Maddys 1. Medicopter-Story

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    Re: Maddys 1. Medicopter-Story

    Maddy1985 - 13.11.2006, 23:12

    Maddys 1. Medicopter-Story
    1. Im Team unschlagbar

    Kurze Vorab-Info: Die Person Michaela stammt aus früheren Medicopter-Geschichten, die ich geschrieben habe als ich ca. 14 oder 15 war (nun bin ich 20), heute finde ich diese allerdings so schlecht, dass ich sie nicht veröffentlichen möchte.
    Ich werde aber versuchen es so zu schreiben, dass kein Unverständnis auftritt.
    Des weitern hab ich mich fast gar nicht an den Verlauf der Serie gehalten, was hoffentlich nicht allzu schlimm ist?!
    So und nun wünsche ich euch einfach ganz viel Spaß beim lesen!


    A-Crew Thomas Wächter, Michael Lüdwitz, Peter Berger

    B-Crew Biggi Schwerin, Gabi Staller, Ralf Staller

    C-Crew Jens Köster, Mark Harlann, Katja Heinemann

    D-Crew Gina Aigner, Karin Thaler, Enrico Cortini

    E-Crew Michaela Dellner, Darius Rosner, Florian Lenz

    F-Crew Simon König, Tanja v. Schönfeld, Xenia Edel
    Hamburg – es ist früher Montagmorgen und draußen jagen die Regenwolken über den Himmel.
    Nervös läuft eine junge Frau in der Wartehalle des Flughafens hin und her. Schon eine Stunde Verspätung hat ihr Flug. Eigentlich sollte sie nun schon so gut wie an ihrem Ziel sein.
    Fluchend zieht sie ihr Handy aus der Tasche und tippt eine Nummer ein.
    "Lisa? Ich bin es… ich hab keine Ahnung, wann ich bei euch bin… mein Flug hat Verspätung… die Maschine hätte vor einer Stunde abfliegen sollen, aber sie ist noch nicht mal bereit gestellt…. Ich weis, aber was soll ich machen?… Du bist mir lustig meine Süße… ich kann nicht einfach einen Heli klauen… Okay… ich meld mich dann wieder…"
    Sie steckt das Handy in ihre Handtasche zurück und geht wieder zu den Wartebänken. Lächelnd betrachtet sie ihre kleine Tochter Lena, die mit ihrem Plüschhund im Arm begeistert der älteren Dame zuhört die ihr eine Geschichte nach der anderen erzählt. Wie nett sie gewesen war. Hatte sofort angeboten, dass sie sich um das Kind kümmert, als die Durchsage für die Flugverspätung gekommen war.
    Nun lässt die Mutter sich wieder neben Lena nieder und lächelt der alten Dame dankbar zu.
    "Waren ihre Telefonate erfolgreich?", fragt diese.
    Sie schüttelt den Kopf: "Ich hab nur angerufen und gesagt, dass wir später kommen… verfluchter Mist… mein ganzer Plan geht nun nicht auf… ich versteh auch gar nicht wo die Maschine bleibt…!"
    "Ach Kindchen… nun entspannen Sie sich doch… die Leute hier tun ihr möglichstes damit wir bald weg kommen…!"
    Da knackte auf einmal der Lautsprecher: "Achtung eine Durchsage für die Passagiere der Maschine LH 540 nach München. Die Maschine ist gerade gelandet und wir nun für den Weiterflug vorbereitet!"
    Erleichtert seufzt sie und lehnt sich etwas entspannter in ihren Sitz.
    "Dar man fragen warum sie es so eilig haben?", fragt die alte Frau nach.
    "Lenas Vater hat heute Geburtstag, er hat die Kleine seit über vier Jahren nicht mehr gesehen und wir wollten als Überraschung fungieren… aber bis wir in München sind muss er wahrscheinlich schon wieder arbeiten… entschuldigen Sie mich bitte noch mal, ich muss noch mal kurz telefonieren!", damit steht sie auf und läuft wieder ein paar Schritte davon. Gerade als sie abermals die Nummer von Lisa wählen will kommt eine neue Durchsage: "Der Flug LH 540 steht umgehend für seine Passagiere bereit, bitte begeben sie sich zum Terminal!"
    Die junge Frau lächelt und steckt das Handy zurück.

    Eine halbe Stunde später sitzen sie wirklich alle im Flugzeug.
    Die alte Dame sitzt neben ihr und ihrer Tochter.
    Die Kleine hat den kleinen Klapptisch ausgeklappt und malt, während die Mutter leicht nervös im Sessel sitzt.
    "Haben Sie Flugangst?", wird sie von der alten Frau gefragt.
    "Nein…!", mehr sagt sie nicht… sie ist nervös und von der ganzen Situation nun doch etwas überfordert
    Die Anzeige blinkt "Fasten seatbelt please" und die Passagiere folgen ihr. Dann hebt die schwere Maschine ab und in ihrem Bauch macht sich dieses wunderbare Kribbeln breit und in ihren Ohren saust es. Sie lächelt – endlich wieder fliegen!
    Nun liegt die Maschine ruhig in der Luft und die Gurte werden wieder gelöst.
    Nach einer Weile wirft sie einen Blick zur Seite. Ihre Tochter malt noch immer und die alte Dame scheint zu schlafen. Sie öffnet ihre Handtasche und zieht vorsichtig ein Dokument heraus. Strahlend betrachtet sie es und liest es zum x-ten Mal stumm "Frau Michaela Dellner, geb. 12. September 1971 hat mit Erfolg die Flugprüfung abgelegt!" Daneben ein paar ungeheuer wichtige Stempel und eine unleserliche Unterschrift.

    Eine gute Stunde später landet die Maschine in München-Passing.
    Als Michaela das Flughafengebäude verlässt schlägt ihr eine fast unangenehme Hitze entgegen und sie sieht die Luft flimmern.
    Da sie außer ihrem Handgepäck nichts weiter dabei hat kann sie sofort nach der Landung in Richtung U-Bahn gehen.
    Es vergehen nochmals fast zwei Stunden bis Michaela endlich ihr Ziel erreicht hat.

    Und dann steht sie vor der Villa.
    Im Schatten einer großen Linde bleibt sie stehen und ruft noch mal Lisa an. Ein paar Minuten später kommt aus der Haustür der Villa ein Mädchen, nein eine junge Frau gerannt und bleibt lachend vor Michaela stehen.
    "Michi!", schreit sie und umarmt sie.
    "Lisa… mein Gott ist das schön Dich zu sehen!", Michaela drückt Lisa an sich.
    Dann schaut Lisa auf das kleine Mädchen, das neugierig zurück schaut: "Und das ist Lena…. Ist die groß geworden, als ich sie das letzte Mal sah, da konnte sie noch nicht mal gehen!"
    "Ich weis…. Gehst Du mit ihr schon mal vor? Ich brauch noch eine Minute!"
    Lisa nickt und nimmt Lena mit sich: "Komm wir gehen zum Papa!"
    Als Lisa mit ihrer Tochter verschwunden ist lehnt Michaela sich schwer atmend gegen die Linde. Was macht sie hier eigentlich gerade…?

    Zur selben Zeit in der Villa.
    Lisas Vater, Thomas Wächter, sitzt mit dem Rücken zur Tür und liest eine der Geburtstagkarten.
    "Papa, hier ist noch Besuch für Dich", Lisa grinst ihren Vater an.
    Thomas schaut neben sich und sieht die kleine Lena fassungslos an: "Ist das möglich? Lena? Bist Du es wirklich?!"
    "Ja, sie ist es…!", nun hat auch Michaela den Raum betreten.
    Ein Raunen geht durch die Anwesenden – Thomas' Kollegen Peter Berger und der Notarzt Michael Lüdwitz, Laura, Lisas jüngere Schwester, Dirk, der Sohn des Notarztes Lüdwitz.
    Biggi Schwerin, die Pilotin hat sich als Erste wieder gefasst und geht auf Michaela zu: "Mensch Michi, dass Du wieder da bist…!"
    "He Biggi… ja… ich kann es auch noch gar nicht fassen… aber das Lenchen wollte ihrem Papa unbedingt zum Geburtstag gratulieren!"
    Thomas hat sich wieder etwas gefasst und steht auf, er hat Tränen in den Augen: "Das könnt ihr mit mir altem Mann doch nicht machen… komm mal her!", und schon hat er Michaela umarmt.
    "He Thomas… schön wieder hier zu sein…!"
    "Ich störe ja nur ungern eure Wiedersehensfreude, aber wir müssen los, Thomas, in einer halben Stunde beginnt unsere Schicht!", reißt Dr. Michael Lüdwitz ihn aus den Gedanken.
    "Was, ehm…!", Thomas ist von der ganzen Situation noch immer überfordert.
    "Ich glaub Dein Baby wartet auf Dich!", witzelt Michaela und löst sich von Thomas.
    Als die Männer schon das Haus verlassen haben geht Michaela ihnen nach: "Kann ich mit? Ich würde die Basis und das Baby so gern mal wieder sehen!"
    "Dann komm mit!", entgegnet Peter Berger und streckt ihr die Hand hin.

    Später auf der Basis des Medicopter 117.
    Michaela steht im Hof vor dem Basisgebäude, breitet die Arme aus und dreht sich wie ein Kreisel ein paar Mal um sich selber. Lachend bleibt sie dann stehen und folgt Michael, Peter und Thomas ins Basis-Gebäude.
    "Na, wenn bringt ihr denn da mit?", etwas überrascht sieht Michaela, dass auf dem Sofa ein Mann in Fliegeruniform sitzt.
    "He Jens… das ist Michaela, die Mutter von meiner kleinen Lena… Michi, das ist Jens Köster, einer unsere Piloten!"
    "Hä… ich versteh gerade gar nichts mehr… habt ihr hier jetzt mehr Teams oder wie?"
    "Längere Geschichte… wir ziehen uns erst mal um… kannst ja schon mal zu Max in den Hangar und das Baby begrüßen!", zwinkert Thomas ihr zu.
    Michaela schenkt ihm ein strahlendes Lächeln und ist dann auch schon nach nebenan verschwunden.
    Sie hält die Luft an und zieht dann tief den Geruch ein. Ein Gemisch aus Kerosin und Öl. Wie sehr ihr das alles gefehlt hat.
    Dann sieht sie den Heli. Diese wunderschöne gelb-rote Maschine, eine BK117, für sie der schönste Heli auf der ganzen Welt.
    "He Baby!", flüstert sie und fährt mit den Fingerspitzen über den glänzenden Lack.
    "Was machen Sie denn hier? Fremden ist der Zutritt…. Michi…. Nee, das glaub ich ja nicht!", lachend hebt Max, der Medicopter-Mechaniker Michaela hoch und wirbelt sie durch die Luft.
    "Doch, doch… ihr habt mich nun wieder am Hals!", lacht diese und lässt sich von Max wieder absetzen.
    Dieser will sie gerade etwas fragen, als der Alarm losgeht.
    Fast automatisch drückt Michaela auf den Knopf der das Hangar-Tor nach oben befördert und hilft dann Max dabei die Plattform auf dem die BK 117 steht auf den Hof zu schieben.
    Da stürmen auch schon Thomas Wächter, Michael Lüdwitz und Peter Berger an ihr vorbei und die BK117 schießt in den Himmel.
    "Immer noch die alten Blitzstarts", lacht Michaela "…aber das ist eine andere Maschine wie vor vier Jahren… die Schnauze ist irgendwie schmaler…!"
    "Gut beobachtet, das ist eine neue Maschine, eine BK117i sozusagen! Sie kennen sich wirklich gut aus!", Jens Köster steht neben ihr und lächelt sie an.
    "Hier sagen doch alle Du zu einander, also ich bin Michaela!", lachend hält sie Jens die Hand hin.
    "Also gut Michaela. Hast Du Lust einen Kaffee zu trinken?
    Michi nickt: "Gerne! Max? Kommst Du auch mit?!"
    Der Mechaniker schüttelt den Kopf: "Nee… ich muss den Hangar noch etwas sauber machen und Gina und ihr Team dürften auch jeden Moment vom Einsatz wiederkommen und sie hat gemeint, dass etwas mit der Belüftung des Helis nicht stimmen würde!"
    Nun ist Michaela vollends verwundert. Hier muss ja viel passiert sein in den vier Jahren… wer mag nur diese Gina sein?!
    "Wie möchtest Du Deinen Kaffee?", fragt Jens nach.
    "Schwarz, sehr stark und sehr süß!", meint Michaela abwesend.
    Etwas später stellt Jens ihr eine große Tasse vor die Nase: "So bitteschön… und was nun als Erstes? Willst Du mir ein bisschen erzählen oder mich ausfragen?"
    Michaela lacht; sie mag eine solch direkte Art, da sie selbst auch so ist!
    "Dann würde ich gerne ein bisschen erzählen… also, ich bin 2000 hier her gekommen… um ein Praktikum zu machen, für ein halbes Jahr. Ich bin in der Zeit bei Biggi im Team mitgeflogen. Thomas hatte ich schon etwas früher kennen gelernt, ich bin ihm bei meinem Vorstellungsgespräch hier vor die Füße gefallen und hab ihm dabei mit seinem Kaffee die Hose versaut. Na ja als Entschädigung hab ich ihn zum Italiener eingeladen. Als ich dann hier auf der Basis angefangen habe kamen wir uns schnell näher und ich wurde ungefähr nach einem Vierteljahr schon schwanger, klar etwas früh, aber wir dachten ja, dass es ewig hält, na ja als Lena dann da war, war alles nicht so leicht… ich bin nicht damit klar gekommen den ganzen Tag nur daheim zu sein… es gab einen großen und ganz schlimmen Streit mit Thomas und ich hab ihm dann wohl das Schlimmste angetan… Lena geschnappt und ab zurück nach Hamburg. Da war sie gerade mal ein knappes Jahr. Tja und nun bin ich wieder da!", sie lacht und trinkt einen großen Schluck Kaffee.
    "Dann hast Du natürlich die ganzen Veränderungen hier nicht mehr mitbekommen… also… inzwischen sind wir hier vier Teams und es sollen noch 2 weitere folgen… es wird dann keine mehreren Medicopter- Basen geben, sondern nur noch eine zentrale, diese hier. Die Basis St. Johann wurde schon vor drei Jahren geschlossen, so kam mein Team, bestehend aus Dr. Mark Harland, der Sanitäterin Katja Heinemann und mir…!"
    Michaela unterbricht ihn: "Katja Heinemann? Sie hat damals mit mir das Praktikum hier gemacht… Zufälle gibt es...!"
    "Aber wirklich!", pflichtet Jens bei "… das andere Team lernst Du dann wohl gleich kennen… die Pilotin Gina Aigner, übrigens die Freundin von Mark und der Sanitäter Enrico Cortini, seine Schwester Stella ist mit Peter verheiratet und sie haben einen kleinen Sohn, er heißt Oliver und ist im Mai 2 Jahre geworden! Und dann die Ärztin Karin Thaler, sie ist die Freundin von Michael. Ach und Gabi und Ralf sind verheiratet und haben einen 3jährigen Sohn mit Namen Jonas"
    "Uff.. ich hab wirklich viel verpasst…. Also fliegt ihr hier nun zu viert? Darum also auch die zweite Maschine… und was ist mit dem fünften und sechsten Team?", fragt Michaela und schaut Jens aufmerksam an. Der Mann ist ihr schon so smyphatisch als würde sie ihn ewig kennen.
    "Die andere Basis die dicht gemacht wird liegt irgendwo vor München, ein Team davon wird zu uns kommen, also komplett, beim anderen suchen wir nur Arzt und Pilot, der Sanitäter-Job wird von Florian Lenz übernommen werden, er hat schon mal die Vertretung für Ralf übernommen und Ebelsieder hat ihm dann zugesichert, dass er einen Job bei uns bekommt, wenn es dann mal soweit ist…. Einen Arzt haben wir wohl auch schon so ungefähr, aber einen Piloten…. Na ja du weist ja wie es ist… einen zu finden der hier reinpasst, das ist…!"
    "… nicht so leicht!", vollendet Michaela den Satz.
    Auf einmal wird es laut draußen, Motoren dröhnen, das Geräusch von sich immer langsamer drehenden Rotoren liegt in der Luft.
    Michaela springt auf und stürmt nach draußen, Jens folgt ihr, bleibt aber im Türrahmen stehen. Amüsiert beobachtet der wie die blonde Frau die Augen schließt, den Kopf nach oben reckt und vom Rotorenwind fast umgeworfen wird. Der Wind zerrt an ihren Haaren und dem langen bunten Kleid. Aber ihr scheint das gar nichts auszumachen, im Gegenteil, als sie sich zu ihm umdreht strahlt sie über das ganze Gesicht.
    Inzwischen steht die BK 117 still und das Team verlässt die Maschine.
    Michaela kehrt zu Jens zurück und betrachtet die drei Leute aufmerksam. Eine kleine, zierliche Frau mit dunklen Augen, das muss wohl die Pilotin sein, neben ihr läuft ein junger Mann, mit kurzem schwarzem Haar, der Sanitäter, wenn sie Jens' Aufzählungen noch richtig im Kopf hatte. Und die schlanke Frau mit dem rötlich-blonden Haar, das musste dann wohl die Ärztin sein.
    "He Gina, was ist denn los?", fragt Jens seine Fliegerkollegin und jetzt bemerkt auch Michaela, dass die Pilotin ziemlich stark humpelt.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht lässt Gina sich auf das Sofa fallen: "Ich bin vorher saudumm umgeknickt… ich dachte es ginge, aber der Knöchel tut doch mehr weh als ich dachte… ich hab es kaum geschafft hier her zu fliegen! Und Schmerzmittel vertrag ich ja keine"
    "Mist und nun?", fragt Jens
    "Ich schau mir den Fuß an und dann rufen wir Mark an, dass er Dich abholt Gina!", meint Karin und ihre Stimme lässt keine Widerworte zu.
    "Und wer fliegt dann?", fragt Enrico nach.
    Michaela hört nicht die Antwort auf diese Frage, da sie wieder draußen auf dem Hof steht. Lachend steckt sie den Kopf in die Höhe, hat sie sich also doch nicht getäuscht, langsam schwebt die Maschine auf de Basis zu.
    Michaela geht den Männern entgegen und stellt fest, dass sie nicht deprimiert oder dergleichen wirken.
    "Na ihr... alles glatt gegangen?", fragt Michaela nach.
    "Ja, war nicht großes... eine Verlegung eines Patienten!", erklärt Michael und legt ihr den Arm um die Schulter.
    "Warum dann der Blitzstart?", fragt Michaela nach und schaut Thomas prüfend an.
    Peter neckt: "Na er wollte halt vor Dir angeben!"
    Michaela grinst breit und betritt mit den Männern das Basisgebäude.
    Karin hat Gina inzwischen den Fuß bandagiert und telefoniert nun.
    "Mach Dir keine Sorgen Mark... ist nichts schlimmes, in einer Woche ist sie wieder fit... ja gut!", sie hängt auf und meint zu Gina: "Er holt Dich gleich ab!"
    "Was ist passiert?", fragt Michael ohne den Arm von Michis Schulter zu nehmen.
    Karin beobachtet das misstrauisch: "Nur ein verstauchter Knöchel... wen hast Du da denn mitgebracht?!"
    Dr. Lüdwitz grinst: "Das ist Michaela Dellner... sie stand heute Morgen einfach auf der Matte... nun schau nicht so...!"
    Michaela löst sich aus der Umarmung und lehnt sich in den Türrahmen.
    Eine Weile ist alles ganz still, da meint Michaela auf einmal: "Wer fliegt nun eigentlich für Gina?"
    Alle zucken mit den Schultern; Jens auf den fragende Blicke gerichtet sind verneint: "Sorry, aber ich kann nicht... Anna hat heute ihre letzte schriftliche Abi-Prüfung und ich hab ihr versprochen, dass ich sie an der Schule abhole...!"
    Michaela wird immer nervöser und hält es schließlich nicht mehr aus: "Ich fliege!"
    Thomas lacht: "Du? Michi sorry, aber...!", ein böser Blick von der blonden Frau bringt ihn zum schweigen.
    Michaela geht stumm zu ihrer Handtasche, die in einer Ecke steht und zieht die Bescheinigung heraus, die sie dann triumphierend Thomas unter die Nase hält: "Wolltest Du noch was sagen?"
    "Du hast den Flugschein gemacht?", lachend betrachtet er Michaela.
    "Jupp... gebt mir einen Overall und los geht es!"
    "Hinten in Deinem alten Spind hängt noch einer!", erklärt Peter und fügt hinzu als er das verwunderte Gesicht bemerkt: "Wir haben immer gehofft, dass Du wiederkommst!"
    "Na dann, gebt mir zehn Minuten!", Michaela wirbelt um die eigene Achse und verschwindet dann in die Umkleidekabine.
    Da übermannen sie auf einmal ihre Gefühle, zitternd lässt sie sich auf die Bank sinken und stützt den Kopf in die Hände, langsam bahnt sich eine Träne den Weg über ihre Wange und platscht auf den Fußboden.
    "Sentimentales Huhn!", schimpft sie sich selbst "Das war doch das was Du wolltest...!"
    Sie strafft die Schultern, steht auf und zieht sich um.
    Wenig später steht sie wieder im Aufenthaltsraum und wird von allen erwartungsvoll angesehen. Inzwischen ist noch ein weiterer Mann zu der Gruppe dazu gestoßen, der sich nun leicht besorgt zu Gina beugt.
    Thomas geht auf sie zu: "Du siehst spitze aus... rot steht Dir einfach!"
    Michaela lacht: "Ich fühl mich so wohl wie seit Jahren nicht mehr...!"
    Wieder treffen sie 6 aufmerksame Augenpaare.
    "Gut, dann bekommt ihr jetzt die Kurzfassung... also ich bin damals nach Hamburg, zu meiner Omi, es ging ihr nicht gut... inzwischen erfreut sie sich wieder bester Gesundheit und lebt mit ihrem Freund in Spanien. Na ja... ich war so schnell hier weg, ohne was zu sagen, da konnte ich nicht zurück... und dann sah ich die Anzeige der Flugschule und irgendwie... ich hab mich halt angemeldet und nun bin ich wieder hier... fertig ausgebildet und arbeitslos, wie es...!"
    Das Heulen der Sirene unterbricht sie: "Rettungsleitstelle für Medicopter 117, Unfall auf der Landstraße Richtung München, die genauen Koordinaten erfahren sie während des Fluges!"
    "Verstanden Rettungsleitstelle, Medicopter 117 übernimmt...!", hektisch spricht Michaela ins Funkgerät und stürmt dann mit Karin und Enrico zum Helikopter.
    Die Anderen folgen aufmerksam, sie wollen natürlich sehen wie gut Michaela wirklich fliegt. Und was sie zu sehen bekommen enttäuscht sie nicht. Schnell aber sicher bringt Michaela die Maschine in die Luft und dann schießt sie davon.

    Schon nach einer knappen Stunde sind die Drei wieder da.
    Anerkennend schlägt Karin Michaela beim hineingehen auf die Schulter: "Klasse geflogen!"
    Michaela lächelt und folgt ihr. Beide sind sie total verschwitzt.
    Als sie frisch geduscht wieder in den Aufenthaltsraum kommen bleibt Michaela wie angewurzelt stehen. Vor ihr steht Frank Ebelsieder und er schaut nicht gerade freundlich aus. Da donnert auch schon seine Stimme durch den Raum: "Kann mir mal einer erklären was das hier soll... da kommt man einmal etwas später und schon machen die Herrschaften hier was sie wollen... und die Frau Dellner, taucht nach Ewigkeiten wieder auf und steigt einfach wieder ins Team ein... so einfach geht das nicht...!"
    Energisch schaut Michaela den Basisleiter an und schnauzt ihn dann an: "Was hätte man den Ihrer Meinung nach tun sollen? Frau Aigner konnte nun mal nicht mehr fliegen... hätten wir uns also abmelden sollen oder wie verstehe ich Sie da gerade, ich war da, bin geflogen, alles ist gut gegangen, also halten Sie mal die Luft an!"
    Dann dreht sie auf dem Absatz um und geht in die Küche. Ebelsieder ist total baff, kann nur etwas Unverständliches vor sich hin murmeln und ist dann in seinem Büro verschwunden.

    Thomas folgt Michaela. Kopfschüttelnd lehnt er sich mit dem Rücken gegen den Herd und beobachtet Michi, die sich gerade eine Tasse Kaffee einschenkt.
    "Du bist unmöglich…. Noch nicht mal vier Stunden da und schon legst Du Dich wieder mit Ebelsieder an!", Thomas fixiert sie.
    Michaela trinkt in einem Zug die Tasse leer und meint dann: "Was hätte ich tun sollen? Ich bin im Recht… aber gut, ich entschuldige mich…. Muss ihn eh was fragen…!"
    Ohne eine Antwort von Thomas abzuwarten begibt sich Michaela zu Ebelsieder in Büro. Von dort ist wenig später lautes Stimmengewirr zu hören.
    "Wer zerfetzt jetzt wen?", gluckst Gina.

    Nach zehn Minuten steht Michaela wieder im Aufenthaltsraum und schaut sehr zufrieden aus.
    "Was ist nun los?", fragt Thomas.
    "Ich würde sagen ich bin euere neue Kollegin… ab 1. Juli bin ich die Pilotin von einem der neuen Teams… nun brauch ich nur noch eine Wohnung…!", Michaela fährt sich durch die Haare.
    "Erst mal kannst Du bei uns bleiben… und dann sehen wir weiter…!", meint Thomas
    Michaela schüttelt mit dem Kopf: "Sorry Tom, aber nee, ich war so lange alleine, jetzt wieder mit so vielen Leuten, das pack ich nicht… aber Lena will ich bei euch lassen… ich penn so lange in einer Pension oder hier, wenn Gina wieder da ist, dann flieg ich nach Hamburg, lös meine Wohnung auf, organisiere einen Möbelwagen und fahr dann mit Hopeful im Anhänger wieder hier her!"
    "Wer ist Hopeful?", fragt Gina, die immer noch auf dem Sofa sitzt.
    Michaela lächelt sie an: "Mein Pferd… aber sag mal, was machst Du denn noch hier? Solltest Du nicht daheim sein und das Bett hüten?!"
    Mark seufzt: "Sie wollte unbedingt noch mit Dir reden… wegen Hamburg, weil sie da auch ihre Ausbildung gemacht hat!"
    "Das ist ja ein Zufall!", Michaela lächelt "Aber hier so zwischen Tür und Angel, wo jeden Moment ein Einsatz rein kommen kann… das müssen wir mal in Ruhe machen!"
    "Dann macht es am Freitag, da haben wir ein kleines Grillfest hier auf der Basis, dann lernst Du auch die Anderen richtig kennen und unsere Familien!", meint Peter.
    Michaela nickt: "Klingt gut…!"
    "Dann können wir ja jetzt gehen!", meint Mark und nimmt Gina auf den Arm.
    "Keine Widerrede!", flüstert er ihr zu und trägt sie nach draußen, wenig später ist ein Motor zu hören.
    "Süß die Zwei…!", meint Michaela
    Zustimmend nickt Thomas: "Ja… aber hat lange gedauert bis es soweit war!"

    Am Ende der Woche – Freitagabend.
    Nachdem Michaela sich an den Stress des Rettungsfluges gewöhnt hat ist sie wieder voll in ihrem Element. Mit Karin und Enrico kommt sie erstaunlich gut klar und auch mit Jens und seinem Team herrscht ein gutes Klima. Auch mit der A-Crew ist im Großen und Ganzen alles okay, aber doch merkt Michaela, dass der Umgang mit Thomas noch gehemmt ist. Na ja aber was hatte sie erwartet? Sie hatte ihm vier Jahre aus dem Leben seiner Tochter geraubt. Der Umgang mit Gabriele und Ralf allerdings ist mehr als kühl, aber mit Biggi kommt sie dafür umso besser klar.
    Gerade hat das Team um Michaela ihren letzten Einsatz geflogen. Für den Rest des Tages sind sie bei der Rettungsleitstelle abgemeldet.
    Nun steht Michaela schon fast eine Viertelstunde unter Dusche und lässt das Wasser auf ihren Rücken prasseln. Erst jetzt merkt sie wie gerädert sie ist, der Dienst hat ihr doch mehr zugesetzt als sie es wahr haben wollte, aber daran muss sie sich nun gewöhnen, ab dem 1. Juli wird sie schließlich fest im Medicopter-Team fliegen.
    Ihre Teamkollegen hatte sie gestern bereits kennen gelernt, als diese für ein letztes Gespräch auf der Basis gewesen sind.
    Der Sanitäter Florian Lenz ist ein klasse Typ wie Michaela gleich festgestellt hat. Er passte super zu den Anderen. Genauso hitzig und risikobereit wie sie es alle waren, ein perfekter Kollege eben. Mit dem Arzt – Darius Rosner hieß er – hatte Michaela dagegen so ihre Probleme. Er kam nicht wie all die Andern vom Rettungsflug sondern hatte bis jetzt nur auf Station gearbeitet, außerdem machte er einen leicht arroganten Eindruck und wirkte unnahbar.
    Das letzte Team, welches von der Münchner Basis kam kannte noch keiner, nicht mal Ebelsieder wusste wer die Leute waren, oder er wollte es zumindest nicht preisgeben.

    Michaela stellt das Wasser ab und betritt, in ein Handtuch gehüllt, die Umkleidekabine.
    "Na, wieder fit?", freundlich lächelt Karin ihr entgegen
    Michaela nickt und beginnt damit sich anzuziehen: "Ja… hat mich doch mehr geschlaucht als ich dachte… aber es tut auch gut… ich hab die Hektik schon vermisst und das alles hier…. Es gibt keinen schöneren Ort…!"
    Sie lacht und schlüpft in ihr Kleid.
    "Whow, Du siehst klasse aus!", Katrin wirft Michaela einen anerkennenden Blick zu.
    Michaela dreht sich übermütig um sich selber: "Du aber auch…. Ich brauch das einfach, wenn ich den ganzen Tag im Overall herumrenne, dann muss ich mich in der freien Zeit einfach etwas aufbrezeln!"

    Gemeinsam treten die beiden Frauen nach draußen auf den Hof.
    Dort sind schon alle versammelt, Thomas und seine Töchter Lisa und Laura, letztere mit der kleinen Lena an der Hand; Gabriele mit ihrem Mann Ralf und dem Sohn Jonas; Peter mit seiner Frau Stella und dem Sohn Oliver; Gina und Mark, Michael mit seinem Sohn Dirk, aus dem inzwischen ein erwachsener Mann geworden ist, neben ihm seine Freundin Conny, schließlich noch Max und Jens steht am Grill. Anna, seine 18jährige Tochter liegt mit einem Buch in der Hand auf der Wiese und ist völlig in die Leserei versunken.
    "Na, seid ihr auch mal da?", foppt Michael und gibt seiner Karin einen sanften Kuss.
    Dann wendet er sich an Michaela: "Du siehst müde aus… aber genau so glücklich…!"
    "Bin ich auch beides…. Man ist das Wetter herrlich…!", Michaela schließt die Augen und atmet tief durch.
    Karin stimmt ihr zu: "Herrlich… wird bestimmt eine richtig schöne lange, laue Sommernacht…!"

    Wenig später sitzen alle zusammen, essen, trinken und reden.
    Michaela sitzt zwischen Jens und Gina und unterhält sich schon seit einer ganzen Weile mit der quirligen Italienerin über die Hamburger Flugschule. Im Laufe des Gespräches haben sie festgestellt, dass sie fast komplett die gleichen Lehrer hatten und da ist natürlich mäßig Gesprächsstoff da und über eine Stadt wie Hamburg lässt sich auch toll reden.

    Nachdem alle gemeinsam das Geschirr in die kleine Spülmaschine der Basis gestopft haben sitzen sie nun um das Lagerfeuer. Das Holz brasselt leise und aus dem CD-Player der auf der Fensterbank vor Ebelsieders Büro steht dringt leise Musik
    Ein paar der Leute tanzen, so auch Michaela die in Jens einen guten Tanzpartner gefunden hat. Als sie jedoch an Biggi vorbeischwebt die alleine auf der Bank hockt löst Michaela sich von dem Piloten und geht auf ihre Freundin zu.
    "He Süße, was ist denn los? Du warst den ganzen Abend schon so schweigsam…. Und traurig siehst Du aus…!", Michaela lässt sich neben Biggi nieder und sieht sie prüfend an.
    Biggi weicht dem Blick aus und murmelt: "Schon okay… ich bin einfach nur geschafft irgendwie, vertrag die Hitze nicht so gut…!"
    Michaela zieht die Augenbrauen hoch: "Komm lass uns ein paar Schritte gehen!"
    Ehe Biggi reagieren kann steht sie neben Michaela, diese hängt sich bei ihr ein und zieht sie mit sich.
    Stumm laufen die beiden Frauen nebeneinander her. Als sie die Salzach erreichen bleibt Biggi auf einmal stehen.
    Seufzend lässt sie sich auf die Wiese sinken, zieht die Schuhe aus und taucht mit den Füssen in das Wasser des Baches: "Brr ist das kalt!", ruft sie, lässt die Füße aber unverändert.
    "Also, was ist los?"
    "Es ist wegen Thomas…!", Biggi schluckt und schiebt mit den Füßen das Wasser hin und her.
    "Das dachte ich mir schon… als er vorher gegangen ist, da sahst Du so traurig aus und auch sonst… ihr kamt doch immer so toll klar und nun? Euer Umgang wirkt so befangen… was ist passiert?"
    Biggi senkt den Blick, zieht die Beine aus dem Wasser und schlingt die Arme um die Knie: "Wir hatten vor ein paar Wochen was miteinander… es war so schön Michi, aber er… er hat alles herunter gespielt, es sei ein Ausrutscher, wir seien Kollegen nicht mehr… aber ich spür das doch… da ist mehr, ganz tief in ihm drin… er wäre doch sonst nie so komisch gewesen in der Zeit als ich mit Enrico zusammen war… aber er lässt mich seitdem gar nicht mehr an sich heran, weicht jeder Situation aus…. Ich halte das nicht mehr aus… ich liebe ihn doch so sehr… schon…. Ewig, ich weiß gar nicht wie lange… aber klar geworden ist es mir als… damals als er diesen Unfall hatte…!"
    Michaela schaut unverständlich, also fährt Biggi fort: "Klar, da kannst Du ja nicht wissen…. Es war vor vier Jahren, kurz nachdem Du weg warst… die Jungs hatten einen Einsatz, Routine eigentlich, Opfer mit der Winde bergen…. Irgendwie kam eine Windböe und hat die Maschine ins Taumeln gebracht, Peter und dem Unfallopfer ist nichts passiert, aber Thomas hat sich schlimm geprellt und es nur unter Schmerzen geschafft ins Krankenhaus zu fliegen, kaum, dass sie gelandet waren ist er zusammen geklappt… er hatte sich mehrer Rippen geprellt, eine sogar gebrochen und die hatte sich in die Lunge gebohrt… er lag fast drei Wochen im künstlichen Koma und ich bin fast gestorben vor Angst um ihn… eigentlich wollte ich ihm danach alles sagen, aber es ging ihm nicht gut… er hat immer noch an euere Trennung rum gemacht, da konnte ich es ihm nicht sagen… dann kam bald Enrico auf die Basis und na ja ich hab mich irgendwie in ihn verguckt… aber wir haben bald erkannt, dass wir freundschaftliche Symphatie mit Liebe verwechselt haben… nun sind wir einfach nur gute Freunde….!"
    "Und wie ist dann das mit Thomas passiert?", fragt Michaela nach und lässt sich nun doch neben Biggi ins Gras sinken.
    "Na ja nach der Trennung von Enrico wollte ich erst mal keinen Mann und dann hmm… dieses Jahr im März war so eine Ausstellung in München im Deutschen Museum, lauter Helis, da hat er mich eingeladen, dann waren wir schön essen, Spaziergang im eisigen Mondschein, bei 50 cm Schnee!", sie lacht "…Ich hatte hohe Schuhe an, weil, es am Abend gut aussah, in der Nacht hat es dann wie irre geschneit und nicht mehr aufgehört… schließlich hat er mich zum Auto getragen und da vor meinem Haus so viel Schnee lag auch in die Wohnung und dann ist es eben passiert…. Der Morgen danach…. Es lief mies… wir wurden vom Klingeln seines Handys geweckt… als ich später mit ihm reden wollte ist er mir ausgewichen… ein paar Mal hab ich es noch probiert und weil er nie reden wollte hab ich ihn schließlich direkt gefragt und er meinte dann, dass er sich nicht verlieben kann und, dass ich mir das alles nur einbilden würde, dann ist er aufgestanden und gegangen…! Seitdem reden wir kaum noch was miteinander und gehen uns aus dem Weg… aber ich schaff das nicht mehr… ich hab ihn so lieb…!"
    Sanft nimmt Michaela Biggi in den Arm: "Ach meine Süße…. He….!", sie weiß nicht was sie sagen soll, da es keine richtige Antwort darauf gibt… sie weiß noch wie es war als sie und Thomas zusammenkamen, es war nicht weniger kompliziert gewesen, auch wenn es schneller gegangen war…. Und na ja zwischen ihnen hatte es zuvor keine langjährige Freundschaft gegeben… aber ganz einfach war es trotzdem nicht gewesen… und trotzdem, oder gerade deswegen (?) wollte sie Biggi helfen…

    Am Samstagmorgen.
    Mit der Hilfe von Jens Köster hat Michaela eine kleine Wohnung bekommen. Sie befindet sich im selben Mehrfamilienhaus in dem auch Jens mit seiner Tochter lebt.
    Obwohl sie von der gestrigen Feier noch recht müde ist steht sie schon um 8:00 Uhr mit Pinsel und Farbeimer bewaffnet in der Wohnung und macht sich daran die Wände zu streichen.
    Gerade als sie beginnen will die Wand in Lenas Zimmer in einem fröhlichen sonnengelb zu streichen klingelt es an der Wohnungstüre Sturm. Verwundert tritt Michaela in den Flur und öffnet und schon huscht ihr ein Lächeln übers Gesicht. Draußen stehen Mark und Gina, sowie die Wächter-Mädels Lisa und Laura, genauso wie Jens. Alle haben etwas in der Hand, teilweise Malerfarbe, aber auch andere Dinge die man für eine Renovierung benötigt.
    "He… was macht ihr denn hier?", fragt sie total überwältigt.
    Jens schaut sie freundlich an: "Na hast Du gedacht, dass wir Dich alleine schuften lassen…? Der Rest ist auf der Basis, sonst wären sie auch hier und Karin und Rico haben von Ebelsieder ein Seminar aufgedrückt bekommen… Also, wo kann man helfen?"
    Michaela schüttelt nur den Kopf, sie ist nicht fähig etwas zu sagen, also übernimmt Jens das Kommando.
    Unter seinem Regiment ist innerhalb von ein paar Stunden die komplette Wohnung gestrichen, Laminat verlegt und die Wohnung ist kaum wieder zu erkennen.
    Nachdem Michaela gemerkt hat, dass sie in ihrer eigenen Wohnung so gut wie überflüssig ist hat sie sich Lisa uns Laura geschnappt ist mit ihnen in den kleinen Lebesmittelladen unten um die Ecke gegangen, hat eingekauft und nun steht sie mit den Mädels in der Küche und macht für die ganze Meute Nudelsalat.
    Um die Mittagszeit dann versammeln sich alle im Wohnzimmer setzen sich auf den Boden und lassen es sich schmecken.
    "Michi, sag mal wie machst Du es nun eigentlich mit Deinen Möbeln?", fragt Lisa nach
    Michaela entgegnet: "Morgen flieg ich noch mal nach Hamburg und regele das alles, einen Stallplatz für Hopeful habe ich schon und den Rest bekomm ich hin, morgen früh ankommen, Eva und Dominik, das sind Freunde von mir, haben sich ja zum Glück um den Möbelwagen gekümmert. Ich fahr so bald wie möglich wieder weg mit dem Pferdehänger, ich will nicht in den LKW-Verkehr geraten und darum werde ich die Nacht durchfahren!"
    "Da hast Du aber einiges vor, lass Dir doch Zeit, bis zum 1. sind es doch noch zwei Wochen!", meint Jens
    Energisch schüttelt Michaela den Kopf: "Nee, ich will das hinter mich bringen, ich hab hier noch genug zu tun, Behördengänge usw.!"
    "Und freust Du Dich schon auf die Arbeit?", hackt Gina nach.
    "Klar, auch wenn ich diesen Darius von der ersten Minute nicht abkann, der ist so aalglatt, einfach nur…. Er passt nicht in eine Rettungsstaffel!"
    Jens nickt: "Ja… solche gibt es immer wieder… aber den biegst Du Dir schon zurecht!", er zwinkert ihr freundlich zu.

    Früh am nächsten Morgen.
    Um 9:04 Uhr geht Michaelas Flug nach Hamburg, um ungefähr dieselbe Zeit will sie am nächsten Tag wieder in Traunstein sein.
    Richtig entspannt ist sie dieses Mal am Flughafen, sie weiß ja wie es weitergehen wird in ihrem Leben.

    Eineinhalb Stunden später landet das Flugzeug in Hamburg Altona.
    Als Michaela den Terminal verlässt sieht sie zu ihrer Freude, dass bereits ein "Empfangskomitee" auf sie wartet – in Form ihrer besten Freundin Eva und deren Partner Dominik.

    "Moin Michi, na wie geht’s Dir?", Eva drückt sie fest an sich.
    In aller Kürze erzählt Michaela die Geschehnisse der letzten Woche.
    "Dann ziehst Du also wirklich weg?", Eva kann ihre Enttäuschung nicht verbergen.
    Michaela nickt: "Aber ich bin doch nicht aus der Welt…. Mit dem Flieger sind wir in eineinhalb Stunden beieinander!"

    Das Wochenende wird dann schlussendlich doch stressiger als Michaela es sich vorgestellt hätte. Mit dem Transportunternehmen das ihre Möbel nach Traunstein bringen wird läuft zwar alles nach Plan, aber der Transport ihres Pferdes Hopeful wird zu einem größeren Unternehmen. Die Fuchsstute gerät immer wieder in Panik und nur mit aller Mühe gelingt es Michaela sie zu verladen.
    Bevor sie abfährt gibt der Tierarzt ihr noch ein paar gute Tipps für die lange Fahrt und drückt ihre eine Flasche mit Bachblüten-Tropfen in die Hand. Wenn das Pferd nervös werden würde solle sie ihm ein paar davon auf einem alten Stück Brot geben.
    Nach einer ausgiebigen Verabschiedung setzt Michaela sich in ihren alten VW-Kombi und macht sich auf die Heimfahrt. Sie hat eine lange Strecke vor sich, unter 12 Stunden wird sie kaum wegkommen.

    Eine ganze Weile ist alles ganz ruhig und die Straße wie leergefegt und darum fährt sie so schnell wie es der Anhänger zulässt.
    Ihre Hündin Momo die auf dem Rücksitz liegt fiept leise vor sich hin. Nach ca. fünf Stunden legt Michaela dann doch die erste Rast ein…. Sie muss sich unbedingt die Beine vertreten und Momo wirkt auch schon eine Weile recht nervös.
    Langsam rollt sie auf den nächsten Parkplatz, stellt den Motor ab und öffnet die hintere Türe des Autos. Wie ein Pfeil schießt der schwarze Riesenschnauzerborder-Collie-Mischling davon und kommt keine fünf Minuten später schon wieder.
    Lachend krault Michaela das Tier hinter den Ohren: "Ich lass Dich schon nicht hier!"
    Bei Hopeful ist alles ruhig, darum setzt Michaela rasch die Fahrt fort.

    Als sie mit dem Hänger auf den Hof der Familie Hauser rollt ist es dann aber doch später als sie dachte. Kurz vor Mittag und die Sonne brennt vom Himmel.
    Von unterwegs hatte sie bereits bei Lisa und Laura angerufen und ihr Kommen angekündigt und die Beiden hatten versprochen, dass sie sich auf dem Hof eine Box für das Pferd vorbereiten würden.

    Als sie nun auf den Hof fährt sieht sie die beiden Mädchen vor der Stallgasse stehen, aber nicht nur die Wächter-Mädchen stehen da, neben ihnen steht Gina, ebenso deren Freund Mark.
    Langsam lässt Michaela den Wagen ausrollen, nimmt den Gang heraus, zieht die Handbremse und steigt aus.
    "Hallo ihr Mäuse!", freudig umarmt sie die Mädels und nickt Gina und Mark zu.
    Ungeduldig hopst Laura hin und her: "Nun lad das Pferd endlich aus…!"
    "Immer langsam mit der Braut!", beschwichtigt Michaela das Mädchen, dann öffnet sie die Hintertür des Autos und mit einem riesigen Satz springt Momo heraus.
    "Was für Getier hast Du uns denn noch mitgebracht?", fragt Mark und betrachtet kopfschüttelnd wie seine Freundin sich hat in die Hocke sinken lassen und nun den schwarzen Hund krault.
    "Nur Gaul und Hund… Lisa? Laura? Helft ihr mir? Ich geh jetzt vorn in den Hänger rein und wenn ich jetzt sage dann lasst ihr die Rampe runter…!"
    Das Ausladen gestaltet sich nicht einfacher als es das Einladen war und zum Schluss steht die fuchsbraune Stute schweißnass auf dem Hof und zittert.
    Kopfschüttelnd klopft Michaela ihr den Hals und führt sie in die Stallgasse. Wie erhofft ist es eine der hintern Boxen in die die Stute kommt. Sie führt das Pferd hinein, klopft ihn nochmals kurz den Hals und verlässt dann mit den Anderen den Stall. Das Tier soll erst mal zur Ruhe kommen und sich hier eingewöhnen.

    Ein paar Tage später.
    Michaela ist inzwischen mit Lena in ihre Wohnung eingezogen. Selbst das mit Lenas Kinderplatz hat super geklappt.
    Bis zu ihrem offiziellen Arbeitsbeginn auf der Medicopter-Basis ist es noch eine gute Woche, aber trotzdem ist Michaela jeden Tag für ein paar Stunden dort. Irgendwas gibt es immer zu, sei es Max bei einer Reparatur am Heli zu helfen, Berichte abzutippen oder einfach nur dazu sein um den Kollegen nach einem nicht erfolgreich beendeten Einsatz zuzuhören. Sie weiß selbst nur zu gut wie niedergeschlagen man nach so etwas ist.
    Gerade hat sie jedoch nichts zu tun, sondern kann es sich auf dem Sofa bequem machen.
    Da tritt auf einmal Biggi Schwerin zu ihr: "Na Du…!"
    "Biggi, he… was gibt es denn?", aufmerksam schaut Michaela ihre Freundin an, seit dem Gespräch an der Salzach haben die Frauen kaum mehr mit einander geredet.
    Biggi setzt sich neben sie: "Was hältst Du davon, wenn Du Dich jetzt in Deinen schicken roten Fummel schmeißt und dann für mich den nächsten Einsatz fliegst?"
    Ein Lächeln huscht über Michaelas Gesicht, das aber sogleich wieder erstirbt: "Das ist eine tolle Idee, aber ich glaub nicht, dass Deine Teamkollegen…!", sie lässt den Satz in der Luft hängen.
    Seit sie wieder hier ist, ist ihr Verhältnis mit der Notärztin Gabriele Staller und ihrem Mann Ralf nicht das Beste. Schon damals als Michaela zum Praktikum auf der Medicopter-Basis gewesen ist, hatte sie mit Gabriele keinen wirklich freundschaftlichen Kontakt gehabt, aber die beiden Frauen hatten wenigstens miteinander gesprochen. Seit Michaela nun wieder da war, war noch kein Wort gefallen. Keine guten Voraussetzungen also um gemeinsam Rettungseinsätze zu fliegen. Anderseits allerdings würden sie bald wieder Kolleginnen sein und dann könnte es jederzeit passieren, dass sie einen gemeinsamen Einsatz fliegen müssen…
    Energisch fährt die Pilotin sich durch die langen blonden Haare und meint dann: "Okay Biggi, ich mach es… und danke Süße!"
    Dann verschwindet sie in der Umkleidekabine und ist binnen weniger Minuten umgezogen wieder im Aufenthaltsraum.
    Gabriele betrachtet sie skeptisch und will gerade etwas erwidern als die Sirene los geht und es durch das Basisgebäude dröhnt: "Rettungsleitstelle für Medicopter 117, Unfall auf der Verbindungsstraße nach Nesselwang, genaue GPS-Koordinaten unbekannt…!"
    "Medicopter 117 an Rettungsleitstelle, wir haben verstanden und übernehmen den Flug!", während sie schon auf einen der Helikopter zu rennt brüllt Michaela dies ins Funkgerät.
    Gabriele und Ralf haben Mühe ihr zu folgen.
    "This is Medicopter117 to Munich Tower, we have an ambulance mission to Nesselwang…!", wie automatisch spricht Michaela die wichtigen Sätze ins Helmmikro, routiniert und sicher, als hätte sie nie etwas anderes getan.
    Der Flug verläuft ohne Gespräch, keiner weiß was er sagen soll. Michaela empfindet die Stille als mehr als unangenehm, aber sie wagt nicht den Anfang zu machen.
    Nach fast 20 Minuten haben sie die Unfallstelle erreicht.
    Auf der enge Landstraße hat sich ein LKW, ein rießger Transporter, quer gelegt, was da zwischen Wand und Fahrerhaus einquetscht ist war wohl mal ein Kleinwagen.
    Sanft setzt Michaela die Maschine auf der Wiese ab und stellt die Turbinen ab, Gabriele und Ralf rennen schon zur Unfallstelle.
    Die Pilotin folgt ihnen wenig später.
    "… müssen wir anheben… sonst hat sie keine Chance!", meint Gabi und dreht sich dann zu Michi um.
    "Was ist los?", fragt diese und schaut die Ärztin aufmerksam an.
    "Die Fahrerin des Kleinwagens hatte Glück im Unglück… sie wurde aus dem Wagen geschleudert und lag auf der Straße… es geht ihr soweit gut, sie ist ansprechbar, aber ihr Bein ist unter dem Tank eingeklemmt…. Kriegst Du den hoch…?", die Ärztin schaut Michaela an, ihre Augen wirken nervös.
    "Ich probier es, mehr kann ich nicht versprechen…!", dann rennt sie auch schon zum Helikopter, Ralf folgt ihr.
    Am Anfang geht alles glatt.
    Ralf klinkt sich in die Seilwinde ein und Michaela lässt ihn langsam zu dem Tank hinab. Er hängt das Lastenseil irgendwie am Tank fest, Michaela sieht nicht wie und will es auch gar nicht wissen, für sie ist die Hauptsache, dass es hält.
    "Michaela ich hab es, zieh hoch das Ding!", ruft Ralf von unten durch das Mikro.
    "Komm rein… wir brauchen Dich noch, an die Wand geklebt nützt Du uns wenig!", mit diesen Worten holt sie den Sanitäter wieder nach oben in die Maschine.
    Dann geht es los. Langsam zieht die Pilotin den Stick zu sich, die Rotoren dröhnen, die Drehzahlanzeige ist nahe vor dem durchdrehen, sämtliche Warnsignale auf dem Armaturenbrett blinken auf. Die Maschine beginnt schon zu rucken.
    Da klingt endlich das erlösende: "Wir haben sie frei!", durch das Funkgerät.
    Keine Sekunde zu früh, die Maschine taumelt und Michaela schafft es kaum mehr sie zu halten.
    "Ralf schneid das Seil durch, sonst sind wir verloren!", Michaela Stimme überschlägt sich, der Schweiß steht ihr in dicken Perlen auf der Stirn.
    Sie hört wie der Sanitäter flucht und dann schießt die Maschine auf einmal ruckartig in die Höhe.
    "Ruhig Baby!", flüstert Michaela und dann liegt die BK wieder ruhig in der Luft. Unten schlägt der Tank hart auf den Asphalt auf.
    Danach geht alles eigentlich recht schnell. Der Medicopter landet, die Patientin wird verladen und dann geht es im Blitztempo zum nächsten Krankenhaus.

    Zurück auf der Basis.
    "Michaela warte mal kurz!", Gabriele spurtet der Pilotin hinterher. "Ein Wahnsinn war das gerade…!", sie zögert kaum merkbar, dann streckt sie ihr die Hand hin: "Willkommen im Team!"
    Freudestrahlend schlägt Michaela ein.

    Wenig später.
    Michaela hat sich vor dem Basisgebäude in den Schatten der großen Eichen gelegt und döst vor sich hin. Plötzlich fällt ein Schatten auf ihr Gesicht.
    Michaela öffnet die Augen: "He…!"
    "Na Du Heldin… da hast Du ja eine wahre Meisterleistung vollbracht!", Jens Köster lässt sich lächelnd vor ihr in die Hocke sinken.
    Verlegen senkt Michaela den Blick Er soll nicht sehen, dass sie rot ist.
    "Ist ja mein Job!", meint sie.
    "Na komm, hör auf tief zu stapeln…! Das war mehr als Dein Job…. Aber was anders… hast Du heute Abend schon was vor?"
    "Nee… nicht das ich wüsste!"
    Jens macht einen zufriedenen Eindruck: "Dann hast Du es jetzt…! Was hältst Du davon, wenn wir beiden uns einen schönen Abend machen? Irgendwo etwas Nettes essen?!"
    "Finde ich prinzipiell schon gut, aber was mach ich mit Lena… ich kann sie schlecht alleine lassen… Thomas hat Nachtschicht…!", Michaela macht einen enttäuschten Gesichtausdruck.
    "Na ja Anna würde sicher auf sie aufpassen, sie ist sowieso daheim, muss lernen, hat die nächsten Tage ihre mündlichen Prüfungen… weg gehen ist also nicht!", Jens gibt nicht auf.
    "Okay…. Dann heute Abend um 20 Uhr? Ich hol Dich ab!", er zwinkert ihr zu.

    Am Abend.
    Ein letztes Mal schaut Michaela prüfend in den Spiegel und streicht sich eine kleine Strähne hinters Ohr.
    Sie trägt einen einfarbigen weißen Stufenrock, dazu einen goldbrauen breiten Gürtel, ein dunkelbraunes Top mit Goldstickereien und passenden Modeschmuck.
    Da klingelt es auch schon an der Wohnungstür. Sie lacht, dann hat Jens das mit dem abholen also wirklich ernst gemeint.
    Sie läuft in den Flur und öffnet die Tür. Lächelnd steht Jens ihr gegenüber. Neben ihm seine Tochter, beladen mit Büchern, Heften und noch mehr Schulkram.
    "He…. Lost kommt rein… Find ich wirklich lieb von Dir, dass Du auf Lena aufpasst Anna… sie schläft schon, wirst also bestimmt eine ruhige Nacht haben, sollte sie wach werden, dann liest Du ihr kurz was vor oder erzählst ihr was. Aber normalerweise schläft sich durch… auf dem Küchentisch liegt ein Prospekt vom Pizza-Service, Geld ist auch, da… Getränke im Kühlschrank, mit TV, PC und der Anlage wirst Du Dich ja auskennen… und lern nicht den ganzen Abend… das bringt nichts…!", Michaela lacht "…entschuldige, ich bin unmöglich, aber ich weiß wie es ist, wenn man Bammel vor dem Abi hat, mir ging es nicht anders…. Also einen schönen Abend Dir!"
    "Dankeschön Frau Dell… ähm Michi!", Jens Kösters Tochter grinst schief, Michaela hatte ihr gleich das Du angeboten und sich jegliche Siezerei strengstens untersagt.
    "Na dann komm mal schöne Frau…!", einladend hält Jens seiner Kollegin den Arm hin.
    Erst jetzt schaut Michaela ihren Kollegen richtig an – Himmel sieht er gut aus. Jeans, ein schickes Polohemd und einen weißen Pullover locker über die Schultern gebunden.
    Sie hängt sich bei ihm ein.
    Unten vor dem Haus steht Jens alter Mercedes, ein wahrer Oldtimer, aber er kann sich von dem Auto einfach nicht trennen.
    Er löst sich von seiner Kollegin um ihr die Beifahrertür zu öffnen und sie einsteigen zu lassen. Dann nimmt er hinter dem Steuer Platz.
    "Ich hoffe, dass Du so gut fährst wie Du fliegst!", meint Michaela, lächelt aber.

    Später in einem kleinen Lokal nahe der Isar.
    Auf einer großen Wiese sind mehrer Holzpavillons aufgebaut in denen kleine Tischchen stehen. Im Freien flackern Fackeln im Wind, das Gezirpe von Grillen ist zu hören, dazu das Rauschen des Flusses, die reinste Idylle.
    "Es ist wunderschön hier", murmelt Michaela und lässt den Kopf leicht nach hinten sinken.
    "Genau wie Du!", flüstert Jens und nimmt ihre zierlichen Hände zwischen die seinen. "Kaum zu glauben, dass diese kleinen Hände die BK halten können!"
    "Klein aber oho!", witzelt Michaela und spielt damit auf ihre Körpergröße an, viel größer als 1,60 m ist sie nicht.
    Jens schaut sie aufmerksam an: "Hast Du Lust noch ein Stück zu gehen?!"
    Michaela nickt: "Gerne…."

    Wenig später laufen die Beiden schweigend nebeneinander am Fluss entlang.
    "Es riecht nach Regen!", mein Michaela auf einmal.
    Jens zwinkert ihr zu: "Meinst Du…? Dann gehen wir lieber zurück… oder was meinst Du?"
    "Gut… ich liebe den Regen zwar, aber eine Grippe kann ich jetzt nicht gebrauchen… macht keinen guten Eindruck, wenn man gleich zum offiziellen Dienstbeginn ausfällt… mein Gott eine Woche noch…!", sie wirkt nervös und beginnt schneller zu laufen.
    Jens folgt ihr und hält sie fest: "He… bist Du nervös… also wegen des Jobs?"
    "Nein… eher wegen Thomas… ich mein klar er freut sich, dass er sein Lenchen wieder hat, aber wir haben uns noch immer nicht ausgesprochen… ich hab ihm damals so wehgetan… er kann mir das bestimmt nicht verziehen haben… aber vor der Aussprache hab ich Angst, wenn ich ehrlich bin… es ist damals so viel schief gelaufen!"
    "Willst Du drüber reden?!", fragt Jens vorsichtig nach.
    "Hmm, ich will Dich nicht damit langweilen…!", Michaela wirkt auf einmal hektisch.
    "He… ich hör Dir gern zu…!", Jens legt ihr den Arm um die Schulter.
    "Gut also…. Wie ich zu der Bande gekommen bin weist Du ja schon… na ja kaum, dass das Praktikum begonnen hat, war ich auch schon schwanger, ich hab dann erst mal auf der Basis gearbeitet, die Berichte geschrieben, Bestellungen getätigt, Bürokram eben. Dann war Lena da und ich blieb erst mal daheim… und schnell fiel mir da die Decke auf den Kopf… ich hätte so gern etwas gearbeitet, aber ich wusste nicht was und Thomas hat auch nicht gerade begeistert reagiert auf den Vorschlag. Wir haben uns immer öfter gestritten, nicht schlimm, aber es hat uns alles belastet, vor allem die Mädchen… sie waren so froh gewesen, dass sie wieder eine Art Mutter hatten und dann stritten wir, sie kannten das ja schon von Thomas und seiner ersten Frau, also stieg die Angst in ihnen hoch. Ich hab dann eingelenkt und mich erst mal mit Kind, Heim und Herd begnügt, bis na ja…. Lena war ein knappes Jahr alt. Peter wollte in den Osterferien für fünf Tage in den Urlaub und Ebelsieder hat mich gefragt ob ich die Vertretung machen will. Ich war hellauf begeistert…. Mit Lena hätte es nicht mal Probleme gegeben, es waren Ferien, die Mädels waren da konnten auf sie aufpassen… aber Thomas war strikt dagegen, er hat Ebelsieder in meinem Namen abgesagt. Ich hätte ihn… Dann kam der Anruf aus Hamburg, meiner Oma ginge es sehr schlecht… ich hab so gut wie nicht gezögert, meine Koffer gepackt, Lena und ab nach Hamburg… als es meiner Oma nach einem 1/4Jahr wieder besser ging traute ich mich nicht mehr zurück. Dann las ich die Anzeige der Flugschule und so wurde mein Schicksal besiegelt…!"
    "Rede mit Thomas, in aller Ruhe, er wird Dich verstehen…!", meint Jens aufmunternd.
    "Ich hoffe es…!", flüstert Michaela
    "Na klar…!", Jens beugt sich ganz dicht zu ihr hinunter.
    Da fallen die ersten Tropfen vom Himmel.

    Wenig später vor dem gemeinsamen Wohnhaus.
    "Sind wir also doch noch nass geworden!", lacht Michaela und streift sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht.
    "Na dann nichts wie rein…!", Jens öffnet ihr die Türe.
    So leise wie möglich betreten sie Michaelas Wohnung. Sie knipst das Licht an, auf dem Wohnzimmertisch liegen Annas Schulsachen, ordentlich auf einen Stapel gelegt.
    "Ich schau mal nach der Kleinen!", meint Michaela und steigt die Treppe zum Zimmer ihrer Tochter hoch, Jens folgt ihr.
    Sie betreten gemeinsam das Kinderzimmer.
    "Süß!", flüstert Michaela und meint damit Anna Köster die bei Lena im Bett liegt und sie im Arm hält.
    Auf Zehenspitzen schleicht sich ans Bett, legt Anna eine Decke über die Schultern und knipst die Nachttischlampe aus.
    "Wollen wir noch ein Glas Wein zusammen trinken?", fragt Michaela ihren Kollegen.
    Dieser nickt: "Gern!"

    Im Wohnzimmer.
    "Ich hoff er schmeckt Dir… eine Freundin hat ihn mir mitgebracht, als sie mich vor kurzem besucht hat… ein Wein aus Baden-Württemberg, Neckarlage, Mischung aus Schwarzriesling, Trollinger und Spätburgunger…!", Michaela reicht Jens ein Glas des tiefroten Weines.
    Jens probiert: "Feines Tröpfchen…!"
    Michaela lässt sich neben ihn auf Sofa sinken und streift die Schuhe ab: "War wirklich ein schöner Abend!"
    Jens' Blick trifft den ihren, voller Zärtlichkeit sieht er sie an: "Du bist bildhübsch, weißt Du das eigentlich?"
    "Red nicht so 'nen Stuss!", Michaela ist verlegen, das Blut schießt ihr in die Wangen.
    "Wenn Du rot wirst sogar noch schöner!", Jens' Stimme wird immer rauer, hat dabei aber einen ungeheuer zärtlichen Klang.
    Michaela senkt den Blick: "Das liegt am Wein…!"
    Da nimmt ihr Jens plötzlich das Glas aus der Hand und stellt es mit seinem auf den kleinen Couchtisch. Ganz dicht ist sein Gesicht vor Michaelas. Diese schließt die Augen und beißt sich auf die Lippe.
    "He!", Jens Hände fahren über ihre erröteten Wangen, seine Daumen ruhen hinter ihren Ohren.
    Unsicher öffnet Michi die Augen, keinen Zentimeter ist Jens mehr von ihr entfernt, dann legen sich seine Lippen sanft auf die ihren. Zögernd erwidert sie seinen Kuss. Seine Zungenspitze stupst gegen ihre Lippen. Langsam öffnet sich ihr Mund.
    Jens merkt, dass Michaela sich entspannt, ruhiger wird. Seine Hände wandern langsam ihren Körper hinunter und ruhen nun auf ihren Hüften. Ihre Hände sind um seine Hals geschlungen.
    Langsam kippt sie nach hinten und liegt nun flach auf dem Sofa. Er über sie gebeugt. Seine Lippen wandern über ihren Hals. Leise seufzt Michaela.
    "Ich hab Dich so lieb!", murmelt Jens in ihre Halskuhle und lässt seine Finger unendlich vorsichtig unter ihr T-Shirt gleiten. Fast wirkt es so als hätte er Angst etwas zu zerstören, wenn er zu forsch an die Sache herangeht, aber Michaela schenkt ihm einfach nur ein bezauberndes Lächeln. Er streift ihr das Oberteil ab. Durch die plötzliche Kühle verhärten sich ihre Brustwarzen und zeichnen sich deutlich unter dem dünnen BH ab.
    Michaelas Hände sind ebenfalls unter sein Hemd gerutscht und nun zieht sie es ihm über den Kopf. Genauso zärtlich und langsam entledigen sie sich auch der anderen Kleidungstücke. Keinem der Beiden geht es darum so schnell wie möglich zu Höhepunkt zu kommen. Fast scheint es so, als hätten sowohl sie, als auch er eine gewisse Angst etwas zu zerstören, wenn sie zu forsch an die Sache rangehen…
    Jens hebt sie vorsichtig hoch und trägt sie ins Schlafzimmer. Sanft lässt er sich aufs Bett sinken, ohne sie dabei auch nur ansatzweise loszulassen. Beider Atem geht schwer.
    Jens liegt nun direkt über Michaela, beide sind nackt. Sanft zieht Michaela in zu sich hinunter. Voller Liebe geben sie sich einander hin….

    Am nächsten Morgen.
    Anna wird wach und sieht sich prüfend um, erkennt dann wo sie ist. Lena liegt schlafend neben ihr. Leise steht sie auf um das Kind nicht zu wecken.
    Als sie die Treppe hinunter steigt sieht sie sofort die Kleidungsstücke die im Wohnzimmer verteilt liegen. Sie lässt sie liegen und geht in die Küche.
    Das Geschirr von gestern ist noch gewaschen in der Maschine. Sie fängt an es aufzuräumen und bemüht sich dabei nur keinen Lärm zu machen. Sie möchte die Beiden im Schlafzimmer nicht wecken. Sollen sie doch schlafen und ihre Zweisamkeit genießen. Sie mochte Michaela, auch wenn sie sie kaum kannte und dass ihr Vater von ihr fasziniert war hatte sie gleich gemerkt. Anna gönnte es ihrem Vater, seit der Scheidung ihrer Eltern hatte sie ihn nicht mehr so zufrieden gesehen. Blieb nur zu hoffen, dass für Michaela die Sache auch so lag wie für ihn.

    "Wo ist meine Mama?", Lena steht im Schlafanzug in der Türe.
    Anna geht vor ihr in die Hocke: "Psst, Deine Mama schläft noch, wir müssen ganz leise sein… komm lass uns Frühstück machen!"
    Lena nickt begeistert und öffnet die Tür des Kühlschranks.

    Zur selben Zeit im Schlafzimmer.
    Die Sonne strahlt durch das Fenster und wärmt Michaelas bloße Haut. Ihr Atem geht regelmäßig, sie schläft tief. Jens liegt neben ihr und schaut sie verliebt an. Sie sieht heute Morgen so schön aus wie noch nie. Dann geht sein Blick zur Uhr. Es ist kurz nach 8:00 Uhr und um 10 muss er in der Basis sein. Aber er will nicht gehen ohne sich von ihr zu verabschieden, sie zu wecken traut er sich aber auch nicht, zu groß ist die Angst vor ihrer Reaktion.
    Hat ihr die Nacht genau so viel bedeutet wie ihm? Für ihn war sie ungeheuer wichtig.
    Schon am ersten Tag als Michaela auf die Basis gekommen war hatte er es gemerkt, dass die kleine Blondine etwas Besonderes war. Fast wie Liebe auf den ersten Blick war es gewesen. Er hoffte inständig, dass sie wenigstens annähernd das Selbe empfand.
    Michaela beginnt zu blinzeln und öffnet die Augen.
    "He!", wispert Jens atemlos, mehr bekommt er nicht heraus.
    Michaela lächelt und rollt sich näher an ihn heran, stützt sich mit den Ellenbogen auf seiner Brust ab: "Guten Morgen…! Hast Du gut geschlafen?", sanft legt sie ihren Kopf auf seine Brust.
    Erleichtert atmet Jens aus: "So gut wie lange nicht mehr…!"
    Michaela will gerade etwas sagen, als die Schlafzimmertür aufgerissen wird.
    "… Lena, lass sie…!", Annas Stimme ist aus dem Wohnzimmer zu hören.
    Abrupt bleibt das kleine Mädchen vor dem Bett ihrer Mama stehen und starrt Jens verwundert an.
    Anna kommt ins Schlafzimmer, legt unauffällig Michaelas und Jens' Klamotten in den Korbsessel der neben der Tür steht und zieht Lena dann mit sanfter Gewalt wieder ins Wohnzimmer. Krachend fällt die Wohnzimmertür ins Schloss.
    Jens ist merklich blasser geworden.
    Lächelnd legt Michaela den Kopf schief: "He… nun schau nicht so verdattert, alles okay…!"
    Stumm steht Jens aus und schlüpft in seine Kleider.
    Michaela rutscht auf Knien an die Fußkante des Bettes und legt die Arme um seine Hüften: "He… es ist doch nichts passiert…!", noch immer keine Reaktion von Jens.
    "Schau mich mal an!", fordert Michaela
    Jens dreht sich um. Da er nicht zu ihr hinuntersieht stellt Michaela sich hin und ist so auf Augenhöhe mit ihm: "Es ist alles okay!", sanft drückt sie ihm einen Kuss auf.
    Da klopft es an die Schlafzimmertüre und Anna ruft: "Paps, wenn Du unten bei uns duschst, dann können wir noch kurz zusammen frühstücken und Du kommst vielleicht auch noch pünktlich zum Dienst!"
    Michaela sieht Jens kurz an, zieht sich ein altes T-Shirt über und begibt sich dann in ihr Bad. Jens steht noch immer im Schlafzimmer, Anna tritt zu ihm.
    "Anna ich ehm…!", Jens gerät ins Stottern
    "….bist total verliebt!", vollendet Anna den Satz und grinst "Und nun geh duschen…!", damit verlässt sie den Raum, Jens folgt ihr und öffnet die Wohnungstür.
    "Paps?", ruft Anna noch "… ich freu mich für Dich!"

    Später.
    Gerade noch rechtzeitig kommt Jens auf der Basis an. Michaela begleitet ihn. Anna hat sich noch mal bereit erklärt auf Lena aufzupassen. Sie muss immer noch lernen und da die Kleine sehr pflegeleicht ist bereitet das keine allzu großen Probleme.
    Jens geht sich umziehen und Michaela verschwindet trällernd in der Küche. Gina folgt ihr.
    "Da hatte aber eine einen schönen Abend!", witzelt sie.
    Michaela dreh sich um und nickt strahlend: "Könnte man so sagen!"
    "Und was habt ihr gemacht?", fragt Gina weiter.
    "Neugierig bist Du wohl gar nicht!", Jens steht im Overall neben ihr.
    "Gina neugierig? Niemals!", witzelt Mark.
    Gina funkelt ihn an: "Werd hier mal nicht frech!"
    "Schon gut…. Sagt mal ist Katja schon da? Wir haben eigentlich schon Dienst!", meint Mark.
    Beide Frauen schütteln den Kopf und Jens zuckt mit den Schultern.
    "Wenn sie nicht kommt, dann…!", Michaela lässt den Satz in der Luft hängen und zwinkert Jens zu.
    Der geht auf sie zu und stützt seine Arme links und rechts von ihr auf dem Regal auf:" Willst Du für sie mitfliegen oder wie?"
    Michaela grinst: "Warum auch nicht? Bin ja nicht nur Pilotin sondern auch Sanitäterin"
    Da stürmt die blonde Sanitäterin verschwitzt in den Raum: "Sorry, ich hab verschlafen…!"
    "Schon okay!", meint Mark "Zieh Dich um, dann meld ich uns schon mal an!"
    "Schade!", Michaela schiebt die Unterlippe vor.
    "Nicht traurig sein!", Jens küsst sie sanft
    "Na sieh mal einer guck!", lacht Gina "Das wäre dann wohl Basis-Paar Nummer vier!"
    Michaela und Jens bleiben ihr eine Antwort schuldig, denn "Rettungsleitstelle für Medicopter 117, schwerer Unfall in der Messehalle Rosenheim, beide Teams werden angefordert!", hallt es durch den Raum.
    Jens, Mark, Gina und die anderen lassen alles stehen und liegen und rennen zu den Helikoptern.
    "Passt auf euch auf!", flüstert Michaela.

    Später.
    Beide Teams sind wohlbehalten vom Einsatz wieder gekommen.
    Während ihrer Abwesenheit hat Ebelsieder Michaela eine Aufgabe aufs Auge gedrückt – sie soll einen Schichtplan entwerfen, der dann ab dem 1. Juli gelten soll.
    Und so schwitzt die Pilotin schon eine Weile über dieser Aufgabe. Es gibt einfach zu viel zu beachten. Es müssen immer zwei Teams auf der Basis sein, der Schichtwechsel muss lückenlos sein. Ein Team darf nicht weniger oder mehr arbeiten als das Andere, am Wochenende verschiebt sich alles dann und jedes Team hat eine andere Schicht. Und schließlich muss dann auch noch auf die Pärchen Rücksicht genommen werden, ihre Schichten sollten so liegen, dass sie sich so viel wie möglich sehen können.
    "Ich glaub ich hab es jetzt!", ruft Michaela nach über einer Stunde.
    Jens beugt sich über sie: "Lass hören!"
    "Also, jedes Team hat eine Achtstunden-Schicht und wird je vier Stunden mit einem der anderen Teams zusammen sein. Die erste Schicht von 0:00 Uhr bis 8:00, dann 4:00 bis 12:00, 8:00 bis 16:000, 12:00 bis 20:00 16:00 bis 0:00 und 20:00 bis 04:00. Anfangen wird Biggis Team, dann kommen Thomas und seine Leute, Gina löst Biggi und Crew ab, Jens ist die Ablöse für das A-Team. Nach Gina komm ich mit meinen Herren und das Münchner Team ist dann als letztes dran. So hat jedes Paar vier gemeinsame Arbeitsstunden!"
    "Kluges Köpfchen!", lobt Mark und Gina nickt.
    "Hmm, eins ist nicht so gut, die Schichtverschiebung am Sonntag… ich hab es jetzt mal so aufgeschrieben, dass sich alles jeweils um eine Schicht nach hinten verschiebt, wer also am Samstag von 0 bis 8 gearbeitet hat, arbeitet sonntags von 20 bis 4, das müsste hin kommen… dann hat man jeden 6. Sonntag frei. So, ich bring das jetzt mal Ebelsieder, entweder es passt ihm oder er schaut zu wie er es selber hinbekommt!", und weg ist sie.

    Eine Woche später – Freitag.
    Alle sind auf der Basis versammelt, nur der Arzt aus Michaelas Team und die Münchner Besatzung fehlen noch.
    Ebelsieder hatte gemeint, dass man sich kurz kennen lernen sollte, bevor man anfing gemeinsam Dienst zu tun
    Nun sitzen also alle im Aufenthaltsraum, mehr oder weniger nervös.
    Ein schnittiger Sportwagen fährt vor und Darius Rosner steigt aus und läuft großspurig auf das Gebäude zu.
    "Vollidiot!", zischt Michaela und trommelt mit den Fingern auf der Tischplatte herum.
    Jens legt ihr die Hände auf die Schultern: "Bleib ruhig…. Das wird schon!"
    Da betritt der Arzt auch schon das Gebäude und wirft einen prüfenden Blick in die Runde, sagt aber nichts.
    Michael erbarmt sich schließlich und begrüßt ihn: "Guten Tag Herr Rosner, willkommen beim Medic



    Re: Maddys 1. Medicopter-Story

    Maddy1985 - 13.11.2006, 23:16


    Wieder gibt der fast 2 Meter große Mann keine Antwort.
    "Wollen Sie sich hinten gleich umziehen? Die Overalls sind heute morgen gekommen!", auch Peter startet einen Versuch.
    "Umziehen? Warum das?", arrogant und hochmütig kommt die Antwort.
    Michaelas Hände ballen sich zu Fäusten, das Weiße der Knöchel ist bereits sichtbar. Jens fährt ihr über die Wange, aber es nützt nicht viel.
    "Nachher gibt es für alle eine kurze Einweisung am Heli und eventuell einen Probedurchlauf eines Einsatzes und mit Anzug fliegt es sich eher schlecht!", erklärt Gina.
    "Wenn es denn sein muss? Wo kann ich mich umziehen?"
    Michael zieht die Augenbrauen hoch: "Folgen Sie mir!"
    Als Darius außer Hörweite ist springt Michaela auf: "Kann mir einer sagen was so einer beim Rettungsflug will?"
    Der Rest bleibt ihr eine Antwort schuldig, da Darius in dem Moment wieder kommt und durch die Glastür betritt Basisleiter Frank Ebelsieder das Gebäude gefolgt von einem mittelgroßen Mann mit kurzen blonde Stoppelhaaren und zwei Frauen. Die eine ist sehr groß und genauso schlank, hat kurze braune Locken und wache blaue Augen. Neben ihr läuft eine etwas kleinere mit fast feuerroten Haaren und grünen Augen. Das war also das sechste und letzte Team. Die Medicopter waren vollständig.
    Mit einem Räuspern verschafft Ebelsieder sich die Aufmerksamkeit: "Guten Tag die Herrschaften, so dann wären wir also soweit, morgen beginnt eine neue Zeit hier auf der Basis… größtenteils kennen Sie sich ja schon und hier habe ich Ihnen nun die letzten drei Kollegen. Simon König, er ist Pilot, Tanja von Schönfeld…!", die Große nickt allen freundlich zu "… ist Ärztin und Frau Xenia Edel wird als Sanitäterin das Team tatkräftig unterstützen!" Zu den Drei gewandt meint er: "Die Truppe wird sich Ihnen dann selber vorstellen…!" Wieder an alle: "So, dann wünsch ich euch allen viel Glück… macht mir keine Schande, wenn ich weg bin…!" Ein Raunen geht durch den Raum, aber Ebelsieder spricht ungerührt weiter: "Ich trete am 1. Juli meinen Dienst an neuer Stelle an. Ihr braucht mich nicht…!"

    Fassungslos schauen sich alle an, reden hektisch durcheinander und so merkt keiner, dass Frank Ebelsieder still seine Wertsachen – zusammengepackt in einer alten Kiste – nimmt und das Gebäude verlässt. Er atmet schwer aus und dreht sich noch mal um. Da drin wird immer noch heftig gesprochen. Er strafft seine Schultern, steigt in seinen Wagen und fährt auf und davon in ein neues Leben.

    Durch das Geräusch der rollenden Reifen auf den Kieselsteinen bemerken die Kollegen, dass Ebelsieder weg ist.
    "Der kann doch nicht so einfach gehen!", Michaela legt den Kopf in den Nacken und schaut Jens prüfend an. Er zuckt mit den Schultern.
    "Na das ist mir ja ein feiner Chef… einfach abzuhauen!", Darius klingt verächtlich und nicht nur in Michaela kocht die Wut hoch.
    Sie schenkt Darius kaum Beachtung, schaut dafür aber prüfend zum neuen Team hinüber. Gina steht bei ihnen und unterhält sich – wie es scheint – angeregt mit den Drei.
    Sie gesellt sich dazu und nickt den Dreien zu. "Hallo, ich bin Michaela, die Pilotin der E-Crew!"
    Die Anderen begrüßen sie freundlich.

    Der Rest des Tages verläuft relativ ruhig, die neuen Teams bleiben eine Weile auf der Basis, lassen sich alles zeigen und verschwinden dann wieder. Ab morgen – Samstag – gilt der neue Schichtplan.
    Bevor Darius die Basis verlässt versucht Michaela noch mal mit ihm zu reden, aber es bringt nichts, er gibt ihr keine richtige Antwort und rauscht dann einfach mit seinem Auto davon.

    Wütend stapft die Pilotin mit dem Fuß auf und verzieht sich in den Hangar und beginnt wie wild am Flipper zu spielen.
    "He, nicht so hektisch…. Immer schön ruhig… dass Du Dir das nicht merken kannst?!", Thomas steht hinter ihr und legt seine Hände über ihre.
    "Ganz ruhig, langsam und mit viel Gefühl, das ist wie fliegen!"
    "Okay… hast Du kurz Zeit? Ich würde gerne mit Dir reden!", Michaela dreht sich zu Thomas um.
    "Gut!", meint Tomas und folgt Michaela, die langsam zur Salzach läuft.
    Michaela setzt sich ins Gras und deutet Thomas an das Selbe zu tun.
    Der Pilot lässt sich neben ihr nieder: "Also?"
    "Ich wollte mich entschuldigen, ich hätte damals nicht einfach weg gedurft, aber ich war so unsagbar wütend auf Dich, ich hatte mich so auf die Arbeit gefreut und dann das…Lena wäre doch versorgt gewesen… und Du hast genau gewusst wie viel mit der Job bedeutet..!"
    "Ich hatte Angst… ich hab schon mal eine Frau verloren… noch mal stehe ich das nicht durch… kannst Du das den gar nicht verstehen?", Thomas sieht sie schier verzweifelt an.
    Michaela nimmt seine Hand: "Klar versteh ich das, aber… hättest Du nicht wenigstens mit mir reden können… warum bist Du einfach zu Ebelsieder… weist du wie ich mir vorkam… komme zur Basis, will meine Dienst antreten und er sagt mir, dass du ihm doch in meinem Namen abgesagt hättest…!"
    "Du bist doch auch nicht besser, als ich abends heim kam warst Du weg, kannst Du Dir vorstellen wie verstört die Mädels waren?"
    Michaela senkt den Blick und rupft Grasbüschel aus der Erde: "Ja… glaub mir ich habe mir oft genug Vorwürfe gemacht, aber ich war kaum daheim, dann kam der Anruf, Oma läge im Sterben… ich hab Panik bekommen… Du weist, dass sie mein ein und alles ist!"
    Thomas nickt, Michaela hatte ihm bald nach ihrem Kennen lernen erzählt, dass sie von ihrer Großmutter aufgezogen wurde, da ihre Eltern lieber durch die Welt reisten und das schöne Leben genossen, Michaela war nicht geplant gewesen und eine Abtreibung wäre nicht in Frage gekommen, das Gerede wäre ja nicht auszudenken gewesen. Ihre Oma, die Mutter ihrer Mutter, hatte sich der Enkelin angenommen und sie nach besten Kräften groß gezogen. Ihre Eltern hatte Michaela seit Jahren nicht mehr gesehen und sie wollte es auch nicht!
    "Ja… aber als es ihr wieder besser ging, warum bist Du da nicht mehr wieder gekommen? Wir hätten doch alles regeln können… ihr habt mir so sehr gefehlt, die Kleine und Du!"
    "Tom, ich weiß das, aber ich hab mich nicht getraut… da stand so viel zwischen uns und ich wusste nicht wie Du reagieren würdest… als ich dann die Ausbildung begann war eh alles vorbei… ich wollte nicht zurück ohne den Schein in der Tasche!"
    "Warum?", Thomas sieht sie an.
    "Ich musste es mir selber beweisen, dass ich das schaffe… und ich wollte bei euch nichts erzählen, das nicht stimmt… nachdem ich dann wieder besseren Kontakt mit Lisa hatte haben wir den Plan ausgeheckt!"
    Thomas schaut sie fast schockiert an: "Lisa wusste die ganze Zeit wo Du bist?"
    "Nein! Wir kamen durch Zufall wieder in Kontakt, im Internet sind wir uns begegnet, auf einer Pferdeseite… Du weist ja wie verrückt wir Beide nach den Viechern sind. Na ja wir haben halt dann Mails geschrieben, telefoniert und gesmst und dann kam dieser Plan auf Dich an Deinem Geburtstag zu überraschen!"
    "Das ist euch auch gelungen! Aber, dass wir eine Pilotin suchen wusstest Du nicht oder?"
    Sie schüttelt den Kopf: "Nein… ich wollte nur ein paar Tage bleiben und dann wieder zurück nach Hamburg… wobei ich schon mit dem Gedanken gespielt hatte, dass ich mir bei euch in der Gegend etwas suche… Lena ist Dein Kind und Du hast das Recht, dass Du sie siehst…. Na ja und das Schicksal meinte es wohl gut mit mir!"
    "Das kann man wohl sagen…. Ich bin wahnsinnig froh…!", Thomas lächelt sie an und beugt sich zu ihr.
    "He… nicht…. Ich bin mit Jens zusammen und Dein Herz gehört auch einer Anderen… Du musst es Dir nur mal eingestehen!"
    "Du weist, dass Biggi und ich?!", Thomas wird blass.
    Michi nickt: "Ja… es war ja nicht übersehbar, dass es ihr nicht gut geht…. Nach einigem Zögern hat sie es mir dann erzählt… Mann Thomas… warum tust Du ihr und Dir so weh? Du magst sie doch… da bin ich mir sicher…!"
    "Nein!", sagt Thomas, jedoch mehr als zögernd.
    Michaela sieht ihn aufmerksam an: "Wovor hast du Angst?"
    "Ich bin nicht geschaffen für die Liebe… mit Vera ging es schief, Du bist geflohen und Biggi… sie ist eine so gute Freundin, ich will sie nicht verlieren und wenn unsere Liebe nicht stark genug ist…!"
    "He… Du und Vera, das war ein tragisches Unglück… und das mit uns…. Ich bin mindestens genauso Schuld… Biggi liebt Dich und sie leidet sehr unter der Situation… gib euch doch wenigstens eine Chance… ihr kennt euch so lange und gut… und liebt euch fast genauso lang… nun hab halt den Mut… Liebe tut nun mal manchmal weh, aber genauso wunderschön ist sie auch… he…!"
    "Bei Dir hört sich das alles so einfach an… ich hab ihr wehgetan, das weiß ich, nur zu gut… wie soll ich das wieder hinbekommen?"
    "Durch Ehrlichkeit! Sag ihr das was Du mir gesagt hast… Biggi liebt Dich, sie wird es verstehen, glaub mir!", Michaela lässt nicht locker.
    "Und was schlagen Madame vor…?"
    "Hör auf Dein Herz, es sagt Dir was Du tun musst!", Michaela zwinkert ihm zu und steht auf, Jens wartet am Helikopter auf sie.
    Thomas bleibt noch auf der Wiese sitzen und sieht ihr nach.

    Strahlend läuft Michaela auf Jens zu: "Wetten, dass die in spätestens zwei Wochen zusammen sind?!"
    "Du hast eine Fantasie!", Jens küsst sie flüchtig auf die Stirn.
    "Von wegen Fantasie, das ist weibliche Intuition, davon habt ihr Männer halt keine Ahnung!"
    '"Na dann komm Du Intuition… das Baby hat Durst…der Tankwagen ist so gut wie leer, Lieferung kommt morgen, darum wir sollen nach Österreich zum tanken fliegen, na ja eigentlich ich, aber gutmütig wie ich bin nehme ich Dich mit!", erschrocken weicht er zurück. Denn obwohl seine Freundin gut 20 cm kleiner ist als er weiß sie sich zu wehren.
    "Na komm schon…. Ich will endlich mal in den Genuss Deiner Flugkünste kommen!", Jens schaut sie zärtlich an.
    Dankbar küsst Michaela ihn und nimmt hinter dem Stick Platz.
    Ganz ruhig bringt sie die Maschine in die Luft, sie haben alle Zeit der Welt, niemand hetzt sie und so will sie das Fliegen einfach nur genießen.
    Nachdem die Maschine voll getankt ist geht es zurück auf die Basis und nun kann Michaela sich doch nicht richtig zurückhalten, der Tank ist voll, es kann nichts passieren und darum legt sie an Tempo zu.

    Am Montag.
    Die ersten zwei Tage nach dem neuen Schichtplan sind erstaunlich gut abgelaufen und auch unter den Teams hatte Einklang geherrscht, sogar mit Darius gab es so gut wie keine Probleme. Fast schien der Mann wie verwandelt als der Medicopter mit ihm zu seinem ersten Einsatz abhob.
    Michaela hatte beschlossen ihm noch eine Chance zu geben, vielleicht war der Mann ja doch ganz in Ordnung. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass ein Mensch ohne Grund so wurde.

    Eine große Überraschung hatte es für die Medicopter am heutigen Tag schon gegeben.
    Ihre Hoffnung, dass sie erst mal keinen neuen Basisleiter vor die Nase gesetzt bekamen hatte sich zerschlagen. Kaum, dass Michaela die Basis erreicht hatte, hatte Gina ihr aufgeregt mitgeteilt, dass ein Mann mit Namen Gunnar E. Höppler von nun an die Basis leiten würde. Nicht mal annähernd konnte er Ebelsieder das Wasser reichen, der hatte zwar auch immer Theater gemacht wegen des zu hohen Spritverbrauches, den vielen Schäden an den Maschinen und hatte es nicht leiden können, dass seine Leute sich nur zu gerne in waghalsige Rettungsaktionen stürzten, aber im Enddefekt hatte er nie Konsequenzen gezogen und wenn er ganz ehrlich war, war er unheimlich stolz gewesen auf seine Mannen und Frauen.
    Höppler dagegen hatte gleich klare Ansagen gemacht, die Zeit des Lotterlebens unter Frank Ebelsieder sei vorbei, bei ihm herrsche noch Ordnung, schließlich wolle er, dass die Basis gut liefe.
    "Wenn er uns machen lässt wie wir wollen, dann läuft auch alles Bestens!", hatte Michaela Jens zugeflüstert und sich dafür prompt einen Rüffel von Höppler eingefangen.

    "Der spinnt doch… nach jedem Einsatz die Berichte in den PC eingeben, genaue Aufstellung des Spritverbrauches, ja denkt der denn, dass wir nichts Besseres zu tun haben als auf die Tankanzeige zu gucken…!", wütend tritt Michaela gegen die Heli-Plattform.
    "He… das Baby kann am Wenigstens dafür…. Lass Deine Wut wo anders aus!", Gina schaut sie gespielt vorwurfsvoll an.
    "Aber Michi hat doch Recht… mit der Medikamentenauflistung ist es doch das Selbe!", unbemerkt sind Mark und Jens zu den Frauen getreten und umarmen nun jeweils die ihrige von hinten.
    "Wir kriegen das schon hin!", Gina lehnt den Kopf gegen Marks Brust und gähnt.
    "Müde kleine Pilotin?", sanft küsst Mark sie.
    Gina nickt.
    "Dann sie zu, dass Du ins Bett kommst… in nicht mal vier Stunden bin ich dann ja auch da!", Mark küsst sie abermals und lenkt sie dann sanft zu ihrem Auto.

    Ein paar Tage später.
    Gerade hat Michaelas Dienst begonnen.
    Als sie sich gerade in der Basisküche einen Kaffee holen will spricht Dr. Mark Harland sie an: "Michi? Hast Du mal eine Minute Zeit?"
    "Klar? Was gibt es denn?"
    Mark schüttelt den Kopf: "Nicht hier… irgendwo, wo es ruhig ist… am Fluss vielleicht?"
    Michaela nickt: "Gut, okay…!"

    Wenig später an der Salzach.
    Mark wirkt sehr nervös und fahrig.
    "He, was ist denn los…?", fragt Michaela ihn freundlich und sieht ihn aufmerksam an.
    "Ich also… ehm!", er kramt eine kleine Schatulle aus der Innentasche seines Overalls und hält sie seiner Kollegin wortlos hin.
    Michaela öffnet die Schatulle und schreit entzückt auf: "Nein… meine Güte, die sind ja wunderschön!"
    Auf schwarzem Samt liegen zwei Ringe. Schlicht gehalten, in Rotgold, der kleinere Ring hat zwei Steinchen eingelassen.
    "Gina und Mark", liest Michaela in der Innenseite der Ringe.
    "Du willst Gina einen Antrag machen… aber was hat das mit mir zu tun?", fragt Michaela und gibt ihm die Schatulle zurück. "Weißt Du nicht wie oder was?"
    "Doch, doch ich hab eine Idee, aber die ist nur durchführbar, wenn Du einmalig mit Gina den Dienst tauschst!"
    Verständnislos schaut die blonde Frau ihn an.
    "Am 14. Juli kennen wir uns fünf Jahre und na ja ich will halt…!", er zieht Michaela an sich und flüstert ihr seine Idee ins Ohr.
    "Klingt klasse…, klar helfe ich Dir… ich sag ihr einfach, dass ich einen Arzttermin habe und der sich nicht anders legen hat lassen als so… ich rede dann morgen mit ihr!"
    Mark umarmt sie kurz: "Danke, Du bist ein Schatz!"
    "Na wenn Du schon Ernst machst, dann muss man das doch einfach unterstützen!", sie lächelt ihm zu.

    Am nächsten Tag schon spricht Michaela Gina wegen des Schichttausches an. Diese ist zwar verwundert, stimmt aber nach einigem Zögern zu.
    So wird am 14. Juli Gina von 08:00 bis 16:00 Uhr fliegen und Mark hat somit Zeit seinen Plan umzusetzen und hierfür ist es nun mal nötig, dass er VOR seiner Freundin Dienstschluss hat.

    Am 14. Juli 2006.

    Mark Harland ist noch alleine in der gemeinsamen Wohnung und trifft die letzten Vorbereitungen, in knapp einer Stunde wird Gina da sein.

    Zur selben Zeit genießt Biggi bei sich zu Hause den Feierabend. Sie ist zwar hundemüde, aber sie kann einfach nicht einschlafen. Immer noch jagten ihr Thomas Worte durch den Kopf. Schon die ganzen letzten Tage war er sehr nett zu ihr gewesen, hatte ihr immer wieder Komplimente gemacht und nun das heute, urplötzlich hatte er zu ihr gesagt: "Schön, dass es Dich gibt!" und dann war er einfach gegangen und hatte sie völlig verblüfft stehen lassen.
    Sie will es zwar nicht wahr haben, aber langsam keimt in ihr wieder ein kleiner Hoffnungsschimmer auf. Sie und Thomas, das rutschte wieder in eine greifbare Nähe und gleichzeitig schien es so fern.
    Gerade als sie sich ein Buch aus dem Regal nehmen will klingelt es Sturm an ihrer Wohnungstür. Seufzend stellt sie das Buch wieder ins Regal zu den anderen und geht zur Türe.
    Als sie öffnet bleibt ihr vor Staunen der Mund offen stehen. Sie sieht nur große wunderschöne Sonnenblumen. Diese werden nun in ihre Arme gedrückt.
    "Bitteschön, die sind für Dich!", Thomas Wächter kommt hinter dem Strauß zum Vorschein, und schenkt ihr ein strahlendes Lächeln.
    "Thomas!", Biggi schießt das Blut in die Wangen.
    "Na Du… hast Du heute noch was vor?", fragt Thomas mit Unschuldsblick nach.
    Biggi schüttelt nur stumm den Kopf, sie ist nicht fähig etwas zu sagen.
    "Hast Du dann vielleicht Lust, dass wir zusammen etwas unternehmen?"
    Dieses Mal nickt die Pilotin.
    "Was hältst Du von einem Picknick im Grünen?", fragt Thomas und deutet auf den großen Korb der zu seinen Füßen steht.
    "Klingt toll!", stottert Biggi.
    "Na dann komm!", Thomas lächelt sie an.
    "Stopp, ich brauch noch ein paar Minuten… wartest Du unten auf mich?", bittet sie ihn.
    Thomas nickt und steigt die Treppen hinab.
    Verwirrt lässt Biggi sich unterdessen in ihrem Schlafzimmer aufs Bett fallen. Was war denn bitte nun kaputt…
    Sie atmet noch mal tief ein und steht dann auf um sich umzuziehen. Ein dünnes Sommerkleid wählt sie mit dünnen Trägern und raffinierter Schnürung am Rücken.
    Dann beeilt sie sich nach unten zu Thomas zu kommen.

    Zur selben Zeit hat Gina ihre Schicht auf der Basis beendet und sich auf den Nachhauseweg gemacht.
    Sie ist müde und ausgepowert, der Dienst war mehr als anstrengend. Sie will nun nur noch in ihr Bett kriechen sich an ihren Mark kuscheln und schlafen.
    Vor der Wohnungstür kramt sie erst mal in der Handtasche, mal wieder findet sie den Hausschlüssel nicht.
    Endlich hat sie ihn, seufzend schließt sie die Türe und erstarrt.
    Der Fußboden ist übersäht von roten Rosenblättern und kleinen Teelichtern. Wie verzaubert folgt sie der Spur die im Wohnzimmer endet. Aber der Raum sieht ganz anders aus. Das Sofa ist zur Seite geschoben, ebenso der Esstisch und somit wurde eine große freie Fläche geschaffen. Dort stehen überall gläserne Bodenvase die übervoll sind mit dunkelroten langstieligen Rosen. Aus den Teelichtern wurden lauter Herzen geformt. Dann entdeckt sie Mark. Er trägt einen schicken Anzug und steht an die Fensterbank gelehnt. Voller Liebe schaut er sie an. Nun kommt er langsam auf sie zu.
    Gina zittert, sie ahnt was nun kommt.
    Ganz dicht steht Mark nun vor ihr: "Hallo meine Kleine!"
    "He…!", haucht Gina
    Sanft nimmt Mark ihre Hände und beginnt mit zitternder Stimme zu sprechen: "Mein kleiner Lieblingsmensch, heute ist es genau fünf Jahre her, seitdem wir uns das erste Mal sahen. Wir sind durch Höhen und Tiefen gegangen und haben viel zu lange gebraucht, bis wir uns fanden… Du bist Alles für mich, ich liebe Dich über alles…. Gina!", er kniet vor ihr nieder, holt mit der einen Hand die Schatulle aus dem Jackett, mit der anderen hält er weiterhin Ginas linke Hand fest. "…. Ich möchte Dich heute bitten meine Frau zu werden!", dann klappt er die Schatulle auf und sieht Gina aufmerksam an und zugleich auch ängstlich.
    Gina laufen die Tränen über die Wangen und fließen immer stärker als Mark ihr nun den rotgoldenen Ring überstreift.
    Überwältigt zieht sie ihn zu sich hoch und haucht unter Tränen: "Natürlich will ich Dich heiraten…!"
    "Oh Gina…!", Mark umarmt sie und küsst sie, ganz sanft und zärtlich.



    "… wenn Du nicht gewesen wärst dann, ich würde nicht mehr leben!", Biggi senkt den Blick und starrt auf die karierte Picknick-Decke.
    "He… Biggi nun vergiss endlich diesen Unfall, es ist ewig her… und alles ist gut gegangen…!", Thomas fährt ihr sanft über die Wange.
    Aber bei Biggi brechen auf einmal die Emotionen durch: "Ich verdanke Dir mein Leben…. Was wäre ich denn, ein Krüppel, zu nichts mehr zu gebrauchen, schon gar nicht zum fliegen!"
    Die Tränen schießen nur so aus ihren Augen und sie kann kaum noch richtig atmen.
    Thomas nimmt sie in den Arm und versucht vergeblich seine Kollegin zu beruhigen: "He… es tut mir leid… ich hätte nicht davon anfangen dürfen…! Biggi nun wein doch nicht mehr…!" Vorsichtig nimmt Thomas ihr Gesicht in die Hände und dann küsst er sie urplötzlich.
    Abrupt wendet Biggi den Kopf ab und wirkt wieder sehr gefasst: "Thomas nicht… ich hab inzwischen verstanden, dass es mit uns nichts wird… der Weg dahin war lang und schmerzhaft genug…!"
    "Biggi, ich hab damals einen riesigen Fehler gemacht… ich hätte das alles nie zu Dir sagen dürfen… aber ich…!"
    "Du was?", Biggi sieht ihn aufmerksam an und hat Mühe nicht in seinen wundervollen stahlblauen Augen zu versinken.
    "Ach Biggi, ich hab so eine Angst… ich hatte noch nie viel Glück mit Frauen, wie man an den Beziehungen zu Vera und Michaela gesehen hat… und Du… Du bist mir so unendlich wichtig… keinem Menschen kann ich so vertrauen wie Dir… ich hab einfach eine riesengroße Angst, dass ich das Alles zerstöre, wenn es mit uns nicht klappt… aber ich hab Dich wahnsinnig lieb Biggi…!"
    Biggi ist völlig überwältigt. "He… zu so etwas gehören immer Zwei und glaub mir… ich werde nicht zulassen, dass es mit uns nichts wird, dafür liebe ich Dich viel zu sehr…!"
    Wieder sind ihre Lippen ganz dicht voreinander, wieder küsst Thomas sie. Dieses Mal jedoch lässt Biggi ihn gewähren und erwidert den Kuss…

    Eine Woche später.
    Nachdem am letzten Wochenende ausgiebig die Verlobung von Gina und Mark und das schon lange überfällige Zusammenkommen von Biggi und Thomas gefeiert wurden, ist nun wieder der Alltag auf der Basis eingekehrt.
    Die soll aber nicht lange vorhalten.

    Es ist Mittwochnachmittag und Michaela kommt mit Jens auf die Basis. Sie muss noch etliche Berichte fertig stellen. Thomas hatte zusammen mit Biggi Lena aus dem Kindergarten geholt und machte nun mit seiner Freundin und der Kleinen den Zoo unsicher.

    Gerade als Jens' Auto auf den Hof fährt kommt auch Marks Auto neben ihnen zum stehen.
    Die Drei kommen nicht mal dazu sich zu begrüßen, da fegt Gina schon um die Ecke und die Pilotin sieht alles andere als gut gelaunt aus.
    Michaela wagt es sie anzusprechen: "He… was ist denn mit Dir los? So wie Du guckst, da bekommt man ja Angst...!"
    Ginas Augen funkeln wütend: "Was machst Du denn schon hier… ich hab noch vier Stunden zu fliegen… wolltest Du nicht zu Deinem verrückten Gaul!"
    "Komm mal wieder runter… Thomas' Mädels sind bei Hopeful, mehr als spazieren gehen ist eh noch nicht drin!", meint Michaela und versucht ruhig zu blieben.
    Mark geht auf Gina zu und nimmt sie in den Arm: "He kleine Kratzbürste, was ist los…?"
    "Höppler hat den Vollschuss… kommt mal mit!", fordert sie ihre Kollegen auf.
    Die Drei folgen ihr und umlaufen den Hangar.
    "Na, was seht ihr da?", Gina deutet auf die Wiese
    "Einen Medicopter!", meint Mark
    "Einen alten Medicopter ohne gelbes Kreuz und ohne Winde!", meint Jens präziser.
    Michaela schaut verwundert: "Was hat die Maschine hier verloren?"
    "Das kann ich Dir sagen… die Maschine ist von der Münchener Basis, Höppler hat sie erworben und nun sollen Max und wir Piloten sie auf Vordermann bringen und sie für den Verkauf vorbereiten…. Sie soll wohl an einen privaten Käufer gehen… das heißt also sämtliches medizinisches Material muss raus und normale Sitze müssen hinein!", Gina hat sich in Rage geredet.
    "Aber sonst geht es dem gut? Wie kommt er denn bitte auf so eine Idee?", Jens sieht seine Kollegin ungläubig an.
    "Er meinte, dass unser Verbrauch in den letzten Monaten viel zu hoch war, die Kosten für Sprit und Medikamente wären untragbar und durch den Verkauf erhofft er sich, dass wir etwas von den roten Zahlen wegrutschen…!"
    "Aber sonst geht es ihm gut ja!", Michaela zieht ungläubig die Augenbrauen hoch. "Ich mein was kommt als nächstes, sollen wir noch Ausflugsgruppen aufnehmen und Flugvorführungen machen oder wie… ja was sind wir denn? Eine Rettungsstaffel oder ein Karnevalsverein?
    "Das frag ich mich auch!", Max kommt mit ölverschmierten Händen aus dem Hangar.
    "Herrschaften haben sie nichts Besseres zu tun als hier herumzustehen? Sehen sie zu, dass sie an die Arbeit kommen, die Berichte sind nicht geschrieben, der Bestand der Medikamente wurde seit Wochen nicht mehr kontrolliert wie mir schient und Sie Max sehen zu, dass sie den Helikopter endlich fertig bekommen!", auf einmal steht Höppler bei den Leuten.

    Stumm geht man auseinander. Gina mit den Männern in den Aufenthaltsraum, Michaela folgt Max in den Hangar.
    "Kann ich Dir helfen?", die Pilotin lässt sich auf eine leere Getränkekiste sinken und krault ihrer Hündin Momo sanft den Nacken.
    Jeden Tag nimmt sie das Tier mit auf die Basis, zwar ist Momo kein ausgebildeter Rettungshund, aber sie konnte ja auch schlecht alleine in der Wohnung bleiben. Zwar merkte man Höppler deutlich an, dass er davon alles andere als begeistert war, aber da Ebelsieder ihr die ausdrückliche Erlaubnis erteilt hatte und auch die Kollegen keine Einwände hatten sah Michaela über das Verbot des neuen Basisleiters hinweg. Sowieso war die blonde Frau schon mehrere Male mit dem konservativen Basisleiter aneinander geraten, aber nicht nur sie, auch der Rest hatte so seine Probleme mit ihm.

    Knapp vier Stunden später.
    Fast gleichzeitig trudeln Florian und Darius auf der Basis ein.
    "Oh Du bist ja schon da…!", überrascht sieht Florian die Pilotin an.
    Die nickt: "Ja… hab mal endlich meine Berichte fertig gemacht… hab die vollen vier Stunden gebraucht! Zieht ihr euch schnell um…? Dann meld ich Gina ab und uns an… lasst uns die letzten paar Minuten ihrer Schicht übernehmen… sie hatten einen Einsatz nach dem anderen, bei den Jungs genau so…!"
    "Was ist denn los?", fragt Darius nach ohne Michaela anzusehen.
    "Kreislaufkollaps, Badeunfälle, verirrte Wandere, überanstrengte Bergsteiger, das übliche zur Sommer- und Ferienzeit!", erklärt Mark, der mit Gina auf dem Sofa sitzt.
    "Gut, dann wollen wir mal! Auf in den Kampf!", witzelt Darius.

    Tatsächlich kommt auch das Team um Michaela kaum zur Ruhe, zweimal kommt es sogar vor, dass sie, nachdem ihr Patient im Krankennhaus abgeliefert war, sie sofort wieder zu einem Einsatz mussten.
    Umso erleichterte ist Michaela als Biggi und ihre Leute zum Schichtwechsel kommen.
    Biggi und ihre Kollegen sind noch im Basisgebäude um sich umzuziehen und Michaela sitzt im Cockpit des Medicopter um etwas nachzusehen.
    Da schrillt die Sirene los: "Rettungsleitstelle für Medicopter 117…. Zwei verunglückte Bergsteiger südlich von Garmisch…!"
    Ehe Michaela reagieren kann, sitzt die B-Crew im Heli und hebt ab. Da sie den Suchhund Gonzo mit dabei haben ist Ralf hinten eingestiegen und so fällt Michaelas Anwesenheit erst auf als die Maschine schon in der Luft ist.
    "Du tust auch echt alles um fliegen zu können", witzelt Biggi und zwinkert Michaela zu.
    Die nickt nur und schaut dann fasziniert aus dem Fenster: "Das ist der Wahnsinn, unten bei uns ist es knallend heiß und hier oben liegt noch Schnee!"
    "Stimm… ein wahres Phänomen!", pichtet Gabriele bei.
    "Kann mir einer sagen wo hier ein Unfall passiert sein soll?", fragt Ralf und schaut aus dem kleinen Fenster.
    "Wahrscheinlich war alles nicht so schlimm und die haben sich aus dem Staub gemacht… da seht mal, da ist Blut im Schnee…. Kommt die holen wir uns noch, oder Biggi?", fragt Michaela
    Urplötzlich beginnt die Maschine zu sinken und legt an Tempo zu. Schockiert sieht Michaela zu Biggi hinüber. Die Pilotin ist kreidebleich im Gesicht und hat die Hände vor den Mund geschlagen. Tränen fließen über ihre Wangen. Immer näher kommt der Boden. Hektisch zieht Michaela am Stick und die Maschine schießt wieder in die Höhe.
    "Biggi gib die Pedale frei!", schreit Michaela, aber vergebens, Biggi wirkt wie erstarrt…. Sekunden vergehen, abermals schreit Michaela laut…. Endlich Biggi reagiert und Michaela kann die Maschine unter ihre Kontrolle bringen.
    Keiner sagt etwas, allen sitzt noch die Angst in den Knochen.

    Michaela bringt die Maschine und ihre Besatzung sicher zur Basis zurück.
    Als die Maschine steht reißt Biggi panisch die Tür auf und stürmt davon.
    Erschöpft lässt Michaela sich in den Sitz fallen: "Was war denn das bitte?
    "Ich weiß es nicht!", Gabi schüttelt den Kopf, auch sie ist ziemlich blass.
    "Vor acht Jahren, Biggis Unfall… das war genau da… dann das mit dem Blut… Gabi erinnerst Du Dich?", meint Ralf mit tonloser Stimme.
    Gabi wird noch blasser: "Gott Du meinst…!"
    "… in ihr sind die Erinnerungen wieder hoch gekommen…!", vollendet Michaela den Satz.
    "Scheint so… sie hat das ja alles nie richtig verarbeitet, nie darüber geredet, wir hätten damit rechnen müssen, dass es soweit kommt, irgendwann!", murmelt Gabi und läuft mit Ralf und Michaela langsam auf die Basis zu.
    In der Türe stoßen sie fast mit Biggi zusammen. Die rehbraunen Augen weichen den der Drei aus… Biggi schiebt sich an ihnen vorbei und dann braust sie auf ihrer Maschine davon.
    "Wenn sie nur keinen Unfall baut!", murmelt Michaela.
    "Ich meld uns mal ab…. Ohne Pilotin…!", meint Ralf und will schon zum Telefon greifen, aber Michaela hält ihn zurück.
    "Ich ruf Gina an…ich mach jetzt noch vier Stunden und dann soll sie kommen… bis morgen hat Biggi sich bestimmt wieder beruhigt!", meint Michaela.

    Nach vier Stunden.
    Michaela ist inzwischen todmüde. Der Tag hatte es wahrlich in sich gehabt… die vier Stunden waren nicht weniger stressig gewesen als ihre reguläre Schicht. Dazu noch die Sorge um Biggi. Die hatten aber alle, nur Thomas ließ sich nichts anmerken, aber die Kollegen kannten ihn gut genug um zu wissen, dass er fast verging aus Sorge um seine Freundin.
    Gerade ist Gina eingetroffen und Michaela macht sich erleichtert auf den Nachhauseweg.
    Unterwegs überlegt sie es sich noch mal anders und macht sich auf den Weg zu Biggi… vielleicht wollte die ja reden?
    Nun steht sie vor der Wohnungstür der Freundin und drückt unsicher auf die Klingel. Minuten vergehen bis ihr geöffnet wird.
    Sie blickt in verweinte Augen, die sie aus einem blassen Gesicht heraus ansehen.
    "He…!", presst Biggi hervor und lässt Michaela eintreten.
    Die lässt sich erschöpft aufs Sofa fallen: "Geht es Dir besser?"
    Biggi zuckt mit den Schultern: "Möchtest Du einen Tee?"
    "Lieber einen Kaffee, ich bin hundemüde… was war denn los mit Dir vorher im Heli?"
    "Nichts…!", sie bricht ab und die Tränen rollen über ihre Wange "Michi ich hab keine Ahnung… ich hatte 'nen Flashback... ich lag da unten und mein Fuß…!"
    "He… ganz ruhig, ist alles gut… es ist nichts passiert…!"
    "Ich weiß… geht auch schon wieder…. Ich komm dann nachher wieder und mach meinen Dienst… und Du sieh zu, dass Du ins Bett kommst… und vielen Dank Michi!"
    "Schon gut…. Bis nachher dann!", Michaela verabschiedet sich.

    Als Michaela daheim ankommt fällt sie sofort in einen tiefen Schlaf und wacht erst auf als ihr Wecker eine halbe Stunde vor Dienstbeginn klingelt. Sie macht sich schnell fertig, liefert Lena bei Anna ab und macht sich dann mit Momo auf den Weg zur Basis.

    Im Aufenthaltsraum zeigt sich ihr ein niedliches Bild.
    Mark sitzt auf dem Sofa, liest etwas und an ihn gekuschelt, liegt schlafend Gina. Als nun Momo ihre Schnauze an deren Hand stupst wird die zierliche Pilotin langsam wach.
    "Na Du müde Kriegerin?", lächelnd schaut Michaela zu Gina.
    "Und Du bist wieder fit?", Jens umarmt sie von hinten.
    "Michaela? Brigitte steht draußen und möchte gerne mit Dir sprechen!", Darius betritt den Raum.
    Michaela küsst Jens kurz und begibt sich dann an die Helikopter-Plattform.

    "He Biggi, was machst Du denn schon hier?", fragt Michaela und sieht die braunhaarige Pilotin prüfend an.
    Die senkt den Blick: "Fliegst Du eine Runde mit mir?"
    Verdutzt sieht Michi sie an, steigt dann aber mit ins Cockpit.
    "Fliegst Du?", Biggi wirkt nervös, ihre Hände verkrampfen sich ineinander.
    Michaela startet die Maschine und fliegt los.
    Erst als sie schon eine Weile in der Luft sind sieht sie zu Biggi hinüber, die ist totenblass im Gesicht, der Schweiß steht ihr auf der Stirn, Tränen fließen über die Wange und sie wimmert vor sich hin. Dieses Wimmern wird immer lauter und endet in einem markerschütternden Schrei.
    Michaela lässt den Heli langsam sinken und landet wieder. Panisch reißt Biggi die Tür auf und rennt davon. Michaela geht ihr nach und hört wie die Freundin würgt. Ohne etwas zu sagen nimmt Michaela Biggi am Arm und führt sie zur Salzach.
    "Ganz ruhig… schtt…!", Michaela fährt ihr über den Arm.
    Biggi lässt sich stumm auf die Knie sinken, taucht die Hände ins Wasser und schöpft etwas heraus. Sie drückt ihr Gesicht in die Hände.
    "Biggi, was ist nur los mit Dir?", Michaela sieht ihre Freundin besorgt an.
    "Ich weiß es nicht... aber ich hab Angst… so schreckliche Angst!"
    "Hmm…. Ich sag Karin, dass sie Dich heimfahren sollen, das mit dem Dienst bekommen wir schon hin!"
    Michaela begibt sich ins Basisgebäude, Biggi bleibt zurück.

    Während Karin Biggi nach Hause fährt beratschlagen die Anderen wie es nun weiter gehen soll.
    "Ihr könnt unmöglich die ganze Zeit Biggis Dienst mitfliegen, das geht ein paar Tage, aber nicht wochenlang!", schmettert Mark den Vorschlag seiner Verlobten Gina ab.
    "Was sollen wir dann machen? Du weißt genauso gut wie ich, wie schwer es ist eine fähige und kompetente Vertretung zu…!", sie bricht ab, da Michaela fluchend aus Höpplers Büro kommt.
    "Dieser kleinkarierte Arsch…!", sie lässt sich aufs Sofa fallen und drischt auf das Kissen ein "Er organisiert keine Vertretung für Biggi, sie sei ja physisch nicht verwundet und dieses Hirngespinst würde sich schon wieder legen… der hat doch so was von keiner Ahnung!"
    "Und nun?", fragt Jens nach.
    Hilflos zuckt Michaela mit den Schultern und atmet schwer aus: "Uns bleibt nichts anderes übrig als für sie zu fliegen… Biggi braucht Zeit… das ist ganz tief drin…!"
    "Man bräuchte ein psychologisches Gutachten… das müsste man Höppler vorlegen!", meint Darius.
    Gina fährt ihn an: "Biggi ist doch nicht bekloppt! Sie hat Angst vor dem Fliegen, weil sie diesen Unfall hatte!"
    Überraschender Weise bleibt Darius ganz ruhig: "Ich weiß… aber das was da gestern passiert ist… das ist eine Art Trauma… wahrscheinlich hat sie den Unfall nie verarbeitet und nun gestern, war sie wie zurückversetzt und darum kam alles in ihr hoch… sie hat das alles noch mal erlebt… wenn sie sich nicht richtig davon erholt, dann kann das was da gestern in der Luft passiert ist immer wieder kommen…!"
    Aufmerksam sieht Michaela den Arzt an, während er gesprochen hat, hat sein Gesichtausdruck sich verändert, ganz weich sind seine Züge geworden: "Wie lange kann so was dauern?"
    "Das kann man so pauschal nicht sagen… vielleicht gibt es sich schon in ein paar Tagen wieder, vielleicht in einem Monat, es kann Jahre dauern und genauso kann es sein, dass sie sich nie mehr erholt…!"
    "Biggi ist stark, sie wird es schaffen und egal wie lange es dauern wird, wir werden für sie da sein! Nicht wahr!", Michaela sieht die anderen an und ihr Blick lässt keine Widerworte zu.

    Später in der Nacht.
    Zur Erleichterung aller ist diese Schicht sehr ruhig.
    Das mit Biggis Vertretung hat auf einmal wie am Schnürchen geklappt. Wie auch immer er es geschafft hatte, Darius hatte ein Gutachten besorgt und somit Höppler den Beweis geliefert, dass Biggi flugunfähig war. Unter Murren hatte daraufhin der Basisleiter eine Vertretung organisiert. Diese würde bereits heute eintreffen um mit Gabi und Ralf zu fliegen.
    Michaela und Jens gesellen sich zu Darius, der vor dem Hangar sitzt und raucht.
    "He… na genießt Du die Stille?", Michaela lässt sich neben ihn auf den Boden sinken und zieht Jens ebenfalls hinunter.
    "Ich wollte euch nur nicht den Rauch um die Ohren blasen, komm dann auch gleich wieder rein…!", er nickt Michaela zu und bemerkt dann ihr besorgtes Gesicht "He… mach Dir keine Sorgen wegen Biggi… sie wird wieder!"
    "Das Du Dir da so sicher sein kannst…!", Michaela senkt den Blick.
    "Du bist es doch auch… mach mir nichts vor!", Darius Stimme klingt fest und sicher.
    "Woher…!", die blonde Pilotin ist baff.
    "Sechs Semester Psychologie… da lernt man einiges…!"
    "Du hast Psychologie studiert?", fragt Michaela nach.
    Darius nickt: "Ja… ich habe damit begonnen… aber ich hab es nicht gepackt… und bin dann auf Medizin umgestiegen… fast zehn Jahre hab ich in einer Klinik geschuftet, dann las ich die Annonce vom Medicopter und ich wollte schon lange weg vom Krankenhausdienst… so kam ich hier her und hab das erste Mal so was wie Teamgeist erlebt, im Krankenhaus hat jeder gegen jeden gearbeitet, so kam es mir vor… und dann dieses krasse Gegenteil, ich war total überfordert, darum auch mein Verhalten…!"
    "Wir sind ein Team und nur wenn man sich auf die anderen verlassen kann klappt es, gemeinsam sind wir stark!", Michaela zwinkert ihm zu.

    Eine knappe Woche später.
    In wenigen Minuten ist Michaelas Schicht zu Ende. Gabi und Ralf sind bereits da, nur die neue Pilotin fehlt noch.
    "Na ja dann habt ihr halt beim ersten Einsatz mitunter noch mit mir die Ehre!", witzelt Michaela.
    "Was Besseres könnte ihnen nicht passieren… Annette jedenfalls kann Dir nicht das Wasser reichen!", mein Simon König, der Pilot der F-Crew.
    Zustimmend nicken die Anderen, zu Recht. Biggis Vertretung flog mehr schlecht als Recht.
    Annette Köhler hieß sie, war Mitte 30 und alles andere als selbstbewusst. Sie hielt sich strikt an Höpplers Anweisungen, was ihr schon mehrmals Ärger mit Gabi und Ralf eingebracht hatte.
    "Soll ich noch dableiben?", fragt Michaela.
    Tanja, die Notärztin aus Simons Team lacht: "Wenn Du könntest dann würdest Du wohl 24 Stunden am Tag fliegen…!", sie lacht.
    Gabi schüttelt den Kopf: "Geh heim… Jens wartet auf Dich… mach Dir nen schönen Abend mit ihm und denk, dran, dass wir uns morgen treffen, Hochzeitsplanung!"
    Michaela nickt und verlässt dann die Basis.

    Am nächsten Tag.
    Gina ist – trotz Dienstschluss – noch auf der Basis und sitzt mit Michaela vor der Basis.
    "Ich glaub Biggi ist bald wieder soweit!", meint Michaela urplötzlich.
    Gina schaut Michaela aufmerksam an: "Wie kommst Du darauf?"
    Ohne etwas zu sagen zieht Michaela Gina mit sich. Hinter dem Hangar, wo die ausgediente BK 117 steht macht sie Halt. Sie schaut erst Gina an und deutet dann mit dem Kopf auf die Maschine. Über Ginas Lippen huscht ein Lächeln, denn im Cockpit des Helis sitzt Pilotin Biggi. Ihre Hände ruhen auf dem Stick. Die Augen sind geschlossen und sie sieht vollkommen entspannt aus. Richtig zufrieden.
    "He… das ist ja… meinst Du sie fliegt?", fragt Gina ihre Kollegin.
    "Noch nicht… das dauert noch… wir sagen auch nichts, nicht zu ihr und nicht zu den Anderen okay… ich will nicht, dass sie unter Druck steht!"
    Gina nickt verständnisvoll.

    Etwas später.
    Gina ist doch nach Hause gegangen, sie hat so viel zu tun gerade – schließlich ist in ein paar Wochen die Hochzeit und sie weiß sowieso nicht mehr wo ihr der Kopf steht. Die beiden diensthabendnen Teams, Jens mit Crew, sowie Michaela mit ihren Leuten sind beide in einem Einsatz. Max ist unterwegs, da er ein bestelltes Ersatzteil abholen muss und Höppler war glücklicherweise auch nicht anwesend.

    Biggi sitzt noch immer in der Maschine. Sie hat ihr Alleinsein inzwischen bemerkt.
    Unsicher startet sie den Rotor, lässt die Turbinen belüften und zieht den Helikopter dann in die Höhe. Ihr Atem beschleunigt sich und ihr Herz schlägt schneller. Vorsichtig zieht sie die Maschine höher und lässt sie ein bisschen durch die Luft gleiten. Langsam lässt dieses beklemmende Gefühl nach. Sie schließt die Augen und beißt sich auf die Unterlippe. Dann schlägt sie ihren Weg ein.
    Schon fast hat sie ihr Ziel erreicht, da geht es nicht mehr, wie blockiert ist sie innerlich. Immer wieder sind da diese Bilder, die vorbeirauschenden Felswände, das Seil und dieses Geräusch als der Heli auf den Schnee aufschlug… aber vor allem dieser Schmerz, als Gabi ihr bei lebendigem Leib und ohne Narkose das Bein abnahm. Sie fasst an ihr Knie und fühlt die Narbe die rundherum reicht.
    Sie zwingt sich ruhig zu atmen und schlägt den Heimweg ein.

    Als sie auf der Basis landet ist von den Kollegen zum Glück noch nichts zu sehen, es hat also keiner ihren Flugversuch mitbekommen.
    Als die Kufen wieder auf dem Boden stehen schafft es Biggi nicht gleich auszusteigen. Sie fährt über die Amateuren der Maschine und flüstert: "Bald bin ich wieder soweit Baby!"



    Schichtwechsel zwischen Michaela und Gina. Es ist Samstag und aufgrund des Rotationsymstems, dass am Sonntag eine neue Schichtzeit für die Teams einleitet hatte Gina nun über 24 Stunden frei und kann die Zeit mit ihrem Verlobten genießen.

    Beide Frauen sitzen frisch geduscht im Umkleideraum.
    Während Michaela in den roten Overall schlüpft müht Gina sich ab um in ihre Jeans zu passen.
    "Ja sagen Sie mal Frau Aigner, Sie werden doch wohl nicht zugenommen haben!", Michaela grinst sie an.
    Gina dreht sich um und strahlt: "Doch… aber das hat einen ganz bestimmten Grund…!", sie legt die Hand auf den Bauch.
    Michaela geht auf sie zu und umarmt sie: "Glückwunsch… was sagt Mark dazu?"
    Ginas Gesicht verdunkelt sich: "Er weiß es noch nicht… und bitte, sag es ihm auch nicht…!"
    "Was ist los? Will er kein Kind… ist es ihm zu früh?"
    Gina schüttelt den Kopf: "Nein… ich glaub er wünscht sich nichts sehnlicher, aber… ich war schon mal schwanger und ich hab das Baby verloren, das war für uns Beide der Horror, ich will einfach sicher gehen, dass alles okay ist, wenn der dritte Monat überstanden ist, dann sag ich es ihm…!"
    Michaela zieht die Augenbrauen hoch: "Und wie willst Du ihm erklären, dass Dir übel ist... er ist bestimmt sauer, wenn er es so erfährt…!"
    Gina zuckt hilflos mit den Schultern: "Versprich es mir einfach!"
    Michaela nickt und tritt dann in den Aufenthaltsraum.

    Ein einem der darauf folgenden Tage.
    Obwohl ihr Dienst schon zu Ende ist, ist Gina noch auf der Basis und diskutiert mit Mark über diverse Details der Hochzeit.
    Gina flucht: "Ja super… dann darf ich mir von Deiner Mutter wieder anhören, dass,…!"
    "Hör auf zu stänkern und komm mal kurz mit!", Michaela sieht Gina beschwörend an und zieht sie mit sich.

    Draußen vor dem Gebäude.
    "Sag mal, was ist denn los mit Dir… Mark hat Dir doch gar nichts getan, warum fegst Du ihn denn die ganze Zeit so an?", Michaela sieht Gina prüfend an.
    Gina lässt sich in die Hocke sinken und krault Momo, die zu den beiden Frauen getrottet kommt: "Ich will ihn ja gar nicht anmachen, aber ich bin so nervös… ich hab irgendwie das Gefühl, dass mir das alles über den Kopf wächst...!"
    "Dann sag ihm das mit dem Baby… darüber machst Du Dich doch am meisten verrückt… und das Andere… ich hab euch ein bisschen zugehört… Mark und Du ihr heiratet, es ist euere Hochzeit…. Lasst die Alten doch reden… he… ihr Zwei seid es um die es geht, nicht um Mama Harland oder Papa Aigner…!", Michaela nimmt Gina sanft in den Arm.
    "Ich bin so froh, dass ich Dich habe…!", Gina schluchzt.
    Michaela fährt Gina über die Schulter: "He… Du sentimentales Huhn, ist doch alles gut…!"
    "Kuschelablösung…. Auf Dich wartet da drin auch noch jemand Michi!", Mark zwinkert ihr zu und lässt sich Gina in die Arme schieben.
    Diese sieht ihn aus einem Tränenschleier an: "Es tut mir leid, ich…!"
    "Bist wie Du bist und dafür liebe ich Dich!", schneidet Mark ihr das Wort ab und küsst sie.

    Inzwischen im Gebäude.
    Jens sieht Michaela grinsend entgegen: "Du bist unmöglich, weißt Du das? Gibt es eigentlich irgendjemanden dem Du nicht hilfst?"
    Michaela reckt sich nach oben und kann einen Kuss ergattern: "Ich hab halt ein Helfersyndrom und die Beiden haben es mir besonders angetan irgendwie… auch wenn ich so gut wie gar nichts über sie weiß… ich mein, was war bevor sie hier waren!"
    "Schon verstanden… komm wir gehen ein bisschen an die Salzach, tut Momo auch gut…!", Jens zieht Michaela mit sich und lässt sich dann mit ihr unter einem Baum nieder.
    "Also?", Michaela sieht ihn aufmerksam an.
    "Also… die Beiden haben sich vor fünf Jahren kennen gelernt, bei einem Seminar zur Luftrettung und waren sich auch smyphatisch irgendwie, hatten wohl auch ein bisschen etwas miteinander, aber Mark war damals frisch von seiner langjährigen Freundin getrennt und hat darum den Kontakt zu Gina einschlafen lassen, als wir dann hier den Dienst antraten haben sie sich natürlich zwangsläufig wieder gesehen, Gina war ja mit ihrem Team parallel zu uns hier her versetzt worden. Am Anfang waren sie wie Feuer und Wasser, haben gestritten, dass die Fetzen flogen, aber nach und nach haben sie gemerkt, dass sie sich eigentlich verdammt lieb haben, aber ohne Komplikationen ging es natürlich auch dieses Mal nicht… sie hatten sich verabredet zum Abendessen, Mark hat aufgrund des stressigen Diensts das Essen vergessen… Himmel war Gina sauer, hat ihm einen Hammer auf den Fuß geworfen und war erst mal bockig. Da es uns anderen gereicht hat, haben wir sie kurzerhand über das Wochenende in den Wohnhelikopter eingesperrt und ihnen angedroht, dass wir sie nur rauslassen, wenn sie sich zumindest vertragen… als wir am Sonntagnachmittag aufgesperrt haben saßen sie eng umschlugen auf dem Sofa und sind seitdem unzertrennlich!"
    "Uff… na das ist ja mal was… aber wie kam Gina von Hamburg nach München!"
    "Das mein Schatz könnte ich Dich genauso gut fragen!", liebevoll sieht Jens sie an.
    Michaela bläst sich eine Strähne aus dem Gesicht: "Okay… dann bin ich wohl jetzt dran mit dem erzählen, ist ja auch nur fair, so viel wie ich schon über Dich weiß!"

    Wahrlich, Jens hatte seiner Freundin binnen der paar Wochen die Michaela auf der Basis war fast sein ganzes Leben erzählt: Er hatte Annas Mutter vor über 20 Jahren kennen gelernt und sich auch bald in sie verliebt, sie heirateten und Anna wurde geboren und dann kam das, unter dem viele Ehen von Lebensrettern litten, der Schichtdienst, das unregelmäßige Zuhause sein, Jens hatte sich bemüht einen neuen Job zu finden, aber fliegen hieß immer Schichtdienst, seine Frau floh in die Arme eines anderen, aber Jens gab die Ehe noch nicht auf, er liebte seine Frau und wollte sie nicht verlieren, aber es gab kein Zurück mehr, die Scheidung war so gut wie sicher. Umso glücklicher war er dann – auch wenn er es nicht zeigen konnte – gewesen, dass Anna zu ihm zog. Und nun hatte er ja Michaela, die er sehr liebte.

    Michaela beginnt: "Meine Eltern wollten nie ein Kind haben… aber da meine Mutter die Pille nicht vertrug, na ja ich bin halt das Produkt eines Unfalles… ich erinnere mich kaum an sie und ihr Haus, ich weiß, dass es in Düsseldorf ist, in der allerfeinsten Gegend, da gewesen bin ich nie, als ich vier war hat meine Großmutter mütterlicher Seite mich aufgenommen und nach Hamburg geholt, das war wohl das Allerbeste was mir passieren konnte… wer weiß was oder wie ich geworden wäre, wenn ich in Düsseldorf geblieben wäre. Dieses Helfersyndrom hab ich wohl auch von Oma, sie hat auch immer und überall helfen müssen und mich schon damit angesteckt, als ich noch recht klein war. Die Kindheit und Jugend verlief wie üblich, Gymnasium und Abi gemacht, und dann auf Anordnung erst mal ein Jahr Pause, die ich in Afrika verbrachte. Als ich wieder in Deutschland war ging es darum Arbeit zu finden, studieren wollte ich nicht, mir war das herumsitzen zu fade, ich wollte was tun, also begann ich mit der Ausbildung zur Rettungssanitäterin und bin danach auf dem Sanka mitgefahren. Die Fliegerei hat mich schon immer gereizt, aber da es bei uns in Hamburg nicht die Möglichkeit gab irgendetwas in der Richtung zu tun hab ich mich halt in ganz Deutschland informiert und wurde dann auf die Anzeige von Medicopter aufmerksam und so bewarb ich mich für das Praktikum… da es dazu eine Reihe von Auswahltests gab musste ich mich in München nach einer Unterkunft umsehen. Von meinem Missgeschick am ersten Tag mit Thomas weißt Du ja schon… na ja die Tests liefen gut, mit dem Team verstand ich mich auch und so war ich ehrlich gesagt nicht verwundet, dass ich einen der Praktikumsplätze bekam. Dann die Schwangerschaft, Lena war da und die Streitigkeiten mit Thomas und meine Flucht nach Hamburg. Nachdem es meiner Oma besser ging hab ich in der Notaufnahme gearbeitet, bis ich die Anzeige las, dass eine Flugschule sich auf die Ausbildung an der BK spezialisiert hat… tja und vier Wochen später hat die Ausbildung begonnen! Nachdem sie zu Ende war hatte ich keine Job, dann kam Thomas Geburtstag näher und die Idee ihn zu überraschen und den Rest kennst Du ja!"
    "Das klingt gerade alles so gefühllos, das passt gar nicht zu Dir…!", Jens zieht Michaela in seine Arme.
    Diese lehnt ihren Kopf an seine Brust: "Ich hab lange gebraucht bis ich so weit war, aber inzwischen sind mir meine Eltern egal… vollkommen egal…! Aber jetzt sag mal, wie war das mit Gina…?!"
    Jens rollt mit den Augen: "Du bist unmöglich…. Also sie hat sich überall beworben… da sie nicht in Hamburg bleiben wollte und bekam dann diesen Job hier… sie war ja bis dato ungebunden, ganz einfach das Ganze!"

    Ein paar Tage später.
    Michaela und Gina sind zusammen auf die Basis gekommen. Sie wollen die neue Pilotin mal ein bisschen unter die Lupe nehmen.
    Als sie den Aufenthaltsraum betreten läuft Gabi fluchend auf und ab, Ralf hockt über Gonzo gebeugt am Boden und Anette sitzt in der Sofaecke und heult!
    "Das ist ja wohl nicht Dein Ernst… es ging um das Leben eines Patienten…. Wen juckt da der Sprit? Und Ralf und Gonzo? Wenn wir nicht so schnell reagiert hätten, dann… jetzt hör auf hier rumzuflennen!", faucht Dr. Staller die Pilotin an, die unter diesen harten Worten immer mehr in sich zusammensackt.
    "Was ist denn hier los?, fragt Michaela.
    Gabi wirbelt erschrocken herum: "Michi, Gina…. Ihr kommt wie gerufen…. Diese dumme Pute hier… uns wäre fast ein Patient gestorben, weil sie so langsam geflogen ist und wenn Ralf nicht so schnell reagiert hätte, dann gäbe es jetzt weder ihn noch Gonzo… den armen Hund hat es erwischt…!", sie wendet sich an Ralf: "Was ist mit ihm? Arg schlimm die Pfote?"
    Ralf schüttelt den Kopf: "Nur ein Kratzer…. In ein paar Tagen ist er wieder fit, nicht wahr mein Junge?", er klopft dem Golden Retriever den Rücken.
    "Was ist denn nun genau passiert?", fragt Gina noch mal nach.
    "Wir hatten von der Leitstelle die Meldung bekommen, dass es in einem Waldstück brennt und dort eine Gruppe Kinder sich aufhalten würde. Wir sind also hin geflogen, viel zu langsam…!"
    Schluchzend meint Anette: "Herr Höppler hat die Vorschrift gegeben, dass pro Flug nur…!"
    "Ach halt die Klappe…. Also Gina…. Sie ist viel zu langsam geflogen und als wir endlich am Unfallort waren, war es total verraucht und wir hatten keine Gelegenheit zu landen, Ralf ist also mit Gonzo runter zum suchen, es waren zum Glück nur drei Kinder… die ersten zwei haben wir gleich mit der Winde hoch, das dritte musste Ralf mit Gonzo suchen, aufgrund des vielen Rauches konnte man den Weg nicht sehen und Gonzo hat sich was eingetreten, Ralf musste ihn tragen und ist selber fast hingefallen… die Lage des Kindes hat sich immer mehr verschlechtert, wenn Ralf nicht sofort Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht hätte, dann wäre die Kleine jetzt tot… und Anette macht Theater wegen des Sprits…. Heilige Scheiße was sind wir…. Eine Rettungsstaffel oder Pfennigfuchser?!"
    "Sollen wir übernehmen?", fragt Michaela nach.
    Ralf nickt: "Ja bitte…. Ich will endlich wieder in Ruhe einen Einsatz fliegen… ohne Theater…!"
    "Gut dann….. Frau Harland…!", sie zwinkert Gina zu "… wer fliegt zuerst?"
    "Hier wird niemand für Frau Köhler fliegen, ihre Schicht geht noch exakt drei Stunden und die wird sie auch fliegen!"
    "Können Sie die Folgen davon vertreten? Das wird ein gefundenes Fressen für die Presse, klingt doch super "Sparmaßnahmen in der Luftrettung kosten Menschenleben!", faucht Gina und stampft wütend mit dem Fuß auf.
    "Frau Köhler ist die Pilotin und damit basta…!", Höppler macht auf dem Absatz kehrt und geht in sein Büro.
    "Ich brauch frische Luft…!", murmelt Michaela und verlässt das Gebäude, Gina folgt ihr. Die anderen müssen ihre Berichte schreiben….

    "Das ist so ein Arsch…!", fluchend lässt Michaela sich auf der Heliplattform, der ausgedienten Maschine nieder und trommelt mit den Fingern auf dem Metall herum.
    "Wer ist ein Arsch?", fragt Biggi, die plötzlich den Kopf aus dem Cockpit steckt.
    "Höppler… aber sag einmal meine liebe Brigitte was machst Du denn schon wieder hier im Heli? Sehnsucht!", Michaela setzt ein breites Grinsen auf.
    Biggi senkt den Blick und wird rot: "Ich kann halt doch nicht ohne…!"
    "He, ist doch gut… klappt es denn wieder?!", Gina sieht ihr Kollegin aufmerksam an.
    "Fast… manchmal bekomm ich noch das Zittern, aber im Großen und Ganzen ist es okay… also was ist jetzt mit Anette… sie fliegt nicht mehr oder wie…. Soll ich…!", Biggi spricht zwar mit fester Stimme, man merkt ihr aber an, dass sie unsicher ist.
    "Du fliegst, wenn Du es für richtig hältst und Dir sicher bist, dass Du soweit bist… setz Dich nicht unter Druck und lass Dich nicht unter Druck setzten, sonst kann das immer wieder passieren…!", Michaela sieht die braunhaarige Frau prüfend an.
    Die fährt sich durch die Locken, die daraufhin in alle Richtungen abstehen: "Ich pack das schon…. Aber ich will die Anderen irgendwie überraschen…!"
    "Hmmm…. Na das muss doch zu machen sein!", Gina tippt sich mit dem Zeigefinger an die Nase und legt die Stirn in Falten.
    "Ich flieg jetzt einfach mit einem der Helis und ihr holt die Leute dazu und dann lande ich und Suprise, Suprise!", Biggi lacht und läuft festen Schrittes auf die Rettungshelikopter zu die auf dem Hof in der Sonne stehen.
    Michaela rennt ihr nach: "Und Du bist wirklich ganz sicher?"
    "Ja Michi… ich bin mir sicher…!", Biggi umarmt die blonde Frau. Dann schwingt sie sich in den Heli und deutet Gina und Michaela an, dass sie gehen sollen.
    Die Zwei werfen sich Blicke zu, sie sind beide von der Idee nicht so begeistert, aber es ist Biggis Entscheidung.

    Während Michaela und Gina wieder in den Aufenthaltsraum gehen bereit Biggi sich auf den Start vor.
    Alles geht wie von selbst, ihre Angst ist weggeblasen, sie startet die Maschine und bringt sie in die Luft, schnell, sicher, so wie sie es schon etliche Male zuvor gemacht hatte. Wenn man das so sah, dann konnte man gar nicht glauben, dass diese Frau sich vor nicht mal einem Monat nicht einmal mehr in die Nähe eines Hubschraubers gewagt hatte.

    "Was ist denn da draußen los?", durch das Rotorengeräusch aufgeschreckt, tritt Thomas in den Flur der Basis, wo Michaela und Gina noch stehen und sich angrinsen.
    Michaela sieht den Piloten unschuldig an und meint dann: "Die neue Pilotin für die B-Crew testet nur mal die Maschine…!"
    Wie aufs Stichwort stehen alle auf dem Hof und starren gen Himmel. Michaela und Gina, die ja eingeweiht sind haben Mühe sich ruhig zu verhalten und nicht lauthals los zu lachen.
    Biggi unterdessen gibt alles und zeigt sich von ihrer besten Seite. Ein riskantes Manöver nach dem anderen fliegt sie… es ist deutlich zu sehen, dass sie wieder voll da ist.
    Michaela beobachtet Thomas, hat er etwas bemerkt? Müsste er eigentlich… das Manöver das Biggi gerade geflogen war, kannte außer ihr nur Thomas, er hatte es ihr gezeigt.
    Die Mundwinkel des Piloten zucken unruhig und sein Blick ist starr auf die BK gerichtet.
    Sanft setzen nun die Kufen auf dem Boden aus und die Spannung steigt ins unermessliche.
    Biggi nimmt den Helm ab und steigt aus. Sekundenlang bleibt sie neben der BK stehen, dann geht sie langsam auf die Gruppe zu.
    Thomas reißt die Augen auf und rennt los, Biggi ebenso. In der Mitte treffen sie sich. Übermütig umarmt er sie und hebt sie hoch: "He Du Fliegerin, was machst Du denn für Sachen!"
    Er setzt sie wieder ab und nun wird Biggi von allen umringt. Die ganze Sache ist ihr sichtlich peinlich und die Aufmerksamkeit erst Recht, aber da hat sie nun keine Chance. So einfach kommt sie den Kollegen nun nicht davon.

    Max steht schon mit Sektgläsern und einer Flasche Secco bereit: "Die Piloten bekommen natürlich nichts und die restlichen Diensthabenden auch nicht, aber wir anderen gönnen uns ein Gläschen, oder?"
    "Ich nehme auch nur einen Orangensaft…!", meint Gina.
    Verwundert sieht Mark seine Verlobte an: "Du musst doch nicht mehr fliegen und ein Gläschen schadet doch nicht…!"
    "Mir vielleicht nicht… aber das Kleine hält bestimmt nichts davon!", Gina lächelt ihn liebevoll an.
    "Nicht wieder ohnmächtig werden!", foppt Jens und erinnert damit an Marks Reaktion auf Ginas erste Schwangerschaft.
    Langsam geht Mark auf Gina zu: "Du bist schwanger?"
    Gina nickt und sieht ihn voller Liebe an. Vorsichtig hebt Mark sie hoch, küsst ihren Bauchnabel und lässt sie dann soweit nach unten rutschen, dass ihr Gesicht auf der Höhe von seinem ist, dann gibt er ihr einen langen und liebevollen Kuss.
    "Wir bekommen wirklich ein Kind?"
    "Ja!", haucht Gina und gibt ihm einen sanften Nasenstüber.
    Während die Zwei alles um sich herum vergessen meint Michaela: "Na war doch jetzt gar nicht so schwer!"
    Prüfend sieht Jens sie an: "Du wusstest natürlich mal wieder als Erste davon!"
    "Aber sicher!", Michaela grinst von einem Ohr bis zum Anderen.

    "Was ist denn hier los?", Höpplers Stimme reißt die Kollegen auseinander.
    "Nur der alltägliche Wahnsinn!", lacht Mark.
    "Sehen Sie zu, dass Sie an die Arbeit kommen…. Wo ist eigentlich Frau Köhler?"
    "Hier bin ich Herr Höppler…", kommt es schüchtern aus dem Aufenthaltsraum. Dann tritt die Frau nach draußen, sie ist noch immer total verheult.
    "Ja, Hilfe, was habt's ihr denn mit der gemacht… ich glaub ich überleg mir das noch mal… wenn ihr neuerdings so mit eurer Pilotin umgeht, na danke..!", Biggi sieht Ralf und Gabriele todernst an.
    Die Gelegenheit eine Antwort zu geben besteht nicht, denn auf einmal geht der Alarm los; ein kurzer Blickwechsel zwischen Biggi und dem Rest der B-Crew und dann rennen sie zum Hubschrauber.
    "Stopp, Frau Schwerin, Sie tragen keine Dienstkleidung und außerdem ist Frau Köhler die Pilotin…!", schreit Höppler
    "… gewesen…!", gluckst Gina.
    Höppler sieht sie verständnislos an: "Bitte?"
    "Ich sagte, dass Frau Köhler die Pilotin gewesen sei, Frau Schwerin fliegt wieder…!"
    "Hmmm, da kann man wohl nichts machen Frau Köhler… die Herrschaften hier werden es nie zulassen, dass sie hier bleiben, auch wenn ich es gut fände…!", Höppler sieht die Vertretung von Biggi überaus freundlich an.
    Diese kann immer noch nicht richtig sprechen: "Schon in Ordnung… ich hätte sowieso von selbst bald hier aufgehört… mit diesen Leuten kann man ja nicht klar kommen!"
    Michaela liegt eine giftige Bemerkung auf der Zunge, aber Jens, der neben ihr steht, hält sie am Handgelenk fest und sieht sie beschwörend an, also hält sie die Klappe.

    Ein paar Tage später.
    Nach getanem Dienst sitzen Gina und Mark, sowie Jens und Michaela gemütlich im Biergarten zusammen.
    "Und wie laufen die Hochzeitsvorbereitungen?", fragt Michaela nach.
    Gina seufzt: "Wird zur Zeit ganz schön stressig…. Einladungen sind alle raus, Rückantworten haben wir auch schon fast alle… sagen wir es so…. wir haben fast alles… aber ich finde kein Kleid… ich wieg jeden Tag mehr und der Bauch wird auch stetig dicker…!"
    "Na komm aber München hat so viele Brautmodengeschäfte, da muss doch was zu finden sein…!", meint Michaela
    "Es gibt schon manches, aber na ja, das sieht dann so typisch schwanger aus…!", Gina schmollt.
    "He, jetzt mach Dir doch wegen dem Kleid nicht so viele Gedanken…!", Mark nimmt sie in den Arm.
    Michaela sieht ihre Freundin aufmerksam an: "Wenn Du willst, dann kann ich Dich mal begleiten, ich kenn mich da inzwischen ein bisschen aus, eine Freundin war schwanger als sie geheiratet hat und das Kleid hat sie auch eine Weile vorher besorgt… also wenn Du möchtest?!"
    "Das wäre echt lieb…!", Gina lächelt.
    "Mach ich doch gerne… aber das Lenchen müssen wir mitnehmen… sie braucht ja dann auch noch ein Kleid, wenn ihr sie echt als Blumenkind haben möchtet?"
    Mark nickt: "Klar, warum nicht? Und sie freut sich doch auch schon so drauf… wo ist sie überhaupt?", suchend sieht der Notarzt sich um.
    "Die hockt da hinten im Sandkasten… keine Sorge, wenn was ist, dann hört man sie, sie hat ein sehr lautes Organ…!"
    "Von wem sie das wohl hat?", foppt Jens seine Freundin.
    "Püh…!", Michaela lacht und steckt Jens die Zunge heraus.
    "Seid friedlich, ist so schön hier… richtig zum wohl fühlen… nach dem ganzen Theater auf der Basis in letzter Zeit… wobei Höppler ja langsam einen Wandel durchzieht, hab ich das Gefühl!", meint Gina und schmiegt sich an Mark.
    "Er hat gegen uns halt keine Chance!", lacht Jens.

    Am Wochenende.
    In Biggis Wohnung sitzt man zusammen um die Hochzeit oder besser die Brautentführung zu planen. Neben Biggi und ihrem Freund Thomas haben sich auch Jens mit Michaela und Karin hierzu bereit erklärt und nun läuft eine heiße Diskussion was man denn nun machen könnte.
    Es soll nichts Gewöhnliches werden, aber auch keine solchen Scherze bei denen der Bräutigam sich und seinen Anzug ruiniert. Des weitern will man auf die schwangere Gina Rücksicht nehmen und auch, dass die Beiden am nächsten Tag schon auf Hochzeitsreise gehen muss berücksichtigt werden.

    Schon eine Weile tigert Karin im Wohnzimmer auf und ab, knabbert am Fingernagel und murmelt etwas vor sich hin.
    "Hätten Frau Doktor mal die Güte und würden uns sagen was Sie da von sich gibt?!", fragt Thomas leicht genervt.
    "Haben Frau Doktor…!", Karin grinst und lässt sich wieder auf dem Sofa nieder und wird von vier neugierigen Augenpaaren fast durchbohrt.
    "Also, ein Onkel von mir hat eine kleine Berghütte oben in den Bergen, richtig abgelegen, Idylle pur… aber eine richtige Luxus-Hütte ist das, meine Familie hat dort manchmal mehrer Wochen gelebt nun steht sie leider die meiste Zeit leer, na ja meine Idee auf jeden Fall ist es… wie wäre es, wenn wir Gina dort absetzen? Einer von unseren Fliegern wird ja sicher bereit sein das zu tun… und Mark muss irgendwas erfüllen um zu ihr zu kommen…!"
    "Klingt echt gut… dann haben wir wenigstens mal einen Ansatz, der Rest kommt uns dann auch noch…!", Biggi ist begeistert.

    Zwei Wochen später ist es endlich so weit, Gina und Mark geben sich das Ja-Wort. Am vorherigen Tag haben sie bereits standesamtlich geheiratet, das jedoch nur im engsten Familienkreis und mit ihren Trauzeugen (Karin und Peter).
    Heute gibt es aber ein richtig großes Fest, mit beiden Familien, vielen Freunden und natürlich allen Kollegen. Nach langer Diskussion hatte Höppler sein Okay gegeben, dass die Basis für diesen einen Tag geschlossen bleiben würde, oder besser gesagt zum Festplatz umgewandelt wurde. Die Schichten wurden von Rosenheim übernommen und wenn wirklich Not am Mann war, dann war es natürlich selbstverständlich, dass die Medicopter einspringen würden.

    Es sind nur noch wenige Minuten bis 14:00 Uhr und die Stühle und Bänke auf der Basis sind fast alle besetzt.
    Mark steht mit seinem Trauzeugen Jens vor dem Hangar und versucht vergeblich seine Nervosität zu senken, aber es will ihm einfach nicht gelingen.

    Gina, die gerade mit der Kutsche zur Basis gefahren wird, geht es nicht besser und darum ist sie froh und dankbar, dass Michaela, die ihre zweite Trauzeugin ist, ihr beisteht.
    Nervös verkrampft Gina ihre Hände im Schoss und wackelt mit den Füssen.
    Michaela sieht die Braut liebevoll an: "He, Süße, ganz ruhig, ist alles gut… du musst nur Ja sagen...!"
    Gina versucht zu lachen, was ihr aber nicht recht gelingen will und zupft dann wieder an ihrem Kleid herum.



    Re: Maddys 1. Medicopter-Story

    Maddy1985 - 13.11.2006, 23:17


    "Ist gut jetzt… du siehst wundervoll aus…!", Michaela hat genug und nimmt Ginas zitternde Hände zwischen ihre. Gina scheint sich zu entspannen.

    Da kommt auch schon die Basis in Sichtweite und Gina wird wieder leicht nervös.
    "Sie kommen!", schreit Jonas Staller und rennt quer über den Hof.
    "Jetzt wird es ernst!", Jens pufft Mark in die Seite.
    Der hört ihm gar nicht zu, sondern sieht fasziniert zu Gina, die aussieht wie eine Märchenprinzessin. Sie trägt ein bodenlanges cremefarbenens Kleid, das Oberteil ist eine Art Korsage, die auf dem Rücken geschnürt wird. An den Schultern sind nur seitlich breite Träger die mit kleinen Stoffrosen verziert sind. Diese setzen sich als Muster im ausladenden, bodenlangen Rock fort. In Ginas braunem Haar ist ein kleiner Schleier eingearbeitet, der ihr bis auf die Schulter reicht. Sie trägt schlichte weiße Schuhe mit einem kleinen Absatz. Kurzum sie sieht einfach wunderschön aus.
    Während Mark nun auf seine Braut zugeht, gesellt sich Michaela zu Jens und macht sich mit ihm auf den Weg zur Trauwiese. Sie wollen den Zwei noch eine ruhige Minute gönnen.
    "He kleine Pilotin!", wispert Jens und haucht Gina einen Kuss auf die Lippen.
    "Hallo!", wispert diese und sieht ihn mehr als glücklich an.

    Eine gute Stunde später – es ist vollbracht Gina und Mark sind nun auch vor Gott Frau und Mann.
    "Na Du… war das denn jetzt so schwer?", Michaela umarmt Gina.
    "Heirate Du erst mal… dann klopfst Du keine solchen Sprüche mehr!", meint Gina, strahlt aber über das ganze Gesicht.
    "Wenn man Dich so ansieht, so glücklich und strahlend, dann bekommt man da richtig Lust zu…!", witzelt Michaela und drückt der Freundin einen Kuss auf die Wange.

    Am späten Nachmittag.
    Gina und Mark haben sich etwas von der Hochzeitsgesellschaft entfernt und wollen die Zweisamkeit genießen. Ihre Trauzeugen machen ihnen jedoch schnell einen Strich durch die Rechnung. Ganz unauffällig treten Jens und Michaela zu den Beiden und sehen sie unschuldig an.
    "Gina? Hast Du mal kurz eine Minute Zeit?", fragt Jens und sieht seine Fliegerkollegin an.
    Diese wirkt etwas verwundet, steht aber auf und geht mit Jens.
    Unterdessen lässt Michaela sich neben Mark auf die Bank sinken: "Na Herr Doktor…!"
    Mark sieht an Michaela vorbei und fixiert Jens der mit Gina auf eine der BKs zuläuft, nun steigen sie sogar in die Maschine ein!
    Er beobachtet das mehr als misstrauisch….
    Da – nun hebt die rot-gelbe Maschine ab und schwebt langsam davon, immer weiter weg von der Basis und damit von ihm und mit der Maschine auch seine Gina. Mark springt auf und läuft einige Schritte auf die Heliplattform zu. Dann dreht er um und schlurft zu den Anderen zurück.
    "Was wird denn das bitte?", fragt er wenig erfreut nach, nachdem er sich wieder einigermaßen gefasst hat.
    Michaela blitzt ihn an: "Na Brautentführung… oder dachtest Du, dass da darum herum kommst? Nee, nee Herr Doktor!"
    Mark seufzt und lässt sich auf einen Stuhl sinken: "Was muss ich tun?"
    Biggi und Karin treten vor ihn: "Quizfragen beantworten!"
    "Bitte?", der Arzt sieht seine Kolleginnen ungläubig an.
    "Na hast Du wirklich gedacht, dass wir uns damit begnügen, mit Gina in einer Kneipe zu hocken und uns auf Deine Kosten zu besaufen? Da solltest Du uns doch aber besser kennen!"
    Mark lacht gequält: "Wo ihr Recht habt… also, dann legt mal los!"
    "Immer langsam mit den jungen Pferden…!", witzelt Michaela "Also, Du musst zwei Runden durchlaufen… in dieser bekommst fünf Fragen gestellt und es geht dabei darum, dass Du Dir ein Fortbewegungsmittel erspielst, mit dem Du dann zu Ginas Aufenthaltsort kommst. In der zweiten Runde dann… jede richtige Antwort bringt Dich näher an Ziel, jede falsche setzt Dich zurück… also jede Frage ist eine bestimmt Anzahl von Metern wert und je nachdem wie viel Du falsch beantwortest umso weiter weg wirst Du sein und Dir den Weg erkämpfen müssen!"
    "Fangt endlich an, damit wir es hinter uns bringen können…!"
    Abwechselnd stellen die drei Frauen die Fragen, die Mark bis auf eine auch alle richtig beantwortet.

    "So, Quiz beendet, dann wollen wir mal. Kommen Sie Herr Doktor… Ihr Fortbewegungsmittel wartet schon auf sie!", Michaela sieht den Arzt auffordernd an.
    Erst jetzt fällt diesem auf, dass die Pilotin sich umgezogen hat und nun statt dem braunen Kleid ihre Arbeitskleidung trägt, genauso wie Jens vorher. Langsam wird ihm die Sache unheimlich. Trotzdem folgte er Michaela zum Heli.
    "Bitte einsteigen…!", Michaela öffnet die Türe des Co-Piloten und verbeugt sich leicht vor Mark, der langsam aber sicher nervös wird, richtig nervös.
    "Also, bis nachher dann!", ruft Michaela den Kollegen zu und dann hebt sie ab.
    "Jetzt sag mir bitte endlich was hier abläuft… wo ist Gina…!", Mark wirkt auf einmal gar panisch.
    Michaela verringert das Tempo der Maschine und sieht den Arzt beruhigend an: "Ihr geht es gut… es ist alles okay… he Du kannst uns doch vertrauen, sag mal… wir wollen euch einfach ein paar ruhige Stunden ermöglichen!"
    "Sorry, aber… ich hab mir einfach Sorgen gemacht… um sie um unser Kind…!"
    Michaela drückt aufmunternd seine Hand: "Ist doch okay… so da sind wir… da vorne auf der Lichtung geh ich runter…. Ich denke mal, dass Du siehst wo Du hin musst… sind ja nur 5 Meter…!"
    Michaela landet und schaltet Rotoren und Turbinen ab. Mark steigt aus und schlägt den Kiesweg zu der Hütte ein. Verwundert erkennt er seinen Kollegen Jens Köster vor der Hütte.
    "Na… da bist Du ja schon…!"
    Mark gibt nur ein Brummen von sich.
    "Ich wünsche euch eine schöne Nacht!", witzelt Jens und öffnet Mark die Türe zur Hütte. Bevor er geht drückt er ihm noch einen Brief in die Hand. In schöner, geschwungener Handschrift steht "Gina & Mark" drauf. Dann tritt der Pilot zurück und schließt die Türe.

    Seine Freundin Michaela die bereits auf ihn wartet begrüßt er mit einem zärtlichen Kuss: "Na… und was machen wir zwei Hübschen jetzt?"
    Michaela zwinkert ihm zu und wirft dann einen Blick auf die beiden rot-gelben BK 117 die in der Sonne stehen. Jens verdreht die Augen und tippt Michaela mit der Fingerspitze an die Stirne: "Du hast nen Vogel… wozu Wettfliegen? Du hast doch eh keine Chance gegen mich!"
    "Na DAS wollen wir dann erst mal sehen!", lacht Michaela und schwingt sich auf den Pilotensitz ihrer Maschine.
    Jens rollt zwar immer noch mit den Augen, tut es ihr aber nach. Dann schießen die beiden Maschinen in den Himmel.

    Währenddessen in der Hütte.
    Mark hat sich wieder gefasst und seine Gina fest in die Arme geschlossen.
    "Wir haben schon ein paar ziemliche wahnsinnige Freunde", murmelt er und küsst Gina zärtlich aufs Haar.
    Diese nickt und hebt ihren Kopf um seine Lippen auf ihren spüren zu können: "Vor allem sind es wahnsinnig liebe Freunde, sieh Dir das hier mal an!"
    Erst jetzt schaut der Notarzt sich richtig um. Die Hütte ist wahrlich ein Traum, groß und mit allem ausgestattet was das Herz begehrt, dazu brennen überall Teelichter, Rosenblüten liegen auf dem Boden, dann hängen überall Chiffontücher, die den Raum in einen warmen orangenen Ton tauchen. Der Raum strahlt die volle Romantik aus.

    "Was hast Du da eigentlich?", fragt Gina und deutet auf den Brief in Marks Hand.
    "Jens hat ihn mir gegeben… ist für uns Beide!"
    "Na dann…!", Gina zieht Mark mit sich und lässt sich auf ein Lager aus unzähligen Kissen sinken. Ihr Kopf ruht auf seiner Brust. Ihre rechte Hand, an deren Ringfinger der dünne rotgoldenen Reifen blitzt liegt auf ihrem Bauch, nun legt sich Marks Hand, die denselben Ring trägt darüber. Gina dreht sich um und sieht ihn glücklich an.
    Mit der freien Linken öffnet Mark den Brief und beginnt zu lesen.

    Liebe Gina, lieber Mark,

    wir hoffen, dass ihr uns unseren Streich verzeiht, aber für ein besonderes Paar braucht es nun mal eine besondere Brautentführung, und dass ihr Zwei etwas ganz besonderes seid ist wohl nicht zu leugnen!
    Macht euch da oben eine schöne Zeit und genießt die Zweisamkeit, wenn das Kleine da ist, habt ihr nicht mehr viel davon ;).
    Wir wünschen euch alles erdenklich Gute und ganz viel Glück für eueren gemeinsamen Lebensweg, euere Liebe ist ein kostbares Gut, geht achtsam damit um!

    Alles Liebe

    Euere Trauzeugen und Freunde
    Karin, Biggi und Thomas; Michaela und Jens

    P.S. Morgen früh holt das Baby euch ab und dann geht es in die Flitterwochen!

    Langsam dreht Gina sich um und kann Mark nun genau in die Augen sehen: "Wir haben die besten Freunde, die man sich wünschen kann!"
    Mark nick und beginnt sanft sie zu küssen: "Und ich hab die beste und wunderschönste Frau!"
    Gina wird rot und beginnt zu lachen. Bald erstirbt dieses Lachen, geht unter in einem sanften Kuss, der immer fordernder und leidenschaftlicher wird…

    Auf der Basis.
    Inzwischen ist es später Abend, die meisten Gäste sind bereits gegangen, nur die Medicopter-Leute sitzen noch mit ihren Familien vor dem Basisgebäude.
    "War wirklich eine schöne Feier!", seufzt Biggi und lehnt sich an Thomas Schulter.
    "Stimmt… aber wenn wir nicht alle zusammen gearbeitet hätten, dann wäre es nie so geworden!", meint dieser.

    Michaela, die die schlafende Lena im Arm hat meint: "Ich sag es ja! Im Team sind wir unschlagbar!"

    ~ Ende ~



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