Bushido Biographie

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    Re: Bushido Biographie

    janine - 01.10.2006, 18:23

    Bushido Biographie
    Bushido – Von der Skyline zum Bordstein zurück

    Mit dem vierten Album in vier Jahren ist für Bushido die Zeit für eine grundsätzliche Positionsbestimmung gekommen: Wo stehe ich? Wohin geht die Reise? Das Ergebnis ist ein programmatischer Titel und eine klare musikalische Ansage: Keine Gäste, keine Features, keine Tricks!

    Zwischen Frühjahr 2003 und Herbst 2006 hat Bushido ein immenses Arbeitstempo hingelegt. Wenn er nicht gerade irgendwo auf einer Bühne stand, war er - neben seinen eigenen Platten – mit diversen Compilations, Produktionsjobs oder Gast-Raps beschäftigt. Eine Zeit auch, in der er mit großer Klappe und eigenen Ansichten zur kontroversen Medienfigur wurde. Dabei war es vom verfemten „Rüpel-Rapper“ zum authentischen Schulhof-Schlichter nur ein bemerkenswert kleiner Schritt. Erst jüngst hatte er die (zweifelhafte?) Ehre, in den Hauptschulen der Republik für ein besseres Klima zwischen Lehrkörper und den unverbesserlichen 10as dieser Welt zu sorgen. Im Schlepptau Kommunalpolitiker und Journalisten. Bushido an allen Fronten.

    Nun also die Besinnung auf die eigenen Stärken als Musiker – und sonst gar nichts. „Bereits im Vorfeld der Produktion stand fest, dass ich diesmal kein Teamwork wollte wie bisher“ sagt Bushido. „Weder innerhalb noch außerhalb meiner Label-Crew. Stattdessen hatte ich mich mit Kingsize bereits auf eine Zusammenarbeit im Studio geeinigt. Doch er war im Frühjahr noch mit Eko Fresh in Köln beschäftigt. Also habe ich mich mit dem Akai MPC ins dortige Hyatt-Hotel eingemietet. Hier wurde dann eine kleine Gesangskabine installiert und so konnte ich schon mal die ersten Raps aufnehmen.“ Es war sein Kumpel Eko, der ihn darin bestärkte, den eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu verfolgen. „Eko meinte nur, mach`das komplett alleine“ erinnert sich Bushido. Gesagt, getan. Und so entstanden 21 Tracks in Eigenregie, vorbereitet im Kölner Hotelzimmer und final produziert im heimischen Berliner Studio. „Ok, Stickle hat ein paar Scratches beigesteuert. Das war´s aber auch schon“ sagt er. Kingsize, der nominelle Beatmeister von Ekos GermanDream-Label, wurde auf diese Weise zum einzigen Mitarbeiter. „Zwischen uns war von vorn herein klar, dass ich für dieses Mal keinen klassischen Produzenten mit eigener Vision wollte. Meine Herausforderung bestand darin, meinen Sound für 2006 zu definieren. Ohne Einflüsse oder Kompromisse. Und das hat Yunus - alias Kingsize - bestens umgesetzt.“

    Wenn Bushido dabei ganz bewusst seinen 2003er-Albumtitel „Vom Bordstein bis zur Skyline“ auf den Kopf stellt, dann versteht er das keineswegs als nostalgische Heimkehr. Die alten Zeiten sind passé. Eine falsche „Ghetto“-Romantik ist nicht sein Ding; die Welt der VIPs und Showsternchen allerdings auch nicht. „Ich habe mir das alles angeschaut, von der Echo-Verleihung bis zur Aftershow-Party“ sagt er. „Alles ganz amüsant; doch ich bleibe dort wohl der ewige Outsider. Selbst nach dem Gewinn des Echo-Live-Awards wurde ich später komisch gemustert. So nach dem Motto: Was will der denn hier?“

    Bushido entwickelt stattdessen seine musikalischen Skills weiter und stellt klar, dass ihm die großen und kleinen Skandale, die Goldenen Schallplatten und ausverkauften Tourneen nicht über den Kopf gewachsen sind. „Ich habe gezeigt, dass ich jeder Zeit wieder zum Ausgangspunkt zurück gehen und neu anfangen kann“. Politisch unkorrekte, harte Tracks wie „Weißt du“ gehören genauso dazu, wie das deprimierende Alltagsdrama „Janine“ über ein vom Vater missbrauchtes Teenie-Mädchen. „Sie ist keine, die Nägel lackiert, sondern eher eine, die Schläge kassiert.“ Eine Geschichte übrigens, die Bushido aufgrund einer authentischen News-Meldung zum Rap-Text machte. Vom Märchen-Erzähler-Intro („Willkommen am Futtertrog, Sohn!“) über die Single-Auskopplung „Von der Skyline zum Bordstein zurück“ entfaltet „Der mit dem Zahnstocher“ (Bushido über Bushido) ein weites Soundspektrum. Düstere Atmosphären und komplexe Beats. Vielfältiger als jemals zuvor experimentiert Bushido mit Wort- und Satzfetzen herum und fügt sie zum „Sonnenbank Flavour“ wieder zusammen. Wenn man so will eine Dada-Version des klassischen Diss-Tracks. Oder auch eine Reim-Collage über Rap im Mediensturm. Bushido setzt neue Standards.

    Und wenn Bushido heute sagt, dass er rückblickend gut auf seine außermusikalischen Extratouren – Untersuchungshaft in Österreich, Anzeigen wegen Volksverhetzung, Streitereien innerhalb der Szene - verzichten könne, dann glaubt man ihm das gerne. „Das wäre vielleicht für Kids und Medien weniger interessant gewesen, aber auch ohne diesen ganzen Stress wäre meine Musik trotzdem entstanden.“ Zum abgeklärten Großmeister der Sampler und Mischpulte ist er jedoch auch im Spätsommer 2006 nicht geworden: „Naja, auch auf diesem Album sind wieder zwei, drei, vier Textstellen, wo ich mich absichtlich in eine erneute Diskussion begebe.“ Der Bordstein fordert weiterhin seinen Tribut.

    Bushido – Staatsfeind Nr.1

    Es hat sich viel verändert für Bushido. Vom „Electro Ghetto“ zum „Staatsfeind Nr.1“. Gerade mal ein Jahr ist vergangen, seit sich der „Typ aus Tempelhof“ auf eine verschärfte musikalische Reise begab. Ausgang ungewiss. Schließlich war es ein heftiger Abschied von gewohnten Strukturen, in denen er bis 2004 drei Alben sowie diverse Tapes und Compilations veröffentlicht hatte. Bye, bye Berliner Aggro-Underground – Willkommen auf dem nächsten Level: „Dreht euch um, jetzt bin ich der, der´s alleine macht“ rappte Bushido damals. Es sollte weiter gehen. Ohne Ruhe, ohne Pause. Eine Mikrophon-Attacke sondergleichen.

    Bushido hat in 12 Monaten die HipHop-Szenerie in Deutschland aufgemischt wie kaum ein anderer heimischer Rapper. Auf gleich drei (!) umjubelten Tourneen lotete er seine Live-Qualitäten aus und stellte – zuletzt mit Band – seine überragende Bühnenpräsenz unter Beweis. Mit einem Schlag war Bushido der erfolgreichste deutsche Live-Rap-Act. Gleichzeitig stand er im Kreuzfeuer der Kulturkritik. „Darf der das?“ lautete die unterschwellige Frage in der vereinigten Bewertungs-Republik Deutschland. Debattiert wurde über alle Style-Grenzen hinweg. Von Bravo bis zu Monika Griefahn, der Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien. In seltener Einmut interessierte man sich plötzlich für die „Schweinereimer“ (Rolling Stone), „Grobiane“ (Der Spiegel) und „Krawall-Rapper“ (Süddeutsche Zeitung). Selbst in der New York Times wurde Bushido als role model einer anderen, ungewohnten Jugendkultur aus Deutschland präsentiert. Irgendwie gefährlich, irgendwie bedrohlich. Zweifellos ein popkulturelles PHÄNOMEN, wie man es hierzulande bislang nicht erlebt hatte. „Hier reimt die Unterschicht,“ textete die Spiegel-Headline-Abteilung. Der deutsche HipHop erschien plötzlich im grellen Rampenlicht. Dabei wurde vieles vermischt, einiges aufgebauscht, anderes zurecht in die voll bekloppte Ecke verwiesen.

    „Diese ganze Debatte war wohl notwendig und ich habe meinen Standpunkt in diversen Interviews klar gemacht“ sagt Bushido. „Ich habe mich von vielem klar distanziert. Trotzdem rappe ich weiterhin `Ich koche Crack in deinem Kinderzimmer` oder `Ich zünde die Atombombe über China`. Das ist doch die gleiche Debatte wie bei den Games. In meinen Texten sprenge ich Städte in die Luft; trotzdem sage ich meinen Teenager-Fans in persönlichen Begegnungen bei jeder Gelegenheit die Meinung dazu, wenn sie scheiße drauf sind, mit 11 Jahren rauchen oder mit `ner Bierflasche ankommen.“ Für Bushido, den Rastlosen, war in diesem hektischen Sommer 2005 längst die Zeit gekommen, das PHÄNOMEN, die Szene und somit tausendmal gesagtes hinter sich zu lassen. HipHop als Strassen- und Musikkultur lebt traditionell von der raschen Weiterentwicklung. Und Bushido war bereit für die nächsten Schritte. „Ich habe auf dem neuen Album mein Produktionsteam komplett ausgewechselt,“ berichtet er. „Das Ganze geht auf eine spontane Entdeckung im österreichischen Linz zurück, wo ich nach einem Konzert das dortige Beatlefield-Team Chakuza und DJ Stickle kennen gelernt habe. Wir hörten uns ihre Sachen an und ich habe beschlossen, das neue Album komplett in ihrem Studio einzuspielen.“ Anfang Juli 2005 begann Bushido, frische, aktuelle Texte zu schreiben. Er skizzierte erste Sound-Ideen und reiste für die Aufnahmen von Berlin in die Hauptstadt Oberösterreichs:

    „Wir hatten gerade die ersten Songs in Arbeit, als es am 29. Juli bei einem Konzert von Chakuza und DJ Stickle im Musikclub Kapu Stress mit einigen Jungs gab,“ erzählt Bushido. „Blöde Sache, auf die ich gut verzichten kann. Doch da kam eins zum anderen. Die Reifen meines Autos waren zerstochen und wir bekamen Streit. Fünf Tage später stand plötzlich die Polizei auf der Matte und ich wanderte für 15 Tage in Untersuchungshaft, begleitet von einem irren Medienspektakel. Mir blieb nichts anderes übrig, als meine Texte im Gefängnis weiter zu schreiben. Ich kam mir vor wie in einem Film.“

    Nach Hinterlegung von 100.000 Euro Kaution bis zur Gerichtsverhandlung Anfang November – in der die Schuldfrage des Linzer „Raufhandels“ dann hoffentlich fair geklärt wird - widmete sich Bushido gemeinsam mit Chakuza und DJ Stickle seiner eigentlichen Mission: Den Aufnahmen zu „Staatsfeind Nr.1“, die furiose Bilanz aus Entertainment, Medien und Realität. Einer gegen alle – Bushido spielt auf seine Art mit dem alten Gangsterfilm-Mythos. Der musikalische Entwurf klingt dabei im Vergleich mit den frühen Produktionen weitaus ausgereifter, komplexer und trickreicher. Als Meister der Dunkelheit hat Bushido seine Sounds im neuen Team perfektioniert. "Ironischerweise wurde das mit sehr reduzierter Technik und ohne langes Herumbasteln erreicht. Trotz der Knastpause haben wir gerade mal einen Monat bis zum finalen Mastering gebraucht. Allem Ärger und Stress zum Trotz – künstlerisch und persönlich ist es noch nie so gut wie jetzt gelaufen!“

    Ähnlich wie die TV-Serie „24“ oder die Comic-Verfilmung „Sin City“ düstere, bedrohliche Atmosphären aufbauen, so entwirft auch „Staatsfeind Nr.1“ ein Szenario in dunklen Farben. Jeder Song eine neue Wand aus Musik, gehalten in Anthrazit, über die Bushido, hier und da unterstützt durch Features von Saad, Chakuza, D-Bo, Godsilla und Eko Fresh, oder internationalem Support von Diplonmat´s J.R.Writer, seine Reime hämmert. Hochgepitchte Vokals wie beim Breakbeat schießen quer, Cassandra Steens Gastauftritt sorgt wie schon auf „Electro Ghetto“ für ein deepes R´n`B-Feeling. Bushido stellt sich der musikalischen Herausforderung und liefert mit „Staatsfeind Nr.1“ sein opus magnum. Vom "Krawall-Rapper" zum "Richard Wagner des HipHop"?

    BUSHIDO - ELECTRO GHETTO BIO

    HipHop in Deutschland 2004. Die Attacke kam unerwartet und sie kam aus Berlin. Während der heimischen Rap-Kultur in den letzten zwei Jahren zunehmend die Energie ausging, sorgte ausgerechnet die Straßenszene der Hauptstadt für den dringend benötigten Adrenalinstoß. Erst Kool Savas mit seinen polternden Reimen, dann setzten die Tape-Produzenten nach. Das Soundkollektiv Die Sekte und Einzelkämpfer Bushido, die Rapper B-Tight und Fler fanden mit dem Aggro-Label eine plakative Adresse für ihre Ideen. „Die Speerspitze des neuen Derbcores“ (SPEX)war mit einem Schlag geschmiedet.

    Gebrodelt hatte es schon lange. Seit Anfang der Neunziger gab es ungezählte Rap-Crews in der Techno-Stadt. Doch diese verschwendeten ihre Energie lieber in den Straßengangs. Große Sprüche, gepflegte Randale. „36 Boys“ gegen die „Giants“ gegen „Türken Master Crew“ - während anderswo, in Stuttgart, Hamburg oder Rödelheim, fleißig produziert wurde. Das „HipHop-Mobil“ des Senats sorgte zwar für eine nicht zu unterschätzende musikalische Basisarbeit. Selten jedoch reichte das Talent für eine überregionale Bedeutung. Oder erinnert sich noch jemand an die Islamic Force?

    „Wir haben uns untereinander krass bekriegt und auf die Fresse gehauen“ erinnert sich Bushido. „Bezirk gegen Bezirk. Kaum aber waren wir raus aus der Stadt, sind wir gemeinsam aufgetreten. Als Berliner.“ Was dazu führte, dass die kantigen Jungs vom Kiez auf den HipHop-Jams oder beim „Battle of the year“ mit gehörigem Respekt behandelt wurden. Eine eher zweifelhafte Ehre – die kreativen „props“ holten sich andere. „Es dauerte eine ganze Weile bis wir begriffen, dass es nichts bringt, alles nur kaputt zu machen“, sagt Bushido. „Und als hätte jemand einen Schalter umgelegt, waren plötzlich zig Leute mit irgendwelchen Produktionen beschäftigt.“ Auch Bushido versuchte sich im Jahr 2001 am Do-It-Yourself-Prinzip: „Ich war niemand, kannte niemanden und wusste nicht, ob sich überhaupt jemand für meine Musik interessieren würde. Ich wollte einfach nur ein Tape machen.“

    Bushido, sein Samurai-Künstlername bedeutet „Wege des Kriegers“, ist bei seiner Mutter aufgewachsen. Kein dramatischer Sozialfall; den tunesischen Vater hat er trotzdem nie kennen gelernt. Seine Schulzeit, die ihn auf den Gymnasiums-Zweig der Eckener Oberschule führte, hält er in positiver Erinnerung. „Das wurde mir aber erst später klar, nachdem ich in der 11. Klasse alles hingeschmissen hatte. Leistungsmäßig lief es bis dahin ganz gut; doch ich war zu chaotisch und andauernd setzte es Tadel. Irgendwann fingen die Drogengeschichten an. Von meinen Freunden war auch keiner mehr auf der Schule und ich fehlte immer häufiger.“ Er mutierte zum typischen Metropolen-Herumhänger. Arbeitslos, Dealer, Krimineller. Die eigene Musik war trotz erster Reime zu N.W.A. über Kopfhörer und den Anregungen seines alten Rap-Kumpels Vader („ohne ihn würde es keinen Bushido geben“) noch ein fernes Thema. Stattdessen griffen die Fahnder zu: „Volltreffer. Ich saß da mit `ner ganzen Gras-Lieferung und landete zum dritten Mal beim selben Richter. Der schlug mir einen fairen Deal vor, den allerletzten: Statt Knast ein Ausbildungsheim am Wannsee.“ Hier erlernte Bushido unter der strengen Leitung seines algerischen Meisters - selbst bei fünf Minuten Verspätung gab es Zoff - das solide Handwerk des Malers und Lackierers.

    Anstatt nach Süddeutschland zu ziehen, wo es vielleicht noch einen Anschlussjob gegeben hätte, blieb Bushido nach der Gesellenprüfung in Berlin. Endlich Zeit für die eigene Musik. Mit einfachen Mitteln und beißenden Battle-Raps entstand das erste Bushido-Tape, das er im üblichen Eigenvertrieb persönlich in die einschlägigen Plattenläden Berlins trug. „Drei, vier Wochen später bekam ich einen Anruf vom Downstairs-Shop. Der dortige Boss Halil erzählte mir, dass er gemeinsam mit Specter und Spaiche ein Label namens Aggroberlin gegründet hätte. Ob ich nicht mitmachen wollte? Die Kollegen von Die Sekte wären auch dabei.“ Bushido schlug ein. Was hatte er groß zu verlieren!? Und mit einem Schlag waren die schmutzigen Electro-Sounds und die kompromisslosen Rhymes der Hauptstadt vereinigt. Beflügelt von der gemeinsamen Vermarktung der „Ansage“-Compilations wurde der Sägeblattschriftzug von Aggro zum Mythos eines neuen HipHop-Styles, der kaum etwas mit den gepflegten Pop-Experimenten der bundesrepublikanischen Konkurrenz gemein hatte.

    „Eine verschworene Gemeinschaft ist Aggro jedoch nie gewesen. Eher ein geschäftliches Zweckbündnis“, erklärt Bushido, den die ersten Verkaufserfolge seiner Tape-Auflagen zum verschärften Weitermachen anspornten. Das zeitweise ausverkaufte „King-of-Kingz“-Tape (mit vier neuen Remixen nun wieder auf CD erhältlich!) gab dabei die Richtung vor: „Da wo ich lebe tragen die Rapper Silberketten; stecken Hosen in die Socken ziehen Messer um zu batteln; Denken mit Händen und halten Pitbulls ohne Leine; meine Reime sind Eisenstangen und brechen dir die Beine“.

    Plötzlich meldete sich das andere (West-)Berlin zu Wort, das bis dahin vom Popkulturbetrieb eher ausgrenzt wurde. Die „Kanacken“ schlugen zurück. In einer Sprache, die hart, fordernd und verletzend war. Eine Subkultur der Bezirke, in der sich über die Jahre ein eigener Kleidungsstil und eine eigene Auffassung von Ehre und Moral entwickelt hatte. Ein überaus berlinerische Angelegenheit irgendwo zwischen Überlebenskampf, Halbwelt und großer Schnauze. Gemeinsam mit seinem damaligen Kumpel Fler entstanden die Rap-Charaktäre Sonny Black und Frank White, die sich 2002 für das stilprägende Album „Carlo, Cokxx, Nutten“ zum Gangsterteam zusammen finden. Ein raues Sittengemälde, in dem nicht nur der Kultstaus der italienischen fake-Modemarke Carlo Colucci verewigt wurde.

    „Schon damals gab es immer wieder Streitereien mit Aggro. Speziell mit Downstairs-Halil“, so Bushido. „Es ging um gebrochene Versprechen und finanzielle Geschichten. Der übliche Scheiß halt, wenn ein chaotisches Kleinlabel auf einmal Geld verdient und kein wirkliches Vertrauen herrscht. Irgendwie passte ich nicht in deren verkiffte Welt.“ Bereits das im Juni 2003 erschienene Soloalbum „Vom Bordstein zur Skyline“ mit seinen düsteren Beats wollte Bushido nicht mehr bei Aggro veröffentlichen. Doch sein Produktionspartner Ilan überredete ihn zu pragmatischen Schritten. Die 19 „Bordstein“-Tracks wurden fertig gestellt. Das Album stieg in die unteren Ränge der offiziellen Albumcharts und verkaufte ohne Promo, Tour, Marketingkampagne oder Videorotation bis heute 35.000 Exemplare. Aggroberlin war endgültig zur Erfolgsadresse geworden. Trotzdem ließ sich das Zerwürfnis mit Bushido nicht mehr kitten. Er wollte einfach nur weg! „Niemand hat mich an einer Ecke aufgegabelt und mir einen Teller Linsensuppe gegeben. Ich war schon immer ein selbständiger Künstler, ich habe mein erstes Tape ganz alleine gemacht und werde auch das nächste alleine machen. Alle können mir helfen, aber niemand sollte behaupten er hätte mich entdeckt“, kommentierte er im Online-Dienst mzee.com die monatelangen juristischen Auseinandersetzungen mit seinem Ex-Label.

    Zurück zur Musik, zurück zum Rap. Nachdem Bushido einen Remix für die Rammstein-Single „America“ ins übervolle Studioprogramm gequetscht hat („so eine Anfrage lässt man sich nicht entgehen“), geht die Albumproduktion in die Schlussphase. „Electro Ghetto“ (mit einem kleinen Titelverweis auf das Intro vom „Carlo“-Album)heißt der Titel von Bushidos stilistischer Weiterentwicklung. Die nächste Attacke, für die er sich wiederum mit seinem Produktionspartner Ilan zusammen gefunden hat. Weitere Produzenten sind DJ Desue, D-BO, Rasputin und die Beathoavenz. „Ich bin der Rapper, der euch zeigt, was eure Jugend macht“ skandiert Bushido und legt zwei Tracks „aus Feuer“ mit dem Frankfurter Rapper Azad nach. Auch Saad, Sentence, Flipstar (Creutzfeld & Jakob), so wie King Ali haben einige Strophen übernommen. Cassandra Steen ( Glashaus ) berührt auf „Hoffnung stirbt zuletzt“ mit ihrer göttlichen Stimme.

    „Ich bin und bleibe Aggro. Meine Einstellung hat sich nicht geändert, nur eben zu meinen eigenen Bedingungen. Meine Erfahrungen kann mir niemand nehmen.“



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