aktuelle Lage im Libanon

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  • Alle Beiträge und Antworten zu "aktuelle Lage im Libanon"

    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 07.10.2006, 16:31

    aktuelle Lage im Libanon
    Alles zur aktuellen Lage im Libanon



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Dayan - 09.10.2006, 16:08


    Selbstverständlich hat Israel den Krieg gewonnen.Der Hisbollah hat nichteinmal 10% der Kraft wie vor dem Krieg und die hätten niemals einem Waffenstillstand zugestimmt und die auch eingehalten wenns denen sogut ginge.Bitte lesen:http://www.hagalil.com/archiv/2006/08/sieg.htm



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    intihaar - 09.10.2006, 16:14

    niederlage
    Zitat: dayan: "Selbstverständlich hat Israel den Krieg gewonnen."
    kriege werden nicht gewonnen. im übrigen rechnet sich die stärke einer mit terroristischen mitteln agierenden organisation immer an ihrer unterstützung innerhalb der bevölkerung, nicht an der verfügbarkeit von waffen oder kämpfern; die finden sich dann nämlich schon wieder. da nützt es auch nichts, einen waffenstillstand als sieg umzuinterpretieren, das haben andere zuvor schon erfolglos versucht.

    israel hätte den krieg auch nicht gewonnen, hätte er noch weitere menschenleben gekostet.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Dayan - 09.10.2006, 16:31

    Re: niederlage
    intihaar hat folgendes geschrieben: Zitat: dayan: "Selbstverständlich hat Israel den Krieg gewonnen."
    kriege werden nicht gewonnen. im übrigen rechnet sich die stärke einer mit terroristischen mitteln agierenden organisation immer an ihrer unterstützung innerhalb der bevölkerung, nicht an der verfügbarkeit von waffen oder kämpfern; die finden sich dann nämlich schon wieder. da nützt es auch nichts, einen waffenstillstand als sieg umzuinterpretieren, das haben andere zuvor schon erfolglos versucht.

    israel hätte den krieg auch nicht gewonnen, hätte er noch weitere menschenleben gekostet. Hi.Oh doch.Du weisst es besser als ich,das Islamisten nur dann Wort halten wenn die Vorteile davon haben oder das nichteinhalten zu gefährlich istGruss.http://video.google.de/videoplay?docid=268395414333521428&q=Yallah+Yallah+Nasrallah



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Dayan - 09.10.2006, 16:52


    ZZT ist die Grenze zu Libanon friedlich als wenn man in der Schweiz wäre.
    http://video.google.de/videoplay?docid=268395414333521428&q=Yallah+Yallah+Nasrallah



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Talley - 13.10.2006, 08:47

    Aus erster Hand
    Diejenigen, die einmal Informationen aus dem Libanon lesen wollen, die nicht durch die Propagandamaschinerie der einen oder anderen Seite gingen, denen sei die Dokumentenseite der UNIFIL empfohlen. Dort berichtet der Generalsekretär dem Weltsicherheitsrat über die Lage und die Aktivitäten aller Parteien.

    Wichtigster Satz aus dem letzten Bericht vom 18. August:
    Zitat: I am greatly relieved to inform the Security Council that, as of the writing of the present report, the parties are generally complying with the cessation of hostilities called for in paragraph 1 of resolution 1701 (2006).



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    brigitte - 26.10.2006, 08:02

    Die neuesten Meldungen



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Das Tier - 02.11.2006, 14:13

    Neues von der Hisbollah
    "02. November 2006
    Kurz vor dem geplanten Besuch von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) in Beirut ist die Lage im Libanon weiter angespannt. So droht Hizbullahführer Nasrallah mit dem Druck der „Straße“, sollten er und seine Verbündeten in einer neuen Regierung keine Sperrminorität erhalten. Als Reaktion werfen die Vereinigten Staaten der Hizbullah, Iran und Syrien vor, den Sturz der prowestlichen Regierung Siniora vorzubereiten.


    Zudem hat Verteidigungsminister Murr bereits angeordnet, daß 20.000 Soldaten der libanesischen Armee, ein Drittel der Mannstärke, in Beirut-Stadt Stellung beziehen. Sie sollen, sagte Murr dem libanesischen Sender Future TV, Krawalle und Belagerungen öffentlicher Einrichtungen verhindern. Den Stein hat der Generalsekretär der Hizbullah, Nasrallah, ins Rollen gebracht. In einem Interview mit dem Sender der Hizbullah, al Manar, hatte er mit Massendemonstrationen für den Fall gedroht, daß bis zum 13. November keine Regierung der nationalen Einheit gebildet werde. In ihr beansprucht Nasrallah für die Hizbullah und ihre Verbündeten ein Drittel der Minister und damit ein faktisches Vetorecht. Bislang ist die Hizbullah nur mit zwei Ministern im Kabinett Siniora vertreten, die „Freie Patriotische Bewegung“ des ex-Generals Michel Aoun gar nicht.

    Faz.net



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 01.12.2006, 15:10

    Armee rückt in Beirut ein!
    Jetzt scheint die Kacke richtig am Dampfen zu sein im Libanon :? :

    Zitat: Massendemo: Armee rückt in Beirut ein

    Anlässlich der angekündigten Massendemonstrationen der libanesischen Opposition gegen die Regierung von Ministerpräsident Fuad Siniora ist heute die Armee mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen in mehrere Stadtteile Beiruts eingerückt.

    Armeechef General Michel Sulaimana wies die Truppen an, sich bereit zu halten und zu gewährleisten, dass die Kundgebungen unter Kontrolle bleiben.

    Bereits am Vormittag strömten Tausende Demonstranten mit Nationalflaggen in das Stadtzentrum und skandierten Parolen gegen die Regierung, aus der alle schiitischen Minister ausgeschieden waren.

    Schiiten gegen Regierung Siniora
    Zu den Protesten hatten der Chef der radikalen schiitischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, der Vorsitzende der ebenfalls schiitischen Amal-Partei, Parlamentspräsident Nabih Berri, und der Führer der oppositionellen christlichen Freien Patriotischen Bewegung, Ex-Armeechef General Michel Aoun, aufgerufen, um die Bildung einer neuen Regierung der nationalen Einheit zu erzwingen.

    Der sunnitische Premier Siniora, aus dessen Kabinett alle schiitischen und ein christlicher Minister ausgeschieden sind, hatte gestern Abend im Rundfunk erklärt: "Wir werden keinen Coup gegen das demokratische System, seine Regeln und Institutionen zulassen." -> http://www.orf.at/

    Gruß
    Hausdrache



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Das Tier - 02.12.2006, 14:46

    Machtkampf im Libanon - Hisbollah belagert Regierungssitz
    Zitat: Auch am Morgen haben Anhänger der schiitischen Hisbollah-Miliz ihre Proteste gegen die Regierung von Premier Fuad Siniora fortgesetzt. Nach Angaben der Organisatoren harrten noch 5000 Demonstranten in Zelten rund um den Regierungssitz in Beirut aus. In dem Gebäude halten sich Siniora und einige Minister auf. Die Straßen zum Amtssitz sind nach Angaben arabischer Reporter vor Ort zum Teil jedoch wieder passierbar. Gestern noch waren auf Grund der Massenproteste alle Straßen gesperrt.
    Die Demonstranten kündigten an, ihre Proteste unbefristet fortzusetzen. Gestern waren zwischen 800.000 und einer Million Menschen dem Aufruf der prosyrischen Hisbollah zur Demonstration gegen die Regierung gefolgt. Sie werfen Siniora vor allem seine pro-westliche Orientierung vor und fordern seinen Rücktritt.

    Siniora bezeichnete die Massendemonstration als Putschversuch, der von Syrien und Iran inszeniert sei. Auch der US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Bolton, sprach von einem Putschversuch, der von den beiden arabischen Staaten inspiriert sei. Der Sprecher des US-Außenministeriums sagte, die Hisbollah und ihre Verbündeten versuchten, den Libanon zu destabilisieren.
    Die Hisbollah beansprucht für sich und andere prosyrische Kräfte wie den Christenführer Michel Aoun einen größeren Einfluss auf die Regierung. Diese ist in ihren Augen eine Marionette der USA.
    Vor einem neuen Bürgerkrieg?
    Heute wird Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu Gesprächen mit der Regierung Siniora erwartet. Steinmeier hatte Siniora bereits gestern den Rücken gestärkt. Die Regierung des libanesischen Premiers war unlängst durch den Rücktritt von sechs prosyrischen Ministern und die Ermordung des christlichen Kabinettsmitglieds Pierre Dschemayel geschwächt worden.
    Viele Libanesen sind in Sorge, dass die Demonstrationen in Gewalttätigkeiten münden könnten. Die anti-syrischen Kräfte werfen der Opposition vor, die Untersuchung des Mordes am früheren Ministerpräsidenten Rafik al Hariri durch einen internationalen Gerichtshof verhindern zu wollen. Syrien hat Vorwürfe aus dem Libanon und der Vereinten Nationen zurückgewiesen, hinter dem Anschlag zu stecken. Massenproteste nach dem Attentat Anfang vorigen Jahres hatten den Abzug syrischer Truppen aus dem Libanon erzwungen.

    tagesschau.de

    Soviel zur Solidarität der Hisbollah mit dem Volk. Pure Machtgelüste.

    Aber was will man von miesen Terroristen schon erwarten...



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 02.12.2006, 17:11


    Mein Lieblingstierchen, die Hetzböller haben nur eins im Sinn: Einen Bürgerkrieg von dem sie profitieren werden. Und genau das wird wohl auch eintreten. :?

    Gruß
    Hausdrache



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Das Tier - 02.12.2006, 18:02


    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Mein Lieblingstierchen, die Hetzböller haben nur eins im Sinn: Einen Bürgerkrieg von dem sie profitieren werden. Und genau das wird wohl auch eintreten. :?

    Gruß
    Hausdrache

    Mein liebster Hausdrache,

    diesen Bürgerkrieg sehe ich auch, die Terroristen sind unbedingt auf Blut aus.
    Na, da werden sich die moralisch kastrierten Gotteskrieger aller Länder wieder treffen um Zivilisten zu meucheln und eine muslimische "Kulturrevolution" zu veranstalten.

    Manchmal ist es schlicht zum kotzen. puke

    Dir wünsche ich trotzdem einen schönen Abend.

    Gruß

    Tier



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    intihaar - 02.12.2006, 19:17

    konkordanz
    Zitat: hausdrache: "Soviel zur Solidarität der Hisbollah mit dem Volk. Pure Machtgelüste. Aber was will man von miesen Terroristen schon erwarten..."
    das tier: "[D]iesen Bürgerkrieg sehe ich auch, die Terroristen sind unbedingt auf Blut aus."
    nun, ich sehe das etwas anders. die 'shiiten' sind - beziehungsweise waren, schließlich sind ja alle fünf shiitischen minister und der orthodoxe pro-lahud-christ jacub sarraf mittlerweile zurückgetreten - in der tat im kabinett sinioras vollkommen unterrepräsentiert, das ansinnen der hizbullah insofern sogar berechtigt. ich halte zwar nicht viel von der konfessionellen konkordanzdemokratie, aber es steht außer frage, dass shiitische gruppen weitaus stärker in die regierung eingebunden werden müssen, um zu verhindern, dass nur christliche und sunnitische oder auch, wie uns die hizbullah glauben machen will, westliche und israelische interessen vertreten werden müssen. man mag immer sagen, dass die mehrheit im libanon nun einmal keinen syrischen einfluss im libanon haben will. aber das kann erstens kein grund sein, die große minderheit zu ignorieren, die syriennahe gruppen als vertreter ihrer interessen wahrnehmen, noch, allein sunnitische dominanz zu fördern. und die shiiten werden nun einmal mangels einfluss anderer shiitischer gruppen vor allem durch die hizbullah und die mir noch weit unsympathischere amal-bewegung vertreten.

    es kann nicht sein, dass von vierundzwanzig ministern nur fünf shiiten sind, und das bei einem shiitischen bevölkerungsanteil von vierzig prozent. das ist diktatur, wie auch immer man zur hizbullah stehen mag. zu beginn des libanonkrieges hatte ich das hier geschrieben:
    Zitat: intihaar am 13.07.2006: "jeder, der auch nur die geringste ahnung von den verhältnissen im libanon hat, wird nachvollziehen können, dass die bombardierung des libanesischen südens nicht geeignet ist, der hizbullah zu schaden. derjenige wird auch wissen, dass die integration der hizbullah in die regierung die einzige möglichkeit zur verhinderung eines neuerlichen ausbruchs des bruderkriegs war und dass die vom bürgerkrieg bereits genug gebeutelten menschen und die gemäßigten kräfte im norden die opfer dieser israelischen offensive sein werden, die am ehesten zu leiden haben, und die gar nicht in der lage sind, die hizbullah herauszufordern, ohne das land zurück in einen bürgerkrieg und sich selbst in den abgrund zu stürzen. derjenige wird sich auch darüber im klaren sein, dass es die mühselig aufgebaute, mittlerweile einigermaßen intakte infrastruktur mit straßen, brücken und internationalem flughafen ist, die den schein der normalität aufrechterhält und den notwendigen wirtschaftsaufschwung ermöglicht, dass es tatsächlich brücken wie jene sind, die israel in dieser nacht zerstörte, die sich über die tiefen brüche in der libanesischen gesellschaft legen, hinter denen der bürgerkrieg schlummert. die immer noch benachteiligte shiitische minderheit wird sich in überwältigender mehrheit zweifellos hinter die hizbullah stellen. hinter die sie am stärksten repräsentierende kraft, hinter jene kraft, die letztlich ein produkt des israelischen angriffskrieges gegen den libanon war, hinter jene kraft, die aus guten gründen die einzige im libanon ist, die sich noch nicht auf politische programme allein stützen kann."
    es war klar, dass die fünfhunderttausend menschen, die am 8. märz 2005 zusammengekommen sind, um für das engagement syriens zu plädieren, das als schutz gegen westliche und israelische einmischung wahrgenommen wird, sich nicht dauerhaft mit der jetzigen situation abfinden würden. und die israelische offensive war mehr als nur ein aufhänger dafür - sie hat die hizbullah politisch überhaupt erst stark genug gemacht, derartige demonstrationen auf die beine zustellen und einen solchen druck auf siniora auszuüben. im grunde war ich doch immer irgendwie froh, dass die hizbullah da war, denn sie hat mit ihrer existenz einen bürgerkrieg verhindert und gleichermaßen ultra- und radikalreligiöse nischen gefüllt, weshalb ausländische terrorgruppen dort nur schwer fuß fassen können. und ich glaube, dass es die hizbullah vielleicht auf mehr macht anlegt, aber nicht auf einen bürgerkrieg.

    die hizbullah nutzt die unzufriedenheit der shiitischen bevölkerung aus purer machtgier schamlos aus, zweifellos, und gehört allein dafür geächtet. dass den shiiten dennoch mehr einfluss gewährt werden muss, notfalls auch über die hizbullah, steht darüber aber außer frage. der rechtsradikale schlächter michel aoun sollte hingegen schön seine moralisierende klappe halten, die ohnehin nicht ganz zu ihm passen will; schließlich war er es, der sich nicht an der regierung beteiligen und lieber einen auf oppositionell machen wollte, nicht andersherum. vielleicht wäre es ohnehin besser für ihn gewesen, im französischen exil zu bleiben, da würde der arme, arme verfolgte ex-general wenigstens noch westliches mitleid genießen.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 02.12.2006, 21:00

    Re: konkordanz
    intihaar hat folgendes geschrieben: es kann nicht sein, dass von vierundzwanzig ministern nur fünf shiiten sind, und das bei einem shiitischen bevölkerungsanteil von vierzig prozent. das ist diktatur, wie auch immer man zur hizbullah stehen mag.

    Gut, dies ist ein Argument das mir einleuchtet. Aber ist es nicht so, dass verfassungsmäßig festgelegt ist -korrigiere mich, wenn ich mich irre- wieviele Sitze jeder Bevölkerungsgruppe zusteht? Also die Revolte die da im Moment die Hibullah abzieht ist damit eindeutig verfassungswidrig. Wenn, dann muss eine Verfassungsänderung beschlossen werden, bevor man die Anzahl der schiitischen Sitze im Parlament erhöht. Alles andere ist illegal und dann bleibt ein übles Geschmäckle.

    Zitat: es war klar, dass die fünfhunderttausend menschen, die am 8. märz 2005 zusammengekommen sind, um für das engagement syriens zu plädieren, das als schutz gegen westliche und israelische einmischung wahrgenommen wird, sich nicht dauerhaft mit der jetzigen situation abfinden würden.

    Das der Libanon keine israelische Einmischung will ist verständlich. Das es bei einer syrischen anders gesehen wird, ist für mich ein Widerspruch. Entweder Souveränität oder geistiger Vasall. Dazwischen gibt es für mich nichts.

    Zitat: und die israelische offensive war mehr als nur ein aufhänger dafür - sie hat die hizbullah politisch überhaupt erst stark genug gemacht, derartige demonstrationen auf die beine zustellen und einen solchen druck auf siniora auszuüben. im grunde war ich doch immer irgendwie froh, dass die hizbullah da war, denn sie hat mit ihrer existenz einen bürgerkrieg verhindert und gleichermaßen ultra- und radikalreligiöse nischen gefüllt, weshalb ausländische terrorgruppen dort nur schwer fuß fassen können. und ich glaube, dass es die hizbullah vielleicht auf mehr macht anlegt, aber nicht auf einen bürgerkrieg.

    Entschuldige, aber ich sehe nicht wo die Hisbullah einen Bürgerkrieg verhindert hat. M.E. ist genau das Gegenteil der Fall. Nur durch einen Bürgerkrieg kann die Hisbullah die Regierung stürzen und sich dann selbst auf den Thron hieven. Die Hisbullah will den Bürgerkrieg nicht verhindern, sie braucht ihn um an die Macht zu kommen. :evil:

    Zitat: die hizbullah nutzt die unzufriedenheit der shiitischen bevölkerung aus purer machtgier schamlos aus, zweifellos, und gehört allein dafür geächtet.

    Danke für diese Aussage. So ist es. 8)

    Zitat: dass den shiiten dennoch mehr einfluss gewährt werden muss, notfalls auch über die hizbullah, steht darüber aber außer frage.

    Kennst Du den Spruch "wie man sich bettet, so liegt man"? Wenn die Schiiten sich der Hisbullah bedienen, sind sie am Ende die Gelackmeierten und mindestens genauso machtlos wie jetzt. Denn die Hisbullah wird ihre Machtposition dann nicht mehr räumen. Sie wird alle die nicht nach ihrer Pfeife tanzen über die Klinge springen lassen. Für die Menschen im Libanon hätte sich nichts zum Besseren verändert. Im Gegenteil. Die Einführung eines Gottes-Staates oder einer Diktatur ist das Letzte, was ich dem Libanon wünsche.


    Zitat: der rechtsradikale schlächter michel aoun sollte hingegen schön seine moralisierende klappe halten, die ohnehin nicht ganz zu ihm passen will; schließlich war er es, der sich nicht an der regierung beteiligen und lieber einen auf oppositionell machen wollte, nicht andersherum. vielleicht wäre es ohnehin besser für ihn gewesen, im französischen exil zu bleiben, da würde der arme, arme verfolgte ex-general wenigstens noch westliches mitleid genießen.

    Tja intihaar, er ist eben einer unter vielen, die sich rechtzeitig ein Stück Kuchen von der Macht abschneiden wollen. Wenn man sich anschaut welche Parteien ihre Schmuddelfinger danach ausstrecken, kann es einem für die Menschen im Libanon nur noch gruseln. :?

    Gruß
    Hausdrache

    (Hervorhebungen im Zitat von mir)



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    intihaar - 02.12.2006, 21:52

    bärenbinderei
    Zitat: hausdrache: "Gut, dies ist ein Argument das mir einleuchtet. Aber ist es nicht so, dass verfassungsmäßig festgelegt ist -korrigiere mich, wenn ich mich irre- wieviele Sitze jeder Bevölkerungsgruppe zusteht?"
    es ist gemäß des ta'if-abkommens festgelegt, dass die hälfte der sitze im majlis al-nuwab an christen und die andere hälfte an muslime, drusen und alawiten geht, zur zeit jeweils 64. zuvor gab es eine christliche mehrheit im parlament, basierend auf einem zensus von 1932, der den bevölkerungsparitäten zu beginn des bürgerkriegs selbstverständlich nicht mehr entsprach und eine von vielen ursachen für die blutlache der kommenden jahrzehnte war - mithin übrigens deshalb auch meine skepsis bezüglich der vorschläge ob des demografischen wandels in israel.

    darüber hinaus ist festgeschrieben, dass der präsident ein maronitischer christ, der ministerpräsident ein sunnitischer muslim, der parlamentspräsident ein shiitischer muslim und der oberbefehlshaber der armee ein christ sein muss. die ministerposten allerdings sollten etwa nach bevölkerungsanteil vergeben werden. und das ist beim jetzigen kabinett sinioras nicht der fall: zwölf seiner minister sind christen (jetzt minus zwei, bedingt durch die tötung gemayels und den rücktritt sarrafs), fünf sunniten und zwei drusen. und dabei sind die shiitischen muslime im libanon mit abstand die größte konfessionelle gruppe!

    also ich wär auch ziemlich sauer. damit erübrigt sich auch deine einschätzung als verfassungswidrig: demonstrationen gegen ungerechtigkeiten sind im libanon ausdrücklich erlaubt, erst recht friedlicher art. und gewaltausschreitungen größeren ausmaßes gab es meines erachtens keine, was schon bemerkenswert ist bei einer solchen ansammlung wütender und zorniger menschen.

    Zitat: hausdrache: "Entschuldige, aber ich sehe nicht wo die Hisbullah einen Bürgerkrieg verhindert hat."
    sie hat ihn jahrelang verhindert: die unterdrückung - ich würde es wirklich ohne weiteres so nennen - der shiiten im libanon dauert ja nun schon ein paar jährchen, aber vor offener konfrontation hat sich die hizbullah bisher immer zurückgehalten, vermutlich aus scheu, nicht stark genug zu sein. denn vor der israelischen offensive hätte sie mit dieser einschätzung ihres eigenen einflusses noch vollkommen richtig gelegen. meines erachtens liegt der grund für die verweigerung der hizbullah zur selbstentwaffnung nicht nur darin, dass dem iran daran offensichtlich nichts gelegen ist, sondern auch vor allem darin, dass die shiiten als einzige konfessionelle gruppe noch immer faktisch und politisch völlig benachteiligt sind, die hizbullah daher ihre "aufgabe", aus ihrer sicht, noch nicht erledigt hat.

    ich halte politisch rein gar nichts von der hizbullah, und noch weniger halte ich von der amal-bewegung. es gibt aber nun mal keine anderen einflussreichen shiitischen organisationen im libanon. die amal-bewegung wurde jahrelang von syrien unterstützt - im lagerkrieg übrigens gegen palästinensische milizen, die wiederum von der hizbullah unterstützt wurden, woher ein großer teil der bis heute andauernden palästinensischen unterstützung für die hizbullah herrührt -, die hizbullah zunächst nur vom iran, jetzt wohl von beiden. andere shiitische gruppen konnten sich mangels finanzieller und materieller mittel im bürgerkrieg nicht "behaupten" und sind entweder einflusslos geblieben oder einflusslos geworden.

    die shiiten im libanon haben außer der hizbullah und der amal-bewegung und unabhängig von dem iran und syrien keinerlei fürsprecher, nicht im westen, nicht in den arabischen staaten, nirgendwo. was sollen sie anderes machen, hausdrache, als sich der hizbullah und der amal-bewegung anzuvertrauen? wem denn sonst?



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 02.12.2006, 22:13


    Mir ist die Problematik mit der Sitzverteilung durchaus klar und auch, dass sich dabei nach dem Bevölkerungsanteil gerichtet werden soll. Auch ist es völlig legitim, wenn das Volk für seine Rechte kämpft und auf die Straße geht. Aber bevor die Sitzverteilung verändert werden kann, muss das beschlossen werden. So meinte ich es.

    Wenn ich mich recht entsinne, wurde die Gewichtung nach Bevölkerungsanteil von den Franzosen eingeführt. Wäre es nicht sinnvoller, so wie in anderen demokratischen Staaten auch, sich von diesem alten Mist ganz zu trennen? Die Bürger wählen einfach nach Parteien, die sich entsprechend der Wahlstimmen dann die Sitze im Parlament erkämpfen? Egal welche Konfession sie angehören? Wird es nicht Zeit, sich endlich von diesem Kolonial-Müll zu trennen? :D

    Beim Thema Hisbullah kommen wir auf keinen gemeinsamen Nenner. Ich sehe in dieser Fraktion die größte Gefahr für einen demokratischen und unabhängigen Libanon. Deine Argumente kann ich allerdings nachvollziehen.

    Wenn die Schiiten im Libanon so eine überwältigende Mehrheit sind, dann sollten die sich endlich eine eigene demokratische Bewegung/Partei zulegen. Ohne Amal, ohne Hisbullah. Unabhängig und frei von diesen ganzen Machtzecken und Blutsaugern, die nur ihren eigenen Dünkel im Auge haben.

    Gruß
    Hausdrache



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    intihaar - 02.12.2006, 22:50

    satanismus
    Zitat: hausdrache: "Aber bevor die Sitzverteilung verändert werden kann, muss das beschlossen werden."
    nein - das problem ist ja, dass im grunde siniora gegen das taif-abkommen und die verfassung verstößt. es ist überhaupt keine verfassungsänderung nötig - es geht ja nicht um die sitze im parlament, sondern um kabinettssitze. und die sind einfach nicht gerecht verteilt worden. eine nachträgliche änderung dieser ungerechtigkeit beinhaltet keinen verfassungsbruch, im gegenteil, sie würde den sinn und die vorgaben der verfassung wiederherstellen. es ging nie um das parlament; alle demonstranten skandieren lediglich die regierung der nationalen einheit entsprechend der jeweiligen konfessions- und bevölkerungsparitäten sowie die absetzung des ministerpräsidenten siniora, den ich zwar schätze, zu dessen verteidigung ich in diesem fall aber nicht viel zu sagen habe.

    bezüglich des französischen modells der konfessionellen konkordanzdemokratie sind wir im grunde einer meinung. ich halte auch nichts davon, zumal die verfassung ständig änderungs- und streitpotenzial bietet, allein was eben die verteilung der sitze angeht.

    und, hausdrache, neugründungen sind immer so eine sache. dass sie sich gegen die hizbullah oder die amal-bewegung durchsetzen könnte, halte ich für sehr fraglich. an den bekanntheitsgrad und die finanziellen mittel der hizbullah wird sie nicht herankommen, oder zumindest wird es jahre, wenn nicht jahrzehnte dauern, bis sie auch nur den status einer randerscheinung überwunden hat. ich hoffe aber, dass die bemühungen, die kriegsverbrechen der hizbullah während des bürgerkriegs aufzuarbeiten, früher oder später wieder aufgenommen werden, jene bemühungen, die ebenfalls infolge des israelischen feldzugs mehr oder weniger praktisch wie geistig zunichte gemacht wurden. einfach, weil diese bilder und fakten nicht ins bild der hizbullah als messias, befreier, verteidiger oder sonstwas passen und sich damit zur zeit niemand befassen mag.

    ich persönlich setze da mehr auf einen politischen wandel der beiden gruppen, wie er sich auch bei den anderen ebenso blutbesudelten milizen im libanon vollzogen hat, wenn auch bei keiner bereits vollständig - aber es dauert nun mal eine weile, bis man solchen dreck wieder losgeworden ist. voraussetzung dafür ist aber eine entsprechende machtteilhabe der shiiten und die beendigung ihrer benachteiligung. und die können die demonstranten meinethalben so lange und so oft und so nachhaltig fordern, wie sie wollen, weil sie schon längst hätte umgesetzt werden müssen.

    bleibt zu hoffen, dass die bekannten schreckensszenarien nur fantasiegebilde bleiben, und dass ahmadinedjad und assad auf der einen wie auch mubarak und abdullah al-saud auf der anderen seite ihre triefend-hässlichen fressen und dreckverschmierten greiffinger endlich aus libanesischen angelegenheiten raushalten. im libanon selbst gibts teufel genug, da müssen nicht auch noch welche von außerhalb mitmischen.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 03.12.2006, 11:44

    Re: satanismus
    intihaar hat folgendes geschrieben:
    bezüglich des französischen modells der konfessionellen konkordanzdemokratie sind wir im grunde einer meinung. ich halte auch nichts davon, zumal die verfassung ständig änderungs- und streitpotenzial bietet, allein was eben die verteilung der sitze angeht.

    Ja, da sind wir mal wieder einer Meinung. Ich wünsche es dem Libanon, dass diese alte Leiche endlich auf den Friedhof kommt. Ein absurdes Verfahren, dass ich für alles, nur nicht für demokratisch halte.

    Zitat: und, hausdrache, neugründungen sind immer so eine sache.

    Mir ist bewusst, dass dies nicht einfach ist. Aber ich sehe darin den Weg, wie sich die Menschen unabhängig von solchen unsäglichen Gichtgriffeln machen können.

    Zitat: bleibt zu hoffen, dass die bekannten schreckensszenarien nur fantasiegebilde bleiben, und dass ahmadinedjad und assad auf der einen wie auch mubarak und abdullah al-saud auf der anderen seite ihre triefend-hässlichen fressen und dreckverschmierten greiffinger endlich aus libanesischen angelegenheiten raushalten. im libanon selbst gibts teufel genug, da müssen nicht auch noch welche von außerhalb mitmischen.

    Waaah, dass hast Du sehr treffend formuliert. :lol: Ich wünsche es dem Libanon, dass er endlich wirklich souverän werden kann und innenpolitisch zur Ruhe kommt. Das er sich sowohl von den Altlasten der franz. Kolonialherren und ebenso von der Penetranz anderer Staaten befreien kann.

    Gruß
    Hausdrache

    (Hervorhebungen im Zitat von mir)



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    intihaar - 03.12.2006, 23:09

    hoffnungsträger
    Zitat: hausdrache: "Aber ich sehe darin den Weg, wie sich die Menschen unabhängig von solchen unsäglichen Gichtgriffeln machen können."
    nun - tägliche lektüre ist für mich die website von sajjed fadlullah, und jeden tag besuche ich diese seite mit großer hoffnung, was die libanesische zukunft anbelangt. parteiengründungen hin oder her, die gegenwärtige situation, die der hizbullah nur gut tun kann, wird sich dadurch nicht ändern, das ist nach strohhalmen angeln ohne reale grundlage. denn so lange sajjed fadlullah die hizbullah nicht zur entwaffnung oder zumindest zur erklärten, dauerhaften einstellung gewalttätiger aktionen auffordert oder es zumindest einen sachten hinweis gibt, dass er das in betracht zieht, sehe ich diesbezüglich völlig schwarz.

    angesichts dessen, dass seine religiösen positionen abgesehen von denen gegenüber israel doch recht moderat und im großen und ganzen hinnehmbar sind, und angesichts dessen, dass er terror gegen zivilisten, explizit darauf angesprochen, fast immer abgelehnt oder zumindest als nur sehr eingeschränkt tragfähig beurteilt hat, halte ich das sogar für möglich - vorausgesetzt, israel liefert ihm nicht passende andersfarbige argumente und bringt ihn in positionen, in der er einmütig zu der einschätzung gelangt, die hizbullah müsse den libanon gegen israelische aggressionen schützen. und was den kriegerischen aspekt des djihad anbelangt, so zählt er, wie aus seinen fatwat hervorgeht, ohne zweifel zu jenen, die krieg nur zu verteidigung erlauben, übrigens auch zu der von nichtmuslimen aller art.

    sajjed fadlullah ist vermutlich mit abstand der bedeutendste 'zivile' prediger und gelehrte in der libanesischen shia, und insofern setze ich, was das betrifft, ziemlich viele hoffnungen in ihn. er ist seit fünfzig jahren auf der religiösen bühne des libanon tätig, ist beliebt, gilt als aufrichtig und weise, hat charisma, ist nicht gerade dumm, ist ein halber nationalheld und wurde durch einen von der cia und saudi-arabien co-organisierten, drei millionen dollar teuren anschlag, bei dem achzig menschen starben, nur er nicht, schon mal fast ins paradies befördert - was ja nicht mal der einzige mordversuch war, der gegen ihn verübt wurde.

    ergo: wenn es im libanon jemanden gibt, der es mit hasan nasrallah aufnehmen und der eine offene konfrontation mit ihm überstehen könnte, dann ist er das.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    intihaar - 04.12.2006, 03:02

    post scriptum
    auf mazens blog gefunden... ohne weiteren kommentar.

    thursday 30 november 2006



    THE RETURN TO HOMELAND
    after a 10 days trip to switzerland and germany. after the second day, i began to fear that the war starts while i'm out of the country.
    "i came back on time"
    thanks god?
    or may god help you?

    kommentare

    nayla said…
    yes, siniora stated that he would not take any decision before ur return... so welcome back !

    zvik said…
    I hope Lebanon won't become like Iran

    Ibn Bint Jbeil said…
    i hope lebanon does not become like jerusalem.

    billfish said
    I hope......

    kerblee said…
    I hope Lebanon doesn't become like any country but Lebanon!

    friday 1st of december 2006



    THE OPPOSITION IS IN THE STREET

    AND THE GOVERNMENT IN THE OFFICES
    the opposition want also offices
    and the government is afraid to end up on the street

    kommentare

    laure ghorayeb said…
    mazen
    c'est une description honnête.bravo

    nayla said…
    super jogging 2 hours a day among the sit-inners ! ambiance de fête...come down with your trumpet !

    angel said…
    Well said!

    zvik said…
    Poor Lebanon, peace to all of you.

    boumb said…
    but nobody is asking the governement to "end up on the street" ...

    mazen said…

    hello boumb,
    this drawing is just a funny/sarcastic way to show the situation that unfortunately is - again and again - a fight for power (lutte de pouvoir).
    but, if i have to be honest, i'll add that there is at least one person (myself) asking for the government to end up on the street. my only problem is that i do not believe in anything else, and even if i know how much this governement is corrupted, sold out and inactive, i am not sure that another governement will be better. in the best case i think it will be the same shit. in the worst case, a worst shit!
    god save the queen!
    and fuck them all!

    ps: good post on your blog today with the comparison between al akhbar and al mustaqbal pictures of the demonstration. on tv it is the same shit. if you watch future or lbc, you would think that nothing is happening in the country. they just show (for 2 minutes) the demonstration in the news. on the other hand, other tv station show nothing but the demonstration. the lack of objectivity/freedom of the medias is already something awful in the world, but it is even worst in lebanon. you cannot find a fucking media who has a sens of critic. we are doomed to stay idiots in this country.
    and talking about the country, i reassure zvik on a comment he/she made on the drawing before this one: do not worry, there is no chance that lebanon becomes like iran. at least because it has so many difficulties to become like itself in the first place.

    poppins said…
    you forgot The Chair ...


    edit: kommentare hinzugefügt.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Talley - 04.12.2006, 09:58

    Re: post scriptum
    Lieber Hausdrache, lieber Intihaar,

    zunächst herzlichen Dank für eure erhellende Diskussion. Die Sichtweise des Kleinen, der Einzelheit, die man im Forum, aber nicht in der Zeitung findet, dass ist das Schöne hier.

    Aber: Ungeachtet der Fehlerhaftigkeit und der Unvollkommenheiten des augenblicklichen Systems halte ich eine Konkordanzdemokratie im Libanon für die beste Lösung.

    Was passierte denn im Falle einer Mehrheitswahl nach westlichem Vorbild? Schiiten wählen schiitische Parteien, Drusen drusische, Maroniten maronitische usw usf. Sprich, da sich die Wahlentscheidung nicht durch politische Positionen, sondern nach ethnischen Kriterien manifestiert, bleiben erhebliche Bevölkerungsteile, auf Dauer von der Regierungsgewalt ausgeschlossen. Dass eine solche politische Chancenlosigkeit Lust auf Regierungsbeteiligung mittels des Drucks der Straße entstehen lässt, dies erleben wir gerade.

    Eine Mehrheitsdemokratie funktioniert meiner Ansicht nach nur, wenn sich Parteien nicht durch ihre ethnische Zugehörigkeit definieren, sondern - theoretisch - für jeden Bürger des Staates wählbar wären. Im anderen Fall sehe ich durchaus Vorteile um Konkordanzsystem.

    Außerdem: Die Hisbollah hätte im Falle der Mehrheitswahl durchaus Chancen, stärkste Partei und Anführer der Regierung zu werden. Und wer will solches?


    PS. Was für ein schönes englisch-französisches Kuddelmuddel in dem Blog, Intihaar. Wie gerne würde ich das HÖREN anstatt zu LESEN.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    intihaar - 04.12.2006, 19:08

    richtigstellung
    Zitat: talley: "Eine Mehrheitsdemokratie funktioniert meiner Ansicht nach nur, wenn sich Parteien nicht durch ihre ethnische Zugehörigkeit definieren, sondern - theoretisch - für jeden Bürger des Staates wählbar wären."
    offensichtlich habe ich mich zu undeutlich ausgedrückt in dem, was ich eigentlich meinte und wollte. die wechselnden, interkonfessionellen allianzen der letzten jahre haben ja gezeigt, dass die parteien selbst begriffen haben, dass das jetzige modell letztlich einfach nicht zukunftsfähig ist. und auf der märtyrer-rafiq-hariri-liste der allianz des 14. märz waren entsprechend ebenso christliche wie auch muslimische parteien und mit der progressiv-sozialistischen partei auch die führende drusische partei von djumblatt zu finden. zum teil haben diese parteien ja auch schon ein interkonfessionelleres profil angenommen, und fraktionen und parteien wie der tripoli-block, die "demokratische erneuerung" und die "demokratische linke" bestehen ja ebenso aus christen wie aus muslimen. darauf muss aufgebaut werden, nicht auf überkommenen kolonialsystemen, die dem libanon bisher nur zwist und bruderkrieg gebracht haben.

    ich habe auch nicht unbedingt ein problem mit dem konkordanzmodell selbst, sondern eben gerade mit dem hier entwickelten ethnisch-konfessionellen charakter desselben. meines erachtens werden bei fortbestand dieses systems die probleme immer wieder in abgewandelter form auftreten, egal wie oft man sich wieder zusammenrauft. im libanon hat man aus dem bürgerkrieg meines erachtens gelernt, und alle libanesen, die ich kenne - aufgrund meiner doppelten staatsbürgerschaft bin ich ja selbst letztlich einer, wenn ich den libanon auch nicht wirklich als heimat betrachte -, beschwören unablässig die einheit und eine grundsätzliche neuordnung des systems. sofern die shiiten nicht mehr benachteiligt werden und sich größeren, angemessenen politischen einfluss sichern konnten, sehe ich die chance für diese neuordnung ohne weiteres gegeben, denn dann wird das konkordanzmodell obsolet.

    hier wie überall gilt aber, dass der libanon ein eigenes modell entwickeln muss, das den ansprüchen aller seiner bürger entsprechend gerecht wird, und dass man nicht erwarten darf, der libanon müsse andere, zum beispiel europäische modelle einfach übernehmen. diesen schritt muss der libanon allein bewerkstelligen, ohne eigennützige 'hilfe' von außen - und dass ihm diese möglichkeit gegeben wird und dass ihm das dann auch gelingt, dafür bete ich jeden tag.

    Zitat: talley: "Außerdem: Die Hisbollah hätte im Falle der Mehrheitswahl durchaus Chancen, stärkste Partei und Anführer der Regierung zu werden."
    das ist kein argument. unter dieser voraussetzung müsste man die demokratie ganz abschaffen. entweder man akzeptiert, was die volksmehrheit will, oder man akzeptiert es nicht. im übrigen schätze ich die chancen der hizbullah im falle einer konkurrenzdemokratie auf etwa dreißig prozent, bei einer allianz mit der amal-miliz auf knapp vierzig. nicht alle, die an den demonstrationen beteiligt waren und sind, sind unbedingt dem ruf der hizbullah gefolgt. die derzeitige regierung gilt auch unter leuten, die der hizbullah kritisch gegenüberstehen, schlicht als unfähig - was ich nicht auf jeden einzelnen minister und siniora übertragen will, aber bei manchen scheinen die im raum stehenden werturteile mehr als berechtigt.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 04.12.2006, 19:17


    Danke für Deinen Beitrag, intihaar. Deine Ausführungen kann ich 100% unterschreiben. 8)

    Gruß
    Hausdrache



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Dayan - 05.12.2006, 20:30


    ZZt sieht es nach einem Konflikt zwischen den Shiiten und die Sunnitischen Minderheit aus.Es gibt Augenzeugen Berichten von Plünderungen und Überfällen in den Sunniten Vierteln.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 05.12.2006, 21:19


    Dayan hat folgendes geschrieben: ZZt sieht es nach einem Konflikt zwischen den Shiiten und die Sunnitischen Minderheit aus.Es gibt Augenzeugen Berichten von Plünderungen und Überfällen in den Sunniten Vierteln.

    hmmm... das hört sich nicht gut an. :?

    Gruß
    Hausdrache



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Riwka - 23.12.2006, 23:15

    Re: Aus erster Hand
    Talley hat folgendes geschrieben: Diejenigen, die einmal Informationen aus dem Libanon lesen wollen, die nicht durch die Propagandamaschinerie der einen oder anderen Seite gingen, denen sei die Dokumentenseite der UNIFIL empfohlen.

    Au weh, Talley.

    Seit wann ist UNIFIL 'propagandafrei' ?

    Die Diskussion hatten wir doch schon in erschoepfender Breite im alten Forum.....



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Riwka - 23.12.2006, 23:22


    Zitat: U.S. Readies Security Aid Package to Help Lebanon Counter Hizballah - Robin Wright

    The U.S. is preparing a package of almost $500 million in aid for Lebanon's military and police, part of almost $1 billion in total U.S. assistance to h.e.l.p the beleaguered Lebanese government. It is designed to strengthen the government's hand over the influence of Hizballah, a force often better-equipped than the country's army. After Iraq, Lebanon has become the primary battleground for influence between the U.S. and Iran. (Washington Post)

    (.... das Wort h.e.l.p muste man im obigen Text mit Punkten hinter den einzelnen Buchstaben verrsehen, da ansonsten das emoticon help im Text angezeigt wird)



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 26.01.2007, 11:17

    Ausgangssperre in Beirut
    Es gibt mal wieder Unruhe und der Grund ist zumindest mir, völlig unverständlich:

    Zitat: Ausgangssperre nach Krawallen in Beirut

    Nach den gestrigen Ausschreitungen mit mindestens vier Toten hat die libanesische Armee am Abend über Beirut eine vorübergehende Ausgangssperre verhängt.

    Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah rief seine Anhänger auf, der Anweisung zu folgen. Anhänger der Opposition und regierungstreue Studenten waren gestern an der Arabischen Universität in Beirut mit Schlagstöcken und Steinen aufeinander losgegangen. Nach Militärangaben wurden mehr als 100 Menschen verletzt.

    Aufrufe zur Ruhe
    Zuvor hatten bereits andere Vertreter der schiitischen Oppositionsparteien Hisbollah und Amal die Studenten aufgefordert, "sofort die Straße zu verlassen und nach Hause zu gehen". Der sunnitische Chef der libanesischen Mehrheitskoalition, Saad Hariri, ein enger Verbündeter von Regierungschef Fuad Siniora, appellierte an alle Beteiligten, die Selbstbeherrschung zu wahren.

    Die Gewalt sei "der Versuch, die sehr positiven Ergebnisse der Geberkonferenz für den Libanon in Paris zu sabotieren".

    Geberkonferenz: 7,6 Mrd. für den Libanon
    Dort sagten mehrere Länder dem Libanon gestern vorerst 7,6 Mrd. US-Dollar an Hilfsgeldern zu. Damit wurde das Ziel von fünf Mrd. Dollar bereits vor Konferenzende deutlich übertroffen. Der französische Präsident Jacques Chirac gab als Gastgeber den Zwischenstand bekannt.

    Frankreich sagte als erstes Land 500 Mio. Euro Kredite zu Vorzugsbedingungen zu. Die EU legt ein Paket über ebenfalls 500 Mio. Euro für den Wiederaufbau des Landes bis 2012 auf. Saudi-Arabien sagte sogar mehr als eine Milliarde Dollar zu. Österreich hilft dem Libanon mit einer Million Euro.

    Die Hilfen sollen in Infrastrukturprojekte fließen und Zerstörungen durch den israelischen Feldzug vom Juli 2006 gegen die radikalislamische Hisbollah beseitigen. Die von der Hisbollah geführte Opposition im Libanon sieht das Hilfsprogramm kritisch und fordert den Rücktritt der anti-syrischen Regierung. -> http://www.orf.at/

    Gruß
    Hausdrache



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 27.01.2007, 10:08


    Hoppla, da wird aber ordentlich gepoltert... Nur wird das die Hizbollah null interessieren. ;)

    Zitat: Siniora: "Staatsstreich" von Iran und Syrien im Libanon

    Der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora hat Syrien und den Iran beschuldigt, einen "Staatsstreich" im Libanon zu betreiben. Dem Nachrichtenmagazin "Focus" sagte Siniora: "Innere und äußere Kräfte haben das ganze libanesische Parlament als Geisel genommen. Was wir sehen, ist praktisch ein Staatsstreich."

    Es sei offenkundig, dass Syrien und der Iran diese Kräfte seien. Sie belieferten die radikal-islamische Hisbollah mit Waffen und sorgten dafür, dass die gewalttätigen Aufstände der Opposition die Demokratie beschädigten. "Die Iraner sagen, dass sie die USA besiegen wollen. Sollen sie. Aber der Libanon ist nicht das Schlachtfeld dafür."

    Siniora räumte ein, über die militärische Aufrüstung der Hisbollah durch Iran und Syrien nicht im Bild zu sein: "Ich habe keine Zahlen." Bevor man die Hisbollah-Miliz entwaffne, müsse Israel die Besetzung der rechtlich umstrittenen Scheba-Farmen aufgeben, so der Ministerpräsident. "Wir müssen den Unterstützern sagen können, dass es keinen Grund mehr für den bewaffneten Kampf gibt." -> http://www.orf.at/

    Gruß
    Hausdrache



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Iskander - 08.02.2007, 16:30


    Zitat:

    Schüsse zwischen Israel und Libanon

    Erstmals seit dem Ende des Libanonkriegs im vergangenen Sommer haben sich israelische und libanesische Soldaten an der gemeinsamen Grenze ein direktes Feuergefecht geliefert. Bei dem Schusswechsel nahe der Ortschaft Awiwim wurde offenbar niemand verletzt.

    Ein Sprecher der libanesischen Armee sagte, eine israelische Planierraupe habe am Mittwochabend einen Sicherheitszaun überquert und sei auf libanesisches Gebiet gefahren. Die Soldaten hätten daraufhin das Feuer eröffnet. Nachdem sich die israelische Einheit zurückgezogen habe, sei es noch zu einem kurzen Gefecht gekommen.

    Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete, die Armee habe im Grenzgebiet nach Sprengstoff der libanesischen Hisbollah-Miliz gesucht. Die Patrouille habe sich bei dem Einsatz nicht auf libanesisches Territorium begeben. In der betroffenen Region hatte die israelische Armee am Montag vier von der libanesischen Hisbollah-Miliz gelegte Bomben gefunden. Angesichts der israelischen Aktion entsandte die libanesische Armee danach einen Aufklärungstrupp von rund 70 Soldaten an die Grenze.

    Die israelischen Soldaten planierten nach den Angaben der Armee den Boden. Dies solle es der Hisbollah erschweren, Sprengsätze unter Steinen zu verstecken. Die Friedenstruppe der Vereinten Nationen im Libanon (Unifil) sei über die Operation informiert worden.

    Ein Sprecher der Unifil-Friedensmission bestätigte die Berichte und bezeichnete den Schusswechsel als "ernsten Zwischenfall". Der Unifil-Kommandeur habe zu beiden Seiten Kontakt aufgenommen und ein sofortiges Ende des Gefechts gefordert. Gegen 22:30 Uhr Ortszeit seien die letzte Schüsse gefallen, sagte der Sprecher der Uno-Truppe.

    Nach dem fünfwöchigen Krieg Israels gegen die Hisbollah im vergangenen Sommer hat der Libanon im Rahmen einer international vereinbarten Waffenruhe Truppen an der Grenze zu Israel stationiert. Seitdem ist die Lage dort weitgehend stabil und ruhig gewesen.

    Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/159797.html



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 14.02.2007, 11:59

    Großdemo
    Und es köchelt weiter:

    Zitat: Libanon: Großdemo am Jahrestag des Hariri-Mordes

    Am zweiten Jahrestag des Anschlags auf den früheren libanesischen Regierungschef Rafik Hariri hat heute in der Hauptstadt Beirut eine Großdemonstration von dessen Anhängern begonnen.

    Wegen befürchteter Zusammenstöße mit Anhängern der pro-syrischen Opposition waren in der Stadt Tausende Soldaten mit gepanzerten Fahrzeugen postiert. Die Demonstranten strömten aus allen Teilen des Landes zusammen. Eine Großkundgebung ist auf dem Platz geplant, auf dem die Regierungsgegner seit Dezember für einen Rücktritt des Kabinetts unter Ministerpräsident Fuad Siniora demonstrieren.

    Hariri war im Februar 2005 bei einem Bombenanschlag in Beirut getötet worden. Seither kamen mehrere anti-syrische Politiker und Journalisten bei Anschlägen ums Leben. UNO-Ermitter sahen Syrien in den Mord an Hariri verwickelt, was Damaskus bestreitet. Erst gestern waren bei Anschlägen nahe Beirut mindestens drei Menschen getötet worden. ->http://www.orf.at/



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Jonas - 17.02.2007, 13:13


    Manchmal glaube ich, daß der Libanon nie zur Ruhe kommen wird.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 20.02.2007, 10:14


    Eines ist jedenfalls sicher: Der Libanon-Feldzug war die totale Pleite. Die Hisbollah ist nu stärker als vorher... :? Großartig... DAS an alle Träumer die glauben, dass man Terror mit Gewalt besiegen kann.

    Zitat: Israel: Hisbollah stärker als vor Libanon-Offensive

    Ein halbes Jahr nach der israelischen Libanon-Offensive hat die pro-iranische Schiitenmiliz Hisbollah ihr Waffenarsenal nach Einschätzung israelischer Geheimdienste mehr als aufgefüllt.

    "Die Hisbollah hat mehr Feuerkraft aufgebaut, als sie vor dem Krieg hatte", sagte gestern Yossi Baidaz vom Militärgeheimdienst vor dem außenpolitischen Ausschuss der Knesset laut Angaben von Teilnehmern der nichtöffentlichen Sitzung. "Ein Teil der Ausrüstung ist bereits angekommen, manches ist noch auf dem Weg aus Syrien."

    Dass es der israelischen Armee in dem 34 Tage dauernden Krieg nicht gelungen ist, die Hisbollah wie angekündigt militärisch auszuschalten, gehört in Israel zu den schärfsten Kritikpunkten an der Regierung von Ministerpräsident Ehud Olmert. -> http://www.orf.com/



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Skeptiker - 22.02.2007, 15:05


    Wenn man bedenkt, wie vielen Menschen dieser Feldzug das Leben gekostet hat, ist dieses Ergebnis der reine Hohn. Die israelischen Scharfmacher werden für die Zukunft aber leider nicht daraus lernen. :evil:



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Sharif - 22.02.2007, 15:54

    Sharifs nervigen Belehrstunden!
    Skeptiker hat folgendes geschrieben: Wenn man bedenkt, wie vielen Menschen dieser Feldzug das Leben gekostet hat, ist dieses Ergebnis der reine Hohn.

    Wenn die Hisbollah besiegt worden wäre, wäre es dann akzeptabel gewesen?

    Gruß.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Skeptiker - 22.02.2007, 15:58


    Zumindest hätte die 'Mission' ihren Zweck erfüllt. So sind Menschen für nichts und wieder nichts gestorben und die Hisbollah zusätzlich noch gestärkt worden. Hältst Du das vielleicht für sinnvoller?



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Sharif - 22.02.2007, 17:01


    Skeptiker hat folgendes geschrieben: Zumindest hätte die 'Mission' ihren Zweck erfüllt. So sind Menschen für nichts und wieder nichts gestorben und die Hisbollah zusätzlich noch gestärkt worden.

    Es gibt also einen Sinn, für den Menschen sterben dürfen?

    Skeptiker hat folgendes geschrieben: Hältst Du das vielleicht für sinnvoller?

    Was soll ich sinnvoller halten?

    Die Erfüllung einer Mission auf Kosten des Lebens von Menschen?


    Und die Hisbollah ist stärker, weil gemordet worden ist. Eigentlich habe ich nie anderes erwartet.

    Gruß.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    sv00010 - 22.02.2007, 19:11


    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Eines ist jedenfalls sicher: Der Libanon-Feldzug war die totale Pleite. Die Hisbollah ist nu stärker als vorher... :? Großartig... DAS an alle Träumer die glauben, dass man Terror mit Gewalt besiegen kann.
    Es wurde von Anfang an zu zaghaft vorgegangen.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 22.02.2007, 19:23


    sv00010 hat folgendes geschrieben: Es wurde von Anfang an zu zaghaft vorgegangen.
    Was hätte Deiner Meinung nach besser gemacht werden müssen?



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    sv00010 - 22.02.2007, 20:59


    Hausdrache hat folgendes geschrieben: sv00010 hat folgendes geschrieben: Es wurde von Anfang an zu zaghaft vorgegangen.
    Was hätte Deiner Meinung nach besser gemacht werden müssen? Israel hat schon von Anfang an auf die internationale Meinung Rücksicht genommen und z.B. die Bevölkerung gewarnt, wenn Bombenangriffe kamen.
    Das ist schon mal ganz falsch gewesen.
    Wenn die Amerikaner im 2. Weltkrieg, so Nazi-Deutschland hätten besiegen wollen,
    hätte sich der Krieg noch schätzungsweise doppelt so lange hingezogen.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    intihaar - 22.02.2007, 21:20

    kriegsfanatiker
    selbstverständlich. einfach alles plattmachen, dann lebt niemand mehr, und die bösen auch nicht. das ist die lösung. der mensch ist ja sowieso eine krankheit, israelis vielleicht nur akne, aber araber natürlich der ganze üble krebs. der mensch ist ja von natur aus böse, und gut wird er ja nur durch den glauben an jesus christus - oder eben durchs plattmachen.

    tja, das problem ist nur: die hizbullah ist der held, selbst wenn nur noch zwei oder drei ihrer milizionäre übrig wären - alle kriegt man ja leider nie mit gewalt, es sei denn, man macht wirklich alles platt. es spielt ja nicht einmal eine rolle, ob man in einem krieg erfolge hat oder nicht. so lange sich die leute mit einem solidarisieren - mit wem denn sonst? mit der regierung, die nichts tut oder nichts tun kann oder nichts tun will? mit dem israelischen feind, der mich plattmacht, "kollateral"? nein, mit dem, der schwört für mich zu kämpfen! -, hat man jeden krieg gewonnen, denn kriege verlaufen heute mehr denn je auf psychologischer ebene.

    boah, was war nasser bis zu seinem tod beliebt, und das trotz des junikriegs (blöder vergleich, aber immer noch besser als mit nazideutschland)! da hätte man vermutlich auch einfach mal ganz ägypten platt machen müssen. am besten nur menschenleere wüste um israel herum, das macht alles andere hinfällig und israel hätte endlich seine ruhe - solitudinem faciunt, pacem apellant. (die kann man ja dann begrünen.)

    und den libanon mit dem nationalsozialistischen deutschland zu vergleichen hat natürlich auch eine gewisse grazie; äpfel mit birnen, was denn, beirut wird zu dresden?! und noch sechzig jahre später ergötzen sich dann die neo-"islamisten" dran? oder zu hiroshima? noch besser! alle gegen einen, sogar und vor allem die bösartigen "gutmenschen"! geil!

    (ich habe wirklich selten eine diskussion mit araberfeindlichen, evangelikalen oder neozionistischen israelapologeten geführt, ohne dass in jedem zweiten oder dritten satz die worte "hitler" oder "nazi" oder "holocaust" auftauchten. das tausendjährige reich wird in manchem kopf tatsächlich zum ewigen! nur leider bleiben kriegsverbrechen kriegsverbrechen, egal, gegen wen sie verübt werden.)

    wie "zaghaft" israel doch vorgeht, bei über tausend toten, über einer million flüchtlinge und schäden in milliardenhöhe! "zaghaft!" ja, sv00010 ist heute wieder besonders lustig drauf! "ja, verglichen mit dem holocaust und verglichen mit dem, was die hizbullah mit dem israelischen waffenarsenal anfangen würde..." - immer diese vergleiche! wenn man seine verbrechen nicht anders rechtfertigen kann als mit solchen vergleichen, müssen sie schon ganz besonders übel sein.

    vielleicht sollte israel einfach mal anfangen, die libanesischen verhältnisse zu kapieren, und, wenn es sie kapiert hat, die richtigen schlüsse daraus zu ziehen, statt wild (oder auch "chirurgisch", denn in "sauberer kriegsführung" ist israel ja geübt, wie man beim wilden totenaufrechnen besonders gut erkennt) drauf loszuballern. aber greif nur nochmal an, israel! der libanesische blutsee wird sich dann auch über dich ergießen! denn wer den teufel ruft, muss ihn ertragen!



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    sv00010 - 22.02.2007, 21:31

    Re: kriegsfanatiker
    intihaar hat folgendes geschrieben:
    wie "zaghaft" israel doch vorgeht, bei über tausend toten, über einer million flüchtlinge und schäden in milliardenhöhe! "zaghaft!" ja, sv00010 ist heute wieder besonders lustig drauf! 1000 Tote Hisbollah-Kämpfer von 3k bis 5k Hisbollah-Kämpfern insgesamt?
    Ok, Ok - Hätte auch nicht mehr geschafft.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    intihaar - 22.02.2007, 21:44

    mörder
    Zitat: sv00010: "1000 Tote Hisbollah-Kämpfer von 3k bis 5k Hisbollah-Kämpfern insgesamt?"
    von tausend toten hizbullah-kämpfern hat nicht mal die israelische propaganda geredet, "freund". oder sind für dich alle libanesen hizbullah-kämpfer? (alle, abgesehen von den christen.)

    nur als hinweis für die 'unwissenden': unter den milizionären der hizbullah gab es nach angaben der hizbullah 250, nach israelischen angaben etwas mehr als 500 tote - die wahrheit dürfte irgendwo in der mitte liegen. amal hatte 17 tote zu beklagen, die pseudokommunistenmiliz 12, pflp-gc 2. diese alle hatte ich unter den tausend von mir genannten bereits herausgenommen; denn die zahl der getöteten zivilisten beläuft sich auf etwa 1000.

    in israel gab es 43 ermordete zivilisten - davon knapp die hälfte, so weit kann ich sv00010 beruhigen, israelis palästinensischer herkunft. getötete soldaten: etwa 120. zivilisten-kämpfer-verhältnis ergo: annähernd gleich, im libanon mehr zu den zivilisten hin verschoben, selbst wenn man israelischen zahlen glauben schenkt - und obwohl die israelische propaganda ja gerne behauptet, auf zivilisten rücksicht zu nehmen ("hey kumpel, da hinten gabs kollateralschäden, kannst du das reparieren?"), während die hizbullah angeblich nur auf zivilisten losgeht.

    dass wiederum einige der angehörigen von diesen eintausend ermordeten mittlerweile anhänger oder gar kämpfer der hizbullah sind, halte ich wiederum übrigens für sehr wahrscheinlich. das blendet sv00010 aber mit sicherheit aus. ebenso wie den namen der israelischen 'operation': "just reward" - gerechter lohn. es ging nicht um befreiung, es ging nicht um eine lösung, es ging nicht um eine entwaffnung oder gar entfernung der hizbullah, sondern einzig um eine blutige vergeltung für die entführung zweier soldaten und den beschuss mit sicherlich ärgerlichen, aber nicht massenmordsrechtfertigenden miniraketen, verübt am libanesischen volk. an einem volk, das gerade dabei war, sich von einer noch schlimmeren katastrophe zu erholen.

    und rache geht bekanntlich immer nach hinten los, denn rachsucht ruft nichts anderes hervor als rachsucht. rache ist der 'gerechte lohn' der rache; ebenso wie die wiederbewaffnung der hizbullah der 'gerechte lohn' ihrer gelungenen propagandistischen ausschlachtung jeder einzigen sekunde dieser menschenschlachterei ist. mit streubomben bekämpft man keine terroristen, man unterstützt sie!



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Sharif - 23.02.2007, 12:57


    Ich kann intihaar nur zustimmen und möchte seine letzte Aussage nochmals zitieren.

    intihaar hat folgendes geschrieben: und rache geht bekanntlich immer nach hinten los, denn rachsucht ruft nichts anderes hervor als rachsucht. rache ist der 'gerechte lohn' der rache; ebenso wie die wiederbewaffnung der hizbullah der 'gerechte lohn' ihrer gelungenen propagandistischen ausschlachtung jeder einzigen sekunde dieser menschenschlachterei ist. mit streubomben bekämpft man keine terroristen, man unterstützt sie!

    Gruß.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    haimax - 23.03.2007, 13:24


    Für Israel ist der Schuss mit dem Libanonkrieg definitiv nach hinten losgegangen. Keines der Kriegsziele wurden erreicht!

    Dies ist für die hochtechnisierte israelische Armee Fatal!

    Andererseits wurde imLibanon viel Leid, Zerstörung und Umweltschaden angerichtet.

    Klar Israel musste reagieren! Kein Land darf es zulassen, dass sein Land und Volk mit Raketen aus einem Nachbarstaat angegriffen wird.

    Aber ich hätte von den Israelis doch mehr Inteligenz und Realitässinn erwartet.

    Andererseits muss man bedenken, dass die Hysbollah eine 5. Kollone des Irans und Syriens im Libanon darstellt und sie von fremden Interessen ferngelenkt werden. Denn ein Krieg mit Israel war mit Sicherheit nie im Interesse des Libanon!

    Also man kann davon Ausgehen, dass der Iran der eigentliche Sieger dieses Konfliktes war. Die Hysbollah wird auch heute noch über Syrien mit Iranischem Geld und Waffen versorgt.

    Dieser Konflikt ist ein Konflikt zwischen dem Iran und Israel und ist noch nicht vorbei! Der Libanon war nur das Schlachtfeld!

    mfg Haimax



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 23.03.2007, 14:46


    Zustimmung, haimax. Kein Land kann es zulassen, wenn es vom Nachbarland aus mit Raketen beschossen wird. Es hat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, sich und seine Bürger zu schützen. Der Libanon hat nicht die Macht der Hizbullah die Stirn zu bieten. Wie auch, sitzen doch einige ihrer Vertreter im Parlament. Ein unsägliches Dilemma. Aber eins, dass der Libanon selbst lösen muss. Das schließt natürlich die Unterstützung der westlichen Welt, so von libanesischen gemäßigten Kreisen gewünscht, mitnichten aus.

    Das ist die eine Seite. Die andere ist die der äußerst brutalen Reaktion Israels darauf und deren Sinnlosigkeit. Wieviele Menschen sind in diesem Krieg, - Israel bezeichnet diesen Konflikt inzwischen als "Zweiter Libanon-Krieg"- gestorben, verletzt, verstümmelt worden? Mehr als 1100 Libanesen, meist Zivilisten, und 158 Israelis sind in diesen 34 Tage dauernden Angriffen getötet worden. Und was war das Ergebnis? Die Hizbullah und ihr Rückhalt sind stärker als je zuvor und die Abneigung gegen Israel ist weiter weltweit angestiegen. Der Libanon ist teilweise in die Steinzeit gebombt, unzählige Menschen sind zu Flüchtlingen und Obdachlosen gemacht worden. :? Der Schaden geht in die Milliarden. Und wer bezahlt den Wiederaufbau? Wir.

    Ein Wahnsinn ist das. nono Nur, wie hätte Israel einerseits "angemessen" reagieren und andererseits die Raketen-Angriffe stoppen sollen?! Ich hoffe sehr, dass die israelischen Machthaber daraus gelernt haben und nie mehr so unangemessen reagieren werden. Sie schaden damit Israel mehr, als es einen Nutzen davon hat. Allein diese Tatsache, sollte sie in Zukunft dazu veranlassen, nicht mehr mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen, pragmatischer zu denken und zu handeln... Die Auswirkungen sind nämlich für ALLE Beteiligten fatal.

    Gruß
    Susanna



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Spargel - 24.03.2007, 12:43


    Ich habe vor langer Zeit die Hoffnung auf Frieden in Nah-Ost aufgegeben. Manchmal glaube ich, dass dieser Konflikt erst dann ein Ende findet, wenn eine der Gruppen vernichtet ist.



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Hausdrache - 24.03.2007, 13:43


    Spargel, solche Momente habe ich auch manchmal. Aber ich kann und ich darf die Hoffnung auf Besserung und Frieden nicht aufgeben. In nicht allzu ferner Zukunft werde ich in der Westbank wohnen. Denkst Du, ich will dort in solch unsäglichen Zuständen leben? Eingesperrt wie eine Sardine in der Büchse, die nicht einmal ohne Israels Erlaubnis den Nachbarn besuchen darf. Mit der ständigen Angst, nicht mehr ins eigene Haus zurück zu dürfen, wenn man es verlassen hat. Mit nur stundenweise Strom. Mit rationiertem Wasser, während es die Siedler andererseits zum Füllen ihrer swimming-pools und bewässern ihrer Gärten verschwenden. Jeder Gang aufs Feld wird zum Spießrutenlaufen, bei dem man jederzeit von Spinnern wie ein Kaninchen abgeknallt werden kann... ;) Wenn wir Iren zu einer Beilegung des Konflikt fähig waren, eines Jahrhunderte dauernden Konfliktes, dann muss das auch dort nach nur 60 Jahren möglich sein. Es MUSS möglich sein. Es gibt keine andere Alternative. Die Antwort heisst: LEBEN! daumenhoch



    Re: aktuelle Lage im Libanon

    Spargel - 25.03.2007, 12:48


    Susanna, ich drücke dir alle Daumen. Es kann nur besser werden in diesem Nahost Saustall. Du hast ganz schön Mut in dieses Land voller Chaos und Gewalt zu gehen. Ich würde mich das nicht trauen. Liebe, die wundervolle Liebe scheint wirklich alles möglich zu machen. Andererseits hast du noch nie vor Schwierigkeiten zurück geschreckt. Du bist eben eine Kämpfernatur.



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