Markus ' Gemächer

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    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 29.09.2006, 21:06

    Markus ' Gemächer
    Schon seit einigen Stunden saß Markus scheinbar reglos an dem großen, mit feinen Schnitzereien verzierten Schreibtisch, der auf der dem Bett gegenüber gelegenen Seite des großen Raumes stand.
    Durch die dunklen Samtvorhänge drang kein Licht und das ganze Zimmer wurde nur vom Schein einiger weniger Kerzen erhellt.
    Nur das leise Rascheln verriet, dass Markus interessiert in einem alten Buch las, dessen Seiten er von Zeit zu Zeit umblätterte.
    Der Vampir hatte die außergewöhnliche Fähigkeit, mir seiner Umgebung nahezu zu verschmelzen, und von anderen kaum wahrgenommen zu werden.
    Das stundenlange Lesen zerrte nur selten an seiner Konzentration, und Ermüdungserscheinungen und Kopfschmerzen waren dem uralten Geschöpf schon lange fremd.
    Der flackernde Schein der Flammen zauberte tiefe, dunkle Schatten in sein Gesicht, und ließ ihn ebenso kalt und unnahbar wirken, wie eine aus Stein gemeißelte Statue.
    Die schmalen, blassen Lippen bewegte sich unmerklich, während der Vampir jedes einzelne der geschwungenen Worte verschlang.
    Jahrelang schon suchte er nach der einen Antwort, die es nicht zu geben schien, und dennoch gab er die Hoffnung nicht auf.
    Er wusste, dass Viktor seine Nachforschungen nicht gerne sah, ihn aber gewähren ließ.
    Es war eine Art… stilles Abkommen zwischen ihnen beiden.
    Viktor ließ ihn in Ruhe und akzeptierte stumm seine Nachforschungen, und dafür tat Markus ihm den Gefallen, sich ab und an mit ihm und Amelia sehen zu lassen, und repräsentative Pflichten wahrzunehmen.
    Erst das verhaltene Klopfen an seiner Türe ließ Markus langsam aufsehen.
    Seine Finger glitten über die Buchinnenseite, und markierten so die Zeile, in welcher er gerade gelesen hatte, und er runzelte die Stirn.
    Wer konnte das wohl sein?
    „Herein.“ Rief er laut und deutlich und nur zögerlich sah er die Klinke sich nach unten bewegen.
    Die Tür sprang lautlos auf, und herein glitt, mit raschelnden, weiten Gewändern eine junge Dame, die Markus wohl kannte.
    Ein entspanntes Lächeln legte sich auf seine Züge, als Sonya die Türe hinter sich eben so lautlos wieder verschloss, wie sie sie geöffnet hatte.
    „Guten Abend, Markus.“ Sagte sie mit leiser, angenehmer Stimme, und sie lächelte warm.
    „Sonya.“ Erwiderte er, ließ das Buch Buch sein, und erhob sich dann, um langsam auf sie zu zutreten.
    „Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?“ Fragte er freundlich, konnte er am Glänzen ihrer Augen doch sehen, dass es mehr war als nur ein Freundschaftsbesuch.
    „Mein Vater lässt fragen, ob du gemeinsam mit ihm speisen würdest.“ Erklärte sie mit weit einladenderen Worten, was Viktor ziemlich unfreundlich gesagt hatte.
    „Und…?“ Fragte Markus, noch immer ein Lächeln auf den Lippen, und die blauen Augen sahen die junge Vampirdame eindringlich an.
    Sonya wendete ihren Blick von dem Vampirältesten ab und langsam schritt sie durch den Raum.
    „Ich… Markus… ich würde dich gerne etwas fragen.“ Fuhr sie langsam fort, und Markus hatte den Eindruck, als bliebe sie absichtlich in Bewegung, um ihn nicht ansehen zu müssen.
    Markus allerdings ließ den Blick nicht ab von ihr, lehnte sich entspannt an einen der Pfosten seines Bettes, während seine Augen jeder einzelnen ihrer Bewegungen folgten.
    „Frag.“ Erwiderte er, und obwohl er inzwischen weit ernster klang, war sein Tonfall nach wie vor offen und freundlich.
    „Es geht um… Wölfe.“ Sagte sie, und einen Augenblick war es, als würde die Zeit um sie herum still stehen, ganz so, als wäre die Welt um sie herum zu Eis erstarrt.
    „Ein heikles Thema, dass du anzuschneiden beabsichtigst.“ Entgegnete er freundlich, aber distanziert.
    „Ich weiß.“ Sagte Sonya leise, doch der Blick ihrer braunen Augen war entschlossen.
    „Aber es gibt einige Dinge, die ich wissen muss… wissen will. Und ich… glaube, dass du der einzige bist, der mir… Antworten geben kann.“ Langsam sah sie auf, dem Ältesten direkt ins Gesicht, und sie konnte das aufmerksame Glitzern in ihnen erkennen, im selben Augenblick, als ihr bewusst wurde, dass er sie studierte.
    „Du willst mehr wissen als das, was man sich erzählt? Mehr als das, was du glauben sollst?“ Fragte er, und hob eine Augenbraue.
    Sonya nickte leicht, hielt seinem Blick allerdings stand.
    „Sind sie wirklich alle Bestien, Markus?“Ihre braunen Augen schimmerten, als sie ihm entgegenblickte, und der Vampirfürst sah sehr wohl, das Flehen, das in ihnen lag, das Verlangen, nach einer ehrlichen Antwort, und als er sie so anblickte, und über ihre Frage nachdachte, kam ihn ihm im selben Augenblick ein anderer Gedanke auf.
    Warum sollte Sonya danach fragen? Und warum war es wichtig für sie?
    Und für Markus gab es nur eine Antwort darauf.
    Seine Hand glitt über das weiche Holz des Bettpfostens, und vorsichtig, fast scheu trat er auf Sonya zu. Er griff nach ihren Händen und hielt sie vorsichtig in seinen, während seine blauen Augen versunken in ihre starrten.
    „Nicht mehr als wir.“ Erwiderte er leise, und die junge Vampirin sah ihn verwirrt an.
    „Was bedeutet das..?“ Flüsterte sie tonlos, doch noch bevor Markus ihr zu antworten vermochte, unterbrach ein kräftiges Klopfen ihre Unterhaltung, und noch ehe Markus reagieren konnte, öffnete sich die Tür, und Amelia trat herein.
    Es musste ein seltsames Bild sein, welches sich ihr bot, Sonya, die sich auf einem Schemmel niedergelassen hatte, und Markus, der sie an den Händen hielt, und sie mit einem seltsamen, schmerzlichen Ausdruck im Gesicht ansah.
    Zwar versuchte Markus schnell, seine Hände wieder zurückzuziehen, und seine Maske des Gleichmuts wieder aufzusetzen, doch er wusste nicht, was oder wie viel Amelia gesehen hatte.
    „Amelia.“ Sagte er leise, straffte sich dann allerdings, und fügte ein „Guten Abend.“ Hinzu.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 29.09.2006, 21:42


    Amelia blieb an der Tür stehen und musterte die beiden Vampire einen kurzen Augenblick stumm. Nichts an ihrer Mimik oder ihrer Körperhaltung gab Auskunft über ihre Gedanken. Sie erwiderte Markus Gruß.

    „Guten Abend, Markus.“ sagte sie und blickte dann zu Viktors Tochter. „Sonya“

    Amelia kam lautlos näher und blieb dann vor Markus Schreibtisch stehen.
    Ihr streng nach hinten gebundenes Haar betonte ein Gesicht von berückender und fein gestalteter Anmut.

    „Viktor sucht dich bereits.“ sagte sie an Markus gewandt. „Und ich dich auch. Wir haben uns Sorgen gemacht. Wir haben dich den ganzen Tag über nicht zu Gesicht bekommen.“

    Deshalb war Amelia selbst hergekommen, um zu sehen, was den Vampir für Stunden in diesem Raum festhielt. Es waren die Bücher und die Erinnerungen, die sich in ihnen verbargen. Eine gefährliche Waffe, in den falschen Händen.

    „Möchtest du uns nicht Gesellschaft leisten?“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 29.09.2006, 22:01


    Markus folgte Amelias anmutigen Bewegungen mit seinen Blicken, sah sie zu seinem Schreibtisch hinübergehen, und schalt sich selbst dafür, das Buch nicht geschlossen zu haben.

    Es war nicht so, dass Amelia ihn für das rügen würde, was er tat, doch es war ihm einfach unangenehm, für andere ein offenes Buch zu sein, in welchem sie nur zu lesen brauchten.
    Und als Amelia ihm den Blick zuwandte, wusste er, dass sie genau das getan hatte.
    Sie hatte das Buch erblickt, und es war ihr ein leichtes gewesen, in Gedanken Rückschlüsse darauf zu ziehen, was er die letzten Stunden getan hatte.

    Sonya derweil nickte Amelia ebenfalls höflich zu.
    Sie sah Markus einen Augenblick lang fragend an, bevor sich ihr Gesicht wieder verschloss.
    Ihr wurde bewusst, dass ihr Gespräch vorerst beendet war, und sie die Antworten, die sie von dem Vampirältesten so sehr begehrte, in dieser Nacht nicht mehr erhalten würde.

    "Sorgen?" Wiederholte Markus, und seine Stimme klang auf eigentümliche Art befremdet.

    Wie rührend. So ein Zimmer ist schon ein gefährlicher Ort, das muss ich zugeben.

    Er verkniff sich eine zynische Bemerkung, und schluckte sie stattdessen herunter.

    Amelia hatte seinen Spott nicht verdient.
    Einzig Viktor war es, der ihm wieder und wieder zusetzte, und mit dem er im Stillen seine Fehde ausfocht.

    "Ich scheine sehr beliebt zu sein, heute Abend, dass Viktor gleich seine zwei teuersten Damen nach mir schickt..." Merkte er an, doch Sonyas vorwurfsvoller Blick ließ ihn schweigen.

    Die junge Vampirfrau sah zu Amelia, die einmal mehr durch ihre schlichte Eleganz und ihren Anmut bestach.
    Amelia wirkte oft ebenso kalt, wie sie schön war, und Sonya war niemals wirklich warm geworden mit ihr, obwohl sie die Vampirälteste sehr respektierte.

    "Es wäre wirklich schön, wenn du uns begleiten würdest, Markus." Fügte sie hinzu, als sie sah, wie Markus Miene abweisend wurde.

    "Du hast uns schon zu lange nicht mehr Gesellschaft geleistet." Bedauerte sie und ihre Stimme klang traurig und vorwurfsvoll.

    Markus stieß einen verächtlichen Laut aus.
    "Nein danke." Erwiderte er. "Ich denke nicht, dass ich mir das antun werde." Sagte er, während er langsam wieder auf seinen Schreibtisch zutrat.

    "Ihr wisst, dass ich einem sinnlosen Gemetzel nicht viel abgewinnen kann. Und ich weiß, dass Viktor keinen Sinn für Ästhetik hat." Sagte er, und seufzte, bevor er entschuldigend zu Sonya sah.

    Die beiden Damen schwiegen daher fuhr er mit Bedacht fort.
    "Oder wollt Ihr mir tatsächlich erzählen, dass Viktor etwas anderes geplant hat?"



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 29.09.2006, 22:23


    Im spärlichen Licht der Kerze, die Markus zum Lesen verwendet hatte, blickte Amelia ihn ohne jegliche Regung an. Sie wusste nur zu gut über Markus Gefühle für Viktor Bescheid und manchmal konnte sie es ihm nicht mal verübeln. Trotzdem war er als Mitglied des Ältestenrates auch dazu verpflichtet, seine Emotionen zurückzunehmen.

    „Du kennst Viktor gut genug. Wir brauchen dir also nicht mehr dazu erläutern, als du schon weißt.“ begann Amelia und ihre Stimme klang kühl und zurückhaltend.

    „Sie es doch mal von unserem Standpunkt aus. Wir, und dazu zähle ich nicht nur Viktor und mich, möchten auch gerne wieder einmal in den Genuss deiner Gesellschaft kommen.“

    Sie ließ ihren Blick abwertend durch die Reihen von Büchern wandern.

    „In letzter Zeit scheinst du die Bücher uns vorzuziehen.“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 29.09.2006, 22:45


    Markus hatte seinen Schreibtisch derweil erreicht, erhaschte einen Blick auf die aufgeschlagene Buchseite, und schlug das Buch schließlich zu.
    Ein dumpfes Geräusch begleitete die unscheinbare kleine Bewegung und als Markus aufsah, blickte er direkt in Amelias blitzende, grünlich blaue Augen.

    „Sieh es doch mal von unserem Standpunkt aus. Wir, und dazu zähle ich nicht nur Viktor und mich, möchten auch gerne wieder einmal in den Genuss deiner Gesellschaft kommen.“

    Markus schüttelte unmerklich den Kopf.
    Er wusste, dass der einzige Grund, warum Viktor ihn gerne an seiner Seite hatte der war, dass er ihn so wenigstens kontrollieren konnte.

    Fürchte den Feind in deiner Nähe, aber noch mehr fürchte jenen, der deine Nähe meidet.

    Er schwieg während sein Blick Amelias traf, und für einen kurzen Moment legte sich Stille über den Raum.
    Die Spannung, die zwischen ihnen entstand, war nicht gefährlich, oder elektrifizierend, aber dennoch vorhanden.

    Schließlich wandte Amelia ihren Blick ab von ihm, ließ ihn über die Bücherregale schweifen, die Markus' kostbarstes Hab und Gut darstellten, und als sie ihre Aufmerksamkeit wieder Markus schenkte, wirkte sie nur wenig begeistert.

    „In letzter Zeit scheinst du die Bücher uns vorzuziehen.“ Sagte Amelia verächtlich, und im ersten Augenblick begriff Markus nicht, wie ernst es ihr damit war.

    "Die Bücher widersprechen mir nicht." Sagte er daher schlagfertig, biss sich dann aber auf die Lippe, als er das unzufriedene Funkeln in Amelias Augen gewahrte.

    Ihr wollt, dass ich für euch spiele? Wollt, dass ich den Schein wahre, um jeden Preis?
    Ich soll mich quälen, dabei lächeln, euch mit Humorvollen Anekdoten unterhalten, während mein Innerstes sich sträubt?
    Soll ich das?

    Er seufzte innerlich auf, und nickte schließlich.
    "Also gut." Murmelte er schließlich.
    "Ich... komme nach. Später."



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 30.09.2006, 08:05


    Traurig sah sie ihn an. Hatte Viktor ihn schon so weit gebracht, dass er nicht mal mehr die Energie aufbrachte, sich seinem Widersacher zu stellen?
    Das war nicht der Markus den sie kannte.
    Ein gebrochener Mann saß da vor ihr.

    Sie nickte.

    „Gut.“ Ihr Blick fiel auf Sonya. „Geh doch schon mal zu deinem Vater und teile ihm diese gute Nachricht mit. Er freut sich gewiss darüber.“

    Sie musste jetzt mit ihm reden, so wie sich zwei normale Personen miteinander unterhalten würden. Leider war es nie so einfach gewesen. Doch der Augenblick war nun da und sie würde ihn nicht verstreichen lassen.



    Re: Markus ' Gemächer

    Sonya - 30.09.2006, 09:53


    Sonya spürte die Spannung zwischen den zwei Ältesten, war allerdings klug genug, sich nicht einzumischen.
    Sie kannte Markus nun schon so lange, kannte ihn schon, als sie noch sterblich gewesen war, und sie erinnerte sich noch gut an das Misstrauen, welches sie ihm gegenüber an den Tag gelegt hatte.

    Und an seine Weigerung, sie zum Vampir zu machen.
    Sonya hatte ihm das nicht übel genommen, obwohl sie es nicht verstanden hatte.
    Es gab so viele Geheimnisse, die dieser Mann in sich barg, und Sonya bedauerte, dass er nicht bereit war, diese mit jemandem zu teilen.

    Der Gedanke an frühere Zeiten keimte in ihr auf, Bilder, die sie lächeln ließen.
    Als die erste Werwolfjagd noch in vollem Gange gewesen war, gab es noch keine Streitigkeiten zwischen Markus und ihrem Vater.
    Sie hatten einander vertraut, und gegenseitig ihre Nähe gesucht.
    Und selbst nach Williams Gefangennahme hatte Markus die Konfrontation gesucht.
    Und Viktor mehr als einmal fast zur Verzweiflung gebracht.

    Jetzt war es anders, und ein Schaudern durchlief den Körper der jungen Vampiren, als sie bemerkte, wie anders es war.

    Amelia wandte ihr den Blick zu, und bat sie freundlich darum, ihrem Vater mitzuteilen, dass Markus sich zu ihnen gesellen würde, und Sonya nickte ergeben.
    Es war kaum zu übersehen, dass Amelia beabsichtigte, alleine mit Markus zu sprechen, und Sonya wollte dabei nicht stören.

    Sie hatte nie begriffen, welche Beziehung Markus und Amelia zueinander pflegten, oder gepflegt hatten, ob sie Freunde waren, oder gar etwas darüber hinaus, aber sie fragte nicht nach.
    Es ging sie nichts an.

    Ihr Blick wanderte zu Markus, der ihr leicht zunickte, und sie erwiderte diese Nicken noch einmal.
    "Bis nachher, Markus." Sagte sie sanft, und ihre Augen leuchteten Hoffnungsvoll.
    "Amelia."
    Mit diesen Worten wandte sie sich geschwind um, und verließ ebenso lautlos, wie sie gekommen war, die Gemächer des Vampirältesten.

    tbc: Limbus



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 30.09.2006, 10:04


    Markus bemerkte den traurigen Schimmer in Amelias Augen, konnte ihn jedoch nicht einordnen.

    Sonya verabschiedete sich auf ihr Stichwort und Amelias Worte hin, und Markus ließ zu, dass Amelia und er alleine blieben.

    Er löste sich auf dem flackernden Schein der Kerzen und bewegte sich langsam auf eine dunklere Seite des Raumes zu, ganz so, als würde er nach etwas suchen.

    Er spürte Amelias Blicke in seinem Rücken, und wusste, dass sie nun ihn beobachtete und versuchte, ihn zu studieren.
    Er wandte sich zu ihr herum, und wo Sterbliche nur Schemen im Schatten ausmachen konnte, konnte Amelia Markus so klar und deutlich erkennen, als ob er im Schein der Kerzen stünde.
    Die blauen Augen glitzerten, als er zu ihr herüberblickte, und er beschloss, das Spielchen, welches sie gerade spielten, zu beenden.

    "Aus welchem Grunde hast du Sonya weggeschickt?" Fragte er leise, obwohl er die Antwort darauf bereits kannte.
    "Willst du mir Geheimnisse anvertrauen, die sonst keiner wissen darf?" Er stieß einen verächtlichen Laut aus, während er sie fixierte.
    Es war nicht nett, und nicht freundlich, aber seine Art, sich nach außen hin zu schützen.
    Sarkasmus und Zynismus waren immer schon Freunde von ihm gewesen.
    Und sie hatten ihm gute Dienste erwiesen.
    Manchmal allerdings wünschte er sich, sie ablegen zu können, und einfach offen zu sein.
    Doch die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es zu Schmerz und Verbitterung führte, und so stellte er seine Wünsche hinten an und überließ das Feld den weniger freundlichen Charakterzügen seiner Selbst.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 30.09.2006, 10:24


    Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, in der keiner von beiden ein Wort sprach. Schweigend hatte Amelia der jungen Vampirin nachgeblickt, als sie das Zimmer verließ.
    Erst jetzt wandte sie sich abermals um und sah Markus mit einem sorgenvollen Blick an.
    Die Dunkelheit konnte seine starke Präsenz nicht schmälern.

    "Willst du mir Geheimnisse anvertrauen, die sonst keiner wissen darf?" fragte er zynisch.

    „Dies ist keine Nacht für Streitereien, Markus.“ erwiderte sie mit ruhigem Stimme. „Tun wir doch für einen Moment so, als wäre wir einfach gute Freunde, die sich gegenseitig ihre Sorgen anvertrauen.“

    Ein schwaches Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. So einfach war es nie gewesen. Für einen Mann und einen Vampir wie Markus, konnte keine Beziehung einfach und kein Augenblick ungetrübt sein.

    "Was sagst du zu diesemVorschlag?"



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 30.09.2006, 10:39


    Markus starrte Amelia einen Augenblick lang unschlüssig an.
    Sie wollte Frieden, wenigstens für einen kurzen Moment und Markus wusste, dass sie es nur gut meinte.

    Amelia war immer die Schlichterin gewesen und Markus respektierte sie für ihre ruhige, meist besonnene Art.

    Trotzdem wusste er, dass auch Amelia grausam sein konnte, und dass auch ihr Verrat nicht fremd war, wenn es um das Wohl vieler ging.

    Seine Auseinandersetzungen mit Viktor waren von jeher auf Amelias Rücken ausgetragen worden.
    Aus diesem Grunde gestand er ihr nun auch das Recht zu, offen sprechen zu wollen.

    "Was sagst du zu diesemVorschlag?" Fragte Amelia schließlich, und ein schwaches Lächeln stahl sich auf ihre Züge.
    Er konnte es ihr leicht oder schwer machen, das wusste Markus.
    Doch noch hatte er sich für keine der beiden Seiten entschieden.

    Wieder der Schein, Amelia?
    Wieder so tun als ob?
    Gleicht das nicht einer Verstellung, diese Vorstellung von Freundschaft und geteilten Sorgen?
    Glaub nicht, ich würde mir nicht wünschen, dass es einfacher wäre.
    Dein Vorschlag ist verlockend.
    Aber ist er auch ehrlich?
    Kann ich es wagen, dieses Risiko einzugehen?
    Oder wirst du mich am Ende nur enttäuschen?

    "Keine Streitereien." Erwiderte er mit einem leichten Nicken, und stimmte ihr so tatsächlich, wenn auch verhalten zu.
    "Möchtest du nicht den Anfang machen?" Fragte er dann herausfordernd.
    "Und von dem sprechen, was dich quält?" Er deutete auf einen der bequemen Sessel, die nahe des Kamins standen, um ihr zu verdetutlichen, dass sie sich setzen durfte, wenn sie es wünschte.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 30.09.2006, 11:21


    Ein wissendes Lächeln lag auf ihren Lippen. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, begab sie sich zum Kamin und blieb dort stehen.
    Lange Zeit fiel kein Wort zwischen den beiden. Amelia stand reglos in ihren fließenden Gewändern gekleidet vor ihm und sah ihn bloß an. Als würde sie versuchen sein Innerstes zu erkunden.

    „Es quält mich dich so zu sehen, Markus.“ sagte sie und sah ihm direkt in die Augen. Etwas Melancholisches lag darin verborgen.
    Je mehr Markus sich von ihnen entfernte, desto stärker wurde dieses Gefühl. Sie spürte seine Zerrissenheit und den Kampf, den er mit sich selbst ausfocht.

    „Wir haben lange nicht mehr über wirklich wichtige Dinge gesprochen. Viel hat sich seitdem geändert.“

    Sie senkte den Blick, als würde sie die Erinnerung an damalige Zeiten zu viel Kraft kosten.

    „Was bereitet dir so viel Kummer, dass du ihn nicht mal mit mir teilen möchtest?“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 30.09.2006, 11:42


    Markus war Amelia schweigend zum Kamin gefolgt.
    Das Holz darin war trocken und wartete nur darauf, entzündet zu werden.
    Während Amelia schwieg, entzündete Markus mit Hilfe einer Kerze die bereitliegenden Holzscheite, und binnen sekunden wurde der Raum ein wenig heller, und durch den Feuerschein des Kamins einladender und freundlicher.
    An der Decke zeichneten sich tiefe, bedrohliche Schatten, doch sie störten weder Markus, noch Amelia.

    Beide waren sie Geschöpfe der Nacht, warum also sollten sie die Schatten fürchten, waren sie es doch, die ihnen Sicherheit gaben?

    Das Feuer sendete eine angenehme Wärme aus, die den kalten Gliedern der Vampire gut tat, obwohl sie nicht froren.
    Aber es verlieh ihnen das Gefühl, selbst nicht kalt zu sein, und wenigstens Markus schätzte diesen beinahe menschlichen Zug.

    Amelia wandte sich ihm nun zu, sah ihn direkt an, und Markus erkannte die Aufrichtigkeit in ihren Augen.
    Sie belog ihn nicht, und falls doch, dann tat sie es so verteufelt gut, dass er ihr trotzallem Glauben schenken wollte.

    Markus senkte ebenfalls seinen Blick, allerdings nicht zu Boden, sondern zum Feuer hin, und schweigend starrte er in das Wechselspiel aus Orange, Gelb, Rot und dem wenigen Blau und Grün, welches er zu sehen vermochte.

    Er wusste, dass Amelia nicht würde begreifen können, was ihn beschäftigte und aus diesem Grund wollte er sie nicht damit belasten.
    Die Vampirälteste verachtete die Werwölfe, so wie sie es alle taten.
    Außer Markus.
    Wie konnte er hassen, was ein Teil von ihm war?
    Wie konnte er verleumden, was ihn so sehr schmerzte, und doch gleichzeitig so süß war, dass er es nicht aufgeben wollte?
    William und ihn hatte immer ein besonderes Band verbunden, und das hatte sich auch dann nicht geändert, als ihre Schicksale sich in entgegengesetzte Richtungen entwickelt hatten.
    Markus hatte seinen Bruder spüren können.
    Wann immer William ein Massaker angerichtet hatte, hatte Markus es durch die Augen des Wolfes miterlebt, er kannte all das Grauen, welches von seinem Bruder ausging.
    Aber er konnte und wollte ihn nicht hassen.
    Denn er hatte auch das Leid gespürt, welches sein Bruder, und nicht die Bestie über all dem Unheil empfand.
    Er kannte das Gefühl der Einsamkeit, der Leere und der Verzweiflung, die William überkommen waren, nachdem Viktor ihn weggesperrt hatte.
    Und er hatte auch den Hunger und die Wut wahrgenommen, die den Wolf in den folgenden Jahren fast aufgezehrt hatten.
    Und Markus wusste, dass er selbst den Verstand verloren hätte, hätte er sich jemals in einer ähnlichen Lage befunden.
    Das war nun zweihundert Jahre her.
    Und noch immer suchte Markus nach einer Lösung, die es womöglich nicht gab.

    Und trotzdem wusste er, dass er sich in den letzten Wochen und Monaten zurückgezogen hatte, mehr als je zuvor.
    Dass er mehr in seinen Büchern versunken war, als er es beabsichtigte, und dass er einen nahezu besessenen Eindruck machen musste.
    Und für all das gab es einen Grund, den Amelia nicht würde begreifen können.
    Er trug den Namen "William".

    "Ich kann ihn nicht mehr fühlen, Amelia." Sagte er tonlos, erwartete halb ihre Verwirrung, halb einen Tobsuchtsanfall.
    Er wusste, dass Amelia und Viktor seine Werwolfsympathie eine Torheit schalten, und dass sie ihn dafür verachteten.
    Trotzdem konnte er nicht ändern, was er fühlte.

    Aber dafür spüre ich jeden Tag, wie Viktor seine Fäden enger spinnt, und mir Fesseln anlegt, die zu akzeptieren ich nicht bereit bin.
    Er kettet mich an, raubt mir Freiheit und Verstand, und ich kann nichts tun, um mich zu befreien.
    Ich gehe daran zugrunde, und kann dennoch nicht einmal sterben.
    Da ist keine freudige, erwartungsvolle Zukunft, in die ich blicken kann, und das, obwohl mir die Ewigkeit gegeben ist.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 30.09.2006, 12:13


    Das war es also was ihn quälte.
    Es ging wieder um William.
    Es überraschte sie nicht.
    Haben sich die Gedanken von Markus denn jemals wirklich um andere Dinge gedreht?
    Amelia war sich der engen Bindung zwischen Markus und William bewusst, doch hatte sie es nie vermocht, eine derartige Beziehung nachzuvollziehen.
    Ein Fehler, wie ihr nun auffiel.
    Wahrscheinlich würde sie ihn nie richtig verstehen können, doch sich seine Sorgen anzuhören, war wohl das Mindeste, was sie für ihn tun konnte.
    Auch wenn es dabei um ein Thema ging, dass mit sehr vielen negativen Gefühlen verbunden war.
    Sie hasste die Werwölfe.
    Das wusste jeder.
    Sie verachtete sie für alles was sie waren.
    Doch wurde ihr in diesem Moment bewusst, dass es für Markus tatsächlich schwerer sein musste.
    Er konnte keine klare Stellung beziehen. Sein eigener Bruder war eines dieser Geschöpfe.

    „Ich verstehe.“ sagte sie, zumindest begriff sie, was er mit seinen Worten meinte. Die Gefühle, die dahinterstecken, waren viel subtilerer Art.

    „Verbringst du deshalb so viel Zeit allein in deinen Räumen? Weil du versuchst einen Weg zu finden, dieses Gefühl wiederzuerlangen?“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 30.09.2006, 12:32


    Markus starrte weiter in die Flammen, während er Amelia die Zeit ließ, die sie brauchte, um seine Worte zu verstehen.

    Kein Zornausbruch folgte, keine Schimpftiraden auf Werwölfe, kein Vorwurf. Nicht einmal Spott.

    Stattdessen schenkte sie ihm leise einige Worte, die wie Balsam auf seine Seele wirkten.

    Er wusste, dass Amelia Abscheu für die Wölfe emfpand, aber dennoch versuchte sie wenigstens, seine Lage zu verstehen.
    Das war mehr, als Viktor jemals getan hatte.

    Es ist schön, zu wissen, dass du mir zuhörst, Amelia, auch wenn wir beide wissen, dass du niemals wirklich begreifen wirst, was ich zu beschreiben versuche.
    Gefühle lassen sich nicht in Büchern finden.
    Das ist mir bewusst, und daher suche ich nicht danach in Büchern.
    Es ist... schwer zu erklären, Amelia.
    Selbst für mich.
    Ich weiß, dass William lebt. Aber ich habe keine Ahnung, wie er fühlt.
    Es ist... als wären wir auf eine seltsame Weise getrennt.
    Wie eine Mauer, die zwischen uns steht und uns voneinander abschottet, obgleich wir uns noch an unseren Händen halten, um uns nicht zu verlieren.

    "Nein, Amelia." Erwiderte Markus, und seine Stimme klang nun wieder weitaus kühler und sachlicher.
    "Ich suche einen Weg, meinen Bruder von seinem Fluch zu erlösen."Erklärte er ruhig, wandte den Blick nun erst vom Feuer ab und Amelia zu.
    "Die Wölfe in unseren Verliesen... jene, die von uns als Sklaven gehalten werden... sie haben gelernt, ihre Wut zu kontrollieren. Haben gelernt, ihre Menschliche Gestalt wiederzuerlangen. Sie verwandeln sich nur bei Vollmond. Und nach dem dritten Vollmondtag ist der Spuk wieder vorbei." Beschrieb er, was sie alle wussten.
    "Warum sollte William das nicht lernen können?" Fragte er leise, aber bestimmt.
    "Er ist mächtiger als all jene, die uns dienen. Warum sollte er also nicht die Kraft aufbringen, sich kontrollieren zu können?" Seine rechte Hand hatte sich zu Fäusten geballt.
    "Ich versuche, hinter das Geheimnis zu kommen. Aber selbst wenn ich... die Antworten finde, die ich suche... kann ich William nicht helfen, so lange Viktor ihn wegsperrt." In den blauen Augen blitzte es plötzlich zornig.

    Erwähne seinen Namen noch ein Mal in meiner Nähe, und du besiegelst das Schicksal deines Bruders.
    Noch ein Wort, hörst du Markus?
    Ein Wort, und mein Urteil lautet nicht Gefangenschaft bis in alle Ewigkeit, weit fort von dir.
    Ein Wort, und diese Bestie haucht ihr Leben für alle Zeiten aus.

    "Und er wird ihn nicht freigeben." Fügte er erbittert hinzu.

    Und ich kann ihn nicht zwingen.
    Wir brauchen uns gegenseitig. Ich brauche ihn, um William am Leben zu erhalten.
    Und Viktor braucht mich, um leben zu können.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 30.09.2006, 12:47


    „Wenn du es schaffen würdest, bis zu dem Gefängnis deines Bruders vorzudringen.“ begann Amelia nun sachlich. „Woher willst du dann wissen, dass er deine Hilfe auch annimmt?“

    Ihr war es schon immer lieber gewesen, nicht zu viele Emotionen in eine Sache zu investieren.
    Dadurch wurde einem auch die Enttäuschung erspart.
    Aber Markus war da anders.
    Er fügte sich selbst damit sehr viel Leid zu.
    Unnötiges Leid, wie Amelia glaubte.

    „Er ist schon viel zu lange ein Gefangener. Denkst du, er würde dir deine guten Absichten glauben?“

    ooC: ok, ich improvisiere jetzt mal was William angeht, von dem weiß ich noch nicht allzuviel



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 30.09.2006, 13:28


    Markus lauschte seine Worte, überrascht darüber, dass Amelia sich tatsächlich damit auseinander zu setzen versuchte.

    "Ich weiß nicht, ob ich zu ihm durchdringen kann." Erwiderte Markus ruhig.
    "Möglich, dass er mich anspringen und zerfleischen würde." Ein bitteres Lächeln huschte über seine Züge.

    Immerhin habe ich ihm das angetan.
    Ich bin schuld daran, dass Viktor ihn einfangen konnte.
    Aber woher sollte ich wissen, dass Viktor sein Versprechen brechen würde?
    Ich habe ihm einen Schwur abgerungen.
    Das Versprechen, William kein Leid zuzufügen.
    Ihr habt es beide gebrochen Amelia.
    Aber in Williams Augen bin ich der Verräter.

    "Er denkt nicht rational." Fügte er dann hinzu.
    "William ist in erster Linie... er wird von Gefühlen beherrscht.
    Hass. Wut. Verzweiflung. Gier."
    Markus kannte die Gedanken, die sein Bruder gehegt hatten. Sie waren ebenso wirr wie simpel gewesen, und bestärkten den Vampir in seinem Glauben, dass William durchdrehen würde, wenn er jemals begriff, was er angerichtet hatte.

    "Ich denke nicht, das Absichten eine Rolle spielen." Fügte er hinzu, brach dann allerdings wieder ab.
    "Ich habe nicht den blassesten Schimmer, ob überhaupt die Möglichkeit besteht, Erfolg zu haben. Aber ich... muss es versuchen. Ich muss versuchen, an dieses letzte Körnchen Menschlichkeit zu gelangen, das noch immer in ihm steckt, selbst wenn ich nicht dazu durchdringen kann."
    Er seufzte leise.
    "Erst dann kann ich ihn aufgeben."

    Und mich am Besten gleich mit dazu.
    Wem machst du etwas vor, Markus?
    Aufgeben könntest du William erst im Tode, und du weißt das.

    Der Urvampir schüttelte leicht den Kopf.
    "Aber das spielt keine Rolle, nicht wahr?" Fragte er mit leiser Stimme und wandte seinen Blick wieder Amelia zu.
    "Viktor wird meinem Wunsch nicht nachgeben." Fügte er überzeugt, mit kühler Stimme hinzu.
    "Warum sich also Gedanken darüber machen, von denen man weiß, dass sie nicht mehr als Wunschdenken sind."
    Die blauen Augen glitzerten erneut, aber rein äußerlich blieben Markus Züge unberührt.
    Mochte sein Äußeres auch über sein wahres Alter hinwegtäuschen, seine Augen konnten es nicht.
    Zuviel hatte er erlebt. Zu viel gesehen.
    Wissen vermischte sich mit dem Schmerz der Erkenntnis, und aus seinem Mitleid erwuchs tiefster Hass.

    Er war der erste von ihnen.
    Und der mächtigste.
    Er war es, der Gabe und Fluch weitergegeben, und eine neue Rasse erschaffen hatte.
    Und obwohl er die grausamste Gestalt von allen sein sollte, war er menschlicher als Viktor, und gefühlvoller als Amelia.

    Die eisige Schönheit, die ihn jedes Mal, wenn er sie ansah, an die Frau erinnerte, die er einmal geliebt hatte.
    Und daran, dass er einmal glücklich gewesen war, und keine Sorgen gekannt hatte.

    Er wandte das Gesicht vom Feuer ab.
    Seine Haut wirkte blass, blasser als es selbst für einen Vampir gut sein konnte, und Markus wusste wohl woher das rührte.
    Es war in den letzten Wochen häufiger vorgekommen, dass Markus über den Büchern nicht nur die Zeit, sondern auch das Trinken vergessen - oder auch absichtlich ignoriert - hatte, und so wusste er auch jetzt, woher seine Erschöpfung rührte.
    Es beeinträchtigte ihn nur wenig, wenn er Tagelang ohne Blut auskam, doch wenn er es zu häufig tat, spürte er sehr wohl, wie es an ihm zehrte.
    Und so war es jetzt.
    Seine letzte Mahlzeit lag Tage zurück, aber obwohl Markus den aufbrandenden Appetitt in sich aufkeimen spürte, hatte er keinerlei Verlangen danach, Blut zu trinken.
    Auch wenn er wusste, dass sich das ändern würde, sobald ihm erst der süße Geruch warmen Blutes in die Nase gestiegen war.
    Es war eine weitere Qual, die er sich selbst auferlegte, nur um Viktors Nähe zu meiden.
    Der andere Älteste sah es nicht gerne wenn Markus zur Jagd das Schloss verließ, und Markus widerum wiederstrebte es, an Viktors Orgien teilzuhaben.

    Sich zu sträuben würde diese Nacht allerdings nur wenig helfen.
    Zumal auch Amelia sich nicht mit leeren Worte würde abspeisen lassen.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 30.09.2006, 14:58


    Amelia hätte ihn gerne verstehen wollen.
    Mehr noch, sie wünschte sich, sie hätte ihm helfen können.
    Doch sie war machtlos in dem ewigen Kampf der Gefühle.
    Schon vor langer Zeit hatte sie ihr Herz gegenüber dieser höheren emotionalen Macht verschlossen.

    Sie hob ihre Hand und legte sie auf Markus Wange. Die Berührung war so sanft, wie das Streicheln eines Windhauches auf der Haut.

    „Sieh mich an, Markus.“
    Ihre Stimme kaum lauter als ein Flüstern.
    „Du schadest dir nur selber, wenn du dir das Blut verweigerst. Dadurch befreist du weder deinen Bruder von seinen Qualen, noch schaffst du es Viktor ebenbürtig gegenüberzutreten.“

    Sie ließ die Hand sinken und ging lautlos zu einem der mit Vorhängen verhüllten Fenster. Ein Schatten lag auf ihrem schönen Gesicht.

    „Ich habe einmal einen starken Mann gekannt. Einen Mann, der sich nicht von den Intrigen und Machenschaften anderer von seinem Weg abbringen ließ. Was ist aus diesem Mann geworden, Markus?“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 30.09.2006, 16:21


    Einem Windhauch gleich glitt Amelias Hand über Markus Wange, und diese sanfte Geste ließ ihn überrascht aufsehen.

    Amelias war dafür bekannt, kalt zu sein, eine kühle Schönheit, die mehr an einen frostigen Wintermorgen, denn an die wärmende Nachmittagssonne erinnerte doch in diesem Augenblick, strahlte sie für ihn heller und wärme als drei Sonnen zusammen es gekonnt hätten.

    Er folgte ihrer Aufforderung, blickte in ihr Gesicht, die schönen, bläulich grünen Augen und er fand den Schimmer in ihnen, der sich nur selten darin fand.

    Amelia hatte mit ihren Gefühlen lange abgeschlossen, und schon in ihrer sterblichen Hülle hatte sie es verstanden all das, was ihren klaren, analytischen Verstand zu beinflussen vermochte auszuschalten.
    Als Vampir war sie Meisterin darin geworden, ihre eigenen Gefühle, sollte sie noch welche haben, zu verbergen.
    Markus war sich oft nicht sicher, was sie dachte, oder empfand, aber er war sich sicher, dass es da etwas gab, und dieser Augenblick bestärkte ihn einmal mehr in seinem Glauben.

    Vorsichtig ließ sie die Hand wieder sinken, um ihre Worte auf Markus wirken zu lassen, und das taten sie.

    Er konnte William nicht helfen, wenn er sich selbst schwächte.
    Aber all seine Stärke würde daran nichts ändern, wenn er sie nicht einzusetzen vermochte.
    Viktor zu töten war nicht das Problem.
    Es würde ihm gelingen. Alleine schon deswegen, weil der Vampir ihm nicht ernsthaft etwas entgegensetzen zu hatte.
    Aber es würde ihm nicht gelingen, Viktor zu töten, ohne dabei William opfern zu müssen.
    Und dazu war er nicht bereit.
    Noch hatte er etwas zu verlieren.
    Aber Markus übte sich in Geduld.
    Und er hatte die Gewissheit, dass der Tag irgendwann kommen würde, an welchem er über die Möglichkeiten verfügen würde, Viktor all das, was er ihm angetan hatte, heimzuzahlen.

    Amelia schritt zum Fenster hinüber, und ihre Hände glitten über den schweren Samtstoff, um ihn zur Seite zu ziehen, und den Blick durch hohe, barocke Fenster freizugeben, welche ihr wiederum Einblick in eine Welt gewährten, die im Schatten lag.
    So wie es Nachts immer war.

    „Ich habe einmal einen starken Mann gekannt. Einen Mann, der sich nicht von den Intrigen und Machenschaften anderer von seinem Weg abbringen ließ. Was ist aus diesem Mann geworden, Markus?“ Fragte Amelia leise, und es klang nicht vorwurfsvoll, nur traurig.

    Markus seufzte leise, während er das Feuer hinter sich ließ, und ihr bedächtig folgte.
    "Vielleicht hat er lernen müssen, wie die graue Realität aussieht." Erwiderte Markus langsam.
    "Vielleicht wurde er zu oft enttäuscht, um die Kraft aufzubringen, die du so sehr zu missen scheinst." Er schüttelte leicht den Kopf.
    "Er hat die Illusionen und Träume verloren, die ihn einst kämpfen ließen."

    Er trat neben sie, und sein Blick schweifte ebenfalls in die Ferne, in die Nacht hinaus.
    Kühler Wind zerrte sowohl an seinem, als auch an Amelias perfekt frisiertem Haar.
    Behutsam griff er nach ihrer Hand.

    "Viktor wartet bestimmt schon..." Sagte er ruhig, aber bestimmt.
    "Wer weiß, was er uns unterstellt, wenn wir ihn noch eine Weile warten lassen."



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 30.09.2006, 18:52


    Amelia blickte von ihrer Hand auf, die in seiner lag. Ihre Gesichtszüge wirkten nun entspannter und sanfter. Sie stimmte ihm mit einem eleganten Nicken zu.

    „Du hast Recht,“ erwiderte sie und in ihren Augen lag so etwas wie Freude über seinen Entschluss. „Er wird außer sich sein, dass wir ihn so lange warten haben lassen.“

    ooC: sorry, dass es ne kurze Antwort wurde, aber ich weiß leider noch nicht wo die große "Party" stattfindet. ;-)



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 30.09.2006, 19:22


    Markus nickte leicht.
    Er ließ Amelias Hand aus seiner gleiten, und wandte sich geräuschvoll um.

    "Er wird noch über ganz andere Dinge außer sich sein, glaube mir.." Sagte er trocken.

    Der Vampir schritt zu seinem Schreibtisch herüber und löschte die Kerzen.

    Das Kaminfeuer allerdings ließ er sich weiterbrennen.
    Er drehte den Kopf erneut zu Amelia und lächelte tatsächlich flüchtig, während er die Hand nach ihr ausstreckte, um ihr zu bedeuten, dass es bereit war, zu gehen.
    Die hübsche Vampirin schritt auf ihn zu und als sie an ihm vorbeitrat flüsterte er ihr ein leises, kaum hörbares "Danke" zu, bevor er die Tür öffnete, und ihr zunickte, nach draußen zu treten.

    tbc: Tanzsaal ( & Amelia)

    ooC: Schon Recht ;)

    ooC 2: Du darfst gerne noch was dazu schreiben, wenn du magst.. ansonsten: Tanzsaal ;)



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 30.09.2006, 19:29


    Amelia hätte kein Wort des Dankes benötigt, doch musste sie sich eingestehen, dass Markus Geste sie freute.
    Es war doch ganz anders, mit ihm gemeinsam auf Viktors Feierlichkeiten zu erscheinen und sie war froh darüber, dass Markus sich durchgerungen hatte, sie mit ihrer Anwesenheit zu beehren.

    Sie erwiderte sein Nicken und trat durch die Tür hinaus.

    tbc: Tanzsaal



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 24.10.2006, 17:55


    pp: Tanzsaal

    Markus erreichte seine Gemächer, und schloss die Türe hinter sich.
    Dann lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Türe, ganz so, als wolle er verhindern, dass ihm jemand nachfolgte.
    Er seufzte kurz und atmete tief durch, obwohl es für ihn als Vampir nicht notwendig war, zu atmen.
    Diese Auseinandersetzungen mit Viktor kosteten Kraft und führten zu nichts.
    Es schien ganz so, als könnten sie beiden nicht nebeneinander existieren, und Markus war sich nahezu sicher, dass es mit ihnen beiden kein gutes Ende nehmen würde.
    Er wusste nur nicht, wer von ihnen beiden letztendlich verlieren würde.
    Der Vampir stieß sich von der Türe ab, um mit eleganten Bewegungen den Raum zu durchschreiten.
    Seine Bücher lagen noch immer so, wie er sie zurückgelassen hatte auf dem großen Schreibtisch, dem er sich nun näherte.
    Er ließ sich in den bequemen Sessel gleiten, strich sein Haar zurück, welches offensichtlich beschlossen hatte, sich selbstständig zu machen und nicht, wie Markus es beabsichtigt hatte, sein Dasein in Form eines Zopfes zu fristen.
    Seine Hände glitten über einige Buchrücken und Einbände, bevor Markus fand, wonach er suchte, und ein altes, in Leder gebundenes Werk zur Hand nahm.
    Er schlug es auf, übersprang einige Kapitel und fand dann das, was er suchte.
    Obwohl auf dem Schreibtisch auch Feder und Pergament lagen, benutzte Markus die Utensilien nicht.
    Er schrieb nur selten etwas auf, und was mit seinem Forschungen zu tun hatte, behielt er ohnehin lieber im Kopf.
    Jedes einzelne Wort verschlang der Urvampir, und jedes einzelne Kapitel brannte sich in sein Gedächtnis ein.
    Es wurde still in dem Raum, und nur das Rascheln des Papiers beim Umblättern und das knisternde Feuer im Kamin verrieten, dass das Zimmer tatsächlich bewohnt war.
    Plötzlich spürte Markus, wie sich etwas veränderte.
    Ein stechender Schmerz breitete sich in seinem Kopf aus, ließ nicht zu, dass er sich länger konzentrierte, und das Buch fiel ihm aus den Händen zum Boden.
    Er sah Viktor vor sich stehen, sah ihn diabolisch grinsen, und er empfand Hass und Furcht gleichermaßen.
    Zorn, wie er ihn niemals gefühlt hatte, kochte in ihm hoch, doch Markus wusste, dass es nicht seine eigenen Empfindungen waren.
    Er sah durch die Augen eines anderen.
    Die seines Bruders.
    Er kannte die Prozedur bereits.
    In besonderen Situationen… oder wenn William ganz besonders intensiv fühlte, übertrugen sich diese Sinneseindrücke auf Markus, so dass der Vampir all das, was William erlebte, miterlebte, als wäre er selbst vor Ort.
    So hatte er William gefunden.
    Deswegen hatte er die meisten Massaker, die sein Bruder angezettelt hatte, selbst gesehen.
    Und letztendlich hatte ihn auch das dazu getrieben, zu handeln.
    Viktor holte aus, und Markus hob die Hände, um sich zu verteidigen. Sein Verstand sagte ihm zwar, dass er die Szene nur sehen, jedoch nicht eingreifen konnte, doch seine Furcht, sein Zorn und auch der Schmerz, den er fühlte, waren real.
    Und Viktor schlug erneut zu.
    Markus sah, wie der Wolf sich zusammenkrümmte, winselte und jaulte, und schließlich auf den Boden sank.
    Braune Augen blickten erschöpft, aber nicht gebrochen in seine Richtung, und mit einem Mal fühlte Markus ein unangenehmes Kribbeln seinen Körper durchdringen.
    Williams Blick wirkte beinahe so, als könnte der Wolf ihn sehen, obwohl er nicht dort war.
    Sie sahen sich in die Augen, und das Kribbeln verstärkte sich.
    „William…“ Murmelte Markus leise.
    Wieder durchfuhr ihn eine Welle von Schmerz.
    Dann begann das Bild vor seinen Augen zu verschwimmen, wurde durchscheinend, und gab erneut den Blick auf das Innere seiner Gemächer frei.
    Mit beinahe glasigen Augen starrte Markus ins Leere, während sein Atem heftig ging, ganz so, als hätte er tatsächlich gerade eine anstrengende Auseinandersetzung hinter sich.
    Eine vereinzelte Träne rann aus dem Auge des Urvampirs.
    Es war sein Verschulden, dass William leiden musste.
    Und er war unfähig es zu ändern.
    Auch in dieser Nacht hatte Viktor gewonnen, und diese Erkenntnis hinterließ einen bitteren Geschmack auf Markus Lippen.
    Langsam, sehr langsam griff er nach dem Buch, welches zu Boden gefallen war, um es wieder auf den Schreibtisch zu legen.
    Sich jetzt zu konzentrieren würde unmöglich sein.
    Dazu war er zu aufgewühlt.
    Seine Gewänder raschelten, als er sich erhob, und erneut auf die Türe zuging, die zu einem der zahlreichen Korridore führte.
    Es geschah nicht selten, dass Markus auch Tagsüber ruhelos durch das Schloss streifte, genau das gedachte er auch jetzt zu tun.
    Durch Gänge und Korridore zu irren, versunken in Trauer und Gedanken, auf der Suche nach Wahrheit und einer Lösung.

    Tbc: Gänge und Korridore



    Re: Markus ' Gemächer

    Sonya - 27.10.2006, 00:29


    pp: Gänge und Korridore

    Als Sonya die Türe zu Markus' Gemächern erreichte, zögerte sie einen Moment.
    Dann erhob sie die zierliche Hand, und klopfte mit erstaunlicher Festigkeit gegen die Türe.
    Sie lauschte, doch kein Geräusch verriet, dass sie gehört worden war.

    Oder wollte Markus sie vielleicht nicht empfangen?
    Sie klopfte noch einmal, und als sich wieder nichts tat, öffnete sie die Türe selbst.
    Sie betrat den großen Raum und schon als sie den Fuß hineinsetzte, sagten ihr ihre Sinne deutlich, dass Markus nicht hier war.
    Der Nachhall der Präsenz des Vampirältesten hing zwar noch über den Raum, aber ihre Intuition sagte ihr, dass Markus den Raum vor kurzer Zeit verlassen haben musste.
    Sie schluckte.
    Wo immer er sich nun herumtrieb, wenn er nicht gefunden werden wollte, würde er nicht gefunden werden.
    Sonya seufzte resignierend, und schloss die Türe wieder.
    Sie blickte nachdenklich drein, und überlegte, was sie nun tun sollte.
    Es verlangte sie noch immer nach Antworten, und Markus war der einzige, der ihr geben konnte, was sie so sehr begehrte.
    Aber Markus war nicht da und sie wusste nicht, ob sie ihn vor Anbruch des Abends wieder sehen würde.
    Schließlich nickte sie unmerklich, und schlug einen neuen Weg ein.

    Sie passierte einige Gänge, vergewisserte sich dann, dass sich niemand in ihrer Nähe befand, und drückte ausgewählte Steine in die Mauer, woraufhin sich ein Geheimgang öffnete, den Sonya ohne zu zögern betrat.

    tbc: Katakomben



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 04.11.2006, 16:24


    pp: Gänge und Korridore ( & Amelia und Sonya)

    Als Markus sich dem Inneren des Raumes zuwandte, sah er, dass Sonya sich bereits auf der Kante seines Bettes niedergelassen hatte, während Amelia sich seinem Schreibtisch genähert und dort Position bezogen hatte.

    Langsam trat er auf das Bett zu um dann neben Sonya stehen zu bleiben.
    "So." Sagte er leise, blickte noch einmal nachdenklich zu Amelia und dann wieder zu Sonya.
    "Und nun... erzähle uns, was dich bedrückt. Was ist denn vorgefallen?" Seine Miene zeigte deutlich seine Besorgnis, aber auch die Neugierde, die ihn dazu antrieb, sich ihrer anzunehmen.

    Sonya holte tief Luft, sah Markus an, und unterdrückte das Schluchzen, welches sich durch ihren Körper fraß.
    "Ich habe etwas schlimmes getan..." Gestand sie leise.
    "Und ich weiß... dass... dass... Viktor... das... mein Vater..." Eine weitere Träne rann aus ihrem Auge.
    "Er wird dafür kein Verständnis haben..." Erklärte sie und wieder begann ihre Stimme zu zittern.
    "Und ihr auch nicht..." Fügte sie hinzu, und hob erneut die Hände, um ihr Gesicht darin zu bergen, aber Markus war schneller.
    Ohne dass seine Bewegungen für die Augen Sterblicher sichtbar gewesen wären, hatte er sich neben Sonya begeben, und hielt nun ihre Hände in seinen fest, so dass sie sich nicht hinter ihnen verstecken konnte.
    "Warum versuchst du es nicht erst einmal, bevor du falsche Rüchschlüsse ziehst?" Schlug er sanft vor, und Sonya sah ihn mit großen Augen an.
    Genau das war der Grund, warum sie Markus so sehr schätzte.
    Genau das war der Grund, warum Markus anders war als Viktor.

    Weil er ihr die Chance gab, all das zu erklären, was sie erklären wollte.
    Sie holte tief Luft drückte Markus Hände und machte sich dann an ihre Antwort.
    "Ich habe einen Fehler gemacht." Sagte sie obwohl sie wusste, dass sie sich wiederholte.
    "Ich... glaube... ich habe mich verliebt." Sagte sie leise, und das Schweigen, welches daraufhin folgte, war ihr mehr als nur unangenehm.
    Sie sah auf, bemerkte die Blicke von Markus und Amelia und wusste, sie hätte das nicht sagen sollen.
    "Naja... also... wenn das geht... ich weiß nicht... können... können Vampire lieben?" Fragte sie leise und sah wieder zu Amelia, als würde das erklären, warum sie Amelia zuvor diese Frage gestellt hatte.

    Die Frage, die Sonya allerdings eigentlich auf dem Herzen lag war jene, ob Lycaner es konnten, aber das konnte sie jetzt wohl schlecht fragen!



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 04.11.2006, 17:30


    Amelie hatte Sonya die ganze Zeit über stumm beobachtet.
    Man merkte ihr deutlich an, dass sie sehr verstört war und all diese Gefühle keine Einbildung waren, sondern dass sie Sonya tatsächlich sehr verwirrten und ängstigten.

    „Vampire kennen auch andere Gefühle wie Angst, Zorn oder Hass.“ begann Amelia ihr nun zu erklären.
    „Weshalb sollten sie dann nicht auch Liebe empfinden können? Unsere Herzen schlagen zwar nicht, aber trotzdem sind selbst Wesen wie wir nicht gegen solche Gefühle immun.“

    Auch für Amelia waren diese Gefühle nichts Neues mehr.
    Sie selbst hatte einmal so empfunden. Doch das lag schon weit zurück und sie vermied es, sich daran erinnern zu müssen.

    „Und es ist verständlich, dass dich all diese Gefühle ängstigen, denn sie sind etwas völlig Neues für dich.“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 04.11.2006, 19:11


    Sonya atmete einmal mehr tief durch.
    "Dann... ist es nicht falsch?" Fragte sie leise und sah Amelia dabei fragend an.
    "Es ist kein Fehler, zu lieben?" Fragte sie und ihre blauen Augen schimmerten hoffnungsvoll, während sie sich selbst bewusst machte, dass IHRE Liebe immer ein Fehler war, so lange sie einem Lycaner galt.

    Markus sah sie forschend an.
    "Ich würde sagen, das hängt davon ab, wen du liebst..." Antwortete er, und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen.
    Er strich ihr sanft über das Gesicht und klemmte eine ihrer Haarsträhnen hinter ihr Ohr.
    "Wer ist denn der Glückliche?" Fragte er sie neugierig, aber zu seiner Überraschung wich Sonya seinem Blick aus.
    "Sonya?"
    Sie zog ihre Hände zurück und rutschte augenblicklich von dem Vampirältesten fort.
    Markus hob eine Augenbraue, und blickte Sonya überrascht an.

    "Er... er ist..." Stammelte sie, und knetete ihre Hände als würde sie das davor bewahren, die Wahrheit sagen zu müssen.
    ... ein Lycaner...!
    "... ein Sterblicher..." Sagte sie mit leiser Stimme, und starrte den Boden an, als könne er ihr helfen.
    Wieder entstand um sie herum Stille, und Sonya wünschte sich in den Erdboden versinken zu können, aber der Erdboden tat sich nicht unter ihr auf, und ihr Bitten wurde nicht erhört.

    Sie hörte, wie Markus neben ihr tief Luft einsog, und sie kannte den Vampirältesten gut genug um zu wissen, dass es bedeutete, dass er sich Sorgen machte.
    Als sie das Schweigen nicht mehr aushielt, ergriff sie wieder das Wort.
    "Das ist nicht gut, oder?" Fragte sie leise, und wieder rann eine Träne aus ihrem Auge.

    Und wenn das schon nicht gut ist, was würdet ihr wohl sagen, wenn ich euch von Lucian erzählte?
    Wie würdet ihr mich dann ansehen?
    Wenn ihr wüsstet, dass ich keinen Sterblichen liebe, sondern einen Lycaner?
    Dass ich die schlimmste Sünde begehe, die ihr euch vorstellen könnt?
    Und mir dabei noch nicht einmal sicher bin, dass ich liebe?

    Sie merkte, wie Lucian vorsichtig erneut den Arm um sie schlang, und erschöpft lehnte sie den Kopf gegen seine Schulter, während sie zu Amelia blickte.
    "Was soll ich nun nur machen?" Fragte sie leise, mit gebrochener Stimme.

    "Du brauchst nicht verzweifeln, mein Kind." Entgegnete er, und kam sich auf einmal furchtbar alt vor, als er feststellte, welch antiquierte Ansprache er benutzte.
    "Oh doch, das muss ich." Erwiderte sie.

    Denn das war noch nicht alles.
    Sie wandte den Blick von Amelia ab, und sah Markus an, näherte sich ihm seinem Gesicht, und seinen Lippen, nur um schließlich an sein Ohr zu gelangen.
    "Lies meine Gedanken, Markus." Bat sie ihn tonlos und so leise, dass er es kaum verstehen konnte.
    "Bitte." Dann löste sie sich wieder von ihm, und sie bemerkte den verwirrten Ausdruck in seinem Gesicht, die Frage, die in seinen Augen geschrieben stand, und sie bemerkte auch, wie er hin und hergerissen war.
    "Sonya..." Begann er aber sie legte ihren Finger auf seine Lippen, um sie zu versiegeln.

    Jeder andere Vampir, der etwas derartiges gewagt hätte, wäre nicht ungestraft davon gekommen, aber Sonya gestattete er, was sonst kaum jemand durfte, und das Verrückte war, dass er nicht einmal wusste, warum er das tat.
    Dann schloss er für einen Moment die Augenlider, und als er sie wieder öffnete, sah er die junge Vampire ganz anders an als zuvor.
    Sein Blick wurde intensiver und seine Augen erhielten ein ganz anderes, helleres Blau als das von welchem sie sonst waren.
    Er sah in ihr Gesicht, in ihre Augen und durch ihre Augen hindurch in ihre Gedanken und die Seele, von der die meisten Wesen dieser Welt nicht einmal glaubten, dass sie eine besaßen.

    Die Bilder die sie ihm zeigte, waren nicht mehr als abgerissene Erinnerungsfetzen, zusammenhangslos und wirr, aber Markus kannte das bereits und er wusste, wie er sich das heraussuchen musste, was für ihn wichtig war.
    Der Wirre Gedankenregen lichtete sich, und Markus bemerkte, dass er sich nun den wirklich wichtigen Dingen näherte.
    Er sah Kerzenschein, Schatten und braunes Haar.
    Dann zwei dunkle Augen, und zuletzt erhielten Augen und Haar auch ein Gesicht.
    Sie zeigte ihm einen jugendlich aussehenden Mann mit langem braunem Haar, und er musste zugeben, dass er durchaus attraktiv aussah, wenn auch ein wenig heruntergekommen.
    Das Bild wechselte, und er sah, wie Sonya ihn küsste.
    Das also war er, der ihr Herz gestohlen hatte.
    Kein schlechter Geschmack. Zumindest glaubte Markus das, bis die Szene erneut wechselte, ihm einen Vollmond zeigte, und denselben Mann, der sie binnen weniger Sekunden in einen Bestie aus Fell und Klauen verwandelte.

    Markus schnappte überrascht und entsetzt nach Luft, schloss die Augen und riss sie dann wieder auf.
    Die Verbindung zu Sonyas Gedanken hatte er abgebrochen, und er zog nun seinen Arm wieder zurück.
    Das also war ihr Geheimnis?
    Er war kein Sterblicher, nein, weit schlimmer, er war ein Lycaner!
    Er wandte den Blick ab, und kein Wort kam über seine Lippen, nur sein Blick verriet, dass er etwas gesehen hatte, was ihm sehr missfiel.
    Er erhob sich schweigend, und trat ein paar Schritte durch den Raum, irgendwohin zwischen Amelia und Sonya, bevor er stehen blieb und nachdenklich die Arme vor der Brust verschränkte.

    Amelia würde wissen, dass er etwas gesehen hatte, und sie würde nicht akzeptieren, dass sie es vor ihr verheimlichten.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 04.11.2006, 19:52


    Amelia hatte das ganze ohne ein weiteres Wort zu verlieren beobachtet.
    Sie begriff sofort, dass die Situation weitaus schlimmer sein musste, als zunächst angenommen, als Sonya mit der Bitte, ihre Gedanken zu lesen, an Markus herantrat.
    Amelia beobachtete die beiden während dieses intimen Moments und sie zuckte zusammen, als Markus aus Sonyas Gedankenwelt zurückkehrte.
    Ihre Befürchtungen waren also begründet gewesen.
    Sie betrachtete Markus eingehend.
    Sie kannte ihn gut genug, um zu sehen, dass es sich hierbei um ein grauenvolles Geheimnis handeln musste.
    Amelia hatte die Angewohnheit Lügen schnell aufzudecken und Sonyas Unaufrichtigkeit bezüglich der Liebe zu einem Sterblichen hatte sie schnell durchschaut.
    In diesem Fall gab es immer noch Wege und Mittel, die Situation zu ändern.
    Doch was die Wahrheit betraf schien es nicht ganz so einfach zu sein.

    Amelias Blick wanderte von Sonya zu Markus.
    „Also gut, wollt ihr zwei euer Geheimnis nicht mit mir teilen?“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 04.11.2006, 20:05


    Markus sah auf, als Amelia das Wort ergriff und sah die andere Älteste an.
    Sein Blick hatte etwas gehetztes an sich, und er war unentschlossen darüber, was genau er Amelia sagen sollte.
    Sie blauen Augen richteten sich auf Sonya, aber die junge Vampirin selbst war nicht mehr als ein kleines Häuflein Elend.
    Was sollte er tun?

    Er wusste, dass er Amelia vertrauen konnte, aber er wusste nicht, ob er diese Last auf sie laden durfte.

    "Sonya, ich möchte, dass du hier bleibst. Wir beide haben einiges zu besprechen." Wandte er sich an Viktors Tochter, und winkte Amelia dann zu, ihm zu folgen.
    Sie beide begaben sich in den kleinen Nebenraum, der Markus für gewöhnlich als Studierzimmer diente, und dementsprechend merkwürdig mutete der Raum auch an, aber es war ein eigenständiges Zimmer, und damit genau das, was Markus jetzt zu brauchen glaubte.
    Er schloss die Türe hinter sich und Amelia, und blickte die andere Älteste dann stumm an.
    "Du hast Sonyas Frage nicht beantwortet." Begann er vorsichtig.
    "Vorhin." Der Vampir lehnte sich langsam gegen die Tür und sah sie abwartend an.
    "Beantwortest du sie mir?" Fragte er dann leise.
    Er musste wissen, woran er war, bevor er Amelia offenbarte, was er wusste.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 04.11.2006, 20:13


    Amelia musterte ihn mit skeptischem Blick.
    Was wollte Markus mit dieser Frage bezwecken?
    Wusste er denn nicht, dass er ihr alles anvertrauen konnte?

    Eine Pause entstand, als Amelia einige Schritte in den Raum hinein machte.
    Sie hatte ihm den Rücken zugedreht und erst jetzt wandte sie sich wieder Markus zu, der noch immer an der Tür stand und auf ihre Antwort wartete.

    „Welche Frage meinst du, Markus?“ sagte sie dann. „Oder anders, hat die Antwort darauf überhaupt etwas mit dieser Sache hier zu tun?“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 04.11.2006, 20:26


    Markus sah Amelia an, und ließ seinen Blick auch dann auf ihr ruhen, als sie ihm den Rücken zuwandte.

    Ihre Unruhe verriet ihm, dass sie seine Bitte nicht einfach so erfüllen wollen würde.

    Dann drehte sie sich wieder zu ihm um, und ihre hellen Augen wirkten wie üblich kühl und berechnend.

    "Das hängt von deiner Antwort ab." Erwiderte er gelassen, während er sie weiter fixierte.
    "Du weißt, von welcher Frage ich spreche..." Fügte er hinzu, stieß sich von der Türe ab, und trat behutsam auf sie zu.
    Seine Hand legte sich auf ihre Schulter.
    "Ich weiß, dass ich dir alles anvertrauen kann... aber es geht hier nicht um micht, sondern um Sonya, und ich muss sicher sein, dass du das alles richtig verstehen wirst..."

    Der Vampir nahm seine Hand wieder zurück und blickte sie weiter an.
    "Also?"



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 04.11.2006, 20:39


    „Richtig verstehen?“

    Amelia wirkte belustigt aufgrund seiner Wortwahl.
    Sanft entzog sie sich seiner Berührung und ging einige Schritte weiter, als müsse sie erst abwägen, was seine Worte bedeuteten.

    Als sie ihn wieder ansah, lag eine Größe und Strenge in ihrem Gesicht, wie man es vielleicht nie für möglich gehalten hätte.
    Doch in ihren Augen war auch Trauer und Enttäuschung zu sehen.

    „Auch ich weiß was Liebe ist, selbst wenn ich es vermeide, mich daran zu erinnern.“ sagte sie ganz ohne jegliche Emotion in der Stimme.

    „Ich will, genauso wie du, das Beste für Sonya. Ich würde nie auf die Idee kommen ihr Geheimnis zu verraten.“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 04.11.2006, 20:51


    Markus sah Amelia an, und auch sein Gesicht wurde mit einem Male härter.
    Jedes ihrer Worte traf, auch wenn sie das vielleicht nicht beabsichtigte.

    Was sie sagte, erinnerte ihn daran, was er ihr genommen hatte, als er ihr Leben beendet hatte, und immer wieder dachte er darüber nach, ob er Schuld daran war, dass Amelia nun so war, wie sie war.

    Es tat weh, ihre Stimme zu hören, so gefühllos und kalt, aber Markus wusste es besser, als näher darauf einzugehen.
    Er schwieg, und senkte den Blick zum Boden.

    "Nein, würdest du nicht, ich weiß." Sagte er leise, ohne sie anzusehen.
    Er trat wieder zurück und lehnte sich erneut an die Wand.
    "Sonyas Geliebter..." Begann er nachdenklich, während er auf eines der Bücherregale starrte.
    "Ist, wie du richtig vermutest, kein Sterblicher." Weihte er die andere Älteste ein.
    "Wenn ich Sonya richtig verstanden habe..." Fuhr er fort, "... ist er ein Lycaner." Ließ er die Katze aus dem Sack, ohne Amelia anzusehen.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 04.11.2006, 21:03


    Eine erschreckende Stille legte sich über den Raum.
    Amelia starrte Markus nur an, nicht fähig ihm eine Antwort zu geben.
    Unangenehme Erinnerungen kehrten wieder zurück und je mehr sie davon zuließ, desto schwächer und hilfloser fühlte sie sich.
    Eine große Kälte ergriff ihr Herz und Dunkelheit legte sich auf sie.

    „Das ist eine Katastrophe.“ sagte sie und durchbrach die Stille damit.

    Sie war hin und hergerissen zwischen Gefühlen, die sie glaubte schon vor Jahrhunderten in der Kälte ihrer Seele begraben zu haben .

    Auch ich weiß was Liebe ist.

    Ja, sie wusste es zu genau und gerade das war ihr Verderben gewesen.
    Sonya nun dermaßen leiden zu sehen, machte sie traurig und zornig zugleich.
    Was hatte sie sich bloß dabei gedacht?
    Gefühle kümmern sich nicht um Gedanken!
    Das wusste Amelia und deshalb fiel es ihr auch so schwer, irgendwelche Vorwürfe für Sonyas Benehmen zu finden.

    „Niemand darf davon erfahren. Vor allem Viktor darf nie dahinter kommen, welches Geheimnis seine Tochter da mit sich trägt.“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 04.11.2006, 21:12


    Markus nickte unmerklich.

    Amelia hatte in allen Punkten recht.
    Es war eine Katastrophe.
    Und wenn Viktor davon erfuhr, würde es zu einer eskalierten Katastrophe werden.

    "Wir sollten vor allem Ruhe bewahren." Erwiderte Markus.
    "Niemand außer uns weiß davon." Erklärte er nachdenklich.

    "Ich werde mir den Lycaner ansehen." Murmelte der Vampir, sah Amelia aber kurz darauf hilfesuchend an.
    "Sollten wir... sie trennen?" Fragte er unsicher.
    "Sonya würde unglücklich werden... es würde ihr wehtun, aber vielleicht wäre es das beste für sie, wenn er einfach... verschwinden würde?"

    Markus, was redest du da?
    Was schlägst du da vor? Ihn verschwinden lassen?
    Du hast dein Leben lang gehofft, dass Vampire und Werwölfe einen gemeinsamen Weg finden könnten, und nun, da du diesen Weg vor dir siehst, willst du dich von ihm abwenden, und zerstören, was noch nicht geschaffen wurde?

    Er seufzte. "Nein, das ist keine Lösung." Fuhr er fort, aber nach wie vor wusste er nicht, was er tun, was er Sonya raten sollte.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 05.11.2006, 12:41


    „Es ist aber auch keine Lösung den beiden eine Chance des Wiedersehens zu geben.“ erwiderte Amelia.

    Auch sie war fieberhaft am Überlegen, wie sie diese Situation entschärfen konnten.
    Es war keinesfalls förderlich für Sonya, wenn sie weiterhin das Risiko einging, sich in das Versteck dieses Lycaners zu schleichen.
    Irgendwann würde sie verraten werden und was dann?
    Nein, sie musste von dem Werwolf getrennt werden.

    „Das Risiko, dass Viktor hinter dieses Geheimnis kommt ist zu groß.“

    Sie trat an Markus heran.
    Ihr Gesichtsausdruck war sanfter als zuvor und Verständnis war darauf zu sehen.

    „Und du weißt ganz genau, was dann geschehen würde. Der Lycaner wäre damit dem Tode geweiht und was Sonya betrifft...da möchte ich gar nicht daran denken. Diese Beziehung kann und darf einfach nicht fortgeführt werden.“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 05.11.2006, 13:06


    "Der Lycaner ist ohnehin dem Tode geweiht. Du weißt, dass sie der Belastung nicht allzulange standhalten." Markus sah Amelia an, und die blauen Augen schauten wissend drein.

    "Aber Sonya...." Er schüttelte den Kopf.
    "Ich weiß, dass wir sie schützen sollten. Und sie von ihm fernzuhalten ist die einzige Möglichkeit... aber es wird ihr das Herz brechen." Er machte eine kurze Pause und als er weitersprach, sprach er sehr leise und klang traurig dabei.
    "Weißt du, was die Unsterblichkeit bedeutet, wenn du deinen Lebenssinn verlierst? Es ist nicht nur schmerzhaft..." Noch immer blickte er Amelia an.
    "Es wird Sonya auch zerstören."

    Der Blick des Vampirs wandte sich von ihr ab, ging in die Finsternis, und als er fortfuhr, klang er betrübt, aber auch ungewöhnlich kalt.
    "Ein Leben lang habe ich gehofft, dass soetwas passiert. Und nun, da mir dieser Wunsch gewährt wird, bin ich dazu verdammt, alles zu tun, um ihn zu vernichten." Er seufzte tief.
    Das Schicksal hatte es niemals gut mit ihm gemeint.
    Nicht, seit William von einem Wolf gebissen worden war.
    "Ich habe so viele Fehler gemacht, ich will nicht noch einen begehen." Fügte er tonlos hinzu, während er mit sich selbst haderte.

    Er schüttelte energisch den Kopf.
    "Sollte Viktor... jemals von dieser Sache erfahren, werde ich sie unter meinen Schutz stellen. Sonya und den Lycaner. Viktor wird sie nicht anrühren."



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 05.11.2006, 13:22


    „Du würdest für diese Sache deinen eigenen Bruder opfern?“ fragte Amelia traurig.
    „Denn das wird geschehen, wenn Viktor davon erfährt, dass du den beiden Schutz bietest.“

    Amelia wusste selbst, wie schwer diese Situation war.
    Sie selbst hatte früh gelernt, dass es besser war den Verstand über die eigenen Gefühle zu stellen.
    Nur dadurch hatte sie so lange in dem Machtspiel zwischen den beiden Vampirältesten ausharren können.

    „Sonya ist stark.“ sagte sie mit Nachdruck. „Sie wird daran nicht zu Grunde gehen. Tief in ihr drin, hat sie doch schon selbst erkannt, dass dieser Weg der falsche ist.“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 05.11.2006, 14:04


    "Das wird er nicht tun." Entfuhr es Markus, doch noch bevor er ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, dass Amelia recht hatte.

    Er hatte nicht bedacht, was Viktor tun würde.
    Dass Viktor William in seiner Gewalt hatte, und dass er unter diesen Umständen nicht davor zurückschrecken würde, ihn zu töten.

    Und Markus hatte rein gar nichts, was er ihm entgegensetzen konnte, weil er nicht der Typ Vampir war, der sich selbst das Licht ausknipste.
    Andererseits sollte Viktor wissen, dass ein Mord an William unweigerlich Viktors eigenen Tod zur Folge haben würde.

    "Tief in ihr drin wird sie erst noch erkennen, was ihr der Lycaner wirklich bedeutet." Erwiderte er sah Amelia an, und dann wieder weg.

    "Ist es also unsere Aufgabe, ihr zu sagen, dass sie ihn aufgeben soll?" Hakte er dann leise nach, und deutete auf die Türe.
    "Kannst du das?"



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 05.11.2006, 15:28


    „Ja, ich könnte es.“ sagte Amelia und die Kälte, die ihre Worte begleitete, war deutlich zu spüren.

    Sie war eine Meisterin darin, ihre Gefühle zu verbergen.
    Doch Sonya war anders, das wusste Amelia nur zu gut.
    Natürlich tat die Vampirin ihr leid, doch andererseits war es auch sehr gefährlich, was sie nun empfand.
    Manchmal war es eben besser, den einfachen Weg zu gehen und den Lycaner aus ihrem Leben auszuschließen war definitiv die einfachere Lösung.

    „Wenn ihr wirklich so viel an dem Lycaner liegt, dann lässt sie ihn in Ruhe. Es ist ein zu großes Risiko, für beide Seiten.“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 05.11.2006, 22:08


    Markus seufzte leise.
    "Wahrscheinlich hast du recht." Gab er zu.

    Ja, wahrscheinlich hatte Amelia wirklich recht.
    Aber ihm fiel es dennoch schwer, das zu akzeptieren.
    Und er wollte nicht wahrhaben, dass er absolut nichts tun konnte, um die Sachlage zu ändern.

    "Ich... werde es ihr sagen." Fügte er leise hinzu.
    Damit wandte er sich der Türe zu, und öffnete sie, damit Amelia hindurchtreten konnte, sah sie dann aber noch einmal eindringlich an.

    Auch wenn er wusste, dass es das einzig richtige war, das sie tun konnten, hinterließ es einen bitteren Geschmack in seinem Mund, und sein Herz rebellierte gegen das, was sein Verstand ihm gebot.

    Er seufzte tief und wappnete sich dann innerlich für das, was er Sonya gleich würde sagen müssen.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 05.11.2006, 23:13


    Amelia trat an Markus vorbei hinaus in den Raum, in dem Sonya bereits auf sie wartete.
    Als sie kurz aufsah wurde sie Markus Blick gewahr und für sie war es, als würde eine unendlich große Dunkelheit und Traurigkeit darin liegen.
    Amelia hielt diesem Blick stand.
    Es war ein Kampf ohne Gewinner, den sie hier ausfochten.

    Wahre die Grenze, die auch dir gesetzt ist, Markus.
    Die Liebe ist ein Trugbild.
    Im Angesicht der Ewigkeit verblasst sie schnell.

    Damit wandte sie den Blick wieder ab und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Sonya und die Aufgabe, die sie nun vor sich hatten.



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 05.11.2006, 23:50


    Markus folgte Amelia langsam, nicht ohne über den Blick, den sie ihm zuwarf, nachzugrübeln.

    Liebe war vielleicht nicht für die Ewigkeit gemacht, aber was war die Ewigkeit ohne die Liebe?
    Was war die Unendlichkeit, wenn man alleine war, wenn man einsam war?

    Markus war lange schon einsam, ohne alleine zu sein, und bereits mehrmals hatte ihn das an den Rande des Wahnsinns getrieben, und jedes Mal war es allein der Gedanke an William gewesen, der ihn wieder an die Wirklichkeit erinnert hatte.
    Und es war seine Liebe zu William, die ihm Kraft gab.
    Auch wenn sie nicht zu vergleichen war mit dem, was Sonya empfinden mochte.

    Sie betraten beide wieder den Hauptraum, und Sonya sah hoffnungsvoll auf.
    Ihre Tränen waren getrocknet, und sie wirkte gefasster als noch wenige Minuten zuvor.
    "Na, Krisensitzung überstanden?" Fragte sie, versuchte zu lächeln, was ihr aber gründlichst misslang, als sie in Markus Gesicht blickte.

    Nein, Sonya. Der schlimmste Teil steht uns erst noch bevor.
    "Wir haben darüber gesprochen." Sagte Markus leise und trat auf sie zu.
    "Und..." Er stockte kurz, sah zu Amelia und dann wieder zu Sonya.
    "Du weißt, dass das nicht gutgehen kann. Du musst das beenden, Sonya. Ihr dürft euch nicht mehr sehen."

    Schweigen breitete sich über ihnen aus, und Sonya krallte ihre Hände ineinander.
    "Was?" Fragte sie heiser und Markus schlug die Augenlider nieder.
    "Wenn das rauskommt, ist hier die Hölle los." Entgegnete er leise, aber Sonya schüttelte energisch den Kopf.
    "Wenn." Sagte sie mit fester Stimme.
    "Aber das wird es nicht. Ich werde nichts sagen. Und ihr werdet beide nichts sagen!" Ihre Stimme wurde schriller, als sie sprach, und erneut schimmerten Tränen in ihren Augen.

    "Ihr werdet nichts sagen!" Wiederholte sie und sah beide flehentlich an.
    Markus schluckte und schwieg.
    Er wandte sich ab, streifte Amelia mit seinen blauen Augen, und bewegte sich auf eine der Säulen seines Bettes zu.
    Seine Hand legte sich um die hölzerne Verzierungen, und er sah zu Boden, unfähig, Sonya darauf zu antworten.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 06.11.2006, 10:41


    Prüfend sah Amelia die Vampirin an.
    Lange Zeit sagte keiner von ihnen etwas.
    Amelia wartete, bis Sonya sich wieder ein wenig beruhigt hatte.

    „Es liegt nicht an uns, Sonya.“ sagte sie schließlich. „Du weißt genau, dass wir dich nie verraten würden. Aber von uns hängt es gar nicht ab.“

    Sie machte ein paar Schritte durch den Raum, hin zum Kamin.
    Für einen langen Moment blickte sie in das erloschene Feuer, dann drehte sie sich wieder den beiden anderen zu.

    „Dein Vater hat Spitzel. Dein Geheimnis wird ihm nicht verborgen bleiben, glaub mir. Und wenn er erst davon erfährt, wird er außer sich sein vor Zorn. Viele wurden schon wegen weniger schlimmer Vergehen von Viktor zum Tode verurteilt.“



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 06.11.2006, 23:39


    Sonyas Augen begannen zu funkeln, während Markus sich in Schweigen hüllte, und in die Schatten zurückzog, die das Zimmer überzogen.
    "Keiner von ihnen war seine Tochter. Sein eigen Fleisch und Blut." Entgegnete sie mit fester Stimme.

    Er wird mich nicht töten. Das würde er niemals tun. Bin ich nicht alles, was er hat? Alles, was er jemals lieben konnte?

    "Mein Vater ist kein schlechter Mensch... Vampir." Fügte sie hinzu, erntete von Markus allerdings nur ein verächtliches Zischen.

    "Um gut und schlecht geht es für uns schon lange nicht mehr." Sagte er zynisch, und Sonya bemerkte, dass sie sich auf dünnes Eis begab, ohne es zu wollen.
    "Dein Vater, Sonya, liebt nichts. Und er fürchtet nichts. Nichts außer seinem eigenen Untergang. Aber seinen Tod hat er immer schon gefürchtet..." Ein tiefes, spöttisches Lachen verließ Markus Kehle, und allein das Funkeln seiner hellen Augen in der Dunkelheit verriet, dass er nicht wirklich über Viktor triumphieren konnte.

    Sonya schüttelte den Kopf.
    "Ihr... ihr beide könntet euch auf meine Seite schlagen. Ihr könntet euch geschlossen gegen ihn stellen. Er kann nicht gegen euch beide bestehen. Er wird nachgeben." Versuchte sie die beiden Ältesten zu überzeugen.

    Sie erhob sich von Markus' Bett, sah Amelia herausfordernd an, doch auf dem Gesicht der Vampirin konnte sie nur Kälte lesen.
    Nicht bereit, aufzugeben, wandte sie sich den Schatten zu, in welche sich Markus zurückgezogen hatte.
    Sie ergriff die Hände des Vampirfürsten, ehe er sich ihr entwinden konnte, und verzweifelt sah sie ihn an.
    "Bitte!" Flüsterte sie leise, ging vor ihm auf die Knie, doch das hatte nur zur Folge, dass Markus ihr seine Hände entzog, und weiter in die Dunkelheit entschwand.

    "Nein, Sonya." Sagte er und seine Stimme klang zugleich kalt als auch schmerzlich verzerrt.
    "Du weißt weder, was du verlangst, noch was das bedeutet."

    Sonya schüttelte den Kopf, und das dunkelblonde Haar fiel ihr wild in das Gesicht.
    "Nein. Ihr wisst nicht, was das bedeutet." Sagte sie mit entschlossener Stimme, und schüttelte den Kopf.
    "Warum nur habe ich geglaubt, bei euch Hilfe finden zu können? Ihr habt ja nicht einmal den Hauch einer Ahnung, wovon ich spreche! Ihr wart beide niemals in Liebe entflammt. Und ihr wisst nicht, dass es sich DAFÜR jederzeit zu sterben lohnt."

    Die junge Vampirin schickte sich an, den Raum zu verlassen, doch die Türe ließ sich von ihr nicht öffnen, und Sekunden später begriff sie auch warum.
    Markus hatte ihr den Blick zugewandt, und sie wusste, dass es sein Wille war, der die Türe geschlossen hielt.
    "Falsch." Entgegnete er mit dunkler, samtiger Stimme, ließ von der Türe ab, und fixierte dafür Sonya.
    "Du hast noch nicht begriffen, was wahre Liebe ist." Fuhr er fort, und obwohl sie es nicht wollte, geriet Sonya in seinen Bann.

    "Liebe bedeutet nicht, jemanden um jeden Preis besitzen zu müssen. Liebe bedeutet, loslassen zu können. Zu lieben bedeutet, selbst zurückzustecken, um demjenigen, den man liebt, nicht zur Last zu fallen. Diesen jemand glücklich, unbehelligt oder auch nur lebend zu sehen, darauf sollte alles, was du tust ausgerichtet sein. Und dafür solltest du bereit sein, selbst unglücklich zu werden.
    Was denkst du, ist das Beste für deinen Lycaner? Den Zorn deines Vaters auf sich zu ziehen?" Markus schüttelte den Kopf.
    "Selbst wenn wir dich schützen können, für den Lycaner gilt das nicht, Sonya. Er würde diese Beziehung nicht überleben, verstehst du?"

    Als er merkte, dass Sonya seinen Worten keinen Glauben schenken wollte, versuchte er es noch einmal.
    "Die wahre Kunst ist es, loszulassen. Das zu tun, was für ihn am Besten ist." Seine letzten Worte hatten sanfter, eindringlicher geklungen, aber Sonya funkelten ihn nur widerspenstig an.
    "Hast du William auch losgelassen? Hast du auch das getan, was das Beste für ihn ist, Markus? Muss ich mir solche Belehrungen von einem Mann... einem Vampir anhören, der mit sich selbst nicht im Reinen ist? Von dir, der du dich jeden Tag von neuem mit Schuld belädst, und das Leiden deines Bruders doch nicht zu mindern vermagst?" Sonyas Stimme war zu einem leisen, aber gefährlichen Zischen geworden, und nur in Augenblicken wie diesen zeigte sich, welch kleiner Teufel hinter ihrer unschuldigen Engelsmaske tatsächlich hauste.

    Jedes einzelne ihrer Worte traf, traf tief, und riss Wunden auf, die niemals wirklich verheilt waren.
    Sonya hatte sie in kalter Wut gesprochen, und als sie in Markus Gesicht sah, tat es ihr beinahe schon wieder leid.
    Doch was einmal gesagt war, konnte man nicht wieder zurücknehmen, und Sonya wollte sich nicht entschuldigen.
    Nicht jetzt, wo sie selbst so verzweifelt und in Rage war.

    Markus hatte nichts darauf erwidert.
    Er stand nur stumm da, fand keine Worte, um ihr zu Antworten, um zu erklären, oder die Vorwürfe von sich zu weichen.

    Alleine das Klicken, das die Türe verursachte, als sie sich öffnete, wies darauf hin, dass der Vampir von der Idee abgelassen hatte, Sonya gegen ihren Willen in seinen Räumen festzuhalten.
    Er ließ sie ziehen, wünschte es sich sogar geradezu, ohne es auszusprechen.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 07.11.2006, 10:17


    Amelia sah ihr stumm hinterher.
    Dermaßen wütend hatte sie Sonya noch nie erlebt.
    Einerseits hatte sie Mitleid mit ihr, andererseits schürte es ihren eigenen Zorn, da Sonya nun begann, die einzelnen Personen dieser Geschichte gegeneinander auszuspielen.
    Amelia wusste es jedoch besser.
    Es war nicht gut, auf ihre Worte zu hören und sie sich zu Herzen zu nehmen.
    Das war jedoch leichter gesagt als getan, vor allem für Markus.
    Ihre Beschuldigungen gegen ihn waren unpassend und nicht gerechtfertigt gewesen.
    Markus Situation war eine völlig andere.

    „Sie war aufgebracht.“ ergriff Amelia nun endlich das Wort.
    „Sie hat es nicht so gemeint, Markus. Wir wissen alle, dass die Situation deines Bruder viel komplizierter ist.



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 07.11.2006, 11:49


    Markus hob die Hand, um Amelia zum Schweigen zu bringen, während er sich selbst bemühte, die Fassung zu wahren.

    "Sag nichts." Bat er sie leise aber entschieden.
    Er schien nachzudenken, und blieb dabei so reglos, wie eine aus steinerne Statue.
    Selbst das blasse, strenge Gesicht wirkte für den Bruchteil einer Sekunde wie aus kaltem Mamor geschlagen, und nur das Funkeln der blauen Augen zeugte von dem Leben, welches in der regosen Skulptur noch stecken mochte.

    Dann, nach endlos scheinenden Sekunden des Schweigens löste er sich wieder aus seiner Starre.
    Er war verschiedenen Gedanken und Gefühlen nachgegangen, hatte sie gegeneinander abgewägt, und Entscheidungen gefällt.
    "Lass mich bitte alleine, Amelia." Sagte er sanft, trat an ihr vorbei, und bezog Position am Fenster, dessen Vorhänge noch zugezogen waren, trotz der Tatsache, dass der Abend bereits wieder herandämmerte.
    Sie hatten nicht geschlafen, alle drei nicht, aber für Markus spielte das keine Rolle.
    Er kannte das bereits zur Genüge und es war nicht das erste Mal, dass er sich Tage und Nächte um die Ohren schlug.
    "Geh ihr nach, Amelia. Sprich mit ihr. Bring sie zur Vernunft." Fügte er hinzu, seine Finger spielten an dem schweren Brokatvorhang, und schließlich öffnete er einen kleinen Spalt.

    Ein letzter Strahl hellen Sonnenlichts fiel auf seine Finger, verbrannte unbarmherzig die Haut darauf, und Markus stieß ein unterdrücktes Zischen aus.
    Er ließ den Vorhang jedoch nicht zufallen, sondern ertrug den Schmerz, den ihm das Licht bereitete stumm.
    Denn was er draußen sah, war unbezahlbar für ihn.
    Die rote Sonne verschwand am Horizont, und nahm ihre letzten Strahlen mit sich, die den Abendhimmel in Farben von weichem Rosé bis zum tiefsten Dunkelrot tauchte, bevor die Schwärze der Nacht die Herrschaft übernahm.
    Markus hatte Jahrhundertelang keinen vollkommenen Sonnenaufgang gesehen, und einen Sonnenuntergang schon gar nicht.
    Und so ließ er es sich von Zeit zu Zeit nicht nehmen, wenigstens die letzten Sekunden dieses Schauspiels zu betrachten, mochte es für ihn auch mit Schmerzen verbunden sein.
    Als die Sonne endgültig verschwunden war, wandte er sich wieder um, sah, dass Amelia noch immer im Raum stand, und fixierte sie mit fragendem Blick.



    Re: Markus ' Gemächer

    Amelia - 07.11.2006, 12:26


    Amelia verharrte nur deshalb so lange, um sicher zu gehen, dass Markus sich nicht selbst etwas antat.

    Sonyas Worte hatten ihn härter getroffen, als er sich wohl selbst eingestehen wollte.
    Gerne hätte Amelia ihm in diesem Moment Trost gespendet, doch kannte sie Markus inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er in solchen Augenblicken Ruhe suchte.
    Diesen Wunsch würde sie auch zur Kenntnis nehmen.

    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wandte sie sich zur Tür um und überließ Markus der Düsterkeit seiner eigenen Gedanken und Emotionen.

    tbc: Sonyas Gemächer (wenn es solche gibt)



    Re: Markus ' Gemächer

    Markus Corvinus - 07.11.2006, 17:32


    Markus sah ihr schweigend hinterher.

    Vielleicht gelang Amelia, was ihm nicht gelungen war.
    Aber vielleicht war es auch Schicksal, dass Sonya nicht auf sie hörte.
    Ein Wink mit dem Zaunpfahl, der ihnen die richtige Richtung wies?
    Andererseits forderte das Schicksal oftmals, das man kämpfte.
    Was also, wenn dies eine Aufforderung war zu kämpfen?
    Aber konnte es denn überhaupt wichtig sein, für Viktor zu kämpfen?

    Markus seufzte leise.
    Er schloss die Augen und konzentrierte sich, suchte stumm nach einer ganz bestimmten Präsenz hier im Schloß, fand sie schließlich, und übertrug ihr eine Aufgabe.

    Normalerweise verwendete Markus Fähigkeiten wie Telepathie oder auch Gedankenlesen selten, was nicht daran lag, dass er sie nicht schätze, sondern vieleher daran, dass er die Gedanken derer, die ihn vielleicht interessiert hätten, nicht lesen konnte, und die derer die er lesen konnte ihn nicht interessierten.

    Amelia und Viktor waren die beiden großen Mysterien seiner Welt, und trotzdem kannte er beide besser als sie sich selbst.
    Selbst wenn er Amelias Gedanken nicht las - was auch etwas mit Respekt vor ihr zu tun hatte, fing er dennoch manchmal Gedankenbilder von ihr auf, ohne das sie es merkte.
    Und es zeigte ihm, dass auch Amelia sich nicht so sehr von ihm unterschied.
    Viktor dagegen strahlte Kälte aus, und für Markus fühlte es sich an, als liefe er jedes Mal gegen eine Wand, wenn er sich ihm näherte.
    Und trotzdem, selbst der alte Vampir hatte Schwächen, und Markus wusste, dass eine davon Sonya war.
    So kalt und rücksichtslos Viktor auch sein mochte, er liebte seine Tochter auf eine Weise, die Markus weder verstehen noch begreifen konnte. Aber er liebte.
    Und das letztendlich war es, was Mitgefühl in seinem Herzen regte, für den verbitterten, kalten, alten Mann, der Viktor nun einmal war.
    Und das war es auch, was ihn Viktors Grausamkeiten ertragen ließ, ohne zu zerbrechen, auch wenn er der Verzweiflung oft nah war.

    Markus Finger begannen leise auf einem Buchrücken zu trommeln, während er in den Spiegel über seinen Schreibtisch sah, und sein Spiegelbild musterte.
    Er sah selbst dass er abgekämpft und müde wirkte, aber weit besser aussah, als die Abende zuvor.
    Und einen kurzen Moment lang stellte er sich vor, seine Augen wären braun, und das Gesicht nicht seines, sondern das seines Bruders.
    "Na, wenigstens kann ich nicht vergessen, wie du aussiehst." Murmelte Markus mit einem Anflug von Zynismus, doch er lächelte nicht, starrte sich nur weiter an.
    Selbst wenn seine Lippen verschlossen waren, hatte er noch etwas unmenschliches an sich, etwas entrücktes, widernatürliches und Markus begriff einmal mehr, welche Monströsität er und seinesgleichen eigentlich darstellten.

    Und genau mit dem Gedanken trittst du jetzt den Lycanern gegenüber, Markus. Und dann sieh zu, was geschieht!

    Er schüttelte den Kopf.
    Was für ein absurder Gedanke!

    Sein Blick glitt vom Spiegel zu seinem Bett, und von da aus zu dem kleinen Regal neben dem Bett.
    Er wollte gerade daraufzugehen, als er erneut innehielt, und schließlich nickte.
    Er fühlte Tanis Nervösität und wusste, dass der Chronist seinen Auftrag erfüllt hatte, was Markus wiederum dazu brachte, seine Richtung zu ändern, und seine Räumlichkeiten zu verlassen.

    tbc: Tanis Gemächer


    ooC: Wurden bereits gebaut ;)



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