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Re: 29.09. Borussia Dortmund - Hannover 96 2:2
Starbuck77 - 01.10.2006, 14:2229.09. Borussia Dortmund - Hannover 96 2:2
Warum zieht sich die Mannschaft
nach einer Führung immer zurück?
[29.09.] Es war ein symbolischer Akt, den der WM-Beauftragte der Stadt Dortmund am Freitag vollzog. Gerd Kolbe schloss das WM-Büro im Rathaus ein letztes Mal ab: Die Begeisterung, die die Fußball-Weltmeisterschaft entfacht hatte, ist Geschichte - scheinbar ebenso wie die Aufbruchstimmung beim BVB. WM-Fieber adé; die Euphorie um die tollen Transfers, angefangen bei Pienaar, über Valdez und Frei bis zu Tinga, ist weitgehend verflogen, ebenso einiges von der Sympathie, die sich die Mannschaft in der Vorbereitung mit beherzten Leistungen und freundlichem Auftreten erworben hatte. Nach dem desillusionierenden 2:2 gegen Hannover ist die Enttäuschung allgegenwärtig, weil sich sowohl in Sachen Leidenschaft wie Spielkultur nichts verbessert hat.
Ausgehebelt: Tyrala im Zweikampf mit Rosenthal.
Hans-Joachim Watzke hatte seinen Unmut schon in der Halbzeitpause (1:0) im Interview mit dem TV-Sender Arena artikuliert, weil er, der Vollblut-Fußballer, offenbar fühlte, dass der Mannschaft ein scheinbar sicheres Spiel mehr und mehr aus den Händen glitt. Später, nach dem 2:2, verpasste er sich einen Maulkorb: "Da sage ich besser gar nichts zu. Wir wollen die Situation erst einmal in Ruhe erörtern."
Tabellensituation:
Noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen. Mit zwei Siegen, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen weist der BVB eine ausgeglichene Bilanz aus und hat als Tabellen-Neunter, der am Sonntag Abend aber noch von Leverkusen und Stuttgart auf Rang elf verdrängt werden kann, mit acht Punkten einen Zähler Rückstand auf einen UEFA-Cup-Rang und nur zwei Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze.
Statistik zum Spiel:
Erstmals in dieser Saison hatte der Gegner mehr Ballbesitz (51%). Annähernd ausgeglichen waren auch die Zweikampfwerte (51% für den BVB) und das Torschussverhältnis (15:16). Weitere Fakten finden Sie hier.
Nicht immer ging es so beherzt zur Sache: Dede gegen Stajner.
Stimmen & Hintergründe:
"Wenn wir weiterhin so spielen wie in der zweiten Halbzeit, werden wir nur Mittelmaß bleiben", wetterte Watzke und räumte ein: "Das brauchen wir überhaupt nicht zu beschönigen, da fehlte einfach alles."
Die Frage nach dem Warum löste allerdings allgemeines Kopfschütteln aus. Erklärungsversuche blieben in Ansätzen stecken. Sicherlich fehlten mit Metzelder, Kehl und Valdez drei Leitfiguren, doch gerade Letztgenannter wurde von Smolarek so vortrefflich vertreten, dass der Pole auf diesem Leistungsniveau und insbesondere aufgrund seiner kämpferischen Tugenden aus der Mannschaft nicht wegzudenken ist.
Einen besseren Start gegen einen defensivschwachen Gegner (bereits 15 Gegentore!) hätte man sich nicht wünschen können: Lala verhinderte gegen Pienaar in der vierten Minute den möglichen Rückstand, 60 Sekunden später schoss Smolarek den BVB nach Dedes Freistoß und Kringes Pfostentreffer in Führung. Doch statt nachzusetzen, wie Bremen gegen Gladbach ein schnelles zweites und womöglich drittes Tor gegen einen verunsicherten Gegner zu erzielen, ließen die Borussen die Niedersachsen zur Besinnung kommen, nahmen schon hier etwas Tempo aus dem Spiel, kamen aber zu weiteren, schön heraus gespielten Chancen durch Pienaar, der an Enke scheiterte (14.) und den Pfosten traf (33.). "Wenn wir da das 2:0 gemacht hätten, wäre das Spiel wohl entschieden gewesen", mutmaßte Smolarek. Wie gesagt: Diese Möglichkeiten entsprangen zwar netten Spielzügen, nicht aber einen allgemeinen Drucksituation.
Ratlosigkeit bei Weidenfeller und Brzenska.
Dramatisch phlegmatisch dann die Leistung in der zweiten Hälfte. Abgesehen von zwei halbherzigen Kringe-Versuchen (46./83.) und dem zweiten Smolarek-Tor (76.) waren die Offensivbemühungen eingestellt worden. Als Hannover dann das tat, worauf man offenbar 60 Minuten lang vergeblich gehofft und gewartet hatte, nämlich mutiger zu agieren (mit Hashemian kam ein dritter Stürmer, 59.), wurden die Kontergelegenheiten im Schneckentempo vorgetragen. Aus einer 4-3-Überzahl wurde postwendend eine 4-6-Unterzahl, weil kein Tempo in den Aktionen war und kein weiterer Dortmunder nachrückte. Überhaupt war das Spiel ohne Ball ein Fiasko. Null Bewegung, null Inspiration.
"Da kann man schon von einer Katastrophenleistung sprechen", meinte Watzke. "Da müssen wir uns schämen", sagte Bert van Marwijk: "Ich erwarte auch bei schlechter Form viel mehr Professionalität. Nur Wörns, Pienaar, Smolarek und Weidenfeller hatten Normalform."
Dabei hatte es der Fußball-Gott doch so gut gemeint mit den Gastgebern. Neben der frühen Führung hatte er abermals ein Einsehen, als Smolarek nur zwei Minuten nach Hashemians Ausgleich (74.) das 2:1 schießen durfte. Doch wie schon gegen Mainz (1:1) kassierte der BVB praktisch im Gegenzug ein (weiteres) Gegentor. "Die zweite Hälfte war wirklich eine Katastrophe. Wir hatten keine Ordnung und waren zu passiv", meinte Dede: "Dadurch haben wir alles kaputt gemacht. Es gab niemanden, der Ordnung in unsere Aktionen gebracht hat." Und so geht der BVB ratlos in die Länderspielpause: "Ich weiß nicht, woran es gelegen hat. Die Konzentration war in der zweiten Hälfte einfach nicht mehr da", haderte Smolarek.
Boris Rupert
Der BVB (Smolarek) am Boden: Hannover bejubelt den neuerlichen Ausgleich zum 2:2.
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