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Klosterman, Chuck - Eine zu 85 % wahre Geschichte




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Klosterman, Chuck - Eine zu 85 % wahre Geschichte

Beitragvon Voltaire » 31.10.2006, 11:24

Titel: Eine zu 85 % wahre Geschichte
Originaltitel: Killing Yourself To Live 85 % Of A True Story
Autor: Chuck Klosterman
Seitenzahl: 284
Verlag: S. Fischer
Erschienen: August 2006
ISBN: 3100382102
Preis: 18.90 EUR


Inhalt:
Chuck ist in Diane verliebt, aber auch in Quincy und Lenore. Die Liebe ist das größte Problem in Chucks Leben. Zum Glück hat der Musikjournalist einen Auftrag - der allerdings scheint noch absurder als sein momentanes Lebensgefühl zu sein. Quer durch die USA fährt er nach Missoula, Ithaca und Rhode Island, an die Orte, an denen Rock-Heroen den Tod fanden. Vom Sumpf, in dem Lynyrd Skynyrds Flugzeug abstürzte bis zum Bungalow, wo sich Kurt Cobain mit einer Schrotflinte das Leben wegschoss. Rockstars sterben exzentrisch - und werden so unsterblich. Ein witzig makabrer Roadmovie durch das Herz der Musik, die an den Sehnsüchten unserer Seele kratzt. Schließlich kehrt Chuck in die Welt der Lebenden zurück. Was er vom Tod halten soll, weiß er immer noch nicht - nur dass er verliebt ist wie zu Beginn seiner Reise - in Diane, Quincy und Lenore.

Autor:
Chuck Klosterman ist Musikjournalist und Kultbuchautor. Er schreibt für das „New York Time Magazin“, die „Washington Post“ und die Musikzeitschrift „Spin“.

Meine Meinung:
Ist das jetzt eigentlich ein Roman und haben wir es hier mit einem autobiographischen Bericht zu tun. Ehrlich, ich weiß es nicht. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem, wozu man dann allerdings sagen muss, eine sehr gelungene Mischung. Es ist darüber hinaus ein sehr schöner und informativer Ausflug in die Rock- und Popgeschichte. Man trifft auf so gute alte Bekannte wie „Tesla“ und „Hüsker Dü“ – Gelegenheit, sofort an den alten Venylschrank zu gehen und die schwarzen Scheiben nach langer Abstinenz auf den völlig verstaubten Plattenteller zu legen. Glücklicherweise machte es die Nadel noch. Ja, es gab auch eine „Vor-CD-Zeit“. So manches Mal verklärt sich so schon der Blick in der Rückschau, gegen die man sich beim Lesen dieses Buches kaum wehren kann. Es ist auch eine Reise der Wiedererkennung mit Dingen, die leider im Laufe der Zeit zugeschüttet worden sind.

Wunderbar ist seine Darstellung wie die Popkultur funktioniert:

Aber so funktioniert die Popkultur. Man redet sich ein, man würde mit anderen eine Realität teilen, die es gar nicht gibt. Jeden Sommer reden die Filmstudios in Hollywood Millionen von Menschen ein, sie sollen sich Blockbuster ansehen, von denen sie im Voraus wissen, dass sie sie nicht ausstehen können.

Wir begegnen Gruppen wie Queensryche, Oasis (mich graust!), Pearl Jam, Talking Heads, ZZ Top (der Wahnsinn schlechthin!) u.v.a.m. – manchmal auch nur in einem Nebensatz, aber genug, um sich zurück zu erinnern.

Dieses Buch ist vielleicht ein echtes Roadmovie, echter zumindest als „Easy Rider“ – eigentlich die Mutter aller Roadmovies – es jemals war. Mich hat dieses Buch fasziniert und vielleicht muss man es ein zweites Mal lesen, um nicht dauernd durch die eigene Reise in die Vergangenheit vom Thema ein wenig abgelenkt zu werden. Seine Sprache ist direkt, dabei aber nie verletzend und man merkt eigentlich in jedem Satz deutlich die Liebe Klostermans zur Rock- und Popmusik. Ein sehr lesenswertes Buch!

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Voltaire
 

von Anzeige » 31.10.2006, 11:24

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Beitragvon marilu » 31.10.2006, 11:49

Interessant - tolle Rezi, Voltaire! Ich notiere es in meinem Wunschbuch.
Scharfsinnig bin ich von Montag bis Freitag. Übers Wochenende leiste ich mir den Luxus der Dummheit.
- Henry Slesar: Die siebte Maske -
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