Cannabis als Medizin

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    Re: Cannabis als Medizin

    hanfhaus - 26.11.2006, 09:44

    Cannabis als Medizin
    Cannabis als Medizin

    Dass die Droge Hanf so manche Anwendung in der Medizin hat, haben die meisten schon irgendwo gerüchteweise gehört. Wie sieht die Situation aber wirklich aus? Ist Hanf tatsächlich eine Wundermedizin gegen alles? Oder sind das nur Propagandamärchen von Legalisierungsbefürwortern?
    Die ersten schriftlichen Angaben zur medizinischen Nutzung von Cannabis gehen vermutlich auf ein zirka 4'700 Jahre altes chinesisches Lehrbuch über Botanik und Heilkunst zurück. Ab dem 16. Jahrhundert fand Cannabis Eingang in die Kräuterbücher. Cannabis wurde seit dem ersten Kreuzzug in die Volksmedizin eingeführt und figurierte in vielen Klostermedizinen. Anwendungsbereiche waren rheumatische und bronchiale Erkrankungen, auch wurde Cannabis allgemein als Opiumersatz verschrieben. Im 19. Jahrhundert wurde es ausserdem gegen Migräne, Neuralgie, Epilepsie-ähnliche Krämpfe, Schlafstörungen und anderes eingesetzt. Marihuana war, bis es im Jahre 1898 von Aspirin konkurrenziert und schliesslich als Heilmittel durch eine breite Palette von neuen, synthetischen Arzneimitteln abgelöst wurde, in Amerika das am häufigsten benutzte Schmerzmittel. Zwischen 1842 und 1900 machten Cannabispräparate dort die Hälfte aller verkauften Medikamente aus (Herer 1993). In Europa und damit grösstenteils auch in der Schweiz waren zwischen 1850 und 1950 über 100 verschiedene Cannabismedikamente erhältlich (Fankhauser 1996). Wegen Dosierungsschwierigkeiten, paradoxe Wirkungen und der Entwicklung synthetischer Medikamente nahmen die Verschreibungen im 20. Jahrhundert ab, bis Cannabis ca. Mitte des 20. Jahrhunderts fast weltweit komplett verboten wurde. Heute ist die medizinische Anwendung von Cannabis in vielen Ländern (sogar einigen Bundesstaaten der USA) wieder erlaubt. In Österreich aber ist es immer noch praktisch unmöglich legal an Cannabis als Medikament heranzukommen!
    Die Wahrheit liegt so wie immer in der Mitte. Ein Allheilmittel ist Cannabis natürlich nicht, es gibt heute aber sehr viele Anwendungsbereiche, wo Cannabis eine effektive und nebenwirkungsarme Medizin darstellt:

    Der größte Vorteil von Cannabis als Medikament ist seine ungewöhnliche Sicherheit. Das Verhältnis von tödlicher zu wirksamer Dosis beträgt nach Schätzungen anhand von Tierversuchsdaten bei oraler Aufnahme 20.000 zu 1, mindestens jedoch 1.000 zu 1. Es gibt keinen zuverlässigen Hinweis für den Tod eines Menschen durch Marihuana-Konsum. Cannabis hat den Vorteil, keine physiologischen Funktionen zu stören oder Organe zu schädigen, wenn es in therapeutischer Dosierung eingenommen wird." (Dr. med. Franjo Grotenhermen, Hanf als Medizin)



    Anwendungsbereiche

    Appetitlosigkeit und Abmagerung
    Aids-Patienten verlieren wegen Appetitlosigkeit und Unwohlsein oft in kurzer Zeit stark an Gewicht. Patienten berichten, daß sie nach Cannabiseinnahme zum ersten mal wieder richtig Appetit verspüren. Ein appetitanregender Effekt bei Aids und Krebs wird bereits bei Tagesdosen von 5 mg THC beobachtet. Die Dosierung kann bei Bedarf bis auf täglich 20 Milligramm gesteigert werden. In einer Studie mit Magersüchtigen brachte THC keinen Erfolg. Jüngst wurde über eine positive Beeinflussung des Gewichts bei Patienten mit Morbus Alzheimer, die die Nahrungsaufnahme verweigerten, berichtet (Volicer 1997). Überraschenderweise nahm unter THC im Vergleich zum Plazebo auch das verwirrte Verhalten ab.

    Schmerzen
    Es liegen nur wenige Studien vor. THC erwies sich in einer oralen Dosis von 15 bzw. 20 mg als gut wirksam bei Schmerzen von Krebspatienten. Es traten jedoch bei einem Teil der Patienten nicht tolerierte Nebenwirkungen auf. Cannabisprodukte können offenbar die Wirkung von Opiaten potenzieren (Welch 1992), so daß sich eine kombinierte Gabe bei starken Schmerzen als sinnvoll erweisen könnte, weil die Wirkung von potenteren, aber problematischen Opiaten massiv
    verstärkt wird, so daß von diesen Mitteln kleinere Dosen verwendet werden können.
    Weitere Indikationen sind Migräne und andere Kopfschmerzformen, degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates, Phantomschmerzen, alle Schmerzerkrankungen, bei denen eine Entspannung der glatten oder quergestreiften Muskulatur günstig wirkt, wie schmerzhafte Spasmen, schmerzhafte Menstruation, Colitis ulcerosa etc.

    Übelkeit und Erbrechen
    Cannabis ist ein Anti-Emetikum (Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen). THC, der Hauptwirkstoff von Cannabis, ist in den USA bereits 1985 als Anti-Emetikum von der Food and Drug Administration (FDA) zugelassen worden.
    Sicher ist THC heute nicht das einzige oder das generell wirksamste Anti-Emetikum, aber es hilft in Einzelfällen auch dann noch wenn andere Anti-Emetika versagt haben, oder wo die Nebenwirkungen anderer Anti-Emetika nicht tolerierbar sind.
    Der IOM-Bericht schrieb dazu im Jahr 1999: "Until the development of rapid onset antiemetic drug delivery systems, there will likely remain a subpopulation of patients for whom standard antiemetic therapy is ineffective and who suffer from debilitating emesis. It is possible that the harmful effects of smoking marijuana for a limited period of time might be outweighed by the antiemetic benefits of marijuana, at least for patients for whom standard antiemetic therapy is ineffective and who suffer debilitating emesis. Such patients should be evaluated on a case-by-case basis and treated under close medical supervision." Siehe "Marijuana and Medicine: Assessing the Science Base", Seite 154
    Cannabisprodukte haben in der Behandlung der Nebenwirkungen der Krebschemotherapie erheblich an Bedeutung verloren. Sie werden jedoch in der Selbsttherapie gern bei anderen Ursachen von Übelkeit eingesetzt, vor allem bei AIDS und Hepatitis C.

    Glaukom
    Örtliche Anwendung von THC vermindert den Augeninnendruck bei gesunden Personen und bei Glaukompatienten ohne Nebenwirkungen auf Blutdruck und Stimmung. Der Wirkungsmechanismus ist nicht bekannt. Die Wirkung hält 4 bis 6 Stunden an.

    Spastik
    In einigen kleinen Studien wurde eine gute Beeinflussung der Spastik im Rahmen der Multiplen Sklerose oder Querschnittserkrankungen durch THC und Marihuana beobachtet. Die Ansprechbarkeit ist individuell sehr variabel. Weitere günstig beeinflußte Symptome umfaßten Schmerzzustände, Missempfindungen, Zittern und Koordinationsstörungen der Muskulatur. In Umfragen wurde wiederholt auch von einer verbesserten Kontrolle der Blasen- und Mastdarmfunktion berichtet. Die Dosierungen bewegen sich in einer Größenordnung von täglich 5 bis 30 mg THC.

    Epilepsie
    Nach Erfahrungsberichten ist Cannabis für einige Patienten mit generalisierter Epilepsie ein Mittel, um eine sonst nicht kontrollierbare Anfallserkrankung zu kontrollieren. Cannabis zeigt jedoch gelegentlich auch anfallsauslösende Effekte. Hier müsste von Fall zu Fall beurteilt werden.

    Morbus Crohn
    Beim Morbus Crohn handelt es sich um eine chronische Entzündung des Darmes deren Ursache auch heute noch weitgehend ungeklärt ist. Die Entzündungen lokalisieren sich vorwiegend im Dünn- und Dickdarm und betreffen alle Darmwandschichten. Bei 20-40% der Fälle kommt es durch die chronischen Entzündungen zu Fistelbildungen. Dabei handelt es sich um Kanäle die von der Darmwand aus in andere Organe oder durch die Bauchdecke nach außen führen. Morbus Crohn ist nicht heilbar.



    Nebenwirkungen

    Cannabis ist im allgemeinen gut verträglich und zeigt in therapeutischer Dosierung keine körperlichen Langzeitnebenwirkungen. Akute unerwünschte Wirkungen sind Herzfrequenzbeschleunigung, Blutdruckabfall, Mundtrockenheit und Bindehautreizung. Einige Personen reagieren auch mit Übelkeit und Erbrechen (v.a. bei extrem hohen Dosierungen). Der Rauch, der Teer und damit Benzpyren enthält, schädigt die Schleimhäute des Respirationstraktes. Die Schädigung der Atemwege durch eine Marihuanazigarette entspricht etwa der durch zwei bis drei Tabakzigaretten, so daß sich auch bei starkem Marihuanakonsum eine deutlich geringere Schädigung ergibt als bei einem mäßigen Tabakkonsum, da bei medizinischem Gebrauch eine deutlich geringere Anzahl Marihuanazigaretten geraucht wird. WICHTIG: Cannabis kann auch oral oder durch Verdampfen und Inhalieren aufgenommen werden, dann tritt überhaupt keine Schädigung der Atemwege auf!

    Der wichtigste Nachteil von THC bzw. Cannabisextrakten ist das Auftreten akuter psychischer Nebenwirkungen, die von einem Teil der Patienten nicht toleriert werden. Viele Patienten genießen den Rausch jedoch auch. Das Reaktionsvermögen und die Fähigkeit zum Bedienen von Kraftfahrzeugen wird (während der akuten Wirkung) eingeschränkt.

    Viele der erwünschten Wirkungen treten allerdings bereits bei Dosierungen unterhalb der psychotropen Schwelle auf, so daß die psychischen Nebenwirkungen in diesem Fall keine große Rolle spielen!


    Folgende Personengruppen sollten vorsichtig sein und nur geringe Mengen oder gar kein Cannabis konsumieren:


    Schwangere
    Es gibt bisher keine hinreichenden Hinweise darauf, daß Cannabis zu Entwicklungsstörungen beim Embryo oder Fetus führt. Schwangere sollten jedoch grundsätzlich unnötige Medikamente und Drogen meiden. Liegt allerdings eine Indikation vor, wie etwa Schwangerschaftserbrechen, stellt Cannabis sicherlich ein vergleichsweise gefahrloses Präparat dar.

    Stillende Mütter
    Etwa 10 bis 20% der Blut-THC-Konzentration findet sich in der Muttermilch.

    Kinder vor der Pubertät
    Insbesondere vor der Pubertät kann das komplexe hormonelle Zusammenspiel insbesondere durch Beeinflussung der Hormonsekretion der Hirnanhangdrüse reversibel gestört werden. Der Eintritt der Pubertät kann eventuell bei regelmäßigem starken Konsum verzögert werden. Dies wurde allerdings bisher nur in einem Fall - bei starkem Marihuanakonsum eines männlichen Jugendlichen - konkret nachgewiesen.

    Herzkranke
    Cannabis führt zu einer Zunahme der Herzfrequenz und eventuell zu einem Abfall des Blutdrucks. Einzelbeobachtungen deuten darauf hin, daß Cannabis bei Herzkranken wegen des blutgefäßerweiternden Effektes auch günstig wirken kann. Überdosierungen sind zu vermeiden. Für den gefäßerweiternden und auch den herzfrequenzbeschleunigenden Effekt besteht eine Toleranzentwicklung.

    Patienten mit Psychosen
    Bei latenter Psychose kann die Krankheit ausbrechen. Bei bekannter Erkrankung kann ein psychotischer Schub ausgelöst werden. Viele Psychotiker vertragen Cannabis jedoch problemlos und reagieren nur auf starke Halluzinogene wie LSD oder stimulierende Substanzen wie Kokain.
    Die wichtigsten Nebenwirkungen medizinischen Cannabisgebrauchs sind heute auf die rechtliche Situation, die Illegalität des Cannabiskonsums zurückzuführen. Sie beziehen sich nicht nur auf die mit der Kriminalisierung verbundene Stigmatisierung des Konsumenten, sondern auch
    - auf die Reinheit des am illegalen Markt erworbenen Produkts,
    - auf die Dosierbarkeit des medizinisch gewünschten Effektes,
    - auf die Entwicklung geeigneter Applikationsformen,
    - auf die vertiefende Erforschung der Wirkungen.


    Marihuana bzw. Haschisch, das am illegalen Markt gekauft wird, weist unterschiedliche THC-Konzentrationen auf. So ist es für den Verbraucher bzw. die Verbraucherin oft schwer, die Menge der aufgenommenen Droge zu steuern (siehe: Dosierung). Nicht selten wird so ungewollt eine Dosis aufgenommen, die zu psychischen Effekten führt, während der Patient bzw. die Patientin möglicherweise nur den muskelrelaxierenden Effekt wünschte, der bereits unterhalb der zu psychischen Nebenwirkungen führenden Dosierung spürbar ist.
    Bei einer Legalisierung des Konsums für Patientinnen und Patienten wäre es zudem leichter möglich, verbesserte und der Erkrankung angemessene Darreichungsformen zu entwickeln. Cannabinoide in Aerosolform zur Behandlung des Asthma, Cannabinoide in Form von Augentropfen zur Glaukombehandlung, THC als Arzneizäpfchen und als intravenöse Applikation wurden bereits vereinzelt wissenschaftlich erprobt.
    1989 entdeckten Forscher, daß Delta-9-THC die experimentelle Autoimmunenzephalitis, ein Tiermodell der Multiplen Sklerose, unterdrücken bzw. die Schwere der neurologischen Defizite mindern kann. 1994 wurde der Versuch mit Delta-8-THC erfolgreich wiederholt. Befunde über die Wirksamkeit von lokal applizierten Cannabinoiden bei Glaukom widersprechen sich. Über viele Aspekte, etwa Wechselwirkungseffekte mit anderen Medikamenten, wissen wir erst wenig. Für verschiedene potentielle Indikationen liegen nur anekdotische Berichte oder Einzelfalldarstellungen vor. Nicht nur Cannabinoidrezeptoren und Anandamide, auch therapeutische Anwendungsmöglichkeiten bieten ein breites Feld an lohnender Forschungsarbeit, die durch eine Legalisierung medizinischen Gebrauchs erleichtert werden könnte, da aufwendige Genehmigungsverfahren entfielen.



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