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Re: Wege aus der Schalker Ehekrise
Triple X - 02.10.2006, 23:59Wege aus der Schalker Ehekrise
Der zwölfte Mann hat viele Gesichter. Meist steht er wie eine Wand hinter seiner Mannschaft, treibt sie mit letzter Hingabe an und sorgt dabei wohl oft für das entscheidende Quäntchen zum Sieg.
Bei enttäuschten Erwartungen schlägt diese Liebe aber auch mal ins Gegenteil um. So geschehen am Sonntag in der BayArena.
Nach dem bitteren Aus im Uefa-Cup folgte mit dem 1:3 gegen Leverkusen die zweite Ernüchterung binnen vier Tagen für den FC Schalke.
Die königsblaue Seele kochte. Der Unmut der Anhänger gipfelte in "Ihr seid scheiße wie der BVB"-Rufen, Fanartikel wurden als Wurfgeschosse missbraucht, manche Schalker Spieler bekamen Bier-Duschen ab.
"Seelenlose Mannschaft"
Als die Spieler sich längst kommentarlos in den Bus verkrochen hatten, diskutierte Andreas Müller, Manager der Schalke, noch immer mit den wütenden Fans.
Über eine "seelenlose Mannschaft", "taktische Fehler" und "Mist, der bei anderen Klubs nicht passiert" - dem Ex-Profi klangen die Vorwürfe noch lange in den Ohren.
"Der Zorn der Fans richtet sich zu recht gegen die Mannschaft", sagt Rolf Rojek, Fan-Beauftragter und Aufsichtsrat beim FC Schalke, im Gespräch mit Sport1.de.
Heftigkeit der Reaktion überraschend
Kritik zu äußern müsse erlaubt sein, sagt Rojek, aber im richtigen Maß: "Es muss fair bleiben. Beleidigen und mit Bier werfen ist nicht in Ordnung."
Dass die Reaktion in der BayArena derart heftig ausfiel, überraschte auch ihn.
Tiefer Frust trotz Platz fünf
Der reinen Faktenlage nach ist der jüngste Ausbruch nur schwer nachvollziehbar. Schalke liegt nach sechs Spieltagen mit zehn Punkten gleichauf mit dem Tabellenersten auf Rang fünf.
Im DFB-Pokal ist man auch noch dabei. Und doch reagieren die Anhänger, als stünden ihre "Knappen" zwei Spiele vor Saisonende auf einem Abstiegsplatz.
Keine Trotzreaktion
"Für jeden Fan ist es enttäuschend, wenn man wieder 360 Tage warten muss, bis die eigene Mannschaft wieder international spielt."
In Leverkusen hatte die Mannschaft nur in den ersten 20 Minuten überzeugt: "Die Fans haben auf eine Trotzreaktion (nach dem Aus im Uefa-Cup, d. Red.) gewartet. Hätte das Team mit 3:2 verloren und wäre mit fliegenden Fahnen untergegangen, hätte keiner was gesagt", ist sich Rojek sicher. Er muss es wissen, Rojek steht selbst regelmäßig im Fanblock und feuert sein Team an.
Auch einen schlechteren Tabellenplatz würden sie seiner Meinung nach akzeptieren, wenn die Einstellung stimme und die Fans nicht ständig das Gefühl hätten, die Schalker würden ihr Potenzial nicht nutzen.
Zerrüttetes Verhältnis
Das derzeit zerrüttete Verhältnis zwischen Anhängerschaft und Fans dokumentiert auch diese Aussage von Zlatan Bajramovic: "Es ist mir scheißegal, was die Fans brüllen. Die brüllen ja auch, wenn wir zu Hause führen."
Aktionen mit Fans und Spielern seien in den nächsten Tagen nicht geplant, berichtet Rojek. Reden helfe da momentan wenig, die Elf könne nur mit guten Leistungen auf dem Platz für versöhnliche Stimmung sorgen, glaubt er.
Slomka mit Kredit bei den Fans
Der Bruch zwischen der Mannschaft und ihrem zwölften Mann scheint nur schwer zu kitten und macht eine überzeugende Leistung im nächsten Spiel gegen den HSV umso dringlicher.
Seiner Elf dafür die richtige Einstellung "einzutrichtern" ist Aufgabe von Trainer Slomka, der bei den Fans nach wie vor Kredit besitzt. Es könne nicht immer der Trainer an allem schuld sein, sagt Rojek. "Es wäre schlimm, nach sechs Spielen einen neuen Trainer zu holen."
Slomka denkt nicht an Aufgabe
Das haben die Schalker offenkundig auch nicht vor. Müller hat sich bereits zu Slomka bekannt ("Wir vertrauen Mirko") und der Coach selbst denkt nicht daran, das Handtuch zu werfen:
"Es gab vom ersten Tag an Stimmen, die gesagt haben: Ich bin der Falsche. Aber ich stehe das durch. Ich werde garantiert nicht aufgeben."
Mit dieser Eigenschaft können Schalkes Spieler demnächst viel Kredit zurückgewinnen bei ihren Fans: Kampfgeist.
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