Rückkehr

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    Re: Rückkehr

    Ulysses S. Grant - 22.10.2006, 01:05

    Rückkehr
    Nun, da ich wohl in einer kreativen Phase stecke, belästige ich euch wieder einmal mit einer meiner schlechten Geschichten.
    Meiner Meinung nach ist diese Kurzgeschichte nämlich durchaus nicht so gelungen, wie meine letzte, also "Aufwachen".
    Egal - Viel Spaß und Kritik ist natürlich erwünscht.
    Beste Grüße:

    Ulysses S. Grant

    Rückkehr
    Ein sinnloser Tag. Wie überlebt man einen sinnlosen Tag? Nicht durch Gedanken.

    Inzwischen war ihm das Neue vertraut. Der Tisch, das Bett, die Fenster, die Tür, der Boden. Und die Teppiche. Auch die Menschen. Es war nicht so wie vor ein paar Monaten.
    Da stank alles nach Erinnerungen, gute und schlechte Erinnerungen waren nur noch verfaulende Fleischbrocken, eingenäht in Kleidung, Polster, Betten.
    Aus den Wänden, die er ewig kannte, trat Blut aus. Altes, dunkles Blut. Mit jedem Schritt, den er in seinem Zuhause tat, versank er immer mehr im Boden. Er wandelte in einer eigenen Welt. Manche sagten, es sei eine Form von Surrealismus. Andere sagten, er sei wahnsinnig geworden. Er sagte, er versuche zu vergessen. Sie sagte dazu einen Scheißdreck von Nichts.
    Er ging im Zimmer auf und ab.
    Sah nicht, wie seine Katze wartend vorm Futtertrog saß. Sah nicht, wie ein Blitzgewitter von Nachrichten auf seinen Computer niederging. Sah nicht, wie sein Handy durchgehend nach ihm schrie. Er sah nicht einmal, dass sein Fuß blutete wegen einer Scherbe, auf die er wohl zu oft gestiegen war.
    Zurück nach Hause zu kommen, war vielleicht keine gute Idee von ihm gewesen. Aber ein Versprechen war ein Versprechen – und er hielt sein Wort, es sei denn es wurde überflüssig.
    Also wartete er nun einen ganzen sinnlosen Tag lang. Darauf, das etwas passierte.
    Aber Hoffnung ist Gift für die Seele.
    Als er am Bahnhof ausstieg empfing ihn Kälte und ein Gefühl, dem Kotzen sehr nahe kam. Für ein Versprechen verlieh er für vier Tage also seine Seele an seine Hölle? Quasi Rentasoul, oder? Schrecklich zu sehen, dass ein Mensch seinem Wort treu ist, in einer Welt voller Untreue und Verrat.
    Er bekam Kopfschmerzen als er vom Bahnsteig die Treppe hinunter ging und sich auf den Weg „nach Hause“ machte. Wie ein Skalpell, das totes Gewebe durchtrennt, dachte er, als er durch die Stadt ging.
    Seine Gedanken kreisten immer noch um die einzige Person, die ihm mehr bedeutete als sein ganzes Leben. Deswegen gab er auch zu viel dafür, um sie zu verstehen, ihr nahe zu sein und vor allen Dingen sie nicht zu verlieren. Genau das erreichte er aber dadurch, dass er versuchte durch jede Tat, mit der sie ihm fremder wurde, irgendwie ihr wieder näher zu kommen. Machiavelli ließ ihn aus dem Totenreich grüßen, indem er ihm zeigte, dass der Zweck die Mittel heiligt – inzwischen bereute er jede Tat, seit er von Kreta zurück war.

    Er ging weiter im Zimmer auf und ab. Ignorierte vollkommen sein Umfeld. Er nahm nicht wahr, dass das Zimmer immer organischer wurde. Der Tisch wurde ein brennendes Tier, auf dem all das verkohlte, was sie je gemeinsam aßen. Sein Bett wurde eine Tränengrube; ein bittersüßer Ozean. Sein Sofa wurde eine Streckbank, auf der das Blut im Licht des Mondes dunkel schimmerte. Und der Teppich wurde zu einem blutroten Loch, das alles verschlang. Sein ganzes Zimmer mutierte.
    Es mutierte weil es getränkt war von Gedanken. Von stupiden, sinnlosen und hoffnungslosen Erinnerungen.
    Der Tag ging zugrunde und er fand sich in seinem Stammlokal wieder. Ihm gegenüber standen ein Schnaps und ein Bier.
    Die Nacht wurde kurz. Aufwachen.

    Es war vor einer Woche. Er dachte gerade daran, welches Glück er doch bisher hatte sie nicht sehen zu müssen, obwohl sie vielleicht sogar dieselbe U-Bahnlinie nahm.
    In diesem Moment hielt der Zug vor ihm, er stieg ein und lehnte sich gegen die Glasscheibe. Er konnte nicht atmen. Es lag etwas in der Luft. Es war ein bestimmter Duft – ihr Duft. Er versuchte den Gedanken zu verbannen, dass genau sie in diesem Wagon stand und herrlich duftete. Er wollte nicht einmal daran denken, dass sie sogar noch im selben Wagon sein konnte wie er.
    Er fuhr zwei Stationen, stieg aus und verließ hastig über die Treppen die Gleise. Etwas wirr zündete er sich eine Zigarette an, schüttelte jeden Gedanken an sie ab und ging in eine Vorlesung.
    Jetzt war aber nicht vor einer Woche. Jetzt war er ihr so furchtbar nahe, dass es ihn in den Wahnsinn trieb. Dasselbe Bundesland, dasselbe winzige Kaff, dieselbe Flussseite, dasselbe Gebäude und für einen zu langen Moment derselbe Quadratmeter. Quasi Rentasoul, oder?
    Er löste hiermit sein Versprechen ein, er war da und half, während er selbst sich quälte. Er nahm den erstbesten Zug weg von diesem Ort.
    Als er ankam war er froh wieder zurück zu sein in einer Stadt, in der er anonymer war als nirgendwo sonst.
    Ein Gefühl des Vergessens machte sich breit. Das einzige, was noch da war, war etwas unbewusst Neues.
    Winterliche Kälte und die Glut einer Zigarette in der Dunkelheit.




    /// - 22-10-2006 - ///



    Re: Rückkehr

    Elvo - 09.11.2006, 19:39


    Zitat: Als er ankam war er froh wieder zurück zu sein in einer Stadt, in der er anonymer war als nirgendwo sonst.
    Ein Gefühl des Vergessens machte sich breit. Das einzige, was noch da war, war etwas unbewusst Neues.
    Winterliche Kälte und die Glut einer Zigarette in der Dunkelheit.
    Lese ich da einen Funken Hoffnung heraus?

    Sehr direkt und bildlich beschrieben wie immer. Zwar düster, aber doch mit einem Fünkchen Hoffnung drinnen?

    Richtige Kritik kriegst morgen Vormittag. ;) Bin leider gerade voll KO: :( seit 36 Stunden auf den Beinen.. *gähn*



    Re: Rückkehr

    Ulysses S. Grant - 09.11.2006, 20:24


    Elvo hat folgendes geschrieben: Zitat: Als er ankam war er froh wieder zurück zu sein in einer Stadt, in der er anonymer war als nirgendwo sonst.
    Ein Gefühl des Vergessens machte sich breit. Das einzige, was noch da war, war etwas unbewusst Neues.
    Winterliche Kälte und die Glut einer Zigarette in der Dunkelheit.
    Lese ich da einen Funken Hoffnung heraus?

    Sehr direkt und bildlich beschrieben wie immer. Zwar düster, aber doch mit einem Fünkchen Hoffnung drinnen?

    Richtige Kritik kriegst morgen Vormittag. ;) Bin leider gerade voll KO: :( seit 36 Stunden auf den Beinen.. *gähn*

    Ja, da bin ich mal gespannt auf die Kritik.
    Hoffnung ist subjektiv, aber wahrscheinlich ist die Antwort auf deine (wohl doch eher rethorisch Frage) "Ja". Shit happens - Life goes on! Schwamm drüber ..



    Re: Rückkehr

    Elvo - 10.11.2006, 12:55


    Hey :)

    Also hmm wirklich gern gelesen, auch beim zweiten und dritten mal. Schade, dass ich mir nicht früher die Zeit zum lesen nehmen konnte.

    Ich tat mir ein wenig schwer zu unterscheiden, wann er sich nun in seinem neuen und wann in seinem alten 'zuhause' befand, weil die Gedanken recht herumspringen. Ich denke das gehört dazu, weil die Erinnerung in so einem Fall auch sehr viel herumspringt. Ich meine Körper und Geist an verschiedenen Orten. Kommt sicher vom vielen pendeln (Salzburg Wien). ;)
    Was mir sehr gut gefällt an der Geschichte ist zunächst mal die gute und bildliche Beschreibung der schmerzenden Erinnerung und die Hassliebe zu 'ihr'. Aber am besten ist einfach das Ende. Das hat mich am meisten begeistert. Die düsterkalte Nacht mit der glutenden Zigarette. Echt gut!

    Als nächstes muss ich sagen: Ich hab das Gefühl, dass dir Wien wirklich gut tut! Ich denke mir die Abwechslung bringt dich ein wenig auf andere Gedanken du lernst neue Leute kennen. Vieleicht bzw. ziemlich sicher Mädels. ;) Ein Freund sagte mal zu mir, als ich Liebeskummer hatte: "Auch andere Mütter haben schöne Töchter." ... Er hatte recht ^^

    Also im großen und ganzen:

    FEINE STORY!! Weiter so! :D



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