Eine Geschichte

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    Re: Eine Geschichte

    Marv - 10.11.2006, 23:42

    Eine Geschichte
    Manche mögen den Protagonisten wohl noch kennen, in diesem Thread will in sein eigentliches Eintauchen in die Schattenwelt erklären.
    Bitte vielmas um konstruktive Kritik. Wenn das erste Bisschen auf Interesse stoßen sollte, werde ich hier noch weitere Teile reinposten (vorhanden sind genügend)

    ...

    Prolog

    Dienstag 12.5.2070 Seattle Downtown, 00:34

    Ein Nierensieb sollte mal her. Christian hustete und stützte sich an einem mitgenommenen Pkw ab. Irgendwo heulten Sirenen auf, Schüsse fielen und ein schriller Schrei aus einer unbekannten Seitengasse unterstrich das dumpfe Dröhnen des Nachtclubs aus dem er soeben herausgestürzt war. Der Türsteher der Nachtbar Dark Sunshine, glotzte ihn grinsend an.
    „Sieh zu dass du nach Hause kommst Junge, du hast heut ne schöne Sauerei hinterlassen! Führ heute hast du genug getankt. Ein Taxi ist in zwei Minuten da und fährt dich nach Hause. Chef übernimmt das für dich“, sagte ihm der stämmige Mann und schloss die Tür des Lokals. Ausspuckend wendete sich Christian ab, seine dunklen Haare hingen fettig ins Gesicht. Die Stelle über dem linken Auge war leicht geschwollen und er trug ein schmales Pflaster an der rechten Wange, die wohl aufgeplatzt war. Er torkelte los, passierte ein sich wild befummelndes Paar und bog um die Ecke. Die Welt drehte sich als er nach seinem scharfen Klappmesser griff und es sicher unter dem modern geschnittenen, schwarzen Jackett wusste. Wieder stützte er sich an einem Fahrzeug ab, diesmal ein schäbiges, Volkswagenähnliches Fabrikat. Und wieder gellte ein Schrei, doch diesmal nicht vor hinter oder seitlich von ihm. Und außerdem hielt die menschliche Stimme an, als würde sie nähe kommen. Im letzten Moment sah er hoch und es erschreckte ihn gewaltig als ein donnernder Knall laut wurde und Irgendetwas das Blechdach seiner Stütze eindrückte um in einem Orkan von Glasscherben und Lackfragmenten zum Stehen zu kommen. Sofort warf er sich an die Hauswand des Bürgersteigs und presste sich gegen die eisernen Gitter einer Auslage. Nach wenigen Sekunden und als der Alarm des Autos vor ihm in ein lallendes Surren unterging raffte er sich umständlich auf. Aufgeregt tastete er sich vor, die Beleuchtung durch die Straßenlaternen war weniger als ausreichend. Und jetzt flackerten diese verdammten Lampen in der Umgebung auch noch. Er erblickte den toten Körper, zum Ersten mal dass er eine Leiche sah. Es war ein Mann, leicht bekleidet in einen gräulichen Geschäftsanzug gehüllt. Der Tote, er blutete aus den Ohren, hatte die Augen geschlossen, die Haut war von Glassplittern zerschnitten. Ums Handgelenk fand sich eine Handschelle die mit einem unscheinbaren, recht kleinen Aktenkoffer verbunden war, wieder. Die Handschelle war aufgebrochen, wahrscheinlich beim Aufprall. Christian warf den Kopf in den Nacken und blickte nach oben. Es musste der neunte oder zehnte Stock gewesen sein, dort stand eine große Glaswand in Scherben. Das Licht in dem Raum, und gleich danach im kompletten Gebäude erstarb schlagartig. Kurz fragte sich Christian ob der Mann gesprungen war, aber wenn ja, warum hatte er dann den quälenden Weg durch die Scheibe und nicht den entgültigeren vom hohen Dach des Hauses gewählt? Jedenfalls fand sich der junge Säufer in einem Zustand plötzlicher Schocknüchternheit wieder. Jetzt erst erschien ein Kopf aus der zerstörten Öffnung.
    „Stehen bleiben“, brüllte die weibliche Stimmte in äußerst bedrohlichem Ton. Aus einem, für ihn später unerklärlichen Grund, schnappte er sich den metallenen Aktenkoffer und sprintete los. Wie vom Teufel getrieben raste er die Straße hinunter bog in die Nächste ein und presste den Koffer an seine Brust. Übelkeit schlich sich in seine Mundhöhle als er einen einsamen, nächtlichen Spaziergänger niederwarf und auf eine Hauptstraße stieß. Wie von Sinnen, voll Adrenalin und Alkohol, setzte er über die mehrspurige Straße, passierte mehrere lauthupende Autos und entkam nur knapp dem gefährlichen Kühler eines breiten Sattelschleppers. Er tauchte in die Gasse zwischen zwei niedrigen Gebäuden ein, konnte das nuttige Licht von diversen Bumslokalen ausmachen und gaste eine dunkle Gasse hinunter. Er trat einem Squatter versehentlich zwischen die Beine und kickte einem weiteren, von Zeitungen bedeckten Penner gegen den Unterarm. Hinter ihm hörte er das Geräusch von verschiedenen Motoren. Verfolgte man ihn bereits? Wie vom Wahnsinn befallen, und nicht auf die Tatsache achtend, dass er soeben eine stark befahrene Straße überquert hatte, kam er zum Stehen. Eine schäbige Holzwand von etwa dreieinhalb Metern Höhe versperrte ihm den Weg. Der Geruch von Fastfood und Kinderwindeln lies ihn würgen, auch der Alkohol tat seinen Part. Schwitzend und nach Atem ringend erfasste er eine alte, verrostete Feuerleiter, zog sich hinauf und wurde sogleich auch wieder hinunter befördert. Er kam in einer feuchte Lacke aus Pisse und Abfall auf, eine ganze Leitersprosse in der Hand. Mit ungläubig aufgerissenen Augen sprang er wieder auf, kletterte auf einen großen Müllcontainer und weckte dessen Bewohner. Hastig sprang er zum oberen Stück der Leiter und erklomm sie rasch. Mehrere Stöcke ging es hinauf, er zählte drei Fenster in seiner Eile, es konnten aber genau so gut Hundert, oder eine leere Backsteinwand gewesen sein. Dann kam er auf dem flachen Dach an, hievte sich über die Mauer und schlug mit dem Kinn voran gegen den grobschlächtigen Kieselstein der hier oben verstreut worden war. Als würde er jeden Moment seine eigene Lunge auskotzen rang er nach Atem und presste die Augen zu. Er lag auf dem Rücken, den Koffer in der linken, ein Klappmesser in der Rechten. Wie angeschissen rappelte sich Christan auf und schaute auf die Hauptraße, auf die Straße dahinter die er entlanggerannt gekommen war und das Gebäude zwei Blocks weiter. Da ratterte auch schon ein schwarzer Van um die Ecke und hielt auf die Hauptstraße zu, kam genau seine Route herunter. In Panik vermutete er, sie hätten es auf ihn abgesehen. Ein heißerer Aufschrei entglitt ihm und schon setzte er dem anderen Ende des Gebäudes entgegen. Hyperventilierend sprang er über die kurze Begrenzungsmauer, fiel ein ganze Stockwerk tiefer auf das angrenzenden Gebäude und überquerte auch dessen Dach im jähen, flimmernden Licht eines Nachtlokal. Er fand eine Notleiter, lies sich hinab, rutschte ab und landete in einem Berg aus schwarzen, nach Zigaretten und Aschenbecher riechenden Müllsäcken. Christian befreite sich aus der stinkenden Gefangenschaft. Ein Penner der soeben seine Schnapsflasche absetzte, konnte einen mit Müll und Dreck befleckten, jungen Mann mit Aktenkoffer und Messer, nass und nach Urin stinkend, vorbeirennen sehen. Der Obdachlose kauerte sich weiter hinter die Mülltonne und trank schneller und entschlossener weiter. Der vollgemistete schwarzhaarige Flüchtling sichtete ein Taxi vor einem drittklassigen Nachtlokal, stieß eine Frau beiseite die ihn anschließend wüst beschimpfte und schnappte ihr das Taxi vor der Nase weg. Als wäre er durch einen Heizofen marschiert kauerte er sich durchgeschwitzt auf die Rückbank und gab dem Fahrer eine Adresse an.

    Zermürbt und müde wie nie zuvor reichte er dem Fahrer einen Credstick auf dem vierzehn New-Yen verbucht waren. Christan stieg aus, das Messer war verstaut worden, lies die Türe des Taxis offen und hielt auf sein Zuhause zu. Den Koffer noch immer fest umschlossen stieß er die mit Sicherheitsglas ausgestattete Tür auf ohne einen Schlüssel oder ähnliches zu gebrauchen. Der einzige Lift zeigte Stockwerk neunzehn an. Lieber nahm er die Treppe als zu warten. Mehrere Stufen, drei Stockwerke und zwei Übergebungen später schloss er seine Wohnungstüre hinter sich, warf das schmutzige Jackett in eine Ecke und bog in das Bad ein. Er entkleidete sich während er Wasser in die kleine Wanne lies.



    Re: Eine Geschichte

    Marv - 23.11.2006, 20:14


    Mittwoch, 13.5.2070 Seattle Downtown, 09:44
    Das Gesicht fühlte sich taub an, seine Muskeln schmerzten ein wenig und der rechte Knöchel brannte leicht. Sein Mund: Trocken. er musste husten. Die klebrigen Augen wurden geöffnet und er schaute sich um. Definitiv zuhause. Er saß an dem Esstisch in dem Allzweckzimmer, in dem sich Küche, Esstisch und Couch sowie Trid-Anlage befanden. Sein Gesicht war in eine ganze, eiskalte und noch nicht aufgeschnittene Fertigpizza gefallen. Eine halbe Pfeferoni rutschte vom Kinn und klatschte auf den Plastikboden. Er hatte wohl nach dem Bad entschieden noch etwas Essen zuzubereiten. Schwankend holte er sich ein Glas Wasser und schüttete es die trockenen Kehle runter, es nutzte nichts. Erst nach dem Dritten merkte er ein Gefühl der Völle und des nachlassenden Durstes zugleich. Dafür ein zunehmendes Gefühl ansteigenden Harndranges. Christian schaltete das Fernsehen ein und ging in das Badezimmer. Während in den Nachrichten übliche Berichte von Toten Pennern, tragischen Autounfällen und der steigenden Anzahl Lungenkrebstote liefen, gurgelte er mit Mundwasser um den scheußlichen Geschmack billigen Sojabieres wegzubekommen. Gähnend kam er wieder ins Zimmer, riss sich ein Stück kalte Gesichtpizza ab und verschlang sie schnell. Er ging zur Kochnische, öffnete den Kühlschrank und suchte nach etwas.
    >In der Nacht von Gestern auf Heute stürzte sich Adam P. Ein Angestellter der Zahnarztvertretung Seattle für Minderbemittelte, kurz Z.S.M, aus dem Fenster seines Arbeitsplatzes im elften Stockes eines Bürogebäudes.<Christian>Augenzeugenberichten zufolge soll er danach von einem einzelnen Jugendlichen geplündert und vergewaltigt worden sein. Lone Star weigert sich Stellung zu diesem Fall zu nehmen. Der Jugendliche soll mittlerer Größe sein, hat dunkles Haar, und trug zum Zeitpunkt des Verbrechens einen Jugendanzug.<
    Der Mann schwafelte noch eine Nummer für eventuelle Augenzeugen, dann ging er über zu wichtigeren Neuigkeiten. Christian jedoch stand mit aufgerissenen Augen und runterhängender Kinnlade vor der Glotze.
    „Verfluchte...“, er murmelte etwas in sich hinein. Dann fiel ihm der Koffer ins Gedächtnis und er raste förmlich durch die kleine Wohnung. Im Badezimmer wurde der junge Mann fündig. Schleunigst packte er das Gepäcksstück auf den Esstisch und ignorierte dabei dass die kalte Pizza plattgedrückt wurde. Es war nur ein Schloss angebracht, und dieses erforderte anscheinend eine Magnetkarte oder ähnliches zum Öffnen. Christan kannte sich damit nicht aus. Jedenfalls ging dieses Scheißding nicht auf. Er kramte bald darauf in einem Kasten und fand seine spärliche Ansammlung an Werkzeug. Eine geklaute Rohrzange, wofür auch immer, ein Hammer und zwei Schraubenzieher. Mit allen dieser Utensilien war oder hatte er bereits verdroschen in den wenigen Monaten die er auf eigenen Beinen stand. Erst hebelte er mit dem Schraubenzieher an dem Schloss dann folgten mehrere Hammerschläge, wobei er einmal abrutschte und sich den Zeigefinder blutig schlug. Nach zwölf Minuten wackelte das Schloss und er versuchte es noch einmal aufzuhebeln. Während im Hintergrund Informationen zu einem Serienmörder preisgegeben wurden, ruckte er ein letztes Mal herum und der Koffer schnappte auf. Der Inhalt lies Christian die Knie erweichen, er setzte sich. Unter anderem befand sich in dem Behälter eine schwere Pistole, Ruger Superwarhawk mit Munition, einige lose herumliegende Chips, eine Akte mit der Aufschrift Für den Fall, und dies war förmlich eine Atombombe: Ein Bild von Christian vor seinem Arbeitsplatz.
    Der Jugendliche arbeitete bei Kiefer- und Heilorthopädie Downtown, wo er zwar ein beschissenes Gehalt hatte, aber ein Mittagessen und manchmal auch freie Tage, wie heute, Mittwoch. Er begutachtete das Bild noch einmal, es zeigte ihn vor der Schiebetür. Der Junge Mann wusste nicht ob er nur zufällig auf dem Foto war, oder ob man ihm aufgelauert hatte. Auf diesem Bild beist er gerade in einen Hotdog, der Senf tropft ihm auf die Schuhe. Christian musste nicht lange nachdenken ehe er wusste, dass diese Bild erst Vorgestern kurz vor Mittagspausenschluss aufgenommen worden sein musste. Ihm wurde übel. Jetzt widmete er sich den Chips zu, er verfluchte den Laden an dem er sein Trid gekauft hatte, die Chipbuchse an dem Ding funktionierte nicht mehr richtig. Nun nahm er die Akte, die nur drei Seiten besaß, heraus und setzte sich auf die Couch. Er stellte das Fernsehen leiser und blätterte los. Ganz hinten fand er ein weiteres Foto seines Arbeitsplatzes, diesmal ohne seine Wenigkeit darauf und zu Nacht. Als Christan die ersten Zeilen las, lief ihm ein Schauer über den Rücken.
    Zielperson: Miller, Frank; Dr.
    Zielort: Kiefer- und Heilorthopädie Downtown
    Weitere Informationen entnehmen sie den Datenpaketen.
    Wieder starrte Christian auf die Chips und verfluchte seinen billigen Trid den er um fünfzig Prozent billiger bekommen hatte. Nur wenige Momente später hatte er auch schon in seiner jugendlichen Neugier die schwere Waffe in der Hand und schob eine beiliegende Trommel in die Verankerung. Er zielte auf einen Ketchupfleck an der Wand, wohinter sich das Badezimmer befand. Ohne Nachzudenken und geleitet von kindlichem Leichtsinn drückte er ab. Ein ohrenbetäubender Knall folgte und Christians Rechte wurde nach hinten gerissen, er stürzte um und stieß sich den Kopf am Trideotischchen.
    Als er wieder zu sich kam, er roch noch immer den Geruch des abgefeuerten Projektils, musste er an seinen Vorgesetzten denken. Dr. Miller, Frank. Er streifte sich durchs Haar und steuerte aufs Bad zu. Er wollte in den Spiegel schauen, doch an dessen Stelle tat sich ein Faustgroßes Loch in der Wand auf. Ein gewaltiges Stück Wand war abhanden gekommen. Das konnte keine normale Munition sein.



    Re: Eine Geschichte

    Marv - 24.11.2006, 19:01


    Donnerstag, 14.5.2070 Seattle Downtown, 05:45
    Scheiße, er hatte zu lange geschlafen. Hurtig machte er sich daran die Klamotten zusammenzusuchen. Gestern hatte er den Koffer noch gut verstaut und sich bald wieder schlafen gelegt. Der Ausflug ins Dark Sunshine hatte ihn mehr Kraft gekostet als er gedacht hatte. Wie täglich verließ er zu spät seine Wohnung und warf sich auf seine Maschine, die in der Nähe parkte. Der Motor bellte auf und er beeilte sich zur Arbeitsstelle zu kommen. Als er die Schiebetüre passierte musste er an das Foto denken und er schaute zur Bushaltestelle auf der andren Straßenseite. Nichts, kein Beobachter, keine Kamera. Nur eine alte Frau die sich verzweifelt gegen ein Kind, das es auf ihre Tasche abgesehen hatte, verteidigte. Christian hielt sich nicht daran auf sondern schlenderte ins Gebäude. Er wurde von einer Kollegin begrüßt.
    Drauf geschissen. Sie schaute ihm verdutzt nach. Er nahm den Lift, fuhr in den vierten Stock hoch und kam im Stockwerk: Klinikum an. „Guten Tag, Mr. Vinyard!“, tönte die künstliche Stimme aus irgendeinem Lautsprecher und die Türen öffneten sich. Christian kam zum Schalter, wurde wieder von einer Dame begrüßt.
    „Schönen guten Morgen“, meinte sie optimistisch.
    „Es regnet!“, antwortete er dumpf, dann wanderte er einen Gang hinunter um in den Personalienraum zu gelangen. Zwei Frauen, darunter auch Betty, die Rothaarige, kleideten sich soeben um. Die eine nackt, die andre nur mit Unterwäsche bekleidet, zeigten sie ihre jungen, schnittigen Körper.
    Das einzig Gute an dem verdammten Job...
    „Guten Morgen Christian! Wie geht’s dir heute?“
    ...Wenn sie das Maul halten könnten.
    Die Mädchen hier hatten allesamt vor einmal eine Modellkarriere zu starten, und darum übten sie sich schon untereinander manchmal im ganz gerne im Nackt-Posieren. Ob dies am Lachgas im Patientenvorbereitungssaal, oder an der Linie Koks, die sich eine Jede von ihnen entweder zwischen die Zehen spritzte oder umständlich in die Nase einzog, lag, war Christian völlig egal.
    „Sehr gut danke, und dir Betty?“, entgegnete er spielend. Der Vorfall von vor zwei Wochen sollte sich dringend wieder holen.
    Christian warf seine kotzgrüne Arbeitskleidung über, stopfte die Haare unters schwarze Netz.
    „Ach weist du, gestern war ein harter Tag, es...“
    „Du ich muss rein, lass uns später reden!“, sagte er schnell und verschwand in die sterile Kammer um dem nervigen Gedudel der Frau zu entkommen. Sie hatte sich ohnehin schon angezogen, da sah Christian keinen Grund mehr länger drin zu bleiben. Er zog sich die Handschuhe über und kam im vierten Ordinationszimmer an, ein Patient lag schreiend auf der Liege und wurde von einer älteren Dame behandelt. Sie liebte es kurz vor der erlösenden Narkose loszulegen. Der Mann wand sich unter den Schmerzen die ihm die Ärztin zufügte.
    „Warum sie wohl nicht auf die Narkose wartet?“, sagte eine Gehilfin und stellte sich mit verschränkten Armen neben Christian.
    „Verfluchte Feministin, die ha´m doch alle nen Knall“, murmelte der schwarzhaarige Jugendliche in sich hinein und ging zum Opfer, dessen Schreie verstummten.
    „Ich liebe Wurzelbehandlungen“, meinte Frau Docktor Schulze.
    Schnalle
    „Den dreier Bohrer bitte, und absaugen“, wies ihn die Ärztin an.
    „Gerne...“, verdammte Fotze, er führte ihre Worte aus.
    Christian schaute auf sein Schild, das über der rechten Brust in den Stoff eingenäht war.
    Gehilfin Vinyard.
    Man hatte es noch immer nicht geschafft eine Aufschrift mit der maskulineren Arbeitsbezeichnung zu finden.



    Re: Eine Geschichte

    Marv - 25.11.2006, 22:31


    Donnerstag, 14.5.2070 Seattle Downtown, 12:30
    „Und was machst du sonst so?“, fragte Betty und schlürfte an ihrem täglichen Mittagsmocca nach den vier Blatt künstlichen Salates die sie als Mahlzeit zu sich nahm.
    „Nicht viel, ich sehe zu dass ich mich über Wasser halten kann. Und du?“
    Worauf warten, lass uns Bumsen!
    Christian trank seinerseits einen Capuccino und schaute während dem oberflächlichen Gespräch aus dem Fenster der Kantine.
    „Weist du, ich habe mir überlegt ob ich mir ein Piercing stechen lasse. Nicht eins von diesen Dingern die jeder hat, sondern ein außergewöhnliches.... Naja...“
    Mir kommt das kotzen
    Einige Minuten später hatte sich Christian von der nervigen Betty absetzen können, hatte einen Kollegen aus dem Büro beschimpft und wanderte jetzt den Gang in der fünften Etage entlang. Hier waren die Büros und Arbeitsplätze der Verwaltung eingerichtet. Er erreichte eine gläserne Tür mit der Aufschrift Med. Dr. univ. Prof. Frank Miller. Der Jugendliche klopfte vorsichtig an und öffnete die Tür einen Spalt breit um den Kopf hindurch zu stecken. Das Büro war leer. Als er sich hineinschlich und die Türe leise schloss, überlegte er warum sein Chef nicht bei irgendeinem richtigen Konzern arbeitete. Mit all seinen Titeln hätte er sich eine goldenen Nase verdienen können. Aber anscheinend hatte er sich lieber für den wohltäterischen Weg entschieden und lies Penner, Obdachlose und Minderbemittelte in seinem Hospital pflegen. Und das Mithilfe von Spenden und Zuschüssen durch den Staat. Christian hatte sich noch nie vorstellen können, dass es allein mit diesen Mitteln laufen konnte. Wer spendete schon für Leute mit Zahnschmerzen, wo es mutierte Kinder in den Sox Deutschlands gab, oder wo die Forschung gegen Leukämie und andere Krebsarten auf vollen Turen liefen. Der schwarzhaarige Zahnarzthelfer wusste nicht genau wonach er suchte, aber eigentlich war ihm der Job ohnehin schone egal. Er würde am Monatsende vermutlich sowieso rausfliegen. Zu unhöflich und ungehobelt, hatte Dr. Miller ihn beschrieben, vorige Woche als er wieder einmal zu einem Gespräch in eben jenem Büro, in dem er jetzt nach Irgendetwas suchte, eingeladen worden war. Vier Minuten befand er sich nun schon hier drinnen, und der Docktor könnte jederzeit von seiner ausgiebigen Mittagspause zurückkehren. Christian hatte die Vitrinen durchsucht und sich zu den Schubladen vorgearbeitet. Dabei streifte er eine funktionierende Armbanduhr ein, wie sie keiner mehr benutzte im digitalen Zeitalter der multifunktionalen Koms. Er würde das Ding für viel zu wenig Geld an einen Antik- und Ramschhändler verscherbeln. Egal.
    Seine Pumpe raste, er schwitzte und war voller Adrenalin als er den Laptop des Oberarztes aufklappte und ohne Passwort auf den Desktop zugreifen konnte. Wenn er sich nicht total täuschte war dieser Mann weit über fünfzig und eine technische Niete im Bereich moderne EDV. Das erklärte auch den leistungsschwachen, veralteten Rechner da.
    Zuletzt verwendete Dateien... Scheiße, der Mann ist vielleicht Pervers. Was macht der eigentlich außer irgendwelches Zeug bei Ebay zu verticken? Acha...
    Christian wurde fündig, eine Anwendung zeigte einen Zugriff in der Matrix der den anderen nicht glich.
    Zahnarztvertretung Seattle für Minderbemittelte... Bingo
    Er fand nach etwas längerem Suchen, wobei er penibelst auf die Uhr achtete, Gebäudepläne, Namen der Führenden Personen der Firma, Gebäude im Besitz des Konzerns. Ein Angehängter Link führte ihn zu einer passwortgeschützten Datei.Shit, verdammter! Christian hatte sich hingehockt und legte den Kopf verzweifelt in die Arme. So kurz vor dem Ziel, und er hatte keine Ahnung wie weiter. Er reckte den Schädel und wurde auf einen gelben fetzen Papier auf welchem alle möglichen Notizen aufgekritzelt waren aufmerksam. Eine Buchstabenfolge stach ihm besonders ins Auge. PW: Beretta F92
    Sofort tippte Christian die Worte ein und prompt zeigte der Computer einen Ladebalken an.
    Wie blöd kann eigentlich ein solch ein Mistkerl alleine sein?
    Die wenigen Zeilen die da standen ähnelten der Akte die er bei sich Zuhause in dem Aluminiumkoffer gefunden hatte. Nur war allesamt anders Formatiert, als Ziel wurde die Eliminierung von Adam Paulson angegeben. Kurze dreißigsekündige Filmclips waren in die digitalen Blätter integriert und zeigten das Gebäude aus dem Adam Paulson vor zwei Nächten gestürzt, oder besser, geworfen, worden war. Schlagartig wurde Christian, dessen Muskulatur sich vor Aufregung anspannte, klar, dass es sich hier um einen Konzernkrieg handelte. Dabei arbeiteten beide Firmen, nun, im eigentlichen Sinne waren es ja nicht einmal Firmen, auf das Wohl der Unterschicht hin.
    13.01, verdammter Mist. Er müsste seit einer Minute hier sein.
    Überhastig sprang Christian auf, klappte den Laptop zu, sodass es laut knallte und der Plastikverschluss zerbrach. Verzweifelt klemmte er den Computer unter den Arm. Er schmiss sich mehr über den dunkelbraunen Mahagonischreibtisch anstatt herumzurennen, stürzte über einen Plastikstuhl und krachte mit dem verschwitzten Kopf auf den staubigen Teppichboden. Dabei hatte der Schwarzhaarige vergessen das Ladekabel aus der Steckdose zu ziehen und wurde nach dem Aufstehen erneut zurückgeworfen. Er hielt sich die Hand vor um nicht vom aufwirbelten Staub zu husten, bewegte sich zur Tür und öffnete sie einen Spalt weit. Der Docktor kam in seinem weißen Kittel, begeleitet von einer blonden Assistentin die kichernd neben ihm her schwirrte, den Gang entlang auf ihn zu. Stillfluchend und sich selbst verdammend schaute er dringlich in Eile zum Fenster. Mit wenigen Handgriffen war es geöffnet, er warf sich auf die schmale Feuerleiter, sofort schlug ihm stinkende Stadtluft entgegen und er tönende Lärm der breiten Straße mehrere Stockwerke weiter unten trugen dazu bei dass er sein Unterfangen als eine echte Scheißidee bewertete. Irgendwie lehnte er das Fenster hinter sich an, halb hüpfte er, halb rutschte er die Leiter hinunter in die nächste Etage. Er blickte direkt in die Augen eines Patienten, dessen verwahrloster Bart vor Schweiß glänzte. Der Mann fuchtelte Stumm herum, und als er Christian erblickte, nahm sein umständliches Getue noch weiter zu. Doch niemanden wunderte dessen Verhalten, war die behandelnde, oder besser, bearbeitende Ärztin doch Frau Schulze. Christian verließ die Leiter, kletterte in einem Drahtseilakt über taubenkackeverschmierte, breite Fenstersimse und kam zu einem gekippten, großen Fenster. Die Umkleidekabinen. Umständlich griff er hinein, und konnte den Griff des anreihenden Fensters erreichen. Er begab sich hinein. Exakt drei Minuten und Vierzig Sekunden später raste ein schwer schwitzender Christian mit grüner Ordinationshose, einem halboffenem Rucksack, mit seinem gesamten Spintinhalt und dem Laptop des Docktors darin, und einer Jacke sowie einer normalen Hose in der Hand aus dem Gebäude. Betty würde angeben ihrem Kollegen wäre Grund geworden und er hätte aus familiären Schlechtigkeiten weg müssen. Dass sie dabei einige wichtige Dinge verwechselte kümmerte die Dame nicht, die Christian bei ihrer täglichen Ladung Zehenkoks überrascht hatte.



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