen, die in diesen Schätzen aufbewahrt wurden?
    Selbst Vampire benötigten dieses Wissen. Schließlich waren sie nicht von Anbeginn der Zeit hier gewesen.
    Es gab so viel zu entdecken und zu erleben und doch kümmerten sich die meisten nur um ihr eigenes, sinnverlorenes Dasein.

    Sethan griff nach einem der Messer und begann mit seiner Arbeit.
    Er hatte noch viel zu tun und er würde wahrscheinlich noch die gesamte nächste Woche in diesen Räumen verbringen dürfen.



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 26.11.2006, 01:03


    pp: Limbus

    Tanis öffnete die Türe zur Biblithek, da er nicht wusste, ob sein Zimmer noch immer belegt war, oder nicht und hielt dann inne, als er aus den hinteren Regalreihen den schwachen Schein einer Kerze aufflackern sah.

    Er fühlte die Aura eines anderen, mächtigen Vampirs, entschied sich dann aber, dennoch einzutreten.
    In der Bibliothek hielt sich nur selten jemand auf, und die Liste derer, um die es sich dabei handeln konnte, war kurz.
    Von Markus wusste er, dass der Urvampir im Augenblick anderweitig beschäftigt war.
    Zudem hatte der auch Zugriff auf eine Art Privatbibliothek.
    Und ansonsten... interessierten sich lediglich die Pathfinder für derlei Dinge, daher nahm Tanis an, dass es sich um einen von ihnen handeln musste.
    Er klemmte das Buch, das er in Händen hielt fester an seine Brust, und trat näher, hinter einige Regale und erblickte an dem kleinen Tisch in einer der heimeligen Nischen tatsächlich jemanden.
    Und er konnte den Pathfinder als Sethan identifizieren, den Meisterschüler Cedwyn al Feydens, was ihm zunächst einen Schauer über den Rücken jagte.
    "Guten Morgen." Begrüßte er ihn schließlich, noch immer etwas steif und nervös zwischen den Regalen stehend.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 26.11.2006, 11:05


    Sethan blickte nicht auf, als ein weiterer Gast in die Bibliothek kam.
    Er ging davon aus, dass der Vampir wohl nur ein Buch mitnahm und dann sofort wieder das Weite suchte.
    Anscheinend nahm sich keiner mehr die Zeit, die Stille der Bibliothek als Rückzugsmöglichkeit für das Lesen zu nutzen.
    Sethan sollte es recht sein, schließlich konnte er somit die Ruhe vollkommen für sich alleine nützen.

    Als die Person jedoch etwas näher kam und dann auch noch einen Gruß hervorbrachte wusste Sethan, dass es mit der Ruhe vorbei war.
    Zumindest für den Augenblick.

    Er sah von seiner Arbeit auf und musterte den anderen Vampir aus zusammengekniffenen Augen.
    Es war Andreas Tanis.
    Der Chronist von Markus Corvinus.
    Ein unscheinbarer Kerl, wenn man Sethan fragte.
    Er hatte mit ihm bisher nur höfliche Grußworte gewechselt und dieses Mal würde es nicht anders ein.

    Sethan fiel jedoch was anderes ein.
    Das letzte Mal als er sich mit einem Vampir unterhalten hatte lag schon weit zurück.

    „Was soll daran gut sein?“ fragte er den anderen Vampir ganz sachlich.



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 26.11.2006, 13:47


    Sethan machte den Eindruck, als würde er nicht gestört werden wollen, aber nichtsdestotrotz sah der Meisterschüler Cedwyn al'Feydens auf, um ihn zu grüßen.
    Goldfacettierte Augen blickten ihn an, musterten ihn kurz abschätzend und antwortete ihm schließlich sachlich, neutral, auf eine Art, die ebenso gut als herablassend bezeichnet werden konnte.

    Tanis blieb stehen wo er war.
    Mit einer Gegenfrage hatte er eigentlich nicht gerechnet.
    Wenn er ehrlich war, hatte er sogar fast damit gerechnet, dass Sethan ihn ignorierte.
    Die Pathfinder blieben meistens unter sich, und Tanis gehörte nicht wirklich zu ihnen.
    Er verfügte nicht über ihre Begabung über die Pfade zu wandeln, und war daher immer ein Außenseiter gewesen. Sowohl für die Pathfinder, als auch für die anderen Vampire, daher war er froh gewesen, dass Markus sich seiner angenommen hatte.

    Trotzdem machte Sethans Blick ihn nun nervös, und wieder presste er das Buch fest an sich.
    "Ich... ich weiß nicht." Erwiderte er unsicher. "Was soll daran schlecht sein?" Fragte er im Gegenzug.
    "Also... eigentlich ist das... nur eine Floskel, weißt du..."
    Er sah Sethan an, und seine grünen Augen schimmerten merkwürdig, als er Sethan entgegensah.
    "Ich wollte nicht stören." Entschuldigte er sich schnell.
    "Du siehst beschäftigt aus." Fügte er mit Blick auf die Bücher, die Tinte und andere Utensilien hinzu.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 26.11.2006, 14:04


    Fragend und auch ein wenig neugierig blickte Sethan den Neuankömmling an.
    Es war durchaus schwer aus seinen Gesichtszügen zu lesen, was er sich in dieser Minute dachte.
    Ungerührt hörte er sich Tanis Erklärungsversuche an, als wären seine Worte etwas, das es genau zu durchleuchten galt.

    Sethan musste auf andere Vampire merkwürdig und manchmal auch einschüchternd wirken.
    Es war keine Absicht, aber er stellte gerne Fragen und hörte sich gerne die dazu passenden Erklärungen an, nur um danach weiter seine Neugier zu stillen.
    Er wollte dabei sein Gegenüber nicht verunsichern, aber nur wenige kannten Sethan so gut, um nicht völlig ratlos aus den Gesprächen mit ihm hervorzugehen.

    „Wenn du mich nicht stören wolltest, weshalb hast du dann das Wort an mich gerichtet?“ fragte Sethan den Chronisten, während er ihn weiterhin interessiert musterte.

    „Oder gehörst du zu den Personen, die ohne weiteres Nachdenken und ganz automatisch mit Höflichkeitsfloskeln um sich werfen, ohne diese eigentlich ernst zu nehmen?“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 26.11.2006, 14:54


    Tanis starrte Sethan schweigend an.
    Ja, gute Frage.
    War er so oberflächlich, zu handeln, bevor er dachte?
    Manchmal, ganz gewiss.
    Doch in diesem Augenblick?
    "Mein Gruß war aufrichtig gemeint." Erwiderte er schließlich.
    "Lediglich deine Frage war es, die mich überrascht hat."
    Seine Finger begannen unruhig auf dem Rücken seines Buches zu trommeln.
    "Und... ich schätze..." Er hielt wieder inne um sich seine nächsten Worte gut zu überlegen.
    "Ich wollte die... Grabesstille hier... durchbrechen." Erklärte er leise.
    "Und vielleicht wollte ich dich sogar in ein Gespräch verwickeln." Tanis lächelte scheu, und lachte dann leise auf.
    "Was weiß ich?" Er schüttelte den Kopf.
    "Ich bin nur hier, weil ich nicht in meine Räumlichkeiten kann... und hier der einzige Ort ist, an welchem man sonst die Schriften studieren kann, ohne gestört zu werden."
    Was ich im Übrigen gerade ignoriere, indem ich dich störe.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 26.11.2006, 19:41


    Sethan legte den Kopf schief, während er Tanis’ Erzählung lauschte.
    Wie interessant es doch war, den Worten eines anderen zu lauschen und dazu noch seine Mimik und Gestik zu analysieren.
    Durch ein paar geübte Blicke konnte man dadurch eine Menge von seinem Gegenüber in Erfahrung bringen, ohne ihn danach fragen zu müssen.
    Andreas Tanis war dieses Zusammentreffen offensichtlich ein wenig peinlich und er wirkte nervös.
    Sethan war diese Reaktion gewohnt und es störte ihn kaum.
    Im Gegenteil, viele versuchten ihn deshalb gar nicht mehr anzusprechen und Sethan konnte die gewonnene Zeit für Beschäftigungen einsetzen, die ihm wirklich am Herzen lagen.

    „Du sprichst ziemlich wirr. Geht es dir auch gut?“ erkundigte sich der Pathfinder.

    Sein Blick fiel auf das Buch, das Tanis in seinen Händen hielt.
    Er fragte sich, was der Chronist wohl für Präferenzen hatte, wenn es sich um Bücher handelte.

    „Mit welchen Schriften beschäftigst du dich denn zu einer so späten Stunde?“ fragte er, seine vorhergehende Frage komplett ignorierend.



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 27.11.2006, 02:26


    Tanis erstarrte kurz, und schaute Sethan an.
    "Ich... äh... wirr?" Fragte er nach und schüttelte den Kopf.
    "Nein... so bin ich immer.." Er lächelte erneut scheu sah dann kurz irritiert drein, als Sethan nach seiner Lektüre fragte, runzelte die Stirn, und dann erst fiel ihm wieder ein, dass er ein Buch in der Hand hielt.

    "Oh." Sagte er dann, starrte das Buch in seinen Händen an, als müsste er sich selbst erst wieder dessen entsinnen, um was es sich handelte.
    "Äh...eine... Abhandlung." Erwiderte er. "Auf.. griechisch." Erwiderte er und wusste, dass es nichtssagend klang.
    Andererseits konnte er sich auch nicht vorstellen, dass es Sethan wirklich interessierte.

    "Und... du?"



    Re: Bibliothek

    Sethan - 27.11.2006, 09:51


    Er ist verwirrt.
    Sethan versuchte ein freundliches Lächeln zusammenzubringen, was ihm die meiste Zeit über auch gelang.
    Vielleicht schaffte er damit eine bessere Atmosphäre und der Chronist würde mit dem Stammeln aufhören.
    Einen Versuch war es zumindest wert.

    „Geschichte“ erwiderte Sethan nur.
    Er war in diesem Moment wohl mehr an dem Gespräch mit Tanis interessiert als an den Büchern.

    „Möchtest du dich nicht setzen?“

    Die Frage klang nicht höflich, sie klang viel mehr eigennützig.
    In den letzten Wochen war er nicht sehr oft rausgekommen. Er brannte darauf irgendwelche Neuigkeiten und Geschichten in Erfahrung zu bringen.



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 27.11.2006, 14:06


    Sethan lächelte, und Tanis hätte lügen müssen, zu behaupten, dass ihn das nicht erleichterte.
    Der Vampir wirkte nicht mehr ganz so unnahbar und unfreundlich und Andreas spürte, wie die Nervösität ein wenig von ihm abfiel.

    "Setzen?" Hakte er nach, sah zuerst auf Sethan, dann auf den Stuhl der auf der anderen Seite des Tisches stand.

    "Äh... gerne." Gab er zur Antwort, während erneut ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht huschte.
    Das Buch noch immer gegen die Brust gepresst trat er näher, ließ sich auf dem Stuhl nieder und blickte dann in die goldgesprenkelten Augen des Pathfinders.

    DAS war richtig irritierend und Tanis wusste, dass er sich niemals daran gewöhnen würden, dass diese Vampire im Laufe ihres Lebens eine völlig neue Augenfarbe erhielten.
    Sein Blick fiel auf die Utensilien, die Sethan neben sich stehen hatte, und Begeisterung flammte in den Augen des Chronisten auf.
    "Oh, du restaurierst das Buch?" Fragte er verblüfft und fasziniert zugleich, ohne zu merken, dass Sethan ihn interessiert musterte.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 29.11.2006, 18:02


    "Ja" kam die kurze Antwort von Sethan zurück.

    Ihm war im Moment nicht danach, über seine Arbeit zu sprechen.
    Viel mehr interessierte es ihn, was der Chronist zu berichten hatte.
    Erwartungsvoll blickte er den anderen Vampir an, wobei er Tanis' Unsicherheit vollkommen ignorierte.
    Sethan war erfreut über die Abwechslung, schließlich hatte er die letzte Woche in der Bibliothek zugebracht.

    "Ich tue nichts anderes seit einer Woche. Eine Unterhaltung ist demnach eine nette Abwechslung."



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 29.11.2006, 23:19


    "Äh... kann ich verstehen." Gab Tanis aufrichtig zu. Er legte das Buch auf dem Tisch ab, und sah sich in der Bibliothek um, als sei er zum ersten Mal hier, obwohl er sich bestens auskannte.
    Der Blick des Pathfinders jedoch beunruhigte ihn, und daher versuchte er, ihm auszuweichen, ohne es gleich auffällig zu tun.

    "Ziemlich... viel Aufregung im Schloss heute abend.." Meinte Tanis schließlich, um nicht schweigend da zu sitzen.
    "Ich bin vorhin Viktors Nachtschatten begegnet... die schwirren im ganzen Schloss herum. Richtig beängstigend..." Erzählte er, und gestattete sich ein amüsiertes Grinsen.
    "Ich glaube, die suchen Markus." Fuhr er fort zeigte deutlich, dass er das mehr als nur amüsant fand.

    Seine Finger begannen wieder nervös auf dem Buchrücken herumzutrommeln, aber sein Gesicht verriet, dass er begann, sich wohler zu fühlen.
    Trotz Sethans Nähe.
    "Ist sowieso alles irgendwie merkwürdig heute Nacht..." Er sah wieder zu Sethan.
    "Stört es dich eigentlich nicht, immer so... weggeschlossen zu sein?"

    Fragt gerade der richtige, Andreas!
    Wer verlässt denn für gewöhnlich seine Räume nicht, aus Angst einen falschen Schritt zu tun?



    Re: Bibliothek

    Sethan - 30.11.2006, 21:04


    „Nein, ganz im Gegenteil.“ antwortete Sethan, der große Augen bei Tanis Erzählung bekommen hatte.

    Endlich gab es wieder einmal richtig große Aufregung im Schloss und beinahe hätte er wohl alles verpasst, wäre Tanis nicht in die Bibliothek gekommen.
    Sein Gesicht nahm einen fröhlichen Ausdruck an.

    „Die meisten Personen in dieser Festung sind Tölpel und ich ziehe es vor, ihnen nicht zu begegnen.“

    Sethan hatte die schlechte Angewohnheit das auszusprechen, was er sich dachte.
    Dieser Umstand hatte ihm nicht viele Freunde eingebracht und dazu noch in einige unangenehme Situation gebracht.
    Trotzdem konnte der Pathfinder nicht anders, als seinem Gegenüber die Wahrheit mitzuteilen, auch wenn er es manchmal in abgeschwächter Form tat.

    „Aber was dein Bericht betrifft, so klingt das recht aufregend. Wenn die Festung durchsucht wird, dann kommen sie auch bestimmt hierher. Wir können uns auf eine tolle Vorstellung gefasst machen.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 02.12.2006, 12:36


    "Ja, und darauf herumgeschubst und beiseite geschoben zu werden." Erwiderte Tanis mit deutlich hörbarem Sarkasmus in seiner Stimme.
    Er verdrehte die Augen als er an die Nachtschatten dachte und konzentrierte sich sich wieder auf das hier und jetzt und auf Sethan.

    Er schüttelte sich kurz.
    Sethan hielt die meisten Vampire also für Tölpel?
    Es wäre interessant, zu wissen, wofür der Pathfinder ihn hielt.
    Aber er hielt es für besser, nicht zu fragen, da er bezweifelte, dass ihm die Antwort gefallen würde.
    "Viktor ist ganz außer sich." Erzählte er er dann amüsiert.
    "Ich weiß ja nicht, welche Laus ihm über die Leber gelaufen ist, aber er ist furchtbar schlecht drauf..." Tanis zuckte mit der Schulter.

    "Oh, und letzte Nacht... habe ich gesehen, wie Timotheus mit dem Kopf eines Lycaners ins Schloss gekommen ist..." Berichtete er weiter die Beobachtungen, die er über Tag und Nacht hinweg gemacht hatte, ohne allerdings Sonya oder sein Gespräch mit Lucian zu verraten.

    Wieder lächelte Andreas schüchtern.
    Sethan war im Grunde gar nicht so abschreckend, wie er immer wirkte, und Tanis musste zugeben, dass dem Pathfinder ein amüsiertes Lächeln ganz gut stand.
    - Und er sich beinahe schon wohlzufühlen begann, in seiner Gegenwart.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 02.12.2006, 15:03


    Sethan hörte Tanis’ mit Freuden zu.
    Der Chronist schien so manches zu erzählen zu haben und es heiterte ihn sichtlich auf, all diese Informationen zu erhalten.

    Er lehnte sich interessiert zurück, während er weiterhin Tanis’ Erzählungen lauschte.
    Als er von Viktors Wutanfall erfuhr, wurde sein Lächeln für einen kurzen Augenblick noch breiter.
    Sethan wusste, dass der Vampirälteste einflussreich und mächtig war, doch seine Arroganz, sein Starrsinn und vor allem seine Machtgier waren es, die ihn in Sethans Augen so unvollkommen machten.

    „Viktor ist doch die meiste Zeit schlecht drauf.“ erwiderte Sethan gelassen.
    „Vielleicht tobt er so, weil er in dieser Nacht seine gewohnte Ration an Sticheleien und Machtspielchen noch nicht ganz erreicht hat.“

    Der Gedanke ließ Sethan kurz erschaudern.
    Wenn er sich vorstellte, womit Viktor seine Nächte verbrachte, wurde ihm ganz anders.
    Der Urvampir hatte keinerlei Sinn für das Schöne, sondern nur für das Abschlachten und Quälen anderer.

    „Und was Timotheus betrifft, so überrascht mich bei einem Nachtschatten schon gar nichts mehr. Wahrscheinlich dekorieren die ihre Zimmer mit den Köpfen ihrer Beute, um ein bisschen Farbe reinzubringen.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 04.12.2006, 01:27


    Tanis zuckte leicht mit der Schulter.
    Im Grunde dachte er ähnlich wie Sethan.
    Er mochte Viktor nicht.
    Er mochte Viktors Auftreten nicht.
    Und er wusste, dass Viktor ihn nicht leiden konnte, weil er Markus Geschöpf war.
    Und weil die einzige mutige Tat, die er jemals vollbracht hatte, diejenige gewesen war, sich auf Markus Seite zu schlagen.
    Aber er fürchtete dennoch den Zorn des Vampirfürsten und er wusste um dessen Einfluss, daher zog er sich zumeist vor ihm zurück, gab ihm keinen Anlass über ihn zu zürnen - obwohl ihm klar war, dass allein sein Anblick dem Vampir schon wütend werden ließ, wenn er ihn auf dem falschen Fuß erwischte.

    Viktor war gefährlich und unberechenbar und das waren zwei Komponenten, die Andreas Tanis suspekt waren und seinerseits vorsichtig werden ließen.

    "Um so unangenehmer wird es, ihm über den Weg zu rennen." Warf Tanis unglücklich ein und seufzte.
    Es war nicht so, dass er sich wünschte, Viktor würde bekommen, was er verlangte, oder worauf er aus war.
    Aber trotzdem war es ihm lieber, wenn Markus ihm die Stirn bot, als wenn Viktor seinen Zorn an anderen ausließ - ihm zum Beispiel.

    Er sah sich um, als er glaubte das Verklingen von Schritten auf den Korridoren zu hören, und entspannte sich dann wieder, als sie sich entfernten.
    Keine Nachtschatten. Die trampelten nicht.
    "Nachtschatten ja..." Antwortete er.
    "Bei denen wundert mich schon lange nichts mehr." Er schüttelte resignierend den Kopf.
    "Sie sollen ja inzwischen keinerlei Gefühle mehr hegen. Für nichts. Für niemanden. Das ist doch kein Leben. Völlig ohne Leidenschaft. Völlig ohne Verlangen. Ohne Persönlichkeit." Er stieß einen verächtlichen Laut aus, und sah zu Sethan, der ihn ruhig, aber noch immer lächelnd musterte.

    Man brauchte doch etwas, wofür es sich zu leben lohnte?
    Was Tanis auch nach Jahrhunderten noch reizte, waren Bücher und die Geschichte die sie erzählten - die er sie erzählen ließ.
    Die wahre Unsterblichkeit lag für ihn nicht im Blut, sondern im Wissen - und in Erfahrungen, die andere machten, niederschrieben, und ihm dadurch eröffneten.
    Markus Leidenschaft, das wusste er, lag in seinem Wunsch, alles zum Guten zu wenden und seinen Bruder eines Tages erlösen zu können.
    Die Leidenschaft der Pathfinder gehörten den Pfaden und den Geschichten, die sie ihnen erzählten.
    Die Nachtschatten jedoch hatten nichts dergleichen.
    Sie waren stumpfe, leere Hüllen, mehr nicht.
    Und das war traurig.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 05.12.2006, 10:50


    Sethan musterte Tanis weiterhin mit großem Interesse und es war fast so, als könnte er seine Gefühle und Gedanken erraten.
    Auch die Schüchternheit des Chronisten trat wieder hervor und Sethan fragte sich, was den Vampir zu solchen Emotionen veranlasste.

    Der Pathfinder vertrat die These, dass jeder auf dieser Welt für etwas nützlich war und eine Rolle spielte in dem Erzählverlauf den die Geschichte ihnen allen vorgab.
    Andreas Tanis gehört genauso zu dieser Geschichte, nur war sich der Chronist wohl darüber noch nicht ganz im Klaren.

    „Das ist doch kein Grund den Kopf hängen zu lassen.“ sagte Sethan freundlich und mit einem Lächeln. „Sei lieber froh, dass du ein anderes Dasein fristen darfst.“

    Wenn Sethan sprach, hatte man manchmal das merkwürdige Gefühl, als würde er einen durchleuchten.
    Trotzdem vermittelte er einem auch eine Menge positiver Energie, zumindest dann, wenn er es wollte.

    „Manchmal kann es zwar einschüchternd und kompliziert sein, aber wir haben dafür eine Menge Zeit und die sollten wir auch nutzen, für all die vielen Erzählungen und Geschichten dieser Welt.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 05.12.2006, 16:09


    "Ja, schon..." Entgegnete Tanis und nickte leicht.
    "Aber manchmal glaube ich, dass selbst die Ewigkeit nicht ausreicht, um alle Geschichten zu sammeln, die es auf der Welt gibt." Er zuckte mit der Schulter.
    "Die Geschichten entstehen aus den Geschöpfen heraus. Aus den Wesen, die sie erleben. Aus Schicksalen. Aus Unglück. Aus Liebe. Aus Zeit. Sie entwickeln sich mit uns, und lassen sich nicht einfangen und auf Papier bannen." Tanis Augen hatten zu Leuchten begonnen, als er von Geschichten und deren Hintergründen gesprochen hatte, doch nun beruhigte er sich wieder.

    "Aber dann ist da noch diese andere Art von Geschichte. Die gegenwärtige, unveränderbare Geschichte, deren Teil wir sind und die wir nicht beeinflussen können." Tanis Gesicht verdüsterte sich ein klein wenig.
    "Ich habe immer an dem Vorsatz festgehalten, dass Geschichte sich wiederholt. Inzwischen weiß ich, dass diese These häufig zutrifft. Aber es ist deprimierend zu sehen, dass man selbst dann nichts zu ändern vermag, wenn man weiß was geschieht."
    Wieder zuckte der Chronist mit der Schulter, und lächelte nun schief, als er bemerkte, dass das zwar alles schön und gut, aber nicht Thema ihrer Unterhaltung gewesen war.

    "Ja und äh... aus diesem Grunde habe ich mich im Übrigen beschlossen, die Geschichte zu beobachten, und aufzuschreiben, anstatt zu versuchen, mich einzumischen. Kein besonders eindrucksvolles Lebensziel, wenn man die Ewigkeit vor sich hat, ich weiß."

    Jaja, die Ewigkeit... die ihm Markus geschenkt hatte.
    Von der er damals nicht gewusst hatte, was sie bedeutete.
    Die ihm Wissen versprochen hatte.
    Wissen, welches ihn dazu veranlasst hatte, sich dem Vampir hinzugeben, und zu einem Geschöpf der Nacht zu werden, das dem Sonnenlicht auf alle Zeit abschwor.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 05.12.2006, 17:12


    Fasziniert hatte Sethan dem anderen Vampir zugehört.
    Dieses Gespräch entwickelte sich zu einer überaus interessanten Diskussion.
    Da der Pathfinder bisher noch nicht wirklich viel mit Tanis gesprochen hatte, war ihm gar nicht bewusst gewesen, wie viele Gemeinsamkeiten sie besaßen.
    Man musste lange suchen, um jemanden in dieser Festung zu finden, der sich für Bücher und Geschichten interessierte und dazu kein Pathfinder war.

    „Die Geschichte ist nicht starr und reglos. Man kann sie ändern, nur muss man auch wissen, wie.“ erwiderte Sethan geheimnisvoll.

    Er sah oft Ereignisse kommen und wusste, wie er darauf zu reagieren hatte.
    Das war eine Gabe, für die er sehr dankbar war.
    Sie half ihm auch die meisten Dinge leicht zu nehmen, selbst wenn es sich um ein schweres Schicksal handelte.

    „Aber es ist ein bewundernswerte Aufgabe, die Geschichte niederzuschreiben. Schließlich bedarf es solchen Personen, um unsere Gegenwart für die Nachwelt zu erhalten.“

    Sein Lächeln wurde noch eine Spur spöttischer.

    „Falls du irgendwann über meine unbedeutende Wenigkeit schreiben solltest, notiere, dass ich in meinem menschlichen Leben ein Bierliebhaber gewesen bin.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 05.12.2006, 17:38


    Tanis lächelte erneut schief.

    Nachwelt? Welche Nachwelt?
    Wer würde wohl länger auf dieser Erde wandeln, als sie?
    Was würde wohl übrig bleiben, wenn ihre Herrschaft über diese Welt einmal zu Ende ging?
    Dunkelheit und Leere.
    Wer las schon, was er niederschrieb?
    Und wann hatte ihn interessiert, ob es jemand las?

    Er nickte leicht.
    Bei den Pathfindern war es ja ohnehin anders.
    Sie lebten nicht ewig.
    Sie starben nicht.
    Sie verschwanden einfach, als hätte es sie nie gegeben.
    Und von diesem Sichtpunkt ab wirkte Sethans Aussage, so spöttisch sie gemeint sein mochte, nicht mehr halb so absurd wie im ersten Augenblick.

    "Bier." Stellte er fest, und nickte.
    "Wie kann man nur eine Vorliebe für derlei bitteres Gesöff hegen?" Fragte er grinsend.
    "Was dir fehlt, ist ein vernünftiger, über die Jahre hinweg gereifter Wein... dann vergisst du ganz schnell die Bedeutung des Wortes "Bier"."[/b] Er zwinkerte Sethan nun tatsächlich zu, fühlte sich sicher genug, es zu tun, und er begann die Anwesenheit des Pathfinders tatsächlich zu genießen.
    [b]"Und... gegen einen guten Jahrgang kommt kaum etwas an... von Menschlichen Körperflüssigkeiten einmal abgesehen." Er grinste wieder, und unter seinen Lippen traten deutlich die spitzen Eckzähne des Vampirs hervor.

    "Sonst noch etwas, das die Welt über dich erfahren sollte? Düstere Geheimnisse? Abartige Vorlieben? Also, abartige Vorlieben, die über den Biergenuß hinausgehen?"



    Re: Bibliothek

    Sethan - 05.12.2006, 18:11


    „Jetzt wo du es ansprichst.“ begann Sethan fröhlich in der Vergangenheit zu schwelgen. „Wein liebe ich auch sehr. Damals gab es bei Vater Ottokar immer den besten Messwein.“

    Er erinnerte sich an die Sonntagsmesse, in der der Mönch, zunächst über die Verruchtheit des Weibes herzog und anschließend den Messwein in einem Zug austrank.
    Manchmal hatte Sethan sich in den Keller geschlichen, um selbst von dem Wein zu kosten, doch fand er ihn zur damaligen Zeit nicht sehr wohlschmeckend und nahm lieber mit den Mahlzeiten der Nonnen vorlieb, bei denen auch ab und zu von der Köchin Bier ausgeschenkt wurde.
    Natürlich nur in geringen Mengen und nur für diejenigen Personen, die ihr am Herzen lagen.

    Einiges hatte sich seit dieser Zeit verändert.
    Sethan selbst eingeschlossen.
    Er hatte nichts mehr mit dem schmächtigen, unscheinbaren Jungen gemein, der er zu Lebzeiten gewesen war.
    Nur sein Hang zu Büchern und Geschichten lebte weiter fort.

    „Düstere Geheimnisse, die zugleich auch oft sehr peinlich sind, habe ich zuhauf. Ich erzähle sie besser niemandem im Schloss weiter, sonst würde man jeglichen Respekt vor mir verlieren.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 05.12.2006, 22:36


    "Na, dann brauchst du mir gegenüber kein Blatt vor den Mund zu nehmen." Antwortete Tanis lachend.
    "Ich besitze niemandes Respekt, und respektiere prinzipiell jeden." Die grünen Augen begannen sich wieder unruhiger in dem Raum hin und her zu bewegen.

    Muss ich ja.
    Entweder das, oder ich gehe unter.
    Und ich hatte schon immer einen Hang zum Überleben.
    So ist das.
    Manche von uns sind geschaffen zum Herrschen.
    Andere zum Dienen.
    Ich war nie ein Herrscher.
    Also blieb mir nur das Dienen.

    "Das mag für dich vielleicht komisch klingen, ist für mich aber der einfachste Weg, Problemen zu entgehen."

    Und es gibt nur ein Wesen, um dessen Willen ich Risiken eingehe.
    Nur ein Wesen, für das ich freiwillig Probleme in Kauf nehme.
    Und das ich sein Vertrauen genieße, ist für mich alles andere als normal, selbst wenn ich weiß, dass es andere gibt, die ihm näher stehen.

    "Ich war noch nie für meinen Mut bekannt, weißt du?" Er lächelte ein wenig spöttisch.
    "Aber was ich einmal erfahre, vergesse ich nicht. Und was ich einmal lese, bleibt mir ebenfalls im Gedächtnis. Das macht mich wohl in irgendeiner Hinsicht nützlich."



    Re: Bibliothek

    Sethan - 07.12.2006, 09:30


    „Ich glaube du unterschätzt dich gewaltig.“ erwiderte Sethan und seine Augen fixierten die des anderen Vampirs, gerade so, als könnte er ihm damit direkt in seine Seele sehen.

    Sethan sprach Dinge nicht ohne Grund aus.
    Er log nicht, nur um damit jemand anderen eine Freude zu machen, denn er hielt nichts von diesen Oberflächlichkeiten.
    Der Pathfinder vertrat die Meinung, dass die Wahrheit zwar sehr oft schmerzte, doch immerhin noch besser war, als freundlich gemeinte Lügen.
    Lügen verfälschten alles.

    „Vielleicht beweist du nicht gerade Mut im Umgang mit anderen Vampiren.“ setzte Sethan weiter fort, denn erinnerte sich an Andreas Auftritt in der Bibliothek.

    Der Chronist schien nervös und unsicher bei seinem Anblick zu sein.
    Ein Verhalten dass er zwar von einigen anderen gewohnt war, doch nicht in diesem Ausmaß.
    Für Sethan war es auch keine Schwierigkeit aus der Körpersprache seines Gegenübers zu lesen und sofort zu wissen, wann eine Situation unangenehm für die anderen wurde.

    „Aber du hast einen Sinn fürs Überleben und das ist in solchen unsicheren Zeiten manchmal sogar wichtiger als blinde und gedankenlose Zuversicht in seine eigenen heroischen Gefühle.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 11.12.2006, 15:55


    Andreas grinste kurz.
    "Ist nett von dir, das zu sagen." Erwiderte er.
    "Und noch netter zumal ich weiß, dass du das nicht einfach nur so sagst... glaube ich wenigstens..." Er legte den Kopf kurz schief.

    Ihr Pathfinder seid doch dafür bekannt, dass ihr die Wahrheit allem anderen vorzieht?
    In der Wahrheit liegt die Stärke?
    Oder so ähnlich?
    Nein?

    "Aber was du da sagst, klingt dennoch, als würdest du dir Sorgen machen." Fügte er vorsichtig hinzu, und stellte damit wieder einmal unter Beweis, dass er über einen scharfsinnigen Verstand und eine gute Beobachtungsgabe verfügte, auch wenn vorallem Viktor ihm beides recht häufig absprach.

    Tanis beobachtete die Entwicklungen "am Hofe" der Vampire jetzt schon seit einigen Jahrhunderten mit wachsendem Interesse, aber auch wachsender Sorge, und er war fast überzeugt, dass es bei den Pathfindern nicht anders war - nicht anders sein konnte.
    Ihre Lage spitzte sich zu, es lag etwas in der Luft, und wäre Tanis nicht zu feige gewesen, hätte er seinen Arm darauf verwettet, dass ihnen der große Knall erst noch bevorstand.
    Und dass es die Ruhe vor dem Sturm war, die sie im Augenblick umfing.
    Er hatte sich nie wirklich und gleichzeitig unendlich oft Gedanken darüber gemacht, wie ihre Zukunft wohl aussehen mochte.
    Und bei allen Szenarien, die er sich erdacht hatte, war es am Ende zu einer gewaltigen Konfrontation zwischen seinen beiden Lieblingsvampirältesten gekommen.
    Tanis hatte sich Notizen darüber angefertigt, versucht, sich selbst und seinen Thesen zu widersprechen, aber er glaubte dennoch, dass es so oder ähnlich eintreffen würde.
    Was ihn unsicher war, dass er die Auswirkungen nicht kannte, die es für ihn haben würde.
    Ob er es überlebte.
    Auf wessen Seite er sich schlagen sollte, und auf welche er sich tatsächlich schlagen würde.
    Er war kein Krieger.
    Die Pathfinder genau so wenig, aber Tanis war sich noch nicht ganz sicher, ob sie nicht dennoch gute Chancen gegen Viktors Nachtschatten haben würden.
    Immerhin trugen sie ihre Kampfstäbe nicht umsonst.

    "Ein wenig Zuversicht ist manchmal dennoch nicht ganz verkehrt am Platz." Erwiderte er leise.
    "Zumal dann, wenn Zuversicht alles ist, was bleibt." Die grünen Augen fixierte versunken den Einband seines Buches, bevor er wieder aufsah, um dem Pathfinder in die Augen zu sehen.
    In ihnen lag Sicherheit und Furchtlosigkeit, und Tanis wusste, dass er niemals derart gelassen werden würde.
    Bei allem, was er war, wurde er dominiert durch seine Ängste und Unzulänglichkeiten.
    Aber Tanis war intelligent genug, zu erkennen, dass das nur menschlich war.
    Und dass es dieser Zug war, den Markus an ihm schätzte.
    Auch wenn er es nicht verstand.

    Er hob kurz die Hand und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder gänzlich Sethan zu.
    "Und? Was glaubst du, wird passieren?" Fragte er ihn neugierig, wusste er doch, dass manch Pathfinder dazu fähig war, die Pfade der Vergangenheit und der Zukunft zu betreten.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 12.12.2006, 23:02


    Sethan betrachtete ihn abschätzend.
    Der Chronist besaß einen schärferen Verstand, als zunächst angenommen und wies dazu noch eine sehr gute Beobachtungsgabe auf.
    Ein Umstand, der das Überleben in dieser unüberschaubaren und komplizierten Welt sicherte.

    Der Pathfinder legte den Kopf leicht schief, als er sich Tanis’ letzte Frage durch den Kopf gehen ließ.
    Der Chronist wusste anscheinend, bei welchen Fragen es sich lohnte, auf die passende Antwort zu warten und er begriff, weshalb Markus ihn für die Ewigkeit erwählt hatte.

    „Ich mache mir keine Sorgen über die Zukunft, denn sie kommt früh genug.“ erwiderte er mit einem wissenden Lächeln.

    „Die Zeit ist kein starres Konstrukt, sie fließt und sie verändert sich. Genauso verändern sich auch die Pfade und der Blick auf die Zukunft oder sogar auf die Vergangenheit.“

    Als er sprach nahm seine Stimme einen merkwürdig melodischen Klang an und sein Blick richtete sich in die Ferne, als ob er gerade in diesem Moment mit den Auswirkungen der Zeit konfrontiert wurde.
    Es dauerte jedoch nicht lange, nur den Bruchteil eines Augenblicks, und Sethans Geist kehrte wieder zurück in die Gegenwart.

    „Zuversicht ist deshalb eine würdige Waffe gegen die Furcht vor dem Nahenden.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 13.12.2006, 23:07


    Tanis sah den Pathfinder ruhig an, und ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen.
    Dann runzelte er die Stirn.
    „Wie kann sich der Blick auf die Vergangenheit ändern?“ Fragte er neugierig.

    „Ich meine, mir ist klar, dass die Zeit nicht starr und schon gar nicht fest vorgefasst ist, und unsere Zukunft sich mit den Entscheidungen der Gegenwart verändert… wie aber kann sich in der Gegenwart verändern, was in der Vergangenheit bereits geschah?
    Wäre das nicht ein Paradoxon?
    Eine Gegensätzlichkeit, die so nicht geschehen kann?“ Fragte er, lehnte sich nun zum ersten Mal seit ihr Gespräch begonnen hatte, in dem unbequemen Stuhl zurück, um Sethan herausfordernd anzusehen.

    Er mochte nichts von Zeitreisen verstehen, nichts von den Pfaden, auf welchen Sethan wanderte.
    Aber er war durchaus in der Lage, Dinge zu erfassen, und zu diskutieren, sowohl auf philosophischer als auch rein wissenschaftlicher Ebene.

    Die grünen Augen schimmerten sachte, und Tanis ganze Haltung verriet, dass er sich wirklich wohl fühlte – was in Gesellschaft anderer ausgesprochen selten vorkam.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 16.12.2006, 12:11


    Sethan hatte mit einer derartigen Frage gerechnet.
    Für die meisten Personen schien die Vergangenheit etwas Unveränderbares zu sein, das als gegebene Tatsache hingenommen wurde.
    Nur einige wenige wussten, dass die Zeit weitaus komplizierter war.

    „Auch die Vergangenheit ändert sich, selbst durch dein eigenes Handeln.“ antwortete er dem Chronisten und ein sanftes Lächeln spielte um seine Lippen.

    Sein Gegenüber schien gar nicht zu wissen, welch große Macht er durch sein Tun besaß.
    Andreas Tanis war das Gedächtnis dieser Gesellschaft.
    Er war dafür verantwortlich das Geschehene für die kommenden Generationen niederzuschreiben.
    Eine bedeutende und verantwortungsvolle Aufgabe, wie Sethan fand.

    „Das Vergangene ist im Wandel, durch jeden neuen Blickwinkel, der an der Oberfläche der Zeit erscheint. Denn die Tatsache für sich genommen beweist gar nichts, es sei denn man betrachtet sie im Lichte einer bestimmten Interpretation.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 09.01.2007, 16:22


    Tanis runzelte kurz die Stirn.
    Er versuchte, sich vorzustellen, was Sethan meinte und tatsächlich entstand in ihm eine Ahnung dessen, was der Pathfinder beschrieb.

    "Du meinst... also... wenn ich etwas erlebe, und mich Jahre später daran zurückerinnere, werde ich es anders sehen, als zu dem Zeitpunkt, als ich es erlebt habe. Mögen weitere Jahre vergehen, in denen ich mir neues Wissen, neue Fertigkeiten, und neue Erfahrungen aneigne, dann werde ich dieses spezielle Ereignis wiederum mit ganz anderen Augen sehen, als zu dem Zeitpunkt, als ich zum ersten Mal darauf zurückgeblickt habe?" Versuchte Tanis nun seine Vorstellung, oder besser die Umsetzung dieser Vorstellung mit Worten zu umschreiben.

    "Ohjemine..." Stieß er schließlich hervor und stöhnte leise auf, während er ein gequältes Gesicht machte.
    "Das heißt, ich werde nie damit fertig werden, alles aufzuschreiben... weil ich eigentlich alles wieder und wieder schreiben müsste... da es nicht mehr stimmig ist, mit dem Wissen, welches ich heute habe..." Er sank ein klein wenig in sich zusammen, und schien mit sich und dieser neuen Erkenntnis zu hadern.
    "Irgendwie wünsche ich mir gerade, das nie erfahren zu haben..." Die grünen Augen blitzten kurz auf.
    "Aber das wünschst du dir ja immer, Andreas, und werden tut trotzdem nix draus... Da ist nur deine verfluchte Neugier Schuld dran..." Er sah auf, als wäre er sich eben erst wieder der Tatsache bewusst geworden, dass es der falsche Zeitpunkt war, um Selbstgespräche zu führen, weil er einen Gesprächspartner hatte, und sah Sethan entschuldigend an.
    "Ich äh..." Er biss sich auf die Lippen.
    'Führe Selbstgespräche, weil sonst niemand mit mir spricht?'
    "Ignoriere mich am Besten..."



    Re: Bibliothek

    Sethan - 09.01.2007, 20:52


    „Keine Sorge, ich unterbreche dich, falls mir langweilig wird.“ Erwiderte Sethan mit einem Grinsen.

    Der Pathfinder hatte ihm zugehört und er war beeindruckt. Dermaßen schnell hatte
    es bisher keiner von den anderen Vampiren begriffen, worum es bei der Aufdeckung vergangener Ereignisse ging.
    Nicht dass Sethan sehr viel mit anderen Vampiren sprach. Diejenigen, mit denen er sprach jedoch, wollten sich nicht mit derlei Überlegungen den Kopf zerbrechen.
    Das war einer der Gründe, weshalb Sethan seine Zeit lieber in der Bibliothek verbrachte und die anderen Vampire mied.

    „Dieses Projekt stellt eine große Herausforderung dar.“ sagte Sethan feierlich, als Tanis eine Pause einlegte.
    „Aber dadurch wird es erst interessanter für dich werden und du wirst an deinen Aufgaben wachsen. Und falls es doch nichts wird, kannst du noch immer Oberfolterer im Kerker werden oder dich zu den Speichelleckern gesellen, die stets um die Ältesten herumscharwenzeln.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 10.01.2007, 01:33


    Tanis rollte kurz mit den Augen.
    "Ihhhh dann müsste ich mich ja zu Kraven gesellen..." Er grinste breit.
    "Da kann ich genauso gut gegen ne Kerkerwand reden - die hört mir wenigstens zu." Der Vampir schüttelte den Kopf.
    "Den Folterposten werd ich leider ausschlagen müssen..." Fügte er noch immer grinsend hinzu.
    - Ich kann kein Blut sehen.
    Okay. Scherz beiseite.
    "Ich kann es nämlich nicht wirklich ertragen, andere Schmerzen leiden zu sehen, die genauso gut meine sein könnten. Ich lebe nämlich nach einem Prinzip, welches sich bislang recht gut bewährt hat." Er machte eine kurze feierliche Pause.
    "Was du nicht willst das man dir tut, das füg auch keinem andern zu." Die grünen Augen leuchteten erneut fröhlich.
    "Und das, mein Freund, habe ich nicht aus Büchern gelernt."
    Er lehnte sich wieder ein wenig in dem Stuhl zurück, um Sethan nachdenklich zu mustern.
    'Man wächst an seinen Aufgaben.
    Mag sein, dass das stimmt.
    Aber ist denn jeder für große Aufgaben gemacht?
    Und ist diese Aufgabe nicht vielleicht zu groß für mich?'

    "Ich werde über deine Worte nachdenken." Er grinste wieder.
    "Und was ist dein Alternativplan dafür, wenns mit den Pfadfinderdingsis nicht klappt? Also, nicht dass ich deine Fähigkeiten, dein Können oder dich anzweifeln würde. Aber ich habe das ungute Gefühl, dass da was im Busch ist, und dass es... vielleicht auch die Pathfinder betrifft. Und.. meine unguten Gefühle bedeuten nur selten etwas gutes." Er zuckte die Schulter.
    Ja Tanis, wie eloquent du heute doch wieder bist!
    Ungute Gefühle bedeuten nichts Gutes?
    Wenn das nicht mal höchstes Sprachniveau ist...!
    Und du willst belesen sein?
    In einem anderen Leben vielleicht!
    Verlierer!



    Re: Bibliothek

    Sethan - 10.01.2007, 17:10


    Sethan musste zugeben: Andreas Tanis war ein gewitzter und unterhaltsamer Zeitgenosse. Dieses fröhliche Drauflosreden war eine Eigenschaft, die nicht viele Vampire besaßen und es war eine willkommene Abwechslung.
    Der Pathfinder sah anhand der schon weit heruntergebrannten Kerze auf dem Tisch, dass ihr Gespräch bereits einige Stunden andauerte und noch immer schien keine Langeweile aufzukommen.
    Ein gutes Zeichen.

    Sethan musste aufgrund von Tanis’ letzter Frage lächeln.
    Anscheinend hatte der Chronist noch nicht erfahren, was es bedeutet, eine Lebensaufgabe zu haben.
    Das konnte sich jedoch bald schon ändern.

    „Es gibt einige Personen hier, die etwas gegen die Handelsweise der Pathfinder haben. Sie denken, wir wären überflüssig und schwach. Sollen sie es nur glauben, schließlich gehört es nicht zu unseren Aufgaben die Geistlosen zu bekehren.“

    Das Lächeln auf Sethans Gesicht war nicht verschwunden, doch an seinen Augen war abzulesen, dass er diese Bedrohung nicht auf die leichte Schulter nahm.

    „Was meinen Alternativplan betrifft, so ist dieser ganz simpel. Ich kehre zurück in meine Heimat, kaufe ein kleine Haus, heirate eine schöne Frau und gründe eine zehnköpfige Familie.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 10.01.2007, 22:48


    Tanis konnte sich nur zu gut vorstellen, von wem Sethan da gerade sprach, und allein der Gedanke an den kalten und grausamen Vampirfürsten ließ ihn zusammenzucken.
    "Bei Viktor irgendwas bekehren zu wollen ist vergebene Liebesmüh." Antwortete der Chronist Zähneknirschend.
    Ja, er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass Viktor etwas gegen den Orden der Pathfinder hatte.
    Und wenn Viktor eine Abneigung gegen etwas oder jemanden hatte, dann bedeutete das eine ernstzunehmende Gefahr.
    Die Pathfinder waren stark, aber auf andere Weise, als es etwas die Nachtschatten waren.
    In einer offenen Auseinandersetzung wusste Tanis nicht zu sagen, wer daraus als Sieger hervorgehen würde.
    Genauso wenig, wie er auszumachen vermochte, wer von den beiden Vampirältesten über den anderen triumphieren würde, sollte es jemals zu einem richtigen Kampf zwischen beiden kommen.
    Klar war für ihn nur eines. Viktor würde so oder so verlieren.

    Seine Finger begannen wieder ein wenig nervös auf der Tischplatte herumzutrommeln, während er kurz den Geräuschen auf den Gängen lauschte, bevor er seine Hand zum Stillhalten zwang und sich wieder Sethan zuwandte, als dieser die Stimme erhob.

    Frau suchen? Kinder? Familie?
    Ein milder Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht, als er Sethan noch einmal betrachtete.
    'Dinge, die uns wohl auf ewig verwehrt sein werden....
    Und obwohl wir es beide wissen, ist dieser Gedanke ein schöner Gedanke.'
    Auch wenn er mir mit Bestimmtheit sagt, die ihm kaum anzumerken ist, dass es für dich keine Alternative gibt.
    "Eine nette Idee." Merkte er lächelnd an.
    "Und du bist dir sicher, dass du den nur als Alternativplan willst?" Zwinkerte er Sethan zu.
    Erneut waren Schritte auf dem Gang zu vernehmen, und Tanis begann wieder damit, nervös auf seinem Stuhl herumzurutschen.
    Es begann.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 10.01.2007, 23:48


    „Das wird immer nur der Alternativplan bleiben.“ fuhr er fort und sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter.

    „Bis jetzt habe ich bloß Körbe von den Frauen bekommen und das ist auch ihr Glück. Ich glaube ich eigne mich nicht besonders gut zum Ehemann. “

    Sethan war nicht verborgen geblieben, wie angespannt sein Gegenüber plötzlich wieder wurde.
    Die Unsicherheit, die Tanis zu Beginn ihres Gespräches gezeigt hatte, trat deutlich hervor.
    Sethan hingegen blieb vollkommen ruhig, selbst die Geräusche, die vom Gang her zu ihnen drangen, konnten diese Ruhe nicht erschüttern.

    Es war keinesfalls Mut, was den Pathfinder selbstsicher machte, sondern vielmehr der Gedanke daran, dass Panik nie der richtige Weg war, um aus einer schwierigen Situation heil rauszukommen.

    „Ist etwas mit dir, Freund?“ fragte Sethan ganz offen. „Du siehst aus, als würde dir etwas Sorgen machen?“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 11.01.2007, 15:50


    "Meinst du? Ich glaube, das hängt vom Sichtwinkel ab. Ich meine, man kann sagen, was man will, du würdest ewig für sie sorgen..." Entgegnete Tanis schief grinsend, aber noch immer angespannt.
    Ihm war einfach unwohl.
    In seinem Inneren kribbelte es gewaltig - der Vorbote eines Unglückes, wie er wusste.
    Am liebsten würde er sich zurückziehen, irgenwo in einer Ecke verharren, und dort bleiben - aber das konnte er nicht, und so stieg seine Nervösität immer weiter.

    "Ich... jaaaa.." Antwortete er ein wenig abgehakt.
    "Das ist... immer so, wenn etwas zu passieren im Begriff ist." Erklärte er ein wenig unglücklich.
    "Da draußen geht was vor sich. Und... ich will eigentlich lieber nicht wissen was, hege aber die Befürchtung, dass es mich auch betreffen wird..."

    'Wenn Viktor erst erfährt, dass ich etwas weiß, was ihm verborgen blieb - Nein, nein, nein, Tanis, das wirst du jetzt nicht denken!'



    Re: Bibliothek

    Sethan - 11.01.2007, 16:43


    Sethan betrachtete den Chronisten abermals sehr interessiert, schließlich waren Tanis’ Gefühle nichts Alltägliches für ihn.
    Der Pathfinder hatte die letzten Monate damit zugebracht, die Stille der Bibliothek schätzen zu lernen und da war diese Unterbrechung ein wahrlich großes Ereignis.

    „Wenn du glaubst, dass es dich ebenfalls betrifft, wäre es doch sinnvoller dem ganzen auf den Grund zu gehen, meinst du nicht auch?“ wollte Sethan von dem anderen Vampir wissen.

    „Bis jetzt hast du doch nur eine Vermutung. Das muss sehr unbefriedigend sein, wenn man nicht mit Sicherheit sagen kann, ob man mit seinen Gefühlen richtig liegt oder auch nicht.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 12.01.2007, 17:36


    "Eigentlich..." Begann Tanis. "Will ich es lieber nicht genauer wissen." Erklärte er zögerlich.
    "Weil, wenn ich mich da raus begebe, und feststelle, dass ich richtig liege, dann weiß ich jetzt schon, wird es für mich sehr unangenehm werden... und äh... mit Viktor kann ich sowieso nicht besonders gut... der wird sich freuen, wenn ich ihm Anlass gebe mich niederzumachen..." Er zuckte leicht mit der Schulter.
    Wieder entrang sich seinen Lippen ein leichtes Seufzen.
    "Weißt du..." Begann er dann leise.

    "Es... es gibt Geheimnisse, die ich bewahre und von denen ich eigentlich viel lieber gar nichts wissen würde... aber ich weiß sie trotzdem und... ich will sie nicht verraten, aber würde... jemand davon erfahren, dass ich um sie weiß... blieben sie nicht lange geheim und... ach, du siehst es ja selbst.... ich erzähle dir etwas, ohne dass du es überhaupt wissen wolltest...!"



    Re: Bibliothek

    Sethan - 12.01.2007, 23:40


    Sethan ließ den anderen Vampir in Ruhe vor sich hinplappern, bis dieser endlich zum Ende gekommen war.
    Tanis war nun mehr als nervös, er schien sogar ein wenig verängstigt zu sein und machte immer wieder kurze Pausen um auf die Geräusche vor der Tür zu achten.
    Er konnte einem beinahe Leid tun.

    „Hör zu,“ begann Sethan nun mit ruhiger Stimme, denn er wollte den Chronisten nicht noch weiter verschrecken.
    „Wenn du wirklich so große Geheimnisse mit dir herumschleppst, wäre es wohl am schlausten du erzählst niemandem davon. Am besten du verschweigst überhaupt, dass es solche Geheimnisse gibt.“

    Er lehnte sich wieder zurück und ließ Tanis zunächst einmal ein wenig zur Ruhe kommen.

    „Erzähl mir noch einmal von dem Wein, den du bei dir gebunkert hast.“ sagte er, um damit Tanis auf andere Gedanken zu bringen.



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 14.01.2007, 13:24


    "Das sagst du so leicht..." Murmelte Tanis.
    "Ich wollte es dir ja auch nicht sagen, aber du siehst ja, wie's mir rausgerutscht ist..." Er seufzte und sah dann betreten auf die Tischplatte, wo er seine Finger seiner rechten Hand beobachtete, die die Finger seiner linken Hand kneteten.

    Zwischen ihnen beiden entstand eine kurze Stille, die Sethan schließlich wieder durchbrach, in dem er mit einem weit unverfänglicheren Thema begann.

    "Wein? Achja, der Wein." Tanis grinste kurz.
    "Ja, ich habe da so die ein oder andere Flasche vorzüglichen Weins..." Sein Grinsen wich einem mehr dümmlichen Ausdruck, als ihm bewusst wurde dass er wahrscheinlich weniger Flaschen über hatte, als er annahm.
    "Die beste Flasche hab ich in meinen Gemächern versteckt. Knapp 57 Jahre alt... ganz hervorragender Jahrgang." Wieder huschte ein Schatten über sein Gesicht. "Allerdings habe ich das dumpfe Gefühl, dass davon nicht mehr viel übrig ist..." Fügte er hinzu.
    Er zuckte mit der Schulter.
    "Markus war letzte Nacht die ganze Nacht dort... mit... äh... jemandem." Er räusperte sich.
    Da verriet er doch beinahe schon wieder eines seiner kostbaren Geheimnisse!
    "Und... als ich wiederkam, standen da zwei benutzte Weinbecher..." Fügte er hinzu. "Ich nehme also an dass... naja. Die Flasche nicht mehr da ist. Oder zumindest deren Inhalt." Wieder zuckte er mit der Schulter.
    Man konnte ja ohnehin nichts dagegen tun.
    Markus würde immer wissen, wo er die Dinge aufbewahrte, die für ihn wichtig waren... und wozu auch seine Weinflaschen zählten.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 14.01.2007, 15:02


    Sethan versuchte gar nicht den anderen Vampir zu unterbrechen. Tanis war mal wieder in eine Art Selbstgespräch vertieft, nur mit dem Unterschied, dass er ein verwirrtes Publikum hatte.
    Anscheinend tat der Chronist sich wirklich schwer, Geheimnisse für sich zu behalten.
    Da half es auch nichts, wenn Sethan ihn abermals an seinen Fehler erinnerte.
    Also schwieg er und ließ Tanis weitersprechen.

    Zum Glück hatte der Themenwechsel gut funktioniert, denn Tanis beschäftigte sich plötzlich nicht mehr so sehr mit möglichen Gefahren für seine Person, sondern eher mit der Frechheit des ungefragten Weinborgens.

    „Tja, das heißt also du musst dir neuen Wein besorgen.“ stellte Sethan ganz sachlich fest.
    „Oder noch besser, wir gehen das nächste Mal gemeinsam in die nächste Kneipe und kaufen sämtlichen Wein zusammen den die dort haben.“

    Das war gar keine schlechte Idee, kam es Sethan dann. Nicht wegen dem Wein, sondern eher wegen der Neuigkeiten und Geschichten, die man an solchen Orten erfuhr. Er hatte schon zu viel Zeit hier auf dem Schloss verbracht.
    Es konnte tatsächlich mal wieder ein wenig Abwechslung vertragen.



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 15.01.2007, 02:29


    "Wir?" Fragte Tanis ein wenig konsterniert. "Gemeinsam?" Fügte er dann völlig überrascht hinzu.
    "Ich meine... du meinst... also.. du und ich... zusammen?" Hakte er noch immer ungläubig nach.
    Das war ihm ja in über dreihundert Jahren noch nicht untergekommen!
    "Ähhh... klar... gerne...also... eigentlich jedenfalls." Noch während er sprach fiel ihm seine Abneigung dagegen das Schloss zu verlassen wieder ein.
    Für viele mochte das Schloss eine Art graues, tristes Gefängnis sein... für ihn jedoch war es Sicherheit und Schutz.
    Geborgenheit.
    Und er konnte sich kaum daran erinnern, wann er das letzte Mal nach draußen gegangen war.
    Höchstwahrscheinlich vor knapp fünfzig Jahren, als er die letzten Flaschen Wein besorgt hatte.
    Schließlich nickte er, erst zögerlich, dann immer eifriger.
    "Ja. Ja. Doch. Gut. Also... machen wir das. Wir machen das." Er hielt wieder kurz den Atem an, obwohl er wusste, dass Atmen an sich für ihn keine Notwendigkeit darstellte.
    Er zwang sich zu einem weiteren Lächeln, das zwar aufrichtig, aber noch immer unsicher wirkte.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 15.01.2007, 12:06


    Das Zögern in Tanis' Stimme verriet Sethan, dass der Chronist anscheinend keine große Lust besaß, einen Ausflug zu wagen.
    Der Pathfinder konnte es ihm auch nicht verübeln, wusste Sethan doch am besten, wie es war, die angenehme Stille der Bibliothek der Gesellschaft anderer vorzuziehen.
    Doch von Zeit zu Zeit war es wohl auch mal recht angenehm aus dem alltäglichen Trott zu entfliehen.
    Nur war sich Sethan nicht so sicher, ob Tanis das wirklich wollte und der Pathfinder vertrat auch nicht die Meinung, dass man andere zu ihrem Glück zwingen sollte.

    "Du musst dich nicht dazu verpflichtet fühlen mitzukommen." sagte Sethan.
    "Es war lediglich ein gutgemeinter Vorschlag von mir."

    Er musterte Tanis abermals eingehend, so wie er es gleich zu Beginn ihres Gesprächs getan hatte.
    Es schien ihm nicht so, als würde Tanis keine Lust für einen Ausflug verspüren, sondern glaubte eher so etwas wie Angst und Verunsicherung in seinen Augen sehen zu können.

    "Wäre doch mal wieder eine nette Abwechslung." Und als ob er Tanis' Gedanken gelesen hatte fragte er schließlich: "Wie lange warst du denn nicht mehr außerhalb des Schlosses?"



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 15.01.2007, 18:02


    "Ist schon…“ Tanis lächelte entschuldigend, „Eine kleine Weile her… gut, eigentlich eher eine große Weile…“ Er zuckte mit der Schulter. „Du erinnerst dich, was ich vorhin über den Wein gesagt habe? Er war das letzte, was ich von außerhalb des Schlosses mitgebracht habe…“ Die grünen Augen sahen ein wenig wehmütig drein, verklärten sich dann allerdings gleich wieder zu einem leuchtenden Lächeln.

    „Weißt du, ich bin kein Waldläufer oder so was… und mit der Natur hab ich’s auch nicht so… aber… in deiner Begleitung würde ich mich wohl nach draußen wagen.“ Sagte er, und das Zittern wich aus seiner Stimme als er Sethan offen ansah.
    Er nickte nun, deutlich entschiedener.

    „Doch. Ich finde, wir sollten das machen.“ Er brachte seine Hände zur Ruhe, und entspannte sich wieder ein wenig.
    „Und am Besten bald.“
    - Bevor ich mir zu viele Gedanken darüber mache, und ich es mir doch wieder anders überlege, ein Gefangener meiner eigenen Furcht!



    Re: Bibliothek

    Sethan - 15.01.2007, 18:27


    Eine kleine Weile?
    Tanis, das ist schon mehr als eine kleine Weile, sogar für einen Vampir!

    Sethan schüttelt ungläubig den Kopf.
    Wie konnte der Chronist das bloß aushalten?
    Es musste langweilig sein, nur im Schloss herumzusitzen, auch wenn man die Einsamkeit mit ein paar interessanten Büchern freundlicher gestalten konnte.
    Selbst Sethan, der die Einsamkeit und die Ruhe genoss, war es manchmal leid und musste die dunklen Gemäuer der Festung für eine Nacht lang verlassen, um wieder ein wenig Abwechslung zu finden.

    „Am besten sofort.“ sagte der Pathfinder und ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen, als er von seinem Platz aufstand.

    „Ansonsten überlegst du es dir noch anders und das wäre schade, hast du doch einen wirklich guten Entschluss gefasst.“



    Re: Bibliothek

    Andreas Tanis - 15.01.2007, 21:25


    "Wie, sofort? Also..." Tanis sah ein wenig verwirrt aus. "Jetzt gleich?" Fragte er verblüfft. "Du.. meinst... heute Nacht, ja?" Hakte er sicherheitshalber nochmal nach.

    Diese Spontanität kannte er gar nicht.
    Normalerweise war ihm gegenüber nie jemand spontan.
    Andererseits... wann bot sich ihm schon einmal eine Möglichkeit wie diese?

    "Ich..." begann er, hielt erneut den Atem an, und warf die Zweifel dann über Board.
    "Okay." Sagte er schließlich. Er schob das Buch zur Seite.

    Sei einmal in deinem Leben entschlossen, Andreas. Besiege deine Angst.

    Er nickte noch einmal, um sich selbst zu überzeugen und erhob sich dann langsam.
    "Dann... gehen wir." Schlug er vor, und lächelte kurz.



    Re: Bibliothek

    Sethan - 16.01.2007, 10:21


    Sethan lächelte ihm ermunternd zu und ging dann um den Tisch herum auf Tanis zu.

    „Das ist die richtige Einstellung, mein Freund.“ meinte er dann zuversichtlich und merkte selbst, wie sehr er sich darauf freute, endlich diesen dunklen Wänden zu entfliehen.

    Am besten sie machten sich schnell auf den Weg, bevor sich Tanis die Sache noch anders überlegte.

    tbc: Korridore (mit Tanis)



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