Der Fall Asamoah

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    Re: Der Fall Asamoah

    Claus - 19.09.2006, 12:56

    Der Fall Asamoah
    18.09.2006 20:30 Uhr

    Schalke 04: Eine Affäre von der Massagebank

    Was als stille Post begann, ist nun ein Problem: Der Fall Gerald Asamoah gefährdet das Geschäftsmodell des Bundesligisten aus Gelsenkirchen.

    Marcelo Bordon stand in den Katakomben des Berliner Olympiastadions, weit entfernt vom nächsten Gemäuer, und doch wirkte es so, als stehe er mit dem Rücken zur Wand - trotz der Einfühlsamkeit, um die sich die Berichterstatter aus dem Revier bemühten, als sie den Innenverteidiger des FC Schalke 04 vernahmen. Die zentrale Frage: Ob er denn tatsächlich, wie kolportiert werde, derjenige gewesen sei, der den vorläufig suspendierten Kollegen Gerald Asamoah bei den Vorgesetzten, nunja, verpetzt habe? Weitschweifend fiel die Erklärung aus, was zum einen daran lag, dass die Lage bei Schalke einerseits komplex ist und Bordon andererseits zwar passabel Deutsch spricht, seine Fähigkeit in geschliffener deutscher Dialektik aber ungefähr so fern ist wie die Meisterschale von Schalke. Zusammengefasst wies der Brasilianer von sich, ein Denunziant zu sein; er sei lediglich eine Instanz gewesen, bei der sich Schalkes Manager Andreas Müller vergewissert habe, ob denn stimme, was da an Tratsch an seine Ohren gelangt war - dass Asamoah Stunk machen wolle, falls er keinen Stammplatz erhalten sollte.

    Da Bordon es selbst nie gehört haben will, vergewisserte er sich angeblich bei Halil Altintop. Denn der soll ja Absender der stillen Post gewesen sein - laut Spielmacher Lincoln, der sich wiederum Bordon anvertraut habe. Altintop bejahte, Bordon trug die Erkenntnis weiter, woraufhin Müller und Trainer Mirko Slomka entschieden, Asamoah vom Spiel in Berlin zu suspendieren. Und nun muss das Millionen-Unternehmen Schalke befürchten, dass sich eine ursprünglich auf Kindergartenniveau abspielende "Affäre" aufgrund miserabler Verwaltung zu einer ernsten Geschäftskrise ausweitet.

    "Es ist halt schade", sagte Torhüter Frank Rost, ein Stück weit resigniert und jedes Wort abwägend. "Immer wenn man denkt, dass ein bisschen Ruhe einkehrt, kommt eine überraschende Situation." Immer, das war in diesem Fall ein vernünftiger Saisonstart, den ein eindrucksvoller Sieg gegen Werder Bremen ebenso schmückte wie die Qualifikation für die zweite Runde im Pokal sowie ein gutes Resultat im Uefa-Cup. Ein Sieg in Berlin, und Schalke wäre an die Spitze gesprungen. Doch Schalke siegte nicht, sondern verlor 0:2 und ausgerechnet bei Hertha, was bedeutete, dass der Gegner, den die Schalker am liebsten, wie die Berliner sagen, "ja nich ignorieren", Tabellenführer wurde.

    Tiefe Gräben

    Mit dem Fall Asamoah habe das alles gar nichts zu tun, sagten Rafinha, Dario Rodriguez und Fabian Ernst, und auch Manager Müller, der seinem Team in Dingen wie Zuteilung, Bewegung, Durchsetzungsvermögen oder Passspiel so ziemlich alles absprach, bezeichnete die Angelegenheit Asamoah als unerheblich für die fußballerische Darbietung. Frank Rost nicht. Rost sagte, der Vorfall könne nicht als Entschuldigung herhalten. "Aber wir haben es uns ja auch ein bisschen schwer gemacht durch die Umstände vom Tag vor dem Spiel." Denn so sei aufgezeigt worden, welche tiefe Gräben durch das Team gingen. "Jetzt wissen wir alle, welcher Charakter in unserer Mannschaft steckt. Wenn solche Gespräche beim Trainer oder Manager landen, braucht man von Teamgeist nicht mehr zu sprechen", befand auch Asamoah.

    Als Rost gefragt wurde, wie er es bewerte, dass offenbar jedes auf der Massagebank geäußerte Wort über die Betriebsinterna beim Vorgesetzten landen könne, sagte er nicht sehr viel. "Ich bin zwar selten sprachlos . . . Aber was soll ich dazu sagen? Es ist nicht schön." Schalke 04 als Hort der Denunziation? Auch um diesem Bild entgegenzuwirken, beharrte Müller darauf, die Information über die inkriminierten Äußerungen seien von dritter Seite und nicht aus dem Mannschaftskreis gekommen - was gleichfalls heikel ist.

    Denn nach Recherchen des kicker kam die Geschichte über den angeblich drohenden Asamoah durch die Berater-Agentur "Rogon" an die Ohren Müllers. Sie berät Schalkes halbe Stammelf. Was Gerald Asamoah zu Halil Altintop genau gesagt hat und in welchem Kontext, ist nicht bekannt. Slomka erklärte dazu, dass Asamoah angedeutet habe, "irgendwelche Dinge auszuspielen gegen mich". Er wisse allerdings nicht, was er damit gemeint haben könne.

    Die Mär vom Herrschaftswissen

    Gerald Asamoah schilderte den Hergang so, dass er eher banal klingt. So habe er im Gespräch mit Halil Altintop lediglich öffentliche Äußerungen von dessen Bruder Hamit in Frage gestellt, und dabei hinzugefügt: "An seiner Stelle würde ich vielleicht auch so Probleme machen." Als Asamoah dann gegen die Amateurelf von Hansa Rostock im Pokal tatsächlich spielte (und Halil Altintop auf der Bank saß), war die (mutmaßliche) Mär geboren, der deutsche Nationalspieler habe sich den Weg in die Elf durch Herrschaftswissen gebahnt - und aus den Kreisen Rogons sei dann die Information an Müller weitergeleitet worden.

    Ein Versuch, Personalpolitik zu betreiben? Altintop ist Asamoahs Konkurrent - und bei Rogon unter Vertrag. Slomka sagte, er sei persönlich enttäuscht über Asamoah, den er als Jugendtrainer gefördert habe. Am heutigen Dienstag soll es ein Krisentreffen mit Asamoah geben, "eine knallharte Runde", wie Müller ankündigte, den Ausgang offen lassend. Noch ist man in Schalke aber zuversichtlich, dass sich die Sache friedlich regeln lässt.


    (SZ vom 19.9.2006)



    Re: Der Fall Asamoah

    Claus - 20.09.2006, 12:54

    update
    19.09.2006 16:34 Uhr


    Schalke 04

    Westfälischer Friede nach der Stille-Post-Affäre

    Nationalspieler Gerald Asamoah wird nach einem Spiel Sperre wegen Trainerkritik wieder in den Kader von Schalke 04 aufgenommen.

    Von Christoph Biermann


    Beim Fußball ist bekanntlich gerne von der Körpersprache die Rede, doch wie versteht man sie eigentlich richtig? Es fehlt ein gültiges Wörterbuch, und ohne ein solches kommen Fehlübersetzungen schnell zustande. Leicht nach vorne gebeugt, mit hängenden Schultern und zusammengepressten Lippen saß Mirko Slomka am Dienstagmittag auf dem Podium der Arena in Gelsenkirchen, doch als Ausdruck von schlechter Laune oder sonstwie dunkler Verfasstheit wollte er das nicht verstanden wissen. ,,Ich bin glücklicher als ich es gestern war‘‘, behauptete Schalkes Trainer sogar, denn in der Stille-Post-Affäre um Nationalspieler Gerald Asamoah hatte es zuvor eine zweieinhalbstündige Aussprache gegeben. Deren Ergebnis wollten die Beteiligten unbedingt als Aufbruch zu neuen Ufern interpretiert wissen, was immer ihre Körper sagten.

    ,,Ab sofort ist Gerald Asamoah wieder voll im Kader dabei‘‘, verkündete Schalkes Manager Andreas Müller das wesentliche Ergebnis der Zusammenkunft zwischen ihm, Schalkes Trainer, dem betroffenen Spieler und seinem Berater Jürgen Milewski so wie Schalkes Präsident Gerd Rehberg. Doch übrig blieb bei den gemeinsamen Ausführungen auch, dass es zwischen dem Klub und Asamoah ein weiterhin unterschiedliches Verständnis der Episode gab, die dazu geführt hatte, dass der Nationalspieler vor dem Spiel am Sonntag bei Hertha BSC (0:2) aus dem Kader gestrichen worden war.

    Asamoah bestritt das Maß seiner im Mannschaftskreis geäußerten Drohungen, dass er Probleme machen würde, falls ihn der Trainer nicht bald von Beginn an spielen ließe. ,,Es war harmlos, was ich gesagt habe und nicht so gemeint, wie es einige Leute verstanden haben‘‘, sagte er. Waren die Äußerungen auf ihrem Weg über die Altintop-Zwillinge zu deren Berater Roger Wittmann, Eigentümer der Firma Rogon, angereichert worden, der Müller darüber informiert hatte? Aus Sicht des Managers spielte das jedoch keine Rolle, weil Asamoah quasi als Wiederholungstäter galt, der seinem Trainer schon in der letzten Saison ,,ein paar harte Worte‘‘ (Asamoah) gesagt hatte. Eigentlich hätte der Stürmer schon damals sanktioniert werden müssen, aber Slomka hatte das auch deshalb nicht getan, weil er Asamoah schon als Trainer betreut hatte, als der noch Jugendspieler bei Hannover 96 war.

    Auch nach dem gestrigen Treffen stand die sportliche Führung von Schalke 04 zu der Entscheidung, ihn für ein Spiel aus dem Kader zu nehmen, während Asamoah sie ,,zu hart‘‘ fand und sich ,,alleingelassen‘‘ fühlte. Doch interessanter als diese unterschiedlichen Positionen wird sein, wie sich dieser westfälische Friede weiterentwickelt und welche Dynamik er innerhalb der Mannschaft entwickelt. Müller kündigte noch Gespräche mit weiteren Spielern an, denn ungewollte oder zufällige Denunziationen werden bei der Jagd auf die Deutsche Meisterschaft kaum helfen.

    Asamoah sagte, dass auch Hamit Altintop ein klärendes Gespräch mit ihm führen wollte. Er sei darauf aber bislang nicht eingegangen und wollte zunächst das Treffen mit der Sport-Führung abwarten. Die Schalker Zwillinge Altintop mussten derweil nicht nur den Schock verdauen, als Petzen zu gelten, in der Nacht zum Dienstag brannte auch noch der Dachstuhl des Hauses ab, in dem die beiden mit ihrer Mutter in Gelsenkirchen wohnen. ,,Ein Zusammenhang mit der aktuellen Affäre besteht nicht‘‘, meldete der Sportinformationsdienst.

    Doch selbst wenn Schalke nicht auch noch einen Feuerteufel in den eigenen Reihen finden muss, räumte Asamoah ein, dass es ,,in den letzten Jahren immer wieder Dinge gegeben hat, nach denen man denken könnte, bei uns in der Mannschaft stimmt es nicht‘‘. Unseliger Weise passt die Debatte um ihn zum sportlichen Einbruch in den letzten beiden Spielen, wo von den tollen Leistungen zu Saisonbeginn nicht mehr viel übrig war. ,,Der Vorfall wird dazu führen, dass wir in der Mannschaft ein neues Bewusstsein fördern wollen‘‘, kündigte hingegen Slomka an. Doch der Trainer ist nicht der Erste, der diesen Stein den Berg hinaufzurollen versucht. Seit Jahren ist Schalke 04 auf der Suche nach dem Teamspirit, ohne ihn bislang gefunden zu haben. ,,Durch die Sache können wir noch stärker sein‘‘, sagte Asamoah und klang dabei fast enthusiastisch. Aber wer weiß schon genau, wie bei Schalke was genau zu verstehen ist.



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