Tanzsaal

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    Re: Tanzsaal

    Markus Corvinus - 29.09.2006, 21:19

    Tanzsaal
    Hier wird getanzt... sich amüsiert... und Orgien gefeiert, die nicht selten blutig enden.



    Re: Tanzsaal

    Viktor - 30.09.2006, 19:12


    Viktor ging und unzufrieden in dem großen Saal auf und ab.
    In der Mitte des Tanzsaales war eine große Tafel aufgestellt worden, die Sitzgelegenheiten für knapp 12 Leute barg.

    Am Kopfende standen drei reichverzierte Stühle mit besonders eindrucksvollen und hohen Lehnen, und auf jedem der drei Stühle war ein Buchstabe eingraviert.
    Der hohe hölzerne Sessel links war mit einem verschnörkelten A versehen, während auf der Lehne des mittleren ein schlichtes V prangte.
    Der rechte Sessel wies feinere Schnitzereien auf, als die anderen beiden, doch aus den vielen Figuren und verschlungenen Lianen war es viel schwieriger, das geschwungene M herauszufiltern, welches auf den Besitzer dieses Stuhles hinwies.

    Denjenigen Vampir, den Viktor schon seit Tagen, vielleicht auch Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.
    Und langsam aber sicher begann Markus ständige Abstinenz den Vampirältesten zu stören.
    Was glaubte er eigentlich, wer er war?
    Und was erlaubte er sich?
    Die anderenVampire begannen sie bereits misstrauisch zu beäugen, wann immer Markus Stuhl leer blieb, und in letzter Zeit war das sehr häufig der Fall.

    Viktors Hand, die er unmerklich zur Faust geballt hatte, entspannte sich langsam wieder und der Älteste atmete tief durch.
    Er würde sich nicht von Markus zum Narren halten lassen.

    Er fuhr damit fort, von einem Tischende zum anderen zu marschieren, während er seine Augen über die Tischdekorationen schweifen ließ.
    Auf der Tafel befand sich nur wenig Geschirr.
    Vor jedem Stuhl stand ein Kelch, und in regelmäßigen Abständen zueinander befanden sich große silberne Kannen, die durch ein kleines Feuer unter jeden einzelnen warm gehalten wurde.
    Es war eine Schande, wie schnell Blut abkühlte, wenn es den Körper seines Besitzers erst einmal verlassen hatte.

    Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen.
    Aber es war ohnehin unwichtig, denn bei den Kannen handelte es sich lediglich um einen Appetittanreger.
    Viktor und seine Gäste würden davon kosten, doch keiner von ihnen würde seinen Hunger dadurch stillen können.
    Zu verlockend war der Geruch von frischen Blut, und zu verführerisch die Vorstellung des immer schneller werdenden Herzschlages eines Menschen, der panisch um sein Leben rannte, und nach einen Ausweg suchte.
    Nicht immer veranstaltete Viktor ein Spektakel wie dieses.
    Normalerweise ließ er sich seine Opfer in betäubtem Zustand bringen, so wie seine eigenen Regeln es es vorschrieben.
    Aber manchmal, so wie heute, war Viktor das nicht genug.
    An Tagen wie heute brauchte er Adrenalin, um sich lebendig zu fühlen, und er brauchte die Jagd, um ihn seinen Ärger vergessen zu lassen.

    Die langen, feingliedrigen Finger des alten Vampirs glitten über den Rand eines Kelches, und er konnte das kalte Silber fühlen.
    Er gab diese kleine Feier heute abend aus einem einzigen Grund.
    Es war ein Friedensangebot an Markus, auch wenn er das niemals so formulieren würde.
    Und der andere Älteste würde ihnen an diesem Abend Gesellschaft leisten müssen.
    Viktor hatte alle Register gezogen; Sowohl Sonya als auch Amelia hatte er zu ihm geschickt, und vorallem letztere würde nicht versagen.
    Amelia verfügte über Argumente, die Viktor sich nicht einmal vorzustellen wagte und die weit über seine Überzeugungskraft hinausging.

    Er zog die Hand zurück, als er bemerkte, dass jemand in den großen Saal getreten war und ein verzücktes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er seine Tochter erkannte.
    "Sonya." Sagte er, klang erfreut dabei, und streckte die Hand in ihre Richtung aus.
    Sonya schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, und beschleunigte ihre Schritte um seine Hand zu ergreifen.

    "Vater." Erwiderte sie lächelnd, und ohne dass er weitersprechen brauchte, konnte sie die Frage in seinen Augen lesen.
    Sie zuckte mit der Schulter, und ließ sich von ihm zum Tisch geleiten.
    "Amelia ist noch immer bei Markus." Erklärte sie leise.
    "Wird er kommen?" Hakte der Vampirälteste ruhig nach, und Sonya zögerte einen Augenblick, bevor sie schließlich antwortete.
    "Hast du Amelia einmal versagen sehen?" Fragte sie lächelnd und und Viktor erwiderte dieses Lächeln zufrieden.
    "Nein." Entgegnete er zufrieden, während er neben Sonya zur Ruhe kam.



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 30.09.2006, 19:58


    pp: Markus' Gemächer

    Ein kühler Lufthauch durchströmte den großen Saal, als die massive Tür geöffnet wurde und das Gespräch der beiden Vampire ersterben ließ.
    Aus dem Schatten des Korridors traten nun zwei Gestalten, deren Erscheinung beeindruckend war und die sich langsam auf Viktor und seine Tochter zubewegten.
    Amelia schritt neben Markus, dem nichts mehr von dem gebrochenen und melancholischen Mann innewohnte, mit dem sie kurz zuvor noch gesprochen hatte.
    Es war vielmehr so, als hätte Markus nachdem er seine Räumlichkeiten verlassen hatte, einen Mantel der Unnahbarkeit übergestreift.
    Es lag eine dunkle Aura auf den beiden, die den Saal langsam durchflutete und die jeder der Anwesenden deutlich fühlen konnte.
    Amelias Gesichtsausdruck war verschlossen und frei von jeglichen Gefühlen, doch in ihrem Innersten fühlte sie einen kleinen Funken des Triumphs.
    So sehr sie Viktor respektierte, der große Auftritt heute Abend gebührte Markus.
    Und sie würde es ihm auch nicht verwehren, die ersten Worte an Viktor zu richten, auch wenn dies unüblich war.



    Re: Tanzsaal

    Markus Corvinus - 30.09.2006, 20:22


    pp: Markus' Gemächer

    Gemeinsam mit Amelia betrat Markus den großen Tanzsaal, nachdem Amelia kraftvoll die große Flügeltür aufgestoßen hatte.
    Viktor stand am Tisch, direkt neben Sonya, die ihnen lächelnd entgegenblickte.

    Der Anblick des Vampirfürsten weckte einmal mehr Hass in Markus, doch er war klug genug, dieses Gefühl gleich nach seinem Aufkeimen wieder zu verbannen.

    Dieser Abend gehörte ihm, und nicht Viktor.
    Und vielleicht hatte Amelia recht. Vielleicht sollte die Zeit, in welcher er sich zurückzog, langsam der Vergangenheit angehören.
    Er wusste genau, dass er es sehr wohl vermochte, Viktor das Leben schwer zu machen.
    Und er würde sich besser fühlen.
    Aber eine Retourkutsche Viktors würde ebenfalls gewiss sein, und Viktor war nicht wählerisch in der Art seiner Mittel.

    Markus verbannte also auch diese Gedanken aus seinem Bewusstsein, und schritt stattdessen majestätisch und selbstbewusst in das Saalinnere.

    Viktors Augen verengten sich für den Bruchteil weniger Sekunden zu schmalen Schlitzen.
    Nein, Amelia hatte nicht versagt, aber ob ihm der Aufmarsch der beiden gefiel, war wieder etwas völlig anderes.
    Wie sie da nebeneinander herschritten, so stolz und erhaben... sie erinnerten an ein Herrscherpaar, und Viktor gefiel die Vorstellung ganz und gar nicht.

    Er machte einen Schritt auf beide zu, wollte eigentlich eine spöttische Bemerkung von sich geben, doch das Funkeln in Markus blauen Augen hieß ihn schweigen.
    Es war einer jener seltenen Augenblicke, in welchen selbst Viktor die Aura von Markus Macht spüren konnte, in welcher die Präsenz des Urvampirs fassbar, und zugleich unwirklich wurde, und verstärkt wurde dieser Eindruck noch von der anmutig neben ihm her schreitenden Amelia, deren Gesicht kalt und unberührt wie immer, und deren Schönheit unantastbar und übernatürlich wirkte.

    Dass Viktor nicht an einer Einbildung litt, verriet ihm Sonya, die vor Erstaunen ebenfalls vergessen hatte, Luft einzuziehen - nicht dass Atmen für Vampire notwendig wäre, aber es war eine Angewohnheit, die nur schwer abzulegen war.

    "Guten Abend, Viktor." Klang Markus samtige Stimme durch den großen Saal, als sie sich dem Vampirältesten auf Hörweite genähert hatten.
    Sein Blick glitt kurz zu dem dekorierten Tisch und dann wieder zu Viktor.
    "Ich hörte du gibst ein Fest." Meinte er, und Viktor nickte abgehackt.
    "Ja." Erwiderte er, fasste sich dann aber, und füllte einige Kelche mit roter Flüssigkeit.
    Er nahm sie in seine Hände, und ging auf Markus und Amelia zu, um sie ihnen zu reichen.
    "Und der Ehrengast ist auch bereits eingetroffen." Fügte Viktor hinzu, und ein spöttisches Lächeln legte sich auf seine Lippen.
    "Du siehst blass aus, Markus." Stellte er ein wenig herablassend fest, woraufhin sich Markus' Blaue Augen fest in Viktors bohrten.
    "Mir geht es Bestens." Erwiderte er, und nahm ihm den Kelch aus der Hand.
    "Aber schön zu sehen, dass du um meinen Gesundheitszustand so sehr besorgt bist. Stünde es mit deiner Sorge um meinen Gemütszustand ebenso, könnte man beinahe meinen, wir kämen miteinander aus." Gab er schlagfertig zurück, und Viktors Mund stand einen Augenblick lang offen.
    Er wollte gerade etwas entsprechendes erwidern, als durch die offene Türe weitere Vampire eintraten.
    "Ah. Der Rest deiner Gäste." Merkte Markus an, der sehr wohl merkte, dass Viktor die Unterbrechung gar nicht gefiel, weil er wusste, dass er nun bedachter über seine Worte zu entscheiden hatte.
    Immerhin wollte er keinen weiteren Anlass für Gerüchte geben.
    Man munkelte ohnehin schon, dass es zwischen den Ältesten kriselte.

    Viktor entschloss sich, seinem Ärger auf andere Art Luft zu machen, und gab Kraven durch einen Wink zu verstehen, dass er die Opfer zu ihnen schaffen sollte.
    Ergeben nickte der Vampir, bevor er sich aus dem Tanzsaal zurück zog, um Viktors Befehl zu dessen Zufriedenheit auszuführen.



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 30.09.2006, 20:44


    Kaum waren sie in den Saal eingetreten, gingen die Machtkämpfe zwischen den beiden Vampiren los.
    Amelia hatte nichts anderes erwartet, doch es wäre nur für einen Abend schön gewesen, wenn Viktor sich in seinen Provokationen zurückgehalten hätte.
    Dies war gewiss nicht die Zeit und auch nicht der Ort für Machtspiele.
    Der Schein gehörte gewahrt, vor allem an solchen Anlässen wie diesem.
    Amelia nahm den Kelch von Viktor an, gesellte sich jedoch anschließend zu Sonya, die ein wenig abseits stand.
    Mit wachsender Besorgnis beobachtete sie die beiden mächtigen Vampire.
    Sie hätte wohl abermals ihr diplomatisches Geschick beweisen müssen, wären in diesem Augenblick nicht die Gäste im Saal erschienen.

    Markus spielte seine Rolle perfekt.
    Das war auch nicht anders zu erwarten.
    Viktor hatte seinen eigenen Fehler bereits bei ihrem Eintreffen im Saal bemerkt.
    Das zeigte ihr sein Gesichtsausdruck.
    Der strahlende und mächtige Markus Corvinus stahl ihm vor seinen Gästen die Schau.
    Es war nur eine Frage der Zeit, wie lange sich Viktor dieses Benehmen gefallen lassen würde.
    Aus diesem Grund ließ sie keinen der beiden lange aus den Augen und während Amelia die Gäste begrüßte, gab Viktor auch schon die Anweisung, die Gefangenen zu holen.



    Re: Tanzsaal

    Markus Corvinus - 30.09.2006, 21:03


    Markus lächelte eines jener seltenen und perlenden Lächeln, die er eigens für Anlässe wie diese Aufzuheben schien.

    Er war wie ausgewechselt.
    Charmant, freundlich, dabei aber distanziert und entschlossen.
    Viktor würde es an diesem Abend schwer haben, sich neben ihm zu behaupten, und genau das war es, was in Markus Absicht lag.

    Viktor sah ihn widerwillig aus den Augenwinkeln heraus an, wie er mit anderen sprach und dabei seinen Kelch mit lockeren, aber eleganten Bewegungen schwenkte, ihn hin und wieder an die Lippen setzte, um einige Schlucke des nunmehr kalt gewordenen Blutes ohne die Miene zu verziehen seine Kehle herabrinnen zu lassen... und erst ein sanftes Zupfen an den Ärmeln seines Gewands ließ ihn herumfahren.
    "Wenn du ihn weiter so anstarrst, wird er bald Löcher haben." Sagte Sonya, die lächelnd neben ihrem Vater Stellung bezogen hatte.
    "Gönne ihm diesen Auftritt, Vater. Er wird euch allen gut tun, und die bösen Zungen endlich versiegen lassen." Sie lächelte noch immer und sah ihren Vater aufmunternd an.

    Natürlich hatte Viktor das was sich jetzt abspielte nicht beabsichtigt.
    Aber zu ändern war es nun auch nicht mehr.

    Viktor knurrte etwas unverständliches, gab sich dann aber Mühe, ein amüsierteres Gesicht zu machen.
    Markus wollte Spielen? Konnte er haben.
    Aber Viktor war überzeugt, dass der Urvampir in dieser Nacht seinen Meister finden würde.

    Viktor schüttelte einige Hände, verteilte weiter Kelche, und als Kraven mit einer Reihe junger Menschen aufwartete, schlich sich ein Grinsen auf die Züge des Vampirs.
    Die Gefangenen waren in guter Verfassung. Junge Frauen und Männer, vor Gesundheit nur so strotzend.
    Ein Festmahl für sie alle.
    "Meine Brüder und Schwestern..." Begann er und lächelte dabei selbstzufrieden.
    "Es ist soweit." Er breitete die Arme aus, was für Kraven Zeichen war, die Gefangenen näher zu bringen.
    Viktor sah zu Amelia, die sich gerade wieder an Markus Seite befand, und nickte ihr zu.
    "Würdest du unseren geschätzten Ehrengästen.." Er deutete auf die Gefangenen, "Die Regeln unsere kleinen Spieles erklären, Amelia? Bitte." Ein triumphierendes Funkeln schlich sich in seine Augen, denn er wusste, dass er Markus und Amelia durch diese geschickte Finte ersteinmal wieder voneinander trennen konnte.



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 01.10.2006, 20:29


    Amelias undurchdringlicher Blick streifte Viktor kurz.
    Sie gab ihm damit zu verstehen, dass sie dies aus freien Stücken tat und nicht weil er es von ihr verlangte.
    Auch wenn es in der Vergangenheit immer wieder Situationen gegeben hatte, in denen Amelia diplomatisch reagierte, so versuchte sie mehr oder weniger ihren eigenen Willen in diese Entscheidungen miteinfließen zu lassen.

    Amelia trat an die Gefangenen heran.
    Vielen von ihnen war die Angst ins Gesicht geschrieben.
    Sie sahen die Vampirin mit weit aufgerissenen Augen an und drängten sich noch enger zusammen, als Amelia auf die Gruppe zukam.
    Sie blieb vor ihnen stehen und musterte einen nach dem anderen mit ausdrucksloser Miene.

    „Ihr dürft euch glücklich schätzen, heute Abend unsere Gäste zu erfreuen.“ sagte sie an die Gefangenen gerichtet.
    „Ihr werdet euer Blut für die einflussreichsten und wichtigsten Vampire vergießen und das sollte euch mit Stolz erfüllen.“

    Es war sicherlich sarkastisch anzunehmen, dass die Gefangenen ihrem eigenen Tod mit derlei großmütigen Gefühlen entgegentraten.
    Doch Amelia war schon immer der Meinung gewesen, dass selbst die Menschen Tiere waren und sich nicht besser verhielten, wenn es darum ging, ihre eigene Rasse zu erhalten.

    „Als Zeichen unseres guten Willens, werden wir jeden von euch, der die Tür dieses Saales lebend erreicht, freilassen.“ sprach sie ruhig weiter und in einigen der Gesichter schien so etwas wie Hoffnung aufzuflammen.
    „Wobei ich gestehen muss, dass so etwas bisher niemals vorgekommen ist.“

    Sie sah wieder zu Viktor. Nun war er an der Reihe.
    Schließlich hatte er zu dem Festmahl geladen und würde es sich auch nicht nehmen lassen, dieses feierliche zu eröffnen.



    Re: Tanzsaal

    Markus Corvinus - 01.10.2006, 21:55


    Markus lächelte zufrieden, als Amelia begann vor den Männern und Frauen auf und ab zu marschieren, während die Älteste ihre Opfer mit genüßlichen Blicken musterte, und die Macht, welche ihr gegeben war, voll auskostete.

    Die Menschen waren verängstigt, und Markus konnte ihren Angstschweiß riechen, hörte das schnelle, rhytmische Schlagen ihrer Herzen und es merkte, wie sein Blutdurst sich langsam zurückmeldete.

    Auch Viktor sah zufrieden zu Amelia, ignorierte rein äußerlich den intensiven Blick, den sie ihm zuwarf, wusste allerdings, was er zu bedeuten hatte.
    Amelia tat ihm den Gefallen nicht, weil se ihn so gerne hatte, sondern allein, weil sie es es zu tun wünschte.

    Gerade als der Vampirälteste erneut ansetzte um etwas zu sagen, schaltete Markus sich wieder ein.

    "Und da diese Nacht so besonders ist..." Sagte er, und zeigte ein erneutes, strahlendes Lächeln.
    "Und um das Ganze etwas spannender zu gestalten... und nicht zuletzt auch, weil Viktor hier an meiner Seite..." Er schritt auf Viktor zu, und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. "ein so großzügiger Mann ist..." Der Vampir sah ihn verblüfft an, und war viel zu überrascht um zu widersprechen.
    "...werden wir Euch Waffen zur Hand geben, mit denen ihr euch verteidigen dürft." Ein aufmunterndes Lächeln legte sich auf die Züge des Vampirs, als er mit dem Finger schnippte, um Kraven klar zu machen, dass er sich in Bewegung setzen sollte.
    Es machte doch viel mehr Spaß, Menschen zu jagen, die glaubten, tatsächlich eine Chance zu haben, als jene zu töten, die von Panik wie gelähmt waren.
    Oder wie zahme Lämmer die Schlachtbank erwarteten.
    Außerdem wusste Markus, dass es Viktors innersten Sehnsüchten entsprechen würde, und er nutzte diese Möglichkeit, dem mächtigen Vampir seine eigene Schwäche vor Augen zu führen.

    Viktor funkelte ihn nur wütend, hatte allerdings keine Gelegenheit, ihm zu widersprechen.
    Er selbst hatte darum gebeten, dass Markus an diesem Fest teilnahm. Um all die Gerüchte zum Schweigen zu bringen.
    Also durfte er nun keine Zweifel sähen, in dem er in aller Öffentlichkeit Unstimmigkeiten mit Markus zur Schau stellte.
    Er nickte Kraven unmerklich zu, und der aristkratische Vampir machte daraufhin auf dem Absatz kehrt, um dem Befehl nachzukommen.

    Um sie herum war Stille eingetreten, und nun war es an Markus, die Stimmung in dem Saal anzuheben.
    Er nahm die Arme hinter den Rücken, und schritt auf ihre "Beute" zu.
    "Ihr mögt es noch nicht wissen, aber ihr seid... etwas besonderes... auserwählt, uns diese Nacht zu versüßen." Erklärte er lächelnd, während er die verschiedenen Gefühle, die von den Menschen ausströhmten, analysierte, und er schließlich vor einer jungen, schlanken Frau mit roten Haar stehen blieb.
    Sie sah ihn aus grünen Augen widerwillig an, und als Markus sie ansah, wusste er, dass er seine Wahl getroffen hatte.
    Er beugte sich behutsam zu ihr vor, so dass sein Mund ihrem Ohr ganz nahe kam.
    "Ich wünsche dir Glück." Flüsterte er leise.
    "Du wirst es brauchen." Er trat wieder zurück, wandte sich den anderen Vampiren zu, und breitete die Arme aus.
    "Musik." Forderte er, und augenblicklich begann ein Streichquartett aufzuspielen.

    Er schritt zur Tafel zurück, und in dem großen Saal kam endlich Stimmung auf.
    Markus ließ sich in seinem hölzernen Sessel nieder, und stützte selbstzufrieden das Kinn auf seine Hand, während er das rege Treiben beobachtete, und darauf wartete, dass Kraven zurückkehrte.
    "Das war so nicht abgesprochen." Raunte ihm Viktor zu, der wie zufällig neben ihn getreten war.
    "Nein?" Fragte Markus spöttisch.
    "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir uns heute abend gesprochen haben... wie also sollte eine Absprache zu Stande kommen?"
    "Spar dir deine Arroganz, Markus." Zischte Viktor wütend, aber Markus lächelte nur milde.
    "Na na, Viktor... du wirst doch nicht streiten wollen? In aller Öffentlichkeit?" Entgegnete der Urvampir entspannt, was Viktor nur noch wütender werden ließ.
    Er wurde eine Spur blasser und biss sich auf die Lippen.
    Bevor sie ihr Gespräch weiterführen konnten, verriet ein Klirren und Scheppern, dass Kraven zurück war, und in seinen Händen hielt er allerlei Waffen: Schwerter, Äxte, Dolche, Beile und sogar Morgensterne.

    Er lud alles auf dem Tisch ab.
    "Bitte sehr." Sagte er, doch seine Worte klangen giftig und unwillig.

    "Danke sehr." Erwiderte Markus, ohne sich daran zu stören, während er sich wieder erhob, und die Menschen zu sich heran wirkte.
    Er deutete auf die Waffen.
    "Ich bitte euch... keine falsche Scheu. Wählt diejenigen Waffe, die euch am ehesten zusagen." Bat er die Menschen und trat dann zur Seite, damit die Männer und Frauen unbehindert an den Tisch treten konnten.
    Zuerst zögerlich, dann ein wenig hektischer kamen die Menschen dieser Aufforderung nach, ein jeder von ihnen nahm sich, womit er glaubte, sich am Besten verteidigen zu können, und die rothaarige Schönheit entschied sich für eine Zwillingsaxt... einen wahren Schädelspalter, was Markus ausgesprochen gut gefiel.

    Er lächelte still.
    "Ich gebe dir einen Vorsprung." Flüsterte er unhörbar, und obwohl das Mädchen auf der anderen Seite des Tisches stand, konnte sie die Worte des Vampires in ihrem Kopf hören.
    Sie wirbelte herum, und rannte los, eröffnete damit unwissentlich die "große Jagd".
    Die Menschen stoben auseinander, und Sekunden später war der Saal von Schreien, Lachen und allerlei Geräuschen erfüllt.



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 02.10.2006, 17:47


    Für einen Menschen wäre dies alles ein heilloses Durcheinander gewesen, doch für die Vampire war es ein einziges großes Fest.
    Lebende Beute bekam man nicht jeden Tag serviert und deshalb waren die vampirischen Gäste von dem Festmahl begeistert.
    Es war lächerlich von den Menschen anzunehmen, sie könnten mit den Waffen etwas gegen die Vampire ausrichten, aber es war jedes Mal wieder erfreulich zu sehen, wie sehr sie versuchten den Tod für ein paar Minuten hinauszuzögern.

    Amelia schlich lautlos durch den Raum und ihre Bewegungen glichen einem Raubtier, das nur darauf wartete, bis die Beute einen Fehler beging.
    Sie hatte sich einen jungen Mann, mit dunklem Haar und wunderschön leuchtenden Augen als Opfer auserkoren.
    Augen, in denen noch so viel Leben steckte.
    Sie hörte das unaufhörliche Pochen seines Herzschlages und konnte das Blut schon beinahe schmecken, das durch seine Adern floss.
    Aber noch war es zu früh.
    Sie entschied sich dafür, einen kurzen Moment zu warten, um ihn weiter anzusehen.



    Re: Tanzsaal

    Markus Corvinus - 02.10.2006, 21:35


    Bernards Herz schlug schneller, als er bemerkte, wie ihn jemand beobachtete.
    Er wirbelte herum, sah grünlich blauen Augen entgegen, die ihn begierig, aber auch geduldig fixierten, und das asketische, fein geschnittene Gesicht der eleganten jungen Frau jagte ihm Angst sein.

    Sie war schön, geradezu makellos, doch von ihr ging eine Gefahr aus, die für Bernard zwar wohl spürbar, aber nicht fassbar war.
    Ihre Schönheit mochte Illusion sein... dass sie tödlich war, war real.
    Er umfasste das Khunchomer - einen zweischneidigen Säbel - in seiner Hand fester und ließ ihn geräuschvoll durch die Luft schneiden, als hoffte er, die Vampirin damit beeindrucken und von ihrem Vorhaben - ihm - abbringen zu können.

    "Bleib mir fern... du.... Bestie..." Zischte er, als er sich gegen eine Säule drückte, und erschrocken feststellte, dass die Dame, die zuvor als "Amelia" betitelt worden war sich ihm weiter näherte.
    Bernard spürte, wie kalter Schweiß seinen Rücken herabrann, und er strich sich hastig eine der langen dunklen Haarsträhnen aus seinem Gesicht.

    Sein Blick schweifte einen kurzen Moment lang durch den großen Saal, und er stellte voller Entsetzen fest, dass die Vampire eine blutige Jagd eröffnet hatten.
    Von überall her gellten Schreie, er sah Menschen einknicken, Leichen, die in großen Lachen von Blut auf dem Marmorboden lagen und andere, die sich ihren Peinigern gerade ergaben.
    Blitzende, weiße Fangzähne schlugen sich in Hälse, Arme oder auch Brüste, während die Opfer ganz langsam ihre Lebensgeister verließen.
    Bernard riss die Augen weit auf.
    "Warum tut ihr das?" Flüsterte er panisch, während sein Herz schneller schlug, und er sich hinter die Säule zurück zog.
    Sein Blick wanderte erneut durch den Raum, zur Türe hin, und er stellte fest, dass ihn gewiss noch zehn Meter von dem Ausgang des Saales trennten.
    Würde es ihm gelingen, die Türe zu erreichen, bevor Amelia sich auf ihn stürzte?

    Er musste es jedenfalls versuchen!
    Bernard holte tief Luft, erhob seine Waffe, und sprintete los.....!


    Markus hatte derweil seine Auserwählte nicht aus den Augen verloren.
    Er folgte jeder ihrer geschickten Bewegungen, beobachtete, wie sie sich misstrauisch umblickte, sich zwischen anderen Vampiren und Menschen hindurchschlängelte, und tatsächlich glaubte, dass es alleine ihr Glück war, dass sie davor bewahrte, von den anderen Vampiren angefallen zu werden.
    Markus wusste, dass es mit Glück nichts zu tun hatte.
    Er hatte die Arme hinter den Rücken genommen, und schritt auf der anderen Seite des Raumes langsam, gemächlich auf die große Flügeltüre zu, auf die auch die rothaarige Schönheit zusteuerte, die er sich diese Nacht ausersehen hatte.
    Sie warf einen Blick hinter sich, vergewisserte sich, dass hinter ihr niemand war, und beschleunigte dann ihre Schritte, während sie Gesicht, Körper und Waffe dem Rauminneren - und dem Massaker, welches dort von Statten ging - zuwandte.
    Markus wusste, dass sie ihn suchte, aber nicht bemerkte.

    Nur wenige Meter trennten sie noch von der rettenden Türe.
    Er fühlte ihren schnellen Herzschlaf, spürte die Erleichterung, als sie glaubte, sich in Sicherheit zu wissen.
    Und er konnte sich bereits ausmalen, wie groß ihr Entsetzen sein würde, wenn sie die Wahrheit erkannte.
    Elegant und anmutig bewegte er sich durch die Schatten, lautlos führte sein Weg ihn immer näher und näher an sie heran, bis er ihr schließlich so nahe war, dass er den süßen Geruch ihres Haares wahrnehmen, und die angenehme Wärme ihrer Haut spüren konnte.
    Er beugte sich ein klein wenig vor.
    "Suchst du mich?" Flüsterte er leise, und erschrocken führ das Mädchen herum, hob drohend ihre Axt, und schlug zu.
    Sie traf Luft, als Markus lächelnd zur Seite glitt, und ihrer Attacke gekonnt auswich.
    "Du bist mutig..." Stellte er anerkennend fest, und die grünen Augen verengten sich wütend.
    "Und du bist eine blutrünstige Bestie." Zischte sie wütend.
    Markus lächelte nur, streckte die Arme zur Seite, als wollte er die Feststellung der jungen Frau noch untermauern, und nickte schließlich.
    "Wir sind, was wir sind..." Erwiderte er spöttisch.
    "Nein." Zischte sie erneut leise, und schwang erneut ihre Zwillingsaxt.
    Dieses Mal ließ Markus zu, dass sie ihn nur knapp verfehlte.
    "Wir sind das, was wir sein wollen." Endete sie, und Markus sah sie interessiert an.
    Zu schade, dass er sie würde töten müssen. Schien sie ihm doch eine interessante Gesprächspartnerin zu sein.
    "Nicht alle von uns." Erwiderte er leise und ernst, ließ aber nicht zu, dass seine Neugierde seinen Blutdurst zu überlagern begann.
    Er fühlte das Kribbeln in seinen Händen, schloss die Augen, um sich seiner Begierde völlig hinzugeben, und ließ sich dann allein von seiner Intuition leiten.
    Die junge Frau sprintete los, doch bereits nach wenigen Schritten hatte Markus sie am Arm ergriffen.
    Sie stieß einen schrillen Laut aus, und ließ die Axt fallen.
    Markus Hände schlangen sich um ihren Körper und hielten sie fest, während sie ein ersticktes "Nicht... bitte." ausstieß.

    Die Tränen, die aus den grünen Augen rannten, rührten Markus Herz, und doch wusste er, dass er kein Erbarmen mit ihr haben würde.
    Es war ihre Menschlichkeit, ihre Unschuld, die sein Mitleid schürte, und doch war dieses Mitleid nichts im Vergleich mit dem unstillbaren Hunger, der in ihm tobte.
    Sanft strich er ihr über das Gesicht, und stumm, ohne weiter Tränen zu vergissen schloss das Mädchen seine Augen.
    Die Zähne des Urvampirs gruben sich tief in ihren Hals, und als das warme, pulsierende Blut seine Lippen benetzte, entrang sich seiner Kehle ein leises und erleichtertes Seufzen.
    Das warme Blut rann seinen Hals herab, und Markus fühlte sich gleich so lebendig, wie lange nicht mehr.
    Für einen kurzen Moment glitten Viktor, William, und alles, was ihm Sorge bereitete in weite Ferne.
    Er fand für einen kurzen Moment Frieden und genoß alles, was er tat und war.
    Alle anderen Gedanken waren wie weggewischt und Markus wurde bewusst, dass es in diesem Leben nichts befriedigenderes gab, als der Genuß frischen Blutes.
    Das Schlagen ihres Herzens wurde langsamer, sie stöhnte leise auf, und das Leben verließ sie mit jedem einzelnen Atemzug, den sie tat.
    Markus lauschte dem sanften, langsamer werdenden Rhytmus, bis er schließlich völlig verstummte.
    Der leblose Körper glitt aus seinen Händen zu Boden und Markus blickte einen Moment lang nachdenklich auf sie herab.
    Sie war schön gewesen... und mutig... nun war sie nur noch eine leblose Hülle, und alles, was an Leben in ihr gewesen war, floß nun durch seine Adern.
    Es war eine Schande.
    Und doch war es nicht mehr und nicht weniger als der Lauf der Dinge.

    Markus wandte seinen Blick von der Leiche zu seinen Füßen ab, und drehte sich ins Rauminnere um, wo er sah, wie Amelia einen Jüngling zu fassen bekam, während Viktor sich mit einer Dame vergnügte.

    Sie waren wirklich Bestien, und das Morden in dem Großen Saal ekelte ihn ebenso sehr, wie es ihn erregte, so verquer das klingen musste.
    Er wusste, was Viktor fühlte, wenn er jagte, folterte und tötete.
    Und er brachte Verständnis dafür auf, weil er selbst ähnlich fühlte.
    Doch zugleich hasste er es, und verachtete Viktor dafür, dass dem Mann Selbstdisziplin völlig unbekannt schien.

    Langsam verschränkte Markus die Arme vor der Brust, während er sich zwischen Leichenteilen und Blutlachen hindurch zum Tisch bewegte, um auf seinem Stuhl Platz zu nehmen.
    Ein schmales Rinnsal von Blut suchte sich seinen Weg durch seine Mundwinkel, tropfte sein Kinn herab und färbte Teile seines Bartes in dunkles Rot, während er sich zurücklehnen, und dem wilden Treiben aus der Entfernung zusah.



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 03.10.2006, 09:17


    Amelia war angetan von dem Fluchtversuch ihres ausgewählten Opfers.
    Er hatte einen starken Willen, das musste sie zugeben.
    Doch es würde ihm trotzdem nichts nützen.
    Mit geschmeidigen Bewegungen, folgte sie Bernard und fing ihn kurz vor der Saaltür ab.

    „Bleib mir fern, du Bestie!“ brüllte Bernard und versuchte dabei so einschüchternd wie nur möglich zu wirken.

    Er konnte ein wenig mit dem Schwert umgehen und hob es nun als Drohung in die Höhe.
    Amelia beobachtete ihn stumm und Bernard war sich seines Sieges bereits gewiss.
    Er griff nach der Türklinke, hielt dann aber plötzlich in der Bewegung inne.
    Eine wunderschöne, klare und reine Stimme ertönte in seinem Kopf.
    Zuerst war sie nicht lauter als ein Flüstern, doch dann gewann sie immer mehr an Stärke und wurde deutlicher.
    An manchen Stellen klang sie jedoch auch unendlich traurig, so traurig, dass Bernard das Herz schwer wurde.
    Als er abermals aufblickte, stand Amelia ganz dicht vor ihm.
    Sie strich ihm über das dunkle Haar und es war wie eine Liebkosung, denn sie sah ihn mit einem Verlangen in den Augen an, das er noch nie zuvor bei einer Frau erlebt hatte.

    „Ich glaub..ich….ich kann nicht mehr weiter.“ stammelte er und ließ das Schwert sinken.

    Amelia trat noch näher, bis sie ganz dicht vor ihm stand.
    Ihre Körper berührten sich nun und sie flüsterte ihm mit ihrer sanften Stimme ins Ohr: „Das musst du auch nicht.“

    Damit ließ sie ihren Mund an seinem Hals niedersinken und vergrub ihre Zähne in das süße Fleisch des Mannes.
    Sie kostete sein Blut und es war warm und süß und schmeckte wie noch keines, das sie vorher gekostet hatte.
    Zufrieden ließ sie Bernard zu Boden sinken.
    Bald schon, würde alles Leben aus diesem schönen Körper gewichen sein.
    Doch das machte nichts.
    Amelia hatte sein Blut gekostet und diese Erinnerung würde sie immer mit sich tragen.
    Und was bedeutete schon der Tod für einen Menschen, wenn er im Gedächtnis eines Vampires zu einem unsterblichen Andenken wurde.



    Re: Tanzsaal

    Viktor - 04.10.2006, 01:15


    Viktor gab sich seinen Gelüsten völlig hin.
    Die Kontrolle zu verlieren, bedeutete Schwäche, aber das kümmerte ihn nicht.
    Er spielte mit seinem Opfer, einer brünetten, schlanken Frau mit dunklen, tiefsinnigen Augen, ließ sie Entkommen, nur um ihr gleich wieder nachzustellen, fing sie ein, und ließ sie erneut frei, um ihr Hoffnung zu vermitteln.

    Und sie kämpfte.
    Der Vampirälteste bekam sie zu fassen, riss sie brutal an sich, und versenkte seine Reißzähne im zwarten Fleisch ihres Unterarmes.
    Sie schrie auf, und er ließ sie erneut los.

    Sie stolperte zurück, wirbelte herum, und rannte erneut los, doch kaum hatte sie ein paar Meter hinter sich gebracht, da stand Viktor schon wieder vor ihr.
    Sie stoppte binnen Sekundenbruchteilen, wendete sich nach links, hielt erneut an, um sich neu zu orientieren, aber wohin sie auch zu rennen versuchte, Viktor war jedes Mal bereits schon dort.
    Erneut griff er nach ihr, erwischte sie, und schlug seine Zähne an anderer Stelle in ihr Fleisch.
    Deutlich geschwächt, aber noch immer auf den Beinen, riss sie sich erneut los.
    Sie rannte, fühlte ihr Herz schneller schlagen, und Viktor spürte all ihre Angst, ihre Hoffnung und ihre Panik gemeinsam mit ihr.
    Und es weckte seine Begierde nur noch mehr.

    "Im Blut liegt die Wahrheit."
    Viktor hatte schnell begriffen, was Markus damit hatte sagen wollen.
    Und er genoß diese kleine Jagd, wie er lange nichts genoßen hatte.

    Sein Opfer wurde langsamer, sie hinterließ eine Blutspur, und ihre Bewegungen wurden fahriger, was Viktor verriet, dass das Leben langsam aus ihr wich.

    Sie kämpfte sich weiter voran, sank auf die Knie, und auf allen vieren näherte sie sich der rettenden Tür, was Viktor mit einem zufriedenen, aber mörderischen Grinsen auf dem Gesicht verfolgte.
    Wenige Zentimeter bevor es ihr gelang, die hölzerne Türe zu erreichen, war er erneut über ihr, riss bestialisch ihren Kopf zurück, und seine Zähne gruben sich tief in ihren Hals, um auch den letzten Tropfen Blut aus ihr herauszusaugen.
    Das tapfere Herz hörte zu schlagen auf, und Viktor legte den Kopf in den Nacken, während er sich zufrieden über die Lippen leckte.
    Das war es, was die Unsterblichkeit so unbeschreiblich machte.
    Und das war Macht.

    Viktor öffnete die blauen Augen wieder, und sein Blick fiel ohne Umwege auf Markus, der sich bereits wieder auf seinem Stuhl niedergelassen hatte, und nachdenklich - oder melancholisch? - den Raum überblickte.

    Ja, das ist Macht, Markus, wie du sie niemals verspüren wirst.
    Das ist das Verlangen, welches du niemals stillen kannst.
    Die Gier, die in dir brennt, und dich aufzuzehren scheint.
    Das ist die Essenz deines Wesens, und du bist dir dessen nicht einmal bewusst.

    Der Älteste erhob sich, und schritt langsam auf den Tisch zu.
    Die blutige Spur, die sein Opfer hinterlassen hatte, kümmerte ihn nicht, und auch die vielen Blutflecken auf seinen Gewändern interessierten ihn nicht im Geringsten, als er den Saal durchquerte.

    Viktor war in diesem Augenblick der Inbegriff von Stolz und Selbstzufriedenheit, da er glaubte, Markus etwas voraus zu haben.
    Er glaubte, die Anerkennung seiner Gäste für seine Kaltblütigkeit, seine Grausamkeit, sicher zu haben, und Markus damit endlich den Rang als "König des Abends" abzulaufen.
    Noch immer boshaft lächelnd gewahrte Viktor Amelia, die ihr Mahl ebenfalls gerade beendet hatte, und sein Gesichtsausdruck wurde noch eine Spur selbstgefälliger.
    Auch sie hatte ihm für dieses Mahl zu danken...



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 04.10.2006, 10:55


    Amelia trat an die beiden Männer heran.
    Sie lächelte und schenkte Viktor einen Blick, den er gewiss nicht oft von ihr erntete, schließlich behielt sie es lieber für sich, wenn sie von ihm beeindruckt war.
    Dieses Mal aber nicht.

    Der Vampirälteste hatte nur die besten Gefangenen für diesen Abend geopfert.
    Schöne und junge Menschen, deren Blut jedem in diesem Saal munden musste.

    „Ich muss gestehen, lieber Viktor,“ begann sie und setzte sich mit schlichter Eleganz auf einen der Stühle.
    „du hast dich heute Abend selbst übertroffen. Gratuliere.“



    Re: Tanzsaal

    Markus Corvinus - 04.10.2006, 12:08


    Markus nickte sachte.
    "Ich muss Amelia beipflichten." Sagte er, doch durch die Art, wie er es sagte war sofort klar, dass er noch etwas hinzufügen würde.

    "Du hast ein erfolgreiches Gemetzel angezettelt. Gratulation. Niemand kann blutige Massaker so erfolgreich planen wie du." Sagte er, konnte aber nicht umhin, den letzten Teil seines Satzes spöttisch klingen zu lassen.
    Es war nicht Viktors Schuld, dass er ebenso liebte wie auch hasste, was er tat.
    Viktor hatte ihnen allen heute Abend einen großen Gefallen getan, hatte den Abend geplant, gestaltet und alles daran gesetzt, ihn durchzuführen.

    Und trotzdem hatte Markus nichts als kühlen Spott für ihn übrig?
    Er schüttelte leicht den Kopf, und winkte ab.
    "Es war ein großartiger Abend." Gestand er ehrlich.
    "Aber er ist noch nicht vorbei, oder irre ich mich?"

    Viktor sah ihn mit kaltem, berechnendem Blick an.
    "Du beabsichtigst dich bereits wieder zurückzuziehen?" Fragte der Älteste, denn er kannte Markus gut, und vermochte es daher auch, dessen Gesten und Sätzen die zugehörige Bedeutung zu zu messen.

    Markus nickte abgehackt und Viktors Augen verengten sich.
    Er hatte Markus dafür gehasst, dass er diesen Abend an sich gerissen hatte, aber jetzt würde er nicht zu lassen, dass der Älteste einfach ging. Auf einen Wink seines Fingers näherte sich Sonya ihnen, und sie lächelte wie jedes Mal, wenn sie sich den Ältesten näherte.
    "Du willst schon gehen?" Fragte sie, und biss sie auf die Lippen, was ihr ein trauriges Aussehen verlieh.
    "Nicht doch, Markus. Bitte. Leiste uns noch ein wenig Gesellschaft.. einen Tanz... oder zwei...!" Erneut lächelte sie, und ihre Augen leuchteten, als Musik erklang.
    "Ja... lass uns tanzen..." Sie griff nach seiner Hand, und zog ihn auf die Beine.
    Markus ließ seinen Widerwillen beiseite, schlang seinen linken Arm um Sonya, und als die Musik einen schnellen, aber regelmäßigen Takt fand, begannen beide gemeinsam über den Marmorboden zu schweben.
    Viktor sah beiden einen kurzen Augenblick lang zu, bis sich das stichelnde Gefühl erneut in sein Herz schlicht, welches sich jedesmal bemerkbar machte, wenn er das Gefühl hatte, dass Markus ihm den Rang ablief.
    Er wandte sich zu Amelia, lächelte höflich und hielt ihr seine Hand hin.
    "Würdest du gerne tanzen, Amelia?"



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 05.10.2006, 09:25


    „Gerne“ erwiderte Amelia und reichte Viktor ihre Hand.

    Schweigend glitten sie über die Tanzfläche.
    Amelia hatte schon bei ihrem Eintreffen im Saal den Unwillen Viktors bemerkt, sich jedoch in ihren Äußerungen zurückgehalten.
    Jetzt konnte sie aber nicht umhin ihn darauf anzusprechen.

    „Dieser Abend entwickelt sich nicht so ganz zu deinen Wünschen.“ sagte sie ganz ohne Spott oder Mitleid in der Stimme.
    „Du könntest vollauf zufrieden sein, mit diesem Fest. Was also kränkt dich?“



    Re: Tanzsaal

    Viktor - 05.10.2006, 10:16


    Viktor führte Amelia gekonnt über das Parkett.
    Seine Bewegungen waren graziös und geschmeidig wie die eines jungen Mannes, obgleich sein Körper nach außen hin deutlich von einem anderen Alter zeugte.

    Amelia war eine hervorragende Tänzerin, und gemeinsam mit ihr glitt er elegant über den Marmorboden hinweg.
    Für den unbeteiligten Beobachter ein Bild voller Anmut und Perfektion.
    Weitere Vampire gesellten sich zu den beiden Tanzpaaren, doch es war nicht zu übersehen, dass Viktor dennoch mit der Königin der Nacht tanzte.
    Sein Gesicht allerdings zeigte kein Lächeln, keine Zufriedenheit, sondern wirkte ernst, während er in unschöne Gedanken versunken war, aus denen ihn erst Amelia wieder herausriss.

    Seine Blauen Augen blickten fest in die grünlichen der Frau in seinen Armen, und sein Gesicht wurde einmal mehr kühl und beherrscht.
    "Markus." Zischte er leise.
    "Er zieht sich zurück. Weicht mir aus. Hält sich von uns fern, und kümmert sich um nichts, als seine eigenen Angelegenheiten." Erklärte er harsch.
    "Aber wenn er dann einmal sein Nest verlässt, verblasst alles andere neben ihm. Er zieht die Aufmerksamkeit... die Sympathien aller auf sich... unverdient." Sagte Viktor kalt.
    Die Aufmerksamkeit und Sympathien, die er verdiente und die ihm zustanden!
    "Er ist schwach, aber außer mir scheint niemand diese Schwäche zu sehen." Sagte er und es klang bissig. Die Musik änderte sich, wurde schneller, und aggressiver, was einige der anderen Paare dazu veranlasste, wieder von der Tanzfläche zu verschwinden, so dass einmal mehr nur Viktor und Amelia, sowie Markus und Sonya auf ihr zurückblieben.



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 05.10.2006, 11:01


    Amelia hatte sich seine Worte ruhig angehört.
    Natürlich ging es wie immer um das gleiche Problem.
    Das war sie bereits von den Auseinandersetzungen zwischen Viktor und Markus gewohnt.
    Sie ließ sich von Viktor über die Tanzfläche führen und ein kurzer Blick Richtung Markus sagte ihr, dass er den Tanz mit Sonya doch auch zu genießen schien.
    Es machte sie froh, ihn wieder einmal ein wenig glücklich zu sehen.

    „Ich weiß nicht, weshalb dich das stört?“ sagte sie, den Blick wieder auf ihren Tanzpartner gerichtet.
    „Du wirst von allen respektiert und geachtet, das weißt du auch. Wie also sollte dir Markus Auftreten heute Abend schaden?“



    Re: Tanzsaal

    Viktor - 05.10.2006, 23:09


    Viktor starrte Amelia widerwillig an, ließ sie eine Drehung vollführen, und fing sie dann in seinen Armen wieder auf.
    "Markus ist egoistisch, undiszipliniert und... " Begann er, stockte dann allerdings.

    "Er ist nicht der, der er sein sollte. Nicht wie du und ich. Anders." Auf einmal wurde Viktor ruhig und seine Augen ebenso kalt wie sein Blut.
    "Er ist viel zu emotional."Fuhr er betont leiser fort.

    "Das macht ihn unberechenbar. Unkontrollierbar. Und zu einer Gefahr für uns alle." Blaue Augen bohrten sich in bläulich grüne.
    "Sein Fanatismus wird uns alle einmal das Leben kosten."
    Die Musik klang mit einem lauten Trommelschlag aus, und Viktor verneigte sich vor Amelia, wie es üblich war.

    Die Musik begann erneut zu einem Lied aufzuspielen, doch dieses Mal war der Älteste zu langsam.
    Markus war neben sie beide getreten, lächelte, und verneigte sich leicht vor Amelia.
    "Würdest du mir die Ehre erweisen, Amelia?" Fragte er charmant, wobei er Viktors zornigen Gesichtsausdruck gekonnt ignorierte.

    Sonya erschien an seiner Seite, griff nach den Händen ihres Vaters, und zog den Vampir mit ihr auf die Tanzfläche, während Markus noch immer Amelias Entscheidung abwartete.



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 06.10.2006, 08:43


    Amelia wurde von Sonya und Markus überrascht.
    Gerne hätte sie das Gespräch mit Viktor beendet, doch dafür blieb nun keine Zeit mehr.
    Sie würde später zu ihm gehen, um das Gespräch weiterzuführen.

    Amelia reichte Markus ihre Hand und folgte ihm auf die Tanzfläche.
    Stumm ließ sie sich von Markus führen, ihr Gesicht verschlossen und ernst.
    „Müsst ihr euch denn immer zanken?“ fragte Amelia schließlich mit Bitterkeit in der Stimme.



    Re: Tanzsaal

    Markus Corvinus - 06.10.2006, 18:22


    "Zanken?" Frage Markus verblüfft, während er mit Amelia über die Tanzfläche schwebte und die Augenbrauen hob.
    "Wer zankt sich?" Fragte er während er sie musterte.

    Aber natürlich wusste er, wovon sie sprach, und Amelias abweisendes Schweigen verriet ihm, dass sie nicht zu Spielchen aufgelegt war.

    "Ich zanke mich nicht, Amelia." Sagte er sanft.
    "Und es ist nicht meine Schuld, wenn Viktor sich unzulänglich oder bedroht fühlt." Er lächelte flüchtig.
    "Aber wenn er mich herausfordert, nehme ich diese Herausforderung an." Die blauen Augen bohrten sich in Amelias, und obwohl Markus noch immer arglos lächelte, schlich sich die ihm zu eigene Ernsthaftigkeit in sein Gesicht.

    Was erwartest du von uns, Amelia?
    Wir sind Männer, denen mehr Macht gegeben ist, als allen anderen Sterblichen und Unsterblichen. Und beide streiten wir nicht nur um Macht, sondern auch um die Gunst der einen Frau, die uns ebenbürtig ist.
    Es kann keinen Sieger geben.
    Aber so lange es keinen Sieger gibt, kann es auch keinen Verlierer geben.

    Die blauen Augen glitzerten eigentümlich, als er erneut zum Reden ansetzte.
    "Ich bin nur hier, um mich zu amüsieren..." Erwiderte er lächelnd, doch es klang befremdend. "Und weil Sonya und du mich gebeten haben."



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 07.10.2006, 18:49


    Amelias Gesicht hellte sich auf. Es war nicht Markus’ charmante Lüge, die sie dazu brachte.
    Sie wusste ganz genau, dass der Vampir nie an diesem Abend teilgenommen hätte, wäre er nicht selbst dazu bereit gewesen, zu kommen.

    „Ein wunderbarer Gedanke.“ sagte sie mit sanftem Sarkasmus.
    „Dass du dich zumindest an dem heutigen Abend amüsieren kannst.“

    Sie beugte sich näher zu ihm, damit nur ihr Flüstern an sein Ohr drang.

    „Vielleicht könntest du nur diese einen Abend versuchen dich in Zurückhaltung zu üben, ich möchte ihn schön ausklingen lassen.“



    Re: Tanzsaal

    Markus Corvinus - 08.10.2006, 10:27


    "Du willst, dass ich sein Spiel spiele?" Gab Markus ebenso leise zur Antwort, wie die Frage gekommen war.
    Er sah Amelia an, blickte in die blaugrünen Augen und das feine, asketische Gesicht.
    Einige wenige Strähnen schwarzen Haares fielen in ihr Gesicht und erinnerten Markus daran, was für eine wunderschöne Frau Amelia war.

    Wenn sie es sich wünschte, so war sich Markus sicher, konnte sie jeden Mann betören.
    Und dennoch erinnerte ihre Ewige Jugend ihn auch an das, was er ihr genommen hatte.
    Unschuld. Liebe. Leben.
    Und wann immer er sie sah, beschlich ihn das Gefühl, vielleicht doch einen Fehler gemacht zu haben.
    Einer von vielen...
    Andererseits allerdings war er froh, sie an seiner Seite zu haben.

    "Wie du wünschst." Antwortete er schließlich leise, und als das Quartett einen Schlußakkord erklingen ließ, wirbelte er sie herum, um sie dann sanft über seinen linken Arm gebeugt in Richtung Boden gleiten zu lassen, und sie im letzten Augenblick graziös abzufangen.



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 08.10.2006, 13:15


    Amelia richtete sich wieder auf und sah Markus tief in die Augen.
    Es war ein unausgesprochener Dank, der darin lag. Dank für Markus Weitsicht und dafür, dass er ihr ihren Wunsch erfüllen wollte, zumindest für diesen einen Abend.

    „Du tust mir einen großen Gefallen damit.“ sagte sie leise zu ihm, als sie die Tanzfläche verließen.

    Sie wirkte plötzlich ein wenig gelöster und befreiter.
    Auch wenn sie es sich nie anmerken ließ, die Machtkämpfe zwischen den beiden Vampiren bekümmerte sie.
    Beide waren ihr ans Herz gewachsen und sie konnte und wollte einfach nicht immer zwischen den Fronten stehen.
    Es machte sie nur unsagbar traurig.

    Noch bevor Viktor oder Sonya sie unterbrechen konnten, ließ sie ihn wissen: „Dafür werde ich mich revanchieren, ich verspreche es.“



    Re: Tanzsaal

    Markus Corvinus - 09.10.2006, 00:06


    Markus folgte Amelia zu den Tischen.
    Sie wandte sich zu ihm um, und er sah erneut das eigentümliche Glitzern in ihren Augen, welches ihn vermuten ließ, dass hinter diesem anmutigen und feinen Gesicht weit mehr war, als man weithin erblicken konnte.

    Markus konnte nicht in Amelias Seele sehen.
    Er fühlte nicht, was sie fühlte, und begriff doch mehr als andere.
    Er kannte die Erinnerung an ihr sterbliches Leben, ihr sterbliches Ich, besser als sie es selbst kannte, und dennoch war sie ihm manchmal fremd.
    Aber nicht in einem Augenblick wie diesem.
    "Das brauchst du nicht." Erwiderte er sanft, mit ruhiger Stimme, während er sich neben ihr auf seinen Stuhl gleiten ließ.
    Er lächelte abermals kurz.
    Was war dieser Abend schon ohne die ungekrönte Königin der Nacht?
    Und wer war er, ihr diesen Abend zu zerstören?

    "Na, ihr zwei Turteltäubchen, worüber sprecht ihr gerade?" Mischte sich eine atemlose Sonya in das Geschehen, die gerade von der Tanzfläche zum Tisch getanzt war.
    Sie erntete einen mahnenden Blick ihres Vaters, und erinnerte sich daran, dass er es nicht mochte, wenn sie Amelia und Markus mit derlei Bezeichnungen titulierte - sie selbst vermutete, dass er sich dann wie das dritte Rad am Wagen fühlte... oder dass er insgeheim tatsächlich fürchtete, die beiden könnten jemals ihre Zuneigung zueinander entdecken.
    Sonya aber glaubte es besser zu wissen.
    Zumindest Markus schien nur von einem Wesen besessen - und dieses Wesen war gewiss kein Vampir.

    "Über den gelungenen Abend." Erwiderte Markus lächelnd.
    Viktor hob ungläubig eine Augenbraue.
    "Tatsächlich?" Fragte er.
    "Dann darf ich annehmen, dass du uns in nächster Zeit häufiger Gesellschaft leisten wirst?" Hakte er nach, und obwohl das Lächeln nicht von Markus Lippen wich, verspannte sich der Vampir ein klein wenig.
    "Wenn meine Zeit es zulässt." Erwiderte er unschlüssig, und Viktor fixierte ihn amüsiert.
    "Glaubst du, deine Bücher könnten dir davon laufen?" Fragte er süffisant.
    "Wer weiß...?" Gab Markus zur Antwort, wandte sich dann von Viktor ab, und griff nach einem der bereits erkalteten Kelche, in welchem sich noch einige Schlucke Blut befanden.



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 11.10.2006, 09:02


    Sonyas Bemerkung zauberte sogar ein schwaches Lächeln auf Amelias Züge.
    An solchen Abenden war die Vampirin gelöster als sonst.
    Auch wenn es nicht so deutlich ausfiel wie bei anderen.

    Sie bemerkte abermals die angespannte Stimmung zwischen Markus und Viktor.
    Sonyas Vater konnte es einfach nicht lassen, er musste Markus bei jeder Gelegenheit herausfordern, was sie als unnötig empfand.
    Viktor war ein angesehener Vampir, er musste sich die Lorbeeren nicht durch ein solches Verhalten verdienen.

    „Jeder von uns hat andere Interessen, denen er seine Zeit widmet.“ sagte Amelia beschwichtigend zu Viktor.
    „Für Markus sind es nun mal die Bücher, die ihn in ihren Bann ziehen.“



    Re: Tanzsaal

    Viktor - 11.10.2006, 10:35


    "Ja ja ja." Winkte Viktor ab.
    "Alles nur wertloses Papier. In einigen Jahren werden die Seiten vergilben und die Schrift wird verblassen, und noch ein paar Jahre später werden die Seiten zu Staub zerfallen..." Erklärte der Vampirfürst, und machte dadurch deutlich, was er von Büchern und dergleichen hielt.

    "Nichts ist für die Ewigkeit gemacht, Viktor." Erwiderte Markus ruhig.
    "Weder meine Bücher, noch wir."

    Viktor starrte ihn kurz unwillig an.
    "Unsinn, Markus." Gab er zur Antwort.
    "Wir sind unsterblich. WIR leben ewig. Bis ans Ende der Zeit."

    Markus blaue Augen funkelte schwach, während er Viktor betrachtete.

    Wir leben ewig, ja, Viktor.
    Und nun stell dir vor, du müsstest diese Ewigkeit in der Dunkelheit verbringen. Einer unnatürlichen Dunkelheit, eingesperrt in ein Steingemäuer, mit einer Kette um deinen Hals, die dich an der Wand festhält.
    Was wäre das für ein Leben, Viktor?
    Eines, welches du selbst niemals führen wolltest.
    Eines, zu welchem du meinen Bruder verdammt hast.

    "Möglich." Gab Markus zur Antwort.
    "Aber ein weiser Mann sagte einmal, wahre Unsterblichkeit läge darin, dass dein Name niemals in Vergessenheit geriete. Doch wenn die Welt deinen Namen nicht kennt, ist es, als hättest du niemals existiert. Kennt die Welt deinen Namen, Viktor?"

    Der alte Vampir funkelte sein jüngeres, und doch älteres Gegenüber an.
    "Kennt sie deinen?" Fragte er im Gegenzug, und Markus lächelte belustigt.
    "Beanspruche ich die Unsterblichkeit für mich?" Antwortete er, und diese Antwort ließ Viktor zugleich rasend, als auch nachdenklich werden.

    Markus schüttelte leicht den Kopf, stellte den Kelch zur Seite und erhob sich.
    Er winkte ab. "Lassen wir das." Sagte er versöhnlich zu Viktor.
    Er wandte sich Amelia und Sonya zu, schenkte beiden ein Lächeln, und nickte ihnen zu.
    "Ich werde mich nun zurückziehen." Teilte er ihnen mit samtener Stimme mit, bevor er sich umwandte, um durch den Raum zu schreiten.

    Viktor sah ihm nur schweigend hinterher, und Sonya schien unentschlossen.
    Einerseits wünschte sie sich dringend ein Gespräch mit dem Vampirältesten, andererseits wusste sie, würde es komisch wirken, oder zumindestens ihren Vater misstrauisch machen, wenn sie ihm nun folgte, daher ließ sie es.



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 12.10.2006, 09:45


    Amelia blickte Markus stumm hinterher.
    Er hatte wirklich versucht, diese Diskussion nicht ausarten zu lassen, doch Viktor war einfach unverbesserlich.
    Das Beste, das Markus in diesem Falle machen konnte, war dem anderen Älteste aus dem Weg zu gehen.
    Amelia richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Viktor.

    „Musste das jetzt sein?“ fragte sie, doch ihre Stimme klang keinesfalls vorwurfsvoll oder respektlos.
    Es war eine einfache Frage, auf die Amelia eine Antwort verlangte.
    Doch wusste sie jetzt bereits, dass ihr Viktors Antwort nicht gefallen würde.

    „Der Abend hat schön begonnen, er hätte auch so enden können."



    Re: Tanzsaal

    Viktor - 12.10.2006, 21:46


    Viktor zuckte nur verächtlich mit der Schulter.
    "Es wird nicht der letzte Abend sein, den wir miteinander verbringen." Sagte er.

    "Außerdem weiß ich nicht, was du meinst." Fügte er hinzu.
    "Ich habe ihn nicht provoziert." Meinte er belustigt.
    "Und zu gehen war seine Entscheidung. Ich werde ihm gewiss nicht nachlaufen." Er ließ sich in seinem Stuhl nieder, und funkelte Amelia an.

    "Aber ja, es ist mir aufgefallen, dass ihr beide euch in letzter Zeit ganz großartig zu verstehen scheint." Zischte er ihr zu.
    "Ihr beide seid hier aufgekreuzt wie König und Königin der Nacht. Das ist uns nicht zuträglich!"



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 13.10.2006, 08:37


    „Eifersucht ist ein bitteres Gefühl, Viktor.“ sagte Amelia, als sie den Zorn in seinen Augen bemerkte.

    Sie hatte gleich bemerkt, das an diesem Abend mehr hinter Viktors Worten steckte als sonst.
    Aber sie war nicht gewillt, sich anders zu verhalten, nur weil er es von ihr verlangte.
    Oft war es sehr hart für sie zwischen den Fronten zu stehen.
    Niemals Ruhe zu finden, vor dem Zwist, der zwischen den beiden Männern herrschte.
    Sie war es leid, ständig vermitteln zu müssen.
    Viktor und Markus wussten das, trotzdem bemühten sie sich nicht einmal, ein wenig mehr auf sie und ihre Gefühle einzugehen.

    „Ein Vampir deines Ranges, sollte sich mit solchen Emotionen nicht abmühen müssen.“



    Re: Tanzsaal

    Viktor - 13.10.2006, 09:10


    "Und jemand wie du sollte es besser wissen und derlei Gefühle nicht ständig provozieren." Erwiderte Viktor verärgert.
    "Glaubst du, es macht mir Spaß, euch beiden zu zusehen? Wie ihr Händchen haltet, und den Eindruck erweckt, als wärt ihr Herrscherin und Herrscher? Als wäre es allein euer Wille der zählt?" Wieder funkelte es wütend in seinen Augen.

    "Nicht Markus ist es, der die Macht in seinen Händeln hält, falls du dich erinnerst. Er ist meine Marionette. Mehr nicht. Er ist nur deshalb wichtig, weil er für uns alle... wichtig ist. Aber es gibt nichts, was ihn auszeichnet. Nichts, was ihn überlegen machen würde. Du allerdings...." Er verstummte kurz, um sie zu betrachten.
    "Bist etwas besonderes." Viktor wirkte fast schon sanft und versöhnlich fuhr dann aber weitere energisch fort.
    "Aber mit deiner Zuneigung für ihn, machst du ihn in den Augen anderer ebenfalls dazu. Und das kann ich nicht dulden. Soll er sich in seiner Kammer einschließen. Ich bin froh, wenn ich ihn nicht mehr sehen muss."



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 15.10.2006, 19:13


    Amelia hielt seinem zornigen Blick stand.
    Ihr Gesicht eine Maske, die keinerlei emotionelle Regung zuließ.

    Wie kannst du es wagen, Viktor?
    Deine Eifersucht dermaßen unverhohlen zur Schau zu stellen, ist mehr als unangebracht.
    Ohne Markus wäre weder ich, noch du hier.
    Vergiss das nicht!

    „Wir sollten über derlei Dinge nicht vor unseren Gästen sprechen.“ meinte Amelia diplomatisch und sah zu den anderen Vampiren im Saal.
    „Wir haben sie bereits zu lange vernachlässigt.“

    Sie wandte den Blick von Viktor ab und schenkte ihre Aufmerksamkeit Sonya.
    Dabei wurden ihre Gesichtszüge auch ein wenig weicher.

    "Komm, Sonya, lass uns ein wenig mit den Gästen plaudern."



    Re: Tanzsaal

    Sonya - 18.10.2006, 22:30


    Viktor nickte abgehackt, bedachte Amelia mit einem kühlen Blick, und ließ sich in seinen Stuhl sinken.

    Dies war weder der Ort, noch der Zeitpunkt, um derlei Dinge zu diskutieren, auch wenn ihm diese kleine Auseinandersetzung wieder einmal vor Augen geführt hatte, wie sehr es zwischen ihnen dreien im Argen lag.
    Und dass das eigentliche Problem bei ihm und Markus, nicht aber bezüglich Amelia bestand.

    Sonya lächelte zurückhaltend und folgte Amelia sogleich in Richtung der Gäste.
    "Gerne." Sagte sie leise.

    Sie erreichten einige der anderen Vampire und binnen Minuten waren sie in ein amüsantes Gespräch vertieft.
    Sonya brauchte sich nicht anzustrengen, um sich zu entspannen, aber sie sah sehr wohl, dass es Amelia Konzentration und Kraft kostete, die Fassade der heiteren, fröhlichen Vampirältesten aufrecht zu erhalten.

    Worum sorgte sie sich so sehr?
    Die hübsche junge Frau betrachtete die Vampirälteste, und sie konnte die Sorgen hinter der eisernen Maske aus Kälte erkennen.

    Sie plauderten noch eine gute Weile, bis Viktor sich schließlich wieder erhob, die Arme zur Seite streckte und sich gebieterisch vor allen aufbaute.
    "Meine lieben Freunde..." Begann er ernst, aber dennoch nicht unfreundlich.
    "Der Morgen kündigt sich an. Und es wird Zeit für uns, uns zurückzuziehen." Er deutete mit der Linken Hand auf die hohen, gotischen Fenster des großen Tanzsaales, und tatsächlich kündigte sich durch die heller werdende Färbung des Himmels der nahende Morgen, allem voran aber die aufgehende Sonne an.

    Er nahm die Hände wieder herunter, und seine Gewänder raschelten, als er herumwirbelte.
    Er winkte Sonya und Amelia, und steuerte dann auf die doppelte Flügeltüre des Saales zu, um diesen zu verlassen.



    Re: Tanzsaal

    Amelia - 19.10.2006, 10:18


    Amelia kostete es einige Anstrengung, sich auf die Gäste zu konzentrieren und sie wusste, dass Sonya dies bereits bemerkt hatte.
    Sie versuchte Viktors Tochter ein beruhigendes Lächeln zu schenken.
    Es war alles in Ordnung, zumindest für den Augenblick.

    Für einen kurzen Moment konnte Amelia ihren Kummer ein wenig vergessen, indem sie die Gesellschaft der anderen Vampire genoss.
    Erst als Viktor sie darüber informierte, dass die Sonne bald aufgehen würde, wurde sie wieder in die die kalte Wirklichkeit zurückgerissen.
    Ihre Gäste kehrten nun zurück nach Hause und sie würde weiterhin hier bleiben und zwischen den Fronten stehen.
    Das war der Weg, den sie gewählt hatte.
    Keiner hatte gesagt, dass das Leben als eine der Ältesten leicht sein würde.
    Sie würde auch in Zukunft damit fertig werden.

    "Meine lieben Freunde, der Morgen kündigt sich an. Und es wird Zeit für uns, uns zurückzuziehen."

    Amelie kehrte mit Sonya zu deren Vater zurück und sie folgten ihm gemeinsam durch die Flügeltür hinaus.
    Keinerlei emotionale Regung lag auf ihren Gesichtszügen.



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