Räumlichkeiten von Andreas Tanis

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    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 04.11.2006, 17:56

    Räumlichkeiten von Andreas Tanis
    Hier findet man den Vampir meist nur dann, wenn er gerade nicht in einer der zahlreichen Bibliotheken unterwegs ist....!



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Andreas Tanis - 04.11.2006, 18:17


    Tanis hörte das zaghafte Klopfen an seiner Türe und er sah auf.
    Er runzelte die Stirn, dachte kurz darüber nach, wer ihn um diese Zeit wohl besuchen wollte - wer ihn überhaupt besuchen wollte, einmal von Markus abgesehen, der allerdings niemals anklopfen würde- und dann fiel ihm ein, um wen es sich dabei handelte - handeln musste!

    "Herein!" Rief er laut, legte die Papiere in denen er gerade gelesen hatte, zur Seite, und richtete sich auf.
    Sein Zimmer war ebenfalls groß und eigentlich auch sehr geräumig, aber es war an sämtlichen Wänden mit Regalen und Büchern zugestellt, so dass der eigentliche Platz sehr viel weniger groß war.
    Und noch dazu nahm das große Bett sehr viel Raum ein.

    Und der große Schreibtisch, an dem er für gewöhnlich seine Pergamente beschrieb.

    Er trat auf die Türe zu, als sie sich öffnete, und harrte der Dinge, die da auf ihn zu kamen.
    Genau genommen dem Lycaner, der in sein Zimmer trat.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 04.11.2006, 19:59


    pp: Gänge und Korridore

    Lucian öffnete die Tür und trat dann mit gesenktem Blick in das Zimmer ein.
    Er vermied es den Vampir direkt anzusehen, so hatte man es ihm beigebracht.
    Die Lycaner bewegten sich wie Schatten durch die Festung, um damit die Herrschaften nicht mit ihrer Anwesenheit zu stören.
    Wenn es sein musste, konnten sie beinahe unsichtbar agieren.
    Keiner der Vampire wollte sich großartig mit den Bediensteten abgeben, verständlich, wenn man ihre äußerliche Erscheinung sah.
    Aus diesem Grund war es überlebenswichtig für jeden Lycaner sich lautlos und ohne großes Aufsehen durch die Räume und Korridore zu bewegen.

    Lucian blieb an der Tür stehen.
    „Ihr habt mich rufen lassen.“ sagte er mit festem und doch höflichen Tonfall.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Andreas Tanis - 04.11.2006, 20:18


    "Hab ich?" Fragte Tanis ein wenig verwirrt schüttelte dann den Kopf und besann sich.
    "Ja, habe ich." Erklärte er, nun selbst mit fester Stimme.
    "Komm rein." Forderte er ihn auf, und noch bevor der Werwolf richtig eingetreten war, schloss sich die Türe hinter ihm und sie waren nun beide alleine in der großen Räumlichkeit.
    Er musterte den Wolf, der da ergeben mit gesenktem Blick vor ihm stand interessiert, und begann vorsichtig um ihn herum zu gehen.

    Er hatte mit den Lycanern nicht viel am Hut, einmal davon abgesehen, dass er alles aufschrieb, was er über sie zu hören bekam, aber sich richtig mit einem abgegeben hatte Tanis bisher eher weniger.
    Und auch jetzt tat er es nur auf Markus' Bitte hin.
    "Du bist also Lucian, ja?" Fragte er neugierig, während er den Mann betrachtete, und versuchte sich ein Bild von ihm zu machen.

    "Und du fragst dich wahrscheinlich, warum du hier bist oder?" Fuhr er fort, und seine Stimme nahm einen angenehmen, freundlichen Tonfall an.
    "Hm. Die Frage ist berechtigt und ist es doch wieder nicht..." Antwortete er bevor der Lycaner es konnte.

    Tanis machte eine wegwischende Handbewegung und blieb vor Lucian stehen.
    "Sieh mich an." Forderte er dann leise, aber eindringlich, denn er wünschte in das Gesicht des Lycaners zu sehen, für den sich Markus so sehr interessierte.
    Was fand der Älteste nur an diesem Exemplar?
    Wie immer hatte Markus ihm nicht erzählt, warum ihn dieser Werwolf so faszinierte, aber Tanis wusste, dass es einen Grund dafür geben musste.

    "Irgendetwas muss an dir besonders sein..." Murmelte er gedankenversunken.
    Dann hob er die Augenbrauen, und schüttelte wieder den Kopf.
    "Auch wenn ich keine Ahnung habe, was das sein könnte." Er zuckte mit der Schulter und fuhr damit fort, den Lycaner zu studieren.

    "Was weißt du über Markus?" Fragte er plötzlich.
    "Hast du ihn jemals gesehen?" Tanis sollte das eigentlich nicht fragen, aber er tat es trotzdem, und es war seine Neugierde die ihn dazu trieb.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 04.11.2006, 20:48


    Langsam hob Lucian den Blick und sah den Vampir an.
    Keinerlei Emotionen lagen darin verborgen, nur eine Selbstsicherheit und ein Stolz, der für jemanden wie Lucian wahrscheinlich nicht angebracht war.
    Dieser Umstand hatte ihn schon früher Schwierigkeiten eingebracht, doch er konnte und wollte sich nicht verstellen.

    Trotzdem fühlte Lucian sich auch unwohl in Tanis Gesellschaft.
    Warum hatte er ihn hergebeten?
    Die Fragen machten die ganze Sache noch verwirrender und Lucian biss sich auf die Zunge, um nicht mit einer Frage herauszuplatzen, die ihm nicht zustand.

    „Ich bin mit Sicherheit nichts Besonderes und über die Herrschaften weiß ich kaum etwas.“ antwortete Lucian ihm.
    „Ich kann Euch diesbezüglich kaum von großem Nutzen sein.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Andreas Tanis - 04.11.2006, 21:00


    Tanis sah den Stolz und den Widerwillen in den braunen Augen aufblitzen, der soviel anderes sagte, als die Worte, die der Lycaner sprach, und das weckte erst recht seine Neugierde.

    Er liebte es, Dinge oder Personen studieren und es machte ihm Spaß, diesbezüglich Erfahrungen zu sammeln.

    "Nein, kannst du nicht, du hast Recht." Entgegnete er grinsend.
    "Ich weiß garantiert mehr über sie als du. Genaugenommen weiß ich sogar über alles mögliche mehr als du." Seine Hand griff nach dem ungepflegten Haar, und er hielt es einen kurzen Augenblick in seinen Fingern.
    "Aber nach mir hat Markus nicht gefragt, sondern nach dir." Wieder schaute er Lucian abschätzend an.
    "Und du kannst dir nicht vorstellen warum. Ich kann es auch nicht." Wieder zuckte er mit der Schulter.

    "Aber was soll ich sagen, er hat mich darum gebeten, dass ich dich genauer unter die Lupe nehme. Und genau aus diesem Grunde bist du hier." Er deutete auf einen Stuhl.
    "Setz dich." Wies er ihn an.
    "Los, los, mach schon." Er machte mit den Händen einige wegscheuchende Handbewegungen griff sich ein Pergamentblatt und eine Feder, und setzte sich dann Lucian in die Nähe.

    "Hm. Du hast nicht viel zu erzählen, oder?" Mutmaßte er.
    Er schüttelte den Kopf.
    "Was mache ich hier eigentlich?" Fragte er laut, und sah Lucian dabei völlig konfus an.
    "Okay, ich hab ne Idee. Du hilfst mir, das Chaos dort drüben..." Er deutete auf einige Stapel Bücher, "... zu beseitigen. Du kannst doch lesen?"



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 05.11.2006, 12:32


    Lucian folgte Tanis Blick zu den Bücherstapeln.
    Er war sich noch immer nicht ganz im Klaren darüber, weshalb er eigentlich hier war.
    Hatte man ihn gerufen, um das Chaos hier zu beseitigen und wenn ja, warum redete der Chronist dann so merkwürdig?
    Auch wenn die Situation im Moment nicht riskant war, so blieb Lucian trotzdem vorsichtig. Die Vampire waren dafür bekannt ihre Stimmung und ihre Meinung schnell zu ändern.

    „Nicht sehr gut.“ gestand Lucian schließlich.

    Er war als Bote ausgewählt worden, weil er des Lesens mehr schlecht als recht mächtig war.
    Doch die Vampire achteten auch darauf, dass die Lycaner nicht zu gut darin wurde, schließlich wollte man, dass die Botschaften geheim blieben, die man an andere Vertreter ihrer Rasse schickte.
    Lucian hatte in den vielen Jahren jedoch einiges dazugelernt, nur wollte er nicht riskieren, dass dies bei den Vampiren bekannt wurde.

    „Vielleicht sollte ich Euch besser einen Lycaner suchen, der Euch dabei eine größere Hilfe ist.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Andreas Tanis - 05.11.2006, 12:40


    "Papperlapapp." Fuhr Andreas dazwischen.
    "Du kannst das Alphabet, oder? Mehr brauche ich nicht." Sagte er.

    Das fehlte ihm ja gerade noch, dass der Lycaner sich verabschiedete, bevor er ihn begutachtet hatte.
    "Du sollst nichts weiter tun, als die Bücher die dort drüben rumliegen alphabetisch zu ordnen..."

    Wieder sah er den Lycaner abschätzend an.

    Und ein Bad würde dir ganz nebenbei bemerkt auch nicht schaden... dein Körpergeruch ist ja geradezu... umwerfend! Im wörtlichen Sinne!

    "Bist du eigentlich immer so stumm? Ja, wahrscheinlich bist du das.... Ihr werdet darauf getrimmt, nicht mehr als Ja und... äh... ja zu sagen, nicht wahr?" Ohne den Lycaner aus den Augen zu lassen, prabbelte Tanis unaufhörlich weiter.
    "Du wurdest doch schon als... Lycaner geboren, oder?" Hakte er dann interessiert nach, immer noch erpicht darauf, genug Informationen über Lucian zu sammeln, um sich ein Bild von ihm machen zu können.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 05.11.2006, 13:07


    Lucian begab sich zu dem Tisch mit den Büchern.
    Eine solche Aufgabe hatte er zwar noch nie erfüllt, doch war es eine schöne Abwechslung zu den anderen Tätigkeiten, mit denen er normalerweise betraut wurde.

    Während der Chronist den Klang seiner eigenen Worte genoss, machte sich Lucian an die Arbeit, um die Buchrücken genauer zu betrachten.
    Sehr vorsichtig griff der Lycaner nach einem Buch, schließlich war jedes davon um einiges kostbarer und wertvoller als sein eigenes schäbiges Leben.

    Er hörte dem Vampir zu, doch schien der auch kein großes Interesse zu haben, auf die Antwort des Lycaner zu warten.
    Aus diesem Grund ließ er ihn einfach weiterreden.
    Erst als eine ungewohnte Stille im Raum entstand, bemerkte Lucian, dass der Chronist anscheinend auf eine Antwort von ihm wartete.

    „Ja“ sagte er nur und widmete sich dann weiter den Büchern.

    OOC: Nö, er ist noooooch stummer!



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Andreas Tanis - 05.11.2006, 13:14


    "Seid ihr eigentlich alle so redselig?" Hakte Tanis nach, ließ sich auf einem Stuhl nieder, und beobachtete Lucian dabei wie er vorsichtig die Bücher ergriff.

    Es war bemerkenswert, wie behutsam der Wolf mit seinem grobschlächtigen Findern mit den Büchern umging, und ließ Tanis darauf schließen, dass der Lycaner tatsächlich soetwas wie Feingefühl besaß.

    "Lucian, Lucian, Lucian.." Murmelte er dann.
    "Ich hoffe nur, du bist Markus gegenüber ein wenig aufgeschlossener... er mag es nicht, lange auf Antworten zu warten, weißt du?" Tanis grinste kurz als er an den Vampirältesten dachte.
    Markus war ihm von allen Vampiren am angenehmsten, und dennoch war nicht mit ihm zu Spaßen.
    "Hm nein, vermutlich weißt du es nicht... ist aber auch egal... nimm meinen Ratschlag einfach an..." Wieder grinste er.
    Sein Blick fiel auf Lucians Arm und das Brandzeichen, welches ihn als Viktors Sklaven kennzeichnete.
    "Hm... du bist Viktors Sklave, nicht?" Tanis störte sich wenig daran, dass Lucian meist nur zuhörte.
    Er war es gewohnt, Selbstgespräche zu führen, und daher mehr als nur froh, zur Abwechlsung mal jemanden zu haben, der seinen Worten lauschte.


    ooC: Grinsssss! Aber ich glaube, Sonya legt auch keinen Wert darauf, dass er viel spricht ;)



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 05.11.2006, 13:40


    „Ja, das bin ich.“ erwiderte Lucian, ohne dabei zu Tanis aufzublicken.

    Er war gerade dabei die ersten Bücher zu ordnen und wenn er einmal mit einer Aufgabe betraut war, dann konzentrierte er sich nur darauf.

    Natürlich bekam er trotzdem alles mit, was der Vampir ihm erzählte. Lucian hatte gelernt immer die Ohren offen zu halten.
    Meistens verhinderte es, dass man eine zu schwere Bestrafung bekam.
    Am gefährlichsten war die Willkür der Vampire und selbst der gehorsamste Lycaner bekam das eine oder andere Mal Schläge.

    Lucian ließ Tanis einfach weitersprechen.
    Er war es gewohnt still zu sein, während die Herrschaften ihren gewohnten Tätigkeiten nachgingen.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Andreas Tanis - 05.11.2006, 14:10


    "Sieht man." Kommentierte Tanis, sank in seinem Stuhl zurück und legte die Hand auf den kleinen Beistelltisch neben ihm.

    Seine Finger begannen, auf der Tischplatte zu trommeln, während die gelblich grünen Augen den Lycaner zum wahrscheinlich tausendsten Mal musterten.

    "Weißt du, ich beschäftige mich normalerweise nicht mit den Lycanern... allerhöchstens mit eurer Geschichte. Aber... normalerweise habe ich euch nicht in meiner Nähe... Heute ist sozusagen eine Premiere..." Der Vampir wurde ernster und seine Züge verbissener.
    "Und es gibt da manche Dinge, die mich interessieren würden...."
    Die gelbgrünen Augen schauten eindringlicher, bohrten sich gerade zu in Lucians Rücken, und plötzlich stand Tanis unmittelbar neben ihm.
    "Wie ist es? Eure Verwandlung? Wie fühlt sich das an?" Fragte er mit unverhohlener Neugier als er sich zu ihm vorbeugte, und ihm ein Buch aus der Hand nahm.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 05.11.2006, 15:39


    Lucian hob den Blick von dem Buch das ihm der Vampir aus der Hand genommen hatte.
    In seinen Augen lag etwas Berechnendes und zugleich auch ein gewisses Maß an Ironie.
    Noch nie hatte ihm ein Vampir eine solche Frage gestellt und gerade das amüsierte ihn.

    Er war wohl außerstande ihre Verwandlung genau zu beschreiben, denn er fand keine Worte für den grauenvollen Schmerz, den diese mit sich brachte.
    Gleichzeitig war es jedoch ein berauschendes Gefühl, wenn diese unglaubliche Stärke in jede einzelne Phase des Körpers eindrang.
    Ein Vampir würde es wohl nie verstehen, wie es für einen Lycaner war, sich zu verändern.
    Und Tanis war da gewiss keine Ausnahme.

    „Es sind höllische Kopfschmerzen.“ sagte Lucian und wandte sich den restlichen Büchern wieder zu.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Andreas Tanis - 05.11.2006, 21:58


    "Höllische Kopfschmerzen?" Fragte Tanis perplex und starrte Lucian an.

    "Das ist alles?" Er hob die Augenbrauen.
    "Mehr nicht?"

    Das eignete sich ja nicht mal, um niedergeschrieben zu werden!
    Lachhaft!
    Aber was erwartete er auch von Werwölfen?
    Es musste ja einen Grund geben, warum die Vampire ihnen überlegen waren!

    "Ziemlich ernüchternd. Und unspektakuär. Kein Wunder, dass aus euch nichts wird..." Er zuckte wieder mit der Schulter, und kritzelte irgendetwas auf sein Pergament.
    "Weißt du eigentlich irgendwas über eure Geschichte? Oder so?" Fragte er neugierig weiter, und es kratzte ihn dabei wenig, dass Lucian sich ihm gegenüber abweisend verhielt.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 05.11.2006, 23:20


    Lucian seufzte kaum merklich.
    All diese Fragen zerrten an seinen Nerven und doch musste er sich zusammenreißen, um nicht eine weitere Bestrafung herauszufordern.
    Gerne hätte er dem Vampir erklärt, dass die Verwandlung weitaus größere Schmerzen forderte als sich einer von ihnen je vorstellen konnte.
    Aber wie erklärte man das einem Vampir?
    Wie sollte man das alles einem Wesen verständlich machen, das gar nicht wusste, was wirkliches Leid bedeutete?

    „Ich bin ein einfacher Diener. Ich habe keine Ahnung von derlei Dingen.“ erwiderte er ohne aufzusehen.

    Und auch wenn ich es wüsste, wärst du der Letzte, dem ich davon erzählen würde.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Andreas Tanis - 05.11.2006, 23:34


    "Hmmmm...." Tanis sah von seinen Notizen auf, und musterte Lucian schon wieder.

    "Dann sollte ich dir wohl das ein oder andere erzählen. Bevor du auch Markus triffst. Was du unweigerlich tun wirst." Der Vampir legte die Feder beseite, und lehnte sich süffisant grinsend zurück.
    "Also, Markus, der einer unserer Vampirältesten ist, wie du vielleicht weißt, steht dir näher, als jeder andere Vampir." Andreas starrte Lucian an, und es störte ihn nun ein wenig, dass er nicht die Aufmerksamkeit des Wolfes erhielt.

    Man könnte sagen, dass er ein entfernter Vorfahre von dir ist... wenn man dazu nicht dein Blut mit seinem in Verbindung bringen müsste, und das nicht eine Beleidigung für ihn wäre.

    "Im Gegensatz zu Viktor hasst er solche wie dich nämlich nicht." Tanis machte eine abwertende Handbewegung.
    "Was aber natürlich noch lange nicht heißt, dass er euch nicht verachtet..." Er schüttelte wieder den Kopf.
    "Aber warum erzähle ich dir das eigentlich? Zum Einen interessiert es dich nicht... und zum anderen... hilft dir dieses Wissen auch nicht weiter..." Tanis seufzte.

    "Aber wenn es doch tröstet, ich weiß auch nicht wirklich, was ich hier gerade tue..." Er nahm die Feder wieder zur Hand, und begann damit zu schreiben.

    Das also war Lucian, der Markus aus unerfindlichen Gründen faszinierte.
    Gut, der Lycaner hatte etwas an sich, das musste Tanis zugeben.
    Aber genug, um das Interesse eines Vampirältesten zu wecken?
    Da musste doch mehr dahinter stecken?

    Vielleicht musste Markus tatsächlich erst selbst mit ihm sprechen, um das zu erfahren, was er zu wissen begehrte, Tanis wusste es nicht.
    Aber er hatte alles getan, was ihm möglich war, den Lycaner auf seine Weise zu erforschen.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 06.11.2006, 10:34


    „Das tut mir aber sehr leid für Euch.“ sagte Lucian unter der Bemühung nicht zu ironisch zu klingen.

    Er konnte diesen Vampir nicht ausstehen. Für seinen Geschmack redete er zu viel.
    Ihm war es lieber, wenn die Vampire ihn ignorierten und für Gewöhnlich taten sie das auch.
    Was auch immer Tanis’ Auftrag war, es kostete Lucian jetzt schon allerhand an Nervenkraft das durchzustehen.

    Er setzte seine Arbeit fort.
    Es dauerte auch nicht lange, bis er den Großteil der Bücher sortiert hatte.
    Schließlich wandte er sich zu dem Vampir und fragte: „Soll ich die Bücher hier liegen lassen oder verräumen?“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Andreas Tanis - 06.11.2006, 23:46


    "Höre ich da Ironie aus deiner Stimme heraus?" Fragte Tanis, der plötzlich hellhörig wurde.
    "Interessant, dass einer wie du sich das traut." Wieder begann der Vampir etwas auf sein Pergament zu kritzeln, und einige Minuten lang wirkte er völlig abwesend, bis Lucian ihn aus seinen Gedanken aufschreckte.

    "Verräumen?" Fragte er.
    "Was verstehst du denn bitte unter verräumen? Und wo genau willst du meine Bücher hin verräumen?" Hakte der Chronist nach und machte keinen Hehl daraus, dass ihn das Wort nicht nur befremdete, sondern auch amüsierte.
    Die Feder kam wieder auf dem Tisch zu liegen, und Tanis rollte das Pergament zusammen, um Lucian seine Aufmerksamkeit zu schenken.

    Was für ein wortkarger Geselle! Aber dabei so stolz!

    Und Tanis platzte fast vor lauter Neugierde, und noch immer war nicht absehbar, ob Markus ihm jemals irgendwelche Gründe für das hier liefern würde.
    Er stieß einen leisen Seufzer aus, und hoffte inständig, dass Markus bald selbst seine Aufwartung machen würde, damit er hier nicht länger ausharren musste, in Gegenwart dieses... Flohteppichs, der obendrein noch eine richtige Spaßbremse zu sein schien.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 07.11.2006, 10:33


    Lucian räumte die Bücher ein wenig zur Seite.
    Ihm wurde das ganze Theater hier zu viel.
    Dem Vampir war es wohl ein Vergnügen, mit Andeutungen Lucians Neugier zu erwecken, doch das einzige was er bei Lucian weckte war die Vorsicht.
    Es war für einen Lycaner in den meisten Fällen nicht gesundheitsfördernd, wenn man das Interesse eines Vampires auf sich zog.
    Er sah sich in dem Raum mit den riesigen Bücherregalen um und blickte dann fragend zu Tanis.

    „Ich dachte dabei an die Bücherregale. Aber falls Ihr das nicht wollt und Ihr auch keine anderen Aufgaben mehr für mich übrig habt, kann ich ja meinen anderen Tätigkeiten nachgehen.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Andreas Tanis - 07.11.2006, 11:37


    Tanis brach ihn süffisantes Gelächter aus, und seine gelblich grünen Augen glitzerten sowohl amüsiert, als auch gefährlich.
    "Deinen anderen Tätigkeiten nachgehen? Hättest du wohl gerne.
    Vielleicht hast du es noch nicht ganz begriffen, aber die einzige Tätigkeit, der du jetzt nachgehen wirst, ist diejenige, hierzubleiben..." Er bemerkte den verwirrten Ausdruck auf Lucians Gesicht, und machte daraufhin eine energische, wedelnde Handbewegung. "...und Bücher aufzuräumen."

    Tanis nickte, als wollte er sich selbst nochmal von der Richtigkeit seiner Worte überzeugen und wandte sich dann dem größten Regal an der Wand zu.
    "Ach ja, und ich hätte die Bücher gerne DORT oben." Er deutete auf die leere Regalreihe unmittelbar unter der Decke des hohen Raumes.
    Eine Regalreihe, an die ohne Hilfsmittel nur schwer zu kommen war, und Tanis war gespannt, ob der Lycaner es trotzdem versuchen, oder ihn gleich nach einem Stuhl oder einem Schemel fragen würde.
    Tanis griff wieder nach der Feder und schien beschäftigt, hob dann allerdings den Kopf, als habe er etwas gehört, was nur er hören konnte, und mit einem Mal wurde er noch nervöser als die ganze Zeit zuvor.
    Die Feder landete wieder auf dem Tisch, und er begann damit, seine Finger zu kneten, und immer wieder zur Türe zu sehen.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 07.11.2006, 12:38


    Lucians Blick folgte der Handbewegung des Vampirs, der gerade auf die oberste Reihe des Regals deutete.
    Genauso hatte er den Vampir eingeschätzt und er war mit diesem Verhalten nicht anders als die anderen Vertreter seiner Rasse.
    Die Vampire liebten es die Lycaner zu schikanieren und ihnen jedes Mal Steine in den Weg zu legen.
    Lucian war das bereits gewohnt, deshalb kümmerte es ihn wenig und die bevorstehende Aufgabe war für ihn nur eine von vielen.

    „Da ich Eure kostbaren Bücher nicht beschädigen möchte, werde ich eine der Stufenleitern holen.“ sagte Lucian und ging Richtung Tür.

    Eine Stufenleiter, die normalerweise in jeder guten Bibliothek zu finden ist. setzt er in Gedanken noch hinzu und griff nach der Türklinke.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Andreas Tanis - 07.11.2006, 17:45


    "Eine wie die da?" Fragte Andreas, und deutete in eine andere Ecke des großen Schlafraumes, in welcher Tatsächlich eine Art Leiter stand.

    Tanis konnte sich zwar Problemlos in die Lüfte erheben, oder schlichtweg die Regalwand nach oben klettern, aber in dieser Angelegenheit war er mehr als altmodisch - oder vielleicht auch menschlich?

    An seiner Leidenschaft für Bücher und seinem Wissensdurst hatte sich nie etwas geändert.
    Obwohl er heute in der Lage war, Bücherhinhalte binnen weniger Minute in sich aufzusaugen, nahm er sich die Zeit, jede Seite einzeln zu lesen, einzeln umzublättern - oder aber auch jedes Buch einzeln ins Regal zu stellen - mittels allzu menschlicher Hilfsmittel.

    Trotzdem zeigte sich im Gesicht des Vampires einen Sekundenbruchteil lang Erschrecken, als er begriff, dass Lucian auf den Gang zu treten beabsichtigte.
    Wie sollte er ihn aufhalten?
    Er konnte ja schlecht hingehen und ihn an den Haare zurückziehen, oder?

    Tanis biss sich auf die Lippen, während er noch fieberhaft am Überlegen war, und unfähig, etwas zu tun sah er, wie der Lycaner die Türe öffnete - nur um zu seiner Erleichterung Markus (pp: Markus Gemächer) zu sehen, der direkt davor stand, und anscheinend gerade hatte eintreten wollen.

    Tanis hielt den Atem an, obwohl er ohnehin nicht zu atmen brauchte.
    Lucian war Markus unglaublich nah, näher als jeder andere Werwolf ihm jemals gekommen wäre, und er sah, wie der Vampir seine Überraschung verbarg, und den Lycaner fixierte.
    Er musterte den Wolf genau, und als stünde er unter Bann, trat Lucian tatsächlich rückwärts in den Raum zurück, so dass Markus eintreten konnte.
    Der Blick des Vampirältesten glitt zu Tanis, und wortlos holte er sich die Informationen die er brauchte aus dem Gedächtnis des Chronisten, der sie ihm bereitwillig darbot.
    Markus nickte leicht.
    "Du kannste gehen, Tanis." Erklärte er laut und deutlich.
    "Ich brauche dich heute Nacht nicht mehr."

    Der Chronist nickte schnell.
    "Ja.Ja. Ich bin schon... also... eigentlich bin ich Luft... gar nicht da, verstehst du? Beachte mich einfach nicht..." Krampfhaft packte er einige Schreibutensilien zusammen.
    "Wenn du mich suchst, du weißt ja ich bin in..." Fuhr Tanis schnell fort, als er alles gefunden hatte, was er brauchte, und sich Markus und Lucian und damit auch der Türe näherte.
    "...der Bibliothek." Beendete Markus seinen Satz ruhig.
    Damit war das Thema für ihn erledigt, und Tanis beeilte sich, an ihm vorbei durch die Türe zu schlüpfen.

    'Jaja, ignorier einfach mal, dass das MEINE Räume sind, Markus!' Dachte er unzufrieden, was ihm allerdings nur einen ernsten Blick des Urvampirs einbrachte.
    "Entschuldige." Sagte Tanis leise, verbeugte sich kurz und verschwand dann so schnell wie möglich nach draußen.
    Hatte er doch tatsächlich vergessen, dass Markus seine Gedanken hören konnte, wenn er nicht aufpasste!
    Mal davon abgesehen, dass mit Markus heute nicht gut Kirschen essen war.

    Nachdem Tanis verschwunden war, wandte Markus seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Lycaner zu.
    Die Türe fiel zu, und Markus vergewisserte sich, dass sie nicht wieder aufgehen würde, eher er hier fertig war.
    "Dein Name ist Lucian." Begann er, während er tiefer in den Raum trat, dem Lycaner den Rücken zuwendete und so zur Schau stellte, dass er zum Einen keine Furcht vor ihm und seinesgleichen hatten, und zum anderen, dass er keinen hinterhältigen Angriff erwartete, gleichzeitig aber war es auch Zeichen der vampirischen Anmaßung, anzunehmen, dass nichts und niemand ihnen etwas anhaben konnte.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 07.11.2006, 21:20


    Lucian blickte ein wenig missmutig zu dem Vampir oder besser gesagt auf seinen Rücken.
    Fast hatte er gedacht, den Raum endlich verlassen zu können, um anschließend einen anderen Lycaner für diese sinnlose Beschäftigung abzuordern.
    Auch wenn er hier die Zeit vertrödelte, gab es tägliche Pflichten für jeden Lycaner, die er zu erledigen hatte.
    Für Lucian würde dies eine lange Nacht werden.

    Der Werwolf hatte wieder den Blick gesenkt, schließlich gehörte es sich für einen Diener, seinen Herren nicht direkt zu mustern.
    Es war ein Zeichen für seine Untergebenheit.

    „Ja, Herr.“ antwortete er gehorsam auf Markus Frage.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 07.11.2006, 22:57


    Der Vampir wandte sich wieder zu Lucian um und musterte ihn nun ganz genau, die ruhigen, aber nichtsdestotrotz stolzen braunen Augen, die selbst jetzt, dass sie unterwürfig zu Boden gerichtet waren, ein Flackern in sich trugen, wie Markus es seit vielen Jahren nirgendwo gesehen hatte.

    Das scharfgeschnittene, nicht unattraktive Gesicht des Lycaners mit den hohen Wangenknochen und den tiefliegenden Augen, die seinem Äußeren trotz dem Schmutz der ihm anfaftete etwas charismatisches verlieh.
    Lucian war kleiner als Markus, zierlicher, und sein Körper war schlank und sehnig, aber dennoch nicht schwächlich.

    Ja, rein äußerlich konnte Markus durchaus verstehen, was Sonya an ihm fand.
    Dann allerdings stellte er sich vor, wie sich all das zu verändern begann, wie aus Lucians Händen Klauen wurden, und sein Kopf sich zur Fratze eines Wolfes verzerrte, und augenblicklich stieg in ihm eine Art Schutzinstinkt auf.

    Lucian würde auch auf Sonya losgehen, wenn sie ihn in verwandelter Form antraf.

    Schweigend musterte er ihn weiter, während in seinem Kopf ein Gedanke den nächsten jagte.
    Lucian wirkte gelangweilt und er hatte keine Ahnung, was er hier sollte.
    Markus war sich selbst nicht einmal sicher, warum er den Lycaner so unbedingt selbst hatte sehen wollen.
    Vielleicht, weil er gehofft hatte, dieses Wesen abstoßend zu finden.
    Vielleicht, weil er geglaubt hatte, dass es ihm dadurch leichter wurde, Sonya den Umgang mit ihm zu verbieten.

    Im Augenblick traf keines von beidem zu.
    Im Gegenteil.
    Das Blitzen in den dunkelbraunen Augen weckte Markus Neugier.

    "Erzähl mir von Sonya." Sagte er dann langsam, wählte jedes seiner Worte mit Bedacht und sprach, ohne den Blick von Lucian abzuwenden.
    Die blauen Augen sahen den Werwolf forschend, aber auch lauernd an.
    Wenn der Lycaner schlau war, würde er gar nicht erst versuchen, ihn zu belügen, oder alles abzustreiten.
    Wenn er es dennoch tat, wusste Markus, dass er die Entscheidung, die er vielleicht fällen musste, bereits gefällt haben würde.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 08.11.2006, 10:34


    Das war also der wahre Grund weshalb er hier erscheinen sollte.
    Er hatte damit gerechnet, aber nicht, dass es die Vampire so schnell rausbekommen würden.
    Wem machte er hier eigentlich etwas vor.
    Diese ganze Sache wäre nie gut gegangen und er hatte es gewusst, nur nicht wahrhaben wollen.

    Lucian sah noch immer nicht zu Markus auf.
    Er überlegte, wie er auf Markus Frage antworten sollte.
    Die ganze Wahrheit wollte er nicht preisgeben und er wusste ja nicht, wie viel die Vampire bereits von Sonya erfahren haben.

    „Ich denke, Ihr kennt sie bereits länger als ich und als Untergebener steht es mir auch nicht zu über sie zu sprechen.“ erwiderte er schließlich.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 08.11.2006, 21:06


    In Markus Augen blitzte es gefährlich auf, als er die Antwort des Lycaners vernahm, aber er zwang sich zur Ruhe, zwang sich dazu, ihn nur anzustarren, mit kalter Miene, und ihn mit stechendem Blicke zu mustern.

    "Länger." Entgegnete er. "Länger ganz gewiss." Pflichtete er ihm kühl bei.
    "Aber nicht unbedingt besser." Er sah den Lycaner eindringlich an.
    "Du kannst aufhören." Fügte er kalt hinzu.
    "Es ist zu spät, um sie schützen zu wollen."

    Ich weiß alles.

    Blaue Augen bohrten sich einmal mehr in braune, und Markus Gesichtsausdruck wurde noch grimmiger.

    Ich war ihr niemals so nahe wie du, Lycaner.
    Ich hielt sie nicht in meinen Armen, wie du, küsste sie nicht wie du.
    Liebte sie nicht...
    Liebst du sie?

    Die blauen Augen fixierten Lucian und Markus regte sich noch immer nicht, wahrte die Distanz zwischen ihnen, und versuchte, in dem Lycaner zu lesen, doch es gelang ihm nicht.
    Er konnte seine Anwesenheit zwar spüren, und die Kälte, welche von ihm ausging...
    Aber er konnte seine Gedanken nicht lesen.
    Das konnte man ja auch nicht erwarten, immerhin war Lucian ein Lycaner.
    Trotzdem sah er ihn nachdenklich an, überlegte, wie er formulieren wollte, was er zu wissen begehrte und kam doch zu keinem Ergebnis.

    Was empfindest du, wenn du Sonya ansiehst, Lycaner?
    Was fühlst du, wenn du an sie denkst?

    Markus sog hörbar Luft durch die Nase ein, brach dann plötzlich mit einer unheimlichen Geschwindigkeit aus seiner Starre hervor, und seine Hand befand sich an Lucians Kehle, noch bevor der Wolf reagieren konnte.
    Aber der Vampire drückte nicht zu. Er hielt ihn lediglich fest, und zwang ihn dadurch, aufzusehen und in die Augen zu blicken.

    Denn diese Augen wollte Markus sehen, wenn er ihn fragte.
    Er wollte in ihnen die Lüge lesen, wenn Lucian sie aussprach, oder die Ehrlichkeit, wenn er die Wahrheit sagte.

    Er überging die Tatsache, dass Lucian seiner Frage ausgewichen war, und stellte stattdessen eine weitere, dieses Mal exakter formulierte Frage, die ihn beschäftigte, bemühte sich dabei aber um einen kalten, und sachlichen Tonfall, der seinen eigenen, inneren Aufruhr verbergen sollte.

    "Liebst du sie?"



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 09.11.2006, 10:04


    Stumm sah Lucian in die eisigen Augen des Vampirs, hielt seinem Blick stand.
    Dann begann er zu lachen.
    Es war ein befreiendes Lachen, denn Lucian fiel mit einem Male eine große Last von seinem Herzen.
    Auch wenn er dafür sterben musste was er getan hat, zumindest würde er im Tod nicht mehr mit dem Hass der Vampire konfrontiert werden.
    Und Sonya würde zumindest ihr bisheriges Leben weiterführen können.
    Das allein bot ihm schon Trost.

    „Was wollt Ihr tun? Mich erwürgen wenn ich die falsche Antwort gebe?“ fragte er, als er sich wieder beruhigt hatte.
    „Nur zu, von meinem Leben hängt gar nichts mehr ab. Die Bücher kann auch ein anderer Lycaner im Regal verräumen.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 09.11.2006, 14:25


    Zorn kochte in Markus hoch, als der Lycaner zu lachen begann, aber gleichzeit begriff er auch, dass er es vielleicht falsch angefangen hatte.

    Er ließ ihn los und starrte ihn an, aber in seinem Blick lag nicht wie bei all den anderen Vampiren Verachtung oder Hass, sondern nur tiefe Bitterkeit.

    "Du begreifst es nicht." Stellte er ruhig, aber mit lauernder Stimme fest.
    Völlig unerwartet fegte er dann die Bücher, die Lucian eigentlich einräumen hatte sollen, vom Tisch, so dass sich über den ganzen Boden verstreuten.

    "Weißt du eigentlich, was du getan hast, Lucian?" Markus kannte seinen Namen nur aus Sonyas Gedanken, aber er war überzeugt, dass er korrekt war.
    "Was ihr beide getan habt? Ihr habt etwas losgetreten, das Konsequenzen haben wird. Und damit meine ich nicht, was ich tun könnte."
    Markus wandte sich Lucian wieder zu, und kam ganz nahe.
    "Und du tust, als wäre es ein Spiel. Ein Spiel, für das Sonya alles riskiert." Der Vampir sprach mit tonloser Stimme, was das Gesagte aber nur noch eindrucksvoller und bitterer machte.

    So war es also.
    Er hatte erfahren, was er wissen wollte.
    Für Lucian war es ein Spiel.
    Eine Trotzreaktion, mehr nicht.
    Jedenfalls konnte Markus bei ihm nicht die Liebe finden, von der er gehofft hatte, sie zu finden.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 10.11.2006, 10:18


    „Was wisst Ihr schon davon?“ fragte Lucian nun aufgebracht.

    Die Unterwürfigkeit des Dieners hatte er abgeworfen, denn längst hatte Markus die Wahrheit erkannt.
    Das Funkeln seiner Augen brannte sich direkt in Markus Blick.
    Dieses eine Mal würde er nicht nachgeben, auch wenn es sein eigenes Todesurteil bedeutete.
    Zumindest würde er mit dem Gedanken gehen, nicht als untergebener Dienstgeselle gestorben zu sein.

    Seine Gefühle für Sonya würde wahrscheinlich keiner von ihnen verstehen.
    Es war ein Geheimnis, ein Wunder, etwas wofür es sich zu Leben und auch zu Sterben lohnte.
    Aber das konnte er Markus nicht verständlich machen.
    Er war anders als Sonya.
    Sie waren alle anders als Sonya und außer ihr würde wahrscheinlich niemals ein Vampir seine Gefühle nachvollziehen können.

    „Ihr werdet diese Emotionen die ich für Sonya hege nie verstehen können. Wozu soll ich also Eure oder meine Zeit mit dem Versuch dies zu tun verschwenden?“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 10.11.2006, 12:41


    Als Lucian mit einem Male aufbrauste, spürte Markus, wie er selbst innerlich ruhiger wurde.
    Gefühlsausbrüche ließen häufig auf tiefe, aber auch schmerzhafte Gefühle schließen, und sie konnten nicht gespielt werden.
    "Weil es vielleicht deine einzige Möglichkeit sein wird, zu überleben, Lucian." Antwortete er mit ruhiger, ernster Stimme, hielt dem Blick des Lycaners stand, und legte eine Intensität in seine Augen, welche normalerweise allein für William reserviert war.

    Er konnte dem Lycaner alles zeigen, wenn er wollte.
    Er konnte ihm den Anfang zeigen, die ganze Zeitspanne, bis heute.
    Er konnte ihn seinen Hass auf Viktor und seine Liebe für seinen Bruder sehen lassen, aber Markus wagte es nicht.
    Denn es wäre falsch.

    "Du kannst es nun also mit mir versuchen, dabei womöglich deine Zeit verschwenden, aber die Chance haben, euch beide zu retten. Oder du entschließt dich dazu, dass du lieber zurück in deine Kloake gebracht wirst, ohne mit mir gesprochen zu haben. Was euch beiden nicht hilft."
    Markus verschränkte die Arme vor der Brust, und begann in dem Raum auf und ab zu wandern.

    "Es liegt bei dir. Koste die Freiheit dieser Entscheidung aus. Es wird womöglich die einzige Freiheit sein, die du jemals erfahren wirst."



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 10.11.2006, 19:41


    Lucian antwortete nicht sofort.
    Er sah Markus nur an und überlegte, welchen Schritt er nun als nächstes tun sollte.
    Es war außerordentlich untypisch für einen Vampir einem Lycaner Hilfe anzubieten und Lucian betrachtete dies alles als eine Falle.
    Markus bluffte vielleicht nur und um Sonya weiterhin zu schützen, durfte er einfach nichts verraten.
    Wenn er nun die Wahrheit aussprach, würde Markus vielleicht alles an Viktor verraten und so wie er den Vampir kannte, würde dieser eine harte Strafe für seine Tochter finden.

    „Ich habe noch außerordentlich viel Arbeit zu erledigen. Ich entscheide mich deshalb dafür. Wenn Ihr ansonsten nichts Weiteres für mich zu tun habt, möchte ich mich gerne zurückziehen.“ sagte er höflich aber kühl.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 11.11.2006, 12:15


    Markus sah Lucian stumm an.
    Der Lycaner wollte sich nicht helfen lassen, weil er ihm nicht vertrauten, und er konnte ihn nicht dazu zwingen, konnte nichts ändern.

    Es war Wahnsinn!
    Und jedes Mal dasselbe.
    Was immer Markus zu tun gedachte, es wurde ihm unmöglich gemacht.
    Sei es nun Viktor, der ihm Fesseln anlegte, oder Lucian, der ihm misstraute.
    Beide hinderten sie ihn auf ihre Weise daran, das zu tun, was er für richtig hielt.

    "Du misstraust mir." Stellte er fest, noch unschlüssig darüber, ob er nicht einfach aufgeben, und Lucian seinen Willen lassen sollte.
    Es war manchmal so schwer, die richtige Entscheidung zu treffen.
    Zu wissen, was zu tun war.
    Und es auch tun zu können.

    "Und das kann ich verstehen." Fügte er mit aufrichtiger Stimme hinzu, während er langsam zu Tanis' Schreibtisch hinüberglitt.
    "Aber das solltest du nicht." Sagte er leise.
    "Denn ich bin vielleicht der einzige, dem du trauen kannst."
    Seine Finger wanderten sorgsam über einige Bucheinbände, während er in Gedanken versunken schien.
    "Sonya ist zu mir gekommen, und hat mir alles erzählt. Weil sie darauf vertraut hat, dass ich sie nicht verraten würde, und das werde ich nicht." Er sah wieder auf, und in den blauen Augen spiegelte sich Ehrlichkeit wider.
    "Aber ich habe auch viel zu verlieren, und ich werde das nicht auf's Spiel setzen, wenn ich mir nicht sicher sein kann, dass es das nicht auch wert ist."
    Blaue Augen bohrten sich erneut in tiefbraune, als Markus erneut zu sprechen begann, ohne die Lippen zu bewegen, oder seinen Worten klang zu verleihen.

    'Und nun sag du es mir, Lucian. Bist du es wert, dass ich das kostbarste riskiere, das ich habe?'
    Fragte Markus in Gedanken, aber an der verblüfften Miene des Werwolfes konnte er ablesen, dass der Mann jeden einzelnen dieser Gedanken gehört und auch verstanden hatte.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 11.11.2006, 12:30


    Zweifel, gemischt mit Verwirrungen und Unentschlossenheit lagen auf Lucians Gesicht.
    Er hatte die Gedanken des Vampirs deutlich verstanden und diese Worte erfüllten ihn mit großer Unruhe.
    Der Lycaner befand sich in einer schwierigen Situation.
    Noch nie hatte ein Vampir, bis auf Sonya abgesehen, es gut mit ihm gemeint und deshalb war das lang aufgebaute Misstrauen nicht leicht abzulegen.

    „Ihr habt Recht, ich traue Euch nicht.“ gestand Lucian dem Vampir.
    „Es ist für jemand wie mich nicht sehr einfach, jemandem Glauben zu schenken, der ihn noch schlechter als ein Tier behandelt.“

    Er senkte den Blick, nicht aus Demut oder Reue, sondern weil er sich erst darüber im Klaren werden musste, was er dem Vampir nun antworten wollte.
    Was wollte er ihm überhaupt sagen?
    Als er wieder aufsah, wirkte er gefasster und ruhiger.

    „Ich weiß, dass die Gefühle, die ich für Sonya hege, verboten sind und dass sie uns auch in Gefahr bringen werden. Glaubt mir, ich habe alles versucht diese Emotionen zu unterdrücken, aber es fällt mir schwer, unheimlich schwer, das zu tun.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 11.11.2006, 13:32


    Markus nickte unmerklich, als Lucian tatsächlich versuchte, sich ihm zu öffnen.
    Ihm war bewusst, dass es dem Lycaner gewiss nicht leicht fiel, aber für ihn selbst war es schließlich auch nicht leichter.
    Es war ungewohnt, und eigentlich auch völlig absurd.
    Aber vielleicht bewegte ihn ja gerade das dazu, es zu versuchen.

    "So verrückt das für dich klingen mag..." Begann er leise.
    "Kann ich das verstehen." Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht.
    "Besser als vielleicht irgendjemand sonst."
    Er verstummte wieder und wandte Lucian seinen Blick zu.
    Seine Miene verschloss sich, und er zeigte deutlich, dass er nicht mehr Worte darüber verlieren würde, nicht jetzt.
    Schweigen legte sich zwischen sie, und Markus starrte wieder versunken auf den Rücken eines Buches, bevor er fortfuhr.

    "Du sagtest, du würdest für sie sterben." Sagte Markus leise.
    "Hast du das ernst gemeint, oder war das nur eine Floskel?"



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 11.11.2006, 15:45


    „Es war keine Floskel. Mein Leben ist nichts wert.“ sagte Lucian mit sehr ernster Miene. „Das Sterben fällt mir daher auch nicht sehr schwer."

    Lucian wusste wie sinnlos dieses Unterfangen war.
    Er würde nie etwas anderes sein als ein Diener und Sonya würde genauso unerreichbar für ihn bleiben.
    Es machte keinen Sinn sich eine gemeinsame Zukunft auszumalen.
    Das waren Träume und Wünsche, die Realität sah anders aus und daran konnte niemand etwas ändern.

    Lucian wirkte resignierend.
    Er hatte zu viel riskiert und dafür würde er die Strafe erhalten.
    Doch das machte ihm wenig aus, zumindest hatte sein Leben für eine kurze Zeit einen Sinn gehabt.

    „Sonya hat die ganze Ewigkeit noch vor sich. Was sollte sie da mit jemanden wie mir anfangen?“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 11.11.2006, 16:18


    Markus sah Lucian einen Moment lang schweigend an, und dann lächelte er sanft.

    "Weil es etwas gibt, das wir bei all unserer Macht nicht beeinflussen können, Lucian." Erwiderte er ernsthaft.

    "Etwas, das uns beherrscht, und sich nicht verleugnen lässt." Fuhr er fort, zog seine Hand von den Büchern zurück, und griff an die Finger seiner linken Hand, dort, wo er einen schlichten, aber ganz offensichtlich alten Ring trug.
    Er begann versunken daran zu drehen, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Lucian zuwandte.

    Dein Leben ist nicht wertlos.
    Wer immer behauptet, die Wölfe seien geboren, um uns zu dienen, der irrt sich.

    "Empfindungen lassen sich für gewöhnlich nicht mit Logik erklären." Fügte er hinzu, und lächelte wieder.
    "Und ich bin sicher, Sonya könnte dir nicht sagen, warum gerade du es bist... der für sie so besonders wurde. Obgleich ich ihre Faszination auf gewisse Weise nachvollziehen kann..." Er wurde wieder ernst, als er bemerkte, dass er womöglich bereits zuviel gesagt hatte.
    Schnell winkte er ab, um sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.
    Sonya.

    "Sonya begibt sich in große Gefahr, wenn sie sich mit dir trifft, und ich weiß nicht, welches Ende das nehmen wird, wenn ihr Vater davon erfährt." Sagte Markus leise, und näherte sich Lucian wieder.
    "Was uns dazu führt, zu hoffen, dass er es niemals erfahren wird."

    Er seufzte kurz.
    "Und eigentlich wäre es das einfachste, wenn ihr beide euch nicht wieder sehen würdet. Aber..." Hier machte er wieder eine Pause, um gleich weiterzusprechen. "...ich weiß, dass es euch beide unglücklich machen würde."



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 11.11.2006, 16:50


    Lucian wurde nachdenklich und still, als er Markus Worte vernahm.
    Wollte er das denn überhaupt?
    Natürlich sehnte er sich danach, mit Sonya zusammen zu sein.
    Gleichzeitig regten sich jedoch sein schlechtes Gewissen und die Schuldgefühle.
    Es war einfach zu gefährlich für Sonya und er selbst wäre egoistisch, wenn er sie für seine eigenen starken Gefühle opfern würde.
    Das war einfach nicht rechtens.

    „Es würde mich unglücklich machen, das ist wahr.“ begann Lucian vorsichtig.
    „Aber noch unglücklicher würde es mich machen, wenn Sonya für etwas bestraft wird, wofür sie gar keine Schuld trägt.“

    Lucian war noch immer recht verwirrt.
    Was sollte er bloß tun?
    Wenn die Entscheidung, Sonya gehen zu lassen die richtige war, warum tat die bloße Vorstellung daran so unheimlich weh?

    „Es wäre wohl am besten, wenn Sonya und ich uns nie wieder sehen.“ sagte er, doch war deutlich zu erkennen, dass es ihm schwer fiel diese Worte auszusprechen.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 11.11.2006, 17:51


    "Ja, das wäre es." Gab Markus offen zu.
    "Es wäre das einfachste und das Beste." Er sah Lucian aufmerksam an, aber in seinen Augen blitzte es auf.
    "Aber es bedeutet auch, dass ihr einander aufgeben müsst. Du sie und sie dich." Der Vampir seufzte tief, während er sich wieder abwandte und eines der Bücherregale fixierte, als fände er es mit einem Male sehr spannend.

    "Aber es ist sehr schwierig, einem geliebten Wesen nahe zu sein, ohne ihm wirklich nahe sein zu können."
    Ohne es zu merken begann er wieder an seinem Ring herumzuspielen, und verschiedene Gefühle fanden ihren Weg in sein Gesicht.

    Seine Gedanken glitten zu William ab, und er begann, seinen Geist für die Präsenz seines Bruders zu öffnen, spürte seine Anwesenheit im Schloss und auch die Kälte und die Dunkelheit, die den Werwolf umgab.
    Und ihm wurde die Wahrheit seiner Worte bewusst.
    "Manchmal leben wir Tag für Tag neben denen, die wir lieben und schätzen, ohne für sie da sein zu können." Er ließ seine Hände sinken, und sah Lucian an.
    "Ohne sie in ihrer Einsamkeit erreichen zu können."
    Schweigen senkte sich einmal mehr über sie beide, und Markus begann, in dem Raum auf und ab zu gehen.
    Er seufzte wieder tief und setzte dann an, um fortzufahren.

    "Ich würde euch beiden gerne helfen." Erklärte er schließlich.
    "Aber ich weiß nicht, ob ich es kann." Fügte er hinzu, sah Lucian an, und wandte den Blick dann ab.
    "Ich kann mich vor euch stellen, und euch beiden schützen, wenn Viktor dahinter kommt. Aber es wäre vermutlich besser wenn..." Er unterbrach sich selbst wieder, um darüber nachzudenken, was er eigentlich sagen wollte.
    "Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie es sein wird, wenn Viktor davon erfährt. Aber ich könnte mir vorstellen, es wäre das Beste, wenn ihr das entweder beendet, oder gemeinsam von hier verschwindet." Er hielt den Atem an, den er ohnehin nicht benötigte und blickte dann wieder in Lucians blaue Augen.
    "Soviel zu Logik und Vernunft. Und dem was ihr tun solltet.
    Kommen wir zu einem weitaus wichtigeren Punkt. Was ihr tun wollt."



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 12.11.2006, 10:51


    Ein trauriges Lächeln stahl sich auf Lucians Züge.
    Was er tun wollte?
    Das lag auf der Hand, doch es würde nie dazu kommen.
    Die Unterschiede zwischen ihm und Sonya waren einfach zu groß.
    Sie lebten in zwei verschiedenen Welten und auch wenn sie versuchten, diese Grenze zu überschreiten, so musste jeder von ihnen irgendwann zurück, wo er herkam.
    Es war eine aussichtslose Situation.
    Und doch wagte Lucian ab und zu noch, seine Gedanken in die Ferne schweifen zu lassen.
    An einen Ort, an dem sie beide wirklich frei sein konnten.

    „Was ich will ist klar.“ begann Lucian nun vorsichtig.
    „Aber meine Wünsche spielen keine Rolle in dieser Geschichte. Ich bin zu unbedeutend, um Forderungen zu stellen. Ich würde alles tun, damit Sonya es leichter hat und das würde bedeuten, dass wir uns nie wieder sehen dürfen.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 12.11.2006, 11:17


    Markus sah Lucian schweigend an.
    Der Werwolf nahm langsam genau die Züge an, auf die Markus zu beginn ihres Gespräches gehofft, jedoch daran gezweifelt hatte.

    Er war vernünftig genug Sonya vor alle seine Entscheidungen zu sehen, obwohl ihn das schier verrückt machen musste.
    Und bei jedem Wort, welches Lucian sprach, würde Markus bewusst, wie sehr der Lycaner das Mädchen wirklich lieben musste.

    Und er begann selbst nach einer Möglichkeit für beide zu suchen.
    Nach einer Lösung, und er wollte nicht wahrhaben, dass es keine gab.
    Zum Teufel mit Viktor und seinen Drohungen!
    Was wollte er denn machen?
    Sie umbringen?
    Von wegen!
    Wieso sollte er vor dem Vampir kuschen?

    "Leichter..." Wiederholte er leise. "Das hängt davon ab, was du darunter verstehst." Erklärte er sanft.
    "Du verlangst nichts."Fügte er nachdenklich hinzu. "Du forderst nichts. Aber ich kann dir ansehen, dass du dicht nach etwas sehnst. Nach ihr."

    Ich kenne das Gefühl. Und ich glaube, einen Teil von mir in dir zu erkennen.

    Er hielt inne.
    Vielleicht lag es gar nicht in seiner oder Amelias Hand, zu verhindern, was geschehen war.
    Beide schienen sie doch bereit, dieses Risiko einzugehen.
    Warum sie es nicht versuchen lassen?

    "Vielleicht gehört ihr beide zusammen." Murmelte er leise.
    "Und wenn es so ist, wird euch nichts trennen können." Meinte er.
    Sein Blick suchte Lucians Blick.

    "Und denke nicht, du seiest wertlos, Lucian." Fügte er mit ernster Stimme hinzu, und seine Augen funkelten.
    "Denn es steckt mehr Kraft in dir, als du glaubst." Seine Stimme nahm einen dunklen, geheimnisvollen Klang an, als er fortfuhr.
    "Du glaubst doch nicht, dass die Lycaner immer Sklaven waren?" Begann er dann eines von Viktors bestgehüteten Geheimnissen auszuplaudern.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 12.11.2006, 12:15


    Lucian sah ihn verwundert an.
    Misstrauen regte sich wieder in seinem Herzen, denn die Worte des Vampirs verunsicherten ihn.
    Er wusste nicht, was er von Markus’ letzter Aussage zu halten hatte.
    Wollte er nur mit den Gefühlen des Lycaners spielen oder sagte er die Wahrheit?

    „Ich weiß nicht, was ich glauben soll.“ gestand er aufrichtig.

    Sein Blick kühlte ab und er trat einen Schritt zurück, als würde er dadurch der Wahrheit auf den Grund gehen können.

    „Ich habe nie etwas anderes kennen gelernt als Verachtung und Unterdrückung. Wir sind dazu geboren worden, Sklaven zu sein.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 12.11.2006, 13:15


    "Wurdet ihr nicht." Entgegnete Markus mit ernster Stimme.
    "Es war für uns lediglich die einzige vernünftig anmutende Möglichkeit, euch unter Kontrolle zu halten, Lucian. Aber einst wart ihr frei." Er wandte den Blick von dem Lycaner ab.
    "Und ihr habt die Welt mit Schrecken überzogen, und das Land verdorben, und wenn ihr nicht aufgehalten worden wäret, hättet ihr die Welt in ein Nest aus Lycanern verwandelt." Erzählte er leise.

    "Damals waren die Lycaner noch anders." Er sah wieder auf, wandte sich zu Lucian um, und Schmerz zeichnete sich in seinem Gesicht ab. "Ihr war nicht halb so zivilisiert, wie ihr es heute seid.
    Ihr hattet nicht die Kraft, wieder menschliche Gestalt anzunehmen. Und keine Kontrolle über das, was ihr tatet. Wärst du einer dieser ersten Werwölfe, dann hättest du Sonyal zerfleischt, unfähig dazu, Liebe zu empfinden. Unfähig dazu, einen klaren Gedanken zu fassen."
    Erneut schlug er den Blick nieder, denn er spürte den Zweifel, der an Lucian nagte, und ihn seinen Worten keinen Glauben schenken ließ.

    "Du glaubst mir nicht..." Murmelte er leise.
    "Natürlich nicht. Warum solltest du auch." Der Vampir schüttelte den Kopf.
    "Aber vielleicht würde es dir etwas ändern, wenn ich dir sagte, dass mein Blut auch durch deine Adern fließt..."



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 12.11.2006, 14:11


    Wieder trat Lucians Überraschung deutlicher hervor und er sah den Vampir mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Gekränktheit an.
    Auch wenn er sich damit abgefunden hatte, als Sklave sein Dasein auf dieser Welt zu fristen, die bloße Vorstellung, dass durch seine Adern das gleiche Blut floss wie das des Vampirs machte ihn wütend.
    Wie konnte Markus sich dazu herablassen ein dermaßen unwürdiges Spiel mit ihm treiben?

    „Ihr lügt.“ sagte er dann sichtlich verletzt über die Worte des Vampirs.

    Er wurde bleich vor Zorn und jeder seiner Gesichtszüge zeigte, wie sehr er mit sich selbst kämpfen musste, um seine Gefühle unter Kontrolle zu halten.

    „Ihr konntet es wohl nicht abwarten mich noch mehr zu demütigen? Dasselbe Blut soll in unseren Adern fließen? Wenn dem so ist, dann müssen die Vampire noch grausamer und barbarischer sein, als ich zunächst angenommen habe.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 12.11.2006, 14:32


    Markus' Gesichtszüge verhärteten sich ebenfalls, als er den blanken Zorn in Lucians Augen sehen konnte, doch er wandte sich nicht ab und zog sich nicht zurück.

    Gerade noch hatte er Lucians Vertrauen gehabt, nun hatte er es wieder verloren.
    "Sind wir." Entgegnete er schließlich mit Verbitterung in seiner Stimme, und er versuchte zu begreifen, was Lucian nun denken musste.

    Für wie bestialisch musste er sie wohl halten?
    Für wie bestialisch musste er ihn halten?

    "Aber es war nicht meine Absicht, dich zu demütigen, Lucian." Markus klang beherrscht, aber dennoch schwang etwas von seiner eigenen Unglücklichkeit in dem Gesagten mit.

    "Aber jeder begeht Fehler. Meiner war es, mich Viktor anzuvertrauen. Deiner war es vielleicht, sich in seine Tochter zu verlieben. Aber vielleicht war dein Fehler auch, mit mir zu sprechen?" Er zuckte mit der Schulter.
    "Geschichte wiederholt sich, immer und immer wieder, und auch wenn wir aus unseren Fehlern lernen, werden wir neue begehen. So wie ich es gerade tue."
    Er seufzte.

    "Und du tust mir kein Unrecht, wenn du mich hasst, denn ich bin nichts, was man lieben könnte."
    Blaue Augen sahen auf und durchdrangen die Dunkelheit, fanden das Glitzern in Lucians Augen, und hielt ihm stand.
    "Und ich erwarte nicht, geliebt zu werden."
    Seine Stimme wurde kühler, seine Gesichtszüge strenger, als er fortfuhr.
    "Aber wenn du dir schon anmaßt, dir ein Urteil über mich bilden zu können, dann solltest du wenigstens die ganze Wahrheit kennen." Fuhr er fort, und distanzierte sich nun spürbar von dem Werwolf.

    "Wenn ich sage, dass mein Blut durch deine Adern fließt, dann ist das so, weil mein Bruder derjenige ist, von dem ihr alle abstammt. Mein Bruder war der erste, und mächtigste deiner Art, und er ist es noch. Aber bei alldem ist er auch eine Bestie, die wahllos tötet, wenn man sie freilässt."

    Und das kann ich nicht verantworten.

    "Ich wollte nicht, dass es so endet. Das hatte ich niemals im Sinn. Aber ich kann nicht ändern, wie es ist, weil es nicht in meiner Hand liegt. Schon lange nicht mehr."



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 12.11.2006, 15:17


    „Zumindest gebt Ihr zu, dass Euch die Hände gebunden sind. Das ist schon mal ein großes Zugeständnis.“ antwortete Lucian und in seinen Worten lagen Verbitterung und Sarkasmus.

    Er zweifelte noch immer an Markus Worten, auch wenn sein Gefühl ihm sagte, dass Markus Recht haben konnte.
    Er wollte es nicht glauben.
    Es wäre eine Wahrheit, die seine gesamte Weltanschauung ins wanken bringen würde.
    Niemals zuvor hatte er sich darüber Gedanken gemacht, wie es früher gewesen war.
    Ob die Lycaner wohl seit Beginn der Zeit dazu verdammt gewesen waren, die Sklaven in dieser Geschichte zu sein?
    Vielleicht war es einfach Feigheit, die Lucian dazu gebracht hatte, das bestehende System nie anzuzweifeln.
    Was auch immer es war, langsam traten die Zweifel in den Hintergrund.

    „Soll das heißen, dass wir früher wirklich einmal frei waren?“

    Lucian wirkte noch immer ungläubig, doch man konnte spüren, dass er versuchte, sich dieses Szenario vorzustellen.

    „Das klingt wie ein Märchen aus längst vergangener Zeit.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 12.11.2006, 20:02


    Markus schwieg zunächst.
    Ja, richtig. Lucian sprach aus, was er schon lange wusste, und nicht wahrhaben wollte.
    Er konnte nichts tun, um zu ändern, was nicht zu ändern war.
    Es war ein Zeichen seiner eigenen Schwäche.

    "Nenn uns kaltblütig, grausam und unmenschlich." Entgegnete er.
    "Lache über die Ironie, wenn du glaubst, dass es angebracht ist." sagte der Vampir ernsthaft und begann damit den Werwolf einmal mehr zu fixieren.
    "Aber du solltest wissen, dass ich der einzige Grund bin, weswegen ihr noch existiert." Markus' Stimme wurde eine Nuance kälter.
    "Es mag eine Schwäche von mir sein, dass ich meinen Bruder, euren Urahn, nicht zum Tode verdammen kann. Aber es ist euer Segen, den sein Tod, bedeutete den Tod aller, die in seiner Blutlinie stehen. Und ein jeder von euch ist von seinem Blut."

    Markus verstummte wieder, ließ Lucian die Zeit, das alles zu begreifen, und sich damit anzufreunden.
    Er spürte, wie die Zweifel des Lycaners zwar wichen, aber nicht gänzlich verschwanden, und das ließ ihn unmerklich nicken.

    Ein Märchen längst vergangener Zeit.
    Ja, das war eine durchaus passende Umschreibung.
    Beinahe so sehr Sage und Legende, wie William und er selbst.
    Und von Amelia, ihm selbst, Viktor und Sonya einmal abgesehn, gab es kaum noch Vampire, die von den Geschehenissen wusste, die vor hunderten von Jahren ihren Anfang genommen hatten.
    Werwölfe aus jener Zeit gab es keine mehr, soweit Markus wusste.

    Und wenn er es Lucian nun wissen ließ, riskierte er womöglich mehr, als es klug war.
    Andererseits....

    "Willst du es sehen?" Forderte er leise und beherrscht.
    "Willst du sehen, wie es war?" Fügte er hinzu, und seine Züge wurden weich.
    "Ich kann es dir zeigen. Zeigen, was ich gesehen, wie ich es erlebt habe. Wenn du mir deine Hände reichst."
    Er hob dir Hände, und streckte sie dem Lycaner entgegen, während er auf dessen Antwort wartete.

    'Wenn du mir vertrauen kannst, Lucian.'



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 12.11.2006, 20:38


    Lucian blickte zweifelnd auf die Hände, die ihm der Vampir entgegenstreckte.
    Er schien selbst nicht zu wissen, was er tun sollte.
    Die Geschichte die der Vampir erzählt war so unglaublich, dass sie mehr wie eine verstaubte alte Sage anmutete.
    Nicht wie die Realität!
    Die Vergangenheit durch die Augen eines Vampirs zu erblicken?
    Wollte er das überhaupt?

    Trotz der Zweifel, siegten schließlich die Neugier und der Wunsch danach, mehr über die eigene Vergangenheit zu erfahren.
    Zögerlich reichte Lucian dem Vampir seine Hände.
    Nervosität stieg in ihm hoch, denn der Lycaner kämpfte noch immer gegen einen Instinkt an, der ihn anwies die Vampire zu meiden.
    Kurz hielt er in der Bewegung inne und sah prüfend zu Markus.

    „Ich will es sehen.“ sagte er dann entschlossen.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 12.11.2006, 22:23


    Markus nickte ihm zu.
    Lucian hatte sich entschieden.
    Warme Hände legten sich in seine, und vorsichtig schloss er seine eigenen um sie.
    Er war kalt, so wie immer, und Lucians Hände waren ungewohn warm.
    Voller Leben.
    Wie er selbst, einst, vor langer Zeit.
    Und nun schon seit Jahrhunderten nicht mehr.
    Und die Erinnerung daran war verblasst.
    Er hielt Lucians Hände fester, presste die langen, aber gepflegten Fingernägel in die weiche Haut, ohne dem Lycaner dabei wehzutun.

    "Sieh mich an." Verlangte er leise aber bestimmt, und Lucian sah zu ihm auf, blickte ihm in die Augen.
    Markus schluckte, als er in das Gesicht des Lycaners blickte, und konzentrierte sich dann.
    Er ließ die Dunkelheit um sie herum zur Finsternis werden, und das Zimmer von Andreas Tanis von ihnen weggleiten.

    Er führte Lucian behutsam durch seine Gedanken, und Bilder seiner Erinnerung glitten an ihnen beiden vorbei, ohne gesehen zu werden.
    Dann, schließlich, fanden sie sich beide in einer der Schlüsselszenen von Markus Erinnerungen wieder.
    Er lag in seinem Bett, und sein Atem war bereits erstorben, seine Augen glasig und auf dem Boden gerichtet, doch das Schauspiel, welches sich dort bot, drang dennoch zu ihm durch, wurde von ihm wahrgenommen.
    Dort auf dem Boden krümmte sich ein menschliches Wesen, welches ebenso aussah, wie Markus selbst.
    Und der Mann schrie, stöhnte, und keuchte, durchlebte eine Transformation, wie sie für Markus nicht befremdlicher sein konnte, wie Lucian selbst sie allerdings nur zu gut kannte.
    Aus Händen wurden Krallen, und nach und nach nahm der Mann auf dem Boden immer mehr das Aussehen eines Tieres an.
    Einer Bestie in Wolfsgestalt, aber viel größer und beeindruckender und furchterregender.

    Das Vieh stieß ein markerschütterndes Heulen aus, und sprang dann durch eines der hohen Glasfenster nach draußen.

    Die Szenerie wechselte, und Markus ließ Lucian nun all die Schrecken sehen, die er selbst gesehen hatte, und auch diejenigen, die er gegen seinen Willen hatte sehen müssen.
    Er zeigte Lucian Bilder der Verwüstung, ließ ihn William sehen, der wie ein Monster über ganze Dörfer herfiel, und tötete, wer seinen Weg kreuzte ohne sich selbst beherrschen zu können.
    Und er ließ ihn die Massaker miterleben, die er mitansehen musste, ohne dabei gewesen zu sein, schenkte ihm die Gefühle und Empfindungen, die William an ihn übersandt hatte, ließ ihn Zorn, Wut und Hass spüren, aber auch den Schmerz, den der Wolf darüber empfand, zu sein was er war.
    Er zeigte ihm, welchen Schrecken die Lycaner verbreitet hatten, bevor die Vampire sich ihrer angenommen hatten.
    Bevor sie den mächtigsten unter ihnen in Ketten gelegt hatten.

    Dann wechselte sich die Szenerie wieder, und beide fanden sich in dem Wald wieder, in welchem William gefangen genommen wurde.
    Und Markus zeigte Lucian, wie er zu spät kam, um William zu retten.
    Wie Viktor ihn verriet, und Amelia sich auf seine Seite stellte.
    Und gleich darauf ließ er ihn auch sehen, was für gewöhnlich geschah, wenn Viktor ihn zürnte.
    Wieder wechselte die Szene, und Lucian befand sich nun gemeinsam mit Amelia, Viktor und Markus im großen Audienzsaal des Schlosses, wo Viktor mit stoischer, kalter Miene, die Knechtschaft der Lycaner beschloss.

    Und zuletzt, am Ende ihrer kleinen Reise ließ er ihn die Ereignisse des letzten Tages sehen, die Qualen, die William zu erleiden hatte, und wie schwer es war, daneben zu stehen, und nichts tun zu können, um nicht dem Wesen zu schaden, welchem er sich verbunden fühlte.

    Als Markus bemerkte, wie andere Erinnerungen ebenfalls aufzukommen drohten, zog er abrupt seine Hände zurück.
    Er wandte sich von Lucian ab, und zog sich langsam in die Schatten zurück.
    Eine Träne war aus seinem Augen geronnen, und nun, in der Finsternis verschwand sie ungesehen wieder.

    Jetzt weißt du alles, Lucian. Und was wirst du mit diesem Wissen nun anfangen?



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 12.11.2006, 23:43


    Als der Vampir den Kontakt zu Lucian abbrach, sank der Lycaner voller Erschöpfung und Schmerz zu Boden.
    Es war, als hätte Markus ihm mit dieser Reise in seine Gedanken auch sämtliche Kraft genommen.

    Langsam richtete er sich wieder auf und zog sich an dem Tisch, auf dem die Bücher lagen, in die Höhe.
    Während er auf die Tischplatte gestützt so dastand, brachen noch immer die Bilder die er zuvor durch Markus’ Augen gesehen hatte, über in ein.
    Er atmete tief durch, bevor er den Blick wieder auf den Vampir richtete.

    Auch Markus wirkte geschwächt und zugleich entdeckte der Lycaner eine große Traurigkeit in seinen Augen.
    Mit einem Mal erkannte Lucian, dass Markus die Wahrheit gesprochen hatte.
    Dazu verstand er nun auch, weshalb die Lycaner dieses unwürdige Dasein fristeten und zum ersten Mal in seinem Leben empfand er so etwas wie Verständnis für die Vampire.

    „Ich verstehe nun, weshalb ich mein Leben so leben muss, wie ihr es für uns vorgesehen habt.“ erwiderte Lucian noch immer sichtlich ergriffen von dem Erlebnis.

    „Doch ist es schon lange nicht mehr so wie in diesen frühen Zeiten. Mein Volk hat sich weiterentwickelt, das müsst ihr doch auch erkannt haben.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 13.11.2006, 00:17


    Markus Lippen verzerrten sich zu einem schmalen, grotesken Lächeln.
    "Natürlich haben wir das." Erwiderte er und klang dabei zutiefst belustigt, was aber nicht über den schneidenden Tonfall in seiner Stimme hinwegtäuschte.

    Dass ihr euch verändert ist, ist der einzige Grund, weswegen ich noch Hoffnung habe.
    Wie sollte ich das nicht bemerken?

    "Aber wer gibt schon gerne seine Macht ab, hält er sie einmal in Händen?" Fragte er lauernd und schüttelte leicht den Kopf.
    "Viktor sicher nicht." Langsam bewegte der Vampir sich wieder aus der Dunkelheit in das spärliche Mondlicht, und seine Finger glitten über den ebenen Holztisch, nahmen jede einzelne Einkerbung in dem polierten Stück wahr, und schließlich sah er Lucian wieder an.

    Er wirkte erschüttert und zutiefst berührt, aber auch schwach und ausgelaugt.
    Vielleicht hatte Markus ihm zuviel zugemutet.

    "Und wer befreit schon gerne eine Rasse, die bereits versklavt ist?" Der Vampir schüttelte wieder den Kopf.
    "Nein. Dafür ist es längst zu spät, Lucian."



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 13.11.2006, 09:38


    „Wahrscheinlich“ sagte der Lycaner nachdenklich.

    Lucian hatte sich in der Zwischenzeit wieder erholt, trotzdem wurde er noch immer von all den Bilder verfolgt, die ihm Markus gezeigt hatte.
    Ein neuer Gedanke kristallisierte sich dabei heraus.
    Die Lycaner waren nicht als Sklaven geboren worden, weshalb sollten sie also weiterhin diesen niederen Rang in der Gesellschaft bekleiden?

    Plötzlich wirkte der Lycaner wieder kühl und unnahbar.
    Er vermied es Markus direkt anzusehen, sein Blick war in die Ferne gerichtet.

    „Falls Ihr nichts mehr für mich zu tun habt, so würde ich nun gerne gehen.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 13.11.2006, 12:20


    Markus sah Lucian forschend an.

    Er empfing einige wirre, undeutliche Gedanken des Wolfes, und was er zu hören glaubte, beunruhigte ihn.
    Schweigend ging er zu einem kleinen Schrank hinüber, öffnete eines der Türchen, und nahm zwei hohe Kristallgläser heraus, die er vor sich stellte.

    Als nächstes beförderte er eine alte, halbverstaubte Flasche ans Tageslicht (oder eher in die nächtlichen Schatten!), wischte mit seinen Fingern das Etikett frei, und nickte.
    Mit einem leisen Plopp löste er den Korken ab, und ohne unnötig Zeit zu verschwenden füllte er beide Gläser mit der tiefroten Flüssigkeit.

    Er stellte die Flasche zur Seite, nahm die Gläser in die Hand, drehte sich damit zu Lucian um, und drückte ihm eines in die Hand.
    "Du siehst aus, als könntest du etwas flüssiges vertragen." Sagte er im Hinblick darauf, dass Lucian ziemlich erledigt aussah.

    Ich habe dir sehr viel gezeigt, Lucian. Und das hat deine Kräfte aufgebraucht.

    Er selbst ließ sich in einen der Ohrensessel sinken, und schwenkte den Wein in seinem Glas hin und her.
    Er beabsichtigte nicht, den Wein zu trinken, aber er mochte es, den Lichtspiegelungen in der tiefroten Flüssigkeit zuzusehen, wie sie sich bei jeder noch so schwachen Bewegung änderte.

    "Du kannst es nicht ändern, Lucian." Begann er vorsichtig, denn er hatte nun Klarheit über die Gedanken des Lycaners.
    Obwohl er Lucian so vieles gezeigt hatte, und der Lycaner nun sehr viel über ihn wusste, und damit über etwas verfügte, was ihm Macht verleihte, fürchtete Markus diese Macht in Lucians Händen nicht, da er ihm noch immer überlegen war, und ihm immer überlegen sein würde.

    Er hatte dem Lycaner wichtige Informationen gegeben, und Empfindungen geteilt, doch letztendlich war es belanglos.
    Selbst wenn Lucian diese Geschichte erzählte, so würde es niemanden geben, der ihm glaubte.
    Und sollte er dennoch darauf beharren, würde Viktor sich seiner annehmen und....
    Markus seufzte leise.
    Er hatte Lucian zum Tode verurteilt, ohne es zu wollen.
    Wieder ein Fehler mehr in einer ganzen Liste aus Fehlern.

    "Du solltest lieber nicht darüber nachdenken." Sagte er leise.
    Er spürte die Kälte und die Distanz von Lucian ausgehen, aber er störte sich nicht daran.
    "Es wird dir niemand Glauben schenken. Und du hast nicht die Kraft, das weiterzugeben, was du gesehen hast." Markus Miene wurde ernst, als er die Augen ein wenig zusammenkniff und den Mann musterte.
    "Solltest du dennoch den Drang verspüren, dein Wissen weitergeben zu müssen... So kann ich dir garantieren, dass Viktor dich töten wird, ehe du dich versiehst."

    Markus Stimme klang ruhig, aber auch kalt, als er sprach, und die Emotionen, die kurz zuvor noch überzuschwappen gedroht hatte, schienen gänzlich verschwunden.
    "Und das wäre nicht in meinem Sinne." Fügte er kühl hinzu.

    Ich verschwende meine Kraft nicht an jene, die sich selbst dem Tode weihen, sondern an die, die genug Mut, Kraft, und Willensstärke besitzen, zu erkennen, wann ihre Zeit gekommen ist.
    Und deine Zeit, Lucian, ist noch nicht angebrochen.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 13.11.2006, 13:05


    Lucian sah von dem Glas in seiner Hand auf.
    Er machte keine Anstalten etwas von dem Inhalt zu kosten, hielt das Glas jedoch fest umschlossen.
    Völlig gleichgültig hörte er dem Vampir zu, sein Gesicht eine erstarrte Maske, blass und ausdruckslos.

    „Glaubt Ihr wirklich, ich wäre dermaßen dumm, diese Geschichte überall weiterzuerzählen?“ fragte er dann sichtlich gekränkt über die Unterstellung des Vampirs.

    Er stellte das Glas auf den Tisch mit den Büchern und wandte sich dann wieder Markus zu.

    „Ich werde kein Wort darüber verlieren, aber Ihr könnt mir nicht verbieten, über all dies nachzudenken und das werde ich tun. Von nun an wahrscheinlich jeden einzelnen Tag meines Lebens.“

    Er sah sich in dem Raum um, der mit einem Mal trostlos und kalt wirkte.
    Was machte er eigentlich noch hier?
    Es war alles Nötige gesagt worden.
    Er hatte in dieser Nacht alles verloren.
    Seinen Glauben und seine Liebe und nichts davon würde er jemals wieder bekommen.

    „Ich danke Euch aber trotzdem, dass Ihr mir die Wahrheit gezeigt habt.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 13.11.2006, 15:07


    "Missversteh mich nicht, Lucian." Sagte Markus ruhig, und stellte das Glas nun auf dem Tisch ab.
    "Ich verbiete dir nicht, nachzudenken, oder deine eigenen Schlüsse zu ziehen." Sein Gesicht blieb ernst, ruhig und beherrscht, aber seine Stimme klang weniger kühl als zuvor.
    "Ich rate dir eher, den Gedanken nicht weiter zu verfolgen, den du hegst." Fügte er hinzu, und verwandte nun seine ganze Konzentration darauf, sich Lucians Gedanken zu verschließen.
    Sich auszumalen, wie anders die Zukunft sein konnte, war gefährlich, wie Markus am eigenen Leib erfahren hatte, und für einen Lycaner war es sogar tödlich.

    "Ich habe dir eine Illusion genommen, und die dafür eine weit grausamere Wahrheit gezeigt." Sinierte Markus nachdenklich weiter.
    "Das ist mehr, als jeder andere Lycaner von sich behaupten kann." Wieder verstummte er kurz.
    "Aber ich weiß, dass ich dennoch nicht dein Vertrauen besitze." Er sah auf und fixierte den Lycaner lange Zeit.

    Sobald er durch diese Türe trat, würden sie wieder Fremde sein.
    Und dieses Gespräch würde es niemals gegeben haben.

    Er winkte mit der Hand, um ihm zu bedeuten, dass er gehen konnte, und wandte sich stattdessen wieder der roten Flüssigkeit in seinem Weinglas zu.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Lucian - 13.11.2006, 16:54


    Nachdem Lucian dem Vampir zugerhört hatte, wandte er sich schweigend ab.
    Sein Blick fiel zur Tür und langsam ging er darauf zu.
    Er dachte über Markus’ Worte nach, doch wusste er noch immer nicht, wie er den Vampir einschätzen sollte.
    Blindes Vertrauen war nun mal tödlich, doch Lucian war fast so weit, Markus sein Vertrauen zu schenken.
    Auch wenn er nicht wusste warum.

    Er öffnete die Tür einen Spalt breit und hielt dann in der Bewegung inne.

    „Niemand besitzt mein Vertrauen.“ sagte er dann, bevor er durch den Türspalt nach draußen verschwand.

    tbc: Korridor



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 13.11.2006, 18:41


    pp: Korridor

    Amelia trat wortlos ein und schloss die Tür hinter sich.
    Sie bemerkte die Kälte, die sich wieder zwischen Sonya und Markus aufbaute.
    Dass eine so kurze Begegnung mit diesem Lycaner schon ausreichte, um Sonya völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen, zeigte Amelia, dass die Vampirin mehr als reine Zuneigung für den Werwolf übrig hatte.

    Sie trat an Sonya vorbei an eins der Bücherregale und wartete ab.
    Doch Sonya brachte kein Wort über die Lippen.
    Deshalb richtete Amelia zunächst das Wort an Markus.

    „Vorhin sind einige unschöne Worte gefallen.“ begann Amelia nun diplomatisch.
    „Sonya hat mir in unserem Gespräch erzählt, wie leid es ihr tut, dich beleidigt zu haben.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Sonya - 13.11.2006, 19:17


    Sonya trat in den Raum hinein, aber sie schaffte es nicht, ihre Worte an Markus zu richten, zu erschüttert war sie über ihren Zusammenstoß mit Lucian.

    Sie sah zu Markus, der auf sie zugetreten war, und auch zu Amelia, die das Wort ergriffen hatte.

    Sie wusste, was beide von ihr erwarteten, aber sie konnte nicht.
    Nicht jetzt.

    Zwar änderte sich nichts daran, dass sie Markus Unrecht getan hatte, aber so lange sie nicht wusste, was er Lucian angetan hatte, brachte sie keine Entschuldigung hervor.

    Sie warf Amelia einen entschuldigenden Blick zu, und wandte sich dann an den Urvampir.
    "Was hast du mit ihm gemacht?" Fragte sie mit zitternder Stimme.
    "Dass er tut, als würde er mich nicht kennen...?"



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 13.11.2006, 19:26


    Ein ermahnender Blick von Amelia traf Sonya.
    Doch sie sah sogleich wieder zu Markus.
    Sie musste sich eingestehen, dass auch sie gespannt auf seine Antwort war.
    Und am meisten interessierten sie die Antworten des Lycaners selbst.

    Unwillkürlich strich sie mit der Hand über die Bücher, die schön geordnet auf ihren Plätzen standen und wartete ab.
    Nun lag es an Markus das Geheimnis zu lüften.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 13.11.2006, 19:47


    Markus schwieg zunächst.
    Er spürte wohl, wie ihm Feindseligkeit von Sonyas Seite aus entgegenschlug, aber das beunruhigte ihn nicht.

    "Ich habe ihm nichts gesagt, und nichts getan." Erwiderte er ruhig.
    "Nichts, was Lucians Verhalten dir gegenüber in irgendeinster Art und Weise beeindlusst hätte." Er wandte den Blick an, und schritt wieder zu dem kleinen Schränkchen hinüber, um die Weinflasche darin verschwinden zu lassen.
    Dann drehte er sich wieder zu den beiden um um sie anzusehen.

    "Desweiteren, Sonya, muss ich mich nicht vor dir rechtfertigen. Jetzt nicht und zu keiner Zeit."

    Ihm war bewusst, dass seine Worte streng klangen, aber er hatte weder Lust, noch Kraft sich mit dem Vampirmädchen zu streiten.
    Oder das mit ihr auszudiskutieren.

    "Ich habe mit Lucian gesprochen, weil ich wissen wollte, wer er ist, wie er ist, und... weil ich wissen wollte, wie ernst es ihm ist."

    Und ich habe ihm mehr gezeigt, als gut für ihn ist.

    "Wenn ich für etwas eintrete. Wenn ich etwas riskiere, dann will ich wissen, ob es das auch wert ist." Fügte er hinzu, und Sonya bedauerte bereits, dass sie ihm wieder feindselig gegenüber gestanden hatte.

    "Es tut mir leid, Markus." sagte sie leise.
    "Alles. Was ich gesagt habe. Was ich getan habe. Dass ich euch Schwierigkeiten bereite."



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 13.11.2006, 20:11


    Amelia sagte noch immer nichts.
    Sie wartete ab und beobachtete, wie es ihre Art war.
    Sie hatte gelernt, dass man dadurch am meisten über die anderen erfahren konnte.
    Markus verbarg noch immer etwas vor ihnen, etwas, das er Sonya und ihr nicht verraten wollte.

    Auf Sonyas Entschuldigung erwiderte sie schließlich: „Gerade aus diesem Grund sollten wir nochmals über alles sprechen.“

    Sie sah zu Markus.
    Irgendetwas stimmte nicht und sie war sich nicht mehr ganz so sicher, ob er ihrem Entschluss die beiden zu trennen zustimmen würde.

    „Sonya und ich haben über alles geredet und ich glaube wir sehen es alle so, dass es wohl am besten ist, wenn der Kontakt zu dem Lycaner abgebrochen wird.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 14.11.2006, 01:05


    Markus schwieg, musterte Amelia und dann Sonya stumm, und stellte fest, wie sehr sich Amelias Worte von Sonyas Gefühlen unterschieden.

    Er verschränkte die Arme vor der Brust, und lehnte sich mit der Hüfte gegen das kleine Holzschränkchen, während er nach den richtigen Worten suchte, um sie auszusprechen.

    Der Vampir konnte fühlen, wie Amelia versuchte, mit ihrem Blick zu ergründen, was er dachte, doch er baute sorgfältig eine kleine Mauer um seine Gedanken herum, so dass es ihr nicht möglich war, seine Gefühle zu erkunden.

    Aber alleine an ihrem Blick konnte er ablesen, dass sie etwas vermutete, dass sie bemerkte, dass sich an seiner Einstellung etwas geändert hatte.
    Dass es Dinge gab, die er ihnen nicht mitgeteilt hatte.

    Er nickte unmerklich.
    "Nun, das wäre zweifellos das Beste für uns." Sagte er, jedoch in einem Tonfall, der ein Aber gerade zu proklamierte.

    Sonya sah ihn fragend an.
    Sie wagte es allerdings nicht, etwas zu sagen, oder zu fragen, als sie sah, wie Amelias Blick Markus' traf und die beiden Vampire stumm etwas auszudiskutieren schienen.

    Dann ergriff die Vampirin dennoch das Wort, und leise, scheu fragte sie: "Markus?"

    Vorsichtig stieß sich der Urvampir von dem Holzschrank ab und trat in die Mitte des Raumes.
    Er hob die Hand, um Sonya zum Verstummen zu bringen und sah sie an.
    "Ich weiß, dass es nicht deine Idee war, sich zu entschuldigen, und sehe es dir nach. Es ist keine Entschuldigung von Nöten. Ich verzeihe dir auch so." Sein Blick streifte Amelia.
    Sie hatte dem Mädchen ins Gewissen geredet.
    Und er war dabei, alles, was sie erreicht hatte, wieder zu zerstören.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 14.11.2006, 09:30


    Amelia stand noch immer an der Seite, hörte den beiden zu und betrachtete Markus mit wachsender Besorgnis.
    Irgendetwas spukte ihm durch den Kopf, dazu musste sie seine Gedanken gar nicht lesen.
    Nein, es reichte, dass sie ihn in all den langen Jahren kennen gelernt hatte.
    Dasselbe mit Viktor.
    Sie wusste genau wie die beiden Vampire dachten und konnte zumeist einschätzen, welche Reaktionen kommen würden.

    „Es stimmt, es war meine Idee dich gleich um Verzeihung zu bitten.“ gestand ihm Amelia.
    „Aber es war trotzdem Sonyas Wunsch.“

    Sie blickte zu der Vampirfrau und erinnerte sich an die Traurigkeit, die noch kurz zuvor auf ihrem Gesicht zu erkennen war.
    Trauer um ihre große Liebe, aber auch Trauer darüber, dass sie Markus diese beleidigenden Worte an den Kopf geworfen hatte.

    „Wir dachten daran, den Lycaner von hier fortzuschaffen.“ sprach sie weiter und blickte ihn prüfend an.
    „Was hältst du von diesem Vorschlag?“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 14.11.2006, 12:53


    Markus sah wieder schweigend von Sonya zu Amelia.

    "Fortschaffen?" Hakte er nach.
    "Was genau meint ihr damit?" Fragte er leise, und spürte, wie er selbst unruhiger wurde.

    Sonya sah kurz zu Amelia, und als diese ihr zunickte, versuchte sie es zu erklären.
    "Es gibt keine Zukunft für mich und ihn. Und du hast selbst gesagt, dass man diejenigen loslassen muss, die man liebt. Das bin ich bereit, zu tun. Lucian bedeutet mir sehr viel. Deshalb will ich, dass es ihm gut geht. Dass er glücklich wird. Und das erhält, was er am meisten ersehnt, und doch nicht kennt. Ich will, dass er frei ist, Markus." Sagte sie und klang dabei so voller Leidenschaft, als wäre Lucian selbst zugegen, und als würde sie in seiner Anwesenheit für ihn kämpfen.

    In Markus breitete sich derweil ein Gefühl der Kälte aus, und er spürte, wie sie sich um sein Herz legte, und es erstarren ließ.
    Sonyas Augen leuchteten so voller Hoffnung, als sie sprach, doch Markus wusste, dass er diese Hoffnung zum Schweigen bringen würde.
    "Er ist ein Lycaner, Sonya." Sagte er sanft, aber bestimmt.
    "Und damit ist es gefährlich, ihn frei herumlaufen zu lassen. Er könnte andere infizieren. Und wir würden wieder am Anfang jenen Krieges stehen, den wir schon einmal zu kämpfen hatten. Vor uns die Aufgabe, die Welt von der Lycanerplage zu erlösen..."

    Sonya schüttelte eifrig den Kopf.
    "Nein, Markus. Nein." Sagte sie bestimmt.
    "Du weißt, dass diese Lycaner anders sind. Sie verwandeln sich nur bei Vollmond. Sie sind keine Gefahr... Und... Lucian... lass dir sein Wort geben, dass er niemanden beißen wird."

    Dieses Mal schüttelte Markus den Kopf.
    "Das Wort eines Lycaners, Sonya? Was gilt das Wort eines Lycaners? Er kann mir nichts versprechen, was er nicht halten kann." Der Vampir verstummte wieder, als er den Unglauben und die Verzweiflung auf den hübschen Zügen der jungen Frau sah, und er wandte den Blick ab.
    Er fühlte, wie Amelia ihn prüfend ansah und Stück für Stück begriff, dass es andere Gründe gab, warum er ablehnte.

    Und er spürte, wie sie stumm darum bat, eingeweiht zu werden. Wie ein innerer Drang ihn dazu bewog, sich ihr mitzuteilen.

    "Du vertraust Lucian nicht? Na und! Ich tue es. Und ich bürge für ihn." Versuchte Sonya es erneut, die nicht begriff, dass die eigentlichen Gründe des Ältesten völlig anderer Natur waren.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 14.11.2006, 13:14


    Amelia hatte der Diskussion nur zugehört.
    Natürlich hatte sie Sonya nicht die ganze Wahrheit gesagt.
    Völlig frei würde Lucian nie sein, selbst wenn sie es schafften ihn aus dem Schloss zu bringen.
    Der Lycaner musste trotzdem überwacht werden und hier gab sie Markus durchaus Recht, die Lycaner waren Bestien, zumindest dann, wenn sie sich in ihre tierische Form verwandelten.

    „Du kannst nicht für ihn bürgen, zumindest nicht in Vollmondnächten.“ sagte Amelia, während sie noch immer Markus ansah.

    „Es war nie die Rede davon ihn völlig frei herumlaufen zu lassen.“ fuhr sie weiter fort und erst jetzt wandte sie den Blick von Markus ab und sah wieder zu Sonya.
    Sonya hatte sie in ihrer verzweifelten Lage wohl missverstanden und Amelia konnte es ihr nicht verübeln, so durcheinander wie sie war.

    „Wir müssten ihn woanders unterbringen.“

    Amelia fielen dabei schon einige Orte ein, doch über keinen davon würde Sonya sehr erfreut sein, deshalb schwieg Amelia abermals.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 14.11.2006, 13:59


    Entsetzen schlich sich abermals in Sonyas Augen.
    Die Situation entglitt ihr, und sie war nicht wirklich im Stande, Amelias Gedanken zu folgen.

    "Du willst ihn bewachen lassen?" Erkannte sie.
    "Von wem?" Hakte sie nach, und ihre Augen funkelten wieder.
    "Wer ist vertrauenswürdig genug? Es gibt niemanden außer uns..." Sie sah zu Boden, und ließ sich in den Ohrensessel sinken, der die einzige annehmbare Sitzgelegenheit in Tanis Räumlichkeiten darstellte.

    Markus zerbrach es fast das Herz, sie so unglücklich zu sehen, aber er wusste, dass alles, was er sagen konnte, was er zu sagen hatte, es nur noch schlimmer machen würde.

    'Wir können ihn nicht von hier wegbringen, Amelia.' Sagten seine Gedanken, ohne dass seine Lippen sich bewegten.
    'Denn ich habe einen Fehler begangen.'

    Sie konnten ihn nicht wegbringen. Das bedeutete aber auch, dass es schwieriger wurde, Sonya von ihm zu trennen.
    Und eigentlich, so empfand es Markus, sollte man nicht trennen, was zusammen zu gehören schien.
    Aber was war das schon wieder für einen Unsinn, der sich in seinen Gedanken herauskristallisierte?
    Was gedachte er denn zu tun?
    Sich an die Türe zu stellen, und aufzupassen, dass Viktor nicht in der Nähe war, während Viktors Tochter mit dem Lycaner Zärtlichkeiten austauschte?
    Sicher nicht!
    Wirklich nicht?
    Markus!



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 14.11.2006, 14:26


    Amelias Blick glitt zurück zu Markus.
    Seine Gedanken machten ihre aufkeimende Hoffnung für ein gutes Ende in dieser Geschichte wieder zunichte.
    Ihr kühler Blick musterte den Vampir und ihre Augen schienen das zu sagen, was sie sich auch dachte.

    Was hast du getan?
    Du zerstörst alles, wofür wir gekämpft haben.

    Eine bedrückende Stille breitete sich in dem Zimmer aus.
    Jeder von ihnen konnte die Anspannung deutlich spüren, doch keiner wagte zunächst die Ruhe zu zerstören.

    „Vielleicht sollten wir ein anderes Mal darüber sprechen, Sonya.“ meinte Amelia dann und versuchte die Situation somit zu retten.
    Sie wollte keinen neuerlichen Streit heraufbeschwören.

    „Wir müssen das Gesagte einmal ruhen lassen. Wahrscheinlich fällt uns danach eine passendere Lösung ein.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 14.11.2006, 14:53


    Sonya merkte auf.
    Nun erst begriff sie, dass sich in dem Zimmer noch etwas anderes abspielte, auf einer Ebene, auf die sie nicht zugreifen konnte.
    Etwas, zwischen Markus und Amelia, und wenn es so war, wenn die zwei Vampire ihre Gedanken austauschten, dann konnte das in dieser Situation nichts Gutes sein.

    Amelias Bitte, das alles zu überdenken, bestärkte sie in der Annahme, dass hier Dinge geschahen, die sich ihrem Wissen entzogen, und das wiederum führte dazu, dass es ihr widerstrebte, zu gehen.

    Sie schwieg, und dachte darüber nach, was sie sagen sollte.
    Was zu sagen klug wäre.

    Markus derweil hatte sich wieder zurückgezogen, in die Schatten und zu dem kleinen Holzschränkchen, sich dessen durchaus bewusst, dass Amelia ihn noch immer anstarrte, und nicht aus den Augen ließ.

    'Es ist nicht meine Absicht zu zerstören.' Ließ er Amelia wissen, und sein Gesicht verhärtete sich.
    'Ich wollte etwas schaffen. Verständnis. Begreifen. Vertrauen.' Fügte er hinzu, äußerlich ruhig, innerlich jedoch aufgewühlt.
    'Ich habe es gewagt, ihn die Wahrheit sehen zu lassen...Meine Wahrheit.'

    Sonya, die die intensiven Blicke der beiden Ältesten sehr wohl bemerkte, verschränkte die Arme vor der Brust.
    "Ihr meldet euch bei mir, wenn ihr fertig seid mit Diskutieren, ja?" Fragte sie zynisch, bereute es aber augenblicklich wieder.
    "Ihr könntet auch einfach sagen, dass ihr etwas zu besprechen habt." Fügte sie an, und sah beide abschätzend an.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 14.11.2006, 15:10


    Für den Bruchteil einer Sekunde schien Amelias Gesicht wie versteinert.
    Markus Worte, die er in Gedanken gesprochen hatte, trafen sie hart und unvorbereitet.
    Sie hatte ihm vieles zugetraut, aber niemals eine derartige Tat.
    Bis zu diesem Moment.

    Damit hast du uns alle verraten.

    Amelias rügender Blick traf nun auf Sonya.
    Das war wohl der ungünstigste Zeitpunkt mit Sticheleien zu beginnen und das wollte sie ihr auch klar machen.

    „Du hast Recht, Sonya. Markus und ich haben noch einiges zu bereden. Lass uns also bitte allein.“

    Ihre Worte waren kühl und schneidend und alles andere als eine Bitte.
    Es war ein Befehl, den es hieß auch zu befolgen, denn der Zeitpunkt für Widerworte war schlecht gewählt.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 14.11.2006, 15:47


    Sonya spürte den schneidenden Tonfall in Amelias Befehl, scharf wie eine Klinge, die sich an ihre Kehle schmiegte, und sie wusste intuitiv, dass sie diesem Befehl gar nicht widersprechen konnte.

    Amelia ließ sie nicht oft ihre Macht spüren, doch jetzt in diesem Augenblick bauten sich nicht nur ihre Macht, sondern auch ihr Zorn auf, und Sonya wusste, dass dieser Zorn vorallem Markus galt.
    Und wenn sie jetzt blieb, würde sie zwischen den Fronten stehen.
    Es war nicht so, dass sie fürchten musste, dass Amelia und Markus wirklich aufeinander losgehen würden.

    Aber Sonya hatte erst heute gelernt, dass Worte sehr verletzend sein konnten, und das traute sie beiden durchaus zu.

    Sie musste unwillkürlich frösteln, nickte dann abgehakt, und zog sich zur Türe zurück.
    Fragen konnte sie später noch stellen, und etwas zu sagen, war schlichtweg überflüssig.
    Ohne ein Geräusch zu verurusachen, verließ sie den Raum, unbemerkt, wie ein Schatten, und erst als sie die Türe geschlossen und die beiden hinter sich gelassen hatte, atmete sie in einer zutiefst menschlichen Geste auf.
    (tbc Sonya: Gänge und Korridore)

    Zwischen den beiden Ältesten hatte Schweigen geherrscht, und auch jetzt, da Sonya gegangen war, lag eisige Stille neben ihnen.
    Markus hatte die Hände an der Kante des Schränkchens aufgestützt, zu welchem er mit dem Rücken stand.
    Seine Miene war undurchdringlich und kühl, sein Blick beherrscht, als er Amelia so musterte.

    "Du sprichst von Verrat, Amelia?" Griff er ihren Gedanken auf.
    "Ausgerechnet du?" Er hob eine Augenbraue.
    "Ich glaube nicht, dass du dir dieses Recht herausnehmen darfst." Fügte er mit dunkler, samtiger Stimme hinzu.

    Nun soviel also zu Verrat und Verrätern.
    Und was war mit Fehlern?



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 14.11.2006, 16:13


    „Ach, das glaubst du nicht?“ nahm sie seine letzten Worte mit Sarkasmus wieder auf.
    „Ich habe nie behauptet immer richtig gehandelt zu haben. Aber ich habe meine Entscheidungen immer im Sinne der Gemeinschaft getroffen.“

    Unverständnis lag auf ihrem Gesicht.
    Sie kannte Markus' Schwäche für die Lycaner, was selbstverständlich daher rührte, dass sein eigener Bruder der erste ihrer Art war.
    Trotzdem war Markus ein Vertreter der Vampire und musste deshalb auch nach deren Prinzipien leben.
    Dieses Mal war er einfach zu Weit gegangen.

    „Einer Gemeinschaft, die aus Vampiren besteht und weiterhin bestehen soll.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 14.11.2006, 16:31


    Gemeinschaft? So nennst du diese Gruppe aus Verrätern und Heuchlern?

    Er schwieg.
    In der Tat hatte Amelia Entscheidungen getroffen, und zwar eine ganze Menge inzwischen.
    Und viele Entscheidungen hatten Markus missfallen, aber er hatte nie eine andere Wahl gehabt, als sie zu akzeptieren.
    Und nun hatte er eine Entscheidung getroffen, die Amelia nicht mehr zu ändern vermochte.
    Vielleicht mochte sie Recht haben. Vielleicht hatte er den Bogen überspannt.
    Aber wie es auch war, er stand dazu, und er ließ sich nicht von ihr rügen.

    "Es ist so aber nicht richtig." Erwiderte er und Zorn legte sich in seine Stimme.
    "Und wenn ich nichts tue, wird sich daran auch nie etwas ändern." Fügte er hinzu.
    Blaue Augen blitzten, als sie auf Amelias grünliche trafen, und er zeigte deutlich, dass er nicht bereit war, nachzugeben.

    Sie wussten beide, dass Markus, wenn er bislang nur einen Weg gfunden hätte, William zu helfen, längst von diesem Schloss verschwunden wäre.
    Und aus Viktors Machtbereich.
    Oder auch, dass Viktors Macht nichts mehr wäre, wenn Markus ersteinmal seine Fesseln lösten.

    Und was willst du nun tun? Mich tadeln? Oder gar Viktor erzählen, was ich getan habe?
    Würde das denn etwas ändern?
    Du würdest uns nur alle verdammen.

    "Ich warte schon zu lange, Amelia." Fügte er hinzu, und trotz der Kälte seiner Stimme trat für einen flüchtigen Moment der Schmerz all der Jahrhunderte in sein Gesicht, bevor er wieder verschwand, in seinem inneren verschloßen.

    "Ich habe Lucian die Wahrheit gezeigt, weil er sie verdient hatte." Seine Augen verengten sich.

    Beweis mir das Gegenteil.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 14.11.2006, 16:46


    Amelia war schon immer klar gewesen, dass Markus mit seiner Art Mitleid für andere Wesen zu empfinden, ein großes Risiko für den Zusammenhalt war.
    Andererseits war er auch oft eine Bereicherung, wenn es um derlei Entscheidungen ging.
    Doch die Entscheidungen, die die Lycaner betraf, hatten fast alle Viktor und sie selbst getroffen.
    Markus war kaum in der Lage dazu, da er selbst durch seinen Bruder zu involviert in die ganze Geschichte war.

    „Und inwiefern, hat sich dieser Lycaner das verdient?“ wollte sie wissen.

    Ihre Augen blickten ihn noch immer mit einer Kälte an, die sie nie gedacht hatte für ihn aufbringen zu können.

    „Ich konnte nichts Besonderes an ihm feststellen. Er ist nicht anders, als die anderen Lycaner.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 15.11.2006, 00:09


    Markus schüttelte leicht den Kopf.
    Warum wunderte er sich darüber, dass Amelia etwas anderes sah, als er?
    Ihr fehlte das Verständnis für diese Kreaturen, weil sie die Lycaner verachtete.
    Sie vielleicht sogar fürchtete.

    Im Grunde war Markus egal, was mit dem Volk der Lycaner geschah.
    Es gab nur ein Lycaner, der ihm wichtig war, nur war gerade dieser untrennbar mit allen anderen Werwölfen verbunden.

    Und obwohl Markus wusste, dass die Wölfe Sklaven waren, erkannte er auch die Gefahr, die in ihnen schlummerte, die dunkle Bedrohung.
    Viktor versuchte, mit Gewalt unter Kontrolle zu halten, was sich irgendwann nicht mehr kontrollieren lassen würde.
    Und Markus wollte nicht zur Stelle sein, wenn der Zorn der Lycaner entfesselt sein würde.
    Und das würde er.

    Markus schluckte eine bissige Bemerkung herunter, und begegnete Amelias Blick.
    Es lag eine Kälte darin, wie Amelia sie ihn nie hatte spüren lassen, und dass verriet ihm, wie sehr sie ihn in diesem Augenblick tätsächlich hasste.

    "Dann solltest du einmal genauer hinsehen." Erwiderte er brüsk.
    "In Lucian lodert ein Feuer, welches niemals verlöschen wird, und welches andere seiner Art gar nicht kennen." Erwiderte er.
    "Er ist selbstlos." Fügte er hinzu. "Und er liebt Sonya mehr als sein Leben. Das nenne ich besonders. Und ich nenne es Hoffnung."

    Und diese Hoffnung lasse ich mir von niemandem zerstören, Amelia.
    Ich habe in Lucians Herz gesehen.
    Und da war Gutes, nicht wölfisches.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 15.11.2006, 04:59


    „Jetzt übertreibst du.“ sagte sie fassungslos und wirkte entsetzt über seine Worte.

    Und auch wenn der Lycaner so etwas wie Liebe für Sonya empfand.
    Amelia zweifelte daran, dass er diese Gefühle aufrechterhalten würde.
    Wer konnte also sagen, wie lange er noch so für Viktors Tochter empfand?
    Die Liebe war ein trügerisches Gefühl und war man erst davon ‚infiziert’ worden, traten die eigenen Schwächen zutage.
    Amelia wusste das und verachtete dies.

    Langsam ging Amelia zu dem Fenster, das vom Tage her noch immer durch die Vorhänge verdunkelt war.
    Die Nacht war jedoch längst eingebrochen und hüllte Viktors Festung in ihren dunklen Mantel.
    Amelia öffnete einen der Vorhänge und blickte hinaus.
    Langsam wurde sie wieder ruhiger, obwohl sie noch immer nicht genau wusste, was Markus sich eigentlich bei der ganzen Sache gedacht hatte.

    „Hoffnung? Hoffnung für wen?“ fragte sie und ihre Stimme wirkte ruhiger als zuvor.
    Trotzdem vermied sie es Markus anzusehen.

    „Ich frage mich die ganze Zeit über, was du eigentlich damit bewirken wolltest? Was hat es dir gebracht ihm die Wahrheit zu verraten? Fühlst du dich dadurch jetzt besser?“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 15.11.2006, 21:32


    Markus starrte in Amelias Rücken.
    Die Vampirin stand am Fenster, und sah hinaus, und ihr Blick glitt in die Ferne.

    Sie war zwar ruhiger geworden, aber das täuschte Markus nicht darüber hinweg, dass sie ihm noch immer übel nahm, was er getan hatte.

    Und vielleicht hätte er es einfach für sich behalten sollen, was er Lucian anvertraut hatte.
    Amelia hätte ihn aus dem Schloss geschafft, und niemand hätte je davon erfahren.
    Aber nein, ehrlich wie Markus war, glaubte er, sich für das rechtfertigen zu müssen, was er entschied.
    Und er wünschte untentwegt, dass die anderen verstanden, was er tat und warum er es tat.

    Und nun hatte er den Salat.

    "Ja, das tut es, Amelia." Entgegnete er milde.
    "Es ist eine Erleichterung für mich, aber das verstehst du nicht. Ich freue mich darüber, dass ich endlich mit jemandem teilen konnte, worüber ich all die Jahre geschwiegen habe. Worüber ich mit niemandem sprechen konnte." Er schritt langsam durch dein Raum, auf eines der Bücherregale zu.
    "Ihr habt mich immer ignoriert, alle beide. Viktor und du. Ihr habt mich übergangen, als wäre ich ein unmündiges Kind, sobald es um die Lycaner ging. Wieso wunderst du dich darüber, dass ich jetzt genau das tue, was ihr mir über die Jahrhunderte vorgeworfen habt, ohne dass ich es getan habe?" Er schüttelte kurz den Kopf.

    Die Bitterkeit und die Enttäuschung in ihrer Stimme waren ihm nicht entgangen, und er wusste, was sie dachte. Sie glaubte, dass er all das zerstören würde, was sie sich aufgebaut hatten, und auf eine Weise stimmte es sogar.
    Andererseits hatte Markus genug Vertrauen in die Vampire um zu wissen, dass sie sich selbst zerstören würden.
    Er brauchte nur zu warten, und darin war er gut.

    Ein Seufzen entglitt seinen Lippen, aber er wusste, dass es noch nicht vorbei war.
    "Und was wirst du nun tun?" Erkundigte er sich, höflich, aber distanziert.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 15.11.2006, 23:50


    Noch immer war ihr Blick in die Ferne gerichtet.
    Sie schien selbst nicht genau zu wissen, was sie ihm antworten sollte.
    Eine lange Zeit herrschte Stille zwischen ihnen, dann endlich wandte sie sich zu Markus um.
    Sie wirkte nun ruhig und entspannter, nur an ihren Augen war zu erkennen, wie getroffen sie von Markus’ Worten war.

    „Hör auf Viktor und mich immer nur als die Sündenböcke hinzustellen, Markus.“ sagte sie dann ernst.

    „Es war deine Entscheidung uns ins das zu verwandeln was wir jetzt sind. Zu der damaligen Zeit warst du froh darüber, denn dein Blick war von deinen Gefühlen dermaßen getrübt, dass du gar keinen klaren Gedanken fassen konntest.“

    Ja, Markus.
    Du hast uns erschaffen und nun musst du mit den Konsequenzen leben.
    Du kannst dich deiner Verantwortung nicht entziehen.

    „Wenn du glaubst, dass ich Viktor davon erzählen werde, dann täuschst du dich. Aber ich werde sicherlich nicht tatenlos dabei zusehen, wie dieser Lycaner alles ruiniert, wofür wir gekämpft haben.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 16.11.2006, 00:47


    Markus Blick verdüsterte sich.
    "Stimmt, ich muss geistig umnachtet gewesen sein, nicht zu erkennen, was ich tat." Erwiderte er bissig.
    "Nicht zu erkennen, dass ihr nur nach Macht strebt. Und dass ihr mir bei der ersten Gelegenheit den Rücken zukehren würdet." Sein Gesicht hatte einen grimmigen Ausdruck angenommen, aber ebenso schnell wie dieser Anflug gekommen war, ebbte er auch wieder ab, und Spott legte sich stattdessen auf seine Züge.

    Zudem, Amelia, war nicht ich es, der darum bat, weiterleben zu dürfen.
    Und nicht Eigennutz war es, der mich dich erschaffen ließ, sondern eine Art von Liebe, die du niemals begreifen wirst, in deiner selbstgewählten Eiseskälte.

    Er schüttelte leicht den Kopf.
    "Und ich habe bereits gelernt, die Konsequenzen für mein Handeln zu tragen. Ich sehe sie jeden Tag vor mir. Aber die Verantwortung, von der du sprichst, liegt längst nicht mehr in meinen Händen."
    Seine Augen funkelten, während er die Vampirprinzessin von hinten musterte und erneut die Kälte fühlte, die von ihr ausging.
    Sie konnte diesen Raum in einen Eispalast verwandeln, und es brauchte dazu nicht mehr als einen Blick von ihr.

    Sein Blick bohrte sich in ihr schwarzes Haar, und er begann zu begreifen, welche Idee in ihr gährte.
    "Du willst dich seiner entledigen." Sagte er leise.
    "Du willst dafür sorgen, dass er sein Wissen nicht preisgeben kann..." Er fasste sich mit der Hand an die Stirn, als würde ihm erst jetzt das ganze Ausmaß dieser Katastrophe bewusst.
    Er hatte ohne es zu wollen das Todesurteil für den Lycaner unterzeichnet, und er kannte Amelia gut genug, um zu wissen, dass sie keine Skrupel hatte, zu tun, was getan werden musste.

    Markus schien für einen Moment zu schwächeln, sank auf den Schrank zurück, nur um sich sekundenbruchteile später wieder aufzurichten, totenbleich wie immer, aber mit festem Blick.
    Er hatte sich wieder unter Kontrolle.
    "Ist es das, was du willst?" Fragte er sie trocken, tonlos.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 16.11.2006, 01:22


    Kühle Entschlossenheit lag auf ihrem Gesicht.
    Sie musste Markus keine Antwort geben, er hatte längst erraten was ihr durch den Kopf ging.
    Der Lycaner war ein Risiko, eine Gefahr für sie alle und Amelia war es gewohnt die Fehler auszumerzen, die andere begangen hatten, selbst wenn sie dafür zu drastischen Maßnahmen greifen musste.

    „Schlag der Schlange den Kopf ab und sie kann nicht zubeißen.“ sagte sie ohne irgendeine Regung in der Stimme.

    „Was hast du gedacht, Markus? Das der Lycaner hier einfach rausspazieren wird und sein bisheriges Leben weiterführt, als wäre nichts gewesen?“

    Sie schüttelte den Kopf und blickte betrübt zu Boden.
    Sie wünschte sich, dass er sie vor diese letzte Wahl nicht gestellt hätte.
    Sie hatte gehofft das ganze einfacher bereinigen zu können.
    Sie hätten den Lycaner verkauft und alles wäre gut geworden.
    Markus’ hingegen hatte seinen eigenen Plan geschmiedet und eine Entscheidung getroffen, die für den Lycaner nichts Gutes brachte.

    Sie trat einige Schritt auf ihn zu, damit sie sein Gesicht aus der Nähe betrachten konnte.

    „Du hast Recht, diese Verantwortung liegt nun nicht mehr in deinen Händen, sondern in den meinigen.“



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 16.11.2006, 01:41


    "Spielt es eine Rolle, was ich gedacht habe?" Fragte Markus im Gegenzug, und seine blauen Augen bohrten sich in ihre.

    Hat es jemals eine Rolle gespielt?

    "Tu es nicht, Amelia." Bat er sie leise, und obwohl sein Gesicht ausdruckslos blieb, klang seine Stimme traurig.

    Lass mich nicht der Grund für etwas sein, was ich niemals wollte.

    Er senkte den Blick zum Boden, und atmete tief aus.
    Wann immer er versuchte, Gutes zu tun, führten seine Absichten zur Katastrophe.
    Und es würde sich nie ändern.
    Und seine Hoffnung schwand.


    And when I grasped for life
    I always killed the things for which I yearned
    I wish to be a flame and reduce to ashes
    But I have never burned
    I long to fly in total freedom
    And yet these chains keep dragging me down
    I want to be an angel or the devil himself
    But I am nothing but a creature longing for the things I can’t have.

    [Jim Steinman - Endless Appetite]



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Cedwyn - 16.11.2006, 01:52


    pp: Spieleinstieg

    Plötzlich war ein leises, aber nicht bedrohliches Pock-Pock zu hören. Ursache dafür war ein Holzstab, der sacht zweimal auf den Boden gestoßen worden war, aber weiterhin im Schatten blieb, so wie die kapuzenverhüllte Gestalt dazu.
    Diese jedoch offenbarte sich mit einem leisen, sanften Lachen, welches augenblicklich ein wenig Wärme in das Zimmer brachte, doch bei weitem nicht darauf abzielte, den Konflikt der beiden Vampirältesten zu lösen.

    "Ich störe nur ungern die Unterhaltung... hätte ich gewusst, dass dieses Zimmer neuerdings anderen Zwecken dient, hätte ich an der Kreuzung den rechten Weg genommen und nicht den linken."

    Aus den Schatten heraus schälte sich eine Gestalt, die die nachtblauen Roben der Pathfinder trug, doch sie wirkten abgerissen und zerschlissen.
    Das alterslose Gesicht, welches jetzt zum Vorschein kam, als schlanke Hände die Kapuze zurückschlugen, vereinte ähnliche Attribute in sich.

    Cedwyn al Feyden hatte deutlich bessere Tage gesehen. Seine Augen wirkten glanzlos und die Wangen eingefallener als sonst. Das tat seiner Ausstrahlung jedoch keinen Abbruch, gab nur einen Hinweis darauf, dass er vielleicht mehr erlebt hatte, als er selbst gewollt hätte.
    Der Meister der Pfade stützte sich schwer auf den mannshohen Stab, musterte die beiden Ältesten aber mit offener Sympathie, während er der Form halber den Kopf neigte.

    "Aber... ist dieser nicht ohnehin immer schwerer zu erkennen, als alle anderen?" knüpfte er an seine vorherige Bemerkung an und schenkte Amelia einen schwer zu deutenden Blick, bevor er Markus mit offener Freude ansah.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Amelia - 16.11.2006, 02:13


    Amelia mustere den Mann, der so leise eingetreten war, dass sie es beinahe nicht bemerkt hatten.
    Sie beobachtete ihn, wie er näher kam, doch ihr Gesichtsausdruck blieb weiterhin ausdruckslos und verschlossen.
    Sie hatte Cedwyn al Feyden kennen gelernt und die neutrale Höflichkeit die er ihr gegenüber aufrechterhielt, konnte sie nur erwidern.
    Er war ein merkwürdiger Vertreter ihrer Rasse und doch passte er gerade deshalb so gut hierher.

    „Du störst nicht, Cedwyn.“ sagte Amelia ruhig.
    „Das Gespräch war gerade zu Ende. Ich habe außerdem noch einige wichtige Dinge zu erledigen und lasse euch daher lieber allein.“

    Sie blickte ein letztes Mal zu Markus, dem sie damit zu verstehen gab, dass sie über seine letzte Bitte nachdenken würde.
    Mit diesem Versprechen verließ sie Andreas Tanis Studierzimmer.

    tbc: Korridor



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 16.11.2006, 14:26


    Als Markus das sanfte Pochen des Stockes auf dem Boden hörte, sah er überrascht auf, und für einen Augenblick verschwanden Zorn, Verzweiflung und Schmerz in seinem Gesicht.
    Seine blauen Augen leuchteten auf, und er ließ den Blick in die Schatten gleiten, wo er trotz der allesumfassenden Dunkelheit die Konturen eines Mannes ausmachen konnte.

    Kein Lächeln glitt über sein Gesicht, als Cedwyn ins Dämmerlicht trat, und die Kapuze zurückschlug, aber dass der Vampirälteste sich über seine Anwesenheit freute, dass es ihn erleichterte, war dennoch offensichtlich, auch wenn er schwieg.

    Der Zauber der Stille, welcher sich durch Cedwyns auftauchen über sie gelegt hatte, wurde durch die Worte des Mannes unterbrochen, doch Markus nahm nur halb wahr, was er von sich gab.
    Herz und Verstand wandten sich bereits wieder dieser anderen Sache zu, die ihn beschäftigte, und als Amelia ihrer beider Gespräch für beendet erklärte, war ihm alles andere als wohl dabei.

    Sie waren noch nicht fertig. Es gab Punkte, in welchen sie sich nicht einig waren.
    Über Schuldzuweisungen waren sie nicht hinausgekommen.
    Und es spürte ganz genau, wie etwas zwischen ihnen stand.
    Markus hatte sie an ihren Verrat erinnert, und Amelia damit getroffen, auch wenn sie es nicht zeigte.
    Im Gegenzug führte sie ihm seine Fehler vor Augen, und das wiederum schmerzte ihn, sah er sie doch selbst ganz deutlich, jede einzelne Nacht.

    Und trotzdem ließ ihr Nicken ihn neue Hoffnung schöpfen.
    Es war nicht alles verloren.
    Sie würde nachdenken.
    Und die Vampirprinzessin weiter zu bedrängen, würde ihn nicht weiterbringen, also ließ er sie ziehen.
    Er nickte ihr ebenfalls stumm zu und wartete, bis sie Tanis Zimmer verlassen hatte.
    Dann fiel sichtlich einige Anspannung von ihm ab, und er richtete den Blick auf Cedwyn.

    "Cedwyn!" Sagte er leise, und erst jetzt legte sich ein aufrichtiges Lächeln auf seine Lippen.
    Wie lange stand er wohl schon in den Schatten? Wieviel von ihrem Streit hatte er mitangehört?
    War es überhaupt wichtig?

    "Du warst lange weg." Fügte er hinzu, musterte den Mann genauer, und kam zu dem Schluss, dass die lange Dauer der Abstinenz seines Freundes wohl nicht ganz freiwillig, und noch weniger geplant gewesen sein mochte.
    "Was ist geschehen?" Fragte er leise, ein wenig besorgt, aber auch neugierig.

    Ich habe dich früher zurück ewartet.
    Und ich spüre eine alte Furcht in mir aufkeimen.
    Ich weiß, dass du eines Tages nicht mehr zurückkehren wirst.
    Ich fürchtete, es wäre so weit.
    Aber ich hoffte, ich würde mich irren.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Cedwyn - 16.11.2006, 20:50


    Cedwyn erwiderte das Lächeln und trat schließlich vollkommen aus dem Schatten heraus, um sich einem Stuhl zu nähern und darauf niederzulassen. Die Flammen der Fackeln in den Haltern warfen geheimnisvolle Reflektionen auf sein helles Haar und das Gold in seinen Augen schien durch sie verflüssigt zu werden, so dass sie zwei Seen glichen- zwei Seen in denen unendliches Wissen lag.

    "Ich habe den Pfad verloren." sagte er ohne zu zögern. "Was geschehen ist... ich weiß nicht, ob in dieser Ebene etwas geschieht, oder ob alles ist. Ob sich verändert oder Starre herrscht..."
    Sein Blick verlor an Schärfe und löste sich von den materiellen Mustern der Ebene, welche Markus Erde nannte. Cedwyn kämpfte darum die Beherrschung oder vielmehr die Verankerung zurückzuerlangen und sah Markus Sekunden später wieder klar an.
    So etwas war früher schon vorgekommen und nur ein Zeuge von der Wandlung, die alle Pathfinder durchliefen.

    "Ich stürzte also von diesem Pfad auf einen anderen..." knüpfte Cedwyn an die wirklich relevanten Worte an, wirkte dabei noch ein wenig entrückt, was allerdings Resultat des Prozesses des Erinnerins war.
    "Es war der Pfad der Zukunft. Ich sah viel... unendliche Möglichkeiten... Wege... Schicksale und sie hielten mich fest, so dass ich nicht fliehen konnte. Wohin auch? In einem solchen Chaos an Pfaden, die vielleicht entstehen können, aber noch nicht existent sind, wie soll ich da wissen, welcher der richtige ist?"

    Cedwyn lächelte kurz und erhob sich wieder. Obwohl all das an seinen Kräften fraß, besaß er noch immer die Geschmeidigkeit eines Mannes, der sich gern und viel bewegte.
    "Wie dem auch sei, die Zukunft hat mich wieder ausgespuckt," sagte er, während seine Augen seltsam schimmerten. "Und wozu es gut ist, das vermag nur sie alleine zu sagen."
    Sein Blick glitt wissend zu der Tür, aus der Amelia hinausgeschritten war.

    Mit seinem Lächeln nahm die Wärme in dem Raum zu und wurde Kälte zurückgedrängt. Ein winziger Luftzug schien eine Prise Zuversicht in den Raum zu wehen und die Flammen des Feuers ließen Kanten und Schatten weicher wirken.
    Cedwyn ließ seinen Blick auf Markus ruhen, den dieser erwiderte. Er fand die vertraute Melancholie in ihm und den Schmerz, der Begleiter seines Freundes geworden war. Sorge hatte sich hinzu gesellt und das Bangen um eine fremde Entscheidung.

    Die Wände des Zimmers flüsterten dem Sagenbegabten zu und er würde es seinem Freund überlassen, ob dieser von seinen Erlebnissen berichten wollte oder er ihm diese Last abnehmen sollte. Cedwyn verstand ohne dass gesagt werden musste... ohne dass er Gedanken lesen musste. Das Flüstern war allgegenwärtig und er selbst nur ein Medium.
    Und ein Medium wusste nie, was es wirklich wusste.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 16.11.2006, 22:32


    Markus hob verblüfft eine Augenbraue, und lächelte dann.

    Wozu es gut sein sollte, dass die Zukunft Cedwyn wieder ausgespuckt hatte?
    Nun, es war allein schon deswegen gut, weil Markus sich darüber freute - soweit es ihn betraf, aber selbstverständlich sagte er das nicht.

    Das brauchte er nicht.

    Das Feuer an den Wänden flackerte auf, aber seine Wärme erreichte Markus nicht.
    Der Vampir löste sich von dem Schränkchen, an welches er noch immer lehnte, schritt an Cedwyns Stuhl vorbei, auf das Fenster zu, an welchem Amelia zuvor gestanden hatte, und sah hinaus.

    Stille legte sich zwischen sie, aber es war keine eisige Stille, sondern eine angenehme, beruhigende Stille.
    Das Wissen darum, dass er nicht sprechen, sich nicht erklären brauchte, und dennoch verstanden wurde.

    Seine Gedanken wanderten kurz zurück zu Amelia, und wieder spürte er die Kälte ihres Blickes auf sich ruhen.
    Dann allerdings wurde diese Kälte von etwas anderem Verdrängt.
    Einer seltsamen Wärme, deren Ursprung nicht die Fackeln oder der Kamin waren.
    Markus wandte sich langsam wieder um, und sah in das stille, aber lächelnde Gesicht Cedwyns, der ihn ansah, wartend, aber nicht fordernd.
    Vor allem aber eines. Ruhig.

    "Wie lange warst du schon da, bevor wir dich bemerkt haben?" Fragte Markus ein wenig unsicher, wie und ob er beginnen sollte.
    Er wollte mir Cedwyn reden, wollte sich ihm anvertrauen... aber es fiel ihm im Augenblick nicht leicht, da er selbst noch nicht wusste, wie er zu alldem stand.
    Er konnte nicht darüber resümieren, konnte keine Distanz zwischen sich und seine Gedanken bringen, und alles was ihm blieb, war sein Schmerz, der immer mehr zu der einzigen Konstante in seinem Leben zu werden schien.

    Er hob die Hand, setzte an, etwas zu sagen, aber kein Wort kam über seine Lippen.
    Schweigend blickte er in Cedwyns dunkle, nunmehr durch goldene Punkte besprenkelte Augen, in denen sich kleine Seen bildeten und er erinnerte sich daran, wie er diese Augen zum ersten Mal gesehen hatte.
    Damals waren diese Augen so dunkel wie Obsidian gewesen.
    Und obwohl er damals weniger gewusst, weniger erlebt hatte, war auch damals schon dieses Verständnis in ihnen zu finden gewesen.
    Der nicht fordernde, nicht bohrende, nicht fragende oder anklagende Blick, in dem Markus noch heute dieselben zwei Dinge sah, wie damals.
    Frieden. Und Vertrauen.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Cedwyn - 16.11.2006, 22:50


    "Markus," sagte Cedwyn sanft, den Stab in die Armbeuge gleiten lassend. "Ich stand noch nicht lange hier. Überhaupt nicht um genau zu sein. Ich kam an, bemerkte, dass ihr da wart und hielt es für höflicher mich anzukündigen."

    Cedwyn schwieg eine Weile und ließ Markus Zeit. Das war es, was der Mann am nötigsten brauchte. Zeit und Ruhe. Viktor kreierte einen Sturm um die Ältesten herum, Markus wollte keinen Zoll vor dem Wind zurückweichen.
    Amelia versuchte das Gleichgewicht zu halten, aber letztendlich- das wusste er- blieb auch sie ihrem Sein verpflichtet. Es war nicht ihr einziges Bestreben die Vampire auseinanderzuhalten.

    "Das bedeutet aber nicht, dass du dich verpflichtet fühlen musst, zusammenzufassen... resümiere, wenn du magst... aber du musst es nicht. Das weißt du doch."
    Cedwyns Lächeln blieb milde. Er war eine Zeitlang nicht da gewesen und hatte Markus nicht erreichen können. Das bedeutete jedoch nicht, dass er jetzt, wo er es wieder konnte, sich verändert hatte.
    Nicht in seinem Sein als Markus' Freund.

    Ich verstehe dich auch so. Ich weiß, was geschehen ist. Du musst nicht sprechen, wenn du es nicht wünschst. Ich schenke dir Stille, wenn du sie haben möchtest.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 17.11.2006, 00:10


    Markus schüttelte leicht den Kopf, und hob abwehrend die Hand.
    Verpflichtung?
    Nein.

    Pflichtgefühl war es nicht, was ihn hier hielt, und Pflichtgefühl war nicht der Grund dafür, dass er nun schwieg, obwohl er sprechen sollte.
    Er fühlte sich Cedwyn nicht verpflichtet, sondern verbunden, nahe auf eine Weise, wie er sich sonst nur seinem Bruder nahe gefühlt hatte.

    Und dennoch ersetzte Cedwyn ihm William nicht, und er hatte es niemals versucht.
    Aber er war da gewesen, wenn Markus jemanden gebraucht hatte, und so etwas vergaß der Vampir nicht. Auch nicht nach Jahrhunderten.
    Und er vergalt es dem Meister der Pathfinder damit, dass er ihm sein uneingeschränktes Vertrauen entgegenbrachte.
    Und in dieser Gesellschaft voller Intrigen, Machtkämpfen und Hass, die die Jahrhunderte überdauern würde, war Vertrauen das kostbarste Gut von allen.
    Schließlich seufzte er leise, und die Spannung wich aus seinem Körper.
    „Es ist so vieles geschehen, während du weg warst.“ Sagte er leise.
    „Ich weiß nicht einmal, wo ich ansetzen soll.“ Markus sah müde aus, als er auf den Tisch zuwanderte, vor welchem Cedwyn sich niedergelassen hatte, und wie zuvor an den Schrank, lehnte sich der Urvampir nun an die Tischkante.
    „Soll ich bei Viktors Vorstellung von Amusement anfangen? Bei der berauschenden Feier, die er vor wenigen Nächten gegeben hat?“ Fragte Viktor, und in sein Tonfall mischte sich leichte Ironie.
    „Oder soll ich mir die Vorrede sparen, und gleich zu dem kommen, was wichtig ist?“ Er seufzte wieder, und ließ seinen Blick in die Nacht hinaus gleiten, durch das Fenster, in weite Ferne.
    Und langsam, sehr langsam, fast andächtig, begann er zu sprechen.
    „Er war bei William. Danach. Nach der Feier.“ Mehr brauchte Markus DAZU nicht zu sagen.
    Was genau der Vampirälteste dort gemacht hatte, konnte sich Cedwyn gänzlich alleine ausmalen.
    Schatten huschten über Markus Gesicht, ließen ihn älter, grauer wirken, und noch immer sahen seine blauen Augen in die Ferne, als könne sie ihm Antworten geben, nach denen er nicht einmal verlangte.
    Minuten verstrichen, in denen niemand von ihnen sprach und dann entschloss Markus sich, weiter zu sprechen.
    „Und das ist noch nicht alles.“ Ein kalter Windhauch fegte durch das Fenster herein, und brachte die Kerzen zum Erlöschen.
    Wie passend.
    „Sonya… kam zu mir.“ Erklärte er recht knapp, aber hinter seinen Worten barg sich soviel mehr, was unausgesprochen, aber nicht unbemerkt blieb.
    „Um sich mir anzuvertrauen.“ Er wandte den Blick nun vom Fenster und der Dunkelheit dahinter ab, und sah stattdessen Cedwyn an.
    Sah ich seine Augen.
    „Sie liebt einen Lycaner.“ Sagte er leise.
    „Und ich glaubte, dass sich damit endlich meine Hoffnungen erfüllten.“ Noch während er sprach, nahm er den bitteren Beigeschmack seiner Worte war, aber unbeirrt fuhr er fort.
    „Ich hatte das Verlangen, beiden zu helfen. Ich wollte es wirklich. Aber ich habe sie ins Unglück gestürzt, so wie ich es immer tue.“
    Wieder Schweigen.
    Dann, ein letzter Versuch.
    „Ich habe den Lycaner zu mir bestellt. Habe ihn mir angesehen. Und ich wollte, dass er versteht. Ist das ein Verbrechen, Cedwyn? Nein, ist es nicht. Aber ich habe damit den Lycaner zum Tode verurteilt. Und eigentlich sollte es mir egal sein. Nur ist es das nicht.“

    Gute Menschen. Schlechte Menschen. Ich glaube nicht mehr an soetwas.
    Ein guter Mensch kann nur einer sein, dessen andere Persönlichkeit zutiefst böse ist. Und es liegt nicht in seiner Hand, welche Seite sein Wesen übernimmt.
    Ich bin kein Mensch.
    Und ich bin nicht unschuldig.
    Doch lange schon wandle ich auf einem Pfad jenseits von Gut und Böse.
    Es gibt keine Rechtfertigung für das, was ich tue, keine Erlösung für meine Verbrechen.
    Doch wenn die Hölle schon auf Erden ist, was soll ich noch fürchten?



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Cedwyn - 17.11.2006, 00:46


    Ich werde dir helfen, die Angelegenheit durchzustehen.

    Cedwyn lauschte Markus und nahm dessen Trauer in sich auf, so wie er es immer getan hatte. Nur, wenn man sich öffnete und zuließ, dass ein Teil seiner selbst verschwand, konnte man zu anderen vordringen. Cedwyn schwand ohnehin, daher sah er seinem Sein nicht nach, während es ging.

    Cedwyn erhob sich und trat auf Markus zu. Der Pathfinder berührte andere Vampire nur selten, denn ihre Geschichten wurden dadurch schnell die seinen und das belastete ihn und irritierte andere.

    Jetzt jedoch streckte er die schlanke Hand aus, sie war blasser und schmaler als noch einige Monate zuvor, und legte sie Markus auf die Schulter.
    "Amelia glaubt, dass du sie zu etwas zwingst." sagte er leise und es spielte keine Rolle, woher er sein Wissen bezog. "Doch ich glaube, dass sie begreifen wird... auch Zwang ist eine Entscheidung und erlöst nicht von persönlicher Verantwortung. Verantwortung aber ist etwas, dem sich Amelia nie entziehen wird."

    Cedwyns Stimme wurde leise und sanft.
    "Sie besitzt die Fähigkeit das zu erkennen, was du immer schon erkannt hast und in deinem Herzen trägst. Hoffnung."

    Er verstärkte den Druck seiner Hand.
    "Wäre dir egal, was du tust, hättest du diese Hoffnung begraben."

    Der Pathfinder zog sich zurück und nahm ein wenig der Trauer mit sich. Er wählte erneut ein wenig Schatten, um seine Erscheinung vor dem Vampirfürsten zu verbergen. Was er auf den Pfaden gesehen hatte, hatte ihn geschwächt, doch das brauchte Markus nicht zu wissen.

    "Und diese Hoffnung ist es, die uns von dem Abgrund trennt, Markus. Menschen sind nicht gut, sind nicht schlecht, weil sie Menschen sind, sondern weil sie entscheiden. Schlecht zu handeln... wäre es gewesen, nichts zu tun.
    Der Lycaner wird nicht sterben. Nicht... in den nächsten Jahren."

    Zwei Augen glommen in der Finsternis, doch sie wirkten nicht bedrohlich.
    "Ich werde dir helfen, die Angelegenheit durchzustehen... und du kannst dir sicher sein, dass zumindest Viktor davon nicht begeistert sein dürfte."
    Ein Lächeln blitzte auf.


    Und diese Hoffnung ist es, die uns alle von dem Abgrund trennt.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 17.11.2006, 01:33


    Markus fühlte den sanften Druck auf seiner Schulter, und in selben Augenblick, da Cedwyn ihn berührte, sah er verschwommene, verworrene Bilder in seinem Geist aufblitzen.
    Aber sie gehörten nicht ihm.
    Und gerade weil sie nicht ihm gehörten, hielt er es für nicht angebracht, sich ihrer anzunehmen, und er stieß sie von sich, ließ sie zurückwandern, von woher sie kamen.

    Langsam wandte er den Blick Cedwyn zu, der leise auf ihn einsprach, und dessen dunkle Augen glitzerten.
    Die Worte des Pathfinders nahmen ein wenig der Last von Markus Schultern, nahmen Schuld und Unsicherheit mit sich, und ließen das aufgewühlte Innere des Vampires endlich zur Ruhe kommen.

    Er sank ein wenig in sich zusammen, als würde die Spannung, das was ihn beschäfgtigte, seine Sorgen und Zweifel endlich von ihm weichen, und in der Dunkelheit verschwinden.

    Cedwyns Hand löste sich wieder, und wortlos glitt der Pathfinder zur Seite, um mit den Schatten zu verschmelzen, und alleine seine Augen, die in der Finsternis immer goldener schimmerten, als im Licht, waren das einzige Indiz dafür, dass er wirklich dort stand, wo Markus ihn vermutete.

    Dem Vampirfürsten war aufgefallen, dass sein Gefährte abgekämpft und ein wenig angeschlagen wirkte, und er hatte nicht nach den Gründen gefragt.
    Er tat es auch jetzt nicht.
    Cedwyn sprach selten über das, was er sah, wenn er die Pfade beschritt, und Markus verstand sein Schweigen nicht als Kränkung, da er wohl darum wusste, wie schwer zu beschreiben das war, was Cedwyn erlebte, zumal dann, wenn er es jemandem erklären musste, der in diesen Bereichen unwissend war.

    "Viktor wird von einigen Dingen nicht begeistert sein." Gab Markus zurück, und aus seinem Munde klang es wie ein unbarmherziges Versprechen, dem seine Endgültigkeit auch nicht durch das Lächeln des Vampires genommen wurde.
    Er blickte weiter in die Schatten, mit denen Cedwyn verschmolzen war, und einmal mehr fragte er sich, wie viel der Pathfinder bereits vom Ausgang dieser Geschichte wusste.
    Aber selbst wenn er das Ende bereits kannte, würde er sich in den Verlauf der Ereignisse einmischen?
    Versuchen wollen, das Schicksal zu ändern? Zu lenken?
    Klarer denn je wurde Markus in diesem Augenblick, welche Verantwortung Cedwyn mit sich trug.
    Und wieder fand er einen Punkt, in dem sie sich scheinbar glichen.

    "Du siehst nicht gut aus." Merkte er dann behutsam an, ohne den Blick abzuwenden, auch wenn er kaum mehr als einen Schemen in der Dunkelheit erkennen konnte.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Cedwyn - 17.11.2006, 02:01


    Cedwyn lachte leise. "Das freut mich zu hören, Markus. Ich bin mir sicher, dass die dusselige Schlafnase unsere gepflegte Konversation vermisst hat."

    Das Unleben mit dem Tyrannen war nicht einfach und Cedwyn wusste das. Die ewigen Machtkämpfe waren anstrengend und er selbst hatte früh, sozusagen sofort für Markus Partei ergriffen und seitdem gab es kein Zurück mehr. Im Gegensatz zu Timotheus wirkte er angreifbar, doch jeder, der es bislang versucht hatte, war aufs Gesicht gefallen. Nur weil er auch aus seinen Gefühlen keinen Hehl machte, kein Nachtschatten war und auch die Lycaner nicht kollektiv jagte, war er nicht schwach. Viktor hatte es ein einziges Mal versucht ihn zu beseitigen und er hatte es bitter bereut.

    Cedwyns Augen glitzerten. und er trat aus der Nische heraus, um ein Glas mit Wein zu füllen- er kannte seine Schäfchen und deren Verstecke- und es Markus in die Hand zu drücken.
    "Mache dir keine Gedanken um mich." sagte er sanft und das Lächeln war zurückgekehrt. "Ich bin nur...müde."
    Einen Moment lang schien es so, als ob zwei Stimmen sprechen würden und doch war es die selbe.

    Der Pathfinder ließ sich ihm gegenüber auf dem Stuhl nieder und hielt sein Gesicht erneut im Schatten verborgen, doch in jedem seiner Worte war das Lächeln deutlich zu hören.
    "So... was kann ich für dich tun?"



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 17.11.2006, 11:59


    Markus sah Ced forschend an, nahm dann aber stumm das Glas entgegen.

    Er schwenkte es in seiner Hand, betrachtete die Reflektionen, die das fahle Licht in die durchscheinende Flüssigkeit zauberte, und wie so oft schien er sich kurz darin zu verlieren.

    Trotzdem drangen Cedwyns Worte an sein Ohr, und aufmerksam hörte er dem Pathfinder zu, nahm jede Facette auf, die er ihm darbot - und er runzelte kurz die Stirn, als er eine Art zu sprechen zu vernehmen glaubte, die er nicht kannte... es waren nur einige kurze Sekunden.... und gleich darauf wusste Markus nicht, ob es nur Einbildung gewesen war, oder ob er es tatsächlich gehört hatte.

    Er riss sich von dem Weinglas los, und wandte seinen Blick und auch seine ganze Aufmerksamkeit Cedwyn zu.
    Tatsächlich sah Cedwyn müde aus, und auch wenn dahinter wahrscheinlich noch sehr viel mehr steckte, akzeptierte der Vampir die Erklärung.

    Man machte oft den Fehler, Cedwyn zu unterschätzen, und diesen Fehler hatte man teuer zu bezahlen.
    Markus beging ihn nicht - jedenfalls glaubte er das, und stellte Cedwyn und seine persönlichen Entscheidungen daher niemals in Frage.

    Er lächelte flüchtig.

    "Du könntest dich ein wenig erholen." Schlug Markus vor.
    "Bevor wir Viktor auf die Nerven gehen." Ein schelmisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht, verschwand ebenso schnell wieder, war aber doch dagewesen.

    Als wolle er darauf trinken, hob Markus kurz das Glas an, und führte es dann zu seinen Lippen.
    Als der kalte Wein seine Kehle hinabrann, erinnerte er sich daran, dass es bereits wieder zwei ganze Nächte her war, dass er zuletzt menschliches Blut gekostet hatte, aber er verdrängte den Gedanken.

    Jetzt, da Cedwyn wieder zurück war, wollte er das Schloss nicht verlassen, um jagen zu gehen.
    Und auch die Idee, Alexander zu besuchen hatte sich mit Sonyas Geständnis verflüchtigt.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Cedwyn - 17.11.2006, 15:32


    "Das werde ich müssen." sagte Cedwyn leise, doch noch immer war das Lächeln deutlich zu hören. "Aber ich... und vor allem du hast immer noch Sethan," Man konnte deutlich die Selbstironie in den folgenden Worten vernehmen. "Den Meisterschüler, der dir zur Seite stehen wird. Viktor wird keine Möglichkeit zu der Annahme bekommen, dass durch mein Wegsein eine Schwäche in unseren Reihen aufgetaucht ist."

    Es war kräfteraubend stets so denken zu müssen, doch Cedwyn machte sich keine Illusionen über die Realität. Viktor hatte einen Freudentanz aufgeführt, als die Nachricht umging, dass er verschollen sei. Er würde in seiner Abwesenheit Ränke gschmiedet und über Plänen gesessen haben, wie seinem Orden am Besten beizukommen war.
    Viktor hasste die Pathfinder, weil sie so wenig von dem waren, was er war und für gut hielt. Sie waren keine Taktiker oder Feldkrieger. Sie waren vergeistigt und beschäftigten sich mit Dingen, die er nicht verstand und niemals die Möglichkeit dazu bekommen würde, sie zu verstehen. Man besaß die Gabe oder man besaß sie nicht und bei Viktor war glücklicherweise zweiteres der Fall.

    Der Meister der Pathfinder jedoch wusste, dass er eines Nachts nicht zurückkehren würde und seinen Orden damit in große Gefahr brachte.Als ob das Schicksal sich jener Gefahr ebenfalls bewusst gewesen wäre, hatte es ihm eines Nachts vor vielen Jahren Sethan beschert, einen Kristallgeborenen, der ohne Anleitung bereits dazu in der Lage gewesen war, die Pfade zu bereisen und über ein großes, magisches Potenzial verfügte. Daher hatte Cedwyn ihn mit liebevoller Ironie den Meisterschüler genannt, denn tatsächlich war dieser Mann genau das.

    Inzwischen war der weißhaarige, hochgewachsene Vampir ein Altehrwürdiger geworden und es bestand nicht im Geringsten Zweifel darüber, wer den Orden weiterführen würde, wenn es soweit war. Cedwyn wusste, dass wenn Viktor ihn fürchtete, er Sethan wahrhaftig hassen würde. Der Vampir war daher ständig in Gefahr. Sein Bonus war, dass Viktor sich zurückhielt, da er nicht abschätzen konnte über welche Fähigkeiten Cedwyn verfügte. Der Vampir ahnte jedoch, dass wenn Viktor klar werden würde, wie viel mächtiger Sethan war, er diese Vorsicht vielleicht aufgab, um den Nachfolger des Ordensmeisters tot zu sehen.

    "Ich kann dir nicht genau sagen, was geschehen wird... was auf uns zukommen wird. Aber ich kann dir versprechen, dass du mit dem Kreis der Altehrwürdigen Vampire hast, die dir absolut loyal ergeben sind."

    Und wir besitzen Macht, auch wenn Viktor das nicht wahrhaben will.
    Ich wünschte, ich müsste nicht an diese Dinge denken, doch der Fall in die Zukunft hat mein stoffliches Sein in dieser Ebene angegriffen und seine Lösung vorangetrieben. Sethan ist in alles eingeweiht, das er wissen muss, um in diesem Machtkampf zu überleben. Er wird bald die letzten Geheimnisse der Meisterschaft von mir erfahren und irgendwann einmal meinen Platz einnehmen.

    Cedwyn behielt sein Lächeln bei, während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen und er betrachtete Markus mit Milde und Zuneigung. Mit zunehmeder Lösung wurde es immer schwieriger für andere verständlich und greifbar zu bleiben, aber Cedwyn glaubte sich nicht zu täuschen, wenn er annahm, dass Mitgefühl und Zuneigung für Wesen, die man früher schon zu schätzen gewusst hatte, zunahmen. Es war das Wachsen der Güte, welche in seinem Herzen gewohnt hatte, die sich jetzt zu einer Wertschätzung und Zuneigung entwickelte, die nur jene anderen entgegenbringen konnte, die von den Grenzen von Angst, Zweifel und den Ketten der Realität sich zu befreien im Begriff waren.

    Er wusste, dass Markus sein Ausbleiben fürchtete, doch mit der Gewissheit des Meisters der Pathfinder war sich Cedwyn sicher, dass es am Ende keinen anderen Weg geben würde.
    "Markus, du weißt, dass ich irgendwann einmal nicht zurückkehren werde," sagte er sanft und beugte sich vor, so dass der Vampirfürst seine milden Züge und das sanfte Lächeln sehen konnte. "Wohin ich gegen werde, kann ich dir nicht sagen, aber was ich sein werde schon. Ich kam aus dem Licht und was mich rief und formte war die Liebe von zwei Wesen. Daher werde ich als Liebe bleiben, auch wenn ich nicht mehr neben dir stehen oder mit dir sprechen kann."

    Einen Moment lang schien Cedwyn durscheinender und blasser zu werden, glich einer Geisterscheinung und wurde dann wieder fest und klar, während er Markus' Blick suchte.
    "Und diese Liebe gilt dir allein."

    Cedwyn verschmolz wieder mit den Schatten und sein Lächeln erhielt eine schelmische Note.
    "So und jetzt erzähl mir, was der alte Griesgram so treibt, wo zur magischen Sackgasse Tanis geblieben ist und wie wir Viktor in die Blutsuppe spucken können."



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 17.11.2006, 18:18


    Markus schwieg, während er Cedwyns Worten schweigend lauschte, und zuließ, dass Wärme und Trauer ihn gleichermaßen erfüllten.

    Ja, er fürchtete den Tag, an welchem Cedwyn nicht von seinen Wanderungen zurückkehren würde, und er verbarg diese Furcht nicht vor Cedwyn.
    Was er aber zu verlieren glaubte, war nicht der Meister der Pathfinder, nein, was ihn viel mehr beschäftigte war die Tatsache, dass er einen Freund verlieren würde.
    Und Freunde waren rar.
    Er kannte Cedwyn gut genug, um zu wissen, dass der Mann für alle Fälle vorgesorgt hatte und Markus wusste um die herausragenden Fähigkeiten seines Nachfolgers Sethan.
    Er hatte den jungen Mann bereits kennengelern, und es war nicht nötig, dass Cedwyn Sethans Loyalität noch einmal heraushob.

    Der Vampirfürst wusste, dass die Pathfinder ihm ergeben waren, und zu ihm stehen würden, egal was geschah.
    Aber Sethan würde nie für ihn sein, was Cewyn nun für ihn war.
    Und diese Erkenntnis nagte an ihm, wann immer der Meister einen jener Wege beschritt, auf die Markus ihm nicht folgen konnte.

    Ja, ich weiß, du hast alle Eventualitäten bedacht, Cedwyn.
    Aber bei all dem hast du vergessen, dass du unersetzlich bist.
    Für mich.
    Und ich wünschte, du würdest nicht gehen.
    Die wurde Unsterblichkeit geschenkt.
    Und ich weiß, du wirst unsterblich sein.
    Aber auf eine Art, die ich zwar verstehen, aber nicht begreifen kann.
    Und für mich wirst du verschwunden bleiben.

    "Ich weiß." Entgegnete er leise, ohne dabei jedoch die Rede des Pathfinders zu unterbrechen.
    Er schwenkte das Glas in seiner Hand, und führte es dann an seine Lippen, um es zu leeren.
    Dann stellte er es lautlos zur Seite, und wandte sich wieder Cedwyn zu, der ihn sanft, aber eindringlich ansah.
    Er sah, wie sein Freund kurz zu einer durchscheinenden Gestalt wurde, und Markus wagte es nicht, seine Hand auszustrecken, aus Angst, ihn nicht berühren zu können, und stattdessen durch ihn hindurchzugreifen.

    Wieviel Zeit blieb ihnen wohl noch?
    Markus hatte immer geglaubt, Zeit sei alles, was er habe.
    Nun wusste er, dass er nicht einmal das besaß.

    "Und diese Liebe gilt dir allein."
    Cedwyn find Markus mit seinem Blick, und der Vampir vermochte es nicht, sich daraus zu lösen, so intensiv war das Gefühl, weöches der Pathfinder ihm vermittelte.

    Aber schließlich löste sich auch dieser Moment, und Cedwyn lächelte, während Markus sich durch seine Worte daran erinnerte, wessen Gemächer das eigentlich waren, die sie hier in Beschlag nahmen.
    "Tanis!" Stieß er hervor und für den Bruchteil einer Sekunde trat ein erschrockener Ausdruck auf seinen Blick.
    "Ich fürchte, den hab ich komplett vergessen..." Fuhr er fort, und grinste leicht.
    "Ja richtig... warum sind wir hier... das liegt daran, dass ich Tanis gebeten hatte, sich den Lycaner anzusehen... und dann... hab ich ihn fortgeschickt... und er ward nimmermehr gesehen, oder so ähnlich..." Das Lächeln wandelte sich zu einem schelmischen Grinsen.
    Er erhob sich, und seine Gewänder raschelten, als er fortfuhr.
    "Aber du hast recht, ich denke, wie sollten so gut sein, und ihm sein Zimmer zurückgeben." Lächelnd blickte er Cedwyn an.
    "Was ist mit dir? Möchtest du dich zurückziehen, oder mir noch ein wenig Gesellschaft leisten?"



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Cedwyn - 17.11.2006, 18:48


    Cedwyn schmunzelte, während er Markus lauschte und erhob sich schließlich.
    "Ja, das wäre freundlich von uns. Außerdem denke ich, dass es Zeit wäre meine Präsenz mal wieder auf den Gängen zu zeigen, damit all die kleinen netten Pathfinderchens ganz schnell mit dem Blödsinn aufhören, den sie gerade tun und wissen, dass ihnen wieder jemand auf die Finger schaut."
    Cedwyns Lächeln blieb, während er durch den Raum schritt, immer begleitet von dem Pock Pock seines Stabes.
    "Zurückziehen halte ich für eine gute Idee, aber ich fürchte, dass ich vorher eine Jagd begehen muss. Meine Reserven sind doch ein wenig aufgebraucht."

    Und ich werde sie brauchen, wenn auch nur ansatzweise stimmt, was meine Erkenntnisse bezüglich Zeitreisen mir verraten.
    Visionen. Träume. Ahnungen. Und ich werde sie alle einfangen und verstehen lernen müssen.

    Cedwyn hatte die Tür erreicht und legte eine schmale Hand auf den Griff, ohne sie zu öffnen und Markus freundlich anzusehen.
    "Was beinhaltet dein weiterer Nachtplan?" fragte er freundlich.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Markus Corvinus - 17.11.2006, 19:10


    Markus nickte, während er ebenfalls durch den Raum schritt und Cedwyn zur Türe folgte.

    Er dachte kurz nach, und lauschte Cedwyns wortgewordenen Gedanken, bevor er darüber nachsann, was er zu tun wünschte.
    Bis zum morgen blieben ihnen noch einige Stunden, und sein eigenes letztes Mal war vor zwei Nächten gewesen, allerdings war Markus derartige Unregelmäßigkeiten in der Nahrungsaufnahme bereits gewohnt.
    Manchmal brachte er es sogar auf eine knappe Woche, in der er nichts zu sich nahm, und er wusste wohl, dass ihm das nicht zuträglich war.
    Er konnte sich einiges erlauben, aber auch er hatte Grenzen, auch wenn er sie oftmals zu ignorieren wünschte.

    "Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich dich begleiten." Schlug er vor, als sie die Türe erreicht hatten, und Markus lächelte wieder.
    "Es sei denn du ziehst die Schatten und die Einsamkeit vor." Fügte er dann hinzu, denn er wusste, dass es Momente gab, in denen man lieber alleine zur Jagd ging, und nichts lag ihm ferner, als sich Cedwyn aufzudrängen.
    Abwartend und still sah er ihn an, studierte das Lächeln in Ceds Gesicht, und wieder sah er, wieviel Kraft ihn seine letzte Reise gekostet haben musste.



    Re: Räumlichkeiten von Andreas Tanis

    Cedwyn - 17.11.2006, 19:16


    "Schatten und Einsamkeit..." wiederholte Cedwyn sanft. "Ich verspüre weder Neigung zum einen noch zum anderen. Es wäre mir eine Freude von dir begleitet zu werden."

    Cedwyn hatte eine für ihn erscheinende Ewigkeit in Schatten und Feuer, Bildern und Schwärze verbracht, ohne auch nur den Hauch irgendwie gearteter Gesellschaft wahrnehmen zu können. Er verzweifelte deswegen nicht, war nicht verbittert und auch nicht traurig.
    Es handelte sich dabei um ein Risiko, das man eingehen musste, wenn man die Pfade entlang wanderte.

    Cedwyn öffnete also die Tür und machte eine höfliche Geste, um Markus vortreten zu lassen.

    Markus und Cedwyn tbc: Korridore



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