Schicksalsschlag

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    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 13:21

    Schicksalsschlag
    Schnell setzte Natalie den Blinker rechts, blickte sich eben kurz über die Schulter nach rechtshinten um und fuhr sicher in die schmale Hofeinfahrt ihres nächsten Fahrschülers ein. Schnell stellte sie das Auto ab, und machte sich gar nicht die Mühe extra auszusteigen, sondern kletterte gleich innen auf den Beifahrersitz, und wartete auf Thomas, ihren nächsten Fahrschüler.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.10.2006, 13:28


    Thomas war gerade erst nach Hause gekommen und versuchte noch schnell etwas essbares zu finden, als er den grünen Ford auch schon in der Hofeinfahrt erblickte.
    "Das Natalie auch nie Unpünktlich sein kann", nörgelter er. Schnappte sich seinen Schlüssel und lief die Treppen hinunter.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 13:33


    Irgendwie sah er heute gestresst aus. Das gefiel ihr ganz und gar nicht, denn für die Sonderfahrt Autobahn sollte er gut drauf sein und da konnte sie keine unnötigen Fehler brauchen. Nun ja vielleicht sah es auf den ersten Blick auch nur so aus beruhigte sie sich selbst. Aber als er die Hintertür aufriss und seine Jacke und den Schlüssel hineinschleuderte waren ihre Illusionen dahin geschmolzen, und sie hoffte es würde keine allzu katastrophale Fahrstunde werden.
    "Moin Thomas. Na alles klar bei dir?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.10.2006, 13:38


    "Hi Natalie, ja alles klar. Bin nur eben erst aus der Arbeit gekommen und hatte gehofft du gönnst mir noch ein paar Minuten Pause."
    Schnell ließ er sich auf den Fahrersitz nieder und stellte seinen Sitz und seine Spiegel ein. Nachdem dies geschehen war, blickte er seine Fahrlehrerin erwartungsvoll an.
    Endlich war der Tag gekommen, an dem er auf die Autobahn durfte. Ein mulmiges Gefühl hatte er allerdings schon dabei, wenn er an die Situation von gestern dachte, als Natalie stark bremsen musste, damit er dem ausparkenden Auto nicht frontal hinein gefahren wäre. Seine Verkehrsbeobachtung war gestern nicht die beste gewesen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 13:41


    "Hast du länger arbeiten müssen? Ja gut, dann fahren wir noch schnell bei mir zu Hause vorbei, ich hab nämlich was zu Hause vergessen. Da kannst dich dann noch ein paar Minuten ausruhen."
    Schön, dass er ehrlich war, und nicht versuchte alles herunter zu spielen. Hatte er endlich eingesehen dass Fehler nur normal waren und er nicht zu viel erwarten durfte?
    "Gut, dann gehts erstmal rückwärts hier raus und dann die Einbahnstraße runter."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.10.2006, 13:45


    "Wird gemacht Frau Lehrerin. Den Weg zu dir nach Hause kenne ich übrigens so langsam", erwiderte er mit einem Augenzwinkern und legte dann den Rückwärtsgang ein.

    Er war froh, dass ihm Natalie noch etwas Erholung gönnte, bevor sie ihn auf die Autobahn jagte. Volle Konzentration konnte er im Moment nämlich wirklich noch nicht bringen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 13:54


    "Du kennst den Weg zu mir schon? Gut dass du das sagst, dann nehmen wir einfach mal einen anderen. Lieber einfach oder schwer? Noch hast du die Wahl." Die Fahrstunden mit Thomas machten irgendwie immer Spass, hatte er doch ständig einen passenden Kommentar auf den Lippen und war auch sehr aufnahmefähig, nur etwas zu streng mit sich selbst.
    "Okay, an der nächsten Kreuzung biegst du bitte mal ab in Richtung Barmbeker Ring, und denk an deinen Schulterblick."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.10.2006, 13:58


    "So war das auch nicht gemeint. Wir können ruhig den üblichen Weg fahren", versuchte er sie noch umzustimmen. Allerdings wusste er genau, dass seine Umstimmungsversuche im Sande verlaufen würden.

    "Fahren wir heute eigentlich auch den Elbtunnel?", erkundigte er sich rasch, um Natalie davon abzulenken, dass er zum wiederholten male den Schulterblick vergessen hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 14:13


    "Elbtunnel? Na das sehen wir mal, wenn kein Stau ist, lässt sich das bestimmt machen. Hältst du dich dafür dann auch mal an unsere Abmachungen? Und vorne links bitte."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.10.2006, 14:15


    "Wieso denn? Ich halte mich doch an unsere Abmachungen."
    Thomas warf Natalie einen unschuldigen Blick zu und setzte dann rasch den Blinker.

    So langsam legte sich seine Nervosität und der Streß viel von ihm ab.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 14:17


    "Ja ist klar." Sie hätte sich kugeln können vor lauter Lachen, als er ihr einen unschuldsblick zu geworfen hatte. "Tu mal langsam, wir parken heute direkt vor der Haustüre, da müsste normal was frei sein. Also, dann mal schön rückwärts hinein und pass auf die ganzen Kinder auf, die da herumlaufen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.10.2006, 14:21


    "Du musst ja heut sehr viel Vertrauen zu mir haben, wenn du mich sogar hinter deinem eigenem Auto einparken lässt. Oder brauchst du ein Neues? Musst du mir nur sagen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 14:23


    "Ich und ein neues Auto? Na hör mal, so viel verdiene ich hier auch wieder nicht, dafür dass ich mich den ganzen Tag mit frechen Fahrschülern herumärgere. Ne im Ernst, ich bin heute zu faul zum laufen, und du wirst es schon nicht demolieren."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.10.2006, 14:25


    "Mal sehen!"

    Den Rückwärtsgang hatte Thomas bereits eingelegt und so tastete er sich langsam in die Parklücke.
    Als das Auto dann endlich stand, so wie er sich das vorstellte, hoffte er das diese Aktion auch Natalies kritischen Blicken standhalten würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 14:28


    Mit kritischem Blick hatte sie jede seiner Aktionen in den Spiegeln verfolgt, und gemerkt, dass er das ganze heute vorsichtiger anging als sonst. Als er komplett stand, öffnete sie die Beifahrertür und kontrollierte den Abstand zwischen Auto und Bordstein, aber der war an diesem Tag nahe zu optimal. "Passt. Verkehrssicher abstellen, ich bin gleich wieder da. Brauchst du was zum trinken? Kann dir was mitbringen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.10.2006, 14:31


    "Oh ja, is ne spitzen Idee. Denke ja mal, dass du heute mehr mit mir vor hast, als ein bisschen Stadtfahrt und Einparken."

    Er war heute äußerst zufrieden mit sich und seinen Fahrkünste und das ließ seine Laune natürlich steigen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 14:36


    "Ja glaube auch, dass ich mehr mit dir vorhabe (lacht). Bin gleich wieder da."

    Schnell sperrte sie die Haustüre zu den Mehrfamilienwohnungen auf und sprintete die Treppen bis unters Dach hoch. In ihrer Wohnung angekommen holte sie erstmal zwei Flaschen Wasser hervor, packte sich noch etwas zu Essen darauf und ging dann ins Schlafzimmer, um in die kleine Reisetasche ihre Trainingssachen einzupacken, die sie für das Training heute abend bräuchte. Schnell schnappte sie sich die anderen Sachen und jumpte die Treppen wieder hinunter. Die Faulheit war schnell verschwunden, und am liebsten wäre sie sofort zum Joggen gegangen, als sich nichts tuend ins Auto zu setzen. Aber es half alles nichts, das war nun mal ihr Job, und sie machte ihn gerne. Unten angekommen warf sie die Tasche in den Kofferraum, und den Rest nahm sie mit vor.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.10.2006, 14:38


    "Du hast es aber heute eilig", lachte Thomas als sich Natalie nur wenige Minuten später wieder neben ihn auf den Beifahrersitz setzte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 14:40


    "Puh. Ja, ich hab heute noch so einiges vor und versuche gerade meine Energie zu unterdrücken, denn sonst werde ich heute unausstehlich zu dir sein. Keine Sorge, ich bin geübt darin. Gut, dann ... Autbahn haben wir noch nicht oder?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.10.2006, 14:44


    "Geübt darin im Unausstehlichsein? Na danke, dann steig ich lieber gleich aus."

    Ohne das Natalie etwas sagen musste, legte Thomas den ersten Gang ein, starteten den Motor und setzte den Blinker. Er wollte endlich fahren und nicht nur in irgendeiner Parklücke stehen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 14:47


    "Ähm ja, eigentlich wollte ich dir ja gerade noch was erkären, aber wenn du es so eilig hast mach ich das mündlich. Mal sehen wie du damit zurecht kommst."
    Etwas verdattert schlug sie ihren kleinen Ordner wieder zu und verstaute ihn im Handschuhfach. Leise und eindringlich begann sie ihm zu erklären was er bei Autobahn alles zu beachten hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.10.2006, 14:51


    Er versuchte sich alles zu merken, was sie ihm erklärte und natürlich perfekt umzusetzen, was allerdings gar nicht so einfach war.
    Zum Glück war auf der Autobahn noch nicht so viel Verkehr.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 01.10.2006, 14:55


    Nun, da sie auf der Autobahn angekommen waren, war von beiden die höchste Konzentration gefragt, aber da der Radio keinen Stau gemeldet hatte, und nachmittags auf diesem Teil der Autobahn eh nicht so viel Verkehr war konnte sie ihn einfach mal fahren lassen.
    "Pass auf, guck mal lieber ein bisschen öfter in deinen Innenspiegel. Nimm dir als Richtwert so alle zehn Sekunden, dann kannst du auch besser abschätzen wie schnell die Autos kommen. Den Audi auf der mittleren Spur lassen wir noch vorbei, und dann Blinker, Schulterblick und Spurwechsel, damit wir an dem LKW vorbei kommen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 19:15


    "Welchen Audi?", meinte er grinsend.
    Natürlich hatte er ihn gesehen, doch er wollte seine eigene Anspannung damit etwas herunterschrauben.
    So einfach wie er sich das vorgestellt hatte, war es nämlich gar nicht. Schließlich musste man alle anderen Autos im Blick haben, einen ordentlichen Seitenabstand einhalten und dann auch noch versuchen sich durch die ganzen LKWs zu schlängeln.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 21:12


    "Du schaffst das schon, nur Mut."

    Wie sollte sie ihm die Anspannung nehmen, die er sich selbst machte? Hoffentlich kam ihnen nur in der Nähe des Elbtunnels kein Stau in die Quere, denn das würde die ganze Planung durcheinander werfen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 21:15


    "Wo fahren wir eigentlich hin?"

    So langsam fühlte er sich sicherer, was sich deutlich an seinem Tempo zeigte, welches er eher unbewusst in die Höhe jagte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 21:31


    "Wenn du so weiter machst, sind wir in ... sagen wir mal sechs Stunden in München angelangt. Aber da wollte ich nicht hin. Also, seh zu, dass du wieder runterkommst auf die Richtgeschwindigkeit, sonst gibts nicht mal eine Fahrt durch den Elbtunnel."

    Es war ja schön, dass er sich so schnell fahren traute, aber sie hatte sich als persönliche Grenze 150 km/h gesetzt, und die wollte sie auch ihm nicht durchgehen lassen. Selbst in so einer Situation konnte sie nicht viel ausrichten, wenn es ernst würde ...



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 21:37


    Schnell verringerte er die Geschwindigkeit und warf dabei einen raschen Blick in den Rückspiegel. Hinter ihm war rein gar nichts los, genauso wenig wie vor ihm.

    "War nicht wirklich beabsichtigt, denn nach München will ich eigentlich nicht. Und so viel Zeit hab ich auch gar nicht."

    Sein restlicher Tag heute, war voll und ganz verplant. Marina, seine Freundin wollte mit ihm direkt nach der Fahrstunde ins Kino gehen. Ausnahmsweise war allerdings kein kuschliger Abend zu zweit angesagt, sondern seine Kumpels wollten ebenfalls noch hinzu stoßen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 21:39


    "Auch wenn hier nichts los ist mein lieber, ich bleib dabei ... Richtgeschwindigkeit! So, du hast heute noch was vor? Muss Liebe schön sein ..."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 21:43


    "Ich fahr doch schon Richtgeschwindigkeit", moserte er und wechselte dann auf den mittleren Fahrstreifen, bevor Natalie auch noch damit anfangen konnte, ihn damit zu nerven, dass in Deutschland ja schließlich das Rechtsfahrgebot gilt.

    "Ja Liebe ist toll, nur das es heute Abend ganz bestimmt nicht romantisch wird", lächelte er dann verschmitzt, sobald er sicher sein konnte, dass er wieder den vollen Durchblick auf der Autobahn hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 21:46


    "So, heute abend wird es nicht romantisch? Wie stellt sich der Herr denn einen romantischen Abend mit seiner Angebeteten vor?"

    Sie liebte es andere Leute auzuziehen, wenn diese verliebt waren. Sie selbst war das leider schon viel zu lange nicht mehr, woran sie aber selbst schuld war. Morgens Sport, Tagsüber Fahrschule, Abends Theorie, manchmal Nachtfahrten und dann wieder Sport. Wo blieb da schon Zeit für eine zweite Person?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 21:50


    "Du weißt genau, was ich von Romantik halte! Das überlasse ich lieber meiner Süßen.
    Aber falls es dich interessiert, heut Abend ist Kino angesagt."

    Der LKW vor ihm war leicht zu überholen und so setzte Thomas schleunigst den Blinker. Kurzer Schulterblick und schon war der Überholvorgang gelaufen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 21:55


    "Kino? Was läuft denn momentan? Warte mal schnell (dreht das Radio lauter) ... gut, dann geh mal auf die rechte Spur zurück und bitte einfach dem Autobahnkreuz folgen."

    Schnell waren die Gespräche über Romantik und Kinoprogramm vergessen, und sie hatte nur noch Augen für den Verkehr der sich langsam einfädelte, um das Autobahnkreuz richtig zu erwischen. Mit einem Schlag war es in dem Auto ganz still geworden.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 22:01


    "Hier kommen die aktuellsten Verkehrsnachrichten. Auf der A7 in südlicher Richtung kommt es wegen einem Verkehrsunfall zu Behinderungen....", ertönte es aus dem Radio.

    Thomas tat genau das was Natalie ihm sagte und er merkte, wie angespannt nicht nur er in diesem Moment war, sondern wie sehr auch seine Fahrlehrerin sich in diesem Moment konzentrieren musste.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 22:07


    Stau, nein das konnte sie überhaupt nicht brauchen. Nochdazu genau da, wo sie eigentlich hinwollte. Aber mal sehen, wie es sich ergeben würde, nur jetzt keine unbedachten Äußerungen von sich geben, sonst würde sie Thomas nur noch nervöser machen. "Gemütlich" fuhren sie mit guten 120 km/h dahin ...



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 22:12


    Doch da sahen sie auch schon eine lange Autoschlange vor sich.
    Die letzten Wagen hatten bereits die Warnblinkanlage angeschalten.
    Rasch betätigt Thomas die Bremse und verringerte seine Geschwindigkeit, ohne das Natalie etwas sagen musste.

    Er bemerkte an ihrem Gesichtsausdruck, wie ungelegen ihr dieser Stau kam.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 22:15


    So rasch das Stauende hinter dieser Kurve aufgetaucht war, so schnell war Thomas auch in die Eisen gestiegen, und bremste den Wagen so schnell es ging runter. Unterdessen "sprangen" Natalies Füße Richtung Kupplung und Bremse, bereit ihn jeden Augenblick zu unterstützen. Mit der linken Hand griff sie automatisch an die Warnblinkanlage und betätigte sie. Innerhalb von Sekunden hatte sie alles "erledigt" und hoffte gespannt, Thomas würde den Wagen auch ohne ihre Hilfe zum stehen bringen können ...



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 22:18


    Sie standen - nur wenige Sekunden, nachdem vor ihnen das Hinderniss aufgetaucht war.
    "Na super, eigentlich wollte ich heute auf der Autobahn fahren und nicht stehen", murrte Thomas und blickte genervt auf die Stoßstange seines Vordermannes.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 22:20


    "Puh ... das war knapp."
    Mehr brachte Natalie für den ersten Augenblick nicht heraus. Sie hatte sich schon verletzt auf der Strasse liegen sehen. Aber es war alles noch mal gut gegangen.

    "Gut gebremst Thomas."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 22:25


    "Danke."

    Seine Blicke waren weiterhin nach vorne gerichtet, in der Hoffnung die Autos vor ihm würden sich endlich wieder in Bewegung setzen, doch dem war nicht so.

    "Wie wär's mit Wenden", meinte er ironisch und blickte dann doch zu Natalie, obwohl er ihr eigentlich nicht unbedingt zeigen wollte, wie wütend er gerade im Moment war.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 22:30


    "Komm Thomas, lass gut sein. So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Kann schließlich jederzeit passieren und ist es so furchtbar mit mir in einem Auto zu sitzen?"

    Es schien, als würde sich vor ihnen der Stau wieder etwas auflösen, doch schon nach kurzer Zeit standen sie wieder. Da sie das Autbahnkreuz hinter sich gelassen hatten standen sie momentan auf der linken Spur, und scherten so noch ein Stück nach links aus, um rechts neben sich eine Rettungsgasse freizumachen. Glücklicherweise taten das die Autos vor ihnen auch.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 22:34


    Im Hintergrund vernahm man auch schon das Geräusch des Martinshorns.
    Ein, zwei, drei RTWs rauschten an ihnen vorbei und ließen nichts Gutes vermuten.

    "Da muss es ja ordentlich gekracht haben."
    Sein Unmut legte sich so langsam, wenn er daran dachte, dass sie hier nicht wegen einem liegen gebliebenen LKW im Stau standen, sondern wegen einem Unfall, in den Menschen verwickelt waren und nun auf Hilfe hofften.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 22:37


    'Solange nur der Rettungshubschrauber nicht kommt', schoss es Natalie durch den Kopf. Es bedeutete so schon nichts gutes, aber wenn der Heli auch noch kommen würde, wäre eine kleine Katastrophe geschehen. Um sich von den plötzlich so trüben Gedanken abzulenken, begann sie am Radio herumzuspielen, voll im Vertrauen darauf, dass Thomas den Verkehr weiter beobachten würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 22:42


    Da er damit rechnen konnte, dass es in den nächsten Minuten sicher nicht weiter ging, stellte Thomas den Motor ab.
    Den Rettungswagen folgten nun auch noch einige Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 22:45


    "Motor aus ... ja gut ... und was nun? Feuerwehr? Sch*** ..."
    Wieso sie jetzt so durch den Wind war, nur weil sie mal wieder im Stau stand, kapierte sie selbst nicht so recht, aber irgendwas drückte sie ...



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 22:48


    Plötzlich setzen sich die Fahrzeuge vor ihnen wieder in Bewegung und kaum hatte Thomas das realisiert griff er auch schon wieder zum Schlüssel und drehte ihn rasch im Zündschloss.

    Der Motor sprang an, aber nur um im nächsten Moment wieder abzusterben.
    "Na super, nicht mal das funktioniert", murmelte Thomas und versuchte es erneut.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 22:53


    Nach einem weitern Versuch hatte Thomas es geschafft, und der Motor lief wieder, bereit jeden Moment los zu fahren. Gerade als sich die vorderen Autos wieder in Bewegung setzten, und er die Kupplung kommen ließ sah Natalie im Rückspiegel einen alten VW Golf auf sie zuschiessen. In den folgenden Momenten saß jeder Handgriff, und jedes Wort kam wie, wenn es wohl überlegt gewesen wäre.

    "Thomas Füße von den Pedalen!"

    Rasch übernahm sie selbst Kupplung, Bremse und Gas, legte die linke Hand ans Lenkrad, und versuchte während sie die Warnblinkanlage wieder einschaltete dem von hinten heranschießenden Auto auszuweichen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 22:56


    Er hatte den Wagen gar nicht kommen sehen, viel zu beschäftigt war er damit gewesen, den Motor wieder zum Laufen zu bringen.

    Doch nun sah er, wie der Wagen sich ihnen mit hohrer Geschwindigkeit immer schneller näherte.
    "Sieht der uns denn nicht?"

    Thomas blickte wie versteinert in den Rückspiegel und nahm kaum war, wie Natalie versuchte dem Auto auszuweichen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 23:01


    Eingesperrt durch die anderen im Stau stehenden Autos war der Versuch das Fahrschulauto aus der "Gefahrenzone" zu bringen, weitestgehend sinnlos, dennoch wollte sie nicht aufgeben. Was wenn der Autofahrer sie wirklich nicht sieht? Was wenn er sie voll rammt? Was würde ihnen geschehen? Wie in Zeitlupe sah sich alles vorsichgehen. Wollte nur noch raus aus dem Wagen, davon laufen. Aber der Albtraum nahm kein Ende. Das Auto schoss immer noch voll auf sie zu. Wie in Trance war das einzige was sie herausbrachte ein verzweifelter Schrei:

    "Nnneeeiiinnn! Ich will nicht sterben!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 23:06


    Bremsen quietschten, Glas klirrte und man vernahm regelrecht, wie sich die beiden Fahrzeuge ineinander verkeilten.

    Das Fahrzeugauto wurde aus der Lücke herausgeschoben und drohte andere Autos zu rammen.
    Thomas war beim Aufprall mit dem Kopf gegen das Lenkrad geschlagen und hing nun bewusstlos in seinem Sicherheitsgurt.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 23:09


    Die umstehenden Autofahrer saßen wie versteinert in ihren Autos, und waren erst zu einer Reaktion fähig, als eine Frau ausstieg, und sich auf machte, nach den Insassen des anderen Autos zu sehen. Schnell kamen ein paar weitere Leute her, und gemeinsam halfen sie der Frau, Thomas aus dem Auto zu bergen. Vorsichtig legten sie ihn auf den Boden, und einer der umstehenden forderte umgehend die Rettung an. Aber keiner bemerkte, dass die zweite Person des Wagens fehlte ...



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.10.2006, 23:16


    Er hörte aufgeregte Stimme, spürte den harten Boden unter sich und wollte sich aufsetzen.
    Eine starke Hand hinderte ihn daran. Alle seine Glieder schmerzten und er hatte das Gefühl, sein Kopf würde platzen.

    Was war geschehen? Thomas konnte sich nur noch an Natalies Schrei erinnern und dann... Er wusste es nicht.
    Vorsichtig versuchte er die Augen zu öffnen, doch das grelle Licht der Sonne blendete ihn.

    "Na.. Nata... Natalie?", flüsterte er.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.10.2006, 23:19


    Aufgeregt begannen die Umstehenden zu tuscheln. Was hatte er gesagt? 'Natalie' Wer war das? Sollte es sich hier um eine zweite Person handeln? Wieviele Leute waren eigentlich im Auto?

    ********

    Thomas, wo war Thomas? Sie musste ihm doch helfen. Ihm war bestimmt genauso viel passiert wie ihr selbst. Mühsam und unter Schmerzen versuchte sie aufzustehen, aber ihre Beine gaben unter jedem Versuch sofort nach. Erschöpft lies sie sich wieder zurück auf den Teer sinken. Was war nur geschehen?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 03.10.2006, 15:00


    Thomas hielt seine Augen wieder fest geschlossen, denn der Schmerz in seinem Kopf ließ dadurch nach, wenn auch nur minimal.
    Er schmeckte Blut und ein Reiz der Übelkeit überkam ihn für wenige Sekunden. Wenn er sich doch nur erinnern könnte, was vorgefallen war. Statt dessen lag er nun hier zwischen den ganzen Menschen und wisste nicht wie ihm geschah.

    ...so holt doch einer endlich einen Arzt... der arme Junge... das wollte ich nicht... er ist noch so jung... Rettung ist unterwegs... wollen nen Hubschrauber schicken... zwei Unfälle kurz hinter einander... ich hab ihn nicht gesehen, war plötzlich da...

    Unterschiedliche Stimmen prasselten auf ihn ein, doch er vernahm nur Wortfetzen und je mehr er sich konzentrierte, desto stärker wurde der Schmerz in seinem Kopf.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 03.10.2006, 19:03


    Unfähig sich irgendwie zu bewegen lag Natalie da zwischen den Autos, und sah nur die Rücken der Menschen, und das unterleben etlicher anderer Autos. Wieso hatte der andere Autofahrer nicht gebremst? Er musste das Stauende doch gesehen haben. Warum half ihr denn keiner. Die Schmerzen in ihrem Rücken wurden immer stärker. Wie schwer verletzt war sie wirklich?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 03.10.2006, 19:15


    "Lassen Sie uns bitte durch..."
    In größter Eile kamen die RTWisten auf die Traube aus Menschen zugeeilt und suchten sich ihren Weg.

    "Ganz ruhig Junge, der Notarzt ist gleich da und dann gibt's erst mal was gegen die Schmerzen", hörte Thomas den einen Sani sagen. Langsam öffnete er die Augen.
    "Wa... wa.. waas i..is...ist mit Na... Na.. Nata..Natalie?" Es kostet ihm einiges an Kraft, doch er wollte wissen, was mit Natalie war.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 03.10.2006, 19:17


    "Natalie? War denn noch eine zweite Person im Auto?"

    Rasch blickten sich die RTWisten um, konnten aber so schnell keine zweite Person entdecken. Der eine Sani löste sich aus der Truppe und machte sich auf die Suche, nach der zweiten Person, von der er eigentlich noch gar nicht wusste, ob sie existierte, oder nur durch die Schmerzen des Jungen entstanden war.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 03.10.2006, 19:23


    "Verdammt! Marc hier liegt tatsächlich noch jemand. Bleiben Sie ruhig liegen, ich komme."
    Der Sani hatte Natalie zwischen den vielen Autos gefunden und war schleunigst bei ihr. Er kniete sich neben ihren Kopf und fragte vorsichtig: "Können Sie mich verstehen? Der Notarzt ist gleich da."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 03.10.2006, 19:26


    'Gott sei dank' schoss es ihr durch den Kopf, als sie den Sanitäter kommen sah.

    "Ja, ich verstehe sie. Was anderes als liegen zu bleiben kann ich eh nicht, falls sie das wissen müssen."

    Mit schmerzverzerrtem Gesicht, und unter großer Anstrengung schaffte sie es dem Sani das zu sagen. Doch dann sank sie mit dem Kopf zur Seite. Wollte niemanden mehr sehen, nichts mehr hören, keine Schmerzen haben. Einfach nur Ruhe wollte sie ...



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 03.10.2006, 19:29


    "Ganz ruhig, Sie bekommen gleich was gegen Ihre Schmerzen."

    Genau in diesem Moment vernahmen alle Personen am Unfallort ein marakantes "flap flap flap", welches immer lauter wurde.

    "Ich will zu Natalie!!" Thomas hatte mitbekommen, dass der andere Sani Natalie gefunden hatte und sammelte nun all seine restlichen Kräfte, um zu ihr zu kommen. Er musste sehen, wie es ihr ging. Hoffentlich war sie nicht allzu sehr verletzt. Der Sani hielt ihn jedoch am Boden und wollte auf keinen Fall zulassen, dass er aufstand.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 03.10.2006, 19:32


    Der Hubschrauber landete gekonnt im gerade notwendigen Abstand zu den Autos, und schon sprangen Notarzt und Sanitäter heraus, während Pilot und Bordmechaniker die Sicherung der Maschine übernahmen.

    "Lassen Sie uns durch, ich bin die Notärztin, was ist passiert?"

    Rasch hatte sich die medizinische Besatzung durch die Menschen gekämpft, und waren bei Thomas angelangt.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 03.10.2006, 19:35


    Thomas hatte seine letzten Kräfte aufgebraucht, um gegen die Hände des Sanis anzukämpfen, doch nun lag er wieder erschöpft auf dem Asphalt und sein Kopf dröhnte.

    Konnte dieser Schmerz nicht endlich aufhören?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 03.10.2006, 19:38


    "Moin Kollegen. Was ist passiert? Was fehlt ihm?"

    Notärztin Svenja Olafsson und Sani Franziska Borgardt knieten sich neben Thomas auf den Boden, und begannen ihn zu versorgen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 03.10.2006, 19:42


    "Ein Auto ist frontal in seinen Wagen geknallt. Anfangs war er bewusstlos, dann ansprechbar, allerdings nicht orientiert. Wir haben ihm jetzt erst mal nichts gegeben.", klärte der Sani die Notärztin an seiner Seite auf.
    "Außerdem haben wir noch eine weitere Person gefunden mit Verdacht auf Wirbelsäulentrauma."

    Wirbelsäulentrauma? Thomas erschrak und wollte sich sofort aufrichten, doch genau in diesem Moment verabschiedete sich sein Kreislauf entgültig.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 15:13


    Schnell übergab Svenja den jungen Patienten an Franziska, sprang auf und eilte dem RTWisten hinterher um sich um die andere verletzte Person zu kümmern. Dort angekommen fanden sie Natalie mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 15:19


    "Ganz ruhig, ich bin die Notärztin. Wie heißen Sie?", redete Svenja beruhigend auf ihre Patientin ein, während sie dabei sich innerhalb von wenigen Sekunden ein Bild über die Situation zu verschaffen.
    Der Sani hatte bereits die Platzwunde über Natalies linkem Auge versorgt, Blutdruck und Puls gemessen.
    Die Vitalwerte waren, die Situation betreffend, noch im grünen Bereich, was den Rettern einiges erleichterte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 15:22


    "Natalie ... was ist mit mir? Mein Rücken ..."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 15:26


    "Ich werd mir das gleich mal ansehen? Natalie, haben Sie sonst noch wo Schmerzen?"

    Svenja ahnte, mit was sie hier zu rechnen hatte, doch sie wollte das Risiko nicht eingehen, dass ihre Patienten durchdrehte. Der Schock des Unfalls saß nämlich bestimmt noch tief.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 15:28


    "Mein ... mein Kopf ... tut noch weh ... was ist los mit mir? Ich muss das wissen, bitte ..."

    Warum wollte ihr die Notärztin nicht antworten was mit ihr los war? War es so schlimm?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 15:33


    "Herzfrequenz steigt", kam in diesem Moment die Auskunft des Sanis und auch Svenja hatte bemerkt, dass der Kreislauf nicht stabil blieb.

    Nachdem Svenja behutsam die Wirbelsäule ihrer Patientin abgetastet hatte, meine sie vorsichtig: "Es kann sein, dass Ihre Wirbelsäule etwas abbekommen hat, aber näheres können wir erst nach den Untersuchungen im Krankenhaus sagen. Sie bekommen jetzt erst mal was gegen die Schmerzen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 15:38


    es kann sein dass Ihre Wirbelsäule etwas abbekommen hat ... der Rest des Satzes kam bei Natalie gar nicht mehr an. Sie versuchte noch etwas zu sagen, aber zu schlimm war der Gedanke. Im nächsten Moment fiel ihr Kopf auf die Seite, und sie nahm gar nichts mehr wahr - war bewusstlos geworden.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 15:39


    "Verdammt, die kippt uns vollkommen weg. Häng ne HAES dran und Supra vorweg", gab Svenja an den Sani weiter und legte sofort einen Zugang. "Komm Mädchen, mach keinen Mist."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 15:44


    In der Zwischenzeit hatten der Pilot und der Bordmechaniker die Maschine sicher abgestellt und einen Polizisten mit der Beaufsichtigung beauftragt. Rasch gingen sie in Richtung Unfallort, als der Pilot auf einmal stehen blieb, bleich im Gesicht wurde und sich nicht mehr rührte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 15:49


    "Hey Major, alles okay mit dir?" Bordtechniker Nico Schrewe war aufgefallen, wie sein Pilot plötzlich wie versteinert stehen geblieben war. Er hatte sich zu ihm umgedreht und versuchte seinen Blicken zu folgen, doch durch die Sonnebrille erwieß sich das als schwierig.

    "Alex, ich hab dich was gefragt", hackte Nico nach, als von dem Piloten keine Antwort kam und ging einige Schritte auf ihn zu.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 15:53


    "Hm ... was hast du gesagt? Was los ist? Das ... Auto da ... vorne ... ich muss da hin!"

    Schnell hatte er sich wieder gefangen, und stürmte los, genau auf den grünen Ford zu, der durch den Unfall schwer demoliert aussah.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 15:57


    Die Windschutzscheibe war mit großen Rissen überzogen, die Airbags waren ausgelöst worden und vom Kofferraum war nicht mehr viel übrig. Das Auto war Totalschaden und ein zuständiger Polizeibeamter hatte auch bereits schon einen Abschleppwagen angefordert, denn die Fotos, welche zur Klärung der Unfallursache beitragen sollten, waren bereits gemacht worden.

    "Hey Alex warte. Ich komm mit!!" Nico heftete sich dicht an die Fersen des Piloten. Irgendwas stimmte da nicht...



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 16:05


    "Das kann nicht sein. Nein, ich muss mich täuschen. Sag dass ich mich täusche!"
    Langsam ging er näher auf das Auto zu, blieb dann aber wieder genauso ungläubig davor stehen ...
    "Natalie ... nein ..." ganz leise kamen diese Worte über seine Lippen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 16:07


    "Alex ich versteh kein Wort. Was ist los?"
    Nico war dicht neben den Piloten getreten, doch er verstand immer noch nicht ganz, was Alex so furchtbar aus der Fassung brachte.
    Das hier war ein Verkehrsunfall, nun gut, aber das kannten sie doch und es war bestimmt nicht Alex erster Einsatz.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 16:09


    "Du verstehst nicht? Das ist verdammt noch mal das Auto meiner Schwester! Ich muss zu ihr. Wo ist Svenja?"

    Hektisch machte er sich auf die Suche nach der Notärztin und seiner Schwester.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 16:13


    "Das Auto deiner Schwester?" So recht blickte Nico immer noch nicht durch. Seit wann hatte Alex eine Schwester? Zumindest hatte er sie noch sie noch nie in seiner Gegenwart erwähnt.

    ***
    "Schei** Kammerflimmern. Mach den Defi klar."
    Natalies Zustand wurde immer schlechter und Svenja vermutete stark, dass die Frau innere Verletzungen davon getragen hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 16:18


    Die letzte Frage von Nico hatte er einfach ignoriert und war weitergegangen. Wie vom Donner gerührt blieb er ein zweites Mal aprupt stehen. Da lag sie vor ihm. Eine Platzwunde am Kopf, das braune Haar vom Blut verkrustet, die Hose zerissen und Svenja kniete über ihr und verpasste ihr immer wieder Stromstöße mit dem Defi. Er war nicht fähig noch einen Schritt weiter zu gehen. Blieb einfach stehen und beobachtete das ganze.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 16:23


    Noch einmal wollte Svenja den Defi ansetzen, doch genau in diesem Moment ertönte das regelmäßige Piepsen des EKGs.
    "Na endlich", seufzte die Notärztin erleichtert und wischte sich mit dem Handrücken die Schweißperlen von der Stirn.
    "Lass und intubieren und dann nichts wie ab mit uns ins Krankenhaus."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 16:27


    Das regelmäßige Piepsen war wie Musik in Alex' Ohren. Schnell ging er mit Nico zurück zur Maschine, und machte alles startklar. Seine Schwester sollte so schnell er konnte in die Klinik geflogen werden. Aber er musste sich auch ermahnen, ordentlich zu fliegen, denn er kannte sich und seinen Flugstil, wenn ihn etwas bedrückte. Nein, so einen Flug durfte Natalie nicht bekommen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 16:31


    Nach der erfolgten Intubation griff Svenja zum Funkgerät: "Alex für Svenja bitte kommen."

    Sie hatte nicht mitbekommen, dass der Pilot alles aus nächster Nähe verfolgt hatte und nun dabei war, Anneliese abflugbereit zu machen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 16:36


    "Ja Svenja höre."

    Er saß bereits abflugbereit in "seiner" Maschine, und wartete eigentlich nur noch darauf, dass die Notärztin mit der Patientin käme.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 16:42


    "Unsere Patientin ist soweit stabil, doch da ich leider einen erneuten Kreislaufzusammenbruch nicht ausschließen kann, muss sie so schnell wie möglich in die Klinik. Bringt ihr uns die Trage?"

    Während Svenja schnell alle wichtigen Details an Alex durchgab kontrollierte sie noch einmal routinemäßig alle Werte, doch die waren zum Glück wieder im grünen Bereich.
    Nun konnten sie nur noch hoffen, dass sich so ein Zusammenbruch wie Eben nicht noch einmal ereignen würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 16:46


    "Geht klar. Sind schon unterwegs!"

    Schnell schwang er sich doch wieder von seinem Sitz und schnappte sich mit Nico die Trage. Im Eiltempo ging es wieder zurück zu den demolierten Autos. Schnell waren sie dort angekommen und nachdem sie die trage abgestellt hatten betteten sie gemeinsam Natalie um.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.10.2006, 16:49


    "Okay, bringt sie zum Heli. Ich schau nur schnell, wie weit Franziska mit der Versorgung des Jungen ist."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.10.2006, 19:45


    Schnell machten sich Alex, Nico und die Sanitäter auf den Weg, um Natalie in den Hubschrauber zu legen.

    *****

    Unterdessen schlängelte sich Svenja durch die zusammengeschobenen Autos und kam kurz darauf bei Franziska an.
    "Wie gehts dem Jungen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 05.10.2006, 12:41


    "Ich vermute er hat eine schwere Commotio und einen Schock, aber ansonsten muss er einen großen Schutzengel gehabt haben. Es scheint nichts gebrochen zu sein", informierte Franziska die Notärztin.

    Die RTWisten kamen bereits mit ihrer Trage, denn für den Jungen war ein Flug ins Krankenhaus nicht erforderlich.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 05.10.2006, 12:44


    "Gut, dann lass uns zusehen, dass wir zum Heli und dann fort kommen. Die Frau hats tausendmal schlimmer erwischt."

    Rasch packten die beiden Damen ihre ganze Ausrüstung wieder zusammen und machten sich schleunigst auf den Weg zum Hubschrauber.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 05.10.2006, 16:38


    Die Rotoren liefen bereits auf Hochtouren und schnell sprangen die beiden mit gesenkten Köpfen in die geöffnete Hintertür, welche von Nico rasch zugeschlagen wurde.
    Alex warf noch einen kurzen Blick über die Schulter und griff dann nach Pitch und Cylic. Vorsichtig lösten sich die Kufen vom Boden und schon wenige Sekunden später schwebte der Hubschrauber über die Unfallstelle hinweg und entschwand zwischen den Wolken.

    "Svenja, wohin solls gehen?", erkundigte sich Franziska rasch.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 07.10.2006, 08:57


    "Wir nehmen sie mit zu uns, dort hat sie die besten Chancen. Und Alex, hol alles aus der alten Kiste raus, jede Sekunde zählt."

    Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was alles wäre, wenn sie es nicht rechtzeitig ins BwK schafften ...



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.10.2006, 10:46


    Das brauchte Svenja dem Piloten nicht zwei mal sagen. Sie flogen bereits High Speed und wäre es möglich gewesen, noch schneller zu fliegen, so hätte Alex es getan.
    Seine Gedanken waren bei Natalie und so nahm er Nicos Kurs-Hinweise gar nicht wahr. Er wusste schließlich auch so, wo es hinging.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.10.2006, 16:24


    Innerhalb kürzester Zeit hatten sie den Landeplatz des Bundeswehrkrankenhauses in Wandsbek-Gartenstadt erreicht, und Alex ging zum Landeanflug über. Nachdem er sich beim Tower abgemeldet hatte, setzte er die Kufen von Anneliese ganz sanft auf dem Boden auf, ließ die Rotoren extra noch länger laufen, damit Svenja und Franziska problemlos aussteigen, und seine Schwester schnell in die Notaufnahme bringen konnten und erst als sie weg waren stellte er die Rotoren ab.
    Nachdenklich setzte er seinen Helm ab und blieb einfach im Hubschrauber sitzen. Zuviele Gedanken gingen ihm durch den Kopf, er musste sie erstmal wieder sortieren.

    *****

    In der Zwischenzeit waren Svenja und Franziska in der Notaufnahme angekommen, und waren gerade dabei die Patientin zu übergeben, als deren Kreislauf wieder Kapriolen schlug und das Herz gefährlich schnell schlug ...



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.10.2006, 16:28


    Sofort griff Franziska in eine ihrer sämtlichen Taschen und holte eine Ampulle hervor, die sie sich am Unfallort eingesteckt hatte.
    "Meinst du, wir schaffen es noch in den Schockraum oder willst du sie hier noch stabilisieren", erkundigte sich die Rettungsassistentin schnell bei ihrer Notärztin und warf einen kurzen Blick auf das EKG, welches immer mehr verrückt spielte.
    Das durfte doch nicht wahr sein, jetzt hatten sie es so weit geschafft und nun das.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.10.2006, 16:32


    "Nein, hier kann ich nicht viel machen. Gib ihr die Ampulle noch schnell, und dann nichts wie weg in die Notaufnahme. (zu Natalie) Mensch, mach keinen Mist hier ..."
    So schnell es ging schoben sie Natalie in die Notaufnahme, um sie dort zu stabilisieren, und alle Werte wieder unter Kontrolle zu bringen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.10.2006, 16:42


    Dr. Pohlitz hatte an diesem Tag Bereitschaft und war durch Florian Hamburg, bereits auf das Schlimmste vorbereitet.
    "Moin Maria. Verdacht auf schweres Wirbelsäulentraum, wir mussten am Einsatzort defibrillieren und momentan spielt ihr Kreislauf völlig verrückt. Ein Auto ist in ihres gerast."

    Franziska und eine Krankenschwester hatten Natalie bereits umgebettet und mit einem Blick auf das EKG, mussten sie erschrocken feststellen, dass sich der Herzschlag wieder dramatisch vermindert hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.10.2006, 16:49


    "Okay, schnell gebt ihr Betablocker und dann Defi."
    Rasch hatte Svenja wieder das Kommando übernommen, ohne darauf zu achten, dass Dr. Politz eigentlich die Ranghöhere ist und somit die Befehle geben durfte. Verbissen kämpfte sie um das Leben der jungen Frau.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.10.2006, 16:53


    Endlich nach langen fünf Minuten des Kampfes war der Herzrythmus wieder soweit stabil, dass Dr. Pohlitz die nächsten anliegenden Untersuchungen ansetzten konnte.
    Eines war auf jeden Fall klar, nur eine Not-OP würde hier noch helfen. Die Verletzungen an der Wirbelsäule sahen auf dem Röntgenbild schlimm aus, doch es Bestand die geringe Möglichkeit, dass der Frau noch geholfen werden konnte.
    Noch gab es Hoffnung.
    Franziska packte im Schockraum ihre Ausrüstung zusammen und erkundigte sich rasch bei Svenja, ob sie schon umsetzen konnten.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.10.2006, 16:58


    "Was umsetzen? Ja, ich denke schon. Hier können wir ja eh nicht mehr viel ausrichten. Aber ich will mich noch rasch erkundigen, wie es dem Jungen geht, er sollte auch hier eingeliefert werden."
    Zügig ging Svenja zum Eingang des Krankenhauses und fragte die Schwester nach dem Jungen vom Unfallort. Diese gab ihr die Auskunft, dass dieser außer starken Prellungen und einer Commotio keine Verletzungen hatte. Nachdenklich wand sich die Notärztin wieder ab, und machte sich auf den Weg zum Hubschrauber zurück.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.10.2006, 17:01


    Nico hatte die ganze Zeit Alex nicht aus den Augen gelassen, doch der Pilot war auf seinem Sitz sitzen geblieben, hatte das Bordbuch zur Hand genommen und routiniert seine Angaben über den Flug gemacht. Wie es innerlich in dem Pilot aussah, konnte man nicht deuten.
    "Hey Alex, is alles okay mit dir? Soll ich, wenn wir umgesetzt haben in der Staffel anrufen und denen Bescheid geben, dass sie für dich nen Ersatz schicken sollen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.10.2006, 17:04


    "Einen Ersatz für mich? Sag mal gehts dir noch gut? Ich will nicht nach Hause, ich will fliegen, ich muss fliegen. Du kannst mich nicht einfach aus dem Dienst schmeissen. Verstanden? Und was mit mir los ist, lass mal meine Sorge sein."
    Energisch klappte er das Bordbuch zu, und steckte es wieder weg. Was fiel Nico ein? Das ließ er sicher nicht mit sich machen!



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.10.2006, 17:06


    "Mal langsam. Ich will dich hier bestimmt nicht loswerden, doch ich glaube kaum, dass du volle Konzentration aufbringen kannst, wenn deine Schwester da drin um ihr Leben kämpft. War im allgemeinen, auch nur ein gutgemeinter Vorschlag."
    Wütend machte Nico kehrt und machte sich daran die Rotoren zu lösen, denn er hatte ihre Mediziner kommen sehen.
    Was bildete sich Alex eigentlich ein, da meinte man es gut mit ihm und was bekam man dafür als Dank, eine patzige Antwort.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.10.2006, 17:11


    "Gut gemeinter Vorschlag ... was hält der von mir?" brummelte Alex leise vor sich in, schnallte sich an, und setzte den Helm wieder auf. Mit einem noch verbisseneren und entschlosseneren Gesicht wartete er darauf, dass Svenja und Franziska endlich einstiegen, und sie umsetzen konnten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.10.2006, 17:13


    Als Franziska und Svenja auf ihren Plätzen saßen, ließ Nico die orangene Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen.
    "Soll Alex, doch alles wieder ins sich hinein fressen. Mir solls egal sein", brummte er, bevor er sich geschickt auf seinen Sitz schwang und seine Tür ebenfalls laut zuknallte, was durch das gleichzeitige Zünden der Turbine jedoch nicht so groß auffiel.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.10.2006, 17:18


    Noch schneller als sonst hatte Alex die Maschine startklar und hob rasch ab. Etwas unsanfter zog er Anneliese in die Höhe und zog eine scharfe links Kurve, bevor er schnell die Geschwindigkeit erhöhte und rascher als sonst zurück ins Rettungszentrum flog.
    "Svenja, wie gehts der Patientin?" Er versuchte die Frage möglichst belanglos klingen zu lassen, was ihm angesichts des bösen Seitenblicks von Nico auch gelungen war.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.10.2006, 17:23


    "Hey Commander, wir wollen nur umsetzen und nicht nach Fuhlsbüttel fliegen, also was hältst du davon, wenn du deine Geschwindikeit mal verminderst!", kam die wütende Frage von Nico, bevor Svenja auch nur den Ansatz dazu machen konnte, etwas zu antworten.
    Noärztin und Rettungsassistin warfen sich fragende Blicke zu, aufgrund der guten Stimmung, die zwischen ihren Fliegern herrschte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.10.2006, 18:47


    "Wie ich fliege bleibt grundsätzlich zwar meine Sache, aber damit du Frieden gibts, bitte schön."
    Irgendwie kam es ihm gerade Recht, dass er seinen Hilflosigkeit und seine Wut an Nico auslassen konnte, auch wenn dieser nichts dafür konnte. Kaum hatte er die Kufen hart vor dem Rettungszentrum aufgesetzt, sprang Nico auch schon heraus, und verschwand im Rettungszentrum. Resigniert machte Alex die Rotoren von Anneliese selbst fest, immerhin hatte er so auch noch die Möglichkeit über den Einsatz nachzudenken, ohne dass ihn ständig jemand störte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.10.2006, 19:15


    Noch ein rascher Blick zwischen den beiden Medizinern wurde gewechselt und schon folgte Franziska Nico ins Rettungszentrum und Svenja begab sich an Alex Seite.
    "Hey Major, was war das denn gerade?", fragte die Notärztin vorsichtig nach.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 10.10.2006, 13:14


    "WAS?" fauchend drehte er sich um, und holte gerade nochmal Luft, um seinen Gegenüber weiter anzufauchen, als er erkannte, dass es nicht Nico, sondern Svenja war, die ihn gefragt hatte.
    "Sorry Svenja, ist alles ein bisschen viel gerade, wollt dich nicht anfauchen ..." sehr viel harmloser kam diese Antwort von ihm und er hielt inne die Rotoren fest zu machen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 10.10.2006, 15:57


    Sie lehnte sich gegen Anneliese und beobachtete ihren Piloten genau.
    "Magst du mir, vielleicht verraten, was das gerade zwischen dir und Nico war. Eigentlich gibt es unter Fliegern doch kaum Streit, oder täusche ich mich da?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 10.10.2006, 17:37


    "Nein, eigentlich verstehen wir Flieger uns immer gut, aber das eben ... nein, es hat keinen Sinn, ich darf ihm nicht die Schuld für meine Fehler geben."
    Langsam setze er sich wieder in Bewegung und machte die Rotoren komplett fest, danach ließ er sich schwerfällig auf den Pilotensitz fallen und verbarg seinen Kopf in den Armen. Lange schaffte er es seine aufgestauten Emotionen hinter der kalten Fassade zu verbergen, aber spätestens jetzt war es aus, und er wurde von vielen Schluchzern schüttelt.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 10.10.2006, 18:13


    Erschrocken blickte Svenja auf Alex. So hatte sie ihn noch nie gesehen. War er es doch immer, der als Letzter die Hoffnung verlor.
    Was hatte ihn nur so durcheinander gebracht?

    Langsam ging die Ärztin auf ihren Piloten zu und strich ihm tröstend über den Rücken. "Willst du mir erzählen, was los ist", fragte sie zögerlich. Sie hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde. "Und woran darfst du Nico nicht die Schuld geben?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 10.10.2006, 18:19


    "Die Patientin ... die Autobahn ... das Auto ... sie ... ich ... Natalie ... sie ist meine Schwester! Und nun? Kann ich hoffen dass sie die OP überlebt. Mensch Svenja, ich pack das nicht."
    Die Worte des Piloten waren immer wieder von Schluchzern durchzogen, doch bemühte er sich, das endlich mal zu sagen.
    "Ich hätte Nico eben nicht so anfahren dürfen. Mensch, ich weiß doch auch nicht mehr weiter. Was wenn sie ein Pflegefall wird?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 10.10.2006, 18:34


    Was hatte er da gerade gesagt?
    Die Patientin war seine Schwester?
    Svenja, hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren sollte. Sie musste das eben gesagte erst einmal selbst realisieren. Alex hatte nie ein Wort darüber verloren, dass er eine Schwester hatte.

    "Hey Alex, ganz ruhig und der Reihe nach. Natalie wird jetzt operiert, doch als wir sie im Schockraum behandelten, war sie bereits außer Lebensgefahr", beruhigte Svenja ihn zu beruhigen und hoffe ihre Unsicherheit machte sich in ihrer Stimme nicht bemerkbar.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 10.10.2006, 18:40


    "Ja, und was wenn sie die OP nicht überlebt?" Er war wieder aus dem Hubschrauber gesprungen, hatte diesen Satz laut gebrüllt und fing an wie ein Verrückter hin und her zu laufen.
    "Und Jochen, dieses Oberarsch haut bestimmt einfach ab. Ich muss zu Natalie. Jetzt sofort, das muss gehen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 10.10.2006, 18:45


    "Es bringt Natalie jetzt nichts, wenn du durchdrehst." Sie stellte sich ihm in den Weg, um ihn daran zu hindern noch weiter hin und her zu laufen.
    "Sie wird die OP überleben, da bin ich mir sicher und außerdem sitzt Nico doch sicher schon am Telefon und telefoniert mit eurem Staffel-Kapitän, um für dich einen Ersatz zu bekomme. Dann kannst du auch zu deiner Schwester."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 10.10.2006, 18:47


    "Nicht durchdrehen? Hm ... wenn du meinst ... wie schwer sind ihre Verletzungen eigentlich? Svenja bitte, ich muss das wissen!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 10.10.2006, 19:10


    "Ich will dich nicht anlügen. Es sieht nicht gerade gut für sie aus. Zwar sollte man jetzt die Hoffnung noch nicht aufgeben, doch sie wird viel Glück brauchen. Einige ihrer Wirbel hat es schlimm erwischt."
    Svenja faste nach Alex Hand und sah ihn zuversichtlich an. Sie merkte regelrecht, wie er ruhiger wurde.
    Plötzlich war ein lauter Schrei zu vernehmen und die Augen von Notärztin und Pilot wendeten sich rasch dem RZ zu.

    "Vergiss es Franziska. Das werde ich auf keinen Fall tun!!!" Die Tür des Rettungszentrums wurde schwungvoll aufgestoßen und hätte beinahe Homann getroffen, welcher hinein gehen wollte.
    Nico kam wutentbrannt heraus gestürzt und Franziska war ihm dicht auf den Fersen.
    "Dann erklär mir doch bitte, was hier abgeht?" "Das brachst du nicht mich fragen, sondern unsern Major Karuhn." Der Bordmechaniker war auf 180 und hatte keine Lust sich zu beruhigen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 12:58


    "Ja gut danke Svenja ...", mitten im Satz stockte er und vernahm die laute Diskussion von Franziska und Nico. Er ging gar nicht mehr näher auf Svenja ein, vergaß für einen Moment die Sorge um seine Schwester, fasste sich ein Herz und ging auf Nico zu in der Hoffnung alles mit ihm klären zu können.
    "Nico ... ich ..."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 13:11


    Wütend drehte sich der Bordmechaniker um.
    "Was willst du? Keine Sorge, ich hab noch nicht in Hohn angerufen und ich werde es auch nicht tun, falls du das wissen möchtest."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 13:16


    "Nico warte. Bitte, ich muss das klären, aber das kann ich nur, wenn du mir zuhörst!"
    Entschlossen ging er auf seinen Bordmechaniker zu, in der Absicht das auch zu klären.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 13:20


    "Da gibt es nichts zu klären." Nico wurde ruhiger und sah seinen Chef entschlossen an. "Du willst nicht, dass ich in Hohn nach einem Ersatz für dich fragen, sondern willst weiter Dienst schieben. Okay, bitte schön. Ich bin immer noch der Meinung, dass das keinen Sinn macht."

    Franziska hatte sich neben Svenja gestellt und blickte völlig verwirrt zwischen den beiden Fliegern hin und her. "Weißt du was da los ist?", flüsterte sie der Ärztin irgendwann zu.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 13:27


    "Nein, eigentlich wollte ich nicht, dass du einen Ersatz für mich suchst, aber genau das werde ich jetzt selbst tun! Es tut mir leid Nico, aber das war eben einfach zu viel für mich. Ich will jetzt nämlich nur eines: zu Natalie."

    Er wartete die Anwort von Nico gar nicht mehr ab sondern drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging ins Rettungszentrum, um mit Hohn zu telefonieren.

    *******

    "Was mit Alex los ist? Ähm ja ... selbst wird er es dir wohl kaum erzählen ... die Patientin war seine Schwester." Leise erklärte Svenja ihrer Kollegin warum der Pilot so ausgeflippt war, und hoffte er würde schnell einen Ersatzmann herbekommen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 13:46


    Nachdem nun auch Franziska wusste, um was es ging, wollte Svenja nach Alex sehen.
    Sie machte sich auf den Weg zum Einsatzraum und öffnete leise die Tür. Alex saß noch immer am Telefon und so blieb sie an der Türe stehen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 13:50


    "Wie? Keinen freien Piloten, der meinen Dienst übernehmen kann? Nicht wichtig genug? Also jetzt hören Sie mir mal gut zu, es wird doch im ganzen Geschwader noch einen Piloten geben, der mich vertreten kann und in einer halben Stunde laufe ich ja sogar von Hohn hier her. Ach jetzt haben sie doch einen? Ja schön zu hören. Er soll sich beeilen! Ja danke. Wiederhören."

    Er knallte den Hörer zurück auf die Gabel und blickte starr aus dem Fenster. Sollte er seinen Bruder anrufen, auch wenn er wusste dass das eh nichts bringen würde? Er wollte sofort raus hier. Einfach weg. Alle Gedanken hinter sich lassen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 13:56


    "Und wie siehts aus? Lassen sie dich gehen oder muss ich Oberst Brandt anrufe und ihm mitteilen, dass du aufgrund eines Krankheitsverdachtes sofort gegrounded werden musst?", fragte Svenja vorsichtig.

    Langsam ging sie auf Alex zu und setzte sich neben ihn. Sie merkte, dass er über etwas nachdachte und wollte ihm die Zeit lassen, bis er von selbst mit der Sprache raus rückte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 14:04


    "Hm ... wie? Ne, irgendjemanden konnten sie auftreiben ... wie lange standst du in der Tür? Hab dich gar nicht gemerkt. Aber auch kein Wunder, bin etwas sehr durch den Wind ... aber ich weiß einfach nicht wie ichs machen soll ..."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 14:08


    "Das du vollkommen durch den Wind bist ist doch klar und nimmt dir auch keiner übel. Bis der neue Pilot da ist bleiben wir einfach ausgemeldet."

    Svenja fiel plötzlich etwas ein, doch sie wusste nicht, ob sie es ansprechen sollte.

    "Alex?", fragte sie behutsam.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 14:12


    Sein ganzer Ärger und die ganze Wut, die er vorhin gehabt hatte waren verschwunden und hatten einem großen Loch aus Traurigkeit und Hilflosigkeit Platz gemacht, und die Anwesenheit einer alten Freundin tat auch ihm gut.

    "Hmm?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 14:15


    Svenja zögerte. Sie wusste nicht, ob sie den Piloten wirklich das fragen sollte, was sie gerade beschäftigte. Schließlich hatte er bereits genügend Sorgen.

    "Ich weiß, dass es mich wahrscheinlich nichts angeht, aber du hast vorhin einen Jochen erwähnt. Ist das dein Bruder?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 14:20


    "Jochen? Ja, ich glaube biologisch gesehen kann man uns als Brüder bezeichnen. Er braucht das gar nicht wissen mit Natalie. Wird ihn eh nicht interessieren."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 14:27


    Sie bemerkte den Hass in seinen Augen und den bitteren Unterton in seiner Stimme.

    "Bist du dir wirklich sicher, dass es Jochen nicht interessieren wird, was mit Natalie ist? Schließlich ist sie ja auch seine Schwester."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 14:31


    Rasch drehte er sich zu Svenja um. Es funkelte richtig in seinen Augen.

    "Weißt du was? Wer nie auch nur einen Finger krümmt, wenn es um Familie geht, der braucht auch jetzt nicht meinen plötzlich auftauchen zu müssen. Ich will ihn nicht dabei haben, und er braucht das auch nicht wissen!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 14:36


    Erschrocken wich sie einen Schritt zurück und sah Alex völlig perplex an.
    Sie wollte ihn doch auf keinen Fall zu irgend etwas drängen und auf keinen Fall wollte sie sich in seine Familienangelegenheiten einmischen.

    "Es tut mir leid Alex. Ich weiß, dass ist deine Sache und ich sollte mich da raus halten."

    Svenja drehte sich um und wollte den Einsatzraum verlassen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 14:38


    "Svenja warte. Was in unserer Familie vorgefallen ist, war kein kleines Ding, aber erfahren wird es niemand. Schlimm genug, dass es überhaupt so ist. Ach und noch was: von dem Unfall heute und allem drum herum braucht keiner wissen okay?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 14:44


    "Keine Sorge Alex, von mir erfährt keiner etwas."

    Betroffen blickte Svenja auf ihren Piloten, der sehr mitgenommen aussah. Konnte sie denn überhaupt nichts für ihn tun?
    Schlimm genug war ja schon der Unfall, doch wenn da jetzt auch noch irgendwelche Familienstreitigkeiten dazu kamen...



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 14:46


    "Danke Svenja. Aber was soll ich nur tun?" Den letzten Satz hatte er eigentlich mehr zu sich selbst gesagt, aber doch unbewusst so laut ausgesprochen dass seine Kollegin ihn verstand.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 14:51


    "Alex, ich weiß es n...", begann Svenja, doch genau in diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen und Nico kam herein.

    Der Bordmechanker hatte, natürlich vollkommen unbeabsichtig, das Gespräch zwischen Notärztin und Pilot mitangehört. So tatenlos aufgeben, wie Svenja das jedoch gerade getan hatte, konnte er allerdings nicht.
    Er griff nach dem Telefonhörer und hielt den Alex hin.
    "Du weißt nicht was du tun sollst? Ruf deinen Bruder an. Egal, was da zwischen euch vorgefallen ist, er hat ein Recht darauf zu erfahren, was mit Natalie ist."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 14:54


    "Nico was soll das? Ob und wann ich meinen Bruder anrufe, lass meine Sorge sein. Das geht dich gar nichts an."

    Und wieder war er lauter geworden als er es beabsichtigt hatte, aber zwischen ihm und seinem Bruder war einfach zu viel passiert. Das ließ sich nicht einfach wieder gut machen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 15:01


    "Okay, es mag vielleicht sein, dass es dir im Moment egal ist, ob dein Bruder Bescheid weiß oder nicht, aber hast du vielleicht auch mal an Natalie gedacht.
    Sie hätte dich doch sicher informiert, wenn Jochen etwas passiert wäre, meinst du nicht. Aber gut wenn du ihn nicht anrufen willst..."

    Nico hielt sich den Hörer nun selbst ans Ohr und wählte die Telefonnummer der Auskunft.

    "Ja, Schrewe hier. Ich bräuchte die Telefonnummer von einem Herrn Jochen Karuhn...."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 15:05


    Stimmte es was Nico sagte? Er musste sich nach langem Überlegen eingestehen, dass er gar nicht wusste wie viel Kontakt Natalie zu ihrem Bruder hatte. Vielleicht war es wirklich besser Jochen wusste zumindest Bescheid darüber.
    Wortlos nahm er Nico einfach den Hörer aus der Hand und übernahm das ganze selbst.

    "Ja, gleich verbinden bitte."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 15:09


    Erleichtert atmeten Svenja und Nico auf.
    Die Notärztin winkte dem BT zu und gemeinsam verschwanden sie leise aus dem Zimmer. Alex sollte ungestört mit seinem Bruder reden können.

    ***

    "Karuhn", meldete sich Jochen genervt. Er saß gerade in seinem Büro zu hause über einer wichtigen Skizze, welche entscheidend war, ob er seinen bisher größten Auftrag an Land ziehen konnte.
    Das störende Klingeln des Telefones passte dem erfolgreichen Architekten ganz und gar nicht.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 15:13


    "Ja hier auch Karuhn. Moin Jochen. Du, ich muss mit dir reden."

    War es wirklich richtig was er hier tat? Hatte es überhaupt Sinn, noch dazu wo Jochen jetzt schon so genervt klang?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 15:18


    "Moin Bruderherz. Das man auch mal wieder was von dir hört", höhnte Jochen und ging zurück an seinen Schreibtisch.
    Er griff nach seinem Bleistift und beabsichtigte es weiter zu arbeiten, denn das Geschwätz seines Herrn Bruder interessierte ihn reichlich wenig.
    "Und was gibt es so wichtiges, dass du sogar deinen Sonntag dafür verschwendest, bei mir anzurufen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 15:43


    "Ja ja schon gut", kam es als genauso gereizte Antwort von Alex zurück. "Du brauchst nicht zu glauben, es würde hier um dich oder mich gehen. Nein, es geht um Natalie. Stop Jochen, hör mir zu. Sie hatte heute einen Unfall mit dem Fahrschulauto und wird eben im BwK operiert. Die Notärztin hat gesagt, es hätte einige Wirbel stark erwischt."

    Sollte er weiter reden und sagen er bräuchte ihn jetzt als Unterstützung? Nein, so weit würde er dann doch nicht gehen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 15:47


    Jochen nahm gelassen einen Schluck von seiner Tasse Kaffee und antworte dann: "Du sagst, sie wird gerade operiert? Na, dann können wir ja momentan eh nichts für sie tun.
    Sag mir einfach, wann die OP vorbei ist und ich werde mich kurz bei ihr blicken lassen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.10.2006, 15:51


    "Ist das dein letztes Wort in der Angelegenheit?"

    Nicht zu fassen wie unberührt ihn diese Nachricht doch lies.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.10.2006, 15:54


    "Außer, du empfindest es als dringend notwendig, dass ich mich jetzt schon blicken lasse.
    Hätte zwar wichtigeres zu tun, aber wenn's um die Familie geht..."
    Jochen lachte höhnisch auf. Wann waren sie schon einmal eine Familie gewesen?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 12.10.2006, 06:57


    "Nein, vergiss es einfach. Du musst wissen wie du deine Prioritäten legst. Ich ruf dich wieder an, wenn es etwas neues gibt, was dich interessieren könnte. Tschau."

    Resigniert legte er den Hörer wieder weg und starrte traurig aus dem Fenster. Konnten sie denn nicht mal in so einer Situation zusammenhalten? War er alleine Schuld, dass ihm sein Bruder nicht mehr vertraute?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 12.10.2006, 14:57


    Svenja, die gerade vom Aufenthaltsraum auf den Weg zu ihrem Arztzimmer war, hörte wie Alex den Hörer auflegte. Sollte sie nach ihm sehen oder brauchte er ein paar Minuten für sich?

    Plötzlich vernahm man in der Stille das schrille Klingeln des Telefons.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.10.2006, 06:51


    Einen kleinen Augenblick blieb sie noch so stehen und versuchte herauszufinden woher das Klingeln denn kam. Rasch hatte sie es herausgefunden und machte sich zügig auf den Weg in die Einsatzzentrale, und nahm das Telefon ab.

    "Rettungszentrum Hamburg, Oberstabsarzt Olafsson ... ja, ja die bin ich. Wie? Ja, verstanden. Wiederhören."

    Aus den Augenwinkeln hatte sie verfolgt, dass Alex, durch das Klingeln wieder aufgescheucht, ebenfalls gekommen war, nun aber unbeweglich im Türrahmen verharrte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.10.2006, 15:45


    "Das war das BwK...." Svenja stockte und blickte betreten aus dem Fenster.
    Was sollte sie Alex sagen? Besser gesagt, wie sollte sie es ihm sagen?
    So einfach mit der Tür ins Haus fallen konnte sie nicht.

    Erneut klingelte das Telefon und fast schon routiniert griff Svenja nach dem Hörer und sagte ihren Text auf: "Rettungszentrum Hamburg, Olafsson."
    Nico steckte kurz den Kopf durch die Tür und meinte genervt: "Wasn heut hier los? Wir scheinen heute ja besonders wichtig zu sein."
    Svenja sah den BT an und winkte dann rasch ab, um ihm zu verdeutlichen, dass er ruhig sein sollte.

    "Ja, ich hab verstanden. ... Nein, das geht in Ordnung. ... Gut, wir wissen Bescheid."
    Die Notärztin legte den Hörer auf und blickte dann zu Alex.
    "Das war Ole, von der Wache. Dein Bruder hat dort angerufen und wird in zehn Minuten hier sein."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.10.2006, 16:01


    "Jochen? Was ist denn in den gefahren? Zuerst will er nicht, und dann so plötzlich ..." fast schrie er die Notärztin an, als ob die etwas dafür konnte, dass sich die beiden Brüder nicht vertrugen. Doch mitten in seinem Ausraster hielt er inne. War da nicht noch ein Anruf gewesen?

    "Svenja, was ist passiert? Du sagtest das BwK hätte angerufen? Wie gehts Natalie? Was ist los? Nun sag schon!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.10.2006, 16:02


    Die Notärztin ging auf den Piloten zu und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
    Er war schon jetzt vollkommen durch den Wind, wie sollte es erst sein, wenn er erfuhr...



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.10.2006, 16:07


    Unwirsch schüttelte er den Arm von Svenja wieder ab. Momentan konnte er kein falsches Mitleid brauchen, auch keines von der langjährigen Freundin. Er hielt sie eine Armlänge von sich weg, sah ihr ernst in die Augen und presste dann hervor:

    "Svenja, sag - mir - bitte - sofort - was - los - ist."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.10.2006, 16:12


    Svenja, sah das funkeln in seinen Augen, doch so langsam reichten ihr seine Wutausbrüche.
    Okay, es war eine schwierige Situation für ihn, doch trotzdem ließ sie sich nicht so einfach von ihm anschreien.

    "Sie haben die OP beendet und Natalie auf die Intensivstation verlegt", antworte sie knapp, bevor sie sich von ihm löste und ihn ohne eines weiteren Blickes zu würdigen stehen ließ.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.10.2006, 16:22


    "Aha, was war denn das nun wieder? Na auch egal."

    Rasch wand auch er sich um und ging nach draußen zu Anneliese, um sich dort auf dem Sitz nieder zu lassen, und einfach seinen Gedanken nachzuhängen. Lange überlegte er, was dieser Unfall wohl für Natalie für Konsequenzen hätte, und wie sie das alles meistern sollten. Als sein Handy plötzlich klingelte schrak er aus seinen Gedanken hoch.

    "Karuhn?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.10.2006, 16:25


    Svenja stand am Fenster des Aufenthaltsraumes und hielt eine warme Tasse Kaffee in den Händen.
    Sie hatte beobachtete, wie Alex zum Hubschrauber gegangen war und nun telefonierte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.10.2006, 16:27


    In knappen, beherrschten Sätzen hatte Alex mit Jochen ausgemacht, dass dieser erstmal ins Rettungszentrum selbst kommen sollte, da sein Ersatzmann noch nicht da sei. Doch kaum hatte er das Gespräch beendet hörte er in der Ferne auch schon das markante Knattern der alten Bell Uh-1D näher kommen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.10.2006, 16:39


    Und auch Jochens blauer BMW hielt vor dem Rettungszentrum.
    Kurz nachdem er sein erstes Gespräch mit seinem Bruder beendet hatte, war ihm klar geworden, dass wenn er nicht zu Natalie gehen würde, dann würde es so aussehen, als würde es ihn nicht das geringste interessieren was vorgefallen war.
    Und das war eindeutig Alex Rolle und nicht seine.

    Er stieg aus und ging auf den großen Helicopter zu, wo er seinen großen Bruder entdeckt hatte.
    "Moin Alex", begrüßte er ihn kurz und ohne jegliche Art von Emotionen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.10.2006, 17:13


    "Moin. Warte noch eben einen Moment, ich muss dem Kollegen noch schnell übergeben."

    Mit seiner Vertretung aus Hohn klärte der Pilot noch ein paar letzte Details ab, nahm sich dann seine Jacke, die Tasche und den Helm aus dem Heli und ging neben seinem Bruder her ins Rettungszentrum. Nachdem Alex seine Sachen schnell im Spind verstaut und sich umgezogen hatte gingen die beiden schweigend ins BwK um sich nach ihrer Schwester zu erkundigen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.10.2006, 20:42


    Svenja, sah die beiden Brüder gemeinsam zum BwK gehen, als sie plötzlich ein schlechtes Gewissen überkam.
    Sie hatte Alex vorhin nicht den ganzen Inhalt des Telefonates mit den zuständigen Ärzten mitgeteilt.
    Sollte sie ihm nachlaufen und ihm sagen, was mit seiner Schwester wirklich los war oder sollte sie es bleiben lassen? Schließlich würden die Ärzte es ihm so und so sagen.
    Nein, Svenjas bessere Hälfte siegte und so rannte sie schnellstens die wenigen Treppen des RZs hinunter.

    "ALEX, warte!", rief sie ihm hinter her.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.10.2006, 21:24


    "Svenja was? Ja, ich war gerade nicht fair zu dir, aber bitte lass uns doch jetzt bitte einfach zu Natalie gehen."

    Leicht genervt war er stehen geblieben. Was gab es denn jetzt noch? Natalie war operiert worden, und wohl jeden Moment am aufwachen, da wollte er doch bei ihr sein. Was konnte da jetzt noch wichtiger sein?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 07:25


    Kurz musterte sie Jochen, bevor sie sich wieder Alex zuwandte.
    "Ich habe dir vorhin nicht alles gesagt."

    Und was nun? Sie hatte keine Ahnung wie sie es ihm beibringen sollte, wusste nur, dass sie es tun musste.

    "Alex, Natalie... Sie ist nach der OP ins Koma gefallen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 09:33


    "Ins Koma? Und was heißt das jetzt?"

    Was kamen denn noch alles für Nachrichten auf sie zu? Würde sie überhaupt wieder aufwachen? Auf jeden Fall musste er jetzt die Nerven bewahren und so schnell wie möglich zu ihr.

    "Komm Jochen, gehn wir. Ich muss jetzt wissen was da los ist."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 09:40


    Jochen folgte seinem Bruder, doch in Gedanken war er eher bei seinem Architekten-Auftrag, als bei dem Schicksaal seiner Schwester.

    Alex öffnete stürmisch die Tür des BwKs und lief mit raschen Schritten in Richtung Intensivstation, als ihnen Cora begegnete, die gerade aus einem der Zimmer kam.
    "Moin Alex, was machst du denn hier?", wollte sie verblüfft wissen und warf einen raschen Blick auf Jochen, der in seinem schicken Nadelstreifen-Anzug, mehr als auffiel.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 09:43


    "Moin Cora. Entschuldige, aber ich hab nicht viel Zeit, muss weiter, ne Patientin. Machs gut."

    Mich noch schnelleren Schritten machte er sich weiter in Richtung Intensivstation, ließ Cora einfach stehen. Sein Bruder folgte ihm mit gemütlicheren Schritten, wusste nicht, warum Alex es gar so eilig hatte. Machen konnten sie wohl eh nichts.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 09:50


    Dr. Pohlitz hatte gerade noch einmal nach ihrer Patienten gesehen und ging nun hinaus auf den Gang, wo zwei Männer eilig auf sie zukamen.

    "Guten Morgen Major Karuhn. Sie wollen zu Ihrer Schwester nehme ich an? Lassen Sie uns vorher jedoch erst einmal in mein Büro gehen."
    Verwundert blickte Alex die Ärztin an. Woher wusste sie...?
    "Svenja hat angerufen und mich darüber in Kenntnis gesetzt", klärte Dr. Pohlitz den Flieger auf.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 09:54


    "Ja ... wir wollten zu unserer Schwester. Das ist mein Bruder Jochen."

    Nachdem sich die Ärztin und Jochen kurz die Hand gegeben hatten, nahmen die drei Personen im Zimmer von Dr. Politz Platz.

    "Ja, meine Herren. Die Operation ist so weit eigentlich ganz gut verlaufen ..."

    "Was heißt eigentlich und soweit?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 10:02


    Sie nahm die Akte von ihrem Schreibtisch, welche ihr Cora noch schnell gebracht hatte und blätterte kurz darin, bevor sie Alex ansah.

    "Ihre Schwester hat bei dem Autounfall schwere Verletzungen an der Wirbelsäule davon getragen, aber das dürfte ihnen Svenja ja bereits gesagt haben.
    Allerdings hat ihre Schwester auch noch schwere Kopfverletzungen davon getragen. Das Blutgerinsel in ihrem Gehirn konnten wir entfernen..."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 10:06


    "Wirbelsäule? Kopfverletzungen? Ja, und was heißt das jetzt? Himmel, ich bin doch nur Flieger und kein Arzt!"

    Von alldem was die Ärztin ihm da erzählte verstand er nur Bahnhof. Er wollte endlich Klartext hören.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 10:10


    "Aufgrund der schweren Kopfverletzungen ist ihre Schwester ins Koma gefallen und wir können nicht sagen, wann sie wieder aufwachen wird.
    Aber selbst, wenn sie wieder aufwachen wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie je wieder Laufen kann, aufgrund der Wirbelsäulenverletzung äußerst gering."

    Selbst Jochen, der bis jetzt zwar den "Erzählungen" der Ärztin gefolgt war, aber er trotzdem noch das Gefühl hatte, es wäre nicht so schlimm, schnappte entsetzt nach Luft.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 10:13


    "Nie wieder laufen? Das kann doch alles nicht wahr sein!"

    Entsetzt war Alex aufgesprungen und begann wie ein Wahnsinniger auf und ab zu gehen. Wie sollten sie ihr den helfen mit der Nachricht umzugehen? Konnten sie ihr helfen? Würde sie überhaupt wieder aufwachen?

    "Ich muss zu ihr. Sofort!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 10:17


    "Ich bringe Sie hin", antwortete Dr. Pohlitz ruhig.
    Sie stand von ihrem Stuhl auf, die Akte behielt sie in der Hand und verließ das Büro, dicht gefolgt von Alex.

    Jochen blieb mit seinen Gedanken zurück.
    Natalie würde, nachdem sie aufwachen würde, an den Rollstuhl gefesselt sein. Ein eigenständiges Leben war in seinen Augen, dadurch unmöglich.
    Wie sollte das weiter gehen.
    Er hatte ganz gewiss keine Zeit, um sich um seine pflegebedürftige Schwester zu kümmern.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 10:24


    Dr. Politz und Alex waren gerade ein paar Meter gegangen, als dem Piloten auffiehl, dass Jochen nicht mitgekommen war.

    "Dr. Politz, einen kleinen Moment noch, mein Bruder ist nicht mitgekommen."

    Im Türrahmen des Büros blieb er stehen, und musterte seinen Bruder kurz. Er saß kerzen gerade da, wie immer perfekt gekleidet, kein noch so kleiner Fussel war an seinem Anzug zu finden, und auch wie schon so oft konnte man aus seinem Gesicht keinerlei Emotionen ablesen.

    "Bruderherz, würden sie sich mal bequemen aufzustehen und mitzukommen, oder ziehen sie es vor hier Wurzeln zu schlagen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 10:27


    "Keine Panik, ich komme ja schon."
    Beinahe gelassen stand Jochen auf und ging auf Alex zu.

    "Weißt du was das bedeutet, wenn Natalie nicht mehr laufen kann? Sie ist auf Hilfe angewiesen.
    Das wäre jetzt der Zeitpunkt, an dem du ganz schnell die Flucht ergreifen solltest.", meinte Jochen eiskalt und ging dann an seinem Bruder vorbei.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 10:33


    "Du ... du ... ach vergiss es. Aber weil du dich um sie kümmern wirst oder wie?"

    Blanker Zorn stieg sofort wieder in ihm auf, wenn er nur an damals dachte, wo Jochen ihm die gleichen Vorwürfe gemacht hatte, als er ihm vorgeworfen hatte die Mutter im sterben gelegen hatte, und er es nicht schaffte sich um sie genauso zu kümmern wie der kleine Bruder.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 10:36


    "Erklär mir doch mal, wie ich mich um Natalie kümmern soll, bei meinem Beruf. Ich würde es wirklich gerne machen, aber du weißt ja aus eigener Erfahrung, wie wichtig einem der Beruf sein kann, im Gegensatz zu der Familie."

    Jochen blieb stehen und blickte Alex herausfordernd an. Er wollte ihn zur Weißglut treiben. Alle angestauten Gefühle flammten wieder auf...



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 10:41


    Am liebsten wäre er seinem Bruder an die Gurgel gegangen für diesen Satz, doch er überlegte es sich anders und ließ ihn einfach stehen und ging mit Dr. Politz weiter auf die Intensivstation zu. Irgendwann drehte er sich um, und da Jochen dicht hinter ihm ging, brauchte er nur zu flüstern.

    "Bild dir ja nicht ein, du wärst was besseres und dass ich das auf mir sitzen lasse."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 10:44


    "Du verwechselt da was Bruderherz. Nicht ich bin was besseres, sondern du. Warst du doch immer schon und wirst es auch immer bleiben.
    Flieger bei der Bundeswehr... Nur zum Offizier hast du es nicht gebracht."

    Jochen wusste, wie gereizt Alex in diesem Moment war, doch gerade das nutze er aus. Er wollte ihn so lange reizen, bis er sich vergessen würde. Das wäre ein erneuter Beweis für seine Unfähigkeit.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 10:50


    "Du mieses kleines ... Muttersöhnchen. Nur weil du unseren Eltern alles immer recht gemacht hast ... warum gebe ich mich eigentlich immer wieder mit dir ab? Du bist doch heute noch so selbstgefällig wie du es damals schon warst. Schon als kleines Kind hast du immer bekommen was du wolltest!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 10:53


    "Ja, ich habe immer bekommen was ich wollte, aber nur weil ich nicht einfach nach Alabama abgehauen bin, so wie du das gemacht hast.", antwortete Jochen und seine Augen funkelten amüsiert. Er hatte seinen Bruder soweit.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 10:59


    "Abgehauen? Abgehauen nennst du das? Ja, abgehauen von dir und deinem selbstgefälligen Gehabe. Du hattest doch nie eigene Pläne."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 11:01


    "Und ob ich die hatte, nur da mein Bruder die Familie im Stich gelassen hatte, musste ich zurück stecken. Meinst du das hat mir gefallen? Ich hätte mir auch etwas besseres vorstellen können, als mich immer nur um unsere kranken Eltern zu kümmern."

    Jochen achtete nicht mehr darauf, seine Stimme zu senken und seine Gelassenheit war ihm entglitten.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 11:02


    "Ach du armer. Einmal in deinem gesamten Leben lief etwas nicht nach deinem Wunsch. Gleich bekomm ich Mitleid. Und wo warst du, als Vater Jahre nach Mutter im Sterben lag? Da warst du auch nicht da, aber mir Vorwürfe machen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 13:51


    "Was willst du? Vater hat dir verziehen, auch wenn ich niemals verstehen werde warum. Du hast deine Familie im Stich gelassen, aber glaube nicht, dass durch Natalies Unfall deine Chance gekommen ist, um das jemals wieder gut zu machen. Das wirst du niemals. Niemals - hörst du."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 13:54


    "Hör mir mal zu, dass ich das komplett nie wieder gut machen kann ist mir klar, dafür ist zu viel Zeit vergangen. Aber ich bin der jenige, der mit der Schuld leben muss, und ich werde mich auch um Natalie kümmern. Ja, auch wenn du das nicht gerne siehst, aber ich glaube kaum, dass du es bei ihr auch so 'liebevoll' machen wirst wie bei unserer Mutter, denn von Natalie hast du noch nie all das bekommen was du wolltest, auch wenn du es gerne gehabt hättest."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 13:58


    "Was bildest du dir eigentlich ein? Willst du damit sagen, mir wäre Natalie egal und der einzige Mensch, der mir in unserer Familie wichtig war, war Mutter...."

    Wütend ging Jochen auf Alex los und packte ihn an der Fliegerkombi.
    "Du hast uns im Stich gelassen und ich nicht", schrie er regelrecht und hatte nun vollkommen seine Fassung verloren.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 14:11


    Es drohte mitten auf dem Gang vor der Intensivstation ein handfester Streit auszubrechen, denn je lauter Jochen wurde, desto leiser kamen die Antworten seines Bruders zurück. Bei den Streitigkeiten mit seinem Bruder hatte er Übung darin immer leiser zu werden, auch weil er wusste, dass dieser dadurch immer zorniger wurde.

    "Wann hast du unsere Schwester das letzte Mal gesehen? Wann hast du dich jemals um sie gekümmert, wenn sie krank war?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 14:15


    "Sie hat ihr eigenes Leben gelebt, genau wie du.
    Warum hätte ich mich einmischen sollen. Du hattest deine Fliegerei... Sie ihren Sport... und ich blieb übrig..."
    In Jochens Augen spiegelte sich die blanke Wut.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 14:17


    "Ja, wir haben unser eigenes Leben, aber du hast auch dein eigenes Leben. Bist du unzufrieden oder was? Was passt dir nicht?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 14:21


    "WAS MIR NICHT PASST? Du passt mir nicht... Und jetzt geh mir aus dem Weg, ich will zu meiner Schwester."

    Jochen stieß Alex unsanft auf die Seite und betrat den Bereich der Intensivstation. Schnell schlüpfte er in einen der grünen Kittel und betrat Natalies Zimmer.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 14:25


    Kaum war Jochen durch die Tür auf die Intensivstation verschwunden, wollte Alex ihm hinterhergehen. Aber eine innere Blockade hinderte ihn daran. So ließ er sich erstmal auf den nächstbesten Stuhl sinken und hing seinen Gedanken nach.
    Hatte er damals als großer Bruder wirklich so viel falsch gemacht? Ja, er hatte sich nicht so viel um die kranke Mutter gekümmert, aber er hatte doch auch seine Gründe gehabt. Wieso hatte er sich nur dazu überreden lassen Jochen anzurufen?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 14:32


    Auch Jochen musste erst einmal wieder zur Ruhe kommen und so setzte er sich auf einen Stuhl neben Natalies Bett.
    Seine Schwester sah blass aus und eine Menge Geräte überwachten ihrern kritischen Zustand. Das regelmäßig Piepsen begann ihn zu nerven und so stand er auf und ging auf das Fenster zu.

    "Oh man, Schwesterchen, musstest du uns das antun?
    Oder willst du mich und Alex durch diese Aktion etwa wieder zu einem vernünftigen Umgang miteinander bringen", seufzte Jochen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 14:36


    Zögerlich stand Alex wieder auf, ließ sich von der Schwester einen Kittel für die Intensivstation geben und machte sich auf den Weg zu dem Zimmer von Natalie. Dort angekommen blieb er erstmal draußen stehen, und beobachtete seinen Bruder. Als er so da stand und das Profil seines Bruder betrachtete stellte Alex fest, dass dieser irgendwie mitgenommen aussah, auch wenn Jochen das nie zugegeben hätte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 14:40


    Jochen starrte aus dem Fenster und beobachtete, wie das Team des SAR 71 zu ihrem Heli lief und sich in die Lüfte schwang.
    Das war die Welt seines großen Bruders und für diese Welt hatte er seine Familie im Stich gelassen.
    Wütend ballte er seine Fäuste und schlug gegen den Fensterrahmen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 14:43


    Langsam und leise öffnete Alex die Tür zu dem Raum, in dem Natalie lag und näherte sich langsam dem Bett. Da Jochen einen Stuhl an die Bettseite geschoben hatte blieb Alex am Bettende stehen, und betrachtete still das zerschundene Gesicht von Natalie. Überall hatte sie Schürfwunden und er ganze Kopf war dick eingebunden. So sah die einstig so lebensfrohe Frau richtig hilflos und krank aus.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 14:47


    Aus den Augenwinkeln nahm Jochen war, wie Alex das Zimmer betrat, doch er blieb zum Fenster gewandt stehen.
    Sein Bruder durfte auf keinen Fall die Hilfelosigkeit sehen, die ihn gerade überkam.

    "Wie lange meinst du, wird es dauern bis sie wieder aufwacht?", flüsterte Jochen. Eine einzelne Minute ließ er seinen Gefühlen freien Lauf, bevor er sich wieder hinter seiner kalten Fassade zurück zog und seine Emotionen verdrängte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 14:49


    "Ich weiß es doch auch nicht. Hoffentlich bald. Das hat sie nicht verdient. Sie war doch immer so optimistisch, so lebenslustig. Wieso sie?"

    Er zwang sich genauso leise und ruhig zu reden wie sein Bruder, denn es half nichts, wenn sie sich hier noch weiter anbrüllten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2006, 19:22


    Jochen zuckte nur leicht mit den Schultern uns blickte weiter hin aus dem Fenster.
    Er wusste nicht was er sagen sollte, ohne Alex erneut anzugreifen. Es gab so viele Sachen, die noch zwischen ihnen standen und das würde auch immer so bleiben.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.10.2006, 20:16


    Er hielt das Schweigen nicht mehr aus, aber sagen wollte er auch nichts, um nicht noch mehr kaputt zu machen, als eh schon kaputt war. So entschloss er sich Jochen mit Natalie alleine zu lassen, murmelte noch ein paar Abschiedsworte und schloss leise die Türe hinter sich. An der Intensivstation gab er seinen grünen Kittel wieder ab und machte sich Richtung Ausgang.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.10.2006, 15:23


    Ins Rettungszentrum wollte er nicht gehen und da Anneliese so und so nicht auf der Platte stand, war ihm klar, dass seine Kollegen im Einsatz waren.
    Also ging Alex auf sein Auto zu und stieg ein.
    Er musste versuchen, die ganze Sache jetzt erst einmal zu verarbeiten. Noch vor ein paar Stunden war seine Welt noch in Ordnung gewesen und sein Bruder Jochen in weiter Ferne, doch nun...

    Der Pilot ließ den Motor an und ließ den Wagen langsam anrollen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.10.2006, 19:04


    Während der ganzen Fahrt überlegte er sich, was Natalie wohl in den letzten Stunden im Auto für Gedanken hatte. War sie glücklich gewesen? Unwillkürlich fuhr der Major heute langsamer und vorsichtiger als sonst, auch wenn ihm bewusst war, dass ihm so genauso etwas zustoßen konnte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.10.2006, 19:09


    Nach einer langen Fahrt durch den Großstadtverkehr bog er noch einmal nach links ab und schon kam sein kleines Familienhaus in Sicht.

    Wollte er jetzt überhaupt seiner Familie begegnen, schoss es Alex durch den Kopf. Wie sollte er ihnen erklären was vorgefallen war? Er hatte nie viel über seine Schwester und seinen Bruder erzählt. Nur das nötigste und selbst das war noch gering ausgefallen...



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.10.2006, 19:12


    Aber hatten Astrid und die Kinder nicht auch ein Recht darauf alles zu erfahren? Irgendwann in nächster Zeit würde es ja so und so herauskommen, da war es besser er würde ihnen alles sofort erzählen. Vor allem Astrid und Jasmin. Die mussten es wissen.

    Als er in seiner Garage stand blieb er noch ein paar Minuten sitzen, stieg dann aus und machte sich mit schweren Schritten auf den Weg ins Haus.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.10.2006, 19:15


    Gerade als er den Schlüssel ins Schloss stecken wollte, wurde die Tür von innen geöffnet und Jasmin und ihr Freund Oliver kamen ihm entgegen.

    "Hallo Papa, hast du heute schon Feierabend? Mama sitzt mit Sabine auf der Terrasse.", begrüßte Jasmin Alex kurz und schon lief sie winkend davon, bevor dieser auch nur das geringste entgegnen konnte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.10.2006, 19:18


    "So was ... schon wieder fort ..." murmelnd zog er seine schweren Bundeswehrstiefel aus und ging dann nach einem kurzen Stop in der Küche auf die Terasse hinaus wo er die beiden Damen auch vorfand.

    "Moin Schatz. Hi Sabine." Rasch gab er seiner Frau einen kurzen Kuss und entschuldigte sich zum Duschen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.10.2006, 15:11


    Sabine sah dem Piloten nach und warf dann einen kurzen Blick auf ihre Uhr.
    "Ich glaube, ich werde mich dann auch mal wieder auf den Weg machen. Alex sah ziemlich geschafft aus und wird wohl etwas Fürsorge brauchen. Da will ich euch nicht weiter stören", meinte sie lachend zu Astrid.
    Sabine war mit Wollcke und den Kindern erst gestern aus Alabama zurück gekehrt. Nach einem heftigen Streit mit Jan hatten sie sich dort ein paar Tage Ruhe gegönnt.
    Doch der nächste Urlaub sollte nicht lange auf sich warten, denn alle Rettungsflieger planten einen gemeinsamen Urlaub nach Australien, um dort Katja zu besuchen und deren Geburtstag zu feiern.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.10.2006, 14:08


    "Ja ist okay Sabine. Wir sehen uns ja bald wieder. Hoffentlich ist nichts schlimmes passiert, so wie Alex gerade geschaut hat. Warte, ich bring dich noch eben zur Tür."
    Nachdem Astrid ihre Freundin verabschiedet hatte ging sie zurück in den Garten, und fand dort auch schon ihren Mann vor, der mit versteinerter Mine Löcher in die Luft starrte. Leise setzte sie sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 20.10.2006, 15:27


    "Wie's aussieht sind Sabine und Wollcke wieder in der Stadt! Haben sie sich wieder versöhnt?", erkundigte sich der Pilot, doch es klang eher so, als würde es ihn gar nicht interessieren.

    In Gedanken hatte er Natalies Bild vor Augen, wie sie im Krankenhaus lag, mit sämtlichen Maschinen verbunden und gezeichnet von der Schrecklichkeit des Unfalls.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.10.2006, 17:03


    "Ja, es hat zwar etwas länger gedauert bei denen beiden, aber jetzt scheint wieder alles in Ordnung zu sein. Aber sag mal, was ist mit dir los? Sonst bist du doch auch nicht so früh da. Erzähls mir. Bitte"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 20.10.2006, 18:56


    Alex nahm die Hand seiner Frau und streichelte sie sanft.
    "Dann ist ja gut, wenn bei den beiden wieder alles okay ist", murmelte er geistesabwesend.
    Astrids Frage schien gar nicht zu ihm durchgedrungen zu sein. Immer noch blickte er mit glasigen Blick in die Ferne.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.10.2006, 18:59


    "Alex!" Sie entzog ihm ihre Hand, nahm ihn am Kinn und drehte sein Gesicht zu sich her. Er sah furchtbar mitgenommen aus. Was konnte nur geschehen sein, dass es ihn so derartig aus der Bahn geworfen hatte?
    "Alex, bitte, sag. Ich will dich doch nur helfen!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 20.10.2006, 19:04


    Er entzog sich ihren Blicken und meinte leise: "Wir hatten heute einen schweren Unfall auf der Autobahn und..."

    Genau in diesem Moment erklang das Geräusch der Türklingel. Astrid hätte es gerne ignoriert, doch hier schien es jemand wichtig zu haben, denn der Besucher klingelte Sturm.
    Mit gemischten Gefühlen stand sie auf und ging zur Haustür.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.10.2006, 19:06


    "Ja bitte? Kann ich Ihnen helfen?"

    Ihr gegenüber machte keinen sonderlich sympathischen Eindruck, auch wenn er irgendwie gewisse Ähnlichkeiten mit ihrem Mann hatte. Feiner Anzug, völlig verknittert, blasses schmales Gesicht, zu viel Rasierwasser. Was wollte so jemand von ihnen?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 20.10.2006, 19:07


    "Ist mein Bruder da? Seine Kollegen im Rettungszentrum sagten mir, dass er seine Schicht mit einem andern Piloten getauscht hat."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.10.2006, 19:30


    "Ihr Bruder? Ja, Alexander ist da. Kommen Sie doch bitte herein."
    Immernoch verdutzt ließ Astrid den seltsamen Gast ins Haus und zeigte ihm den Weg in den Garten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 20.10.2006, 19:36


    Auf den Weg dorthin sah sich Jochen selbstverständlich genauestens um, wie sein Bruderherz so wohnte.
    Sie hatten sich schon als Kinder nicht gut verstanden, doch seit dem Tod ihrer Eltern hatten sie sich vollkommen aus den Augen verloren und das war nach Jochens Standpunkt auch gut so.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.10.2006, 19:40


    "Alex du hast Besuch bekommen. Möchten Sie etwas trinken? Bitte nehmen Sie doch Platz."

    Kaum hatte sich Alex zu ihnen umgedreht wurde seine Mine noch versteinerter als zuvor schon. Bei diesem Blick konnte einem gleich ganz Angst und Bange werden.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 20.10.2006, 19:44


    "Tja, hättest wohl nicht gedacht, dass du mich so schnell wieder siehst."

    Jochen ließ sich auf dem Stuhl nieder, auf dem vor wenigen Minuten Astrid noch gesessen hatte und ließ sich von Alex finsterer Miene nicht beeindrucken.

    "Es gibt noch einiges zu klären und da ich in den nächsten Wochen nach Frankreich umziehen werde, müssen wir das jetzt machen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.10.2006, 19:46


    Alex glaubte nicht recht gehört zu haben. "Du ziehst nach Frankreich um? Sag mal, sonst hast du sie schon noch alle oder? Natalie braucht jede Unterstützung die sie bekommen kann. Du kannst nicht einfach umziehen!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 20.10.2006, 19:50


    Wütend sprang Jochen auf.
    "Glaubst du allen ernstes ich lasse mir meine großartigen Berufschancen entgehen, nur weil unser Schwesterchen momentan Probleme macht?
    In Frankreich nehmen sie mich als Professor an einer Uni, die Chance bietet sich mir in Hamburg nicht."

    Astrid kam aus der Küche zurück und blieb erschrocken stehen. Was ging da vor sich?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.10.2006, 19:55


    "Problemchen? Hab ich das richtig verstanden? Das was heute passiert ist nennst du Problemchen?"
    Die Worte kamen wie von einem gehetzten, der eben seinem Verfolger gegenüber steht und ihn anbrüllt. Aber normal konnte man in diesem Moment wohl nicht reden.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 20.10.2006, 19:59


    "Soll ich deswegen vielleicht in Tränen ausbrechen, mich in meiner Wohnung verbarikadieren und die ganze Welt verfluchen?
    Es ist geschehen, so wie es vielen anderen Menschen am Tag auch passiert und wie die Ärzte ja bereits gesagt haben - im Moment können wir nichts für sie tun."

    Aggressiv blitzten Jochens Augen und er schien, als hätte er sich längst nicht mehr unter Kontrolle.
    Er wollte seinen Traum nicht aufgeben, schließlich hatte sein Bruder das auch nicht getan.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.10.2006, 20:02


    "Sag jetzt ja kein Wort mehr, denn ich ahne was jetzt kommt, ich bereue es, aber kann es nicht merh rückgängig machen, so sehr ich es mir auch wünsche. (ruhiger) Und noch eines Jochen: Ich will dich hier nie wieder sehen!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 20.10.2006, 20:06


    "Ich wollte dich auch nie wieder sehen, aber überleg mal, wer denn heute bei mir angerufen hat.
    Du hättest es besser bleiben lassen sollen. Zwischen uns wird sich nichts mehr ändern und glaube nur nicht, dass ich dir verzeihe, auch wenn du deinen Fehler jetzt vielleicht einsiehst."

    Jochen machte keine Anstalten Alex Auforderung zu folgen und zu gehen. Er wollte endlich alles loswerden... endlich bekam er die Möglichkeit dazu...



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.10.2006, 20:09


    "Ach stell dir vor, ich wollte vielleicht gar nicht bei dir anrufen, aber es gab andere Personen, die mich vom Gegenteil überzeugt hatten. Leider. Aber nun ja, ich wollte ja so und so schon lange mal wieder mit dir Streiten."
    Er hatte die Nase so gestrichen voll von dem dummen Gerede seines Bruders, der ihn nur provozieren wollte. Aber was sollte er machen? Handgreiflich werden kam für ihn nicht in Frage. Blieben also nur die Worte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 20.10.2006, 20:13


    "Seit wann lässt du dir denn von anderen Menschen etwas vorschreiben und haben sie dich bei der Bundeswehr etwa weich bekommen.
    Sag bloss das Wort Gefühle gibt's in deinem Wortschatz jetzt auch?"

    Jochen begriff schon gar nicht mehr, was er seinem Bruder da alles an den Kopf war. Die blanke Wut überkam ihn und so schoss er ziellos über die Grenze hinaus.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.10.2006, 20:15


    "Mach bitte schön mal halblang. Wenn du gekommen bist, nur um an mir deine ganze aufgestaute Wut auszulassen, dann danke, mir reichts. Was ist los? Läuft in deinem Leben denn nicht immer alles so wie du es dir vorstellst? Ich allein kann ja wohl kaum der Grund für deine Wut sein! Komm, schrei mich weiter an, schlag mich, wenn dir danach ist. Tu dir keinen Zwang an."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 20.10.2006, 20:22


    "Ob in meinem Leben nicht alles so läuft, wie ich mir das vorstelle? Sag bloss, das interessiert dich? Dich hat doch noch nie interessiert, ob ich Probleme hatte oder nicht.
    Du hast dich aus dem Staub gemacht... hast uns im Stich gelassen... hast dein Leben gelebt, wie es dir gepasst hat... hast keinen lausigen Gedanken an uns verschwendet und jetzt kommst du mit so was daher. Jetzt sind wir dir wichtig... jetzt wo du glücklich bist und dir keine Sorgen mehr machen brauchst."

    Jochen musste seiner Wut Ausdruck verleihen und so trat er gegen einen der Stühle, dass er umfiel.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.10.2006, 10:01


    "Ja, schon recht, gib nur mir nur noch mehr Schuld. Begreifst du nicht endlich, dass das Vergangenheit ist und man nur in der Zukunft alles besser machen kann?
    Meinst du wirklich, ich muss mir um nichts und niemanden Sorgen machen? In einer Familie macht man sich ständig Sorgen, auch wenn du das nicht kennst, und auch nie kennen wirst.
    Wann hattest du zuletzt jemanden, um den man sich sorgen musste? Wann Jochen, wann?"

    Langsam verstand er gar nichts mehr. Auf wen war Jochen so wütend? Auf ihn? Auch wenn all die Ereignisse so viele Jahre zurück lagen und sie in der letzten Zeit nie ein Wort mehr als nötig miteinander geredet hatten? Es musste irgendetwas anderes dahinter stecken. Nur was?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.10.2006, 10:22


    "Ja, genau in der Zukunft. Die Möglichkeit hast du ja jetzt bekommen.
    Du kannst dich jetzt um Natalie kümmern und zeigen, was für ein toller großer Bruder du doch bist. Jetzt kannst du es uns allen beweisen...
    Nur ich, werde keinen Handstrich für Natalie tun. Egal, ob dir das passt oder nicht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

    Er wandte sich von Alex ab und machte Anstalten zu gehen.
    In der Terrassentür blieb er noch einmal kurz stehen und meinte leise: "Ich weiß ganz genau, wie es ist, wenn man sich um jemanden sorgen muss."

    Dann verließ er das Haus und stieg in seinen schwarzen, noblen BMW, welchen er am Ende der Straße abgestellt hatte.

    War mit diesem Situationsende entgültig die Beziehung der beiden Brüder zerstört worden? Wollten sie wirklich nichts mehr miteinander zu tun haben?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.10.2006, 11:02


    Ratlos blieb Alex so im Garten stehen wie ihn sein Bruder eben verlassen hatte. Vergeblich versuchte er die Gedanken wieder zu sortieren und im Kopf Ordnung zu schaffen. Es gelang nur kläglich, und so stellte er erstmal wieder den Stuhl hin, den sein Bruder in dessen ganzen Zorn umgeworfen hatte und lies sich darauf sinken.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.10.2006, 11:07


    Bis jetzt hatte Astrid sich im Hintergrund gehalten, doch nun wollte sie endlich wissen was los war. Sie setzte sich wieder an Alex Seite und suchte seinen Blick.
    "Schatz, was bitte ist hier los und wer war das?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.10.2006, 11:10


    Ihrem Blick konnte er nicht standhalten, zu schwer war es für ihn die ganze Wahrheit zu erzählen, auch wenn er es musste. In der Ferne suchte er sich einen Fleck, den er anstarren konnte und fing leise zu erzählen an.
    "Wer das war? Mein Bruder Jochen und es ging wie so oft um unsere Familie ..."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.10.2006, 11:15


    "Dein Bruder Jochen? Du hast mir noch nie...", Astrid hielt sofort inne, denn sie ahnte, das es unklug war ihren Mann jetzt zu unterbrechen.

    "Jochen ist mein jüngerer Bruder und unser Verhältnis war wohl noch nie das beste. Du hast es ja gerade selbst erlebt..."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.10.2006, 11:18


    "Wir konnten uns schon von kleinauf nicht ausstehen, aber als Mutter dann im sterben lag und ich mich entscheiden musste ob ich bei ihr blieb oder die Möglichkeit wahrnehmen sollte nach Amerika zu gehen für die Ausbildung, war es endgültig aus zwischen uns. Er hat mir nie verziehen, dass ich damals die Chance genutzt habe Pilot zu werden."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.10.2006, 11:21


    "Danach haben wir uns nur noch einmal gesehen und zwar an dem Tag, als mein Vater starb.
    Jochen hat sich all die Jahre um unseren Vater gekümmert, was ich nicht getan habe und dann hat mein Vater mir auch noch verziehen, dass ich Pilot geworden bin.
    Das konnte mir Jochen nicht verzeihen.
    Wir haben uns seit Jahren nicht mehr gesehen, doch heute..."

    Alex stoppte. Ja, heute war plötzlich alles anders... Wobei war es wirklich anders? Wieder einmal ging es einem ihrer Familie schlecht und er und Jochen hatten nichts anderes zu tun, als sich zu streiten.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.10.2006, 11:26


    "Was 'und heute'? Bitte red weiter Alex, lass alles raus. Rede darüber."

    Zwar spürte Astrid, dass es ihrem Mann sehr schwer fiel über all das zu reden, aber diesmal würde er ihr schon alles erzählen, das spürte sie, wenn sie nur nicht nachgab.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.10.2006, 16:35


    Er umschloss ihre Hand und blickte weiterhin in die Ferne.
    Die Sonne senkte sich immer mehr gegen den Horizont und die Mücken begannen in den leuchtend roten Sonnenstrahlen zu tanzen.

    "Es war eigentlich ein Einsatz wie jeder andere... VU auf der Autobahn... ein Auto ist in ein Stauende gerast.
    Wir haben Franziska und Svenja zum Unfallort gebracht und uns dann, wie immer um die Maschine gekümmert.
    Ich weiß nicht was es war, aber irgendwas sagte mir, dass ich nach sehen musste... nachsehen, was genau vorgefallen war."

    Kurz stoppte Alex, bevor er wieder ansetzte. Die Bilder hatte er genau vor sich...
    "Einer der Floriansbrüder hat mir den Weg geszeigt und... und...
    Da stand ein grüner Ford, vollkommen verbeult... die Frontscheibe war gesprungen und vom Kofferraum war nichts mehr übrig... es war der Fahrschulwagen meiner Schwester...."

    Alex senkte seinen Kopf und verbarg sein Gesicht zwischen seinen Händen, doch selbst diese Dunkelheit ließen die Bilder nicht verlöschen, die er so deutlich vor sich sah.
    Sanft nahm Astrid ihren Mann in die Arme.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.10.2006, 19:09


    Astrid streichelte ihm immer wieder über den Rücken, versuchte irgendwie ihn zu beruhigen. Dass es ein Schock für ihn gewesen sein muss war klar, aber dass er so fix und fertig war, kannte sie einfach nicht an ihm.

    "Pscht ... beruhige dich doch wieder ..."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.10.2006, 19:26


    "Sie hat so schwere Verletzungen davon getragen... es wird nie wieder so sein, wie früher... Wie soll es jetzt weiter gehen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.10.2006, 19:30


    "Wie schwere Verletzungen? Alex, ihr müsst ihr beistehen. Alleine wird sie es nicht schaffen. Vergiss vor lauter Ärger über deinen Bruder nicht, dass du uns als Familie auch noch hast, genauso wie deine Freunde. Die werden dir bestimmt alle beistehen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 22.10.2006, 16:33


    Astrid merkte, wie er sich wieder verspannte und seine Hände zu Fäusten ballte.
    "Mein Bruder? Ihn stört kein bisschen was mit Natalie ist. Sie wird nie mehr laufen können... wird auf den Rollstuhl angewiesen sein und was macht er...", rief Alex wütend aus.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 23.10.2006, 17:38


    "So etwas kann ihn nicht kalt gelassen haben. Alex, echt nicht! Komm, sieh mich an. Er hat bestimmt auch so etwas wie ein Herz das Gefühle empfinden kann. Gib ihm Zeit, sich damit abzufinden. Du brauchst sie doch auch. Ihr alle müsst euch doch erstmal klar werden, was das für den einzelnen, aber vor allem für eure Schwester bedeutet."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.10.2006, 14:26


    "Du kennst Jochen nicht..."
    Verzweifelt schüttelte Alex seinen Kopf und sah Astrid zum ersten mal direkt in die Augen.
    "Er hasst mich und er hasst auch Natalie. Ihm ist egal, was mit uns beiden ist. Für ihn gibt es nur noch einen Menschen und das ist er selbst.
    Das war schon immer so, doch heute musste ich mit Erschrecken feststellen, welche Ausmaße das angenommen hat.
    Auch die Zeit wird das nicht ändern."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.10.2006, 14:49


    "Alex, ganz ehrlich. Ich kann dich ja verstehen, aber gib ihm noch eine zweite Chance, auch wenns schwer fällt. Und jetzt komm, lass uns reingehen und was zu abend essen. Deine große müsste auch gleich wieder heimkommen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.10.2006, 14:50


    "Bist du dir sicher das Jasmin gleich wieder kommt?" Ein kurzes Lächeln huschte über das erschöpft wirkende Gesicht des Piloten.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.10.2006, 14:59


    "Ja ich glaube schon. Ausgemacht war es, und normalerweise hält sie sich auch daran."
    Als er gerade im Profil zu ihr stand, merkte sie erst wie erschöpft er doch aussah und bestimmt auch war, obwohl es noch nicht mal sieben am Abend war.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.10.2006, 15:02


    Vorsichtig griff er nach ihrer Hand und zog sie an sich heran. Sanft nahm er sie in die Arme.
    "Wenn ich dich nicht hätte", flüsterte Alex.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.10.2006, 15:08


    "Hm komm, gemeinsam bekommen wir das schon gebacken. Ich helf dir schon dabei. Und jetzt versuch doch mal nicht mehr ganz so böse zu gucken, sonst muss ich ja noch Angst vor dir haben."
    Liebevoll hielt sie ihren Mann im Arm und versuchte ihm dadurch etwas mehr Kraft zu geben.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.10.2006, 15:17


    Alex gelang es tatsächlich etwas freundlich drein zu schauen, doch Astrid merkte natürlich, dass ihn die ganze Sache immer noch beschäftigte.
    Was ja nur allzu verständlich war.

    Sie ließ ihm Zeit, den Tag zu verarbeiten und war einfach nur für ihn da. Gemeinsam würden sie das schaffen, dessen war sie sich sicher. Hatten sie doch schon so viel zusammen geschafft.
    Gut das jetzt dann der Urlaub bei Katja in Australien anstand. Die Erholung und den Abstand konnten sie sicher dringend gebrauchen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.10.2006, 18:55


    Als sie dann später am Abend gemeinsam auf dem Sofa saßen, lehnte er sich einfach nur bei ihr an und genoss es nichts tun zu müssen, kein Wort zu sagen, sondern einfach nur so da zu sitzen. Irgendwann konnte er auch innerlich etwas abschalten und schließ einfach im Arm seiner Frau ein.

    Später irgendwann weckte ihn Astrid ganz vorsichtig und gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Schlafzimmer, wo sie dann auch nach kurzer Zeit weiterschliefen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.10.2006, 19:06


    Ein schreckliches piepen weckte Alex am nächsten morgen aus seinem traumerfüllten Schlaf.
    Immer wieder war er in der Nacht hochgeschreckt, hatte Natalies verbeultes Auto vor sich gesehn, Jochen wutverzerrtes Gesicht und seine Schwester mit sämtmlichen Gerät verbunden, im Krankenhaus.

    Nun war es gerade einmal sechs Uhr, doch schließlich hatte er Dienst und so quälte er sich müde aus dem Bett.
    Astrid gönnte er noch etwas Schlaf und schlich leise in das anliegende Badezimmer.
    Sein Spiegelbild zeigte ihm, welche deutlichen Spuren die ganze Sache bei ihm hinter lassen hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.10.2006, 19:56


    Um seine Lebensgeiser wieder annähernd wach zu bekommen drehte er die Dusche voll auf und lies sich minuten lang eiskaltes Wasser über den Kopf laufen. Nachdem er sich abgetrocknet hatte wagte er einen weiteren Blick in den Spiegel, und stellte fest, dass das sogar Wirkung gezeigt hatte.
    Kurze Zeit später ging er angzogen in die Küche, um den Kaffee aufzusetzen und die Zeitung zu holen. Bei einer Tasse schwarzen Kaffee und einem Stück Kuchen vom Vortag begann er gedankenverloren die Zeitung zu lesen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.10.2006, 19:58


    "Guten Morgen mein Schatz." Verschlafen kam Astrid in seinem Morgenmantel und barfuss in die Küche getapst und gab ihm einen Kuss, bevor sie sich auf einem Stuhl neben ihm setzte.
    "Wie geht es dir?", fragte sie vorsichtig und beobachtete ihn genau.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.10.2006, 20:00


    Mit einem schiefen Grinsen sah er sie an. "Na ja, sagen wir mal so, es ging schon mal besser. Aber du hast Recht, was hilfts wenn ich mich verkrieche. Dienst muss ich schieben, und danach werde ich gleich zu Natalie gehen. Sie muss wissen, dass ich mich um sie kümmern werde."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.10.2006, 20:05


    "So, gefällst du mir."
    Lächelnd beugte sie sich zu ihm hinüber und gab ihm erneut einen zärtlichen Kuss.
    "Mmh..hast du mir von dem Kuchen auch noch was übrig gelassen?", erkundigte sie sich danach und schenkte sich ebenfalls eine Tasse Kaffee ein.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 26.10.2006, 11:53


    "Aber nur unter einer Voraussetzung", mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen war er aufgestanden, hatte ihr noch mal ein Stück Kuchen abgeschnitten und dann ihre Hand genommen, und sie mitgezogen. Grinsend ließ er sich auf seinem Stuhl nieder und ließ sie auf seinen Schoß plumpsen. "Mund auf", und schon versuchte er seiner Frau ein Stück Kuchen in den Mund zu schieben. "Alex was wird das? Hey, alter Spinner, hör auf, ich kann alleine essen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 26.10.2006, 14:54


    "Na bei euch geht's ja schon lustig zu." Gähnend kam Alex Sohn Benni in die Küche und sah noch äußerst verschlafen aus.
    "Oh gut Kaffee... ohne überstehe ich meine Vorlesung sonst heute glaube ich nicht."
    Astrid hatte sich das Kuchenstück geschnappt und stand von Alex Schoß auf, um für sich und Benni Teller und Tasse zu holen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.10.2006, 14:47


    "Lustig? Na wie mans nimmt", schlagartig war die Stimmung von Alex wieder umgeschlagen und seine Augen hatten wieder diesen glasigen Ausdruck angenommen, der zeigte, dass er mit den Gedanken ganz weit fort war.

    Kurz darauf stand Alex auf, zog sich noch voll dienstfertig an, gab seiner Frau noch einen raschen Kuss und machte sich dann auf den Weg ins Rettungzentrum. Dort angekommen, traf er erstmal auf seinen BT und gemeinsam machten sie den Hubschrauber startklar, als kurz nach dem Einmelden auch schon der erste Alarm losging.

    Den ganzen Vormittag über schaffte der Pilot es seine Gedanken an Natalie zu verdrängen, musste er sich doch zu sehr auf das Fliegen konzentrieren. Als sie kurz vor Mittag wieder vor dem Rettungszentrum landeten sah der Pilot schon das Auto seines Bruder davor stehen und machte sich schon mal auf das schlimmste gefasst.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.10.2006, 15:38


    "Medevac seven-zero five-six is inbound home area... bis später Hamburg radar."
    Schon berührten die Kufen die 60 mal 60 Meter große Heliplatte und Jonny öffnete stürmisch die orangene Helitüre und sprang geschickt heraus.
    "Hey, wie es aussieht bekommen wir Besuch", rief er und versuchte den Lärm der auslaufenden Rotoren zu übertönen.
    "Was sagst du", rief Svenja in der selben Lautstärke zurück und rutschte näher zu ihrem Sani.
    "Ich sagte, wir bekommen BESUCH!!!"
    Die Rotoren waren verstummt und so waren Jonnys Worte deutlich über den ganzen Platz zu hören.
    "Schrei doch nicht so. Wir sind schließlich nicht taub", meinte Wollckes Vertretung Nico grinsend und klopfte dem Assi grinsend auf die Schulter, bevor er nach der Rotorsicherung griff und die großen Rotorblätter sicherte.

    Alex saß noch immer auf seinem Platz und hatte das Bordbuch auf dem Schoß liegen. Den Wagen seines Bruders ignorierte er vorläufig, denn zu gut hatte er die Auseinandersetzung von gestern Abend noch in Erinnerung.
    Der Pilot hatte keine Lust nun vor all seinen Kollegen mit seinem unmöglichen Bruder zu diskutieren anzufangen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.10.2006, 16:00


    Svenja und Jonny gingen auf den elegant gekleideten Herren zu. "Können wir Ihnen irgendwie helfen?"
    Interessiert mussterten sie den seltsamen Besuch, um irgendwelche Anzeichen für die Absicht des Besuches zu erfahren, aber dessen Gesicht war so verschlossen, dass sie keinerlei Regung darin ausmachen konnten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.10.2006, 16:07


    Der Angesprochene drehte sich rasch zu den beiden Rettern um und wollte zu einer Antwort ansetzen, als genau in diesem Moment ein lautes Hupen zu hören und ein Auto kam auf das Rettungszentrum zu gefahren.
    Ein Auto, welches Svenja und Jonny genau kannten.

    Auch Alex blickte bei dem lauten Lärm von seinem Bordbuch auf.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.10.2006, 16:15


    Für eine kurze Zeit huschte ein kleines Grinsen über sein Gesicht, ehe er sein Bordbuch weglegte und dem zweiten Gast entgegen ging.
    "Mensch, was machst du hier? Dachte du hast noch Urlaub."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.10.2006, 16:19


    In zweiter Reihe parkend stieg Wollcke mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht aus seinem Wagen.
    "Hab ich auch noch, aber ich kann meine armen Kollegen doch nicht schuften lassen, ohne einmal vorbei zu schauen. Jetzt, wo ich wieder im Lande bin."
    Der BT ging auf seinen Kumpel zu und begrüßte ihn herzlich. Auch Svenja und Jonny wurden begrüßt.

    Jochen hatte sich auf die Motorhaube seines Wagens gesetzt und beobachtete die Szene mit einem mürrischen Blick. Das sah ja ganz so aus, als wäre der verloren geglaubte Sohn endlich zurück gekehrt. Was für ein Drama manchmal doch aus dem Urlaub eines Kollegen gemacht wurde.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.10.2006, 16:22


    "Na du meinst es aber gut mit uns. Schön dich zu sehen. Aber entschuldige mich, ich muss mich eben noch um den anderen 'Gast' kümmern." Mit festem Schritt löste sich Alex aus der Gruppe und ging auf seinen Bruder zu.
    "Was gibts?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.10.2006, 16:26


    "Können wir das bitte woanders klären und willst du unbedingt, dass deine Bw-Freunde alles mitbekommen", meinte er patzig und stand auf.
    Jochen warf einen vernichtenden Blick auf Wollcke und die anderen beiden.
    Wollcke, der sich angeregt mit Svenja über den Urlaub in Amerika unterhielt, bemerkte diesen Blick und wandte kurz seinen Kopf zu dem Gast, wie Alex ihn genannt hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.10.2006, 16:28


    "Svenja, wer ist dieser seltsam unsympathisch aussehende Mensch zu dem Alex eben gegangen ist? Doch keiner, der ihm was böses will oder?" Fragend blickte Wollcke die Notärztin an.

    Unterdessen waren Alex und Jochen ein gutes Stück außer Hörweite gegangen, als Alex nochmal nachfragte was der Grund des Besuchs sei.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.10.2006, 16:36


    "Ich hab keine Ahnung wer das ist. Sieht aber so aus, als ob sie sich näher kennen würden", antwortete die Notärztin. Die drei Retter ließen die beiden Männer nicht aus den Augen.

    "Ich wollte dich nur noch einmal daran erinnern, dass ich demnächst nach Frankreich gehen werde. Besser gesagt in zwei Tagen und in dieser Zeit möchte ich, dass wir alles bezüglich Natalie geklärt haben", antwortete Jochen und spielte gelangweilt mit seinem Autoschlüssel.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.10.2006, 16:41


    "In zwei Tagen? Ja, wegen mir. Langsam ists mir nämlich egal, was du machst. Musst du wissen. Wohin genau?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.10.2006, 16:44


    "Nach Frankreich, ich hab dort eine Stelle als Professor an ner Uni angeboten bekommen, aber das wird dich nicht interessieren.
    Außerdem bin ich deswegen bin ich nicht gekommen. Ich möchte wissen, was wir mit Natalie machen nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wird.
    Ich hab gerade mit einem der behandelnden Ärzte gesprochen. Sie wird nicht mehr laufen können, dass ist jetzt sicher. Am besten wird wohl sein, wir suchen ihr einen Platz in einem diesr super modernen Heime."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.10.2006, 16:46


    "Wie bitte? Du willst sie in ein Heim stecken? Unsere Schwester? Ihr dadurch noch mehr klarmachen, dass sie behindert ist? Vergiss es, da mach ich nicht mit. Und wenn ich mich Tag und Nacht um sie kümmere, sie kommt in kein Heim, Herr Professor!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.10.2006, 16:49


    Alex war laut geworden. Ihn kümmerte es kein bisschen, ob die Umstehenden seinen Wutausbruch mitbekamen oder nicht.
    Wollcke hatte sich umgedreht und sah das wutverzerrte Gesicht seines Kumpels.

    "Du willst dich um sie kümmern. Das ich nicht lache. Schau dich doch mal an. Du hast deinen Traum erreicht und bist bei der Bundeswehr einer der etwas zu sagen hat... seine Kameraden herum scheuchen kann.
    So etwas wie Gefühle empfindest du doch gar nicht. Außerdem, wann hättest du schon Zeit, dich um unsere Schwester zu kümmern. Musst doch schließlich den ganzen Tag den Helden spielen.", antwortete Jochen gelassen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.10.2006, 16:52


    "Halt die Klappe, du ... du", er hatte sich kein bisschen mehr unter Kontrolle und war seinem Bruder an den Kragen gegangen. Mit aller Kraft hielt er ihn vor sich, und empfand nicht mehr als Wut und Ekel. Als er begriff was er da gerade tat ließ er seinen Bruder los und schob ihn ein gutes Stück von sich weg und betrachtete ihn mit wutverzerrtem Blick.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.10.2006, 16:57


    Wollcke hatte sich schon umgedreht und wollte dazwischen gehen. So kannte er Alex nicht.
    Was brachte ihn dazu, so auszurasten?

    "Wie ich sehe, zeigst du jetzt endlich mal wieder dein wahres Gesicht", lachte Jochen und richtete seinen Kragen.
    "Ich bleibe dabei, Natalie ist in einem Heim besser aufgehoben, als bei so jemanden wie dir."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.10.2006, 17:00


    "Hau ab, ich sags dir zum letzten Mal, sie kommt in kein Heim, und ich will dich hier nicht mehr sehen."
    Mit unvermindert lauter Stimme schrie er seinen Bruder an. Noch hatte er nicht bemerkt, dass Wollcke auf den Weg zu ihnen war, um sich zwischen die beiden zu stellen. Ob das allerdings etwas an seiner Haltung und Wut geändert hätte wäre zu bezweifeln gewesen. Viel zu groß war der Zorn in seinem Inneren.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.10.2006, 20:22


    "Von dir lass ich mir nichts vorschreiben. Nicht von einem Versager, wie dir. Wir werden ja sehen, wer von uns beiden die stärkeren Nerven hat und das wirst mit hunderprotzentiger Sicherheit nicht du sein.
    Wie auch, schließlich hast du dich ja immer verdrückt, wenn es an der Zeit war mal wieder Verantwortung zu tragen."
    Jochen blieb ruhig und sah seinen Bruder nur herabwertend an.

    Alex konnte sich nicht mehr zurück halten und ging erneut auf seinen Bruder los, welcher in seinem schicken Anzug vollkommen gelassen da stand und beschloss ihre Schwester in ein Heim zu geben, als wäre es die selbe einfache Entscheidung, wie man den Aufenhaltsort des nächsten Urlaubsortes auswählt.
    "Verschwinde endlich", schrie Alex und wollte Jochen von sich stoßen, doch genau in diesem Moment griff Wollcke ein.
    Er packte seinen Kumpel hart an den Schultern.
    "Alex, das ist der Typ nicht wert. Lass ihn..."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 10:01


    Barsch wehrte er seinen besten Freund ab, musste sich dann aber selbst zwingen wieder etwas ruhiger zu werden. Nicht, dass gerade jetzt noch ein höheres Tier vor bei käme und ihn so erleben würde.

    "Oh doch Wollcke, genau das ist der Typ wert. Dieses kleine, miese ...", trotz seiner unbändigen Wut, fand er nicht die richtigen Worte, die das Verhalten von Jochen hätten beschreiben können und so ließ er den Satz einfach unvollendet und drehte sich weg.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.10.2006, 10:03


    "Lass uns ins Rettungszentrum gehen", schlug Wollcke vor und warf einen Blick auf Jochen, der noch immer gelassen da stand, als würde ihn das ganze gar nichts angehen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 10:07


    "Mir egal, hauptsache weg von dem. Ich bekomm schon einen Anfall, wenn ich den nur sehe."

    Die beiden machten sich auf den Weg ins Rettungszentrum, und als sie in der Küche angekommen waren und sich gerade einen Kaffee einschenken wollten, ging der Alarm los. Alex ließ alles liegen und stehen, schnappte sich seine Handschuhe und die Fliegerjacke und sprintete dann zum Hubschrauber los. Innerhalb kurzer Zeit befand sich der Hubschrauber in der Luft, und flog in Richtung Einsatzort davon.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.10.2006, 10:13


    Am Fenster stehen blickte Wollcke seinen Kollegen nach, wie sie sich in die Lüfte schwangen und zwischen den Wolken entschwanden.
    Nun hieß es wohl warten, denn er musste mit Alex sprechen, dass war ihm klar. Irgendwas lief da komplett schief.
    Er wollte sich schon wieder vom Fenster abwenden, als er sah, dass der Typ, mit dem sich sein Kumpel vorhin so heftig angelegt hatte, immer noch vor dem RZ stand.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 10:15


    "So, mal sehen, was das für einer ist da unten." Fest entschlossen mal mit dem seltsamen Besucher im Anzug zu reden, schnappte sich Wollcke seine Kaffeetasse und ging nach unten. Irgendwie musste er ja ein Gespräch beginnen, nur wie?

    "Schickes Auto haben Sie da."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.10.2006, 10:19


    Jochen hatte sich soeben entschlossen seinen Wagen abzusperren und noch einmal ins BwK zu gehen und Natalie zu besuchen, als einer von Alex Kollegen wieder aus dem Gebäude herauskam.

    "Ja und stellen Sie sich vor, ich beherrsche sogar die Straßenverkehrsordnung. Wenn sie also so freundlich wären, ihr in der zweiten Reihe parkendes Auto zu entfernen, damit ich diesen Ort hier verlassen könnte", erwiderte Jochen erhaben.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 10:23


    "Sie wollen diesen Ort wieder verlassen? Na, ich denke zuerst sollten wir mal ein kleines Gespräch miteindander führen, und dann kann ich ja immer noch weg fahren. Möchten Sie auch einen Kaffee?" Scheinbar freundlich ging Wollcke diese "Unterhaltung" an, wollte er doch genau wissen, was den Mann dazu bewog hier so einen Streit mit Alex anzufangen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.10.2006, 10:24


    "Und wer sagt Ihnen, dass ich mich mit Ihnen unterhalten möchte? Und nein, ich möchte keinen Kaffee, danke."
    War ja klar, dass dieser Idiot sich auch noch einbildete sich hier einmischen zu müssen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 10:27


    "Also wenn Sie sich hier auf dem Bundeswehr-Gelände so aufführen, dann werde ich ja wohl noch erfahren dürfen, was Sie dazu bewogen hat. Außerdem können Sie das mit dem Piloten wenn dann nicht nach dem Dienst regeln, immerhin hat er dafür Sorge zu tragen, dass seine Mediziner sicher an den Unfallort kommen, was angesichts des Streits von vorhin nicht sicher gewährleistet ist."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.10.2006, 10:31


    "Was mich dazu bewogen hat? Fragen Sie doch meinen Bruder, wenn er von seinem Einsatz zurück ist. Er wird die ganze Geschichte sicher so falsch auslegen, wie ich es nie könnte."

    Jochen öffnete die Tür seines Wagens und holte sein Handy hervor.
    "Könnte ich bitte die Nummer Ihres Vorgesetzten haben?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 10:34


    "Die Nummer? Ja, sicher, rufen Sie Ihren Bruder an, er ist mein Chef, wenn ich im Dienst bin. Da ich mich aber noch im Urlaub befinde, wird Ihnen alles Beschweren nichts helfen. Sind Sie sicher, dass Sie mir nicht auch die ganze Geschichte erzählen möchten? Sonst kann ich ja gar nicht beurteilen, ob Alex mir auch die Wahrheit erzählt."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.10.2006, 10:39


    Der letzte Satz gab Jochen zu Denken. Der Typ ihm gegenüber hatte Recht, wenn er nicht allen zeigte, was für ein Idiot sein großer Bruder war, so würden alle Alex glauben und nicht ihm.
    Er würde als gefühlsloser Bruder dastehen, der seine Schwester im Stich ließ, um in Frankreich Karriere zu machen.
    Nein, so weit wollte er es nicht kommen lassen.

    "Mein großer Bruder ist also ihr Vorgesetzter? Sie kennen ihn also schon länger?"

    Jochen schloss die Tür seines Wagens und sperrte ab.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 10:44


    "Ja, das ist er. Wenn ich nicht gerade Urlaub habe bin ich der Bordmechaniker des Hubschraubers. Ob wir uns schon lange kennen? Ja, das kann man so sagen ... wir kennen uns bestimmt schon an die zehn Jahre."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.10.2006, 10:48


    "Sie glauben, dass Sie Alex kennen, aber seien sie versichert, so wie er sich Ihnen in den letzten 10 Jahren präsentiert hat, so ist er nicht.
    Mein Bruderherz war schon immer ein guter Schauspieler, um die Leute täuschen zu können, die ihm wichtig waren."

    Wollcke hatte gemerkt, dass er Alex Bruder endlich zum Reden gebracht hatte. Nur irgendwie konnte man gar nicht glauben, dass die beiden wirklich Brüder waren.
    Alex hatte noch nie was über seine Familie erzählt und so hatte er immer angenommen, dass es keine Geschwister war.
    Wobei, angesichts dieses eiskalten Bruders hätte er wohl auch über seine Familie geschwiegen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 10:52


    "Wie meinen Sie das 'um die Leute täuschen zu können, die ihm wichtig sind'? Nein, im Ernst, ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir über die ganzen Jahre hinweg nur etwas vorgespielt hat."

    Sollte es wirklich so sein, wie der Bruder es erzählte? Nein, vorstellen konnte Wollcke sich das wirklich nicht, auch wenn er wusste, dass Alex schon immer ein Geheimniskrämer gewesen ist. Aber sie alle so anzulügen, nein, das konnte und wollte er nicht glauben.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.10.2006, 10:54


    Die beiden hatten sich auf den Weg in den Aufenthaltsraum gemacht und saßen sich nun gegenüber.

    "Wie ich an Ihrem verwirrten Gesichtsausdruck vorhin sehen konnte, hat er Ihnen ja nicht mal was von seinem jüngeren Bruder erzählt. Oder täusche ich mich da?"
    Jochen ließ Wollcke nicht aus den Augen und wartete auf eine Antwort von ihm.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 10:58


    "Ja, in der Tat, so ist es. Aber so wie Sie beiden vorhin miteinander umgegangen sind, ist das Verhältnis mehr als nur schlecht zwischen Ihnen beiden. Um was ging es bei dem Streit? Wer ist Natalie?"

    Ungeduld schwang in seiner Stimme mit, denn er wollte endlich alles erfahren, auch wenn er die Aussagen mit viel Vorsicht genießen musste.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.10.2006, 17:46


    "Wer Natalie ist? Sagen Sie bloss, das hat er Ihnen auch nicht erzählt?
    Und was gestern vorgefallen ist, wissen Sie auch nicht?
    Na wie ich sehe zieht es mein Bruder immer noch vor seine Probleme selbstständig zu lösen. So war er schon immer.
    Natlalie ist unsere Schwester und sie hatte gestern einen schweren Verkehrsunfall. Jetzt liegt sie im BwK auf der Intensivstation im Koma", leierte Jochen herunter, als würde er einen Zeitungsartikel zitieren.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 18:25


    Wollcke blieb die Spucke weg, als er hörte wie gelangweilt sein Gegenüber das ganze schreckliche Ereigniss des Vortages erzählte. Es konnte doch nicht die Wahrheit sein, dass es ihn so kalt ließ.

    "Verzeihen Sie, aber das ist doch auch Ihre Schwester. Berührt Sie der Unfall gar nicht?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.10.2006, 18:29


    "Es ist nun mal passiert und daran ändern kann man eh nichts mehr ändern.", antwortete Jochen schulterzuckend.
    "Ja, es ist schlimm, doch wenn wir uns alle davon mit hinunter reißen lassen, was bringt das uns. Ich will in zwei Tagen nach Frankreich, da passt das momentan absolut nicht in meinen Zeitplan.
    Deshalb hab ich Alex auch vorgeschlagen, dass wir Natalie nach ihrer Entlassung in ein Heim für Gehbehinderte geben, denn schließlich haben wir beide nicht die Zeit dazu, uns um sie zu kümmern.
    Zu Ihrer Erklärung, unsere Schwester hat schwere Verletzungen an der Wirbelsäule davon getragen."

    Ein Bericht, als würde es aus dem Munde eines Arztes kommen. Doch selbst ein Arzt zeigte mehr Gefühl.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 18:33


    Empört war Wollcke aufgesprungen und hatte sich vor Jochen aufgebaut.

    "Sagen Sie mal, es geht mich ja eigentlich nichts an, aber es kann nicht sein, dass Sie irgendwie eingebildet sind oder so? Verstehen Sie denn nicht, dass Ihre Schwester alle unterstützung braucht, die sie bekommen kann? Auch Ihre!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.10.2006, 18:36


    "Wie sie bereits sagten, es geht sie nichts an.
    Außerdem sollten sie das meinem Bruder sagen und nicht mir. Er war es bisher der sich vor jeglicher Verantwortung gedrückt und immer rechtzeitig die Flucht ergriffen hat, wenn es einem in unserer Familie schlecht ging.
    Er hat sich nicht um unsere Mutter gekümmert, als sie im Sterben lag und als es bei Vater soweit war, kam er auch nur kurz zu Besuch, um sein Gewissen zu erleichtern.
    Jetzt ist es mein gutes Recht, einmal an mich zu denken", rief Jochen wütend aus.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.10.2006, 19:54


    "Hey hey, nun machen Sie aber mal halblang. Was Ihren Bruder damals dazu bewogen hat, weiß ich nicht, und es geht mich auch eigentlich nichts an, aber Sie brauchen sich deshalb trotzdem nicht so aufzuführen. Ich kann es schließlich nicht ändern und lasse mich nicht so mies behandeln."

    Irgendwie schaffte dieser Mann es immer wieder seine Gegenüber zur Weißglut zu treiben. Was bewegte ihn dazu gar so arrogant zu sein? Stimmte es was er sagte? Eines wusste Wollcke jedoch sehr genau, er musste mit Alex reden, und zwar dringend und in aller Ruhe.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.10.2006, 11:24


    Genau in diesem Moment vernahm das feine Gehör des Bordmechanikers die vertrauten Geräusche des SAR, welche immer näher kamen.
    Auch Jochen hörte den Heli zurück kommen und stand auf.
    "Unter diesen Umständen habe ich leider kein Interesse daran, die Unterhaltung mit Ihnen fortzuführen. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie anders wären, als mein Bruder, aber wie ich feststellen musste, sind Sie genauso aufbrausend und können Ihre Agressionen nicht im Zaum halten. Kleine Soldaten, die meinen sie könnten sich alles erlauben."
    Mit diesen Worten verließ er den Aufenthaltsraum. Schien es nicht nötig zu haben, sich zu verabschieden, sondern zog, sobald er die Tür geöffnet hatte, sein Mobiltelefon aus der Tasche seines eleganten Anzuges und drückte die Kurzwahltaste.

    "Ar*******", knurrte Wollcke wütend und verzichtete darauf seine Stimme zu senken. Was bildete dieser Typ sich eigentlich ein? Tauchte hier auf und führt sich auf, als wäre er der Kaiser von China höchstpersönlich.
    Der BT griff nach seiner Kaffeetasse und nahm einen großen Schluck, doch er verzog sofort angewiedert das Gesicht, denn der Kaffee war bereits kalt und so ging er in die Küche hinüber und kippte die schwarze Brühe in den Ausguss.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2006, 14:27


    Während des Landevorgangs hatte Alex aus den Augenwinkeln heraus gesehen, dass sein Bruder eilenden Schrittes aus dem Rettungszentrum gekommen war, und sich ohne noch mal um zu drehen ins Auto gesetzt hatte und davon gefahren war. Was in der Zwischenzeit wohl vorgefallen war?

    Nachdem er seine Einträge im Bordbuch vervollständigt hatte ging gemeinsam mit Nico ins Rettungszentrum hinein, in der Hoffnung eine warme Tasse Kaffee zu bekommen. Die Gedanken an seine Schwester und seinen Bruder ließen ihn nicht in Ruhe.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.11.2006, 14:32


    Alex ging mit raschen Schritten auf den Aufenthaltsraum zu und wollte gerade hinein gehen, als er Wollcke in die Einsatzzentrale verschwinden sah.

    Sollte Jochen etwa mit Wollcke gesprochen haben?
    Der Pilot wollte sich erst mal um seine ersehnte Tasse Kaffee kümmern und sich dann zu seinem Kumpel gesellen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2006, 14:43


    Mit der Tasse in der Hand, machte sich der Pilot kurze Zeit später auf die Suche nach seinem besten Kumpel, wollte doch noch den Ausraster von vorhin erklären. Letztlich fand er ihn in der Einsatzzentrale telefonieren. Unschlüssig blieb er stehen und wollte gerade wieder gehen, als Wollcke auflegte.
    "Ähm du ... ich ... wegen vorhin ... entschuldige ..."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.11.2006, 14:50


    "Du musst dich nicht entschuldigen. Ich war nur etwas überrascht, denn so habe ich dich noch nie erlebt.
    Möchtest du mit mir darüber reden, was da los war?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2006, 14:58


    "Normal bin ich auch nicht so, aber Jochen bringt mich immer wieder zur Weißglut. Aber pass auf, ich erzähl dir mal alles von anfang an."
    Er legte eine kurze Pause ein, sammelte noch mal alle Gedanken zusammen, um seinem Kumpel dann die bittere Wahrheit zu erzählen. Während seiner Erklärung ließ er kein Detail aus, um einfach einmal alles loszuwerden.
    "... deshalb kann mich Jochen auch nicht ausstehen, will nach Frankreich und lässt Natalie im Stich. Ich weiß doch auch nicht was wir machen sollen. Das kam zu plötzlich."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.11.2006, 15:01


    Alex Geschichte hatte Ähnlichkeiten mit Jochens Anschuldigungen, doch Wollcke wusste, dass er seinem Kumpel Glauben schenken konnte.
    Er würde ihn nicht anlügen, selbst wenn Jochen das behauptet hatte.

    "Um ehrlich zu sein Alex, die Geschichte habe ich vorhin schon einmal gehört, allerdings aus einer etwas anderen Sichtweise.
    Dein Bruder wollte mich davon überzeugen, was für ein mieser Kerl du doch bist."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2006, 15:03


    "Ja, das sieht ihm so ähnlich. Mir ist egal was du glaubst. Auf jeden Fall muss ich eine Lösung finden mit der ganzen Situation umzugehen. Ich kann Natalie nicht im Stich lassen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.11.2006, 15:08


    "Sag mal spinnst du, natürlich glaub ich dir und nicht ihm." Wollcke war lauter geworden, als er beabsichtigt hatte, doch er hatte das Gefühl, dass Alex mit seinen Gedanken in weiter Ferne war.

    Nein, vielleicht nicht in weiter Ferne, sondern nur im BwK bei seiner Schwester...

    "Wenn du meine Hilfe brauchst.... Sabine und ich, wir sind immer für euch da."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2006, 15:15


    "Wie? Ja, das hat Astrid gestern auch schon gesagt. Und ich glaube, diesmal muss ich das Angebot auch annehmen."

    Erschöpft ließ er sich auf einen Stuhl sinken und begrub seinen Kopf in den Händen und begann leise zu schluchzen. Was sollte er nur tun? Jochen hatte ja irgendwie auch Recht mit seinen Anschuldigungen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.11.2006, 15:18


    Beim Anblick seines verzweifelten Kumpels, konnte Wollcke nicht mehr anders, seine Wut auf Jochen wurde nur noch größer und ihm klar, er musste etwas unternehmen.

    Am liebsten hätte er diesem eingebildeten Idioten einmal gezeigt, wie es ist, wenn man auf jemand angewiesen ist und sich auf jemanden verlassen muss, doch das war nicht möglich. Er musste es geschickter angehen.

    "Mensch Alex, mach dir um diesen Trottel keinen Kopf."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2006, 15:22


    "Diesen Trottel? Er ist mein Bruder, genauso wie Natalie meine Schwester. Wir können uns doch nicht ständig so streiten. Ich schaff das nicht mehr."

    Er wusste das Wollcke ihm nur helfen wollte, aber er schaffte es einfach nicht diese Hilfe zu zu lassen. Hatte er doch bis jetzt die meisten Probleme auch ganz gut alleine gelöst.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.11.2006, 15:29


    "Und du meinst dein Bruder, wie du ihn nennst und was er ja biologisch vielleicht auch sein mag, denkt da genauso wie du? Alex vergiss es. Der hatte gerade nichts anderes zu tun, als dich mir gegenüber in den Dreck zu ziehen und als ich ihm gesagt habe, was ich davon halte, ist er wütend abgerauscht.
    Er denkt weder an deine Gefühle, noch an die von Natalie... Für ihn gibt es nur eine wichtige Person auf der Welt, nämlich sich selbst."

    Wütend war Wollcke von seinem Stuhl aufgesprungen und lief im Raum auf und ab.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2006, 15:36


    "Nein, wahrscheinlich denkt er nicht so, aber was soll ich machen? Wie soll ich das Natalie erklären, wenn sie aufwacht. Wenn überhaupt irgendwann. Aber genug von mir und meiner tollen Familie.
    Wie gehts dir und Sabine?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.11.2006, 15:39


    "Du sollst jetzt nicht ablenken. Wenn Natalie aufwacht, wird sie jemanden brauchen der sie unterstützt und wahrscheinlich ist es gut, wenn Jochen da längst nach Frankreich verschwunden ist, denn so bleibt ihr zumindest die ganzen Streitereien und die falsche Freundlichkeit von Jochen erspart."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2006, 15:43


    "Klar braucht sie jemanden. Ich werde auch immer für sie da sein. Aber überleg mal, was sich alles ändern wird. Sie braucht ne neue Wohnung, ihr Job als Fahrlehrer ist weg, was wenn sie ihren Lebensmut auch verloren hat? Wie sollen wir ihr da helfen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.11.2006, 15:49


    "Denk nicht zu viel darüber nach. Jetzt im Moment ist es erst mal wichtig, dass sie wieder wach wird.

    Willst du sie nach deiner Schicht besuchen? Soll ich mitkommen?"

    Wollcke ahnte, dass es Alex schwer fiel, sich auf seine Hilfe einzulassen, doch so leicht wollte er nicht nachgeben.
    Alleine würde er es sicher nicht schaffen, doch wenn sie alle zusammen hielten, dann bräuchten sie keinen Jochen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2006, 16:01


    "Ja, ich muss nach der Schicht auf jeden Fall zu ihr. Würdest du echt mitkommen? Ich glaube es täte mir bestimmt gut, wenn du mitkommen würdest, auch wenn ich mir das oft nicht eingestehen will. Du kennst mich alten Esel ja."

    Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht und er spürte tief im Inneren, dass es ihm sehr gut tat einen Freund zu haben, der zu ihm hielt.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.11.2006, 16:07


    "Klar komm ich mit. Ich muss nur kurz Sabine Bescheid geben, dass sie schon mal damit anfangen kann die Koffer für den Urlaub in Australien zu packen und nicht auf mich warten braucht."

    Wollcke klopfte Alex aufmunternd auf die Schulter und ließ sich dann auf einen der Drehstühle nieder. Nahm den Telefonhörer zur Hand und tippte rasch die Telefonnummer ein.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2006, 16:33


    Während Wollcke mit Sabine telefonierte, ging Alex zurück in die Küche, und goss sich eine neue Tasse Kaffee ein, in der Hoffnung, der Kaffee könnte alle Sorgen wegspülen.

    Der restliche Tag verlief noch angenehm ruhig, sie hatten keine größeren Einsätze mehr und nach der Schicht ging Alex schnell duschen und sich umziehen. Stillschweigend machte er sich mit Wollcke auf den Weg ins BwK zu Natalie.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.11.2006, 16:36


    "Konnten die Ärzte eigentlich sagen, wie lange es dauern wird, bis Natalie wieder aus dem Koma aufwachen wird?", erkundigte sich Wollcke.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2006, 16:41


    "Nein, gestern haben sie noch nichts gesagt, oder sagen können. Ich kenn mich da ja auch nicht aus, aber vielleicht tut ihr das auch ganz gut."

    In der Zwischenzeit waren die beiden auf der Intensivstation angekommen, hatten sich die grünen Kittel übergezogen und sich zu dem Zimmer von Natalie begeben. Dort angekommen, ging Alex zielstrebig auf ihr Bett zu, und setzte sich daneben. Vorsichtig griff er nach ihrer Hand und hielt sie einfach fest. Wollte ihr deutlich das Gefühl geben, dass sie nicht alleine war. Lange Zeit blieb er einfach so sitzten und nahm seine ganze Umwelt gar nicht mehr wahr, bis sein Blick auf die Uhr fiel. Erschrocken sprang er auf und ging aus dem Zimmer heraus.

    Hatte er nicht heute früh noch versprochen, sich nicht so gehen zu lassen? Wollte er seinen Schmerz nicht mit dem Rest der Familie "teilen"? Zielstrebig ging er auf den Ausgang zu.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 05.11.2006, 19:23


    "Alex warte!!!"
    Wollcke hatte keine Ahnung, was nun schon wieder in seinem Kumpel gefahren war. Eine ganze Weile hatte er an Natalies Bett gesessen, doch plötzlich sprang er auf, gab seinen grünen Kittel bei der Schwester ab und eilte davon, Richtung Ausgang.
    Schnell tat Wollcke es ihm gleich und bald hatte er ihn auch eingeholt.

    "Mensch, sag mal, was ist denn jetzt los?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.11.2006, 17:38


    "Was los ist? Dein lieber Kumpel ist gerade mal wieder dabei, seine eigenen Vorsätze über Bord zu werfen, in dem er alles für sich lösen will. Ich muss mich vor mir selbst schützen."

    Schwer schnaufend war er stehen geblieben, als er die Rufe von Wollcke hinter sich gehört hatte. Kam sich vor wie ein gehetztes Tier - gehetzt von sich selbst.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.11.2006, 17:57


    "Stopp."

    Hart packte Wollcke Alex an den Schultern und drehte ihn zu sich.
    "Jetzt hör mir mal genau zu, es ist zwar okay, wenn du einsiehst, dass es keinen Sinn hat, seine Probleme alleine lösen zu wollen. Doch wir alle verstehen, dass du dich nicht von heute auf morgen ändern kannst. Und das verlangen wir auch nicht."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.11.2006, 18:04


    "Okay ... du hast ja Recht. Weißt du was? Wir fahren jetzt heim, ich geh mir den Frust von der Seele joggen, und du gehst zu Sabine und hilfst ihr packen. Ja?"

    Langsam kehrte die alte Entschlossenheit wieder in seine Augen zurück und er schien sich seit langem mal wieder richtig bewusst zu sein, was er tat.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.11.2006, 18:06


    "Gute Idee, wobei ich mir jetzt schon denken kann, dass es wohl vernünftiger wäre mit dir joggen zu gehen, da Sabine sich eh nicht helfen lassen wird.
    Würde ja sonst nur die falschen Sachen einpacken."

    Wollcke grinste schelmisch und ließ Alex los.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.11.2006, 18:14


    "Meinst du das ernst mit dem Joggen?" Erstaunt blickte Alex seinen Kumpel an und wunderte sich über dessen Worte. Sonst war er doch auch nicht so auf Sport aus. Aber ihn trieb wohl eher der Gedanke so nichts einpacken zu müssen. Ebenfalls grinsend blickte er ihn an. "Willst du mit kommen?", fast schon ironisch kam diese Frage über seine Lippen und wollte Wollcke ein wenig mit dessen Drang zur Nichtsportlichkeit aufziehen.

    *******

    "Warum eigentlich nicht. Wenn ich nach dem Urlaub wieder in meine Kombi passen will, wird mir ein bisschen Sport nicht schaden.
    Allerdings, sollte ich dich lieber fragen, ob du mich mitnehmen willst. Du hast es hier nicht mit einem Profi zu tun, der deine Geschwindigkeit halten kann, sondern mit einem miserablen Sportler."

    Er war froh, das Alex wieder nach vorne blickte und seine Entschlossenheit zurück hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.11.2006, 19:06


    "Klar, will ich dich mitnehmen, sonst hätte ich nicht gefragt. Hm ... in ner halben Stunde bei mir?"

    Gemeinsam gingen sie ins Rettungszentrum zurück und machten sich zu ihren Autos. "Gut, wir sehen uns dann bei mir." Geschickt lenkte er seinen Wagen aus der engen Parklücke und verließ kurze Zeit drauf das Bundeswehrgelände.

    Zu Hause angekommen, begrüßte er kurz Astrid und die Kinder, und berichtete seiner Frau die wenigen, spärlichen Informationen über Natalies Zustand, und informierte sie darüber, dass Wollcke gleich vorbei kommen würde um gemeinsam Laufen zu gehen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.11.2006, 21:33


    "Wollcke geht mit dir laufen? Wie hast du ihn denn dazu gebraucht", ein wenig war Astrid schon verwundert, denn der Bordmechaniker war nicht gerade jemand, den man als Sport-Freak bezeichnen konnte.

    Sie folgte Alex, als dieser sich auf den Weg ins Schlafzimmer machte, um sich umzuziehen. Dort angekommen ließ sie sich auf das frisch überzogene Bett fallen und warf Alex einen kurzen musternden Blick zu.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2006, 13:07


    "Hm ja, er geht mit. Wollte eigentlich von selber. Weißt du, mit dem Alter lernen sogar wir Männer noch was dazu", lachend ließ er sich neben Astrid aufs Bett fallen und gab ihr einen sanften Kuss.

    "Wann fliegen wir jetzt eigentlich zu Katja nach Australien? Ich kanns mir einfach nicht merken, seit Natalie den Unfall hatte. Ständig kann ich an nichts anderes mehr denken. Ich glaub ich werde doch alt." Schmunzelnd hatte er diesen letzten Satz noch hinzugefügt, ehe er aufstand und seine Frau mit in die Höhe zog.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.11.2006, 16:17


    "Du wirst alt? Wäre mir jetzt gar nicht aufgefallen..", gab sie frech zurück und schmiegte sich an ihn.

    "Ich hab mit Katja ausgemacht, dass wir am Samstagfrüh in Hamburg in den Flieger steigen, dann müssen wir uns nicht so streßen und können in aller Ruhe mit ihr am Sonntag Geburtstag feiern.
    Sabine und Wollcke wollen übrigens auch noch eine Woche Urlaub in Australien dran hängen. Das wird bestimmt traumhaft..."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2006, 16:36


    Still hielt er sie einfach so im Arm und wiegte sie sanft hin und her, als müsste er sie beruhigen. Wie hatten sie sich alle doch so auf den Urlaub gefreut, und nun das. Mitten in seinen Gedankenspielchen wurde er durch das schrille klingeln an der Haustüre herausgerissen.

    "Das wird der große Sportler sein. Bis später." Rasch löste er sich von ihr, gab ihr noch einen zarten Kuss und lief dann eilig die Treppen hinunter und öffnete die Haustüre.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.11.2006, 16:42


    "Moin Kollege, hier wäre ich", begrüßte Wollcke ihn grinsend, doch der Bordmechaniker war sich sicher, dass ihm das bald vergehen würde, wenn Alex erst mal ein ordentliches Tempo vorlegte.

    "Ich glaube es wäre besser du läufst und fahre mit dem Auto hinter her. Sonst müssen wir nach den ersten zehn Metern schon umdrehen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2006, 16:45


    "Na komm, so schlimm kanns ja gar nicht werden. Ich werde auch ganz brav und anständig laufen." Während er sich seine Schuhe schnürte versuchte er dem Bordmechaniker die "Angst" zu nehmen. Er würde es schon schaffen nicht zu schnell zu laufen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.11.2006, 16:49


    "Ich will von dir aber nicht verlangen, dass du extra langsam läufst.
    Na ja, mal sehen. Wohin solls eigentlich gehen?"

    Wollckes schlechtes Gewissen schaltete sich ein, als er daran dachte, wann er da letzte mal Sport gemacht hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2006, 16:54


    "Wir sind doch hier, um den Kopf frei zu bekommen, nicht um noch darüber nachzudenken, ob der andere jetzt zu schnell oder zu langsam laufen muss." Langsam setzte er sich in Bewegung, und Wollcke folgte ihm auch augenblicklich. Alex schlug ein aus seiner sicht gemütliches Tempo an, und lief auf die Außenalster zu. Wie weit sie laufen würden, das wollte er erst unterwegs entscheiden.
    "Na, schaffst dus einmal um die Außenalster?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.11.2006, 17:01


    "Einmal um die Außenalster? Wie viele Kilometer sind das noch mal?"
    So langsam bekam er Freude an der Sache, auch wenn Wollcke klar war, dass Alex extra langsam lief, um ihn mitkommen zu lassen.

    "Eigentlich is es mir ja lieber, wenn wir über die Außenalster hinweg fliegen, aber heute könnten wir es auch mal mit Laufen versuchen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2006, 17:13


    "Sind doch nur etwas über sechs Kilometer von hier aus. Das schaffst du schon."

    Irgendwann später stellten sie die Unterhaltung vollkommen ein, und ein jeder konzentrierte sich voll auf die Atmung und die größe der Schrittabstände. Unbewusst wurde Alex immer schneller, und als er das bemerkte und sich nach Wollcke umdrehte sah er ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht weit hinten am Wegrand stehen, wie er sich die Seite hielt. Rasch drehte Alex um und joggte zu Wollcke zurück.

    "Hey, wasn los? Seitenstechen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.11.2006, 17:16


    Der BT nickte nur, denn zum antworten fehlte ihm die Luft.
    Erschöpft ließ er sich auf eine Parkbank sinken.
    Sein Puls raste und seine Lungen brannten.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2006, 17:25


    "Nicht hinsetzen. Komm steh auf. Hop, los." Hart nahm Alex einen Arm von Wollcke und zog ihn wieder auf die Beine. Jetzt nur nicht hinsetzten, und sich komplett ausruhen, das würde es nicht besser machen.
    "Komm, wir gehen jetzt spazieren, wie zwei alte Männer. Los, komm schon. Und denk daran. Immer schön gleichmäßig atmen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.11.2006, 17:31


    Fast gleichzeit musste Wollcke husten und lachen, was natürlich alles andere war, als gleichmäßiges atmen.

    "Das Brandt noch nicht gesehen hat, dass zwei so alte Männer, wie wir beide nicht mehr so anstrengende Tätigkeiten, wie Fliegen ausführen dürfen", scherzte er und hielt sich dabei seine schmerzende Seite. "Schließlich überanstrengt uns das viel zu sehr."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2006, 20:46


    "Na zum Glück kommts beim Fliegen auch noch auf was anderes an. Schaffst dus noch weiter, oder sollen wir wieder zurück?" Fragend blickte er seinen Kumpel an, und wollte ihm alleine die Entscheidung überlassen. "Sags ehrlich. Du musst dich zu nichts zwingen. Okay?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.11.2006, 20:51


    "Na ja, um ehrlich zu sein, wäre es mir dann doch wesentlich lieber, wenn wir den Rückweg antreten würden. Nicht das du mich noch tragen musst."

    Beide Sportler machten kehrt und gingen die Richtung zurück, aus welcher sie gekommen waren.
    So langsam ließen Wollckes Seitenstechen nach.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2006, 20:59


    Bis die beiden bei Alex zu Hause angekommen waren, war es bereits dunkler geworden, und sie fingen zu frieren an. "Man, hoffentlich werden wir da nicht krank. Wollen wir doch in ein paar Tagen in den Urlaub fliegen." Leise begann er zu schimpfen, doch bevor er richtig loslegen konnte waren sie auch schon am Hause Karuhn angekommen, und Alex bat Wollcke noch mit hinein.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.11.2006, 21:03


    "Ich glaube, das nächste mal, läufst du lieber besser ohne mich, denn es ist dir echt nicht zuzumuten, sich meinem Tempo anzupassen", alberte Wollcke, als Alex die Haustüre aufschloss. Seine vorherige Erschöpfung sah man ihm nicht mehr an.
    "Wann fliegen wir jetzt eigentlich nach Australien? Anscheinend haben die Planung ja unsere Frauen in die Hand genommen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2006, 21:20


    "Du hast ja auch nicht so einen Knall wie ich, und läufst ständig so viel. Da war das heute schon ganz ordentlich." Er kam gerade mit einer Flasche Wasser und zwei Gläsern zurück, und konnte nicht anders, als seine Energie, die er durchs Laufen nicht los geworden war an Wollcke auszulassen.

    "Astrid hats mir zwar vorhin gesagt, wann wir fliegen, aber sicher weiß ichs schon wieder nicht. War irgendwas mit Samstag früh, damit wir Sonntag mit Katja feiern können."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.11.2006, 21:31


    "Samstag früh? Das heißt wohl, dass ich da meinen gewohnten Schönheitschlaf vergessen kann.", grinsend nahm Wollcke ein Glas Wasser entgegen und ließ sich auf das Wohnzimmersofa fallen.
    "Na ja, Sabine wird mich schon wecken und wenn nicht sie, dann meine lieben Kinder.
    Weißt du eigentlich, ob Oliver noch bei euch ist, weil dann könnte ich ihn gleich mal mit nach hause nehmen, wenn er sich von Jasmin trennen kann."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2006, 21:36


    "Oliver? Keine Ahnung, aber frag mal Astrid, die dürfte noch am ehesten über unsere Kinder Bescheid wissen", grinsend ließ er sich ebenfalls aufs Sofa fallen, als Astrid sich auch schon zu den beiden gesellte.

    "Was wollt ihr mich fragen? Na?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.11.2006, 21:44


    "Wie kommst du denn darauf, dass wir dich etwas fragen wollten", meinte Wollcke grinsend.
    "Nein, ich wollte eigentlich nur wissen, ob mein Herr Sohn noch bei euch anzutreffen ist, denn wenn ja würde ich ihm gerne den Fußmarsch nach hause ersparen und ihn gleich mitnehmen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2006, 21:49


    "Oliver? Ja, das kann ich dir jetzt gar nicht so genau sagen. Vorhin kam zwar etwas die Haustüre rein, aber das sah eher aus wie festgewachsen, so eng umschlungen waren sie.

    Was hättest du lieber, soll die Mama der Freundin oder der Papa des Freundes nachschauen gehen?"

    Besonders scharf war sie nicht darauf jetzt in Jasmins Zimmer zu gehen, um Oliver zu holen, aber sie wusste echt nicht, wer lieber gesehen war, Wollcke oder sie.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.11.2006, 21:54


    "Die werden sich bedanken, wenn wir sie jetzt stören, aber noch sind nicht Ferien.
    Wenn ich es mir aber genau überlege, dann würde ich dir, liebe Astrid, dann doch den Fortritt lassen", lächelnd griff Wollcke nach seinem Wasserglas und trank es in einem Schluck aus.

    So langsam spürte er jeden einzelnen Muskeln, von dem er nicht einmal wusste, dass er ihn besaß und er versuchte sich entspannt im Sofa zurück zu lehnen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.11.2006, 13:01


    "Ja allerliebster Wollcke, ich habe das verstanden. Mal sehen was ich ausrichten kann", grinsend stand sie auf und ging die Treppen hinauf, um Wollckes Sohn zu holen.

    "Und, wann kommst du wieder mit zum Joggen", verschwörerisch grinsend zog Alex seinen Kumpel auf, der immer noch nicht ganz wusste wie er sich am besten hinsezten sollte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.11.2006, 13:47


    "Ich mit zum Joggen? Das willst du dir nicht ein zweites mal antun und um ehrlich zu sein, ich mir selbst auch nicht.
    Aber wir können es ja gerne so machen. Sollte mein Sohn sich innerhalb von wenigen Minuten von Jasmin trennen können, dann bin ich das nächste mal wieder mit von der Partie."

    Wollcke fühlte sich sicher, denn er kannte Oliver. Sicher würde es Astrid nicht gelingen das Liebespärchen auseinander zu reißen, zumindest nicht sofort.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.11.2006, 14:01


    "Na wenn du dir damit nur mal selbst kein Bein stellst. Aber gut, abgemacht, ich nehm dich beim Wort." Im Prinzip hatte Wollcke schon recht, er selbst glaubte auch nicht, dass sich die beiden so schnell trennen konnten.

    Als Astrid dann die Treppen hinunter kam, sahen die beiden Männer sie erwartungsvoll an. "Und, wie siehts aus? Muss Wollcke mit mir ein zweites Mal laufen gehen?" Schelmisch grinsend ging Astrid zu Alex und ließ sich neben ihm nieder. "Ja, Wollcke, dein Sohn packt nur noch eben seine Sachen zusammen und kommt dann gleich. Ja, guck mich nicht so entsetzt an, es ist so."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.11.2006, 14:05


    "Warum muss er ausgerechnet heute so folgsam sein?", seufzte Wollcke und verdrehte genervt lächelnd die Augen.
    "Oder sollte ich vielleicht besser fragen: Mit was, Astrid, hast du ihn bestochen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.11.2006, 14:21


    "Wie käme ich dazu deinen Sohn zu bestechen? Ne ne, er hatte jetzt eh keine Lust mehr auf Mathe und Physik." Ob Wollcke das jetzt glauben würde, wagte sie zu bezweifeln, aber das war das was sie zu Gesicht bekommen hatte wie sie nach oben gekommen war; Jasmin und Oliver über die Schulsachen gebäugt, und um Jasmin zu "entfliehen" war er auch sehr schnell dafür zu begeistern gewesen mit dem Vater nach Hause zu fahren.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.11.2006, 14:26


    "Ich hätte mit der Unberechenbarkeit meines Sohnes rechnen sollen", meinte Wollcke und stand auf, denn schließlich war es schon spät und Sabine würde sicher auf sie warten.

    "Sagen Sie mir einfach Bescheid, Herr Major Karuhn, wann du die nächste Runde um die Alster planst."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.11.2006, 14:37


    "Ist okay, ich sags dir dann. Aber ich gönne dir zuvor noch deinen wohlverdienten Urlaub. Sag Sabine nen schönen Gruß von uns." Alex war mit aufgestanden und begleitete ihn zur Tür, als Oliver auch schon von hinten die Treppe hinunter kam.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.11.2006, 14:40


    "Hi Dad, wusste ja gar nicht das du jetzt unter die Sportler gegangen bist", zog Oliver Wollcke sofort auf, als er ihn sah.
    "Du kannst auch laufen, wenn dir das lieber ist", konnterte Wollcke sofort und blieb mit verschränkten Armen und dem Autoschlüssel in der Hand stehen und schielte frech grinsend zu Alex.
    "Oder Alex, was meinst du?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.11.2006, 15:09


    "Ich glaube, um den Haussegen gerade zu lassen würde ich ihn schon mitnehmen. Außerdem ist er doch ein genauso braver Junge wie der Vater. Stimmts Oliver?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.11.2006, 17:28


    "Da hörst du's, ich bin genauso unmöglich wie du", lachte Oliver und boxte seinem Vater leicht in die Seite.
    "Aber wenn du mich nicht mitnehmen willst, kann ich sicher bei Jasmin bleiben." Er hatte den Fuß bereits über die Schwelle der Haustüre gesetzt und wollte sich an Alex vorbei ins Haus schieben, als Wollcke ihn grinsend zurück hielt.
    "Nichts da Freundchen, wir beide gehen jetzt nach hause. Ich habe hunger und außerdem tut mir alles weh."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.11.2006, 19:14


    "Ja Wollcke, ich glaube du wirst alt, aber mach dir nichts drauß, ich bins schon", sie alberten noch eine Zeitlang hin und her, bis Wollcke dem ganzen endgültig einen Riegel vorschob und mit Oliver im Auto verschwand und nach Hause fuhr.

    Schnellen Schrittes ging Alex zurück ins Haus und setzte sich wieder zu Astrid aufs Sofa, die mit Steffi gerade Memory spielte, und ab und an Karo kitzelte die neben ihr auf dem Sofa lag. Kurze Zeit später kamen dann auch noch Jasmin und Benni hinunter. Die beiden großen informierte er auch noch über die Geschehnisse der letzten Tage, denn er wollte sie nicht ausschließen.

    Der Rest des Abends verlief sehr ruhig, und irgendwann ging Alex noch vor seiner Frau erschöpft ins Bett, auch wenn er am nächsten Tag erst die Spätschicht fliegen musste. Aber er hatte sich vorgenommen mal mit den behandelnden Ärzten von Natalie zu sprechen, und er musste auch noch seine Koffer für den Urlaub packen.

    Als er am nächsten Morgen aufwachte und einen Blick auf seinen Wecker warf, stellte er erschrocken fest dass es erst sechs Uhr war, und für einen freien Tag eigentlich zu früh zum aufstehen. Aber an Schlaf war nicht mehr zu denken, und so stand er auf und zog seine Laufklamotten vom Vortag wieder an. Nach einem kurzen Besuch im Bad und einem Schluck Wasser machte er sich voll fertig und begann seine gewohnte Strecke zu laufen.

    Um halb acht sperrte er dann die Haustüre wieder auf, zog seine Laufschuhe wieder aus und ging in die Küche, wo er auf einen sehr verschlafenen Benni traf. "Sag mal, was ist denn dir für eine Laus über die Leber gelaufen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 10.11.2006, 22:28


    Benni murmelte etwas völlig unverständliches, schlurfte zum Kühlschrank und nahm sich die Milch für seinen Kaffee heraus.
    Wie sein Vater um diese Uhrzeit schon an Sport denken, geschweige denn sich dann auch noch dazu bewegen konnte, war ihm ein ständiges Rätsel.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 10.11.2006, 23:01


    "Sag mal, wann hast du denn heute Vorlesung? Du schläftst ja jetzt schon im Stehen ein." Kritisch musterte Alex seinen Sohn, und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser bald in der Uni sitzen würde, um aufmerksam dem zu folgen, was er unterrichtet bekäme.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 10.11.2006, 23:08


    "Vorlesung? Um neun..." Gähnend ließ sich Benni auf einen der Küchenstühle sinken und nahm einen Schluck Kaffee.
    "Und was machst du schon so früh auf den Beinen? Hast du heute nicht Spätschicht?"
    Müde rieb er sich die Augen, doch so langsam war auch das klar denken wieder möglich.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 12.11.2006, 13:18


    "Ja, ich will davor noch bei Natalie vorbei schauen, und auch mal versuchen, dass mir die Ärzte mal ehrlich verraten was Sache ist." Grinsend beobachtete er seinen Sohn, wie sich dieser mit der Müdigkeit abquälte, sagte aber nichts, denn er kannte es aus früheren Zeiten, wie gemein es war, wenn man jemanden gegenüber saß, der schon ausgeschafen hatte.

    "Willst du dich nicht langsam mal fertig machen? Es ist immerhin schon viertel nach acht."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 12.11.2006, 17:46


    "Oh verdammt, schon so spät.", schnell sprang Benni von seinem Stuhl auf und seine müden Lebensgeister erwachten im Hinblick auf die bereits verdrödelte Zeit zum Leben.
    Er kippte seinen Kaffee hinunter, stellte die Tasse in den Geschirrspüler und war auch schon aus der Küche verschwunden.
    Doch nur Sekunden später erschien sein Kopf wieder in der Tür.
    "Sag mal, wenn du ins BwK fährst, könntest du mich eigentlich mitnehmen, oder? So bliebe mir nämlich die Trauer an der U-Bahn erspart, wenn ich sie nicht mehr rechtzeitig erreiche", fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 12.11.2006, 20:30


    "Du kannst gar nicht mein Sohn sein", gespielt genervt verdrehte Alex die Augen, und räumte seine Sachen ebenfalls weg. "Klar nehm ich dich mit, aber ich muss mich noch fertig machen." Rasch stand er auf und machte sich auf den Weg zum Schlafzimmer, um ganz leise seine Klamotten zu holen, ehe er noch schnell unter die Dusche stieg.

    Keine viertel Stunde später saßen die beiden Männer im Auto und machten sich schweigend auf den Weg zum BwK. Alex schwieg, weil er Angst vor der Wahrheit bezüglich Natalies Zustand hatte, und Benni war nicht gerade gesprächiger, weil ihm irgendwie doch etwas Schlaf fehlte.

    Wenig später war Alex im BwK angekommen, und ging zielstrebig auf Natalies Zimmer zu, als er einem wichtig aussehenden Arzt über den Weg lief. "Entschuldigen Sie, ich suche den zuständigen Arzt für Natalie Karuhn. Können Sie mir da weiterhelfen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.11.2006, 22:50


    "Der zuständige Arzt von Natalie Karuhn? Lassen Sie mich überlegen. Das dürfte Oberfeldarzt Lachner sein und soweit ich weiß, ist er gerade bei der Patientin, um... Wer sind Sie eigentlich?"
    Der Arzt streifte Alex mit einem pfrüfenden Blick und sah über die Glasränder seiner Brille hochmütig hinweg.
    Der Pilot jedoch, machte sofort auf den Absatz kehrt, murmelte noch ein kurzes 'Danke' und machte sich schleunigst auf den Weg zur Intensivstation.

    Dort angekommen, sah er einen Jungen, vielleicht gerade mal 18 Jahre alt, vor der Tür von Natalies Zimmer stehen. Der Junge ging auf Krücken und drehte sich um, als Alex sich ihm näherte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.11.2006, 13:20


    Er blieb nachdenklich vor dem Zimmer seiner Schwester stehen, und beobachtete durch die Glasscheiben, die Beschäftigkeit der Ärzte und Schwestern in ihrem Zimmer. Was das bloß bedeutete? Er drehte sich leicht um, und blickte in das junge Gesicht. "Wollen Sie auch zu Natalie?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.11.2006, 16:18


    Der Junge hielt seinen Blick gesenkt und wollte den Blickkontakt mit dem Fremden vermeiden, aber dem Anblick, welcher sich in dem Zimmer bot, konnte er auch nicht länger Standhalten und so blickte er bedrückt zu Boden.
    "Es war meine Schuld... hätte ich schneller reagiert, dann... dann hätten wir dem Auto ausweichen können und Natalie würde jetzt nicht... hier...", seine Stimme war erfüllt mit starkem Schuldgefühl.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.11.2006, 19:28


    Alex erstarrte. Was redete der Junge da? "Wie meinst du das, entschuldigung, wie meinen Sie das? Ich verstehe nicht so recht. Sie waren Natalies letzter Fahrschüler?" Verstand er das da gerade richtig? Der Fahrschüler machte sich Vorwürfe, dass er nicht schnell genug ausgewichen war, und seine Schwester nun hier lag?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.11.2006, 19:47


    "Ja, war ich...", antwortete er leise.
    "Ich bin Schuld an dem Unfall... Wie geht es ihr eigentlich? Die Ärzte wollten mir nichts sagen, weil ich ja nicht verwandt mit ihr bin."

    Thomas hatte seinen Blick gehoben und sah wieder in das Zimmer von Natalie. Er hatte zwar keine Ahnung, wer der Mann war, mit dem er sich da gerade unterhielt, doch irgendwie überkam ihn das Gefühl, dass er Natalie nahe stehen musste.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.11.2006, 20:14


    "Die letzten Tage gings ihr mehr schlecht als recht. Aber genaues wollte ich auch erst heute vormittag in Erfahrung bringen." Nachdenklich starrte er wieder auf seine Schwester. Auch wenn er alles noch nicht fassen könnte, so wusster er auf jeden Fall, dass sich der Fahrschüler keine Vorwürfe machen durfte.

    "Hör mir mal kurz zu, bitte. Auch wenn das jetzt furchtbar einfallslos klingt, aber du darfst dir keine Vorwürfe machen. Das würde Natalie nicht wollen, sicher nicht!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.11.2006, 20:28


    "Aber schließlich habe ich den Fehler gemacht und was ist mir passiert? NICHTS, nichts bis auf ein paar Kratzer und sie liegt da...", er wurde laut und seine Stimme klang verbittert.
    "Ja, vielleicht würde sie wollen das ich mir keine Vorwürfe mache...", kam es dann etwas leiser.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.11.2006, 20:36


    "Ja, das würde sie sicher nicht wollen, das kannst du mir glauben. Und wenn du wirklich einen Fehler gemacht hättest, hätte sie eingegriffen." Leise fügte er noch hinzu: "Was ist eigentlich genau passiert?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.11.2006, 20:42


    Vorsichtig stütze Thomas sich wieder auf seine Krücken und ging zu einem der vielen Stühle die an der Wand standen. Vorsichtig ließ er sich nieder und wartete darauf, dass Alex seinem tun folgte.

    Der Pilot folgte der stummen Aufforderung von Thomas und setzte sich ihm gegenüber.
    "Ich hab alles noch so deutlich vor mir, aber ich hab keine Ahnung, ob ich es so in Worte fassen kann, wie es passiert ist", begann er zögerlich und sah Alex das erste mal direkt in die Augen.
    "Wir standen im Stau, der gerade begann sich aufzulösen, als ich ein Wagen von hinten näherte... ich weiß nicht, ob er uns nicht gesehen hat oder warum, aber er hat nicht abgebremst... ist einfach auf uns zugerast..."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.11.2006, 21:26


    "Hm, ja so hört man es überall. Zu schlimm die ganze Sache, vorallem weil sie wohl nie wieder laufen kann." Er blickte in die ensetzten Augen seines Gegenüber, und ihm wurde schlagartig bewusst, dass er das ja noch gar nicht wissen konnte, wenn ihm die Ärzte das nicht gesagt hatten. "Entschuldige bitte, ich hätte wissen müssen, dass du das noch nicht weißt. Ach und übrigends, ich bin ihr Bruder, falls du fragen wolltest."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.11.2006, 21:31


    "Natalie wird nie wieder laufen können?"
    Thomas konnte es nicht fassen und die Gedanken in seinem Kopf begannen Achterbahn zu fahren.

    Er war Schuld... nie wieder würde er sich hinter das Steuer eines Wagens setzen... warum nicht er, sondern Natalie...

    "Und das ist wirklich entgültig?", fragte er verzweifelt.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.11.2006, 21:37


    "Ja, es ist leider so gut wie endgültig. Nur ein Wunder könnte ihr noch helfen, aber das wird es wohl nicht geben.

    Warum machst du dir solche Vorwürfe? Ja, es ist für dich noch schwerer als für uns, als ihre Familie. Aber du darfst den Kopf nicht in den Sand stecken."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.11.2006, 21:52


    Thomas hatte sein Gesicht zwischen seinen Händen verborgen, wollte nichts mehr hören und nichts mehr sehen.
    Sein Vorhaben, Natalie einen kurzen Besuch abzustatten, hatte er eh längst über Bord geschmissen.
    Es brachte ihr doch eh nichts. Das sie nicht mehr laufen konnte, hieß schließlich auch, dass sie ihren Beruf nicht mehr ausüben konnte und das alles wegen diesem Unfall. Wütend ballte er die Fäuste.

    Im selben Augenblick verließ ein Arzt das Zimmer von Natalie und als er Alex und Thomas sitzen sah, ging er auf die beiden zu.
    "Ich nehme an, Sie sind Herr Karuhn?", wandte er sich sofort an den Piloten und reichte ihm kurz die Hand.
    "Mein Kollege hat mir gesagt, dass sie auf der Suche nach mir sind. Ich bin Dr. Lachner, der behandelnde Arzt ihrer Schwester."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 15.11.2006, 13:32


    "Ja, der bin ich. Wie gehts ihr?", rasch war Alex aufgestanden und wollte gerade mit dem Arzt davon gehen, als ihm einfiel, dass Thomas noch immer auf dem Gang saß. Er drehte sich nochmal zu ihm um. "Welches Zimmer liegst du? Ich schau danach nochmal bei dir vorbei."

    Er wartete die Antwort noch kurz ab, ehe er mit dem Arzt davon ging, um den genauen Zustand von Natalie zu erfahren. Unbehaglich ließ er sich auf dem ihm zugewiesenen Stuhl im Zimmer des Arztes nieder und wartete ungeduldig.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 15.11.2006, 17:44


    Der Arzt setzte sich ebenfalls und nahm eine weiße Aktenmappe zur Hand. Blätterte kurz darin, bevor er sie wieder auf den Schreibtisch legte und Alex ansah.

    "Ich weiß, das was ich ihnen jetzt sage, wird sie ziemlich wenig interessieren, in Anbetracht dessen, dass sie zu mir gekommen sind, um mehr über den Gesundheitszustand ihrer Schwester zu erfahren."

    Er schwieg kurz.
    "Sie haben mit Thomas gesprochen?
    Der Junge macht sich schwere Vorwürfe, dass ihre Schwester auf der Intensivstation liegt und nicht er. Anscheinend glaubt er, dass er auf der Autobahn einen dummen Fehler gemacht hat, der eben diesen schweren Unfall verursachte.
    Bis jetzt haben wir in noch nicht zu ihrer Schwester gelassen, obwohl er bereits nach seiner Einlieferung darum gebeten hat und er weiß auch nicht, dass ihre Wirbelsäule irreperabel geschädigt ist.
    Zunächst wollte ich es mit Ihnen abklären, ob sie seinen Besuch bei ihrer Schwester gestatten würden."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 15.11.2006, 19:16


    "Er wusste noch nichts davon?", erschrocken blickte er den Arzt gegenüber an. "Dann habe ich eben einen großen Fehler gemacht. Jetzt weiß er es nämlich. Mist, dumm gelaufen." Er versank für kurze Zeit in Gedanken. Was musste dieser Thomas sich jetzt für Vorwürfe machen? "Ja, lassen Sie ihn ruhig zu Natalie. Aber ich werde später eh noch mal bei ihm vorbei gehen, und dann soll er gleich mitgehen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 15.11.2006, 19:50


    "Damit würden Sie uns allen einen großen Gefallen tun, denn uns bietet sich kaum die Möglichkeit uns intensiver um ihn zu kümmern. Hoffen wir mal, dass der Junge einsieht das es nicht sein Fehler war."

    Wieder griff er zu der Aktenmappe und blätterte gedankenversunken darin. Doktor Lachner überlegte, wie er beginnen sollte Alex über den Gesundheitszustand seiner Schwester aufzuklären.
    Er würde sich wohl nie daran gewöhnen, Verwandten seiner Patienten schlimme Nachrichten auf schonende Art und Weise beizubringen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 16.11.2006, 07:49


    "Aber nun sagen Sie schon was mit Natalie ist. Sie brauchen auch nicht versuchen mich zu schonen, mit dem schlimmsten rechne ich eh", forderte er den Arzt auf, endlich aus seinen Akten aufzusehen, und ihm die Wahrheit zu sagen. Er hoffte dass er auch wirklich mit dem schlimmsten gerechnet hatte, bevor er hier her gekommen war, denn dass es ihn nicht kalt ließ, das wusste er nur zu gut. Erwartungsvoll beugte er sich vor und starrte den Arzt an.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 16.11.2006, 17:43


    Der Arzt holte noch einmal tief Luft und setzte dann zu seinen Ausführungen an. Die ganze Sache noch weiter hinaus zu zögern, wäre Schwachsinn und würde niemanden helfen.

    "Wir haben heute noch einige Tests durchgeführt, doch trotz alledem können wir Ihnen noch kein einwandfreies und hunder prozentig richtiges Untersuchungsergebnis mitteilen.
    Der jetzige Stand der Dinge ist, dass ihre Schwester aufgrund ihrer schweren Kopfverletzungen ins Koma gefallen ist. Im Moment können wir Ihnen leider nichts anderes sagen, als das wir warten müssen, wann ihre Schwester daraus erwacht.
    In der Hand haben wir das leider nicht."

    Er stoppte und wollte Alex die Möglichkeit geben, das soeben Gesagte zu verinnerlichen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.11.2006, 10:12


    Er schluckte. 'Schwere Kopfverletzungen - Koma', das hörte sich alles andere als gut an. Was wenn sie nie wieder daraus erwachen würde? Was wenn sie bleibende Schäden haben würde. Bleibende Schäden - ruckartig richtete er sich in dem unbequemen Stuhl wieder auf. "Wie schwere Kopfverletzungen? Wird sie dauerhafte Schäden haben?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.11.2006, 10:19


    "Es tut mir leid, aber das können wir Ihnen zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht sagen.
    Das Koma verläuft bei den meisten Menschen unterschiedlich. Einige überstehen es gut, bei anderen wiederrum bleiben Schäden zurück.
    Was allerdings die Kopfverletzungen betrifft, so können sie unbesorgt sein. Für ihre Schwester wird es nach der Heilung keine Komplikationen geben. Bei der sofort angesetzten OP konnten wir das schlimmste verhindern."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.11.2006, 10:30


    "Ja, gut okay, danke. Entschuldigen Sie mich bitte, aber das muss ich erst in Ruhe verarbeiten. Auf Wiedersehen." Alex stand auf, gab dem Arzt zum Abschied noch kurz die Hand, und machte sich dann schleunigst auf den Weg aus dem Zimmer heraus zu kommen. Er ging ein Stück den Gang entlang, ehe er stehen blieb und sich einfach an der Wand anlehnte, die Augen schloss, und das Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Alle weiteren Konsequenzen für Natalie wollte er sich gar nicht ausdenken. War der Querschnitt schon schlimm genug, und nun die Ungewissheit über Kopfverletzungen auch noch.

    Er rief sich wieder zur Vernunft und machte sich auf den Weg zu dem Zimmer von Thomas. Hatte er dem Arzt ja versprochen ihn mit zu Natalie zu nehmen. Außerdem wollte er versuchen ihm auszureden, sich solche Vorwürfe zu machen. Als er das Zimmer gefunden hatte, atmete er noch ein letztes Mal tief durch, klopfte an und betrat das Zimmer. "Moin Thomas. Willst du jetzt mit zu Natalie kommen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.11.2006, 10:36


    Als Thomas das Klopfen an seiner Tür vernahm, interessierte ihn das reichlich wenig.
    Er hatte den Fernseher laufen und da er alleine im Zimmer war, auch auf einer Lautstärke, die bestimmt alles andere als erwünscht gewesen wäre.
    Seinen Blick wendete er nicht mal von dem bunten Bildern auf dem Fernseher ab, als Alex das Zimmer betrat.
    "Was gibt's", fragte er nur mit völlig gelangweilter Stimme und einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.11.2006, 10:40


    Verblüfft blieb der Pilot stehen, und musterte Thomas verwundert. "Thomas? Hallo? Ich wollte wissen, ob du mit zu Natalie kommen willst? Du wolltest doch vorhin schon zu ihr!" Er ging noch ein paar Schritte weiter in das Zimmer hinein, und hoffte der Junge würde endlich reagieren.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.11.2006, 10:42


    Als hätte ihm seine Fernbedienung einen Stromschlag verpasst, wendete sich Thomas urplötzlich Alex zu.
    "Ich darf zu Natalie. Wirklich? Aber die Ärzte haben doch gesagt..."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.11.2006, 10:47


    "Ich weiß was die Ärzte gesagt haben. Ja, du darfst zu ihr. Und nun komm. Ich hab in einer Stunde Schichtbeginn." Gemeinsam mit Thomas machte er sich auf den Weg zu seiner Schwester, die immer noch genauso im Bett lag, wie die Tage vorher. Es schien, als wäre gar kein Leben mehr in diesem Zimmer.

    Gerade als er mit Thomas das Zimmer betreten wollte, kam eine Schwester herbei und wollte ihn eben zurecht weisen, dass Thomas nicht mit zu ihr dürfte, als Alex ihr auch schon gereizt das Wort abschnitt und ihr das Gegenteil erklärte. Er beobachtete wie Thomas zögerlich das Zimmer betrat und folgte ihm langsam.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.11.2006, 10:54


    Das Piepsen der vielen Geräte und die Geräusche der Beatmungsmaschine ließen Thomas zurück schrecken.
    Womit hatte Natalie das nur verdient, dass sie hier liegen musste? Er sollte hier liegen...

    "Wann wird sie wieder aufwachen?", flüsterte er und konnt seinen Blick nicht von dem blassen und zerschundenen Gesicht von Natalie abwenden.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.11.2006, 10:59


    "Die Ärzte wissen es nicht. Sie können es nicht steuern." Nachdenklich lehnte er sich an das Fenster und starrte gedankenverloren abwechselnd auf das Bett seiner Schwester und auf Thomas. Langsam schweiften seine Gedanken ab, und landete bei seinem Bruder, der jetzt wohl mitten im Umzugsstress war, und keinen einzigen Gedanken an ihre Schwester verschwenden würde. Warum war damals nur so viel schieff gelaufen? Unbewusst seufzte er laut auf.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.11.2006, 11:05


    "Sie muss aufwachen... muss sie einfach... sie konnte doch gar nichts dafür...", flüsterte Thomas immer wieder und nahm nichts mehr in dem Zimmer wahr, als das regelmäßige Piepsen des EKGs.

    Immer wieder hatten die Ärzte ihn gefragt, was der Grund für seine Vorwürfe war und selbst einen Psychologen hatten sie kommen lassen, doch immer hatte er die selbe Antwort gegeben.
    Er wusste es nicht. Einzig und alleine sein Gefühl sagte ihm, dass er etwas falsch gemacht hatte, auf der Autobahn.
    Selbständig hätte er versuchen müssen, auszuweichen und nicht erst darauf warten, was Natalie wohl tun würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.11.2006, 11:13


    Er stieß sich vom Fensterbrett ab und ging leise auf Thomas zu und drehte ihn zu sich her, und hielt ihn eine Armlänge von sich weg. Eindringlich sah er ihm in die Augen, und konnte dessen Verzweiflung und die Vorwürfe förmlich fühlen. "Hör auf Thomas. Komm, gehen wir einen Kaffee trinken." Fast gewaltsam schob er ihn aus dem Zimmer von Natalie hinaus und drehte sich noch ein letztes Mal zu ihr um, ehe er sich mit Thomas auf den Weg in die Cafetaria machte.

    Zielstrebig ging er auf einen freien Tisch zu, ließ Thomas sich hinsetzen und ging dann, um zwei Kaffee zu kaufen. Als er mit ihnen wieder am Tisch ankam, stellte er sie vor sich ab. "Warum machst du dir solche Vorwürfe?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.11.2006, 11:17


    Genau das war die Frage, welche er in den letzten Stunde seit dem Unfall immer wieder gehört hatte, doch warum konnte er nicht darauf antworten.

    Thomas drehte die heiße Tasse zwischen seinen Händen und blickte auf den schwarzen Kaffee hinab, der sich darin befand.
    "Ich weiß es nicht... Vielleicht... vielleicht weil ich in der letzten Fahrstunde so viele Fehler gemacht habe und dieses mal muss mir wohl auch ein Fehler unterlaufen sein, bei dem Natalie nicht mehr so einfach eingreifen konnte..."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.11.2006, 11:21


    "Aber so wie du mir das vorhin noch erzählt hast, war doch da ein Verrückter, der auf euch zugeschossen kam." Er konnte den Jungen nur zu gut verstehen, dass er sich Vorwürfe machte, tat er selbst das ja auch bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit, aber er musste versuchen ihm das auszureden. "Bitte Thomas, auch wenn das jetzt lächerlich klingt, du kannst nichts dafür. Es hätte jedem passieren können, auch wenn Natalie alleine unterwegs gewesen wäre."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.11.2006, 11:36


    "Aber wenn sie allein gewesen wäre, dann hätte sie schneller reagieren können und vielleicht hätte sie es dann geschafft aus der Situation heraus zu kommen und würde jetzt nicht da oben liegen, an den vielen Geräten angeschlossen."

    Natürlich stimmte es, was Natalies Bruder ihm da sagte. Er selbst konnte nichts dafür, doch war es nicht fairer sich selbst die Schuld zu geben, als einem Fremden, auch wenn der der wirkliche Unfallverursacher war.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.11.2006, 11:48


    "Aber hätte sie überhaupt eine Chance gehabt auszuweichen? Die Rettungsgasse hatte euch doch jede Möglichkeit versperrt. Nein Thomas glaub mir, das hätte sie auch alleine nicht verhindern können."

    Woher er die Kraft nahm, den Jungen vom Gegenteil zu überzeugen, wusste er selbst nicht, aber er konnte nicht zusehen, wie dieser sich solche Vorwürfe machte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.11.2006, 12:14


    "Es ist also total bescheuert von mir, wenn ich mir Vorwürfe mache, wo ich eigentlich überhaupt nichts falsch gemacht habe!?", meinte Thomas überlegt und ihm wurde endlich klar, dass es wirklich keinen Sinn machte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.11.2006, 18:27


    "Nein, so habe ich das nicht gemeint. Jeder macht sich Vorwürfe, auch wenn er nichts dafür kann, nur versuche ich dir klar zu machen, dass du daran nicht kaputt gehen darfst." Innerlich atmete er auf. Hatte er es nach so kurzer Zeit schon geschafft ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

    Irgendwann fiel sein Blick auf die große Wanduhr gegenüber, und er sprang erschrocken auf. "Tut mir leid Thomas, ich muss zur Schicht. Sehen wir uns irgendwann nochmal?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.11.2006, 20:54


    Thomas zuckte leicht mit den Schultern. "Keine Ahnung, die Ärzte meinten das ich noch zweiTage hier bleiben muss und dann nach Hause darf. So schlimm hat es mich ja nicht erwischt, außer der Gehrinerschütterung und dem verstauchten Fuß."

    Seine Stimme klang schon wieder leicht geknickt, doch er wollte sich das zu Herzen nehmen, was Natalies Bruder ihm gesagt hatte.
    Er griff nach seinen Krücken und stand auf.
    "Ist es okay, wenn ich noch mal zu Natalie gehe?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.11.2006, 10:32


    "Ja klar, geh ruhig, und sag ihr nen lieben Gruß von mir", mit einem kleinen Grinsen drehte er sich dann um, und ging schnellen Schrittes zu seinem Auto und fuhr das letzte Stück zur Kaserne.

    Dort angekommen, lief er zu den Umkleiden, und zog sich in Windeseile um, ehe er sich auf den Weg in die Küche machte. Dass er heute der letzte war, der ankam, störte ihn herzlich wenig, aber er stellte sich auf die Sticheleien seiner Kollegen ein.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.11.2006, 11:48


    Gerade als der Major die Türklinke in die Hand nehmen wollte, um die Küchentür zu öffnen, wurde eben diese stürmisch geöffnet und Nicolas stand ihm mit einer bitterbösen Miene gegenüber.

    "Ach ne, sie mal einer an, unser Pilot kommt doch noch. Mensch Alex, wo hast du gesteckt?
    Wir haben gerade einen ZS von Brandt kasiert, weil wir noch nicht vollständig waren. Du weißt doch, wie unausstehlich der momentan ist, seitdem Sabine und Wollcke wieder zusammen sind."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.11.2006, 13:18


    Brandt. Der hatte ihm ja gerade noch gefehlt. Konnte der ihn nicht einfach in Frieden lassen?

    "Ja, schon gut. Reg dich ab, jetzt bin ich ja da. Ich klär das mit Brandt schon."

    Genervt schob er sich an Nico vorbei und betrat die Küche. Seinen Kollegen warf er einen flüchtigen Blick zu, murmelte ein 'Moin', ging dann und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und blieb nachdenklich am Kühlschrank angeleht stehen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.11.2006, 13:24


    Als Nico seinen KOllegen so nachdenklich in der Küche stehen sah, wurde ihm plötzlich einiges klar und er hätte sich selbst ohrfeigen können.
    Wann kam Alex schließlich schon mal zu spät? Nie! Und wenn es dann doch einmal vorkam, dann bestimmt nicht ohne einem driftigen Grund.

    Langsam ging er zu Alex, nahm sich ebenfalls eine Tasse Kaffee und meinte mit gedämpfter Stimme: "Du warst bei deiner Schwester, oder? Wie geht's ihr?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.11.2006, 13:30


    "Ja, ich war bei ihr. Sie liegt im Koma, die Ärzte wissen nicht, welche Schäden sie mitnimmt, und die Wirbelsäule ist irreparabel beschädigt.", so kurz wie möglich gab er Auskunft über den Zustand von Natalie. Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: "Wollt dich nicht so anfahren. Ist Brandt noch da? Ich muss den Ärger klären."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.11.2006, 13:33


    "Nein, der ist nach seinem kurzen, aber im Gedächtnis bleibenden Auftritt sofort wieder wütend abgedampft.
    Mach dir aber keinen Kopf darüber, der braucht im Moment einfach Leute, bei denen er zeigen kann, wie toll er doch ist und welche Macht er über uns hat.
    Und selbst wenn wir vollzählig gewesen wären, hätte er irgend etwas anderes gefunden, für einen ZS."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.11.2006, 13:57


    "Na gut okay, dann eben...", weiter kam er nicht, denn schon schrillte zum ersten mal für diese Schicht die Alarmglocke, und die vier ließen alles liegen und stehen und rannten zum Hubschrauber.

    Innerhalb weniger als zwei Minuten waren sie in der Luft, und bald auch am Einsatzort angekommen. Nach der Landung blieben Alex und Nico draußen bei Anneliese stehen, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, bis auf einmal das Funkgerät knarzte und Svenja die Trage anforderte. Die beiden Flieger schnappten sich die Trage und liefen auf die große Halle zu.

    Innen angekommen, bahnten sie sich einen Weg durch die ganzen Schaulustigen und stellten schließlich die Trage neben Svenja ab. Aus den Augenwinkeln heraus sah Alex sich etwas bewegen, und er drehte den Kopf in diese Richtung. Was er sah, ließ ihn für einen kurzen Moment erstarren.

    Standen doch lauter Rollstuhlfahrer in Sportbekleidung in gewissen Abstand um sie herum, und beobachteten das Geschehen. Unvermindert starrte er sie an und war sofort wieder bei Natalie. Ob sie auch jemals wieder so viel Lebenslust haben würde etwas in der gleichen unternehmen zu wollen?

    "Hey Alex, komm wir müssen!" Unsanft wurde er von Svenja aus seinen Gedanken geholt, und war wenige Sekunden später wieder nur bei dem Patienten, den es zu fliegen galt. Gemeinsam hoben sie den Patienten mit samt der Trage hoch und machten sich auf den Weg zum Hubschrauber. Während die Mediziner den Patienten noch in den Hubschrauber schoben, stiegen Alex und Nico bereits wieder ein und machten sich startklar.

    Während des Fluges und auch bei der Patientenübergabe wurde nur das nötigste gesprochen, und als sie wieder am Stützpunkt angelangt waren bleib Alex wieder einmal im Heli sitzen, und wollte Vortäuschen das Flugprotokoll zu schreiben.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.11.2006, 19:27


    Franziska, Svenja und Nico waren gerade im Begriff sich auf den Weg ins Rettungszentrum zu machen, als ihnen auffiel, dass Alex noch immer auf seinem Platz im Heli saß und gedankenverloren im Bordbuch blätterte.
    Nico warf seinen beiden Kolleginnen einen sorgenvollen Blick zu und sah dann zu ihrem Piloten.

    Man musste ihm doch irgendwie helfen können...

    "Geht schon mal vor, ich kümmer mich um ihn", raunte Svenja und machte kehrt.
    Leise trat sie an die Pilotentür heran und lehnte sich dagegen. Ließ Alex nicht aus den Augen und beobachtete jede seiner Bewegungen. Er schien sie nicht zu bemerken, viel zu vertieft war er in seine Gedanken.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.11.2006, 20:16


    Seine Gedanken schweiften immer zwischen dem Einsatz und dem Krankenhaus hin und her. Ein mal sah er die glücklichen Gesichter der Sportler beim Unfall, und dann wieder das zerfurchte von seiner Schwester, und immer wieder fragte er sich, wie diese Menschen mit ihrem Schicksal umgingen. Vorstellen konnte er sich das nicht. Aber für ihn kam es eh erstmal darauf an, dass Natalie überhaupt wieder aufwachen würde.

    Resigniert schlug er das Bordbuch wieder zu. Konzentrieren konnte er sich gerade eh nicht, auf das was er schreiben sollte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 22.11.2006, 15:16


    "Grübeln bringt nichts Alex, ihr müsst jetzt abwarten und sehen wie die ganze Sache verläuft", meinte Svenja leise und bedacht.
    Sie wollte ihn vorsichtig und auf keinen Fall zu rasch aus seinen Gedanken holen.

    Sie ahnte, dass ihm die Bilder von vergangenen Einsatz nicht aus dem Kopf gingen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 22.11.2006, 15:19


    Er drehte sich aprubt zu ihr um. "Aber ich kann doch jetzt nicht einfach die Hände in den Schoss legen und Tee trinken und abwarten. Versteh doch, irgendwas muss ich doch tun können."

    Langsam wusste er nicht mehr, ob er der jenige war, der die anderen nicht verstehen wollte, oder ob er es war, den keiner verstand.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 22.11.2006, 15:24


    Sie löste sich von der Pilotentür und ging noch einen Schritt auf ihn zu.
    "Alex, ich weiß das du gerne etwas für deine Schwester tun möchtest, aber im Moment gibt es einfach nichts was du tun kannst.
    Sie muss erst einmal wieder aufwachen und dann wird sie dich brauchen, mehr denn je.
    Im Moment, ist ihr am besten damit geholfen, wenn du anfängst für diese schwierige Zeit, Kräfte zu sammeln und die einfach ein bisschen Ruhe gönnst."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 22.11.2006, 15:33


    "Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Vielleicht schaffe ich es ja ab morgen, wenn wir dann endlich nach Australien fliegen", langsam schweiften seine Gedanken ab, und er musste sich eingestehen, dass er sich doch rießig auf ein Wiedersehen mit Katja freute, auch wenn er auf der anderen Seite gerne hier gebliegen wäre.

    Er stieg aus dem Cockpit aus und lehnte sich einfach gegen den Hubschrauber, und starrte in die Ferne. Irgendwann raffte er sich auf und löste sich vom Heli, nahm Svenja in den Arm, und ging mit ihr gemeinsam ins Rettungszentrum.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 22.11.2006, 15:40


    "Wenn mit Natalie irgendetwas sein sollte, was ich allerdings stark bezweifle, dann informieren wir dich sofort", setzte Svneja noch hinzu, als sie merkte, wie hin und hergerissen Alex zwischen dem Gedanken war, nach Australien zu fliegen oder doch lieber hier zu bleiben.

    Aus dem Aufenthaltsraum drang bereits fröhliches Lachen von Nico und Franziska.
    Homann lehnte in der Tür und auch seine Augen blitzten vergnügt.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 22.11.2006, 15:44


    Misstrauisch näherte sich Alex dem Obergefreiten. Er kannte ihn ja schon lange genug, um zu wissen was solch ein Blick bedeutete. "Homann, was hecken Sie da schon wieder aus?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 22.11.2006, 15:53


    "Moin Major Karuhn....", erschrocken blickte Homann auf, wie ein kleines Kind, das soeben bei etwas erwischt worden war, wobei man es nicht hätte erwischen sollen.
    "Ich? Aushecken? Nichts..."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 22.11.2006, 17:00


    "Homann! Ich kenne Sie lange genug, um mit Sicherheit sagen zu können, dass Sie wieder etwas vorhaben. Raus mit der Sprache." Alex war noch weiter auf ihn zugegangen und blickte ihn grimmig an. Für irgendwelche Scherze war er heute nicht zu haben.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 23.11.2006, 16:13


    "Ich kann aber wirklich nichts dafür...", erschrocken blickte Homann Alex an und machte die Türe frei, um den Major durch zu lassen.

    Bevor dieser jedoch einen kurzen Blick in den Gemeinschaftsraum werfen konnte, tauchte plötzlich ein strahlendes Gesicht neben dem Obergefreiten auf.
    "Moin Paps. Eigentlich wollten wir dich nicht bei deiner Schicht stören, aber du warst heute Früh schon weg", versuchte Jasmin Alex zu besänftigen, denn seine gereizte Stimme war ihr nicht entgangen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 23.11.2006, 16:17


    Er blickte noch genervter drein. "Was wollt ihr denn alle von mir?" Vorstellen konnte er sich beim besten Willen nicht, was da vor sich ging, aber er bemühte sich ein freundlicheres Gesicht zu machen, und blieb geduldig vor Jasmin und Homann stehen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 23.11.2006, 16:25


    Sie ahnte, dass er gerade wohl nicht zum Lachen aufgelegt war und so beschloss sie, den Rückzug anzutreten.
    Wie sollte er auch fröhlich sein, jetzt wo seine Schwester im Koma auf der Intensivstation lag und keiner wusste, was mit ihr werden würde?

    Jasmin kannte Natalie nicht, denn Alex hatte nie etwas über seine Familie verlauten lassen, doch sie spürte, dass er sich viele Gedanken um seine Schwester machte. Zu viele Gedanken, wie sie vermutete...

    "Hey Oliver, lass uns das Chaos beseitigen und jemanden anderes auf die Nerven gehen", rief sie in den Aufenthaltsraum hinein und blickte dann zu Alex.
    "Sorry, wir wollten deine Nerven nicht noch mehr strapazieren. Ich weiß, dass du momentan mit deinen Gedanken ganz woanders bist."
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn kurz.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 23.11.2006, 16:29


    Als sie ihn kurz umarmte, wurde ihm bewusst, dass er erst einmal versuchen musste nicht zu selbstgerecht zu sein, sondern akzeptieren musste, dass außerhalb der Intensivstation das Leben weiter ging.
    Jasmin ließ ihn wieder los und wollte gerade zu Oliver in den Aufenthaltsraum gehen, doch Alex hielt sie am Arm fest.
    "Bleib mal da Große. Was ist denn nun los, hm? Was habt ihr mit Homann ausgeheckt? Sags mir doch wenigstens." In einem versöhnlicherem Ton versuchte er sie zum Bleiben zu bewegen, und ihr zu entlocken, was sie vorgehabt hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 23.11.2006, 16:36


    "Willst du das wirklich wissen?", etwas skeptisch blickte sie ihn an und versuchte aus seiner plötzlichen Verhaltenänderung schlau werden.

    "Homann hat damit eigentlich wenig zu tun... Oliver kam auf die Idee...", begann sie zaghaft, aber ein amüsiertes und geheimnisvolles Blitzen spiegelte sich in ihren Augen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 23.11.2006, 16:40


    "Es wird mich schon nicht umbringen, und keine Sorge, dein Freund überlebt es auch", mit einem Anflug eines Lächelns, sah er sie gespannt an. Wieder einmal hatte die Neugierde gesiegt. Und vielleicht tat es ihm ja auch ganz gut, wenn er mal für kurze Zeit auf andere Gedanken käme.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 23.11.2006, 16:46


    "Na das will ich aber stark hoffen, dass Oliver das überlebt", lachte sie und griff nach seiner Hand.
    "Dann komm mal mit."
    Jasmin zog Alex mit in den Aufenhaltsraum, wo Oliver bereits wieder für Ordnung gesorgt hatte und deshalb nichts mehr auf die vorausgegangenen und für Aufheiterung sorgenden, Ereignisse hinwies.

    Einzig und alleine eine große Tüte lag neben Jasmins Rucksack. Eben diese ergriff sie und blickte sehr geheimnisvoll drein.
    "Oliver und ich sind zu dem Entschluss gekommen, das wir, obwohl wir morgen in den Urlaub liegen, eine wichtige Sache vergessen haben zu erledigen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 24.11.2006, 20:53


    "So, ihr habt etwas vergessen. Und das wäre? Nun kommt schon, macht es nicht so spannend", drängte er seine große Tochter endlich mit der Sprache herauszurücken, und warf immer wieder kontrollierende Blicke zu deren Freund Oliver und zu Homann, in der Hoffnung deren Gesichter würden etwas verraten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 24.11.2006, 20:57


    "Für Wollcke ist es genau das richtige, nur ob es dir gefallen wird, ist wohl die große Frage", antwortete Nico anstelle von Jasmin und ein breites Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 24.11.2006, 21:04


    Langsam bekam er wieder einen Anflug von Genervtheit, weil er das Gefühl nicht los wurde alle wussten darüber Bescheid, nur er wieder nicht. Mit strengen Schritten ging er in die Küche, und holte sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, und lehnte sich dann an eben diesen, und versuchte möglichst geduldig drein zu blicken. Nervös trommelte er mit den Fingern gegen den Kühlschrank.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 24.11.2006, 21:14


    Jasmin war die erneut aufkommende Ungeduld von Alex nicht entgangen und so beschloss sie, die Geheimnistuerei rasch zu beenden.
    "Wie wir ja alle wissen", begann sie mit einem Augenzwinkern, "ist es in Australien nicht gerade kalt. Heißt also, man braucht die richtige Bekleidung und deshalb haben Oliver und ich vorhin groß eingekauft."

    Amüsiert drehte sie die Tüte um, die sie bisher in den Armen gehalten hatte und leerten den gesamten Inhalt auf den großen Tisch.
    Völlig bunt und durcheinander lagen dort nun Hawai-Hemden in den unterschiedlichsten Größen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 24.11.2006, 21:23


    Er schnappte entsetzt nach Luft und verschluckte sich an seinem Wasser, das er vergessen hatte hinunter zu schlucken. "Das kann nicht dein Ernst sein! Jasmin, da bringen mich keine zehn Pferde hinein." Er stellte sein Wasserglas auf der Arbeitsfläche ab und ging auf den Berg Hemden zu. Kritisch musterte er sie der Reihe nach und runzelte die Stirn. Nein, so etwas würde er nicht anziehen. Auch wenn es in Australien heiß ist, er würde bei seinen schwarzen Hemden bleiben.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.11.2006, 09:43


    "Darauf hat uns Mama bereits vorbereitet, dass du dich nicht von deiner Lieblingsfarbe schwarz trennen kannst und deshalb haben wir extra für dich nach einem schwarzen Hawai-Hemd gesucht.
    War gar nicht so einfach, aber die Mö ist ja zum Glück lang."

    Freudestrahlend zog sie unter den vielen bunten Hemden, ein schwarzes hervor.
    "Die winzige gelbe Blume am Ärmel, musst du uns verzeihen, aber ansonsten ist es schwarz."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.11.2006, 20:07


    "Jasmin, Oliver, ihr seid unmöglich, wisst ihr das? Aber gut, ich ziehs an, ja?", lachend hielt er sich das Hemd vom Leib, und betrachtete es von allen Seiten. Es war wirklich komplett schwarz, bis auf eben diese eine gelbe Blume, aber die konnte er verkraften.

    Sie lachten und scherzten noch eine ganze Weile, bis sie irgendwann auf die Uhr blickten, und feststellten, dass sie längst Feierabend hatten und beschlossen heim zu gehen, immerhin würde sich ein groß Teil der Mannschaft am nächsten Tag eh wieder sehen.

    "Also Leute, macht es gut, wenn wir weg sind, und lasst mir Anneliese heil, ja?", gut gelaunt verabschiedete sich Alex von Svenja, Nico und Franziska.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.11.2006, 17:23


    "Mach dir mal keine Sorgen um deine Dicke. Die bleibt heil, denn wir haben echt keine Lust von zwei wutendbrannten Fliegern gevierteilt zu werden, oder Nico, Svenja?", lachte Franziska laut auf.
    "Wenn Wollcke zurück kommt und er nur eine kleine Schramme bei Anneliese findet, bin ich eh Geschichte."
    "Keine Sorge Alex, ich werde auf Nico und Franziska schon aufpassen, dass sie keinen Blödsinn anstellen, aber nun verschwinde endlich, sonst stehst du morgen früh noch hier", entgegnete Svenja und versuchte den Major mit wilden Gesten zu verscheuchen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 30.11.2006, 08:07


    "Ja, ja, ich bin schon weg. Machts gut Leute, viel Spass beim Arbeiten", grinsend wand er sich um, schnappte sich seine Tasche und ging Richtung Ausgang, zu seinem Auto. Er sperrte sein Auto auf, warf seine ganzen Sachen achtlos in den Kofferraum ehe er sich hinters Steuer setzte und auf Jasmin und Oliver wartete. Die beiden kamen auch relativ schnell und ließen sich gemeinsam auf der Rücksitzbank des Wagens nieder.

    Zügig fuhr Alex durch die ganzen, teil überfüllten Straßen Hamburgs, und ließ Oliver bei diesem zu Hause kurz raus. Er selbst stieg gar nicht mit aus, denn ihm war während der Fahrt bewusst geworden, dass er selbst noch Koffer packen musste.

    Zu Hause angekommen, empfing sie ein riesiges Chaos. Astrid wuselte augescheucht von einem Zimmer ins nächste, es lagen sämtliche Sachen auf dem Boden herum und in mitten der ganzen Sachen saß schreiend die kleinste der Familie, Karo. "Hey, Maus, warum schreist du denn so?" Alex ging auf sie zu, nahm sie hoch auf den Arm und wiegte sie sanft hin und her, in der Hoffnung sie würde sich wieder beruhigen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.12.2006, 20:05


    "Oh je, was ist denn hier passierte?", lachte Jasmin und stieg vorsichtig über einen geöffneten Koffer, der am Boden lag und ziemlich viel Platz einnahm.

    "Da seit ihr ja endlich. Wo ward ihr so lange? Benni und ich sind gerade dabei alles zusammen zu suchen, was wir noch benötigen. Alex kannst du den Tisch für's Abendessen decken und Jasmin hol du bitte deinen Personalausweis, damit wir morgen am Flughafen alles haben. Und wenn ihr dann noch Zeit habt, könnt ihr bitte schon mal die fertig gepackten Koffer ins Auto bringen.
    Alex hast du noch einmal aufgetankt?", rief Astrid aus dem Schlafzimmer.

    Karo hatte sich währenddessen beruhigt und hatte sich in Alex Arme gekuschelt. Das viele Durcheinander war der Kleinen einfach zu viel geworden.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.12.2006, 13:07


    Vorsichtig legte er seine kleine Tochter auf dem Sofa ab und machte sich dann rasch daran allen Wünschen seiner Frau nach zu kommen, damit nicht noch mehr Stress entstand. Als er dann den Tisch gedeckt und auch schon das Brot und alles andere hingestellt hatte, ging er noch rasch die ersten Koffer ins Auto zu stellen. Draußen warf er noch einen kurzen Kontrollblick auf die Tankanzeige und ging beruhigt wieder ins Haus. Das Benzins würde auf jeden Fall bis zum Flughafen und zurück reichen.

    Als er im Haus wieder ankam, saß die ganze Familie bereits um den Esstisch versammelt, und warteten nur noch auf ihn. Nach dem Abendessen halfen sie alle zusammen die Küche wieder auf Vordermann zu bringen und verschwanden danach wieder um noch einmal zu kontrollieren ob sie auch wirklich alles beisammen hatten.

    An diesem Abend fielen sie alle erschöpft ins Bett und wachten am nächsten Morgen viel zu früh auf. Aber keiner traute sich, nocheinmal einzuschlafen, denn die Angst dann doch zu verschlafen war viel zu groß, und so versuchte ein jeder noch irgendwie sich abzulenken, um die wachsende Aufregung zu unterdrücken. Irgendwann hielt Alex es dann nicht mehr aus, und er scheuchte seine ganze Familie ins Auto, sperrte das Haus noch zu und fuhr dann zum Flughafen.

    Nach fast endloser Parkplatzsuche und ewigen Gezerre mit den Koffern und Taschen hatten sie es dann endlich geschafft und standen vor dem Einchecken, als sie von weiten Wollcke mit seiner Familie kommen sahen. Dass sich dieser genauso abmühte, hellte die gereizte Stimmung von Alex und Astrid ungemein auf.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.12.2006, 13:14


    "Den Urlaub haben wir uns aufgrund des Koffer schleppens schon verdient", rief Wollcke, als er Alex und den Rest der Familie entdeckte.
    Mit einem leichten Seufzer ließ er die Koffer sinken und alle begrüßten sich erst einmal herzlich.
    "Wie lange müssen wir eigentlich fliegen?", erkundigte sich Oliver, der sich noch ziemlich verschlafen, mit Lili auf dem Arm, auf einer Bank nieder gelassen hatte. Er kämpfte mit dem Schlaf und gähnte herzhaft.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.12.2006, 13:21


    Schmunzelnd blickte Alex auf Oliver, wie dieser so müde auf der Bank saß, und seine kleine Schwester auf dem Arm hatte. "Zeit zum ausschlafen wirst du haben. Wir sind auf jeden Fall 22 Stunden unterwegs."
    "Aber kommt, lasst uns zumindest schon mal das Gepäck verräumen, bevor hier noch was wegkommt."
    Gemeinsam mit Wollcke und Benni machte er sich auf den Weg zu einem er unzähligen Schalter und gab das Gepäck auf. Dann gingen sie zurück und holten den Rest der Familie, denn sie hatten vor die letzte Zeit in der Wartehalle zu verbringen.

    Dort angekommen ließen sie sich träge auf die Bänke fallen, und überlegten, was sie noch bis zum Abflug anstellen könnten. Zu gerne hätte Alex etwas über Wollckes Aufenthalt in Amerika erfahren, aber ihm wurde bewusst, dass sie noch so lange beisammen waren, dass er das nicht gleich im ersten Augenblick fragen musste. "Ihr wenn den ganzen Tag so viel redet wie jetzt, dann geht euch bald der Gesprächsstoff aus", lachend ging Benni an ihnen vorbei und wiegte Lili sanft hin und her, die bei Oliver auf dem Arm in der Zwischenzeit zum quengeln angefangen hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.12.2006, 13:41


    "Man es ist gerade mal viertel sechs, da lieg ich sonst noch im Bett", murrte Oliver und unterdrückte ein erneutes Gähnen.

    Alex lächelte amüsiert, als er Benni so munter sah, wenn er an die Szene tags zuvor dachte, wie sein Sohn müde in der Küche gesessen hatte und ganz und gar nicht motiviert gewesen war.
    Was die Vorfreude auf Australien doch alles bewirken konnte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.12.2006, 13:53


    "Mann, es kann ja nicht jeder so fit sein wie du", murrte Jasmin zurück und kuschelte sich an Oliver. Aber irgendwie konnte sie Benni auch verstehen, denn sie selbst freute sich auch auf das fremde Land, und auf das Versprechen von Benni, ihr und Oliver seine geheimen Lieblingsplätze zu zeigen. Sie hoffte, es wären dann wirklich solche Orte, wo sie keiner finden würde und sie den ganzen Tag alleine sein könnten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.12.2006, 13:59


    "Tja, ich befürchte wir werden von ein paar Personen während des Fluges überhaupt nichts mitbekommen und von anderen wiederrum, mehr als uns lieb sein wird", grinste Wollcke und beobachtete seine Kleinste, wie sie mit einem Strahlen auf dem Gesicht, in Bennis Armen lag und immer wieder vergnügt vor sich hin plapperte.
    Von Müdigkeit war da nichts zu merken.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 03.12.2006, 11:50


    "Ach Wollcke. Lass sie doch deine kleine Maus. Einer aus der Familie muss doch fit sein oder?", grinsend ging Benni immer noch mit seinem Patenkind auf und ab. Dass er damit alle anderen nervös machte, bekam er selbst gar nicht mit, zu sehr freute er sich auf ein Wiedersehen mit seiner Mutter und alten Freunden.

    Sie mussten nicht mehr lange warten, bis der Flug endlich aufgerufen wurde und sie an Bord gehen konnten. Schnell hatten sie ihre Plätze gefunden und ließen sich darauf nieder, bereit die lange Reise endlich an zu treten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.12.2006, 14:54


    Jasmin und Oliver hatten zwei Sitzplätze nebeneinander gekommen und so wich, über dieses Glück, sogar ein klein wenig ihre Müdigkeit.
    Jasmin hatte sich sofort den Platz am Fenster ergattert und blickte hinaus.
    Noch stand der Flieger, doch das würde er nicht mehr lange tun.

    Oliver beugte sich zu seiner Freundin und senkte seine Stimme, so das nur sie seine Frage hören konnte.
    "Hast du Benni schon gefragt?"
    Er grinste verschmitzt und schielte zur Seite, ob auch keiner in der Nähe war, der etwas mitbekommen könnte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 07.12.2006, 16:03


    "Du meinst wegen ...", sie musste den Satz gar nicht zu Ende sprechen, denn sie wusste ja worauf Oliver hinaus wollte. Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Klar, doch. Er macht es!" Sie drehte sich noch ein Stückchen näher zu ihm hin, und küsste ihn sanft auf die Nasenspitze. "Das wird der beste Urlaub unseres Lebens."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 07.12.2006, 16:14


    "Das kannst du laut sagen. Aber ich glaube, nicht nur wir beide haben vor uns im Urlaub etwas abzugrenzen", mit einem leichten Kopfnicken zeigte er auf Alex und Wollcke, die bereits in eine Unterhaltung vertieft waren, worin immer wieder das Wort 'Alabama' fiel.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.12.2006, 08:35


    "Ja, das glaube ich allerdings auch. Aber wenn man bedenkt, was in der letzten Zeit alles so vorgefallen ist. Ich kann es ihnen nicht verübeln." Sie lehnte sich in dem Sitz zurück, und ging in Gedanken noch einmal die Ereignisse der letzten Wochen durch. Es war genügend vorgefallen. Zuerst der Streit von Wollcke und Sabine, deren verschwinden nach Amerika, dann doch die Rückkehr, der Unfall von Natalie. Ja, den Urlaub hatten sie sich wirklich verdient, und sie hoffte es würde auch den anderen gelingen abzuschalten und den Urlaub zu geniesen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.12.2006, 16:00


    "Und außerdem ist es umso besser für uns", lachte Oliver. "Wenn sie mit sich selbst beschäftigt sind, dann werden sie uns nur in den seltensten Fällen vermissen."

    Den Start hatten sie längst hinter sich gebracht und nun war der Flieger umgeben von Wolken. Kein bisschen grün war mehr zu sehen, wenn man aus dem Fenster blickte.

    Im Flieger selbst war Ruhe eingekehrt, denn viele der Passagiere nutzten die lange Flugdauer dazu, den versäumten Schlaf nachzuholen.
    Die Vorfreude bei Oliver war jedoch so groß, das er seine Müdigkeit längst verdrängt hatte und auch den restlichen Mitgliedern der Familien Karuhn und Wollcke erging es nicht anders.

    "Schade ds Australien nicht gleich um die Ecke ist", meinte Wollcke irgendwann zu Alex gewandt.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 10.12.2006, 13:01


    "Da kann ich dir nur zustimmen. Diese ewige Fliegerei. Ich glaub, nur langsam werde ich zu alt dafür", gab Alex nachdenklich zu. Früher war es kein Problem für ihn gewesen, sich "schnell" in den Flieger zu setzen, um seinen Sohn in Autralien zu besuchen, aber er merkte jetzt schon, dass es ihm schwer fallen wird so ruhig und gelassen zu blieben wie damals immer.

    "Du solltest das Fliegen doch bereits gewohnt sein", spielte er nach längerer Pause auf Wollckes Aufenthalt in Amerika an.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.12.2006, 17:13


    "Hhm, sollte ich wohl", meinte dieser nachdenklich und warf einen Blick aus dem winzigen, ovalen Fenster des Flugzeuges und sah jedoch nichts anderes, als weiße Wattewolken.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.12.2006, 19:21


    "Was ist los Wollcke? Doch nicht alles klar bei dir und Sabine?", rasch senkte Alex seine Stimme schließlich musste nicht jeder mitbekommen, was zwischen den beiden vorgefallen war. Er ließ seinen Blick über den Gang wandern, und blieb an Astrid und Sabine hängen, die immer wieder mühsam versuchten ihre Stimmen zu dämpfen, so viel hatten sie sich zu erzählen, und Sabine machte auf Alex auch keinen sonderlich bedrückten Eindruck.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.12.2006, 15:34


    "Doch zwischen uns ist wieder alles klar, na ja, zumindest fast alles."
    Er schwieg kurz, bevor er nachdenklich fort fuhr.
    "Es ist eine große Umstellung für uns und besonders für Sabine, das Oliver nun bei uns wohnt."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 22.12.2006, 14:36


    "Aber Oliver und Sabine kommen doch zurecht oder? Also ich meine ... haben sie denn offensichtliche Probleme miteinander?" Alex konnte sich vorstellen, dass es schwer für Sabine ist damit zurecht zu kommen, schließlich hatte er anfangs auch seine lieben Probleme mit Jasmin und Steffi, und Astrid dann mit Benni. "Lass ihnen einfach Zeit, das kommt in Ordnung, da bin ich mir ziemlich sicher."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 23.12.2006, 10:30


    "Na ja, sagen wir es so, Oliver hat nun mal den selben Dickkopf, wie sein werter Herr Vater und den versucht er selbstverständlich durchzusetzen."
    Grinsend blickte Wollcke Alex an und versuchte sich an einem unschuldigen Blick.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 26.12.2006, 09:46


    "Wirklich, du hast einen Dickkopf? Mensch, das sagst du mir jetzt. Hättest du mich nicht vorwarnen können?", ebenso grinsend scherzte Alex zurück und die Stimmung zwischen den beiden lockerte sich erheblich auf. Sie alberten noch eine ganze Weile so herum, schnitten dabei aber auch immer wieder ernste Themen an und diskutierten lange darüber, bis sie irgendwann dann aber doch zu müde wurden, und versuchten es sich in den Sitzen bequem zu machen.

    Bei der Zwischenlandung in Singapur, waren sie dann alle wieder hell wach und da sie genügend Zeit hatten bis sie weiterfliegen mussten, konnten sie sich alle ein wenig die Füße vertreten, was angesichts der bereits zurück gelegten Strecke auch dringend nötig war. Nach einer halben Stunde saßen sie dann alle wieder auf ihren Plätzen, und hatten bereits eine Schicht Kleidung entfernt, so niederdrückend war die Schwüle die sie außerhalb des Flugzeuges empfangen hatte.

    Am bequemsten von allen hatte es sich sofort wieder Benni gemacht, den Kopf zur Seite gelegt starrte er nun mit sehnsüchtigen Blicken nach draußen. Er wollte jetzt endlich wieder heimischen Boden unter den Füßen haben. Gerade als die anderen es wieder mühsam geschafft hatten es sich im Flieger bequem zu machen ertönte auch schon die Durchsage, sie müssten sich anschnallen für die Landung. Dennoch dauerte es noch fast 45 Minuten, bis der Flieger wirklich am Terminal stand und sie alle aussteigen konnten.

    Da es nur langsam voran ging, begann Benni in der Zwischenzeit damit, sich seine Jacke und den Pullover auszuziehen und versuchte alles mühsam in den Rucksack zu stecken. Schließlich konnte nur er so richtig gut wissen, welche Wärme sie da draußen empfing. Unendlich geduldig stellten sie sich am Gepäckband an, und warteten darauf, dass die unzähligen Koffer zum Vorschein kämen. Es dauerte nicht lange, ehe er seinen Rucksack erspäht und ihn sich geschnappt hatte und davon stürmte. Zum noch länger warten war die Sehnsucht nach der Mutter einfach zu groß.

    "Mum", rief er erfreut aus, als er Katja endlich zwischen all den wartenden Leuten entdeckt hatte und fiel ihr um den Hals.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.12.2006, 10:17


    "Ich dachte schon, Alex hat die Kontrolle über das Flugzeug übernommen und ihr habt euch vollkommen verflogen oder warum hab ich das Gefühl, dass ich hier schon seit Stunden auf euch warte."
    Lachend erwiderte Katja die Umarmung ihres Sohnes und wendete sich dann ihren anderen Gästen zu, die sich mit dem schweren Gepäck abmühten.

    "Hey Mum, selbst wenn Dad die Kontrolle über das Flugzeug übernommen hätte, dann hätten wir uns nicht verflogen, denn Wollcke ist schließlich unser Navigator."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.12.2006, 14:06


    "Alexander, was habt ihr mit Benni gemacht? Seit seinem Absturz damals hatte er kein solches Vertrauen mehr in Flieger und deren Piloten", sichtlich erstaunt über die Reaktion von Benni ging Katja auf Alex zu und begrüßte ihn herzlich. Nur zu gut konnte sie sich noch an ihren Sohn erinnern, wie er viele Jahre zuvor mehr tod als lebendig im Krankenhaus gelegen hatte und danach nie wieder in ein Flugzeug gestiegen war. Langsam machten sie sich alle auf den Weg nach draußen, wo sich Benni sofort in dem Wagen seiner Mutter hinters Steuer setzte und die anderen nach einem Taxi ausschau hielten. "Benni, muss das sein? Hier bin ich der Fahrer, nicht du!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.12.2006, 14:23


    "Vertraust du mir etwa nicht? Keine Sorge Mum, ich lass dir dein Auto schon ganz."
    Lachend öffnete Benni die Beifahrertür und wieß seiner Mutter elgant den Beifahrersitz zu, bevor er im Rückspiegel die anderen dabei beobachtete, wie sie ihr gesamtes Gepäck in den viel zu kleinen Kofferraum eines Taxis verstauten.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.12.2006, 14:32


    "Ich weiß ja. Ach Benni, ich bin so froh, dass du wieder hier bist, wenn auch nicht lange." Während sie da noch so standen blickte sie gedankenverloren aus dem Fenster. Sie freute sich wirklich dass sie alle gekommen waren, doch irgendwie versetze es ihr auch einen kleinen Stich, wusste sie doch nur zu gut dass sie sich danach lange nicht mehr sehen würden. "Sag mal, wer ist eigentlich der Junge an Jasmins Seite?", neugierig musterte sie die beiden, die Händchenhaltend am Auto lehnten und den andern dabei zusahen wie sie sich mit dem Gepäck abmühten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.12.2006, 14:37


    "Was?" Gelangweilt hatte Benni am Radio des Autos herum gespielt, denn er konnte es kaum erwarten endlich loszufahren.
    "Ach so, du meinst Oliver. Er ist Jasmins Klassenkamarad, Freund, ständiger Besucher im Hause Karuhn und Wollckes Sohn", berichtete er dann amüsiert.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.12.2006, 15:26


    "Ach so. Okay." Verdutzt über diese Antwort hüllte sie sich wieder in Schweigen. Kurz darauf stiegen die andern dann auch endlich alle in die Autos ein und Benni fuhr zügig voraus. Den Weg vom Flughafen nach Hause hätte er wohl auch nach zehn Jahren wie blind gefunden. Sie fuhren vorbei an der Staatsoper, an großen Bürokomplexen, an Strandpromenaden und durch kleine tropische Wälder, bis sie dann nach einer guten halben Stunde endlich bei Katja zu Hause angekommen waren.

    Rasch stieg Katja aus, und sperrte ihren Gästen auf, die vor lauter Hitze ganz nass geschwitzt waren und leicht nervös hechelten, denn diese hohe Luftfeuchtigkeit machte ihnen doch ganz schön zu schaffen. "Hinein in die gute Stube. Aber vorsicht, die Klimaanlage ist an!", warnte sie ihre Gäste vor einem Kälteschock.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.12.2006, 15:31


    "Juhuu endlich raus aus der Affenhitze", seufzte Wollcke und hielt den anderen die Türe auf, dass auch sie mit den Koffern bepackt das Haus betreten konnten.
    Auch wenn es im Haus selbst nun angenehm kühl war, so war der plötzlich Temperaturunterschied noch unangenehmer. Erschöpft ließen sich alle auf Stühlen nieder und Katja beeilte sich sofort in die Küche zukommen und ihren Gästen etwas Erfrischendes zu servieren.
    Benni wollte ihr sofort zur Hand gehen, doch sie winkte rasch ab: "Lass nur. Du bist hier sozusagen genauso Urlauber, wie die anderen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.12.2006, 15:43


    "Tja Benni, da hast dus wieder. Einmal wenn du helfen willst darfst du nicht", zog Alex seinen Sohn auf. Kurz darauf stand er selbst dann aber auf und ging langsam in die Küche. Auch wenn er nicht besonders oft hier her gekommen war, fühlte er sich dennoch total vertraut und so ließ er es sich nicht nehmen Katja wortlos zur Hand zu gehen. "Warum er und nicht ich?", grummelte Benni vor sich hin, als er sah, dass Alex nicht wieder fortgeschickt wurde. "Heb dir was von deinem Tatendrang für Hamburg auf mein lieber. Da könntest du auch helfen", bemerkte Astrid mit einem breiten Grinsen im Gesicht.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.12.2006, 15:46


    "Gute Idee Mum, dann muss ich nicht immer rann." Lachend streckte Jasmin Benni die Zunge heraus und war darüber erleichtert, dass sie gegenüber und nicht nebeneinander saßen.
    "Tja Benni, ich befürchte sobald du wieder in Hamburg bist, wirst du mehr zu tun bekommen, als dir lieb ist", mischte sich auch Sabine ein, die seit dem Verlassen des Flugzeuges nur wenig gesagt hatte.
    Die Hitze schien ihr mehr zuzusetzen als den anderen und so wollte sie ihre Kräfte schonen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.12.2006, 15:51


    "Sagt mal, was wollt ihr eigentlich alle von mir?", genervt blickte er von einer zur anderen, während die drei Damen ihn immer noch angrinsten. Vor allem Jasmin schien der Gedanke, die zukünftige Hausarbeit an Benni abzugeben besonders zu gefallen und erhielt dafür einen strafenden Blick von ihm. "Denk dran kleine ...", mehr brauchte er gar nicht zu sagen, und schon wurde das Grinsen in Jasmins Gesicht wieder kleiner und nicht mehr so triumphierend.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.12.2006, 15:55


    "Ja, is ja schon gut", murmelte Jasmin und wich den fragenden Blicken ihrer Mutter aus.
    "Bevor ihr mir hier noch das streiten beginnt, hab ich jetzt erst einmal ne kleine Erfrischung für euch", verkündete Katja, als sie mit einem Krug eisgekühlten Saftes den Raum betrat.
    "Und als kleiner Tipp so neben bei, Alexander könnt ihr auch ruhig mehr einspannen", raunte sie Benni und Jasmin zu.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.12.2006, 16:09


    "Ja, das ist eine gute Idee. Ach Leute, da brauch ich ja bald gar nichts mehr machen", lachte Astrid, über diese ganzen neuen Ideen. "Hey Papa, das ist ne geniale Idee", zog Benni seinen Vater auf. "Was meinst du?", stellte er sich dumm. "Na komm schon, du hast genau gehört was Mama gesagt hat. Du sollst mehr helfen!" "Sie kann mich nicht gemeint haben", spielte er immer noch den unwissenden, denn er hatte beschlossen auf "Alexander" nicht mehr zu hören, aber da sollte Katja nun mal selbst drauf kommen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.12.2006, 16:13


    "Natürlich hab ich dich gemeint Alexander. Wen denn sonst? Wie mir Astrid erzählt hat, sitzt du mindestens den ganzen halben Tag zu hause, da könntest du deinen Lieben ruhig mal zur Hand gehen", erklärte Katja und reichte Sabine ein Glas Saft.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.12.2006, 16:20


    "Also was MICH angeht, so liege ich nicht nur auf der faulen Haut herum und außerdem muss ich ja dafür auch Samstags arbeiten und habe da nicht frei wie alle anderen", erklärte er bestimmt und überzeugend, immer noch nicht darauf eingehend, dass ja damit er gemeint war.

    "Hey Benni. Kannst du uns das Haus und den Garten zeigen?", fragte Jasmin flüsternd. Auf diese Albernheiten ihres Vaters hatte sie keine Lust. Sie wollte mit Oliver nur noch weg hier.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.12.2006, 16:23


    "Wie kann man nur so stur sein", lachte Katja und ließ sich nun ebenfalls am Tisch nieder. "Ihr Männer seit doch alle gleich."

    Auch Oliver wurde es so langsam Langweilig und ihm wäre es viel lieber gewesen, sich sofort und auf der Stelle auf den Weg zu machen, um die Umgebung und den Strand zu erkunden.
    "Oder sag uns einfach, wie wir zum Strand kommen. Das genügt für's erste", fügte Oliver rasch hinzu und sah Benni augenzwinkernd an.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.12.2006, 16:28


    "Mit so vielen Frauen im Haus muss man einfach stur sein. Sonst wird man doch gleich um den Finger gewickelt." Augenzwinkernd konterte er zurück.

    "Zum Strand? Kein Problem ich zeigs euch", erklärte er sich rasch bereit die beiden zu begleiten. Als er jedoch die langen Gesichter der beiden sah, musste er lachen. "Keine Sorge, ich geh alte Freunde besuchen und lasse euch schon alleine. Also los gehts." Rasch hatten sich Jasmin und Oliver noch umgezogen, ein paar Sachen zusammen gepackt und schon machten sie sich auch mit Benni auf den Weg zum Strand.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 27.12.2006, 16:32


    "Alexander du bist unmöglich", hörten sie Katja noch lachen, als sie die Haustüre ins Schloss zogen.

    "Mal sehen, wie lange die noch brauchen mit ihrer sinnlosen Diskussion", witzelte Oliver und legte grinsend einen Arm um Jasmin.
    So langsam wurde die Hitze erträglicher und machte den beiden nicht mehr so viel aus, wie anfangs, doch sie waren auch froh, als endlich der Strand und das glitzernde blaue Wasser in Sicht kamen.
    "Sag mal Benni, wie sieht's hier eigentlich mit Haien aus? Ich meine, ist es nicht gefährlich im Meer schwimmen zu gehen?", erkundigte sich Oliver unsicher.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.12.2006, 16:51


    "Klar gibts hier Haie, aber das ist im Sommer gefährlicher als jetzt im Winter und wenn ihr sie nicht anlockt ... nein, keine Sorge. Da mach dir eher Gedanken ob du nicht von einer Kokusnuss erschlagen wirst", nahm Benni den beiden jede Sorge. Eine zeitlang liefen die drei schweigend nebeneinander her, bis Benni sich von ihnen verabschiedete. "Wir sehn uns später."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.12.2006, 10:01


    "Von einer Kokusnuss erschlagen, ja sicher..." Ungläubig schüttelte Oliver den Kopf und sah Benni nach, bis der an der nächsten Straßenkreuzung verschwand.
    "Na dann mal los", rief Jasmin freudig und packte Oliver, bevor der noch realisieren konnte was geschah, am Handgelenk und zog ihn mit sich zum Strand hinunter.
    Schnell waren die Schuhe ausgezogen und sie liefen barfuß über den heißen Sand, auf der Suche nach einem Platz, wo sie sich hinlegen konnten, ohne sofort im Mittelpunkt aller zu stehen, doch der Strand war fast menschenleer.
    Nur alle paar Meter lagen Badehandtücher am Boden, samt ihren Besitzern, die wohl auch die Ruhe und Erholung gesucht hatten.
    "Hey der Stein da hinten gefällt mir. Lass uns dahin laufen", rief Jasmin übermütig und stürmte schon los.
    "Stein nennt die das. Also ich würde eher sagen, Felsbrocken", lachte Oliver und folgte seiner Freundin.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.12.2006, 10:09


    "Ist doch egal, ob Stein oder größer. Aber hier haben wir unsere Ruhe und das ist das wichtigste." Lachend blieb Jasmin auf halber Strecke stehen und wartete auf Oliver, der trotz des Sandes ein erstaunliches Tempo hinlegte. Händchen haltend gingen sie das letzte Stück gemeinsam zu dem Felsen, wo sich Jasmin dann auch sofort daran machte die Handtücher auszubreiten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.12.2006, 10:16


    "Na ja, ich finde es schon einen gewalten Unterschied, ob man nun von einem Stein oder einem Felsbrocken erschlagen wird", zog er sie weiter auf und ließ sich lachend auf den Boden sinken.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr, doch die war ihm keine große Hilfe, denn er hatte Katja vergessen zu fragen, wie viel Uhr es jetzt eigentlich in Australien war.
    Auf jeden Fall, dessen war er sich sicher, war es bereits später Nachmittag, denn die Sonne stand bereits tief.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.12.2006, 10:22


    "Weißt du was mein lieber. Pass auf, dass ich dich nicht gleich erschlage", gespielt böse stellte sie sich vor ihm hin und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hielt es jedoch nicht lange aus ihn so böse anzublicken und ließ sich lachend neben ihn sinken und starrte aufs Meer hinaus. Während sie so den Vögeln zusah wie sie immer wieder im Meer ihre Fische fingen ließ sie die Gedanken schweifen und und wurde immer stiller dabei. Lange Zeit dachte sie über Alex' Schwester nach und fasste einen Entschluss. Dass sie den Gedanken laut ausprach bemerkte sie nicht. "Wir müssen ihr helfen!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.12.2006, 10:31


    Müde hatte Oliver die Augen geschlossen, genoss das sanfte Geräusch der Meereswellen, die warmen Sonnenstrahlen, den Sand und das Kreischen der Möwen an Himmel.
    Fast wäre er eingeschlafen, doch plötzlich drangen Jasmins leise Worte an sein Ohr und er richtete sich auf.
    Sie saß immer noch und starrte gebannt auf's Meer. Ihr freudiger Gesichtsausdruck war einem nachdenklichen gewichen.
    Sanft nahm er sie in den Arm und fragte vorsichtig: "Wem müssen wir helfen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.12.2006, 10:37


    Erschrocken zuckte sie zusammen. "Was? Ach so", sie wurde wieder leiser und nachdenklicher. "Ich musste grad so an Natalie denken, wies ihr wohl so geht, und wie es mit ihr weitergehen wird, wenn sie wieder aufwacht." Vorsichtig lehnte sie sich zurück und suchte in seinen Armen Schutz. "Wir können sie doch nicht im Stich lassen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.12.2006, 10:42


    "Hey, ich glaube, ich kenne euch alle inzwischen so gut, dass ich weiß, dass man in den Familien Karuhn und Wollcke niemanden so schnell im Stich lässt, wenn es einem nicht gut geht. Das war schon immer so und wird immer so bleiben. Und bei Natalie wird das auch nicht anders laufen.
    Alle werden für sie da sein, da bin ich mir sicher."
    Er zog sich noch Näher an sich und konnte sich genau vorstellen, wie es gerade in ihr aussah.
    So ein Schicksaalsschlag war für die ganze Familie nicht leicht zu verkraften, auch wenn man vielleicht erst bei dem Unglück erfahren hatte, dass es sich um einen Menschen handelte, den man zwar nicht kannte, der aber trotzdem zur Familie gehört.
    "Wenn wir wieder in Hamburg sind, dann gehen wir Natalie besuchen. Was hältst du davon?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.12.2006, 11:01


    "Du würdest mitkommen?", doch etwas erstaunt darüber löste sie sich einwenig von ihm uns sah ihn an. Ja, die Familien Wollcke und Karuhn hielten zusammen in solchen Zeiten, aber noch kannte ja nicht mal sie Natalie. Aber der Gedanke daran, nicht alleine dazustehen half ihr gewaltig. "Bist ein Schatz, weißt du das? Und jetzt lass uns von was anderem reden, ja? Schließlich haben wir Urlaub!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.12.2006, 22:42


    "Na ja, eigentlich hatte ich ja vorgehabt, zu testen, wie warm das Wasser ist, aber bei dem Gedanken, dass sich darin Haie tummeln, verzichte ich dann doch lieber", bemerkte Oliver mit einem Blick auf das klare, ruhig daliegende Meer und schon war das Thema 'Natalie' in den Hintergrund gerrückt.
    "Ein elegantes Motorboot müsste man haben, dann wäre das was anderes", begann er zu schwärmen und ließ sich zurück auf sein Strandtuch sinken und beobachtete Jasmin verschmitzt.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.12.2006, 08:19


    "Mit einem Motorboot kann ich dir leider nicht dienen", bemerkte Jasmin grinsend und ließ sich neben ihm auf das Tuch sinken. Verschwörerisch grinsend blickte sie ihn an. "Aber ich glaube, es wird nicht schwer sein jemanden zu finden der eines hat. Und ich glaube ich weiß auch schon wer ..." Geheimniskrämerisch beugte sie sich über ihn und küsste ihn zart.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.12.2006, 11:03


    Oliver erwiderte ihren Kuss und als die Sonne sich immer weiter dem Horizont senkte und den Strand in leuchtend rotes Licht tauchte, machten sie sich langsam auf den Rückweg und genossen die plötzliche Leere des Strandes und ihre Zweisamkeit.

    ***

    In den nächste Tagen sahen die Urlaubsaktivitäten der Familien Karuhn und Wollcke nicht ein kleines bisschen anders aus. Oliver und Jasmin versuchten, so gut es eben ging, viel Zeit miteinander zu verbringen, weit entfernt von den anderen. Doch auch denen ging es nicht anders. Alex und Wollcke waren unzertrennlich, denn schließlich hatten sich die beiden Männer viel zu erzählen, ebenso wie Astrid und Sabine.
    Meistens waren es lediglich die gemeinsamen Essen, die sie wieder zusammen brachten, denn Katjas köstliches Essen wollte sich keiner entgehen lassen, wenn die australische Küche zunächst auch ein bisschen fremd für sie war.

    Am dritten Tag ihres erholsamen Urlaubs jedoch, hatten alle beschlossen gemeinsam zum Strand zu gehen, um nicht ganz zu vergessen, dass sie ja als Familien Urlaub machten.
    Während Jasmin, Benni und Oliver sich um ihre kleinen Geschwister kümmerten und den größten Spaß hatten, lagen Astrid, Alex, Sabine, Wollcke und Katja faul im Sand und ließen sich von den Sonnenstrahlen verwöhnen.

    "Hey Benni, wie sieht's eigentlich mal mit nem Strandlauf aus. So, zwischen dir und mir. Mal sehen, wer schneller ist?", scherzte Oliver plötzlich und sah Benni, der nur durch die wenigen Tage Sonne vollkommen braun gebrannt war, herausfordernd an.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.12.2006, 14:36


    Benni erschrack fast ein wenig als er die Herausforderung von Oliver gehört hatte, so selbstvergessend hatte er mit Lili und Karo im Sand gespielt. "Strandlauf? Jetzt? Gegen mich? Ja, können wir machen. Aber du verlierst bestimmt", versuchte er Oliver zu warnen. Doch dieser sah ihn auch danach immer noch grinsend an und meinte es scheinbar ernst. "Gut, wie du willst. Dann bis zu dem Fels da hinten und wieder zurück."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.12.2006, 14:47


    "Ich verlieren? Vergiss es, du kommst da hinten erst an, wenn ich über die Ziellinie gelaufen bin", lachte Oliver und zwinkerte Jasmin schelmisch zu, die ebenfalls lachend, nur den Kopf schütteln konnte.
    Das wollte Benni sich natürlich nicht gefallen lassen und sofort stellte er sich neben Oliver in Startposition. "Auf einen fairen Kampf, Wollcke junior." "Das werden wir sehen."
    "Hört auf zu streiten. Also, auf die Plätze - fertig - los", rief Jasmin und sofort stürmten Benni und Oliver los, so gut es eben im Sand ging.
    Ohne auf seinen Gegner zu achten, stürmte Oliver voran, doch schon mal verlor er seinen Vorsprung und Benni begann ihn einzuholen. Sie lieferten sich einen erbitterten Kampf und berührten Zeitgleich den Felsen.
    "Wer als erstes bei Jasmin ist, hat gewonnen", schnaufte Oliver und setzte sich sofort wieder in Bewegung, um die selbe Strecke schneller als Benni zu bewältigen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.12.2006, 15:10


    "Dein Sohn hält sich aber gut Wollcke", bemerkte Katja, die dem Rennen aufmerksam gefolgt war und insgeheim natürlich hoffte, dass Benni gewinnen würde.

    "Na kannst du nicht mehr?", provozierend drehte sich Benni kurz um und sah Oliver an, der in der Zwischenzeit einen knallroten Kopf bekommen hatte und keuchte als hätte er einen Marathon hinter sich.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.12.2006, 15:14


    "Ich gönn.. gönn dir nur einen kleinen Vorsprung, damit du dich siegessicher fühlst und kurz vor dem Ziel zeig ich dir mal, wie es aussieht, mir beim gewinnen zuzusehen", rief Oliver und versuchte Bennis Tempo zu halten, doch er fiel immer mehr zurück.
    So siegessicher, wie er sich gab, war er schon lange nicht mehr, denn er spürte, dass ihm Benni sportlich überlegen war, doch so einfach wollte er nicht aufgeben und mobilisierte noch einmal seine verbliebenen Kräfte.
    Schon kam Jasmin in Sicht und auch der Abstand zwischen ihm und Benni wurde wieder geringer.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.12.2006, 15:31


    "Ja, Oliver du schaffst das!!", Jasmin war längst aufgesprungen und feuerte Oliver an. Aber der Abstand zwischen Benni und ihm war einfach noch zu groß um sicher sagen zu können, er würde gewinnen.

    "Hey Wollcke junior. Was ist los? Kannst du nicht mehr? Komm, ich warte auf dich", betont gemütlich nahm Benni sein Tempo raus und trabte langsam weiter auf Jasmin zu. "Will doch nicht dass zu zusammenbrichst", scherzte er als Oliver auf gleicher Höhe war und er ihn keuchen hörte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.12.2006, 15:41


    "Keine Sorge, ich brech dir hier schon nicht zusammen", rief Oliver missmutig und gab noch einmal alles. Tatsächlich schafft er es Benni einzuholen, doch in seiner Sturheit, doch noch als Gewinner aus dem Rennen zu gehen, hatte er einen spitzen Stein im Sand übersehen.

    Ein Schmerz durchfuhr sein rechtes Bein, als er an dem Stein hängen blieb und auf den Boden knallte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.12.2006, 15:47


    "Jaaaa Oliver du schaff .....", schrie Jasmin. Als sie sah, dass Oliver über etwas stürtze und der Länge nach im Sand aufschlug sprang sie auf und ließ so schnell es ging durch den heißen und tiefen Sand. Teilweise stolperte sie mehr als dass sie wirklich lief, aber sie erreichte Oliver erstaunlich schnell. "Oliver was ist passiert?", besorgt nahm sie ihn in den Arm und erkundigte sich nach seinem Befinden. "Benni, nun hilf ihm schon", fuhr sie ihren Halbbruder an, der bis jetzt noch tatenlos daneben gestanden hatte. "Ich denke du willst Arzt werden. Tu endlich was!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.12.2006, 15:53


    "Verdammt tut das weh", fluchte Oliver und löste sich langsam aus Jasmins Armen. Unsicher sah er sich seinen Fuß an, der ihm diese schrecklichen Schmerzen verursachte. Eine Verletzung war nicht zu sehen, also wollte er versuchen aufzustehen, doch bereits der Versuch misslang.
    "Hey, es ist besser du bleibst erst mal liegen", rief Benni und kniete sich neben Oliver in den Sand.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.12.2006, 16:05


    Unsicher beobachtete Jasmin jeden Handgriff von Benni, als müsste sie es beobachten ob dieser alles richtig machte und notfalls einschreiten. Vorsichtig taste Benni den Knöchel von Oliver ab und hiel jedes mal inne, wenn dieser irgendwelche Schmerzenslaute von sich gab. "Gebrochen ist nichts, aber gehörig verstaucht. Komm, wir bringen dich heim, dann kannst du den Fuß hochlegen." Rasch stand Benni auf und zog Oliver vorsichtig in die Höhe. "Kannst du den Fuß ein bisschen belasten?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.12.2006, 16:17


    Sanft versuchte Oliver auf dem Sand aufzutreten, doch mit einem schmerzverzerrten Gesicht zog er seinen Fuß wieder in die Höhe. "Vergiss es. Ich hab das Gefühl, als würd ich über Nägel laufen. Man, warum musste dieser Stein auch da liegen."

    Auch den anderen war inzwischen aufgefallen, dass der Wettlauf zwischen Benni und Oliver ein jähes Ende gefunden hatte und kamen mit sorgenvollen Blicken herbei.
    "Benni, Oliver, was ist passiert?", erkundigte sich Katja rasch und blickte zwischen den beiden hin und her.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 30.12.2006, 13:23


    "Er ist über diesen Stein da gestolpert und hat sich den Fuß gehörig verstaucht. Am besten wir bringen ihn heim, dass er ihn kühlen und hochlegen kann." Gestützt auf Benni und Katja machte sich Oliver langsam auf den Weg zum Ende des Strandes, während Jasmin rasch zurück lief und ihre Sachen zusammenpackte.

    Als sie die Sachen zusammen hatte lief sie noch schnell zu Sabine die mit Wollcke immer noch bei dem Stein standen. "Sabine ... reicht kühlen? Oder muss Oliver sonst noch was machen", außer Atem stellte sie Sabine die Frage, mit der sie Bennis "Diagnose" in Frage stellte. So ganz traute sie ihm noch nicht, immerhin hatte er sein Medizinstudium gerade erst begonnen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.01.2007, 16:43


    "Ich werd mir das später noch mal ansehen, aber ich denke Benni hat das schon richtig gedeutet und bei einer Verstauchung reicht kühlen erstmal", antwortete Sabine mit einem Augenzwinkern.

    Das Sabine sich den Fuß später noch einmal ansehen wollte beruhigte Jasmin ungemein und so lief sie ohne ein weiteres Wort an Sabine und Wollcke zu verlieren, den anderen nach und hatte sie schnell eingeholt.
    Oliver sah ziemlich bleich aus und war sehr erleichtert darüber, als sie endlich Katjas Haus erreicht hatten und er sich auf das Sofa fallen lassen konnte.
    "Am besten du legst den Fuß hoch", meinte Katja.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.01.2007, 19:36


    "Hier die Eiswürfel", rasch hatte Benni einen ganzen Beutel gefüllt, in ein Geschirrtuch eingewickelt und Oliver gebracht. Auch wenn er nicht die meiste Ahnung hatte, sah er sich den Fuß trotzdem noch einmal an. "Bis du heiratest ist es wieder vergangen", lachend machte sich Benni abermals auf den Weg in die Küche, und brachte wenig später für alle gekühlte Getränke mit. "Mum, ich bin dann wieder weg. Wollte mich noch mit meinen alten Kumpels treffen. Der Wind ist optimal heute." Kaum hatte er es gesagt, war er auch schon in seinem alten Zimmer verschwunden und begann nach den Surf-Klamotten zu suchen.

    Gerade als er gehen wollte, das Surfbrett unter den Arm geklemmt, lief ihm Alex über den Weg und machte keinen sonderlich glücklichen Eindruck. "Dad, was?" Doch er erhielt als Antwort nur ein Kopfschütteln und eine wegwerfende Handbewegung. Eh schon im Stress konnte sich Benni nicht länger darüber Gedanken machen und verschwand eilig.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.01.2007, 20:32


    "Bis ich heirate ist es vergangen! Na das will ich auch schwer hoffen." Oliver konnte bereits wieder lachen, auch wenn sein Fuß immer noch leicht schmerzte, doch die Extra-Behandlung die ihm nun zuteilt wurde gefiel ihm ausgesprochen gut.

    Auch Katja war wieder verschwunden und so waren nur noch er und Jasmin im Haus. So dachten sie zumindest, bis sie hörten, wie jemand eilig die Treppe hinunter lief.
    "Ich dachte Benni ist schon längst weg", wunderte sich Oliver und wollte gerade neugierig vom Sofa aufstehen, als ihm gerade noch rechtzeitig einfiel, dass dies wohl keine so gute Idee wäre.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.01.2007, 20:38


    "Bleib liegen, ich geh schauen", rasch erhob sich Jasmin und ging aus dem Wohnzimmer hinaus, um nachzusehen wer die Treppen hinunter gelaufen war. Völlig in Gedanken versunken wen sie wohl antreffen würde lief sie einfach weiter, und merkte nicht, dass der Gesuchte bereits vor ihr stand. Sie ließ völlig in Alex hinein. Verduzt blickte sie hoch, und erkannte einen großen Rucksack in seiner rechten Hand. "Dad, was ist passiert? Wo willst du hin? Was soll der Rucksack? Warum bist du nicht am Strand?", sie überhäufte ihn mit Fragen, doch sein nachdenkliches Gesicht ließ nichts gutes Vermuten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 03.01.2007, 10:50


    "Da ich es wahrscheinlich nicht schaffen werde, mich von den anderen zu verabschieden, kannst du ihnen bitte sagen, was passiert ist?"
    Erst als sie vorsichtig nickte, redete er rasch weiter.
    "Das BwK hat mich soeben angerufen und der behandelnde Arzt hat mir mitgeteilt, dass sich Natalies Zustand stark verändert hat. Ich muss sofort zu ihr. Mein Flieger geht in einer halben Stunde."
    Benommen schüttelte Jasmin den Kopf und versuchte zu begreifen, was hier gerade passierte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 03.01.2007, 14:39


    "Aber ... aber", sie versuchte die Gedanken in ihrem Kopf wieder in dei richtige Reihenfolge zu sortieren, aber es gelang ihr nicht besonders gut. "Was heißt stark verändert? Besser? Schlechter?" Mögliche Folgen wollte sie sich gar nicht ausmalen, was alles passieren könnte. "Ja, ja ich sag den anderen Bescheid. Aber nun schau, dass du zum Flughafen kommst, nicht dass du deinen Flieger noch verpasst." Rasch umarmte sie Alex noch fest, ließ ihn aber bald wieder los, immerhin wollte sie nicht dass er den Flieger verpassen würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.01.2007, 21:51


    "Ich ruf euch sofort an, wenn ich mehr weiß, aber der Arzt wollte mir am Telefon keinen genaueren Bericht erstatten." Gedankenversunken blickte Alex auf seinen Rucksack, den er noch immer in der Hand hielt und dann wieder zu Jasmin, welche zu begreifen versuchte, was gerade vor sich ging.
    "Und sag den anderen bitte auch, dass sie sich nicht soviel Kopfzerbrechen bereiten sollen, sondern ihren Urlaub genießen. Ich will sie alle gut erholt in Hamburg antreffen, wenn ihr zurück kommt." Er versuchte sich an einem Grinsen, doch in anbetracht der Situation brachte er nicht einmal das fertig.
    Ehe sich Jasmin versah, war er ohne noch ein weiteres Wort des Abschieds zur Tür hinaus, auf dem Weg zum wartenden Taxi. Jasmin lief ihm nach, doch dann blieb sie doch in der geöffneten Haustüre stehen und blickte dem davonfahrenden Taxi nur noch gedankenversunken hinterher.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.01.2007, 21:56


    Ebenso gedankenversunken wie Alex ging Jasmin zu Oliver ins Wohnzimmer zurück und kauerte sich auf einen der Sessel. Traurig vergrub sie ihren Kopf zwischen den Armen und wollte eigentlich nichts mehr von ihrer Umwelt mitbekommen. "Warum nur?" Wütend blickte sie auf und schlug mit der Faust auf den Tisch, das für einen Moment die Gläser klirrten. Kurz darauf hatte sie sich wieder unter Kontrolle und starrte mit glasigen Augen ans andere Ende des Zimmers, ohne wahrzunehmen was dort vor sich ging, oder wie es dort aussah.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.01.2007, 22:05


    "Hey, was ist los?"
    Verwundert hatte Oliver mit angesehen, wie Jasmin in das Zimmer gestürzt kam und dann im Sessel zusammen gesunken war. Ihr Gesichtsausdruck und die glasigen Augen verhießen nichts Gutes.
    Als sie ihm nicht antwortete stand er vorsichtig auf und verdrängte für's erste die Schmerzen in seinem Bein. Langsam ging er zu ihr, um sie nicht zu erschrecken, denn man sah ihr deutlich an, dass sie mit ihren ganz woanders war, als hier in diesem Raum.
    "Wer war das denn eben?" Leise und sanft wollte Oliver seine Freundin in die reale Welt zurückholen und kniete sich vor ihr auf den Boden, um ihr besser in die Augen sehen zu können.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.01.2007, 22:15


    "Papa fliegt zurück nach Hamburg. Natalie." Traurig ließ sie sich wieder zusammensinken, und genoss Olivers Anwesenheit. So kam sie sich immerhin nicht so einsam vor. "Irgendwas ist mit ihr." Sie raffte sich wieder etwas auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

    Im Hintergrund hörte sie, wie sich Stimmten näherten, und die Haustüre lachend aufgesperrt wurde. "Schnell aufs Sofa mit dir", befahl sie Oliver, denn dass Benni und Sabine das nicht so gerne sehen würden wenn er am Boden kniete war ihr klar. Sie wollte ihnen das alles später erzählen, nur ihre Mum sollte es sofort wissen. "Mum, ich muss mal mit dir reden", rasch zog sie ihre Mutter in das leere Zimmer wo sie Nachts schliefen. In knappen Worten schilderte sie ihr was Alex ihr gesagt hatte und war erleichtert, dass ihre Mutter das viel gefasster aufnahm als sie selbst.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.01.2007, 16:43


    Als sie das Haus betreten hatten, war Sabine sofort der blasse Gesichtsausdruck von Jasmin aufgefallen und der glasige Ausdruck in ihren Augen, ebenso wie der Ärztin nicht entgangen war, dass Oliver wohl seinen Platz auf dem Sofa gerade eben erst wieder eingenommen hatten. Und dies wahrscheinlich in aller Schnelle, denn der Eisbeutel lag achtlos auf der Seite.
    Irgendetwas war hier vorgefallen, nur was?
    Als Sabine dann auch noch beobachtet hatte, wie Jasmin auf Astrid zugeeilt und die beiden in ein angrenzendes Zimmer verschwunden waren, schien sich ihren Ahnung bestätigt.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.01.2007, 16:48


    "Komm Jasmin, wir müssen es den anderen auch sagen. Was sollen die denn sonst denken." Astrid zog ihre Tochter hoch und wischte ihr noch einmal kurz übers Gesicht, ehe sie zu den andern ins Wohnzimmer gingen. Alle Augen richteten sich auf die beiden, vornehmlich aber auf Jasmin. Dass sie plötzlich so traurig und melancholisch drein schaute gefiel ihnen gar nicht. Aber bevor sie neugierige Fragen stellen konnten, erzählte Jasmin ihnen was passiert war. "... ihr Zustand hat sich jetzt verändert. Wie wollte man ihm am Telefon nicht sagen, aber er hat sofort die nächste Maschine zurück nach Deutschland genommen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.01.2007, 16:56


    "Aber warum hat er uns davon denn nichts gesagt? Ich hab noch gemerkt, wie Alex vorhin am Strand mit seinem Handy telefoniert hat und dann ist er urplötzlich verschwunden gewesen.", grübelte Wollcke und ließ sich müde auf das Sofa neben Oliver fallen.
    "Wahrscheinlich musste er sich erst mal selbst der ganzen Sache bewusst werden und realisieren, was das zu bedeutete hat. Und schließlich hat er Jasmin ja gesagt, was passiert ist.", erklärte Sabine und hatte sich neben Oliver gekniet, um den Fuß einer genaueren Untersuchung zu erziehen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.01.2007, 17:01


    "Ihr kennt doch Alex. Er war schon immer so, und wird auch immer so bleiben. Zuerst muss er es selbst verdauen und dann denkt er an die anderen", schaltete sich Astrid nun auch in die Diskussion um ihren Mann ein. "Und außerdem", fiel Katja auch mit ein. "Hätte es euch denn etwas gebracht wenn er euch es gleich gesagt hätte? Mensch, ihr seid zum Urlaub machen hier, auch wenn Alexander jetzt so schnell wieder weg musste. Lasst euch auf andere Gedanken bringen, der Alltag hat euch wieder früh genug."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.01.2007, 17:07


    "Na ja, ich glaube, für heute hat der Urlaub erst mal eine Pause eingelegt, denn so gut, wie ich euch inzwischen alle kenne, wird sich wohl jeder Gedanken um Natalie und Alex machen... aua!!" Ein schmerzverzerrter Gesichtsausdruck huschte über Olivers Gesicht, als Sabine vorsichtig versuchte, seinen Fuß leicht zu bewegen.
    "Halt doch bitte mal still und so weh kann das gar nicht tun, wenn du dich vorhin nicht einmal an die Anweisungen von Benni gehalten hast", erwiderte Sabine mit einem Augenzwinkern.
    "Wieso? Ich liege hier seit..."
    "Seit wir das Haus betreten haben."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.01.2007, 17:16


    Diesen Tag ließen die beiden Familien ziemlich unspektakulär ausklingen. Zu großer Gemeinschaft hatte keiner Lust und so kam es, dass fast in jedem Raum nicht mehr als zwei Personen anzutreffen waren. Sabine und Wollcke hatten sich verzogen, Jasmin und Oliver so und so, Astrid hatte zumindest ihre kleinste Tochter schlafen gelegt, und während Karo mit Benni spielte, konnte sie sich ungestört mit Katja unterhalten, und das Abendessen vorbereiten. "Essen ist fertig, das wollt ihr euch schon nicht entgehen lassen oder?"

    ******

    Völlig müde und abgeschlagen quälte sich Alex in Hamburg aus dem Flughafen und machte sich auf die Suche nach seinem Auto. Er legte nur einen kurzen Zwischenstop zu Hause ein, machte sich zwei Semmeln und sprang unter die Dusche. Anschließend fuhr er sofort weiter ins BwK und machte sich zielstrebig auf zu dem zuständigen Arzt. Dass es eigentlich schon tief in der Nacht war störte ihn herzlich wenig und er klopfte forsch an der Zimmertür des Arztes an, erhielt aber keine Antwort. Also beschloss er einfach so zu Natalie auf die Intensivstation zu gehen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.01.2007, 17:26


    Die Gänge des Krankenhauses lagen wie ausgestorben vor ihm, was in anbetracht dessen, das es bereits zehn Uhr Abends war, keinen Grund zum nachdenken gab.
    Um diese Uhrzeit hatte sich schließlich keiner, außer er trug Kittel oder Uniform, im BwK aufzuhalten. Auch auf die diensthabende Schwester traf Alex erst, als er die Intensivstation betrat.
    Erschrocken blickte sie von ihrem Buch auf, das sie daran hindern sollte, einzuschlafen und wollte den Piloten gerade aufmerksam machen, dass jetzt wohl alles andere, als Besuchzeit war, als dieser abwehrend die Hände hob.
    "Ich möchte nur kurz zu meiner Schwester. Man hat mich im Urlaub angerufen, dass sich ihr Zustand geändert hat."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.01.2007, 17:29


    "So? Sie möchten zu Ihrer Schwester. Wissen Sie was guter Mann, das hat heute abend schon mal einer gesagt und ist nicht mehr gegangen. Ein zweites Mal falle ich darauf nicht hinein. Und bitte, da hinten ist der Ausgang." Resolut versuchte die Schwester Alex zum Ausgang zu befördern, aber sie hatte nicht mit der Sturheit des Herrn Major gerechnet, der sich keinen Millimeter bewegen ließ. "Na nun kommen Sie schon. Es ist spät, Sie sind bestimmt müde, tun Sie uns beiden den gefallen und gehen Sie wieder dorthin wo sie hergekommen sind!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.01.2007, 17:34


    "Das, werde ich mit Sicherheit nicht tun, denn bei dieser Gelegenheit, kann ich gleich mal dafür sorgen, dass der andere Besucher ebenfalls verschwindet und das Wort 'Besuchszeit' endlich wieder das bedeutet, was es auch ist und nun bitte ich Sie zu gehen. Oder soll ich Ihnen unsere Besuchzeiten aufschreiben, wann Sie ihre Schwester morgen besuchen können." Deutlich zeigte ihr Auftreten, dass sie seinen nächtlichen Besuch nicht zulassen wollte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.01.2007, 17:37


    "Gute Frau ich kann Sie ja verstehen, aber lassen Sie mich doch bitte nur zehn Minuten zu ihr. Ich komme direkt aus dem Urlaub, habe 22 Stunden Flug hinter mir und möchte mich wirlich nicht mit ihnen herum streiten." Stur schob er sich an der Schwester vorbei, schnappte sich im weitergehen einen grünen Umhang und ließ sich von seinem Ziel Natalie zu besuchen nicht abbringen. Vor allem auch weil er wusste, dass 'der andere Besucher' wohl Jochen sein musste.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.01.2007, 17:44


    Schon wollte die Nachtschwester Alex nachlaufen, doch sie verdrehte nur genervt die Augen und zuckte mit den Schultern. "Wie stur kann man eigentlich sein? Männer!!! Besucherzeiten, nein an so was muss man sich ja auch nicht halten... die sind nur aus Spaß festgelegt..."
    Immer noch schimpfend kehrte sie in das Schwesternzimmer zurück und griff wieder zu ihrem Buch, doch nach ein paar Zeilen, legte sie das Buch aus der Hand und lehnte sich müde im Stuhl zurück. Eine halbe Stunde würde sie den beiden Besuchern noch geben und dann war entgültig Schluss mit dem nächtlichen Besuchen, ansonsten... Im Moment fiel ihr gerade nichts ein, was sie anstonsten tun würde, doch ihr würde bestimmt noch eine Idee kommen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.01.2007, 17:47


    Alex zögerte vor der Tür zu Natalie kurz und beobachtete Jochen, wie er an ihrem Bett saß und nervös ihre Finger knetete. So kannte er seinen Bruder ja gar nicht. Leise öffnete er die Türe und nahm sich vor, seinem Bruder keinen Anlass zu Streitereien zu geben. Nicht heute wo er eh so fertig war, dass er froh war gerade schauen zu können. Am liebsten hätte er sich schlafen gelegt, aber die Sorge um Natalie hatte ihn wach gehalten. "Moin Jochen. Wie gehts ihr?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.01.2007, 19:28


    Als der dringende Anruf aus dem Bundeswehrkrankenhaus Jochen erreicht hatte, saß dieser, wie so oft an seinen Architekturskizzen und war überhaupt nicht begeistert, über das störende Klingeln des Telefons.
    Seine aufsteigende Agression hatte sich jedoch schnell gelegt, als er erfahren hatte, das sich der Gesundheitszustand seiner Schwester stark verändert hatte. Jedoch war nicht nur diese Mitteilung der ausschlaggebende Punkt, das sich sein Gemütszustand schlagartig geändert hatte, sondern auch die Mitteilung, dass sein Bruder Alex im Urlaub und nicht zu erreichen wäre.
    Innerlich hatte Jochen vor Freude gejubelt und war danach sofort ins Bundeswehrkrankenhaus aufgebrochen.
    Wieder einmal konnte er Alex beweisen, dass auf ihn eben kein Verlass war. Natalie lag nach ihrem Verkehrsunfall im Koma und was machte er - Urlaub. Nicht einmal zu erreichen war. Eine bessere Situation konnte es, zumindest in Jochens Augen, gar nicht geben.

    Keine Minute war er seitdem von der Seite seiner Schwester gewichen und als sich nun vorsichtig die Tür öffnete, zuckte er erschrocken zusammen.
    Bei dem Anblick von Alex jedoch, blitzten seine Augen auf und er blickte rasch wieder auf Natalie.
    "Moin Alex. Ihr Zustand ist wieder unverändert." Mehr sagte er nicht.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 07.01.2007, 11:39


    "Was sagen die Ärzte?", die aufkommende Ungeduld in seiner Stimme konnte er nicht unterdrücken, schon gar nicht wenn er daran dachte, was für neue Vorwürfe von seinem Bruder kommen würden. Er hielt es einfach nicht länger aus, wenn der kleine Bruder den 'Mister-Superschlau' spielte und ihm ständig irgendwelche Sachen an den Kopf warf. Er lehnte sich mit dem Rücken an das Fenster und betrachtete das immer noch blasse Gesicht ihrer Schwester, und konnte ein Gähnen nicht mehr unterdrücken.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.01.2007, 15:14


    Innerlich kämpfte Jochen mit sich, ob er die Informationen, welche ihm der behandelnde Arzt hatte zukommen lassen, noch weiter für sich behielt oder seinem Bruder doch darüber unterrichten sollte.

    Es sah, bei der schwachen Zimmerbeleuchtung so aus, als würde sich über Jochens Augen ein Schleier legen, der seine aufkommenden Gefühle verstecken sollte. Nur nicht zeigen, was er im Moment wirklich fühlte - vor allem nicht Alex gegenüber.
    Hätte er Wut aufbringen können, dann wäre es für Jochen kein Problem gewesen, dieser Ausdruck zu verleihen, doch es war keine Wut, sondern ein Gefühl, das er nicht zu deuten vermochte. Seine ganzen Pläne, die er sich im Laufe des Tages, an Natalies Bett, bereits zu recht gelegt hatte, um seinen Bruder auf's Neue zu zeigen, wie wenig Verlass doch auf ihn war, schmolzen dahin.
    Er bracht nicht den Mut auf, Salz in die Wunde zu streuen, doch wieso auf einmal nicht? Es war schließlich sein Bruder Alexander, der hier mit ihm im Zimmer stand und gegen den er schon seit ihrer Kindheit einen starken Groll gehegt hatte. Warum auf einmal, war dann seine Wut verschwunden, die er stets bei Alex auftauchen empfunden hatte?

    "Die Instrumente hatten auf einmal Alarm geschlagen und die Ärzte hatten vermutet, das Natalie eventuell aus dem Koma aufwachen könnte. Als ich allerdings im Krankenhaus ankam, hatte sich ihr Zustand bereits wieder normalisiert, was heißt, das es momentan nicht mehr so aussieht, als würde sie wieder zu sich kommen. Die Ärzte selbst, haben für die unerwartete Veränderung und die darauf folgende Normalisierung zum bisherigen Gesundheitszustand, keine Erklärung."
    Jochens Stimme klang ruhig, doch er blickte während er sprach, kein einziges mal in Alex Richtung.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 12.01.2007, 19:09


    Erschöpft und müde ließ sich Alex auf einen am Bett stehenden Stuhl sinken und schloss die Augen. Schon kurze Zeit später stand er wieder auf und ging im Zimmer auf und ab, um seine Nervosität und Müdigkeit zu überspielen. Noch wusste er nicht, ob Jochen es mit seinen Angriffen ihm gegenüber sein ließ oder ob er doch wieder anfangen würde.

    Während er da so hin und her lief kam ihm wieder die Erinnerung an den schweren Unfall seines Sohnes vor so vielen Jahren. Damals war er der festen Überzeugung gewesen, dass es diesem erst wieder besser gegangen war, als beide Eltern an seinem Bett gesessen hatten. Würde es bei Natalie auch wieder besser werden, wenn er sich mit Jochen versöhnen würde?

    Mit Jochen versöhnen - es war ein einfach zu seltsamer Gedanke, der ihm gekommen war. Er wusste dass so schnell und einfach nicht gehen würde, aber einen Anfang könnten sie ja mal machen. "Hättest du was dagegen, wenn wir draußen weiter reden würden? Egal wo, nur irgendwo wo nicht ständig irgendwelche Geräte piepsen", leise kam die Frage über seine Lippen, denn er wusste nicht wie Jochen reagieren würde. Sicherheitshalber malte er sich schon mal das schlimmste aus.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 15.01.2007, 16:32


    Jochen hielt immer noch Natalies Hand und hatte sich wieder ganz auf sie konzentriert, doch als Alex leise Frage zu ihm drang, blickte er verwundert auf.
    Über was sollten sie denn reden? Natalies derzeitigen Zustand hatte er ihm geschildert und mehr konnte man darüber noch nicht sagen. Was war es dann?
    Ein merkwürdiger Gedanke drängte sich ihm in den Sinn und Jochen versuchte ihn zu verdrängen, doch es gelang nur geringfügig.
    Nein, Alex beabsichtigte bestimmt nicht eine Versöhnung zwischen ihnen beiden herbei zu führen. Dafür war er nicht der Typ und außerdem sollte man es wohl als Fortschritt werten, dass sie sich gerade im selben Raum aufhielten, ohne das ein böses Wort fiel oder sonstige Aktionen abliefen.

    Nachdenklich zog Jochen seine Stirn in Falten und blickte wieder auf seine Schwester.
    "Und über was möchtest du reden?", hörte er sich mit monotoner Stimme fragen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 16.01.2007, 12:53


    'Worüber er reden wollte? Über was wohl', schoss es Alex durch den Kopf, behielt seine Gedanken aber doch lieber für sich, um keinen erneuten Streit zu provozieren. Es wäre nicht ratsam gewesen, schließlich hatten sie es immerhin schon geschafft nicht wieder in die alte Masche zurück zu fallen. "Vielleicht über uns und unsere Beziehung zueinander", antwortete er ebenso leise wie er auch schon die Frage zuvor gestellt hatte. Er wartete die Antwort gar nicht ab, sondern stand auf, stellte den Stuhl an seinen alten Platz zurück und ging leise aus dem Zimmer hinaus.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.01.2007, 16:14


    Jochen war sich fast sicher, sich verhört zu haben, so übermüdet, wie er inzwischen wahr. Doch als Alex aufstand und seine Stuhl auf die Seite stellte, schienen die Zweifel an dessen Aussage zu schwinden.
    Wollte er wirklich, über ihre Beziehung sprechen, wenn man das überhaupt noch so nennen konnte. Es war ja nicht einmal mehr eine Hass-Liebe, wie sie bei Geschwistern manchmal üblich war. Nein, sie hatten nichts mehr für einander übrig und das war kein brüderliches Verhältnis mehr.

    Jochen griff nach Natalies Hand, spürte die Wärme ihrer Haut und blickte auf die geschlossenen Augenlieder seiner Schwester.
    Innerlich seufzte er erschöpft, aber als er ebenfalls von seinem Stuhl aufstand, war es so, als hätte er plötzlich wieder ein anderes Gesicht aufgesetzt.
    Eine Maske, die ihm auch eine andere Wesensart gab. "Wie du willst, dann lass uns darüber reden." Ohne noch einen Blick zurück zuwerfen, ging er zur Tür, hielt sie für Alex auf und verließ dann, direkt nach seinem Bruder, das Zimmer.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.01.2007, 21:16


    Schweigend gingen sie nebeneinander aus dem Krankenhaus hinaus, aber nicht ohne sich zuvor bei der Krankenschwester abgemeldet zu haben. Doch da diese bereits mit der Müdigkeit und dem Schlaf zu kämpfen hatte nahm sie das gar nicht mehr richtig wahr. Draußen angekommen, musste sich Alex zuerst einmal genüsslich strecken und die frische Luft tief einatmen. "Neutraler Boden oder zu mir?", mehr brauchte er nicht zu sagen, denn er konnte sich die Antwort von Jochen eh schon denken.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.01.2007, 21:27


    Jochen vergrub seine Hände tief in den Taschen seiner eleganten Hose und war sich noch nicht sicher, was das ganze eigentlich geben sollte.
    Wollte Alex etwa Versöhnung? Darauf konnte er lange warten.

    "Na dann, lass uns zu dir fahren, denn ich glaube kaum, das dein Gesprächsthema und die Kategorie 'Kneipengespräche' fällt."
    Jochen blieb unter einer Straßenlaterne stehen und zog seinen Autoschlüssel hervor und schon blinkten die orangen Lichter seines Wagens in der Dunkelheit auf.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.01.2007, 21:34


    "Den Weg findest du?", er fragte nur noch aus Höflichkeit danach, denn die abweisende Laune von seinem Bruder ging ihm nach dem langen Flug und der ganzen Anstrengung einfach auf den Keks. Er wartete nur noch kurz das Kopfnicken ab und ging dann raschen Schrittes davon zu seinem eigenen Auto. Als er in diesem saß lehnte er sich kurz zurück und ihm kam der Gedanken in den Sinn, dass die ganze Aktion völliger Schwachsinn gewesen war. Was hatte ihn nur dazu bewogen solch einen Vorschlag zu machen.

    Er ließ den Wagen an und fuhr gemütlich nach Hause. Ob Jochen warten musste oder nicht war ihm herzlich egal. Doch als er den Wagen in der Tiefgarage abstellte sah er dass sein Bruder noch nicht einmal angekommen war und sperrte die Haustüre auf. In der Küche nahm er sich etwas zu trinken und ließ sich wartend auf dem Sofa nieder.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.01.2007, 21:41


    Ja, er wusste wo Alex wohnte, denn schließlich hatte Jochen seinem Bruder schon einmal einen Besuch abgestattet, doch inzwischen wiederstrebte es ihm, zu diesem Gespräch zu erscheinen. Er hatte keine Lust, sich das Geschwätz von seinem großen Bruder anzuhören.

    Unschlüssig fuhr er durch viele kleine Straßen, nahm dabei einige Kilometer mehr in Kauf, doch letzten Endes, führte sein Weg doch zu Alex kleinem Einfamilienhaus an der Außenalster.
    Jochen parkte sein Auto am Straßenrand, stieg aus und während er zur Tür ging, um zu klingeln, stand für ihn längst fest, wie dieser Abend wohl enden würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.01.2007, 15:50


    Beinahe wäre er auf dem Sofa eingeschlafen und schreckte dementsprechend hoch als es an der Tür klingelte. Bemüht nicht zu fertig auszusehen stand er auf und öffnete seinem Bruder die Türe. Wortlos ging er wieder zurück ins Wohnzimmer und bot ihm das Sofa an. "Willst was trinken?" Er gab sich wirklich mühe, dass Jochen seine Gereitztheit nicht mitbekam, aber er war sich nicht sicher ob es was half, denn dieser blickte auch nicht gerade friedlich drein.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.01.2007, 16:17


    Jochen schüttelte den Kopf.
    "Lass mal. Ich habe nicht vor ewig zu bleiben. Also, über was wollteste du mit mir reden?"

    Einen bescheurte Frage, die er sich durchaus selbst beantworten konnte, doch er war sich noch nicht sicher, ob Alex das wirklich wagen würde.
    Mit verschrenkten Armen ließ Jochen sich auf dem Sofa nieder, lehnte sich zurück und wartete darauf, dass auch Alex sich wieder hinsetzte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.01.2007, 16:27


    Alex ließ sich langsam auf dem Sofa nieder und schwieg zuerst. Er musste die Wahrheit sagen, alles andere würde keinen Sinn machen. "Jochen, ich will ein für alle mal klären weshalb wir nicht mehr vernünftig miteinander umgehen können. Ich will Frieden haben! Nein, nicht ausschließlich wegen mir, sondern wegen Natalie. Wenn sie aufwacht braucht sie eine Familie die hinter ihr steht, und nicht zwei bis aufs Blut zerstrittene Brüder, die sich nicht einigen können." Er lehnte sich zurück und sah wie die Worte langsam bei der steineren Maske von Jochen ankamen. Welche Wirkung sie wirklich hatten konnte er nicht sehen, denn dafür war Jochen zu geübt im Mimik verbergen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.01.2007, 16:34


    Jochen hatte es geahnt und nun bestätigte sich seine Vermutung, doch was sollte er Alex antworten?
    Sollte er ihm wirklich verzeihen?
    Darüber brauchte Jochen nicht lange nachzudenken, denn seine Entscheidung hatte ja längst festgestanden, als er sich zu Alex auf den Weg gemacht hatte. Und an dieser Entscheidung würde er auch nichts ändern.

    Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und sie funkelten gefährlich. "Mein Bruderherz will also das ich im Verzeihe und wir Frieden schließen und weil du zu feige bist, einzugestehen, das dir unsere Streitereien auf die Nerven gehen, schiebst du Natalie vor. Kannst du nicht ein einziges mal fähig sein, deine eigene Meinung zu äußern und zu vertreten? Immer müssen andere für dich herhalten, hinter denen du dich verstecken kannst."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.01.2007, 16:51


    "Was willst du von mir hören? Soll ich auf allen vieren vor dir kriechen und dich bitten das damals mit unserer Mutter zu vergessen?", ärgerlich war er aufgesprungen und stellte sich hinter das Sofa, ließ Jochen dabei aber keine Sekunde aus den Augen. "Hör mir mal zu. Du konntest bei unseren Eltern schon immer deinen Kopf durchsetzen und warst dementsprechend auch der geliebte Sohn. Verdammt, es kann nicht alles nach deinem Kopf gehen, und das damals, als Mutter im Sterben lag, wenn ich könnte, würde ich es rückgängig machen, aber es geht nicht. Kapier das doch endlich!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.01.2007, 16:59


    "Was ich von dir hören will? Nichts will ich mehr von dir hören. Ich hatte gehofft, das wir endlich genug Abstand zueinander haben, das wir uns nicht mehr begegnen müssen, aber anscheinend habe ich mich in dieser Hinsicht geirrt."

    Jochen bemerkte, dass seine Finger merklich zu zittern begonnen hatte und er seine Gefühle nicht mehr so eisern unter Kontrolle halten konnte, wie sonst.
    Was war heute nur los mit ihm? Warum steigerte er sich in das Geschwätz seines Bruders nur so hinein? In wenigen Tagen würde er seinen Umzug nach Frankreich tätigen und er wäre ihn ein für alle mal los. Warum also ließ er sich so von ihm reizen?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.01.2007, 17:05


    "Ja du hast dich geirrt, und ich will dem ganzen jetzt endlich ein Ende bereiten. Welches Ende, hängt auch von dir ab. Wenn du nie wieder was von mir hören willst, dann geh, du weißt wo die Türe ist. Es liegt an dir." Innerlich zwang er sich wieder zur Ruhe, und wollte Jochen nicht noch mehr Angriffsfläche geben, denn dazu war er einfach schon zu angeschlagen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.01.2007, 17:20


    Warum fiel ihm plötzlich nichts mehr ein, was er auf Alex Angriff antworten konnte?
    Ungläubig schüttelte Jochen leicht den Kopf und versuchte sich seine harte Mauer, die so langsam zu brökeln begann, wieder aufzurichten. Er konnte Alex schließlich nicht klein bei geben, nicht seinem großen Bruder, dem er all die Jahre gezeigt hatte, was für ein unfähiger Mensch doch war.

    Nervös griff sich Jochen an seine Stirn, welche zu schmerzen begonnen hatte und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen, doch innerlich kämpften seine Gefühle gegeneinander. Auf der einen Seite, hätte er dem Streit gerne eine Ende bereitet, doch sein Stolz verbot es ihm.
    Langsam stand er auf und vermied es Alex anzusehen. Schließlich musste sein Bruder nicht den verwirrten Ausdruck in seinen Augen sehen.
    "Dann setzen wir dem ganzen ein Ende..." Mehr sagte Jochen nicht und zu mehr wäre er auch nicht fähig gewesen, denn seine Stimme hatte plötzlich nicht mehr die Agressivität, wie er sie gegenüber Alex immer eingesetzt hatte.

    Ohne eines weiteren Blickes ging Jochen zur Tür, ließ Alex stehen und spürte im nächsten Moment schon die frische Abendluft, in die er hinaus trat.
    War es die richtige Entscheidung gewesen? Er wusste es nicht...
    Gedankenversunken ging er nicht zu seinem Auto, sondern in die entgegen gesetzte Richtung.... er brauchte frische Luft, um wieder klar denken zu können...

    Sein Ziel sollte der Weg um die Alster sein, und so überquerte er die Straße, jedoch ohne sich vorher umzusehen... Plötzlich hörte man das Quietschen von Bremsen und Jochen blieb erschrocken im näher kommenden Schein greller Autoscheinwerfer stehen....



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.01.2007, 17:31


    Wie erstarrt hatte Alex den Abgang seines Bruders beobachtet und war ihm danach langsam gefolgt. In der Haustüre blieb er stehen und sah sich langsam um. Sein Auto stand noch da, also konnte er nur zu Fuß irgendwo hin gegangen sein. Noch langsamer ging er wieder zurück in den Flur, zog sich die Straßenschuhe wieder an und nahm den Schlüssel vom Schuhkästchen. Unschlüssig in welche Richtung Jochen wohl gelaufen sein könnte schlug er seinen Lieblingsweg zur Alster ein und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Ob es wirklich so richtig gewesen war eine Aussprache mit Jochen zu erzwingen? Bis jetzt war es nicht anders gelaufen als bei ihren anderen Treffen auch. Sie hatten sich gegenseitig angebrüllt und einer von beiden war abgehauen - es war alles wie immer. In Gedanken ging er bereits durch was er sagen könnte wenn er Jochen finden würde, als er urplötzlich Bremsen quietschen hörte.

    Instinktiv drehte er sich um und ihm kamen sämtliche Bilder vom Unfallort auf der Autobahn wieder ins Gedächtnis. Wie gelähmt stand er anfangs da, ehe er sich von seinen Gedanken lösen konnte und dem Quietschen entgegen lief. Zwischen den parkenden Autos blieb er stehen und starrte entgeistert Jochen an, wie dieser bewegungslos mitten auf der Fahrbahn stand und ihn das andere Auto trotz Vollbremsung mit dem Außenspiegel am Arm erwischte und zu Boden riss. "Jochen!", Alex rannte los und war wenig später bei seinem Bruder angekommen. Doch dort bremste er ab und näherte sich ihm nur zögerlich. Der Autofahrer war ebenfalls stehen geblieben und zu Hilfe geeilt.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.01.2007, 18:00


    Ein höllischer Schmerz durchfuhr Jochens Körper, als der Außenspiegel des Autots gegen seinen Arm siteß und ihn aus dem Gleichgewicht brachte.
    Während des Sturzes versuchte er sich auf den Aufprall auf dem harten Asphalt vorzubereiten, um sich geschickt abrollen zu können und somit verhindern, das er unter die Räder des Wagens geriet. Der Aufprall nahm ihm für einen kurzen Moment den Atem und Jochen befürchtete sich jeden einzigen Knochen in seinem Körper gebrochen zu haben oder zumindest geprellt.
    Er stöhnte, öffnete langsam die Augen und sah neben sich die Reifen eines parkenden Autos. Auf dem Straßenbelag zeichnete sich der helle Schein der Wagenlichter ab und Jochen hörte wie eine Autotür aufgerissen wurde, Schritte auf ihn zukamen.
    Sein Kopf schmerzte.

    "Hallo! Bleiben Sie ruhig liegen! Sind Sie verletzt?"
    Er richtete sich auf und lehnte sich gegen das parkende Auto, tastete behutsam seinen schmerzenden Körper ab. Nein, ihm war nichts geschehn. Es schien alles in Ordnung zu sein.
    Ein besorger Autofahrer ließ sich neben ihm nieder und JOchen wollte bereits dazu ansetzen, ihn zu beruhigen, als er in der Stille der Nacht seinen Namen hörte. Schon kam Alex auf ihn zugeeilt, bleib dann jedoch zögerlich stehen.

    Jochen blickte seinen Bruder an. "Tut mir leid, Bruderherz, aber ich habe es leider nicht geschafft unter die Räder zu kommen. Du musst mich wohl weiterhin ertragen."
    Seine Stimme war kälter und abwesender denn je.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.01.2007, 19:03


    Völlig genervt verdrehte er die Augen und ein Seufzer entwich ihm. Dass sein Bruder es nie begriff. Er wollte ihn nicht los werden - nicht mehr - nicht heute. Wie sollte er es nur anstellen an ihn heran zu kommen wo er doch jeden Versuch ablehnte und immer kälter und abweisender wurde? Er beschloss für sich sich den Unmut nicht zu deutlich anmerken zu lassen und entgegnete ihm genauso barsch: "Soll ich jetzt heulen oder mich freuen?" Er blieb weiterhin auf Distanz, denn er war sich absolut nicht sicher wie Jochen auf Hilfe reagieren würde. Wie er den Egoismus seines Bruders doch hasste. Verächtlich blickte er auf ihn herunter und begrab seine letzten Hoffnungen auf einen versöhnlichen Ausklang des Abends.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.01.2007, 19:36


    "Vorläufig reicht es, wenn du dich darüber ärgerst und was du dann machst, wenn ich hier weg bin, überlass ich dir", erwiderte Jochen nur und stand vorsichtig auf.
    Sein Ellenbogen schmerzte und griff an die Stelle, wo sich morgen sicherlich ein großer blauer Fleck abzeichnen würde.
    Rasch erklärte er dem Autofahrer, das es ihm wirklich gut ginge und alles okay wäre. Entschuldigte sich für seine Unaufmerksamkeit und als der Mann sich dann wieder in sein Auto setzte und davon fuhr, wollte sich Jochen auf dem Weg zu seinem Wagen machen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.01.2007, 19:44


    Wie angewurztelt blieb er an Ort und Stelle stehen und blickte zuerst dem Autofahrer hinter her, wie der seine Fahrt fortsetzte und sah dann gebannt zu Jochen, wie dieser langsam aufstand und zu seinem Auto ging. Zugerne wollte er ihn gehen lassen, aber dann kamen ihm plötzlich die Worte von Jochen in den Sinn, die er immer zu hören bekam wenn er nicht da war wenn er gebraucht worden wäre. "Feigling! Einfach abhauen wenns zu kompliziert wird und du Fehler eingestehen müsstest. Aber nur zu!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.01.2007, 19:51


    Jochen blieb stehen und wollte Alex Worte ignorieren, die ja eher seine eigenen waren, doch er konnte nicht. Zum ersten mal verstand er, wie hart und verletztend diese Aussage eigentlich war.

    Er drehte sich nicht um, wollte Alex nicht in die Augen sehen. "Tja, Bruderherz, irgend eine Gemeinsamkeit, müssen ja selbst wir haben."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.01.2007, 20:04


    "Vielleicht ist es ja nicht die einzige Gemeinsamkeit die wir haben!", langsam ging er doch wieder auf ihn zu und sah in herausfordernd an. Hatte er einen wunden Punkt bei seinem Bruder getroffen oder täuschte es? "Lass uns wieder rein gehen. Hast du dir was getan am Arm?" Ehrlich besorgt ging er auf die andere Seite von seinem Bruder und wollte ihn schon fast berühren, als er es dann doch lieber sein ließ.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.01.2007, 20:12


    "Spiel hier nicht den besorgten Bruder", fuhr Jochen Alex an, doch seine Stimme klang eher unsicher. Er wusste nicht, wie er mit der ganzen Situation umgehen sollte.
    Alex war sichtlich darum bemüht, die Wogen zu glätte und er kämpfte dagegen an, wie er es immer schon getan hatte, wenn sein großer Bruder etwas von ihm wollte. Und das dämlichste an der ganzen Sache war wohl, das wurde Jochen auf einmal klar, dass er nicht so reagierte, weil er Alex Pläne nicht gut fand, sondern weil die Pläne von Alex kamen. Ein Grundsatz von Jochen war jedoch, alles was Alex war schlecht zu heißen und das schon seit sie Kinder waren. Gekränkter Stolz würden wohl andere dazu sagen.

    "Wird wahrscheinlich ein blauer Fleck", räumte Jochen ein und ging langsam mit Alex zurück zu dessen Haus.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 22.01.2007, 09:32


    "Ist ja gut, ich hab verstanden", leise vor sich hin schimpfend ging er voraus zum Haus, sperrte auf und ließ die Tür für Jochen offen stehen. Erschöpft ging er wieder in die Küche und nahm zwei Bierflaschen aus dem Kühlschrank, stellte die für Jochen auf den Wohnzimmertisch während er seine eigene ansetzte und mit tiefen Schlucken trank.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 22.01.2007, 09:37


    Jochen setzte sich nicht, er blieb im Türrahmen stehen und war sich nicht sicher, was das hier ergeben sollte.
    Eine Aussprache? Das würden sie beide sicherlich nicht schaffen, nicht im Moment, so gereizt wie sie waren. Am besten wäre es wohl, er würde nach hause fahren, doch war er dann nicht der Feigling?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 22.01.2007, 10:03


    Er beobachtete ihn aus den Augenwinkeln heraus und konnte nun ein Grinsen sich doch nicht verkneifen, auch wenn es ihn wunderte dass er so etwas noch zustande brachte. "Sitzen kostet auch nicht mehr, und falls du doch gehen willst, du weißt ja wo die Tür ist." Er lehnte sich vor, stellte seine Flasche auf dem Tisch ab und beobachtete ihn herausfordernd.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 24.01.2007, 09:52


    Jochen überhörte Alex Aussage und auch dessen herausfordernden Blick, um nicht wieder Gefahr zu laufen, das er die Beherrschung verlor.
    Mit leisen Schritten, ging er zum Wohnzimmertisch, nahm die Bierflasche, die Alex für ihn bereit gestellt hatte und wandte sich dem Fenster zu. Blickte hinaus in die Dunkelheit. Sein Bild spiegelte sich in den Fensterscheiben.

    "Wir waren ja wohl schon immer eine Bilderbuchfamilie", begann er dann leise und lachte auf. Ja, eine Bilderbuchfamilie nach außen hin, aber eine Familie, in der man nie Zusammenhalt erfahren durfte.
    Er setzte die Bierflasche an seine Lippen und trank einen Schluck. Vielleicht würde ja der Alkohol den pochenden, dumpfen Schmerz in seinem Arm mindern.

    "Alex, es tut mir leid." Es waren keine überlegten Worte, aber Jochen spürte, das es Worte waren, die schon seit Jahren hätten gesagt werden müssen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 24.01.2007, 10:19


    Alex brauchte eine ganze Weile bis diese Worte bei ihm angekommen waren und er sie registriert hatte. Er durfte jetzt nur keinen Fehler machen und Jochen die falsche Antwort geben, sonst wäre wohl alles wieder vorbei. Nachdenklich blickte er Jochen an und überlegte die nächsten Worte. Er wollte gerade mit einer Antwort ansetzen, als sein Blick auf Jochens Arm fiel und er sah, dass langsam Blut durch das Hemd sickerte. Wortlos stand er auf und holte Verbandszeug, ehe er vorsichtig zu Jochen hinging.

    Immer noch hatte er die Befürchtung er würde ihn wie eine Raubkatze anfallen und weiter beschimpfen. "Dann lass uns aus dem Schein den wir immer nach außen getragen haben Wahrheit machen. Und zieh bitte gleich mal dein Hemd aus."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.01.2007, 09:26


    Jochen blieb immer noch dem Fenster zugewandt stehen und sah in der Scheibe, wie sich Alex, mit einem Verbandskasten in der Hand, hinter ihn stellte.
    Im Zimmer war es ruhig. Kein Laut war zu vernehmen. Langsam hob Jochen die Hand, in der er die Bierflasche hielt und setzte sie sich wieder an die Lippen, um einen weiteren Schluck zu nehmen, doch er hielt in der Bewegung inne.

    Was passierte hier? Er stand im Haus seines gehassten Bruders und sollte von ihm verarzten lassen, doch zum ersten mal in seinem Leben verpürte er gegenüber Alex keinen Hass, keine Wut - keinerlei Agressionen. Warum auf einmal? Schon seit er sich erinnern konnte, hatten sie gegeneinander angekämpft und waren sich auch als Kinder des öftern in die Haare geraten. Warum auf einmal, übermannten ihn Gefühle, die er noch nie wirklich wahrgenommen hatte? Verunsicherung, Unentschlossenheit, aber auch wärmende Freude...
    Zum ersten mal seit langer Zeit durfte er spüren, dass sich jemand Sorgen um ihn machte und dieser jemand war auch noch sein Bruder Alex, von dem er dies nie erwartet hätte.

    Unsicher stellte Jochen seine Bierflasche ab und drehte sich zu Alex um. "Wie willst du das schaffen, dass aus unserem jahrelangen Streit plötzlich Frieden wird? Du hast immer verschwiegen, das du einen jüngeren Bruder hast, aus gutem Grund, und warst selbst froh, wenn du mich nicht sehen musstest. Wie willst du das jetzt ändern?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.01.2007, 09:53


    "Ich weiß nicht wie ich das anstellen will und dass wir uns nicht von heute auf morgen um den Hals fallen wenn wir uns sehen ist mir auch bewusst. Wir werden uns jetzt eh nicht mehr so oft sehen, wenn du nach Frankreich ziehst, aber ich will unsere Differenzen ein für alle mal aus dem Weg geräumt haben. Uns trifft beide im gleichen Maß Schuld, mich wohl noch mehr als dich ...", er stockte und beschäftigte sich mit dem Verband und einer sterilen Kompresse um Jochen nicht direkt ins Gesicht sehen zu müssen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.01.2007, 10:18


    'Frankreich', ja da wollte er hin, aber war es vielleicht nicht bloss die Flucht vor sich selbst, vor der Erkenntnis, das ihn in Hamburg sowieso niemand vermissen würde. Genau gesehen, war es wohl so, doch in Frankreich hätte er auch die Chancen auf einen guten Job, mit Aufstiegschancen. Warum, machte er sich plötzlich Gedanken darum, ob es richtig war nach Frankreich zu gehen? Nur weil Alex dies angesprochen hatte und ihm bewusst machte, dass sie sich dann nicht mehr so häufig sehen konnten? Na und, das hatte ihn bis jetzt auch nicht gestört.

    "Vergiss es, dich triff nicht mehr Schuld, als mich. Nur weil ich dir das bisher vorgeworfen habe, musst du das nicht glauben." Jochen war lauter geworden und er wollte keinen Widerspruch von Alex Seite gelten lassen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 26.01.2007, 09:39


    Was waren das für neue Töne die er da von Jochen zu hören bekam? Jahrelang hatte er tagtäglich mit den Vorwürfen seines Bruder gelebt, gelernt damit umzugehen, und jetzt wendete sich das Blatt plötzlich und er erklärte ihm er hätte nicht mehr Schuld? "Aber wieso ist es nur so weit gekommen", eigentlich hatte er die Frage nicht laut aussprechen wollen, aber nun kam sie doch flüsternd über seine Lippen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 26.01.2007, 09:50


    "Warum es soweit gekommen ist? Weil ich der kleine, eifersüchtige Bruder war, der alles nur für sich haben wollte, dies aber nicht konnte und so eben versucht hat, mit allen Mitteln gegen seine großen Geschwister anzukämpfen. Du hast dein Leben in den Griff bekommen, Natalie hat ihr Leben gelebt, nur ich hatte das Gefühl, das ich der Dumme war, der das nicht schafft."

    Jochen ging auf das Sofa zu und ließ sich darauf fallen. Er sah müde und geschafft aus und er versuchte es auch erst gar nicht, dies zu verbergen. Was sollte dies auch noch? Er erkannte, das er mit seinem Verhalten selbst daran Schuld war, das er nach dem Tod seines Vaters jeglichen Kontakt zu seiner Familie verloren hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 26.01.2007, 09:59


    "Du gehst deinen Weg doch auch. Jochen, du bist Architekt, bist hier selbständig, gehst jetzt nach Frankreich, wo du bestimmt noch bessere Chancen hast weiter zu kommen. Oder zweifelst du schon wieder an dieser Entscheidung?" Nachdenklich ließ sich Alex ebenfalls wieder auf das Sofa sinken und griff nach seiner Bierflasche.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 26.01.2007, 10:13


    "Ja, ich gehe meinen Weg, aber dabei achte ich wohl immer nur auf meine Vorteile, die ich dadurch bekomme und alle anderen um mich herum sind mir egal. Alex, ich hab dich immer als Egoist beschimpft, doch wenn ich es genau betrachte, dann war ja wohl ich derjenige..."

    Jochen schwieg und senkte betreten den Kopf. Ihn überfielen die größten Vorwürfe und er wusste, so wie es bis jetzt war, konnte er nicht weiter machen. Nicht nachdem ihm klar geworden war, was er all die Jahre falsch gemacht hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 26.01.2007, 10:26


    "Dann ändere es jetzt! Noch ist es nicht zu spät dafür, und einen Anfang hast du heute doch schon gemacht!", leise versuchte er Jochen wieder etwas aufzubauen und stand auf und lies sich neben seinem jüngeren Bruder aufs Sofa sinken. Wortlos legte er ihm die Hand auf die Schultern um ihm zu signaliesieren, dass er zur Umkehr bereit war und das ganze verdrängen konnte. "Komm schon, das mit uns dreien wird wieder."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 28.01.2007, 14:45


    Energisch schüttelte Jochen seinen Kopf und sah seinen Bruder mit glänzend erscheinenden Augen an. Die Mauer war gefallen, Jochens Schutzschild, hinter dem er all die Jahre seine wahren Gefühle zurück gehalten hatte – Gefühle die den Hass vielleicht hätten überwinden helfen können. Nun ließ er sie entgültig zu. Ließ ihnen die Möglichkeit zu zeigen, was er wirklich fühlte. Alex Hand, die auf seiner Schulter Ruhe, gab ihm etwas, was er lange vermisst hatte - das Gefühl wichtig zu sein.
    Als Jochen erneut zu sprechen begann, klang seine Stimme seltsam berührt, doch sie war dennoch hart und bestimmend.
    „Nein Alex, das alles macht keinen Sinn. Die ganzen vergangenen Jahre kann man nicht einfach ungeschehen machen, durch diesen einen Abend, an dem wir zwei Dickköpfe endlich einmal einsehen, wie bescheuert wir uns benommen haben. Nein Alex warte, bevor du jetzt sagst, das du sie gar nicht ungeschehen machen möchtest, weil die Jahre des Streits eben zu unserer Geschichte gehören, aber eben ab jetzt Vergangenheit ist, dann lass mich dich bitte daran erinnern, dass die Vergangenheit einen auch einholen kann.
    Nicht heute, nicht morgen und vielleicht nicht in den nächsten Wochen, aber sie kann und wird es! Sieht man das nicht deutlich genug an unserer momentanen Situation? Ich war für dich Geschichte, deshalb hast du auch deiner Familie nichts von mir erzählt, was ich dir nicht verübeln will, denn wer berichtet schon gerne, welches Arschloch von Bruder man hat. Ich war für dich vergessen, doch plötzlich hatte unsere Schwester diesen Unfall und du wurdest vor die große Qual der Wahl gestellt, ob du mich davon unterrichtest und damit ein Zusammentreffen provozierst, welches du eigentlich vermeiden wolltest, oder ob du weiterhin so tust, als würde es mich nicht mehr geben. Ich bin dir sehr dankbar Alex, das du mich angerufen hast, doch wie du siehst, die Vergangenheit, hat uns eingeholt und sie wird es immer und immer wieder tun. Und dann?“
    Jochen schwieg für einen kleinen Moment, doch schon setzte er erneut an und er war sich noch nie so sicher, wie jetzt, das richtige zu tun.

    „Du würdest es bereuen. Du würdest es irgendwann bereuen, dass du mir verziehen hast, nur das es zu diesem Zeitpunkt dann nicht nur uns beide betreffen würde, sondern wahrscheinlich auch deine Familie.“
    Eine stille Träne suchte sich ihren Weg, doch Jochen machte sich nicht die Mühe sie zu verbergen. Die Schwäche, die er nun zeigte, sollte ein Zeichen dafür sein, das er seine Fehler eingesehen hatte.
    „Für mich könnte es nichts schöneres geben, als auch wieder zu einer Familie zu gehören, die mich auffängt, wenn ich Hilfe rauche, doch das habe ich einfach nicht verdient. Ich habe es nicht verdient, Bruderherz“, flüsterte er benommen und schüttelte Alex Hand ab.
    „Es ist ein Schicksal, das ich mir selbst gewählt habe. Alex, ich möchte nicht noch einmal eine Familie zerstören.“

    Diese Worte besaßen etwas entgültiges und als Jochen sie ausgesprochen hatte, wandte er seien Blick von Alex ab, stand auf.
    Sein verletzter Arm fühlte sich inzwischen vollkommen taub an und er vermied jede unnötige Bewegung. Wahrscheinlich hatte er sich bei dem Aufprall auf den harten Asphalt, den Ellenbogen geprellt. Dieser Schmerz würde sicherlich irgendwann vergehen. Dieser Schmerz schon.
    Den dunklen Blutfleck, der sich immer deutlicher auf seinem Hemd abzeichnete, ignorierte Jochen. Es war das Einzige, worin er seinen Stolz bewahrte. Auf keinen Fall würde er sich von Alex verarzten lassen, um dabei noch stärker spüren zu müssen, wie wunderbar es doch war, wenn es jemanden gab, der für einen da war. Er wollte dies nicht spüren, denn es schmerzte zu sehr in seinem einsamen Herzen.
    Jochen machte sich auf den Weg zur Tür, doch bevor er das Wohnzimmer verließ, drehte er sich noch einmal um.
    „Wenn Natalie aus dem Koma aufwacht, kannst du mir eine Nachricht an meine jetzige Adresse schicken? Man wird sie mir nach Frankreich nachschicken. Und sag ihr... Nein, sag ihr nichts! Zwischen uns beiden, Bruderherz, wird es keinen Neuanfang geben, aber helfe deiner Schwester bei ihrem Neuanfang.“
    Bei den letzten Worten zitterte Jochens Stimme und rasch drehte er sich weg und verließ den Raum.

    ‚Neuanfang’. Für ihn wäre es ein wunderbares Gefühl gewesen, doch für Natalie würde dieser neue Anfang wohl etwas anderes bedeuten. Sie würde viel Kraft, Willenstärke, Zuversicht und einen Menschen brauchen, der sie dabei unterstützte. Alex.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.01.2007, 20:15


    "Jochen! Warte!", rief Alex seinem Bruder hinterher, als er sich endlich aus einer Art Starre hatte lösen können. Die Worte von Jochen hatten ihn tief getroffen und er wusste noch nicht so recht was er denken, geschweige denn tun sollte. Jochen hatte sich also die ganzen Jahre über Vorwürfe gemacht, auch wenn Alex es nie mitbekommen hatte. Die Verletzheit in Jochens Stimme als er über ihre Beziehung gesprochen hatte, die Entschlossenheit sich keinen weiteren Fehler mehr leisten zu wollen und die Traurigkeit Natalie bei ihrem Neuanfang nicht helfen zu können. Alex konnte das alles noch gar nicht fassen, aber tief in sich spürte er dass er Jochen so nicht gehen lassen wollte. Sie mussten versuchen das Unmögliche möglich zu machen. Sie mussten es zumindest versuchen. "Jochen, bitte warte. Kannst nicht noch ein paar Tage warten bis zu nach Frankreich gehst? Vielleicht wacht Nat ja noch auf."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.01.2007, 20:48


    Jochen hatte bereits die Haustüre geöffnet und war im Begriff entgültig zu verschwinden, doch Alex Ruf ließ ihn noch einmal zurück Blicken.
    "Nein Alex, es macht keinen Sinn", wiederholte er noch einmal betont und hoffte diese Ausage würde genügen, doch in Alex Augen sah er deutlich, das sein Bruder sich damit nicht zufrieden geben würde.
    "Ja, ich könnte sicherlich noch ein paar Tage warten, mit meinem Umzug nach Frankreich, doch was würden wir damit erreichen? Nichts, außer vielleicht der Tatsache, das wir ein paar Tage Familie spielen könnten, die wir aber trotzdem nicht wären. Nein, lass es uns so beenden. Ein für alle mal."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.01.2007, 20:53


    "Hm ...", er schwieg lange und sah seinen Bruder immer wieder an. "Wenn du meinst. Ja, vielleicht ist es das beste. Ach Jochen, ich weiß doch auch nicht mehr was gut ist und was nicht." Langsam ging Alex auf seinen Bruder zu und umarmte ihn kurz aber fest, jedoch darauf bedacht nicht an den verletzen Arm zu kommen. "Machs gut kleiner Bruder. Ich informier dich wenns was neues gibt."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.01.2007, 20:59


    Jochen nickte schwach, doch die Überzeugung, das er das richtige tat, schwand. Er wollte verschwinden, doch er verharrte weiterhin an der Tür.
    Alex Umarmung verursachte in seinem Herzen Schmerz und Sehnsucht zugleich.
    Jochen schloss die Augen und lehnte sich gegen den Türrahmen der geöffneten Tür und blickte in die dunkle Nacht. In der Ferne hörte man die leisen Geräusche des Verkehrs.

    Die Geräusche vermischten sich mit einem schrillen Klingeln, welches aus dem Haus zu vernehmen war. Das Telefon klingelte Sturm...



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.01.2007, 21:06


    Wie elektrisiert riss sich Alex auf und ging mit raschen, ja fast schon rennenden Schritten zu dem Telefon und nahm atemlos ab. "Ja Karuhn?" Das Rauschen an der anderen Leitung war enorm laut und er konnte fast nicht verstehen was gesagt wurde. Dieses Rauschen kannte er und ging die paar Schritte wieder zurück zur Haustüre und deutete Jochen mit einem kurzen Kopfschütteln an, dass es nicht das Krankenhaus war. "Astrid, du bist es. Ja, ja, hier ist alles in Ordnung ... Nein, Natalie ist noch nicht aufgewacht. Ja ich bin gut angekommen." Mit leicht verdrehten Augen versuchte er dem Gespräch mit seiner Frau annähernd gerecht zu werden, obwohl er sich überhaupt nicht darauf konzentrieren konnte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.01.2007, 21:12


    "Alex, ist alles okay, bei dir?", erkundigte sich Astrid besorgt, als sie merkte, das Alex dieses Gespräch im Moment wohl gar nicht passte. Irgendetwas stimmte da in Hamburg nicht, das fühlte sie.
    Sie warf Sabine, die hinter ihr stand unruhige Blicke zu und spielte nervös mit dem Telefonkabel. Das Rauschen in der Leitung zerrte ebenfalls an ihren Nerven.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.01.2007, 21:18


    "Ja sicher ist alles in Ordnung. Mehr als du jetzt ahnst, aber können wir das Gespräch auf später verlegen? Ich würd gern noch mit Jochen fertig reden. Wie spät ist es bei euch jetzt? Soll ich dich danach noch mal anrufen? Schatz, es ist wirklich alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen." Vehement versuchte Alex seine Frau davon zu überzeugen, dass wirklich alles in Ordnung war, aber er hatte das Gefühl nicht besonders überzeugend rüber zu kommen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.01.2007, 21:23


    "Wie, mit Jochen? Ich denke ihr redet nicht mehr miteinander?" Astrid war vollkommen verwirrt. Erst Alex plötzliche Abreise, nun sein komisches Verhalten am Telefon und dann war da anscheinend auch noch Jochen. Hoffentlich waren die beiden nicht wieder aneinander geraten.
    Nein, Alex Stimme klang nicht gereizt. Eher besorgt.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 30.01.2007, 09:22


    "Ja Schatz, stell dir vor auch zwei Karuhnsche Dickköpfe sehen manchmal ein, dass bestimmte Sachen falsch waren. Nein im Ernst, wir versuchen gerade einen guten Mittelweg zu finden, der uns aus unserem ewigen Streit herausbringt. Und ich finde, das machen wir ganz ansehnlich", während Alex seiner Frau das alles so erzählte huschte doch gelegentlich ein kleines Lächeln über seine Lippen und mit zahlreichen Gesten bat er Jochen, doch noch ein wenig zu bleiben.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 30.01.2007, 09:28


    Dieser schüttelte nur benommen den Kopf, blieb jedoch stehen und irgendwann ließ er sich, gegen den Türrahmen der Haustür gelehnt, auf den Boden gleiten, wo er sitzen blieb.
    Genau das hatte er nicht gewollt, das Alex nun seiner Familie Hoffnungen machte, das zwischen ihnen beiden alles wieder in Ordnung kommen würde. Das würde es nicht... nicht nach all den Jahren...

    Astrid hatte eingesehen, das sie da wohl nicht weiter stören sollte. "Okay, Schatz, dann ruf mich doch später noch mal kurz an, wenn du dann nicht schön zu müde bist. Ich liebe dich!"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 30.01.2007, 09:44


    Alex beendete das Gespräch mit seiner Frau schnell und legte das Telefon wieder zurück ins Wohnzimmer, ehe er wieder zurück zu Jochen ging. Als er ihn so dasitzen sah ahnte er den Grund für dessen Nachdenklichkeit. Wieso wollte er nur nicht versuchen einen Neuanfang zu wagen? "Jochen, ich hab Astrid doch nur die Wahrheit gesagt. Hab ich denn behauptet, dass wieder alles in Butter ist? Nein, ich ... ach Gott, ich musste es ihr sagen, zu unausstehlich war ich die letzten Wochen. Und mal ehrlich. Wir sind doch auf einem Weg der Besserung." Während Alex auf seinen Bruder einredete ging er langsam in die Hocke um Jochen in die Augen sehen zu können.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 30.01.2007, 09:50


    Nein, er wollte Alex nicht in die Augen sehen, das konnte er nicht. Rasch wandte Jochen seinen Blick an und überlegte, was er darauf antworten sollte.

    "Alex, wir sind auf dem Weg der Besserung, nur das dieser Weg zuenden ist, noch bevor wir beide die Möglichkeit hatten, ihn richtig zu betreten. Ich will nicht, das sich irgend jemand zu starke Hoffnungen macht."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 30.01.2007, 10:15


    Die erneute Ablehnung von Jochen kam Alex vor wie wenn er gegen eine Wand laufen würde. Schmerz flammte in ihm auf und er begann zu begreifen, dass er Jochen nicht vom Gegenteil überzeugen konnte. Dazu war er einfach ein zu großer Dickschädel, wie er selbst eben auch. "Na komm hoch", er hielt Jochen die Hand hin und wollte ihm aufhelfen, als dieser wieder abriegelte. "Schon gut, schon gut, ich hab ja verstanden." Alex wich ein paar Schritte zurück und versuchte das ganze distanzierter zu sehen, was ihm aber nicht besonders gut gelang.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 30.01.2007, 10:21


    Jochen blieb sitzen und starrte wie in Trance auf Alex, wandte dann wieder seinen Blick ab.
    Die Schmerzen die er immer deutlicher spürte, waren nicht die Schmerzen, die von seiner Verletzung ausstrahlten, nein es war der Schmerz tief drin, der ihm eigentlich klar genug sagte, das er seinem Dickkopf endlich nachgeben sollte. Er wünschte sich die Wärme, den Halt einer, seiner Familie, aber er ließ diesen Wunsch noch nicht zu, als das er in Erfüllung gehen konnte.

    Sein Verstand kämpfte gegen seine Gefühle und noch war nicht entschieden, wer der Sieger sein sollte.
    Jochen versuchte sich wieder aufzurichten und stützte sich dabei mit seinem verletzten Arm ab, was einen höllischen Schmerz verursachte und dazu führte, das er am Boden sitzen blieb.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 30.01.2007, 11:09


    Alex beobachtete wie Jochen versuchte aufzustehen, es ihm aber nicht gelang. Sollte er ihm jetzt helfen, obwohl Jochen es nicht wollte, oder sollte er einfach den uninteressierten spielen und ihm nicht helfen? Nach einigem hin und her beschloss er ihm nicht zu helfen, zu vehement war seine Hilfe zuvor abgewiesen worden.

    Er stand immer noch regungslos da, als plötzlich erneut das Telefon klingelte. Diesmal ruhiger als zuvor ging er wieder ins Wohnzimmer und nahm den Hörer ab. "Karuhn?" Gleich zu Anfang des Gesprächs versteinerte sich seine Mine und er musste krampfhaft die Antworten über die Lippen bringen. "Ja ... ja ... ich habe verstanden. Ja danke." Von einer inneren Unruhe getrieben zwang er sich ruhig zu bleiben und ging zu Jochen zurück.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 30.01.2007, 11:14


    Jochen blickte Alex an und sah dessen veränderten Gesichtsausdruck, was ihn sofort sagte, wer da eben am Telefon gewesen war.
    Vorsichtig stand er auf und zog seinen Autoschlüssel hervor.

    "Ich geh dann mal Bruderherz", mehr brachte er nicht über seine Lippen und schon diese wenigen Worte schmerzten. Rasch wandte er sich ab und wollte zu seinem Auto gehen, das am Straßenrand stand und schon seit Stunden auf ihn wartete.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 30.01.2007, 11:29


    "Wohin willst du gehen? Nach Hause? Was willst du zu Hause wenn ich fragen darf? Jochen! Die Ärzte haben gesagt, dass Natalie jetzt dann aufwachen könnte. Bitte Jochen!" Während Alex die ersten Fragen noch laut gerufen hatte kamen die letzten Sätze und Bitten langsam, leise und eindringlich über seine Lippen. Noch wollte er es nicht wahrhaben dass es endlich so weit sein könnte und Natalie aus dem Koma aufwachen könnte. Momentan überwog noch die Freude über die Nachricht, so dass er noch nicht an die Konsequenzen dachte, die es mit sich brachte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 30.01.2007, 11:33


    "Warum stehst du dann noch hier? Sieh zu, das du zu deiner Schwester ins Krankenhaus kommst", fuhr Jochen seinen Bruder wütend an. Es war die reinze Verzweiflung, die ihn nun wieder so aggressiv werden ließ.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 30.01.2007, 11:48


    "Gut, deine Entscheidung. Wenn du meinst", mit monotoner Stimme gab er seinem Bruder die Antwort, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging ins Haus um sich anzuziehen. Müde und erschöpft von den ewigen Diskussionen und Kämpfen gegen seinen Bruder, lehnte er sich an die Garderobe und schloss für einen Moment die Augen. Schlafen - ja das wäre jetzt das beste für ihn und seine Nerven. Er riss sich wieder aus seinen Gedanken heraus und griff sofort nach dem Autoschlüssel. Als er zu der Haustüre ging sah er, dass Jochen immer noch da stand. Hatte sich diese die Sache doch noch mal anders überlegt? Langsam wurde er gar nicht mehr schlau aus dem Verhalten seines Bruders.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 31.01.2007, 15:16


    Jochen blickte Alex ein letztes mal an, drehte sich dann um und ging mit langsamen Schritten zu seinem Auto. Drehte sich nicht mehr um. Unterließ es seinem Bruder noch irgendwas zu sagen. Kein Gruß des entgültigen Abschieds.

    Er öffnete die Tür seines Autos und ließ sich auf den Fahrersitz fallen. Sein Kopf schmerzte und Jochen fühlte sich elend. Erschöpft ließ er seinen Kopf gegen das Lenkrad sinken und hörte, wie der Wagen von Alex anspranng und an ihm vorbei fuhr.
    Es war vorbei. Die lezte Chance, zu seiner Familie zurück zu kehren und noch einmal von vorne zu beginnen, hatte er ausgeschlagen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 31.01.2007, 15:47


    Alex fuhr wie ein verrückter die Straßen entlang um so schnell wie möglich im Krankenhaus anzukommen. Die mittlerweile vorangeschrittene Uhrzeit störte ihn herzlich wenig und so rannte er regelrecht ins Krankenhaus hinein. Den Aufzug sparte er sich und schlug sofort den Weg zu den Treppen ein um ja so schnell wie möglich bei Natalie anzukommen. Völlig gedankenverloren stürmte er die langen, menschenleeren Gänge entlang und stoppte nur als er den zuständigen Arzt entdeckte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 01.02.2007, 10:01


    Dieser war erst vor kurzer Zeit von der Nachtschwester informiert worden, das sich bei Natalie Karuhn erhebliche Veränderungen einstellten und so wasr er gerade dabei in seinen weißen Kittel zu schlüpfen, um notwendige, sofort erforderliche Untersuchungen einzuleiten.

    "Herr Karuhn, gut das sie so schnell kommen konnten, aber es tut mir leid ihnen sagen zu müssen, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt ihnen noch nichts genaues mitteilen können", berichtet der Arzt rasch, als er Alex, der völlig außer Atem war, auf sich zueilen hatte sehen.
    "Ich bin gerade auf den Weg zu ihrer Schwester und sie können mich gerne begleiten, aber machen sie sich lieber noch keine großen Hoffnungen. Die Möglichkeit steht nahe, das ihre Schwester aus dem Koma aufwachen könnte, doch wie sie wissen wurde die schwerste Form einer quantitativen Bewusstseinsstörung, bei ihr durch das Schädelhirntrauma ausgelöst und dann auch noch vierten und schwersten Grad, der uns Ärzten bekannt ist."
    Während er erklärte, waren die beiden Männer an Natalies Zimmer angekommen, welches nun hell erleuchtet war und zwei Schwestern nervös den Arzt erwarteten.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.02.2007, 07:54


    Alex war dem Arzt schweigend gefolgt, und sagte auch jetzt, da der Arzt seine Ausführungen beendet hatte, kein Wort. Zu groß war seine Nervosität wenn er nur daran dachte dass Natalie endlich aufwachen könnte. Dass es nicht so werden würde, daran wollte er keinen Gedanken verschwenden. Sie musste einfach aufwachen. Innerlich völlig ungeduldig, nach außen hin aber so beherrscht wie normalerweise immer hielt er sich im Hintergrund und beobachtete jeden Handgriff der Ärzte und Schwestern.

    Während er so da stand schweiften seine Gedanken immer wieder zu dem Abend mit Jochen. Hatte es einen Punkt gegeben an dem irgendetwas falsch gelaufen war? Wenn ja, wann war es gewesen? Noch immer konnte er die Reaktion von Jochen nicht vollständig verstehen. Es schien alles gut zu gehen, aber an irgendwelchen Stellen und aus was für welchen Gründen hatte er immer wieder blockiert und dem ganzen keinen Fortschritt gewährt. Alex' Gedanken trieben immer weiter von dem Geschehen weg, aber er konnte - nein - dem keinen Einhalt gebieten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.02.2007, 09:49


    Der Arzt hatte inzwischen alles getan, was im Moment in seiner Macht stand und nickte den beiden Krankenschwestern kurz zu, das er sie nun nicht mehr brauchte und sie ihrer Nachtbereitschaft weiter nach gehen konnte.
    Langsam zog er sich seine Einweghandschuhe aus und drehte sich zu Alex um, der völlig in Gedanken versunken schien. Immer noch war der kahle und stille Raum vom monotonen Piepsen des EKGs erfüllt. Es hatte etwas beruhigendes.

    "Herr Karuhn? Ich habe gute Neugikeiten für Sie. Der Zustand ihrer Schwester hat sich um vieles gebessert und so war es uns nun möglich, dass wir sie von dem Beatmungsgerät nehmen konnten. Sie atmet nun wieder selbst und das erhöht die Chancen auf ein baldiges Erwachen aus dem Koma. Wenn Sie hier bleiben möchten, wäre das gut, denn die Patienten können sich besser orientieren, wenn sie ein ihnen bekanntes Gesicht, als erstes sehen", informierte ihn der Arzt.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.02.2007, 10:43


    "Ja ... ja sicher bleiben ich hier", immer noch halb in Gedanken versunken antwortete Alex dem Arzt und ging langsam auf Natalie zu. Ohne dem Beatmungsgerät sah sie fast noch kranker aus, kamen ihre Schrammen und die Blässe noch besser zur Geltung als zuvor schon. Er zog sich den Stuhl wieder an das Bett heran und ließ sich müde darauf sinken. Gedankenverloren griff er nach ihrer Hand und knetete sie sanft zwischen seinen Fingern.

    "Ach Nat, wie ist das nur wieder passiert? Seitdem läuft alles schief. Ich weiß einfach nicht mehr was ich noch machen soll. Ich will doch nicht mehr mit Jochen streiten, aber er lässt mich nicht an sich heran. Du, ja du bist immer gut mit ihm ausgekommen ...", mutlos und ohne Zuversicht redete er sich einfach seinen Kummer von der Seele.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.02.2007, 10:53


    Der Arzt ließ Alex mit seiner Schwester alleine und machte sich wieder auf den Weg in sein Büro, um dort vor dem nächsten Zwischenfall im Krankenhaus wieder neue Kräfte zu tanken.

    Die Gänge des Krankenhauses waren nur spärlich beleuchtet und die beiden Krankenschwesetern der Nachtbereitschaft waren in ihrem Zimmer in ein Gespräch vertieft, das sie wach halten sollte.
    Im Gebäude war es ruhig und da keiner unterwegs war, fiel es auch nicht weiter auf, das sich eine weitere Person, Natalies Zimmer näherte. Fast, als wollte dieser jemand unerkannt bleiben, schlich er auf leisen Sohlen durch die dunklen Gänge und nutze die Schatten als Deckung.
    Vor der Tür von Natalie Karuhn blieb die Person stehen und wartete.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.02.2007, 10:58


    Von der sich nähernden Person merkte Alex nichts, war er doch viel zu beschäftigt mit sich und seinen Gedanken. Entweder er stand am Fenster und starrte in die tiefschwarze Nacht hinaus, in der er mit seinen schwarzen Klamotten eh nicht aufgefallen wäre, oder er saß neben Natalie am Bett. Der Schmerz in seinem Kopf wurde immer größer und er versuchte den Druck durch Gegendruck weg zu bringen. Es half alles nichts, die Kopfschmerzen wurden fast schon unerträglich. Müde lehnte er sich an die kalte Wand und starrte wie gebannt aus dem Fenster, als ob dort draußen etwas interessantes vor sich gehen würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 02.02.2007, 11:04


    Die Person am Flur musste keine große Überwindung aufbringen, um nach dem Türgriff zu greifen und langsam die Türe des Krankenzimmers zu öffnen.
    Das Zimmer war noch immer hell erleuchtet und die Geräte piepsten und überwachten Natalies Zustand. Alex stand am Fenster, mit dem Rücken zur Tür. Bemerkte so nicht, das jemand das Zimmer betreten hatte und behutsam die Türe wieder hinter sich schloss.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.02.2007, 11:15


    Die Sinneseindrücke kamen langsam und schleichend wieder zurück. Die Kehle brannte und sie fühlte sich müde. So unendlich müde. Aber irgendetwas hinderte sie daran zu schlafen. Irgendein Gefühl, dass etwas in dem Zimmer vor sich ging, was nicht normal war. Mühsam zwang sie sich die Augen zu öffnen. Es ging nicht. Was war passiert? Es kann nicht sein, schoss es ihr durch den Kopf und zwang sich noch mal. Sie öffnete die Augen kurz und schloss sie sofort wieder. Wo war sie? Das Licht - alles war so hell. Orientierungslos blieb sie liegen und hoffte ihre Gedanken irgendwie ordnen zu können, aber alles wirbelte wie wild durcheinander. Von den beiden Personen im Raum bekam sie nichts mit.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.02.2007, 11:09


    Das von Natalie urplötzlich und vollkommen unerwartet eine Bewegung ausgegangen war und sie mühevoll versuchte, ihre Augen zu öffnen, war nicht unentdeckt geblieben.
    Die Anzeigen, auf den Überwachungsmonitoren, waren konstant geblieben und so wurde zwar kein Arzt auf diese Veränderung hingewiesen und auch Alex merkte davon nichts, da er viel zu versunken in seine Gedanken war, aber die Person, welche sich unter größter Vorsicht ins Zimmer geschlichen hatte, starrte ungläubig zu Natalies Bett.
    Es war Jochen. In diesem entscheidenden Moment waren die drei Geschwister in einem Zimmer vereint.
    Gefesselt, von dieser plötzlichen Veränderung, war Jochen nicht fähig sich zu bewegen, geschweige denn, irgendwelche Worte zu formulieren. Sein Herz schlug voller Aufregung gegen seine Brust und, obwohl er selbst nicht wusste, was ihn nun doch dazu gebracht hatte, seinem Entschluss nachzugeben und ins Krankenhaus zu fahren, schien dies der zweifellose Beweis dafür zu sein, das er das richtige getan hatte.
    Natalie kam wieder zu sich. Sie hatte das Koma überstanden. Hatte ihren Kampfgeist bewiesen. Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf Jochens müdem Gesicht aus und er blickte zu seinem Bruder, der noch immer nachdenklich am Fenster stand. Warum merkte er nicht, was hier vor sich ging?

    Langsam, den Blick nicht von Natalie nehmend, ging Jochen zu Alex, trat dicht hinter ihn und legte seine beiden Hände, die merklich zitterten, auf dessen Schultern, spürte wie sein Bruder unter Berührung zusammen zuckte. Er ignorierte es. Drehte ihn unsanft und ohne einen Blick auf sich selbst preis zu geben, zum Bett ihrer Schwester, die in dieser Sekunde erneut versuchte die Augen zu öffnen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.02.2007, 10:15


    Als Alex so hart an den Schultern gefasst wurde, hatte er schon zu einer aggressiven Antwort angesetzt, aber irgendetwas in ihm ließ ihn stoppen und er schwieg weiter. Völlig ungläubig starrte er auf Natalie die sich nun langsam an das grelle Licht zu gewöhnen schien und die Augen langsam einen Spalt breit aufmachte. Alex war weder zu einer Bewegung, noch zu Worten in der Lage, sondern stand einfach nur starr vor ihrem Bett.

    Unter großer Anstrengung hatte sie es endlich geschafft die Augen aufzumachen, und sah ihre beiden Brüder an. Noch war sie nicht in der Lage irgendwelche Gedanken zu formen oder formulieren, aber ein Gefühl der Erleichterung strömte warm durch ihren Körper.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.02.2007, 10:28


    Jochen ließ Alex los und trat an das Fenster. Ja fast schien es so, als wollter Alex Platz einnehmen, damit Natalie ihn nicht sehen konnte.
    Wieder flammten die Zweifel in ihm auf, ob seine Entscheidung, jetzt hier zu sein, richtig gewesen war, doch er bekämpfte sie mit Erfolg.
    Er wünschte sich wieder im Kreis seiner Familie sein zu können und dafür würde er kämpfen müssen, doch das würde ihm nichts ausmachen. Jochen wollte kämpfen und er wollte Alex zeigen, das auch er dazu fähig war, sich anders zu verhalten.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.02.2007, 10:38


    Langsam und zögerlich, wie wenn eine zu große Nähe gefährlich wäre, näherte er sich seiner Schwester. Noch immer hatte er eine wie versteinerte Mine auf und war äußerlich zu keiner Regung fähig. Innerlich wusste er nicht mehr was los war, seine Gedanken fuhren Achterbahn. Auf der einen Seite wollte er los jubeln, dass Natalie endlich wieder aufgewacht war, doch die andere Seite drängte die traurigen und ersten Gefühle in den Vordergrund. Vorsichtig ließ er sich neben ihr auf dem Stuhl nieder und nahm ihre Hand zwischen die seinen, versuchte ihr dadurch halt zu geben.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.02.2007, 10:46


    Jochens Blicke wanderten zu Alex und Natalie. Die Situation war etwas Vertrautes. Seine beiden großen Geschwister miteinander vereint und er als Zuschauer daneben. Er unterdrückte einen Seufzer und sah wieder aus dem Fenster.
    Doch was passierte da plötzlich? Alles schien vor seinen Augen zu verschwimmen. Jochen konnte keine Details mehr erkennen und auch wenn er es der Müdigkeit zuschrieb und seine Augen kurz schloss und darüber rieb, änderte sich nichts. Das verschwommene Bild blieb. Sollten es etwa Anzeichen der Schwäche sein, das sein Körper nach dem kleinen Unfall, nach Ruhe verlangte?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.02.2007, 11:00


    Von dem was sich bei Jochen abspielte bekam Alex nichts mit, er war zu fixiert auf seine Schwester, auch wenn sie immer noch nichts sprachen. Nervös wanderten Natalies Augen immer wieder durch den Raum, immer noch konnte sie nicht genau zuordnen wo sie sich eigentlich befand. "W ... w ... wo ... Joch ... Josh ...?" Mühsam presste Natalie diese Worte über ihre Lippen und warf den Kopf von einer Seite auf die andere. Kaum hatte sie fertig gesprochen wurde sie von einem trockenen Husten geschüttelt und legte sich erschöpft wieder ins Kissen zurück.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 06.02.2007, 11:07


    Erschrocken war Jochen zusammen gezuckt, als das erste, was Natalie sagte, die Frage war, wo er sei? Das musste ein Traum sein, aus dem er aufwachen musste. Er durfte sich so etwas nicht einbilden, das war purer Schwachsinn.

    Er reagierte nicht, sondern ließ sich benommen auf den Boden sinken. Sein Sehvermögen hatte sich immer noch nicht verbessert und sein Kopf schmerzte.
    Natalie sollte sich darüber freuen, das Alex an ihrer Seite saß und nicht nach ihm fragen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.02.2007, 11:23


    Erschrocken war Alex herumgefahren als er den leisen, dumpfen Schlag hörte mit dem Jochen auf dem Boden ankam. Er ließ Natalies Hand los, sprang von dem Stuhl auf und ging zügig zu Jochen. "Jochen, was ist los?" Besorgt griff Alex nach den Händen seines Bruders und zog ihn vorsichtig auf die Beine. Jochen hing in seinen Armen wie bewusstlos und so musste Alex ihn fast zu dem Stuhl tragen. Langsam ließ er ihn auf den Stuhl sinken. "Warte, ich hol dir nen Arzt."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.02.2007, 10:36


    Jochen lehnte sich in dem Stuhl zurück und versuchte zumindest wieder klar sehen zu können, doch nun begann sich auch noch das Zimmer vor seinen Augen zu drehen.
    Waren es wirklich alles Auswirkungen des Unfalls oder hatte ihn der gesamte Abend überfordert?

    Er wollte nach Alex Arm greifen, um ihn zurück zu halten, doch er verfehlte ihn, war nicht mehr fähig, einen Punkt zu fixieren.
    "Warte Alex." Es war nur ein leises Flüstern, das Jochen über die Lippen brachte.
    "Natalie ist jetzt wichtiger. Sag den Ärzten Bescheid, das sie aufgewacht ist. Mir geht es in fünf Minuten sicher wieder gut." Fast als wollte er seine Worte beweisen, stand er wieder vom Stuhl auf und schwankte zurück zu seinem Platz am Fenster. Jochen allerdings, wollte Alex nichts beweisen, er wollte nicht, das Natalie ihn so sah und er wusste sowieso nicht, wie er sich seinen Geschwistern gegenüber verhalten sollte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.02.2007, 11:20


    "Nein, keine Wiederrede Jochen." Alex stand auf, warf nur noch einen raschen Blick zurück auf Jochen und Natalie, ehe er den Raum verließ und sich zügig auf den Weg zu dem Schwesternzimmer machte. Die ganze Zeit schwirrten ihm die Gedanken durch den Kopf, dass er schon fast nicht mehr klar denken konnte.

    Während Alex sich um Jochen gekümmert hatte, hatte Natalie immer wieder die Augen vor lauter Anstrengung geschlossen, wollte sich aber nicht erlauben jetzt einzuschlafen. Zusehr spürte sie dass irgendetwas vor sich ging was nicht dem Normalfall entsprach. Dass Jochen und Alex so vernünftig miteinander umgingen konnte sie sich nicht erklären, wollte es aber wissen. Zu gerne hätte sie jetzt einen ihrer Brüder hier am Bett gehabt, aber reden war immer noch zu anstrengend für sie, und so schwieg sie weiter.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.02.2007, 11:25


    Zu gerne hätte Jochen das Fenster geöffnet, um durch frische Luft, seine Kreislauf wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch er war sich nicht sicher, ob das für Natalies Gesundheitszusand in Ordnung gehen würde. So ließ er es bleiben und drehte sich mit großer Unsicherheit wieder zum Krankenbett um.

    Natalie war noch immer wach, das spürte er, auch wenn sie immer wieder die Augen geschlossen hielt. Langsam ging er auf sie zu und ließ sich auf dem Stuhl neben ihrem Bett nieder. Wollte nach ihrer Hand greifen, doch noch schaffte er es nicht, alle Zweifel die ihn überfielen, aus dem Weg zu schaffen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.02.2007, 11:51


    Natalie spürte seine Anwesenheit und öffnete langsam die Augen wieder. Als sie ihn so da sitzen sah und, müde und abgeschlagen, nah sie ihre ganze Kraft zusammen und presste einige Worte über die Lippen: "Josh ... w... w... was ... pas ... passie ... passiert?" Als sie die Worte gesagt hatte, viel ihr auf, dass sie immer noch 'Josh' zu ihm sagte - so wie ihre Mutter damals auch. Er hatte es nie wollen dass sie ihn so nannte, aber tat es dennoch. Fragend blickte sie ihn an und wartete auf eine Antwort von ihm.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.02.2007, 11:57


    Jochen schloss die Augen und kämpfte gegen das Gefühl an, das eigentlich Alex hier sitzen sollte, bei Natalie am Bett und nicht er. Alex hätte ihr berichten sollen, was vorgefallen ist. Nicht er. Alex hätte ihr eine Stütze sein können. Er nicht.
    Trotzdem änderte dies nichts an der Situation, das er es nun war, der hier saß, während Alex auf der Suche nach einem Arzt für ihn war. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, welches ihm deutlich machen wollte, das endlich die Zeit gekommen war, wo alles gut werden konnte.

    Vorsichtig griff er nach ihrer Hand und drückte sie sanft. Öffnete seine Augen wieder und sah seine Schwester an, die sich sichtlich bemühte, den Signalen ihres Körpers nicht nachzugeben.
    "Du hattest einen schweren Unfall und lagst im Koma... ich... wir sind so froh, das du endlich wieder aufgewacht bist..." Seine Stimme versagte und er wusste nicht, was er sagen sollte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.02.2007, 12:33


    Ein Unfall? Koma? Unruhe breitete sich wieder in Natalies Körper aus und sie versuchte sich fieberhaft zurück zu erinnern, was ihr allerdings kaum gelang. Sie kam nie weiter als bis zu einer Szene in der sie in ihre Wohnung rannte. War es am Tag des Unfalls gewesen? Früher? Sie steigerte sich da so sehr hinein, dass ihr Kopf davon zu schmerzen begann und ihr stumme Tränen der Verzweiflung übers Gesicht liefen. Die Hände zur Faust geballt drehte sie den Kopf weg von Jochen, wollte nicht dass er sie so sah.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.02.2007, 14:44


    Jochen wusste nicht, was er tun sollte. Er fühlte sich hilflos und wünschte sich nur noch, das Alex endlich zurück kommen würde. Der würde wissen, wie man Natalie in diesen Minuten beistehen konnte, aber er wusste es nicht. Hier war es das beste sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen, aber Jochen hatte doch bis heute seine Gefühle stets verborgen gehalten.

    Er schloss die Augen und lauschte, ob nicht endlich Schritte vor dem Zimmer zu hören waren. Nichts. Es blieb ruhig.
    Weder ein Arzt tauchte auf, noch Alex. Wo blieb er bloss? Jochen merkte, wie er zitterte und als er die Augen öffnete, blieb sein Blick wieder an Natalie hängen, die versuchte mit ihren eigenen Gefühlen klar zu kommen, indem sie sich vor ihm zurück zog. In diesem Moment war sie wie ein Spiegel für ihn, denn genauso hatte er es an diesem Abend oft genug gemacht.

    Jochen stand vom Stuhl auf und setzte sich zu Natalie auf das Bett, wollte ihr so näher sein. Mit dem Finger strich er sanft ihre Tränen von den Wangen und ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus.
    "Hey, nicht weinen, sonst setzt Alex mich sofort vor die Tür, wenn er sieht das ich nicht mal fähig bin, mich ein paar Minuten um dich zu kümmern."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.02.2007, 15:10


    Nervös trommelte Alex mit den Fingern gegen den Türstock und wartete nervös auf den Arzt, der sofort kommen wollte. Minute um Minute verging und er wurde immer genervter. Er wollte bei seiner Schwester sein, und nicht hier auf dem Flur stehen und dumm warten. Gerade als er sich dazu durchgerungen hatte noch einmal etwas zu der Schwester zu sagen sah er den Arzt den Gang entlang eilen. "Herr Karuhn? Ist Ihre Schwester wirklich aufgewacht?" Erleichtert blickte Alex den Arzt an und folgte ihm zurück zum Zimmer von Natalie. "Ja ist sie. Ach, und könnten Sie sich dann vielleicht meinen Bruder auch noch ansehen? Er hatte heute einen kleinen Zusammenstoß mit einem Auto und es ging ihm vorhin nicht so besonders."


    Zögerlich drehte sich Natalie zu ihrem Bruder zurück und sah ihn an. Wie kam es dass dieser auf einmal sich so um sie kümmerte? Etwa wegen dem Unfall oder hatte er doch eingesehen dass er Fehler gemacht hatte? Ihr Hals fühlte sich wieder besser an und sie versuchte abermals mit Jochen zu reden. "W ... was ... ist ... wir ... wirklich ... passiert? W ... was ... i ... i ... ist ... mit mir?", leise flüsterte sie die Fragen, erstmal weil es nicht lauter ging, und dann auch weil sie vor den Antworten schon Angst hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.02.2007, 09:38


    Jochen zögerte und wandte sich von Natalie ab, die deutlich seinen Blickkontakt suchte. Es war eindeutig zu früh, um Natalie zu sagen, was wirklich geschehen war und das ihre Verletzungen so schwer sind, dass sie ab jetzt auf einen Rollstuhl angewiesen war. Dieser Bericht wäre zu schrecklich für sie. Irgenwann musste sie es erfahren, aber nicht heute. Erst sollte sie sich wieder einigermaßen vom Koma erholen.

    "Du hattest schwere Kopfverletzungen und bist deshalb ins Koma gefallen, aber nun mach dir nicht so viele Gedanken, jetzt wo du wieder wach bist, wirst du sicher schnell gesund."
    Am liebsten hätte er sich geohrfeigt für diese Lüge, doch Alex hätte es in dieser Situation sicher nicht anderes gemacht. Oder vielleicht doch? Jochen konnte doch gar nicht beurteilen, was Alex gemacht hätte, so wenig wie er seinen Bruder wirklich kannte...
    Als Jochen Natalie wieder ansah, bemerkte er, wie sein Blick wieder leicht getrübt war und er spürte einen schwachen Schmerz, der von seinem Arm ausging.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.02.2007, 10:03


    Instintiv spürte Natalie, dass es nicht der ganzen Wahrheit entsprach was Jochen ihr erzählte, aber sie gab sich vorerst damit zufrieden. Die Wahrheit würde sie schon noch früh genug erfahren und so verdrängte sie sämtliche Gedanken an die Unfallfolgen. Immer und immer wieder blickte sie angestrengt zur Türe und hoffte Alex würde endlich mit dem Arzt zurück kommen. Abermals schloss sie die Augen und ließ sich die Ereignisse noch einmal durch den Kopf laufen.

    Natalie blieb auch immer noch so regungslos liegen als sie hörte wie die Tür aufging und wohl Alex und der Arzt hineinkamen. Die Schritte die auf sie zukamen ignorierte sie und drehte sich mit dem Kopf in die andere Richtung, wollte nichts hören und sehen. Dennoch drang die sanfte Stimme des Arztes leise zu ihr durch und sie gab doch nach. "Frau Karuhn? Wie gehts Ihnen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.02.2007, 10:15


    Jochen stand von Natalies Bett auf, um den Arzt Platz zu machen, der einen überprüfenden Blick auf die Geräte warf, bevor er eines nach dem anderen ausschaltete. Dieser Reaktion nach zu urteilen, schien die Überwachung von Natalies Gesundheitszustand nicht mehr notwendig zu sein.
    Erleichtert atmete Jochen auf und stellte sich neben Alex, der genauso interessiert, wie er selbst, das weitere Vorgehen des Arztes beobachtete. Ein leichtes Schwindelgefühl überkam Jochen, aber er verdrängtes es.
    "Alex, wir müssen reden, aber nicht hier. Lass uns kurz rausgehen", flüsterte er seinem Bruder zu und blickte ihn eindringlich an. Sie mussten sich darüber unterhalten, wie es mit Natalie weiter gehen sollte. Jochen wollte sich nicht mehr vor der Verantwortung drücken, aber er wusste auch nicht so recht, wie er sich nun verhalten sollte. Jetzt, wo endlich wieder die Chance da war, das auch er wieder zu einer Familie gehörte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.02.2007, 11:19


    "Hm. Willst du dich nicht zuerst untersuchen lassen Jochen? Du siehst so blass aus." Nur wiederwillig wollte Alex dem Wunsch von Jochen nachgehen. Ihm wäre es lieber gewesen dieser hätte sich zuerst untersuchen lassen, aber Alex spürte die Dringlichkeit in seiner Stimme und gab nach. Langsam gingen sie aus dem Zimmer hinaus und ließen sich auf die Stühle davor sinken. Jetzt wo er saß merkte er zum wiederholten Male die Müdigkeit in seinen Gliedern und er wünschte er könnte einfach nur nach Hause und ins Bett. Verhalten musste er immer wieder gähnen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.02.2007, 11:24


    Jochen lehnte sich in dem Stuhl zurück und betrachtete Alex, der ebenfalls sehr mitgenommen aussah. Seit er Australien zurück gekehrt war, hatte er sicherlich noch keine Minute Zeit gehabt, sich zu entspannen und sich etwas Ruhe zu gönnen.

    "Eigentlich wollte ich jetzt von dir wissen, wie es weitergehen soll, jetzt wo Natalie wieder aufgewacht ist und ich versuchen werde mich zu bessern, aber ich glaube, für heute haben wir uns eindeutig schon genug Gedanken gemacht.
    Uns beiden würde sicherlich ein paar Stunden Schlaf gut tun. Dir wahrscheinlich noch mehr als mir."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.02.2007, 11:30


    "Naja, Schlaf ist jetzt nicht so wichtig, also für mich nicht. Die große Frage ist, ob wir es Natalie mitteilen müssen, dass sie nie wieder laufen kann oder ob es die Ärzte machen. Ich will irgendwie noch gar nicht an den Moment denken, auch nicht an die nächste Zeit. Wie soll das nur werden?"

    Verzweifelt legte er den Kopf in die Hände und versuchte seine Gefühle wieder etwas zu beruhigen, aber es gelang ihm nicht so recht. Er blickte wieder hoch und sah seinen Bruder an. Hatte dieser wirklich gesagt er wolle sich bessern? Diese Vorstellung trieb ihm Tränen in die Augen und er musste dazu noch leicht grinsen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.02.2007, 11:35


    "Wahrscheinlich ist das jetzt total bescheuert, das du das ausgerechnet von mir zu hören bekommst, aber gemeinsam werden wir das irgendwie schaffen, dessen bin ich mir sicher."

    Jochen sah das Grinsen auf Alex Gesicht und konnte es nicht so richtig deuten. An was dachte sein Bruder gerade? In dieser Situation war ihm persönlich, nicht zum lachen zumute.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.02.2007, 11:42


    "Nein Jochen, es nicht nicht bescheuert das von dir zu hören. Es freut mich sehr sogar, wenn ich noch an Situationen von vor ein paar Tagen denke oder gar heute Abend. Ja, gemeinsam können wir das vielleicht schaffen, nein, wir werden das schaffen. Und jetzt lass uns da nochmal reingehen und dann ab nach Hause ins Bett, bevor ich hier noch umfalle."

    Er gab das deutliche Signal zum Aufbruch und während Jochen bereits hinein ging, wechselte Alex noch ein paar Worte mit dem Arzt.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.02.2007, 11:49


    "Soweit ich feststellen konnte, ist der Gesundheitsverlauf ihrer Schwester genau so, wie wir ihn uns bei jedem Koma-Patienten erhoffen. Sie ist nun noch etwas mitgenommen, aber das wird sich in den nächsten Tagen sicherlich geben. Auch die Kopfverletzungen werden sicherlich gut verheilen, wie ich das zu diesem Zeitpunkt feststellen konnte", verkündete der Arzt Alex seine Ergebnisse der kurzen Untersuchung.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.02.2007, 11:58


    "Vielen Dank für alles schon mal." Irgendwie hatte Alex das Gefühl seine Dankbarkeit an irgendjemanden auslassen zu müssen, und wenn es nur der Arzt ihrer Schwester war. Sie wechselten noch ein paar Worte, ehe sich Alex von ihm verabschiedete und auch zu Natalie und Jochen ins Zimmer ging. Langsam setzte er sich auf die andere Seite von Natalie und sah sie zuerst schweigend an. Irgendwann raffte er sich dann auf und begann sich von ihr zu verabschieden.

    "Geht das wenn wir dich jetzt wieder alleine lassen Natalie? Ruh dich wieder aus, damit du noch schneller wieder hier raus kommst, ja?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.02.2007, 12:05


    Natalie nickte nur schwach und wollte am liebsten Alex mit ausdrucksstarker Stimme erklären, dass das schon in Ordnung wäre, doch sie war noch immer zu erschöpft und schaffte es inzwischen kaum noch, ihre Augen offen zu halten.
    So beschloss Jochen, das es wohl besser war, sie würden ohne großen Abschied verschwinden. Das signalisierte er auch Alex mit seinen Blicken und drückte noch einmal sanft Natalies Hand, bevor er zur Tür ging und sie aufhielt, damit auch Alex seinem Beispiel folgte.

    "Sag mal, Bruderherz, könnte ich heute Nacht mit zu dir kommen. Ich habe keine große Lust auf meine kleine, einsame Wohnung." Es war für Jochen eine große Überwindung diese Frage zu stellen, als sie auf dem Gang standen, doch es entsprach nun mal der Wahrheit und die wollte er nicht länger überspielen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.02.2007, 12:20


    "Mit zu mir?", erstaunt blickte Alex seinen kleinen Bruder an. Als er dessen enttäuschtes Gesicht sah redete er schnell weiter: "Ja sicher kannst du bei mir schlafen. Kein Thema. Wirklich nicht Jochen. Brauchst du davor noch irgendetwas oder können wir gleich los?" Gemeinsam gingen sie richtung Ausgang und blieben dann draußen in der kalten Nachtluft noch stehen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 09.02.2007, 14:39


    Erleichtert konnte Jochen feststellen, das in der kühlen Nachtluft das Schwindelgefühl etwas nachließ. Der Arzt hatte ihn nicht untersucht, aber das erschien ihm auch nicht als wichtig. Die Reaktionen seines Körpers hatten sicherlich nur damit zu tun, das er vollkommen übermüdet war und seit dem Zusammentreffen mit Alex unter ständiger Anspannung stand.
    Jochen blickte Alex glücklich an. "Ich bin nur noch froh, wenn ich mich jetzt dann hin legen kann und wenn es auf dem Fußboden ist. Nur mein Auto werde ich wohl hier lassen müssen, denn ich fühle mich momentan nicht wohl dabei, mit einem verletzten Arm zu fahren."

    Es war eine komplett neue Situation für sie und Jochen fiel es absolut nicht leicht, so zu tun, als wäre es das einfachste der Welt, das er seinen Bruder darum bat, heute Nacht bei ihm übernachten zu dürfen. Ja, es war das einfachste auf der Welt, aber nun mal nicht für ihn.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 09.02.2007, 17:48


    "Nein, ich würde dich auch nicht mehr fahren lassen. Komm, steig schon ein." Während Jochen ihm erklärt hatte auch schon mit einem Fußboden zufrieden zu sein waren sie gemeinsam zu Alex' Auto gegangen. Siedenheis fiel Alex bei der Bemerkung von Jochen über seinen Arm, wieder ein, dass er ihn ja eigentlich hatte untersuchen lassen wollen. Er biss sich auf die Zunge um einen Kommentar oder etwas ähnliches hinunter zu schlucken. Darauf wäre Jochen sicher nicht erpicht gewesen. So setzte er sich schweigend hinters Steuer und fuhr los.

    Bei sich zu Hause angekommen parkte er den Wagen gekonnt in der schmalen Garage und sperrte die Haustüre auf. Müde ließ er den Schlüssel auf die Komode fallen, stellte die Schuhe achtlos in die Ecke und tapste wie benommen ins Wohnzimmer. "Wo willst du schlafen Jochen? Hätte drei Zimmer zur Auswahl, Bennis Zimmer, das Gästezimmer, oder die andere Hälfte des Ehebetts", lachend drehte er sich zu seinem Bruder um und bot ihm sämtliche Zimmer an, die ihm einfielen und in die er Jochen reinlassen würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 10.02.2007, 09:51


    Jochen war Alex ins Wohnzimmer gefolgt und hatte sich sofort auf das Sofa fallen lassen, da er das Gefühl hatte, keine Sekunde länger, sich auf den Beinen halten zu können. Sein Kreislauf spielte erneut verrückt und sein Arm schmerzte höllisch, aber er würde Alex nicht auch noch um eine Schmerztablette bitten.
    "Mach dir wegen mir bitte keine Umstände. Gib mir einfach eine Decke und ich mache es mir hier auf dem Sofa bequem", erklärte Jochen und beobachtete Alex. Sein Bruder sah glücklich aus, was wohl daran lag, das Natalie aus dem Koma aufgewacht war. Diese Ungewissheit, ob und wann sie aufwachen würde hatte endlich ein Ende und auch Jochen machte das glücklich, doch zu viele Gedanken geisterten in seinem Kopf, als das er diese Glück ganz zulassen konnte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 10.02.2007, 14:57


    "Mit deinem Arm solltest du aber vielleicht doch besser in einem Bett schlafen ", gab Alex zu bedenken. Ganz wohl war ihm bei den Gedanken nicht mit einem verletzen Arm auf dem unbequemen Sofa schlafen zu müssen. "Es macht mir wirklich nichts aus Jochen. Echt nicht." Durch wiederholtes Beteuern versuchte er seinen Bruder umzustimmen und ihn dazu zu bringen die Gefühle zu zu lassen. Er selbst war auch voll von Emotionen und wusste nicht wie er sie nach außen kehren sollte, aber er versuchte sich das nicht anmerken zu lassen. Plötzlich fiel ihm wieder ein, dass er noch Astrid hätte anrufen sollen, aber ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er sie jetzt wohl auch aufwecken würde und das wollte er ja nun doch nicht und so verschob er das ganze auf den nächsten Morgen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 10.02.2007, 15:03


    Was sollte er darauf jetzt sagen? Weiterhin darauf bestehen, das er auf dem Sofa schlief oder nachgeben? Jochen entschied sich für Letzteres.
    "Okay Bruderherz, überredet, aber nur wenn du dir das jetzt wirklich noch antun willst. Du musst nämlich wirklich nicht."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 10.02.2007, 15:06


    "Red nicht lang rum, wenn ich es nicht ernst gemeint hätte, hätte ich nichts gesagt. Und nun komm, lass uns schlafen gehen, ich fall sonst noch die Treppen hoch." Fast schon hektisch drängte er Jochen dazu auch endlich mit hoch zu kommen, dass er ins Bett gehen konnte. Für Tage mit 48 Stunden war er einfach zu alt geworden und das ließ ihn sein Körper jetzt nur zu deutlich spüren. Im Schlafzimmer angekommen, zog er rasch einen Schlafanzug für Jochen aus dem Schrank und suchte sich selbst seine Sachen zusammen. "Hier, falls du anziehen willst, ist aber kein Designer-Schlafanzug."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.02.2007, 16:58


    Jochens schlechtes Gewissen, das Alex sich so rührend um ihn kümmert, obwohl er das nicht verdient hatte, bei seinem vorausgegangenen Verhalten, wurde immer größer, da sein Körper jedoch auch nur noch nach Ruhe und Schlaf verlangte, unterließ er es Alex weiterhin zu wiedersprechen.

    Kaum lagen Alex und Jochen in den Betten, fielen ihnen auch schon die Augen zu und die Anstrengung forderte ihren Tribut.

    Von Schmerzen geplagt wachte Jochen bei den ersten Sonnenstrahlen des Morgens auf und da er erst wenige Stunden geschlafen hatte, fiel es ihm zunächst schwer zu erkennen, wo er eigentlich war. Müde fuhr er sich über die Augen und setzte sich im Bett auf. Noch leicht benommen, stellte er fest, das wohl nicht alleine der Schmerz in seinem Arm der Grund gewesen ist, warum er aufgewacht war, sondern auch das schrille Klingeln des Telefons.
    Alex schlief noch tief und fest und so stand Jochen leise auf, um ans Telefon zu gehen. Sollte etwas mit Natalie passiert sein? Ein ungutes Gefühl überkam ihn...

    "Jochen Karuhn", meldete er sich und vernahm sofort eine Frauenstimme, die äußerst aufgeregt klang. Es war Astrid.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.02.2007, 17:59


    "Jochen? Bist du das wirklich? Um Gottes Willen was ist passiert? Was ist mit Alex?", völlig erschrocken, dass Alex' Bruder an das Telefon gegangen war ließ sie sich ersteinmal auf die Treppe sinken, neben der das Telefon stand. Die verduzten Blicke der anderen ignorierte sie einfach und wartete auf Jochens Antwort. Was war in Hamburg nur passiert? Zuerst rief ihr Mann nicht wieder an, so wie er es versprochen hatte und dann ging auch noch Jochen ans Telefon. Irgendetwas konnte doch da nicht stimmen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.02.2007, 18:08


    "Mein Bruderherz schläft noch, denn wir sind gestern oder besser gesagt heute, erst ziemlich spät aus dem Krankenhaus gekommen."
    Jochen lehnte sich gegen die Wand und musste sich sehr auf Astrids Worte konzentrieren, so müde war er noch. Ein Grinsen breitete sich jedoch auf seinem Gesicht aus, als ihm richtig bewusst wurde, das er in Alex Haus stand und mit dessen Frau telefonierte, als wäre es durchaus nichts ungewöhnliches. Es schien so, als wäre es nicht so, das er sich lange Zeit mit Alex gestritten hatte und nun eine Chance bekam, zu zeigen, das er sich auch anderes verhalten konnte, sondern es war viel eher so, als wäre er lange Zeit im Urlaub gewesen, weit weg, ohne Kontakt zu seiner Familie und wäre nun zurück gekehrt.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 11.02.2007, 18:15


    "Aus dem Krankenhaus? Was ist passiert? Alex war gestern schon so komisch am Telefon. Ist ihm was passiert? Ist dir was passiert? Nun red doch endlich Jochen, bitte!" Astrid brüllte fast in das Telefon, so aufgeregt und angespannt war sie. Da saß sie nun am anderen Ende der Welt, wusste von nichts und konnte auch nichts tun, als darauf zu warten was Jochen alles sagen würde. Nervös stand sie wieder von der Treppe auf und ging nach oben in das Schlafzimmer. Aber auch dort konnte sie nicht ruhig sitzen, sondern tigerte die ganze Zeit auf und ab.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 12.02.2007, 09:36


    "Hey Astrid, mach dir bitte keine Sorgen, Alex und auch mir geht es gut, bis eben auf die Tatsache, dass wir total übermüdet sind. Gestern Abend hat uns das Krankenhaus noch angerufen und uns darum gebeten, sofort noch zu kommen, da die Möglichkeit bestand, das Natalie aus dem Koma aufwacht. Wir sind natürlich sofort aufgebrochen und Natalie ist tatsächlich aufgewacht und sie ist zwar noch sehr schwach, aber der Arzt meinte, das würde sich in den nächsten Tagen rasch geben."
    Jochen musste ein Gähnen unterdrücken und er hoffte er konnte Astrid einigermaßen beruhigen und sie davon überzeugen, dass in Hamburg wirklich alles in bester Ordnung war.

    "Soll ich Alex für dich wecken, damit du dich selbst davon überzeugen kannst, das es ihm gut geht?", hackte er nach, als Astrid nicht sofort antwortete.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 15.02.2007, 11:34


    "Nein, nein Jochen, nicht nötig, ich glaube dir das schon", erleichtert rann ihr eine vereinzelte Träne über das Gesicht und sie ließ sich auf das Bett sinken. Glücklich grinsend lag sie nun da und unterhielt sich noch ein wenig mit dem Bruder ihres Mannes, ehe sie wieder aufhörte, denn die Gespräche waren auch nicht gerade die billigsten.

    "Richte Alex einen lieben Gruß von mir aus, sag ihm, dass ich ihn vermisse. Und Jochen? Richtet Natalie auch einen herzlichen Gruß von uns allen aus. Wir sind ja bald wieder zurück in Hamburg. Und entschuldige noch mal die Störung, ich wollte dich nicht aufwecken."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 15.02.2007, 21:33


    "Nein, keine Sorge Astrid, du hast mich nicht aufgeweckt. Viel eher... Ihr habt bei euch zu hause, nicht zufällig irgendwo Schmerztabletten?", erkundigte sich Jochen zögerlich.
    Die Schmerzen in seinem Arm schienen einfach nicht nachzulassen und so würde er wohl nicht eher zur Ruhe kommen, bis er eine Tablette oder auch zwei geschluckt hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 15.02.2007, 21:39


    "Schmerztabletten? Ja, warte lass mich überlegen. Geh mal in die Küche. In dem Schrank über der Mikrowelle ist eine ganze Schachtel mit diversen Medikamenten, da dürfte was drin sein. Wieso du die brauchst frag ich lieber gar nicht, aber bediene dich ruhig." Im Hintergrund hörte sie wie Jochen langsam in die Küche ging und besagten Schrank öffnete. "Hast du was gefunden? Wenn nicht dürften im Badschrank auch noch welche liegen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 15.02.2007, 21:50


    "Hm, ja danke, ich habe welche gefunden. Ich hatte gestern Abend noch eine kleine Begegnung mit dem Außenspiegel eines Autos, als ich vollkommen unüberlegt, über die Straße gegangen bin", begann Jochen zu erzäheln, während er sich eine Flasche Wasser und gleich zwei Tabletten aus der Verpackung nahm. "Und da wir Karuhns uns doch irgendwie ähnlich sind, ließ es mein Dickkopf natürlich nicht zu, dass ich mich von einem Arzt, geschweige denn nur von Alex behandeln lasse."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 17.02.2007, 11:15


    "Wie hätte es auch anders sein können", bei dem Gedanken daran, wie sich die beiden verhassten Brüder wohl benommen hatten, musste sie doch lachen und der Vorsatz wieder zum telefonieren aufzuhören war rasch in den Hintergrund gedrängt worden. Dafür war sie einfach zu neugierig, und schließlich wollte sie wissen was zu Hause alles vorgefallen war. "Du bist dir sicher, dass es nichts schlimmeres ist? Jochen, wenn doch solltest du das anschauen lassen. Ich kenn mich doch mit euch Karuhnschen Dickköpfen aus!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 17.02.2007, 11:20


    "Ich bin zwar kein Arzt, aber ich denke, das wird höchstens ein blauer Fleck", versuchte Jochen die Situation herunter zu spielen. Die Flasche Wasser nahm er sich mit ins Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages erhellten den Raum und müde schloss Jochen die Augen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 17.02.2007, 11:29


    Dass irgendwann das Telefon geklingelt hatte, sein Bruder daraufhin aufgestanden war, hatte Alex nicht mitbekommen und wunderte sich nun, wo sein Bruder hin verschwunden war. Sollte er einfach so wieder abgehauen sein? Rasch schlug Alex die Bettdecke zurück, blickte erstmal zum Fenster hinaus und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Langsam tappte er zur Tür und wollte sich gerade auf den Weg zum Bad machen, als er von unten Jochens Stimme hörte. Führte sein Bruder Selbstgespräche? Nein, also das konnte er sich ja doch nicht vorstellen, aber von Neugier getrieben machte er sich auf den Weg nach unten.

    Blinzelnd weil der Raum so hell durchleuchtet war blieb er im Türrahmen stehen und sah Jochen auf dem Sofa sitzen und telefonieren. Sich erstmal ruhig verhaltend beobachtete er die ganze Situation.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 17.02.2007, 11:33


    Für Jochen war es ein komisches Gefühl, dass es da auf einmal Menschen gab, die sich Sorgen um ihn machten und so wusste er auch nicht wirklich, wie er auf Astrids Vorschlag, doch einen Arzt aufzusuchen, regaieren sollte.

    "Wenn es nicht besser werden sollte, kann ich mich ja heute Nachmittag immer noch untersuchen lasssen, wenn wir bei Natalie im Krankenhaus vorbeischauen, aber vorerst sollten die Schmerztabletten genügen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 17.02.2007, 16:28


    "Ja mach das Jochen. Aber bevor mein lieber Mann jetzt doch noch aufwacht, und dich mit mir telefonierend vor findet, sollten wir vielleicht doch lieber wieder aufhören. Aber grüß ihn ganz lieb von mir, ja?"

    Steffi und Jasmin waren schon mehrmals ins Schlafzimmer gekommen und hatten immer wieder nach ihr gesehen, denn dass ihre Mutter mitten in der Nacht so lange telefonierte kam ihnen seltsam vor, und Astrid wollte es den beiden erklären. Verträumt und doch irgendwie müde blieb sie auf dem Bett liegen, und wünschte, sie hätte doch mit Alex telefonieren können, aber sie kannte ihren Mann und wusste wie sauer dieser wurde, wenn man ihn nach so einem Flug und so einer Nacht aufwecken würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 17.02.2007, 19:56


    "Ja, das werde ich auf jeden Fall machen und Danke für deine Hilfe."
    Ein Grinsen breitete sich über Jochens Gesicht aus, als er auflegte und das Telefon auf den Wohnzimmertisch ablegte.
    Mit einem leisen Seufzer lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Wie hatte er es nur selbst zulassen können, dass er all die Jahre nichts von seiner Familie wissen wollte, wo es doch so ein schönes Gefühl war, dass es jemanden gab, der für einen da war? Jetzt würde sich alles ändern, dessen war er sich sicher. Er wollte beweisen, das er es verdient hatte, eine zweite Chance zu bekommen.

    Ein leichter Schmerz durchfuhr Jochens Arm, doch er wiederstand dem Drang, noch eine Schmerztablette zu nehmen. Diese wollte er sich lieber für einen späteren Zeitpunkt aufheben, wenn der Schmerz wieder größer wurde.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.02.2007, 11:08


    Leise löste sich Alex von seinem Türrahmen und tappte langsam richtung Küche, ließ seinen Bruder dabei aber nicht aus den Augen. Mit wem hatte dieser nur telefoniert, dass er danach so ein breites Grinsen auf den Lippen hatte? Während er langsam vor sich hin schlurfte murmelte er nur ein leises 'Morgen' und setzte erstmal eine Kanne starken Kaffee auf. Als die Maschine sich dann mit einem leisen Gurgeln in Bewegung setzte ging er schon allein durch den Gedanken an Kaffee ein Stück wacher zurück zu Jochen ins Wohnzimmer und ließ sich immer noch wortfaul aufs Sofa fallen. Er fühlte sich über Nacht um zehn Jahre gealtert, und schwor sich solch einen Marathon-Tag nicht zu wiederholen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.02.2007, 10:02


    "Morgen Alex. Ich hab dich gar nicht kommen hören. Hab dich doch hoffentlich nicht geweckt, oder?"
    Jochen war leicht erschrocken, als sein Bruder plötzlich im Wohnzimmer auftauchte und sich auf das Sofa fallen ließ. Seine Blicke wanderten zum Wohnzimmertisch, wo wüst verbreitet, der Inhalt der Medikamentenschachtel, das Telefon, die Wasserflasche und ein halbleeres Glas standen. Na toll, eigentlich hatte er vorgehabt, zumindest die Schmerztabletten wieder verschwinden zu lassen, damit Alex nichts von seinen Schmerzen mitbekam.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.02.2007, 10:11


    "Nein, konnte eh nicht mehr schlafen", murmelte er immer noch verschlafen und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. Fast unbemerkt ließ er seinen Blick über den kleinen Wohnzimmertisch schweifen und merkte dann an Jochens Gesicht, dass er das ganze eigentlich hatte verschwinden lassen wollen. "Hoffentlich hast du in der Küche bei deiner Suche nach Schmerztabletten nicht auch so eine Unordnung hinterlassen." Trotz der Müdigkeit, die nur sehr langsam aus seinen Gliedern wich war er schon wieder zu Scherzen aufgelegt und ein Grinsen umspielte seine Lippen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.02.2007, 10:23


    Jochen sah Alex Lächeln und war erleichtert.
    "Nein, keine Sorge, ich habe sofort gefunden, was ich gesucht habe und wenn du nicht so verschlafen wärst, hättest du das bei deinem Gang in die Küche auch feststellen können." Die beiden Brüder zogen sich gegenseitig auf, aber der Ton war ein anderer und dieser machte schließlich die Musik.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.02.2007, 10:34


    "Na dann ist ja gut, sonst hättest du das gleich wieder aufräumen können. Und wenn du mir jetzt noch verrätst ob du dich heute im Krankenhaus mal untersuchen lässt und mit welcher Geliebten von dir du da gerade telefoniert hast, gebe ich auch schon wieder Frieden und versuche ein essbares Frühstück auf den Tisch zu bekommen."

    Alex' Grinsen wurde immer breiter und er genoss die Sonnenstrahlen die durchs Fenster hinein fielen. Schon zu lange hatte er nicht mehr so mit seinem Bruder scherzen und sich unterhalten können.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.02.2007, 10:48


    "Soll das hier ein Verhör werden? Nein, warte, das läuft auf Erpressung hinaus. Nur wenn ich dir sage, was du hören willst, bekomm ich ein Frühstück", lachte Jochen und lehnte sich wieder entspannt zurück.
    Beobachtete seinen Bruder amüsiert und grinste schelmisch bei dem Gedanken, wie Alex wohl reagieren würde, wenn er erfuhr, das sein kleiner Bruder soeben mit Astrid telefoniert hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.02.2007, 10:56


    "Ja, genau so hatte ich mir das gedacht, und ich gebe auch nicht nach, ehe ich alles weiß. Also, wer? Naja werde sie ja eh nicht kennen." Lachend stand Alex auf und ging langsam Richtung Küche. Während dessen neckte er Jochen weiter und hoffte bald die Antwort zu bekommen, denn sein Magen begann schon zu knurren und konnte das Frühstück kaum abwarten.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.02.2007, 11:07


    Jochen folgte seinem Bruder und begann bei der Gelegenheit, auch gleich mal für Ordnung zu sorgen.
    "Oh doch, du kennst sie, sogar sehr gut, würde ich mal so behaupten." Erwiederte er und sein Grinsen wurde breiter.

    "Und was die Untersuchung im Krankenhaus betrifft, glaube ich, könnte ich mich doch dazu überreden lassen, denn anscheinend ist das nicht nur ein blauer Fleck."
    Mit gemischten Gefühlen tastete Jochen vorsichtig seinen Arm ab und verzog schmerzhaft das Gesicht. Die Schmerztabletten schienen nicht zu helfen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.02.2007, 11:23


    "Gut, dann wissen wir ja wo wir heute im Krankenhaus als erstes hingehen. Aber schön dass du das auch endlich mal einsiehst."

    Während er den Kaffeefilter entsorgte und in die zwei Tassen die schwarze Brühe eingoss grübelte er weiter, was Jochen mit seinen Aussagen meinte.

    "Also, bitte, mit wem hast du telefoniert? Komm, ich reiß dir schon nicht den Kopf ab."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.02.2007, 11:37


    Jochen nahm sich eine der Kaffeetassen und holte sich aus dem Kühlschrank die Milch, bevor er sich am Tisch nieder ließ und dabei genau darauf achtete, dass er seinen verletzten Arm nicht mehr bewegte, als nötig.

    "Darum will ich auch stark bitten, dass du mir nicht den Kopf abreißt, denn ansonsten würde dein Vorraten an Schmerztabletten nämlich nicht ausreichen." Jochen nahm einen vorsichtigen Schluck von seinem Kaffee und blickte Alex grinsend an.
    "Und wo bleibt jetzt bitte der Rest vom Frühstück. Ich habe Hunger." Er kam sich vor, wie ein kleines trotziges Kind, doch die Rolle gefiel ihm und es machte ihm Spaß, nicht den ernsten, bösen Bruder miemen zu müssen.

    "Ach ja, schöne Grüße aus Australien."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.02.2007, 11:48


    "Ja ja, ich mach ja schon", in einem gespielt genervtem Ton begann er im Kühlschrank nach Wurst und Käse zu suchen, und wurde auch bald fündig. Schnell hatte er das ganze auf einen Teller gelegt und vor Jochen den Tisch gedeckt.

    "So, tut mir leid, mehr hab ich nicht im Haus." Leise seufzend ließ er sich Jochen gegenüber nieder und beschränkte sich weiterhin auf seinen Kaffee. "Stop, was hast du da gesagt? Grüße aus Australien? Mit wem hast du telefoniert?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.02.2007, 13:43


    "Mit wem ich telefoniert habe? Wie kannst du nur so fragen. Natürlich mit dem australischen Parlament. Wer sonst sollte um diese Uhrzeit auf die Idee kommen, mit mir telefonieren zu wollen?!"
    Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen richtete sich Jochen sein Frühstück und betrachtete Alex aus den Augenwinklen.
    "Hast du gar keinen Hunger?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.02.2007, 13:47


    "Hunger? Ne ich weiß auch nicht. Irgendwie nicht. Was weiß denn das australische Parlament neues?" Die schwarze Brühe in seiner Tasse beobachtend gab er Jochen die Antwort, stellte dafür aber genauso viele Fragen. Was war nun auf einmal mit ihm los? Kein Hunger und Kopfschmerzen waren für ihn etwas sehr außergewöhnliches. Aber er schob die Gedanken schnell in den Hintergrund und schob es auf den mangelnden Schlaf.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.02.2007, 13:57


    "Na ja, nicht viel. Das australische Parlament wollte hautpsächlich wissen, ob bei uns in Hamburg alles in Ordnung ist oder ob wir uns bereits die Köpfe eingeschlagen haben. Ich konnte sie natürlich beruhigen und mitteilen, dass wir beide uns ausgesprochen und vertragen haben. Ich soll dir auch ganz liebe Grüße von Astrid ausrichten und sie ist sichtlich froh zu hören, dass alles in Ordnung ist."
    Genüsslich biss Jochen von seiner Semmel ab und musterte seinen Bruder. Alex sah noch immer müde und mitgenommen aus.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.02.2007, 14:13


    Die Antwort dass Astrid angerufen hatte fuhr im durch alle Glieder. Ihm war schon klar warum sie angerufen hatte, schließlich hatte er ihr versprochen zurück zu rufen. Das war in dem ganzen Trubel um Jochen und Natalie untergegangen. Hoffentlich war sie ihm nicht böse. "Was hat sie alles gesagt? War sie sauer, dass ich sie gestern vergessen habe?"

    Langsam griff er nach einer Semmel und schmierte sich nun doch etwas drauf. Essen musste er, es half alles nichts, und vielleicht würde das ja seine Laune und den Grad der Wachheit wieder steigern.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.02.2007, 14:25


    "Nein sauer war sie nicht. Sie hat sich nur Sorgen gemacht, warum du dich nicht mehr gemeldet hast. Kein Wunder, schließlich wusste sie ja, dass ich bei dir war. Und wie sie mich bei meinem ersten Besuch bei euch kennen gelernt hat, muss sie ja wirklich einen tollen Eindruck von mir haben."
    Beruhigt sah Jochen zu, wie Alex jetzt nun doch damit begann zu Frühstücken.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.02.2007, 14:34


    "Ja, hätte mir nicht passieren dürfen. Ich kann nicht einfach meine Frau vergessen. Aber nun gut, jetzt brauch ich da auch nicht anrufen, schließlich haben die jetzt mitten in der Nacht."

    Nachdenklich begann er seine Semmel zu essen, trank unmengen Kaffee dazu und wurde langsam wieder ausstehlicher, was sich sogar an seinen Gesichtszügen festmachen ließ.

    "Und was stellen wir beide heute alles an?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.02.2007, 14:40


    Bei dieser Frage wurde Jochen nachdenklich. Noch vor ein paar Stunden hätte er genau gewusst, was er an diesem Tag anstellen wollte, aber inzwischen, waren diese Pläne in den Hintergrund gerückt.
    Er wollte gar nicht daran denken, dass er eigentlich in einer Woche seinen Umzug nach Frankreich getätigt haben wollte.

    "Musst du heute gar nicht arbeiten?" Jochen vermied es seinen Bruder anzusehen und spielte, dem Schein nach äußerst gelangweilt, mit seinem Messer.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.02.2007, 14:46


    "Nein, offiziell bin ich noch im Urlaub in Australien und ich habe mich in Hohn auch noch nicht wieder zurück gemeldet. Es weiß also keiner dass ich wieder hier bin."

    Nachdem er fertig gegessen hatte und auch Jochen den Eindruck erweckte satt zu sein stand er auf und begann wortlos das Geschirr und die Lebensmittel weg zu räumen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.02.2007, 14:56


    Jochen war, während Alex den Tisch abgeräumt hatte, schnell hinaus gegangen, um sein Handy zu holen und musste feststellen, dass ihm einige wichtige Anrufe seines Chef entgangen waren.
    Dies verwunderte ihn nicht groß, denn schließlich arbeitete er gerade an einem wichtigen Auftrag, welcher fertig werden musste.

    Nachdenklich kehrte er wieder in die Küche zurück und ließ sich am Tisch nieder, ohne die Augen von seinem Handy abzuwenden.
    "Wollen wir Natalie später einen kurzen Besuch abstatten?", fragte er beiläufig und hatte vollkommen vergessen, dass es Besuch bei ihrer Schwester längst feststand, da er sich ja im Krankenhaus untersuchen lassen wollte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 19.02.2007, 15:03


    "Wie? Sicher, du wolltest dich ja auch noch untersuchen lassen. Schon vergessen?" Erstaunt war Alex herumgefahren und sah seinen Bruder an. Jochen saß nachdenklich da und starrte wie gebannt auf sein Handy. Sollte schon wieder etwas passiert sein, oder handelte es sich 'nur' um die Arbeit seines Bruders? "Was ist los Jochen? Stimmt was nicht?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.02.2007, 15:13


    Schon hatte er die Worte 'Nein, alles okay' auf den Lippen, als er fast reflexartig den Kopf schüttelte und Alex ansah. "Nicht wirklich, mein Chef macht Streß, wegen dem super wichtigen Auftrag, den ich momentan bearbeite. Gestern hat er ständig versucht mich zu erreichen und ich kann mir jetzt schon ausmalen, wie er reagiert, wenn ich ihn jetzt anrufe und ihm erzähle, dass er den Auftrag wohl selbst übernehmen kann, denn mit meinem lädierten Arm, bringe ich keine einzige technische Zeichnung auf's Papier."

    Jochen seufzte und stieß sein Handy von sich weg, so das es über den ganzen Tisch schlitterte und knapp vor der Tischkante liegen blieb. Er wusste nicht, wie er seiner Wut anders Ausdruck verleihen konnte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.02.2007, 09:27


    "Hm, ich würde dir gerne helfen Jochen, aber ich glaube das kann ich leider nicht. Meinst du wirklich, dein Chef wird dir den Kopf abreissen? Er sieht doch dass es nicht geht."

    Mehr schlecht als recht versuchter er Jochen klar zu machen, dass das für ihn nicht den Weltuntergang bedeuten sollte, aber er wusste genau, dass es einem solchen nahe kam. Solche Situationen kannte er schließlich von sich selbst nur zu gut und er wusste wie er immer reagierte einmal nicht fliegen zu können.

    "Ruf ihn an deinen Chef, je eher er es weiß, desto besser. Und Chefs können ruhig auch mal etwas arbeiten. Ich geh in der Zeit mal eben Duschen und mich anziehen, dass wir danach dann zu Natalie können."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.02.2007, 10:19


    "Nein, den Kopf wird er mir wohl nicht abreißen...", begann Jochen nachdenklich.
    'Aber er wird mir dazu raten, meinen Umzug sofort über die Bühne zu bringen, damit, wenn mein Arm wieder in Ordnung ist, ich in Frankreich gleich an die Arbeit gehen kann', vervollständigte er in Gedanken. Sein Handy mit bösen Blicken fixiert, überlegte er, welche Lösung besser war. Den Anruf hinaus zögern und die Wut seines Chefs um ein vielfaches steigern oder das ganze gleich hinter sich bringen.

    Leise seufzned lehnte sich Jochen zurück und schloss die Augen. Warum musste immer alles so kompliziert sein?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.02.2007, 11:17


    Alex warf nur noch einen kurzen Blick auf Jochen, ehe er nach oben ging. Er hätte jetzt gerne die Fähigkeit gehabt die richtigen Worte zu treffen, aber er war sich sicher das nicht zu schaffen. Konnte er Jochen jetzt überhaupt helfen? Wenn ja, wie sollte er es machen? Sie waren sich all die Jahre doch etwas fremd geworden und das konnte auch eine Nacht unter gemeinsamen Dach nicht so schnell ändern. Nachdenklich ging er ins Schlafzimmer und holte sich rasch frische Klamotten und ging dann unter die Dusche. Die ganzen Gedanken ließen ihn nicht mehr los.

    Als er kurze Zeit später wieder hinunter ging sah er Jochen bereits am Fenster stehen. Ob er schon telefoniert hatte oder nicht konnte er nicht sagen. "Hast du die Hinrichtung schon überstanden oder kommt sie erst noch?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.02.2007, 14:53


    "Wie die Hinrichtung?" Verwunderte drehte sich Jochen zu seinem Bruder um. "Achso. Nein, die Hinrichtung wurde nicht vollzogen, aber ich werde dich leider nicht mit ins Krankenhaus begleiten können, da ich den Auftrag bis morgen vormittag fertig haben muss, ansonsten..." Er ließ den Satz unvollendet und spielte mit dem Handy in seiner Hand.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.02.2007, 15:02


    "Jochen! Nichts 'ansonsten', du musst deinen Arm untersuchen lassen. Zumindest das solltest du tun, Natalie kannst du auch wann anders besuchen. So schnell wird sie da nicht rauskommen. Bitte Jochen!" Erschrocken redete Alex auf seinen Bruder ein und hoffte er würde diesmal wirklich so wie versprochen mit ins Krankenhaus gehen, auch wenn es nur zur Untersuchung wäre. Er kannte zwar den Dickkopf seines Bruders, aber er wollte einfach nicht zu lassen, dass der Arm noch schlimmer würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.02.2007, 15:15


    "Ich weiß, dass ich es dir vorhin versprochen habe, dass ich meinen Arm untersuchen lasse und wahrscheinlich wäre es auch besser so, aber der Arzt wird mich krankschreiben und das kann ich mir heute noch nicht erlauben. Ich muss diesen Auftrag bis morgen fertig bekommen."

    Jochen wich Alex Blicken aus und wollte ihm nicht sagen, warum es auch für ihn so wichtig war, dass dieser Auftrag bis morgen fertig war.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.02.2007, 15:30


    "Wenn es nur um ein Versprechen ginge oder um mich. Aber, gut, ich sehs ein, nein, ich versuche nicht dich noch länger zu irgendwas zu überreden, bist schließlich erwachsen. Du wirst schon wissen was du tust Jochen. Ich halt mich da raus. Aber darf ich Natalie wenigstens einen schönen Gruß von dir ausrichten?"

    Alex konnte seinen Bruder nur schwer verstehen, was diesen plötzlichen Sinneswandel hervorgerufen hatte, bemühte sich aber sich damit zufrieden zu geben was dieser ihm erzählte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.02.2007, 15:39


    "Ja mach das bitte und sag ihr, dass ich sie morgen auf jeden Fall besuchen komme, nach dem Termin bei meinem Chef."
    Benommen blickte Jochen auf den Boden und überlegte sich, ob er Alex sagen sollte, dass er aus einzig und alleine dem Grund seinen Auftrag beenden musste, damit sein Chef ihm seine Kündigung akzeptierte? Nur so konnte er verhindern, dass er nach Frankreich musste, wo er schon längst nicht mehr hin wollte. Jetzt, wo er endlich wieder eine Familie in Hamburg hatte.

    "Alex, ich..." Jochen stockte und wusste nicht wie er weiter reden sollte. Vielleicht war es seinem Bruder ja gar nicht recht, dass er in Hamburg blieb und nicht nach Frankreich verschwand?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.02.2007, 16:02


    Alex' Gedanken kreisten immer um drei Sachen herum. Da dachte er immer wieder an seine Frau in Australien, mit der Jochen telefoniert hatte, als wäre zwischen den Brüdern nie etwas vorgefallen, dann an ihre Schwester und die Sorge wie diese wohl die Nachricht über die lebenslange Behinderung auffassen würde. Ob er es ihr beibringen muss oder ob es einer der Ärzte schon getan hatte. Und dann kam er wieder bei Jochen an. Was wollte ihm dieser sagen? Was war wirklich los, dass er den Auftrag fertig bekommen musste? Es konnte doch nicht einfach nur wegen einem wütenden Chef sein.

    "Jochen, was steckt wirklich dahinter? Warum musst du den Auftrag fertig haben?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 21.02.2007, 16:14


    Diese direkten Fragen machten es Jochen nicht gerade leichter, seinem Bruder die Wahrheit zu sagen. Schließlich würde es doch dann fast so aussehen, als wollte er sich ihnen aufdrängen und das nach all den Jahren, wo er Alex keines Blickes gewürdigt hatte.

    "Nur wenn ich den Auftrag bis morgen fertig habe, habe ich die Möglichkeit, meinem Chef den Berufswechsel nach Frankreich zu kündigen. Das waren seine Bedingungen und die möchte ich erfüllen, auch wenn ich damit einiges an Schmerzen in Kauf nehmen muss", kam schließlich leise die Antwort über seine Lippen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.02.2007, 17:01


    "Du willst nicht mehr nach Frankreich? Mensch, ich weiß gar nicht was ich sagen soll ...", sprudelte es mit einem Mal aus Alex heraus. Nicht böse oder enttäuscht, sondern ehrlich erleichtert und glücklich darüber. "Entschuldige bitte, dass ich hier so euphorisch bin, aber wenn ich noch an deine Worte von vor ein paar Wochen denke. Wieso kommen wir zwei erst jetzt zur Einsicht die Vergangenheit ruhen zu lassen? Das hätten wir alles schon viel früher haben können." Alex wurde immer fröhlicher, je mehr er sagte und wollte gar nicht mehr aufhören, bis ihm die Wirkung seiner Worte bewusst wurde. "Also ich meine, ist es für dich nicht ein sehr großer Verlust nicht nach Frankreich zu gehen und auf eine einmalige Karriere zu verzichten? Das muss doch dein Traum gewesen sein. Jochen, du kannst ruhig gehen, wir kommen hier schon klar. Ich will nicht, dass du dich für irgendetwas opferst."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 23.02.2007, 10:21


    "Der Traum von einer Karriere in Frankreich, als Super-Architekt, war genauso, wie meine Agressionen, meine Wut und meine Gleichgültigkeit, eine Mauer, die verbergen sollte, was ich wirklich will. Ein so gutes Schutzschild sogar, dass ich mir selbst nicht bewusst war, was ich wirklich will. Nicht bis zu diesem Moment, als ich mit Astrid telefoniert habe."

    Jochen schwieg und setzte sich wieder an den Tisch. Vergrub sein Gesicht zwischen seinen Händen. Die plötzlichen auf ihn hereinstürzenden Veränderungen zerrten an seinen Nerven, doch er war glücklich, dass es diese Veränderungen gab.

    "Der einzige Traum, den ich immer erfüllt haben wollte, aber nie bekommen habe, war der Traum von einer glücklichen Familie, zu der ich auch gehöre.
    Irgendwann hat dieser Traum Risse bekommen und ich habe aufgehört zu Träumen, weil ich einfach keine Chance gesehen habe, dass ich ihn mir irgendwann erfüllen kann. Doch jetzt..."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 24.02.2007, 21:02


    Langsam ging Alex auf seinen Bruder zu und legte ihm die Hand auf die Schulter, um ihm zu zeigen, dass sie die Streits untereinander wirklich begraben konnten und dass er sich freute, ihn hier behalten zu können. "Hey, Kopf hoch Bruder, das Leben geht weiter. Wir drei wir fangen einfach noch einmal von vorne an, und ich glaube wenn wir so weiter machen wie gestern und heute, dann bekommen wir das auch hin. Und das mit deinem Chef, der bekommt sich auch wieder ein. Da lieferst du ihm einfach ne tolle Arbeit ab und dann soll er leise sein. Und mit Natalie, das bekommen wir auch hin."

    Während er so auf Jochen einredete kam er sich selbst schon fast wie ein Beschwörer vor, und wollte sich eigentlich nicht den großen Bruder heraushängen lassen, aber er konnte die Worte einfach nicht mehr zurückhalten. Zu sehr hatte er sich Frieden mit Jochen doch gewünscht.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.02.2007, 09:19


    "Danke Bruderherz." Jochen hob seinen Kopf und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. "Jetzt weiß ich auch wieder, was ich an dir immer am meisten gehasst habe. Bei dir überkommt einen immer das Gefühl, dass du einen ganz genau kennst, so gut man sich auch verstellt, und stets die passenden Worte zur Aufmunterung bereit hast. Nur Alex... ab sofort werde ich damit leben können, denn ist ein verdammt gutes Gefühl."

    Ja, es konnte alles gut werden und war nicht der schwerste Schritt von allen bereits getan, indem sich die beiden Brüder versöhnt hatten? Nach so langer Zeit des Streites?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 07.03.2007, 09:53


    Nachdenklich setzte sich Alex ebenfalls wieder an den Tisch und die Eile von vorhin schob er in den Hintergrund. Jetzt zählte nicht wer als erstes bei Natalie war, sondern dass sie weiter ohne Streit miteinander auskommen. Die Worte von Jochen hallten dumpf in seinem Kopf nach und warf die Frage auf ob es denn wirklich so schlimm mit ihm war und er den anderen Leuten immer das Gefühl vermittelte sie zu verstehen? Aber wenn Jochen es als schön bezeichnete konnte er doch gar nicht so schlimm sein, oder doch? "Ich kann mir ja Mühe geben nicht immer so verständnisvoll zu sein", grinsend versuchte er seinem Bruder kontra zu geben und das ganze wieder vom Ernsten ins Lustige zu ziehen. Ernst würde es später bei Natalie noch früh genug werden.

    *****

    Zögerlich öffnete Natalie die Augen und versuchte das Geräusch im Zimmer zuzuordnen. Nachdem sich ihre Augen langsam an die Helligkeit gewöhnt hatten erkannte sie den Arzt, der auch am Vortag schon dagewesen war. Ohne ihm zu zeigen dass sie wach war beobachtete sie ihn wie er langsam den Rollo hochzog und augenblicklich das ganze Zimmer von Sonne durchflutet war. Der Arzt blieb noch länger im Fenster stehen und blickte nach draußen.

    Vorsichtig hob Natalie die Arme und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. Die ganzen Kabel und Schläuche waren bis auf einen verschwunden und auch der Verband am Kopf war abgenommen worden. Die Hoffnung bald wieder hier rausgehen zu können zauberte ihr ein kleines Lächeln auf die Lippen und sie versuchte sich etwas aufzurichten. Nach einigen Versuchen war es ihr einigermaßen gelungen und sie lehnte sich erschöpft zurück. Ganz fit schien sie doch noch nicht zu sein, so wie sie das eben angestrengt hatte.

    Als sie dann wieder zum Fenster blickte bemerkte sie, dass sich der Arzt umgedreht hatte und sie nachdenklich beobachtete. Wie lange er wohl schon so dastand? Der Gedanke daran, dass er sie dabei beobachtet hatte wie sie mühevoll versucht hatte sich aufzurichten, gefiel ihr gar nicht. Sie hasste es bei etwas beobachtet oder gar angestarrt zu werden. Aber wieso sagte er immer noch nichts, sondern blickte nur noch nachdenklicher drein? "Was ist mit mir los? Nun sagen Sie schon, was an meinem Zustand bereitet Ihnen Kopfzerbrechen?", mit leiser Stimme, aber sehr bestimmten Tonfall sprach sie ihn direkt an und hoffte auf eine ehrliche und klare Antwort.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 11.03.2007, 15:43


    Mit einem vollkommen undeutbaren Gesichtsaudruck zog sich der Arzt rasch den Besucherstuhl an Natalies Bett und ließ sich darauf nieder.

    In gewissen Situationen mussten Ärzte nicht nur Mediziner sein, sondern manchmal auch Psychologen und noch viel mehr Menschen. Menschen, die ihren Patienten nicht in Fachsprache ihre Diagnose verkündeten, sondern die sich vorher fragten, ob der Patient schon soweit war, als das er die Diagnose verkaften konnte. Selst wenn man sie ihm nach so einfühlsam vermittelte.
    Natalie Karuhn war eine Patientin, die sich wohl nicht lange an das Bett fesseln ließ, sondern viel eher jede Chance ergriff, um so schnell wie möglich gesund zu werden, das war dem Arzt klar geworden, doch genau daies machte die Situation noch viel schwieriger.
    Besonders Patienten, die stets optimistisch ihrem Leben gegenüber gestanden waren, traf eine alles verändernde Diagnose viel härter und ließ sie in ein tiefes schwarzes Loch fallen. Sie wollten nicht auf Hilfe angewiesen sein. Schon alleine der Gedanke war für sie unerträglich.

    Aus diesem Grund, hatte der Arzt längst eine Entscheidung gefällt und beschlossen, zunächst die Informationen über die irreperablen Schäden der Wirbelsäule, zurück zu halten. Natalie Karuhn sollte sich zunächst von ihrer Kopfverletzung und dem daraus folgenden Koma erholen. Da sie das Bett momentan eigenständig sowieso nicht verlassen konnte, ließ sich die Diagnose noch leicht verschweigen.

    "Ich muss sagen Frau Karuhn, es ist erstaunlich, wie schnell sie sich von den Wirkungen des Komas erholen", erklärte der Arzt zufrieden und ein sanftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Keine Antwort auf ihre Fragen, sondern eine positive Aufmunterung.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.03.2007, 15:02


    Natalie grinste den Arzt schief an und überlegte mit ihrer Antwort kaum. "Tja, Unkraut vergeht nicht. Nein, ich fühle mich auch wirklich schon viel besser als gestern. Wann darf ich aufstehen?" Sie wollte oder konnte sich nicht von den nichts sagenden Worten des Arztes ablenken lassen. Zu sehr war sie es gewohnt ihren Kopf durch zu setzen. Sie wollte auch diesmal gewinnen. Und wenn sie es nicht aus dem Arzt herausbrächte - bei ihrem Bruder würde sie es dann schon irgendwie schaffen. Zumindest hoffte sie das in dem Moment. Die Kopfschmerzen nahmen langsam wieder zu und signalisierten ihr, dass sie doch noch etwas Geduld haben musste. Ob sie nun wollte oder nicht. Langsam lehnte sie sich wieder zurück und schloss für einen kurzen Augenblick die Augen, öffnete sie aber rasch wieder und sah den Arzt erwartungsvoll an.

    Aber als dieser nach wie vor schwieg schweiften ihre Gedanken abermals ab und sie rief sich die Szene der vergangenen Nacht ins Gedächtnis. Hatten sich Jochen und Alex tatsächlich wieder vertragen? Zu lange hatten die beiden mit allen Mitteln gegeneinander angekämpft. Immer wieder war es zu hässlichen Szenen gekommen. Egal ob es vor ihrem Vater gewesen war, oder irgendwo anders. Ohne Rücksicht auf alle anderen hatten sie sich die schlimmsten Sachen an den Kopf geworfen und keiner hatte einsehen wollen, dass er nicht komplett recht hatte. Wer war zuerst über seinen Schatten gesprungen?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.03.2007, 15:28


    "Ein bisschen gedulden müssen Sie sich auf jeden Fall noch, bis sie aufstehen können und das soll nicht nur ein gutgemeinter Rat sein, sondern ich bestehe darauf, das Sie nicht selbständig irgendetwas versuchen. Zwar sieht es so aus, als hätten Sie sich wirklich sehr schnell, von den Nachwirkungen erholt, doch der Schein kann auch trügen und Sie wollen doch sicher kein Risiko eingehen und noch länger im Krankenhaus verweilen?"
    Die Stimme des Arztes war wieder ernster geworden und er versuchte so viel Überzeugungskraft, wie möglich, zu vermitteln, um seine Patienten ja von eigenen Gehversuchen abzuhalten.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.03.2007, 15:52


    Natalie schwieg eine Weile und sah den Arzt nicht an. Dass sie hier untätig herumliegen musste, konnte sie jetzt schon nicht mehr leiden. Was sollte sie nur den ganzen Tag machen? Sie war es gewohnt den ganzen Tag auf den Beinen zu sein und erst spät am Abend zur Ruhe zu kommen. Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf und sie blickte entsetzt zu dem Arzt. "Wie lange war ich im Koma? Und was ist mit meinem Fahrschüler? Ist er auch verletzt? Wie geht es ihm?" Nervös fingerte sie an der Bettdecke herum und rief sich die Fahrstunde mit Thomas ins Gedächtnis. An den Unfall selbst konnte sie sich nicht erinnern. Was war nur passiert?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.03.2007, 16:01


    "Der Junge, der mit Ihnen im Auto saß, wurde ebenfalls verletzt, doch wir konnten ihn bereits wieder entlassen, da eine stationäre Behandlung nicht mehr von Nöten war. Er wird auf jeden Fall wieder ganz gesund werden."

    Der Arzt machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr und dabei musterte er seine Patientin genau, um feststellen zu können, wie sie seine Informationen aufnahm und darauf reagierte. Eine Antworten wollte er jedoch nicht hinaus zögern.

    "Nach ihrer Einlieferung sind Sie sofort ins Koma gefallen, aufgrund ihrer schweren Kopfverletzungen, die Sie bei dem Unfall davon getragen haben. Sie werden sich an den Unfallhergang wahrscheinlich nicht erinnern können, was jedoch nur noch eine Sache der Zeit sein wird.
    Insgesamt lagen Sie eine Woche im Koma."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 14.03.2007, 19:53


    "Eine Woche? Hm, ja das könnte noch klappen. Wissen Sie, wenn ich hier, sagen wir mal noch eine Woche bleiben muss, und das ist das maximalste was geht, dann kann ich alle meine Fahrschüler auf die Prüfung vorbereiten", plapperte Natalie munter drauf los, und war sich sicher, dass es nach ihrer Planung klappen könnte. Bis jetzt war so ziemlich alles immer nach ihrem Kopf gelaufen, also warum nicht auch diesmal?

    Gerade als der Arzt zu einer weiteren Antwort ansetzen wollte, klopfte es an der Türe und Alex steckte seinen Kopf ins Zimmer hinein. Sofort breitete sich auf Natalies Gesichte in Grinsen aus und sie bedeutete Alex sich hin zu setzen. "Na Alex, was treibt dich hierher?" Seine Anwesenheit hatte bei ihr immer gute Laune hervorgerufen. Zu gut verstand sie sich mit ihm, egal was vorgefallen war. Er als großer Bruder war einfach immer für sie dagewesen, egal was auch war.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 15.03.2007, 21:22


    Gerade als Alex Natalie begrüßen wollte, kam ihm der Arzt zuvor. Schnell hatte dieser sich von seinem Stuhl erhoben und sah den Piloten an: „Herr Karuhn, könnte ich Sie bitte für einen Moment unter vier Augen sprechen?“ Sein Blick war eindringlich, keinen Widerspruch zulassend. „Es wäre wirklich wichtig.“

    Dem Arzt war bewusst, dass er dem Bruder seiner Patientin davon unterrichten musste, dass Natalie Karuhn noch nichts von ihrem tatsächlichen Gesundheitszustand wusste und die sofortige Übermittlung einen Rückfall bedeuten konnte.
    „Keine Sorge, Ihr Bruder wird gleich wieder bei Ihnen sein und was die Aufenthaltszeit bei uns betrifft, Frau Karuhn, kann ich nicht Ihnen nicht versprechen, das diese sich auf eine Woche beschränken lässt“, wandte er sich rasch wieder an Natalie, als er ihren beunruhigten Blick wahrgenommen hatte.
    „Aber je weniger Stress Sie sich in dieser Sache selbst machen, desto zuversichtlicher bin ich, das Sie bald wieder fit sind.“
    Der Arzt schenkte Natalie noch ein aufmunterndes Lächeln und ging dann zur Tür, um sie für Alex aufzuhalten.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 15.03.2007, 21:29


    Unsicher war Alex wieder zum Zimmer hinausgegangen und hatte noch einen flüchtigen Blick auf Natalie geworfen. Sonderlich schlecht schien es ihr nicht zu gehen, folglich konnte sie noch gar nichts von der Schwere der Verletzung wissen. Kaum hatte der Arzt die Tür hinter sich geschlossen bestürmte ihn Alex auch schon mit Fragen. "Wie genau gehts Natalie? Wieviel weiß sie schon?" Nervös spielte er mit den Schlüsseln in seiner Hand herum und wartete auf eine Antwort. Aber je länger der Arzt wartete, desto nervöser wurde er.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 15.03.2007, 21:34


    "Ihre Schwester weiß noch nichts von den irreperablen Schäden an der Wirbelsäule", sagte der Arzt frei heraus und sah bereits an Alex Blick, das dieser dies bereits vermutet hat.
    "Ich habe mich heute länger mit ihr unterhalten und musste feststellen, dass diese Diagnose sie wohl in eine schwere Depression stürzen würde, was zum jetzigen Stand des Heilungsprozesse nicht sehr förderlich wäre. Ganz ihm Gegenteil. Es könnte zu schwerwiegenden Komplikationen kommen und deshalb wollte ich Sie auch darum bitte, momentan noch nichts zu erwähnen. Ich weiß, das ist keine leichte Anforderung, die ich da an Sie stelle, doch es ist nur zum Besten ihrer Schwester."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 16.03.2007, 08:04


    Nachdenklich gab Alex dem Arzt durch ein Nicken zu verstehen, dass er sein möglichstes tun werde und den Standpunkt verstehen konnte. Aber würde es für Natalie nicht noch viel schlimmer werden, wenn man ihr hier heile Welt vorspielte und sie ihre Hoffnung daran fest machte? "Ich werde mein bestes versuchen und ihr nichts sagen. Aber die Depression wird bei ihr später auch noch kommen, das kann ich Ihnen fast schon versprechen." Etwas schief grinsend, was aber mehr als eine Grimasse aussah verabschiedete sich Alex von dem Arzt und ging wieder hinein zu Natalie.

    In ihrem Zimmer ließ er sich auf dem Stuhl nieder, wo zuvor auch schon der Arzt gesessen hatte und griff nach ihrer Hand. Anfangs versuchte er ihr in die Augen zu sehen, damit sie nicht sofort merkte, dass er etwas zu verschweigen hatte. Aber es war so schwer, sie direkt anzusehen und nicht die Wahrheit sagen zu können. Jochen würde das besser können. Er hatte den Leuten schon immer etwas vorspielen können. Er versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen, er musste es. Die Wahrheit war jetzt, einen Tag nach dem Koma zu hart für sie. "Wie gehts dir?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 07.04.2007, 10:05


    Natalie musterte ihren Bruder genau. Was hatte der Arzt ihm so wichtiges sagen müssen, dass er das nicht vor ihr auch hätte tun können? Sie war sich sicher, irgendetwas wurde ihr hier verheimlicht und das sprach eindeutig dafür, das es keine guten Nachrichten sein konnten.

    "Ich fühle mich noch recht mitgenommen, aber der Arzt meinte das hängt noch mit dem Koma zusammen." Keine Sekunde wandte sie ihre Augen von Alex ab. Kam sofort eine Antwort, oder musste er sich eine zurecht legen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 07.04.2007, 10:14


    "Du bekommst bestimmt wieder schnell auf die Höhe und dann läuft alles wieder so wie du dir das vorstellst." Dieser Satz war eine glatte Lüge, das wurde Alex sofort bewusst, als er ihn begonnen hatte. Aber was sollte er ihr jetzt schon sagen? Er hatte dem Arzt sein Versprechen gegeben nichts zu sagen. Aber über was sollte er jetzt mit ihr reden? Belanglose Sachen? Welche? "Brauchst du irgendwelche persönlichen Sachen? Der Arzt meinte, dass du noch nicht so schnell hier raus darfst. Soll ich dir irgendetwas bringen? Ach und Natalie, ich soll dir noch einen ganz lieben Gruß von Jochen ausrichten."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 07.04.2007, 10:21


    Vorsichtig und behutsam richtete sich Natalie auf und sah ihren Bruder verwundert an. Einen schönen Gruß von Jochen? Also hatte sie sich nach ihrem Aufwachen doch nicht getäuscht, als sie geglaubt hatte, ihre beiden Brüder gesehen zu haben.
    "Alex, was ist den letzten Tagen passiert? Zwischen dir und Jochen?" Natalie wusste nichts über die Veränderungen, doch sie spürte das zwischen ihren Brüdern etwas passiert war, was die gesamte Situation verändert hatte. Nie hätte Alex sonst, einen Gruß von Jochen an sie weiter gegeben.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 07.04.2007, 10:29


    Einen kurzen Moment lang hatte Alex überlegt ihr aufzuhelfen, es dann aber doch nicht gemacht, da sie sonst nur noch misstrauischer geworden wäre und angsichts ihres entschlossenen Blickes hätte sie seine Hilfe auch nicht angenommen, dessen war er sich sicher. "Wir hatten mal wieder einen erbärmlichen Streit nach dem du den Unfall hattest und im Koma lagst. Lange Zeit war nicht klar, ob du jemals wieder daraus aufwachen würdest und wenn doch wie es dir danach ginge. Naja du kennst uns ja, wir haben uns mal wieder angebrüllt und gezofft ohne Ende. Wenn meine Kollegen mich manchmal nicht zurückgehalten hätten wäre es wohl noch schlimmer gekommen. Erst nachdem mich der Anruf des Krankenhauses in Australien erreicht hatte und wir gemeinsam bei dir waren haben wir uns langsam wieder auf eine normale Ebene begeben und wieder vernünftig miteinander geredet. Ja, wir haben uns wieder vertragen. Eigentlich haben wir das wieder mal nur dir zu verdanken, Natalie."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 12.04.2007, 21:49


    "Mir? Oh nein Alex, das glaubst du vielleicht, aber denk mal an die vielen Jahre zurück, in denen ich versucht habe, euch Dickköpfe dazu zu bringen, zumindest ein paar freundliche Worte bei Familienfeiern miteinander zu wechseln. Ihr habt beide stets auf stur geschalten, wenn nur der Name des jeweils anderen fiel. Hättet ihr nicht selbst eingesehen, wie sinnlos das ganze ist, hätte ich auch nichts dagegen tun könne. Schwerverletzte Schwester hin. Schwerverletzte Schwester her."
    Erschöpft ließ sich Natalie wieder zurück in die Kissen sinken, denn die energischen Worte hatten sie extrem angestrengt. So fit, wie sie hoffte zu sein, war sie wohl einfach noch nicht.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.04.2007, 07:05


    "Ja wahrscheinlich hast du auch wieder Recht. Aber egal wie wir das jetzt sehen, wir haben uns wieder vertragen, oder sind auf dem besten Weg dazu. Und du Schwesterchen, reg dich bitte nicht über uns auf. Das tut deiner Genesung nämlich gar nicht gut und du willst doch auch so schnell wie möglich wieder fit werden." Besorgt betrachtete Alex seine Schwester und hoffte der Arzt würde endlich erlauben ihr die Wahrheit zu sagen. Noch länger hielt er es nicht aus, ihr Hoffnungen zu machen und sie zu belügen. Es war einfach unfair ihr gegenüber, wo sie doch immer ehrlich war, egal in welcher Situation. "Weißt du was, ruh dich einfach aus, schlaf ein wenig und ich schau morgen nochmal bei dir vorbei. Für heute habe ich dich schon genug genervt."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.04.2007, 08:52


    Natalie griff nach der Hand ihres Bruders und sah ihn an. Die Sicherheit, mit der sie glaubte, sagen zu können, das er ihr etwas verheimlichte, wurde immer stärker. Sie ermahnte sich jedoch, nicht nachzufragen. Vielleicht hatte es einen guten Grund, warum ihr Alex etwas verschwieg.
    "Kann ich morgen mit meinen beiden Brüdern rechnen? Ich habe Jochen schon so lange nicht mehr gesehen. Unseren kleinen, sturen Bruder, der von seiner Familie nichts wissen möchte."
    Die Nachricht, das endlich wieder Frieden herrschte zwischen den beiden, ließ Natalie vorerst alles vergessen, was sie Alex noch fragen wollte. Es war plötzlich nicht mehr so wichtig.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.04.2007, 08:56


    "Also mit mir wirst du morgen auf jeden Fall rechnen müssen, und Jochen. Ja, ich kann ja mal mit ihm reden, aber etwas Zeit für sein Schwesterchen sollte er schon aufbringen können" grinsend blickte er sie wieder an und löste sich dann langsam von ihr. Die Müdigkeit die ihre Augen ausstrahlten war ihm Anweisung genug wieder zu gehen. Ihre Kräfte würde sie morgen noch genug brauchen, da wollte er sie heute nicht auch noch länger anstrengen als nötig. "Stell mir bis morgen ja keinen Mist an. Immer schön brav im Bett bleiben und schlafen, klar Natalie?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.04.2007, 09:04


    "Da werden die Ärzte schon ein Auge darauf haben, das ich brav im Bett liegen bleibe und nicht auf den Gängen spazieren gehe. Und ganz fit bin ich auch noch nicht, ansonsten würde mich hier nämlich nichts mehr halten, hätte längst meine Sachen gepackt und würde mich von dir nach hause bringen lassen." Auch ihre Stimme wurde immer schwächer und müde schloss Natalie die Augen. Ihr Köper wollte ihr einfach noch nicht gehorchen und Durchhaltevermögen zeigen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.04.2007, 09:09


    "Jetzt mach dir keinen Kopf mehr und schlaf ein bisschen, damit du morgen fit bist wenn Jochen kommt. Hey, du kommst schon wieder in Ordnung." Rasch ging er nochmal zu ihr zurück und drückte erneut ihre Hand, um ihr zu zeigen, dass er für sie da war und sie sich keine Gedanken machen brauchte. Mit einem letzen Blick auf das immer noch blasse Gesicht seiner Schwester ging er aus dem Zimmer hinaus und schloss leise die Tür. Tief durchatmend zog er wenig später die frische Luft vor dem Krankenhaus in sich auf und versuchte, sich den nächsten Tag schon vorzustellen, was ihm allerdings kaum gelang, zu sehr schnürte ihn der Gedanke an Natalie die Luft ab.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.04.2007, 09:54


    Schon in aller Früh hatten sie zu einem 'Search and Rescue'-Flug in die Harburger Berge ausrücken müssen. Laut einem Spaziergänger, sollte dort ein Gleitschirmflieger die Kontrolle über seinen Schirm verloren und in ein Waldstück gestürzt sein. Genaue Koordinaten hatte man Florian Hamburg nicht mitteilen können und so wurde nicht nur eine Suchmannschaft am Boden losgeschickt, sondern auch der SAR 71 alarmiert.
    Gefunden hatten sie niemanden und letzten Endes hatte sich dann auch heraus gestellt, dass der Gleitschirmflieger eine freie Wiese genützt hatte, um zu landen. Niemanden war also etwas passiert, und die Rettungsflieger hatten völlig umsonst auf ihr Frühstück verzichten müssen. Auf dem Heimflug allerdings, hatte BT Nico von oben einen Motorradunfall beobachtet. Dank der sofortigen Hilfe und einem schnellen Transport ins Krankenhaus würde der Biker wohl ohne Folgeschäden bald wieder auf sein Motorrad steigen können.

    Pilot Jens Blank lehnte sich gegen die geöffnete Tür des Cockpits und wartete ungeduldig auf sein Team. Schon wollte er sich seine Sonnenbrille aufsetzen, um seine Augen vor den frühen, aber dennoch starken Sonnenstrahlen zu schützen, als eine ihm bekannte Person das BwK verließ.
    Ungläubig schüttelte er seinen Kopf. Das konnte doch gar nicht sein. Hatte sein Hunger sich schon auf sein Sehvermögen ausgeschlagen oder litt er an Haluzinationen?
    "Alex?" Unsicher löste er sich vom Hubschrauber und ging auf die Person zu. Es war tatsächlich sein Kollege. "Was machst du denn hier? Ich dachte, du wärst in Australien?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.04.2007, 10:00


    "Moin Jens", froh seinen Kollegen hier zu sehen begrüßte Alex Jens. "Ja, eigentlich wollte ich ja auch in Australien sein, aber Natalie, also meine Schwester liegt hier und ist erst gestern aus dem Koma aufgewacht. Und das war nicht mit Urlaub vereinbar. Und ihr? Alles klar?"

    Alex tat es gut mit jemand anderes zu reden als mit seinen Geschwistern, vor allem weil er wusste, dass er mit Jens ganz anders darüber reden konnte als mit Jochen. Jens war ein Außenstehender, der das ganze objektiver sehen konnte als er selbst.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.04.2007, 10:07


    Genervt verdrehte Jens seine Augen. "Wir hatten heute bereits nen Fehlalarm und gerade eben haben wir nen verletzten Motorradfahrer her gebracht. Streß in aller Früh. Aber was soll's, immer noch besser, als in Hohn Übungsstunden zu absolvieren, nur damit das Fliegen nicht verlernt."
    Homann hatte bereits dafür gesorgt, das die Nachricht über den schweren Unfall mit Alex Schwester die Runde gemacht hatte. Wie hätte es auch anders sein sollen?! So wusste Jens bereits Bescheid, doch das wollte er gegenüber Alex nicht zugeben, schließlich hatte er andere Sorgen, als den redseligen Homann und die Tatsache, das dieser selbst so eine Nachricht rasch verbreiten musste.
    "Und wie geht es deiner Schwester jetzt?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.04.2007, 10:12


    Gemeinsam gingen sie langsam Richtung Rettungszentrum und Alex ertappte sich immer öfter dabei mit den Gedanken wo ganz anderes zu sein als bei dem Gespräch. "Naja, noch weiß sie nichts von ihrem Querschnitt, den sie erlitten hat. Das kommt erst morgen auf uns zu. Aber sonst ... es ist schwer zu sagen bei ihr. Körperlich ist sie immer noch angeschlagen, was auch kein Wunder ist, und ich befürchte fast, sie ahnt dass noch was ist, was wir ihr bis jetzt nicht gesagt haben." Niedergeschlagen sah Alex seinen Kollegen und Freund an. "Jens ich weiß nicht wie wir das schaffen sollen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.04.2007, 15:10


    Jens blieb stehen und sah seinen Freund an. Man merkte Alex deutlich an, wie sehr ihn die ganze Sache mitnahm und das war auch kein großes Wunder, doch trotz alledem musste Jens plötzlich grinsen.
    "Das man das von dir auch noch einmal zu hören bekommt, Herr Major! Bisher hieß es immer: 'Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll'." Rasch wurde der Pilot jedoch wieder ernst und sah Alex an.
    "Ich bin mir sicher gemeinsam schafft ihr das, auch wenn es für Natalie anfangs eine harte Zeit werden wird. Zwar kenne ich sie nicht, aber da sie ja ebenfalls zur Familie Karuhn gehört, könnte ich mir vorstellen, das sie versucht jegliche Hilfe abzulehnen und sich zurück zieht. Eine normale Reaktionen, die euch aber nicht abschrecken darf." Völlig vertieft in das Gespräch hatte Jens nicht realisiert, das Anneliese ja noch umgesetzt werden musste und wunderte sich, als er plötzlich Nicos laute Stimme vernahm.
    "Nur Mut Alex!" Aufmunternd klopfte er seinem Kollegen auf die Schulter, bevor er sich zu seinem BT umdrehte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.04.2007, 15:21


    "Ja, denke auch, dass das irgendwie zu schaffen sein wird. Und danke Jens." Auch Alex hatte sich umgedreht und angesichts Nicos Reaktion musste er doch lachen. Der Kollege war schon wieder außer sich und gestikulierte wild mit den Armen herum. "Keine Sorge Nico, ich entführ Jens schon nicht und fliege selbst." Langsam kam Nico nun doch zu ihnen herüber und schien sich wieder etwas beruhigt zu haben. "Das will ich auch hoffen Herr Major." "Nein nein, ich bin noch im Urlaub, zumindest nach dem Dienstplan." Die drei Flieger standen noch eine Weile beisammen und unterhielten sich über belangloses, bis sie vom Piepsen des DME aus ihren Gedanken hochgeschreckt wurden und sich sofort kurz von Alex verabschiedeten und zurück zum Heli liefen. Genau in dem Moment da die Rotoren mit voller Kraft liefen spürte Alex ein Vibrieren in der hinteren Hosentasche und er zog sein Handy hervor. Die Nummer von Katja in Australien kannte er auswendig und so versuchte er nur noch schnell etwas vom Startplatz wegzukommen und nahm ab. "Moin ihr Urlauber!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.04.2007, 15:38


    Die Kufen hatten sich vom Boden gelöst und der Hubschrauber flog direkt über Alex hinweg. Für ein Telefonat aus Australien äußerst ungünstig, doch die lauten Nebengeräusche schienen bemerkt worden zu sein und so antwortete man erst, als es leiser wurde.
    "Moin Dad. Wollte mal hören, wie es so in Hamburg läuft?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.04.2007, 15:54


    Es freute Alex die Stimme seines Sohnes zu hören und er machte sich wieder zurück zu seinem Wagen, an den er sich gemütlich hinlehnte. "Ja, geht ganz gut, alles bestens hier. Naja fast, aber egal. Und bei euch? Immer noch so heiß und sonnig?" Amüsiert hörte er, wie im Hintergrund Steffi wohl an Benni herumzerrte und auch telefonieren wollte, Benni sie aber nicht ließ. Gleichzeitig spürte er aber auch ein Stechen in der Brust. Zu gerne wäre er jetzt bei ihnen gewesen, ohne sich irgendwelche Gedanken machen zu müssen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.04.2007, 16:10


    "Heiß ist gar kein Ausdruck. Wollcke hat sich bereits nen ordentlichen Sonnenbrand zugezogen, obwohl ihn Mum extra noch gewarnt hat. Wer nicht hören will, muss fühlen!"
    Im Hintergrund vernahm man das beleidigte Gemurmel des Bordtechnikers und Benni musste schallend lachen. "Dein BT verkündet gerade, das er deswegen noch ne Woche Urlaub dran hängen muss, zur Erholung."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.04.2007, 16:17


    "Dann sag meinem BT mal, dass ich dafür sorgen werde, dass er diese Woche Urlaub nicht bekommt! Wollcke hatte dieses Jahr schon genügend Urlaub. Und ich gönn dem Sunnyboy auch mal nen Sonnenbrand, passt doch hervorragend zu ihm oder?", lachend antwortete Alex seinem Sohn und schaffte es sogar für die Dauer des Telefonats die Sorgen um Natalie zu vergessen. Zu gut tat es sich nicht mit den schrecklichen Gedanken abplagen zu müssen. "Sag mal, wie lange bleibt ihr eigentlich noch? Wir hatten uns den Termin für den Rücklfug doch offen gehalten. Muss ich doch wissen, um das Haus wieder auf Vordermann bringen zu können."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 18.04.2007, 16:24


    "Dem geht's wohl zu gut. Ich und schon genügend Urlaub", maulte Wollcke und versuchte sich auf dem Stuhl auszustrecken, so gut es eben ging, bei den vielen geröteten Hautstellen.
    Bennis Grinsen wurde noch breiter und für einen Moment hätte er beinahe vergessen, warum er Alex eigentlich angerufen hatte. Rasch wandte er sich aber nun der Szene ab und voll und ganz wieder dem Telefonat zu. Inzwischen hatte auch Steffi Frieden gegeben und hatte sich wieder nach draußen verzogen.
    "Das Haus auf Vordermann bringen, ist wirklich eine gute Idee, aber die Arbeit müssen wir uns wohl teilen. Die anderen wollen noch ne Woche bleiben und ich habe beschlossen morgen zu fliegen, da ich mir noch ein paar erholsame Tage in Hamburg gönnen möchte, bevor ich wieder in die Uni muss."
    "Männerhaushalt... Na das wird was geben", hörte man Jasmins kichernde Bemerkung. In Australien herrschte wirklich die beste Stimmung, doch keiner hatte vergessen, warum Alex nicht mehr bei ihnen sein konnte und jeder machte sich seine eigenen Gedanken.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 18.04.2007, 16:31


    "Sag denen doch mal sie sollen nicht so frech sein. Alle miteinander." Alex legte eine kurze Pause ein und versuchte sich die Szene in Australien vorzustellen. Es war nicht schwer. Wollcke würde wohl so schnell keinen Schritt mehr in die Sonne setzen, Jasmin und Oliver wären die ganze Zeit unauffindbar und die drei Damen hätten bestimmt auch ihr Vergnügen. "Du fliegst morgen schon? Ja ist okay. Wenn du mir noch sagst, wann du ungefähr in Hamburg ankommst kann ich dich vom Flughafen abholen. Und es ist ech lieb von dir, dass du Mitleid mit deinem alten Vater hast und ihm beim Haushalt helfen willst."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 23.04.2007, 19:42


    "Lass mich mal an das Telefon, ich glaub du täuscht ihm da gerade falsche Tatsachen vor. Bist du dir bewusst, das dies strafbar ist, Benjamin Talheim."
    Für einen kurzen Moment war es still, da Benni sich zu Jasmin gebeugt und ihr etwas ins Ohr geflüstert hatte. Die leise Verkündigung zeigte ihre Wirkung und schon verschwand Jasmin mit Oliver an der Hand aus dem Zimmer. Nicht jedoch, ohne Benni noch einmal kurz zuzuzwinkern.
    "Okay, hier bin ich wieder. Hatte hier gerade nur noch etwas zu klären." Benni konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und ging hinaus auf die Terasse, in der Hoffnung sich dort endlich einmal ruhig mit seinem Vater unterhalten zu können.
    "Mitleid ist wohl nicht der richtige Ausdruck, warum ich schon wieder zurück nach Hamburg komme, aber natürlich kannst du mit meiner Hilfe rechnen. Wäre es dir okay, wenn ich dir kurzfristig Bescheid gebe, wann ich ankome, denn die genauen Daten hab ich momentan nicht im Kopf und vielleicht nehme ich auch eine Maschine später."
    Das Meer glänzte wunderschön und obwohl es unzählige Meter entfernt war, glaubte Benni das Rauschen der Wellen hören zu können. Die Telefonverbindung war es nämlich nicht.
    "Ach und was ich dich noch fragen wollte. Muss ich mich au ein Zusammentreffen mit deinem Bruder einstellen? Astrid hat beiläufig etwas erwähnt, das sie wohl heute morgen mit Jochen telefoniert hat. Hat er sich im Stadtteil geirrt oder wie kommt er auf einmal zu der Idee, bei uns zu hause aufzukreuzen." Benni kannte Jochen nur aus Erzählungen von Astrid, Alex und vor allem Wollcke. Das hatte vorläufig genügt um sich eine Meinung zu bilden.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 26.04.2007, 20:35


    "Ich weiß nicht ob du Jochen über den Weg laufen wirst, aber es ist möglich. Wir haben uns die letzten Tage noch mal richtig gezofft, so wie man das von uns kennt, aber letztlich doch eingesehen, dass es uns auch nichts hilft. Ja Benni, ich weiß, die Erkenntnis kommt spät von mir, aber sei froh, dass sie noch gekommen ist", lachend stieß sich Alex wieder von seinem Wagen ab und begann auf dem Gehweg auf und ab zu laufen. Ununterbrochen dachte er über die letzten Tage nach. Wieso waren ihm und Jochen die Erkenntnis nur so spät gekommen? War Natalies Unfall wirklich nicht der Auslöser, so wie diese behauptete? Er kam mit seinen Gedanken auf keinen grünen Zweig, und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch mit Benni. "Sag mal, wie läufts sonst so bei euch? Mal abgesehen davon, dass Wollcke nen Sonnenbrand hat und du mit Jasmin irgendwelche geheimen Sachen ausheckst. Wie gehts Astrid?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.04.2007, 12:01


    "Wir alle wollten natürlich sofort den Urlaub abbrechen, vor allem Astrid, nachdem du dich gestern Abend nicht mehr gemeldet hast, doch ich konnte sie davon überzeugen, das dies auch nichts bringen würde. Schließlich können wir Natalie genauso wenig in Hamburg helfen, als hier in Australien. Es ist viel besser, wenn sie die anderen noch ein paar Tage Erholung gönnen. Streßig wird es danach sowieso wieder."
    Benni hörte, wie Katja im Haus zum Essen rief. Er musste grinsen. Ob Oliver und Jasmin schon zurück waren? Oder musste er ihnen vorsichtshalber eine SMS schicken...



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.04.2007, 14:38


    "Danke Benni, dass du ihr das ausgeredet hast, den Urlaub abzubrechen. Es reicht ja schließlich, wenn sich einer aus der Familie kaputt macht", lachend stellte er sich die Situation vor, wie Benni Astrid überreden musste doch noch zu bleiben. In Sachen Sturheit stand ihm seine Frau in nichts nach. Während sie noch weiter einfach zwangslos redeten hörte Alex im Hintergrund immer wieder Katja zum Essen rufen. "Sag mal, stimmt irgendwas nicht mit dir Benni? Sonst bist du doch immer der erste, der am Tisch sitzt wenn es ums Essen geht."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.04.2007, 14:44


    "Ähm...ja..."
    Auf frischer Tat, sozusagen ertappt, war Benni gerade dabei an Jasmin und Oliver eine SMS zu verschicken, welche ihnen mitteilte, das sie doch unverzüglich auftauchen sollten. Mit dem Handy in der Hand, dem Telefon am Ohr und immer wieder einen flüchtigen Blick in das Haus werfend, hatte Benni bisher verzichtet, zum Essen zu gehen, damit nicht auffiel, wer noch alles fehlte.
    Außerdem wollte er sich nicht von seiner Mutter anhören müssen, wie sie es fand, das er Oliver und Jasmin einige geheime Plätze gezeigt hatte, die nicht unbedingt ungefährlich zum erreichen war. Doch er konnte sich auf die beiden verlassen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.04.2007, 14:51


    "Was da nur wieder dahinter steckt ... naja, du wirst schon wissen was du anstellst Benni. Kann es vielleicht sein, dass es mit unserem Liebespärchen und deiner alten Leidenschaft zusammen hängt?" Alex konnte sich schon fast denken an was Benni gerade dachte und warum er noch nicht am Tisch saß. Zu oft waren Oliver, Jasmin und Benni zusammengesessen und hatten geheimnisvolle Sachen geflüstert. Bei einem kurzen Blick auf die Uhr stellte er fest, dass er schon fast eine Stunde mit seinem Sohn telefonierte, aber es hatte einfach zu gut getan und hatte ihn die für Katja anstehenden Telefonkosten vergessen lassen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.04.2007, 14:57


    "Erwähne davon bitte nichts gegenüber Mum, ansonsten kann ich mir vor meiner Abreise noch eine Strafpredigt abholen und Jasmin und Oliver stehen danach unter strengster Bewachung." Benni musste lachen und war sich sicher, das er sich auf seinen Vater verlassen konnte.
    "Ich hab den beiden auch nur sichere Plätze gezeigt und ich denke sowieso das Oliver kein weiteres Risiko eingehen wird, mit seinem verstauchten Fuß."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.04.2007, 15:26


    "Nein, keine Sorge, Katja erfährt nichts davon. Bleibt ein Geheimniss. Du pass auf, melde dich einfach wenn du angekommen bist und ich hol dich dann am Flughafen ab, ja? Und jetzt sieh zu, dass du noch was zu Essen bekommst und nicht verhungerst, ja?" Gut gelaunt sperrte Alex bereits den Wagen auf und ließ sich schon mal auf den Fahrersitz fallen ohne den Wagen zu starten. Während er so da saß überlegte er zum Wiederholten male wie es Natalie wohl in dem Moment ginge und ob sie schon einen Verdacht geschöpft hatte was ihren wirklichen Zustand betraf.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.04.2007, 15:35


    "Ich verhungern? Geht das überhaupt? Okay, dann also bis bald. Ach ja, ich soll dir noch einen schönen Gruß von allen ausrichten und Astrid will sich morgen noch mal bei dir melden, in der Hoffnung, nicht wieder mit Jochen telefonieren zu müssen."
    Benni sah zufrieden, wie Jasmin und Oliver sich dem Haus näherten und so machte er sich auch auf den Weg ins Esszimmer. Das gute Essen von seiner Mutter wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.04.2007, 15:42


    "Ja, richte allen auch nen lieben Gruß von mir aus. Ach und sag Astrid, sie soll lieber mal spät abend bei mir anrufen, oder mitten in der Nacht, denn vormittags will ich noch mal zu Natalie. Und da könnte ich mir vorstellen, dass sie mich rauswirft wenn sie die Nachricht bekommen hat. Also bin ich da dann zu Hause. Wir hören uns. Machs gut." Mit diesen letzten Worten legte er auf, warf das Handy achtlos auf den Beifahrersitz und startete den Wagen.

    Zu Hause angekommen riss er sämtliche Türen und Fenster auf und hoffte die Frische luft könnte seine Gedanken vertreiben. Aber immer wieder dachte er an seine Schwester und an Jochen. Irgenwann hielt er es nicht mehr zu Hause aus, ging ins Schlafzimmer und zog seine Laufklamotten an. Was er jetzt brauchte war ein langer anstrengender Lauf wo er sich nur auf sich selbst konzentrieren musste, nichts anderes.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 15.05.2007, 15:53


    Sein Handy auf dem gläsernen Wohnzimmer vibrierte schon eine geraume Zeit und näherte sich immer mehr der Tischkante, doch ihn interessierte es nicht. Wusste bereits wer versuchte ihn anzurufen und unter Zeitdruck setzen wollte.
    Noch immer saß Jochen an seinem Schreibtisch und überarbeitete bereits zum wiederholen Male seine technische Zeichnung, die er seinem Chef bis morgen abliefern musste, um den Auftrag mit einem reichen Immobilienhai abschließen zu können.
    Auf seinem Tisch herrschte, gegensätzlich zu seiner sonstigen Arbeitsführung, grenzenloses Chaos. Stifte, Lineale, Baupläne und viele kleine Notizzettel lagen dich neben Kaffeetasse, Kaffeekanne und zusammen geknüllter Krawatte. Auf dem Bildschirm des Computers ließ sich Jochen immer wieder die kleinsten Veränderungen bei seiner Planung darstellen, um Fehler zu vermeiden. Er war vertieft in seine Arbeit, wie selten zuvor. Und trotzdem wanderten seine Gedanken in den kurzen Pausen, die er sich gönnte, zu seiner Schwester. Hatte ihr Alex bereits gesagt, welches Schicksal der Autounfall herbei geführt hatte? Sicherlich. Warum sollte er es Natalie verschweigen, wo doch nichts mehr daran zu ändern war?

    Es war bereits später Nachmittag, als Jochen seine Arbeit abschließen konnte und genau in diesem Moment drängten sich die Schmerzen seines verletzten Armes wieder in sein Bewusstsein. Ein pochender Schmerz ließ ihn zurück zucken, als er seinen Ellenbogen vorsichtig berührte.
    „Sch***e“, entfuhr es ihm. „Vielleicht sollte ich doch auf mein Bruderherz hören und meinen Arm untersuchen lassen.“ Mit schmerzverzerrten Gesicht stand Jochen unschlüssig von seinem Stuhl auf. Nicht der Gedanke jetzt ins Krankenhaus zu fahren und sich dort untersuchen zu lassen, beunruhigte ihn, sondern viel eher die Unsicherheit, ob er seiner Untersuchung einen Besuch bei Natalie anschließen sollte.
    Es war, genauso wie bei Alex, Ewigkeiten her, das sie sich das letzte mal gesehen hatten. Alleine. Wie würde Natalie reagieren, wenn er unerwartet in ihrem Zimmer stand? Was hatte ihr Alex erzählt? Wollte sie ihn überhaupt erzählen?
    Nachdenklich griff Jochen nach seinem Handy. Ein Anruf in Abwesenheit. Wie vermutet, sein Chef. Innerhalb weniger Stunden hatte er seinen Neuanfang in Frankreich und seinen Beruf aufs Spiel gesetzt. Für Natalie. Für seine Familie. ES fehlte nun nur noch der letzte entscheidende Schritt, der Besuch bei seiner Schwester.

    ************
    „Es ist nichts gebrochen, aber Sie sollen Ihren Arm trotzdem für eine Weile schonen, Herr Karuhn.“ Rasch setzte der Arzt seine Unterschrift unter sein Untersuchungsprotokoll und blickte dann hoch. Jochen nickte zustimmend und verabschiedete sich mit einem kurzen Handschlag von dem jungen Arzt.
    Längst war er mit den Gedanken bei seiner Schwester und je näher er der Intensivstation kam, desto nervöser wurde er. Bekam gar nicht mehr mit, was die Krankenschwester ihm sagte, sondern ging schnell zur Tür von Natalies Zimmer und öffnete sie dann aber doch vorsichtig.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 16.05.2007, 12:27


    Nachdem Alex gegangen war wollte sie zunächst zwar noch über das Nachdenken was er ihr verheimlicht hatte, aber schon das kurze Gespräch war ihr zu anstrengend gewesen und sie schlief kurze Zeit später wieder ein. Wenige Stunden später wachte sie aus einem sehr unruhigen Schlaf schweißgebadet wieder auf. Orientierungslos blickte sie durchs Zimmer und es dauerte lange bis sie wieder wusste, dass sie im Krankenhaus lag. Sie wusste wo sie war, aber sie wusste immer noch nicht, warum genau sie hier war. An den Autounfall konnte sie sich auch noch erinnern, aber was danach kam wusste sie überhaupt nicht mehr und Alex hatte ihr etwas verschwiegen, dessen war sie sich sicher. Er war noch nie der perfekte Lügner gewesen und sie hatte ihm deutlich angesehen wie unangenehm das ganze für ihn war. "Alex, was hast du mir nur verheimlich?", leise murmelte sie vor sich hin und während sie sich wieder mühsam aufsetzte beschlich sie ein immer schlechteres Gefühl. Sie wusste nicht genau woher es kam, aber es musste etwas sehr schlimmes sein, dass Alex es ihr nicht sagen wollte. Wieso nur waren ihre Beine ständig so schwer, dass sie sich fast nicht bewegen konnte?

    "Ich will jetzt wissen was los ist!" Energisch begann Natalie Selbstgespräche zu führen und schlug die Bettdecke über ihren Beinen zurück. Geschockt von dem Anblick lehnte sie sich wieder zurück. Das linke Bein war mit einer Schiene gestützt und eingegipst, während am ganzen rechten Bein Blutergüsse verteilt waren und die Stellen teilweise genäht wurden. Gedankenversunken starrte sie weiterhin auf die Beine und bemerkte nicht wie die Tür aufging und Jochen das Zimmer betrat.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 24.05.2007, 19:48


    Sein Blick fiel sofort auf Natalie, die in ihrem Bett saß und gebannt auf ihre verletzten Beine starrte. Das Gefühl überkam ihn, das er für diese Situation einfach nicht der Richtige war.
    Wie sollte er mit Natalie umgehen? Was sollte er ihr sagen? Wie sie trösten? Sollte er das Thema überhaupt ansprechen? Am liebsten hätte Jochen die Tür wieder ins Schloss geschlagen, sich umgedreht und wäre nach hause gegangen und hätte sich, als wäre nichts gewesen, an seinen Schreibtisch gesetzt. Doch das wäre pure Feigheit. Feigheit, die er ja eigentlich immer Alex vorgeworfen hatte.

    Unschlüssig was er jetzt tun sollte und mit sich selbst kämpfend, blieb Jochen vor der Türe stehen und beobachtete seine Schwester.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 24.05.2007, 20:15


    Langsam begann Natalie sich an den Anblick ihrer Beine zu gewöhnen, traute sich aber nicht die Narben oder die Schiene irgendwie zu berühren. Das ganze hatte immer noch eine abschreckende Wirkung auf sie. Die ganzen Beine waren fast schon zerstört, nichts mehr was man im Sommer einfach so herzeigen konnte. Und beim Sport würde man sie auch sehen und womöglich dumme Fragen stellen. Wie sollte das nur weitergehen? Zwar war sie nie wirklich darauf bedacht wie aus dem Ei gepellt zu erscheinen, aber gerade auf ihre Beine hatte sie immer Wert gelegt. Nachdenklich lehnte sie sich zurück und starrte an die Türe. Erst jetzt bemerkte sie ihren Bruder der ebenfalls wie versteinert da stand. Wie lange hatte er sie schon so beobachtet? Rasch schlug sie die Decke wieder über die Beine und sah ihn leicht gequält grinsend an. "Hey Jochen. Das find ich ja mal ne feine Sache, dass du deine Schwester besuchen kommst."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 24.05.2007, 20:49


    Jetzt wo er sozusagen auf frischer Tat ertappt worden war, blieb ihm auch eine eigenständige Entscheidung erspart, ob er lieber den Rückzug antreten sollte oder den nächsten Schritt wagen. Also betrat Jochen mit einem unsicheren Lächeln auf dem Gesicht das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
    "Ich will mir von meinem großen Bruder nicht noch einmal sagen lassen, dass ich der Feigling bin und nicht er." Kaum war der Satz gesagt, bereute er ihn auch schon wieder. Warum war er nicht fähig, sich in dieser Situation zurecht zu finden und präsentierte nichts anderes als Unsicherheit.
    "Wie geht es dir?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 24.05.2007, 20:54


    "Wie lange hast du schon in der Tür gestanden?", ohne auf Jochens Frage einzugehen wollte sie nur wissen wieviel er von ihren verunstalteten Beinen gesehen hatte. Noch konnte sie es nicht ertragen, sich anderen so verkrüppelt zu präsentieren, auch nicht ihrem Bruder. Als er ihr nicht sofort antwortete, sondern sich vorsichtig neben ihr auf dem Bett niederließ entschloss sie sich doch mit ihm offen zu reden. Wem sollte sie sonst alles anvertrauen, wenn nicht ihrer Familie? "Um ehrlich zu sein gehts mir richtig dreckig. Ständig bin ich müde und kann doch nicht schlafen. Und erinnern kann ich mich auch an nichts mehr."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 24.05.2007, 21:17


    "Natalie du hattest einen schweren Autounfall, da ist es nicht groß verwunderlich, wenn dein Körper nach Ruhe verlangt und was deine Erinnerungen betrifft, wird dies wohl auch nur noch eine Frage der Zeit bleiben."
    Jochen fasste nach ihrer Hand. Sie gaben sich wohl in diesem Moment gegenseitig halt, denn für Jochen war es etwas vollkommen Neues, vernünftig mit seiner Schwester reden zu können, anstatt sofort als kleiner unfähiger Bruder dazustehen. Es war etwas Erleichterndes, aber auch ein Bewusstsein, das er plötzlich Verantwortung für seine Familie übernehmen musste.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 24.05.2007, 21:23


    Verzweifelt wand sie ihren Kopf von ihm ab um ihn nicht mehr ansehen zu müssen. Durfte auch er ihr nichts sagen oder wusste er wirklich nichts? Diese Ungewissheit die tief in ihr schlummerte drang langsam wieder an die Oberfläche und plötzlich musste sie laut auf schluchzen. Sie konnte ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle halten, wo sie doch eh schon immer die sensibelste von den Geschwistern gewesen war. "Jochen, ich halt das nicht mehr aus. Warum sagt mir keiner was wirklich mit mir los ist?" Die Tränen liefen ihr nach wie vor übers Gesicht und sie sah Jochen nur durch einen Schleier aus Tränen. War es so schlimm was sie ihr verheimlichten? Und warum taten sie es?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 24.05.2007, 21:31


    Entsetzt blickte Jochen seine große Schwester an. Alex hatte ihr noch nichts von der Diagnose gesagt. Warum nicht? Was brachte es, wenn man diese Information hinaus zögerte. Die Ungewissheit ließ sie doch nur noch schrecklicher werden.
    Völlig unerwartet überkam ihn ein Gefühl, das ihm sagte, was zu tun war. Vorsichtig nahm er Natalie in die Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken. So nah waren sie sich auch als Kinder eher selten gekommen.
    "Die Ärzte haben dir noch nichts gesagt und auch Alex nicht", hakte er vorsichtig nach.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 24.05.2007, 21:41


    Natalie fühlte sich so geborgen und sicher wie schon lange nicht mehr als Jochen sie ihm Arm hielt und versuchte sie zu beruhigen. Nach und nach schaffte er es auch und sie merkte wie sich ihre Atmung wieder normalisierte. Erst jetzt, da sie wieder zur Ruhe kam realisierte sie Jochens leise Frage. Es gab also wirklich etwas was man ihr verheimlicht hatte. Würde er es ihr sagen? "Jochen, was hätten sie mir sagen sollen? Bitte! Lüg du mich nicht auch noch an, das ertrage ich nicht", Natalie flehte ihren kleinen Bruder richtig an, wollte um alles in der Welt wissen was los sei mit ihr. Konnte es wirklich so schlimm sein, dass man sie nur schonen wollte?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 24.05.2007, 21:51


    Jochen zögerte und versuchte sich in die Situation zu versetzen. Wie würde es ihm wohl gehen, wenn er spüren würde, das ihm etwas verheimlicht wurde? Wütend? Verletzt?

    Doch wie sollte er Natalie diese schreckliche Nachricht überbringen? War er dafür überhaupt der Richtige? Schließlich hatte er sich doch jahrelang nicht um seine Familie gekümmert. Ihm war sie egal gewesen und nun sollte ausgerechnet er es sein, der für seine Schwester in den schwersten Stunden da war und ihr Halt gab? Diese beiden Geschehnisse ließen sich für ihn nicht miteinander vereinbaren.
    "Natalie, ich will dich nicht anlügen und ich will dir auch nichts verheimlichen, wie die Ärzte es vielleicht getan haben, aber ich bin nicht der Richtige dafür, der dir das sagen sollte." Er löste sich von ihr und drehte sich ein wenig weg von ihr.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.05.2007, 07:13


    Verwirrt blickte Natalie auf ihren Bruder und sah ihn fragend an. Wieso dachte er nicht der Richtige zu sein? Es war ihr egal wer es ihr sagte, aber sie wollte endlich wissen was los ist. Ja, sie hatten nicht viel Kontakt gehabt und das Verhältnis zwischen den drei Geschwistern hatte immer wieder unter Jochens Vorwürfen gelitten. Jochen und Alex hatten es aber geschafft und sich wieder versöhnt, also warum sollte sie ihrem kleinen Bruder noch irgendwelche Vorwürfe machen? Für sie zählte jetzt nur die Wahrheit. "Wieso bist du nicht der Richtige? Jochen bitte sag mir jetzt endlich was los ist, ich muss es jetzt wissen. Und wenn Alex und die Ärzte zu feige sind mir das zu sagen, dann sollen die das mit ihrem Gewissen vereinbaren. Du hast doch selbst gesagt du willst mich nicht anlügen oder mir was verheimlichen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.05.2007, 15:27


    "Nenn Alex bitte nicht feige." Es war für Jochen fast so, als wären die Vorwürfe aus seinem Mund gekommen. Er konnte sie nicht mehr hören. Vielleicht hatten die Ärzte und Alex einen guten Grund dafür, das sie Natalie nichts gesagt hatten. Er wusste eben noch nichts davon.
    Energisch stand Jochen auf und trat an das Fenster. Die hellleuchtende Sonne blendete ihn und er schloss kurz die Augen, um sich an das grelle Licht zu gewöhnen.

    "Natalie, ich weiß nur was die Ärzte gesagt haben und vielleicht hat sich inzwischen wieder etwas geändert, wovon ich noch nichts weiß. Ja, vielleicht hat Alex dir deshalb nichts gesagt." Jochen wandte sich nicht wieder zu seiner Schwester um, während er versuchte vor einer Antwort zu flüchten.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.05.2007, 15:37


    "Weißt du was Jochen, wenn du mir auch nicht sagen willst was los ist, dann verschwinde doch einfach. Ich brauche niemanden, der vielleicht nur aus Mitleid hier ist, aber doch nicht sagen will was los ist." Natalie war immer lauter geworden und schrie ihren Bruder nun fast an, konnte einfach nicht verstehen, dass er ihr zuerst Sachen versprach sich dann aber doch nicht daran hielt. Sie war nicht nur wütend, viel mehr war sie enttäuscht von ihm, wusste nicht was sie davon halten sollte. War es womöglich doch besser für sie nichts zu wissen, oder würde sie nur die Ungewissheit noch stärker zweifeln lassen?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 25.05.2007, 15:48


    "Ja, wahrscheinlich hast Recht und ich bin hier Fehl am Platz. So fühle ich mich zumindest." Jochens Stimme wurde immer leiser und er wollte Natalie auch gar keine Argumente entgegen schleudern.
    Es war der reinste Zwiespalt in dem er sich befand. Natalie enttäusche er, indem er nichts sagte und Alex wäre wahrscheinlich wütend auf ihn, wenn dieser andere Absprachen mit dem Arzt getroffen hätte.

    "Es tut mir leid, Natalie. Ich gehe jetzt wohl besser, bevor du dich noch mehr aufregst und die Ärzte mich hinaus werfen müssen. Es war unfair von mir, dir zu versprechen, dir alles zu erzählen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.05.2007, 15:53


    "Ach verd***t", Natalie wusste nicht wie sie die angestauten Gefühle loswerden sollte und schloss für einen Augenblick die Augen. Ihr Wutausbruch hatte die Kopfschmerzen nur noch verstärkt und sie fühlte sich schon wieder total geschwächt und müde. Eigentlich wollte sie jetzt nur noch alleine sein, aber andereseits schämte sie sich dafür ihren Bruder so angeschrieen zu haben. So gut sie konnte drehte sie sich von Jochen weg und ließ ihren Tränen freien Lauf. Wehmütig dachte sie daran was sie früher immer getan hatte wenn sie mit irgendjemanden Streit hatte. Sie hatte sich ihre Sportklamotten geschnappt und war an die Alster zum Ruderverein gefahren und hatte so lange trainiert bis ihre Wut verflogen war. Sie wünschte sie könnte irgendetwas dergleichen jetzt auch tun.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 29.05.2007, 09:18


    Wie einfach wurde ihm doch diesmal die Flucht nach hinten wieder gemacht. Niemand stellte sich ihm in die Quere und selbst wenn Natalie gewollt hätte, wäre sie nicht in der Lage dazu, dachte Jochen verbittert.

    Der Wutausbruch seiner Schwester war ihm natürlich nicht entgangen und so drehte er sich vorsichtig zu ihr um und ging langsam auf das Bett zu. Zögerlich griff er nach ihrer Hand und strich ihr mit seiner anderen, behutsam die Tränen aus dem Gesicht.
    "Natalie, ich bin der Feigling in unserer Familie. Schon immer gewesen. Egal welche Situation es ist, ich biege sie mir so, das ich damit am Besten zurecht komme. Ich könnte dir sagen was ich weiß, aber dann würde ich vielleicht Alex in die Quere kommen und einen erneuten Streit mit ihm, würde ich nicht ertragen. Es war ein Fehler von mir vorbei zu kommen."

    Jochen ließ ihre Hand los und ging zur Tür, wo er jedoch noch einmal inne hielt. War es wirklich richtig, jetzt einfach zu gehen?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 29.05.2007, 11:54


    Langsam hatte sich Natalie unter Jochens Berührung wieder beruhigt und blickte ihm nun verzweifelt nach. Er konnte sich doch jetzt nicht schon wieder aus dem Staub machen und sie alleine lassen. Alles was sie jetzt benötigte war Gesellschaft und irgendjemanden der für sie da war. "Jochen, bitte geh nicht. Ich wollte dich nicht so anbrüllen. Kannst du nicht doch noch da bleiben?" Bettelnd wie ein kleines Kind redete sie auf ihren Bruder ein und hoffte ihn so zum Bleiben überreden zu können. "Und Jochen? Tust du mir noch einen Gefallen? Ruf Alex an und sag er soll sofort herkommen. Er soll mir jetzt endlich sagen was los ist, noch länger kann ich nicht in dieser Unwissenheit leben."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 30.05.2007, 21:47


    Die Türklinke fest in seiner Hand uns sich unsanft auf die Unterlippe beißend, zögerte Jochen noch immer, welche Entscheidung er treffen sollte. Natalie wollte nicht das er ging, aber sie wollte Gewissheit. Gewissheit, die er ihr nicht entsprechend übermitteln konnte. Doch würde er jetzt Alex anrufen und ihn darum bitten ins Krankenhaus zu kommen, würde er dastehen wie ein Schwächling, der nicht fähig war, Verantwortung zu tragen. Sanft ließ er das Türschloss wieder einrasten und drehte sich zu seiner Schwester um.

    "Wenn du das wirklich möchtest, werde ich bleiben und du sollst auch erfahren, was passiert ist." Hatte er sie nun endlich besiegt, seine Feigheit? Die Angst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu tragen? Jochen hatte sich entschieden, das er es sein würde, der seiner Schwester die bittere Wahrheit sagen und danach für sie da sein würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 31.05.2007, 07:52


    Fast schon ein kleines Lächeln huschte über Natalies Gesicht als Jochen die Türe wieder schloss. Den ersten Teil hatte sie geschafft, sie hatte ihn dazu überredet zu bleiben und er würde ihr auch die Wahrheit sagen. Eine kurze Welle der Erleichterung durchströmte ihren Körper, wurde dann aber doch wieder von ihrem Gewissen unterbrochen. Was wäre es für eine Nachricht die ihr ihr Bruder mitteilen musste? Mit einer Mischung aus Erwartung, Anspannung und Angst blickte sie Jochen an und ließ sich wieder tiefer in ihr Kissen sinken. "Also sag schon. Was ist wirklich mit mir los?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.06.2007, 09:05


    Jetzt, wo Jochen sich dazu entschlossen hatte, die Wahrheit nicht mehr länger für sich zu behalen, fiel es ihm, in seinen Augen, noch tausend mal schwerer, sich Natlie gegenüber richtig zu verhalten. Mitleid war jedoch das Letzte, was seine Schwester jetzt brauchen würde.
    Penibelst genau darauf achtend, die unter der Bettdecke verborgenen schwerverletzten Beine von Natalie nicht zu berühren, setzte er sich auf ihr Bett und fasste nach ihrer Hand. Kaum hatte er das getan, wurde ihm bewusst, dass Natalie sowieso nichs gespürt hätte, selbst wenn man ihren Beinen unzählige Schmerzen zufügte.

    Unsicher wich er ihren Augen aus und blickte auf die Infusionslösung, welche vor sich hin tropfte und sich in Natalies Venen ergoss. "Wahrscheinlich haben dir die Ärzte und auch Alex noch nicht berichtet, was wirklich geschehen ist, weil sie befürchteten, du würdest die Wahrheit noch nicht verkraften. Doch was hilft das hinaus zögern, wo doch man doch bereits nichts mehr ändern kann..." Jochen stockte, als er seinen verbitterten Unterton in seiner Stimme bemerkte. Eine kurze und vor allem schmerzlose Übermittlung der Tatsachen wäre für Natalie wahrscheinlich das Beste.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.06.2007, 09:31


    Die wenigen Worte schlugen bei Natalie ein wie eine Bombe. Was konnte man nicht mehr ändern? Es musste also doch etwas passiert sein, was ihr Leben komplett veränderte. Aber so sehr sie auch versuchte sich auf Jochen zu konzentrieren, und auf das was er ihr sagte, immer wieder schweifte sie in Gedanken ab und wollte nicht glauben, dass der Unfall alles verändert hatte. Plötzlich fiel ihr wieder ein wie ihre Beine aussahen, sie schienen so zerstört zu sein. Das Aufsetzen ging nicht mehr so einfach, kostete unheimlich kraft. Das mulmige Gefühl, das sie die ganze Zeit schon hatte wurde noch stärker und nahm ihr schon fast die Luft zum Atmen. Hilfesuchend griff sie nach Jochens Hand und sah ihn stumm an. Worte hätte sie jetzt nicht über ihre Lippen gebracht, so angespannt war ihr ganzer Körper.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.06.2007, 09:40


    "Natalie, bei dem schweren Unfall auf der Autobahn wurdest du aus deinem Auto geschleudert und bei dem Aufprall auf dem harten Asphalt wurde deine Wirbelsäule schwer verletzt... die Notärzte... sie haben dich nicht sofort gefunden, aber das hätte auch nichts geändert... deine Wirbelsäule ist irreperabel geschädigt..."
    Jochen schluckte die aufkommenden Tränen hinunter und drückte die Hand seiner Schwester, um ihr zu versichern, dass er jetzt in diesem schweren Moment für sie da sein würde. Er würde nicht gehen, außer sie würde ihn wegschicken. Unsicher suchte er nach ihrem Blick... Wie würde sie diese schreckliche Nachricht auffassen?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.06.2007, 09:50


    Ungläubig starrte Natalie ihren Bruder an und konnte die Worte noch nicht richtig begreifen. Hatte sie ihn wirklich richtig verstanden und sie war Querschnittsgelähmt? Ab sofort eine Behinderte? Energisch schüttelte sie den Kopf und schloss die Augen. Das konnte alles nur ein schlechter Scherz sein und sie würde gleich aus dem Traum aufwachen. Aber auch als sie die Augen wieder öffnete blickte Jochen immer noch so ernst drein. Es konnte also gar kein Scherz sein, nicht wenn Jochen Tränen in den Augen hatte. Noch nie hatte sie ihren kleinen Bruder so viel Gefühl zulassen sehen. Mühsam versuchte sie ein paar Worte zu sagen, aber ihr Hals war immer noch wie abgeschnürt und es wurde nicht mehr als ein krächzen. "Endgültig?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.06.2007, 09:56


    Es war nur ein angedeutetes Nicken, welches Jochen Zustande brachte und auch er war nicht mehr in der Lagen, nur ein Wort über seine Lippen zu bringen, ohne Gefahr zu Laufen, sofort seinen angestauten Tränen freien Lauf lassen zu müssen.
    Am liebsten hätte er seine Schwester fest in den Arm geschlossen und ihr versichert, dass alles wieder gut werden würde, doch dem war nicht so. Es würde nie wieder werden, wie es einmal war. Natalie würde ab sofort auf Hilfe angewiesen sein und was dies für sie bedeutete, darüber brauchte Jochen nicht groß nachzudenken, wusste er doch nur selbst zu gut, wie er sich dabei fühlen würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.06.2007, 10:21


    Vorsichtig setzte Natalie sich wieder auf, und wusste nicht was sie denken sollte. Alle ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander. Die wenigen Worte hatten alles zerstört, auch wenn es im Grund genommen nicht die Worte gewesen waren. Deshalb also hatten die Ärzte und Alex die ganze Zeit geschwiegen und ihr nicht wirklich gesagt was los war. Von nun an würde nichts mehr so sein wie vorher. Härter als zuvor wurde ihr bewusst, dass sie von nun an zu den Leuten gehören würde denen immer nachgeschaut wurde. In der Gesellschaft war sie schon so gut wie ausgeschlossen, ihren Job hatte zuvor schon keiner ihrer alten Freunde akzeptiert. Langsam zog sie Jochen näher an sich heran und lehnte sich bei ihm einfach an, brauchte jetzt jemanden der für sie da war und sie einfach nur festhielt.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.06.2007, 10:26


    Fest nahm er seine große Schwester in den Arm und strich ihr sanft über den Rücken, als sie seine Nähe suchte. Er wollte sie ihr geben und fühlte plötzlich, dass er wohl das Richtige getan hatte. Egal, wann man es Natalie gesagt hätte, es wäre immer der selbe große Schock gewesen und vielleicht wäre er noch größer geworden, hätte man gewartet.
    Jochen schwieg und hatte das Gefühl, jedes Wort wäre jetzt nur fehl am Platz. Jede übliche Floskel, wie 'Ich bin für dich da.', 'Sag mir, wenn du mich brauchst.', waren überflüssig. Er wollte es Natalie beweisen, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.
    Auf ihren kleinen, bisher unnützen, kleinen Bruder.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.06.2007, 10:41


    Irgendwann löste sie sich wieder von Jochen und blickte ihn mit leeren Augen an. Sie hatte nicht weinen wollen, hatte die Nachricht anders verdauen wollen, aber es war ihr nicht gelungen. Immer noch rannten ihr stumm die Tränen über das Gesicht und alles was sie hätte sagen können blieb ihr im Hals stecken. Die einzigen Gedanken die ihr immer wieder durch den Kopf schwirrten waren die Fragen wie es weiter gehen sollte oder ob es nicht besser gewesen wäre sie hätte den Unfall gleich gar nicht überlebt. Nie zuvor hatte sie auch nur solche Gedanken fassen wollen, aber jetzt sah sie ihr ganzes bisheriges Leben in Trümmern vor sich. Sie konnte keinen Sport mehr treiben, ihr Job war auch auf der Autobahn liegen geblieben. Alles was ihr in ihrem bisherigen Leben so viel bedeutet hatte war jetzt nichts mehr wert, zählte plötzlich nichts mehr. "W ... weißt du wie ... wie es jetzt weiter geht?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.06.2007, 10:46


    "Noch vor ein paar Tagen, war ich mir sicher, wie es weiter gehen würde, wenn du das Koma überwunden hättest. Ich meinte alles fest im Griff zu haben und mich wieder einmal einfach aus der Affäre ziehen zu können, doch ich habe mich für einen anderen Weg entschieden, auch wenn dieser Weg mich nicht sagen kann, wie es jetzt weiter gehen soll."
    Jochen schwieg und fragte sich zum wiederholten male, wie es sein konnte, dass er sich innerhalb weniger Tage so verändert hatte. Er war auf einmal fähig, Aufgaben zu übernehmen und Verantwortung zu tragen. "Nein Natalie, ich weiß nicht, wie es jetzt weiter gehen soll, aber gemeinsam werden wir eine Lösung finden und das alles bewältigen. Gemeinsam schaffen wir das, dessen bin ich mir sicher. Du bist nicht alleine, große Schwester."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.06.2007, 12:04


    "Aber wie sollen wir das schaffen Jochen? So lange ich hier bin mag es ja noch klappen. Man kann mich einfach hier im Bett liegen lassen, zu was anderem bin ich alleine ja eh nicht fähig. Aber was wenn ich nach Hause soll? In meine Wohnung kann ich nicht mehr." Schluchzend ließ sie sich wieder ins Kissen fallen und bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen. Jede mühsam aufgebaute Fassade war eingestürzt und kein noch so kleiner Funke Hoffnung konnte ihr Dunkel durchbrechen. "Ich kann so nicht leben. Es wäre gleich besser gewesen ich wäre aus diesem sch*** Koma gar nicht wieder aufgewacht."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.06.2007, 13:28


    Dieser letzte Satz traf Jochen so hart, das er nicht mehr fähig war, seine angestauten Gefühle zurück zu halten. Entsetzt sprang er vom Bett auf und wandte sich schnell von Natalie ab, damit seine große Schwester seine Tränen nicht sehen musste. Er hatte es ja gewusst, er war nicht fähig ihr auch nur in geringster Weise zu helfen und ihr neuen Mut zu geben.

    Erst nachdem sich Jochen wieder eingermaßen gefasst hatte, drehte er sich wieder zu Natalie um. "Alex hat mich an dem Tag deines Unfalls informiert und obwohl ich genau gemerkt habe, welch große Überwindung ihn dieser einzige Anruf gekostet hat, war es mir egal. Ich habe nicht mal einen Blick von meinen Skizzen genommen und Alex zugehört, welch schreckliche Nachricht er mir mitzuteilen hat. Es war mir alles egal, Natalie. Doch irgendwann, als Alex in Australien im Urlaub war und die Ärzte meinten, du würdest bald aufwachen, da hat sich in mir etwas verändert. Ich spürte, das es eine Sache gab, die Alex und mich verband - die Hoffnung das du wieder aufwachen würdest. Nur allein das hat wohl dazu geführt, dass wir jetzt wieder normal miteinander umgehen können. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben. Bitte..."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.06.2007, 13:41


    Empört richtete sie sich wieder auf und unter nomalen Umständen wäre sie jetzt aufgesprungen und zu ihm hingelaufen. 'Wieder was was du nie wieder kannst', schoss es ihr durch den Kopf und sie funkelte Jochen wütend an. "Sag mal, haben euch die letzten Tage nicht gut getan oder was habt ihr auf einmal. Heute morgen erklärt mir Alex auch schon, ich wäre es die euch wieder zusammengebracht hat. Denkt ihr eigentlich auch mal einen Moment daran wie es mir geht? Bei mir wird nichts mehr einfach so zu machen sein, ich kann mein ganzes Leben neu aufbauen, vor mir liegen Trümmer Jochen. Und du kommst daher und sagst ich solle die Hoffnung nicht aufgeben."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.06.2007, 13:57


    Die Anschuldigungen trafen ihn hart und unerwartet, doch er konnte sie verstehen. Wahrscheinlich hätte er nicht anderes reagiert, wenn man ihm verkündet hätte, dass er ab sofort auf Hilfe angewiesen war und all das, was er an seinem bisherigen Leben geliebt hatte, nie mehr so sein konnte.
    "Natalie, versteh mich bitte nicht falsch. Ich weiß, dass diese Situation nicht einfach für dich ist. Selbst das ist noch untertrieben, aber... aber..."
    Wieder wandte er sich von ihr ab. "Ich möchte dich nicht verlieren. Ja, vielleicht habe ich das noch nie gezeigt, aber ich habe es gehasst, ohne meine Familie zurecht kommen zu müssen."

    Was brachte seine unnützen Ausführungn, über seine Gefühle? Es ging hier um Natalie und nicht um ihn. Sie musste damit fertig werden, das sie ab sofort an den Rollstuhl gefesselt war. Seine eigenen Probleme, waren nichts dagegen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.06.2007, 14:07


    "Wie du willst mich nicht verlieren? Jochen, ich bin zwar nicht mehr die selbe wie noch vor ein paar Wochen, aber ich bin immer noch deine Schwester. Was meinst du damit du wolltest mich nicht verlieren? Ich kann zwar nicht sagen wie sehr man mich die nächsten Wochen und Monate ausstehen kann, aber ich werde mein bestes versuchen." Natalie befand sich im totalen Stimmungswandel. Eben noch hatte sie ihren Bruder angeschrieen und ihn am liebsten hinausgeworfen. Und jetzt lag wieder nur eine Spur von Trauer in ihrer Stimme und auch wenn sie Optimismus aussprach konnte sie ihn immer noch nicht glauben.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.06.2007, 14:40


    "Vielleicht habe ich mich bisher nie um meinen Bruder und meine Schwester gekümmert und habe stets so getan, als bräuchte ich euch alle nicht. Ja, vielleicht hat es so ausgesehen, als seit ihr mir alle egal, doch Natalie, ich hätte es nicht ausgehalten, wenn du nie mehr aus dem Koma aufgewacht wärst." Jochen war sich nicht sicher, ob er das gerade wirklich gesagt hatte und sah aus dem Krankenhausfenster. "Obwohl, eigentlich ist es ja egal, schließlich geht es hier nicht um mich, sondern um dich und deine Probleme", fügte er leise hinzu und drehte sich wieder zu Natalie um.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.06.2007, 15:01


    "Jochen, wir waren schon immer gut in unserer Familie, die Probleme einfach zu verdrängen und nicht darüber zu reden. Vielleicht musste gerade das passieren, dass wir endlich mal begreifen unsere Probleme nicht alleine bewältigen zu können. Ich werde das nicht können und du und Alex, ihr werdet damit auch nicht alleine fertig. Also, jetzt komm setz dich wieder her und wir schaffen für uns zwei diesen leidigen Streit der letzten Jahre aus der Welt." Natalie wusste selbst nicht warum sie das Jochen gerade angeboten hatte, aber sie spürte, dass sie das von ihrem eigenen, momentanen Zustand ablenkte. Und Ablenkung konnte sie gerade in Hülle und Fülle gebrauchen. Wie es weiter gehen sollte musste sie in aller Ruhe überlegen und nachdenken, nicht wenn jemand anders bei ihr war.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.06.2007, 15:11


    "Meinst du nicht, ich sollte dich jetzt erst einmal alleine lassen? Ich meine, im Moment bin ich dir doch wirklich keine große Hilfe..." Jochen drehte sich um und setzte sich wieder an Natalies Bett, doch er war sich nicht sicher, ob er wirklich das richtige tat. Wie es jetzt in seiner Schwester aussehen musste, konnte er sich zwar nur zu gut vorstellen, doch wie sollte er ihr jetzt helfen? Durch seine ach so tollen Reden, konnte er die Situation sicherlich nicht verbessern...



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.06.2007, 15:22


    "Alleine lassen? Nein, jetzt noch nicht. Bitte. Oft genug werde ich mich noch zurück ziehen, aber jetzt will ich das du da bleibst." Bettelnd sah sie ihn an und griff erneut nach seiner Hand, wollte ihn festhalten falls er doch gehen wollte. Wie sonst sollte sie sich von den nagenden Fragen in ihrem Kopf jetzt ablenken wenn nicht durch Jochen? Forschend sah sie ihn an und versuchte aus seinen Gesichtszügen ablesen zu können was er als nächstes vor hatte. Würde er ihr den Wunsch erfüllen und da bleiben oder doch hartnäckig bleiben und gehen? Erschöpft schloss sie einen Moment die Augen und atmete ein paar mal tief durch. Als sie die Augen wieder öffnete wich sie Jochens Blicken aus und sah sich nach etwas zu trinken um.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 04.06.2007, 22:44


    Beinahe zärtlich strich er über die Hand seiner Schwester und ließ sich wieder auf den Bettrand sinken. "Ich bleibe natürlich, wenn du das möchtest..." Als er sie anssah, bemerkte er ihren suchenden Blick. "Was möchtest du, ich hole es dir. Schließlich sind kleine Brüder doch ausschließlich dafür da, dass man sich entweder über sie aufregen kann oder herum kommandiert. Das hast du und auch Alex nie gemacht, aber ihr hatte ja auch nie die Möglichkeit dazu, wo Mutter doch auf ihren Kleinsten immer ein besonderes Auge hatte. Es tut mir Leid Natalie, wie ich mich die letzten Jahre verhalten habe. Vielleicht reicht eine Entschuldigung da längst nicht mehr aus, aber vielleicht das Versprechen, endlich alles anders zu machen."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 05.06.2007, 07:29


    "Ja, unsere Mutter. Es hatte nie viel gegeben womit man ihr imponieren konnte, aber du hast es immer wieder geschafft." Nachdenlich blickte sie ihren Bruder an. Ja, es stimmte was er sagte, er war immer das Nesthäckchen gewesen und die Mutter hatte immer alle Wünsche von ihm erfüllt, wogegen sie und Alex mit der Zeit immer weniger zum Zug gekommen waren. "Ich möchte mir gar nicht vorstellen was sie jetzt sagen würde, könnte sie uns hier so sehen." Bei der Vorstellung die Mutter würde jetzt noch am Bett stehen musste Natalie unwilkürlich grinsen. "Nein Jochen, ich will dir keinen Vorwurf machen. Wir können die Zeit nicht wieder bis zu unserer Kindheit zurückdrehen, können nur zusehen, dass wir das Beste aus der jetzigen Situation machen. Und könntest du mir irgendwas zu trinken holen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 05.06.2007, 09:39


    Sofort sprang er vom Bettrand auf, als hätte das Bett ihm einen elektrischen Schlag verpasst. "Natürlich, ich hole dir sofort was. Wundert mich eigentlich, das sich hier keine Krankenschwestern blicken lassen. Na ja, vielleicht besser so, sonst hätten sie mich längst nach draußen befördert." Jochen zwinkerte Natalie zu und verließ dann rasch den Raum, um wenige Minuten später mit einer Wasserflasche und einem Glas zurück zu kommen.
    Sein Gesichtsausdruck hatte sich verfinstert und er schien vollkommen in Gedanken zu sein, als er Natalie das Glas mit Wasser füllte und ihr es dann in die Hand drückte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 05.06.2007, 09:54


    Erleichtert trank Natalie einige Schlucke und hielt dann inne. Was hatte ihren Bruder jetzt wieder so ernst werden lassen? Sie war gerade dabei gewesen ihre Probleme, die Behinderung, zu verdrängen. Aber jetzt wo auch er wieder nachdenklich war ließ sie sich auch mit ihrer Laune nach unten ziehen und die Wut das ganze nicht mehr ändern zu können brodelte erneut in ihr auf. "Über was denkst du nach? Dass ich mein Lebenlang nie wieder so aufspringen kann? Der Satz 'ich geh mal schnell' nur eine hohle Phrase sein wird?" Natalie lachte fast schon hämisch auf und blickte Jochen erneut an. "Ja, verd***t, aber ich werde es sein die damit zurecht kommen muss. Zerbrecht euch mal nicht den Kopf an meinen Problemen."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 05.06.2007, 10:01


    "Als ich eben für dich etwas zu Trinken geholt habe, ist mir dein zuständiger Arzt begegnet. Eindringlich hat er mich darum gebeten, dir noch nichts von der Diagnose zu berichten. Mit Alex ist das anscheinend bereits abgesprochen, da man dir noch nicht zu viel zumuten möchte, sondern du dich schonen sollst", erklärte Jochen mit leiser Stimme. Auf Natalies Vorwürfe ging er gar nicht ein, sondern konnte sie mal wieder, nur zu gut verstehen.
    "Ich glaube trotzdem, das ich das Richtige getan habe, auch wenn die Ärzte vielleicht anderer Meinung sind. Was bringt es dir, wenn du erst dann davon erfährst, wenn du meinst, du könntest bald wieder nach Hause?" Jochen redete eher mit sich selbst, als mit Natalie.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 05.06.2007, 10:08


    "Mich schonen? Sag mal, von Gefühlen haben die alle noch nichts gehört oder wie? Klar, zuerst den Patienten aufpäppeln und dann wieder fallen lassen. Könnte mir ja nichts besseres vorstellen. Aber Jochen...", Natalie legte eine kurze Pause ein und stellte das Glas wieder weg. Ihre Stimme hatte wieder an Schärfe verloren und sie sah Jochen an. "Jochen, ich bin dir dankbar, dass du mir gesagt hast was los ist. Ja, es ist eine schlimme Nachricht, und ich muss das auch zuerst mit mir selbst ausmachen bevor ich mit andern richtig darüber reden kann. Und egal was die Ärzte und auch Alex sagen, für mich hast du das richtige getan."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 05.06.2007, 10:13


    "Vielleicht hatte ich einfach das Gefühl, einmal etwas richtig zu machen."
    Noch eine ganze Weile blieb Jochen bei Natalie, bis diese, von der Nachricht und dem langen Tag erschöpft eingeschlafen war. Er schrieb ihr noch einen kurzen Gruß, mit dem Versprechen am nächsten Tag wieder zu kommen, bevor er leise das Zimmer verließ und durch die inzwischen leeren Gänge nach draußen ging.
    Es war bereits dunkel und Jochen überlegte, was er jetzt tun sollte. Nach Hause fahren und sich in seine dunkle Wohnung verkriechen? Nein, er musste Alex sagen, was heute Nachmittag passiert war, bevor er es von Natalie erfuhr.

    Wenige Zeit später stand Jochen vor Alex Haustür und klingelte zweimal kurz, in der Hoffnung, sein Bruder war überhaupt zu Hause und nicht in irgendwelchen Parks unterwegs beim Joggen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 05.06.2007, 10:21


    Alex hatte nachdem er Joggen gewesen war, irgendwie versucht seinen Haushalt wieder in Ordnung zu bringen und war sogar noch einkaufen gewesen. Erst als er sich jetzt ein paar Nudeln kochte hatte er wieder einen so freien Kopf, dass er über Natalie nachdenken konnte. Ihr verzweifelter Blick am Morgen ging ihm einfach nicht aus dem Kopf, aber schon deshalb war er sich sicher, dass es das richtige gewesen war ihr nichts zu sagen. Noch völlig in Gedanken versunken ging er rasch an die Haustüre und wunderte sich noch wer es sein könnte, denn dieses Klingeln war eigentlich als Familieninternes Zeichen ausgemacht worden. Fragend öffnete er die Türe und blickte in das Gesicht seines Bruders. "Jochen! Magst du mit rein kommen? Das Essen reicht für dich auch noch."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 05.06.2007, 12:44


    "Meinst du wirklich, ich würde meinen großen Bruder besuchen, ohne mir vorher auszurechnen, dass ich ein warmes Essen bekomme." Grinsend zwängte sich sich Jochen an Alex vorbei und schlug ihm freundschaftlich gegen die Schulter.
    Sofort stieg ihm ein angenehmer Duft in die Nase und er machte sich auf den Weg in die Küche, denn er hate den ganzen Tag noch nicht wirklich etwas gegessen. Wie auch, wo er viel zu sehr mit seinen Architekturplänen und danach mit den Sorgen um Natalie beschäftigt war?
    "Bruderherz, ich will ehrlich zu dir sein, ich komme wegen Natalie." Den Blick von den dampfenden Kochtöpfen abwendendt, drehte sich Jochen zu Alex um und seine Augen zeigten deutlich, wie viele Gedanken ihm im Moment durch den Kopf gingen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 05.06.2007, 12:49


    Das Lachen das Alex nach Jochens Aussage auf den Lippen gehabt hatte, gefror sofort wieder ein. War etwas mit Natalie geschehen und man hatte ihn nicht informiert? Der Satz von Jochen ließ ihn nervös werden und er eilte ihm hinterher in die Küche. Rasch zog er die Töpfe von den Platten, denn im Moment fühlte er sich nicht in der Lage gleichzeitig zu kochen und mit Jochen zu reden. "Was ist mit Natalie? Ist etwas passiert? Gehts ihr wieder schlechter? Nun sag schon Jochen!"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 05.06.2007, 13:05


    Jochen ließ sich auf einen der Stühle am Tisch fallen und blickte auf den Dampf der Kochtöpfe. Wie sollte er es Alex sagen? Warum war nur alles so schwierig.
    "Na das hab ich gern, erst zum Essen einladen und dann mich mit Fragen bestürmen." Selbst die Ironie ging in seinem Satz unter und unschlüssig stand Jochen wieder auf und stellte sich mit dem Rücken zu Alex. "Natalie weiß es..." Mehr brachte er nicht hervor und er war sich sowieso sicher, das Alex ihn verstehen würde.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 05.06.2007, 13:24


    "Was weiß Natalie?", völlig perplex blickte Alex von den Töpfen auf und starrte seinen Bruder an. Den Deckel den er in der Hand hatte ließ er krachend fallen und konnte nicht fassen was Jochen eben gesagt hatte. Sollte er wirklich Natalie die Wahrheit gesagt haben, wo er doch mit dem Arzt abgemacht hatte es ihr noch nicht zu sagen? "Du hast ihr die Wahrheit gesagt? Jochen! Wir wollten doch, dass sie erst wieder zu Kräften kommen sollte bis sie es erfährt." Fassungslos ließ sich Alex auf den Stuhl sinken. In seiner Stimme lag keine Spur von Wut oder Vorwurf, sondern nur von Ungläubigkeit.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 05.06.2007, 13:53


    "Du hast mit den Ärzten geredet und mit ihnen vereinbart, das Natalie noch nichts erfahren soll, nicht ich. Ich wusste nichts davon und glaub mir, selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich es mich wenig gestört. Ja, sie weiß es. Was bring unnötiges warten? Das macht die Nachricht kein bisschen besser."
    Jochen versuchte sich vor seinen großen Bruder zu rechtfertigen und drehte sich wieder zu ihm um. Doch er erkannte schnell, das Alex nicht wütend auf ihn war.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 05.06.2007, 14:06


    "Wie hat sie es aufgenommen?" Das war das einzige was ihn momentan interssierte. Er wollte nichts von Jochens Rechtfertigungen hören, nichts davon was besser gewesen wäre. Er wollte nur wissen wie es ihr mit der schrecklichen Nachricht ging. Ohne dass er es verhindern konnte durchflutete seinen Körper eine kleine Welle der Erleichterung. Vor dem Moment Natalie dies sagen zu müssen hatte er sich gefürchtet, wusste nich ob er es geschafft hätte. "Wie lange bist du geblieben?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 10.06.2007, 13:57


    "Zuerst wollte ich unverzüglich gehen, weil ich das Gefühl hatte, sie wollte lieber alleine sein, doch als sie mich gebeten hat, zu bleiben, war ich für sie da, bis sie vor Erschöpfung wieder eingeschlafen ist." Jochen schwieg für einen kurzen Moment, bevor er den direkten Blickkontakt zu Alex suchte. "Noch war der Schock wahrscheinlich zu groß, als das Natalie die Nachricht richtig verarbeiten konnte. Noch liegt sie im Krankenhaus, umgeben von anderen Kranken, doch wenn ihr erst einmal wirklich bewusst wird, ab sofort auf Hilfe angewiesen zu sein, wird für sie eine Welt zusammen brechen. Natalie wird dann nicht mehr unsere starke Schwester sein, die uns Dummköpfen zeigt wo es lang geht. Wir müssen dann für sie da sein und ihr helfen so gut es geht. Vielleicht wird es nicht einfach werden, aber ich glaube wir müssen uns allen drei beweisen, das wir eine Familie sein können."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 12.06.2007, 09:02


    Nachdenklich blieb Alex sitzen und starrte auf die Arbeitsplatte. Noch konnte er keinen klaren Gedanken fassen, wie es wirklich weiter gehen sollte. Er spielte zwar immer den Starken und den der immer wusste wie es weiter gehen konnte, aber längst war er es in Natalies Fall nicht mehr. Ihr Unfall hatte die ganze Familie und die Beziehungen zwischen den Geschwistern durcheinander gebracht. Er hatte sich wieder mit Jochen vertragen, diesem war auf einmal die Familie nicht mehr egal und kümmerte sich auch um die Schwester, die er zuvor noch ins Heim hatte abschieben wollen. Irgendwie war alles durcheinander geraten und nichts mehr so geblieben wie es war. Es würde schwer werden die alte Vertrautheit mit Natalie wieder herzustellen und ihr zu helfen. "Meinst du sie wird irgendwann wieder die alte sein? Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll, wie wir ihr helfen können. Momental fühle ich mich hoffnungslos überfordert mit der ganzen Situation."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.06.2007, 21:52


    "Vielleicht bin ich genau der Falsche, der dir das sagen sollte, aber überleg doch einmal selbst. In den letzten Tagen ist schon allein zwischen uns geschehen, was wir nie für möglich gehalten hätten. Wir können uns wieder in einem Zimmer aufhalten, ohne uns mit Blicken vernichten zu wollen. Ich weiß selbst nicht, wie wir das alles bewältigen wollen, was auf uns zukommt. Doch ich weiß, das wir es gemeinsam schaffen werden. Ich weiß, das sind Worte eines kleinen unfähigen Bruders, der bisher nur an sich selbst gedacht hat..."
    Er wusste selbst nicht, woher er diese plötzliche Stärke nahm, sich einer solch schwierigen Situation zu stellen, doch er wollte seine Familie nicht mehr im Stich lassen. Nicht, um es ihnen Jahre später vorwerfen zu können, sondern um seiner zweiten Chance, die er von seiner Familie bekommen hatte, gerecht zu werden.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 15.06.2007, 08:08


    Die Worte von Jochen hatten in Alex wieder die alte Entschlossenheit geweckt und er stand auf und stellte sich erneut an den Herd. Mit allem was Jochen sagte hatte er Recht. Einer allein würde die Situation nicht bewältigen können, aber gemeinsam konnten sie versuchen Natalie aufzubauen und ihr zu helfen wo sie nur konnten. Nur so konnten sie versuchen auch in Natalie wieder die alte Entschlossenheit zu wecken, dass sie sich nicht aufgab, sondern wieder zu kämpfen anfing. "Ich glaube gerade du bist der richtige mir so etwas zu sagen. Mit Worten konnte ich ja noch nie so, und ich hatte Angst davor Natalie die Wahrheit sagen zu müssen. Da waren die Lügen noch besser zu ertragen. Noch habe ich zwar Angst davor sie morgen zu besuchen, aber du hast mir geholfen wieder daran zu glauben, dass wir es irgendwie meistern können. Und jetzt gibts erstmal was zu essen." Wieder mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen machte er erneut die Herdplatten an und stellte die Töpfe wieder darauf.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 07.07.2007, 10:12


    Nur Minuten später stand das Essen auf dem Tisch und wieder war ein Bild zu sehen, dass man noch vor Wochen nicht für möglich gehalten hätte. Es herrschte friedliche Stimmung zwischen Alex und Jochen. Fröhliches Lachen unterbrach hin und wieder die ernsten Gespräche und Jochen griff nach dem Essen sogar zum Geschirrtuch, um seinem Bruder beim Aufräumen der Küche behilflich zu sein.

    *****

    "Nein, es ist wirklich nicht nötig, dass du mich abholst." Benni griff nach seinem Koffer auf dem Gepäckban und verließ mit schnellen Schritten den Ankunftsbereich des Flughafens. Sein Handy dicht am Ohr versuchte er Alex klar zu machen, dass es nicht nötig war, das er sich mitten in der Nacht aus dem Bett quälte, um ihn vom Hamburger Flughafen abzuholen. "Hier stehen genügend Taxifahrer, die ich aus dem Schlaf reißen kann. Mit meinem Anruf wollte ich nur sicher gehen, dass du mich ins Haus lässt und ich nicht auf der Terrasse schlafen muss." Benni musste lächeln. Nach dem langen Flug von Australien nach Deutschland war an Schlaf nicht zu denken und er würde wohl etwas anderes finden müssen, um sich zu beschäftigen.
    Frische, klare Nachtluft schlug ihm entgegen, als er das Flughafengebäude verließ und nach einem freien Taxi Ausschau hielt. Seine Gedanken wanderten zurück nach Australien, und seiner Familie. Es war schwierige Überzeugungsarbeit gewesen, um allen verständlich zu machen, dass es sinnlos war, wenn sie alle nach Hamburg zurückkehrten. Hilfe war momentan noch nicht nötig, solange sich die Situation nicht normalisiert hatte. Konnte die Situation überhaupt wieder zur Normalität übergehen?
    Benni vernahm die Stimme seines Vaters, realisierte jedoch nicht was er gesagt hatte und antwortete einfach mit einem wenig überzeugend klingenden 'Hm'.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 07.07.2007, 14:06


    "Ja gut, dann nimm dir ein Taxi. Aber sieh zu, dass du endlich kommst, sonst schlafe ich wieder ein." Ein kurzer Blick auf die Wanduhr verriet ihm, dass sein Gefühl ihn nicht betrogen hatte. Es war gerade zwei Uhr vorbei und er stand barfuss auf dem kalten Steinboden. Die schrecklichen Kopfschmerzen versuchte er einfach zu ignorieren, was sich aber mehr als schwierig gestaltete, denn die Flasche Wein die er mit Jochen noch geköpft hatte tat ihr übriges dazu. Müde und mit benebelten Sinnen ging er die wenigen Treppen wieder nach oben ins Schlafzimmer und zog sich eine andere Hose über den Schlafanzug an. Ganze zehn Minuten später saß er dann im Halbschlaf auf einem der Küchenstühle und kämpfte erneut damit nicht einzuschlafen. Wie froh er in dem Moment war, dass Benni darauf bestanden hatte mit dem Taxi zu fahren hätte jeder sehen können. Als es wieder 20 Minuten später an der Tür klingelte schreckte er nervös aus einem Halbschlaf hoch und brauchte einige Zeit bis er sich wieder orientiert hatte. Rasch zwang er sich dazu etwas schneller zu gehen und öffnete stürmisch die Haustüre. Kaum dass er Benni sah, war die Müdigkeit größtenteils wieder verflogen und er zog seinen Sohn in eine herzliche Umarmung. "Schön dass du wieder da bist. Guten Flug gehabt?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.07.2007, 10:29


    "Wie der Flug von Australien nach Deutschland halt so ist. Zu lange, als das man ihn genießen könnte." Benni betrat das Haus und stellte seinen Koffer in die nächst beste Ecke. Ausräumen würde er ihn heute sowieso nicht mehr. Das hätte Zeit. "Liebe Grüße von den anderen. Ich habe es gerade noch geschafft, sie davon zu überzeugen, dass es wohl nicht sinnvoll wäre, wenn wir alle unseren Urlaub abbrechen würden." Zwar war nicht zu übersehen, wie müde sein Vater war, doch Benni war viel zu aufgedreht, als das er darauf Rücksicht nehmen konnte. Weiter von dem Flug erzählend, ging er in die Küche und griff nach einer Flasche Wasser. Die leere Flasche Rotwein und die zwei dazugehörigen Gläser im Spülbecken fielen ihm sofort ins Auge und sofort stellte sich ihm die Frage, wer bei ihnen zu Besuch gewesen war. Wäre es ein Kollege von seinem Vater gewesen, würde hier bestimmt keine Weinflasche stehen, sondern leere Wasser- oder Bierflaschen. "Du hattest Besuch?", erkundigte sich Benni unauffällig und ließ sich auf einem Stuhl nieder.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.07.2007, 13:03


    "Besuch?" Verwirrt blickte Alex seinen Sohn an und es dauerete einige Zeit, bis er verstand was dieser meinte. "Nein kein Besuch, Jochen war da." Schon die letzten Tage wäre es ihm nicht in den Sinn gekommen Jochen noch als Besuch zu bezeichnen. Dafür hatten sie sich wieder zu gut zusammengerauft. Für ihn war es schon so etwas wie Selbstverständlichkeit, aber erst Bennis ungläubiges Gesicht rief ihn wieder ins Gedächtnis, dass es für den Rest der Familie noch nicht normal war. Dafür waren die beiden Brüder zu zerstritten gewesen. "Ja jetzt schau mich nicht so an. Wir haben eingesehen, dass wir viel falsch gemacht hatten. Aber jetzt erzähl schon, gibt es noch irgendwelche Neuigkeiten aus Australien? Wie gehts Astrid?" Der Gedanke an seine Frau, die doch immer noch im Urlaub war schmerzte ihn, denn der gemeinsame Urlaub war wieder einmal ins Wasser gefallen und wenn er ehrlich sein sollte, dann vermisste er sie schrecklich. Mit niemanden konnte er einfach so über das reden was ihn belastete, und davon gab es ja durch Natalies Unfall genügend.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.07.2007, 13:10


    Ungern ging Benni auf Alex Fragen ein, denn die Tatsache, dass Jochen jetzt wieder zur Familie gehören sollte, beschäftigte ihn viel mehr. Er kannte den jüngeren Bruder seines Vaters nicht, hatte ihn noch nie bei einer der Familienfeiern angetroffen und machte sich so ein Bild aus den gehörten Erzählung. Eher skeptisch betrachtete er die ganze Situation und war sich nicht sicher, ob man Jochen jetzt vertrauen konnte, nach all den Jahren wo er sich einen Dreck, um die Familie geschert hatte. In seinen Augen war es falsch, aber das würde er schon noch zur Sprache bringen. Nachdenklich öffnete Benni die Wasserflasche und trank einen Schluck, bevor er sich seinem Vater zuwandte. "Neuigkeiten, gibt es eigentlich keine großartigen zu vermelden. So viel ist nicht passiert, seitdem du abgereist bist und was Astrid betrifft, würde sie lieber heute als morgen nach Hamburg kommen, aber das will sie vor allem Jasmin nicht antun." Ein Grinsen breitete sich auf Bennis Gesicht aus und er machte sich auch gar nicht die Mühe es zu verbergen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.07.2007, 13:20


    Die Müdigkeit hatte Alex doch nicht ganz abschütteln können und er ließ sich erschöpft auf den anderen Stuhl sinken. Mit müden Augen blickte er seinen Sohn an und fragte sich zum wiederholten Male wie ein einzelner Mensch nur so dunkelbrauch werden konnte. Aber das Grinsen das sich immer noch auf dessen Gesich abzeichnete holte ihn wieder zurück aus seinen Gedanken. Immer deutlicher merkte er, dass er Bennis Gedanken nicht komplett folgen konnte. Sollte er darauf eingehen oder einfach so tun als hätte er es verstanden? Laut seufzend strich er sich mit der Hand übers Gesicht und versuchte den Nebel zu lichten. "Wenigstens sie sollen den Urlaub genießen, der Alltag fängt sie schon noch früh genug ein und was der für eine Wirkung hat sieht man ja am besten an mir."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.07.2007, 13:28


    "Meinst du nicht, es wäre besser du würdest wieder ins Bett gehen, denn sicherlich kannst du den Tag morgen nicht zum Schlafen nutzen, wie ich es mit hundertprozentiger Sicherheit tun werde. Momentan würde ich nämlich kein Auge zubekommen, aber das sind ja die üblichen Nebenwirkungen dieses Fluges." Ungerne wollte Benni Alex um seinen Schlaf bringen. "Mit meinen Erzählungen und Fragen kann ich mich durchaus noch ein paar Stunden gedulden und du sollst bestimmt nicht darunter leiden, dass mein Flugzeug mitten in der Nacht in Hamburg landet." Benni stand auf, holte sich aus dem Kühlschrank noch etwas zu essen und wie, als wollte er seinen Worten mehr Nachdruck verleihen, ließ er Alex in der Küche zurück und ging ins Wohnzimmer, um dort den Fernseher einzustellen. Zwar machte er sich keine großen Hoffnungen, mitten in der Nacht einen interessanten Film zu entdecken, doch fernsehen war immer noch die leiseste Beschäftigung, die er momentan tun konnte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.07.2007, 13:40


    "Ja, wenns dir nichts ausmacht, geh ich wirklich wieder ins Bett, der Tag heute wird angstengend genug. Da ich ja nicht weiß wann du aufstehst, wenn ich nicht da bin, werde ich bei Natalie im Krankenhaus sein. Also rechne mal lieber mit einer meiner schlimmsten Launen, ja?" Mit einem verzerrten Grinsen schlurfte Alex die wenigen Treppen wieder hoch und fiel kurze Zeit später wie tot ins Bett. Aber jetzt, da er wieder die Möglichkeit hätte weiter zu schlafen war an diesen nicht mehr zu denken. Unruhig wälzte er sich hin und her und als er das letzte mal einen Blick auf die Leuchtziffern des Weckers warf, war es bereits weit nach vier Uhr in der Nacht. Doch auch der Schlaf in den er sank brachte nicht die erwünschte Erholung. Ständig träumte er von Natalie und möglichen Szenen, die er bei seinem nächsten Besuch erleben würde.

    *****

    "Ja Herein", entschlossen und seltsam erholt richtete sich Natalie in ihrem Bett auf und blickte die Ärzte und Schwestern erwartungsvoll an. Die tägliche Visite war zwar nicht angenehm, aber immerhin konnte sie diese etwas entspannter über sich ergehen lassen. Jochen hatte ihr ja schon gesagt was wirklich mit ihr los war. Aber schon allein der Gedanke daran, nie wieder laufen zu können ließ ihre Stimmung weit unter den Nullpunkt sinken. Eine unerklärliche Leere breitete sich in ihr aus und die Unruhe, die sie schon am Vortag ergriffen hatte erwachte erneut. Allem was die Ärzte sagen schenkte sie keinerlei Aufmerksamkeit, viel zu sehr war sie mit sich selbst beschäftigt und sie zwang sich nur noch dazu keine Tränen übers Gesicht laufen zu lassen. Sie sah einfach keinen Ausweg aus der Situation und all ihre Ziele, die sie gehabt hatte, hatten sich wie in Luft aufgelöst. Wie sollte sie nur wieder neuen Lebensmut schöpfen können wo doch nichts mehr so war wie zuvor?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.07.2007, 15:40


    "Wir werden Sie wohl bald entlassen können, Frau Karuhn. Ihre Werte sind inzwischen wieder im grünen Bereich und auch ihre Verletzungen heilen gut ab. Es gibt also nichts was einer baldigen Entlassung im Wege stehen könnte." Der Arzt vermerkte sich in seinen Unterlagen einige Details, bevor er wieder zu Natalie blickte und sie aufmunternd anlächelte. Seines Wissens nach, war die schlimmste aller Nachrichten, noch nicht vermittelt worden und so wunderte er sich über die plötzlichen Gefühlsschwankungen. Die Nachricht von ihrer baldigen Entlassung, musste doch eher Freude, anstatt Tränen hervorrufen. Nachdenklich sah er seine Patientin an. "Mir scheint, als würden sie sich gar nicht wünschen, endlich wieder nach hause zu kommen?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.07.2007, 15:45


    "Wenn Sie mir jetzt auch noch erklären können, was ich zu Hause tun soll? Meine Adresse haben Sie ja, Sie können sich ja mal die Dachwohnung ansehen. Und dann kommen Sie wieder und erklären mir, was es mir bringen soll nach Hause zu dürfen." Mit einem verbitterten Ton und unsäglicher Wut im Bauch schrie sie ihn fast schon an. Wieso nur schwieg er jetzt auch noch? Er konnte doch nicht wirklich glauben, dass sie das alles so einfach glauben würde. Und gerade jetzt wo er ihr sagte, dass sie nach Hause durfte konnte die Wahrheit nicht länger verschweigen. "Was geht in Ihrem Doktor-Gehirn eigentlich vor? Glauben Sie wirklich eine kleine, dumme Fahrlehrerin ist so doof und kann eins und eins nicht zusammenzählen?" Natalie lachte höhnisch auf und funkelte ihn an. Hatte er wirklich keine Ahnung, dass sie es schon wusste oder warum spielte er noch immer nicht mit offenen Karten?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 08.07.2007, 15:53


    Ihre vorwurfsvollen Worte ließen ihn aufhorchen. Woher wusste seine Patientin, von ihrem tatsächlichen Gesundheitszustand? Er hatte strikte Anweisungen gegeben, keine Aussagen über ihre Querschnittslähmung zu treffen, um genau einer solchen Situation vorerst aus dem Weg zu gehen. Zwar war dies vielleicht der falsche Weg, doch noch immer war ein Rückfall aufgrund von Aufregung möglich. "Ich habe keine Ahnung, was Sie mir damit sagen wollen, Frau Karuhn. Natürlich können Sie nicht sofort wieder arbeiten gehen und werden sich noch einige Wochen erholen müssen, vielleicht wäre sogar ein Aufenthalt in einer Reha-Klinik sinnvoll, doch bis diese Entscheidung zu treffen ist, haben wir noch etwas Zeit. Ihnen wird jetzt noch einmal Blut abgenommen und dann lassen wir Sie wieder in Ruhe." Immer noch mit einem Lächeln auf dem Gesicht gab er einer Krankenschwester ein Zeichen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.07.2007, 16:00


    "Sie wollen mich gar nicht verstehen oder wie? Ja, Sie tun sich leicht, geben meinem großen Bruder einfach mal die Anweisung auch noch nichts zu sagen und sind selbst aus dem Schneider. Tja, tut mir leid, Herr Doktor, ich habe noch einen kleinen Bruder, den hätten Sie vielleicht auch informieren sollen über das was sie mit Alex ausgemacht haben." Die Worte von Natalie wurden immer verletzter, und je mehr sie sagte, desto schwerer fiel es ihr, das alles wahrzunehmen und zu glauben. Längst hatte sie ihre ganze Kraft in die Worte gesteckt und war wieder müde, aber so einfach wollte sie es dem Arzt nicht machen. Er hatte das Vertrauen von ihr missbraucht und sie einfach im Unklaren gelassen. "Machen Sie das mit allen Ihren Patienten so? Sagen Sie denen alle nur die Hälfte der Wahrheit? Also mir reichts auf jeden Fall von Ihren Lügen und Geheimnissen, darauf kann ich echt verzichten." Wenn sie nur daran dachte, dass sie nach dem Krankenhaus in eine Reha-Klinik sollte, wo sie Tag und Nacht nur von Menschen umgeben waren, die genauso behindert waren wie sie, wurde ihr ganz schlecht. Zwar wäre sie dort bestimmt besser betreut als zu Hause, aber wollte sie überhaupt betreut werden? Wollte sie nicht viel lieber versuchten alleine mit ihrem Schicksal fertig zu werden?



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.10.2007, 08:55


    "Frau Karuhn, ich kann Ihre Reaktion sehr gut verstehen, aber Sie sollten bedenken, dass ich sehr wohl meine Gründe für diese Anweisung gegenüber ihrem Bruder hatte. Mir erschien es noch nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, um Ihnen von der schweren Tragweite ihres Unfalls zu berichten." Ihre aggressiven und verletzenden Worte ließen ihn kalt, war ein solcher Gefühlsausbruch nichts neues für ihn, in seinem Beruf. Was lag da schließlich näher, als sich in einer solch schweren Situation, jemanden zu suchen, der Schuld an allem war. Niemals suchte man die Schuld bei sich selbst, stets bei den anderen. Doch damit konnte er leben, er verlangte auch nicht, dass Natalie Karuhn ihn verstehen würde, was die Zurückhaltung dieser Informationen betraf. "Nun gut, da Sie nun ja inzwischen Bescheid wissen, wenn ich auch nicht weiß wie viel ihnen ihr jüngerer Bruder erzählen konnte, da die eigentlichen Absprachen nur mit ihrem anderen Bruder liefen, kann ich ja nun mit offenen Karten spielen. Ihrer Entlassung steht tatsächlich nichts mehr im Wege. Und da Sie nun ja wissen, wie es um Sie steht, sollten Sie sich mit Ihrer Familie Gedanken machen, ob ein Reha-Aufenthalt vorläufig nicht am geeignetsten wäre."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.10.2007, 10:56


    "Verschwinden Sie und lassen Sie mich endlich in Ruhe. Über den Reha-Aufenthalt werde ich vielleicht nachdenken. Und noch eines. Wenn es schon so endgültig ist, dann bringen Sie mir gefälligst so einen verd***ten Rollstuhl oder soll ich mich erst zu Hause, wo auch immer das sein mag, damit auseindersetzen?" Langsam war Natalie wieder leiser geworden, zu tief lag ihr der Schock noch in den Knochen. Sie konnte es einfach immer noch nicht glauben, was man ihr gesagt hatte. Müde ließ sie sich wieder in ihr Kissen zurücksinken und schloss die Augen. Dass man ihr später noch einen Rollstuhl ins Zimmer stelle nahm sie ohne sichtbare Regung hin, aber innerlich explodierte sie vor Verzweiflung, und wollte sich dagegen wehren, dass sie wirklich auf dieses Gerät angewiesen war. Irgendwann später zwang sie sich dazu, sich wieder aufzusetzen und den Rollstuhl zumindest einmal anzusehen. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, stellte sie zufrieden fest, dass es noch zu früh war um mit einem Besuch von Alex oder Jochen zu rechnen. Zögerlich schlug sie die Bettdecke zurück und entdeckte am Bettende ihren Bademantel. Ob er am Tag zuvor auch schon dagelegen hatte? Sie wusste es nicht und wollte es auch gar nicht genauer wissen, zu deutlich war ihre alte Entschlossenheit zurückgekehrt.

    Auch wenn Natalie keine Ahnung hatte, wie sie es anstellen sollte aus ihrem Bett herauszukommen mit den verkrüppelten, nutzlosen Beinen wollte sie nicht mehr länger im Bett liegen. Sie wollte das ganze alleine machen, ohne dass ihr irgendjemand half oder dabei zusehen konnte wie ungeschickt sie sich anstellte. Zögerlich griff sie nach dem flauschigen Bademantel und schlüpfte hinein, ehe sie mit aller Kraft, die sie noch übrig hatte ihre Beine über die Bettkante zog. Bemüht nicht das Gleichgewicht zu verlieren zog sie den Rollstuhl näher heran und überlegte erneut, wie sie dorthin kommen sollte. Mit den Armen abgestützt hiefte sie ihren Körper nach hoben und versuchte sich direkt auf die Sitzpläche fallen zu lassen. "So, nicht mit mir. Ich lasse mich doch nicht ans Bett fesseln." Erleichtert, als sie es endlich geschafft hatte schloss sie erneut die Augen und versuchte sich ein wenig auszuruhen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.10.2007, 14:29


    Viel zu vertieft in ihre Versuche selbst mit der Situation klar zu kommen und nicht länger tief betrübt im Bett zu liegen, hatte Natalie nicht bemerkt, wie sich langsam ihre Zimmertüre öffnete und Jochen den Raum betrat. Die ganze Nacht war er nicht fähig gewesen, auch nur für wenige Stunden die Augen zu schließen und zu schlafen, zu sehr hatte ihn seine große Schwester beschäftigt. Er hatte nicht sagen können, ob es wirklich gut gewesen war, dass sie nun alles wusste oder nicht und eben diese Frage hatte ihn nicht losgelassen. Immer wieder hatte er Natalie vor sich gesehen und ihre Reaktion, als er ihr sagte, dass sie ihr gesamtes Leben vergessen konnte. Von einer Sekunde auf die andere hatte er ihr sagen müssen, dass all ihre Wünsche, ihre Träume und Sehnsüchte nichts mehr wert waren. Jochen hatte sich nicht mal erklären können, wie er es überhaupt geschafft hatte, ihr das zu sagen. So hatte er heute früh seine Wohnung verlassen, um zu sehen, wie es seiner Schwester ging. Er wollte für sie da sein und nun konnte er erleichtert sehen, dass sie nicht aufgegeben hatte. Nein, im Gegenteil, sie hatte bereits wieder damit begonnen zu kämpfen. Zu kämpfen, für ein neues Leben. Erleichtert lehnte er sich gegen die kahle Wand und beobachtete Natalie, wollte sich noch nicht zu erkennen geben.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.10.2007, 15:45


    In der Hoffnung bereits wieder neue Kraft geschöpft zu haben begann sie leicht zu frieren und wickelte den Bademantel enger um die Schultern. Zögerlich sah sie sich den Rollstuhl genauer an, wollte sofort wissen wie er funktionierte und was an ihm kaputt gehen konnte. Nur ganz langsam, als könnte von den Reifen irgendeine Gefahr ausgehen näherten sich Natalies Finger dem silbernen, festmontierten Ring neben dem Gummireifen und versuchte sich so in Bewegung zu setzten. Mühsam schaffe sie es sich selbst ein paar Zentimeter nach vorne zu bringen, aber je weiter sie sich nach vorne arbeitete, umso deutlicher wurde ihr, dass sie eindeutig im Kreis herumfuhr. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte sie immer und immer wieder etwas zu verändern, aber es half alles nichts, je mehr Schwung sie gab, desto schneller drehte sie sich im Kreis. "Ich kanns ja doch nicht. Was soll ich denn überhaupt noch als nutzloser Krüppel?!" Laut schluchzend sank Natalie in sich zusammen und vergrub ihr Gesicht in ihren langen Fingern. Vorstellen, wie es jetzt weitergehen sollte, konnte sie sich schon längst nicht mehr.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 13.10.2007, 15:56


    Entsetzt hatte Jochen Natalies Verwandlung mit ansehen müssen. In der einen Minuten noch voller Tatendrang und neuer Energie, saß sie nun wieder völlig in sich zusammen gesunken und verloren in dem Rollstuhl, der ab sofort zu ihrem Leben gehörte. Er hätte sich keine Hoffnungen machen soll, dass seine Schwester sich bereits mit ihrem neuem Leben abgefunden hatte. Wie auch? War es doch nur schwer zu akzeptieren, ab sofort auf Hilfe angewiesen zu sein. Leise löste sich Jochen von seinem Platz an der Wand und ging langsam auf Natalie zu. Noch war er sich nicht sicher, ob sie in diesem Moment wirklich von ihm getröstet werden oder doch lieber allein sein wollte. Abschätzen konnte er ihre Reaktion nicht, doch wollte er sie auch nicht alleine lassen und ihre Verzweiflung ignorieren. Sie sollte wissen, dass er für sie da war. Er, wie auch all die anderen. Bei ihr angekommen, ging er vor ihr in die Hocke und griff vorsichtig nach ihren Händen. "Hey, es ist okay. Du solltest von dir nicht sofort verlangen, das du damit klar kommst."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 13.10.2007, 17:52


    Erschrocken zuckte Natalie zusammen und zog reflexartig die Hände zurück. Erst als sie bereits ausholen wollte um Jochen einen harte Ohrfeige zu verpassen realisierte sie, wen sie vor sich hatte. Aber die Erkenntnis, dass Jochen die gescheiterten Versuche mitangesehen hatte, machten sie noch wütender. Sie hatte es doch nur versucht, weil sie wusste, alleine zu sein, von niemanden beobachtete, der in Mitleid verfallen konnte. "Es soll okay sein, dass ich damit nicht klar komme? Ja? Ist das dein Ernst? Wann soll ich denn dann bitte schön damit zurecht kommen? In drei Wochen vielleicht? Hallo?" Verzweifelt fauchte Natalie ihren Bruder an, der ja eigentlich nichts dafür konnte und schob so lange an ihrem Rollstuhl herum, bis sie es geschafft hatte und mit dem Rücken zu Jochen stand. Sie wollte nicht, dass er mit ansah wie sie sich quälte und anstellte. "Ich sollte vielleicht damit zurecht kommen, schließlich will mich der Arzt entlassen und dann kann ich auch zusehen wie ich alleine damit klar komme." Mit einem verbitterten Unterton versuchte sie Jochen klar zu machen, dass sei alleine war in ihrem Schicksal, so sehr die andern auch beteuerten, sie wäre es nicht. Als Jochen ihr nicht sofort eine Antwort gab wollte sie erneut herumfahren und ihn anbrüllen, aber sie merkte, wie die Wut in ihr verflog und sich nur noch dieselbe Leere breit machte wie am Abend zuvor auch schon. Sie fühlte sich so alleine, wollte auf der einen Seite auch alleine sein, aber dann sehnte sie sich doch nach den starken Armen ihres Bruders, egal ob es Jochen oder Alex war. "Jochen, ich schaff das nicht."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 14.10.2007, 10:30


    Die wenigen Sätze, die sie ihm entgegen geschleudert hatten, hatten ausgereicht, um eine Wut in ihn aufflammen zu lassen, die er in den letzten Tagen besiegt geglaubt hatte. Er konnte sie ja verstehen, wie sie sich fühlte, doch ihm brauchte sie ganz gewiss nicht erzählen wie es war allein zurecht kommen zu müssen. Jochens Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und er stand stürmisch wieder auf, trat an's Fenster. Viel zu aufgewühlt war er, als das er ihr jetzt ruhig seinen Standpunkt klar machen konnte. Eine Situation der Alex viel besser gewachsen wäre, als er selbst. "Ich höre nur immer, 'ich alleine muss damit klar kommen', 'ich schaff das nicht'. Wer sagt, das du das alleine schaffen musst? Du selbst, niemand sonst. Natalie, ich kann deinen Ehrgeiz und deinen Wunsch verstehen, dass du nicht auf unsere Hilfe angewiesen sein willst, aber glaubst du wirklich es ist der richtige Weg? Hilfe bedeutet nicht gleich Abhängigkeit..." Obwohl in ihm ein wilder Orkan tobte, war seine Stimme vollkommen ruhig und langsam ging er auf sie zu, kniete sich wieder vor ihr hin und griff nach ihren Händen. "Innerhalb von wenigen Stunden hat sich so viel für dich geändert, wie willst du von jetzt auf gleich damit klar kommen? Das schafft niemand. Lass uns dir helfen und hab Geduld mit dir selbst."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 15.10.2007, 11:41


    Verzweifelt sah Natalie wieder auf und strich sich unsanft die Tränen aus dem Gesicht. "Jochen, innerhalb weniger Augenblicke habe ich alle meine Ziele und Träume verloren die ich hatte. Ich kann nicht einfach von jetzt auf dann damit klar kommen und eure Hilfe akzeptieren." Immer noch hatte sie diese Verbittertheit in ihrer Stimme, aber sie sah ein, dass Jochen Recht hatte und sie sich nicht hängen lassen sollte, nur weil sie keine Hilfe annehmen wollte. Vorsichtig schob sie sich noch ein Stück näher an das Bett heran und griff nach den Tempotaschentüchern, die sie dort deponiert hatte. "Jochen, ich will raus hier. Ich habe nicht mal mehr eine Ahnung was wir heute für ein Wetter haben und wie es außerhalb dieses Zimmers aussieht. Bitte bring mich nach draußen." Leise, aber keineswegs zögerlich kam die Frage über ihre Lippen und Natalie versuchte verbissen zu verhindern, dass ihr erneut die Tränen kamen, wenn sie daran dachte, dass Jochen sie jetzt dann schieben musste und sie nicht einfach neben ihm herlaufen konnte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 15.10.2007, 14:52


    Stumm nickte er und stand langsam auf. Sollte er ihr diese Bitte wirklich erfüllen oder würde es ihre Qualen nur noch verstärken? Die Ärzte waren fest entschlossen gewesen, Natalie die Nachricht so lange wie möglich vorzuenthalten, wie nur möglich, doch er hatte sich dagegen entschieden, da seiner Meinung nach es egal war, wann sie erfuhr, dass ihr bisheriges Leben ein schmerzhaftes Ende gefunden hatte. Zögerlich ging er zu ihrem Schrank, wollte dort nach einer Decke suchen, denn für Natalie würde es in dem dünnen Morgenmantel zu kalt sein. Zwar würde sie es nicht fühlen, aber trotzdem wollte er es vermeiden. Mit einem kurzen Blick über die Schulter stellte er fest, wie nahe sie jetzt bereits wieder ihren Tränen war und wieder sträubte er sich dagegen, jetzt mit ihr das Zimmer zu verlassen. Wie demütigend musste es doch für sie sein, zu realisieren, nie mehr selbst einen Fuß aus dem Krankenzimmer setzen zu können, ohne einen Rollstuhl. Bewusst ließ er sich nichts anmerken und breitete liebevoll eine Decke über sie aus. Sie hatte diese Entscheidung getroffen und ihn darum gebeten, diese zu erfüllen, also warum sollte er ihr diese Hilfe dann verweigern.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 16.10.2007, 12:02


    Total verunsichert strich Natalie langsam über die weiche Decke, die Jochen ihr über ihre Beine gelegt hatte, auch wenn sie weder Wärme noch Kälte spürte. Kaum dass sich der Rollstuhl in Bewegung gesetzt hatte, schloss Natalie die Augen und ließ eine vereinzelte Träne achtlos auf ihr Nachthemd tropfen. Sie wollte jetzt nicht sofort wieder umkehren und sich in ihrem Bett und dem Selbstmitleid verkriechen, wie sie es schon zuvor getan hatte. Die wenigen Worte von Jochen hatten ausgereicht, um in ihr wieder ein wenig Entschlossenheit zu wecken und aufflammen zu lassen. Die ersten wenigen Meter, die sie im Rollstuhl zurück legte, sah sie sich selbst wie im Traum alleine, ohne die Hilfe von Jochen. Die mitleidigen Blicke der anderen Patienten ignorierte sie ebenso, wie einen Versuch ihres Arztes mit ihr zu reden und sie davon zu überzeugen, dass Bettruhe für sie am Besten war. Sie wollte nicht vor dem nächsten Tag irgendetwas mit ihm zu tun haben, wo er sie doch so angelogen hatte. "Sag mal Jochen, muss Alex eigentlich arbeiten? Das Rettungszentrum wäre doch auch hier." Mit einem sehnsüchtigem Blick in den Augen drehte sie sich zu Jochen um und wünschte sich in dem Moment nichts mehr, wie ihren großen Bruder auch hier zu haben.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 17.10.2007, 12:28


    "Ich kann dir nicht genau sagen, ob Alex bereits wieder arbeitet. Er hat seinen Urlaub in Australien abgebrochen, aber es kann durchaus sein, dass er im Rettungszentrum noch nicht benötigt wird." Den sehnsüchtigen Wunsch auch Alex zu sehen, konnte Jochen in ihren Augen lesen und nur zu gerne hätte er ihr gesagt, dass es kein Problem wäre Alex zu besuchen. Doch obwohl er am Abend zuvor bei seinem Bruder gewesen war, hatte er diesen nicht gefragt, wie lange er noch Urlaub hatte. Sollten sie einen Versuch wagen und auf gut Glück im Rettungszentrum vorbei schauen? Unauffällig telefonieren konnte er nicht, ansonsten hätte er sich so vergewissern können, ob Alex anzutreffen wäre. Nur zu gerne hätte Jochen seiner Schwester diesen Wunsch erfüllt. "Was hältst du davon, wenn wir einfach mal nachsehen, ob Alex bereits wieder mit seinem Hubschrauber unterwegs ist. Ich kenn zwar keinen von seinen Kollegen oder zumindest nur die, denen ich einmal kurz begegnet bin." Jochen erinnerte sich an das Zusammentreffen mit Alex Kollegen und Bordmechaniker Jan Wollcke. Ruhig und friedlich war es sicherlich nicht verlaufen und das lag sicherlich an ihm.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 17.10.2007, 12:54


    "Ja bitte, lass uns einfach mal schaun ob er schon wieder etwas tut oder noch auf der faulen Haut herum liegt. Wenn nicht, können wir immer noch zurück in dieses hässliche Zimmer." Schon alleine der Gedanke daran, dass sie Alex damit überraschen konnte, wenn sie Entschlossenheit an den Tag legte stimmte sie wieder etwas froher, wenn auch nicht glücklich. Bemüht wirklich gegen ihre schlechte Laune und die Depressionen zu kämpfen näherten sich ihre Finger erneut langsam den Reifen des Rollstuhls. "Komm, lass es mich noch mal ausprobieren. Je schneller ich das kann, desto leichter wirds mir fallen wenn ich entlassen werde." Vorsichtig versuchte sie die beiden Reifen gleichzeitig anzustoßen und ihnen so den richtigen Schwung mitzugeben, den sie brauchte um vorwärts zu kommen. Je mehr sie sich darauf konzentrierte, umso besser kam sie damit zurecht, aber kaum schlich sich der Gedanke in ihren Kopf, sie hätte es verstanden wie sie es machen musste, ging es wieder schief. "Jochen, kannst du wieder? Ich glaube ich bin heute einfach zu ungeduldig mit mir. Ich schaffe das heute sicher nicht."



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 17.10.2007, 13:15


    Erleichtert darüber, wie schnell sich Natalie doch wieder gefangen hatte, nach ihrem Zusammenbruch auf dem Zimmer, hätte ihr Jochen in diesem jeden Wunsch und jeden Gefallen getan. Natürlich hatte er gewusst, welche Kämpferin seine Schwester war. Hatte sie sich nie so leicht in die Flucht schlagen lassen, doch diese Situation war mit keiner anderen zu vergleichen die sie bisher hatte meistern müssen und würde es auch nie sein.
    Der Weg zum Rettungszentrum war schnell bewältigt und Jochen sah das der Hubschrauber auf der Landeplatte stammt. Die Crew des SAR 71 war also im Rettungszentrum, aber ob Alex wirklich schon wieder arbeitete? Dunkel erinnerte er sich daran, dass sein Bruder ihm irgendetwas davon erzählt hatte, das sein Sohn nach Hamburg zurück kommen wollte. Wäre das der Fall würde Alex sicher nicht arbeiten und Natalie wäre sicherlich enttäuscht, wünschte sie sich doch ihrem Bruder zeigen zu können, dass sie sich nicht auf ihrem Zimmer versteckte, sondern versuchte mit der neuen Situation klar zu kommen. "Wir scheinen Glück zu haben, der Heli ist da, also ist zumindest irgendjemand vor Ort."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 17.10.2007, 14:03


    Mit jedem Meter den sie näher an das Rettungszentrum gekommen waren, hatte Natalie ein immer schlechteres Gefühl bekommen und war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie überhaupt noch weiter wollte. War es wirklich so toll, wie sie sich einbildete, dass sie sich aus ihrem Bett traute? Nervös krallte sie sich an der Decke fest und starrte auf den Eingang. Was wenn Alex wirklich noch nicht arbeitete und noch zu Hause war? "Einen Rückzieher machen wir jetzt mal nicht." Leise murmelnd zwang sie sich selbst dazu wieder weiter nach vorne zu sehen und nicht zurück auf ihr Zimmer zu wollen.
    Völlig in ihren Gedanken versunken schreckte Natalie nervös hoch, als ein lauter Pfiff über den ganzen Platz hallte. Der Ruf, der dem Pfiff folgte ließ wieder ein wenig Wärme in ihren Körper zurück fließen und suchend blickte sie zum Hubschrauber, in der Hoffnung Alex würde wirklich aus dieser Richtung kommen. Zwar kannte Natalie die Frau nicht, die sich rege mit Alex unterhielt und hinter dem Hubschrauber vorkam, aber die graue Fliegerkombi machte klar, dass sie zum Team gehörte. Langsam setzte sich Natalie wieder alleine in Bewegung und hoffte darauf, dass Alex sie auch wirklich schon entdeckt hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 17.10.2007, 14:22


    Alex Kollegen waren an diesem Morgen äußerst überrascht gewesen, als ihr Pilot in der Fliegerkombi vor ihnen stand und erklärte, dass er seinen Urlaub abgebrochen hatte und nun wieder Dienst schieben wollte. Alle Versuche ihm verständlich zu machen, er sollte sich dann doch zumindest ein paar Tage Urlaub in Hamburg können, waren zwecklos und so hatte sich vor allem Svenja damit abfinden müssen, dass Alex an diesem Morgen wieder das Befehlskommando in der Luft übernahm. Einen schlechten Tausch hatten sie dadurch nicht gemacht, war Alex Ersatz einfach nicht das gleiche gewesen, doch trotzdem hätten sie ihrem Kollegen durchaus Urlaub gegönnt.
    "Herr Major Karuhn, nicht nur, das Sie sich meinen Anweisungen wiedersetzen und hier, trotz eigentlichem Urlaub Dienst schieben, nein, Sie sind sogar noch so unmöglich und meinen uns hier etwas von Funkdisziplin erzählen zu wollen." Lachend griff Svenja nach ihrer Fliegerjacke, die noch im Heli lag und wollte sich gerade mit Alex auf den Weg zum Rettungszentrum machen, als sie in den Augenwinkeln zwei Personen wahrnahm. Der eine war zweifelsfrei Alex Bruder, den sie in äußerst schlechter Erinnerung behalten hatte. "Pilot, du hast Besuch."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 17.10.2007, 14:35


    "Tja Svenja musst du dich einfach wieder an mich gewöhnen, bevor du danach wieder in deiner Notaufnahme versauern darfst." Lachend ging Alex neben der Notärztin zurück in Richtung Rettungszentrum und registrierte ihre Aussage nur im Unterbewusstsein. Viel zu sehr auf das Gespräch mit Svenja konzentriert blickte er mehrmals in die Richtung wo Jochen und Natalie standen, nahm die beiden aber nicht wahr. Erst als Svenja schneller ging und ihn hinter sich herzog, registrierte er, dass sie noch etwas gesagt haben musste. Aber ehe er sie fragen konnte, hatte er seine beiden Geschwister auch schon entdeckt, und blieb einen Moment wie angewurzelt stehen. Konnte es wahr sein, dass Natalie sich jetzt schon aus ihrem Bett traute und sich von Jochen durch die Gegend schieben ließ? Schnell ging er auf die beiden zu und blieb vor dem Rollstuhl kurz stehen, ehe er in die Hocke ging und nach Natalies Händen griff. Unsicher was er sagen sollte blickte er kurz zu Jochen. "Na Schwesterchen? Hat Jochen dich heil hergebracht oder muss ich mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden?"



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 17.10.2007, 14:47


    Svenja war in einigem Abstand stehen geblieben und betrachtete Alex Bruder. Hatte nicht eben dieser noch vor ein paar Tagen felsenfest verkündet, er würde keinen Finger für seine Schwester rühren und in einem Heim wäre sie sowieso viel besser aufgehoben? Alex hatte es ihr so zumindest erzählt und hatte sich anfangs ja auch strikt geweigert, seinen Bruder über den Unfall ihrer Schwester zu informieren. Nun stand genau er hier und hatte dafür gesorgt, dass Natalie ihren Bruder besuchen konnte. Fühlte er sich dazu gezwungen? Nein, das konnte nicht sein, denn bei ihrer ersten Begegnung hatte es nicht so ausgesehen, als ob sich Jochen Karuhn zu etwas zwingen lassen würde. Langsam ging Svenja etwas näher auf die drei zu, beobachtete jedoch Jochens Verhalten genau. "Danke Bruderherz für dein tiefes Vertrauen, welches du mir doch immer wieder entgegen bringst. Aber schön zu hören, dass du Natalie nicht verrückt erklärst, weil sie sich von mir hat herbringen lassen." Der selbe abfällige Unterton, den Svenja inzwischen kannte, doch das fröhliche Lachen war ihr neu.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 17.10.2007, 18:39


    Die lustigen Neckereien der beiden Brüder ließen sie wieder trauriger werden, auch wenn es eigentlich schön war, dass sie sich wieder besser verstanden. Sie ließ sich wieder von ihren eigenen Gedanken hinunterziehen und begann wieder in das Gleiche dunkle Loch zu sacken wie zuvor auch schon. Ohne es verhindern zu können schluchzte sie laut auf und ließ sich an Alex' Schulter sinken. Sie konnte sich ja selbst nicht erklären, warum sie jetzt auf einmal wieder so zusammensackte, aber es schien fast, als würden sie die Gedanken der Vergangenheit wieder einholen. Immer wieder sah sie die streitenden Brüder vor sich, sich selbst in der Mitte stehend und nicht mehr weiter wissend. Je länger sich Natalie an ihr eigenes Bild krallte, wo sie gesund auf ihren Beinen stand, desto unruhiger und verzweifelter wurde sie. Wie hatte sie noch ein paar Minuten zuvor denken können, dass sie das alles schaffen konnte.
    "Lass mich mal Alex." Sanft drängte Svenja ihren Piloten zur Seite und griff vorsichtig nach den kalten Fingern von Natalie, die immer noch laut aufschluchzte. Alex hatte sie nicht beruhigen können, egal wie viel beruhigende Worte er ihr ins Ohr geflüstert hatte und wie sehr er sie festgehalten hatte. Hilflos musste Alex mitansehen, wie Svenja sich an seiner Stelle hinunter zu Natalie beugte und auf sie einredete.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 19.10.2007, 10:04


    Jochen erkannte schnell, dass sie Natalie in dieser Situation wohl nicht helfen konnten. Sie wollte mit dieser Situation alleine fertig werden, ihr Leben genauso meistern, wie zuvor, doch das konnte sie nicht. Sie musste lernen, mit diesen ganzen neuen Situationen umzugehen und das brauchte Zeit. Zeit, die sie sich im Moment nicht geben wollte. Durchaus ruhiger als Alex, sah er zu, wie Svenja versuchte seine Schwester zu beruhigen und wandte sich irgendwann ab. Vielleicht war es einfach das beste ein Außenstehender würde Natalie in Ruhe klar machen, dass sie ihr Leben zwar igendwann wieder alleine auf die Reihe bekommen würde, aber eben noch nicht jetzt. Und vielleicht war Alex Notärztin dazu genau die richtige Person. Sie schien Alex gut zu kennen und Alex und Natalie waren sich weitaus ähnlicher, als er und seine Geschwister. Rasch ging Jochen auf seinen Bruder zu und griff ihm hart am Arm. "Komm, lassen wir die beiden alleine. Ihr habt in eurem Rettungszentrum doch bestimmt einen Kaffee, den du mir anbieten kannst."



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 21.10.2007, 12:33


    "Ja sicher haben wir Kaffee." Mit den Gedanken noch bei Natalie und ihrer Verzweiflung, in der er ihr nicht hatte helfen könnten, ließ sich Alex von Jochen ins Rettungszentrum ziehen. Er wusste nicht mehr wie er mit der Situation umgehen sollte. Auf der einen Seite, war er stolz auf Natalie, dass sie sich aus ihrem Bett gewagt hatte, aber auf der anderen Seite wusste er nicht, ob es nicht zu früh war, dass sie sich raus gewagt hatte. Die Verzweiflung die ihr nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben stand ließ ihn zweifeln. "Meinst du es ist richtig, wenn wir uns jetzt nicht um Natalie kümmern, sondern Svenja machen lassen? Ich meine, ich kenne Svenja gut und auch schon lange, aber eigentlich sind wir ja die Brüder von Natalie die ihr eigentlich helfen sollten." Langsam ging Alex mit Jochen in das Gebäude hinein und schenkte ihm in der Küche eine Tasse Kaffee ein ehe er sich selbst auf einem der Stühle nieder ließ und nachdenklich an die Wand starrte.

    "Kommen Sie Natalie, lassen Sie uns ein paar Meter gehen." Rasch erhob sich Svenja aus ihrer Hocke und ließ die kalten Finger von Natalie wieder los. Sie war sich genau bewusst, was für eine Provokation ihre Worte in den Ohren von Natalie sein mussten, aber sie hoffte die junge Frau so dazu bringen zu können wieder nach vorne zu blicken und zu kämpfen. Die eigenen Hände tief in den Taschen der Notartzjacke versteckt ging sie langsam ein paar Schritte voraus. Natalie würde selbst mit ihrer Behinderung zurecht kommen müssen, da half es nichts, wenn man sie im Rollstuhl schob und genau das wollte Svenja auch nicht machen. "Sie haben doch überhaupt keine Ahnung. Sie sind auch nicht besser wie alle anderen Ärzte im Bundeswehrkrankenhaus. Hauptsache Sie selbst sind kerngesund und nicht behindert." Leise, aber deshalb nicht weniger wütend wie schon ein paar Mal an dem Tag fauchte Natalie die Ärztin an, auch wenn sie spürte, dass sie die Frau irgendwie mochte. Sie kannte die Ärztin nicht, und sollte einfach so mit dieser über ihre Behinderung und die Verzweiflung reden oder gar spazieren gehen. In ihr brodelte es gefährlich vor sich hin, aber dennoch setzte sie sich langsam in Bewegung um Svenja zu folgen.



    Re: Schicksalsschlag

    Izabella - 24.10.2007, 15:11


    „Ja, wir sind Natalies Brüder, aber eben deshalb können wir ihr wohl gerade nicht weiter helfen. Sie hat uns in den letzten Jahren nur als Streithähne erlebt, die kein Wort mehr miteinander geredet haben und kaum wacht sie aus dem Koma auf, herrscht zwischen uns Frieden. Was sie jetzt braucht, ist eine Person, die objektiv mit ihrer Situation umgeht und ihr nicht nur Sorge oder Optimismus entgegen bringt.“ Schnell setzte Jochen die Tasse an seine Lippen und nahm einen vorsichtigen Schluck von dem heißen Kaffee. Sein Blick wanderte zum Fenster, als wollte er kontrollieren, was draußen vor sich ging, doch er zwang sich schnell dazu, sich ebenfalls hinzusetzen und Natalie vorerst aus seinen Gedanken zu verbannen. Sie musste selbst mit ihrer Situation klar kommen und er musste lernen, ihr nur die Hilfe zu geben, die sie wirklich wollte. „Nun mach dir nicht solche Gedanken, deine Ärztin wird schon wissen was sie tut und wie weit sie gehen darf. Lass uns lieber vorsorglich überlegen, wie es weitergehen soll in der nächsten Zeit. Der Arzt will Natalie nämlich so schnell wie möglich entlassen.“



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.10.2007, 13:32


    "Ich glaube zwar, dass es nicht so sinnvoll ist wenn wir uns das überlegen. Schließlich muss Natalie damit fertig werden und das durchmachen." Immer noch unsicher ob es das Richtige gewesen war Natalie bei Svenja zu lassen stand Alex auf und begann unruhig hin und her zu laufen. "Also gut, lass uns überlegen was für Möglichkeiten Natalie hat. Entweder sie geht auf Reha oder sie versucht selbst damit klar zu kommen, was angesichts ihrer Dachwohnung aber schwer werden wird." Betont sachlich und bemüht seine Gefühle aus dem Spiel zu lassen begann Alex laut nachzudenken. Welche Lösung die bessere für Natalie war konnte er nicht sagen, auch wenn er wusste, dass beide Wege mehr als schwer für sie wären. "Wir müssen Natalie die Entscheidung überlassen. Hat der Arzt bei seiner Visite eigentlich genaueres gesagt, wann er Natalie entlassen will oder wie es insgesamt aussieht?"

    "Natalie ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber Sie können mir glauben, wenn ich sage, dass ich Sie zumindest annähernd verstehen kann." Das Gesicht zu einem leichten Grinsen verzogen blieb Svenja stehen und drehte sich zu Natalie um. Sie hatte bereits mit einem wütenden Kommentar der jungen Frau gerechnet, aber sie blickte nur in ein verschlossenes Gesicht, aus dem jedes Gefühl verbannt worden war. "Ich selbst war vor Jahren bei einem Auslandseinsatz lebensgefährlich verletzt worden. Lange Zeit stand nicht fest, ob ich das ganze überhaupt überlebe, oder jemals wieder in meinem Job arbeiten kann." Mit einer Spur von Trauer in den Augen blickte Svenja nachdenklich zu Natalie. Nur zu deutlich erinnerte sie sich daran wie lange sie danach gebraucht hatte wieder daran zu glauben, dass ihr Job nicht ganz verloren war, sie nur etwas langsamer tun musste. "Wie lange haben Sie gebraucht bis Sie damit zu Recht gekommen sind?" Neugierig geworden von der offenen Art der Notärztin drang die Frage über Natalies Lippen, ohne dass sie diese hätte zurück halten können. "Wie lange? Genau kann ich Ihnen das nicht sagen, aber irgendwann ging es." Aufmerksam beobachtete Svenja jede Regung von Natalie und fuhr sich nachdenklich mit den Fingern durch das schulterlange, dunkle Haar. "Was hat Ihr Mann damals dazu gesagt? Hat er auch versucht Ihnen ständig zu helfen, wo Sie vielleicht nur alleine sein wollten?" Immer mehr Fragen sprudelten aus Natalie heraus und sie merkte, wie die Neugierde in ihr zurückkehrte und sie mehr über Svenja wissen wollte, wo sie doch so ganz anders helfen wollte als ihre beiden Brüder. "Mein Mann? Wie kommen Sie …?", leicht irritiert blickte Svenja zu Natalie, aber noch ehe sie die Frage beendet hatte, wusste sie die Antwort drauf schon. Wie immer hatte sie ihren Ehering auch für den Dienst nicht abgenommen. Zwar sah man ihm an, dass er jeden Tag beansprucht wird, aber sie wollte einfach, dass man sieht, dass sie mit Sven glücklich verheiratet war. "Er hatte es in dieser Zeit nicht leicht mit mir, zu sehr hatte mich das ganze verändert. Aber ich wusste genau, dass ich mich auf ihn verlassen kann, egal was passieren sollte." Nachdenklich warf Svenja einen kurzen Blick zurück zum Rettungszentrum, aber keiner der Kollegen und auch Alex waren nach draußen gekommen, um die beiden zu beobachten. "Natalie, den Satz werden Ihnen zwar alle Leute sagen, die Sie besuchen kommen, aber Sie müssen Geduld haben. Geduld mit sich und mit anderen." "Ich weiß es ja, dass ich nicht sofort wieder alles so regeln kann wie zuvor. Aber es ist so schwer einfach alle Träume und Ziele zu begraben. Sie konnten ja immerhin noch Ihren Job weitermachen. Was soll ich denn überhaupt noch? Jochen meint zwar immer wieder, es wäre Unsinn, aber manchmal habe ich das Gefühl, es wäre besser gewesen, ich wäre aus dem Koma nicht wieder aufgewacht." Niedergeschlagen drehte sich Natalie wieder um, wollte verhindern, dass die Notärztin erneut ihre Tränen sah und womöglich doch nur Mitleid für sie übrig hatte. "Natalie, darf ich du sagen? Ich bin übrigens Svenja. Du darfst das nicht sagen. Ich weiß wie schwer deine Verletzungen waren. Ich hatte die größte Mühe dich überhaupt lebend ins Krankenhaus zu bringen. Es wäre nicht der bessere Weg gewesen nie wieder aus dem Koma aufzuwachen, glaub mir." Erneut kniete sich Svenja vor Natalie auf den Boden und griff nach ihren immer noch eiskalten Fingern. "Na komm mit, ich bringe dich wieder rein, du bist immer noch so kalt. Und ich will ja keinen Ärger mit deinem behandelnden Arzt bekommen." "Ach der kann hat es nicht anders verdient, dass ich abhaue. Wenn es nach ihm ginge wüsste ich heute noch nicht mal, dass ich gelähmt bin." Mit Hass erfüllt grinste Natalie schwach und blickte Svenja an. Immer deutlich spürte sie, dass sie mit der Ärztin auskommen konnte, wo sie noch nicht mal recht viel älter zu sein schien als sie selbst. Widerspruchslos ließ sich Natalie zurück ins Bundeswehrkrankenhaus schieben und ließ es sogar über sich ergehen, dass Svenja und eine Krankenschwester sie zurück ins Bett hoben. "Lass dir meine Worte durch den Kopf gehen." Schwach hob Natalie noch einmal ihren Kopf und spürte die rasenden Kopfschmerzen zurückkehren. "Danke Svenja." Kraftlos ließ sich Natalie wieder zurück in ihr Kopfkissen sinken und schloss erschöpft die Augen. Den nagenden Hunger ignorierte sie genauso wie jeden Versuch der Krankenschwester, sie zu etwas Wasser zu überreden. Sie wollte jetzt nichts mehr hören, nichts mehr sehen sondern einfach ihre Ruhe haben. Der Tag war anstrengend genug gewesen und sie musste erst einmal die ganzen Eindrücke verarbeiten, ehe sie zu irgendetwas anderem Kraft hatte.

    "Svenja!" Eilig sprangen Alex und Jochen von ihren Stühlen auf und liefen der Notärztin entgegen. "Wo ist Natalie? Was ist mit ihr?" Kaum hatte Svenja das Rettungszentrum betreten und war in die Küche gekommen, wurde sie auch schon von unzähligen Fragen bestürmt, die hauptsächlich von Alex ausgingen. "Natalie liegt in ihrem Bett und schläft, falls du das wissen wolltest." Verschwörerisch grinsend ging Svenja zum Kühlschrank und griff nach ihrer Wasserflasche. Hastig setzte sie diese an und nahm ein paar kräftige Schlucke. "Mensch Alex, jetzt schaut mich nicht so an, eurer Schwester geht es gut, aber lasst ihr einfach genügend Zeit damit zu Recht zu kommen." Nachdenklich blickte sie in die beiden Gesichter von Alex und Jochen und wunderte sich einmal mehr darüber, dass die beiden sich wieder verstanden, wo sie sich doch noch vor wenigen Tagen so fremd gewesen waren. "Ich habe vorhin noch mit dem Arzt von Natalie gesprochen. Er will morgen noch ein paar Untersuchungen machen und dann übermorgen entlassen. Habt ihr euch schon Gedanken gemacht, was danach passiert? Letztlich müsst ihr Natalie die Entscheidung überlassen, aber ihr könnt ihr zur Seite stehen und ihr helfen." "Das werden wir doch auch, das weiß sie doch." "Sicher weiß sie das Alex, aber ihr müsst ihr das anders zeigen. Lasst sie alleine wenn sie alleine sein will und seid da wenn sie Gesellschaft braucht. Aber zwingt ihr einfach nichts auf was sie nicht will." "Ja, aber was wenn sie …?", wollte Alex gerade zu einer Antwort ansetzen, als erneut der Alarm ertönte und die vier Rettungsflieger wie von der Tarantel gestochen aufsprangen. "Jochen, ich meld mich bei dir noch einmal." So schnell er konnte, schlüpfte Alex in seine graue Fliegerjacke und streifte sich noch im Laufen die Handschuhe über. Warum mussten die Einsätze gerade auch immer dann kommen wenn er sie überhaupt nicht brauchen konnte?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.11.2007, 16:58


    „Na prima Brüderchen.“ Leicht genervt darüber, dass Alex genau in dem Moment wieder weg musste, wo sie gerade über Natalies Zukunft gesprochen hatten, trank er rasch seinen Kaffee aus und schnappte sich seine Jacke. Auch wenn er den Drang verspürte noch einmal zu Natalie zu gehen, zwang er sich dazu nach Hause zu fahren. Es würde weder ihm noch Natalie etwas bringen, wenn er heute noch einmal bei ihr auftauchte. Immer wieder sah er sie vor seinem geistigen Auge. So verzweifelt und alleine gelassen, obwohl er versucht hatte ihr zu helfen wo er nur konnte. Je länger Jochen darüber nachdachte, wie es mit Natalie weitergehen sollte, desto stärker wuchs in ihm der Wunschgedanke ihr wirklich helfen zu können. Die Konturen wurden immer scharfer, je weiter er sich seiner Wohnung näherte. Kaum hatte er den Wagen in der Garage abgestellt, hastete er in seine teure Wohnung und warf die Jacke achtlos aufs Sofa. Bewaffnet mit einer Flasche Wasser und dem Ordner seiner bisherigen Arbeiten ließ er sich an seinem Schreibtisch nieder. Zielsicher und blind wanderte die Hand zu seinem Bleistift und er begann überlegt die ersten Striche aufs Blatt zu zeichnen. Je mehr Linien und Striche aber das Blatt füllten, desto unsicherer wurde er und zerknüllte ein um das andere Mal die Zeichnung und warf sie wieder weg. War es wirklich eine so gute Idee oder sollte er das ganze nicht doch lieber Natalie selbst überlassen? Wenn sie Hilfe bräuchte würde sei es ihm schon sagen. Entschlossen dennoch etwas zu versuchen, was seiner Schwester gefallen könnte überlegte er mit jedem neuen Versuch länger und ging immer öfter in Gedanken durch, welche noch so kleinen Details er auf keinen Fall vergessen durfte.

    *****

    „Karuhn?“ Völlig übernächtigt und mit verspanntem Nacken torkelte Jochen in seine kleine Küche und griff nach dem Kaffeepulver. Ein kurzer Blick auf die Wanduhr genügte um ihm zu sagen, dass er eigentlich noch ein paar Stunden schlafen sollte um wirklich fit zu sein. „Ja Jochen, ich bin’s Alex. Weißt du wo Natalie ist?“ And der atemlosen Stimme von Alex erkannte Jochen schnell, dass irgendetwas nicht stimmten musste. „Wo Natalie ist? Ich nehme an in ihrem Bett?! Weißt du eigentlich wie spät es ist Alex?“ „Ja sicher weiß ich das. Aber sie ist nicht in ihrem Zimmer und keiner will sie gesehen haben. Was wenn sie unterwegs ist und ihr irgendetwas passiert ist?“ „Dann hätte man dich informiert. Alex sie wird nicht abhauen können. Sie war doch gestern erst das erste Mal im Rollstuhl unterwegs.“ Leicht genervt von der Panik die Alex verbreitete ließ sich Jochen erneut an seinem Schreibtisch nieder und begutachtete sein Werk vom vergangenen Abend. Auch wenn es Natalie nicht gefallen sollte, womit er stark rechnete, wäre er mit diesem Entwurf in der Lage, es sofort abzuändern und ihren Wünschen anzupassen. „Alex. Sie kann zwar nicht mehr laufen, aber sie wird sich trotzdem nichts antun. Ich vertraue da auf eure Notärztin. Meinst du nicht auch, dass diese da mehr erreichen kann wie wir beide? Meinst du nicht, du solltest ihr einfach mehr Freiraum geben“ „Vielleicht hast du Recht Jochen. Bis wann wirst du heute bei ihr vorbeischauen?“ Überrumpelt von Alex’ Aussagen brauchte Jochen einen Moment bis er die Frage verstanden hatte. „Ich werde es erst heute Abend schaffen. Ich habe hier noch ein paar wichtige Aufträge liegen, die ich zumindest anfangen muss.“ „Gut, ich werde es dann heute Nachmittag noch einmal versuchen. Du, ich muss Schluss machen, meine Schicht ruft.“ Rasch beendete Alex das Gespräch mit seinem Bruder und steckte das Handy wieder zurück in seine Kombi. Gerade als er sich umdrehen wollte um zurück ins Rettungszentrum zu gegen entdeckte er am Ende des Ganges den behandelnden Arzt von Natalie. „Herr Karuhn. Was kann ich für Sie so früh schon tun?“ „Nein nein, alles okay. Ich wollte nur kurz bei meiner Schwester vorbeischauen, bevor meine Schicht los geht. Aber sie ist nicht da.“ „Wie ’nicht da’“ Liegt sie denn nicht in ihrem Bett und schläft?“ „Nein, sie ist nicht hier. Ich dachte eigentlich Sie, als ihr behandelnder Arzt wüssten wo ich sie finden kann.“ Von einer Panikwelle erfasst stürmte Doktor Helmann in das Zimmer von Natalie, wie wenn er nicht glauben könnte, dass seine querschnittsgelähmte Patientin fort war. Fassungslos blieb er vor dem leeren Bett stehen und starrte abwechselnd auf das Bett und zu Alex. „Herr Karuhn … es … es tut mir leid, aber ich kann mir selbst nicht erklären wo Ihre Schwester ist.“ „Sind sie denn nun der behandelnde Arzt von ihr oder nicht?! Sie müssten doch wissen wo sie sein könnte oder nicht.“ „Ich sagte doch eben …“ „Ja, Sie können es sich nicht erklären“, unterbrach Alex den Arzt ungeduldig. „Vergessen Sies doch einfach. Wenn ihr etwas passiert ist, dann mache ich Sie dafür verantwortlich, verlassen Sie sich darauf. Entschuldigen Sie mich, aber ich muss zum Dienst.“ Mit einem letzten, eisigen Blick zu Doktor Helmann drehte sich Alex um und verließ eilig das BwK in Richtung Rettungszentrum.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 03.11.2007, 15:10


    „Natalie, nun komm schon. Wir sollten langsam wieder zurück.“ „Lass mich doch einfach in Ruhe. Musst du nicht schon längst im Rettungszentrum sein?“ Missmutig und äußerst schlecht gelaunt bremste Natalie ihren Rollstuhl ab und blieb stehen. Der Tag hatte so gut angefangen, auch wenn sie wieder fast nicht geschlafen hatte. Die Gedanken wie es mit ihre weiter gehen sollte waren einfach zu präsent gewesen, als dass sie in Ruhe hätte schlafen können.
    Bereits als sie am Morgen die Augen wieder aufgeschlagen hatte, waren ihr die ersten Sonnenstrahlen ins Gesicht gefallen. Die Freude darüber, dass sie alleine im Zimmer war und keiner sie irgendwie kontrollierte oder beobachtete ließ sie sogar für einen Augenblick vergessen, warum sie überhaupt im Krankenhaus war. Fast schon eilig und ungeduldig schlug Natalie die Bettdecke zurück und zog sich den Rollstuhl näher an das Bett heran. Erneut brauchte sie zu lange um noch Geduld mit sich selbst zu haben, bis sie im Rollstuhl saß. Geschickt, fast schon wie wenn sie nie etwas anderes gemacht hätte löste sie die Bremsen und rollte langsam zu dem Schrank der im Zimmer stand. Die Klamotten die sie in ihrer letzten Fahrstunde vor dem Unfall getragen hatte, waren wohl schon längst im Müll gelandet. Das was sie von Svenja gestern erfahren hatte, hatte ihr allemal ausgereicht um sich ein Bild von der Schwere des Unfalls zu machen. Ob Alex oder Jochen wohl schon frische Klamotten mitgebracht hatten? Hilfreich wäre es, denn sie hatte keine Lust nur in dem Nachthemd aus dem Krankenhaus unterwegs zu sein. Erleichtert stellte sie schon nach einem kurzen Blick in den Schrank fest, dass ihre beiden Brüder an alles gedacht hatten und neben frischer Unterwäsche und normalen Klamotten sogar ihr Trainingsanzug da waren. Langsam und vorsichtig streckte sie sich nach ihrem Trainingsanzug aus und sank erschöpft zurück in den Rollstuhl, als sie die Sachen endlich in der Hand hielt. Noch während sie fast verzweifelt wäre beim Versuch an ihre Klamotten zu kommen war ihr ein neuer Gedanke gekommen. Sie wusste noch nicht mal wie sie es schaffen sollte alleine ihre Sachen anzuziehen ohne irgendjemanden um Hilfe zu bitten. Von der neuen Welle der Verzweiflung getrieben rollte sie zurück zu ihrem Bett und vergrub den Kopf schluchzend unter der Bettdecke. Wenn sie in einem Moment das Gefühl hatte damit klar zu kommen, dass sie nie wieder laufen konnte, glaubte sie im darauf folgenden Augenblick wieder, die Welt müsste zusammenbrechen. Plötzlich war sie, die ihre Gefühle seit je her unter Kontrolle gehabt hatte, unberechenbar geworden und in einem Chaos aus Gefühlen und Empfindungen gelandet, das sie zuvor nie für möglich gehalten hätte. Sie wollte ja stark sein und kämpfen, aber wie sollte sie das durchhalten, wenn sie nicht fähig war ihren Gedanken Einhalt zu gebieten? Alex und Jochen würden ihr da nicht helfen können, das wusste sie. Und ob sie sich unbedingt von Svenja helfen lassen wollte wusste sie noch nicht. Auf der einen Seite hatten die provozierenden Worte ihre Wirkung nicht verfehlt und Natalie aus der Reserve gelockt, aber auf der anderen Seite wusste sie einfach nicht, was sie von so viel Offenheit halten sollte. Was sie nicht brauche konnte, war Mitleid. Und wie würde es erst werden, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte? Würden da alle sie nicht erst Recht mit Mitleid überhäufen?



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.11.2007, 14:48


    „Komm Natalie, reiß dich zusammen“, schalt sie sich selbst und zwang sich hart dazu wieder nach vorne zu denken. Erfasst von einem Drang endlich wieder etwas ganz alleine schaffen zu können. Kaum hatte sie den Kopf wieder unter der Bettdecke hervorgeholt strahlte ihr die Sonne wieder ins Gesicht und erinnerte sie daran, weshalb sie so früh aus dem Bett geklettert war. Entschlossen sich jetzt für eine zeitlang nicht unterkriegen zu lassen, legte sie sich ihre Sachen wieder auf den Schoß und rollte langsam in Richtung Bad. Zwar hatte sie fast damit gerechnet, dass das Bad behindertengerecht gebaut worden war, aber über all die Stangen und Hilfsmittel erschrak sie dennoch. Wie nur sollte sie es allerdings schaffen auf das Sitzbrett in der Dusche zu gelangen ohne hinzufallen? Schlagartig sank ihr neuer Mut wieder in den Keller und sie wollte fast schon wieder aufgeben, als sie sich plötzlich daran erinnerte, dass sie immer diejenige war, die allen anderen klar gemacht hatte, dass aufgeben feige war und nicht zählte. Verbissen klemmte sie sich sofort wieder an den Gedanken kein Feigling sein zu wollen und überlegte weiter, wie sie es in die Dusche schaffen könnte. Unter Aufbringung sämtlicher Kraft schaffte sie es ganz langsam ihre verkrüppelten Beine auf die Fließen zu stellen, sich hoch zu ziehen und sich schließlich auf dem Plastiksitz nieder zu lassen. Erschöpft und müde schloss sie für einen Moment die Augen und zog dann die Schleife des Nachthemdes in ihrem Nacken auf. So frei und unbeschwert wie unter dem heißen Strahl der Dusche hatte sie sich die letzten Tage lange nicht mehr gefühlt und es tat ihr gut, das Wasser über ihren Körper laufen zu lassen. Die ersten Probleme hatte sie dann bereits wieder als sie sich abtrocknen und anziehen musste. Mit einigem Kraftaufwand und viel Geduld, die sie von sich selbst kaum kannte, hatte sie es dann eine halbe Stunde später geschafft angezogen in ihrem Rollstuhl zu sitzen.
    Die noch feuchten Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden sah sie an sich herunter und stellte erleichtert fest, dass man ihr von außen nicht ansah wie schlecht sie sich wirklich fühlte. Kaum hatte Natalie die Zimmertüre hinter sich geschlossen schlich sich sofort ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht und sie machte sich zügig auf den Weg nach draußen, wo sie in Ruhe darüber nachdenken wollte, wie es mit ihr weitergehen sollte. „Danke, aber ich komme schon zu Recht.“ Freundlich, aber bestimmt wies sie die Hilfe des Fremden ab und bemühte sich weiter damit ab, ohne Hilfe über die Türschwelle zu gelangen. Immer und immer wieder nahm sie Schwung, blieb dann aber jedes Mal erneut daran hängen. Missmutig schüttelte sie den Kopf und wollte gerade aufgeben als der Mann erneut auf sie zukam. „Sind Sie sicher, dass ich Ihnen wirklich nicht helfen soll?“ „Vielleicht könnten Sie ja doch …“, leise bittend drangen die Worte über Natalies Lippen und sie senkte leicht beschämt den Kopf. „Na sicher.“ Dankbar registrierte Natalie, dass der Fremde sie zügig nach draußen brachte ohne irgendwelche Fragen zu stellen oder sich noch länger mit ihr zu unterhalten. „Geht das so oder soll ich Sie noch irgendwo hinbringen?“ „Nein danke, das passt wunderbar so.“ „Gut, dann noch einen schönen Tag.“ Nur kurz blickte Natalie dem Mann hinterher, ehe sie sich wieder ihrem eigentlichen Ziel zu wand. Eilig endlich dort hin zu kommen, wo sie schon längst sein wollte schob sie den Rollstuhl kraftvoll an.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 04.11.2007, 15:05


    Gerade als sie die Bremsen festgestellt hatte und sich erschöpft zurück lehnen wollte, hörte sie sich nähernde Schritte. Ob es schon das Krankenhauspersonal war, das nach ihr suchte? Panisch blickte sie sich im und versuchte einen Platz ausfindig zu machen, von dem aus sie nicht gesehen werden konnte. Sie wollte auf keinen Fall zurück in ihr Zimmer, sondern hier in der Sonne sitzen bleiben und nachdenken. „Hey Natalie. Was machst du denn so früh schon hier?“ Erstaunt blieb Svenja stehen und sah Natalie fragend an. Sie hatte zwar gehofft, dass sich die junge Frau nach dem Gespräch von gestern nicht weiter in ihr Schneckenhaus zurückziehen würde, aber dass sie gleich so früh schon unterwegs war hätte sie nicht vermutet. „Ich hatte es in meinem Bett nicht mehr ausgehalten und wollte hierher zum Nachdenken, wie es morgen mit mir weiter gehen soll.“ „Und bist du schon weiter gekommen?“ Neugierig, ob Natalie schneller zu einem Ergebnis gekommen war als ihre beiden Brüder am Abend zuvor ließ Svenja sich rasch auf der Bank neben Natalie nieder. „Nein, eigentlich noch nicht. Aber die einzigen zwei Möglichkeiten sind doch eine Reha oder das ganze selbst lernen.“ „Ja, etwas anderes bleibt dir leider nicht übrig.“ Nachdenklich starrte Natalie in die Ferne, wo der Bordmechaniker bereits dabei war den Hubschrauber klar zu machen. Ob Alex wohl auch aus dieser Richtung zum Rettungszentrum kommen würde? Sie wollte auf keinen Fall, dass er sie hier so sitzen sah und dann womöglich auch noch auf sie einzureden begann. „Wie lange hast du noch bis Dienstbeginn? Können wir ein paar Schritte gehen?“ „Ich habe zwar nur noch 20 Minuten, aber wenn wir schon mal in die richtige Richtung gehen, können wir das gerne machen.“ Erstaunt, von der Entschlossenheit, die sie aus Natalies Stimme heraushörte stand Svenja wieder auf und folgte ihr wortlos. Wie konnte es sein, dass sie hier dieselbe Frau vor sich hatte, die gestern noch wie ein Häufchen Elend zusammengesunken in ihrem Rollstuhl gesessen hatte? „Svenja, ich weiß nicht mehr weiter. Auf der einen Seite will ich nicht auf Reha und von lauter Gleichgesinnten umgeben sein, aber zu Hause kann ich es auch nicht schaffen. Wie auch? Schließlich ist meine Wohnung direkt unter dem Dach und einen Aufzug haben wir im Haus natürlich nicht.“ „Meinst du nicht, du solltest einfach mal mit Alex und Jochen darüber reden? Die beiden machen sich schließlich auch Gedanken, wie es mit dir weitergehen soll. Vielleicht sind die ja schon zu einer Lösung gekommen, die dir weiterhilft.“ Schlagartig verfinsterte sich Natalies Gesicht wieder und sie bremste ihren Rollstuhl merklich ab. Nur noch ganz langsam rollte sie weiter, wie wenn sie so die Worte von Svenja besser verarbeiten könnte. „Sagt mal, spinnt ihr alle? Ich dachte ich kann dir vertrauen. Und dabei nutzt du das nur aus und planst munter mit Alex und Jochen, wie es mit mir weitergehen soll? Ihr Ärzte seid doch echt alle gleich.“ Hart getroffen von den Anschuldigungen drehte sich Svenja nun doch zu Natalie um und funkelte sie wütend an. „Ach ja? Wir sind alle gleich? Dann verrate mir doch mal, warum dann überhaupt noch hier sitzt und nicht schon längst wieder in deinem Bett liegst? Weißt du was? Ich will dir wirklich helfen, nicht als Ärztin sondern als Freundin, aber wenn du das alles nicht brauchst, dann lass es sein. Ich habe keine Lust mir deine schlechte Laune anzutun. Wir fliegen jeden Tag so viele Leute, die froh wären wenn sie so viele Leute hätten, die sich um sie kümmern wie du sie hast.“ „Ach ja? Dann hau doch ab. Geh doch zu all den anderen und kümmere dich um sie. Ich komme auch alleine zu Recht, du wirst schon sehen.“ Ohne darauf einzugehen drehte sich Svenja wieder um und ging ein paar Schritte weiter. Auch wenn sie nur zu gut wusste, wie launisch sie damals gewesen war, traf sie der Wutausbruch von Natalie härter als sie zuerst angenommen hatte. „Natalie, nun komm schon. Wir sollten langsam wieder zurück.“ „Lass mich doch einfach in Ruhe. Musst du nicht schon längst im Rettungszentrum sein?“ Immer noch äußerst gereizt fauchte Natalie die Ärztin an und beobachtete zufrieden, wie sich diese wirklich umdrehte und zurück in Richtung Rettungszentrum ging.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 06.11.2007, 14:05


    Verzweifelt machte sich Natalie wieder auf den Weg zurück zum Eingang des Bundeswehrkrankenhauses und versuchte den Kopf wieder frei zu bekommen, schließlich hatte sie ja nachdenken wollen wie es weitergehen sollte. Aber so sehr sie auch versuchte nicht mehr an den Streit mit Svenja zu denken, umso präsenter blieben die Gedanken in ihrem Kopf und sie bereute es Svenja so angefahren zu haben. Völlig in sich und ihre Gedanken versunken bemerkte Natalie nicht, dass sie längst am Bundeswehrkrankenhaus angekommen und die geteerte Straße verlassen hatte. Das kleine, uneben verlegte Kopfsteinpflaster ließ sie immer langsamer vorwärts kommen, aber sie achtete nicht weiter darauf, sondern bemühte sich nach allen ihr noch vorhandenen Kräften weiter zu kommen. „Ah nein …“, ein kurzer erstickter Aufschrei folgte einem rasanten Abflug aus dem Rollstuhl. Unfähig irgendwie zu reagieren knallte Natalie hart auf dem Pflaster mit dem Gesicht auf und blieb geschockt liegen. Den losen Stein, der ihr direkt im Weg gewesen war, hatte sie nicht gesehen, aber das Gummirad des Rollstuhls war hart daran hängen geblieben und hatte sie zu Fall gebracht. „Hallo? Können wir Ihnen helfen?“ Undeutlich und mit zeitlicher Verzögerung drangen die Worte zu Natalie durch, aber sie war nicht fähig irgendwie zu antworten oder etwas zu sagen. Bei ihrem Sturz musste sie hart mit dem Kopf auf den Steinen aufgeschlagen sein, denn die Kopfschmerzen, wie sie sie nur gehabt hatte, als sie aus dem Koma erwacht war, störten sie mehr als damals schon. „Nun sagen Sie doch etwas.“ Die Stimmen wurden immer drängender und fordernder, und Natalie wollte auch antworten, war aber immer noch nicht fähig dazu den Kopf anzuheben und etwas zu sagen. „Entschuldigung, lassen Sie mich da mal durch?!“ Energisch drängte er sich durch die umstehenden Massen, die nicht fähig waren irgendetwas zu unternehmen. Gekleidet mit einer dunkelblauen Jeans, einem roten T-Shirt und schwarzen Turnschuhen ließ nichts darauf schließen, dass er annähernd wusste was er tun musste und auch nicht, dass er die junge Frau kannte, die am Boden lag und sich nicht zu helfen wusste. „Mensch Natalie, was machst du hier für Sachen?“ Rasch trat er an Natalie heran und hob als erstes ihren Rollstuhl wieder auf, der bei dem Sturz umgefallen war. „Wer … wer … sind Sie?“ „Ja ja, kennst mich wieder nicht. Das hab ich schon gerne, weißt du das?“



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 08.11.2007, 12:31


    Belustigt über die anhaltende Desorientiertheit von Natalie begann er sie langsam umzudrehen. Die Platzwunde auf dem Kopf sah schlimm aus und blutete stark. Er müsste sie so schnell wie möglich zu einem richtigen Arzt bringen und dann wieder auf ihr Zimmer. „Benni?“ Schlagartig wurde Natalie klar wen sie vor sich hatte, und wer ihr da gerade half. Kurze Zeit hatte sie das Bedürfnis seine Hilfe abzuschlagen, alleine zu versuchen wieder in den Rollstuhl zu kommen, aber sehr schnell wurde ihr klar, dass sie es diesmal alleine nicht schaffen würde. „Welchen Arzt hättest du denn gerne für deine Platzwunde?“ Immer noch lachend hob er Natalie hoch und setzte sie wieder in ihren Rollstuhl. „Wie wärs mit Helmann? Oder doch lieber Svenja?“ „Benni, bring mich einfach zu irgendeinem, aber ja nicht zu Svenja, dann bist du einen Kopf kürzer.“ Bereits wieder mit einem Lächeln auf den Lippen ließ sie sich von Benni in die Notaufnahme schieben und sich anschließend die Platzwunde vernähen. Alle ermahnenden Worte des Arztes, der sie zur Sicherheit auch noch röntgen wollte nahm sie scheinbar ernst in sich auf, wusste aber genau, dass sie sich keine Sekunde daran halten würde. „Also, für heute gilt strengste Bettruhe, haben Sie mich verstanden?“ „Sicher Dr. Stark.“ Rasch drehte sie den Rollstuhl wieder um und rollte eilig aus dem Behandlungszimmer. „Bringst du mich noch auf mein Zimmer Benni? Die Zerrung im Arm ist nicht ganz so optimal um noch alleine auf mein Zimmer kommen zu wollen.“ Nachdenklich starrte sie auf den dünnen Verband, der ihr linkes Handgelenk zierte und ihr jede Bewegung schmerzen ließ. „Sag mal, was tust du eigentlich hier? Ich dachte du bist in Australien im Urlaub oder zumindest in der Uni in irgendeiner langweiligen Vorlesung?“ Erschöpft kuschelte sich Natalie mit samt den Klamotten in ihr Bett und deckte sich bis unters Kinn zu. „Hast du schon mal auf die Uhr gesehen? Es ist gerade mal acht Uhr und ich will gar nicht wissen wie lange du heute schon unterwegs warst. Uni geht erst um Neun los, ich habe also noch genügend Zeit auf dich aufzupassen.“ Lachend zog sich Benni einen Stuhl näher an Natalies Bett heran und beobachtete sie genau. Sie sah zwar müde und erschöpft aus, aber irgendwie auch voller Energie. „Was meintest du eigentlich damit, als ich dir Svenja holen wollte?“ „Vergiss es einfach Benni. Sie ist auch nicht anders wie alle anderen Ärzte die ich hier kennen gelernt habe.“ Immer noch verletzt davon, dass Svenja einfach so mit Alex und Jochen darüber diskutiert hatte, wie es mit ihr weiter gehen sollte, drehte sie sich von Benni weg. Er würde sie ja doch nicht verstehen, viel zu sehr gehörte er schon zu dem Clan der Rettungsflieger dazu. „Doch Natalie, sie ist anders als alle anderen. Und das hast du schon längst begriffen. Sie meint es ehrlich wenn sie sagt, dass sie dir helfen will.“ „Ach, hast du auch schon mit ihr geredet? Na ganz toll. Die einzige mit der man nicht reden muss, bin scheinbar ich oder wie?“ Wütend funkelte Natalie Benni an und wurde immer leiser, so wütend war sie inzwischen schon wieder. „Vielleicht versuchen die Leute ja die ganze Zeit mit dir zu reden, nur du kapierst es nicht, weil du zu verbohrt bist in deinem verd***ten Selbstmitleid. Meinst du wirklich uns allen geht es nicht an die Nieren was mit dir passiert ist? Nein sicher nicht, weil uns betrifft es ja nicht, was mit dir los ist. Wir wollen dir nicht helfen, nichts mehr mit einem Krüppel wie dir zu tun haben.“ Es entstand eine lange Pause in der keiner etwas sagte und sie sich nur gegenseitig anfunkelten. „Hau ab! Verschwinde! Ich will dich hier nicht mehr sehen!“ Leise und vollkommen ruhig, redete Natalie weiter. Sie hatte sich nur so unter Kontrolle ohne vollkommen auszuflippen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.11.2007, 09:10


    „Klar, werfe du mich nur raus. Dann bist du wieder alleine, kannst dich im Selbstmitleid baden und musst mit niemanden reden. Nein Natalie, ich sag dir eines, so schnell wirst du mich jetzt nicht los. Kotz raus was du auf der Seele hast. Es gibt genügend Leute die dir zu hören, die dir helfen wollen, aber das können wir alle nur, wenn du auch mit uns redest und nicht wenn du alles nur mit dir alleine ausmachen willst.“ Unbeeindruckt von ihrem Rauswurf blieb Benni gemütlich zurückgelehnt in dem Stuhl sitzen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum können die Karuhns nicht endlich mal lernen, dass man nicht alles im Leben alleine schaffen kann, sondern auch mal Hilfe annehmen muss? Du bist keinen Deut besser wie Jochen und Alex, das kannst du mir glauben.“ „Lass Jochen und Alex aus dem Spiel. Sie haben damit jetzt nichts zu tun.“ „Ach nein? Du bist schon wieder so weit, dass sich keiner einmischen darf. Soll ich dir mal was sagen Natalie?! Wann begreifst du endlich, dass die eigene Familie dazu da ist, dass man sich gegenseitig in schweren Situationen hilft? Wann? Sag mir, wann kapiert ihr das alle endlich?“ Wütend und aufgebracht sprang Benni auf, stellte sich an das Bettende und stützte die Arme auf das Ende auf. Schwer atmend sah er Natalie an und überlegte, ob er noch weiter reden sollte, oder ob sie es doch wieder nicht verstehen und akzeptieren würde. Er hatte langsam genug davon, dass immer alle versuchten das mit sich alleine auszumachen. "Lass mich in Ruhe mit deinem Psychogerede. Du hast gut reden, schließlich ist dir bei deinem Unfall damals nichts passiert, was nicht wieder verheilt wäre. Und spar dir jetzt deine Worte, von wegen du könntest mich verstehen. Das kann keiner und wie es aussieht will das auch keiner." Erschöpft und müde schloss Natalie einen Moment die Augen und versuchte wieder ruhiger zu werden. Aber auch wenn sie sich noch so anstrengte, sie steigerte sich immer und immer weiter in die Sache hinein und wusste langsam nicht mehr, was sie Benni noch vorwerfen oder entgegenschleudern sollte. "Siehst du Natalie, da wären wir wieder am Anfang und deinem Selbstmitleid. Es sieht fast so aus, als würdest du gar nicht wollen, dass dich die anderen verstehen." "Doch Benni, das will ich. Aber gebt mir doch einfach die Zeit die ich brauche um eure Hilfe annehmen zu können und um damit zurecht zu kommen, dass nichts mehr so ist wie es mal war. Warum könnt ihr nicht einfach Geduld mit mir haben?"



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 20.01.2008, 15:01


    Unfähig darauf zu antworten senkte Benni den Kopf und wusste genau, dass sie Recht hatte. Sie forderten alle von Natalie, dass sie es akzeptierte und Hilfe annahm, aber keiner dachte darüber nach, dass sie erst mit dem Gedanken zu Recht kommen musste und Zeit brauchte das akzeptieren zu können. „Ja Natalie, wir sollten dir vielleicht wirklich die Zeit lassen die du brauchst. Aber die Zeit hast du vielleicht nicht. Du sollst morgen entlassen werden! Und was dann? Überleg dir das mal, Zeit bleibt dir fast keine mehr!“ Leise aber hart sprach er die Worte aus die ihr schon den ganzen Tag im Kopf herumgeisterten, sie aber immer versucht hatte zu verdrängen. Ohnmächtig schloss sie die Augen und drehte den Kopf von Benni weg. „Benni bitte geh. Ich kann da jetzt nicht darüber reden. Lass mir die Zeit bis morgen. Vielleicht weiß ich ja heute Abend eher was ich will.“ Natalie flehte ihn regelrecht an, dass er sie jetzt alleine ließ und sie vernahm erleichtert, dass er den Stuhl nach hinten schob. Ein letztes Mal drückte er kurz ihre Hand und ging dann zur Tür. „Vielleicht schaue ich nach der Uni heute Abend noch einmal vorbei.“ Sie gab ihm keine Antwort, wollte nur noch alleine gelassen werden. Alleine mit ihren Gedanken und all dem Elend das nur sie spürte. Regungslos starrte Natalie an die Wand und dachte nach wie es mit ihr weitergehen sollte, würde sie erstmal aus dem Krankenhaus entlassen werden. Benni hatte Recht, sie hatte einfach keine Zeit mehr die Entscheidung vor sich her zu schieben, auch wenn sie es wollte. Nur wie sollte sie sich entscheiden? Wenn sie sagte, sie wollte das ganze zu Hause machen, würde sie schon ein Problem bekommen, wenn es nur darum ging eine geeignete Wohnung zu finden. In Hamburg würden sich sicherlich genügend Wohnungen finden lassen, die behindertengerecht eingerichtet waren, aber die Miete wäre dann um ein vielfaches höher wie in ihrer bisherigen Wohnung. Und wie sollte sie das finanzieren, wenn sie nicht mehr zur Arbeit ging. Das würde sie zweifelsfrei nicht mehr können. Eine querschnittsgelähmte Fahrlehrerin konnte ja kaum normal mit dem Auto durch Hamburg fahren oder den Fahrschülern helfen. Also blieb nur noch die Variante mit der Reha-Klinik übrig. Das würde ihre Probleme zwar nicht auflösen, aber immerhin um einige Zeit hinausschieben. Immer noch abwesend nahm sie das zaghafte Klopfen an der Tür nicht wahr und rührte sich auch nicht, als jemand näher ans Bett herankam. Sie wollte niemanden sehen und auch mit niemandem reden, egal wie gut gemeint das ganze war. „Frau Karuhn? Ich stell Ihnen das Frühstück hin. Bitte nehmen Sie auf jeden Fall die Tabletten die mit auf dem Tablett liegen. Sie sollen einer Thrombose und einer Nierenbeckenentzündung vorbeugen.“ „Hm.“ Mehr wollte sie nicht antworten, hatte sie doch überhaupt keine Lust irgendetwas zu essen, geschweige denn Tabletten hinunter zu schlucken. Aber zumindest die Tabletten würde sie dann nehmen müssen, wenn sie nicht noch länger im Krankenhaus bleiben wollte. Und das wollte sie auf keinen Fall. Sie wollte weder ständig besucht werden, noch wollte sie Dr. Helmann und Svenja länger sehen müssen. Also würde sie auf Reha gehen müssen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 23.01.2008, 07:45


    Doch wohin? Sie wollte weg. Weg aus Hamburg. Trotzig richtete sie sichw ieder auf und griff nach der Schublade ihres Nachtkästchens. Alex hatte ihr am Tag zuvor noch erklärt, dass er ihr Handy und ihren Geldbeutel im Nachtkästchen deponiert hatte. Eine jede Krankenschwester würde ihr das handy abnehmen, aber sie musste es versuchen ohne fremde Hilfe weiter zu kommen. Rasch siegte ihr eisener Wille und blind tippte sie den PIN-Code in ihr Handy. Die Versicherungskarte der Krankenkasse war schnell gefunden und Natalie zitterte regelrecht vor Anstrengung wenn sie daran dachte, dass jetzt dann alles sehr schnell gehen konnte. "Hanseatische Verischerungen, Sie sprechen mit Herrn Schneider. Was kann ich für Sie tun?" Die Erleichterung die Natalies Körper durchflutete war enorm und wenn das Gespräch nicht so wichtig für sie wäre, hätte sie sich schon längst zurück in ihr Kissen sinken lassen. Sie konnte das Gefühl nicht beschreiben, aber schon die Tatsache keine Bandansage zu hören stimmte sie glücklich.
    "Ich brauche einen Reha-Platz." Noch völlig verwirrt antwortete sie und brauchte einen weiteren Augenblick bis sie sich komplett gefangen hatte. "Um welche Art der Rehabilitation handelt es sich denn?" "Um körperliche? Nein warten Sie. Es ist so, ich ...", stockend brach Natalie ab und musste ein paar Mal schlucken, ehe sie weiter wusste. Sie hatte noch mit keinem über ihren Unfall reden müssen, und es fiel ihr sichtlich schwer die richtigen Worte zu finden. "Ich hatte einen Autounfall und bin seit diesem Zeitpunkt querschnittsgelähmt. Die Ärzte wollen mich morgen entlassen und ihc kann den Umgang mit dem Rollstuhl nicht zu Hause lernen." "Einen Moment bitte, ich verbinde Sie weiter." Dieser eine, schlichte Satz reichte aus um in Natalie wieder alle Hoffnung sinken zu lassen. Wie hatte sie vergessen können, dass sie die Nummer der allgemeinen Zentrale gewählt hatte? Sie würde dem nächsten Bearbeiter das noch einmal erzählen müssen, auch wenn sie das nicht wollte. Das was sie wollte, würde sie nur so erreichen. "Arnold?" "Karuhn hier. Ich benötige einen Reha-Platz." "Was genau ist Ihnen passiert?" "Ein Verkehrsunfall, Verletzung der Wirbelsäule, Querschnittslähmung." "Okay, ab wann brauchen Sie den Platz?" "Morgen." "Oh. Ab morgen schon. Warten Sie kurz, ich muss zuerst nachsehen welche Zentren noch ein Platz frei ist." Im Hintergrund vernahm sie deutlich das Klackern der Tastatur und es schien, als ob ihr Sachbearbeiter schnell fündig wurde. "Frau Karuhn? Ich hätte da noch einen Platz im Schwarzwald frei oder einen an der Nordsee." Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, vor dem sie sich so gefürchtet hatte. Sie musste eine Entscheidung treffen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 28.01.2008, 10:36


    Reizvolle Landschaft oder bekanntes? Absolute Abwesenheit oder die Nähe zu ihrer Familie? "Wie sieht es mit einem Transport ins Reha Zentrum aus?" "Das müssten Sie privat organisieren. Für einen Fahrdienst haben wir zu wenige Fälle jährlich." Natalie schwieg einen kurzen Moment und dachte nach was sinnvoller wäre. Alleine würde sie nicht in den Schwarzwald kommen. Und wollte sie das überhaupt, so komplett abgeschieden lernen mit dem Rollstuhl zu Recht zu kommen? Wenn sie an die Nordsee käme, hätte sie zumindest hin und wieder die Möglichkeit Besuch zu kommen. "Und wo genau wäre das an der Nordsee?" "Das wäre dann in Sankt-Peter-Ording. Ein sehr bekannter Ort für Rehabilitation." "Gut, dann würde ich gerne an die Nordsee." Leise und zaghaft gab sie ihre Entscheidung bekannt, war sich aber dennoch nicht sicher ob es richtig gewesen war. Ob sie zuvor nicht doch mit Alex und Jochen hätte reden sollen? Entschieden schüttelte sie den Kopf und versuchte sich wieder auf das Telefonat zu konzentrieren. Es war einzig und alleine ihre persönliche Entscheidung und nicht die ihrer Familie. "Ich richte Ihnen dann die Unterlagen her, die Sie morgen brauchen. Wie sollen wir es machen, dass Sie diese bekommen? Wenn ich sie mit der Post schicke, wird es morgen knapp werden." "Geht es wenn ich Ihnen meinen Bruder vorbei schicke, dass er sie abholt?" "Ja sicher. Bis in zwei Stunden müsste ich alles fertig haben. Ich wünsche Ihnen dann alles Gute Frau Karuhn." "Ja, vielen Dank." Erschöpft ließ sich Natalie wieder in ihr Kissen sinken und schloss die Augen. Jetzt, da sie wieder zur Ruhe kam, kroch in ihr sogar ein bisschen Stolz hoch, diesen doch so wichtigen Schritt alleine geschafft zu haben. Die Müdigkeit in ihr wurde immer stärker und sie spürte nun auch wieder die Schmerzen des Sturzes in ihren Armen. Aber noch war nicht an Schlaf zu denken, zuerst musste sie Jochen anrufen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 02.02.2008, 13:07


    Das Klingeln seines Handys schreckte ihn aus seinen Bauplänen und mit einem raschen Mausklick speicherte er den vorläufigen Plan. Aber schon die Anzeige auf seinem Handy ließ ihn noch unruhiger werden. "Natalie! Ist etwas passiert?" "Du musst auch sofort mit der Tür ins Haus fallen. Aber danke der Nachfrage, mit geht's so weit ganz gut. Und ja, es ist etwas passiert!" Schelmisch grinsend schloss sie einen Augenblick lang die Augen udn wartete Jochens Reaktion ab. Der belustigte Ton war ihm nicht entgangen, aber deshalb wurde er noch lange nicht ruhiger. Was hatte das alles nur zu bedeuten? "Natalie bitte! Was ist los? Du klingst so fröhlich." "Soll ich etwa mein Leben lang griesgrämig bleiben?" "Nein, natürlich nicht. Ich wundere mich nur, weil ..." "Ja, weil es nicht einfach ist. Jochen, das weiß ich selbst. Aber genau daran will ich jetzt nicht denken! Kannst du mir einen Gefallen tun?" "Sicher. Jeden. Verrätst du mir endlich was los ist?" "Okay, hör zu. Ich habe eben mit meiner Versicherung telefoniert. Kannst du in zwei Stunden hinfahren und mir die Unterlagen abholen?" "Welche Unterlagen?" "Meine Güte Jochen. Ich soll morgen entlassen werden! Ich brauche einene Reha-Platz und genau den habe ich mir eben besorft!" Verblüfft über die entschlossenen Worte von Natalie ließ sich Jochen auf sein teures Sofa fallen. Noch am Tag zuvor hatte er lange mit Alex darüber diskutiert, was für Natalie wohl das Beste wäre und jetzt hatte sie die Sache selbst in die Hand genommen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 24.03.2008, 11:15


    „Jochen? Alles klar bei dir?“ „Wie? Ach so. Ja. Ich war nur etwas überrumpelt von deinem Entschluss.“ „Warum? Ja, heute morgen und auch die letzten Tage habe ich im Selbstmitleid gebadet, aber ich glaube ich habe eingesehen, dass das nichts bringt. Das macht die Situation nun mal nicht besser. Also, holst du mir die Unterlagen?“ „Na klar, habe ich doch schon gesagt. Bis wann noch einmal?“ „Frühestens in zwei Stunden.“ Grinsend ließ sich Natalie in ihr Kissen zurücksinken und schloss einen Moment die Augen. Das Geräusch näher kommender Schritte ließ sie wieder auffahren. „Du, ich muss Schluss machen. Da kommt irgendwer. Bis später.“ Ohne den Kommentar von Jochen abzuwarten beendete sie das Gespräch und ließ ihr Handy genau in dem Augenblick wieder in ihrem Nachtkästchen verschwinden als die Türe geöffnet wurde und ihr behandelnder Arzt ins Zimmer kam. Sein Auftauchen ließ Natalies Laune schlagartig wieder sinken und sie wusste nicht, ob sie die Nerven hatte sich mit ihm über ihr Befinden zu unterhalten. Zögerlich zog sich dieser einen Stuhl an ihr Bett und ließ sich darauf nieder. „Frau Karuhn. Wie geht es Ihnen?“ „Gut.“ So knapp wie möglich gab Natalie ihm die Antwort und wollte nicht näher darauf eingehen, dass sie Kopfschmerzen hatte und ihr Handgelenk auch einiges abbekommen hatte und schmerzte. „Wo waren Sie heute Morgen?“ „Wofür wollen Sie das wissen? Ich denke nicht, dass ich hier eingeschlossen bin und mich nicht bewegen darf.“ „Nein, das gewiss nicht, aber …“, ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht von Dr. Helmann und man merkte deutlich, dass auch er nicht besonders scharf auf das Gespräch war. „… aber als Ihr behandelnder Arzt wäre es mir ganz Recht, wenn Sie keine Alleingänge mehr machen würden, wo es heute morgen doch auch nur gut einigermaßen gut gegangen ist, oder haben Sie keine Kopfschmerzen mehr?“ „Die Kopfschmerzen sind ja wohl mein eigenes Problem, finden Sie nicht?“



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 25.03.2008, 13:06


    „Sicher, aber ich will Sie morgen gesund entlassen und nicht befürchten müssen, dass Sie nicht ganz fit sind.“ „Ach, nun machen Sie sich um mich mal keine Sorgen, ich komme schon zu Recht.“ Herausfordernd sah Natalie an und war gespannt was von diesem als nächstes kommen würde, denn das das noch nicht alles war hatte sie irgendwie im Gefühl. „Kann ich aus Ihrem letzten Satz vernehmen, dass Sie ab morgen alleine damit klar kommen wollen? Nehmen Sie mir das bitte nicht übel, aber ich fände es besser und sinnvoller wenn Sie in eine Reha-Klinik gehen würden.“ Es war fast, als würde Natalie die Worte ihres Arztes nicht hören, als sie die Bettdecke zurück schlug und sich mit der anderen Hand den Rollstuhl ans Bett heran zog. Sie würde ihrem Arzt schon zeigen, was sie davon hielt, dass er meinte ihr Ratschläge geben zu können und dann wieder nur das machen was er wollte. „Was soll das werden? Frau Karuhn, lassen Sie sich helfen.“ Rasch stand er auf und eilte um das Bett herum um nach Natalies Arm zu greifen. Ein eisiger Blick reichte aus um ihn dann doch von dem Vorhaben abzubringen. Sie schien sich nicht von ihm helfen lassen zu wollen und es machte ihm irgendwie zu schaffen, dass er so überhaupt nicht an sie heran kam. „Und jetzt? Kommen jetzt nicht noch ein paar Ratschläge wie ein Rollstuhl funktioniert?“ Bissig sah sie ihn an und löste gleichzeitig die Bremsen des Rollstuhls. Sie würde sich von ihm weder helfen lassen, noch würde sie irgendwelche Ratschläge hören wollen. Entschlossen rollte sie zu ihm ums Bett herum und sah ihn fragend an. „Was? Darf ich das nicht? Oder was stört Sie plötzlich daran, dass ich mich nicht mehr in meinem Bett verkrieche und niemanden sehen will? Ich sage Ihnen jetzt noch etwas Dr. Helmann. Ich werde sicher nicht versuchen mein Leben alleine auf die Reihe zu bekommen. Aber morgen sind Sie mich los, dann können Sie ihr Glück bei anderen Patientinnen versuchen.“ Ohne noch weiter etwas zu sagen angelte sie sich ihre Jacke vom Bett und öffnete die Türe. Sie würde sich nicht noch länger die Ratschläge anhören. Alles was sie jetzt wollte, war ihre Ruhe und die würde sie nicht in ihrem Bett bekommen.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 27.03.2008, 13:15


    Die Kopfhörer ihres MP3-Players in den Ohren starrte Natalie einfach gerade aus ohne wirklich wahrzunehmen was sie eigentlich sah. Erst als sich eine starke Hand auf ihrer Schulter ablegte zuckte sie zusammen und drehte sich ruckartig um. Ihr rasender Herzschlag beruhigte sich erst als sie Jochen hinter sich stehen sah und sein breites Grinsen bedeutete wohl nur, dass er die Unterlagen bereits geholt hatte. Rasch machte sie die Musik aus und drehte sich komplett zu ihm um. „Schön, dich zu sehen Jochen. Hast du die Sachen bekommen?“ „Na klar. Ich kann meinem Schwesterchen ja nicht einfach diesen Wunsch abschlagen. Aber mal was anderes. Was hast du mit deinem Arzt angestellt? Der ist ja ganz schön sauer auf dich.“ Lachend ließ sich Jochen auf einer der Bänke fallen und sah Natalie fragend an. Die Laune von Dr. Helmann hatte ihn stutzig werden lassen und dass dieser so gar nicht gut auf Natalies Namen reagiert hatte, gab Jochen zu denken. Er kannte seine Schwester und ihren Dickkopf nur zu gut. „Ich? Ne Jochen, da ist er selbst Schuld. Vielleicht hätte man ihm zuvor sagen sollen, dass man einer Karuhn besser keine Ratschläge gibt.“ Jetzt konnte Natalie über diese Situation lachen, aber noch vor zwei Stunden hatte sie sich maßlos darüber geärgert, auch wenn Helmann es nur gut gemeint hatte und ihr sicher nichts Böses gewollt hatte. Sie konnte es nicht vertragen wenn man ihr Ratschläge gab und dementsprechend hatte sie auch reagiert. „Na gut, ich habe es ihm nicht leicht gemacht, aber ich wollte einfach meine Ruhe haben. Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wer mich morgen an die Nordsee fahren muss. Nicht, dass mein großer Bruder noch beleidigt ist, weil er als letzter von der Entscheidung für eine Reha erfährt.“ „Da mach dir mal keine Sorgen, Alex bekommt sich dann schon wieder ein. Oder sollen wir ihn besuchen?“ „Ich weiß nicht Recht. Ich war heute Morgen schon unterwegs und habe mich mit Svenja gestritten. Ob es so sinnvoll ist ihr jetzt schon wieder zu begegnen?“ „Komm, wage den Sprung ins kalte Wasser. Willst du selbst fahren oder soll ich dich schieben?“ „Schieben? Nichts da, Finger weg.“ Lachend löste sie die Bremsen und fuhr voraus. Woher sie jetzt auf einmal wieder die gute Laune nahm wusste sie nicht, aber es tat auf jeden Fall besser als schlecht gelaunt alle Leute anzufahren. Diesmal ließ sich Natalie Zeit über das Pflaster zu kommen und atmete erleichtert aus, als sie es heil überstanden hatte und wieder Teer unter ihren Rollen hatte.



    Re: Schicksalsschlag

    Kathrin - 31.03.2008, 07:59


    Der Hubschrauber, der geduldig auf der Plattform stand signalisierte ihnen, dass die Besatzung im Rettungszentrum war und Jochen drücke Natalie schnell ihre Unterlagen in die Hand und ging hinein um Alex heraus zu holen. Fast schon ungeduldig ihrem Bruder mitteilen zu können, dass sie sich für die Reha entschieden hatte blätterte Natalie die Unterlagen durch und entspannte sich immer weiter. Sie würde das alles schon wieder in den Griff bekommen, wenn sie nur Geduldig genug mit sich selbst war und nicht zu viel von sich forderte. „Bist wohl nicht so schnell unterzubekommen, wie?“ Lachend näherte sich Svenja Natalie und sah sie breit grinsend an. Den Wutausbruch vom Morgen hatte sie längst verziehen und wollte Natalie das auch nicht ewig nachtragen. „Und dich wird man auch nie los.“ Ebenfalls, aber noch etwas zurückhaltender grinsend erwiderte Natalie die Umarmung von Svenja. „Sorry, dass ich dich heute so angefahren habe.“ „Ach komm, schon vergessen. Aber sag mir lieber, was du in der Mappe hast. Wo geht’s hin?“ „Du weißt es schon?“ „Nein, ich hoffe es vielmehr, weil alleine schaffst du das nicht Natalie und ich weiß doch, dass du zwar einen noch größeren Dickschädel hast wie Alex, aber nicht dumm bist.“ „Ich fasse das als Kompliment auf, ja? Na gut, an die Nordsee. Wenn du also jemanden brauchst, über den du dich aufregen willst, dann kannst du mich gerne besuchen kommen.“ „Wer soll dich wo besuchen?“ „Alex!“ Mehr als diesen verwunderten Ausruf brachte Natalie nicht zustande, war sie doch verwundert über seinen so fröhlichen Ton. Sie hatte eher damit gerechnet, dass er leicht gekränkt war darüber, dass sie das alles mit Jochen gemacht hatte und nicht mit ihm. „Na Schwesterchen, brauchst du für morgen noch ein Taxi? Ich könnte dich fahren, muss ich mich morgen doch endlich nicht mit einer Notärztin herumärgern, die meint alles besser zu wissen.“ Grinsend ließ sich Natalie von der unbeschwerten Stimmung anstecken und genoss es für einen Moment nicht an ihre Behinderung und die damit verbundenen Einschränkungen zu denken. Sie genoss es mit den anderen herumzuscherzen und merkte, dass diese ihr sicherlich kein Mitleid entgegenbrachten, wie sie es am Anfang immer geglaubt hatte und jede Hilfe nicht hatte zu lassen wollen. Bereits jetzt begann sie in Gedanken zu überlegen, dass es für ihre neue Wohnung dann eine Einweihungsparty geben musste um ihnen allen zu zeigen, dass sie alle bösen Worte unmittelbar nach dem Koma zwar für den Moment so gemeint hatte, diese aber nicht einfach so stehen lassen wollte.

    [Ende]



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